Ruf an die Jugend

Abschnitt 15

Brautstand und Ehe

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Die Familienbande sind die innigsten, zartesten und heiligsten auf Erden. Sie waren dem Menschen zum Segen bestimmt. Und sie sind auch ein Segen überall da, wo man die Ehe verständig, in der Furcht Gottes und unter der erforderlichen Rücksicht auf ihre Anforderungen eingeht.

Kapitel 148: Wahre Liebe

Liebe ist eine kostbare Gabe. Wir erhalten sie von Jesus. Reine, heilige Zuneigung ist nicht Sache des Gefühls, sondern ein Grundsatz. Wer sich von wahrer Liebe leiten läßt, ist weder unvernünftig noch blind. Vom Heiligen Geiste unterwiesen, liebt er Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst.

Wer eine Ehe eingehen will, achte deshalb sorgfältig auf jede Regung und jeden Wesenszug des andern, mit dem er sich fürs Leben verbinden will. Er hüte sich vor jedem Schritt, der dem Anstand, der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zuwiderläuft und nicht in der festen Absicht geschieht, Gott zu gefallen und ihn zu ehren. Die Ehe beeinflußt das ganze Leben und zugleich unser ewiges Schicksal. Kein ernster Christ wird sich hier mit Absichten tragen, die Gott nicht gutheißen kann.

Holt euch Rat

Wer gottesfürchtige Eltern hat, teile ihnen seine Hoffnungen und Absichten mit und hole sich Rat von ihnen. Wenn man beachtet, was das Leben sie gelehrt hat, wird man vor manchem Herzeleid bewahrt bleiben. Vor allem aber muß Christus unser Berater sein. Wir müssen sein Wort unter Gebet erforschen.

Ein junges Mädchen wird sich bei solchen Ratgebern nur den zum Lebensgefährten erwählen, der lauter und rechtschaffen, tatkräftig und mannhaft ist, dabei Gott liebt und fürchtet. Der junge Mann wird nur das Mädchen als Gehilfin heimführen, welche die ihr zufallenden Lasten des Lebens tragen, ihn durch ihren Umgang veredeln und bessern und durch ihre Liebe glücklich machen kann.

"Ein vernünftiges Weib kommt vom Herrn." Sprüche 19,14. "Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen... Sie tut ihm Liebes und kein Leides ihr Leben lang." Sprüche 31,11.12. "Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre. Sie schaut, wie es in ihrem Hause zugeht, und ißt ihr Brot nicht mit Faulheit. Ihre Söhne stehen auf und preisen sie selig; ihr Mann lob sie: ‚Viele Töchter halten sich tugendsam; du aber übertriffst sie alle.'" Sprüche 31,26-29. Wer solche Ehefrau findet, "der findet etwas Gutes und kann guter Dinge sein im Herrn". Sprüche 18,22.

Rechte Gefährten

In der Auswahl von Freunden und Gefährten sollte die christliche Jugend sehr vorsichtig und sorgfältig sein. Hütet euch davor, daß ihr nicht unedles Metall für reines Gold haltet! Weltliche Verbindungen wirken sich leicht zu Hindernissen aus für den Dienst, den ihr Gott schuldet. Viele Seelen gehen durch unglückliche Verbindungen im Beruf oder in der Ehe zugrunde, weil diese niemals aufwärts führen und veredeln können. Gottes Volk sollte sich unter keinen Umständen auf einen so gefährlichen Boden wagen. Gott hat die Ehe zwischen Gläubigen und Ungläubigen verboten. Nur zu oft folgen unbekehrte Herzen ihren eigenen Neigungen und gehen Verbindungen ein, die Gott nicht gutheißt.

Kapitel 149: Unrechter Brautstand

Mangel an Festigkeit und Selbstverleugnung in deinem Wesen verwehren dir eine Glaubenserfahrung, die nicht auf Sand gebaut ist. Festigkeit und Lauterkeit müssen gepflegt werden. Diese Eigenschaften gehören unbedingt zu einem erfolgreichen christlichen Leben. Zeichnet dich innere Rechtschaffenheit aus, wird dich nichts vom rechten Wege abbringen können. Nichts wird dich zur Verletzung deiner Pflichten bewegen können. Du wirst treu und aufrichtig Gott gegenüber sein. Weder Zuneigung noch Liebe noch das Verlangen nach Freundschaft werden dich veranlassen können, die Wahrheit oder irgendeine Pflicht dranzugeben. Du wirst Pflichten nicht um einer Neigung willen opfern.

Wenn du, mein Bruder, in Versuchung kommst, dein Leben mit einem jungen, unerfahrenen Mädchen, das in Bezug auf die alltäglichen Pflichten nur ungenügend erzogen ist, zu verbinden, begehst du einen bedenklichen Mißgriff; doch ist dieser ihr Nachteil gering verglichen mit ihrer Unwissenheit hinsichtlich ihrer Pflicht Gott gegenüber. Sie empfing Licht und religiöse Unterweisung; nur hat sie ihr Sündenelend ohne Christus nicht eingesehen.

Einfluß auf die Glaubenserfahrung

Wenn du in deiner Verblendung die Gebetsversammlungen, in denen Gott sich zu seinem Volk herabneigt, meidest, um dich lieber der Gesellschaft einer Seele zu erfreuen, die keine Liebe zu Gott und für die das Glaubensleben nichts Anziehendes hat, wie kannst du da erwarten, daß der Herr zu solcher Verbindung seinen Segen gibt?

Sei nicht voreilig! Niemand sollte zu einer frühzeitigen Heirat ermutigt werden. Beachten junge Männer und junge Mädchen die Forderungen Gottes, die das Glaubensleben bestimmen, nicht, dann besteht die Gefahr, daß sie auch in ihrer Ehe die Rechte ihres Gatten oder ihrer Frau mißachten. Das häufige Zusammensein mit dem Mädchen deiner Wahl, und zwar unter Verzicht auf die Segnungen des Glaubenslebens und den Besuch der Gebetsstunde, ist gefährlich; du wirst einen Verlust erleiden, den du dir nicht gestatten dürftest.

Die Angewohnheit des langen Aufbleibens bis in die Nacht hinein ist eine Sitte, die dem Herrn nicht gefällt, auch wenn ihr beiden Christen seid. Diese späten Stunden schädigen die Gesundheit; sie schwächen die Kraft des Geistes zur Erledigung der Pflichten des kommenden Tages und erwecken einen schlechten Eindruck. Mein Bruder, ich hoffe, du wirst genug Selbstachtung haben, um diese Art des Umgangs entschlossen aufzugeben. Wenn du einzig die Herrlichkeit Gottes im Auge hast, dann wirst du mit Vorsicht handeln. Dann wirst du nicht aus liebeskranker Sentimentalität so verblendet sein, daß du die hohen Ansprüche, die Gott an einen Christen stellt, nicht mehr zu erkennen vermagst.

Frühzeitige Heiraten

Zu frühzeitigen Eheschließungen sollte nicht ermutigt werden. Eine Angelegenheit, die so wichtig ist wie eine Heirat und die so weit reichend in ihren Folgen sein kann, sollte nicht voreilig, ohne gut überlegte Vorbereitungen und vor der geistigen und körperlichen Reife der jungen Menschen durchgeführt werden.

Kapitel 150: Verlobung mit Ungläubigen

Liebe Schwester, ich habe von deiner beabsichtigten Heirat mit einem, der nicht deines Glaubens ist, erfahren, und ich fürchte, du hast diese wichtige Angelegenheit nicht sorgfältig genug überlegt. Bevor du einen solchen Schritt, der über dein ganzes späteres Leben entscheidet, unternimmst, bitte ich dich dringend, dein Vorhaben gründlich und unter Gebet zu überprüfen. Kann dieses neue Verhältnis dir zu einer Quelle wahrer Glückseligkeit werden? Wird es dir eine Hilfe im christlichen Leben sein? Wird es Gott gefallen? Wird dein Beispiel so sein, daß ihm andre folgen könnten?

Beweise der Liebe

Jedes Mädchen sollte sich, bevor sie ihre Hand zur Eheschließung gibt, fragen, ob der, mit dem sie ihr Schicksal verbinden will, auch würdig ist. Wie war sein bisheriges Leben? War es rein und lauter? Zeigt seine Liebe, die er dir bekennt, edle, aufwärts gerichtete Eigenschaften, oder ist sie nur ein leidenschaftliches Verlangen? Besitzt er einen Charakter, der Glück gewährleisten kann? Wird sie ihre innere Selbständigkeit behalten können, oder muß sie ihr Urteil und Gewissen ihrem Gatten unterstellen? Kann sie in dieser Verbindung Frieden und Freude finden? Als Christi Jüngerin gehört sie nicht sich selbst; sie wurde teuer erkauft. Haben die Ansprüche des Heilandes den Vorrang? Können Seele und Leib, Gedanken und Vorsätze rein und heilig erhalten bleiben? Diese Fragen sind für das Wohlergehen jeder Frau, die eine Ehe eingehen will, von lebenswichtiger Bedeutung.

Lebendiger Glaube im Heim ist sehr wichtig. Nur dieser kann die schmerzlichen Erfahrungen verhüten, die so oft Eheleben verbittern. Allein wo Christus herrscht, kann wahre, tiefe und selbstlose Liebe gedeihen. Da findet sich das Herz zum Herzen, und beider Leben eint sich in Harmonie. Die Engel Gottes werden in solchem Heim zu Gast sein, und ihre treue Wacht wird das Ehegemach weihen; erniedrigende Sinnlichkeit wird gebannt. Die Gedanken richten sich auf Gott, und des Herzens Andacht erhebt sich zu ihm.

Folgen des Ungehorsams

Das Herz sehnt sich nach menschlicher Liebe; aber diese Liebe ist nicht stark genug, nicht rein und kostbar genug, um Jesu Liebe zu ersetzen. Nur in ihrem Heiland kann die Frau Weisheit, Kraft und Gnade finden, um den Sorgen und Verantwortlichkeiten und dem Kummer des Lebens begegnen zu können. Darum sollte sie Christus zu ihrer Stärke und zu ihrem Führer machen. Ihm sollte sie sich zunächst weihen, ehe sie sich mit einem Menschen verbindet, und kein Verhältnis eingehen, das Christus ausschließt. Wer wahres Glück finden will, muß sich mit allem, was er besitzt und tun will, des himmlischen Segens vergewissern. Nur wegen ihres Ungehorsams gegen Gott sind so viele Herzen und Häuser mit Unglück erfüllt. Meine Schwester, sofern du nicht ein Heim wünschst, aus dem die Schatten nimmer weichen, verbinde dich nicht mit jemand, der ein Feind Gottes ist.

Als jemand, der seine Worte im Gericht zu verantworten hat, bitte ich dich ernstlich, den beabsichtigten Schritt noch einmal gut zu überlegen. Frage dich: "Wird ein ungläubiger Gatte meine Gedanken nicht von Christus ablenken? Er liebt das Vergnügen mehr als Gott; wird er mich nicht zu jenen Dingen verführen, die er liebt?" Der Weg zum ewigen Leben ist steil und rauh. Belaste dich nicht zusätzlich und erschwere dir nicht selbst dein Fortkommen.

Ich warne dich, ehe es zu spät ist. Du hörst auf die schmeichelnden, betörenden Worte und glaubst, daß alles gut werden kann; aber du erkennst nicht die inneren Beweggründe, die solches Schöntun hervorrufen. Du siehst nicht die im Herzen verborgene Arglist. Du vermagst nicht hinter den Vorhang zu schauen und die Fallstricke zu erkennen, mit denen Satan deine Seele binden will. Er will dich zu einem Lebenswandel verführen, der ihn leicht in den Stand setzt, seine Pfeile der Versuchung gegen dich zu richten. Gib ihm dazu nicht die geringste Gelegenheit! Während Gott den Geist seiner Kinder bewegt und anrührt, wirkt Satan durch die Kinder des Unglaubens. Es gibt keine Übereinstimmung zwischen Christus und dem Teufel. Die beiden können nicht übereinkommen. Durch die Verbindung mit einem Ungläubigen begibst du dich auf Satans Boden. Du betrübst den Geist Gottes und verlierst seinen Schutz. Kannst du es dir leisten, eine so furchtbare Übermacht im Kampf um das ewige Leben gegen dich zu haben?

Aufgelöste Verlobung

Du wirst sagen: "Aber ich habe mein Wort gegeben und soll es jetzt brechen?" Ich antworte dir: Wenn du ein Versprechen abgegeben hast, das schriftwidrig ist, dann zieh es unter allen Umständen zurück und bereue in Demut vor Gott deine Torheit, die dich zu solch übereiltem Gelübde gedrängt hat. Es ist weit besser, solches Versprechen in der Furcht Gottes zurückzuziehen, als es zu halten und dadurch dem Schöpfer Unehre zu bereiten.

Denke daran, daß du einen Himmel zu gewinnen hast und den offenen Weg der Verdammnis meiden mußt. Gott meint, was er sagt. Als er unsern Eltern verbot, von dem Baum der Erkenntnis zu essen, öffnete ihr Ungehorsam dem Unheil das Tor für eine ganze Welt. Wenn wir uns gegen Gott wenden, dann wird er auch gegen uns sein. Der einzig sichere Weg besteht im Gehorsam seinen Gesetzen gegenüber um jeden Preis. Gottes Forderungen entsprechen seiner unendlichen Liebe und Weisheit.

Wer sich von wahrer Liebe leiten läßt, ist weder unvernünftig noch blind. Vom Heiligen Geiste unterwiesen, liebt er Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst.

Reifes Urteil ist wichtig

Um des Allgemeinwohls und um der höchsten Interessen der Schüler willen sollten sie sich keinen Lebensgefährten erwählen, solange sich ihr Charakter nicht entwickelt hat, ihr Urteilsvermögen nicht reifer geworden ist und sie die elterliche Fürsorge und Führung entbehren müssen.

Diejenigen, welche die Jugend vor Versuchungen zu schützen und sie auf ein nützliches Leben vorzubereiten versuchen, tun ein gutes Werk. Wir freuen uns, daß an jeder Erziehungsstätte eine Erkenntnis über die Bedeutung geziemender Einschränkung und Zucht für die Jugend festzustellen ist. Mögen die Anstrengungen aller Erzieher erfolgreich sein!

Kapitel 151: Rat und Führung sind nötig

In diesen gefahrvollen und verführerischen Tagen sind die Jugendlichen vielen Prüfungen und Versuchungen ausgesetzt. Viele steuern einem gefährlichen Hafen zu. Sie haben einen guten Lotsen nötig, lehnen aber die so dringend erforderliche Hilfe voller Verachtung ab und fühlen sich stark genug, ihr Lebensschifflein selbst zu steuern; dabei unterschätzen sie die Gefahr, an ein verborgenes Riff zu stoßen und im Glauben und Lebensglück Schiffbruch zu erleiden. In Bezug auf Verlobung und Ehe sind sie verblendet; ihre Hauptsorge besteht darin, ihren eigenen Weg zu gehen. In diesem so bedeutungsvollen Lebensabschnitt bedürfen sie eines unfehlbaren Ratgebers und sicheren Führers. Ihn finden sie im Worte Gottes. Wenn sie nicht eifrig in jenem Worte forschen, werden sie verhängnisvolle Fehler begehen, die ihr und ihrer Kameraden Glück für dieses und das zukünftige Leben zerstören können.

Viele sind heftig und eigensinnig veranlagt. Sie verschmähen den weisen Rat der Bibel. Sie haben sich nicht selbst bekämpft und keine herrlichen Siege über sich errungen; ihr unbeugsamer Hochmut hat sie mehr und mehr vom Weg der Pflicht und des Gehorsams abgedrängt. Schaut auf euer vergangenes Leben zurück, meine jungen Freunde, und betrachtet aufrichtig euern Lebenswandel im Licht des Wortes Gottes. Seid ihr gewissenhaft den Verpflichtungen nachgekommen, die euch die Bibel euren Eltern gegenüber auferlegt? Habt ihr die Mutter, die sich von eurer Kindheit an um euch gesorgt hat, mit Freundlichkeit und Liebe behandelt? Seid ihr auf ihre Wünsche eingegangen, oder habt ihr Sorge und Leid in ihr Herz gebracht und seid eigenen Wünschen und Plänen nachgegangen? Hat die Wahrheit, die ihr bekennt, euer Herz geheiligt und euren Willen besänftigt und bestimmt? Wenn nicht, dann habt ihr viel wieder gut zumachen.

Ein vollkommener Führer

Die Heilige Schrift gibt uns den vollkommenen Maßstab für einen Charakter. Dies heilige Buch, "von Gott eingegeben", von heiligen Menschen geschrieben, ist ein unfehlbarer Führer durch alle Lebensumstände. Es zeigt klar und deutlich die Pflichten für jung und alt. Wer dieses Buch zu seinem Lebensführer macht, den werden seine Lehren emporziehen. Es erhebt den Geist, bessert den Charakter und gibt dem Herzen Frieden und Freude. Aber viele Jugendliche machen sich selbst zu ihrem Ratgeber und Führer und haben ihr Geschick in ihre eigene Hand genommen. Diese haben ein sorgfältiges Studium der biblischen Lehre besonders nötig. In der Heiligen Schrift finden sie ihre Pflicht den Eltern und Glaubensbrüdern gegenüber offenbart. Das fünfte Gebot lautet: "Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt." 2.Mose 20,12. Und weiter lesen wir: "Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist billig." Epheser 6,1.

Eines der Zeichen der letzten Tage besteht darin, daß die Kinder ihren Eltern ungehorsam, daß sie undankbar und unheilig sind. Das Wort Gottes unterstreicht in Vorschriften und Ratschlägen die den Eltern schuldige Achtung. Es prägt dem Jugendlichen die heilige Pflicht der Liebe und Dankbarkeit denen gegenüber ein, die sie durch Kindheit und Jugend bis zum reiferen Alter geführt haben und die nun zum Teil in Bezug auf Frieden und Freude von ihnen abhängig sind. Die Bibel läßt darüber keine Unklarheit bestehen; trotzdem werden ihre Anweisungen oft sehr mißachtet.

Die Jugend hat noch viel zu lernen; die wichtigste Lehre aber ist Selbsterkenntnis. Die Jugendlichen sollten eine klare Vorstellung von ihren Pflichten den Eltern gegenüber haben und beständig in der Schule Christi lernen, sanftmütig und von Herzen demütig zu sein. Bringen sie ihren Eltern Liebe und Ehrerbietung entgegen, dann werden sie auch auf das Urteil erfahrener Menschen hören, mit denen sie in der Gemeinde zusammenkommen.

Schickliches Benehmen

Ein junger Mann, der ohne Wissen der Eltern die Freundschaft eines jungen Mädchens begehrt, handelt ihm und dessen Eltern gegenüber nicht als vorbildlicher Christ. Durch heimliche Zusammenkünfte mag er wohl Einfluß auf das Mädchen gewinnen; er beweist dadurch aber einen Mangel an Vornehmheit und Seelenadel, den jedes Gotteskind besitzen soll. Um ihr Ziel zu erreichen, verstellen sich beide, handeln nicht frei und offen und nach den Anweisungen der Schrift und werden unwahr denen gegenüber, die sie lieben und die sie treu bewachen sollen. Ehen, die so zustande kommen, entsprechen nicht dem Worte Gottes. Wer eine Tochter pflichtvergessen macht, ihre Gedanken über Gottes klare und ausdrückliche Befehle, den Eltern zugehorchen und sie zu ehren, verwirrt, wird auch seine Pflichten in der Ehe nicht erfüllen.

Der Psalmist fragt: "Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen?" Und er antwortet: "Wenn er sich hält nach deinen Worten." Psalm 119,9. Der Jüngling, der die Heilige Schrift zu seinem Führer erwählt hat, hat einen Sinn für den einzig sicheren Weg der Pflicht. Jenes teure Buch wird ihn lehren, einen rechtschaffenen Charakter zu bewahren, wahrhaftig zu sein und in keinen Betrug zu willigen. Gott hatte auf die steinerne Tafel geschrieben: "Du sollst nicht stehlen." Dennoch werden so viele Zuneigungen erschlichen und ein solches Verhalten auch noch entschuldigt.

Ein betrügerisches Liebeswerben wird fortgesetzt und heimliche Verbindungen werden so lange aufrechterhalten, bis die Neigungen des unerfahrenen Teils, der nicht weiß, wohin die Dinge treiben werden, von den Eltern weg auf den abgelenkt werden, der durch den Weg, den er einschlägt, zeigt, daß er der Liebe unwürdig ist. Die Bibel verurteilt jede Art von Unredlichkeit und fordert Aufrichtigkeit unter allen Umständen. Wer sie zum Führer seiner Jugend, zum Licht auf seinem Wege erwählt, wird ihren Anweisungen in allen Dingen folgen. Er wird, um sein Ziel zu erreichen, nicht den kleinsten Buchstaben noch ein Tüttel vom Gesetz übertreten, auch wenn er dafür große Opfer bringen muß. Wenn er der Bibel glaubt, weiß er auch, daß der Segen des Herrn nicht auf ihm ruhen wird, sobald er den rechten Weg verläßt. Obwohl er vielleicht noch eine Zeitlang glücklich erscheint, werden die Früchte seines Tuns gewißlich reifen.

Der Fluch Gottes ruht auf vielen unpassenden, frühen Verbindungen, die heute eingegangen werden. Wenn die Bibel alle diese Fragen in einem ungewissen, unsicheren Licht ließe, dann würde das Verhalten vieler Jugendlicher in ihrem gegenseitigen Verhältnis entschuldbarer sein. Aber die Anweisungen der Bibel sind keine ungefähren Vorschriften, sie fordern vollkommene Reinheit in Gedanken, Worten und Taten. Wir sind Gott dankbar, daß sein Wort unsres Fußes Leuchte ist und niemand den Weg der Pflicht verfehlen muss. Der junge Mensch sollte es sich angelegen sein lassen, im Wort zu forschen und dessen Ratschläge zu beachten; denn stets werden dann böse Fehler gemacht, wenn man von den biblischen Vorschriften abweicht.

Gesundes Urteil ist nötig

Wenn es etwas gibt, das mit ruhigem Sinn und leidenschaftslosem Urteil betrachtet werden sollte, dann ist es die Eheschließung. Wenn je die Heilige Schrift als Ratgeber nötig ist, dann besonders vor dem Entschluß, sich fürs Leben zu binden. Aber es herrscht die Meinung vor, daß das Gefühl führend sein soll. In viel zu vielen Fällen führt liebeskranker Gefühlsüberschwang zum sicheren Untergang. Hier offenbart die Jugend weniger Verständnis als bei jeder andern Angelegenheit. Hier weigert sie sich, vernünftig mit sich reden zu lassen. Die Heiratsfrage scheint eine bezaubernde Macht über sie auszuüben. Sie unterstellt sich hierin nicht ihrem Schöpfer. Ihre Sinne sind wie gefesselt; sie gehen im Verborgenen vor, als ob sie fürchteten, ihre Absichten könnten von andern durchkreuzt werden.

Die heimliche Art, in der Verlobungen und Heiraten durchgesetzt werden, ist die Ursache großen Elends, dessen volles Ausmaß nur Gott bekannt ist. An dieser Klippe haben Tausende Schiffbruch erlitten. Bekenntliche Christen, deren Leben rechtschaffen ist und die in Bezug auf andere Dinge verständig scheinen, begehen in dieser Angelegenheit fürchterliche Mißgriffe. Sie zeigen einen festen, entschlossenen Willen, den kein Vernunftsgrund zu beeinflussen vermag. Menschliche Gefühle und Regungen haben sie derart bezaubert, daß sie kein Verlangen mehr danach haben, in der Bibel zu forschen und ihr Verhältnis zu Gott zu vertiefen.

Satan weiß genau, wen er im Menschen vor sich hat, und er entfaltet seine höllische Schlauheit auf verschiedene Weise, um Seelen zu fangen und zu vernichten. Er bewacht jeden Schritt, der getan wird; er ist mit mannigfachen Einflüsterungen gegenwärtig. Oft wird diesen schneller und bereitwilliger Folge geleistet als dem Rat des Wortes Gottes. Dieses fein gewobene, gefährliche Netz wird geschickt ausgelegt, um die unachtsamen jungen Menschen zu fangen. Es erscheint oft unter dem Deckmantel des Lichtes; aber wer sich besiegen läßt, schafft sich viele Leiden. Als Folgeerscheinungen sehen wir überall menschliche Wracks.

Elterlicher Rat sollte eingeholt werden

Wann wird unsre Jugend endlich weise werden? Wie lange wird es so weitergehen? Werden Kinder nur noch ihren eigenen Wünschen und Neigungen folgen und den Rat und das Urteil der Eltern mißachten? Einige scheinen sich überhaupt nicht mehr nach den Wünschen oder Neigungen der Eltern richten und noch weniger ihr reiferes Urteil beachten zu wollen. Selbstsucht hat ihre Herzenstür der kindlichen Zuneigung verschlossen. Das Gemüt der jungen Menschen muß hier angesprochen werden. Das fünfte Gebot ist das einzige, das Verheißung hat; es wird aber zu oberflächlich gehalten und wird auf Verlangen des Liebhabers mißachtet. Die Liebe einer Mutter gering schätzen, die Fürsorge eines Vaters mit einem unehrenhaften Lebenswandel vergelten, -- das sind Sünden, die in den himmlischen Büchern gegen manchen Jugendlichen verzeichnet stehen.

Einer der größten Irrtümer besteht darin, daß man annimmt, die Neigungen der jungen, unerfahrenen Menschen dürften nicht gestört werden und es dürfte sich niemand in ihre Liebesbeziehungen einmischen. Wenn es etwas gibt, das von allen Seiten betrachtet werden muß, dann ist es dies. Die Hilfe andrer, die Erfahrung haben, und ein ruhiges, sorgfältiges Abwägen der Angelegenheit auf beiden Seiten ist unbedingt wichtig. Von vielen wird diese Sache allzu leichtfertig behandelt.

Nehmt Gottes und eurer gottesfürchtigen Eltern Rat in Anspruch, meine jungen Freunde! Betet deswegen! Prüft jedes Gefühl und beobachtet jede Charakteräußerung bei dem einen, mit dem ihr euer Lebensgeschick verbinden wollt. Der Schritt, den ihr zu tun beabsichtigt, ist einer der wichtigsten in eurem Leben; er sollte nicht voreilig unternommen werden. Wenn ihr liebt, dann liebt nicht blind.

Untersucht sorgfältig, ob euer Eheleben glücklich oder unharmonisch und elendig sein würde. Halte dir die Fragen vor Augen, mein Freund: Wird mich diese Verbindung himmelwärts führen? Wird sie meine Liebe zu Gott mehren? Wird sie meine Brauchbarkeit für dieses Leben vergrößern? Lassen diese Überlegungen kein Bedenken aufkommen, dann gehe in der Furcht Gottes voran.

Auch wenn du dich schon verlobt hast, ohne völlige Klarheit über den Charakter dessen gehabt zu haben, mit dem du dich zu vereinigen wünschst, dann glaube nicht, daß die Verlobung es unbedingt nötig macht, auch den Eheschwur abzulegen und dich fürs Leben mit jemandem zu verbinden, den du weder lieben noch achten kannst. Überlege immer sorgfältig, wenn du Bedingungen auf dich nimmst. Auf jeden Fall ist es besser, viel besser, die Verlobung wieder aufzuheben, als eine Ehe zu trennen, wie es oft geschieht.

Die Behandlung der Mutter ist ein Maßstab

Wahre Liebe ist eine Pflanze, die gute Pflege braucht. Jedes Mädchen, das sich eine friedvolle, glückliche Ehe wünscht und zukünftiges Leid und Sorgen vermeiden will, sollte sich vor der Aufnahme näherer Beziehungen fragen: Hat mein Liebhaber noch eine Mutter? Wie ist ihr Charakter? Kommt er seinen Sohnespflichten nach? Berücksichtigt er ihr Glück und ihre Wünsche? Wenn er seine Mutter nicht achtet und ehrt, wie wird er seine Frau mit Achtung und Liebe, mit Freundlichkeit und Aufmerksamkeit umgeben können? Wird er mich noch lieb haben, wenn die Flitterwochen vorüber sind? Wird er meine Fehler und Schwächen mit Geduld tragen? Oder wird er kritisch, überheblich und herrschsüchtig sein? Wahre Zuneigung wird über viele Fehler hinwegsehen; die Liebe deckt auch der Fehler Menge.

Gefühlswallungen sind unzuverlässig

Die Jugendlichen vertrauen zu sehr ihren Gefühlen. Sie sollten ihre Neigungen nicht so leicht verschenken, noch sich von dem gewinnenden Äußeren des Liebhabers gefangen nehmen lassen. Das Liebeswerben, wie es heute üblich ist, ist eine Art Täuschung und Heuchelei, mit der Satan, der Feind der Seelen, weit mehr zu tun hat als Gott. Wenn irgendwo, dann ist hier der gesunde Menschenverstand nötig, aber tatsächlich bringt man ihn wenig in Anwendung.

Wenn die Kinder mit ihren Eltern vertrauter lebten, wenn sie mehr Vertrauen zu ihnen hätten und mit ihren Freuden und Leiden zu ihnen kämen, dann könnte ihnen manches Herzeleid erspart bleiben. Und wissen sie einmal nicht aus und ein, dann sollten sie ihre Angelegenheit so, wie sie sie sehen, ihren Eltern vortragen und ihren Rat einholen. Wer ist geeigneter, auf die Gefahren hinzuweisen, als fromme Eltern? Wer versteht die besonderen Eigenarten der Kinder besser als sie?

Junge Christen werden die Liebe und Billigung ihrer gottesfürchtigen Eltern über alle irdischen Segnungen schätzen. Die Eltern können mit den Kindern mitfühlen, für sie und mit ihnen beten, damit der Herr sie schützen und leiten möge. Vor allem aber können sie die Kinder dem unfehlbaren Freund und Ratgeber zuführen, der durch das Gefühl für ihre Schwachheit gerührt wird. "Der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde" (1.Korinther 1,18-31), weiß denen zu helfen, die versucht werden.

Geistliche Liebe

In eurer Lebensgemeinschaft muß der eine zum Glück des andern beitragen. Jeder sei dem andern ein Helfer zur Glückseligkeit. Das ist der Wille Gottes für euch. Doch wenn ihr euch auch miteinander verbindet, so verliere doch keiner durch den andern seine Persönlichkeit. Gott allein gehört ihr als sein Eigentum.

In einem Leben für den Herrn bringt die Seele ihm ihre besten und wertvollsten Neigungen. Weiht auch ihr eure größte Liebe ihm, der für euch gestorben ist? Wenn dem so ist, dann wird auch eure Liebe zueinander dem Willen Gottes gemäß sein.

Kapitel 152: Vorschnelle Heirat

Junge Männer und Mädchen heiraten oft mit unreifer Liebe, unausgebildetem Urteil, ohne edle, erhabene Gefühle und legen das feierliche Gelübde lediglich auf Grund ihrer unentwickelten, kindlichen Neigungen ab.

Die Gefahr frühzeitiger Bindungen

Bindungen, die bereits in der Kindheit geschlossen wurden, nehmen oft einen unglücklichen Ausgang oder führen zu entehrender Trennung. Frühehen, ohne Einwilligung der Eltern geschlossen, werden selten glücklich. Die jugendlichen Neigungen sollten unterdrückt werden, bis genügend Lebenserfahrung und Reife ihre Entfaltung zu lassen. Wer sich nicht beherrschen kann, gerät in Gefahr, das Dasein als elende Last dahinzuschleppen. Ein junger Mensch von noch nicht zwanzig Jahren ist ein schlechter Beurteiler des andern, der ebenso jung ist, und mit dem er sich fürs Leben binden will. Wenn beider Urteil reifer geworden ist, dann sehen sie, daß sie fürs Leben gebunden sind, und stellen vielleicht fest, daß sie einander gar nicht glücklich machen können. Anstatt dann ihr Geschick so gut wie nur möglich zu gestalten, erheben sie gegenseitig Beschuldigungen; der Bruch vergrößert sich, bis Gleichgültigkeit und Nichtachtung dem andern gegenüber in ihrem Verhältnis vorherrschen. Nichts Heiliges schwingt in dem Wort Heim für sie. Die häusliche Atmosphäre ist durch lieblose Worte und bittere Vorwürfe vergiftet.

Kapitel 153: Kluge und törichte Heiraten

Voreilig Heiraten verursachen die meisten der Übel unsrer Zeit. Weder körperliche Gesundheit noch geistige Frische werden durch eine Ehe gefördert, die nur allzu voreilig geschlossen wurde. Darüber wird leider viel zu wenig nachgedacht. Viele Jugendliche handeln rein gefühlsmäßig. Ein Entschluß, von dem so viel Gutes oder Böses abhängt, kann zum lebenslänglichen Segen oder Fluch werden. Leider wird er viel zu oft voreilig gefaßt und unter dem Einfluß einer Gefühlswallung durchgeführt. Viele beachten nicht den vernünftigen Rat, den ihnen ein erfahrener Christ gibt.

Die Welt ist heute voll von Elend, das eine Folge schlecht gewählter Ehepartner ist. In vielen Fällen dauert es nur einige Monate, bis die Ehegatten erkennen, daß ihre persönlichen Veranlagungen nicht zueinander passen. Das Ergebnis sind dann jene Mißtöne, die in dem Hause vorherrschen, in welchem nur Liebe und himmlische Harmonie zu finden sein sollten.

Durch Streitigkeiten über geringfügige Dinge wird ein häßlicher Geist gezüchtet. Offene Feindschaft und lodernder Hass bringen unaussprechliches Elend in das Heim und treiben diejenigen auseinander, die durch das Band der Liebe miteinander verbunden sein sollten. So haben Tausende durch törichte Heiraten Leib und Seele geopfert und sind den Weg des Verderbens gegangen.

Ungleich verbunden

Es ist sehr gefahrvoll, eine weltliche Verbindung einzugehen. Satan weiß gut, daß der Hochzeitstag vieler junger Menschen gleichzeitig das Ende ihrer Glaubenserfahrung und geistlichen Brauchbarkeit ist. Eine Zeitlang bemühen sie sich noch um ein christliches Leben; aber ihr ganzes Streben verpufft an einem ständigen Gegenstrom. Einst sahen sie ein Vorrecht darin, von der christlichen Freude und Hoffnung zu sprechen, bald aber lieben sie es nicht mehr, sich darüber zu unterhalten. Sie wissen ja, daß der andre, mit dem sie ihr eigenes Geschick verbunden haben, kein Interesse an geistlichen Dingen hat. So webt der böse Feind hinterlistig ein Netz voller Zweifel, und der Glaube an die köstliche Wahrheit erstirbt in ihrem Herzen.

Es ist Satans gut berechnetes Bemühen, die Jugend in Sünde zu verstricken; denn dann ist er ihrer ganz sicher. Der Seelenfeind ist voller Hass gegen jede Bestrebung, die Jugend auf dem rechten Weg zu erhalten. Er haßt alles, was ein treues Abbild von Gott und Christus ist; so richtet er seine Bemühungen besonders gegen diejenigen, die darauf aus sind, Himmelslicht zu empfangen; denn er weiß, daß alles, was sie tun, um mit Gott in Verbindung zu kommen, ihnen auch Kraft zum Widerstand gegen seine Versuchungen gibt. Als ein Engel des Lichtes naht er sich mit listigen Täuschungen der Jugend; und nur zu oft gewinnt er Einfluß über sie und bringt sie Schritt für Schritt vom Wege der Pflicht ab.

Passende Verbindung

Junge Leute können durch ihren Umgang miteinander ihrer Umgebung zum Segen oder zum Fluch werden. Sie können sich erbauen, stärken, einander zum Segen werden und sich gegenseitig in ihrem Betragen und in ihrer Veranlagung und Erkenntnis fördern. Wenn sie es sich aber erlauben, unbekümmert und ungläubig dahinzuleben, können sie nur einen schlechten Einfluß aufeinander ausüben.

Übereilte Heiraten

Satan ist ständig damit beschäftigt, die unerfahrene Jugend zu einer übereilten Heirat zu veranlassen. Je weniger wir aber auf solche Heiraten, wie sie heutzutage oft geschlossen werden, stolz sind, desto besser. Wenn das heilige Wesen und die Anforderungen der Ehe verstanden werden, dann wird sie auch heute noch vom Himmel gebilligt werden. Das Ergebnis wird das Glück beider Teile sein, und Gott wird verherrlicht werden.

Wahrer Glaube veredelt den Geist, verfeinert den Geschmack, heiligt den Verstand und erhebt den Gläubigen zum Teilhaber himmlischer Reinheit und göttlichen Einflusses. Er bringt ihn den Engeln näher und trennt ihn mehr und mehr vom Geist und Einfluß der Welt.

Unter dem Einfluß Satans in die Ehe

Satan beeinflußt ohne Unterlass diejenigen, die gar nicht zueinander passen, ihre Interessen miteinander zu verbinden. Bei diesem Werk verspürt er große Freude; denn er kann nun noch mehr Elend und Hoffnungslosigkeit unter den Menschen anrichten, als es ihm durch irgendwelche andere Bemühungen möglich wäre.

Kapitel 154: Freien und sich freien lassen

Gott schuf die Menschen, setzte sie in die Welt und bestimmte ihnen, zu essen, zu trinken, zu arbeiten, zu heiraten und sich heiraten zu lassen; man ist aber nur sicher, wenn man alles das in der Furcht des Herrn tut. Wir sollten in dieser Welt mit dem Blick auf die Ewigkeit leben. Das große Unrecht in Bezug auf die Heiraten in den Tagen Noahs bestand darin, daß sich die Söhne Gottes mit den Töchtern der Menschen verbanden. Die Anhänger des Herrn schlossen sich mit denen zusammen, die ein verdorbenes Herz besaßen; sie heirateten, wen sie wollten. So gibt es auch heute viele, die keine tiefe Glaubenserfahrung haben und dasselbe tun, was die Menschen in den Tagen Noahs taten. Sie machten sich nichts daraus, ohne Gebet und ohne sorgfältige Prüfung zu heiraten. Viele legen das heilige Ehegelübde so gedankenlos ab, als handele es sich um ein geschäftliches Unternehmen. Der Beweggrund ihrer Heirat ist nicht wahre Liebe.

Unheilige Verblendung

Der Heiratsgedanke scheint eine bezaubernde Macht auf die Gemüter der Jugendlichen auszuüben. Zwei Menschen lernen sich kennen; sie sind ineinander vernarrt, und ihre Aufmerksamkeit ist völlig in Anspruch genommen. Die Vernunft ist ausgeschaltet, das Urteilsvermögen ist lahm gelegt. Jeden Rat und jede Zucht lehnen sie ab und bestehen darauf, ihren eigenen Weg zu gehen, ohne Rücksicht auf die Folgen.

Wie eine epidemische Krankheit oder Seuche, die ihren verderblichen Lauf nimmt, erscheint die Verblendung, die von ihnen Besitz ergriffen hat; nichts und niemand scheint sie aufhalten zu können. Vielleicht sind in ihrer Umgebung solche, die erkennen, daß die Durchführung dieser Heiratsabsicht nur lebenslängliches Unglück zur Folge haben wird. Aber ihre Ratschläge und Ermahnungen werden nicht angenommen. Möglicherweise verkümmert durch solche Verbindung die Brauchbarkeit des einen, den Gott in seinem Dienst hätte segnen können; aber Vernunftsgründe und Überredungsversuche bleiben erfolglos.

Alles, was von erfahrenen Männern und Frauen vorgebracht werden kann, erweist sich als unwirksam. Es gelingt ihnen nicht, die Entscheidung, zu der sie ihr Verlangen geführt hat, aufzuhalten oder zu verändern. Sie verlieren ihr Interesse an der Gebetsstunde und an allem, was den Glauben betrifft. Sie sind beide so verblendet, daß sie ihre Lebenspflichten vernachlässigen, als wenn dies nur unbedeutende Dinge wären. Nacht für Nacht sitzen sie beisammen und erzählen einander. Sind es ernsthafte und feierliche Themen? -- O nein! Eher seichte und unwichtige Dinge.

Übertretung der Gesundheits- und Sittengesetze

Satans Engel umgeben jene, die einen großen Teil der Nacht mit Flirt und Unterhaltungen ausfüllen. Wären ihre Augen geöffnet, dann könnten sie sehen, daß ein Engel ihre Worte und Taten aufzeichnet. Gesundheits- und Sittengesetze werden übertreten. Es wäre besser, diese jungen Leute würden die während der Verlobungszeit vergeudeten Stunden ihrem Eheleben zugute kommen lassen. Es ist aber allgemein so geworden, daß die während der Verlobung erwiesene Hinneigung mit der Heirat ihr Ende findet.

Diese Nachtstunden der Ausschweifung in unserm verderbten Zeitalter führen meistens beide Partner in gleiche Verderbnis. Satan triumphiert, und Gott wird entehrt, wenn sich die Menschen selbst verunehren. Der gute, ehrenhafte Name wird im Wahn dieser Verliebtheit geopfert. Die Hochzeit solcher Menschen kann nicht mit der Zustimmung Gottes gefeiert werden. Sie haben den Bund fürs Leben geschlossen, weil ihre Leidenschaft sie dazu getrieben hat; ist aber der Reiz der Neuheit verrauscht, dann erkennen sie, was sie getan haben. Ein halbes Jahr nach Ablegung des Ehegelübdes werden ihre Gefühle zueinander bereits eine Änderung erfahren haben. Jeder hat während des ehelichen Beisammenseins den Charakter des andern besser kennen gelernt. Jeder sieht in dem andern Unvollkommenheiten, die ihm früher nicht aufgefallen sind. Das Versprechen am Altar bindet sie nicht mehr aneinander. Auch unter dem bekenntlichen Volke Gottes gibt es als Folge übereilter Heiraten Scheidungen, Trennungen und große Verwirrung in der Gemeinde.

Verschmähte Ratschläge

Diese Art von Heiraten gehören zu den besonderen Anschlägen Satans. Er hat fast immer mit seinen Plänen Erfolg. Ich habe das peinlichste Gefühl der Hilflosigkeit, wenn Liebesleute zu mir kommen und mich in dieser Angelegenheit um Rat fragen. Ich möchte zu ihnen die Worte sprechen, die Gott haben will. Aber meistens ziehen sie alles in Frage und beweisen die Weisheit ihrer eigenen Absichten. Und schließlich handeln sie entsprechend.

Sie scheinen keine Kraft zu haben, ihr Verlangen und ihre Neigungen zu überwinden, und heiraten "auf gut Glück". Sie überlegen nicht sorgfältig und legen die Angelegenheit nicht unter Gebet in die Hand Gottes, damit sein Geist sie führe und leite. Vor ihren Augen steht nicht die Furcht Gottes. Sie meinen, alles richtig zu sehen und Weisheit von Gott oder Rat von Menschen nicht nötig zu haben.

Erst wenn es zu spät ist, erkennen sie ihren Irrtum und wissen, daß sie ihr Lebensglück und ihrer Seele Seligkeit gefährdet haben. Sie hielten sich für klüger als alle andern. Hätten sie guten Rat nicht ausgeschlagen, wären ihnen Jahre der Angst und Sorge erspart geblieben. Aber jeder Ratschlag ist umsonst bei denen, die nur ihren eigenen Weg gehen wollen. Die Leidenschaft solcher Menschen durchbricht alle Schranken der Vernunft und eines gesunden Urteils.

Kennzeichen wahrer Liebe

Die Liebe ist göttlichen Ursprungs. Sie ist nicht unvernünftig und auch nicht blind. Sie ist rein und heilig. Aber die Leidenschaft des natürlichen Herzens ist etwas ganz anderes. Während wahre Liebe ihre Pläne mit dem Herrn macht und in voller Harmonie mit dem Geist Gottes handelt, ist die Leidenschaft eigensinnig, hastig, unvernünftig, trotzig und schrankenlos und vergöttert den auserwählten Menschen.

Wer wahre Liebe in sich trägt, offenbart die Gnade Gottes. Bescheidenheit, Einfachheit, Aufrichtigkeit, sittliche Kraft und Glauben werden jeden Schritt zu einem Ehebündnis auszeichnen. Wer so Selbstzucht übt, wird nicht völlig im andern aufgehen und sein Interesse an den Gebetsstunden und gottesdienstlichen Versammlungen nicht verlieren.

Verlangen nach göttlicher Führung

Wer die Gewohnheit hat, zweimal täglich zu beten, ehe er an eine Heirat denkt, sollte es viermal täglich tun, wenn solch ein Schritt erwogen wird. Eine Heirat ist etwas, das euer Leben stärkstens beeinflussen wird -- in dieser und in der kommenden Welt. Ein aufrichtiger Christ wird Pläne in dieser Richtung nicht weiterverfolgen, ohne die Gewißheit zu haben, daß Gott sein Vorhaben billigt. Er möchte nicht selbst bestimmen, sondern Gott entscheiden lassen. Wir sind nicht hier, um uns zu gefallen, wie auch Christus nicht seine Ehre suchte. Ich möchte nicht so verstanden werden, als ob ich meinte, es sollte einer jemanden heiraten, den er nicht liebt. Das wäre Sünde. Doch der Phantasie und leicht erregten Natur darf nicht gestattet werden, Schaden anzurichten. Gott fordert das ganze Herz und die höchste Zuneigung.

Die Mehrzahl der heutigen Eheschließungen und die Art, wie Ehen geführt werden, machen sie zu einem Zeichen der letzten Tage. Männer und Frauen sind so hartnäckig, so eigensinnig, daß sie Gott nicht gelten lassen. Der Glaube wird verworfen, als hätte er in dieser feierlichen und wichtigen Angelegenheit nicht mitzuwirken. Wenn diejenigen, die da bekennen, an die Wahrheit zu glauben, nicht durch sie geheiligt und ihr Denken und Wesen nicht veredelt werden, sind sie vor Gott in keiner so günstigen Lage wie der Sünder, der niemals über Gottes Forderungen aufgeklärt wurde.

Kapitel 155: Verantwortlichkeiten in der Ehe

Viele beginnen eine Ehe ohne eigenen Besitz und ohne je eine Erbschaft angetreten zu haben. Sie hatten weder die körperliche Kraft noch geistige Energie, um zu Besitz zu gelangen. Gerade solche haben sich schnell zu einer Heirat entschlossen und mit der Ehe Verantwortlichkeiten übernommen, für die ihnen meist der rechte Begriff fehlt. Ihnen geht das vornehme, erhabene Gefühl ab; ebenso wenig besitzen sie eine klare Vorstellung von den Pflichten eines Gatten und Vaters und von den Kosten, die der Unterhalt einer Familie erfordert. Sie bringen auch bei dem Wachstum ihrer Familie nicht mehr Geschick auf, als sie bisher in ihren geschäftlichen Unternehmungen bewiesen haben.

Die Ehe wurde von Gott zum Segen der Menschheit eingesetzt; aber ganz allgemein ist sie so mißbraucht worden, daß sie zu einem Fluch geworden ist. Die meisten Männer und Frauen haben ein Eheverhältnis aufgenommen und sich lediglich von der Frage leiten lassen, ob sie einander lieb haben. Sie sollten aber bedenken, daß die Ehe ihnen eine weit größere Verantwortung auferlegt. Sie sollten sich darum sorgen, ob ihre Nachkommenschaft leiblich gesund und geistig und sittlich stark sein kann. Wie wenige aber lassen sich von solchen Gesichtspunkten leiten und beschäftigen sich mit solchen Erwägungen, von denen sie sich nicht frei machen dürfen: daß die menschliche Gesellschaft Forderungen stellt und es nicht unwesentlich ist, ob die kommende Familie einen Einfluß zum Guten oder zum Bösen ausüben wird.

Kapitel 156: Gutes Urteilsvermögen und Selbstzucht in der Ehe

Die da bekennen, Christen zu sein, sollten nicht eher ein Eheverhältnis aufnehmen, bis sie diese Angelegenheit sorgfältig und unter Gebet von einem erhabenen Gesichtspunkt aus geprüft haben und erkennen können, ob der Herr durch ihre Ehe verherrlicht wird. Sie sollten jedes Dafür und Dagegen gründlich untersuchen. Geheiligte Grundsätze sollten die Grundlage zu jedem Handeln sein.

Weitsichtig

Vor der Vergrößerung der Familie sollte bedacht werden, ob Gott dadurch verherrlicht oder entehrt wird, wenn Kinder zur Welt gebracht werden. Vom ersten Ehejahr an und durch alle weiteren sollte das Verlangen herrschen, den Herrn zu verherrlichen. Die Eheleute sollten ruhig überlegen, welche Vorkehrungen für die Kinder getroffen werden müssen. Niemand hat das Recht, Kinder zur Welt zu bringen, die den andern zur Last fallen. Verfügen sie über Einnahmen, so daß ihre Kinder für andre keine Last werden? Haben sie nicht die nötigen Mittel, dann begehen sie ein Verbrechen, Kinder zu zeugen, die aus Mangel an notwendiger Pflege, Nahrung und Kleidung leiden müssen.

Die Herrschaft der Leidenschaft

In dieser schnellebigen, verdorbenen Zeit werden diese Dinge nicht genug gewürdigt. Sinnliche Leidenschaft beherrscht die Menschen und wird nicht der Vernunft unterstellt, obwohl sie Schwäche, Elend und Tod in ihrem Gefolge hat. Frauen werden zu einem mühseligen, peinvollen Leben verurteilt, wegen der unbeherrschten Leidenschaft von Männern, die den Namen Gatte führen -- die man aber besser Scheusal nennen könnte. Mütter schleppen sich durch bitteres Elend, fast ständig mit Kindern in ihren Armen und immer auf der Suche nach Brot für die kleinen Mäuler und nach Kleidung für ihre Leiber. Solcher Jammer füllt die Welt.

Es gibt wenig wahre, echte und ergebene, reine Liebe. Diese kostbare Eigenschaft ist sehr selten. Leidenschaft nennt man fälschlich Liebe. Viele feine und zarte Empfindungen einer Frau wurden schmählich mißbraucht, weil das Eheverhältnis ihrem Mann erlaubt, ihr gegenüber brutal zu sein. Was er Liebe nannte, war so niedrig, daß sie ihr zum Ekel wurde.

Keiner der Ehegatten sollte aufhören, eine Persönlichkeit zu sein. Jeder für sich ist Gott Rechenschaft schuldig. So muß ihn auch jeder selber danach fragen, was recht und was unrecht ist.

Selbstzucht ist nötig

Sehr viele Familien führen ein unglückliches Leben, weil der Ehemann und Vater das Tierische in seiner Natur über Geist und Sitte herrschen läßt. Die Folge ist meist ein Gefühl von Stumpfheit und Niedergeschlagenheit; der Grund hierfür wird selten als Folge der eigenen, schlechten Handlungsweise erkannt. Wir haben vor Gott die feierliche Verpflichtung, den Geist rein und den Leib gesund zu erhalten, damit wir der Menschheit zum Nutzen sein und dem Herrn vollkommen dienen können.

Kapitel 157: Das Beispiel Isaaks

Niemand, der den Herrn fürchtet, kann sich ohne Gefahr mit jemand verbinden, der den Herrn nicht fürchtet. "Mögen auch zwei miteinander wandeln, sie seien denn eins untereinander?" Amos 3,3. Glück und Gedeihen einer Familie beruhen auf dem Einssein der Ehegatten; doch zwischen dem Gläubigen und dem Ungläubigen besteht ein großer Unterschied im Geschmack, in den Neigungen und in den Absichten. Sie dienen verschiedenen Herren; zwischen ihnen kann es keine Übereinstimmung geben. Wie rein und ordentlich auch immer die Grundsätze des einen sein mögen: der Einfluß eines ungläubigen Gefährten wird stets dazu beitragen, von Gott zu trennen.

Wer als Unbekehrter ein Eheverhältnis aufgenommen hat, steht nach seiner Bekehrung unter strengerer Verpflichtung, dem Gatten treu zu sein, wie weit beide auch in Bezug auf ihren Glauben voneinander getrennt sein mögen; trotzdem müssen die Forderungen Gottes jedem irdischen Verhältnis übergeordnet werden, wenn sich auch Prüfungen und Verfolgungen daraus ergeben. In Liebe und Sanftmut kann diese Treue einen Einfluß ausüben, der den Ungläubigen gewinnt. Die Heirat eines Christen mit einem Gottlosen ist jedoch in der Heiligen Schrift verboten. Der Herr fordert: "Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen." 2.Korinther 6,14.

Isaak wurde von Gott als Erbe der Verheißungen, durch die die Welt gesegnet werden sollte, hoch geehrt. Obwohl er vierzig Jahre alt war, unterwarf er sich seines Vaters Rat und bat einen erprobten, gottesfürchtigen Knecht, ein Weib für ihn zu wählen. Das Ergebnis dieser Heirat, wie es in der Heiligen Schrift dargestellt wird, ist ein zärtliches und schönes Bild häuslicher Glückseligkeit: "Da führte sie Isaak in die Hütte seiner Mutter Sara und nahm die Rebekka, und sie ward sein Weib, und er gewann sie lieb. Also ward Isaak getröstet über seine Mutter." 1.Mose 24,67.

Welch ein Unterschied zwischen der Handlungsweise Isaaks und der unsrer heutigen Jugend -- auch unter bekenntlichen Christen! Nur zu oft meint die Jugend, daß die Hingabe ihrer Neigungen eine Angelegenheit ihrer selbst sei -- eine Angelegenheit, die weder Gott noch ihre Eltern zu bestimmen hätten. Lange bevor sie mündig geworden sind, halten sich diese jungen Menschen für reif und fähig genug, ohne Hilfe ihrer Eltern ihre Wahl treffen zu können. Wenige Jahre ihres Ehelebens sind gewöhnlich schon ausreichend, ihnen ihren Irrtum vor Augen zu führen; oft ist es zu spät, um unheilvolle Folgen zu verhüten. Aus dem gleichen Mangel an Weisheit und Selbstbeherrschung, der zur übereilten Wahl des Gefährten geführt hat, verschlimmern sie das Übel, bis die Ehe ihnen zu einem unerträglichen Joch wird. So haben viele ihr Lebensglück zerbrochen, und ihre Hoffnung auf das ewige Leben ist zerstört.

Wenn es irgend etwas gibt, das sorgfältigster Betrachtung wert ist, für das der Rat älterer und erfahrener Menschen gesucht werden sollte, ist es die Frage einer Heirat. Wenn die Bibel immer als Ratgeber nötig ist und immer im Gebet um göttliche Führung gefleht werden sollte -- am notwendigsten ist es, wenn sich zwei Menschen für das Leben miteinander verbinden wollen.

Eltern sollten nie ihre große Verantwortung für das zukünftige Glück ihrer Kinder aus den Augen verlieren. Isaaks Achtung vor dem Urteil seines Vaters war das Ergebnis einer Erziehung, die ihn gelehrt hatte, ein Leben des Gehorsams zu lieben. Während Abraham von seinen Kindern Achtung vor der elterlichen Autorität forderte, bezeugte sein tägliches Leben, daß jene Autorität nicht der Selbstsucht oder Willkür entsprang, sondern Liebe war, die nur das Glück und die Wohlfahrt seiner Kinder im Auge hatte.

Dieser Pflicht der Lenkung jugendlicher Neigungen sollten sich Väter und Mütter stets bewußt sein. Sie sollten auch die Wahl geeigneter Kameraden für ihre Kinder beaufsichtigen. Sie sollten durch die Gnade Gottes die Pflicht fühlen, durch ihr eigenes Beispiel und ihre Belehrung den Charakter der Kinder von den ersten Lebensjahren an zu einem reinen und edlen auszubilden und zum Guten und Wahren zu führen. Gleich und Gleich gesellt sich gern; es schätzt einander. Pflanzt die Liebe zur Wahrheit, Reinheit und Anmut schon früh in die Seele; dann wird der junge Mensch die Gesellschaft derer suchen, die diese Eigenschaften besitzen.

Wahre Liebe ist ein hoher und heiliger Grundsatz, weit entfernt von jener Liebe, die durch Leidenschaft geweckt wird und schnell vergeht, wenn sie erprobt wird. Es ist die Treue zur Pflicht im elterlichen Heim, welche die jungen Menschen auf einen eigenen Hausstand vorbereitet. Laßt sie hier praktisch Selbstverleugnung üben und Güte, Höflichkeit und ein christliches Leben offenbaren. Solche Liebe wird im Herzen genährt. Wer aus solchem Hause hervorgeht, um selbst das Haupt einer Familie zu werden, der weiß das Glück der Frau zu fördern, die er sich als Lebensgefährtin erwählte. Heirat muß, anstatt das Ende der Liebe, ihr Anfang sein.

Erfahrung in der Ehe

Trotz aller Sorgfalt und Weisheit bei der Wahl wird das junge Paar nicht gleich nach der Heirat völlig eins sein. Die eigentliche Vermählung der beiden Eheleute erfolgt erst im Laufe der Jahre.

Sobald die Schwierigkeiten und Lasten des Lebens an das neuvermählte Paar herantreten, schwindet der holde Zauber, mit dem die Einbildung so oft die Ehe überkleidet. Jetzt erst lernen die Ehegatten einander so kennen, wie es vorher nicht möglich war. Das ist die schwerste Prüfung, die ihnen widerfährt. Ihr ganzes zukünftiges Lebensglück hängt davon ab, wie sie sich jetzt gegenseitig verhalten. Oft nehmen sie unvermutete Schwächen und Mängel aneinander wahr: doch wenn man sich von Herzen liebt, wird man auch Vorzüge erkennen, die einem bis dahin entgangen waren. Jedenfalls sollte jeder nach Vorzügen und nicht nach Mängeln im andern suchen. Oft sind wir selber oder die Verhältnisse um uns die Ursache dessen, was einer im andern offenbar werden sieht. So halten viele es für Schwäche, ihre Liebe zu zeigen, und üben deshalb Zurückhaltung, was den andern abstößt. Unter ihrem Verhalten leidet dann die gegenseitige Zuneigung. Unterdrückt man die Triebe der Geselligkeit und Zärtlichkeit, so schwinden sie und lassen die Herzen öde und kalt. Davor sollten wir uns hüten. Liebe kann nicht bestehen, wenn man sie nicht zu erkennen gibt. Bei Mangel an Liebe und Freundlichkeit gegen den Ehegatten muß dessen Herz verkümmern.

Die Tragkraft der Liebe

Mögen auch Schwierigkeiten, Mißhelligkeiten und Enttäuschungen entstehen, so gebe dennoch keiner der Ehegatten dem Gedanken Raum, daß seine Heirat ein Versehen oder ein Fehler gewesen sei. Man trachte desto entschiedener danach, einander so viel wie möglich zu sein. Auch unterlasse man es nicht, einander wie zu Anfang Aufmerksamkeiten zu erweisen. In jeder Weise unterstütze einer den andern im Lebenskampf. Das vornehmste Bestreben sei, den Gefährten glücklicher zu machen. Gegenseitige Liebe und Nachsicht beherrsche das Eheverhältnis. Dann wird die Heirat nicht das Ende, sondern gewissermaßen erst den Anfang der Liebe bedeuten. Innige, wahre Freundschaft und herzliche gegenseitige Liebe gewähren schon hier einen Vorgeschmack der Freuden des Himmels.