Ruf an die Jugend

Abschnitt 5

Vorbereitung auf das Lebenswerk

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Wahre Erziehung bedeutet mehr als ein bestimmtes Studium. Sie ist umfassender. Sie umschließt die harmonische Entwicklung aller körperlichen Kräfte und geistigen Fähigkeiten. Sie lehrt die Liebe und Furcht Gottes und ist eine Vorbereitung auf die gewissenhafte Erfüllung der Lebensaufgaben.

Wahre Erziehung bezweckt die Vorbereitung aller Kräfte des Körpers und des Geistes zur Verrichtung jeder Pflicht; sie umschließt die Ausbildung von Körper, Geist und Seele zum göttlichen Dienst. Solche Erziehung überdauert Zeit und Ewigkeit.

Kapitel 47: Christliche Erziehung

Der menschliche Geist ist im höchsten Grade bildungsfähig. Ein gottgeweihtes Leben soll kein Leben in Unwissenheit sein. Viele sprechen gegen die Erziehung, weil der Heiland ungebildete Fischer zur Verkündigung seines Evangeliums berufen hat. Sie wollen darin eine Vorliebe Jesu für die ungebildeten Menschen erkennen. Viele Gelehrte und Würdenträger glaubten aber den Lehren Jesu. Hätten diese Männer mutig ihrer inneren Einsicht nachgegeben, so wären sie dem Herrn gefolgt. Er hätte ihre Fähigkeiten gerne in Anspruch genommen und in seinen Dienst gestellt, wenn sie ihm dies angeboten hätten. Es fehlte ihnen aber die sittliche Kraft, sich angesichts der stirnrunzelnden Priester und eifernden Volksführer zu Christus zu bekennen und ihren guten Ruf um des schlichten Galiläers willen aufs Spiel zu setzen.

Der Heiland, der die Herzen aller kannte, verstand dies. Wenn Gebildete und Vornehme das Werk, zu dem sie befähigt waren, nicht ausführen wollten, würde der Herr Menschen erwählen, die im Tun seines Willens treu und gehorsam sind. Er erwählte einfache, geringe Menschen und verband sich mit ihnen, um sie darauf vorzubereiten, das große Werk auf Erden vorwärts zu tragen, wenn er es verlassen würde.

Christus -- der große Erzieher

Christus war das Licht der Welt. Er war die Quelle aller Weisheit. Er war in der Lage, auch die ungelehrten Fischer so auszubilden, daß sie den ihnen erteilten Auftrag erfüllen konnten. Die Botschaft der Wahrheit, die diesen einfachen Menschen überkommen war, bedeutete unendlich viel. Sie sollten eine Welt bewegen. Es schien für den Heiland zwar einfach zu sein, diese geringen Menschen mit sich zu verbinden; es war aber ein Vorgang, der außerordentliche Ergebnisse zeitigte. Ihre Worte und Taten sollten die Welt umformen.

Der Heiland verachtete die Erziehung nicht. Die höchste Geistesbildung fand bei ihm, wenn sie durch die Liebe und Furcht Gottes geheiligt war, vollste Zustimmung. Die vom Heiland erwählten einfachen Männer waren drei Jahre mit ihm zusammen und dem veredelnden Einfluß der himmlischen Majestät ausgesetzt. Christus war der größte Erzieher, den die Welt jemals kannte.

Der Herr nimmt die Jugend mit ihren Gaben und ihrem Reichtum an Gefühlswerten an, wenn sie sich ihm weiht. Sie kann die höchste Stufe geistiger Entwicklung erreichen. Wenn sie sich nach ihren Glaubensgrundsätzen ausrichtet, vermag sie das Werk zu fördern, zu dessen Ausführung der Heiland vom Himmel kam, und durch solches Tun seine Mitarbeiter zu werden.

Die Schüler unsrer Lehranstalten genießen große Vorrechte, nicht nur durch Erlangung wissenschaftlicher Kenntnisse, sondern vor allem dadurch, daß sie lernen, die Tugenden zu vervollkommnen und auszuüben, die ihnen zu einem ausgeglichenen Charakter verhelfen sollen. Auf sittlichem Gebiet sind sie Gott als Mitarbeiter verantwortlich. Wohlstand, Stellung und Verstand sind ihnen von Gott anvertraut worden, damit sie sie weislich weiterentwickeln. Diese mannigfaltigen Gaben hat der Herr nach Maßgabe der Kräfte und Fähigkeiten seiner Diener zugeteilt. Er gab einem jeglichen sein Werk.

Kapitel 48: Wahre Erziehung

Wahre Erziehung ist die Vermittlung solcher Gedanken, die Geist und Herz mit der Erkenntnis Gottes, des Schöpfers, und Christi, des Erlösers, erfüllen. Solche Erziehung wird den Geist erneuern und den Charakter umwandeln. Sie wird den Verstand stärken und kräftigen gegen die betrügerischen Einflüsterungen des Seelenfeindes und uns befähigen, Gottes Stimme zu verstehen. Der so Erzogene wird ein Mitarbeiter Jesu Christi.

Erlangt unsre Jugend diese Erkenntnis, wird sie sich alles Weitere, was noch wesentlich ist, mühelos aneignen. Erlangt sie sie nicht, dann wird sie mit allem Wissenswerten, das ihr die Welt vermitteln mag, keinen Platz in den Reihen Christi finden. Sie mag alle Buchweisheit in sich aufgenommen haben und dennoch gegenüber den Anfangsgrundsätzen jener Gerechtigkeit, die allein einen Gott wohlgefälligen Charakter entwickelt, unwissend bleiben.

Alle diejenigen, die auf weltlichen Schulen Kenntnisse sammeln, sollten daran denken, daß eine andere Schule -- die Schule Jesu Christi -- sie als Schüler beruft. Hier lernen sie niemals aus. Unter den Schülern sind alte und junge. Wer auf die Unterweisungen des göttlichen Lehrers acht gibt, wird ständig zunehmen an Weisheit und Seelenadel und so vorbereitet zum Eintritt in jene höhere Schule in der Ewigkeit, wo die Fortentwicklung kein Ende hat.

Die göttliche Weisheit stellt uns die großen Lehren des Lebens -- die der Pflicht und des Glücks -- vor Augen. Sie sind oft schwer zu lernen; ohne sie können wir aber keine Fortschritte machen. Sie kosten uns wohl Mühe, Tränen und sogar Seelenangst. Wir dürfen aber nicht wanken oder schwach werden. Wir müssen uns in dieser Welt, inmitten von Prüfungen und Versuchungen, tauglich machen für den Umgang mit den reinen und heiligen Engeln. Wer sich von weniger wichtigen Dingen so in Anspruch nehmen läßt, daß er in der Schule Christi nicht mehr lernt, erleidet unwiederbringliche Verluste.

Jede Fähigkeit und jede Eigenschaft, mit denen der Schöpfer die Menschenkinder ausgestattet hat, sollen zur Ehre des Herrn verwendet werden; in dieser Verwendung liegt die reinste, erhabenste und glücklichste Lebensaufgabe. Die Grundsätze des Himmels sollten alles andere im Leben überlagern. Jeder erfolgreiche Schritt auf dem Wege zur Erlangung von Kenntnissen und Bildung sollte ein Schritt vorwärts zur Angleichung der menschlichen an die göttliche Natur sein.

Das Wesentliche in der Erziehung

Die wichtigste Erziehung, die unsre Jugend heute bekommen kann und die sie auf eine höhere Stufe der himmlischen Schule zu bringen vermag, ist eine Erziehung, die sie lehrt, wie sie den Willen Gottes der Welt offenbaren kann.

Die vollkommenste Erziehung

Diejenigen, die nach Erkenntnis über den Weg und Willen Gottes streben, erhalten die beste Erziehung, die Sterblichen zuteil werden kann. Sie gründen ihre Erfahrungen nicht auf weltliche Trugweisheit, sondern auf Grundsätze, die Ewigkeitswert besitzen.

Kapitel 49: Die Notwendigkeit christlicher Erziehung

Gott fordert die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten. Er will, daß seine Diener größere Intelligenz und ein besseres Unterscheidungsvermögen besitzen als Weltmenschen. Ihm mißfallen alle, die zu leichtfertig oder zu träge sind, um sich zu brauchbaren und gut unterrichteten Arbeitern heranzubilden. Wir sollen Gott lieben "von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte". Matthäus 22,37. Das auferlegt uns die Verpflichtung, den Verstand zu höchster Tüchtigkeit auszubilden, damit wir "von ganzem Gemüte" unsern Schöpfer zu erkennen und zu lieben vermögen.

Wer unter der Leitung des Heiligen Geistes steht, kann desto wirksamer im Dienste des Herrn eingesetzt werden, je gründlicher sein Verstand gebildet wurde. Auch ein ungebildeter, aber gottgeweihter Mensch, der ein Verlangen danach hat, andern zum Segen zu werden, kann und wird dem Herrn dienen. Diejenigen aber, die den gleichen Geist der Hingabe an Gott aufweisen und sich des Vorzugs einer gründlichen Ausbildung erfreuen, sind zu größerem Dienst für Christus fähig. Sie haben den andern vieles voraus.

Vorbereitung zu hohem Dienst

Gott will, daß wir uns der besten Erziehung befleißigen, damit wir die erlangten Kenntnisse auch andern mitteilen können. Niemand kann wissen, wo oder wie er Gelegenheit haben wird, für den Herrn zu arbeiten oder von ihm zu zeugen. Unser himmlischer Vater allein kennt diese Möglichkeiten. Es gibt viele Gelegenheiten, die unser schwacher Glaube nicht erkennt. Wir sollten so geschult sein, daß wir unsre Botschaft, wenn es sein muß, auch vor den höchsten Würdenträgern der Erde in einer Weise verkündigen können, die dem Namen des Herrn Ehre macht. Wir sollten uns keine Gelegenheit entgehen lassen, unsern Geist zu einem besseren Dienst für den Herrn zu schulen.

Umfassende Erziehung

Ach daß doch die Jugend, die so nötig eine Erziehung braucht, sich entschlossen an die Arbeit machte, sie zu erlangen. Wartet nicht, ihr jungen Freunde, auf die "große Gelegenheit"; schafft sie euch selbst. Ergreift jede auch noch so kleine Gelegenheit, die sich euch bietet und seid gute Haushalter. Opfert eure Mittel nicht dem Gaumenkitzel oder einem flüchtigen Vergnügen. Seid fest entschlossen, so brauchbar und nützlich zu werden, wie es Gott von euch wünscht. Seid gründlich und treu in allem, was ihr unternehmt. Laßt keine Möglichkeit unbenutzt, die euren Verstand schärfen und kräftigen kann. Verbindet Studium und Handarbeit und erstrebt durch treue Beharrlichkeit, Wachsamkeit und Gebet die Weisheit, die vom Himmel stammt. Das wird euch eine umfassende Ausbildung verleihen. Ihr werdet so innerlich zunehmen und einen Einfluß auf andre gewinnen. Auf diese Weise könnt ihr sie auf den Weg der Rechtschaffenheit und Heiligkeit führen.

Wir würden im Werk der Selbsterziehung größere Fortschritte erzielen, wenn wir wachen Auges die uns nahe liegenden Gelegenheiten und Vorrechte sähen. Wahre Erziehung bedeutet ja mehr, als die Schule vermitteln kann. Wohl sollen wir die wissenschaftliche Ausbildung nicht vernachlässigen, doch höher steht jenes Bemühen, in lebendiger Verbindung mit Gott zu bleiben. Verweist jeden Schüler auf seine Bibel und bringt ihn in Verbindung mit dem göttlichen Lehrer. Erzieht seinen Geist dazu, beim Erforschen der göttlichen Wahrheit auch mit schweren Problemen fertig zu werden.

Kenntnisse und Selbstzucht

Wen nach Kenntnissen verlangt, um seinen Mitmenschen zum Segen zu werden, den wird Gott selbst segnen. Durch das Studium des Gotteswortes wird seine Geisteskraft zu ernsthafter Betätigung angeregt. Daraus folgt eine Ausweitung und Entwicklung aller Fähigkeiten und für den Geist ein hohes Maß an Kraft und Wirksamkeit.

Selbsterziehung ist unerläßlich für jeden Mitarbeiter Gottes. Sie wird mehr zustande bringen als Beredsamkeit oder die glänzendsten Gaben.

Elterliche Erwartungen

Es ist immer das Beste und Sicherste, richtig zu handeln, weil es recht ist. Willst du jetzt nicht einmal ernsthaft darüber nachdenken? Rechtes Denken liegt jeder rechten Tat zu Grunde. Fasse den festen Vorsatz, die Erwartungen deiner Eltern zu erfüllen; mache ernsthafte Anstrengungen, dich auszuzeichnen, und achte darauf, daß die für dich angewandten Mittel nicht verkehrt und unnütz ausgegeben werden. Sei fest entschlossen, mit den Bemühungen deiner Eltern und Erzieher zusammenzuwirken, und versuche, eine hohe Entwicklungsstufe an Weisheit und Charakter zu erlangen. Enttäusche sie nicht, die dich lieb haben und dir vertrauen. Es ist männlich, das Rechte zu tun; der Heiland wird dir dabei helfen, wenn du dich bemühst, recht zu handeln, weil es eben recht ist.

Kapitel 50: Erziehung für die Ewigkeit

Der Apostel Johannes schreibt: "Ich habe euch Jünglingen geschrieben; denn ihr seid stark, und das Wort Gottes bleibt bei euch, und ihr habt den Bösewicht überwunden." 1.Johannes 2,14. Und Paulus ermahnt Titus, den jungen Männern vorzuhalten, "daß sie züchtig seien". Titus 2,6. Ermuntere deine Seele, daß du ein pflichttreuer, standhafter Diener des Herrn der Heerscharen wirst wie Daniel. Überlege jeden deiner Schritte; denn du stehst auf heiligem Boden, und die Engel Gottes umgeben dich.

Du kannst mit allem Recht bestrebt sein, die höchste Stufe auf der Leiter der Ausbildung zu erklimmen. Philosophie und Geschichte sind wohl wichtige Unterrichtsfächer; der Aufwand an Zeit und Geld aber wäre vergeblich, wenn du deine Kenntnisse nicht zur Ehre Gottes und zum Segen der Menschheit benutzen würdest. Und wird die Weisheit dieser Welt dir nicht zum Sprungbrett für die Erreichung des höchsten Zieles, dann ist sie wertlos.

Eine Erziehung, die keine Ewigkeitswerte vermittelt, ist sinnlos. Führen deine Kenntnisse dich nicht himmelwärts ins zukünftige, unsterbliche Leben, dann haben sie keinen bleibenden Wert. Ist aber Jesus Christus dein Lehrer, und das nicht nur einmal in der Woche, sondern täglich, stündlich, dann wird er auch mit Wohlgefallen deine gelehrten Studien verfolgen.

Kapitel 51: Praktische Ausbildung

Nützliche Handarbeit ist ein Teil des Erlösungsplanes. Der große Lehrer gab dem Volke Israel in einer Wolkensäule Anweisungen, jeden Jugendlichen zu nützlicher Arbeit anzuhalten. Darum war es sowohl bei den reichen als auch bei den armen Juden Sitte, ihre Söhne und Töchter etwas Praktisches lernen zu lassen, so daß sie in widrigen Lebenslagen von anderen unabhängig und stets bereit und fähig wären, für ihren Unterhalt zu sorgen. Sie konnten in den Wissenschaften unterrichtet, mußten aber auf alle Fälle in Handwerk und Gewerbe ausgebildet werden. Das war ein unerläßlicher Bestandteil ihrer Erziehung.

Ausgeglichene Erziehung

Wie in den Tagen Israels, so sollte auch heute jeder Jugendliche in den Dingen des praktischen Lebens unterwiesen werden. Jeder sollte sich in gewissen Arten handwerklicher Arbeiten Kenntnisse erwerben, die ihn in die Lage versetzen, in Notzeiten seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist wichtig nicht nur als Schutz gegen mißliche Verhältnisse, sondern auch als Hilfe in seiner körperlichen, geistigen und moralischen Entwicklung. Wenn es auch mit einiger Sicherheit feststeht, daß jemand auf körperliche Arbeit nicht angewiesen sein wird, so sollte er dennoch praktisch arbeiten. Ohne körperliche Betätigung kann niemand eine kraftvolle Konstitution oder eine robuste Gesundheit erlangen; die Zucht regelmäßiger Arbeit ist für die Sicherung eines starken, rührigen Geistes und eines guten Charakters von größter Wichtigkeit.

Schüler mit guten Buchkenntnissen ohne genügende Befähigung zu praktischer Arbeit verfügen nicht über eine ausgeglichene Erziehung. Kräfte, die den verschiedensten Gebieten des Berufslebens hätten dienen sollen, wurden vernachlässigt. Die Erziehung soll sich nicht auf Kopfarbeit beschränken. Körperliche Tätigkeit sollte ein wichtiger Teil in der Ausbildung jedes jungen Menschen sein. Ein bedeutsamer Abschnitt der Erziehung ist übersehen worden, wenn der Schüler nicht angelernt wurde, wie er sich in praktischer Arbeit einsetzen kann.

Eine vielseitige und umfassende Erziehung wird durch gesunde Arbeit gegeben. Jeder Schüler sollte darum täglich eine gewisse Zeit praktisch arbeiten. So gewöhnt er sich an ein fleißiges Leben und stärkt sein Selbstvertrauen; gleichzeitig wird er vor vielen sündigen und erniedrigenden Gewohnheiten bewahrt, die so oft eine Folge von Müßiggang sind. Das alles verträgt sich sehr wohl mit dem obersten Erziehungsziel; denn wer zu Regsamkeit, Fleiß und Sauberkeit angehalten wird, kommt in Harmonie mit dem Schöpfer.

Der Nutzen praktischer Arbeit

Wer Körperübungen nur als Spiel oder als bloße Übung betreibt, der hat davon keinen entsprechenden Nutzen. Wohl sind Bewegungen in frischer Luft von Nutzen, ebenso sportliche Übungen; wenn aber mit dem gleichen Eifer eine nützliche Arbeit verrichtet wird, wird der Nutzen im Ganzen um vieles größer sein. Ein Gefühl der Befriedigung wird sich einstellen, denn solch eine Betätigung ist offensichtlich sinnvoll, weil sie andern hilft und vermittelt das beruhigende Bewußtsein einer treu erfüllten Pflicht.

Gut ausgebildete Schüler sollten von unsern Schulen ausgehen, die, auf sich selbst gestellt, über genügende und nützliche Kenntnisse verfügen, die für einen Erfolg im Leben so nötig sind. Fleißiges Studium ist ebenso wichtig wie mühsame, emsige Arbeit. Spiel dagegen ist nicht unbedingt nötig. Der Verbrauch körperlicher Kräfte zum Vergnügen begünstigt keineswegs eine gute, geistige Ausbildung. Wenn man die Zeit, die man sonst sportlichen Übungen widmet -- die oft schrittweise zur Ausartung führen -- für Missionsaufgaben im Sinne Christi verwendet, wird des Herrn Segen nach seiner Verheißung auf seinem Diener ruhen.

Die Erziehung zum praktischen Leben durch körperliche Arbeit in Verbindung mit geistiger Betätigung wird reizvoll durch die Überlegung, daß so Körper und Geist zu dem Werk befähigt werden, das Gott dem Menschen aufgetragen hat. Je besser sich die Jugend auf die Durchführung der praktischen Pflichten versteht, desto größer wird auch ihre Befriedigung im Dienst der Nächstenliebe. Durch Erziehung zur Freude an nützlicher Arbeit wächst das geistige Vermögen; und durch Zucht und Übung wird der Geist zum Dienst ertüchtigt, denn er hat ja gelernt, ein Segensträger für andre zu werden.

Ich finde im Leben Jesu kein Beispiel dafür, daß er seine Zeit mit Spiel und Vergnügungen zugebracht hat. Er war der große Erzieher für das gegenwärtige und zukünftige Leben. Ich habe jedoch keinen Hinweis darauf gefunden, daß er seine Jünger gelehrt hat, zum Zwecke von Leibesübungen sich in Vergnügungen zu ergehen.

Lerne kochen!

Junge Männer wie junge Mädchen sollten wirtschaftlich kochen lernen und dabei auf die Verwendung von Fleisch gänzlich verzichten. Die Zubereitung von Gerichten, die Fleisch mit enthalten, sollte nicht empfohlen werden; das bedeutete nämlich eher einen Rückfall in die Dunkelheit und Torheit Ägyptens und hätte nichts mit einer reinen Lebensweise zu tun.

Unsre Frauen insbesondere sollten richtig kochen lernen. Was könnte in ihrer Ausbildung für ein junges Mädchen wohl wichtiger sein? Wie auch immer ihre Lebensumstände sein mögen; hier sind Kenntnisse zu erwerben, die sie stets praktisch verwerten kann.

Im Missionsfeld

Der Jugendliche, der auf allen Gebieten des praktischen Lebens gut ausgebildet ist, wird nach seiner Schulentlassung in fernen Ländern von großem Nutzen sein. Er hängt weder von der Koch-, Näh- noch Baukunst der Menschen ab, die er in seinem Missionsfeld aufsucht. Und er wird viel mehr an Einfluß gewinnen, wenn er den unwissenden Leuten zeigen kann, mit welchen Methoden die besten Ergebnisse erzielt werden. Ein kleinerer Betrag wird solchen Missionaren genügen, die gelernt haben, ihre Körperkräfte in Verbindung mit erworbenen Kenntnissen auf die bestmögliche Art zu gebrauchen. Das wird besonders dort geschätzt werden, wo sich Mittel nur schwer beschaffen lassen. Sie werden beweisen, daß Missionare gute Erzieher in der Kunst nutzvollster Arbeit sind. Wohin sie auch immer kommen mögen: diese ihre Fähigkeit wird ihnen Anerkennung verschaffen.

Kapitel 52: Der pflichttreue Schüler

Diejenigen Schüler, die öffentlich bekennen, Gott zu lieben und der Wahrheit gehorsam zu sein, sollten jenes Maß von Selbstzucht und grundsatzgemäßer Glaubenskraft besitzen, das sie befähigt, inmitten von Versuchungen standhaft zu bleiben und für ihren Heiland in der Schule, in ihren Heimen, oder wo sie sich sonst befinden mögen, Zeugnis abzulegen. Der Glaube soll nicht nur ein Mäntelchen sein, das man im Gotteshause anlegt, vielmehr sollten die Glaubensgrundsätze das ganze Leben kennzeichnen.

Charakter und Betragen

Wer aus der Quelle des Lebens trinkt, wird nicht wie die Welt einen brennenden Durst nach Abwechslung und Vergnügen empfinden. In Haltung und Charakter werden die Gläubigen von jener Ruhe, jenem Frieden und jener Glückseligkeit erfüllt sein, die sie dadurch gefunden haben, daß sie täglich all ihre Lasten und Verlegenheiten dem Heiland zu Füßen legten. Sie werden ein Beweis dafür sein, daß auf dem Wege des Gehorsams und der Pflicht Zufriedenheit und eitel Freude zu finden sind. Sie werden auf ihre Mitschüler einen Einfluß ausüben, der sich auf die ganze Schule erstrecken wird.

Ein ernsthafter, gewissenhafter und treuer junger Mensch auf einer Schule ist von unschätzbarem Wert. Engel vom Himmel schauen liebevoll auf ihn, und im Buch des Lebens wird jede Tat der Gerechtigkeit, jeder Widerstand in einer Versuchung und jede Überwindung des Bösen eingetragen. Er hat sich für die kommende Zeit der Bewährung eine gute Grundlage geschaffen, um das ewige Leben nie aus dem Auge zu verlieren.

Auf der christlichen Jugend ruht zum großen Teil der Fortbestand und die Erhaltung der Einrichtungen, die Gott zur Förderung seines Werkes geschaffen hat. Es hat niemals eine Zeit gegeben, die eine so große Verantwortung auf die Menschen gelegt hat. Wie bedeutsam ist es darum, daß sich die Jugend für dieses große Werk zubereitet, damit Gott sie als sein Werkzeug gebrauchen kann! Ihr Schöpfer hat einen größeren Anspruch an sie als alles andre in dieser Welt.

Vom Werk der Schulordnung

Das wilde und rücksichtslose Wesen vieler Jugendlicher in der heutigen Welt ist überaus betrübend. Die jungen Leute sollten erkennen, daß sie mit ihrer Unterordnung unter die Vorschriften und Regeln unsrer Anstalten nur das tun, was ihren gesellschaftlichen Stand verbessern, ihren Charakter veredeln, den Geist erheben und ihr Glück vergrößern kann; dann würden sie nicht widerspenstig sein gegenüber gerechten Regeln und vernünftigen Forderungen, noch würden sie gegen unsre Anstalten Argwohn und Vorurteile erregen.

Unsre Jugend sollte die ihnen auferlegten Pflichten fleißig und treu erfüllen; das wird sie erfolgreich machen. Die jungen Menschen, die sich nicht durch Erfüllung ihrer zeitlichen Pflichten auszeichnen, sind für einen Einsatz zu höheren Aufgaben ungeeignet. Glaubenserfahrung kann nur durch Kampf, durch Enttäuschung, durch strenge Selbstzucht und ernstes Gebet gewonnen werden. Dem Himmel geht es nur Schritt für Schritt entgegen; jeder Schritt vorwärts gibt Kraft für den nächsten. Der ist ein Christ, der nach höchsten Kenntnissen strebt mit der Absicht, anderen von Nutzen zu sein. Wissen in harmonischer Verbindung mit einem Christus ähnlichen Charakter wird einen Menschen in der Tat zu einem Licht für die Welt machen.

Kapitel 53: Des Schülers günstige Gelegenheiten

Ihr Schüler, arbeitet mit euren Lehrern Hand in Hand. Ihr gebt ihnen dadurch Hoffnung und Mut. Ihr helft ihnen und gleichzeitig zu eurem Nutzen auch euch selbst. Denkt daran, daß es zum großen Teil an euch liegt, ob eure Lehrer euch etwas beibringen können und ob ihre Arbeit ein anerkannter Erfolg wird. Im höchsten Sinne sollt ihr Gott hinter eurem Lehrer sehen und seine Verbundenheit mit ihm erkennen.

Eure guten Gelegenheiten zum Schaffen gehen schnell vorüber. Euch bleibt keine Zeit, eignen Dingen nachzugehen. Nur wenn ihr mit ganzer Hingabe vorwärts strebt, werdet ihr wahres Glück erringen. In der Schulzeit bieten sich euch kostbare Gelegenheiten. Nutzt sie so gut wie möglich aus! Ihr erlebt diese Zeit nur einmal. Und es liegt an euch, ob eure Arbeit ein Erfolg oder ein Fehlschlag sein wird. Wenn ihr nach biblischer Erkenntnis strebt, sammelt ihr Schätze zum Weitergeben.

Helft andern

Falls du einen etwas schwerfälligen Schulkameraden hast, erkläre ihm die Aufgaben, die er nicht versteht. Das wird gleichzeitig dein Verständnis erweitern. Gebrauche einfache Worte; erkläre deine Gedanken in einer deutlichen Redeweise, die leicht verstanden wird.

Durch die Hilfe, die du deinem Kameraden zuteil werden läßt, hilfst du auch deinen Lehrern. Oft erfaßt ein Schüler mit scheinbar geringer Begabung die Erklärung eines Mitschülers eher als die des Lehrers. Das ist Zusammenarbeit, wie Christus sie wünscht. Der große Lehrer steht dir bei und unterstützt dich in deiner Hilfe an einem zurückgebliebenen Kameraden.

In deiner Schulzeit wirst du Gelegenheit haben, die köstlichen Wahrheiten des Wortes Gottes armen und unwissenden Seelen mitzuteilen. Benutze alle solche Gelegenheiten. Der Herr wird jeden Augenblick segnen, der so verwendet wurde.

Beherrscht die Grundwahrheiten

Niemals begnüge dich mit geringem Wissen. Behalte während der Schulzeit stets ein erhabenes, heiliges Ziel im Auge, und zwar dieses: daß du dich in irgendeinem Teil des göttlichen Weinbergs zum vollkommenen Dienst vorbereiten willst. Tu alles, was in deinen Kräften steht, um dieses hohe Ziel zu erreichen. Du selbst kannst mehr für dich tun, als es irgendeinem andern möglich ist. Und wenn du alles, was du kannst, für dich tust, dann nimmst du dem Leiter und den Lehrern eine große Last ab.

Vor der Aufnahme des Studiums wissenschaftlicher Fächer müssen dir zunächst die einfachen Regeln deiner Muttersprache vertraut sein; du mußt erst richtig lesen, schreiben und buchstabieren können.

Verwende keine Zeit für die Erlernung von Dingen, die für dein späteres Leben von wenig Nutzen sind. Ehe du dir gute Kenntnisse über Klassiker erwirbst, erstrebe zuerst die Beherrschung deiner Muttersprache. Lerne Buchführung. Suche Kenntnisse über Gegenstände zu erlangen, die du überall dort gebrauchen kannst, wohin du kommen magst.

Kapitel 54: Erziehung zum Dienst

Im Hinblick auf das Licht, das Gott gegeben hat, ist es verwunderlich, daß so wenig junge Menschen fragen: "Herr, was willst du, daß ich tun soll?" Apostelgeschichte 9,6. Es ist ein gefährliches Mißverständnis, anzunehmen, daß sich ein junger Mensch, der sich nicht für den geistlichen Dienst entschieden hat, nicht noch besonders für das Werk Gottes vorbereiten muß. Auf welchen Beruf du dich immer vorbereiten magst, es ist durchaus notwendig, daß du deine Fähigkeiten durch fleißiges Studium verbesserst.

Jungen Männern und Frauen sollte man besonders ans Herz legen, die von Gott verliehenen Segnungen günstiger Gelegenheiten, wohlerzogen und klug zu werden, zu schätzen. Sie sollten zu ihrem Vorteil die Schulen besuchen, die eingerichtet wurden, um ihnen die besten Kenntnisse zu vermitteln. Es ist ein großes Unrecht, in Bezug auf den Erhalt guter Erziehung träge und nachlässig zu sein. Die Zeit ist kurz; darum, und weil der Herr bald erscheinen und der Vorhang über dem Weltgeschehen in Kürze fallen wird, ist es noch dringlicher, die gegenwärtigen Gelegenheiten und Vorrechte auszunutzen.

Weiht eure Fähigkeiten dem Herrn

Die Jugend sollte sich auf unsern Schulen einfinden, dort wo ihr Wissen und Zucht vermittelt wird. Weiht eure Fähigkeiten dem Herrn, ihr jungen Freunde, werdet strebsame Forscher der Heiligen Schrift, damit sie euch ausrüste gegen jede falsche Lehre und ihr nicht dem Betrug der Sünde zum Opfer fallet. Durch fleißiges Studium der Bibel erlangen wir die Erkenntnis der Wahrheit. Und durch das Ausleben der uns schon bekannten Wahrheit wird uns immer helleres Licht aus der Heiligen Schrift zuteil.

Wer sich aufrichtig dem Herrn weiht, wird in das Werk Gottes nicht aus einem Grunde eintreten, der sonst Menschen zu einem weltlichen Beruf veranlaßt und ihren Lebensunterhalt sichert; die Gläubigen entschließen sich zum Dienst Gottes nicht aus irdischen Überlegungen, sondern weil die Sache Gottes etwas Geheiligtes ist.

Bereit für kommende Möglichkeiten

Die Welt muß gewarnt werden, und niemand sollte sich mit einer nur oberflächlichen Kenntnis der Wahrheit begnügen. Du weißt nicht, mein Freund, zu welcher Verantwortung du noch berufen wirst. Du weißt auch nicht, wohin du gesandt wirst, um Zeugnis für die Wahrheiten abzulegen. Viele werden vor gesetzgebenden Körperschaften stehen; andere werden vor Königen und vor den Gelehrten dieser Welt ihren Glauben verantworten müssen.

Diejenigen nun, die nur über ein mangelhaftes Verständnis der Wahrheit verfügen, werden nicht in der Lage sein, die Schrift zu erklären und ihren Glauben ausreichend zu begründen. Sie werden verwirrt und unsicher sein und sich nicht als Evangeliumsdiener bewähren, die nicht vor Scham erröten müssen. Niemand darf sich einbilden, er habe ein sorgfältiges Studium nicht nötig, weil er nicht öffentlich predigen wird. Er weiß ja nicht, was der Herr mit ihm noch vorhat.

Es ist eine betrübliche Tatsache, daß der Fortschritt des Werkes aufgehalten wird durch einen Mangel an gut ausgebildeten Arbeitern, die sich für Vertrauensstellungen vorbereitet haben. Der Herr gebraucht Tausende, die in seinem großen Erntefeld arbeiten könnten; aber viele haben es versäumt, sich auf die Arbeit vorzubereiten. Jeder einzelne aber, dem die Sache Jesu am Herzen liegt und der sich als Streiter im Heere Gottes angeboten hat, muß den Ort aufzusuchen trachten, an dem er richtig ausgebildet wird. Der Glaube hat den Nachfolgern Christi eben noch zu wenig bedeutet; denn es ist nicht Gottes Absicht, daß auch nur einer unwissend bleibe, wenn Weisheit und Erkenntnis jedermann zugänglich sind.

Im Gleichgewicht durch gute Grundsätze

Es ist nicht so, daß die begabtesten jungen Menschen auch die erfolgreichsten sind. Wie oft schon erlitten Menschen mit Gaben und guter Erziehung, die Vertrauensstellungen innehatten, Schiffbruch! Sie glänzten wie Gold; wenn sie aber erprobt wurden, erwiesen sie sich als Flitter und Abfall. Ihr Werk zerbrach an ihrer Untreue. Sie waren weder arbeitsam noch ausdauernd und gingen den Dingen nicht auf den Grund. Sie weigerten sich, von unten auf anzufangen und mit Geduld Sprosse für Sprosse auf der Lebensleiter aufzusteigen, bis sie die Spitze erreichten. Sie wandelten im eigenen Licht, nämlich im Licht ihrer funkelnden Gedankenblitze. Sie verließen sich nicht auf die Weisheit, die nur Gott allein geben kann. Ihr Mißerfolg war nicht die Folge geringer Entwicklungsmöglichkeiten, sondern das Ergebnis ihrer Unbesonnenheit. Sie schätzten ihre Bildungsvorteile nicht genügend und machten nicht die Fortschritte, die sie auf dem Gebiet des religiösen Lebens und auf dem der Wissenschaft hätten machen können. Geist und Charakter waren bei ihnen nicht durch die hohen Grundsätze der Gerechtigkeit ins Gleichgewicht gekommen.

Kapitel 55: Auf Wachstum bedacht

Wäre sich jeder einzelne seiner Verantwortung Gott gegenüber für seinen persönlichen Einfluß bewußt, so würde er niemals zum Müßiggänger, sondern würde seine Fähigkeit vervollkommnen und seine Kräfte ausbilden, um dem zu dienen, der ihn mit seinem Blut erkauft hat.

Besonders die Jugend sollte dessen eingedenk sein, daß sie ihre geistigen Kräfte ausbilden und jede Gelegenheit zur Verbesserung ihrer Verstandeskräfte wahrnehmen sollte, um sich durch treuen Dienst dem Heiland dankbar zu erweisen, der sein kostbares Leben für sie geopfert hat. Niemand darf sich dem Irrtum hingeben, er sei so trefflich ausgebildet, daß er aus Büchern oder aus dem Leben nicht mehr zu lernen brauche. Vielmehr sollte sich jeder bemühen, die günstige Gelegenheit, die ihm der Herr bietet, auszunutzen, um das Höchstmögliche auf den Gebieten des Glaubenslebens, aber auch der Wissenschaft zu erwerben.

Wir sollten die uns verliehenen Kräfte einzuschätzen lernen. Muß jemand seinen Lebensweg von ganz unten auf beginnen, dann braucht er nicht entmutigt zu sein, sondern sollte mit aller Entschiedenheit höher und höher streben, bis er Jesu Stimme die Wort sagen hört: "Mein Kind, rücke höher herauf!" "Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21.

Kapitel 56: Wahre Weisheit

Junge Männer und Frauen mögen die beste weltliche Erziehung genossen haben und dennoch den wichtigen Grundsätzen gegenüber unwissend geblieben sein, die sie zu Bürgern des Reiches Gottes machen. Menschliche Weisheit kann nicht geschickt machen zum Himmelreich. Niemand kommt durch Formen und Gebräuche oder durch langes Bücherstudium in das Reich Christi. "Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen." Johannes 17,3.

Bibel und Wissenschaft

Beide Testamente der Heiligen Schrift müssen täglich erforscht werden. Die Erkenntnis und Weisheit Gottes erlangt nur der Schüler, der beständig des Herrn Wege und Werke zu erfahren sucht. Die Bibel soll unser Licht und unser Erzieher sein. Wenn der junge Mensch den Glauben in sich aufnimmt, daß der Herr Regen und Tau sendet, daß er seine Sonne vom Himmel scheinen läßt, um die Blumen und Pflanzen, Bäume, Sträucher und Gräser gedeihen zu lassen; wenn er einsieht, daß aller Segen von oben kommt und Gott Dank und Ehre gebührt -- dann wird er sich auf allen seinen Wegen zum himmlischen Vater bekennen und seine Tagespflichten mit gewissenhafter Treue erfüllen; Gott wird in allen seinen Gedanken sein.

Viele Jugendliche sprechen gerne über die Wissenschaft und dünken sich erhaben über die Weisheit der Heiligen Schrift; sie suchen Gottes Wege und Werke in ihre begrenzten Vorstellungen einzuordnen; ihr Unterfangen aber bleibt ein kümmerliches Machwerk. Wahres Wissen und göttliche Eingebung stimmen völlig überein. Unechtes Wissen aber ist von Gott unabhängig. Es ist stets selbstherrliche Unwissenheit.

Zu den größten Mißständen, die sich auf der Suche nach Erkenntnis und im Forschen nach Wissen einschleichen, gehört es, daß Wissenschaftler allzu oft den Blick für das göttliche Wesen einer reinen, unverfälschten Glaubensüberzeugung verlieren. Der Weltweise versucht den Einfluß des Geistes Gottes auf das Herz auf wissenschaftlicher Grundlage zu erklären. Jeder Schritt auf diesem Wege führt in den Irrgarten des Zweifels. Der Bibelglaube wird das Geheimnis der Gottseligkeit genannt; kein menschlicher Geist vermag es völlig zu verstehen; für das unbekehrte Herz nun gar ist es gänzlich unverständlich.

Von Gott unterwiesen

Die Jugend wird durch ihre Weihe zum Dienst Gottes weder weichlich noch kraftlos. Viele verstehen unter Erziehung nur Bücherweisheit; aber "der Weisheit Anfang ist des Herrn Furcht". Sprüche 9,10. Das kleinste Kind, das Gott liebt und fürchtet, ist vor Gott größer als der begabteste und gelehrteste Mensch, der sich um sein Seelenheil keine Gedanken macht. Die Jugend aber, die Herz und Leben Gott weiht, verbindet sich dadurch mit der Quelle aller Weisheit und Vortrefflichkeit.

Wenn der junge Mensch nur, wie es Daniel tat, vor dem himmlischen Lehrer lernen wollte, dann wüßte er auch, daß die Furcht des Herrn in Wahrheit der Weisheit Anfang ist. Auf solcher sicheren Grundlage kann er -- wie Daniel -- jedes Vorrecht und jede günstige Gelegenheit zu seinem Besten ausnutzen und jeden Gipfel des Geisteslebens erklimmen. Wer sich, dem Herrn geweiht, der bewahrenden Macht seiner Gnade und des belebenden Einflusses des Heiligen Geistes erfreut, wird ein tieferes und umfassenderes Geistesvermögen erlangen als ein Weltmensch.

Wer Wissenschaft nur in ihrer menschlichen Ausdeutung kennen lernt, erhält eine falsche Erziehung. Weisheit aber von Gott und Jesus Christus, den er gesandt hat, erschließt die Heilige Schrift. Wer reines Herzens ist, erkennt Gott in jedem Akt der Vorsehung, er nimmt ihn auf jeder Entwicklungsstufe echter Erziehung wahr. Die Gläubigen vermögen das erste Aufbrechen des Lichtes wahrzunehmen, das vom Throne Gottes ausstrahlt. Himmlische Kunde wird allen zuteil, die den ersten Schimmer geistlicher Erkenntnis auffangen.

Die Schüler unsrer Anstalten sollten die Erkenntnis Gottes über alles andere stellen. Sie kann nur durch das Studium der Heiligen Schrift erlangt werden. "Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben: ‚Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.' ... Die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind; und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind ... Von ihm kommt auch ihr her in Christo Jesu, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, auf daß (wie geschrieben steht), ‚wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!'" 1.Korinther 1,18-31.

Kapitel 57: Strebe nach hohem Ziel!

Gott will, daß wir jede Gelegenheit wahrnehmen, uns Kenntnisse für unsren Beitrag zu seinem Werke anzueignen. Er erwartet, daß wir alle Kraft daransetzen, es auszuführen, und uns dabei den Sinn für seine Heiligkeit und seine hehre Verbindlichkeit bewahren.

Viele, die Großes leisten könnten, vollbringen gar nichts, weil sie keinen Versuch wagen. Tausende gehen durchs Leben, ohne einen würdigen Zweck zu verfolgen oder nach einem wertvollen Ziel zu streben, nur weil sie zu wenig von sich halten. Christus aber hat uns für einen unermeßlich hohen Preis erkauft, damit wir uns auch diesem Preise entsprechend einschätzen.

Wir sollten uns unser Ziel nicht zu niedrig stecken, zumal wir längst nicht sind, was wir sein könnten oder nach Gottes Willen sein sollten. Nicht dazu haben wir unsre Verstandeskräfte von Gott erhalten, daß wir keinen Gebrauch davon machen oder damit Mißbrauch treiben, indem wir nur irdische, gleichgültige Zwecke verfolgen, sondern daß wir sie nach Möglichkeit vermehren, entwickeln, vertiefen und veredeln und zur Förderung des Reiches Gottes verwenden.

Behaupte dich!

Niemand sollte sich dazu hergeben, wie eine Maschine lediglich die Gedanken anderer auszuführen. Gott hat uns befähigt, selbständig zu denken und zu handeln. Nur wenn wir sorgsam unsre Fähigkeiten anwenden und uns dabei von ihm unterweisen lassen, werden wir die Eignung zur Übernahme von Verantwortung erlangen. Statt auf unsre Selbständigkeit zu verzichten und zum bloßen Schatten anderer herabzusinken, sollten wir erwarten, daß der Herr in und durch uns wirkt.

Niemals darf man meinen, daß man genug gelernt habe und nun in seinen Bemühungen nachlassen dürfe. Nach seiner Geistesbildung wird der Mensch beurteilt. Wir dürfen sie nicht vernachlässigen, solange wir leben. Täglich müssen wir lernen und von den erworbenen Kenntnissen Gebrauch zu machen suchen.

Vergessen wir nicht, daß wir überall, wo wir auch tätig sein mögen, unsre Gesinnung offenbaren und unser Wesen gestalten. Hüten wir uns darum, unsre Arbeit träge oder nachlässig zu verrichten und den Wunsch nach einer leichteren Aufgabe zu nähren.

Arbeite mit ungeteiltem Herzen

In demselben Geist und nach denselben Grundsätzen, nach denen man seine tägliche Arbeit verrichtet, wird man im ganzen Leben handeln. Gott kann niemand gebrauchen, der auf ein genau umrissenes Arbeitspensum und einen bestimmten Lohn besteht und eine Arbeit wünscht, die ihm die Mühe erspart, sich anzupassen und sich weiterzubilden. Er kann niemand segnen, wie er möchte, der sich an Leib, Seele und Geist immer nur möglichst zu schonen sucht. Das Beispiel eines solchen vom Eigennutz beherrschten Menschen wirkt verderblich. Wer immer beaufsichtigt werden muß und nur gerade soviel tut, wie ihm zu tun befohlen ist, wird dereinst nicht als "frommer und getreuer Knecht" bezeichnet. Gott braucht Mitarbeiter, die Tatkraft, Redlichkeit und Fleiß an den Tag legen, die alles zu tun bereit sind, was getan werden muß.

Viele leisten nichts, weil sie aus Furcht vor Mißerfolgen jegliche Verantwortung scheuen. So bleibt ihnen die Ausbildung vorenthalten, die man nur durch Erfahrung erlangt und die weder durch Bücher noch durch Unterricht noch durch irgendwelche Gelegenheit zu ersetzen ist.

Der Mensch kann die Verhältnisse meistern. Anstatt sich von ihnen beherrschen zu lassen, sollte er sie seiner Arbeit dienstbar machen. Menschen der Kraft sind jene, die mit Widerständen, Gefahren und Feindseligkeiten zu kämpfen hatten. Für den, der sich mit aller Gewalt der Hindernisse erwehrt, die ihm begegnen, werden sie zu großen Segnungen. Durch Kämpfe und Schwierigkeiten gewinnen wir Vertrauen zu Gott, Selbstbewußtsein und Standhaftigkeit, so daß wir uns durchsetzen können.

Mache das Beste aus deinem Leben

Während eine gute Erziehung in Verbindung mit der Hingabe an Gott einen großen Segen darstellt, sollten diejenigen, die sich der Ausbildung in höheren Wissenschaften nicht erfreuen können, niemals denken, sie könnten im geistigen und geistlichen Leben keine Fortschritte machen. Wenn sie das Wissen, über das sie verfügen, so gut wie möglich ausnutzen, wenn sie täglich ihren Bestand zu vergrößern suchen und durch bewußte Pflege christlicher Tugenden alle Charakterfehler überwinden, wird der Herr auch ihnen die nötige Weisheit nicht versagen. Auch ihnen wird das Wort gelten, das einst von den Kindern Israel sagte: Gott gab ihnen Weisheit und Verstand.