Erweckung -- Was dann?

Kapitel 3

Auch Gott hat Regeln

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Unsere große Verantwortung

Als Herrscher des Weltalls hat Gott nicht nur Gesetze für die Verhaltensweise aller Lebewesen gegeben, sondern auch für alles Geschehen in der Natur. Die gesamte große und kleine, belebte und unbelebte Natur unterliegt festen Gesetzen, die man nicht außer acht lassen kann. Dies gilt ohne Ausnahme; denn nichts, was Gott geschaffen hat, gerät bei ihm in Vergessenheit. Während aber die Abläufe in der Natur den Naturgesetzen unterliegen, ist allein der Mensch als vernunftbegabtes Wesen dem Sittengesetz verantwortlich, weil er es begreifen kann. Nur dem Menschen, dem Krönungswerk seiner Schöpfung, verlieh Gott die Gabe, die Ansprüche seines Gesetzes zu erfassen, und ein Herz, das imstande ist, dieses Gesetz als heilig, recht und gut zu erkennen. Deswegen wird auch von ihm sofortiger und uneingeschränkter Gehorsam erwartet. Aber Gott zwingt ihn nicht zum Gehorsam, sondern lässt ihn selbst frei handeln.

Nur wenige verstehen die persönliche Verantwortung des Menschen, und doch ist sie außerordentlich wichtig. Jeder von uns mag Gehorsam üben und dadurch leben oder das Gesetz Gottes übertreten, seiner Autorität trotzen und am Ende die gerechte Strafe empfangen. Jedem stellt sich gebieterisch die Frage: Soll ich der Stimme des Himmels, nämlich den Zehn Geboten vom Sinai, gehorchen, oder soll ich mich den vielen anschließen, die dieses heilige Wort mit Füßen treten? Für den, der Gott liebt, bedeutet es höchste Freude, seine Gebote zu halten und zu tun, was dem Herrn gefällt. Aber seinem natürlichen Wesen nach hasst der Mensch das Gesetz Gottes und widersetzt sich seinen Forderungen. Viele verschließen sich dem göttlichen Licht und wollen nicht darin wandeln. Sie opfern die Reinheit des Herzens, das Wohlwollen Gottes und die Hoffnung auf den Himmel um egoistischer Befriedigung und weltlichen Gewinns willen.

Der Psalmist sagt: "Das Gesetz des Herrn ist vollkommen." Psalm 19,8. Wie wunderbar ist doch das Gesetz Gottes in seiner Einfachheit und zugleich umfassenden Vollkommenheit. Es drückt in wenigen Worten, die sich mühelos dem Gedächtnis einprägen, den ganzen weltumspannenden Willen Gottes aus und gibt uns Kenntnis davon, dass es nicht nur unser sichtbares Handeln, sondern auch unsere Gedanken, Wünsche und Gefühle leiten will. Das vermag kein menschliches Gesetz. Es beschäftigt sich nur mit Fakten. Man kann das Gesetz übertreten und doch sein Unrecht vor den Augen der Menschen verbergen. Man kann ein Verbrecher sein -- ein Dieb, Mörder oder Ehebrecher -- kann aber doch nicht schuldig gesprochen werden, solange das Verbrechen nicht nachweisbar ist. Das Gesetz Gottes dagegen entlarvt Eifersucht, Neid, Hass, Boshaftigkeit, Rachsucht, Begierde und Ehrgeiz, die zwar die Herzen erregen, aber noch zu keiner Tat geführt haben, aus Mangel an Gelegenheit und nicht aus mangelnder Bereitschaft. Auch diese geheimen, sündhaften Empfindungen werden an jenem Tag, an dem Gott alle Werke vors Gericht bringen wird, in Rechnung gestellt, seien sie gut oder böse. Prediger 12,14.

Gehorsam macht glücklich

Das Gesetz Gottes ist einfach und jedem verständlich. Manche Leute behaupten kühn, nur das zu glauben, was sie verstehen können. Sie vergessen, dass es im menschlichen Leben und in der Bekundung der göttlichen Macht in der Natur Geheimnisse gibt, die weder die Philosophie noch die grünlichste Forschungsarbeit zu erklären vermögen. Das Gesetz Gottes jedoch kennt keine verborgenen Dinge. Die ihm innewohnenden Wahrheiten kann jedermann erfassen. Selbst der schwächste Verstand begreift diese Gebote. Der Unwissendste kann sein Leben nach ihnen ausrichten und seinen Charakter nach dem Maßstab Gottes gestalten. Kämen die Menschen den Forderungen des Gesetzes nach bestem Vermögen nach, so würden ihre geistigen Fähigkeiten und ihre Urteilskraft so zunehmen, dass sie die Absichten Gottes viel umfassender verstehen könnten. Diese Entwicklung würde nicht nur während des Erdendaseins anhalten, sondern auch in der Ewigkeit. Wie weit wir auch in der Erkenntnis der Weisheit und Kraft Gottes vorankommen mögen, erschöpfen werden wir sie nie.

Gottes Gebot fordert uns auf, ihn über alles zu lieben und unsern Nächsten wie uns selbst. Diese Liebe muss praktisch sein, sonst sind selbst die erhabendsten Glaubensbekenntnisse Heuchelei ...

Es geht nicht ohne Gesetzesgehorsam. Nicht allein um unserer Erlösung willen. "Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben; sie werden nicht straucheln" (Psalm 119,165), sagt das vom Geiste Gottes beseelte Wort. Und doch wird der sterbliche Mensch dieses heilige, gerechte und gute Gesetz, dieses Gesetz der Freiheit, das der Schöpfer dem Bedürfnis des Menschen angepasst hat, als ein Joch der Knechtschaft hinstellen, das niemand tragen könne. Aber nur der Sünder empfindet das Gesetz als drückende Last, "weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht." Römer 8,7 ...

Jenseits des "Du sollst nicht"

Wir durchleben eine Zeit schlimmster Gottlosigkeit. Tausende sind Sklaven sündhafter Gewohnheiten und übler Sitten. Die Ketten, die sie fesseln, lassen sich nur schwer brechen. Ungerechtigkeit überschwemmt die Erde wie eine Flutwelle. Verbrechen, die man am liebsten verschweigen möchte, sind an der Tagesordnung. Trotzdem werden Menschen, die sich als Wächter auf den Mauern Zions ausgeben, lehren, die Gebote seien nur für die Juden bestimmt worden. Das Evangelium habe sie beseitigt und wunderbare Vorrechte eingeführt. Besteht nicht ein Zusammenhang zwischen den Verbrechern der überhandnehmenden Gesetzlosigkeit und der Tatsache, dass Geistlichkeit und Volk das Gesetz Gottes als nicht mehr verbindlich ansehen?

Das Gesetz Gottes erstreckt sich nicht nur auf das, was wir tun, sondern auch auf das, was wir nicht tun. Wir können uns nicht damit entschuldigen, dass wir die Forderungen Gottes lediglich übergehen. Es genügt nicht, das Böse nur zu unterlassen, sondern wir müssen lernen, bewusst gut zu handeln. Gott hat uns mit der Fähigkeit ausgerüstet, uns in guten Werken zu üben. Nutzen wir diese Fähigkeiten nicht aus, dann werden wir ganz sicher zu den bösen und unnützen Knechten gezählt werden. Wir brauchen keine "großen" Sünden begangen zu haben, von solchen mag bei Gott nichts verzeichnet stehen: Allein die Tatsache, dass unsere Werke nicht als rein, gut, edel und wertvoll berichtet werden, beweist, dass wir die uns anvertrauten Fähigkeiten nicht gefördert haben. Wir gehören dann zu den Verdammten.

Das Gesetz Gottes bestand bereits vor Erschaffung des Menschen. Es war den Lebensbedingen heiliger Wesen angepasst. Auch die Engel waren ihm unterworfen. Nach dem Sündenfall blieben die Grundsätze der Gerechtigkeit unverändert. Nichts wurde aus dem Gesetz gestrichen. Keine seiner heiligen Vorschriften musste verbessert werden. Wie es nun von Anfang an bestand, wird es auch in alle Ewigkeit gelten. Der Psalmist sagt: "Längst weiß ist aus deinen Mahnungen, dass du sie für ewig gegründet hast." Psalm 119,152.3