Macht Und Ohnmacht

Kapitel 2

Bau Und Einweihung Des Tempels

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2. Chronik 3 bis 7 (bzw. 1. Könige 6,1 bis 9,9).

Den lange gehegten Plan Davids, dem Herrn einen Tempel zu errichten, führte Salomo mit Weisheit aus. Sieben Jahre lang sah man in Jerusalem emsige Arbeiter, die den dafür vorgesehenen Bauplatz einebneten, gewaltige Stützmauern errichteten, mit "mächtigen Steinblöcken von bester Qualität", die "im Steinbruch zurechtgehauen" worden waren (1. Könige 5,31 GNB), breite Fundamente legten und das schwere Bauholz, das aus den Wäldern des Libanon herbeigeschafft worden war, zuschnitten, um das prachtvolle Heiligtum zu bauen. Diese Vorbereitung des Holzes und der Steine erforderte den Einsatz von tausenden Arbeitskräften. Gleichzeitig wurden die Arbeiten für die Innenausstattung des Tempels vorangetrieben und zwar unter der Leitung von Hiram aus Tyrus - einem "tüchtigen und begabten Künstler", der sich "auf alle Arbeiten in Gold, Silber, Bronze, Eisen, Stein und Holz, ebenso auf die Verarbeitung von roter, blauer und karmesinroter Wolle und von Leinen sowie auf Schnitzarbeiten aller Art" verstand (2. Chronik 2,12.13 GNB).

Der Bau auf dem Berg Morija ging geräuschlos vor sich, denn "die für den Bau verwendeten Steine wurden bereits im Steinbruch behauen, sodass das Gebäude errichtet werden konnte, ohne dass der Klang eines Hammers, einer Axt oder eines anderen Eisenwerkzeugs zu hören war" (1. Könige 6,7 NLB). Die wunderschöne Einrichtung - "all die Geräte, die das Haus Gottes brauchte" (2. Chronik 4,19 Elb.) - wurde nach den Mustern ausgeführt, die David seinem Sohn übergeben hatte. Dazu gehörten der Räucheraltar, der Schaubrottisch, der Leuchter und die Lampen und die zum Dienst der Priester im Heiligtum erforderlichen Gefäße und Instrumente - "alles ganz aus Gold" (2. Chronik 4,21). Aus Bronze waren der Brandopferaltar für den Vorhof und das große Waschbecken, das auf zwölf Ochsen stand, die kleineren Waschbecken und viele Gefäße. "In der Gegend des unteren Jordans ließ sie der König in der Gießerei von Adama gießen." (2. Chronik 4,17) Diese Gefäße wurden in großer Menge hergestellt, damit es daran keinen Mangel gab.

Das palastartige Gebäude, das Salomo und seine Mitarbeiter für Gott und dessen Anbetung errichteten, war von unübertroffener Schönheit und unvergleichlicher Pracht. Ausgeschmückt mit kostbaren Edelsteinen, umgeben von weiträumigen Vorhöfen mit prachtvollen Zugängen, war der Tempelkomplex mit seiner geschnitzten und vergoldeten Zedernholzvertäfelung, seinen Vorhängen mit Stickereien und seiner reichen Ausstattung ein zutreffendes Sinnbild für die lebendige Gemeinde Gottes auf Erden. Sie soll durch alle Zeiten hindurch in Übereinstimmung mit dem göttlichen Vorbild für ihren Aufbau geistliche Materialien verwenden, die mit "Gold, Silber und Edelsteinen" verglichen werden und bereitet sind wie "nach der Bauart eines Palastes" (1. Korinther 3,12; Psalm 144,12c Elb.). In diesem geistlichen Tempel ist "Jesus Christus der Eckstein ... auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn" (Epheser 2,20.21).

Die Einweihung Des Tempels

Endlich war der von König David geplante und von seinem Sohn Salomo erbaute Tempel vollendet. "Es gelang ihm alles, was ihm in den Sinn gekommen war, am Hause des Herrn und an seinem Hause auszuführen." (2. Chronik 7,11) Wenn aber der Tempel, der die Anhöhe des Berges Morija krönte, in Wirklichkeit das sein sollte, was David so sehnlich gewünscht hatte, nämlich "nicht die Wohnung eines Menschen, sondern Gottes, des Herrn" (1. Chronik 29,1), blieb noch eines zu tun: Er musste feierlich in aller Form dem Herrn und seinem Dienst geweiht werden.

Der Platz, auf dem der Tempel errichtet wurde, hatte längst als ein geweihter Ort gegolten. Hier hatte Abraham, der Vater der Gläubigen, seine Bereitschaft offenbart, seinen einzigen Sohn gemäß dem Befehl Jahwes zu opfern. Hier hatte Gott mit Abraham den Segensbund erneuert, der die herrliche messianische Verheißung der Befreiung der Menschheit zum Inhalt hatte - gewirkt durch das Opfer des Sohnes des Allerhöchsten (vgl. 1. Mose 22,9.16-18). Hier war es auch gewesen, wo Gott David, als dieser durch die Darbringung von Brand- und Sühnopfern das Racheschwert des Würgengels aufzuhalten versuchte, durch Feuer vom Himmel antwortete (vgl. 1. Chronik 21,26.27). Abermals waren nun die Anbeter Jahwes hier versammelt, um ihrem Gott zu begegnen und ihre Treuegelübde zu erneuern.

Der für die Tempelweihe vorgesehene Zeitpunkt - der siebte Monat - war überaus günstig, weil sich da die Leute aus allen Teilen des Königreiches in Jerusalem zu versammeln pflegten, um das Laubhüttenfest zu feiern. Es war vorwiegend ein Freudenfest. Die Erntearbeiten waren beendet, die Mühen des neuen Jahres hatten noch nicht begonnen, die Leute waren frei von Sorgen und konnten sich ganz den heiligen, freudigen Einflüssen des Festes hingeben.

Zur festgesetzten Zeit versammelten sich die Scharen der Israeliten mit prächtig gekleideten Abordnungen vieler fremder Völker in den Vorhöfen des Tempels. Es war ein Bild ungewöhnlicher Pracht. Salomo kam mit den Ältesten Israels und den einflussreichsten Männern des Volkes von dem Teil der Stadt, wohin David die Bundeslade überführt hatte. Leviten hatten vom Heiligtum auf den Höhen Gibeons "das Zelt der Begegnung und alle heiligen Geräte, die im Zelt waren", dorthin gebracht (2. Chronik 5,5b Elb.). Diese geschätzten Erinnerungsstücke an die früheren Erfahrungen des Volkes Israel während seiner Wüstenwanderung und der Einnahme Kanaans fanden nun eine bleibende Stätte in diesem großartigen Bau, der die Stelle des tragbaren Heiligtums einnahm.

Bei der Überführung der heiligen Lade mit den zwei Steintafeln, auf die Gottes Finger die Zehn Gebote geschrieben hatte, folgte Salomo dem Beispiel seines Vaters. Nach jeweils sechs Schritten brachte er ein Opfer dar. Mit Gesang, Musik und großartiger Zeremonie trugen "die Priester die Lade des Herrn an den vorgesehenen Platz im hintersten Raum des Tempels, dem Allerheiligsten" (2. Chronik 5,7 GNB). Als sie aus dem inneren Heiligtum herauskamen, nahmen sie die ihnen zugewiesenen Plätze ein. Die Sänger - in weißes Leinen gekleidete Leviten - standen mit Zimbeln, Psalter und Harfen in ihren Händen an der Ostseite des Altars im Vorhof, "begleitet von 120 Priestern, die Trompete bliesen" (2. Chronik 5,12c NLB).

"Die Trompeter und Sänger lobten den Herrn und dankten ihm, und ihr Gesang klang wie aus einem einzigen Mund. Begleitet von Trompeten, Zimbeln und anderen Instrumenten erhoben sie ihre Stimmen und priesen den Herrn: ›Seine Güte ist so groß! Seine Gnade bleibt ewig bestehen.‹ In diesem Augenblick erfüllte eine Wolke das Haus des Herrn. Die Priester konnten deswegen ihren Dienst nicht fortsetzen, denn die Herrlichkeit des Herrn war im Haus Gottes gegenwärtig." (2. Chronik 5,13-14 NLB)

Salomo erkannte die Bedeutung dieser Wolke und erklärte: "Der Herr hat gesagt, dass er im tiefsten Dunkel wohnen will. Doch ich habe dir ein prachtvolles Haus gebaut, eine Wohnung, in der du für immer wohnen sollst!" (2. Chronik 6,1.2 NLB)

"Der Herr ist König, darum zittern die Völker; er sitzt über den Cherubim, darum bebt die Welt. Der Herr ist groß in Zion und erhaben über alle Völker. Preisen sollen sie deinen großen und wunderbaren Namen, denn er ist heilig ... Erhebet den Herrn, unsern Gott, betet an vor dem Schemel seiner Füße; denn er ist heilig." (Psalm 99,1-5)

"Salomo hatte eine Kanzel aus Kupfer gemacht und mitten in den Vorhof gestellt, fünf Ellen lang und breit und drei Ellen hoch." (2. Chronik 6,13) Er stand darauf und segnete mit erhobenen Händen die gewaltige Menschenmenge, die vor ihm stand. "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!", rief Salomo aus, "er hat wahrgemacht, was er meinem Vater David versprochen hat, als er sagte: ... jetzt habe ich Jerusalem als Wohnsitz für meinen Namen erwählt." (2. Chronik 6,4.6 GNB)

Salomos Weihegebet

Danach kniete Salomo auf der Plattform nieder und sprach vor den Ohren des ganzen Volkes das Weihegebet. Er reckte seine Hände zum Himmel empor, und während die Versammelten ihr Haupt beugten, betete der König inständig.

"Herr, Gott Israels, es gibt keinen Gott, der dir gleicht, weder im Himmel noch auf der Erde. Du erfüllst deine Versprechen und bist all denen mit deiner großen Liebe treu, die dir gehorchen und bereit sind, von ganzem Herzen deinen Willen zu tun. .

Aber wird Gott tatsächlich auf der Erde wohnen? Der höchste Himmel kann dich nicht fassen - wie viel weniger dieses Haus, das ich errichtet habe! Höre dennoch mein Gebet und vernimm meine Bitte, Herr, mein Gott. Höre die Gebete, die dein Diener an dich richtet. Tag und Nacht sollst du über diesen Tempel wachen, über diesen Ort, von dem du gesagt hast, dass hier dein Name wohnen soll. Bitte, erhöre die Gebete, die ich hier spreche.

Bitte, erhöre die inständigen Bitten, die wir, dein Volk der Israeliten und ich, an diesem Ort im Gebet an dich richten. Ja, höre uns im Himmel, wo du wohnst, und wenn du uns hörst, vergib uns. Wenn ein Mensch einem anderen ein Unrecht zufügt und vor dem Altar in diesem Haus seine Unschuld beschwören soll, dann höre ihn im Himmel und sprich du das Urteil. Strafe den Schuldigen und lass seine Taten auf ihn zurückfallen, aber sprich den Unschuldigen frei, wie es sein Recht ist.

Wenn dein Volk der Israeliten von seinen Feinden besiegt wird, weil es gegen dich gesündigt hat, und wenn es sich dir dann wieder zuwendet und deinen Namen anruft und hier in diesem Haus zu dir betet und fleht, dann höre es im Himmel und vergib ihm seine Sünde und bring es zurück in dieses Land, das du ihm und seinen Vorfahren geschenkt hast.

Wenn der Himmel verschlossen bleibt und kein Regen fällt, weil dein Volk gegen dich gesündigt hat, und wenn das Volk dann zu diesem Haus gewandt betet und deinen Namen anruft und sich von seiner Sünde abwendet, weil du es bestraft hast, dann höre es im Himmel und vergib deinen Dienern, den Israeliten, ihre Sünde. Zeig ihnen, wie sie nach deinem Willen leben können, und lass es regnen auf dein Land, das du deinem Volk als Erbe anvertraut hast.

Wenn eine Hungersnot im Land herrscht oder eine Seuche ausbricht, wenn es eine Missernte gibt, Heuschrecken einfallen oder Raupen die Ernte vernichten, wenn die Feinde deines Volkes ins Land eindringen und seine Städte belagern - welche Not oder Krankheit auch kommen mag:

Wenn dann irgendeiner aus deinem Volk zu dir betet und fleht, indem er dir seinen Kummer und seine Not zu Füßen legt und die Hände zu diesem Haus hin erhebt, oder wenn das ganze Volk seine Stimme im Gebet erhebt, dann höre es im Himmel, wo du wohnst, vergib ihm und hilf. Gib jedem, was er verdient, denn du allein kennst das menschliche Herz. Dann werden sie dich achten und auf deinen Wegen bleiben, solange sie in dem Land leben, das du unseren Vorfahren geschenkt hast.

Wenn Fremde, die nicht zu deinem Volk der Israeliten gehören, von deinem großen Namen und deinen gewaltigen Wundern hören und von deiner Macht und aus fernen Ländern hierher kommen und zu diesem Haus gewandt beten, dann höre sie im Himmel, wo du wohnst, und gib ihnen alles, worum sie dich bitten. Denn alle Völker der Erde sollen dich erkennen und achten, so wie dein Volk der Israeliten es tut. Alle sollen erkennen, dass dieses Haus, das ich gebaut habe, deinen Namen trägt.

Wenn die Israeliten in deinem Auftrag gegen ihre Feinde in den Krieg ziehen und sie dann im Gebet zu dir in die Richtung dieser Stadt blicken, die du erwählt hast, und zu diesem Haus, das ich deinem Namen errichtet habe, dann höre ihre Gebete und ihr Flehen im Himmel und hilf ihnen.

Wenn sie gegen dich sündigen - denn welcher Mensch wäre ohne Sünde? - dann wirst du vielleicht zornig sein über sie und sie ihren Feinden ausliefern, die sie in ein fremdes Land verschleppen, es sei nah oder fern. Doch vielleicht wenden sie sich in ihrem Exil voller Reue wieder zu dir und sagen: ›Wir haben gesündigt, wir haben Böses getan und schlecht gehandelte.‹

Wenn sie sich dann von ganzem Herzen und von ganzer Seele im Land ihres Exils, in das sie gebracht wurden, wieder dir zuwenden und zu dem Land hingewandt beten, das du ihren Vorfahren geschenkt hast, und zu dieser Stadt, die du erwählt hast, und zu diesem Haus, das ich zur Ehre deines Namens gebaut habe, dann höre ihre Gebete im Himmel, wo du wohnst. Verhilf ihnen zu ihrem Recht und vergib deinem Volk, das gegen dich gesündigt hat.

Bitte, mein Gott, erhöre die Gebete, die an diesem Ort vor dich gebracht werden. Und nun, Herr und Gott, komm und nimm deinen Ort der Ruhe ein, du und die Bundeslade, das Zeichen deiner Macht. Deine Priester, Herr und Gott, sollen uns deine Rettung vermitteln, und die dir vertrauen, sollen sich an deiner Güte freuen.

Herr und Gott, weise deinen Gesalbten nicht zurück, sondern erinnere dich, wie sehr du deinen Diener David liebst." (2. Chronik 6,14.18-42 NLB)

Gottes Antwort An Salomo Und An Das Volk

Als Salomo sein Gebet beendet hatte, fiel Feuer vom Himmel und verzehrte die Brandopfer sowie alle anderen Opfer, und die herrliche Gegenwart des Herrn erfüllte den Tempel. Die Priester konnten das Haus des Herrn nicht betreten, weil die herrliche Gegenwart des Herrn darin war.

Als die Israeliten sahen, wie das Feuer vom Himmel fiel und die herrliche Gegenwart des Herrn den Tempel erfüllte, warfen sie sich zu Boden und beteten den Herrn an und lobten ihn: "Seine Güte ist so groß! Seine Gnade bleibt ewig bestehen." (2. Chronik 7,1-3 NLB)

Dann brachten der König und die Versammelten dem Herrn Opfer dar. "So weihten der König und das ganze Volk das Haus Gottes ein." (2. Chronik 7,5) Sieben Tage lang beging die "große Gemeinde, die aus dem ganzen Land zusammengekommen war, von Lebo-Hamat im Norden bis zu dem Tal, das die ägyptische Grenze bildet, im Süden", ein Freudenfest. (2. Chronik 7,8b GNB). Die darauf folgende Woche verbrachte die glückliche Schar mit der Feier des Laubhüttenfestes. Nach Abschluss dieser Zeit der erneuten Weihe und der Freude kehrte das Volk, "glücklich und zufrieden über alles Gute, das Gott David, Salomo und seinem Volk Israel erwiesen hatte ... nach Hause" zurück (2. Chronik 7,10b GNB).

Der König hatte alles getan, was in seiner Macht stand, um das Volk zu veranlassen, sich ganz dem Herrn und seinem Dienst zu weihen und seinen heiligen Namen zu preisen. Nun empfing der Herrscher Israels noch einmal - wie einst zu Beginn seiner Regierungszeit in Gibeon - den Beweis der Annahme und des Segens Gottes. Der Herr erschien ihm in der Nacht in einer Vision mit der Botschaft: "Ich habe dein Gebet erhört und will in diesem Tempel eure Opfer annehmen. Wenn ich den Himmel verschließe, sodass kein Regen fällt, oder Heuschrecken sende, welche die Ernte auffressen, oder meinem Volk Seuchen schicke, und mein Volk, das meinen Namen trägt, dann Reue zeigt, wenn die Menschen zu mir beten und meine Nähe suchen und zu mir zurückkehren, will ich sie im Himmel erhören und ihnen die Sünden vergeben und ihr Land heilen. Ich will auf alle Gebete achten, die an diesem Ort gesprochen werden, denn ich habe dieses Haus ausgewählt und für alle Zeiten als Wohnung meines Namens geheiligt. Meine Augen und mein Herz werden für immer hier sein." (2. Chronik 7,12-16 NLB)

Wäre das Volk Israel Gott treu geblieben, hätte dieses herrliche Bauwerk als Zeichen seiner besonderen Gunst für sein auserwähltes Volk immerwährenden Bestand gehabt. Durch Jesaja erklärte er: "Die Fremden, die sich dem Herrn zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben, damit sie seine Knechte seien, alle, die den Sabbat halten, dass sie ihn nicht entheiligen, und die an meinem Bund festhalten, die will ich zu meinem heiligen Berg bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, und ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker." (Jesaja 56,6.7)

In Verbindung mit diesen Zusicherungen der Annahme zeigte der Herr dem König sehr klar seine Pflichten: "Und wenn du mir treu bist, wie dein Vater David es war, wenn du meinen Geboten gehorchst, meine Gesetze hältst und meine Vorschriften befolgst, werde ich deine Königsherrschaft befestigen, wie ich es bereits deinem Vater David versprach: ›Du wirst stets einen Nachfolger haben, der über Israel herrschte" (2. Chronik 7,17.18 NLB)

Hätte Salomo weiterhin dem Herrn in Demut gedient, hätte seine ganze Regentschaft einen mächtigen Einfluss zum Guten auf die umgebenden Nationen ausgeübt - auf die Völker, auf welche die Herrschaft seines Vaters David und die weisen Worte und großartigen Werke der frühen Zeit seiner eigenen Regentschaft einen sehr positiven Eindruck gemacht hatten. Weil Gott voraussah, welche schlimmen Versuchungen Wohlstand und weltliche Ehre mit sich bringen, warnte er Salomo vor dem Abfall und sagte ihm die schrecklichen Folgen der Sünde voraus. Selbst den schönen Tempel, der eben erst eingeweiht worden war, würde er - wie er erklärte - "zum Hohn machen und zum Spott unter allen Völkern", wenn die Israeliten "den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen" (2. Chronik 7,20.22) und wieder dem Götzendienst verfallen würden.

Die Glanzvollste Zeit Der Herrschaft Salomos

In seinem Herzen gestärkt und sehr erfreut durch die Botschaft vom Himmel, dass sein Gebet für Israel erhört worden war, begann für Salomo nun die glanzvollste Zeit seiner Herrschaft. Damals wollten ihn "alle Könige auf Erden" besuchen, "um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte" (2. Chronik 9,23). Viele von ihnen kamen, um mehr über seine Regierung zu erfahren und sich von ihm Rat für die Behandlung schwieriger Angelegenheiten zu holen.

Bei ihren Besuchen unterrichtete Salomo diese Menschen über Gott als den Schöpfer aller Dinge, sodass sie bei ihrer Rückkehr einen viel klareren Begriff vom Gott Israels und seiner Liebe zur Menschheit hatten. Sie erblickten nun in den Werken der Natur einen Ausdruck seiner Liebe und eine Offenbarung seines Charakters. Auf diese Weise wurden viele ermutigt, ihn als ihren Gott anzubeten.

Die Ehrfurcht Vor Gott Ausdrücken

Alle seine nachahmenswerten Wesenszüge bei seinem Regierungsantritt - seine ausgeprägte Liebe zu Gott, seine tiefe Ehrfurcht vor göttlichen Dingen, sein Misstrauen gegen sich selbst, als er vor Gott bekannte: "Ich bin noch viel zu jung und unerfahren" (1. Könige 3,7b GNB), sein Lobpreis des unendlichen Schöpfers aller Dinge - zeigte Salomo, als er bei der Einweihung des Tempels demütig zum Weihegebet niederkniete.

Die heutigen Nachfolger von Christus sollten sich vor der Neigung hüten, den Geist der Ehrerbietung und Gottesfurcht zu verlieren. Die Heilige Schrift lehrt die Menschen, wie sie sich ihrem Schöpfer nahen sollen: in Demut und Ehrfurcht durch den Glauben an einen göttlichen Mittler. Der Psalmist sagt:

"Denn der Herr ist der höchste Gott, der große König über alle Götter ... Kommt, verneigt euch, werft euch nieder, geht auf die Knie und betet ihn an, ihn, den Herrn, unseren Schöpfer!" (Psalm 95,3.6 GNB)

Es ist unser Vorrecht, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Gottesdienst unsere Knie vor Gott zu beugen, wenn wir ihm unsere Bitten darbringen. Jesus, unser Vorbild, "kniete ... nieder und betete" (Lukas 22,41b GNB). Von seinen Jüngern wird dasselbe gesagt: Petrus "kniete nieder und betete" (Apostelgeschichte 9,40a GNB). Paulus erklärte: "Deshalb knie ich vor Gott nieder und bete zu ihm." (Epheser 3,14 GNB) Esra fiel auf seine Knie, als er die Sünden Israels vor Gott bekannte (vgl. Esra 9,5). Daniel "fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott" (Daniel 6,11).

Wahre Ehrfurcht vor Gott wird durch einen Sinn für seine unendliche Größe und das Bewusstsein seiner Gegenwart entwickelt. Mit diesem Sinn für den Unsichtbaren sollte das Herz jedes Christen erfüllt sein. Ort und Stunde des Gebets sind heilig, weil Gott gegenwärtig ist. Wenn die Ehrerbietung in Haltung und Betragen ausgedrückt wird, wird das Gefühl vertieft, das sie hervorruft. "Heilig und hehr ist sein Name" (Psalm 111,9c), erklärte der Psalmist. Engel verhüllen ihr Angesicht, wenn sie Gottes Namen aussprechen. Wie ehrfurchtsvoll sollten dann erst recht wir, die wir gefallen und sündig sind, ihn über unsere Lippen bringen!

Alt und Jung täten gut daran, über jene Worte der Bibel nachzudenken, die uns zeigen, wie die Stätte geachtet werden sollte, die durch Gottes besondere Gegenwart gekennzeichnet ist. "Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden", befahl er Mose am brennenden Busch (2. Mose 3,5 GNB). Jakob rief aus, nachdem er im Gesicht die Engel mit der Himmelsleiter gesehen hatte: "Der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht ... Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels." (1. Mose 28,16.17)

Gott Wohnt In Keinem Irdischen Tempel

Durch seine Worte anlässlich der Tempelweihe wollte Salomo die abergläubischen Anschauungen über den Schöpfer, die das Denken der Heiden verfinsterten, aus dem Denken der Anwesenden vertreiben. Der Gott des Himmels ist nicht wie die Götter der Heiden auf einen Tempel, den menschliche Hände erbaut haben, beschränkt. Aber er wollte seinem Volk durch seinen Geist begegnen, wenn es sich an dem Ort versammelte, der seiner Anbetung geweiht war.

Jahrhunderte später lehrte Paulus dieselbe Wahrheit mit den Worten: "Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der ein Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt ... damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir." (Apostelgeschichte 17,24-25.27.28a)

"Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat! Der Herr schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder. Von seinem festen Thron sieht er auf alle, die auf Erden wohnen." (Psalm 33,12-14)

"Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles." (Psalm 103,19)

"Gott, dein Weg ist heilig. Wo ist ein so mächtiger Gott, wie du, Gott, bist? Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Macht bewiesen unter den Völkern." (Psalm 77,14.15)

Obwohl Gott nicht in Tempeln wohnt, die mit Händen gebaut sind, ehrt er doch die Versammlungen seines Volkes durch seine Gegenwart. Er hat verheißen, dass er seinen Kindern durch seinen Geist begegnen wird, wenn sie Zusammenkommen, um ihn zu suchen, ihre Sünden zu bekennen und füreinander zu beten. Aber jene, die sich versammeln, um Gott anzubeten, sollten alles Böse ablegen. Beten sie ihn nicht "in Geist und Wahrheit" (Johannes 4,24b Elb.) und in der Schönheit der Heiligkeit an, werden ihre Zusammenkünfte keinen Wert haben. Der Herr sagt von solchen: "Diese Menschen ehren mich mit ihren Worten, aber nicht mit ihrem Herzen." (Matthäus 15,8 NLB; vgl. Jesaja 29,13) Wer Gott anbeten will, muss ihn "in Geist und Wahrheit anbeten", denn er "sucht solche als seine Anbeter" (Johannes 4,23b Elb.).

"Der Herr aber ist in seinem heiligen Tempel. Werdet still, erweist ihm Ehre, ihr Menschen der ganzen Erde!" (Habakuk 2,20 GNB)