Macht Und Ohnmacht

Kapitel 3

Reichtum Und Stolz

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1. Könige 5,1-5 und 10,11 bis 11,8.

Solange Salomo das Gesetz des Himmels hochhielt, war Gott mit ihm und gab ihm die Weisheit, unparteilich und barmherzig über Israel zu regieren. In der ersten Zeit blieb er, nachdem er zu Reichtum und Ehre gekommen war, demütig und übte einen weitreichenden Einfluss aus. "Salomo herrschte über alle Königreiche vom Euphrat bis zum Gebiet der Philister und zur Grenze Ägyptens. ... Mit allen Nachbarländern hatte er Frieden. Während seiner ganzen Regierungszeit lebten die Leute in Juda und Israel, von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden, in Sicherheit und Wohlstand. Jeder konnte ungestört unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum sitzen." (1. Könige 5,1.4.5a GNB)

Nach einem verheißungsvollen Anfang wurde sein Leben jedoch durch Abfall von Gott verdunkelt. Was für eine traurige Tatsache wird in der Geschichte vermerkt: Salomo, der "Jedidja" ("Geliebter des Herrn", 2. Samuel 12,25b) genannt wurde und von Gott so auffallend gesegnet worden war, dass ihm seine Weisheit und Rechtschaffenheit weltweiten Ruhm einbrachten, und der andere zur Verehrung des Gottes Israels veranlasst hatte, wandte sich von der Anbetung des Herrn ab und beugte sich vor den Götzen der Heiden.

Vor Den Gefahren Gewarnt

Bereits Jahrhunderte vor Salomos Thronbesteigung hatte der Herr Mose in Vorausschau der Gefahren, welche die erwählten Herrscher Israels bedrohen, Unterweisung für ihr Verhalten gegeben. So sollte derjenige, der auf dem Thron Israels sitzt, "eine Abschrift des Gesetzes anfertigen lassen, das bei den levitischen Priestern aufbewahrt wird. Diese Abschrift soll immer in seiner Reichweite sein, und er soll jeden Tag darin lesen, solange er lebt, damit er lernt, dem Herrn, seinem Gott, mit der erforderlichen Ehrfurcht zu begegnen und alle Vorschriften dieses Gesetzes gewissenhaft zu befolgen. Dadurch wird verhindert, dass er sich über seine Landsleute erhebt oder in irgendeinem Punkt von den Geboten abweicht. Dann werden er und seine Nachkommen viele Jahre in Israel herrschen" (5. Mose 17,1820 NLB).

In Verbindung mit dieser Anordnung warnte der Herr den, der später einmal zum König gesalbt werden würde, noch: "Er soll sich nicht viele Frauen nehmen, damit er sich nicht vom Herrn abwendet. Und er soll nicht übermäßig viel Silber und Gold anhäufen." (5. Mose 17,17 NLB)

Diese Warnungen waren Salomo vertraut, und eine Zeitlang richtete er sich nach ihnen. Es war sein größtes Verlangen, in Übereinstimmung mit den am Sinai gegebenen Gesetzen zu leben und zu herrschen. Sein Regierungsstil stand in auffallendem Gegensatz zu den Gebräuchen der damaligen Völker, die Gott nicht fürchteten und deren Herrscher sein heiliges Gesetz mit Füßen traten.

Salomos Verbindungen Mit Heidnischen Völkern

Im Bestreben, die Beziehungen zum mächtigen Königreich im Südwesten Israels zu stärken, wagte sich Salomo auf verbotenes Gebiet. Satan kannte die segensreichen Folgen des Gehorsams. Deshalb versuchte er bereits in den ersten Jahren der Herrschaft Salomos, die sich durch die Weisheit, Wohltätigkeit und Rechtschaffenheit des Königs auszeichneten, Einflüsse wirksam werden zu lassen, die Salomos Grundsatztreue schleichend untergraben und ihn veranlassen sollten, sich von Gott zu trennen. Der Feind hatte in seinen Bemühungen Erfolg, denn wir lesen: "Salomo wurde Schwiegersohn des Pharao, des Königs von Ägypten, und nahm die Tochter des Pharao und brachte sie in die Stadt Davids." (1. Könige 3,1 Elb.)

Vom menschlichen Standpunkt aus schien sich diese Heirat vorteilhaft auszuwirken, obgleich sie den Weisungen des Gesetzes Gottes widersprach, denn Salomos heidnische Frau wurde bekehrt und vereinigte sich mit ihm in der Anbetung des wahren Gottes. Außerdem leistete der Pharao Israel dadurch einen nützlichen Dienst, dass er Geser eroberte, die Kanaaniter, "die in der Stadt wohnten", töten ließ und die Stadt "seiner Tochter, Salomos Frau", als Mitgift übergab (1. Könige 9,16). Diese Stadt baute Salomo wieder auf, was seine Herrschaft im Küstengebiet des Mittelmeeres offensichtlich sehr stärkte. Weil er aber ein Bündnis mit einem heidnischen Volk einging und dies durch die Heirat mit einer götzendienerischen Prinzessin besiegelte, missachtete Salomo die weise Vorschrift, die Gott zur Reinerhaltung seines Volkes erlassen hatte. Die Hoffnung, dass seine ägyptische Frau ja bekehrt sei, war eine schwache Entschuldigung für seine Sünde.

Eine Zeitlang übersah Gott in seiner Barmherzigkeit diesen verhängnisvollen Fehler. Durch sein kluges Verhalten konnte der König die üblen Mächte, die er durch seine Unüberlegtheit in Bewegung gesetzt hatte, wenigstens zum großen Teil in Schach halten. Doch Salomo hatte angefangen, die Quelle seiner Macht und Herrlichkeit aus den Augen zu verlieren. Je mehr seine Neigungen über die Vernunft die Oberhand gewannen, desto größer wurde sein Selbstvertrauen. Er versuchte, die Absichten Gottes auf seine eigene Weise auszuführen. Er schlussfolgerte, dass politische und wirtschaftliche Bündnisse mit den umliegenden Staaten diese zur Erkenntnis des wahren Gottes führen würden. Deshalb ging er mit einem Volk nach dem anderen unheilige Bündnisse ein. Oft wurden diese Allianzen durch Heiraten mit heidnischen Prinzessinnen bekräftigt. Die Gebote des Herrn wurden zugunsten der Gebräuche der umliegenden Völker beiseitegesetzt.

Salomo bildete sich ein, dass seine Weisheit und die Macht seines Beispiels seine Frauen vom Götzendienst abhalten und sie zur Anbetung des wahren Gottes führen würden. Die geschmiedeten Bündnisse mit den Nachbarvölkern würden diese in eine engere Beziehung zu Israel bringen. Wie trügerisch war doch diese Hoffnung! Salomos Fehler, sich für stark genug zu halten, um dem Einfluss heidnischer Lebensgefährtinnen widerstehen zu können, erwies sich als verhängnisvoll. Und verhängnisvoll war auch die trügerische Annahme, dass durch seine Übertretung des göttlichen Gesetzes andere zur Einhaltung der heiligen Gebote gebracht werden könnten.

Der Ungeheure Reichtum Salomos

Die Bündnisse des Königs mit heidnischen Völkern und seine Handelsbeziehungen brachten ihm den Ruhm, die Ehre und den Reichtum dieser Welt ein. Er konnte sich große Mengen Gold von Ofir und Silber von Tar- sis kommen lassen. "Der König brachte es dahin, dass es in Jerusalem so viel Silber und Gold gab wie Steine und so viele Zedern wie Maulbeerbäume im Hügelland." (2. Chronik 1,15) Zu Salomos Zeiten gelangten immer mehr Menschen zu Reichtum und wurden den damit verbundenen Versuchungen ausgesetzt. Aber das feine Gold des Charakters wurde dadurch getrübt und verdorben.

Salomos Abfall vollzog sich so allmählich, dass er schon weit von Gott abgewichen war, bevor er sich dessen recht bewusst wurde. Beinahe unmerklich verließ er sich immer weniger auf die Leitung und den Segen Gottes und setzte immer mehr Vertrauen auf seine eigene Kraft. Nach und nach versagte er Gott den bedingungslosen Gehorsam, der Israel zu einem besonderen Volk machen sollte, und passte sich immer mehr den Gebräuchen der Nachbarvölker an. Er gab den Versuchungen, die sein Erfolg und seine ehrenvolle Stellung mit sich brachten, nach und vergaß dabei die Quelle seines Wohlergehens. Das ehrgeizige Streben, alle übrigen Völker an Macht und Größe zu überragen, ließ ihn um selbstsüchtiger Ziele willen die Gaben des Himmels, die er bis dahin zur Ehre Gottes benutzt hatte, missbrauchen. So wurden geweihte Mittel, die treuhänderisch zum Wohl der würdigen Armen und zur Verbreitung heiliger Lebensgrundsätze in der ganzen Welt hätten verwendet werden sollen, selbstsüchtig in ehrgeizige Bauvorhaben gesteckt.

Salomo Wird Zum Gewaltherrscher

Vom unwiderstehlichen Verlangen getrieben, andere Völker an äußerem Gepränge zu übertreffen, übersah der König immer mehr die Notwendigkeit, einen schönen und vollkommenen Charakter zu entwickeln. Im Bestreben, sich vor der Welt zu verherrlichen, verkaufte er seine Ehre und Lauterkeit. Die ohnehin riesigen Einkünfte aus dem Handel mit vielen Ländern vermehrte er noch durch drückende Steuern. So führten Stolz, Ehrgeiz, Verschwendungsund Genusssucht zu Grausamkeit und Ausbeutung. Der Umgang mit seinem Volk, der während seiner frühen Regierungszeit von Gewissenhaftigkeit und Rücksichtnahme gekennzeichnet war, änderte sich. Der einst weiseste und barmherzigste Monarch verkam zum Tyrannen. Der gottesfürchtige Hüter des Volkes wurde zum Unterdrücker und Wüterich. Um sich für den Unterhalt seines prunkvollen Hofstaats die erforderlichen Mittel zu verschaffen, legte er dem Volk eine Steuer nach der andern auf.

Das Volk begann zu klagen. Die Achtung und die Bewunderung, die es seinem König anfangs entgegengebracht hatte, schlugen in Abneigung und Abscheu um.

Um die zukünftigen Herrscher Israels davor zu bewahren, sich auf menschliche Macht zu verlassen, hatte der Herr ihnen die Warnung erteilt, sich nicht viele Pferde anzuschaffen (vgl. 5. Mose 17,16). Doch in völliger Missachtung dieses Gebots ließ Salomo in Ägypten und Zilizien Rösser aufkaufen (vgl. 2. Chronik 1,16 Hfa). "Man führte für Salomo Rosse ein aus Ägypten und aus allen Ländern." (2. Chronik 9,28) "Salomo schuf sich ein riesiges Heer aus 1400 Streitwagen und 12.000 Pferden. Er stationierte sie in den Garnisonsstädten und bei sich in Jerusalem." (1. Könige 10,26 NLB)

Der Einfluss Seiner Heidnischen Frauen

Immer mehr sah der König Luxus, übermäßigen Genuss und die Gunst der Welt als Zeichen der Größe an. Schöne, attraktive Frauen wurden ihm aus Ägypten, Phönizien, Edom, Moab und vielen anderen Gegenden gebracht. Es waren Hunderte. Götzendienst war ihre Religion, und sie waren dazu erzogen, sich grausamen und erniedrigenden Riten hinzugeben. Von ihrer Schönheit betört, vernachlässigte der König seine Pflichten gegenüber Gott und seinem Reich.

Seine Frauen beeinflussten ihn stark und brachten ihn allmählich dahin, dass er sich an ihrer Anbetung beteiligte. Salomo hatte die Anweisung, die Gott als Schutz vor Abfall gegeben hatte, missachtet. Nun gab er sich selbst der Anbetung falscher Götter hin. "Als Salomo alt geworden war, hatten seine Frauen ihn so weit gebracht, dass er ihre Götter anbetete. Er vertraute nicht länger allein auf den Herrn, seinen Gott, wie sein Vater, König David, es getan hatte. Salomo betete Astarte, die Göttin der Sidonier, an und Milkom, den abscheulichen Gott der Ammoniter." (1. Könige 11,4.5 NLB)

Auf der südlichen Anhöhe des Ölberges, gegenüber dem Berg Morija, auf dem der herrliche Tempel für Jahwe stand, errichtete Salomo eine Reihe prunkvoller Gebäude, die als götzendienerische Heiligtümer verwendet wurden. Um seinen Frauen zu gefallen, ließ er auch mächtige, unförmige Götzenbilder aus Holz und Stein in den Myrten- und Olivenhainen aufstellen. Dort wurden vor den Altären heidnischer Gottheiten, beispielsweise jenem von "Kemosch, dem gräulichen Götzen der Moabiter ... und Milkom, dem gräulichen Götzen der Ammoniter" (1. Könige 11,7), die schändlichsten Bräuche des Heidentums ausgeübt.

Der Niedergang Salomos

Salomos Verhalten forderte die göttliche Bestrafung heraus. Seine Trennung von Gott durch seinen Umgang mit Götzendienern war die Ursache seines Untergangs. Als er seine Treue zu Gott fahren ließ, verlor er die Herrschaft über sich selbst. Seine moralische Festigkeit war dahin, sein feines Empfinden stumpfte ab, sein Gewissen verhärtete sich. Er, der am Anfang seiner Regierungszeit viel Weisheit und Mitgefühl bekundet hatte, als er ein hilfloses Kindlein seiner unglücklichen Mutter zurückgab (vgl. 1. Könige 3,16-28), fiel so tief, dass er der Errichtung eines Götzenbildes zustimmte, dem lebende Kinder geopfert wurden. Er, der in seiner Jugend mit Klugheit und Verständnis ausgestattet worden war und im besten Mannesalter unter dem göttlichen Einfluss schrieb: "Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode" (Sprüche 14,12), wandte sich in seinen späteren Jahren so weit von der Reinheit ab, dass er die mit der Anbetung des Ke- mosch und der Astarte verbundenen ausschweifenden und widerlichen Kulte zuließ. Er, der bei der Tempelweihe seinem Volk zugerufen hatte: "Ihr aber sollt mit ungeteiltem Herzen dem Herrn, unserem Gott, angehören und stets nach seinen Geboten und Weisungen leben" (1. Könige 8,61 GNB), wurde nun selbst ein Übertreter, der mit seinem Herzen und Leben seinen eigenen Worten widersprach. Er verwechselte Freiheit mit Zügellosigkeit. Er versuchte, Licht mit Finsternis, Gutes mit Bösem, Reinheit mit Unreinheit, Christus mit dem Teufel zu verbinden - doch um welchen Preis!

Salomo, der einer der größten Könige aller Zeiten gewesen war, wurde zu einem lasterhaften Menschen, zu einem Werkzeug und Sklaven anderer. Sein vormals edler, männlicher Charakter wurde geschwächt und verweichlicht. Sein Glaube an den lebendigen Gott wurde durch gottferne Zweifel verdrängt. Unglaube trübte sein Glück, schwächte seine Grundsätze und erniedrigte sein Leben. An die Stelle der Gerechtigkeit und des Großmutes seiner ersten Regierungsjahre traten Willkür und Gewaltherrschaft. Menschliche Natur, wie armselig und gebrechlich bist du doch! Gott kann nur wenig für Menschen tun, die das Bewusstsein ihrer Abhängigkeit von ihm verlieren.

Der Niedergang Israels

Während dieser Jahre des Abfalls schritt der geistliche Niedergang Israels stetig voran. Wie hätte es auch anders sein können, wenn der König seine Interessen mit denen satanischer Werkzeuge verband? Durch sie verwirrte der Feind die Israeliten so sehr, dass sie nicht mehr zwischen wahrer und falscher Anbetung unterscheiden konnten. Sie wurden seine leichte Beute. Der Handel mit anderen Völkern brachte sie in enge Berührung mit Menschen, die keine Liebe zu Gott besaßen, was ihre eigene Liebe zu ihm erheblich verringerte. Ihr feines Empfinden für den erhabenen, heiligen Charakter Gottes wurde abgestumpft. Indem sie sich weigerten, den Weg des Gehorsams zu gehen, übertrugen sie ihre Gefolgschaft auf den "Feind aller Gerechtigkeit" (Apostelgeschichte 13,10b). Es wurde übliche Praxis, sich mit Götzendienern zu verheiraten. Die Israeliten verloren rasch ihre Abscheu vor dem Götzendienst. Auch die Vielweiberei wurde geduldet. Götzendienerische Mütter erzogen ihre Kinder zur Einhaltung von heidnischen Gebräuchen. Bei einigen Israeliten trat an die Stelle des reinen Gottesdienstes, der von Gott eingesetzt worden war, eine Götzenverehrung der schlimmsten Art.

Einige Lehren Für Uns Heute

Christen sollen sich von dem Geist und den Einflüssen der Welt fernhalten. Gott ist sicher fähig, uns "in der Welt" zu erhalten, doch wir sollen nicht "von der Welt" sein (Johannes 17,11.14b). Seine Liebe ist nicht unsicher und schwankend. Er wacht mit grenzenloser Fürsorge über seine Kinder, aber er verlangt ungeteilte Treue. "Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon", lehrte Jesus (Matthäus 6,24).

Salomo war mit bewundernswerter Weisheit ausgerüstet worden. Aber die Welt zog ihn von Gott weg. Die heutigen Menschen sind nicht stärker als er. Sie sind ebenso geneigt, sich den Einflüssen zu beugen, die seinen Fall verursachten. Wie Gott Salomo vor der Gefahr warnte, warnt er auch heute seine Kinder davor, ihre Seele durch eine enge Verbindung mit der Welt zu gefährden. Er fordert uns auf: "Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab! ... Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen und werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein." (2. Korinther 6,17.18 Elb.; vgl. Jesaja 52,11 und 2. Samuel 7,14a)

Mitten im Wohlstand lauert Gefahr. Zu allen Zeiten haben Reichtum und Ruhm die Demut und die geistliche Einstellung gefährdet. Nicht das Tragen des leeren Bechers bereitet uns Schwierigkeiten, sondern der randvolle Becher, der vorsichtig gehalten werden muss. Elend und Unglück können Kummer bereiten, aber Wohlstand ist für das geistliche Leben am gefährlichsten. Wenn sich jemand nicht ständig dem Willen Gottes unterordnet und durch die Wahrheit geheiligt ist, wird der Wohlstand ganz bestimmt die natürliche Neigung zur Überheblichkeit anstacheln.

Im Tal der Demütigung, in dem Menschen davon abhängen, dass Gott sie jeden Schritt führt, herrscht verhältnismäßige Sicherheit. Aber Menschen, die sich in luftiger Höhe bewegen und bei denen ihrer Stellung wegen große Weisheit vermutet wird, stehen in größter Gefahr. Wenn sie sich nicht von Gott abhängig machen, werden sie bestimmt fallen.

Wo immer man Stolz und Ehrgeiz nährt, wird das Leben beeinträchtigt, denn der Stolz verschließt das Herz den unendlichen Segnungen des Himmels, weil es kein Bedürfnis nach ihnen empfindet. Wer die Selbstverherrlichung zum Ziel hat, geht der Gnade Gottes verlustig, durch die allein wahre Reichtümer und die befriedigendsten Freuden gewonnen werden können. Wer aber alles für Christus gibt und tut, wird die Erfüllung der Verheißung erfahren: "Der Segen des Herrn allein macht reich, und nichts tut eigene Mühe hinzu." (Sprüche 10,22) Mit der sanften Berührung der Gnade vertreibt der Erlöser Unruhe und unheiligen Ehrgeiz aus der Seele und verwandelt Feindschaft in Liebe und Unglauben in Vertrauen. Sobald er zu einem Menschen sagt: "Folge mir!", wird der bestrickende Zauber der Welt gebrochen. Beim Klang seiner Stimme flieht der Geist der Habgier und des Ehrgeizes aus dem Herzen, und Menschen stehen auf - nunmehr befreit -, um ihm zu folgen.