Macht Und Ohnmacht

Kapitel 30

Aus Der Belagerung Befreit

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2. Chronik 32,1-23 und2. Könige 18,13 bis 19,37 (bzw. Jesaja 36 und 37).

Als die Armee von Assyrien in Juda einfiel, schien nichts Jerusalem vor der völligen Zerstörung bewahren zu können. In dieser Zeit großer nationaler Gefahr bot Hiskia die Streitkräfte seines Königreiches auf, um dem heidnischen Tyrannen standhaft und mutig entgegenzutreten und dabei auf die Rettung durch Jahwe zu vertrauen. "Seid zuversichtlich und mutig! Habt keine Angst vor dem König von Assyrien oder seinem mächtigen Heer, das er bei sich hat", ermahnte Hiskia die Männer von Juda, "denn auf unserer Seite steht eine weit größere Macht! Er hat nur Menschen auf seiner Seite. Uns aber hilft der Herr, unser Gott; er kämpft für uns!" (2. Chronik 32,7.8 NLB)

Jesajas Botschaften Über Assyrien

Nicht ohne Grund konnte Hiskia mit solcher Gewissheit über den Ausgang des Krieges sprechen. Das prahlerische Assyrien wurde zwar von Gott als "Rute seines Zorns" (vgl. Jesaja 10,5) zur Bestrafung der Völker verwendet, doch sollte es nicht immer siegen. "Habt keine Angst vor Assyrien", hatte einige Jahre zuvor Jesaja den Bewohnern von Jerusalem gesagt. "Nur noch einen ganz kleinen Augenblick, dann kehrt sich mein Zorn von euch ab und wendet sich gegen Assyrien. Dann werde ich, der Herrscher der Welt, strafend die Geißel über die Assyrer schwingen, so wie ich damals am Rabenfelsen auf die Midianiter eingeschlagen habe. Ich werde meinen Stock über das Meer ausstrecken, wie ich es gegen die Ägypter getan habe. Wenn die Zeit gekommen ist, dann wird die Last Assyriens von euren Schultern gleiten und sein Joch von eurem Nacken gerissen." (Jesaja 10,24-27 GNB)

In einer anderen Botschaft im Todesjahr des Königs Ahas hatte der Prophet Jesaja erklärt: "Der Herr, der Herrscher der Welt, hat geschworen: ›Es bleibt dabei: Was ich geplant habe, trifft ein; was ich beschlossen habe, wird ausgeführt! Ich zerbreche die Macht Assyriens in meinem Land, auf meinen Bergen trete ich sie in den Staub. Dann wird das Joch der Assyrer vom Nacken meines Volkes verschwinden und ihre Last wird von seinen Schultern gleiten.‹ Gottes Beschluss gilt der ganzen Erde, seine Hand ist ausgestreckt gegen alle Völker. Wenn der Herr, der Herrscher der Welt, sich etwas vorgenommen hat, wer kann es dann verhindern? Wenn er seine Hand ausgestreckt hat, wer kann sie dann wieder abwenden?" (Jesaja 14,24-27 GNB)

Hiskias Vorbereitungen Auf Den Krieg

Die Macht des Unterdrückers sollte zerbrochen werden. Doch in den ersten Jahren seiner Regierung hatte Hiskia - wie es das durch Ahas getroffene Abkommen vorsah - weiterhin Tribut an Assyrien gezahlt. Inzwischen aber hatte sich der König "mit seinen führenden Männern und den erfahrensten Kriegern" beraten (2. Chronik 32,3a NLB) und tat sein Möglichstes für die Verteidigung seines Königreiches. Er hatte für eine ausreichende Wasserversorgung in Jerusalem gesorgt, während außerhalb der Stadt Mangel herrschen sollte. "Dann begann Hiskia entschlossen damit, die beschädigten Stellen der Mauer zu reparieren, Türme zu bauen und zusätzlich eine zweite Mauer vor der ersten zu errichten. Auch den Millo in der Stadt Davids ließ er verstärken. Außerdem wurden auf seinen Befehl große Mengen Waffen und Schilde hergestellt. Er unterstellte die Stadtbevölkerung dem Befehl von Truppenführern." (2. Chronik 32,5.6 NLB) Nichts, was sie für den Fall einer Belagerung vorbereiten konnten, wurde unterlassen.

Als Hiskia den Thron des Südreiches bestieg, hatten die Assyrer schon viele Israeliten aus dem Nordreich gefangen weggeführt. Einige Jahre nach seinem Regierungsantritt, während er noch die Verteidigungsanlagen Jerusalems verstärkte, eroberten die Assyrer Samaria und deportierten noch mehr von den zehn Stämmen in die vielen Provinzen des assyrischen Reiches. Sie waren schon bedrohlich nah an der Grenze von Juda, nur knapp 80 Kilometer von Jerusalem entfernt, wo die reichen Tempelschätze zum nächsten Beutezug lockten.

Der König von Juda aber hatte beschlossen, das Seine zu tun, um dem Feind zu widerstehen. Nachdem er alles Menschenmögliche getan hatte, versammelte er seine Streitkräfte und ermahnte sie, guten Mutes zu sein. "Der Heilige Israels ist groß bei dir", hatte die Botschaft des Propheten Jesaja an Juda gelautet (Jesaja 12,6). Und nun verkündete der König in unerschütterlichem Vertrauen: "Uns aber hilft der Herr, unser Gott; er kämpft für uns!" (2. Chronik 32,8b NLB)

Nichts beflügelt den Glauben mehr, als wenn man ihn auslebt. Der König von Juda hatte sich auf den kommenden Sturm vorbereitet. Überzeugt davon, dass sich die Weissagung gegen die Assyrer erfüllen würde, vertraute er dem Herrn. "Und das Volk verließ sich auf die Worte Hiskias, des Königs von Juda." (2. Chronik 32,8c) Was würde wohl geschehen, wenn sich die Heere von Assyrien, die gerade die größten Völker der Erde überwunden und Samaria in Israel besiegt hatten, jetzt gegen Juda wendeten? Was wäre die Folge, wenn sie prahlten: "Mit meiner Macht habe ich Königreiche unterworfen, die mehr Götter und Götterbilder haben als Jerusalem und Samaria. Ich habe Samaria und seine Götter vernichtet. Und ausgerechnet Jerusalem und seine Götterbilder sollten diesem Schicksal entgehen?" (Jesaja 10,10.11 GNB) Solange sich Juda auf den Herrn verließ, war nichts zu befürchten.

Die Assyrer Vor Den Toren Von Jerusalem

Schließlich kam es zur erwarteten Auseinandersetzung. Die erfolgsverwöhnten Streitkräfte von Assyrien erschienen in Juda. Siegessicher teilten die Anführer ihre Truppen in zwei Heere. Eines sollte dem ägyptischen Heer im Süden entgegentreten und das andere Jerusalem belagern. Die einzige Hoffnung von Juda gründete sich jetzt auf Gott. Alle Hilfe, die aus Ägypten hätte kommen können, war abgeschnitten, und keine anderen Völker in der Nähe konnten Hilfe leisten.

Im Bewusstsein der Stärke ihrer disziplinierten Truppen sprach der assyrische Unterhändler im Auftrag von König Sanherib mit den führenden Männern von Juda und forderte dreist die Übergabe der Stadt. Dabei waren auch Schmähungen und Lästerungen gegen den Gott der Israeliten zu hören. Deren Abfall und Schwäche hatten zur Folge, dass Jahwe unter den Völkern nicht mehr gefürchtet wurde, sondern zum Gegenstand dauernder Häme geworden war (vgl. Jesaja 52,5).

"Meldet Hiskia, was der große König, der König von Assyrien, ihm sagen lässt", sagte der Rabschake, einer der höchsten Beamten von Sanherib. "Worauf vertraust du eigentlich, dass du dich so sicher fühlst? Meinst du etwa, dass du mit leeren Worten gegen meine Kriegsmacht und Kriegserfahrung antreten kannst? Auf wen hoffst du, dass du es wagst, dich gegen mich aufzulehnen?" (2. Könige 18,19.20 GNB)

Die Beamten verhandelten zwar außerhalb der Stadttore, aber in Hörweite der Wachen auf der Mauer. Als die Vertreter des assyrischen Königs den jüdischen Führern ihre Vorschläge lautstark vorbrachten, wurden sie gebeten, lieber in der aramäischen als in der hebräischen Sprache zu reden, damit die Leute auf der Stadtmauer über den Fortgang der Verhandlung nichts erfuhren. Der Rabschake lehnte diesen Vorschlag verächtlich ab und redete auf Hebräisch noch lauter als zuvor: "So spricht der König: ›Lasst euch nicht von König Hiskia täuschen. Er wird euch nicht vor mir retten können. Lasst euch nicht von Hiskia damit blenden, dass ihr dem Herrn vertrauen sollt. Lasst euch nicht von den Worten verführen: ,Der Herr wird uns retten! Diese Stadt wird dem assyrischen König nicht in die Hände fallen!' Hört nicht auf Hiskia!‹ Der König von Assyrien bietet euch folgenden Handel an: ›Schließt Frieden mit mir und kommt heraus. Dann wird jeder Einzelne von euch weiterhin von seinem Weinstock und seinem Feigenbaum essen und aus seinem eigenen Brunnen trinken dürfen. Ich werde euch später in ein anderes Land bringen - ein Land, das wie euer Land ist und reiche Ernten hervorbringt: Getreide und Wein, Brot und Weingärten, Olivenbäume und Honig. Wählt das Leben, nicht den Tod! Hört nicht auf Hiskia, wenn er euch mit dem Versprechen verführt: ,Der Herr wird uns retten!' Haben die Götter irgendeines anderen Volks ihr Land jemals vor dem König von Assyrien gerettet? Was wurde aus den Göttern von Hamat und Arpad? Und was aus den Göttern von Sefarwajim, Hena und Awa? Haben sie Samarien vor mir retten können? Welcher Gott hat jemals sein Land vor meiner Macht schützen können, dass der Herr Jerusalem vor mir retten könnte?‹" Auf diese Schmähungen "antworteten [sie] nicht" (2. Könige 18,29-36 NLB). Damit war die Verhandlung beendet. Die jüdischen Vertreter "kehrten mit zerrissenen Kleidern zu Hiskia zurück und berichteten ihm, was der oberste Mundschenk des assyrischen Königs gesagt hatte" (2. Könige 18,37b NLB). Als der König die gotteslästerliche Herausforderung vernahm, "zerriss auch er sein Gewand, legte den Sack an und ging in den Tempel des Herrn" (2. Könige 19,1 GNB).

Jesajas Botschaft Für Hiskia

Ein Bote wurde zu Jesaja geschickt, um ihn über den Ausgang der Verhandlung zu unterrichten. "Dies ist ein Tag der Not, der Strafe und der Schande", ließ ihm der König ausrichten. "Aber vielleicht hat der Herr, dein Gott, ja gehört, wie der Mundschenk des Königs von Assyrien den lebendigen Gott verhöhnt hat, und straft ihn für seine Worte. Bete für diejenigen von uns, die noch übrig sind!" (2. Könige 19,3a.4 NLB)

"König Hiskia und der Prophet Jesaja, der Sohn von Amoz, beteten deswegen zu Gott und schrien zu ihm um Hilfe." (2. Chronik 32,20 GNB) Gott beantwortete die Gebete seiner Diener. Jesaja empfing folgende Botschaft für Hiskia: "So spricht der Herr: ›Hab keine Angst! Lass dich nicht einschüchtern, wenn mich die Boten des Assyrer-Königs lästern und behaupten, ich könnte euch nicht retten. Ich werde dafür sorgen, dass er seinen Plan aufgibt. Er wird eine Nachricht erhalten und schleunigst nach Hause zurückkehren. Dort werde ich ihn umbringen lassen.‹" (2. Könige 19,6.7 GNB)

Sanheribs Brief An Hiskia

Nach der Verhandlung gingen die assyrischen Unterhändler sofort zu ihrem König, der sich bei der Heeresgruppe aufhielt, welche die Straße nach Ägypten überwachte. Nachdem Sanherib den Bericht vernommen hatte, "schrieb er einen Brief, um den Herrn, den Gott Israels, zu verhöhnen und gegen ihn zu reden, indem er behauptete: Wie die Götter der Nationen der Länder, die ihr Volk nicht aus meiner Hand errettet haben, so wird auch der Gott Hiskias sein Volk nicht aus meiner Hand retten" (2. Chronik 32,17 Elb.).

Seine prahlerische Drohung endete mit der Botschaft: "Lass dich von deinem Gott, auf den du vertraust, nicht mit Versprechungen täuschen, der König von Assyrien werde Jerusalem nicht erobern. Du weißt sehr wohl, dass die Könige von Assyrien alle Länder vernichtet haben, wohin sie auch kamen! Warum sollte es dir anders ergehen? Was ist mit Gosan, Haran und Rezef oder dem Volk von Eden, das in Telassar lebte? Haben ihre Götter sie retten können? Nein, meine Vorgänger haben sie alle vernichtet! Was wurde aus dem König von Hamat und dem König von Arpad? Was aus den Königen von Sefarwajim, Hena und Awa?" (2. Könige 19,10-13 NLB)

Hiskia Betet

"Nachdem Hiskia diesen Brief erhalten und gelesen hatte, ging er hinauf zum Haus des Herrn und breitete das Schreiben vor dem Herrn aus." (2. Könige 19,14 NLB) Er betete im starken Glauben um die Hilfe des Himmels, damit die Völker erfahren, dass der Gott der Israeliten noch lebte und herrschte. Gottes Ehre stand auf dem Spiel. Nur von ihm konnte Rettung kommen.

"Herr, Gott Israels, der du zwischen Cherubim thronst! Du allein bist Gott über alle Königreiche der Erde. Du allein hast Himmel und Erde geschaffen. Höre meine Worte, Herr, und erhöre mich! Öffne deine Augen, Herr, und siehe! Höre Sanheribs Lästerworte gegen den lebendigen Gott. Es stimmt, Herr, dass die Könige Assyriens all jene Völker und ihr Land vernichtet haben. Sie haben die Götter dieser Völker ins Feuer geworfen. Denn es waren ja gar keine Götter, sondern nur Holz und Stein, von Menschen geschaffen. Die konnten sie vernichten. Herr, unser Gott, rette uns vor seiner Macht; dann werden alle Königreiche der Erde wissen, dass du allein, Herr, Gott bist." (2. Könige 19,15- 19 NLB)

Weiter betete er mit einem Psalm: "Höre, du Hirte Israels, der du Israel wie eine Herde gehütet hast. Gott, der du über den Cherubim thronst, zeige deine strahlende Herrlichkeit Ephraim, Benjamin und Manasse. Zeige uns deine große Macht. Komm und rette uns! Gott, richte uns wieder auf! Blicke uns wieder gnädig an, dann sind wir gerettet. Herr, allmächtiger Gott, wie lange willst du uns noch zürnen und unsere Gebete zurückweisen? Du hast uns mit Tränen gespeist und uns Krüge voll Tränen zu trinken gegeben. Du hast uns zum Gespött für unsere Nachbarvölker gemacht, und unsere Feinde verachten uns. Gott, richte uns wieder auf! Blicke uns wieder gnädig an, dann sind wir gerettet! Du hast uns aus Ägypten herausgeführt wie einen jungen Weinstock; du hast die anderen Völker vor uns vertrieben und uns in deinem Land eingepflanzt. Du hast den Boden für uns gepflügt, wir haben Wurzeln geschlagen und uns im Land ausgebreitet. Unsere Schatten haben die Berge bedeckt und unsere Ranken die mächtigen Zedern. Wir haben unsere Zweige nach Westen bis ans Mittelmeer, unsere Sprösslinge nach Osten bis an den Euphrat ausgebreitet. Warum hast du jetzt unsere Mauer eingerissen, sodass alle, die vorübergehen, unsere Früchte stehlen können? Das Wildschwein aus dem Wald verschlingt uns, und die Tiere des Feldes ernähren sich von uns. Herr, allmächtiger Gott, wende dich uns wieder zu und siehe aus dem Himmel auf unsere Not herab! Kümmere dich um den Weinstock, den du selbst gepflanzt hast, den Sohn, den du dir aufgezogen hast ... Erhalte uns am Leben, damit wir deinen Namen wieder anrufen können. Herr, allmächtiger Gott, richte uns wieder auf! Blicke uns wieder gnädig an, dann sind wir gerettet!" (Psalm 80,2-16.19.20 NLB)

Dass sich Hiskia für Juda und für die Ehre ihres höchsten Herrschers einsetzte, war ganz im Sinne Gottes. Salomo hatte in seinem Gebet anlässlich der Tempelweihe den Herrn gebeten, "dass er Recht schaffe seinem Knecht und seinem Volk Israel alle Tage, damit alle Völker auf Erden erkennen, dass der Herr Gott ist und sonst keiner mehr" (1. Könige 8,59.60). Besonders möge der Herr seine Gunst erweisen, wenn die Führer Israels in Kriegszeiten oder während einer Unterdrückung in das Bethaus kommen und um Errettung flehen (vgl. 1. Könige 8,33.34).

Gottes Antwort Durch Jesaja

Hiskia blieb nicht ohne Hoffnung. Jesaja, der Sohn des Amoz, ließ ihm sagen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: ›Ich habe dein Gebet erhört.‹ Über Sanherib, den König von Assyrien, hat der Herr Folgendes zu sagen: ›Die jungfräuliche Tochter Zion verachtet und verspottet dich. Die Tochter Jerusalem schüttelt den Kopf hinter dir her. Was glaubst du eigentlich, wen du beschimpft und gelästert hast? Gegen wen hast du deine Stimme erhoben? Auf wen hast du so hochmütig herabgesehen? Es war der Heilige Israels! Durch deine Boten hast du den Herrn verspottet. Du hast gesagt: ,Mit meinen vielen Streitwagen habe ich die höchsten Berge erobert - die fernsten Gipfel des Libanon. Ich habe seine mächtigsten Zedern gefällt und seine schönsten Zypressen. Ich habe das Land erforscht bis an seine äußersten Winkel, habe seine dichtesten Wälder durchstreift. Ich habe Brunnen in so manchem fremden Land gegraben und mich an ihrem Wasser erfrischt. Mit meiner Fußsohle trockne ich die Flüsse Ägyptens aus.' Aber hast du nicht gehört? Ich habe es vor langer Zeit beschlossen. Von Anfang an habe ich geplant, was ich jetzt geschehen lasse: Dass du befestigte Städte in Trümmerhaufen verwandeln sollst. Deshalb waren ihre Einwohner so wehrlos. Sie waren voller Furcht und wurden dir zur leichten Beute. Deshalb waren sie wie Gras, so leicht zu zertreten wie zarte junge Pflanzen auf dem Feld. Sie waren wie Gras, das auf dem Hausdach grünt und verdorrt, bevor es wachsen kann. Doch ich kenne dich gut - ich weiß von deinem Kommen und Gehen und allen deinen Taten. Ich erinnere mich, wie du gegen mich gewütet hast. Weil du gegen mich aufbegehrt hast und ich deinen Übermut sehr wohl gehört habe, werde ich dir einen Ring durch die Nase bohren und dir meine Zügel anlegen. Ich werde dafür sorgen, dass du umkehrst und auf demselben Weg zurückgehst, auf dem du gekommen bist.‹" (2. Könige 19,20-28 NLB)

Das Land Juda war durch das Besatzungsheer verwüstet worden, aber Gott hatte verheißen, auf wunderbare Weise für die Bedürfnisse des Volkes zu sorgen. An Hiskia erging die Botschaft: "Und das ist das Zeichen für dich: Dieses Jahr wirst du nur das essen, was von selbst wächst, und nächstes Jahr wirst du nur das essen, was aus diesem gewachsen ist. Doch im dritten Jahr wirst du Korn säen und ernten; du wirst Weinstöcke pflanzen und ihre Früchte essen. Und das, was übrig geblieben ist von Juda und entkommen konnte, wird wieder im Boden Wurzel fassen, gedeihen und Frucht bringen. Denn ein Rest wird von Jerusalem ausgehen, eine Schar Geretteter vom Berg Zion. Dafür wird der Herr, der Allmächtige, sorgen. ›Und so spricht der Herr über den König von Assyrien: Er wird diese Stadt nicht betreten, um seine Pfeile darin abzuschießen. Er wird nicht mit seinen Schilden vor ihren Toren aufmarschieren und keine Erdwälle gegen die Stadtmauern aufschütten. Auf der Straße, auf der er gekommen ist, wird er zurückkehren. Er wird diese Stadt nicht betreten, spricht der Herr. Denn ich werde diese Stadt verteidigen und retten - um meiner Ehre willen und meinem Diener David zuliebe.‹" (2. Könige 19,29-34 NLB)

Das Wunder Der Rettung

Noch in derselben Nacht kam die Rettung. Denn "in dieser Nacht ging der Engel des Herrn hinaus ins assyrische Lager und tötete 185.000 Mann" (2. Könige 19,35a NLB), "alle Kriegsleute, Offiziere und Befehlshaber" (2. Chronik 32,21b GNB).

Die Kunde von diesem schrecklichen Strafgericht über sein Heer erreichte bald Sanherib, der immer noch den Zugang von Ägypten nach Judäa bewachte. Von Entsetzen gepackt, zog der assyrische König eilends ab und musste "mit Schimpf und Schande in sein Land zurückkehren" (2. Chronik 32,21c GNB). Aber er regierte nicht mehr lange. Wie es die Prophezeiung über sein plötzliches Ende gesagt hatte, ermordeten ihn die eigenen Verwandten. "Sein Sohn Asarhaddon wurde an seiner Stelle König." (2. Könige 19,37c Elb.)

Der Gott Israels hatte über den stolzen Assyrer gesiegt. In den Augen der umliegenden Völker war damit die Ehre des Herrn wiederhergestellt. Ganz Jerusalem war mit heiliger Freude erfüllt. Die ernsten Bitten der Einwohner um Errettung waren von Sündenbekenntnissen und vielen Tränen begleitet gewesen. In ihrer großen Not hatten sie völlig der rettenden Macht Gottes vertraut, und er hatte sie nicht im Stich gelassen. Nun hallten die Tempelhöfe von feierlichen Lobliedern wider.

"Gott ist in Juda wohl bekannt, in ganz Israel ist er berühmt. In Jerusalem hat er sein Haus, dort wohnt er auf dem Zionsberg. Alles Kriegsgerät hat er zerbrochen, die Pfeile, die Schwerter und die Schilde. Von Glanz bist du umgeben, Gott, machtvoller als die uralten Berge bist du! Furchtlose Krieger wurden ausgeplündert; sie schlafen ihren letzten Schlaf und können nie mehr zu den Waffen greifen. Als du sie bedrohtest, Gott Jakobs, da konnten Ross und Reiter sich nicht mehr rühren. Ehrfurcht gebietend bist du! Wer hält dir stand, wenn du zornig wirst? Vom Himmel her verkündest du das Urteil. Alle Welt erschrickt und wird still, wenn du aufstehst, Gott, und Gericht hältst, um die Unterdrückten auf der Erde zu befreien. Sogar das Wüten deiner Feinde muss noch deinen Ruhm vergrößern; denn alle, die diesem Wüten entgehen, sind wie eine Krone, mit der du dich schmückst. Legt Gelübde ab und löst sie ein vor dem Herrn, eurem Gott! Ihr Völker, die ihr rings um ihn wohnt, bringt dem gewaltigen Gott Geschenke! Er erniedrigt hochmütige Führer und lehrt die Herrscher der Erde das Fürchten!" (Psalm 76 GNB)

Lehren Aus Dem Fall Der Assyrer

Der Aufstieg und Fall des Assyrischen Reiches ist reich an Lehren für die heutigen Völker der Erde. Das Wort Gottes hat die Herrlichkeit von Assyrien auf der Höhe seiner Blüte mit einem edlen Baum im Garten Gottes verglichen, der über die Bäume ringsum hinausragt. "Du bist wie eine prächtige Zeder auf dem Libanon! Ihre mächtigen Zweige geben reichlich Schatten. Sie ist hoch gewachsen, ihr Wipfel reicht bis in die Wolken. Das Wasser, das aus der Tiefe kommt, hat sie so groß gemacht; das Meer in der Tiefe der Erde speist die Quellen, die rings um sie aufbrechen und das Feld bewässern. Darum wurde sie größer als alle anderen Bäume und breitete ihre mächtigen Äste weit aus. Die Vögel bauten in den Zweigen ihre Nester, und das Wild warf in ihrem Schutz seine Jungen. Ganze Völker wohnten in ihrem Schatten. Schön war sie und stattlich mit ihrer breiten Krone; denn ihre Wurzeln hatten reichlich Wasser. Keine andere Zeder war so prächtig wie sie, keine Zypresse und keine Platane hatte so mächtige Äste; nicht einmal die Bäume im Garten Gottes konnten es mit ihr aufnehmen. Ich hatte sie so schön gemacht, dass alle Bäume im Paradies sie beneideten." (Hesekiel 31,3-9 GNB)

Statt jedoch ihren außerordentlichen Wohlstand zum Nutzen der Menschheit anzuwenden, erhoben sich die Herrscher von Assyrien zur Geißel für viele Länder. Ihre erbarmungslose Vorgehensweise war darauf ausgerichtet, ohne Rücksicht auf Gott oder ihre Mitmenschen alle Völker zu zwingen, die Oberhoheit der Götter von Ninive anzuerkennen, die sie über den Allerhöchsten erhoben. Gott hatte Jona mit einer Warnungsbotschaft zu ihnen gesandt. Eine gewisse Zeit hatten sie sich vor dem Herrn der Heerscharen gedemütigt und Vergebung gesucht. Aber dann wandten sie sich wieder dem Götzendienst und der Eroberung der Welt zu.

Der Prophet Nahum klagte die Übeltäter in Ninive mit den Worten an: "Der Stadt des Blutvergießens wird es furchtbar ergehen! Alles an dieser Stadt ist falsch. Sie ist voller Raub und das Plündern hört nicht auf. Hört, wie die Peitschen knallen und die Räder rasseln, und vernehmt die trabenden Pferde und polternden Wagen! Reiter preschen mit funkelnden Schwertern und blitzenden Lanzen heran. Es gibt viele Erschlagene und eine Unmenge von Leichen. Endlos ist die Zahl der Leichen ... ›Nun aber will ich gegen dich vorgehen!‹ So lautet der Beschluss des Herrn, des Allmächtigen." (Nahum 3,1-5 NLB)

Noch immer führt der Unendliche mit peinlicher Genauigkeit über die Völker Buch. Solange er mit seinem Gnadenangebot zur Umkehr ruft, wird das Konto nicht geschlossen. Wenn aber die Zahlen eine bestimmte Höhe, die Gott festgesetzt hat, erreichen, beginnt sein Zorn zu wirken. Dann wird Bilanz gezogen. Die göttliche Geduld ist am Ende. Nicht länger tritt die Gnade für die Menschen ein.

"Der Herr hat Geduld und wartet zu, doch er übersieht kein Unrecht; an Macht zum Strafen fehlt es ihm nicht! Im Toben des Sturmes schreitet er dahin; die Wolken sind der Staub, den seine Füße aufgewirbelt haben. Er herrscht das Meer an und es trocknet aus, die Ströme bringt er zum Versiegen, die üppigen Weiden in Baschan verdorren, die Bäume auf dem Karmel sterben ab, und auf dem Libanon verwelkt die Blütenpracht. Die Berge zittern vor ihm, und die Hügel beben, die Erde hebt sich bei seinem Anblick und mit ihr alle, die darauf wohnen. Wer kann bestehen, wenn er Gericht hält? Wer kann seinen glühenden Zorn ertragen? Der ergießt sich wie ein Feuerstrom und sprengt die mächtigsten Felsen." (Nahum 1,3-6 GNB)

Ninives Fall Vorausgesagt

So geschah es, dass Ninive, "die ausgelassene Stadt, die in Sicherheit wohnte, die in ihrem Herzen sagte: ›Ich und sonst gar nichts!‹ ... zur Wüste geworden" ist (Zefanja 2,15 Elb.), "verheert und geplündert ... die Wohnung der Löwen und die Höhle der jungen Löwen, wo der Löwe und die Löwin mit den jungen Löwen herumliefen, und niemand wagte sie zu scheuchen" (Nahum 2,11.12).

Vorausschauend auf die Zeit, in der der Stolz von Assyrien gebrochen werden sollte, weissagte Zefanja über Ninive: "Mitten in der Stadt lagern dann ganze Herden von Tieren, Wüstenkauz und Eule hausen nachts zwischen den zerborstenen Säulen. Aus den Fenstern krächzen Vögel, die Türschwellen sind mit Trümmern übersät, und die Täfelung aus Zedernholz liegt abgerissen auf dem Boden." (Zefanja 2,14 Hfa)

Groß war die Herrlichkeit von Assyrien und tief sein Fall. Der Prophet Hesekiel führte das Bild vom edlen Zedernbaum weiter aus und kündigte den Sturz Assyriens als Strafe Gottes für Stolz und Grausamkeit wie folgt an: "Doch nun sagt der Herr, der mächtige Gott: Weil ... sie überheblich geworden ist, rufe ich einen mächtigen König herbei. Er wird seine Grausamkeit an ihr auslassen; denn ich habe sie verstoßen. Aus der Ferne kommt ein erbarmungsloses Volk und fällt sie. Da liegt sie dann auf den Bergen, und die abgeschlagenen Äste füllen die Täler und Schluchten. Die Völker, die in ihrem Schatten gewohnt haben, ergreifen die Flucht. Die Vögel setzen sich achtlos auf den gefällten Stamm, und über die Äste läuft das Wild. Kein Baum, und stehe er noch so nah am Wasser, soll mehr so groß und mächtig werden, seinen Wipfel in die Wolken strecken und sich stolz über andere erheben. Jeder hohe Baum wird gefällt und kommt in die Totenwelt, genauso wie alle Menschen. Der Herr, der mächtige Gott, sagt: An dem Tag, an dem ich die Riesenzeder in die Totenwelt stürze, trauert das Wasser in der Tiefe der Erde ... alle Bäume in Feld und Wald verdorren. Wenn ich die Zeder mit gewaltigem Krachen in die Totenwelt hinabstürze, zittern alle Völker vor Angst." (Hese- kiel 31,10-16 GNB)

Der Hochmut von Assyrien und sein Fall sollen als Anschauungsunterricht für die Endzeit dienen. Auch heute fragt Gott die Völker der Erde, die sich in Überheblichkeit und Stolz gegen ihn zusammenschließen: "Du prächtige Zeder, wer kann sich an Größe und Herrlichkeit mit dir vergleichen? Und doch musst du mit all den prächtigen Bäumen in die Totenwelt hinunter." (Hesekiel 31,18a GNB)

"Der Herr ist gütig. In schweren Zeiten ist er eine feste Zuflucht, und er kennt alle, die bei ihm Schutz suchen. Die aber, die sich gegen ihn auflehnen, wird er mit einer großen Flut vernichten" (Nahum 1,7.8 NLB), all jene, die sich über den Höchsten erheben wollen.

"Der Hochmut Assyriens wird gebrochen und die Herrschaft Ägyptens beendet werden." (Sacharja 10,11b NLB) Das gilt nicht nur für die Nationen, die sich in alter Zeit gegen Gott erhoben, sondern auch für jene, die heute nicht die Absichten Gottes erfüllen. Der gerechte Richter macht dann die Endabrechnung. "Er schüttelt die Völker in seinem Sieb und wirft sie fort wie wertlose Spreu." (Jesaja 30,28b GNB) Aber alle, die an der Wahrheit festgehalten haben, werden eingeladen, in die Stadt Gottes einzugehen. Dann werden die Himmelsgewölbe von den Triumphgesängen der Erlösten widerhallen. "Euer Gesang wird dann erklingen wie am Abend vor dem Passafest. Du wirst dich von Herzen freuen wie jemand, der im Festzug unter Flötenspiel mitzieht, um zum Berg des Herrn, dem Felsen Israels, zu gehen. Dann wird der Herr seiner gewaltigen Stimme Gehör verschaffen ... Die Stimme des Herrn wird den Assyrern Furcht einjagen, wenn er mit seinem Stock zuschlägt. Bei jedem Schlag des Herrn wird der Stock, den er für dieses Land bestimmt hat, zur Rute, die er auf sie niederfahren lässt. Dabei schlägt er seine Schlacht und kämpft mit seinem Arm gegen sie. Jeder Schlag wird von Tamburin- und Harfenspiel begleitet." (Jesaja 30,29-32 NLB)