In den Fußspuren des großen Arztes

Kapitel 35

Eine wahre Erkenntnis Gottes

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"Alles ist uns geschenkt durch die Erkenntnis Gottes."

Gleich unserem Heiland sind wir in dieser Welt, um Gott zu dienen. Wir sind hier, um im Charakter Gott ähnlich zu werden und ihn durch ein Leben des Dienens der Welt zu offenbaren. Um Mitarbeiter Gottes zu sein, um ihm ähnlich zu werden und seinen Charakter zu offenbaren, müssen wir ihn richtig kennen. Wir müssen ihn kennen, wie er sich offenbart.

Gott zu erkennen ist die Grundlage aller wahren Erziehung und alles wahren Dienstes. Dies ist die einzig wirkliche Sicherheit gegen Versuchung. Dies allein kann uns Gott im Charakter ähnlich machen.

Diese Erkenntnis haben alle nötig, die für die Aufrichtung ihrer Mitmenschen arbeiten. Veränderung des Charakters, Reinheit des Lebens, Tüchtigkeit im Dienst, Festhalten an richtigen Grundsätzen, alles dies hängt von einer richtigen Erkenntnis Gottes ab. Diese Erkenntnis ist die wesentliche Erziehung für dieses und das zukünftige Leben.

"Den Heiligen erkennen ist Verstand." Sprüche 9,10.

Durch die Erkenntnis Gottes ist uns alles, "was zum Leben und göttlichen Wandel dient" (2.Petrus 1,3), geschenkt.

Jesus sagt: "Das ist das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen." Johannes 17,3.

"So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, Ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, Ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern, der sich rühmen will, der rühme sich des, Daß er mich wisse und kenne, Daß ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; Denn solches gefällt mir, spricht der Herr." Jeremia 9,23.24.

Wir müssen die Offenbarung erforschen, welche Gott uns gegeben hat.

"Und vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden, Daraus wird dir viel Gutes kommen. Höre das Gesetz von seinem Mund Und fasse seine Rede in dein Herz ... So wird der Allmächtige Dein Schatz sein ...

Dann wirst du dich des Allmächtigen freuen

Und erheben zu Gott dein Antlitz. Betest du zu ihm, er wird dich erhören Und dein Gelübde wirst du bezahlen. Was du beschließt wird dir gelingen; Und auf deinen Wegen leuchtet Licht. Drücken sie dich nieder, so sprichst du: ‚Erhöhung wird kommen, Und Geschlagene wird er erfreuen.'" Hiob 22,21.22.25-29 (v. Eß).

Gott in der Natur offenbart

"Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man des wahrnimmt, an den Werken." Römer 1,20.

Die Dinge der Natur, welche wir heute sehen, geben uns nur einen schwachen Begriff von der Herrlichkeit Edens. Die Sünde hat die Schönheit der Erde befleckt. Auf allen Dingen kann man die Spuren des Werkes des Bösen sehen, dennoch bleibt noch vieles Herrliche übrig. Die Natur bezeugt, daß einer, der unendlich ist an Macht, groß in Güte, Gnade und Liebe die Erde erschaffen hat, und sie mit Leben und Glückseligkeit erfüllt hat. Selbst in ihrem entstellten Zustand offenbaren alle Dinge das Kunstwerk des großen Meisterkünstlers. Wo wir uns hinwenden, können wir die Stimme Gottes hören und Beweise seiner Güte sehen.

Von dem feierlichen Rollen des tieftönenden Donners und dem unaufhörlichen Brausen des weiten Meeres bis zu den fröhlichen Liedern, welche die Wälder mit Musik erfüllen, sprechen alle die zahllosen Stimmen in der Natur sein Lob aus. Die Erde, das Meer und der Himmel mit ihren wunderbaren Farbtönen und Schattierungen, die im glänzendsten Gegensatz zueinander stehen oder in lieblicher Harmonie ineinander verschmelzen, offenbaren seine Herrlichkeit.

Die ewigen Hügel erzählen uns von seiner Macht. Die Bäume, welche ihre grünen Wipfel im Sonnenlicht wiegen, und die Blumen in ihrer zarten Schönheit weisen auf ihren Schöpfer hin. Das frische Grün, welches die kahle Erde wie mit einem Teppich bedeckt, erzählt von Gottes Fürsorge für die geringsten seiner Geschöpfe. Die Tiefen des Meeres und der Erde tun seine Schätze kund. Er, der die Perlen in dem Ozean und die Edelsteine unter den Felsen verbirgt, liebt die Schönheit. Die am Himmel aufgehende Sonne veranschaulicht den, der das Leben und Licht von allem ist, was er gemacht hat. Alle Herrlichkeit und Schönheit, welche die Erde schmückt und am Himmel leuchtet, redet von Gott,

Alle Dinge erzählen von seiner zärtlichen, väterlichen Fürsorge und von seinem Wunsch, seine Kinder glücklich zu machen.

"Seine Pracht überdeckt den Himmel." Habakuk 3,3 (v. Eß).

"Die Erde ist voll deiner Güte." Psalm 104,24.

"Ein Tag sagt's dem anderen, Und eine Nacht tut's kund der anderen. Es ist keine Sprache noch Rede, Da man nicht ihre Stimme höre. Ihre Schnur gehet aus in alle Lande, Und ihre Rede an der Welt Ende." Psalm 19,3-5.

Ein persönlicher Gott

Die große Kraft, welche in der ganzen Natur wirkt und alle Dinge erhält, ist nicht, wie manche Männer der Wissenschaft es darstellen, ein alles durchdringender Grundsatz, eine alles in Tätigkeit setzende Energie. Gott ist ein Geist, aber doch ist er ein persönliches Wesen, denn er hat sich uns als solches offenbart. "Der Herr ist ein rechter Gott, ein lebendiger Gott, ein ewiger König ... Die Götter, so den Himmel und Erde nicht gemacht haben, müssen vertilgt werden von der Erde und unter dem Himmel."

"Aber also ist der nicht, der Jakobs Schatz ist; sondern er ist's, der alles geschaffen hat."

"Er aber hat die Erde durch seine Kraft gemacht, Und den Weltkreis bereitet durch seine Weisheit, Und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand." Jeremia 10,10.11.16.12.

Die Natur ist nicht Gott

Gottes Werk in der Natur ist nicht Gott selbst in der Natur. Die Dinge der Natur sind ein Ausdruck des Charakters und der Macht Gottes, aber wir dürfen nicht die Natur als Gott ansehen. Die künstlerische Fertigkeit der menschlichen Hände erzeugt sehr schöne Werke, welche das Auge erfreuen, und diese Dinge offenbaren uns etwas von dem Gedanken des Erfinders; aber das Hergestellte ist nicht der Hersteller. Nicht das Werk, sondern der Arbeiter wird der Ehre wert gehalten. Während also die Natur ein Ausdruck der Gedanken Gottes ist, soll nicht die Natur selbst, sondern der Gott der Natur erhöht werden.

"Laßt uns anbeten und knieen und niederfallen vor dem Herrn." Psalm 95,6.

"Denn in seiner Hand ist, was unten in der Erde ist, Und die Höhen der Berge sind auch sein. Denn sein ist das Meer und er hat's gemacht, Und seine Hände haben das Trockene bereitet." Psalm 95,4.5.

"Er macht die Glucke und den Orion; Der aus der Finsternis den Morgen Und aus dem Tag die finstere Nacht machet." Amos 5,8.

"Er ist's, der die Berge macht und Wind schafft Und zeigt den Menschen, was er im Sinn hat." Amos 4,13.

"Der seine Obergemächer im Himmel gebaut Und seine Gewölbe über der Erde gegründet hat." Amos 9,6 (v. Eß).

"Der den Wassern des Meeres ruft Und sie ausgießt über die Fläche der Erde: Jehovah ist sein Name." Amos 9,6 (v. Eß).

Die Schöpfung der Erde

Das Werk der Schöpfung kann nicht durch die Wissenschaft erklärt werden. Welche Wissenschaft kann die Geheimnisse des Lebens erklären?

"Durch den Glauben merken wir, Daß die Welt durch Gottes Wort fertig ist; Daß alles, was man sieht, aus nichts geworden ist." Hebräer 11,3.

"Der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis ... Ich bin der Herr, der solches alles tut ... Ich habe die Erde gemacht und den Menschen darauf geschaffen. Ich bin's, des Hände den Himmel ausgebreitet haben, Und habe allen seinem Heer geboten." Jesaja 45,7-12.

"Ich rief sie, und sie standen mit einander da." Jesaja 48,13 (v. Eß).

In der Schöpfung der Erde war Gott nicht auf schon vorhandene Stoffe angewiesen. "Er sprach und es war, er gebot und es stand da." Psalm 33,9. Alle Dinge, materiell oder geistig standen auf das Gebot des Herrn Jehovahs vor ihm und waren für seinen eignen Zweck geschaffen. Die Himmel und all ihre Heerscharen, die Erde und alles, was darauf ist, kam durch den Odem seines Mundes ins Dasein.

Die Schöpfung des Menschen

In der Schöpfung des Menschen wurde die Wirklichkeit eines persönlichen Gottes offenbart. Als Gott den Menschen nach seinem Bilde gemacht hatte, war die menschliche Gestalt vollkommen in ihrer ganzen Zusammensetzung, aber sie war ohne Leben. Dann blies ein persönlicher, infolge seines Wesens bestehender Gott den Odem des Lebens in jene Form, und der Mensch wurde ein lebendiges, mit Vernunft begabtes Wesen. Alle Teile des menschlichen Organismus wurden in Tätigkeit gesetzt. Das Herz, die Arterien, die Adern, die Zunge, die Hände, die Füße, die Sinne, die Geistesfähigkeiten, alles fing an zu arbeiten und alle betätigten sich nach einem festen Gesetz. Der Mensch wurde eine lebendige Seele. Ein lebendiger Gott schuf durch Christum, das Wort, den Menschen und verlieh ihm Verstand und Macht.

Unser Wesen war ihm nicht unbekannt als wir im Verborgenen gemacht wurden; sein Auge sah unseren Körper, da er noch unvollkommen war, und in sein Buch waren alle unsere Glieder geschrieben als noch keins derselben da war.

Gottes Absicht war, daß der Mensch, da er doch das krönende Werk seiner Schöpfung ist, das erhaben ist über alle niederen Ordnungen von Wesen, seinen Namen ausdrücken und seine Herrlichkeit offenbaren sollte. Aber der Mensch darf sich nicht selbst als Gott erhöhen.

"Jauchzet dem Herrn alle Welt! Dienet dem Herrn mit Freuden, Kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, daß der Herr Gott ist! Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst, Zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, Zu seinen Vorhöfen mit Loben; Danket ihm, lobet seinen Namen!" Psalm 100,1-4.

"Erhöhet den Herrn, unsern Gott, Und betet an zu seinem heiligen Berge; Denn der Herr, unser Gott, ist heilig." Psalm 99,9.

Die Naturgesetze sind Gottes Diener

Gott ist ständig beschäftigt, die Dinge, welche er gemacht hat, zu erhalten und sie als seine Diener zu gebrauchen. Er wirkt durch die Gesetze der Natur und gebraucht sie als seine Werkzeuge. Ihre Tätigkeit beruht nicht auf eigener Kraft. Die Natur bezeugt in allen ihren Werken die Gegenwart und das tätige Mitwirken eines intelligenten göttlichen Wesens, welches alle Dinge nach seinem Willen lenkt.

"In Ewigkeit, O Jehovah, steht fest dein Wort im Himmel, Auf Geschlecht und Geschlecht währet deine Treue. Du hast die Erde gegründet und sie steht; Nach deinen Rechten stehet sie noch heute; Denn alle Wesen sind deine Diener." Psalm 119,89-91.

"Alles was Jehovah wohlgefällt Tut er in den Himmeln und auf der Erde, In den Meeren und in allen Tiefen." Psalm 135,6 (EB).

"Er gebot und sie waren erschaffen Und er stellte sie fest auf immer und ewig; Gesetze gibt er, die nicht überschritten werden." Psalm 148,5.6 (v. Eß).

Nicht durch innewohnende eigene Kraft bringt die Erde Jahr für Jahr ihre Reichtümer hervor und setzt ihren Lauf um die Sonne fort. Die Hand des Unendlichen ist beständig beschäftigt, diesen Planeten zu leiten. Es ist Gottes fortwährend ausgeübte Kraft, welche die Erde in ihrer Umdrehung in richtiger Lage erhält. Gott läßt die Sonne am Himmel aufgehen, er öffnet die Fenster des Himmels und gibt Regen.

"Er gibt Schnee wie Wolle, Er streut Reif wie Asche." Psalm 147,16.

"Wenn er donnert, So ist Wassers die Menge unter dem Himmel, Und zeucht die Nebel auf vom Ende der Erde; Er macht die Blitze im Regen, Und läßt den Wind kommen aus seinen Vorratskammern." Jeremia 10,13.

Es ist seine Macht, welche die Vegetation hervorruft, jedes Blatt erscheinen läßt, jede Blume zum Blühen bringt, jede Frucht entwickelt.

Der Bau des menschlichen Körpers kann nie vollkommen verstanden werden; er birgt Geheimnisse, welche den Klügsten verblüffen. Nicht infolge eines Mechanismus, der, einmal in Bewegung gesetzt, nun seine Arbeit beständig fortführt, schlagen die Pulse und ein Atemzug folgt dem anderen. In Gott leben, weben und sind wir. Das schlagende Herz, der klopfende Puls, jeder Nerv und jeder Muskel in dem menschlichen Organismus wird durch die Macht eines stets gegenwärtigen Gottes in Ordnung und Tätigkeit gehalten.

Fürsorge der göttlichen Vorsehung

Die Bibel zeigt uns Gott auf seinem heiligen und erhabenen Thron nicht in einem Zustande der Untätigkeit, noch in Stille und Einsamkeit, sondern umgeben von Zehntausend mal Zehntausend und Tausend mal Tausend heiliger Wesen, die alle darauf warten, seinen Willen zu tun. Durch diese Boten ist er in tätiger Verbindung mit jedem Teil seiner Herrschaft. Durch seinen Geist ist er überall gegenwärtig. Durch die Wirksamkeit seines Geistes und seiner Engel dient er den Menschenkindern.

Über der Verwirrung der Erde sitzt er auf seinem Thron; alle Dinge liegen vor seinem göttlichen Blick offen, und von seinem hohen, erhabenen, ewigen Stuhl ordnet er alles, wie es seine göttliche Vorsehung für das Beste hält.

"Des Menschen Tun stehet nicht in seiner Gewalt, Und stehet in niemands Macht wie er wandle." Jeremia 10,23.

"Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen ... Gedenke an ihn in allen deinen Wegen, So wird er dich recht führen." Sprüche 3,5.6.

"Des Herrn Auge sieht auf die, so ihn fürchten, Die auf seine Güte hoffen, Daß er ihre Seele errette vom Tode Und ernähre sie in der Teuerung." Psalm 33,18.19.

"Wie teuer ist deine Güte, Gott, Daß Menschenkinder unter dem Schatten Deiner Flügel Zuflucht haben." Psalm 36,8.

"Wohl dem, des Hilfe der Gott Jakobs ist, Des Hoffnung auf dem Herrn, seinem Gott, stehet." Psalm 146,5.

"Herr, die Erde ist voll deiner Güte." Psalm 119,64.

"Du liebest Gerechtigkeit und Gericht." Psalm 33,5.

"Du bist Zuversicht aller auf Erden Und ferne am Meer, Der die Berge festsetzt in seiner Kraft, Und gerüstet ist mit Macht. Der du stillest das Brausen des Meeres, Das Brausen seiner Wellen Und das Toben der Völker." Psalm 65,6-8.

"Du machst jauchzen die Ausgänge des Morgens und Abends." "Du krönst das Jahr mit deinem Gut Und deine Fußstapfen triefen von Fett." Psalm 65,12.

"Der Herr erhält alle, die da fallen, Und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind. Aller Augen warten auf dich, Und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du tust deine Hand auf und erfüllest alles, Was lebt, mit Wohlgefallen." Psalm 145,14-16.

Gottes Persönlichkeit geoffenbart in Christo

Gott hat sich als persönliches Wesen in seinem Sohn offenbart. Jesus, der Abglanz von des Vaters Herrlichkeit und das "Ebenbild seines Wesens" (Hebräer 1,3), kam als persönlicher Heiland in diese Welt. Als ein persönlicher Heiland fuhr er wieder gen Himmel. Als ein persönlicher Heiland bittet er für uns in den himmlischen Höfen. Er fleht vor dem Thron Gottes für uns "gleich eines Menschen Sohn". Offenbarung 1,13.

Christus, das Licht der Welt, verhüllte den blendenden Glanz seiner Göttlichkeit und kam, um als ein Mensch unter den Menschen zu leben, damit sie, ohne davon verzehrt zu werden, mit ihrem Schöpfer bekannt werden. Seitdem die Sünde den Menschen von seinem Schöpfer getrennt hat, hat kein Mensch Gott je gesehen, ausgenommen, wie er sich in Christum offenbart hat.

"Ich und der Vater sind eins" (Johannes 10,30), erklärte Jesus. "Niemand kennt den Sohn, denn nur der Vater, und niemand kennt den Vater, denn nur der Sohn; und wem es der Sohn will offenbaren." Matthäus 11,27.

Christus kam, um menschliche Wesen zu lehren, was sie nach dem Willen Gottes wissen sollen. Wir sehen an den Himmeln droben, auf der Erde und in den weiten Wassern des Meeres die Werke Gottes. Alle erschaffenen Dinge zeugen von seiner Macht, seiner Weisheit, seiner Liebe, aber dennoch können wir nicht von den Sternen oder den Meeren oder dem Wasserfall die Persönlichkeit Gottes kennen lernen, wie sie in Christo offenbart war.

Gott sah, daß eine klarere Offenbarung nötig war, als die Natur sie geben könnte, um seine Persönlichkeit und seinen Charakter vorzuführen. Er sandte seinen Sohn in die Welt, damit er, so weit es für menschliche Augen möglich war, die Natur und Eigenschaften des unsichtbaren Gottes offenbare.

Den Jüngern offenbart

Laßt uns die Worte betrachten, die Christus in der Nacht vor seiner Kreuzigung auf dem Söller sprach. Seine Prüfungsstunde nahte und er bemühte sich, seine Jünger zu trösten, welche so schwer versucht und geprüft werden sollten.

Er sprach zu ihnen: "Euer Herz erschrecke nicht, glaubet an Gott und glaubet an mich. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen, ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten."

"Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehest; und wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich kennt, so kennt ihr auch meinen Vater. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen".

"Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, so genüget uns. Jesus spricht zu ihm: So lang bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, daß ich im Vater, und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, derselbige tut die Werke." Johannes 14,1-10.

Die Jünger verstanden noch nicht die Worte Christi betreffs seiner Beziehung zu Gott. Viele seiner Lehren waren ihnen noch dunkel, aber Christus wünschte, daß sie eine klarere, bestimmtere Erkenntnis von Gott haben möchten.

Er sprach zu ihnen: "Solches habe ich zu euch durch Sprichwörter geredet. Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprichwörter mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündige von meinem Vater." Johannes 16,25.

Als am Tage der Pfingsten der heilige Geist auf die Jünger ausgegossen wurde, verstanden sie die Wahrheiten besser, welche Christus durch Gleichnisse zu ihnen geredet hatte. Viele Lehren, welche ihnen bis dahin ein Geheimnis waren, wurden ihnen jetzt klar. Aber selbst dann empfingen die Jünger nicht die volle Erfüllung der Verheißung Christi. Sie erhielten so viel Erkenntnis von Gott wie sie ertragen konnten, aber die volle Erfüllung der Verheißung, daß Christus ihnen den Vater klar zeigen wollte, mußte erst kommen. Ebenso ist es heute. Wir haben nur eine teilweise und unvollkommene Erkenntnis von Gott. Wenn der Kampf beendet, und der Menschensohn, Christus Jesus, vor dem Vater seine treuen Knechte anerkennt, welche in einer Welt voll Sünde ein treues Zeugnis von ihm abgelegt haben, werden sie klarer verstehen, was ihnen jetzt noch Geheimnisse sind.

Christus nahm seine verklärte Menschlichkeit mit nach dem Himmel. Allen, die ihn annehmen, gibt er Macht, Gottes Kinder zu werden, damit Gott sie schließlich als die Seinen annehmen kann und sie mit ihm in alle Ewigkeit leben. Wenn sie während dieses Lebens Gott treu sind, so sollen sie am Ende "sehen sein Angesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen stehen." Offenbarung 22,4. Und besteht diese Glückseligkeit nicht darin, daß sie Gott schauen? Welche größere Freude könnte einem Sünder, der durch die Gnade Christi gerettet ist, zuteil werden, als das Angesicht Gottes zu schauen und ihn als Vater zu kennen?

Zeugnis der Schrift

Die Schrift zeigt uns klar die Verwandtschaft zwischen Gott und Christo und sie zeigt uns ebenso klar die Persönlichkeit und Individualität eines jeden.

"Nachdem vor Zeiten Gott manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, ... welcher, sintemal er ist der Glanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens, und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort, und hat gemacht die Reinigung unserer Sünden durch sich selbst, hat er sich gesetzt zu der Rechten der Majestät in der Höhe, und ist so viel besser worden denn die Engel, sogar viel einen höhern Namen er vor ihnen ererbet hat. Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt:

‚Du bist mein Sohn, Heute habe ich dich gezeugt?' Und abermal: ‚Ich werde sein Vater sein, Und er wird mein Sohn sein.'" Hebräer 1,1-5.

Die Persönlichkeit des Vaters und des Sohnes, sowie die Einigkeit, welche zwischen ihnen besteht, wird uns im 17. Kapitel Johannes in dem Gebet für seine Jünger vorgeführt. "Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt." Johannes 17,20.21.

Die Einigkeit, welche zwischen Christus und seinen Jüngern besteht, zerstört nicht die Persönlichkeit irgend eines derselben. Sie sind eins in ihren Absichten, in ihrem Geist und Charakter, aber nicht in Person. Ebenso sind Gott und Christus eins.

Gottes Charakter in Christo offenbart

Christus nahm Menschengestalt an und kam, um eins zu sein mit der Menschheit und zur selben Zeit unseren himmlischen Vater sündigen menschlichen Wesen zu offenbaren. Nur er, der von Anfang an mit dem Vater zusammen gewesen war, der das Ebenbild des unsichtbaren Gottes war, war imstande, den Charakter der Gottheit der Menschheit zu offenbaren. Er wurde in allen Dingen seinen Brüdern gleich, er wurde, Fleisch, wie wir es sind. Er wurde hungrig, durstig und müde, er wurde durch Nahrung erhalten und durch Schlaf erquickt. Er teilte das Los der Menschheit und doch war er der fleckenlose Sohn Gottes. Er war ein Fremdling und Pilger auf der Erde -- in der Welt, aber nicht von der Welt; versucht und geprüft, wie Männer und Frauen heutzutage versucht und geprüft werden, aber doch führte er ein sündenfreies Leben. Zart, mitleidsvoll, teilnehmend, stets für andere bedacht, stellte er den Charakter Gottes dar und war allezeit von dem Dienst für Gott und Menschen in Anspruch genommen.

"Der Herr hat mich gesalbt," sagte er, "Den Elenden zu predigen, Die zerbrochenen Herzen zu verbinden; Zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit." Jesaja 61,1.

"Und den Blinden das Gesicht." Lukas 4,18.

"Zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn; Zu trösten alle Traurigen." Jesaja 61,2.

Er bittet uns: "Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen; auf daß ihr Kinder seid eueres Vaters im Himmel." Matthäus 5,44.45. "Denn er ist gütig über die Undankbaren und Boshaften." Lukas 6,35. "Er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten, und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte." Matthäus 5,45. "Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist." Lukas 6,36.

"Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, Durch welche uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe, Auf daß er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, Und richte unsre Füße auf den Weg des Friedens." Lukas 1,78.79.

Die Herrlichkeit des Kreuzes

Die Offenbarung der Liebe Gottes zu den Menschen hat ihren Mittelpunkt in dem Kreuz. Die volle Bedeutung desselben kann die Zunge nicht aussprechen, die Feder nicht beschreiben, der menschliche Verstand nicht erfassen. Wenn wir auf das Kreuz auf Golgatha blicken, können wir nur sagen: "Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16.

Christus für unsere Sünden gekreuzigt, Christus auferstanden von den Toten, Christus aufgefahren gen Himmel ist die Wissenschaft der Erlösung, welche wir lernen und lehren sollen.

Es war Christus, "welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er's nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein andrer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden; erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz." Philipper 2,6-8.

"Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns." Römer 8,34. "Daher er auch selig machen kann immerdar, die durch ihn zu Gott kommen, und lebt immerdar, und bittet für sie." Hebräer 7,25.

"Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte Mitleiden haben mit unseren Schwachheiten, sondern der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde." Hebräer 5,2.

Hier sind unendliche Weisheit, unendliche Liebe, unendliche Gerechtigkeit, unendliche Barmherzigkeit -- "eine Tiefe des Reichtums, beide der Weisheit und Erkenntnis Gottes." Römer 11,33.

Die unaussprechliche Gabe

Durch die Gabe Christi empfangen wir jeden Segen. Durch jene Gabe strömt uns Tag für Tag der unversiegbare Strom der Güte Jehovahs zu. Jede Blume, mit ihren zarten Farben und ihrem Duft, ist uns durch jene eine Gabe zu unserer Freude gegeben. Die Sonne und der Mond sind von ihm gemacht, es gibt keinen Stern, der den Himmel schmückt, welchen er nicht machte. Jeder Regentropfen, welcher niederfällt, jeder Lichtstrahl, der sich auf unsere undankbare Welt ergießt, zeugt von der Liebe Gottes in Christo. Alles ist uns durch die eine unaussprechliche Gabe verliehen, durch Gottes eingeborenen Sohn. Er ward an das Kreuz genagelt, damit all diese Fülle Gottes Arbeitern zufließen möchte.

"Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder heißen sollen." 1.Johannes 3,1.

"Nie hat man gehört, noch mit den Ohren vernommen, Noch ein Auge einen Gott außer dir gesehen, Der solches tat dem, der auf ihn vertraut." Jesaja 64,4 (v. Eß).

Die Erkenntnis, welche umwandelt

Die Erkenntnis Gottes, wie sie in Christo offenbart ist, ist die Erkenntnis, die alle Erlösten besitzen müssen. Es ist die Erkenntnis, welche den Charakter umwandelt. Diese Erkenntnis wird, wenn angenommen, die Seele wieder nach dem Bilde Gottes neu schaffen. Sie wird dem ganzen Wesen eine geistige Kraft mitteilen, welche von Gott stammt.

"Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbige Bild von einer Klarheit zu der anderen." 2.Korinther 3,18.

Der Heiland sagt von seinem eignen Leben: "Gleichwie auch ich meines Vaters Gebote gehalten habe." Johannes 15,10. "Der Vater läßt mich nicht allein, denn ich tue allezeit was ihm gefällt." Johannes 8,29. Wie Jesus in menschlicher Natur war, so sollen nach Gottes Wunsch und Willen auch seine Nachfolger sein. In seiner Kraft sollen wir ein eben solches Leben der Reinheit und des Edelmuts führen, wie der Heiland es führte.

Paulus sagt: "Derhalben beuge ich meine Kniee vor dem Vater unseres Herrn Jesu Christi, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, daß Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen, und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet, auf daß ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe; auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, auf daß ihr erfüllet werdet mit allerlei Gottesfülle." Epheser 3,14-19.

"Wir hören nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand, daß ihr wandelt würdiglich dem Herrn, zu allem Gefallen, und fruchtbar seid in allen guten Werken, und wachset in der Erkenntnis Gottes, und gestärket werdet mit aller Kraft nach seiner herrlichen Macht zu aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden." Kolosser 1,9-11.

Dies ist die Erkenntnis, zu deren Annahme uns Gott einladet und außer welcher alles andere nur Eitelkeit und Nichtigkeit ist.