Macht Und Ohnmacht

Kapitel 5

Salomos Reue Und Umkehr

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1. Könige 11,9-14.23-28, Prediger 2,1-20 und 11,7 bis 12,14.

Zweimal während seiner Regierungszeit war der Herr Salomo erschienen und hatte in Worten der Anerkennung und des Rates zu ihm geredet: Erstmals in einem nächtlichen Gesicht in Gibeon, als er ihn mit der Verheißung von Weisheit, Reichtum und Ehre gleichzeitig ermahnte, demütig und gehorsam zu bleiben; und ein zweites Mal nach der Tempelweihe, als ihn der Herr abermals zur Treue aufforderte. Die Ermahnungen waren deutlich und die Verheißungen an Salomo wunderbar gewesen (vgl. 1. Könige 3,5-15; 9,1-9). Doch über ihn, der in Anbetracht der Umstände und im Hinblick auf seinen Charakter übermäßig ausgestattet schien, um diese Verantwortung wahrzunehmen und den Erwartungen des Himmels zu entsprechen, wird Folgendes gesagt: "Obwohl der Herr ihm zweimal erschienen war und ihm verboten hatte, fremde Götter zu verehren, hatte Salomo nicht darauf gehört und sich vom Herrn abgewandt." (1. Könige 11,10.11 GNB) Sein Abfall war so vollständig und sein Herz in der Übertretung der Gebote so verhärtet, dass sein Fall nahezu hoffnungslos schien.

Salomos Enttäuschung Über Sein Leben

Von der Freude der Gemeinschaft mit Gott wandte sich Salomo ab, um Befriedigung in sinnlichen Genüssen zu suchen. Das beschrieb er später so: "Ich vollbrachte große Dinge: Ich baute mir Häuser und pflanzte Weinberge. Ich legte Obstgärten an ... Ich kaufte mir zahlreiche Sklaven und Sklavinnen ... Ich füllte meine Vorratskammern mit Silber und Gold aus den Schätzen der unterworfenen Könige und Länder. Ich hielt mir Sänger und Sängerinnen und nahm mir so viele Frauen, wie ein Mann sich nur wünschen kann. So wurde ich mächtiger und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem regiert hatten. ... Weil ich ein so großes Wissen besaß, konnte ich mir alles verschaffen, was meinen Augen gefiel, und ich versagte mir keine Freude. Mit all meiner Mühe hatte ich es so weit gebracht, dass ich tatsächlich glücklich war. ... Doch dann dachte ich über alles nach, was ich getan und erreicht hatte, und kam zu dem Ergebnis: Alles ist vergeblich und Jagd nach Wind. Es kommt nichts heraus bei aller Mühe, die sich der Mensch unter der Sonne macht. Ich wollte wissen, ob bei Weisheit etwas anderes herauskommt als bei Unverstand und Torheit. Denn was wird der Mann tun, der mir auf dem Königsthron folgt? Bestimmt das, was man schon immer getan hat! ... Da war mir das ganze Leben verleidet. ... Auch der ganze Ertrag meiner Mühe war mir verleidet." (Prediger 2,4-11.17.18 GNB)

Durch seine eigene bittere Erfahrung lernte Salomo die Leere eines Lebens kennen, das in irdischen Dingen seine höchste Befriedigung sucht. Er errichtete heidnischen Göttern Altäre, doch nur um zu erfahren, wie wertlos ihr Versprechen der Ruhe für den Geist war. Trübe und quälende Gedanken beunruhigten ihn Tag und Nacht. Ohne Frieden im Herzen hatte er alle Freude am Leben verloren, und die Zukunft erschien ihm durch seine Verzweiflung in Dunkel gehüllt.

Der Herr Schickt Mahnungen

Doch der Herr verließ ihn nicht. Durch Botschaften der Zurechtweisung und durch strenge Gerichte versuchte er, den König zum Bewusstsein seiner Sünden zu bringen. Er entzog ihm seine schützende Fürsorge und ließ zu, dass Feinde sein Königreich belästigten und schwächten. "Der Herr ließ Salomo einen Gegner erstehen, Hadad, einen Edomiter . Der Herr ließ Salomo noch einen Gegner erstehen, Reson . Er sammelte Männer um sich und wurde zum Anführer einer Horde von Kriegsleuten . und riss die Herrschaft an sich. So wurde Reson König über ganz Syrien. Er war ein entschiedener Gegner Israels. ... Auch einer von Salomos Beamten machte einen Aufstand gegen den König: Jerobeam." (1. Könige 11,14.23-26a GNB)

Schließlich sandte der Herr Salomo einen Propheten und übermittelte ihm die folgende Schreckensbotschaft: "Weil du meinen Bund nicht gehalten und meinen Gesetzen, die ich dir gab, nicht gehorcht hast, werde ich dir dein Königreich nehmen und es einem deiner Diener geben. Doch um deines Vaters David willen werde ich es noch nicht zu deinen Lebzeiten tun. Ich werde es erst deinem Sohn wegnehmen." (1. Könige 11,11.12 NLB)

Dieser Richterspruch gegen ihn und sein Königshaus weckte Salomo wie aus einem Traum. Mit erwachtem Gewissen begann er, seine eigene Torheit in ihrem wahren Licht zu sehen. Zur Einsicht gelangt, doch geschwächt im Verstand und im Körper, kehrte er sich erschöpft und dürstend von den rissigen Zisternen ab und wandte sich noch einmal der wahren Lebensquelle zu. An ihm hatte die Züchtigung durch Leiden zu guter Letzt ihr Werk vollbracht. Lange zuvor hatte ihn bereits die Angst vor einem vollständigen Untergang geplagt, weil er unfähig gewesen war, sich von seiner Torheit zu trennen. Aber nun erkannte er in dieser Botschaft einen Schimmer von Hoffnung. Gott hatte ihn nicht gänzlich aufgegeben, sondern sich bereit erklärt, ihn von einer Sklaverei zu befreien, die grausamer ist als das Grab und von der er sich selbst nicht hatte befreien können.

Salomos Rückkehr Zu Gott

Dankbar erkannte Salomo die Macht und Barmherzigkeit dessen an, der als Höchster über alle waltet. Er begann reumütig zur erhabenen Höhe der Reinheit und Heiligkeit zurückzukehren, von der er so weit abgefallen war. Er konnte zwar nie hoffen, den heftigen Folgen seiner Sünden zu entrinnen und sich von allen Erinnerungen an sein selbstsüchtiges Verhalten zu befreien, aber er wollte sich ernsthaft bemühen, andere davon abzubringen, dieser Torheit zu folgen. Demütig wollte er seine Fehler bekennen und warnend seine Stimme erheben, damit andere wegen der Einflüsse zum Bösen, die er in Gang gesetzt hatte, nicht unrettbar verloren gehen.

Ein wirklich reumütiger Mensch löscht seine vergangenen Sünden nicht aus dem Gedächtnis. Wenn er Frieden gefunden hat, steht er seinen begangenen Fehlern nicht gleichgültig gegenüber. Er denkt an die, die durch sein Verhalten zum Bösen verleitet worden sind, und versucht alles Mögliche, um sie auf den rechten Weg zurückzubringen. Je heller das Licht scheint, in das er gekommen ist, desto stärker ist sein Verlangen, andere auf den rechten Weg zu führen. Er beschönigt sein eigenwilliges Verhalten nicht und lässt Unrecht nicht harmlos erscheinen, sondern macht auf die Gefahr aufmerksam, damit andere die Warnung beherzigen.

Salomo bekannte, dass "das Herz des Menschen durch und durch böse ist und ... erfüllt ist von Unverständnis, solange er lebt" (Prediger 9,3b NLB). Weiter erklärte er: "Weil das Urteil über die böse Tat nicht sogleich vollstreckt wird, wächst in den Menschen die Lust, Böses zu tun. Denn ein Sünder tut hundertmal Böses und lebt doch lange. Ich aber weiß: Es ist gut für die Got- tesfürchtigen, dass sie sich vor Gott fürchten. Und es ist nicht gut für den Frevler, und er wird nicht länger leben als ein Schatten, wenn er sich nicht fürchtet vor Gott." (Prediger 8,11-13 ZÜ)

Vom Heiligen Geist getrieben schrieb der König für spätere Generationen die Geschichte seiner vergeudeten Jahre mit ihren warnenden Lehren nieder. Somit war sein Lebenswerk nicht völlig verloren, obwohl sein Volk das Böse erntete, das er gesät hatte. Voller Sanftmut und Demut gab Salomo in seinen späteren Jahren ständig sein Wissen an das Volk weiter. Er untersuchte viele Sprichwörter und prüfte sie auf ihren Wahrheitsgehalt. Er verfasste auch selbst viele Weisheitssprüche. Er bemühte sich, seinen Worten eine schöne Form zu geben, dabei aber ehrlich zu bleiben und die Wahrheit zu schreiben. "Die Worte weiser Lehrer wirken wie der spitze Stock, mit dem der Bauer seine Ochsen antreibt. Sprichwörter gleichen eingeschlagenen Nägeln: Sie bleiben fest sitzen. Sie sind eine Gabe Gottes, des einen großen Hirten." (Prediger 12,9-11 GNB)

"Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse." (Prediger 12,13.14)

Warnungen An Junge Und Ältere Menschen

Salomos spätere Schriften zeigen, dass er - als er immer mehr die Boshaftigkeit seines Verhaltens einsah - sein Augenmerk darauf lenkte, die Jugendlichen zu warnen, nicht in die Irrtümer zu verfallen, die ihn dazu verleitet hatten, des Himmels erlesenste Gaben für Nichtigkeiten zu verschwenden. Voller Kummer und Scham gestand er, dass er sich in der Reife des Mannesalters, als er in Gott seinen Trost, seine Hilfe und sein Leben hätte finden sollen, vom Licht des Himmels und der Weisheit Gottes abgewandt habe. Anstelle der Anbetung des Herrn habe er den Götzendienst gesetzt. Nachdem er durch traurige Erfahrungen erkannt hatte, wie töricht ein solches Leben ist, war es sein sehnliches Verlangen, andere davor zu bewahren, dieselbe schmerzliche Erfahrung zu machen.

Mit ergreifenden Worten schrieb er über die Vorrechte und Verantwortung der Jugendlichen im Dienste Gottes: "Das Licht der Sonne sehen zu können bedeutet Glück und Freude. Genieße froh jeden Tag, der dir gegeben ist! Auch wenn du noch viele vor dir hast - denk daran, dass die Nacht, die ihnen folgt, noch länger ist. Alles, was noch kommt, ist vergeblich. Freue dich, junger Mensch! Sei glücklich, solange du noch jung bist! Tu, was dir Spaß macht, wozu deine Augen dich locken! Aber vergiss nicht, dass Gott für alles von dir Rechenschaft fordern wird. Halte dir den Ärger von der Seele und die Krankheit vom Leib. Jugend und dunkles Haar sind so vergänglich." (Prediger 11,7-10 GNB)

"Denk an deinen Schöpfer, solange du noch jung bist, ehe die schlechten Tage kommen und die Jahre, die dir nicht gefallen werden. Dann verdunkeln sich dir Sonne, Mond und Sterne, und nach jedem Regen kommen wieder neue Wolken. Dann werden deine Arme, die dich beschützt haben, zittern, und deine Beine, die dich getragen haben, werden schwach. Die Zähne fallen dir aus, einer nach dem anderen. Deine Augen werden trüb und deine Ohren taub. Deine Stimme wird dünn und zittrig. Das Steigen fällt dir schwer, und bei jedem Schritt bist du in Gefahr zu stürzen. Draußen blüht der Mandelbaum, die Heuschrecke frisst sich voll, und die Kapernfrucht bricht auf. Aber dich trägt man zu deiner letzten Wohnung. Auf der Straße stimmen sie die Totenklage für dich an. Genieße dein Leben, bevor es zu Ende geht, wie eine silberne Schnur zerreißt oder eine goldene Schale zerbricht, wie ein Krug an der Quelle in Scherben geht oder das Schöpfrad zerbrochen in den Brunnen stürzt. Dann kehrt der Leib zur Erde zurück, aus der er entstanden ist, und der Lebensgeist geht zu Gott, der ihn gegeben hat." (Prediger 12,1-7 GNB)

Reich an Warnungen ist das Leben Salomos nicht nur für junge Leute, sondern auch für jene in reiferem Alter und für solche, mit denen es schon bergab geht und deren Lebenstage sich dem Ende zuneigen. Wir sehen und hören, wie unbeständig Jugendliche sind, wie sie zwischen Recht und Unrecht hin- und herschwanken und wie sich die Flut übler Leidenschaften für sie als zu stark erweist. Von Menschen in gesetzterem Alter erwarten wir keine derartige Unbeständigkeit und Treulosigkeit. Wir erwarten, dass ihr Charakter ausgebildet ist und sie fest verankerte Grundsätze besitzen. Doch dem ist nicht immer so. Als Salomos Charakter unbiegsam wie eine Eiche hätte sein sollen, büßte er seine Standhaftigkeit im Sturm der Versuchung ein. Als er am stärksten hätte sein müssen, zeigte sich seine Schwäche.

Von solchen Beispielen sollten wir lernen, dass Wachsamkeit und Gebet der einzige Schutz für Jung und Alt sind. Eine herausgehobene Stellung und großartige Vorrechte bieten keine Sicherheit. Auch wer sich jahrelang einer echten christlichen Erfahrung erfreut hat, bleibt dennoch Satans Angriffen ausgesetzt. Im Kampf mit der Sünde von innen und der äußeren Versuchung wurde selbst der weise und mächtige Salomo besiegt. Sein Versagen lehrt uns, dass niemand ohne Gefahr seiner eigenen Weisheit und Rechtschaffenheit vertrauen kann, wie groß seine geistigen Fähigkeiten auch sein mögen und wie treu er in der Vergangenheit Gott gedient haben mag.

Gehorsam Bewahrt Vor Abkehr Von Gott

Für jede Generation und in jedem Land sind die Grundlage und die Richtschnur für die Bildung des Charakters dieselben. Das göttliche Gesetz: "Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen ... und deinen Nächsten wie dich selbst" (Lukas 10,27) - das große Prinzip, das im Charakter und im Leben unseres Erlösers offenbar wurde - ist das einzig feste Fundament und die einzig sichere Richtschnur. Gott "wird dir ein reicher Vorrat an Rettung, Weisheit und Erkenntnis sein" (Jesaja 33,6a NLB) - die Weisheit und Erkenntnis, die uns nur das Wort Gottes verleihen kann.

Die Worte, die einst zu Israel hinsichtlich der Gebote gesagt wurden, sind heute ebenso wahr wie damals: "Dadurch werdet ihr als weise und verständig gelten bei allen Völkern." (5. Mose 4,6) Darin besteht der einzige Schutz für die Rechtschaffenheit des Einzelnen, für die Reinheit der Familie, für das Wohlergehen der Gesellschaft und für den Bestand der Nation. Inmitten der Wirrnisse, Gefahren und widersprüchlichen Ansprüche des Lebens gibt es für den Menschen nur einen sicheren Grundsatz: Das zu tun, was Gott sagt. "Die Gebote des Herrn sind richtig." (Psalm 19,9a NLB) "Wer so handelt, steht für immer auf sicherem Grund." (Psalm 15,5b NLB)

Wer Salomos Abfall von Gott als Warnung beherzigt, wird schon die Annäherung jener Sünden vermeiden, die ihn einst überwanden. Nur der Gehorsam gegenüber den Forderungen des Himmels wird Menschen vor dem Abfall bewahren. Gott hat ihnen großes Licht und viele Segnungen geschenkt, aber wenn diese nicht angenommen werden, können sie weder vor Ungehorsam noch vor Abfall schützen. Wenn sich jene, die Gott in verantwortungsvolle Stellen berufen hat, von ihm abwenden und Zuflucht in der menschlichen Klugheit suchen, verwandelt sich ihr Licht in Finsternis und die ihnen verliehenen Fähigkeiten werden ihnen zur Schlinge.

Solange der Kampf zwischen Gut und Böse anhält, wird es Menschen geben, die von Gott abweichen. Satan wird die Umstände so gestalten, dass sie beinahe unmerklich die Widerstandskraft der Seele schwächen, wenn nicht Gottes Macht uns bewahrt. Wir müssen bei jedem Schritt fragen: "Ist dies der Weg des Herrn?" Solange wir leben, besteht die Notwendigkeit, entschlossen über die Neigungen und Leidenschaften in uns zu wachen. Wenn wir uns nicht auf Gott verlassen und unser Leben nicht mit Christus in Gott geborgen ist, sind wir keinen Augenblick sicher. Wachsamkeit und Gebet sind der einzige Schutz der Reinheit.

Alle, die in die Stadt Gottes gelangen, werden sie nach schmerzlichem Bemühen durch die enge Pforte betreten haben, denn "nichts Unreines wird hinein dürfen" (Offenbarung 21,27 NLB). Dennoch braucht niemand, der gefallen ist, verzweifelt aufzugeben. Mögen auch bejahrte Männer, die Gott einst geehrt hat, ihre Seele befleckt und die Tugend auf dem Altar sündhafter Lust geopfert haben, besteht doch auch für sie noch Hoffnung, wenn sie bereuen, die Sünde aufgeben und sich zu Gott bekehren. Der, welcher ermahnt: "Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben" (Offenbarung 2,10), lässt auch die Einladung ergehen: "Der Gottlose lasse von seinem Weg und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung." (Jesaja 55,7) Gott hasst die Sünde, doch er liebt den Sünder. "So will ich ihre Abtrünnigkeit wieder heilen; gerne will ich sie lieben", erklärt er (Hosea 14,5).

Die Auswirkungen Von Salomos Abfall

Salomos Reue war aufrichtig. Doch der Schaden, den sein böses Beispiel angerichtet hatte, konnte nicht ungeschehen gemacht werden. Es gab zwar auch während seines Abfalls Männer im Königreich, die treu zu dem standen, was ihnen anvertraut war, und die sich ihre Reinheit und Treue bewahrt hatten, doch wurden viele auf Abwege gelockt. Den Mächten des Bösen, die durch die Einführung des Götzendienstes und durch weltliche Gebräuche wirksam geworden waren, vermochte auch der reumütige König nicht leicht Einhalt zu gebieten. Sein Einfluss zum Guten war sehr geschwächt. Viele zögerten, seiner Führung voll zu vertrauen. Obschon der König seine Sünden bekannte und für spätere Generationen einen Bericht über seine Torheit und seine Reue verfasste, konnte er nie ganz darauf hoffen, den verderblichen Einfluss seiner verkehrten Taten völlig zu tilgen. Durch seinen Abfall von Gott ermutigt, fuhren viele in ihrer Bosheit fort und begingen viele Freveltaten. Auch der Niedergang etlicher seiner Nachfolger auf dem Thron kann auf den traurigen Einfluss zurückgeführt werden, den sein Missbrauch der gottgegebenen Kräfte ausübte.

In der Qual der bitteren Betrachtung seines bösen Verhaltens sah sich Salomo zu folgenden Erklärungen veranlasst: "Weisheit ist besser als Waffen, aber ein einziger Sünder kann viel Gutes zerstören." (Prediger 9,18 NLB) "Etwas Schlimmes habe ich auf dieser Welt beobachtet, einen großen Fehler, den Machthaber immer wieder begehen: Die Törichten bekommen die höchsten Posten." (Prediger 10,5.6 Hfa) "Tote Fliegen lassen das Öl des Salbenmischers stinken und gären. Ein wenig Torheit hat mehr Gewicht als Weisheit und Ehre." (Prediger 10,1 Elb.)

Unter den vielen Lehren, die uns Salomos Leben erteilt, wird keine stärker betont als die Macht des Einflusses zum Guten oder zum Bösen. Wie begrenzt unser Wirkungskreis auch sein mag - wir üben dennoch einen Einfluss zur Freude oder zum Kummer aus. Jenseits unseres Wissens oder unserer Kontrolle wirkt er sich zum Segen oder Fluch für andere aus. Er kann mit der Düsternis der Unzufriedenheit und Selbstsucht beladen oder mit dem tödlichen Makel einer Lieblingssünde vergiftet sein; oder er kann mit der Leben spendenden Kraft des Glaubens, des Muts und der Hoffnung sowie dem süßen Duft der Liebe erfüllt sein. Außer Frage: Er übt die Macht zum Guten oder zum Bösen aus.

Dass unser Einfluss wie "ein Geruch des Todes zum Tode" (2. Korinther 2,16a) sein kann, ist ein furchtbarer Gedanke, doch ist diese Möglichkeit nicht auszuschließen. Wer kann den Verlust ermessen, wenn dadurch ein Mensch irregeleitet wird und das ewige Leben einbüßt! Eine einzige übereilte Handlung oder ein unbedachtes Wort kann einen so tiefen Einfluss auf das Leben eines anderen ausüben, dass es zu dessen Verderben gereicht. Ein einziger Makel im Charakter vermag viele von Christus abzuwenden.

Wenn die Saat eine Ernte erbringt und diese ihrerseits ausgesät wird, wird die Ernte vervielfacht. Diese Gesetzmäßigkeit gilt auch für unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Jedes Verhalten und jedes Wort ist ein Same, der Frucht bringt. Jede Tat, die rücksichtsvoller Freundlichkeit, dem Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes oder der Selbstverleugnung entspringt, pflanzt sich ihrerseits in anderen fort und durch sie wieder in anderen. Ebenso ist jede Handlung aus Neid, Hass oder Zwietracht wie ein Same, der aus einer "giftigen Wurzel" aufgewachsen ist, durch die "viele vergiftet" werden (Hebräer 12,15b GNB). Und eine viel größere Anzahl wird durch diese "vielen" vergiftet! So setzt sich das Säen des Guten und Bösen in Zeit und Ewigkeit fort.