Macht Und Ohnmacht

Kapitel 24

Israels Untergang Aus Mangel An Erkenntnis

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Hosea 2,16 bis 4,6 und Amos 9,11-15.

Gottes Gunst gegenüber dem Volk Israel war immer von dessen Gehorsam abhängig gewesen. Am Fuß des Sinai war es als sein "vor allen anderen Völkern ... besonderes Eigentum" in ein Bundesverhältnis zu ihm eingetreten. Feierlich hatte es Gehorsam versprochen: "Wir wollen alles tun, was der Herr uns sagt." (2. Mose 19,5b.8a NLB) Als einige Tage danach Gottes Gesetz vom Sinai herab erscholl und durch Mose zusätzliche Unterweisungen in Form von Satzungen und Rechtsordnungen vermittelt wurden, versicherten die Israeliten erneut mit einer Stimme: "Alle Worte, die der Herr gesagt hat, wollen wir tun." Und bei der Bestätigung des Bundes durch das Opfer erklärte das gesamte Volk nochmals: "Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören." (2. Mose 24,3b.7b) Damit hatte Gott Israel als sein Volk erwählt, und das Volk hatte ihn zu seinem König erwählt.

Gegen Ende der Wüstenwanderung waren im Grenzgebiet zum Gelobten Land bei Bet-Peor die Bedingungen des Bundes wiederholt worden. Dort waren viele Israeliten einer heimtückischen Verführung zum Opfer gefallen. Die treu Gebliebenen erneuerten ihr Gehorsamsgelübde. Mose hatte sie vor zukünftigen Versuchungen gewarnt und sie ernstlich ermahnt, sich von den Nachbarvölkern abzusondern und Gott allein anzubeten: "Nun höre, Israel, die Gebote und Rechte, die ich euch lehre, dass ihr sie tun sollt, auf dass ihr lebt und hineinkommt und das Land einnehmt, das euch der Herr, der Gott eurer Väter, gibt. Ihr sollt nichts dazutun zu dem, was ich euch gebiete, und sollt auch nichts davontun, auf dass ihr bewahrt die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch gebiete ... So haltet sie nun und tut sie! Denn dadurch werdet ihr als weise und verständig gelten bei allen Völkern, dass, wenn sie alle diese Gebote hören, sie sagen müssen: Ei, was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk!" (5. Mose 4,1.2.6)

Eindringliche Warnungen Durch Mose

Den Israeliten war besonders eingeschärft worden, die Gebote Gottes nicht aus den Augen zu verlieren. Durch deren gehorsame Befolgung würden sie Stärke und Segen empfangen. "Nur hüte dich und achte gut auf dich selbst", forderte Mose im Auftrag des Herrn, "damit du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben, und damit sie dir nicht aus dem Sinn kommen dein ganzes Leben lang. Und du sollst deinen Kindern und deinen Kindeskindern davon erzählen." (5. Mose 4,9 ZÜ) Die Ehrfurcht gebietenden Vorgänge bei der Gesetzgebung am Sinai sollten sie nie vergessen. Klar und entschieden waren die Warnungen vor den abgöttischen Bräuchen der Nachbarvölker. "Macht euch kein Gottesbild; das wäre ein unverzeihliches Vergehen, ganz gleich, was für eine Gestalt ihr nachbildet", lautete der Rat. "Und wenn ihr zum Himmel aufblickt und die Sonne, den Mond und die Sterne seht, das ganze Himmelsheer, dann lasst euch nicht dazu verleiten, sie als Götter anzubeten und ihnen zu dienen ... Seht euch vor, dass ihr nicht den Bund vergesst, den der Herr, euer Gott, mit euch geschlossen hat! Macht euch niemals ein Gottesbild, ganz gleich, von welcher Gestalt, weil der Herr, euer Gott, euch das verboten hat." (5. Mose 4,16.19.23 GNB)

Mose beschrieb das Unheil, das ein Abweichen von den Geboten Jahwes zur Folge hätte. Er rief den Himmel zum Zeugen an und erklärte, dass auch noch nach langem Aufenthalt im Land der Verheißung beim Rückfall in den Götzendienst der Zorn Gottes heraufbeschworen würde. Das Volk würde in die Verbannung geführt und unter die Heiden zerstreut werden, sollte es entartete Formen des Gottesdienstes einführen, Götzenbilder anbeten und sich weigern, zur wahren Anbetung zurückzukehren. Mose warnte: "Wenn ihr so etwas tut, werdet ihr schnell wieder aus dem Land verschwinden, das ihr erobern werdet, nachdem ihr den Jordan überschritten habt. Ihr werdet dann nicht lange in dem Land leben, sondern vernichtet werden. Der Herr wird euch unter die Völker zerstreuen, und nur wenige von euch werden bei den Völkern überleben, zu denen euch der Herr führt. Dort werdet ihr Götzen aus Holz und Stein anbeten, die von Menschen gemacht wurden; Götter, die weder sehen noch hören, weder essen noch riechen können." (5. Mose 4,26-28 NLB)

Diese Vorhersage erfüllte sich teilweise während der Richterzeit, fand aber eine vollständigere und buchstäbliche Erfüllung in der Gefangenschaft Israels durch Assyrien und in jener Judas in Babylon.

Verfall Der Gesetzestreue

Der Abfall Israels hatte sich allmählich entwickelt. In einer Generation nach der anderen hatte Satan erneut versucht, das auserwählte Volk dazu zu verleiten, "die Gesetze und Rechtsbestimmungen" (5. Mose 6,1a GNB) zu vergessen, die es auf ewig zu halten gelobt hatte. Satan wusste: Könnte er Israel nur dazu bringen, Gott zu "vergessen und anderen Göttern nach[zu] folgen und ihnen zu dienen und sie an[zu]beten", dann würde es "umkommen" (5. Mose 8,19).

Der Feind der Gemeinde Gottes auf Erden hatte jedoch nicht genügend mit der mitleidvollen Art dessen gerechnet, der zwar den Schuldigen nicht "ungestraft lässt", doch dessen Herrlichkeit darin besteht, dass er "barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue [ist] ... Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde" (2. Mose 34,6b.7a). Obschon sich Satan bemühte, die Absicht Gottes für Israel in der Geschichte zu durchkreuzen, offenbarte der Herr seine Güte sogar in einigen der dunkelsten Stunden der Geschichte seines Volkes, als die bösen Mächte schon zu siegen schienen. Er legte dem Volk vor, was zu dessen Wohlergehen diente. Durch Hosea erklärte er: "Wenn ich ihm auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre." (Hosea 8,12) "Ich lehrte Ephraim gehen und nahm ihn auf meine Arme; aber sie merkten's nicht, wie ich ihnen half." (Hosea 11,3) Der Herr war liebevoll mit ihnen umgegangen und hatte sie durch seine Propheten seine Gebote und Grundsätze gelehrt.

Hätte das Volk Israel deren Botschaften beherzigt, wäre ihm die Demütigung, die folgte, erspart geblieben. Weil es aber weiterhin von seinem Gesetz abwich, musste es Gott in die Gefangenschaft führen. "Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis", lautete seine Botschaft durch Hosea. "Weil du die Erkenntnis verworfen hast, so verwerfe ich dich . Du hast das Gesetz deines Gottes vergessen, [daher] vergesse auch ich deine Kinder." (Hosea 4,6 Elb.)

Zu allen Zeiten führte die Übertretung des Gesetzes Gottes zu demselben Ergebnis. Als in der Zeit Noahs jeder Rechtsgrundsatz verletzt wurde und die Bosheit so sehr überhandnahm, dass Gott sie nicht länger ertragen konnte, erging das Urteil: "Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, von der Erde vertilgen." (1. Mose 6,7) Zu Abrahams Zeit verabscheuten die Einwohner von Sodom Gott und sein Gesetz offen. Es folgten Gottlosigkeit, Sittenverfall, ungezügelte Genusssucht - genau das, wodurch auch die vorsintflutliche Zeit gekennzeichnet war. Als die Bewohner Sodoms die Grenzen der göttlichen Geduld überschritten hatten, bekamen sie das Feuer der Vergeltung Gottes zu spüren.

Unmittelbar vor der Wegführung der zehn Stämme Israels nach Assyrien herrschten ähnlich schlimme Zustände. Gottes Gesetz wurde nicht beachtet, und damit wurden die Schleusen der Bosheit über Israel geöffnet. Hosea verkündete: "Hört das Wort des Herrn, ihr Israeliten! Der Herr führt einen Rechtsstreit mit den Bewohnern des Landes. Er wirft euch vor: ›In eurem Land gibt es keine Treue, keine Mitmenschlichkeit und auch keine Gotteserkenntnis. Ihr flucht und lügt, mordet, stehlt und brecht die Ehe. Eine Bluttat reiht sich an die andere.‹" (Hosea 4,1.2 NLB)

Voraussagen Künftiger Herrlichkeit

Die Gerichtsankündigungen von Amos und Hosea waren aber von Voraussagen künftiger Herrlichkeit begleitet. Den zehn Stämmen, die so lange Zeit aufrührerisch und unbußfertig waren, wurde zwar keine Wiederaufrichtung ihrer früheren Macht in Palästina verheißen; sie sollten bis zum Ende der Zeit "Flüchtlinge sein unter den Nationen" (Hosea 9,17 Elb.); aber Hosea prophezeite ihnen das Vorrecht, an der letztendlichen Wiederherstellung des Volkes Gottes am Ende der Weltgeschichte teilzuhaben, wenn Christus als "König aller Könige und Herr aller Herren" (Offenbarung 19,16b) erscheinen wird. Der Prophet erklärte: "Die Söhne Israels bleiben viele Tage ohne König und ohne Oberste, ohne Schlachtopfer und ohne Gedenkstein ... Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, aufsuchen und David, ihren König. Und sie werden sich bebend zum Herrn wenden und zu seiner Güte am Ende der Tage." (Hosea 3,4.5 Elb.)

In symbolischer Sprache enthüllte Hosea vor den zehn Stämmen den Plan Gottes, jeden Bußfertigen, der sich seiner Gemeinde auf Erden anschließt, wieder die Segnungen erleben zu lassen, die damals das treue Israel im Land der Verheißung genoss. Der Herr verglich Israel mit einer Frau, der er sehn- lichst seine Gunst erweisen wollte, und erklärte: "Dann aber will ich selbst sie umwerben. Ich werde sie in die Wüste bringen und ihr zu Herzen reden. Dort wird sie meine Liebe erwidern wie damals, als sie jung war, als sie aus Ägypten kam. Danach werde ich sie zurückbringen und ihr die Weinberge wiedergeben, und das ... ›Unglückstal‹ soll zu einem Tor der Hoffnung werden. Wenn das geschieht, wirst du mich deinen Mann nennen . und nicht mehr deinen Baal. Ich werde dich dazu bringen, dass du das Wort Baal nie mehr in den Mund nimmst." (Hosea 2,16-19 GNB)

In den letzten Tagen der Geschichte dieser Erde wird Gott seinen Bund mit dem Volk, das seine Gebote hält, erneuern. "Dann will ich für dich einen Bund mit allen wilden Tieren schließen, mit den Vögeln des Himmels und mit den Tieren, die auf dem Boden kriechen, damit sie dir nicht mehr weh tun. Ich werde alle Kriegswaffen, die Schwerter und Bogen, zerbrechen und aus dem Land schaffen. Dann wirst du in Frieden und Sicherheit leben. Ich will dich für immer zu meiner Frau machen. Ich will dich rechtskräftig zu meiner Ehefrau machen und will dir meine unwandelbare Liebe und mein Erbarmen beweisen. Ich werde dir für immer treu sein und du wirst lernen, mich vollkommen als deinen Herrn anzuerkennen. An jenem Tag ... will ich die Bitten erhören. Der Himmel wird Regen auf die Erde fallen lassen; der Regen wird die Erde vorbereiten, damit sie fruchtbar wird. Dann können Korn, Trauben und Olivenbäume auf der Erde gedeihen. Und alle werden jubeln: ›Jesreel‹ - ›Gott pflanzt!‹ Dann will ich sie in ihrem Land aussäen, und sie soll fest gepflanzt sein. Ich werde die, die ich einst ›Nicht-Geliebte‹ nannte, lieben. Und zu denen, die ich ›Nicht-Mein-Volk‹ nannte, werde ich sagen: ›Ihr seid mein Volk‹. Und sie werden antworten: ›Und du bist unser Gott.‹" (Hosea 2,20-25 NLB)

"Zu der Zeit werden die Übriggebliebenen von Israel und was entkommen ist vom Hause Jakob . sich verlassen auf den Herrn, den Heiligen Israels, in Treue." (Jesaja 10,20) In "allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern" werden einige mit Freuden die Botschaft annehmen: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen!" Sie werden sich von jedem Götzen abwenden, der sie an die Erde fesselt, und werden den anbeten, "der gemacht hat Himmel und Erde und das Meer und die Wasserquellen" (Offenbarung 14,6.7). Aus jeder Verstrickung werden sie sich lösen und vor der Welt als Monumente der Gnade Gottes dastehen. Da sie den Forderungen Gottes gehorchen, werden sie von den Engeln und Menschen als die anerkannt werden, "die Gottes Gebote befolgen und den Glauben an Jesus bewahren" (Offenbarung 14,12b GNB).

"Es kommt eine Zeit - sagt der Herr -, da werden die Schnitter schon zur Ernte antreten, kaum dass der Pflüger seine Arbeit beendet hat, und an die Weinlese schließt sich sogleich die nächste Aussaat. Es wird so viele Trauben geben, dass ihr Saft die Berge und Hügel herabfließt. Dann werde ich für mein Volk alles wieder zum Guten wenden. Die Leute von Israel werden die zerstörten Städte wieder aufbauen und auch darin wohnen, sie werden Weinberge anpflanzen und den Wein davon trinken, werden Gärten anlegen und essen, was darin wächst. Ich werde mein Volk wieder in das Land einpflanzen, das ich ihm gegeben habe, sodass es niemand mehr herausreißen kann." (Amos 9,13-15 GNB)