Macht Und Ohnmacht

Kapitel 22

Der Prophet Jona Warnt Ninive

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Das Buch Jona

Eine der größten Städte der antiken Welt in der Zeit des geteilten Israel war Ninive, die Hauptstadt des Assyrischen Reiches. Sie wurde bereits kurz nach der Zerstreuung der Menschen aus Babel (Babylon) gegründet - eine Folge des Turmbaus (vgl. 1. Mose 10,10.11; 11,8.9). An den fruchtbaren Ufern des Tigris erlebte sie eine jahrhundertelange Blütezeit und wurde "eine so große Stadt vor Gott, dass man drei Tage brauchte, um sie zu durchqueren" (Jona 3,3 NLB).

In ihrem Wohlstand war Ninive ein Mittelpunkt von Verbrechen und Bosheit. In der Heiligen Schrift wird sie als "Blutstadt ... erfüllt mit Lüge und Gewalttat" bezeichnet (Nahum 3,1 Elb.). In bildreicher Sprache verglich der Prophet Nahum die Niniviten mit einem erbarmungslosen, raubgierigen Löwen und erklärte: "Es gibt niemand, der nicht deine Grausamkeit zu spüren bekam." (Nahum 3,19b GNB)

So gottlos Ninive auch geworden war, wurde es doch nicht gänzlich dem Bösen überlassen. Der Herr "schaut ... auf alle Bewohner der Erde" und sieht "alles, was kostbar ist" (Psalm 33,14 Elb.; Hiob 28,10b). Er nahm daher wahr, dass es in jener Stadt viele gab, die nach etwas Besserem und Höherem strebten und - wenn sie Gelegenheit bekämen, den lebendigen Gott kennenzulernen - von ihrem bösen Tun ablassen und ihn anbeten würden. Deshalb offenbarte sich Gott ihnen in eindeutiger Weise, um sie - falls möglich - zur Umkehr zu bewegen.

Als Werkzeug erwählte er den Propheten Jona, den Sohn Amittais. An ihn richtete der Herr den Auftrag: "Geh in die große und mächtige Stadt Ninive und kündige ihren Einwohnern an, dass ich sie strafen werde. Denn ich kenne ihre Bosheit." (Jona 1,2 Hfa)

Jonas Flucht Vor Gott

Als der Prophet die Schwierigkeiten und die scheinbare Unmöglichkeit dieses Auftrages bedachte, geriet er in Versuchung, die Weisheit dieser Berufung zu bezweifeln. Menschlich gesehen schien es, als könnte man durch die Verkündigung einer derartigen Botschaft in dieser stolzen Stadt nichts erreichen. Dabei vergaß Jona, dass der Gott, dem er diente, allwissend und allmächtig ist. Als er zögerte und zweifelte, entmutigte ihn Satan vollends. Der Prophet wurde von großer Angst übermannt und "machte sich auf den Weg, aber in die entgegengesetzte Richtung. Er wollte nach Tarsis in Spanien fliehen, um dem Herrn zu entkommen. In der Hafenstadt Jafo fand er ein Schiff, das dorthin segeln sollte. Er bezahlte das Fahrgeld und stieg ein" (Jona 1,3 GNB).

Jona war mit einer großen Verantwortung betraut worden, doch sein Auftraggeber war in der Lage, seinen Diener zu unterstützen und ihm Erfolg zu schenken. Hätte der Prophet unverzüglich gehorcht, wären ihm viele bittere Erfahrungen erspart geblieben und er wäre reich gesegnet worden. Doch auch in der Stunde der Verzweiflung verließ ihn der Herr nicht. Durch eine Reihe von Schwierigkeiten und seltsamen Fügungen sollte das Vertrauen des Propheten in Gott und dessen unendliche Rettermacht wiederbelebt werden.

Wenn Jona gleich bei seiner Berufung in Ruhe darüber nachgedacht hätte, wäre ihm aufgegangen, wie töricht jedes Bemühen sein muss, sich solch einer Verantwortung zu entziehen. Seine sinnlose Flucht durfte er daher nicht lange ungestört fortsetzen. "Da schickte der Herr einen Sturm aufs Meer, der so heftig war, dass das Schiff auseinanderzubrechen drohte. Die Seeleute hatten große Angst, und jeder schrie zu seinem Gott um Hilfe. Um die Gefahr für das Schiff zu verringern, warfen sie die Ladung ins Meer. Jona war nach unten gegangen, hatte sich hingelegt und schlief fest." (Jona 1,4.5 GNB)

Während die Seeleute ihre heidnischen Götter um Hilfe anriefen, suchte der zermürbte Kapitän Jona auf und sagte: "Wie kannst du schlafen? Steh auf, rufe zu deinem Gott! Vielleicht hilft er uns, und wir müssen nicht untergehen!" (Jona 1,6 GNB)

Doch die Gebete des Mannes, der vom Weg seiner Pflicht abgewichen war, brachten keine Hilfe. Die Seeleute waren davon überzeugt, dass die außergewöhnliche Gewalt des Sturmes den Zorn ihrer Götter anzeigte, weshalb sie beschlossen, ein letztes Mittel anzuwenden: "Die Seeleute wollten durch das Los herausfinden, wer an ihrem Unglück schuld sei. Da fiel das Los auf Jona. Sie bestürmten ihn mit Fragen: ›Sag uns: Warum sind wir in diese Gefahr geraten? Wer bist du eigentlich? Was für Geschäfte treibst du? Zu welchem Volk gehörst du, wo ist deine Heimat?‹

Jona antwortete: ›Ich bin ein Hebräer und verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der Land und Meer geschaffen hat.‹ Er sagte ihnen auch, dass er auf der Flucht vor dem Herrn sei.

Da bekamen die Männer noch mehr Angst und fragten ihn: ›Wie konntest du das tun? Was sollen wir jetzt mit dir machen, damit das Meer sich beruhigt und uns verschont?‹ Denn es war inzwischen noch stürmischer geworden.

Jona sagte: ›Werft mich ins Meer, dann wird es sich beruhigen. Ich weiß, dass dieser Sturm nur meinetwegen über euch gekommen ist.‹

Die Seeleute machten einen letzten Versuch, durch Rudern das Land zu erreichen; doch sie schafften es nicht, denn der Sturm tobte immer heftiger. Da beteten sie zum Herrn: ›Herr, strafe uns nicht, wenn wir diesen Mann jetzt opfern müssen! Rechne uns seinen Tod nicht als Mord an. Es war dein Wille, und alles, was du willst, geschieht.‹ Dann nahmen sie Jona und warfen ihn ins Meer. Sofort wurde es ruhig. Da packte sie alle große Furcht vor dem Herrn. Sie schlachteten ein Opfertier für ihn und machten ihm Versprechen für den Fall ihrer Rettung." (Jona 1,7-16 GNB)

Jonas Gebet Im Fisch

"Der Herr aber ließ einen großen Fisch kommen, der verschlang Jona. Drei Tage und drei Nächte lang war Jona im Bauch des Fisches. Dort betete er zum Herrn, seinem Gott: ›In meiner Not rief ich zu dir, Herr, und du hast mir geantwortet. Aus der Tiefe der Totenwelt schrie ich zu dir, und du hast meinen Hilfeschrei vernommen. Du hattest mich mitten ins Meer geworfen, die Fluten umgaben mich; alle deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen. Ich dachte schon, du hättest mich aus deiner Nähe verstoßen, deinen heiligen Tempel würde ich nie mehr sehen. Das Wasser ging mir bis an die Kehle. Ich versank im abgrundtiefen Meer, Schlingpflanzen wanden sich mir um den Kopf. Ich sank hinunter bis zu den Fundamenten der Berge, und hinter mir schlossen sich die Riegel der Totenwelt. Aber du, Herr, mein Gott, hast mich lebendig aus der Grube gezogen. Als mir die Sinne schwanden, dachte ich an dich, und mein Gebet drang zu dir in deinen heiligen Tempel. Wer sich auf nichtige Götzen verlässt, bricht dir die Treue. Ich aber will dir danken und dir die Opfer darbringen, die ich dir versprochen habe; denn du, Herr, bist mein Retter." (Jona 2,1-10 GNB)

Endlich hatte Jona gelernt: "Bei dem Herrn findet man Hilfe." (Psalm 3,9) Mit seiner Reue und Anerkennung der rettenden Gnade Gottes kam auch die Befreiung. Jona wurde aus den Gefahren der gewaltigen Tiefe entlassen, vom Fisch in der Nähe des Ufers ausgespuckt und an Land gespült.

Jonas Verkündigung In Ninive

Erneut wurde der Diener Gottes beauftragt, Ninive zu warnen: "Geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe dort aus, was ich dir auftrage!" Diesmal fragte und zweifelte Jona nicht erst lange, sondern gehorchte ohne Zögern: "Diesmal gehorchte Jona dem Herrn und ging nach Ninive." (Jona 3,2.3a GNB)

Gleich beim Eintritt in die Stadt begann er mit der Verkündigung der Botschaft: "Ninive wird in 40 Tagen zerstört werden!" (Jona 2,4 NLB) Durch alle Straßen hallte seine warnende Stimme.

Die Botschaft war nicht vergeblich. Sein Rufen in der gottlosen Stadt ging von Mund zu Mund, bis alle Einwohner die erschreckende Ankündigung vernommen hatten. Der Geist Gottes prägte diese Botschaft jedem Herzen ein und ließ das ganze Volk wegen seiner Sünden zittern und sie in tiefer Demut bereuen.

"Da glaubten die Einwohner Ninives an Gott, und alle, vom Höchsten bis zum Geringsten, beschlossen, zu fasten und sich in Säcke zu kleiden. Als der König von Ninive die Botschaft hörte, verließ er seinen Thron und legte seine königlichen Gewänder ab. Er kleidete sich in einen Sack und setzte sich in die Asche. Dann ließen der König und die führenden Männer folgenden Erlass in Ninive bekanntgeben: ›Weder Mensch noch Vieh, Rind und Schaf dürfen irgendetwas essen. Sie dürfen weder weiden noch Wasser trinken. Mensch und Tier sollen sich in Säcke kleiden und sich ganz dem Gebet zu Gott widmen. Sie sollen von ihren bösen Wegen umkehren und von ihren Gräueltaten ablassen. Wer weiß? Vielleicht kehrt Gott um und bereut und bezähmt seinen grimmigen Zorn, sodass wir nicht zugrunde gehen.‹" (Jona 3,5-9 NLB)

Weil der König und die Oberen mitsamt dem Volk "Reue gezeigt [haben], nachdem sie Jonas Predigt gehört hatten" (Matthäus 12,41b NLB), und einmütig Gott anriefen, wurden sie begnadigt. "Gott sah, dass sie sich von ihrem bösen Treiben abwandten. Da tat es ihm leid, sie zu vernichten, und er führte seine Drohung nicht aus." (Jona 3,10 GNB) Der Untergang der Stadt wurde auf diese Weise abgewendet. Der Gott Israels aber wurde in der ganzen Heidenwelt geehrt und sein Gesetz beachtet. Erst viele Jahre später wurde Ninive eine Beute seiner umliegenden Völker (siehe Seite 245 f), weil es den wahren Gott wieder vergessen hatte und stolz und überheblich geworden war.

Jonas Unzufriedenheit Mit Gott

Als Jona von der Absicht Gottes erfuhr, die Stadt zu verschonen, deren Einwohner trotz ihrer Bosheit in Sack und Asche Buße getan hatten, hätte er sich als Erster über die erstaunliche Gnade Gottes freuen sollen. Doch stattdessen grübelte er darüber nach, dass man ihn nun für einen falschen Propheten halten könnte. Weil er eifersüchtig auf seinen Ruf bedacht war, verlor er die Tatsache aus den Augen, dass jeder Mensch in dieser elenden Stadt einen unendlich größeren Wert besaß. Gottes Mitleid gegenüber den reumütigen Niniviten "gefiel Jona gar nicht, und er wurde zornig. Er sagte: ›Ach, Herr, genau das habe ich vermutet, als ich noch zu Hause war! Darum wollte ich ja auch nach Spanien fliehen. Ich wusste es doch: Du bist voll Liebe und Erbarmen, du hast Geduld, deine Güte kennt keine Grenzen. Das Unheil, das du androhst, tut dir hinterher leid .‹" (Jona 4,1.2 GNB) Einmal mehr gab er seiner Neigung zum Zweifel nach, und einmal mehr überwältigte ihn der Missmut. Er verlor das Wohl anderer Menschen aus dem Auge und wollte lieber sterben, statt zu erleben, dass die Stadt verschont blieb. Unzufrieden rief er: "So mach nun meinem Leben ein Ende, Herr! Ich will lieber sterben als leben." (Jona 4,3 NLB)

"Der Herr antwortete ihm: ›Ist es recht, dass du deshalb zornig bist?‹ Da ging Jona an den Ostrand der Stadt und machte sich eine Laubhütte, unter die er sich setzte, um abzuwarten, wie es mit der Stadt weiterging. Und Gott, der Herr, ließ einen Rizinusstrauch wachsen, der sich über Jonas Kopf ausbreitete und ihm Schatten gab. Das linderte sein Unbehagen, und Jona freute sich sehr über den Busch." (Jona 4,4-6 NLB)

Dann erteilte der Herr dem Jona eine anschauliche Lehre. "Gott ließ ... einen Wurm kommen. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch fraß sich der Wurm durch den Busch, sodass dieser vertrocknete. Nachdem die Sonne aufgegangen war, schickte Gott einen sengenden Ostwind. Die Sonne brannte auf Jonas Kopf, bis er matt wurde und sich den Tod wünschte. ›Ganz sicher ist es besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe‹, rief er. Da sprach Gott zu Jona: ›Ist es richtig von dir, wegen des Rizinusstrauchs so zornig zu sein?‹ ›Ja‹, antwortete Jona, ›zornig bis zum Tod!‹ Da sprach der Herr: ›Dir tut es leid um den Busch, obwohl du nichts getan hast, um ihn entstehen zu lassen. Er wuchs in einer Nacht und verging über Nacht. Ninive aber hat über 120.000 Einwohner, die nicht zwischen links und rechts unterscheiden können, ganz zu schweigen von den vielen Tieren. Sollte ich eine so große Stadt nicht scho- nen?‹" (Jona 4,7-11 NLB)

Obwohl Jona verwirrt, gedemütigt und außerstande war, die Absicht Gottes bezüglich der Verschonung Ninives zu erkennen, hatte er dennoch seinen Auftrag erfüllt und die Stadt gewarnt. Die Vorhersage traf zwar nicht ein, aber dennoch kam die Warnungsbotschaft von Gott und erfüllte dessen Absicht. Die Herrlichkeit seiner Gnade wurde unter den Völkern offenbar. "Manche saßen in Finsternis ... Denn sie hatten sich gegen Gottes Gebote aufgelehnt . Da schrien sie zum Herrn in ihrer Not, und er rettete sie aus ihrer Verzweiflung. Er führte sie aus Finsternis und tiefster Dunkelheit ... Er sprach ein Wort, und sie wurden gesund - so rettete er sie" vor dem Untergang (Psalm 107,10.11.13.14.20 NLB).

Jesus - Ein Grösserer Als Jona

In seinem Dienst auf Erden wies Christus auf das Gute hin, das die Predigt Jonas in Ninive bewirkt hatte. Er verglich die Einwohner dieser heidnischen Großstadt mit dem bekennenden Volk Gottes seiner Zeit und erklärte: "Die Einwohner Ninives werden sich am Tag des Gerichts gegen euch erheben und euch verurteilen, denn sie haben Reue gezeigt, nachdem sie Jonas Predigt gehört hatten. Und nun ist einer bei euch, der weit größer ist als Jona - aber ihr weigert euch zu bereuen." (Matthäus 12,41 NLB) Der Sohn Gottes war in diese geschäftige Welt gekommen, die vom Lärm des Verkehrs und vom Gezänk des Handels erfüllt war, in der die Menschen versuchten, so viel wie möglich für sich selbst zu erlangen. Wie die Posaune Gottes war seine Stimme über allem Wirrwarr zu hören: "Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert? Womit will er es dann zurückkaufen?" (Matthäus 16,26 GNB)

Wie die Predigt Jonas ein Zeichen für die Niniviten gewesen war, war auch die Verkündigung von Jesus ein Zeichen für seine Zeitgenossen. Doch welch ein Gegensatz bei der Annahme der Botschaft! Doch trotz aller Gleichgültigkeit und allen Spotts wirkte der Erlöser weiter, bis er seinen Auftrag erfüllt hatte.

Hierin liegt eine Lehre für Gottes Boten heute, denn die großen Städte der Länder benötigen genauso eine Kenntnis der Eigenschaften und Absichten des wahren Gottes wie die Niniviten damals. Die Botschafter von Christus sollen die Menschen auf jene bessere Welt hinweisen, von der diese zum großen Teil nichts mehr wissen. Gemäß der Lehre der Heiligen Schrift ist die einzige Stadt, die Bestand haben wird, jene, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Im Glauben kann ein Mensch schon die Türschwelle des Himmels erblicken, die von der Herrlichkeit Gottes angestrahlt wird. Durch seine Diener fordert Christus, der Herr, die Menschen auf, mit heiligem Verlangen ihr ewiges Erbe zu sichern. Er legt ihnen dringend ans Herz, sich Schätze am Thron Gottes zu sammeln (vgl. Matthäus 6,20).

Die Ursache Der Bosheit

Das schnelle und stetige Anwachsen von entschlossener Bosheit lädt eine nahezu universale Schuld auf die Bewohner der Städte. Die herrschende Verderbtheit ist kaum zu beschreiben. Tagtäglich wird von Auseinandersetzungen, Bestechung und Betrug berichtet, von Gewalttaten und Gesetzlosigkeit, von ruchloser und grausamer Zerstörung menschlichen Lebens und von der Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leid. Jeder Tag bezeugt die Zunahme von Wahnsinn, Mord und Selbstmord.

Durch die Zeitalter hindurch war Satan bestrebt, die Menschen über die wohltätigen Absichten Gottes in Unwissenheit zu halten. Er wollte vom Kern des göttlichen Gesetzes - von Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe - ablenken. Die Menschen rühmen sich zwar des großartigen Fortschritts und des Wissensstandes der heutigen Zeit, aber Gott sieht die Welt voller Bosheit und Gewalttaten. Menschen erklären Gottes Gesetz für abgeschafft und die Bibel für unglaubwürdig. Die Folge davon ist eine Flut des Bösen, wie sie seit den Zeiten Noahs und des Abfalls von Israel nicht mehr geherrscht hat. Großmut, Güte und Frömmigkeit werden gegen die Lust nach Verbotenem eingetauscht. Die grauenvollen Berichte von Verbrechen, die aus Gewinnsucht begangen werden, erfüllen einen mit Schrecken.

Unser Gott ist ein Gott der Barmherzigkeit. Mit den Übertretern seines Gesetzes verfährt er langmütig und voller Mitgefühl. In unserer Zeit, in der Männer und Frauen viele Gelegenheiten haben, mit dem Gesetz Gottes in der Heiligen Schrift vertraut zu werden, kann der große Herrscher des Alls nicht mit der geringsten Genugtuung auf die Städte sehen, in denen Gewalt und Verbrechen wüten. Die Langmut Gottes mit denen, die weiterhin im Ungehorsam verharren, hat bald ein Ende.

Haben die Menschen etwa einen Grund, überrascht zu sein, wenn plötzlich und unerwartet der höchste Herrscher sein Verhalten gegenüber den Bewohnern der gefallenen Welt ändert? Sollten sie sich wundern, wenn eine Strafe den Übertretungen und überhandnehmenden Verbrechen folgt und Gott diejenigen mit Tod und Verderben heimsucht, die mit unlauteren Machenschaften unrechtmäßige Gewinne erzielt haben? Obwohl ihnen Gott immer mehr Erkenntnis hinsichtlich seiner moralischen Forderungen gegeben hat, haben viele die Herrschaft Jahwes abgelehnt und es vorgezogen, weiterhin dem Urheber allen Aufruhrs gegen die Regierung des Himmels zu folgen.

Wenn wir die fortwährende Dreistigkeit bedenken, mit der Gottes heilige Gebote übertreten werden, staunen wir über dessen unfassbar große Langmut. Der Allmächtige hat sich noch Zurückhaltung auferlegt. Aber er wird sich sicher aufmachen und diejenigen bestrafen, welche die Zehn Gebote frech missachten.

Gott räumt den Menschen Zeit zur Bewährung ein. Aber es gibt einen Punkt, an dem die göttliche Geduld erschöpft ist und die Gerichte Gottes die sichere Folge sind. Gott erträgt Menschen und Städte lange und warnt sie in seiner Barmherzigkeit, damit sie vor seinem heiligen Zorn bewahrt werden. Doch die Zeit wird kommen, wenn die Bitten um Gnade nicht mehr gehört und die rebellischen Menschen ausgerottet werden, weil sie das Licht der Wahrheit fortgesetzt zurückgewiesen haben. Es geschieht aus Barmherzigkeit gegen sie selbst und gegen jene, die sich von ihrem Vorbild haben beeinflussen lassen.

Die Zeit ist nahe, in der die Welt mit Leid erfüllt wird, das kein menschliches Mittel heilen kann. Der Geist Gottes zieht sich zurück. Unglücksfälle zu Wasser und zu Land nehmen in schneller Folge zu. Wie oft hören wir von Erdbeben und Wirbelstürmen, von Verheerungen durch Feuer und Fluten mit großen Verlusten an Menschenleben und Sachwerten! Es hat den Anschein, als ob diese Unglücksfälle nichts anderes als unberechenbare Ausbrüche chaotischer und ungezügelter Naturgewalten wären, die vom Menschen nicht beherrscht werden können. Aber darin kann man die Absicht Gottes erkennen. Sie gehören zu seinen Maßnahmen, um die Menschen auf die ihnen drohende Gefahr aufmerksam zu machen.

Gottes Boten Sollen Sich Nicht Entmutigen Lassen

Die Boten Gottes in den großen Städten sollten sich bei der Verkündigung der Heilsbotschaft nicht durch die Bosheit, Ungerechtigkeit und Verkommenheit entmutigen lassen. Der Herr möchte jeden dieser Mitarbeiter mit derselben Botschaft stärken, die er an den Apostel Paulus im lasterhaften Korinth richtete: "Hab keine Angst, sondern verkünde unbeirrt die Gute Nachricht! Ich bin bei dir! Niemand kann dir etwas anhaben; denn mir gehört ein großes Volk in dieser Stadt." (Apostelgeschichte 18,9.10 GNB) Wer im Dienst der Rettung von Menschen steht, sollte bedenken, dass sich - obwohl viele den Ratschluss Gottes in seinem Wort nicht beachten - dennoch nicht die ganze Welt vom Licht der Wahrheit und von den Einladungen des geduldigen und nachsichtigen Erlösers abwenden wird. In jeder Stadt - mögen dort auch noch so viele Gewalttaten und Verbrechen geschehen - gibt es viele, die bei richtiger Unterweisung Jesus nachfolgen werden. Tausende könnten mit der rettenden Wahrheit erreicht und dazu veranlasst werden, Christus als ihren persönlichen Erlöser anzunehmen.

Gottes Botschaft an die heutigen Erdenbewohner lautet: "Darum seid jederzeit bereit; denn der Menschensohn wird zu einer Stunde kommen, wenn ihr es nicht erwartet." (Matthäus 24,44 GNB) Die gesellschaftlichen Zustände - insbesondere in den Weltstädten - zeigen überdeutlich, dass die Zeit des Gerichtes Gottes gekommen und das Ende aller Dinge nahe ist. Wir stehen an der Schwelle der größten Krise aller Zeitalter. Schnell werden Gottes Gerichte aufeinander folgen: Feuer, Flutkatastrophen und Erdbeben, Kriege und Blutvergießen. Wir sollten nicht überrascht sein, wenn jetzt große und entscheidende Ereignisse eintreten, denn der Engel der Gnade kann Unbußfertige nicht länger schützen.

"Der Herr tritt schon aus seiner Wohnung hervor, um die Bewohner der Erde für ihre Vergehen zu bestrafen. Die Erde deckt das Blut wieder auf, das sie getrunken hat, sie verbirgt die Ermordeten nicht länger." (Jesaja 26,21 GNB) Der Sturm des Zornes Gottes braut sich zusammen. Nur wer der Einladung der Gnade folgt, wie es einst die Einwohner Ninives nach Jonas Predigt taten, wird ihn überstehen und durch Einhalten der Gebote des himmlischen Herrschers geheiligt werden. Allein die Gerechten werden mit Christus in Gott geborgen sein, "bis das Strafgericht vorüber ist" (Jesaja 26,20b GNB). Deshalb sollten wir beten: "Andre Zuflucht hab ich keine, zagend hoff' ich nur auf dich. Lass, o lass mich nicht alleine, tröste, Herr, und stärke mich. Birg mich in den Lebensstürmen, bis vollendet ist mein Lauf. Führe mich zum sicher'n Hafen, nimm zuletzt mich bei dir auf." 1