In den Fußspuren des großen Arztes

Kapitel 24

Fleisch als Nahrung

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"Von Anbeginn aber ist's nicht also gewesen."

Die dem Menschen am Anfang bestimmte Diät schloß keine tierische Nahrung ein. Erst nach der Flut, als alles Grüne auf Erden vernichtet war, erhielt der Mensch Erlaubnis, Fleisch zu essen.

Da der Herr die Nahrung des Menschen im Paradies wählte, zeigte er, welches die beste Speise sei; dieselbe Lehre gab er in der Wahl, die er für Israel traf. Er führte die Israeliten aus Ägypten und unternahm ihre Erziehung, damit sie ein Volk zu seinem Eigentum sein möchten. Durch sie wünschte er die Welt zu segnen und zu belehren. Er versah sie mit der Nahrung, die am besten diesem Zweck entsprach -- nicht Fleisch, sondern Manna, "Himmelsbrot". Nur infolge ihrer Unzufriedenheit und ihres Klagens nach den Fleischtöpfen Ägyptens wurde ihnen tierische Nahrung gewährt, aber nur für eine kurze Zeit. Der Genuß derselben brachte Tausenden Krankheit und Tod, dennoch wurde die Beschränkung auf eine fleischlose Diät niemals von Herzen angenommen. Sie verursachte auch fernerhin Unzufriedenheit und Murren, offen oder im stillen, und wurde nicht dauernd befolgt.

Bei ihrer Niederlassung in Kanaan wurde den Israeliten tierische Nahrung erlaubt, aber unter sorgfältiger Einschränkung, wodurch die schlimmen Folgen verringert werden sollten. Schweinefleisch war ausgeschlossen, ebenso andere Tiere, Vögel und Fische, deren Fleisch für unrein erklärt war. Bei den erlaubten Fleischspeisen war das Essen des Fettes und Blutes streng verboten. Nur solche Tiere durften als Nahrung benutzt werden, die in gutem Zustand waren. Kein Tier, welches zerrissen worden, welches von selbst gestorben oder von welchem das Blut nicht sorgfältig abgezogen worden war, durfte als Nahrung benutzt werden.

Die Israeliten erlitten großen Verlust, indem sie von dem Plan abwichen, den Gott für ihre Diät bestimmt hatte. Sie wollten Fleisch essen und ernteten die Folgen davon. Sie erreichten nicht Gottes Ideal des Charakters und erfüllten nicht seine Absicht. "Der Herr gab ihnen ihre Bitte, und sandte ihnen genug, bis ihnen davor ekelte!" Psalm 106,15. Sie schätzten das Irdische mehr als das Geistige, und erlangten nicht den heiligen Vorrang, wie es seine Absicht für sie war.

Gründe zur Ablegung der Fleischspeise

Solche, die Fleisch essen, genießen Getreide und Gemüse aus zweiter Hand; denn das Tier empfängt von diesen Dingen die Nährstoffe, welche das Wachstum ermöglichen. Das Leben, welches in den Getreiden und Pflanzen war, geht in den Verzehrer über; wir empfangen es, indem wir das Fleisch der Tiere essen. Wieviel besser ist es doch, dasselbe direkt zu nehmen, indem wir die Nahrung essen, welche Gott zu unserem Genuß bestimmt hatte!

Fleisch war niemals die beste Nahrung; aber gegen den Genuß desselben ist nun doppelt Einwand zu erheben, seit die Krankheit unter den Tieren so sehr zunimmt. Solche, die Fleischspeisen genießen, wissen kaum, was sie essen. Wenn sie oft die Tiere lebend sehen könnten und die Qualität des Fleisches, welches sie essen, kennten, so würden sie sich mit Widerwillen abwenden. Die Leute essen beständig Fleisch, welches von Tuberkel- und Krebskeimen durchdrungen ist. Schwindsucht, Krebs und andere schreckliche Krankheiten werden auf diese Weise mitgeteilt.

Die Gewebe des Schweines wimmeln von Parasiten. Von dem Schwein sagt Gott: "Es soll euch unrein sein. Von diesem Fleisch sollt ihr nicht essen, noch ihr Aas anrühren." 5.Mose 14,8. Dies Gebot wurde gegeben, weil Schweinefleisch zur Nahrung ungeeignet ist. Schweine sind Gassenkehrer und dies ist der einzige Nutzen, den sie haben. Niemals, unter keinen Umständen, sollte ihr Fleisch von menschlichen Wesen gegessen werden. Es ist unmöglich, daß das Fleisch eines lebenden Geschöpfes gesund sein kann, wenn Schmutz sein natürliches Element ist, und wenn es sich von verabscheuungswürdigen Dingen nährt.

Oft werden Tiere nach dem Markt gebracht und als Nahrung verkauft, wenn sie so krank sind, daß ihre Eigentümer fürchten, sie noch länger zu behalten. Manche der Mästungsarten für den Markt erzeugen Krankheit. Von Licht und reiner Luft abgeschlossen, die Atmosphäre schmutziger Ställe einatmend, vielleicht an verdorbener Nahrung sich mästend, wird der ganze Körper bald mit schlechten Stoffen durchsetzt.

Oft werden die Tiere weite Strecken transportiert und sind großen Leiden unterworfen, bis sie den Markt erreichen. Von den grünen Weiden weggenommen, stundenlang über heiße, staubige Landstraßen getrieben oder in schmutzige Eisenbahnwagen zusammengedrängt, fieberhaft und erschöpft, oft lange Zeit der Nahrung und des Wassers beraubt, werden die armen Geschöpfe in den Tod getrieben, damit menschliche Wesen sich von ihrem Fleisch ein Mahl bereiten.

In vielen Orten werden die Fische durch den Schmutz, von dem sie sich nähren, so verdorben, daß sie Krankheit verursachen. Dies ist besonders der Fall, wo der Fisch in Berührung mit dem Gossenwasser großer Städte kommt. Die Fische, die von dem Inhalt der Abzugsröhren gespeist werden, mögen in ferne Gewässer wandern und gefangen werden, wo das Wasser rein und frisch ist. Wenn sie dann als Nahrung benutzt werden, bringen sie Krankheit und Tod über solche, welche die Gefahr nicht ahnen.

Die Folgen einer Fleischdiät mögen nicht sofort verspürt werden, aber dies ist kein Beweis, daß dieselbe nicht schädlich sei. Nur wenige lassen sich überzeugen, daß das Fleisch, welches sie gegessen haben, ihr Blut vergiftet und ihre Leiden verursacht hat. Viele sterben an Krankheiten, die gänzlich dem Fleischessen zuzuschreiben sind, während die wahre Ursache weder von ihnen selbst noch von anderen vermutet wird.

Die moralischen Schäden einer Fleischdiät sind nicht weniger markiert als die körperlichen Krankheiten. Fleischnahrung ist der Gesundheit nachteilig und alles, was den Körper angreift, hat einen entsprechenden Einfluß auf Seele und Geist. Man denke an die Grausamkeit gegen die Tiere, welche das Fleischessen einschließt und deren Folgen auf diejenigen, welche dieselbe verhängen und auf diejenigen, welche sie sehen. Wie zerstört es die Zärtlichkeit, mit welcher wir diese Geschöpfe Gottes betrachten sollen!

Die Intelligenz, welche viele Tiere an den Tag legen, nähert sich so sehr der menschlichen Intelligenz, daß es ein Wunder ist. Die Tiere sehen, hören, fürchten und leiden. Sie gebrauchen viel sorgfältiger ihre Organe als viele menschliche Wesen die ihrigen gebrauchen. Sie offenbaren Teilnahme und Zärtlichkeit gegen ihre Leidensgefährten. Viele Tiere bekunden eine Zuneigung für solche, die für sie sorgen, die weit die Zuneigung übertrifft, die manche Menschen an den Tag legen. Ihre Anhänglichkeit an den Menschen wird oft so groß, daß es ihnen großen Schmerz verursacht, sich von ihm zu trennen.

Welcher Mensch mit einem menschlichen Herzen, der für seine Haustiere gesorgt hat, kann in ihre Augen blicken, so voller Vertrauen und Zuneigung, und sie bereitwillig dem Messer des Schlächters überliefern? Wie kann er ihr Fleisch als einen Leckerbissen verschlingen?

Veränderung der Diät

Anzunehmen, daß Muskelkraft von dem Genuß tierischer Nahrung abhängt, ist ein Irrtum. Die Bedürfnisse des Systems können besser ersetzt werden und man kann sich der Gesundheit mehr erfreuen ohne dieselbe. Die Getreidearten, in Verbindung mit Früchten, Nüssen und Gemüsen, enthalten alle die nahrhaften Eigenschaften, die zur guten Blutbildung notwendig sind. Diese Elemente werden von einer Fleischdiät nicht so gut oder so vollkommen geliefert. Wäre der Genuß von Fleisch für Gesundheit und Kraft so wesentlich, so würde tierische Nahrung in der Diät eingeschlossen worden sein, die dem Menschen am Anfang zugewiesen wurde.

Wenn der Genuß von Fleischspeisen eingestellt wird, herrscht oft ein Gefühl von Schwäche, ein Mangel an Kraft. Viele halten dies für einen Beweis, daß Fleischnahrung notwendig sei und glauben etwas zu entbehren; dies rührt aber daher, weil Speisen dieser Art anregend wirken, weil sie das Blut erhitzen und die Nerven erregen. Manche werden es ebenso schwer finden, das Fleischessen aufzugeben, wie es für den Trunkenbold ist, dem Schnaps zu entsagen. Aber gerade für sie wird eine Änderung von Nutzen sein.

Wenn Fleischspeisen aufgegeben werden, so sollten an deren Stelle verschiedene Getreide, Nüsse, Gemüse und Früchte treten, welche nahrhaft und einladend sind. Dies ist besonders bei Schwachen oder solchen, die mit beständiger Arbeit überbürdet sind, notwendig. In manchen armen Gegenden ist Fleisch die billigste Nahrung. Unter diesen Umständen wird eine Änderung größere Schwierigkeiten verursachen; aber es kann ausgeführt werden. Doch sollten wir stets die Lage der Leute und die Macht lebenslänglicher Gewohnheit in Betracht ziehen und sollten vorsichtig sein, selbst richtige Anschauungen nicht ungebührlich aufzudrängen. Niemand sollte dazu gedrängt werden, plötzlich die Änderung zu treffen.

Gesunde, billige Nahrungsmittel sollten die Stelle der Fleischnahrung einnehmen. In dieser Sache hängt aber sehr viel von der Köchin ab. Mit Sorgfalt und Geschick können Gerichte hergestellt werden, die nahrhaft sind, den Appetit anregen und in hohem Maße die Stelle von Fleischspeisen einnehmen. In allen Fällen erziehe man das Gewissen, habe den guten Willen, bereite gute gesunde Speise, so wird die Veränderung leicht gemacht und das Verlangen nach Fleisch wird bald verschwinden.

Ist es nicht an der Zeit, daß alle sich das Ziel stecken sollten, das Fleischessen zu lassen? Wie können solche, die danach streben, rein, veredelt und heilig zu werden, damit sie die Gefährten der Engel sein können, fortfahren etwas als Nahrung zu gebrauchen, das so schädliche Folgen auf Seele und Leib hat? Wie können sie Gottes Geschöpfen des Leben nehmen, damit sie das Fleisch als eine Delikatesse verzehren? Laßt sie lieber zu der gesunden und köstlichen Nahrung zurückkehren, welche dem Menschen am Anfang gegeben wurde, sich darin üben, und es auch ihre Kinder zu üben lehren, den stummen Geschöpfen, die Gott geschaffen und unter unsere Herrschaft gestellt hat, Barmherzigkeit zu erweisen.