Macht Und Ohnmacht

Kapitel 23

Assyrien Vernichtet Das Nordreich

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Hosea 4 bis 14; Amos 5,1-17 und 7,10-17; 2. Könige 15,8-30; 2. Chronik 30,1-13; 2. Könige 17,1-23.

Die letzten Jahre des vom Unglück verfolgten Reiches Israel waren durch eine Anhäufung von Gewalt und Bluttaten gekennzeichnet, wie es sie nie gegeben hatte - selbst nicht in den schlimmsten Zeiten der Auseinandersetzung und der Unruhe unter der Herrschaft des Hauses Ahab. Mehr als zwei Jahrhunderte lang hatten die Herrscher der zehn Stämme Wind gesät; nun ernteten sie Sturm (vgl. Hosea 8,7a). Ein König nach dem anderen wurde umgebracht, weil ehrgeizige Leute an die Macht strebten. "Sie haben ohne meine Zustimmung Könige und Fürsten über sich gesetzt", erklärte der Herr von diesen gottlosen, unrechtmäßigen Herrschern. (Hosea 8,4a NLB) Jeder Rechtsgrundsatz wurde beiseitegesetzt, und jene, die als Verwahrer der göttlichen Gnade vor den Völkern der Erde hätten dastehen sollen, "haben treulos gegen den Herrn" und aneinander gehandelt (Hosea 5,7a NLB).

Ernste Warnungen Durch Hosea

Durch schärfste Zurechtweisungen versuchte Gott, die verstockte Nation vor der drohenden Gefahr einer vollkommenen Zerstörung zu warnen. Durch die Propheten Hosea und Amos wurden die zehn Stämme dringend zu vollständiger Umkehr aufgefordert. Die beiden drohten wegen der fortgesetzten Gesetzesübertretung Unheil an. Hosea verkündete: "Ihr habt Bosheit angepflanzt. Deshalb habt ihr auch Unrecht geerntet. Ihr habt die Frucht der Lüge gegessen - habt auf euer mächtiges Heer vertraut und seid weiter eure eigenen Wege gegangen. Jetzt ertönt von allen Seiten Kriegslärm: Eure Festungen werden alle fallen ... Noch vor Sonnenaufgang soll der König von Israel vernichtet werden." (Hosea 10,13-15 NLB)

Vom Stamm Ephraim sagte der Prophet: "Fremde haben ihnen ihre Stärke geraubt, aber sie merken es nicht einmal. Israel hat graue Haare bekommen - aber das ist ihm gar nicht bewusst." (Hosea 7,9 NLB) "Israel verwirft das Gute." (Hosea 8,3) Unfähig, das furchtbare Ende ihres bösen Weges zu erkennen, sollten die zehn Stämme bald "unter den Heiden umherirren" (Hosea 9,17).

Einige Führer Israels wollten den merklichen Verlust an Ansehen wieder wettmachen. Aber statt die Gepflogenheiten aufzugeben, die das Königreich geschwächt hatten, fuhren sie in ihrer Bosheit fort und redeten sich ein, dass sie die erwünschte politische Macht durch Bündnisse mit den Heiden erlangen könnten. "Als Ephraim und Juda merkten, wie schlimm es um sie stand, suchte Ephraim Hilfe beim König von Assyrien." (Hosea 5,13a Hfa) "Ephraim ist leichtgläubig und dumm wie eine Taube. Erst rufen sie die Ägypter zu Hilfe, dann wollen sie mit den Assyrern ein Bündnis schließen!" (Hosea 7,11 Hfa) "Sie schließen ein Bündnis mit den Assyrern." (Hosea 12,2 Hfa)

Durch den Mann Gottes, der vor dem Altar in Bethel erschienen war, durch Elia und Elisa, durch Amos und Hosea hatte der Herr den zehn Stämmen wiederholt die Übel des Ungehorsams vorgehalten. Aber trotz aller Zurechtweisungen und dringenden Bitten war Israel immer tiefer abgefallen. "Israel gebärdet sich störrisch wie eine widerspenstige Kuh", verkündete der Herr (Hosea 4,16a NLB). "Mein Volk kehrt nicht um und hält an seiner Auflehnung gegen mich fest." (Hosea 11,7a GNB)

Es gab Zeiten, in denen die Gerichte des Himmels das aufrührerische Volk sehr schwer trafen. "Darum habe ich wieder und wieder durch meine Propheten zugeschlagen und euch durch meine Gerichtsworte den Tod gebracht. Was ich von euch verlange, ist klar wie der helle Tag: Treue will ich von euch und nicht, dass ihr mir Tiere schlachtet! Ihr sollt mir nicht Brandopfer bringen, sondern erkennen, wer ich bin und was mir gefällt ... [Sie] sind mir untreu geworden." (Hosea 6,5.6.7b GNB)

"Hört das Wort des Herrn, ihr Leute von Israel!", lautete schließlich die Botschaft. "Ihr habt mein Gesetz vergessen, darum werde ich eure Nachkommen vergessen. Je zahlreicher sie wurden, die Priester, desto mehr haben sie gegen mich gesündigt. Deshalb entziehe ich ihnen ihre Ehrenstellung und stürze sie in Schimpf und Schande ... Darum wird es den Priestern ergehen wie dem Volk: Ich bestrafe sie für ihren Ungehorsam und lasse ihre Taten auf sie selbst zurückfallen." (Hosea 4,1a. 6b.7.9 GNB)

Falsche Anbetung

Die Bosheit in Israel während des halben Jahrhunderts vor dem Beginn der assyrischen Gefangenschaft war mit der Zeit Noahs oder mit anderen Zeitaltern zu vergleichen, in denen die Menschen Gott verlassen hatten und nur Böses trieben. Die Erhöhung der Natur über den Gott der Natur, die Anbetung des Geschöpfes anstelle des Schöpfers hatte stets die größten Übel zur Folge. Als das Volk Israel Baal und Aschera anbetete und den Naturgewalten höchste Verehrung zollte, löste es sich von allem, was erhebend ist, und wurde eine leichte Beute der Versuchung. Da die innere Schutzwehr niedergerissen war, gab es für die irregeführten Anbeter keine Schranke mehr gegenüber der Sünde. Sie gaben den bösen Leidenschaften des menschlichen Herzens nach.

Die auffallende Unterdrückung, die schändliche Ungerechtigkeit, der ungewöhnliche Luxus und die Verschwendungssucht, die schamlose Schwelgerei und Trunksucht, die grobe Sittenlosigkeit und die Ausschweifungen dieser Zeit wurden von den Propheten angeprangert - doch leider umsonst. Ihre Proteste waren vergeblich, vergeblich auch ihre öffentlichen Rügen der Sünde. Amos erklärte: "Sie hassen Richter, die ehrlich sind, und verachten Menschen, die die Wahrheit sagen. ... Denn ich kenne die große Zahl eurer Sünden und Verbrechen. Ihr bekämpft die Ehrlichen, ihr nehmt Bestechungsgelder an und beugt das Recht der Armen." (Amos 5,10.12 NLB)

Das waren einige der Folgen, nachdem Jerobeam die goldenen Kälber hatte aufstellen lassen. Ein erstes Abweichen vom bestehenden Gottesdienst führte zu anstößigeren Formen des Götzendienstes, bis sich nahezu alle Einwohner des Landes den verführerischen Bräuchen der Naturanbetung ergeben hatten. Israel hatte seinen Schöpfer vergessen und war "in tiefe Verderbnis ... versunken" (Hosea 9,9 ZÜ).

Aufrufe Zur Umkehr

Die Propheten protestierten weiter gegen diese Übel und setzten sich für rechtes Tun ein. Hosea forderte: "Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maß der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!" (Hosea 10,12) "So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!" (Hosea 12,7) "Ihr Leute von Israel, kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn durch eure eigene Schuld seid ihr ins Unglück gestürzt. Wendet euch an den Herrn, kommt zu ihm und sprecht: ›Ver- gib uns unsere Schuld!‹" (Hosea 14,2.3a GNB)

Die Übertreter der Gebote erhielten reichlich Gelegenheit zur Reue. Selbst im schlimmsten Abfall und in der größten Not enthielt Gottes Botschaft für sie Vergebung und Hoffnung. "Es hat dich zugrunde gerichtet, Israel, dass du gegen mich, gegen deinen Helfer, bist", erklärte der Herr. "Wo ist nun dein König, dass er dich rette ...?" (Hosea 13,9.10a Elb.)

"Kommt, wir wollen wieder zum Herrn", flehte der Prophet; "denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden. Er macht uns lebendig nach zwei Tagen, er wird uns am dritten Tag aufrichten, dass wir vor ihm leben werden. Lasst uns darauf Acht haben und danach trachten, den Herrn zu erkennen; denn er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte und wird zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet." (Hosea 6,1-3)

Denen, die den jahrhundertealten Plan zur Errettung von Sündern, die durch die Macht Satans umgarnt wurden, aus den Augen verloren hatten, bot der Herr Wiederherstellung und Frieden an: "Ich will euch von Götzendienst und Abtrünnigkeit heilen. Ich will euch bereitwillig lieben, denn mein Zorn hat sich für immer von euch abgewandt! Ich will für Israel wie der Tau sein. Dann wird es wie eine Lilie blühen und seine Wurzeln tief im Boden verankern wie die Zedern im Libanon. Seine Zweige werden sich ausstrecken, es soll wie ein prächtiger Olivenbaum sein, wie eine duftende Zeder auf dem Libanon. Mein Volk soll wieder in die Sicherheit seiner Heimat zurückkehren und Getreide anbauen. Es soll aufblühen wie ein Weinstock, der dem berühmten Weinstock des Libanon gleicht. O Israel, was hast du denn noch mit den Götzen zu schaffen? Ich bin es, der für dich sorgt und dich behütet. Ich bin wie ein grüner Baum: An mir findet ihr die Frucht, die ihr zum Leben braucht. Wer ist so weise, dass er dies verstehen kann, wer hat so viel Einsicht, dass er das begreift? Die Wege des Herrn sind gerade und die Gerechten sollen sicher auf ihnen gehen. Die Gottlosen aber sollen auf ihnen zu Fall kommen." (Hosea 14,5-10 NLB)

Es wurde eindringlich hervorgehoben, wie segensreich es ist, Gott zu suchen. Die Einladung des Herrn lautete: "Suchet mich, so werdet ihr leben! Suchet nicht Bethel und kommt nicht nach Gilgal und geht nicht nach Beer- scheba; denn Gilgal wird gefangen weggeführt werden, und Bethel wird zunichte werden" (Amos 5, 4.5) "Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr lebt! Und der Herr, der Gott der Heerscharen, wird so mit euch sein, wie ihr sagt. Hasst das Böse und liebt das Gute und richtet das Recht auf im Tor! Vielleicht wird der Herr, der Gott der Heerscharen, dem Rest Josefs gnädig sein." (Amos 5, 14.15 Elb.)

Die Einladungen Werden Abgelehnt

Weitaus die größte Zahl derer, die diese Einladungen vernahmen, lehnte es ab, sie zu nutzen. Die Worte der Botschafter Gottes widersprachen dem bösen Begehren der Unbußfertigen so sehr, dass der Götzenpriester von Bethel dem Herrscher Israels sagen ließ: "Amos zettelt mitten in Israel eine Verschwörung gegen dich an! Was er redet, ist unerträglich." (Amos 7, 10 GNB)

Durch Hosea hatte der Herr erklärt: "Wenn ich meines Volkes Geschick wenden und Israel heilen will, so zeigt sich erst die Sünde Ephraims und die Bosheit Samarias." (Hosea 7,1) "Der Hochmut der Leute von Israel zeugt gegen sie. Sie kehren nicht um zu mir, dem Herrn, ihrem Gott; sie suchen nicht meine Nähe." (Hosea 7,10 GNB)

Eine Generation lang nach der anderen hatte der Herr seine eigensinnigen Kinder ertragen, und sogar jetzt noch angesichts trotziger Rebellion wollte er sich ihnen als williger Retter offenbaren. "Was soll ich nur mit dir tun, Efraim, und was mit dir, Juda?", fragte er. "Eure Treue zu mir ist so flüchtig wie ein Morgennebel, sie vergeht so rasch wie der Tau vor der Sonne." (Hosea 6,4 GNB)

Dem Gericht Ubergeben

Da die Missstände im ganzen Land unabstellbar geworden waren, wurde über Israel das furchtbare Urteil gefällt: "Ephraim hat sich zu den Götzen gesellt; so lass es hinfahren." (Hosea 4,17) "Die Zeit ist gekommen, in der Israel bestraft wird. Die Tage der Vergeltung sind da. Israel wird das bald erkennen." (Hosea 9,7 NLB)

Die zehn Stämme Israels mussten nun die Früchte des Abfalls ernten, der nach der Errichtung der fremden Altäre in Bethel und Dan Gestalt angenommen hatte. Gottes Botschaft an sie lautete: "O Samaria, ich will dieses Kalb nicht - diesen Götzen, den du gemacht hast. Mein Zorn ist gegen dich entbrannt. Wann endlich schafft ihr es, euch zu reinigen? Das Kalb, das du anbetest, wurde von einem Handwerker hergestellt. Es ist kein Gott! Deshalb soll es in kleine Stücke zerschlagen werden." (Hosea 8,5.6 NLB) "Um den Stiergötzen von Bet-Awen werden die Bewohner Samarias zittern. Seine Verehrer werden um ihn trauern, die Götzenpriester werden in Klagegeheul ausbrechen. Denn seine Pracht wird ihm weggenommen, fortgeschafft wird sie. Auch den Stier selbst wird man nach Assyrien bringen, als Geschenk für den Assyrerkönig." (Hosea 10,5.6a GNB)

">Ich, Gott, der Herr, richte meine ganze Aufmerksamkeit auf dieses sündige Königreich, um es vom Erdboden zu vertilgen. Aber ich will das Geschlecht Israel nicht ganz ausrotten‹, spricht der Herr. ›Denn ich habe befohlen, dass das Haus Israel von den anderen Völkern umhergeschüttelt wird, so wie Getreide in einem Sieb geschüttelt wird und doch kein Korn verloren geht. Trotzdem werden die Sünder meines Volkes gewaltsam sterben - alle, die sagen: ,Es wird uns schon nichts Schlimmes geschehend" (Amos 9,8-10 NLB)

"Die elfenbeingeschmückten Häuser sollen zugrunde gehen, und viele Häuser vernichtet werden." (Amos 3,15) "Denn Gott, der Herr Zebaoth, ist es, der die Erde anrührt, dass sie bebt und alle ihre Bewohner trauern müssen." (Amos 9,5) Der Herr ließ verkünden: ">Deine Söhne und Töchter werden im Krieg umkommen, dein Grundbesitz wird verteilt und du selbst wirst in der Fremde sterben, in einem unreinen Land.‹ Denn das Volk Israel muss sein Land verlassen und in die Verbannung gehen." (Amos 7,17 GNB) "Weil ich dir dies tun will, mach dich bereit, deinem Gott zu begegnen, Israel!" (Amos 4,12b Elb.)

Eine Letzte Verzögerung

Eine Zeitlang wurden diese vorhergesagten Gerichte verzögert. Während der langen Herrschaft Jerobeams II. errangen die Heere Israels sogar beachtliche Siege. Aber diese scheinbare Blütezeit bewirkte bei den Unbußfertigen keinerlei Gesinnungswandel. Schließlich entschied Gott: "Jerobeam wird schon bald umgebracht werden, und das Volk Israel wird ins Exil gehen müssen, in ein Land fern von seiner Heimat." (Amos 7,11 NLB)

Die Kühnheit dieser Aussage hinterließ bei König und Volk keinen Eindruck, so weit war ihre Unbußfertigkeit fortgeschritten. Amazja, ein Führer der Götzenpriester in Bethel, war über den vernichtenden Prophetenspruch so erregt, dass er zu Amos sagte: "Geh weg von hier, du Seher! Flieh ins Land Juda und verdiene meinetwegen dort dein Brot mit deinen Prophetien! Aber belästige uns hier in Bethel nicht mit deinen Weissagungen, nicht hier, wo des Königs Heiligtum steht!" (Amos 7,12.13 NLB) Um so entschlossener lautete die Erwiderung des Propheten: "Israel wird gewiss aus seinem Land gefangen wegziehen." (Amos 7,17c Elb.)

Diese Aussagen gegen die abgefallenen Stämme erfüllten sich buchstäblich. Die Zerstörung des Königreiches erfolgte jedoch schrittweise. Noch im Gerichtsvollzug sann der Herr auf Gnade, und "als Tiglat-Pileser [III.], der König von Assyrien, gegen Israel anrückte", wurde Menahem, der damalige König Israels, zunächst nicht gefangen genommen, sondern durfte weiterhin als tributpflichtiger Vasall des Assyrischen Reiches auf dem Thron bleiben. Menahem "zahlte ihm ... 1000 Zentner Silber als Gegenleistung dafür, dass der Assyrerkönig zu ihm stand und ihn als König von Israel bestätigte. Das Silber brachte er dadurch zusammen, dass er allen Grundbesitzern in Israel eine Abgabe von einem halben Kilo auferlegte" (2. Könige 15,19.20a GNB). Nachdem die Assyrer die zehn Stämme gedemütigt hatten, kehrten sie eine Zeitlang in ihr eigenes Land zurück.

Menahem war weit davon entfernt, die Ursache für den Niedergang in seinem Königreich zu bereuen, und "hörte nicht auf mit dem Götzendienst, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Leute im Reich Israel verführt hatte" (2. Könige 15,18 GNB). Auch Pekachja und Pekach, seine Nachfolger, taten, "was dem Herrn missfiel" (2. Könige 15,24).

"Während der Regierungszeit Pekachs", die 20 Jahre lang dauerte, "fiel der Assyrerkönig Tiglat-Pileser in Israel ein. Er eroberte ... die Landschaften Gilead und Galiläa, das ganze Stammesgebiet von Naftali eingeschlossen." (2. Könige 15,29 GNB) Er nahm viele Gefangene aus den Stämmen in Galiläa und aus dem Ostjordanland, die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse, und führte sie weg. Sie wurden in weit entfernte Länder unter die Heiden zerstreut.

Von diesem furchtbaren Schlag erholte sich das Nordreich nie mehr. Der geschwächte Überrest wahrte noch die äußere Form der Selbstständigkeit, doch ohne wirkliche Macht zu besitzen. Nur noch ein weiterer Herrscher, Ho- sea, folgte auf Pekach. Bald sollte das Königreich Israel für immer verschwinden. Doch selbst in jener notvollen Zeit war Gott immer noch gnädig und bot dem Volk eine weitere Gelegenheit, sich vom Götzendienst abzuwenden.

Eine Einladung Hiskias Zum Passafest

Im dritten Jahr der Regierung Hoseas begann in Juda die Herrschaft des guten Königs Hiskia. Dieser führte zügig bedeutende Reformen im Tempeldienst in Jerusalem durch. Eine Passafeier wurde angesetzt, und zu diesem Fest wurden nicht nur die Stämme Juda und Benjamin eingeladen, über die Hiskia als König gesalbt worden war, sondern auch alle nördlichen Stämme. Er wandte "sich mit einem Aufruf an ganz Israel ... von Beerscheba im Süden bis nach Dan im Norden. Alle Israeliten sollten zu diesem Passafest nach Jerusalem eingeladen werden. Es war ja schon lange nicht mehr von allen Stämmen gemeinsam begangen worden, wie es vorgeschrieben war. Die Boten eilten mit den Briefen des Königs und seiner Minister durch ganz Juda und Israel. Im Auftrag des Königs riefen sie aus: ›Ihr Israeliten, kehrt wieder um zum Herrn, dem Gott eurer Ahnen Abraham, Isaak und Israel! Dann wird er sich euch, dem Rest eures Volkes, wieder zuwenden, allen, die nicht von den Assyrern verschleppt worden sind ... Seid nicht so starrsinnig wie eure Vorfahren, unterstellt euch dem Herrn! Kommt zu seinem Tempel, den er für alle Zeiten zu seinem Heiligtum bestimmt hat! Dient dem Herrn, eurem Gott; dann wird er seinen Zorn von euch abwenden. Wenn ihr zu ihm zurückkehrt, wird er dafür sorgen, dass die Assyrer mit euren verschleppten Brüdern und Söhnen Erbarmen haben und sie in euer Land zurückkehren lassen. Der Herr, euer Gott, ist voll Güte und Erbarmen! Er wird sich gewiss nicht länger von euch abwenden, wenn ihr zu ihm zurückkommt.‹" (2. Chronik 30,5.6.8.9 GNB)

"Von einer Stadt zur anderen, durch das Gebiet von Efraim und Manasse und bis hin nach Sebulon" trugen die von Hiskia ausgesandten Läufer die Botschaft. Israel hätte in dieser Einladung einen Aufruf zur Reue und Umkehr zu Gott erkennen sollen. Aber die Übrigen von den zehn Stämmen, die noch im Gebiet des einst blühenden Nordreiches wohnten, behandelten die königlichen Boten mit Gleichgültigkeit, ja sogar mit Verachtung: "Aber die Leute dort lachten sie aus und verspotteten sie. Nur einige aus den Stämmen Ascher, Manasse und Sebulon gingen in sich und kamen nach Jerusalem ... um das Passafest und das Fest der Ungesäuerten Brote zu feiern." (2. Chronik 30,10.11.13 GNB)

Das Ende Des Reiches Israel

Etwa zwei Jahre später wurde Samaria vom Heer Assyriens unter der Führung Salmanassars eingeschlossen. Während der Belagerung kamen viele Menschen elend durch Hunger, Krankheit und das Schwert ums Leben. Die Stadt und der Staat fielen. Der zerschlagene Überrest der zehn Stämme wurde gefangen weggeführt und in die Provinzen des Assyrischen Reiches zerstreut.

Die Vernichtung des Nordreiches war ein unmittelbares Strafgericht des Himmels. Die Assyrer waren nur Werkzeuge, die Gott gebrauchte, um seine Absicht auszuführen. Durch Jesaja, dessen prophetischer Dienst kurz vor der Einnahme Samarias begonnen hatte, bezeichnete Gott das assyrische Heer als "meines Zornes Rute und meines Grimmes Stecken" (Jesaja 10,5).

Schwer hatten die Israeliten "gegen den Herrn, ihren Gott, gesündigt" und "böse Dinge" getrieben (2. Könige 17,7.

11). "Aber sie wollten nicht hören ... Sie verachteten seine Gebote und machten sich nichts aus dem Bund, den er mit ihren Vorfahren geschlossen hatte. Sie ließen sich nicht von ihm warnen. Sie liefen nichtigen Götzen nach und wurden dabei selbst zunichte. Sie machten es genau wie die Völker ihrer Umgebung, obwohl der Herr ihnen das verboten hatte. Sie missachteten die Gebote des Herrn, ihres Gottes, machten sich zwei gegossene Stierbilder und stellten ein Bild der Göttin Aschera auf. Sie verehrten das ganze Heer der Sterne am Himmel und beteten zum Gott Baal. Sie verbrannten ihre eigenen Kinder als Opfer für die Götzen und trieben Wahrsagerei und Zauberei." (2. Könige 17,14-17 GNB) Hartnäckig lehnten sie es ab, sich zu bekehren. Deshalb ließ der Herr "zur Strafe fremde Völker über sie kommen, die sie ausplünderten, und ließ sie schließlich alle aus seiner Nähe wegschaffen" (2. Könige 17,20 GNB). Dies entsprach den klaren Warnungen, die er ihnen "durch seine Diener, die Propheten", gesandt hatte. "Die Leute von Israel wurden aus ihrem Land weggeführt nach Assyrien", "weil sie nicht auf den Herrn, ihren Gott, gehört hatten. Sie brachen den Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte, und befolgten nicht die Gebote, die Mose, der Bevollmächtigte des Herrn, verkündet hatte." (2. Könige 17,23; 18,12 GNB)

Mit den schrecklichen Strafgerichten über die zehn Stämme verfolgte der Herr eine weise und gnädige Absicht. Was er durch sie im Land ihrer Väter nicht mehr tun konnte, wollte er nun dadurch erreichen, dass er sie unter die Heiden zerstreute. Sein Plan zur Errettung aller, die durch den Erlöser der Menschheit Vergebung erlangen wollten, musste doch erfüllt werden. Die Heimsuchungen Israels benutzte der Herr, um die Offenbarung seiner Herrlichkeit gegenüber den Völkern der Erde vorzubereiten. Nicht alle Verbannten waren uneinsichtig. Manche von ihnen blieben Gott treu, und andere demütigten sich vor ihm. Durch diese "Kinder des lebendigen Gottes" (Hosea 2,1) wollte er den vielen Menschen im Assyrischen Reich die Eigenschaften seines Charakters und die Wohltaten seines Gesetzes nahebringen.