Ruf an die Jugend

Abschnitt 4

Der Wandel im Licht

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Der Heiland, der uns mit seinem Blut erkauft hat, beugt sich gleichsam auch über uns und spricht unsagbar zärtlich und mitleidsvoll: "Willst du gesund werden?" Johannes 5,6. Dann gebietet er, daß wir uns in seiner Kraft und seinem Frieden erheben. Wir dürfen aber nicht erst fühlen wollen, daß wir gesund geworden sind. Wir müssen dem Heiland aufs Wort glauben. Sein Wille muß unser Wille sein. Wollen wir ihm dienen und seinem Wort gehorchen, dann werden wir die Stärke dazu erhalten. Christus kann und will uns erretten, wie häßlich auch unsre Sünde gewesen sein, wie sehr und wie lange uns auch die Leidenschaft an Leib und Seele geknechtet haben mag. Er will denen, die tot waren in Übertretungen, Leben mitteilen, und solche, die durch Schwäche oder Ungunst der Verhältnisse oder durch Sünde gefangen gehalten wurden, frei machen.

Kapitel 32: Wachstum in der Gnade

"Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi." 2.Petrus 3,18. Es ist ein Gnadengeschenk an die Jugend, in Christus zu wachsen und durch ihn auch in der geistlichen Gnade und Erkenntnis. Durch eifriges Forschen in der Schrift und einen Wandel in dem geoffenbarten Weg der Wahrheit und Gerechtigkeit können wir den Heiland immer besser kennen lernen. Wer ständig in der Gnade wächst, wird standhaft im Glauben voranschreiten.

Unsre Standhaftigkeit muß wachsen

Im Herzen jedes jungen Menschen, der sich vorgenommen hat, ein Jünger Jesu Christi zu sein, sollte ein heißes Verlangen brennen, die höchste Stufe im christlichen Leben zu erklimmen und ein Mitarbeiter des Herrn zu sein. Wenn es seine Absicht ist, zur Schar derer zu gehören, die einst fehlerlos vor dem Thron des Ewigen stehen, wird er ständig Fortschritte machen. Der einzige Weg, standhaft zu bleiben, ist täglicher Fortschritt im geistlichen Leben. Wenn er mit Zweifeln und Hindernissen zu kämpfen hat und sie überwindet, wird der Glaube in ihm wachsen. Heiligung ist ein allmählicher Vorgang. Wächst du in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi, dann wirst du jedes Vorrecht und jede Gelegenheit ausnutzen, um noch mehr Erkenntnis des Lebens und Charakters Jesu zu erlangen.

Der Glaube an Jesus Christus wird größer, je besser du dich mit dem Heiland durch Betrachten seines fleckenlosen Lebens und seiner unendlichen Liebe bekannt machst. Du kannst den Herrn nicht mehr verunehren, als wenn du vorgibst, sein Jünger zu sein, und dich dennoch fern von ihm hältst und dich von dem Heiligen Geist weder erhalten noch beleben läßt. Wenn du aber in der Gnade wächst, dann wirst du gerne die religiösen Versammlungen besuchen und vor der Gemeinde freudig Zeugnis ablegen von der Liebe Jesu. Durch seine Gnade kann Gott den jungen Menschen klug machen und den Kindern Erkenntnis und Erfahrung vermitteln. Sie können täglich in der Gnade wachsen. Du solltest dich in deinem Glauben nicht nach dem Gefühl richten.

Prüfung des Herzens

Prüfe dein Herz und deine Hinneigung zu Gott mit aller Sorgfalt. Frage dich: Habe ich heute meine kostbare Zeit zu meinem Vergnügen und zu meiner eigenen Unterhaltung benutzt? Habe ich andere glücklich gemacht? Habe ich meiner Umgebung zu größerer Frömmigkeit verholfen und ihr die ewigen Dinge wertvoller gemacht? War mein Glaube in meinem Heim lebendig, und habe ich durch Wort und Tat meinen Hausgenossen die Gnade Christi offenbart? Habe ich durch ehrfurchtsvollen Gehorsam meine Eltern geehrt und dadurch das fünfte Gebot erfüllt? Habe ich freudig meine kleinen täglichen Pflichten auf mich genommen und sie treu erfüllt und getan, was ich konnte, um die Lasten der andern zu erleichtern? Habe ich meine Lippen rein gehalten und meine Zunge vor schlechten Reden bewahrt? Habe ich Christus, meinen Erlöser, geehrt, der sein kostbares Leben opferte, damit ich das ewige Leben erlangen kann?

Wache und bete!

Vernachlässige am Morgen nicht das ernste Gebet zum Heiland, lieber junger Freund, daß er dir Kraft und Gnade gebe, den Versuchungen des Feindes widerstehen zu können, in welcher Form sie dir auch begegnen mögen. Und wenn du mit Inbrunst betest, im Glauben und mit reuigem Herzen, dann wird der Herr dein Gebet erhören. Dabei mußt du aber auch wachsam sein. Jesus hat gesagt: "Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopfet, dem wird aufgetan. Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet ums Brot, der ihm einen Stein biete? Oder, so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete? So denn ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten." Matthäus 7,7-11.

Kinder und Jugendliche können mit ihren Nöten und Verlegenheiten zum Heiland kommen und wissen, daß er ihre Anliegen beachten und ihnen geben wird, was sie bedürfen. Sei ernst und entschlossen, mein Freund! Halte dir die Verheißung Gottes vor Augen und glaube ihr ohne Zweifel! Warte nicht auf besondere innere Regungen, wenn du Antwort vom Herrn erheischest. Mache dem Herrn keine Vorschriften, wie er dir helfen soll; vertraue seinem Wort und lege dein Anliegen ganz in seine Hand im völligen Glauben, daß dein Gebet erhört und die Antwort kommen wird zu der Zeit und in der Weise, wie es der himmlische Vater für gut hält. Lebe dein Gebet aus! Wandle in Demut und schreite ständig voran.

"Gott der Herr ist Sonne und Schild; der Herr gibt Gnade und Ehre: er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen." Psalm 84,12.

"Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen! Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Reiche müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut." Psalm 34,10.11.

"Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, daß sie nicht Trug reden. Laß vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach. Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien; das Antlitz aber des Herrn steht wider die, so Böses tun, daß er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde. Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr und errettet sie aus all ihrer Not. Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben." Psalm 34,14-19.

Hier sind Verheißungen, unermeßlich reich, unter der Bedingung, daß du abläßt vom Bösen und das Gute tust. Dann setze dein Lebensziel hoch, wie es Joseph und Daniel und Mose taten; berechne sorgfältig die Anforderungen für deine charakterliche Ausbildung, und dann baue für Zeit und Ewigkeit.

Wir sind schwach und ohne Weisheit, aber Gott hat verheißen: "So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket's niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden." Jakobus 1,5. Strebe nach der Vollkommenheit, gib deinen Halt an Gott niemals auf, und bleibe in seinem Dienst, dann wirst du ein Überwinder durch das Blut des Lammes.

Unbegrenzte Möglichkeiten zum Wohltun

Durch solches Streben übst du auf viele aus deiner Umgebung einen Einfluß aus. Wie wohltuend sind zu rechter Zeit gesprochene Worte! Wie viel Kraft kann ein Wort der Hoffnung, der Ermutigung und Entschlossenheit dem geben, der in Gefahr ist zu straucheln! Die feste Absicht, gute Grundsätze durchzusetzen, kann unsichere Seelen wieder auf die rechte Bahn bringen.

Du kannst unendlich viel Gutes tun. Wenn das Wort Gottes die Richtschnur deines Lebens ist und deine Taten durch seine Vorschriften gelenkt werden, wenn deine Vorsätze und Anstrengungen zur Erfüllung deiner Pflichten dem Nächsten zum Segen und nicht zum Fluch dienen, wird dein Bemühen mit Erfolg gekrönt werden. Du hast dich mit Gott verbunden; du bist zum Lichtträger für andere geworden. Der Heiland erweist dir die Ehre, sein Mitarbeiter zu sein; und keine höhere Ehre kann dir zuteil werden als der beglückende Segensspruch von den Lippen des Heilandes: "Ei, du frommer und getreuer Knecht ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21.

Selbstübergabe

Der Heiland wünscht keine Halbheiten in seinem Dienst. Der Mitarbeiter Gottes muß die Bedeutung der täglichen Selbstübergabe erkennen. Er muß das Wort Gottes erforschen, seinen Sinn erfassen und den biblischen Vorschriften entsprechen. So wird er das Maß christlicher Vortrefflichkeit erreichen. Gott wirkt Tag für Tag an seinem Herzen und vervollkommnet seinen Charakter, damit er die Prüfungszeit überstehen kann. Täglich wird auch der Gläubige vor den Menschen und Engeln an seiner erhabenen Aufgabe arbeiten, um zu beweisen, was das Evangelium aus einem gefallenen Menschen machen kann.

Kapitel 33: Anpassung an die Welt

Die Wanderer auf dem schmalen Wege sprechen von der Freude und Glückseligkeit, die am Ende ihrer Pilgerreise auf sie warten. Wohl ist ihr Gesicht oft ernst; es liegt aber trotzdem der Ausdruck heiliger, geweihter Freude auf ihm. Sie sind nicht wie die Welt gekleidet; sie sprechen und handeln auch nicht wie sie. Ein Vorbild ist ihnen gegeben. Der Mann der Schmerzen, der Kummer kennt, bahnte den Weg für sie und ging ihn selbst. Seine Nachfolger sehen seine Fußstapfen und sind getröstet und ermuntert. Er erreichte sicher sein Ziel; das können sie auch, wenn sie seinen Fußstapfen folgen.

Der breite Weg

Auf dem breiten Weg sind alle mit sich selbst beschäftigt; ihre Kleider und Vergnügungen nehmen ihr Interesse in Anspruch. Sie sind ausgelassen und übermütig und denken nicht an das Ende ihrer Lebensreise -- an den sicheren Untergang am Ende des Weges. Jeder Tag bringt sie ihrem Unglück näher; dennoch tollen sie immer schneller und rasender dahin. O wie furchtbar war mir dieser Anblick!

Ich sah viele Wanderer auf diesem breiten Weg, auf deren Kleidung geschrieben war: "Tot für die Welt. Das Ende aller Dinge ist nahe. Seid auch ihr bereit." Sie sahen genau so aus wie die andern eitlen Menschen in ihrer Umgebung mit Ausnahme eines Anflugs von Trauer, den ich in ihren Gesichtern bemerkte. Ihre Unterhaltung glich jener lustigen, gedankenlosen ihrer Umgebung. Ab und zu aber zeigten sie mit Genugtuung auf die Schrift an ihrer Kleidung und forderten die andern auf, ebenfalls solche Beschriftung zu tragen. Sie waren auf dem breiten Weg, wenn sie auch vorgaben, zu denen zu gehören, die den schmalen Pfad gingen. Die Menschen um sie herum antworteten: "Es gibt ja keinen Unterschied zwischen uns. Wir sind alle gleich; wir kleiden uns, erzählen und handeln alle gleich."

Mir wurde die Anpassung einiger bekenntlicher Sabbathalter an die Welt gezeigt. Ich sah die Schande, die sie ihrem Bekenntnis und der Sache Gottes machten. Sie strafen ihr Bekenntnis Lügen. Sie glauben wohl, der Welt nicht gleich zu sein; sie ähneln ihr aber in der Kleidung, in der Unterhaltung und in ihren Taten so sehr, daß fast kein Unterschied festzustellen ist. Ich sah, wie sie ihre armseligen, sterblichen Leiber, die jeden Augenblick von dem Finger des Schöpfers angerührt und auf ein Leidenslager gelegt werden können, schmücken. Dann aber, wenn sie ihr letztes Stündlein nahen fühlen, durchzittert sie Todesangst und die bange Frage: "Bin ich bereit zum Sterben, vorbereitet, vor Gott im Gericht zu erscheinen und die große Prüfung zu bestehen?" Wenn ihr sie dann fragt, was sie sich bei ihrem Kleiderluxus dachten, und sie haben noch ein klein wenig Gefühl von dem, was es bedeutet, vorbereitet vor Gott zu erscheinen, dann werden sie euch sagen: könnten wir noch einmal zurück und von vorne anfangen, dann würden wir unser Leben besser gestalten. Sie würden die Torheiten der Welt meiden, Eitelkeit und Hochmut ablegen, sich ehrbar schmücken und ihrer Umgebung ein gutes Beispiel geben. Sie würden zur Ehre Gottes leben.

Warum ist es denn so schwer, ein uneigennütziges, bescheidenes Leben zu führen? Weil Scheinchristen der Welt nicht abgestorben sind. Wer in diesem Sinne gestorben ist, lebt leicht. Aber viele sehnen sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens. Sie wollen sich so viel wie möglich in Kleidung und Gewohnheit der Welt anpassen und dennoch in den Himmel kommen. Sie wollen es auf andere Weise versuchen. Sie gehen nicht durch die enge Pforte und auf dem schmalen Weg. Sie werden keine Entschuldigung haben. Viele kleiden sich wie die Welt, um Einfluß zu gewinnen. Sie begehen hier einen schweren und verhängnisvollen Fehler. Falls sie einen wahrhaften, beglückenden Einfluß ausüben möchten, laßt sie ihr Bekenntnis ausleben, laßt sie ihren Glauben durch rechtschaffene Werke beweisen und den großen Unterschied zwischen einem Christen und der Welt bekunden. Mir wurde gezeigt, daß Kleidung, Worte und Werke für Gott Zeugnis ablegen sollten. Dann wird ein heiliger Einfluß alles erfüllen und davon Kenntnis geben, daß sie mit Christus gelebt haben. Die Ungläubigen werden sehen, daß die Wahrheit, die wir bekennen, einen heiligenden Einfluß besitzt, und daß der Glaube an die Wiederkunft Christi den Charakter der Männer und Frauen bestimmt. Wer einen Einfluß zum Besten der Wahrheit haben will, muß sie ausleben und Jesu demütigem Vorbild nacheifern.

Vorbereitung auf Jesu Wiederkunft

Ich sah, daß Gott Hochmut verachtet und daß alle Stolzen und alle, die Böses tun, wie Stoppeln sein werden, die an dem Tage, der kommen wird, verbrannt werden. Ich sah, daß die dritte Engelsbotschaft jetzt noch an vielen Herzen, die vorgeben, an sie zu glauben, wirken und Stolz, Selbstsucht, Geiz und Weltliebe wegwaschen muß.

Wird Jesus bei seiner Wiederkunft ein Volk vorfinden, das sich der Welt angepaßt hat? Und wird er es als sein Volk anerkennen, das er sich zubereitet hat? O nein! Nur den, der rein und heilig ist, wird er annehmen. Diejenigen, die durch Leiden geklärt und geläutert wurden, die sich von der Welt getrennt und sich von ihr unbefleckt erhalten haben, wird der Heiland als sein Eigentum zu sich nehmen.

Als ich die erschreckende Wirklichkeit sah, daß sich Gottes Volk der Welt anpaßte und daß sich viele bekenntliche Jünger des demütigen und sanften Heilands nicht mehr von den Ungläubigen unterschieden, erzitterte mein Herz in tiefer Qual. Ich sah, wie der Heiland verwundet und öffentlich geschändet wurde. Als der Engel mit tiefer Betrübnis auf das bekenntliche Volk Gottes schaute, wie es die Welt lieb gewann, ihres Geistes wurde und ihre Gewohnheiten annahm, rief er aus: "Macht euch los! Macht euch los! Damit ihr euren Lohn nicht mit den Heuchlern und Ungläubigen außerhalb der Stadt empfanget. Euer Bekenntnis wird eure Qual und Strafe nur vergrößern, weil ihr des Herrn Willen kanntet und nicht danach gehandelt habt."

Dem Werke Gottes wird von denen, die sich zur dritten Engelsbotschaft bekennen, durch Leichtsinn, Scherz und Tändelei oft Schaden zugefügt. Mir wurde gezeigt, daß sich dieses Übel in unsern Reihen sehr ausbreitet. Ich sah, daß wir uns vor Gott demütigen sollten. Das Israel Gottes sollte die Herzen, aber nicht die Gewänder zerreißen. Kindliche Einfalt ist nur selten wahrzunehmen; der Beifall der Menschen gilt mehr als das Mißvergnügen Gottes.

Der Engel sagte: "Bewahre dein Herz, damit dich Gott nicht ins Gericht nehme und deinen mürben Lebensfaden durchschneide und du ohne Schutz und unvorbereitet auf sein Gericht im Grabe liegst. Aber auch, wenn ihr nicht ins Grab gelegt werdet, macht Frieden mit Gott; reißt euch los von der Welt, damit sich euer Herz nicht verhärtet und ihr euch auf falsche Stützen verlaßt, von falschen Voraussetzungen ausgeht und euren Irrtum zu spät erkennt, um euch noch eine wohl gegründete Hoffnung zu sichern."

Was hülfe es dem Menschen...?

Der Heiland fordert sorgfältige Selbstprüfung. Nimm sie aufrichtig vor. Auf die eine Seite deiner Berechnung setze Christus ein; das bedeutet: ewigen Reichtum -- Leben -- Wahrheit -- Himmelreich -- die Freude Christi an den Erlösten; auf die andere Seite setze alles, was die Welt bieten kann. Auf diese Seite setze den Verlust deiner eigenen Seele und der Seele derer, die du hättest retten können; auf die andere Seite wiederum für dich und für sie ein Leben, das bei Gott gilt. Wäge genau ab für Zeit und Ewigkeit. Während du solches tust, höre Jesu Worte: "Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" Matthäus 16,26.

Der Herr möchte, daß wir das Himmlische statt des Irdischen wählen. Er gibt uns die Möglichkeit, uns einen Schatz im Himmel anzulegen. Er ermutigt uns zu höchsten Ansprüchen und sichert uns die erlesensten Schätze. "Daß ein Mann teurer sein soll denn feines Gold", sagt der Herr, "und ein Mensch werter denn Goldes Stücke aus Ophir." Jesaja 13,12. Während die Reichtümer, welche die Motten und der Rost fressen, vernichtet werden, können sich Christi Nachfolger ihres himmlischen Schatzes erfreuen, der Reichtümer, die unzerstörbar sind.

Kapitel 34: Wahre christliche Erfahrung

Mir wurde gezeigt, daß, wenn sich die Jugend nicht völlig ändert, wenn sie sich nicht wahrhaft bekehrt, sie daran verzweifeln muß, ins Himmelreich einzugehen. Nach dem, was mir offenbart wurde, ist nicht mehr als die Hälfte unsrer Jugend, die sich zur Wahrheit bekennt, wirklich bekehrt. Hätte sie sich bekehrt, dann trüge sie Frucht zur Ehre Gottes. Viele stützen sich auf ungewisse Hoffnungen, die keinen wahren Grund habe. Die Quelle ist nicht gereinigt, darum ist auch das, was aus ihr hervorkommt, nicht rein. Reinigt die Quelle, dann wird auch ihr Wasser klar sein.

Ist das Herz in Ordnung, dann werden auch deine Worte, deine Kleider und deine Taten einwandfrei sein. Es mangelt an wahrer Frömmigkeit. Ich würde meinen Herrn nicht dadurch betrüben, daß ich einen oberflächlichen, wertlosen und ohne Gebet lebenden Menschen einen Christen nenne. Nein, ein Christ muß seine Lieblingssünden und Leidenschaften überwinden. Es gibt ja ein Heilmittel für die sündenkranke Seele. Wir haben es in Christus. O herrlicher Heiland! Seine Gnade reicht aus für den Schwächsten; aber auch der Stärkste bedarf seiner Gnade, wenn er sich nicht gefährden will.

Erlösende Gnade

Ich habe gesehen, wie diese Gnade erlangt werden kann. Geh in dein Kämmerchen und bitte Gott: "Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist." Psalm 51,12. Bete ernst und aufrichtig. Inbrünstiges Gebet vermag viel. Ringe im Gebet wie einst Jakob. Seufze und flehe. Der Heiland schwitzte Blutstropfen in Gethsemane; du mußt dich auch anstrengen. Verlasse deinen Gebetsort nicht eher, als bis du dich stark in Gott fühlst, und sei wachsam. Solange du wachst und betest, kannst du die bösen Anfechtungen bezwingen, und die Gnade Gottes kann und wird in dir lebendig sein.

Gott behüte, daß ich aufhörte, euch zu warnen! Sucht den Herrn von ganzem Herzen, ihr jungen Freunde! Kommt mit Eifer, und wenn ihr wirklich fühlt, ohne Gottes Hilfe verloren zugehen, wenn ihr nach Gott dürstet wie der Hirsch nach frischem Wasser, dann wird der Herr euch ohne Verzug stärken und kräftigen. Dann wird euer Friede höher sein als alle Vernunft. Wollt ihr gerettet werden, dann betet! Nehmt euch Zeit dazu! Seid in euren Gebeten nicht übereilt und achtlos! Bittet um eine völlige Erneuerung, damit die Früchte seines Geistes an euch gefunden werden und ihr als Lichter in der Welt scheinen möget. Seid für das Werk Gottes weder ein Hindernis noch ein Fluch; ihr könnt eine Hilfe und ein Segen sein. Flüstert euch Satan ein, ihr könntet euch nicht völliger und freier Erlösung erfreuen? Glaubt ihm nicht!

Die ersten Schritte

Jeder Christ genießt den Vorzug, von dem durchdringenden Wirken des Geistes Gottes beglückt zu werden. Süßer, himmlischer Friede wird das Herz erfüllen, und du wirst liebend gern über Gott und den Himmel nachsinnen. Du wirst dich an den herrlichen Verheißungen seines Wortes ergötzen. Vergewissere dich aber zuvor, daß du die Laufbahn eines Christen begonnen und die ersten Schritte auf dem Weg zum ewigen Leben wirklich getan hast. Laß dich nicht täuschen! Ich fürchte, ja, ich weiß sogar, daß viele von euch gar nicht wissen, was rechtes Glauben bedeutet. Ihr habt eine gewisse Erregung und Rührung wahrgenommen, habt die Sünde in ihrer Ungeheuerlichkeit aber noch nicht erkannt. Eurer Verlorenheit seid ihr euch niemals bewußt geworden und habt euch noch nicht mit tiefem Kummer von dem Weg des Bösen getrennt. Ihr seid der Welt noch nicht abgestorben. Ihr liebt noch ihre Vergnügungen, und ihr unterhaltet euch gerne über weltliche Dinge. Sobald aber die Rede auf geistliche Dinge kommt, dann schweigt ihr. Warum nur? Warum so beredt bei weltlichen Dingen und so schweigsam, wenn es sich um Belange handelt, die euch am meisten angehen und euch ganz erfüllen sollten? Weil die Wahrheit Gottes nicht in euch wohnt.

Seid zum Empfang des Segens Gottes bereit!

Satan fürchtet nichts so sehr, als daß Gottes Volk seinen Weg durch Entfernung jedes Hindernisses ebnet und der Herr seinen Geist auf eine dahinsiechende und unbußfertige Gemeinde ausgießen kann. Ginge es nach Satan, dann würde es am Ende der Tage keinerlei religiöse Erweckung geben. Wir kennen aber seine Schliche. Es ist durchaus möglich, seiner Macht zu widerstehen. Wenn dem Geist Gottes der Weg bereitet wird, dann wird der Segen nicht ausbleiben. Satan kann ebenso wenig die Fülle des Segens, der sich auf das Volk des Herrn ergießen will, verhindern, wie er in der Lage ist, des Himmels Fenster zu verschließen, damit kein Regen die Erde feuchten kann. Gottlose Menschen und böse Geister vermögen das Werk Gottes nicht aufzuhalten oder des Herrn Gegenwart von den Versammlungen seines Volkes auszuschließen; die Gläubigen müssen nur das Wollen haben und mit zerschlagenen und zerknirschten Herzen ihre Sünden bekennen und ablegen und sich im Glauben an die Verheißungen Gottes anklammern.

Kapitel 35: Selbstzucht

"Ein Geduldiger ist besser denn ein Starker, und der seines Mutes Herr ist, denn der Städte gewinnt." Sprüche 16,32. Er hat sich selbst bezwungen, den stärksten Feind, dem der Mensch entgegentreten muß.

Das beste Zeugnis für den Seelenadel eines Christen ist Selbstbeherrschung. Wer unerschütterlich einer Flut von Schmähungen standhält, gehört zu den Helden Gottes.

Selbstbeherrschung heißt, sich Zügel anzulegen und dem Bösen zu widerstehen. Worte und Taten müssen nach dem Maßstab der Gerechtigkeit Gottes abgestimmt werden. Wer sich selbst beherrscht, erhebt sich über die Geringschätzung, die Zurücksetzungen und Verdrießlichkeiten, denen er täglich ausgesetzt ist; sie werden ihn nicht mehr betrüben können.

Es ist der Wille Gottes, daß die königliche Macht eines geheiligten Verstandes unter der Herrschaft göttlicher Gnade das Leben der Menschen bestimmt. Wer sich selbst beherrscht, besitzt diese Macht.

Die Kraft der Selbstbeherrschung

In der Kindheit und Jugend ist der Charakter am eindrucksfähigsten. Dann sollte man sich zu beherrschen lernen. Im häuslichen Kreise und am Familientisch gibt es Einflüsse, deren Ergebnisse bis in die Ewigkeit reichen. Mehr als jede natürliche Begabung entscheiden die in frühen Jahren angenommenen Gewohnheiten darüber, ob ein Mensch im Lebenskampf siegreich sein wird oder unterliegt.

Beim Sprechen gehen jung und alt über keinen Fehler leichtfertiger hinweg als darüber, eine hitzige und ungeduldige Sprache zu führen. Sie glauben, es genügt, wenn sie erklären: "Ich war nicht auf der Hut und meinte es nicht so, wie ich es sagte." Gottes Wort nimmt es nicht so leicht damit. Die Heilige Schrift sagt: "Siehst du einen, der schnell ist, zu reden, da ist am Narren mehr Hoffnung denn an ihm." Sprüche 29,20. "Ein Mann, der seinen Geist nicht halten kann, ist wie eine offene Stadt ohne Mauern." Sprüche 25,28.

Die meisten Verdrießlichkeiten des Lebens, Herzeleid und Aufregungen, entstehen durch mangelnde Selbstzucht. Durch unbedachte, erregt und leichtfertig gesprochene Worte kann in einem Augenblick Böses geschaffen werden, das durch lebenslange Reue nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann. Herzen werden gebrochen, Freude voneinander getrennt und manches Leben durch unfreundliche und übereilt gesprochene Worte zerstört von denen, die eigentlich Hilfe und Beistand bringen sollten.

Überarbeitung ist oft die Ursache mangelnder Selbstbeherrschung. Der Herr aber nötigt niemals zu übereilten, unüberlegten Schritten. Viele bürden sich Lasten auf, die der gnädige himmlische Vater niemals auf sie legte. Pflichten, die Gott niemals aufgetragen hat, hetzen einander. Wir sollten bedenken, daß wir seinem Namen keine Ehre machen können, wenn wir uns derart überlasten, daß wir herzkrank und nervenschwach werden, daß wir uns aufregen, erzürnen und herumzanken. Wir sollen ja nur das Maß der Verantwortung auf uns nehmen, das uns der Herr gegeben hat; wir sollen ihm vertrauen und dadurch unsre Herzen rein und sanft und teilnahmsvoll erhalten.

Beherrsche dich!

Im Schweigen liegt eine wunderbare Macht. Wenn dich jemand erregt anspricht, dann vergilt es nicht mit Gleichem. Eine heftige Erwiderung einem zornigen Menschen gegenüber wirkt gewöhnlich wie eine Peitsche, die den andern in immer größere Wut hineintreibt. Wenn man dem Zorn mit Schweigen begegnet, so erstirbt er bald. Der Christ soll seine Zunge zügeln und entschlossen sein, keine unfreundlichen und ungeduldigen Worte zu sprechen. Wer seine Zunge im Zaum halten kann, wird jede Geduldsprobe, auf die er gestellt wird, bestehen.

Aus eigner Kraft kann sich der Mensch nicht beherrschen. Durch Christus aber wird er Gewalt über sich gewinnen. In seiner Kraft wird er seine Gedanken und Worte unter die Herrschaft des göttlichen Willens bringen. Die Religion Christi bringt alle Gemütsbewegungen unter die Herrschaft der Vernunft und zügelt die Zunge. Unter ihrem Einfluß beruhigt sich das heftigste Temperament, und das Herz wird mit Geduld und Sanftmut erfüllt.

Halt dich fest an den Einen, der alle Gewalt hat im Himmel und auf der Erde. Und wenn du auch noch so oft in der Beweisung von Geduld und Gemütsruhe zu kurz gekommen bist, gib den Kampf nicht auf! Faß immer wieder den Entschluß, fester denn je, trotz allen Herausforderungen nicht die Geduld zu verlieren. Halte deinen Blick unbeirrt auf dein göttliches Vorbild gerichtet.

Keine Entschuldigung für Sünde

Der mächtige Einfluß des Versuchers soll nicht als Entschuldigung für eine einzige böse Handlung gerechnet werden. Satan freut sich, wenn er hört, daß vorgebliche Nachfolger Christi Entschuldigungen für ihre Charakterfehler vorbringen. Solche Entschuldigungen führen zur Sünde. Es gibt keine Entschuldigung für die Sünde. Das bußfertige, gläubige Gotteskind kann ein geheiligtes, Christus ähnliches Leben erlangen.

Kapitel 36: Eine lebendige Erfahrung

Der Herr des Lebens und der Herrlichkeit überkleidete seine göttliche Natur mit der menschlichen, um dem Menschen darzutun, daß Gott dadurch, daß er Christus hingab, uns mit sich verbinden will. Ohne solche Verbindung ist es niemand möglich, glücklich zu sein. Der gefallene Mensch soll lernen, daß unser himmlischer Vater erst dann zufrieden ist, wenn seine Liebe den reuigen, durch das Verdienst des unbefleckten Lammes Gottes umgewandelten Sünder umfassen kann.

Alle himmlischen Wesen verfolgen dieses Ziel. Unter der Führung ihres Meisters wirken sie für die Wiedergewinnung derer, die sich durch Ungehorsam von ihrem himmlischen Vater getrennt haben. Nach dem Plan Gottes soll die wundersame Gnade und Liebe Jesu der Welt offenbart werden. In dem ungeheuren Preis, den der Sohn Gottes als Lösegeld für den Menschen bezahlte, offenbart sich diese Liebe des Schöpfers. Der herrliche Erlösungsplan ist umfassend genug, um die ganze Welt zu retten. Der sündige und gefallene Mensch kann durch Vergebung der Sünde und durch Anrechnung der Gerechtigkeit Christi vollkommen werden.

Die Macht des Kreuzes

Jesus Christus wurde Mensch, damit er in seiner Menschlichkeit das Menschengeschlecht und in seiner Göttlichkeit den Thron des Unendlichen umfassen konnte. Er stellte sein Kreuz mitten zwischen Himmel und Erde und sagte: "Wenn ich erhöht werden von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen." Johannes 12,32. Das Kreuz wurde der Anziehungsmittelpunkt.

Es sollte alle Menschen ansprechen und sie über den Abgrund ziehen, den die Sünde verursacht hat, und den vergänglichen Menschen mit dem ewigen Gott verbinden. Allein durch die Macht des Kreuzes kann der Mensch aus der Bundesgenossenschaft mit der Sünde befreit werden. Der Heiland opferte sich für die Rettung des Sünders. Diejenigen, denen die Sünde vergeben ist, und die Jesus lieb haben, werden mit ihm vereint. Sie werden das Joch Christi tragen. Dieses Joch hemmt sie nicht und macht ihr Leben auch nicht zu einer lästigen Bürde. Nein, Christi Joch ist wirklich das Mittel, durch welches das christliche Leben froh und glücklich wird. Der Christ denkt mit Freude daran, was der Herr durch die Dahingabe seines Eingeborenen für die Welt getan hat, "auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16.

Treue zum Herrn

Alle, die unter dem blutgezeichneten Banner des Fürsten Immanuel stehen, sollten treue Streiter im Heere Christi sein. Sie sollten niemals treulos und niemals unwahr sein. Viele Jugendliche bekennen sich freiwillig zu Christus, dem Lebensfürsten. Wollen sie aber bei ihm ausharren, müssen sie ständig auf ihn schauen und auf seine, ihres Führers, Befehle achten. Sie könnten nicht zugleich Streiter Christi und Diener des Bösen sein und diesem helfen; dadurch würden sie zu Feinden Christi. Sie würden das heilige Vertrauen täuschen. Zwischen Satan und den wahren Streitern Christi würden sie eine Verbindung schaffen, durch welche der Feind mit Hilfe solcher Mittelsmänner ständig versuchen wird, die Herzen der Glaubensstreiter abwendig zu machen.

Ich frage dich, liebe Jugend, die du dich zu den Streitern Jesu Christi bekannt hast: An welchen Kämpfen hast du bisher teilgenommen? Welches waren eure Gefechte? Habt ihr euch geweigert, eure Aufgabe, die euch Gottes Wort klar offenbarte, zu erfüllen, weil sie nicht euren Neigungen entsprach? Hat euch der Reiz der Welt vom Dienst des Herrn fortgelockt? Satan wendet ja die durchtriebensten Verführungskünste an. Durch geringfügig anmutende Vergehen zieht er euch von Christus fort. Nach und nach werden seine Lockmittel immer stärker, um euch völlig von Gott zu trennen.

Eure Namen mögen im Gemeindebuch stehen, und ihr erhebt Anspruch darauf, Kinder Gottes zu sein; doch euer Beispiel und euer Einfluß stellen den Charakter Christi falsch dar und führen euren Nächsten von Gott fort. In einem vorgeblichen Gläubigen, dessen Herz nicht gewonnen ist für die Aufgabe, die ihm Gott aufgetragen hat, ist weder Glückseligkeit noch Friede und Freude. Er bringt ständig den Atem der Welt in die Gemeinde. Weder Reue noch Bekenntnis noch Übergabe an Gott zeichnet ihn aus. Er liefert sich mehr und mehr der Welt aus und steht im Lebenskampf eher auf Satans als auf Gottes Seite.

Erfahrungen sind nötig

Ich rufe die Jugend auf, selbst die geringste Verbindung mit der Welt, die sie noch praktisch und geistig mit ihr unterhält, aufzugeben. "Gehet aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr." 2.Korinther 6,17.18.

Wird die Jugend diese einladende Stimme hören? Wie wenig vergegenwärtigt sich unsre Jugend die Notwendigkeit, ihren Kameraden ein Vorbild in der Lebensführung und im Charakter zu sein! Viele unsrer jungen Leute kennen die Wahrheit dem Buchstaben nach; wie wenige aber haben ein auf Erfahrung gegründetes Wissen um die praktische Auswirkung der Wahrheit auf alle ihre Handlungen! Wo sind die jungen Missionare, die in dem großen und reifen Erntefeld jedes sich ihnen bietende Werk ausführen? Wo sind jene, die täglich von dem großen Lehrer Jesus Christus lernen? Laßt sie nicht in dem Glauben, sie hätten ihr Studium abgeschlossen. Sie sollen in den Vorhöfen des Herrn verweilen, damit sie angeleitet werden, wie sie in Gemeinschaft mit himmlischen Wesen ihre Aufgaben zu erfüllen haben. Ich möchte zu euch, ihr jungen Freunde, eindringlich sprechen und euch überzeugen können, weil ich von ganzem Herzen wünsche, daß ihr gerettet werden möget. Verliert keine Zeit mehr. Ihr könnt ja nicht Gott dienen und dem Mammon. Ihr seid Christen; wenn aber Versuchungen über euch kommen, wenn ihr schwer geprüft werdet, gebt ihr dann nicht gewöhnlich nach?

Christliche Kameradschaft

Der Kampf, an welchem ihr tätigen Anteil habt, entsteht in eurem täglichen Leben. Wollt ihr in schwerer Prüfungszeit nicht eure Wünsche an Hand der Heiligen Schrift prüfen und den Heiland in ernstem Gebet um Hilfe bitten? Viele behaupten, es sei nicht von Schaden, ein Konzert zu besuchen und eine Gebetsversammlung zu versäumen oder nicht an Predigten teilzunehmen, in denen Diener Gottes die Botschaft des Himmels verkündigen. In Sicherheit seid ihr nur dort, wo der Heiland nach seinem Wort auch weilt.

Wer Jesu Worte zu schätzen weiß, wird nicht die Gebetsstunden oder die Versammlungen meiden, in denen Botschafter Gottes über die ewigen Dinge sprechen. Der Heiland hat verheißen: "Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Matthäus 18,20. Könnt ihr es euch leisten, Vergnügen zu suchen und euch des Segens zu berauben? Ein Aufgehen in solchen Dingen beeindruckt nicht nur nachhaltig euer eigenes Leben und euren Charakter, sondern wirkt sich ebenso verhängnisvoll auf Leben und Charakter eurer Freunde aus.

Wenn alle vorgeblichen Nachfolger Christi in der Tat und Wahrheit seine Jünger wären, so hätten sie auch den Geist Christi und würden die Werke Gottes tun. Sie leisteten der Versuchung, sich auszuleben, Widerstand und bewiesen, daß sie nicht mehr an den zweifelhaften Vergnügungen der Welt teilnehmen, sondern sich lieber des Vorrechts einer Begegnung mit dem Heiland in seinen Versammlungen erfreuen. Dann werden sie auch einen entscheidenden Einfluß auf andere haben und sie veranlassen, ihrem Beispiel zu folgen.

Taten sprechen lauter als Worte. Wer irdische Freuden liebt, schätzt nicht die reichen Segnungen in den Versammlungen des Volkes Gottes. Sie erkennen auch nicht das Vorrecht, ihre Freunde in das Haus des Herrn zu führen, wo auch deren Herzen von dem Geist Gottes bewegt würden. Wer ist mit ihnen in den weltlichen Veranstaltungen zugegen? Der Heiland ist dort nicht mit seinem Segen. Satan aber umgibt dort die Herzen mit vielen Dingen, die das geistliche Leben verdrängen. Er benutzt die günstige Gelegenheit und verwirrt die Gemüter, indem er Recht und Unrecht miteinander vermischt.

Durch den Besuch weltlicher Veranstaltungen wird der Appetit nach sinnbetörenden Vergnügungen erregt, wodurch die moralische Widerstandskraft geschwächt wird. Die solches Vergnügen lieben, mögen einen Schein von Frömmigkeit haben, aber eine lebendige Verbindung zu Gott besitzen sie nicht. Ihr Glaube ist tot, und ihr Eifer ist gewichen. Sie fühlen nicht mehr die Verantwortung, ein Wort zur rechten Zeit zu Seelen zu sprechen, die ohne Christus leben, und sie zu drängen, ihre Herzen dem Herrn zu weihen.

Religion ist kein Gefühl

Reiner und makelloser Glaube ist kein Gefühl, sondern das Hervorbringen von Taten der Liebe und Barmherzigkeit. Solche Religion ist notwendig, um gesund und glücklich zu sein. Sie dringt in den beschmutzten Seelentempel ein und peitscht die Eindringlinge der Sünde hinaus. Sie übernimmt die Herrschaft und weiht alles durch ihre Gegenwart; sie erleuchtet das Herz mit den hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit. Sie öffnet die Fenster der Seele himmelwärts und läßt den Sonnenschein der Liebe Gottes hinein. Mit ihr kommen Ruhe und Ausgeglichenheit. Die körperliche, geistige und sittliche Kraft wächst, weil Himmelsluft wie ein lebendiges und starkes Ozon die Seele erfüllt. Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit, wohnt im Herzen.

Kapitel 37: Treue im Geringsten

"Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu." Lukas 16,10.

Die sorgfältige Beachtung dessen, was die Welt "kleine Dinge" nennt, sichert den Erfolg im Leben. Die kleinen Taten der Barmherzigkeit, kleine Werke der Selbstverleugnung, schlichte Worte der Hilfsbereitschaft und Wachsamkeit gegen kleine Sünden: das ist Christentum. Ein dankbares Anerkennen der täglichen Segnungen, weislicher Gebrauch der Gelegenheiten des Tages und fleißige Ausbildung anvertrauter Fähigkeiten: das ist es, was der Meister von uns erwartet.

Wer in der Erfüllung seiner kleinen Pflichten treu ist, wird auch vorbereitet sein, größere Verantwortungen zu übernehmen. Der Mensch, der im Alltag freundlich und zuvorkommend ist, der großmütig und geduldig in seiner Familie ist, dessen ständige Absicht es ist, das häusliche Leben glücklich zu gestalten, wird auch der erste sein, der sich selbst verleugnet und Opfer bringt, wenn der Meister ruft.

Ein gut ausgeglichener Charakter

Wir mögen willig sein, unser Eigentum dem Werke Gottes zur Verfügung zu stellen; das wird aber nur dann bewertet, wenn wir ihm gleichzeitig unser Herz voll Liebe und Dankbarkeit schenken. Wer ein guter Missionar in fremden Feldern sein will, muß sich zuerst als solcher in seinem Heim bewähren. Alle diejenigen, die im Weinberg des Herrn arbeiten wollen, müssen sich zunächst in dem kleinen Arbeitsfeld, das der Herr ihnen anvertraut hat, darauf vorbereiten.

"Wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er." Viele Gedanken bilden die ungeschriebene Geschichte des Tages; und diese Gedanken haben viel mit der Charakterbildung zu tun. Wir müssen unsre Gedanken streng bewachen, denn jeder unreine Gedanke übt einen tiefen Eindruck auf die Seele aus. Jeder böse Gedanke hinterläßt einen bösen Eindruck auf den Geist. Sind die Gedanken rein und heilig, dann wird der Mensch dadurch besser, daß er sie hegte. Sie beleben das geistliche Empfinden, und die Kraft, Gutes zu tun, wird größer. Ebenso wie ein Regentropfen dem nächsten den Weg bahnt, um die Erde zu befeuchten, so folgt einem guten Gedanken der andere.

Die längste Reise erfordert jeweils einen Schritt. Eine Folge von Schritten bringt uns an das Ziel. Auch die längste Kette besteht aus einzelnen Gliedern. Ist nur eins mangelhaft, dann ist die ganze Kette wertlos. So verhält es sich auch mit dem Charakter. Ein gut ausgeglichener Charakter bildet sich aus einzelnen guten Taten. Ein Fehler, den wir hingehen ließen, anstatt ihn zu überwinden, macht den Menschen unvollkommen und verschließt ihm den Ein gang zur heiligen Stadt. Wer in den Himmel eingehen will, muß einen Charakter entwickelt haben, der ohne Flecken und Runzeln oder irgendwelche Fehler ist. Nichts Unreines kann dort eingehen. An den Erlösten wird kein Fehler zu finden sein.

Treue im täglichen Leben

Gottes Werk ist ein vollkommenes Ganzes, vollkommen in jedem Teil, wie gering er auch sei. Er gestaltet den winzigen Grashalm genau so sorgfältig, wie er eine Welt schuf. Wollen wir vollkommen sein, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist, dann müssen wir auch in der Erfüllung der kleinen Dinge treu sein. Bedenke, was wert ist, überhaupt getan zu werden, ist auch wert, gut getan zu werden. Welche Aufgabe euch auch immer beschäftigt, erfüllt sie sorgfältig und treu. Sprecht die Wahrheit auch in den kleinsten Dingen. Vollbringt jeden Tag Werke der Liebe und redet frohe Worte! Hab ein Lächeln für deine Mitpilger auf dem Lebenspfad! Wenn du in dieser Weise wirkst, mein Freund, dann kann der Herr deinen Wandel billigen, und der Heiland wird dir eines Tages sagen: "Ei, du frommer und getreuer Knecht..." Matthäus 25,21.

Am Tage des Gerichts werden alle, die in ihrem täglichen Leben treu gewesen sind, die ihre Aufgaben schnell erkannt und erfüllt haben, ohne an Lob und Gewinn zu denken, die Worte hören: "Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt." Matthäus 25,34. Der Heiland wird sie dann nicht wegen ihrer prachtvollen Reden, die sie gehalten und auch nicht wegen ihrer geistigen Fähigkeiten, mit denen sie geglänzt haben, oder wegen ihrer freigebigen Spenden rühmen. Er belohnt sie aber wegen ihrer Treue in den kleinen Dingen, die man gewöhnlich übersieht. "Ich bin hungrig gewesen", sagt er, "und ihr habt mich gespeist... Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Matthäus 25,35.40.

Kapitel 38: Verantwortlich für das empfangene Licht

Ihr jungen Freunde, ihr seid dem Herrn gegenüber verantwortlich für das Licht, das er euch gegeben hat. Wenn ihr dieses Licht und diese Warnungen nicht sorgfältig beachtet, werden sie im Gericht gegen euch aufstehen. Die Gefahren sind euch deutlich gezeigt worden; ihr seid ausreichend gewarnt und beschützt worden, umhegt von guten Ermahnungen. Ihr hörtet im Hause Gottes die feierlichsten und ergreifendsten Wahrheiten, die euch des Herrn Boten in der Kraft des Geistes verkündigten. Welche Wichtigkeit hat euer Herz diesen ernsten Mahnrufen beigelegt? Welchen Einfluß üben sie auf euren Charakter aus? Ihr werdet für jede dieser Ermahnungen und Warnungen verantwortlich gemacht. Sie werden am Gerichtstage sich erheben und diejenigen verdammen, die ein Leben der Eitelkeit, Leichtfertigkeit und des Hochmuts führten.

Was ihr säet, meine jungen Freunde, das werdet ihr ernten. Jetzt habt ihr Saatzeit. Was werdet ihr einmal ernten? Was sät ihr jetzt? Jedes Wort, das ihr aussprecht, und jede Tat, die ihr vollbringt, ist eine Saat, die entweder gute oder schlechte Frucht bringen und dem Sämann schließlich Freude oder Kummer bereiten wird. Wie die Saat, so die Ernte, Gott hat euch großes Licht und viele Vorrechte gegeben. Nachdem ihr all dies Licht und all diese deutlichen Warnungen empfangen habt, liegt die Verantwortung völlig bei euch. Die Art, wie ihr euch zu dem von Gott gegebenen Licht verhaltet, wird euch glücklich machen oder Leid über euch bringen. Ihr seid eures Schicksals Schmied.

Kapitel 39: Ernste Vorsätze

Als die vier jungen Hebräer am babylonischen Königshof erzogen wurden, ahnten sie noch nicht, daß der Segen des Herrn ein Ausgleich für die große Mühe werden sollte, die sie auf sich nehmen mußten. Sie lernten fleißig; denn sie erkannten, daß die Gnade Gottes ihr Schicksal von ihrem eigenen Willen und von ihren Taten abhängig machte. Sie mußten alle Fähigkeiten für ihre Aufgabe aufbieten; durch ganzen, gründlichen Einsatz ihrer Kräfte sollten sie das Beste aus den sich bietenden Gelegenheiten zum Studium und zur Arbeit machen.

Zusammenarbeit mit Gott

Während diese Jünglinge alles zu ihrem eigenen Heil taten, wirkte Gott in ihnen "beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen". Philipper 2,13. Hier offenbarte Gott die Bedingungen für den Erfolg. Um uns Gottes Gnade zu eigen machen zu können, müssen wir unsren Teil dazu tun. Der Herr beabsichtigt nicht, uns Wollen oder Vollbringen abzunehmen. Seine Gnade will Wollen und Vollbringen in uns bewirken; sie will niemals ein Ersatz für unsre eigenen Anstrengungen sein. Unsre Seelen müssen zur Mitarbeit geweckt werden. Der Heilige Geist wirkt in uns, daß wir unsre Errettung zustande bringen. Diese praktische Lehre will uns der Heilige Geist geben. "Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen." Philipper 2,13.

Der Herr wird allen helfen, die sich ernstlich bemühen, in seinem Dienst treu zu sein, so wie er einst Daniel und seinen Gefährten geholfen hat. Geistige Eignung und ein hervorragender Charakter sind keine Zufallsergebnisse. Gott gibt die Gelegenheiten; der Erfolg hängt von ihrem Gebrauch ab. Jeder Fingerzeig der Vorsehung muß schnell erkannt und eifrig wahrgenommen werden. Es gibt so viele, die einflußreich und mächtig werden könnten, wenn sie wie Daniel durch Gottes Gnade überwänden. Dann würden sie Kraft und Stärke erhalten, um ihre Aufgabe erfüllen zu können.

Ungeteilter Dienst

Ich wende mich an euch, junge Männer: Seid treu! Seid mit dem Herzen bei der Arbeit! Richtet euch nicht nach denen, die lässig und mit geteiltem Interesse ihren Dienst tun! Oft wiederholte Taten bilden sich zu Gewohnheiten aus, und Gewohnheiten bilden den Charakter. Verrichtet die kleinen Pflichten des Tages geduldig! Solange ihr den Wert der Treue den kleinen Dingen gegenüber unterschätzt, wird eure Charakterbildung ungenügend bleiben. Vor Gott ist jede Pflicht wertvoll. Er hat gesagt: "Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu." Lukas 16,10. Im Leben eines Christen gibt es keine unwesentlichen Dinge.

Viele vorgebliche Christen arbeiten den Plänen Gottes entgegen. Viele warten auf die große Aufgabe, die ihnen übertragen werden soll. Sie lassen Tag für Tag die Gelegenheiten vorübergehen, ihre Treue Gott gegenüber zu erweisen; täglich versäumen sie es, die kleinen Pflichten des Lebens mit herzlicher Anteilnahme zu erfüllen; sie erscheinen ihnen zu geringfügig. Und während sie so auf ein großes Werk warten, das ihre angeblich großen Fähigkeiten beweisen und ihren Ehrgeiz befriedigen könnte, verläuft ihr Leben nutzlos.

Erfüllt die Aufgaben, meine lieben jungen Freunde, die euch am nächsten zur Hand sind. Wendet eure Aufmerksamkeit den bescheidenen Dingen zu, die in eurer Reichweite sind. Setzt Kopf und Herz ein bei der Verrichtung dieser Arbeit. Richtet eure Gedanken mit Fleiß auf die Dinge, die ihr zu Hause tun könnt. Ihr werdet dadurch für größere Aufgaben brauchbarer. Denkt immer daran, was von König Hiskia geschrieben wurde: "In allem Tun, das er anfing ... handelte er von ganzem Herzen; darum hatte er auch Glück." 2.Chronik 31,21.

Der Wert der Konzentration

Die Fähigkeit, die Gedanken auf die gerade vorliegende Arbeit zu richten, ist ein großer Segen. Die gottesfürchtige Jugend sollte danach streben, ihre Pflichten umsichtig und überlegt zu erfüllen, die Gedanken bei der Sache zu behalten und stets ihr Bestes zu tun. Sie sollte ihre Tagespflicht erkennen und sie erfüllen, ohne den Gedanken ein Abweichen zu gestatten. Diese Art geistiger Disziplin wird ihr in ihrem ganzen Leben helfen und wohl tun. Diejenigen, die über alles, was sie unternehmen, nachdenken, werden der Welt von Nutzen sein, wie klein ihnen ihre Aufgabe auch zu sein scheint. Sei eifrig und beharrlich, liebe Jugend! "Begürtet die Lenden eures Gemütes." 1.Petrus 1,13. Sei standhaft wie Daniel, der treue Hebräer, der sich in seinem Herzen vornahm, immer und überall Gott treu zu sein. Enttäuscht eure Eltern und Freunde nicht. Und gedenkt immerdar des Einen. Enttäuscht ihn nicht, der euch so liebte, daß er sein Leben dahingab, um es euch zu ermöglichen, Gottes Mitarbeiter zu sein.

Der erhabenste Beweggrund

Der Wunsch, Gott zu ehren, sollte der stärkste Antrieb zu allen Handlungen sein. Er sollte uns veranlassen, alle Vorrechte und Gelegenheiten, die uns erschlossen werden, so gut wie möglich auszunutzen und des Herrn Gaben weise anzuwenden. Körper und Geist sollten wir in der besten gesundheitlichen Verfassung zu erhalten suchen, um durch körperliche Kraft und geistige Klarheit treue Haushalter sein zu können. Handeln wir aber aus selbstsüchtigen Interessen, dann verkrüppeln wir den Geist und verhärten unser Herz; lassen wir den Eigennutz herrschen, so zersetzt er die moralische Kraft. Bittere Enttäuschungen sind im Gefolge.

Wahren Erfolg erlangen wir nur durch den, der einst Daniel erfolgreich machte, durch ihn, der im Herzen Daniels mit inniger Freude die edlen Absichten seines Dieners erkannte und um dessen Entschlossenheit, den Herrn zu ehren, wußte. Wer in seinem Leben Gottes Willen erfüllen will, muß unverdrossen Anstrengungen machen und mit aufrichtigem Ernst das zu vollenden suchen, was ihm aufgetragen wurde.

Bleibende Freude

Am Rande des steilen Pfades, der zum ewigen Leben führt, finden sich überall Brunnen der Freude, den Müden zur Erquickung. Wer immer auf diesem Wege der Weisheit wandelt, wird selbst in Leiden seine große Freude bewahren; wandelt doch der, den seine Seele liebt, wenn auch unsichtbar, neben ihm. Bei jedem Schritt nach oben spürt er deutlicher die helfende Hand, und helle Strahlen aus der Herrlichkeit des Unsichtbaren erleuchten seinen Weg. Sein Lobgesang schwingt sich immer höher hinauf, bis zum Throne Gottes, wo er sich mit den Liedern der Engel vereint.

Kapitel 40: Einsatz des Willens

Wahrer Glaube hat mit dem Wollen zu tun. Der Wille ist die oberste Kraft in der menschlichen Natur und bringt alle anderen Fähigkeiten unter seine Herrschaft. Der Wille ist nicht etwa Geschmack oder Neigung, sondern er ist die entscheidende Macht, die in den Menschenkindern Gehorsam oder Ungehorsam gegen Gott bewirkt.

Unbeständigkeit und Zweifel

Du bist ein junger Mensch mit Fähigkeiten; du willst dein Leben so gestalten, daß du schließlich für den Himmel bereit bist. Oft bist du entmutigt und fühlst dich schwach und von Zweifeln geplagt und von Gewohnheiten und Sitten beherrscht, die noch aus deinem früheren, sündigen Leben herrühren. Dein Gefühlsleben entspricht nicht deinem eigentlichen Selbst, deinen besten Entschlüssen und deinen feierlichsten Gelübden. Nichts erscheint dir wahrhaft echt. Deine Unbeständigkeit läßt dich an der Aufrichtigkeit derer zweifeln, die dir Gutes tun wollen. Je mehr dich solche Zweifel plagen, desto unwirklicher scheint alles zu werden, bis du überhaupt keinen festen Grund mehr unter den Füßen spürst. Deine Versprechungen sind gleichsam auf Sand gebaut; so siehst du auch Worte und Werke derer, denen du vertrauen solltest, nur noch in einem ungewissen und zweifelhaften Licht.

Kraft durch Willenshingabe

Solange du nicht die Kraft des Willens erkannt hast, wirst du in dauernder Gefahr sein. Du magst alles glauben und versprechen; deine Versprechungen und dein Glaube werden aber erst dann wertvoll, wenn zu Glauben und Tat der Wille hinzukommt. Erst wenn du den Glaubenskampf mit ganzer Willenskraft führst, wirst du siegreich sein. Du kannst deinen Gefühlen, Eindrücken und Gemütsbewegungen nicht trauen; denn sie sind nicht zuverlässig, besonders wenn sie von verkehrten Gedanken geleitet werden; das Bewußtsein deiner nicht gehaltenen Versprechungen und deiner Vertrauensbrüche schwächt dein Selbstvertrauen und den Glauben der andern an dich.

Du brauchst aber nicht zu verzweifeln. Du mußt zum Glauben entschlossen sein, auch wenn dir nichts mehr wahr und echt erscheint. Ich brauche dich nicht erst darauf hinzuweisen, daß du dich ja selbst in diese nicht beneidenswerte Lage gebracht hast. Du mußt dein Vertrauen zu Gott und deinen Brüdern zurückgewinnen. Dein Wille muß sich in den Willen Jesu ergeben. Wenn du dies tust, wird der Herr alsbald von dir Besitz ergreifen und in dir das Wollen und Vollbringen schaffen nach seinem Wohlgefallen. Dein ganzes Wesen wird dann unter die Herrschaft des Geistes Jesu Christi gebracht; ja, auch dein Denken wird ihm untertan.

Du kannst deinen Gefühlen und Regungen nicht gebieten, wie du es möchtest; du kannst aber dein Wollen beherrschen und eine völlige Änderung deines Lebens erreichen. Dadurch, daß du deinen Willen dem Heiland hingibst, ist dein Leben "verborgen mit Christo in Gott". Kolosser 3,3. und mit der Kraft verbunden, die über alle Fürstentümer und Gewalten erhaben ist. Du wirst Kraft von Gott erhalten, die dich an seine Stärke bindet; und ein neues Licht, wie das Licht eines lebendigen Glaubens, wird in dir leuchten. Doch dein Wille muß sich mit dem Willen des Herrn verbinden und darf nicht dem Willen derer nachgeben, durch die dich Satan beständig zu fangen und zu vernichten sucht.

Willst du dich nicht ohne Zögern in das richtige Verhältnis zu Gott bringen? Willst du nicht sagen: "Ich will mein ganzes Wollen dem Heiland unterstellen, und zwar gleich"? Willst du nicht von nun an ganz auf der Seite Gottes bleiben? Gib doch deine Gewohnheiten, Begierden und Leidenschaften auf! Laß Satan keine Möglichkeit, auszurufen: "Du bist ein elender Heuchler!" Verschließ ihm die Tür, damit er dich dieserhalb nicht anklagen und entmutigen kann. Sprich: "Ich will glauben und darauf vertrauen, daß Gott mein Helfer ist." Dann wirst du in Gott triumphieren können. Bleib mit deinem Willen auf Gottes Seite; so bringst du jede Regung unter die Herrschaft des Willens Jesu. Du wirst dann auf festem Grund stehen. Es wird bisweilen alle Willenskraft, die du besitzt, erfordern; aber Gott ist es ja, der für dich wirkt, und du wirst aus seiner Hand als ein "Gefäß zu Ehren". Römer 9,21. hervorgehen.

Gottes und des Menschen Wille miteinander verbunden

Erzähle vom Glauben! Bleib auf Gottes Seite! Betritt nicht feindlichen Boden! Dann wird Gott dein Helfer sein. Er wird für dich alles tun, was du nicht zu tun vermagst. Und schließlich wirst du sein wie eine "Zeder auf dem Libanon". Psalm 92,13. Dein Leben wird edel und deine Werke werden in Gott getan sein. In dir wird so viel Kraft, Ernst und Schlichtheit sein, daß du ein auserwähltes Rüstzeug in den Händen Gottes wirst.

Du mußt täglich aus der Quelle der Wahrheit trinken, damit du die in Gott verborgene Lust und Freude schmecken kannst. Denk aber auch daran, daß alle deine Taten aus dem Willen entspringen. Dieser Wille, der für die Charakterentwicklung des Menschen so wichtig ist, geriet durch den Sündenfall unter die Herrschaft Satans; der hat stets darauf hingewirkt, daß sich der menschliche Wille auf die Befriedigung eigener Wünsche beschränkte, und hat dadurch Elend und Untergang über den Menschen gebracht.

Das unendliche Opfer aber, das Gott durch die Dahingabe Jesu, seines geliebten Sohnes, für die Sünde brachte, erlaubte ihm, ohne einen Grundsatz seines allweisen Waltens zu verletzen, dem Menschen zu sagen: "Gib dich mir hin; übergib mir den Willen; entziehe ihn dem Bösen, und ich werde ihn übernehmen; dann kann ich in dir wirken beides, das Wollen und Vollbringen nach meinem Wohlgefallen." Philipper 2,13. Wenn Gott dir den Geist Christi schenkt, dann wird dein Wille werden wie der des Heilandes und dein Charakter wird in sein Wesen umgebildet. Ist es dein fester Vorsatz, den Willen Gottes zu tun? Wünschst du, der Heiligen Schrift gehorsam zu sein? "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir". Matthäus 16,24.

Du kannst dem Heiland nur nachfolgen, wenn du deinen Neigungen entsagst und Gott gehorsam wirst. Nicht deine Gefühle oder Regungen machen dich zu einem Kind Gottes, sondern das Tun des Willens Gottes. Ein gesegnetes und brauchbares Leben liegt vor dir, wenn dein Wille der Wille Gottes wird. Dann kannst du in der dir von Gott gegebenen Männlichkeit fest stehen und ein Vorbild werden in guten Taten. Du wirst dann helfen, die Zuchtregeln Gottes aufrechtzuerhalten, anstatt sie niederzubrechen. Du wirst dazu beitragen, göttliche Ordnung zu wahren, anstatt sie zu verachten und durch selbstherrliche Taten zu unordentlichem Wesen zu ermuntern.

Ich sage dir in der Furcht Gottes: Ich weiß, was du sein kannst, wenn du dich mit deinem Willen an die Seite Gottes stellst. "Wir sind Gottes Mitarbeiter." 1.Korinther 3,9. Mögest du für Zeit und Ewigkeit so leben und handeln, daß dein Werk die Prüfung im Gericht übersteht. Willst du es versuchen? Willst du nicht jetzt entschlossen umkehren? Du bist doch Gegenstand der Liebe und Fürbitte Jesu Christi. Willst du dich nicht jetzt dem Herrn übergeben und denen helfen, die gesetzt sind als Wächter über die Interessen seines Werkes, anstatt ihnen Kummer und Enttäuschung zu bereiten?

Ganz besondere Anstrengungen sind nötig

Der Herr hat Mittel für uns bereit; wenn wir sie fleißig und unter Gebet benutzen, dann werden wir nicht Schiffbruch erleiden, sondern den Stürmen trotzen und schließlich im Hafen der Ewigkeit ankern. Wenn wir aber diese Mittel und Vorrechte mißachten und vernachlässigen, dann wird Gott kein Wunder zu unsrer Errettung geschehen lassen; wir werden verloren gehen wie Judas und Satan.

Denke nicht, daß Gott zur Rettung derer, die mit der Sünde liebäugeln und Unrecht tun, Wunder wirken wird; keine übernatürliche Macht wird sich in ihrem Leben wirksam erzeigen und sie vom Ich fort auf eine höhere Ebene bringen, wo es leicht und bequem ist, wo ohne besondere Mühe, ohne Kampf und Selbstverleugnung gelebt werden kann; alle, die auf Satans Boden mit dem Bösen tändeln, werden mit den Übeltätern umkommen. Sie werden unerwartet und ohne Rettung vernichtet.

Kapitel 41: Göttliche Führung

Auf dreierlei Art offenbart uns der Herr seinen Willen, um uns zu führen. Da ist zunächst sein Wort, die Heilige Schrift, die uns seinen Willen bekundet.

Seine Stimme offenbart sich dann auch im Wirken der Vorsehung. Wenn wir uns nicht dadurch von Gott trennen, daß wir eigene Wege gehen und den Eingebungen eines ungeheiligten Herzens folgen, werden wir diese Stimme erkennen; sonst werden wir schließlich so abgestumpft, daß wir die ewigen Dinge nicht mehr zu erkennen vermögen und in der verstellten Stimme Satans des Herrn Stimme zu vernehmen glauben.

Ein dritter Weg, uns Gottes Stimme nahe zubringen, besteht in den Mahnungen des Heiligen Geistes, die das Gemüt beeindrucken und so den Charakter formen.

Bist du über irgend etwas im Zweifel, dann mußt du zunächst die Heilige Schrift befragen. Hast du aufrichtig ein Glaubensleben begonnen und dich völlig dem Herrn übergeben, um ganz sein eigen zu sein, dann wird er dich nach seinem Willen formen und bilden und aus dir ein Gefäß zu seiner Ehre machen. Du solltest den heißen Wunsch in dir haben, in seiner Hand biegsam und geschmeidig zu sein und ihm zu folgen, wohin auch immer er dich führen mag. Dann wirst du ihm vertrauen, daß er seine Pläne ausführt; gleichzeitig wirkst du mit ihm zusammen, indem du deiner Seelen Seligkeit mit Furcht und Zittern schaffst.

Kapitel 42: Stilles Wirken des Heiligen Geistes

Das Christenleben ist keine Verbesserung oder Veränderung der alten Natur, sondern ihre völlige Umgestaltung. Das Ich und die Sünde müssen sterben; ein neues Leben muß beginnen. Dieser Wandel kann nur durch das kräftige Wirken des Heiligen Geistes geschehen.

Nikodemus konnte es noch nicht begreifen, was der Herr ihm sagen wollte. Darum benutzte Jesus das Bild vom Wind, um verständlicher zu werden: "Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist." Johannes 3,8.

Man hört den Wind in den Zweigen der Bäume, in dem Rascheln der Blätter und Blüten. Und doch ist er unsichtbar. Niemand weiß, woher er kommt und wohin er geht. So ist das Wirken des Heiligen Geistes an den Herzen der Menschen. Dieser Vorgang kann ebenso wenig erklärt werden wie das Wehen des Windes. Es mag jemand außerstande sein, genau Zeit, Ort und einzelne Umstände seiner Bekehrung anzugeben, und doch ist er bekehrt. So unsichtbar wie durch den Wind wirkt Christus ständig auf das Herz ein. Nach und nach, dem einzelnen vielleicht unbewußt, gehen Einwirkungen vor sich, welche die Seele zu Christus ziehen. Das mag geschehen durch Nachdenken über ihn, durch Lesen der Heiligen Schrift oder durch das Hören des Wortes Gottes. Dann plötzlich, indem der göttliche Einfluß immer stärker und unmittelbarer geworden ist, gibt sich die Seele freudig zum Eigentum Gottes. Viele nennen dies eine plötzliche Bekehrung, und doch war es nur die Folge des geduldigen, langen Werbens des Geistes Gottes.

Während der Wind selbst unsichtbar ist, erzeugt er Wirkungen, die gesehen und gefühlt werden. So offenbart sich das Wirken des Heiligen Geistes in jeder Handlung der bekehrten Seele. Sobald der Geist Gottes vom Herzen Besitz ergreift, verändert er das Leben. Sündhafte Gedanken werden gebannt, böse Taten vermieden; Liebe, Demut und Frieden nehmen die Stelle von Ärger, Neid und Zank ein. Traurigkeit wird in Freude verwandelt, und das Angesicht widerstrahlt das Licht des Himmels. Niemand sieht die Hand, welche die Lasten aufhebt, oder erblickt das Licht, das uns hilft. Der Segen kommt immer, wenn sich die Seele im Glauben dem Herrn ergibt.

Es ist dem irdischen Geist nicht möglich, das Werk der Erlösung zu verstehen. Dies Geheimnis übersteigt jedes menschliche Begreifen; wer aber vom Tod zum Leben durchdringt, verspürt dies als göttliche Tatsache. Die ersten Ergebnisse unsrer Erlösung zeigen sich bereits in unsrer persönlichen Erfahrung hier auf Erden. Die endlichen Auswirkungen erstrecken sich durch alle Ewigkeit.

Das Zeugnis göttlicher Hilfe

Das Gefühl des Mangels in deiner Seele, das Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit ist ein Beweis dafür, daß Christus in deinem Herzen gewirkt hat, damit du ihn suchen mögest und er durch die Gabe des Heiligen Geistes das für dich tue, was du allein nicht zu vollbringen vermagst.

Kapitel 43: Christus in uns

Wenn wir in der Liebe gewurzelt und gegründet sind, werden wir fähig, mit allen Heiligen zu begreifen, "welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe; auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft". Epheser 3,18.19. Welche herrlichen Möglichkeiten, welche Ermutigung! Der teure Heiland wohnt in einem von aller Unreinigkeit befreiten Herzen, er veredelt und heiligt die menschliche Natur und macht den Menschen zu einem Tempel des Heiligen Geistes.

Jesu Antwort auf unsern Glauben

Wir bleiben in Christus durch einen lebendigen Glauben. Christus wohnt in unsern Herzen durch unsre persönliche Aneignung des Glaubens. Wir leben in der Gegenwart Gottes; wenn wir uns dieser Gegenwart bewußt werden, kommen unsre Gedanken unter den Gehorsam Jesu Christi. Je stärker das Bewußtsein dieser Gottverbundenheit in uns ist, um so inniger ist unser Glaubensleben. So war es bei Henoch. Der Heiland wohnt in unsern Herzen durch den Glauben, wenn wir uns vor Augen halten, was er uns bedeutet und welche Aufgabe er uns in dem großen Erlösungsplan zugedacht hat. Wie glücklich können wir bei dem Gedanken an diese große Gabe Gottes für die Welt und für uns sein!

Diese Gedanken üben einen bezwingenden Einfluß über den ganzen Charakter aus. Ich möchte euch so recht klarmachen, daß ihr Gott ständig zum Gefährten haben könnt, wenn ihr nur wollt. "Was hat der Tempel Gottes für Gleichheit mit den Götzen? Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein." 2.Korinther 6,16.

Geformt durch seine Liebe

Wenn wir uns ständig mit Christus beschäftigen, bildet sich unser Wesen nach dem göttlichen Vorbild. Die Gedanken werden von seiner Güte und Liebe durchdrungen. Wir vertiefen uns in sein Wesen, und so lebt er in all unsern Gedanken. Seine Liebe umschließt uns. Schauen wir auch nur einen Augenblick in den herrlichen Glanz der Mittagssonne und wenden den Blick wieder von ihr ab, so wird ihr Bild in allem sein, was wir sehen.

So ist es, wenn wir auf Jesus schauen; alles, was wir sehen, spiegelt sein Bild wider -- das der Sonne der Gerechtigkeit. Wir können nichts anderes sehen, nichts anderes erzählen. Sein Bild ist tief in unsre Seele eingebrannt, bestimmt unser ganzes tägliches Leben und macht unser Wesen sanft und demütig. Durch solches Anschauen werden wir in das Ebenbild Gottes umgewandelt und Christus ähnlich. Die mit uns in Berührung kommen, gewahren einen Abglanz der herrlichen, beglückenden Strahlen seiner Gerechtigkeit. Unser ganzes Wesen ist umgestaltet; denn Herz, Seele und Geist wurden erleuchtet von dem Widerschein dessen, der uns geliebt hat und sich für uns opferte. Hier verwirklicht sich aufs neue ein persönlicher, lebendiger Einfluß, der durch Glauben in unserm Herzen wohnt.

Wenn Jesu belehrende Worte uns erreicht und Wurzel in uns gefaßt haben, wird uns der Heiland gegenwärtig sein und Gedanken, Absichten und Taten beherrschen. Wir sind dann von den Lehren des größten Lehrers durchtränkt, den die Welt je gehabt hat. Ein Gefühl von menschlicher Verantwortlichkeit und menschlichem Einfluß kennzeichnet unsern Lebensstandpunkt und die täglichen Pflichten.

Jesus Christus ist uns alles geworden -- der Erste, der Letzte und der Beste in allem. Jesus Christus, sein Geist und sein Wesen erhellen alles; er ist, um ein Bild des Webers zu gebrauchen, Kette und Schuß im Gewebe unsres ganzen Daseins. Die Worte des Heilandes sind Geist und Leben. Darum können wir unsre Gedanken nicht auf uns beschränken. Wir leben nicht mehr, sondern Christus lebt in uns. Er ist die Hoffnung der Herrlichkeit. Das Ich ist tot, aber Christus ist der lebende Heiland. Wenn wir ständig auf ihn schauen, spiegeln wir sein Bild in unsrer Umgebung wider. Wir wollen nicht länger bei unsren Enttäuschungen verweilen oder von ihnen erzählen, ein schöneres Bild lockt unsern Blick -- die köstliche Liebe Jesu. Der Heiland wohnt in uns durch das Wort der Wahrheit.

Die köstliche Perle

Wir sollen uns dem Herrn übergeben und ein Leben willigen Gehorsams gegenüber allen seinen Forderungen führen. Alles, was wir sind, alle Gaben und Fähigkeiten, die wir besitzen, sind des Herrn und seinem Dienst geweiht. Wenn wir uns ihm völlig ausliefern, schenkt sich uns Christus mit allen Schätzen des Himmels. Wir nennen die köstliche Perle unser eigen.

Kapitel 44: Selbstverleugnung

Jesus entäußerte sich selbst. In all seinem Tun trat sein eigenes Ich nicht hervor. Alles unterwarf er dem Willen seines Vaters. Als sein Werk auf Erden fast vollendet war, konnte er sagen: "Ich habe dich verklärt auf Erden und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast." Johannes 17,4. Er gebietet uns: "Lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig." Matthäus 11,29. "Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst." Matthäus 16,24. Entthront das eigene Ich, damit es nicht länger die Herrschaft über die Seele habe!

Wer sich in den Christus der Selbstverleugnung, Sanftmut und Demut versenkt, wird mit Daniel sagen müssen, als er einen sah gleich eines Menschen Sohn: "Es blieb aber keine Kraft in mir, und ich ward sehr entstellt." Daniel 10,8. Die menschliche Natur will stets zur Geltung kommen; sie ist immer bereit, sich durchzusetzen. Wer aber von Christus gelernt hat, ist frei von Selbstsucht, Stolz und Herrschsucht. In seiner Seele ist Ruhe; denn das Ich wird vom Heiligen Geist bewegt. Uns geht es nicht mehr um die Erlangung der höchsten Stellung, wir streben nicht mit aller Macht, die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, sondern wissen, daß unser vornehmster Platz zu Füßen unsres Heilandes ist. Wir sehen auf Jesus und warten, daß seine Hand uns leite, und lauschen auf seine Stimme, daß sie uns berate. Der Apostel Paulus hat dies in seinem Leben erfahren, denn er bekennt: "Ich bin mit Christo gekreuzigt. Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben." Galater 2,20.

Kapitel 45: Ein Charakter nach Gottes Wohlgefallen

Die Jugend bedarf einer sorgfältigen Erziehung unter Gebet, damit sie ihren Charakter auf eine dauerhafte Grundlage stellen kann. Die Ursache so vieler Mißgriffe liegt darin, daß sie zu wenig auf die Stimme der Erfahrung hört. Die Ratschläge der Eltern und Lehrer werden mißachtet, und die Versuchungen des Feindes finden nur wenig Widerstand. Gott liebt die Jugend. Er sieht in ihr große Möglichkeiten, Gutes zu tun, wenn sie ihre Abhängigkeit von Christus erkennt und nach festen Grundlagen strebt. Gott kennt auch ihre Prüfungen. Er weiß, wie sehr sie gegen die Mächte der Finsternis kämpfen muß, die um die Herrschaft über den Geist streiten; darum hat er einen Weg gebahnt, auf dem Jugend Teilhaber der göttlichen Natur zu werden vermag.

Unermüdliche Anstrengungen

Ein Charakter bildet sich nicht von ungefähr. Nicht der eine Gemütsausbruch, der eine Schritt in der falschen Richtung bestimmt ihn. Durch wiederholte Taten bilden sich Gewohnheiten heraus, die einen Charakter entweder zum Guten oder zum Schlechten formen. Nur durch beharrliche, unermüdliche Anstrengungen gestaltet sich ein Charakter und durch Nutzung jeder anvertrauten Gabe und Fertigkeit zum Ruhme Gottes. Aber anstatt so zu handeln, lassen sich viele einfach treiben, wohin auch immer ihre Neigung sie führt. Das geschieht nicht etwa, weil ihnen gute Anlagen fehlen, sondern weil sie Gottes Forderung außer Acht lassen, in der Jugend ihr Bestes herzugeben.

Wenn die heutige Jugend so gefestigt dastehen will wie Daniel, muß sie ihre ganzen geistlichen Kräfte einsetzen. Der Herr will nicht, daß sie immer Anfänger bleibt. Er wünscht vielmehr, sie möge den höchsten Stand an Vortrefflichkeit erreichen. Die höchste Stufe auf der Lebensleiter soll sie erklimmen, um von dort aus in das Reich Gottes gelangen zu können.

Einfluß der Umgebung

Die jungen Menschen, die das Heim verlassen und sich nicht mehr der unmittelbaren Fürsorge ihrer Eltern erfreuen können, sind bei der Wahl ihrer Gefährten in wesentlichen auf sich selber angewiesen. Sie sollten daran denken, daß das Auge ihres himmlischen Vaters über sie wacht und er alle ihre Bedürfnisse und Versuchungen wahrnimmt. In den Schulen werden immer Jugendliche zu finden sein, die durch ihr ganzes Verhalten eine niedrige Gesinnung offenbaren. Durch mangelhafte Erziehung in der Kindheit haben sie sich einseitig entwickelt; in den späteren Jahren haben diese Mängel ihre Entwicklung behindert. Durch ihr schlechtes Beispiel werden solche, die selbst moralisch nicht fest sind, gefährdet.

Zeit ist Gold, liebe Jugend. Ihr dürft euer Seelenheil nicht durch ein Leben der Zügellosigkeit gefährden. Übt darum größere Vorsicht bei der Auswahl eurer Kameraden. Achtet auf das Edle im Charakter der andern; es wird eure Widerstandskraft gegen das Böse stärken und euch die Hinneigung zum Guten erleichtern. Setzt euer Ziel hoch. Eure Eltern und Lehrer, die Gott lieben und fürchten, werden euch mit ihren Gebeten Tag und Nacht umgeben, euch umsorgen und warnen; das alles wird aber vergeblich sein, wenn ihr euch leichtfertige Begleiter erwählt. Wenn ihr die Gefahr nicht sehen wollt und meint, ihr könntet sehr wohl zwischen gut und böse wählen, werdet ihr nicht erkennen, wie der Sauerteig der Bosheit unmerklich euer Herz befleckt und verderbt.

Christus -- unsre einzige Hoffnung

Der Heiland wurde verhöhnt, beschimpft und gequält; er wurde versucht "allenthalben". Hebräer 4,15. aber er sündigte nicht, sondern brachte Gott einen völligen Gehorsam entgegen, der gänzlich genügte. Dadurch beseitigte er für alle Zeiten jeden Scheingrund einer Entschuldigung für Ungehorsam. Er kam, um dem Menschen den Weg zum Gehorsam und zum Halten aller Gebote zu zeigen. Er ergriff die göttliche Macht, die auch des Sünders einzige Hoffnung ist. Sein Leben opferte er, damit der Mensch wieder ein Teilhaber der göttlichen Natur werden konnte, nachdem er dem Verderben entronnen ist, das durch die Lust in der Welt herrscht.

Gott hat der Jugend Gaben anvertraut, die sie zu seines Namens Ehre entwickeln soll; viele aber gebrauchen sie zu unheiligen und ungeheiligten Zwecken. Viele verfügen über Fähigkeiten, die beim rechten Gebrauch eine reiche Ernte an geistigen, seelischen und körperlichen Errungenschaften einbringen könnten. Das wird aber zu wenig bedacht. Sie erwägen nicht den Preis, den ihre Handlungsweise kostet. Sie ermutigen eher zu einer Sorglosigkeit und Torheit, die jeden Rat oder Tadel in den Wind schlagen. Das ist ein schrecklicher Mißgriff. Die jungen Menschen würden besonnener sein, wenn sie sich der Gegenwart Gottes bewußt wären und daran dächten, daß seine Engel über ihre charakterliche Entwicklung wachen und ihren sittlichen Wert abwägen.

Kapitel 46: In der ständigen Gegenwart Jesu

Die Religion Jesu Christi umfaßt mehr als Sündenvergebung; sie bezweckt die Fortnahme unsrer Sünden, an deren Stelle dann die Gnadengaben des Heiligen Geistes treten sollen. Sie bedeutet göttliche Erleuchtung und Freude im Herrn. Sie will das Herz vom eigenen Wesen befreien und mit der dauernden Gegenwart des Heilandes auszeichnen. Wenn Jesus in der Seele herrscht, dann ist dort auch Reinheit und Freiheit von Sünde. Die Herrlichkeit, der Reichtum und die ganze Fülle der Heilsabsicht Gottes werden im Leben sichtbar werden. Die Annahme des Heilandes verleiht vollkommenen Frieden, ungeteilte Liebe und feste Zuversicht. Die Schönheit und der liebe Geruch des göttlichen Wesens werden im Leben offenbar und geben Zeugnis davon, daß Gott in der Tat seinen Sohn als Heiland in die Welt gesandt hat.

Seinen treuen Nachfolgern ist Christus ein täglicher Begleiter und vertrauter Freund geworden. Durch ihn leben sie in enger Verbundenheit und steter Gemeinschaft mit Gott. Die Herrlichkeit des Herrn ging auf über ihnen. Das helle Licht der Klarheit Gottes im Angesicht des Heilandes spiegelt sich in ihnen wider. Sie erfreuen sich jetzt der unverdunkelten Strahlen des Glanzes und der Herrlichkeit der himmlischen Majestät. Sie sind vorbereitet auf die Vereinigung mit dem Himmel; denn sie haben ja den Himmel in ihren Herzen.