Macht Und Ohnmacht

Kapitel 8

Das Nordreich Fällt Von Gott Ab

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2. Chronik 14 bis 16; 1. Könige 15,9-34 und 16,25-33.

In der Zeit zwischen dem Tod Jerobeams und dem Auftreten Elias vor König Ahab erlebte das Volk Israel einen ununterbrochenen geistlichen Niedergang. Unter der Herrschaft von Männern, die Gott nicht fürchteten und fremde Formen der Gottesverehrung förderten, vergaß die Mehrheit des Volkes sehr bald seine Pflicht, dem lebendigen Gott zu dienen, und nahm viele Praktiken des Götzendienstes an.

Nadab, der Sohn Jerobeams, saß nur ein paar Monate lang auf dem Thron Israels. Seine Laufbahn zum Bösen wurde plötzlich durch eine Verschwörung unter Führung Baschas beendet, eines von Nadabs Heerführern. Dieser wollte die Regierungsgewalt erlangen. Nadab wurde samt seiner ganzen Nachkommenschaft ermordet, "wie es der Herr durch den Propheten Ahija von Silo vorausgesagt hatte. Das geschah, denn "Jerobeam hatte durch sein schlechtes Vorbild die Israeliten zum Götzendienst verführt." 1. Kön. 15,30 Hfa

Damit fand das Haus Jerobeam sein Ende. Der von ihm eingeführte Götzendienst hatte über die schuldigen Übeltäter die Vergeltung des Himmels herbeigeführt. Dennoch setzten die nachfolgenden Herrscher - Bascha, Ela, Simri und Omri - nahezu 40 Jahre lang denselben verhängnisvollen Weg fort (siehe 1. Könige 16,8-26).

Während des längsten Teils dieser Zeit des Abfalls in Israel herrschte Asa über das benachbarte Königreich Juda. Viele Jahre hindurch tat Asa, "wie es dem Herrn, seinem Gott, Freude machte. Er ließ die fremden Altäre und Höhenheiligtümer niederreißen, die Säulen der Götzen umstürzen und die Aschera-Bilder zerschlagen. Er befahl dem Volk von Juda, den Herrn, den Gott seiner Vorfahren, zu suchen, seinem Gesetz zu gehorchen und seine Gebote zu halten. Auch aus den Städten Judas ließ er die Höhenheiligtümer und Rauchopfersäulen entfernen. So herrschte Frieden in Asas Reich" (2. Chronik 14,1-4 NLB).

Asas Sieg Durch Vertrauen In Gott

Der Glaube Asas wurde ernstlich auf die Probe gestellt, als "der Kuschite Serach ... gegen sie auszog mit einem Heer von tausend Mal tausend Mann und 300 Wagen" (2. Chronik 14,8 Elb.) und in sein Reich einfiel. In dieser Krise vertraute Asa weder auf die "festen Städte in Juda", die er erbaut hatte, noch auf die Mauern mit "Türmen, Toren und Riegeln" und auch nicht auf die "starken Kriegsleute" (2. Chronik 14,5-7) seines gut ausgebildeten Heeres, sondern auf den Herrn der Heerscharen, in dessen Namen Israel vorzeiten mehrfach wunderbar errettet worden war. Er stellte seine Streitkräfte zum Kampf auf und suchte zugleich Hilfe bei Gott.

Die feindlichen Heere standen nun einander gegenüber. Das war ein Augenblick der Prüfung für alle, die dem Herrn dienten. Hatten sie jede Sünde bekannt? Besaßen die Männer Judas volles Vertrauen in Gottes errettende Macht? Solche Gedanken bewegten die Leiter. Nach menschlichem Ermessen würde das riesige Heer aus Ägypten alles hinwegfegen.

In Friedenszeiten hatte sich Asa aber nicht Belustigungen und Vergnügungen hingegeben, sondern sich auf jeden Notfall vorbereitet. Er hatte ein kampfbereites Heer aufgestellt und seine Untertanen zu veranlassen versucht, mit Gott Frieden zu schließen. Nun wankte sein Glaube an Gott nicht, obwohl seine Streitkräfte an Zahl denen des Feindes unterlegen waren. Weil der König den Herrn in guten Tagen gesucht hatte, konnte er sich auch in dieser Notzeit auf ihn verlassen. Seine Bitten bewiesen, dass ihm Gottes wunderbare Macht nicht fremd war. "Herr, es ist dir nicht schwer, dem Schwachen gegen den Starken zu helfen. Hilf uns, Herr, unser Gott", flehte er, "denn wir verlassen uns auf dich, und in deinem Namen sind wir gekommen gegen diese Menge. Herr, du bist unser Gott, gegen dich vermag kein Mensch etwas." (2. Chronik 14,10)

Das Gebet Asas kann jeder überzeugte Christ uneingeschränkt beten. Auch wir stehen in einem Kampf, "nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut, sondern gegen die bösen Mächte und Gewalten der unsichtbaren Welt, gegen jene Mächte der Finsternis, die diese Welt beherrschen, und gegen die bösen Geister in der Himmelswelt" (Epheser 6,12 NLB). In den Kämpfen des Lebens müssen wir auch bösen Mächten widerstehen, die sich gegen das Recht stellen. Da ruht unsere Hoffnung nicht auf Menschen, sondern auf dem lebendigen Gott. Mit völliger Glaubensgewissheit dürfen wir erwarten, dass er zur Ehre seines Namens seine Macht mit menschlichen Bemühungen vereinigen wird. So können wir, angetan mit dem "Panzer der Gerechtigkeit" (Epheser 6,14b), den Sieg über jeden Feind erringen.

König Asas Glaube wurde deutlich belohnt. "Da schlug der Herr die Ku- schiter vor Asa und dem Heer von Juda, und sie liefen davon. Asa und seine Männer verfolgten sie bis nach Gerar. Dabei erlitt das Heer der Kuschiter so schwere Verluste, dass es sich nicht mehr sammeln konnte. Die Kuschiter wurden vom Herrn und seinem Heer geschlagen." (2. Chronik 14,11.12 NLB)

Eine Reformation In Juda

Als die siegreichen Heere Judas und Benjamins nach Jerusalem zurückkehrten, "da kam der Geist Gottes über Asarja, den Sohn Odeds. Er zog König Asa entgegen. "Hör mir zu, Asa!, rief er. Hört, Männer aus den Stämmen Juda und Benjamin! Der Herr ist so lange bei euch, wie ihr ihm treu bleibt! Wenn ihr ihn sucht, wird er sich finden lassen, doch wenn ihr ihn verlasst, wird er euch verlassen ... Nun aber seid stark und mutig und gebt nicht auf, denn euer Tun soll belohnt werden!" (2. Chronik 15,1.2.7 NLB)

Asa wurde durch diese Worte so sehr ermutigt, dass er bald darauf eine zweite Reformation in Juda durchführte. "Er ließ alle Götzen im Gebiet von Juda und Benjamin und in den Städten, die er im Gebirge Ephraim erobert hatte, entfernen. Den Altar des Herrn jedoch, der vor dem Eingang des Tempels des Herrn stand, ließ er erneuern. Dann rief Asa alle Einwohner aus dem Gebiet von Juda und Benjamin und die Leute aus den Stämmen Ephraim, Manasse und Simeon, die sich unter ihnen angesiedelt hatten, zusammen. Viele Israeliten waren zu ihm gekommen, weil sie gesehen hatten, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war. Die Versammlung fand im dritten Monat, im 15. Jahr von Asas Herrschaft, in Jerusalem statt. An diesem Tag opferten sie dem Herrn von den Tieren, die sie in der Schlacht erbeutet hatten, 700 Rinder und 7000 Schafe und Ziegen. Danach schlossen sie einen Bund: Sie versprachen, den Herrn, den Gott ihrer Vorfahren, aus ganzem Herzen und ganzer Seele zu suchen ... und er ließ sich von ihnen finden. Und der Herr schenkte ihnen ringsum Ruhe." (2. Chronik 15,8-12.15)

Asas Fehler

Der lange Bericht von Asas treuem Dienst wurde allerdings durch einige Fehler getrübt, die er in Zeiten machte, in denen er sein Vertrauen nicht völlig auf Gott setzte. Als Bascha, der König Israels, einmal in Juda einfiel und Rama besetzte - eine Festung, die etwa acht Kilometer von Jerusalem entfernt lag - suchte Asa Befreiung, indem er ein Bündnis mit Ben-Hadad, dem König von Syrien, schloss. In dieser Notlage versagte er darin, allein Gott zu vertrauen, und dies wurde durch den Propheten Hanani streng gerügt, der vor Asa mit folgender Botschaft auftrat: "Weil du dein Vertrauen auf den König von Aram gesetzt hast statt auf den Herrn, deinen Gott, konntest du das Heer des Königs von Aram nicht besiegen. Erinnere dich an das riesige Heer der Kuschiter und Libyer mit all ihren Streitwagen und Reitern! Damals hast du dich auf den Herrn verlassen, und er hat sie in deine Hände gegeben. Die Augen des Herrn blicken über die ganze Erde, um die zu stärken, deren Herzen ganz ihm gehören. Du hast dich töricht verhalten. Von jetzt an wirst du Krieg führen müssen." Anstatt sich wegen seines Fehlers vor Gott zu demütigen, wurde Asa "so wütend auf den Propheten, der ihm diese Botschaft überbracht hatte, dass er ihn ins Gefängnis werfen ließ. Zur gleichen Zeit begann er auch andere Angehörige seines Volkes zu unterdrücken" (2. Chronik 16,7-10 NLB).

Im 39. Jahr seiner Herrschaft "befiel Asa ein Fußleiden. Doch selbst in dieser schlimmen Krankheit suchte er nicht beim Herrn, sondern nur bei seinen Ärzten Hilfe" (2. Chronik 16,12 NLB). Der König starb im 41. Jahr seiner Herrschaft. Sein Sohn Joschafat wurde sein Nachfolger.

Israel Auf Dem Höhepunkt Des Abfalls

Zwei Jahre vor Asas Tod begann Ahab über das Königreich Israel zu regieren. Von Beginn an war diese Zeit durch einen sonderbaren und abscheulichen Abfall gekennzeichnet. Sein Vater Omri, der Gründer der Stadt Samaria, tat bereits, "was der Herr verabscheute; er trieb es schlimmer als alle seine Vorgänger" (1. Könige 16,25 Hfa). Doch die Sünden Ahabs waren noch größer, denn er "tat mehr, was den Zorn des Herrn, des Gottes Israels, erregte, als alle Könige Israels vor ihm" (1. Könige 16,33 NLB). "Es war noch das wenigste, dass er an dem Götzendienst Jerobeams festhielt." (1. Könige 16,31a GNB). Es genügte ihm nicht, die in Bethel und Dan üblich gewordenen religiösen Dienste zu fördern, sondern er verleitete das Volk kühn zum schlimmsten Heidentum, indem er die Anbetung Jahwes durch den Baalsdienst ersetzte.

Zudem nahm er "Isebel, eine Tochter Etbaals, des Königs der Sidonier" und Hohenpriesters Baals, "zur Frau und begann, den Baal anzubeten. Zuerst baute er dem Baal in Samaria einen Tempel und darin einen Altar" (1. Könige 16,31b.32).

Ahab führte die Anbetung Baals nicht nur in der Hauptstadt seines Landes ein, sondern ließ nach den Anweisungen Isebels auch noch auf vielen Anhöhen heidnische Altäre errichten. Im Schutz von umliegenden Hainen übten Priester und andere, die an der Ausführung dieser verführerischen Form des Götzendienstes beteiligt waren, ihren verderblichen Einfluss aus, bis beinahe ganz Israel Baal nachfolgte. "Es gab keinen anderen, der sich so zu dem hergab, was in den Augen des Herrn Unrecht war, wie Ahab, der von seiner Frau Isebel dazu verführt wurde. Vor allem machte er sich schuldig, weil er Götzen anbetete, wie die Amoriter es getan hatten, die der Herr vor den Israeliten aus dem Land vertrieben hatte." (1. Könige 21,25.26 NLB)

Ahab war in moralischer Hinsicht ein Schwächling. Seine Eheverbindung mit einer götzendienerischen Frau, die charakterstark und temperamentvoll war, wirkte sich sowohl für ihn als auch für das Volk verhängnisvoll aus. Skrupellos, wie er war, und ohne hohen Maßstab für Rechtschaffenheit konnte sein Charakter leicht durch das entschlossene Auftreten Isebels beeinflusst werden. Wegen seiner selbstsüchtigen Natur konnte er das Erbarmen Gottes mit Israel nicht wertschätzen und seine Verpflichtungen als Hüter und Führer des auserwählten Volkes nicht verstehen.

Unter dem verderblichen Einfluss der Herrschaft Ahabs irrte Israel immer mehr vom lebendigen Gott ab und nahm immer üblere Gewohnheiten an. Seit Jahren hatte das Volk seinen Sinn für Ehrerbietung und Gottesfurcht eingebüßt. Nun schien es, als ob niemand mehr sein Leben aufs Spiel zu setzen wagte, um der vorherrschenden Gotteslästerung offen entgegenzutreten. Der dunkle Schatten des Abfalls lag auf dem ganzen Land. Überall waren Statuen von Baal und Aschera zu sehen. Götzentempel und geweihte Haine, wo Werke aus Menschenhand verehrt wurden, schossen wie Pilze aus dem Boden. Die Luft war vom Rauch der Götzenopfer verunreinigt. Von Berg und Tal hallte das wüste Geschrei der betrunkenen heidnischen Priester wider, die der Sonne, dem Mond und den Sternen ihre Opfer darbrachten.

Durch den Einfluss Isebels und ihrer ruchlosen Priester wurde das Volk gelehrt, dass die aufgestellten Götzenbilder Gottheiten seien, die durch ihre geheimnisvolle Macht die Elemente der Erde wie Feuer und Wasser beherrschten. Alle Gaben des Himmels - die plätschernden Bäche, die Ströme frischen Wassers, der milde Tau und die Regenschauer, welche die Erde erfrischen und üppiges Wachstum auf den Feldern hervorrufen - wurden der Gunst Baals und Ascheras zugeschrieben, nicht dem Geber aller guten und vollkommenen Gaben. Die Leute vergaßen, dass Hügel und Täler, Ströme und Quellen in der Hand des lebendigen Gottes sind und er über die Sonne, die Wolken des Himmels und alle Kräfte der Natur herrscht.

Gott Warnt Das Volk Vergeblich

Durch treue Boten ließ der Herr den abtrünnigen König und das Volk wiederholt warnen, doch diese Zurechtweisungen waren vergeblich. Ohne Erfolg machten vom Heiligen Geist erfüllte Boten Jahwes Recht als einziger Gott in Israel geltend; vergebens erhoben sie die Gesetze, die ihnen Gott gegeben hatte. Überwältigt vom großartigen Gepränge und den Riten des Götzendienstes folgten die Israeliten dem Beispiel des Königs und seines Hofes und gaben sich den berauschenden und erniedrigenden Vergnügungen einer sinnlichen Anbetung hin. Töricht und verblendet verwarfen sie Gott und seine Verehrung. Das Licht, das ihnen so gnadenvoll geschienen hatte, wurde zur Finsternis. Das glänzende Gold wurde matt.

Wie war doch alle Herrlichkeit von Israel gewichen! Nie zuvor war Gottes auserwähltes Volk so tief gefallen. Es gab außer den "450 Propheten Baals" noch "400 Propheten der Aschera" (1. Könige 18,19 NLB). Da konnte nur noch Gottes Wunder wirkende Macht das Volk vor dem völligen Untergang bewahren. Israel hatte sich willentlich von Gott getrennt. Doch der Herr fühlte sich in seinem Erbarmen zu denjenigen hingezogen, die zur Sünde verleitet worden waren. Deshalb sandte er ihnen nun einen seiner mächtigsten Propheten, der viele zur Treue gegenüber dem Gott ihrer Väter zurückführen sollte.