Ruf an die Jugend

Abschnitt 3

Durch Kampf zum Sieg

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Nichts ist scheinbar hilfloser und doch zugleich unbesiegbarer als eine Seele, die sich ihrer Nichtigkeit bewußt ist und sich völlig auf die Verdienste des Heilandes verläßt. Gott wird solcher Seele jeden Engel im Himmel zur Hilfe senden, ehe er duldet, daß sie überwältigt wird.

Kapitel 24: Vorwärts und aufwärts!

Ich wünschte, ich könnte die Schönheit des christlichen Lebens malen. Vom Lebensmorgen an bewegt sich unter der Wirkung der Natur- und Gottesgesetze der Christ ständig vorwärts und aufwärts; täglich kommt er seiner himmlischen Heimat näher, wo eine Krone des Lebens auf ihn wartet und ein neuer Name, "welchen niemand kennt, denn der ihn empfängt". Offenbarung 2,17. Er wächst unaufhörlich in der Glückseligkeit, in Heiligkeit und Brauchbarkeit. Der Fortschritt jedes Jahres übertrifft den des vergangenen.

Gott hat der Jugend eine Leiter hingestellt, die von der Erde bis in den Himmel reicht. Oberhalb dieser Leiter thront Gott. Auf jede Sprosse fallen die hellen Strahlen seiner Herrlichkeit. Er beobachtet diejenigen, welche diese Leiter erklimmen, bereit, Hilfe zu senden, wenn die Griffe erlahmen und die Tritte schwankend werden. Erzählt es voller Freude, daß niemand, der beharrlich die Leiter erklimmt, den Eingang in die himmlische Stadt verfehlen wird.

Satan hält der Jugend viele Versuchungen vor Augen. Er spielt das Spiel des Lebens um ihre Seelen und läßt kein Mittel unversucht, sie zu verführen und zu vernichten. Aber Gott läßt sie nicht auf sich gestellt gegen den Versucher kämpfen. Sie hat einen allmächtigen Helfer.

Weit stärker als ihr Feind ist der Heiland, der in diese Welt kam und Mensch wurde und Satan besiegte und jeder Versuchung widerstand, die sich heute der Jugend nähert. Er ist ihr älterer Bruder. Ihn erfüllt ein tiefes und zärtliches Mitgefühl für sie. Er wacht über sie in treuer Fürsorge, und er freut sich herzlich, wenn sie versuchen, ihm zu gefallen. Ihre Gebete mischt er mit dem Weihrauch seiner Gerechtigkeit und bietet sie dem Herrn dar als wohlriechendes Opfer. In seiner Kraft kann der junge Mensch als guter Streiter des Kreuzes in Schwierigkeiten ausharren. In seiner Macht erstarkt, ist er fähig, die hohen Vorbilder zu erreichen, die ihm vorangestellt sind. Das Opfer von Golgatha ist das Unterpfand seines Sieges.

Gott verlangt nicht zuviel

Die Gemeinde Gottes besteht aus großen und kleinen Gefäßen. Gott verlangt nichts Unbilliges. Er erwartet von den kleinen Gefäßen nicht die gleiche Leistung wie von den großen. Jeder soll ihm nur zurückgeben, was er hat. Tut nur euer Bestes, und Gott wird eure Bemühungen anerkennen. Erfüllt die Pflicht, die euch am nächsten liegt. Verrichtet sie gewissenhaft und treu, und eure Arbeit wird dem Meister angenehm sein. Überseht in eurem Verlangen nach großen Taten nicht die kleinen Dinge, die auf euch warten.

Hütet euch davor, das Gebet im Kämmerlein zu vernachlässigen, und laßt nicht nach im Studium des Wortes Gottes. Das sind eure Waffen gegen den, der bestrebt ist, euren Fortschritt himmelwärts zu verhindern. Die erste Vernachlässigung des Gebets und Bibelstudiums macht die zweite Vernachlässigung leichter. Wenn ihr dem Flehen des Geistes widersteht, bereitet ihr weiterem Widerstreben den Weg. Dadurch wird das Herz verhärtet und das Gewissen abgestumpft.

Anderseits macht jeder Widerstand gegen Versuchungen den Kampf leichter. Jede Selbstverleugnung erleichtert die nächste. Und jeder errungene Sieg bereitet den Weg für einen weiteren Sieg vor. Wer der Versuchung widersteht, sich selbst verleugnet und siegreich eine Sünde überwindet, streut Samen aus zum ewigen Leben. Jede selbstlose Tat gibt dem geistlichen Leben neue Kraft. Niemand kann Christus ähnlich zu werden versuchen und nicht edler und wahrhaftiger werden.

Habt Vertrauen!

Der Herr beachtet jede Anstrengung, die ihr macht, um das göttliche Vorbild zu erreichen. Und unterläuft euch ein Fehler, erliegt ihr dem Betrug der Sünde, dann hört nicht auf zu beten und haltet euch nicht für unwürdig, vor dem Herrn zu erscheinen. "Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, auf daß ihr nicht sündiget. Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist." 1.Johannes 2,1. Mit ausgestreckten Armen wartet er auf den verlorenen Sohn. Geht zu Gott und bekennt ihm eure Fehltritte und Vergehen. Erbittet seine Kraft zu neuen Anstrengungen. Er wird euch niemals enttäuschen und euer Vertrauen nicht zu Schanden werden lassen.

Du wirst erprobt werden, mein junger Freund. Der Herr will dadurch deinen Charakter abschleifen. Murre nicht! Du machst die Prüfungszeit durch Unzufriedenheit nur härter. Ehre Gott durch freudige Unterwerfung. Ertrage geduldig jeden Druck. Wenn dir auch Unrecht getan wird, behalte die Liebe Gottes im Herzen. "Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie nicht Trug reden. Laß vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach. Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Schreien." Psalm 34,14-16.

"Laß dein verzweiflungsvolles Sorgen! Du hast des Lebens dunkle Stunden, Vielleicht schon morgen, Überwunden!"

"Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein." Jesaja 30,15. Der Heiland kennt die Macht eurer Versuchungen und weiß auch um die Kraft, die ihr zum Überwinden habt. Seine Hand ist immer ausgestreckt über jedem leidenden Kind. Der angefochtenen, entmutigten Seele ruft er zu: Mein Kind, ich litt und starb für dich, kannst du mir nicht vertrauen? Wie deine Tage, so wird auch deine Kraft sein.

"Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auch ihn; er wird's wohl machen." Psalm 37,5. Er wird sein wie der Schatten eines großen Felsens in einem wüsten Land. Er sagt: "Kommet her zu mir ... ich will euch erquicken". Matthäus 11,28. und Ruhe geben -- Ruhe, die von der Welt nicht gegeben und nicht genommen werden kann.

Worte können den Frieden und die Freude nicht beschreiben, die der besitzt, der Gott beim Wort nimmt. Prüfungen werden ihn nicht erschüttern, und Geringschätzung wird ihn nicht kränken. Das Ich ist gekreuzigt. Tag für Tag werden seine Pflichten lastender, seine Versuchungen stärker und seine Prüfungen streger. Er wird aber nicht straucheln; denn die Kraft, die er erhält, wächst mit seinem Bedürfnis.

Was der Sieg kostet

Christus opferte alles für den Menschen, um es ihm möglich zu machen, das Himmelreich zu erlangen. Es liegt nun an dem gefallenen Menschen, zu beweisen, was er um seiner selbst und um Christi willen zu opfern bereit ist, um das ewige Leben zu gewinnen. Wer ein Gefühl für die Größe und den Preis der Erlösungstat besitzt, wird niemals darüber murren, daß er mit Tränen säen muß und daß Kampf und Selbstverleugnung des Christen Teil in diesem Leben sind.

Kapitel 25: Die Vervollkommnung des Charakters

Der Heiland hat uns nicht die Zusicherung gegeben, daß es leicht sei, einen vollkommenen Charakter zu entwickeln. Ein edler und vielseitiger Charakter kann nicht ererbt werden. Auch erhalten wir ihn nicht zufällig. Nur unter persönlicher Anstrengung entwickelt sich durch die Verdienste und die Gnade Christi ein edler Charakter. Gott gibt die Gaben und Geisteskräfte; wir aber bilden den Charakter. Er gestaltet sich durch zähe und ernste Kämpfe mit dem eigenen Ich. Kampf um Kampf muß gegen die angeborenen Neigungen ausgefochten werden. Wir werden uns genau beurteilen müssen und dürfen nicht einen einzigen Charakterfehler unberichtigt lassen.

Möge niemand sagen: ich kann meine Charakterfehler nicht abstellen. Wenn du zu dieser Entscheidung kommst, wirst du bestimmt des ewigen Lebens verlustig gehen. Alles liegt nur an deinem eigenen Willen. Wenn du nicht willst, dann kannst du auch nicht überwinden. Die wirkliche Schwierigkeit kommt aus der Verderbtheit eines ungeheiligten Herzens und daher, daß man sich nicht von Gott beherrschen lassen will.

Setzt euch ein hohes Ziel

Viele von denen, die Gott für ein hohes Amt befähigt hat, vollbringen nur wenig, weil sie wenig wagen. Tausende gehen durchs Leben, als hätten sie kein bestimmtes, lebenswertes Ziel und Ideal zu erreichen. Sie werden nach ihren Werken entlohnt.

Denke daran, daß du kein höheres Ziel erreichen wirst als das, welches du dir selbst setzt. Darum setze dein Ziel hoch und erklimme Schritt für Schritt die Erfolgsleiter in ihrer ganzen Länge, auch wenn es mühselig und anstrengend ist und Selbstverleugnung und Opfer kostet. Laß dich nichts daran hindern. Die Vorsehung hat kein so enges Netz um alles Menschliche gewoben, daß wir hilflos und in Ungewißheit darin verbleiben müssen. Widrige Umstände sollten uns entschlossen machen, sie zu überwinden. Das Niederreißen einer Hürde gibt größere Befähigung und größeren Mut zum Vorwärtsgehen. Dränge dich entschlossen in die rechte Wegrichtung; dann werden die Umstände dir Helfer und keine Hindernisse sein.

Pflege jede gute Anlage

Strebe ehrgeizig danach, jede gute charakterliche Anlage zu des Meisters Ehre auszubilden. Auf jeder Stufe der Entwicklung deines Charakters suche Gott zu gefallen. Dies vermagst du zu tun; denn auch Henoch tat es, obwohl er inmitten eines verderbten Geschlechtes lebte. Es gibt noch Henochs in unsren Tagen.

Sei standhaft wie Daniel, jener treue Staatsmann und Mensch, den keine Versuchung verderben konnte! Enttäusche den Heiland nicht, der dich so liebte, daß er sein eigenes Leben dahingab, um deine Sündenschuld zu tilgen. Er sagt: "Ohne mich könnt ihr nichts tun." Johannes 15,5. Denke daran! Hast du Fehler gemacht, bist du dennoch des Sieges sicher, wenn du sie als Fehler erkennst und in ihnen Warnungszeichen siehst. So kannst du Niederlagen in Siege verwandeln, vermagst den Feind zu enttäuschen und deinen Erlöser zu ehren.

Ein Charakter, den wir nach göttlichem Vorbild gestalten, ist der einzige Schatz, den wir aus dieser Welt mit in die andere nehmen können. Wer in dieser Welt unter der Leitung Christi lebt, wird jede geistliche Frucht mit in die himmlischen Wohnungen hinüber nehmen können. Und dort werden wir uns ständig vervollkommnen. Wie wichtig ist darum die Entwicklung des Charakters in diesem Leben!

Wo Gott gebietet, befähigt er auch

Himmlische Kräfte werden in dem wirksam sein, der mit festem Glauben jenen vollkommenen Charakter zu erreichen sucht, der nach Vollkommenheit im Tun strebt. Zu jedem, der so an sich arbeitet, sagt Christus: Ich bin deine rechte Hand; ich helfe dir.

Wenn sich der menschliche Wille mit dem Willen Gottes verbindet, wird er unüberwindlich. Was auch immer auf Gottes Geheiß unternommen wird, kann in seiner Kraft vollbracht werden. Wo Gott gebietet, befähigt er auch.

Wir sind immer von Gott abhängig

Wer seine dauernde Abhängigkeit von Gott nicht erkennt, wird in der Versuchung unterliegen, auch wenn er glaubt, sicher zu stehen und nicht fallen zu können. Wir mögen vertrauensvoll sagen: Ich weiß, an wen ich glaube; nichts kann meinen Glauben an Gott und sein Wort erschüttern! Aber Satan will sich unsre ererbten und erworbenen Wesenszüge zunutze machen, er will unsre Augen blind machen für die eigenen Bedürfnisse und Fehler. Nur durch wahrhafte Erkenntnis unsrer Schwächen, nur durch den unverwandten Blick auf Jesus können wir sicher wandeln.

Kapitel 26: Der Kampf des Glaubens

Viele junge Leute haben nicht den festen Grundsatz, Gott zu dienen. Jede Wolke bringt ihren Mut zum Sinken; sie haben keine Ausdauer. Sie wachsen nicht in der Gnade. Scheinbar halten sie die Gebote Gottes; sie sind dem Gesetz Gottes aber nicht untertan, sie können's auch nicht. Ihre fleischlichen Herzen müssen umgewandelt werden. Sie müssen in der Heiligkeit etwas Schönes und Erhabenes sehen, dann werden sie sich danach sehnen, wie der Hirsch nach frischem Wasser dürstet, dann werden sie Gott und sein Gesetz lieb haben. Das Joch Christi wird ihnen dann sanft und seine Last leicht sein.

Wenn eure Schritte, ihr lieben jungen Freunde, von Gott gelenkt werden, dann dürft ihr nicht erwarten, daß euer Weg immer mit sichtbarem Frieden und Wohlstand nach außen hin gesegnet ist. Der Weg, der zum Leben führt, ist nicht der gangbarste; er erscheint manchmal dunkel und voller Dornen. Ihr habt aber die Zusicherung, daß Gottes nimmermüde Arme euch umfassen, um euch vor dem Bösen zu bewahren. Der Herr wünscht, daß ihr euch im Glauben an ihn übt und ihm vertrauen lernt -- in trüben Tagen und bei hellem Sonnenschein.

Lebendiger Glaube

Der Glaube muß im Herzen jedes Nachfolgers Christi eine dauernde Wohnstätte haben. Ohne ihn ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Der Glaube ist die Hand, welche die unendliche Hilfe ergreift; er ist das Mittel, durch welches sich das Herz erneuert und im Gleichtakt mit dem Herzen Jesu schlägt.

In seinem Bemühen, den sicheren Horst zu erreichen, wird der Adler oft durch den Sturmwind im dunklen Engpaß der Berge niedergezwungen. Dichte Wolkenbänke liegen zwischen ihm und den sonnigen Höhen, auf denen er sein Nest hat. Eine Zeitlang scheint er verwirrt, stößt hierhin und dorthin und schlägt mit seinen starken Flügeln so, als versuchte er die schweren Wolken wegzufegen. Mit seinem wilden Geschrei weckt er die Wildtauben der Berge, während er sich vergeblich abmüht, einen Weg aus seinem Gefängnis zu finden. Plötzlich stößt er aufwärts in das dunkle Wolkengebilde, durchbricht es mit einem gellenden Triumphgeschrei und ist einen Augenblick später über den Wolken im ruhigen Sonnenschein. Dunkelheit und Sturm liegen unter ihm. Nun umgibt ihn das Licht des Himmels. Er erreicht seinen Horst auf stolzer Felsenspitze und ist zufrieden. Sein Weg führte ihn durch das Dunkel zum Licht. Es war mühevoll; aber er ist dadurch belohnt worden, daß er gefunden, was er gesucht hat.

Nur auf diese Weise können wir dem Herrn nachfolgen. Wir müssen lebendigen Glauben üben; durch ihn werden wir die dichte Wolkendecke, die uns von dem himmlischen Licht trennt, durchbrechen. Wir haben Glaubenshöhen zu erreichen, wo Friede und Freude im Heiligen Geist herrschen.

Lebenslänglicher Kampf

Hast du jemals einen Habicht beobachtet, der eine ängstliche Taube verfolgt? Die Taube weiß instinktiv, daß der Habicht höher fliegen muß als sie, um sein Opfer zu erjagen. So steigt sie höher und immer höher in den blauen Himmelsdom, stets verfolgt von dem Habicht, der ihrer Herr zu werden versucht. Aber vergebens. Die Taube ist in Sicherheit, solange sie in ihrem Höhenflug nicht ermattet und erdenwärts fliegt. Würde sie nachlassen und niedriger fliegen, so würde ihr wachsamer Feind sich blitzschnell auf sein Opfer stürzen. Wieder und wieder haben wir diesen Vorgang atemlos und besorgt beob achtet. Unsre ganze Anteilnahme galt der kleinen Taube. Wie traurig hätte es uns gemacht, wäre sie eine Beute des grausamen Feindes geworden.

Wir haben auch einen Kampf zu bestehen -- einen lebenslänglichen Kampf mit Satan gegen seine unaufhörlichen Versuchungen. Der Feind wird jedes Argument und jede Täuschung benutzen, um die Seele zu umgarnen. Um die Krone des Lebens zu gewinnen, müssen wir ernste, beharrliche Anstrengungen machen. Wir dürfen unsre Waffenrüstung nicht ablegen und dürfen den Kampfplatz nicht eher verlassen, als bis wir den Sieg errungen haben und mit dem Erlöser triumphieren können. Solange wir unsern Blick fest auf den Anfänger und Vollender unsres Glaubens gerichtet halten, werden wir sicher sein. Unsre Neigungen müssen aber geistlicher Art und dürfen nicht irdisch gebunden sein. Durch den Glauben müssen wir uns höher und immer höher entwickeln, um der Gnade Jesu Christi teilhaftig zu werden. Durch tägliches Betrachten seiner unvergleichlichen Schönheit müssen wir mehr und mehr in sein herrliches Bild hineinwachsen. Wenn wir in solcher Verbindung mit dem Himmel leben, wird Satan seine Netze vergeblich nach uns auswerfen.

Kapitel 27: Der Sieg zuerkannt

Wir haben nur eine geringe Vorstellung von der Kraft, die uns zuteil würde, wenn wir uns mit der Quelle aller Kraft verbinden würden. Wir fallen immer wieder in Sünde und denken, es müsse so sein. Wir halten uns an unsern Schwächen so fest, als ob wir darauf stolz sein könnten. Der Heiland ermahnt uns, daß wir unser Angesicht darbieten "wie einen Kieselstein". Jesaja 50,7. wenn wir überwinden möchten. Er hat unsre Sünden "an seinem Leibe auf das Holz". 1.Petrus 2,24. getragen. Durch die Macht, die er uns gab, vermögen wir der Welt, dem Fleisch und dem Bösen zu widerstehen. Laßt uns darum nicht soviel von unsrer Schwachheit und Unzulänglichkeit, sondern mehr von Christus und seiner Stärke sprechen. Wenn wir uns viel über Satans Macht unterhalten, dann wird seine Gewalt über uns größer. Reden wir aber von der Kraft des Allmächtigen, so treiben wir den Feind zurück. Je enger wir uns Gott anschließen, desto näher zieht er uns an sich.

Viele unter uns sind in der Ausbildung ihrer Vorrechte nachlässig. Wir machen nur ein paar schwache Anstrengungen, das Rechte zu tun, und fallen dann wieder in unser altes, sündiges Leben zurück. Wenn wir in das Reich Gottes eintreten wollen, kann es nur mit vollkommenem Charakter, ohne Flecken und Runzeln oder andere Fehler, möglich sein. Satan arbeitet mit zunehmender Emsigkeit, je näher wir dem Ende der Zeit kommen. Er legt seine Schlingen, ohne daß wir es merken, um von uns Besitz zu ergreifen. Auf jede Weise versucht er, die Herrlichkeit Gottes vor der Seele zu verdunkeln. Es liegt an uns, zu entscheiden, ob er unsre Herzen und Sinne beherrschen soll, oder ob wir dereinst einen Platz auf der neuen Erde, ein Anrecht auf Abrahams Erbe haben werden.

Gottes Macht in Verbindung mit unsren Bemühungen hat uns einen herrlichen Sieg errungen. Sollten wir das nicht zu schätzen wissen? Der ganze Reichtum des Himmels wird uns in Christus geschenkt. Gott wollte sich durch Satan mitsamt seinen Geistern nicht sagen lassen, er hätte mehr tun können, als er getan hat. Die Welten, die er geschaffen hat, und die Engel im Himmel können bezeugen, daß er nicht mehr tun konnte. Er hat Quellen der Kraft, von denen wir bis jetzt noch nichts wissen; aus ihnen wird er uns in den Zeiten der Not schöpfen lassen. Unser Bemühen muß sich aber immer mit dem göttlichen verbinden. Unser Verstand, Wahrnehmungsvermögen und alle unsre Kraft müssen von uns eingesetzt werden... Wenn wir den Notruf vernehmen, wenn wir uns wappnen wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn wir uns bemühen, jeden Charakterfehler zu überwinden, dann wird der Herr uns mehr Licht, Kraft und Hilfe zuteil werden lassen.

Glaube und Pflicht

Der Glaube ist kein Gefühl. Er ist das Wesen der Dinge, auf die wir hoffen, und das Wissen um Dinge, die wir nicht sehen. Es gibt eine Glaubensform, die krasseste Selbstsucht ist. Sie freut sich der Dinge dieser Welt. Sie begnügt sich mit einer bloßen Betrachtung der Religion Christi und weiß nichts von ihrer errettenden Kraft. Wer sich zu solcher Glaubensform bekennt, nimmt die Sünde nicht ernst, weil er Jesus Christus nicht kennt. Solche Gläubigen nehmen ihre Pflichten leicht. Treue Pflichterfüllung aber geht Hand in Hand mit der richtigen Einschätzung des göttlichen Charakters.

Kapitel 28: Wie werde ich stark?

Der Heiland hat alle Vorkehrungen für uns getroffen, stark zu sein. Er hat uns seinen Heiligen Geist gegeben, dessen Aufgabe es ist, uns alle Verheißungen des Herrn in Erinnerung zu bringen, auf daß wir Frieden und das beglückende Bewußtsein der Sündenvergebung haben. Wenn wir unsern Blick auf den Heiland gerichtet halten und seiner Macht vertrauen, werden wir mit Zuversicht erfüllt sein; denn die Gerechtigkeit Christi wird uns zur Gerechtigkeit.

Wir verunehren den Heiland mit unsern Reden über unser Unvermögen. Laßt uns nicht auf uns sehen, sondern laßt uns ständig auf Jesus schauen, um ihm täglich ähnlicher zu werden, mehr und mehr von ihm berichten zu können, besser vorbereitet zu sein, uns seiner Güte und Hilfsbereitschaft zu bedienen und die Segnungen zu empfangen, die er uns anbietet.

Wenn wir in solcher Verbindung mit Gott leben, werden wir in seiner Kraft wachsen und denen eine Hilfe und ein Segen sein, die um uns sind. Würden wir nur das tun, was der Herr von uns wünscht, dann würden unsre Herzen gleich heiligen Harfen; jeder Akkord würde den Erlöser preisen und loben, den Gott gesandt hat, um die Sünde von der Welt hinwegzunehmen.

Erkennet seine Herrlichkeit

Wenn dich Versuchungen überfallen, die gewiß kommen werden, wenn Sorge und Ratlosigkeit dich umgeben, wenn du unglücklich und entmutigt bist und fast verzweifeln willst, schau, o schau dorthin mit dem Glaubensauge, wo du zuletzt das Licht gesehen hast. Das Dunkel, das dich umgibt, wird dem hellen Schein seiner Herrlichkeit weichen müssen. Will die Sünde um die Herrschaft in deiner Seele ringen, plagt dich dein Gewissen und verdunkelt dein Gemüt, dann, mein Freund, geh zum Heiland. Seine Gnade ist stark genug, um die Sünde zu bezwingen. Er wird uns verzeihen und uns fröhlich in Gott machen.

Laßt uns nicht länger von unsrer Unfähigkeit und von unserm Mangel an Kraft sprechen! Vergessen wir die Dinge, die hinter uns liegen; laßt uns vorwärts streben auf dem Weg zum Himmel! Versäumen wir keine Gelegenheit, die uns brauchbarer zum Dienst des Herrn machen kann. Dann wird die Heiligkeit unser Leben wie Goldfäden durchziehen. Die Engel aber werden im Hinblick auf unsre Weihe die Worte der Verheißung ausrufen, "daß ein Mann teurer sein soll denn feines Gold und ein Mensch werter denn Goldes Stücke aus Ophir". Jesaja 13,12. Der ganze Himmel frohlockt darüber, wenn sich schwache, fehlerhafte Menschen dem Heiland übergeben und in ihm leben wollen.

Freude durch Buße

Die Bedingungen für die Erlösung des Menschen hat Gott selbst festgesetzt. Selbsterniedrigung und Kreuztragen sind die Voraussetzungen für den reuigen Sünder, Ruhe und Frieden zu erlangen. Die Tatsache, daß sich der Heiland erniedrigte und opferte, damit der Mensch nicht ewiglich leide, sollte jedes Murren verstummen lassen. Beglückende Freude überkommt den Menschen durch aufrichtige Reue über die Übertretungen der Gesetze Gottes und durch den Glauben an Jesus Christus als seinen Erlöser und Fürsprecher.

Kapitel 29: Siegreiches Leben

Vertrauen auf Gottes Macht schafft Frieden. So schnell sich die Seele entschließt, in Übereinstimmung mit dem erhaltenen Licht zu handeln, vermittelt der Heilige Geist mehr Erkenntnis und Kraft. Die Gnade des Geistes wirkt bei der Entscheidung des Menschen mit, ist aber kein Ersatz für den persönlichen Einsatz des Glaubens. Der Erfolg eines christlichen Lebens hängt von der Benutzung des Lichtes ab, das Gott gegeben hat. Es ist gewiß nicht die Fülle des Lichts und der Beweise, die eine Seele frei macht in Christus; es ist vielmehr der Gebrauch der Kraft, des Willens und der seelischen Fähigkeiten, der zu dem aufrichtigen Bekenntnis führt: "Ich glaube, lieber Herr; hilf meinem Unglauben!" Markus 9,24.

Ich freue mich herzlich über die Herrlichkeit, die uns in Aussicht gestellt ist; tue es auch. Sei fröhlich und preise den Herrn für seine Güte. Was du nicht verstehen kannst, überlaß dem Herrn. Er liebt dich ja und hat Mitleid mit jeder deiner Schwachheiten. Er hat uns gesegnet "mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum". Epheser 1,3. Es würde das Herz des großen Gottes nicht befriedigen, denen, die seinen Sohn lieb haben, einen geringeren Segen mitzuteilen, als er dem Sohn gab.

Satan versucht, unser Denken von dem machtvollen Helfer abzulenken; er verführt uns, über die Entartung unsrer Seele zu grübeln. Der Heiland aber, der wohl die Schuld der Vergangenheit kennt, verzeiht uns. Wir dürfen ihn durch keinen Zweifel an seiner Liebe kränken. Das Schuldbewußtsein muß am Fuße des Kreuzes niedergelegt werden, sonst wird es die Quelle des Lebens vergiften. Wenn Satan Drohungen gegen euch ausstößt, beachtet sie nicht, und stärkt eure Seele an den Verheißungen Gottes. Die Wolke ist wohl dunkel in sich selbst; wenn aber das Licht des Himmels sie durchleuchtet, erstrahlt sie in goldenem Schein; denn die Herrlichkeit Gottes ruht auf ihr.

Die Kinder Gottes sollen nicht von Gefühlen und Erregungen bewegt werden. Wenn sie zwischen Hoffen und Bangen schwanken, betrüben sie Jesu Herz. Er hat ihnen ja den unverkennbaren Beweis seiner Liebe gegeben. Sie sollen frohgemut das Werk ausrichten, zu dem er sie berufen hat; dann werden ihre Herzen in seiner Hand wie heilige Harfen sein.

Jesu Liebe für seine Kinder ist ebenso zärtlich wie kraftvoll. Sie ist stärker als der Tod; denn er starb um unsrer Errettung willen und um uns eins zu machen mit ihm -- geheimnisvoll und ewiglich. Seine Liebe ist so mächtig, daß sie alle seine Kräfte beherrscht und alle unerschöpflichen Quellen des Himmels in Anspruch nimmt, um seinem Volk Gutes zu tun. Sie ist unveränderlich und ohne Wandel -- dieselbe gestern, heute und ewiglich. Wenn auch die Sünde seit Ewigkeit herrschte und diese Liebe zu vereiteln und ihre Ausbreitung auf der Erde zu hemmen versuchte, so fließt sie dennoch wie ein wasserreicher Strom jenen zu, für die Christus gestorben ist.

Beherrschender Einfluß

Bedenkt, daß der Glaube in eurem Leben nicht nur ein Einfluß von vielen ist; er soll der Einfluß sein, der alle anderen beherrscht.

Kapitel 30: Wahrer Glaube

Es gibt viele, die sich aufrichtig um Heiligung des Herzens und um Reinheit des Lebens bemühen und dennoch bedrückt und entmutigt erscheinen. Sie sehen ständig auf sich selbst und beklagen ihren Mangel an Glauben. Weil sie keinen Glauben haben, fühlen sie, daß Gott sie nicht segnen kann. Sie verwechseln Gefühl und Glaube. Sie schauen auf die Einfalt des wahren Glaubens herab, und das verfinstert sie. Sie sollten ihr Augenmerk von sich selbst abwenden und mehr bei der Gnade und Güte Gottes verweilen, mehr von seinen Verheißungen berichten und einfach glauben, daß der Herr sein Wort wahr machen wird.

Wir sollen unser Vertrauen nicht auf unsern Glauben, sondern auf die Verheißungen Gottes setzen. Wenn wir unsre Gesetzesübertretungen in der Vergangenheit aufrichtig bereuen und von nun an dem Gesetz gehorsam sein wollen, dann können wir glauben, daß uns der Herr um Jesu Christi willen annimmt und unsre Sünden vergibt.

Dunkelheit und Entmutigung werden öfter über uns kommen und uns zu überwältigen versuchen; wir sollen dann aber unser Vertrauen nicht "wegwerfen". Unser Blick muß fest auf den Heiland gerichtet bleiben, unabhängig von unsrer Gefühlswelt. Jede erkannte Pflicht sollte treu erfüllt werden; dann können wir uns mit ruhiger Sicherheit auf die Verheißungen Gottes verlassen.

Verlaßt euch nicht auf eure Gefühle

Bisweilen überkommt uns ein tiefes Gefühl unsrer Unwürdigkeit und jagt Schauer des Erschreckens durch die Seele. Das ist aber kein Beweis dafür, daß sich Gott uns oder wir uns ihm gegenüber geändert haben. Wir sollten keinerlei Anstrengung machen, um uns auf eine bestimmte Gefühlsstärke einzustellen. Es ist möglich, daß wir heute nicht jenen Frieden und die Freude in uns feststellen, die uns gestern bewegten; auf jeden Fall sollten wir im Glauben Jesu Hand ergreifen und ihm in dunklen und lichtvollen Tagen gleichermaßen vertrauen.

Satan wird uns einreden wollen: "Du bist ein viel zu großer Sünder, als daß Christus dich retten könnte." Wenn du auch zugibst, daß du wirklich voller Sünde und unwürdig bist, kannst du dem Versucher mit den Worten begegnen: "Durch sein Sühneopfer wurde Christus mein Erlöser. Ich vertraue nicht auf eigene Verdienste, aber auf das kostbare Blut Jesu, das mich rein gemacht hat. Mein hilfloses Herz klammert sich an den Heiland." Ja, des Christen Leben muß ein ständiges, lebendiges Glauben sein. Es muß ein unzerstörbares Vertrauen und eine feste Zuversicht auf Christus sein. Dann werden Frieden und Sicherheit die Seele erfüllen.

Auf den Heiland laßt uns schauen!

Sei nicht entmutigt, weil dein Herz unbußfertig zu sein scheint. Jedes Hindernis und jede innere Gegnerschaft führen dich näher zum Herrn. Er "will das steinerne Herz wegnehmen aus eurem Leibe und ein fleischernes Herz geben". Hesekiel 11,19. Bitte ihn um die besondere Gnade, deinen Lieblingsfehler überwinden zu können. Wirst du in Versuchung geführt, dann widerstehe standhaft den Einflüsterungen des Bösen. Halt deinem Herzen vor: "Wie könnte ich meinen Heiland betrüben! Ich habe mich ihm übergeben; ich will nicht Satans Werke tun." Rufe zum Heiland um Hilfe, damit du jeden Götzen in dir opfern und jede Lieblingssünde aufgeben kannst. Sieh mit dem Glaubensauge den Heiland vor des Vaters Thron stehen, wie er seine Hände mit den Wundmalen erhebt und für dich bittet. Und glaube zuversichtlich, daß du neue Kraft erhalten wirst durch Jesus Christus, deinen teuren Heiland.

Erblicke im Glauben die Kronen, die den Überwindern gegeben werden; höre den Triumphgesang der Erlösten: Würdig, würdig ist das Lamm, das erwürgt ist und uns erlöst hat zu Gott! Versuch einmal, dir diese Szenen als Tatsachen vorzustellen. Stephanus, der erste christliche Märtyrer, rief in seinem heftigen Kampf mit Fürstentümern und Gewalten und hohen, gottlosen geistlichen Würdenträgern aus: "Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen." Apostelgeschichte 7,56. Er sah den Heiland der Welt, der mit inniger Anteilnahme vom Himmel herab auf ihn schaute. Das herrliche Licht des Antlitzes Christi umleuchtete Stephanus in solchem Glanz, daß sein Angesicht sogar seinen Feinden erschien wie das Gesicht eines Engels.

Würden unsre Gedanken mehr bei Christus und der himmlischen Welt verweilen, dann würden wir einen machtvollen Antrieb und starke Hilfe in unserm Glaubenskampf erhalten. Hochmut und Weltliebe werden ihre Macht über uns verlieren, wenn wir der Herrlichkeiten des besseren Landes gedenken, in dem wir bald zu Hause sein werden. Neben dem Liebreiz Christi werden alle irdischen Lockmittel ihre Anziehungskraft verlieren.

Ein neues Denken

Niemand darf glauben, daß ohne eigene Bemühungen die Gewißheit der Liebe Gottes erlangt werden kann. Ist der Geist nur dem Irdischen verhaftet, dann wird ein verändertes, ein neues Denken sehr schwer fallen. Was das Auge sieht und das Ohr hört, erweckt zu oft die Aufmerksamkeit und fesselt das Interesse.

Wenn wir aber in die Stadt Gottes eintreten und Jesus in seiner Herrlichkeit sehen wollen, dann müssen wir uns daran gewöhnen, ihn schon hier im Glauben zu schauen. Wort und Wesen Jesu Christi müssen häufiger Gegenstand unsrer Gedanken und Unterhaltung sein. Jeden Tag sollten wir unter Gebet über diese heiligen Dinge nachdenken.

Tägliche Weihe

Heiligung ist eine Aufgabe für jeden Tag. Lasse sich niemand durch die Annahme täuschen, Gott könne ihm gnädig sein und ihn segnen, solange er noch eins seiner Gebote verletzt. Das hartnäckige Festhalten einer erkannten Sünde bringt die bezeugende Stimme des Geistes zum Schweigen und trennt die Seele von Gott. Wie begeistert wir in unsern Glaubensgefühlen auch immer sein mögen: der Heiland kann nicht in einem Herzen wohnen, welches das göttliche Gesetz gering schätzt. Der Herr wird nur diejenigen ehren, die ihn ehren.

"Welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr." Römer 6,16. Geben wir irgendeinem Ärger, der Gier, der Habsucht, dem Hass, der Selbstsucht oder einer andern Sünde nach, dann werden wir Knechte der Sünde. "Niemand kann zwei Herren dienen." Matthäus 6,24. Dienen wir der Sünde, dann können wir nicht Christus dienen. Ein Christ wird die Verlockungen zur Sünde wahrnehmen; denn das Fleisch streitet gegen den Geist; der Geist aber streitet wider das Fleisch; es ist ein dauernder Kampf. Hier ist Jesu Hilfe erforderlich. Die menschliche Schwachheit wird sich mit der göttlichen Kraft verbinden, und der Glaube wird bekunden: "Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus!" 1.Korinther 15,57.

Wollen wir einen Charakter entwickeln, den Gott annehmen kann, dann muß sich unser Glaubensleben durch einwandfreie Gewohnheiten auszeichnen. Tägliches Gebet ist für die Erlangung größer werdenden Glaubens und geistlichen Lebens ebenso wichtig wie das tägliche Brot für das Gedeihen des Körpers. Wir können unsre Gedanken nicht oft genug im Gebet zu Gott erheben. Und schweift der Geist ab, dann müssen wir ihn wieder zurückholen; durch andauerndes Üben werden wir uns schließlich besser sammeln können. Nicht einen Augenblick vermögen wir uns ohne Gefahr von Christus zu trennen. Seine Gegenwart brauchen wir zu jedem Schritt, den wir machen. Wir werden uns ihrer aber nur dann erfreuen, wenn wir den Bedingungen, die er selbst gegeben hat, nachkommen.

Der Glaube sei euer Hauptanliegen

Der Glaube muß unser höchster Lebenszweck werden. Alles andere muß ihm untergeordnet sein. Alle unsre Kräfte der Seele, des Leibes und des Geistes müssen im Glaubenskampf eingesetzt werden. Bitten wir den Heiland um Kraft und Gnade, dann wird uns der Sieg ebenso gewiß sein, wie der Heiland für uns gestorben ist.

Ach, daß wir uns enger an das Kreuz Christi klammerten! Buße am Kreuzesstamm ist die erste Friedenslektion, die wir zu lernen haben. Wer kann Jesu Liebe völlig verstehen? Sie ist unendlich größer und selbstloser als einer Mutter Liebe. Wollen wir den Wert einer Menschenseele kennen lernen, dann müssen wir in lebendigem Glauben auf das Kreuz schauen; dort erkennen wir das Motiv, das uns als Forschungsziel und als Gesang der Erlösten durch alle Ewigkeit begleitet. Der Wert unsrer Zeit und unsrer Gaben kann nur an der Höhe des Lösegeldes gemessen werden, daß für unsre Erlösung gezahlt wurde. Wie undankbar wären wir, wenn wir Gott um sein Eigentum betrügen und ihm unsre Neigungen und unsern Dienst vorenthalten würden! Ist es zuviel, uns selbst ihm zu weihen, der alles für uns geopfert hat? Kann es eine Wahl geben zwischen der Freundschaft der Welt und den unsterblichen Ehren, die der Heiland anbietet, mit ihm auf seinem Stuhl zu sitzen, zu überwinden, wie er überwunden hat und sich gesetzt mit seinem Vater auf seinen Stuhl? Offenbarung 3,21.

Heiligung eine fortschreitende Glaubenserfahrung

Heiligung ist ein fortschreitendes Werk. Über die einander folgenden Schritte schreibt uns der Apostel Petrus: "Wendet allen euren Fleiß daran und reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe. Denn wo solches reichlich bei euch ist, wird's euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unsers Herrn Jesu Christi." 2.Petrus 1,5-8. "Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß, eure Berufung und Erwählung festzumachen; denn wo ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln, und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi." 2.Petrus 1,10.11.

Hier ist ein Pfad, auf dem wir sicher wandeln und niemals straucheln werden. Diejenige, welche sich um die Erlangung der christlichen Tugenden eifrig bemühen, haben die Zusicherung, daß Gott ihnen die Gaben seines Geistes vielfältig geben wird.

Petrus wendet sich an alle, die sich des gleichen köstlichen Glaubens erfreuen: "Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unsers Herrn!" 2.Petrus 1,2. Durch die göttliche Gnade können alle, die auf den leuchtenden Stufen von der Erde zum Himmel vorwärts schreiten, schließlich "mit Gesang und unaufhörlicher Freude" durch das goldene Tor in die Stadt Gottes einziehen.

Wertvolle Prüfungen

Die Prüfungen des Lebens sind Gottes Werkleute, die alle Unreinheiten und Rauheiten unsers Wesens entfernen sollen. Ihr Behauen und Meißeln, Glätten und Polieren ist freilich schmerzhaft. Es ist hart, in die Schleifmühle gebracht zu werden; aber der Baustein geht daraus wohl zubereitet hervor, um seinen Platz im göttlichen Tempel einzunehmen. Auf nutzlosen Werkstoff verwendet der Herr keine so sorgsame, gründliche Arbeit. Nur kostbare Steine werden geschliffen, wie man sie zu einem prächtigen Bauwerk verwendet.

Verborgene Kraftquellen

Zu dem verborgenen Platz des Allerhöchsten, unter dem Schatten des Allmächtigen, begeben sich die Menschen von Zeit zu Zeit. Sie verweilen ein wenig und schöpfen Kraft zu vortrefflichen Handlungen. Dann läßt ihr Glaube wieder nach, die Verbindung ist unterbrochen, das Lebenswerk vernichtet. Jesu Leben aber war ein beständiges Glauben, das sich durch die Verbindung zum Vater kraftvoll erhielt. Sein Werk für Himmel und Erde war ohne Fehlschlag und ohne Straucheln.

Als Mensch nahte er sich dem Throne Gottes, bis seine menschliche Natur in die himmlische umgewandelt und das Menschliche mit dem Göttlichen verbunden war. Er empfing Leben von Gott und teilte es den Menschen mit.

Kapitel 31: Vereinigung mit Christus

Durch einen lebendigen Glauben kommen wir mit Christus in dauernde Verbindung; jede andere Vereinigung ist vergänglich. Der Heiland erwählte uns zuerst und bezahlte einen unendlich hohen Preis für unsre Erlösung. So wird der wahrhaft Gläubige seinen Erlöser als den Ersten und Letzten und Besten in allen Dingen erwählen. Diese Vereinigung ist aber mit Opfern verbunden, denn ein stolzer Mensch muß ein Verhältnis äußerster Abhängigkeit eingehen. Alle, die diese Verbindung eingehen, müssen ein starkes Bedürfnis nach dem sühnenden Blut Christi fühlen. Sie müssen eine Veränderung des Herzens durchmachen. Ihr eigner Wille muß sich dem Willen Gottes unterstellen. Es wird ein Ringen mit äußeren und inneren Hindernissen sein. Es muß ebenso ein Werk schmerzlichen Loslösens wie ein solches des Bindens sein. Hochmut, Selbstsucht, Eitelkeit und Weltliebe -- Sünden aller Art -- müssen überwunden werden, wenn wir eine Vereinigung mit Christus vornehmen. Der Grund, warum so viele das christliche Leben so beklagenswert hart finden, warum sie so wankelmütig, so unbeständig sind, liegt in der Tatsache, daß sie zum Herrn kommen wollen, ohne sich von ihren Lieblingsgötzen zu trennen.

Ist die Verbindung mit Christus aufgenommen worden, kann sie nur durch ernstes Gebet und unermüdliche Anstrengung aufrechterhalten werden. Wir müssen Widerstand leisten, uns selbst verleugnen und uns selbst besiegen. Durch die Gnade Christi, durch Mut, Glauben und Wachsamkeit werden wir schließlich den Sieg erringen.

Es gehören unerschrockene Leute dazu, die nicht immer erst darauf warten, bis der Weg geebnet und alle Hindernisse beseitigt sind, sondern sogar mit Feuereifer die erlahmenden Kräfte entmutigter Mitarbeiter aufs neue beleben; Menschen, deren Herzen von der Liebe Christi brennen und die entschlossen die Arbeit ihres Meisters angreifen.

Dennoch erweisen sich so manche, die in den Dienst des Herrn eintreten, als schwach, zaghaft, unentschlossen und unzuverlässig. Es fehlt ihnen der rechte Trieb, und weil sie nicht die nötige Begeisterungsfähigkeit und Unternehmungslust aufweisen, sind sie auch nicht imstande, etwas zu schaffen. Wer Erfolg haben will, muß beherzt und zuversichtlich sein, nicht nur leiden wollen, sondern auch etwas leisten können.

Manche haben kein festes Ziel. Sie wissen nicht recht, was sie wollen, und bleiben nicht bei dem, was sie sich vornehmen. Ihre Brauchbarkeit im Leben ist daher nur gering. Solche müssen ihre Schwäche, Unentschlossenheit und Lässigkeit überwinden. Der wahre Christ läßt sich nicht durch Widerwärtigkeiten beeinflussen oder überwältigen. Er hat Rückgrat genug, sich weder durch Schmeicheleien noch durch Bestechung und auch nicht durch Drohungen zu rechtswidrigem Handeln verleiten zu lassen.

Die Anschläge Satans zu bekämpfen

Die Zukunft der menschlichen Gesellschaft wird durch die Jugend von heute entschieden. Satan macht ernsthafte und beharrliche Anstrengungen, den Geist eines jeden jungen Menschen zu verwirren und seinen Charakter zu schwächen; sollen dann wir, die wir mehr Erfahrung haben, nur als Zuschauer dabeistehen und zusehen, wie er ungehindert sein Werk vollendet? Laßt uns auf unsrem Posten stehen und jede Minute bereit sein, für diese Jugend zu wirken und mit Gottes Hilfe sie vor der Grube der Vernichtung zurückzuhalten. Im Gleichnis heißt es: Da die Leute schliefen, kam der Feind und säte Unkraut; und während ihr, seine Brüder und Schwestern, euch seines Wirkens nicht bewußt seid, sammelt er eine Armee junger Leute unter sein Banner; und er frohlockt, denn durch sie führt er seinen Kampf gegen Gott.