Macht Und Ohnmacht

Kapitel 4

Folgenschwere Fehltritte

[AUDIO]

2. Chronik 2,2-13 und 9,1-24 (bzw. 1. Könige 10,1-25).

Zu den Hauptursachen, die Salomo zur Verschwendungssucht und zur Unterdrückung seines Volkes veranlassten, gehört an erster Stelle sein Versäumnis, den Geist der Opferbereitschaft zu wahren und zu fördern.

Als Mose einst am Berg Sinai die Israeliten vom göttlichen Befehl in Kenntnis setzte: "Sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne" (2. Mose 25,8 Elb.), brachten die Israeliten als Antwort angemessene Geschenke herbei. "Jeder, den sein Herz willig machte und ... dessen Geist ihn antrieb", kam und brachte Gaben (2. Mose 35,21 Elb.). Der Bau des Heiligtums machte große und umfassende Vorbereitungen notwendig, denn große Mengen von edlem und kostbarem Material wurden dazu benötigt. Aber der Herr nahm nur freiwillige Gaben an. "Von jedem, dessen Herz ihn antreibt" (2. Mose 25,2b Elb.), sollte eine Gabe angenommen werden - so lautete der Befehl, den Mose an die Gemeinde weitergab. Hingabe an Gott und Opfersinn waren die ersten Erfordernisse, um dem Höchsten eine Wohnstätte zu bereiten.

Eine ähnliche Aufforderung zur Opferbereitschaft ließ David ergehen, als er die Verantwortung für den Bau des Tempels auf Salomo übertrug. Damals richtete David an die versammelte Menge die Frage: "Wer ist nun bereit, heute ebenfalls etwas für den Herrn zu geben?" (1. Chronik 29,5 NLB) Diese Aufforderung zur Weihe und zu willigem Dienst hätten jene, die mit der Errichtung des Tempels zu tun hatten, nie vergessen sollen.

Für den Bau des Heiligtums in der Wüste stattete Gott eigens dazu ausgewählte Männer mit besonderer Geschicklichkeit und Weisheit aus. Mose sagte zu den Israeliten: "Der Herr hat Bezalel . auserwählt. Er hat ihn mit dem Geist Gottes erfüllt und ihm große Weisheit, Verstand und Können für alle anstehenden Arbeiten gegeben: Bezalel kann Kunstwerke entwerfen und Gegenstände aus Gold, Silber und Bronze schaffen. Er kann Edelsteine schleifen und einfassen und Holz verarbeiten. Und der Herr hat ihn und Oholiab ... befähigt, andere anzuleiten. Der Herr hat sie in besonderer Weise zu allen möglichen handwerklichen Arbeiten befähigt und auch zu Webe- und Stickereiarbeiten ... Garn und feinem Leinen. Sie können sie entwerfen und kunstvoll ausführen." (2. Mose 35,30-35 NLB) "Bezalel, Oholiab und die anderen Kunsthandwerker, denen der Herr Weisheit und Verstand gegeben hat, werden das Zelt Gottes genauso bauen und einrichten, wie der Herr es befohlen hat." (2. Mose 36,1 NLB) Himmlische Wesen wirkten mit den Arbeitern, die Gott selbst erwählt hatte, zusammen.

Die Selbstsüchtigen Nachkommen Dieser Künstler

Die Nachkommen dieser Arbeiter erbten viele der Gaben, die ihren Vorvätern verliehen worden waren. Eine Zeitlang blieben diese Nachfahren aus den Stämmen Juda und Dan demütig und uneigennützig. Aber allmählich und fast unmerklich verloren sie ihren Halt an Gott und ihr Verlangen, ihm selbstlos zu dienen. Wegen ihrer außergewöhnlichen Geschicklichkeit in den schönen Künsten forderten sie höhere Löhne für ihre Leistungen. Manchmal wurden ihre Forderungen erfüllt, aber öfter fanden sie Beschäftigung in den umliegenden Ländern. Habgier trat an die Stelle des edlen Geistes der Opferbereitschaft, von dem ihre berühmten Vorfahren beseelt waren, und sie verlangten immer mehr. Um ihre selbstsüchtigen Wünsche zu befriedigen, stellten sie ihre von Gott gegebenen Fähigkeiten in den Dienst heidnischer Könige und setzten ihre Begabung für die Errichtung von Bauwerken ein, die für den Schöpfer eine Schande waren.

Unter diesen Männern suchte Salomo einen Werkmeister aus, der den Tempelbau auf dem Berg Morija überwachen sollte. Genaue, schriftliche Beschreibungen über jeden Teil des heiligen Bauwerks waren Salomo von David anvertraut worden (vgl. 1. Chronik 28,11-19). Salomo hätte nur darauf zu vertrauen brauchen, dass Gott hingebungsvolle Mitarbeiter mit besonderer Geschicklichkeit ausrüstet, um die erforderlichen Arbeiten exakt auszuführen. Aber diese Gelegenheit, Gott zu vertrauen, übersah Salomo. Stattdessen bat er den König von Tyrus um einen Mann, der "mit Gold und Silber, Bronze und Eisen umzugehen weiß und mit purpurnen, scharlachroten und blauen Stoffen; einen Meister der Schnitzkunst, der mit den Kunsthandwerkern Judas und Jerusalems, die mein Vater David ausgewählt hat, zusammenarbeiten soll" (2. Chronik 2,6 NLB).

Der phönizische König entsprach der Bitte Salomos und sandte seinen Berater Hiram, den "Sohn einer Frau von den Töchtern Dan, und sein Vater ist ein Tyrer gewesen" (2. Chronik 2,13a). Hiram war mütterlicherseits ein Nachkomme Oholiabs, dem Gott Jahrhunderte zuvor besondere Weisheit zur Errichtung des Wüstenheiligtums verliehen hatte.

Somit wurde an die Spitze von Salomos Arbeitern ein Mann gestellt, dessen Bemühungen nicht von selbstloser Gottesverehrung bestimmt wurden. Er diente vielmehr dem Gott dieser Welt - dem Mammon. Sein Wesen war durch und durch von der Selbstsucht bestimmt.

Der Verderbliche Einfluss Hirams

Wegen seiner außergewöhnlichen Geschicklichkeit verlangte Hiram einen hohen Lohn. Allmählich übernahmen auch seine Mitarbeiter die falschen Grundsätze, die er hegte. Während sie Tag für Tag mit ihm zusammen arbeiteten, gaben sie der Neigung nach, ihren Lohn mit seinem zu vergleichen. Sie begannen, den heiligen Charakter ihrer Arbeit aus den Augen zu verlieren. Der Geist der Selbstverleugnung verließ sie. An seine Stelle trat der Geist der Habgier. Daher verlangten auch sie höhere Löhne - und bekamen sie.

Die verderblichen Einflüsse, die dadurch ausgelöst wurden, drangen in alle Bereiche des königlichen Dienstes. Die geforderten und auch erhaltenen hohen Löhne boten vielen die Möglichkeit, dem Luxus und der Verschwendungssucht zu frönen. Die Armen wurden von den Reichen unterdrückt, und der Geist der Opferbereitschaft verschwand nahezu ganz. Die weitreichenden Auswirkungen dieser Einflüsse waren eine der hauptsächlichen Ursachen des schrecklichen Abfalls des Königs, der einst zu den weisesten Sterblichen gezählt wurde.

Lehren Für Heutige Mitarbeiter Gottes

Der scharfe Gegensatz zwischen dem Geist und den Beweggründen der Erbauer der Stiftshütte in der Wüste einerseits und jenen, die am Bau des Tempels Salomos beteiligt waren, andererseits, enthält eine bedeutsame Lehre. Die Selbstsucht, die die Arbeiter am Tempel kennzeichnete, findet heute ihr Gegenstück im Eigennutz, der die Welt beherrscht. Der Geist der Habgier und das Streben nach der höchsten Stellung und dem besten Lohn sind weit verbreitet.

Selten begegnet man der Dienstbereitschaft und der freudigen Selbstverleugnung derer, die an der Errichtung des heiligen Zeltes arbeiteten. Doch nur von diesem Geist sollten sich die Nachfolger von Jesus leiten lassen. Unser göttlicher Meister hat ein Beispiel dafür gegeben, wie seine Jünger arbeiten sollen. Denen, die er aufforderte: "Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen" (Matthäus 4,19), bot er keinen festen Lohn für ihre Dienste an. Sie sollten an seiner Selbstverleugnung und seiner Opferbereitschaft teilhaben.

Mitarbeiter Gottes sollen nicht um des Lohnes willen arbeiten, den sie empfangen. Der Beweggrund, der zur Arbeit für Gott antreibt, sollte nichts an sich haben, was nach Eigennutz aussieht. Selbstlose Hingabe und Opfersinn waren stets die erste Voraussetzung für einen willkommenen Dienst, und sie werden es immer bleiben. Unser Herr und Meister möchte nicht, dass auch nur ein einziger Faden der Selbstsucht in sein Werk verwoben wird. Wir sollen dasselbe Feingefühl und dieselbe Geschicklichkeit, die gleiche Genauigkeit und Weisheit in unsere Bemühungen einbringen, die der Gott der Vollkommenheit von den Erbauern des irdischen Heiligtums verlangte. Doch in unserer Arbeit sollten wir nie vergessen, dass auch die besten Gaben und die trefflichsten Dienste nur dann Gott angenehm sind, wenn wir uns selbst als "lebendiges Opfer", das verzehrt wird, auf den Altar gelegt haben (Römer 12,1b GNB).

Eine Weitere Ursache Für Salomos Versagen

Zu den Abweichungen von rechten Grundsätzen, die zum Versagen Salomos führten, gehörte sein Nachgeben gegenüber der Versuchung, die Ehre, die Gott allein gebührt, für sich selbst zu beanspruchen.

Von dem Tag an, an dem Salomo mit der Aufgabe des Tempelbaus betraut wurde, bis zu dessen Vollendung war es Salomos erklärte Absicht gewesen, "dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen" (2. Chronik 6,7). Diese Absicht wurde von den versammelten Israeliten anlässlich der Tempelweihe voll anerkannt. In seinem Gebet bestätigte der König, was Jahwe gesagt hatte: "Da soll mein Name sein." (1. Könige 8,29b)

Einer der berührendsten Abschnitte in Salomos Weihegebet war seine Fürbitte für die Fremden, die aus fernen Ländern kommen würden, um mehr von dem zu erfahren, dessen Ruhm zu vielen Völkern gedrungen ist. "Sie werden von dir und deinen gewaltigen Wundern und deiner Macht hören", sagte der König in seinem Gebet. Für jeden dieser fremden Anbeter erbat er: "Höre sie ... und gib ihnen alles, worum sie dich bitten. Denn alle Völker der Erde sollen dich erkennen und achten, so wie dein Volk der Israeliten es tut. Alle sollen erkennen, dass dieses Haus, das ich gebaut habe, deinen Namen trägt." (1. Könige 8,42.43 NLB)

Am Schluss des Gottesdienstes hatte Salomo die Israeliten ermahnt, Gott treu zu bleiben, "so sollen die Völker der ganzen Welt erkennen, dass es keinen anderen Gott gibt als den Herrn" (1. Könige 8,60 NLB).

Ein Größerer als Salomo war der Ideengeber und Gestalter des Tempels. Die Weisheit und Herrlichkeit Gottes wurden durch ihn offenbar. Wer mit dieser Tatsache nicht vertraut war, bewunderte und pries natürlich Salomo als Architekten und Bauherrn. Der König aber wies jede Ehre für den Plan und den Bau von sich.

Der Besuch Der Königin Von Saba

So war es noch, als die Königin von Saba Salomo besuchte. Sie hatte von seiner Weisheit und vom prächtigen Tempel, den er erbaut hatte, gehört. Deshalb nahm sie sich vor, "ihn mit Rätseln auf die Probe zu stellen", um sich selbst von seinen berühmten Leistungen zu überzeugen. "Mit großem Gefolge ... begleitet von einer mit Balsam-Öl, Gold und kostbaren Edelsteinen reich beladenen Kamelkarawane", begab sie sich auf die lange Reise nach Jerusalem. "Als sie zu Salomo kam, sprach sie mit ihm über alles, was sie sich vorgenommen hatte." (2. Chronik 9,1 NLB; vgl. 1. Könige 10,1.2) Sie sprach mit ihm über die Geheimnisse der Natur, und Salomo belehrte sie über den Gott der Natur, den großen Schöpfer, der im höchsten Himmel wohnt und über alles herrscht. "Salomo beantwortete alle ihre Fragen; nichts war so schwierig, dass er es ihr nicht erklären konnte." (2. Chronik 9,2 NLB).

"Als die Königin von Saba die Weisheit Salomos erkannte und den Palast sah, den er gebaut hatte, war sie außer sich vor Staunen ... ›Alles, was ich in meinem Land über deine Fähigkeiten und deine Weisheit gehört habe, ist wahr! ‹, sagte sie, ›Ich habe es nicht geglaubt, bis ich hierher kam und es mit eigenen Augen sah. Dabei wurde mir nicht einmal die Hälfte davon berichtet. Deine Weisheit ist noch größer, als man mir sagte. Wie glücklich dieses Volk sein muss! Was für ein Vorrecht für deine Minister, dir Tag um Tag zu dienen und deine Weisheit zu hören!" (2. Chronik 9,3-7 NLB; vgl. 1. Könige 10,4-8)

Am Ende ihres Besuches war die Königin so gründlich von Salomo über die Quelle seiner Weisheit und seines Wohlstands unterrichtet, dass sie sich gedrungen fühlte, nicht mehr das menschliche Werkzeug zu preisen, sondern auszurufen: "Der Herr, dein Gott, sei gepriesen, der Freude hat an dir und hat dich auf den Thron gesetzt, damit du in seinem Namen herrschst. Weil dein Gott Israel so sehr liebt und weil er will, dass dieses Reich für immer besteht, hat er dich zum König gemacht, damit durch dich Recht und Gerechtigkeit herrschen." (2. Chronik 9,8 NLB) Diesen Eindruck sollten nach Gottes Willen alle Völker erhalten. Als "alle Könige auf Erden begehrten, Salomo zu sehen, um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte" (2. Chronik 9,23), ehrte Salomo Gott eine ganze Zeitlang, indem er ehrfurchtsvoll auf den Schöpfer des Himmels und der Erde und auf den allweisen Herrscher des Universums hinwies.

Welchen Platz hätte Salomo in der Geschichte einnehmen können, wenn er weiterhin mit demütigem Herzen das Augenmerk der Menschen von sich weg und auf den hingelenkt hätte, der ihm Weisheit, Reichtum und Ehre verliehen hatte! Doch die inspirierten Schriften berichten nicht nur von seinen Tugenden, sondern bezeugen auch getreu seinen Fall. Er wurde zum Gipfel irdischer Größe erhoben und war von kostbaren Gaben umgeben, bis er taumelte, sein Gleichgewicht verlor und stürzte. Andauernd von den Menschen dieser Welt gepriesen, konnte er den dargebotenen Schmeicheleien nicht mehr widerstehen. Die Weisheit, die ihm zur Verherrlichung des Gebers geschenkt worden war, erfüllte ihn am Ende mit Stolz. Schließlich gestattete er den Menschen, von ihm als von dem zu reden, dem am meisten Lob für die einzigartige Pracht des Bauwerks gebührt, das doch geplant und errichtet worden war, um den "Namen des Herrn, des Gottes Israels", zu ehren (1. Könige 8,17).

So kam es, dass der Tempel Jahwes bei den Völkern als der "Tempel Salomos" bekannt wurde. Das menschliche Werkzeug hatte die Ehre für sich in Anspruch genommen, die in Wahrheit dem gebührte, der höher als die Höchsten ist. Selbst heute noch wird der Tempel, von dem Salomo dem Herrn versichert hatte, dass "dein Name über diesem Hause genannt" sei (1. Könige 8,43c), meistens nicht als "Tempel des Herrn", sondern als "Tempel Salomos" bezeichnet.

Christen Geben Gott Die Ehre

Menschen offenbaren ihre Schwäche am deutlichsten dadurch, dass sie sich für Gaben ehren lassen, die ihnen der Himmel beschert hat. Ein wahrer Christ wird in allen Dingen Gott zum Ersten, Letzten und Besten machen. Keine ehrgeizigen Beweggründe werden seine Liebe zu Gott zum Erkalten bringen. Beharrlich wird er darauf bedacht sein, dass seinem himmlischen Vater die gebührende Ehre zuteil wird. Wenn wir treu den Namen des Herrn erhöhen, bleiben unsere Neigungen unter göttlicher Aufsicht, und wir werden befähigt, geistliche und geistige Kraft zu entwickeln.

Jesus, der göttliche Meister, verherrlichte stets den Namen seines himmlischen Vaters. Er lehrte seine Jünger zu beten: "Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt." Auch sollten sie nicht vergessen anzuerkennen: "Dein ist ... die Herrlichkeit." (Matthäus 6,9.13) So sehr war der große Arzt darauf bedacht, die Aufmerksamkeit der Leute von sich abzuwenden und auf die Quelle seiner Macht hinzulenken, dass die verwunderte Menge nicht ihn verherrlichte, "als sie sahen, dass die Stummen redeten, die Verkrüppelten gesund waren, die Gelähmten gingen, die Blinden sahen", sondern "den Gott Israels" priesen (Matthäus 15,31). In seinem wunderbaren Gebet kurz vor seiner Kreuzigung erklärte Christus: "Ich habe dich hier auf Erden verherrlicht" und betete: "Verherrliche deinen Sohn, damit er dich verherrlichen kann ... Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, aber ich kenne dich, und diese Jünger wissen, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen offenbart und werde ihn auch weiterhin offenbaren. Das tue ich, damit deine Liebe zu mir in ihnen bleibt und ich in ihnen." (Johannes 17,4a.1b.25.26 NLB)

In der Heiligen Schrift lesen wir: "Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr." (Jeremia 9,22.23)

"Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft." (Offenbarung 4,11) "Ich will den Namen Gottes loben ... und will ihn hoch ehren mit Dank." (Psalm 69,31) "Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich." (Psalm 86,12) "Preiset mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!" (Psalm 34,4)

Israel Hätte Ein Licht Sein Sollen

Die Einführung von Grundsätzen, die von der Opferwilligkeit weg- und zur Selbstverherrlichung hinführten, wurde von einer weiteren groben Entstellung des göttlichen Planes für Israel begleitet. Das Volk sollte nach dem Willen des Herrn das Licht der Welt sein. Von den Israeliten sollte die Herrlichkeit des Gesetzes Gottes im praktischen Leben offenbart werden. Um diese Absicht zu verwirklichen, hatte Gott sein auserwähltes Volk eine günstige Lage inmitten der Nationen der Erde einnehmen lassen.

In den Tagen Salomos erstreckte sich das Reich Israel von Hamat im Norden bis nach Ägypten im Süden sowie vom Mittelmeer im Westen bis zum Euphrat (vgl. 1. Könige 5,1a.4a). Durch dieses Gebiet verliefen viele natürliche Verkehrsstraßen des Welthandels. Karawanen aus fernen Ländern zogen beständig hindurch. Auf diese Weise wurde Salomo und seinem Volk die Gelegenheit geboten, Angehörigen aller Völker den Charakter des Königs aller Könige vorzuführen und sie zu lehren, ihn zu verehren und ihm zu gehorchen. Diese Erkenntnis sollte aller Welt mitgeteilt werden. Durch die Lehren des Opferdienstes sollte der Messias vor allen Völkern erhöht werden, damit alle, die wollten, ewiges Leben empfangen konnten.

An die Spitze eines Volkes gestellt, das den umliegenden Völkern als Leuchtfeuer dienen sollte, hätte Salomo seine ihm von Gott verliehene Weisheit und seinen Einfluss dazu verwenden sollen, eine große Bewegung zur Erleuchtung derer, die noch nichts von Gott und seiner Wahrheit wussten, zu begründen und zu leiten. Auf diese Weise hätte eine Unzahl von Menschen zum Halten der göttlichen Gebote ermutigt werden können. Israel wäre vor den üblen Gewohnheiten der Heiden bewahrt geblieben, und der Herr der Herrlichkeit wäre hoch geehrt worden. Aber Salomo verlor dieses hohe Ziel aus den Augen und nutzte leider nicht die großartigen Gelegenheiten, all jene zu erleuchten, die laufend durch sein Reich zogen oder in den wichtigsten Städten Rast machten.

Der Missionsgeist, den Gott Salomo und allen wahren Israeliten ins Herz gepflanzt hatte, wurde durch den Geschäftssinn ersetzt. Die Gelegenheiten, die sich durch Beziehungen zu vielen Nationen boten, benutzte Salomo dazu, sein Ansehen zu erhöhen. Er versuchte, seine politische Macht dadurch zu stärken, dass er entlang der Handelsstraßen befestigte Städte errichtete. So baute er Geser, das in der Nähe von Joppe an der Straße von Ägypten nach Syrien lag, und das westlich von Jerusalem befindliche Bet-Horon wieder auf. Dieser Ort beherrschte die Pässe auf der vom Herzen Judäas nach Ge- ser und der Mittelmeerküste führenden Landstraße. Ebenso erneuerte er die nördlich von Jerusalem an der Karawanenstraße von Damaskus nach Ägypten gelegene Festung Megiddo und die Stadt Tamar in der judäischen Wüste, wo die Karawanen vom Osten entlangzogen (vgl. 1. Könige 9,17.18). All diese Städte wurden stark befestigt. Die wirtschaftlichen Vorteile eines Hafens am Ende des Roten Meeres wurden dadurch genutzt, dass Salomo "in Ezjon-Geber bei Elat am Roten Meer, im Gebiet von Edom ... eine Flotte bauen" ließ (1. Könige 9,26 GNB). Erfahrene Seeleute aus Tyrus bemannten "zusammen mit den Leuten Salomos" diese Schiffe auf den Fahrten "nach Ofir und holten dort ... Gold" und sehr viel "Sandelholz und Edelsteine" (1. Könige 9,27.28; 10,11).

Der König und viele seiner Untertanen vergrößerten dadurch ihre Einkünfte um Etliches, doch zu welchem Preis! Durch die Habgier und Kurzsichtigkeit derer, denen "die Aussprüche Gottes anvertraut worden" waren, wurden zahllose Menschen auf den Handelsstraßen in Unwissenheit über Jahwe gelassen.

Christus Handelte Ganz Anders Als Salomo

Einen auffallenden Gegensatz zum Verhalten Salomos zeigt die Vorgehensweise Christi, als er auf dieser Erde weilte. Obwohl der Erlöser "alle Macht" (Matthäus 28,18b Elb.) besaß, nutzte er sie doch nie zur Selbstverherrlichung. Kein Traum irdischer Eroberungen oder weltlicher Größe zerstörte die Vollkommenheit seines Dienstes für die Menschheit. Er konnte sagen: "Füchse haben ihren Bau, und Vögel haben ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich hinlegen kann." (Matthäus 8,20 NLB) Alle, die dem Ruf gefolgt und in den Dienst des Herrn und Meisters getreten sind, tun gut daran, sich mit seinen Methoden vertraut zu machen. Er nahm die Gelegenheiten wahr, die sich ihm an den großen Verkehrsstraßen boten.

Die Zeit zwischen seinen verschiedenen Reisen verbrachte Jesus in Ka- pernaum, das als "seine Stadt" bekannt wurde (Matthäus 9,1b). Es lag an der Straße, die von Damaskus über Jerusalem zum Mittelmeer und weiter nach Ägypten führte, und war als Mittelpunkt für die Tätigkeit des Heilandes bestens geeignet. Menschen aus vielen Ländern zogen durch Kapernaum oder machten dort Rast. Dort begegnete Jesus Vertretern aller Völker und Stände. Dadurch wurden seine Lehren in andere Länder und in viele Häuser getragen. Auf diese Weise wurde Interesse für die Weissagungen geweckt, die auf den Messias hinwiesen. Das Augenmerk vieler wurde auf den Erlöser gerichtet und die Welt mit seiner Sendung bekanntgemacht.

Heutzutage sind die Gelegenheiten, mit Männern und Frauen aller sozialen Schichten und vieler Sprachen in Berührung zu kommen, bedeutend größer als in den Tagen Israels. Die Verkehrsmöglichkeiten haben sich tausendfach vermehrt.

Wie Christus sollten die Boten des Höchsten heute in den großen Verkehrszentren ihre Stützpunkte haben, wo sie mit den vielen Reisenden aus allen Teilen der Welt zusammentreffen. Wie er sollten sie ihr eigenes Ich in Gott verbergen, den Samen des Evangeliums ausstreuen und anderen Menschen die kostbaren Wahrheiten der Heiligen Schrift darlegen. Diese Saat wird in Herz und Sinn tiefe Wurzeln schlagen und zum ewigen Leben aufgehen.

Ernst sind die Lehren aus dem Versagen Israels während der Jahre, als sich Herrscher und Volk von der hohen Aufgabe abwandten, zu deren Erfüllung sie berufen waren. Da, wo Israel schwach war oder gar versagte, sollte Gottes Volk von heute als Vertreter des Himmels - die wahre Gemeinde von Christus - stark sein, denn ihm wurde aufgetragen, das Werk zu vollenden, das den Christen aufgetragen wurde, und den Tag der letzten Belohnung einzuläuten. Doch wir müssen heute denselben Einflüssen widerstehen, denen Israel zur Zeit der Herrschaft Salomos erlag. Die Streitkräfte des "Feindes aller Gerechtigkeit" (vgl. Apostelgeschichte 13,10) haben sich überall festgesetzt, und nur durch die Macht Gottes kann der Sieg errungen werden. Der Kampf, der uns bevorsteht, fordert von uns eine selbstlose Gesinnung, Misstrauen gegen uns selbst, Vertrauen allein auf Gott und die weise Nutzung jeder Gelegenheit zur Errettung von Menschen. Der Segen des Herrn wird seine Gemeinde begleiten, wenn sie einmütig voranschreitet und einer in Dunkelheit und Irrtum liegenden Welt die Schönheit der Heiligkeit offenbart, wie sie in einem christusähnlichen Geist der Hingabe bekundet wird - in einer Erhöhung des Göttlichen statt des Menschlichen - und in liebendem und unermüdlichem Dienst für Menschen, welche die Segnungen des Evangeliums so sehr benötigen.