In den Fußspuren des großen Arztes

Kapitel 7

Das Zusammenwirken des Göttlichen und Menschlichen

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"Die Kranken sollen wieder hergestellt werden durch das Zusammenwirken des Göttlichen und des Menschlichen."

Der Arzt soll in seinem Amte, die Menschen zu heilen, ein Mitarbeiter Christi sein. Der Heiland diente der Seele und dem Leib. Das Evangelium, welches er lehrte, war eine Botschaft geistigen Lebens und körperlicher Gesundheit. Erlösung von Sünde und Heilung von Krankheit waren verbunden. Derselbe Dienst ist dem christlichen Arzt übertragen. Er soll mit Christo verbunden sein, um den körperlichen und geistigen Nöten seiner Mitmenschen abzuhelfen. Er soll für die Kranken ein Bote der Gnade sein, der ihnen für den kranken Leib und für die sündenkranke Seele ein Heilmittel bringt.

Christus ist das wahre Haupt des ärztlichen Berufes. Als der Oberarzt steht er jedem gottesfürchtigen Doktor zur Seite, welcher die Leiden der Menschheit lindern möchte. Während der Arzt die Heilmittel der Natur für körperliches Leiden benutzt, sollte er seine Patienten auf den verweisen, der die Krankheiten von Seele und Leib heilen kann. Christus führt das aus, wozu die Ärzte nur hilfreich beitragen können; sie versuchen die Heilung der Natur zu unterstützen, Christus selbst ist der Heiler. Der Arzt sucht das Leben zu bewahren; Christus teilt Leben mit.

Die Quelle der Heilung

Der Heiland offenbart in seinen Wundern die Kraft, welche beständig um des Menschen willen am Wirken ist, ihn zu unterstützen und zu heilen. Gott wirkt Tag für Tag, Stunde für Stunde, ja jeden Augenblick durch die Kräfte der Natur, um uns am Leben zu erhalten, uns aufzubauen und wiederherzustellen. Wenn irgend ein Teil des Körpers verletzt ist, so geht sofort eine Heilung vor sich, die Naturkräfte beginnen ihr Werk, die Gesundheit wiederherzustellen, aber diese durch dieselben wirkende Kraft ist die Kraft Gottes. Alle lebenspendende Kraft kommt von ihm. Wenn jemand von einer Krankheit genest, so ist es Gott, der ihn wiederherstellt. Krankheit, Leiden und Tod sind Werke einer gegnerischen Macht. Satan ist der Zerstörer, Gott der Wiederhersteller.

Die zu Israel gesprochenen Worte sind auch heute wahr für alle, welche die Gesundheit des Körpers oder der Seele wieder erhalten: "Ich bin der Herr, dein Arzt." 2.Mose 15,26. Der Wunsch Gottes für jedes menschliche Wesen wird in den Worten ausgedrückt: "Mein Lieber, ich wünsche in allen Stücken, daß dir's wohlgehe und du gesund seiest, wie es denn deiner Seele wohlgeht." Er ist derjenige, "der dir alle deine Sünde vergibt, und heilet alle deine Gebrechen; der dein Leben vom Verderben erlöset, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit." 3.Johannes 2; Psalm 103,3.4.

Sünde ist die Ursache der Krankheit

Wenn Christus Krankheiten heilte, so warnte er viele der Betroffenen: "Sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre." Johannes 5,14. Er lehrte sie dadurch, daß sie die Krankheit durch Übertretung der Gesetze Gottes über sich gebracht hatten und daß die Gesundheit nur durch Gehorsam bewahrt werden könne.

Der Arzt sollte seine Patienten lehren, daß sie in dem Werk der Wiederherstellung mit Gott zusammenwirken müssen. Der Arzt erkennt beständig immer mehr die Wirklichkeit der Tatsache, daß Krankheit eine Folge der Sünde ist. Er weiß, daß die Naturgesetze ebensowohl göttlich sind als die Vorschriften der zehn Gebote und daß nur im Gehorsam gegen dieselben die Gesundheit zurückerlangt oder bewahrt werden kann. Er sieht viele Leidende, die infolge schädlicher Gewohnheiten krank sind und welche wieder gesund werden könnten, wenn sie für ihre Wiederherstellung tun wollten, was sie tun können. Sie müssen belehrt werden, daß jede Handlung, welche die körperlichen, geistigen oder seelischen Kräfte zerstört, Sünde ist und daß die Gesundheit gesichert wird durch Gehorsam gegen die Gesetze, welche Gott zum Besten der ganzen Menschheit festgelegt hat.

Wenn ein Arzt sieht, daß ein Patient an einer Krankheit leidet, welche durch unrichtiges Essen und Trinken oder andere schlechte Gewohnheiten verursacht wurde, und ihm dies nicht sagt, so begeht er an seinen Mitmenschen ein Unrecht. Trunkenbolde, Wahnsinnige, Opfer zügelloser Leidenschaft sind alle Mahnrufe für den Arzt, offen und bestimmt zu erklären, daß die Sünde Leiden verursacht. Solche, welche die Lebensgrundsätze verstehen, sollten sich ernstlich bemühen, den Ursachen der Krankheit entgegen zu wirken. Wie kann der Arzt schweigen, wenn er den beständigen Kampf mit dem Schmerz sieht und stets bemüht sein muß, die Leiden zu lindern? Ist er barmherzig und gnädig, wenn er nicht strenge Mäßigkeit als ein Heilmittel gegen Krankheiten empfiehlt?

Gottes Gesetze des Lebens

Es sollte deutlich gezeigt werden, daß der Weg der Gebote Gottes der Weg des Lebens ist. Gott hat die Naturgesetze festgelegt, aber seine Gesetze sind keine willkürlichen Forderungen. Jedes "du sollst nicht", sei es ein gesundheitliches oder moralisches Gesetz, schließt eine Verheißung ein. Gehorchen wir, so werden unsere Schritte von Segen begleitet sein. Gott zwingt uns niemals, das Rechte zu tun, aber er sucht uns von dem Bösen zu erretten und uns zu dem Guten zu leiten.

Laßt uns die Aufmerksamkeit auf die Gesetze lenken, welche Israel gegeben worden sind. Gott gab ihnen bestimmte Belehrungen in bezug auf ihre Lebensgewohnheiten. Er machte sie mit den Gesetzen bekannt, welche sich auf körperliches und geistiges Wohlergehen bezogen und im Falle des Gehorsams gibt er ihnen die Versicherung: "Der Herr wird von dir tun alle Krankheit." 5.Mose 7,15.

"Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge"; "denn sie sind das Leben denen, die sie finden und gesund ihrem ganzen Leibe." 5.Mose 32,46; Sprüche 4,22.

Gott wünscht, daß wir den Standpunkt der Vollkommenheit erreichen sollen, der uns durch die Gabe Christi möglich gemacht ist. Er fordert uns auf, unsere Wahl auf der rechten Seite zu treffen, uns mit den himmlischen Kräften zu verbinden und Grundsätze anzunehmen, welche das göttliche Ebenbild wieder in uns herstellen werden. Er hat in seinem geschriebenen Wort und in dem großen Buch der Natur die Grundsätze des Lebens offenbart. Es ist unsere Aufgabe, eine Erkenntnis dieser Grundsätze zu erlangen und im Gehorsam seine Mitarbeiter zu sein, um ebensowohl die Gesundheit des Körpers als der Seele wieder herzustellen.

Das Evangelium der Gesundheit

Die Menschen müssen lernen, daß der Segen des Gehorsams in seiner Fülle ihnen nur zuteil werden kann, wenn sie die Gnade Christi annehmen. Seine Gnade gibt den Menschen die Kraft, den Gesetzen Gottes zu gehorchen; sie befähigt ihn, die Bande übler Gewohnheiten zu brechen. Sie ist die einzige Kraft, die ihn standhaft machen und auf dem rechten Pfade halten kann.

Wenn das Evangelium in seiner Reinheit und Macht angenommen wird, ist es eine Heilung für jede Krankheit, welche der Sünde entstammt. Die Sonne der Gerechtigkeit wird aufgehen "und Heil unter ihren Flügeln". Maleachi 3,20. Nichts was diese Welt bietet, kann ein gebrochenes Herz heilen oder Frieden mitteilen, oder Sorgen entfernen oder Krankheit vertreiben. Ruhm, Kunst, Talente, alle sind machtlos, das traurige Herz freudig zu stimmen oder das zerstörte Leben wiederherzustellen. Des Menschen einzige Hoffnung ist das Leben Gottes in der Seele.

Die Liebe, welche Christus durch das ganze Wesen ergießt, ist eine belebende Kraft. Sie berührt alle Teile, das Gehirn, das Herz, die Nerven, mit Heilkraft. Durch sie werden die erhabensten Kräfte des Wesens zur Tätigkeit erweckt. Sie befreit die Seele von Schuld und Kummer, von Furcht und Sorge, welche die Lebenskräfte verzehren. Mit ihr kommt Ruhe und Seelenfriede, sie erweckt in der Seele eine Freude, welche nichts Irdisches zerstören kann, die Freude in dem heiligen Geist, die Gesundheit und Leben spendet. Die Worte unseres Heilandes: "Kommt her zu mir ... ich will euch erquicken" (Matthäus 11,28), sind das göttliche Rezept zur Heilung körperlicher, geistiger und seelischer Leiden. Obgleich die Menschen die Leiden sich selbst durch ihr verkehrtes Handeln zugezogen haben, blickt er doch voll Mitleid auf sie. In ihm können sie Hilfe finden. Er will Großes für diejenigen tun, die ihm vertrauen.

Obgleich die Sünde seit Jahrhunderten ihren Halt an dem Menschengeschlecht gekräftigt hat, und obwohl der Satan durch Falschheit und List den schwarzen Schatten seiner Auslegung über das Wort Gottes geworfen und die Menschen veranlaßt hat, an Gottes Güte zu zweifeln, haben doch des Vaters Gnade und Liebe nicht aufgehört, in reichen Strömen zur Erde niederzufließen. Wenn menschliche Wesen nur die Fenster der Seele in Würdigung der göttlichen Gaben himmelwärts öffnen wollten, so würde eine Fülle heilender Kraft herniederkommen.

Der Wert gründlicher Ausbildung

Der Arzt, welcher ein guter Arbeiter Jesu Christi sein möchte, wird danach streben, in seinem ganzen Werk tüchtig zu werden. Er wird fleißig studieren, damit er für die Verantwortlichkeiten seines Berufes tüchtig sei; er wird beständig danach streben, einen höheren Standpunkt zu erreichen, nach vermehrter Erkenntnis, größerer Geschicklichkeit und tieferem Unterscheidungsvermögen suchen. Jeder Arzt sollte erkennen, daß derjenige, der eine geringe ungenügende Arbeit tut, nicht nur den Kranken Schaden zufügt, sondern auch gegen seine Berufsgenossen eine Ungerechtigkeit begeht. Der Arzt, der mit einem niederen Standpunkt der Geschicklichkeit und der Erkenntnisse zufrieden ist, erniedrigt nicht nur den ärztlichen Beruf, sondern macht auch Christus, dem großen Arzt, Unehre.

Solche, die sich für den ärztlichen Beruf untauglich finden, sollten irgend eine andere Beschäftigung wählen. Andere, die sich zur Krankenpflege gut eignen, deren Ausbildung und ärztliche Fähigkeiten aber beschränkt sind, würden gut tun, den bescheideneren Teil der Arbeit aufzunehmen, indem sie treu als Pfleger dienen. Durch geduldigen Dienst unter geschickten Ärzten können sie stets lernen, und indem sie jede Gelegenheit benutzen, sich Kenntnisse anzueignen, mögen sie mit der Zeit vollkommen für die Arbeit eines Arztes tüchtig werden. Die jüngeren Ärzte sollten "als Mithelfer (des großen Arztes) ... nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangen ... niemand irgend ein Ärgernis geben, auf daß unser Amt (an den Kranken) nicht verlästert werde, sondern in allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes." 2.Korinther 6,1-4.

Gottes Absicht für uns ist, daß wir immer aufwärts streben sollen. Der wahre Missionsarzt wird stets zur praktischen Geschicklichkeit fortschreiten. Talentvolle, christliche Ärzte, die vorzügliche Fähigkeiten für ihren Beruf haben, sollten ausgewählt und ermutigt werden, in den Dienst Gottes zu treten, an Orten, wo sie andere ausbilden und erziehen können, um ärztliche Missionare zu werden.

Der Arzt sollte das Licht des Wortes Gottes in seine Seele aufnehmen. Er sollte beständig in der Gnade wachsen. Für ihn darf die Religion nicht nur ein Einfluß unter anderen sein, sondern der Einfluß, welcher alle anderen beherrscht. Er soll aus hohen, heiligen Beweggründen handeln -- aus Beweggründen, die mächtig sind, weil sie von dem Einen ausgehen, der sein Leben hingab, um uns die Macht zu verleihen, das Böse zu überwinden.

Wenn der Arzt treu und eifrig danach strebt, in seinem Beruf tüchtig zu werden, wenn er sich dem Dienst Christi weiht und sich Zeit nimmt, sein eigenes Herz zu durchforschen, so wird er verstehen lernen, die Geheimnisse seiner heiligen Berufung zu erfassen. Er kann sich selbst so ausbilden und erziehen, daß alle innerhalb seines Einflusses die Vorzüglichkeit der Erziehung und Weisheit bezeugen werden, die derjenige erlangt, der mit dem Gott der Weisheit und Macht verbunden ist.

Ein göttlicher Helfer im Krankenzimmer

Keine Arbeit erfordert eine engere Gemeinschaft mit Christo als die Arbeit des Arztes. Wer richtig die Pflichten eines Arztes erfüllen will, muß täglich und stündlich ein christliches Leben führen. Das Leben des Patienten liegt in den Händen des Arztes. Eine oberflächliche Feststellung der Krankheit, ein falsches Rezept in einem kritischen Falle, eine ungeschickte Bewegung der Hand bei einer Operation, vielleicht nur um eines Haares Breite, und ein Leben kann geopfert sein, eine Seele geht in die Ewigkeit ein. Wie feierlich ist der Gedanke! Wie wichtig ist es, daß der Arzt stets unter der Leitung des göttlichen Oberarztes steht!

Der Heiland will gern allen helfen, welche ihn um Weisheit und Klarheit der Gedanken bitten. Und wer bedarf mehr der Weisheit und der klaren Gedanken als der Arzt, von dessen Entscheidung so viel abhängt? Der Mann, welcher das Leben zu verlängern versucht, sollte im Glauben auf Christum schauen, damit er jede seiner Bewegungen leite. Der Heiland wird ihm sein Gefühl und seine Geschicklichkeit bei der Behandlung schwieriger Fälle verleihen.

Wunderbare Gelegenheiten bieten sich dem Hüter der Kranken. In allem, was für die Wiederherstellung derselben geschieht, sollten sie erkennen, daß der Arzt versucht, sie zu Mitarbeitern Gottes zu machen, die Krankheit zu besiegen. Er sollte sie fühlen lassen, daß sie bei jedem Schritt, den sie in Übereinstimmung mit den Gesetzen Gottes unternehmen, die Hilfe der göttlichen Kraft erwarten dürfen.

Die Kranken und Leidenden haben viel mehr Vertrauen zu einem Arzt, von dem sie überzeugt sind, daß er Gott liebt und fürchtet. Sie verlassen sich auf seine Worte. Sie haben ein Gefühl der Sicherheit in der Gegenwart und in der Hilfeleistung eines solchen Arztes.

Es ist das Vorrecht des christlichen Arztes, wenn er den Herrn Jesum kennt, im Gebet seine Gegenwart für das Krankenzimmer zu erflehen. Ehe er zu einer kritischen Operation schreitet, sollte der Arzt die Hilfe des großen Arztes erbitten. Er sollte den Leidenden die Versicherung geben, daß Gott ihn sicher durch diese Prüfung hindurchbringen kann, daß er für diejenigen, die ihm vertrauen, in allen schweren Zeiten eine sichere Zuflucht ist. Der Arzt, der dies nicht tun kann, verliert einen Fall nach dem anderen, welcher sonst hätte gerettet werden können. Kann er Worte aussprechen, welche Glauben an den mitleidigen Heiland einflößen, welcher jeden Angstseufzer vernimmt, und kann er die Bedürfnisse der Seele dem Herrn im Gebet vorführen, so wird die Krisis in viel mehr Fällen glücklich verlaufen.

Nur der Herzenskündiger weiß, mit wieviel Zittern und Schrecken viele Patienten in eine Operation unter der Hand eines Chirurgen einwilligen. Sie erkennen ihre Gefahr. Wenn sie auch der Geschicklichkeit des Arztes vertrauen, so wissen sie doch, daß er nicht unfehlbar ist. Wenn sie aber sehen, daß der Arzt sich im Gebet beugt und Gottes Hilfe erfleht, werden sie mit Vertrauen erfüllt. Dankbarkeit und Zuversicht öffnen das Herz der Heilkraft Gottes, die Kräfte des ganzen Wesens werden neu belebt und die Lebenskraft siegt.

Auch für den Arzt ist die Gegenwart des Heilandes ein Element der Stärke. Oft ruht die Verantwortlichkeit und Möglichkeit seiner Arbeit schwer auf seinem Geist. Eine fieberische Ungewißheit und Furcht machen die Hand ungeschickt, aber die Gewißheit, daß der göttliche Ratgeber ihm zur Seite steht, um ihn zu leiten und zu unterstützen, verleiht ihm Ruhe und Mut. Die Berührung Christi verleiht der Hand des Arztes neue Lebenskraft, Ruhe und Vertrauen.

Wenn die Krisis glücklich überstanden und Erfolg in Aussicht ist, sollten einige Augenblicke im Gebet mit dem Patienten verbracht werden. Gebt eurer Dankbarkeit Ausdruck für das Leben, welches bewahrt wurde. Wenn der Patient Worte der Dankbarkeit gegen den Arzt ausspricht, so lenkt das Lob und die Danksagung auf Gott. Sagt dem Patienten, daß sein Leben bewahrt wurde, weil er unter dem Schutz des himmlischen Arztes stand.

Wenn der Arzt auf diese Weise verfährt, so leitet er seine Patienten zu dem einen, von welchem sein Leben abhängt und der retten kann immerdar, die zu ihm kommen.

Seelsorge

In der ärztlichen Missionsarbeit sollte ein tiefes Verlangen für die Rettung von Seelen mitwirken. Dem Arzt ist ebensowohl wie dem Prediger das Höchste anvertraut, was jemals Menschen übertragen wird. Einem jeden Arzt ist die Heilung von Seelen anvertraut, ob er es erkennt oder nicht.

Da die Ärzte in ihrem Beruf mit Krankheit und Tod zu tun haben, verlieren sie zu oft die feierlichen Wirklichkeiten des zukünftigen Lebens aus dem Auge. In ihrer ernsten Bemühung, die Gefahr des Leibes abzuwenden, vergessen sie die Gefahr der Seele. Vielleicht verliert derjenige, dem sie dienen, seinen Halt am Leben, die letzten Gelegenheiten entschlüpfen seinen Händen. Dieser Seele muß der Arzt am Richterstuhl Christi wieder begegnen.

Wir gehen oft des köstlichsten Segens verlustig, indem wir es unterlassen, ein Wort zur rechten Zeit zu reden. Wenn die goldene Gelegenheit nicht beachtet wird, ist sie verloren. Am Bett des Kranken sollte kein Wort über Glaubensbekenntnis oder streitige Glaubensfragen geredet werden. Verweist den Leidenden auf ihn, der gern alle rettet, die im Glauben zu ihm kommen. Ernstlich und zärtlich strebe man danach, der Seele zu helfen, die zwischen Leben und Tod schwebt.

Weiß der Arzt, daß Christus sein persönlicher Heiland ist, weil er selbst bei ihm Zuflucht fand, so weiß er auch, wie er mit der zitternden, schuldigen, sündenkranken Seele handeln soll, die sich hilfesuchend an ihn wendet. Er kann die Frage beantworten: "Was muß ich tun, daß ich selig werde?" Er kann von der Liebe des Erlösers erzählen, er kann aus Erfahrung über die Macht der Reue und des Glaubens sprechen. Er kann in einfachen, ernsten Worten die Bedürfnisse der Seele im Gebet Gott vorlegen und kann den Kranken ermutigen, ebenfalls zu bitten und die Gnade des mitleidsvollen Heilandes anzunehmen. Wenn er auf diese Weise an dem Krankenbett dient und Worte redet, welche Hilfe und Trost spenden, so wirkt der Herr mit ihm und durch ihn. Wenn das Gemüt des Leidenden auf den Heiland gerichtet ist, erfüllt der Friede Christi sein Herz und die geistige Gesundheit, welche er erlangt, wird als die hilfreiche Hand Gottes dienen, die Gesundheit des Körpers wieder herzustellen.

Der Arzt wird auch oft Gelegenheit finden, bei seinen Krankenbesuchen den Freunden des Erkrankten dienen zu können. Wenn sie an dem Krankenbett wachen und sich machtlos fühlen, einen Stich des Schmerzes oder der Angst zu verhindern, so werden ihre Herzen erweicht. Oft wird der Kummer, welcher vor anderen verborgen wird, dem Arzt gegenüber ausgesprochen. Dann hat er Gelegenheit, diese bekümmerten Seelen auf ihn zu verweisen, der die Mühseligen und Beladenen eingeladen hat, zu ihm zu kommen. Oft kann er für sie und mit ihnen beten und ihre Not dem Heiler aller Schmerzen, der allen Kummer lindert, vorlegen.

Gottes Verheißungen

Dem Arzt bieten sich köstliche Gelegenheiten, seine Patienten auf die Verheißungen des Wortes Gottes zu verweisen. Er kann aus dem Schatzhaus Neues und Altes hervorbringen, kann hier und da Worte des Trostes und der Belehrung sprechen, nach denen man verlangt. Der Arzt sollte stets eine Fülle frischer, lebendiger Gedanken haben. Dazu sollte er sorgfältig das Wort Gottes studieren, damit er mit den Verheißungen desselben vertraut ist. Die Trostesworte sollten auf seinen Lippen sein, welche Christus während seines irdischen Dienstes sprach, wenn er seine Belehrungen erteilte und die Kranken heilte. Er sollte von den Heilungen sprechen, welche Christus vollbrachte und von seiner Zärtlichkeit und Liebe. Niemals sollte er versäumen, die Gedanken seiner Patienten auf Christum, den großen Arzt zu richten.

Dieselbe Kraft, welche Christus ausübte als er sichtbar unter den Menschen wandelte, enthält sein Wort heute noch. Durch sein Wort heilte Jesus Krankheiten und trieb Dämonen aus; durch sein Wort stillte er den Sturm auf der See und erweckte die Toten, und das Volk bezeugte, daß sein Wort Macht hatte. Er redete das Wort Gottes, wie er es geredet hatte zu allen Propheten und Lehrern des Alten Testaments. Die ganze Bibel ist eine Offenbarung Christi.

Wir sollen die Schrift als das Wort Gottes an uns annehmen, welches nicht nur für uns geschrieben ist, sondern auch zu uns gesprochen. Als die Angefochtenen zu Christo kamen, schaute er nicht nur auf diejenigen, welche damals um Hilfe baten, sondern auf alle, welche bis auf den heutigen Tag mit den gleichen Nöten und dem gleichen Glauben zu ihm kommen würden. Als er zu dem Gichtbrüchigen sagte: "Sei getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben" (Matthäus 9,2); als er zu dem Weib von Kapernaum sprach: "Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin mit Frieden" (Lukas 8,48), da redete er auch zu allen anderen betrübten, sündenbeladenen Seelen, welche seitdem seine Hilfe suchen würden.

Mit allen Verheißungen des Wortes Gottes verhält es sich so. Er spricht in denselben zu uns persönlich und so direkt, als wenn wir seiner Stimme lauschen könnten. In diesen Verheißungen teilt Christus uns seine Gnade und Kraft mit. Sie sind Blätter von jenem Baum, welcher "zur Heilung der Nationen" (Offenbarung 22,2, EB) dient. Angenommen und in sich aufgenommen verleihen sie Festigkeit des Charakters, teilen Leben mit und erhalten es. Nichts anderes kann solche Heilkraft ausströmen. Nichts anderes kann den Mut und den Glauben mitteilen, welcher dem ganzen Wesen Lebenskraft verleiht.

Demjenigen, der zitternd vor Furcht an dem Rand des Grabes steht, der Seele, welche müde ist von der Last der Leiden und Sünde, sollte der Arzt, wenn er Gelegenheit hat, die Worte des Heilandes wiederholen -- denn alle Worte der heiligen Schrift sind seine Worte.

"Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Denn so du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland ... Weil du so wert bist vor meinen Augen geachtet, mußt du auch herrlich sein, und ich habe dich lieb." "Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen, und gedenke deiner Sünden nicht." "Fürchte dich nicht, ich bin mit dir." Jesaja 43,1-4.25.5.

"Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, so ihn fürchten. Denn er kennt, was für ein Gemächte wir sind; er gedenkt daran, daß wir Staub sind." Psalm 103,13.14.

"Allein erkenne deine Missetat, daß du wider den Herrn, deinen Gott, gesündigt hast." "So wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend." Jeremia 3,13; 1.Johannes 1,9.

"Ich vertilge deine Missetaten wie eine Wolke, und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir; denn ich erlöse dich." Jesaja 44,22.

"So kommt denn, und lasset uns mit einander rechten, spricht der Herr. Wenn eure Sünde gleich blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden; und wenn sie gleich ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden." Jesaja 1,18.

"Ich habe dich je und je geliebt, darum hab ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." "Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln." Jeremia 31,3; Jesaja 54,7.

"Euer Herz erschrecke nicht." "Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht, und fürchte sich nicht." Johannes 14,1.27.

"Daß ein jeglicher unter ihnen sein wird wie eine Zuflucht vor dem Wind, und wie ein Schirm vor dem Platzregen, wie die Wasserbäche am dürren Ort, wie der Schatten eines großen Felsen im trockenen Lande." Jesaja 32,2.

"Die Elenden und Armen suchen Wasser, und ist nichts da; ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der Herr, will sie erhören, ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen." Jesaja 41,17.

"So spricht der Herr, der dich gemacht hat: ... Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre; ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen." Jesaja 44,2.3.

"Wendet euch zu mir so werdet ihr selig, aller Welt Enden." Jesaja 45,22.

"Fürwahr, er trug unsere Krankheit, und lud auf sich unsere Schmerzen." "Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet, und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt." Jesaja 53,4.5.