Macht Und Ohnmacht

Kapitel 33

Das Gesetzbuch Wird Neu Entdeckt

[AUDIO]

2. Könige 22,3 bis 23,30 (bzw. 2. Chronik 34,8 bis 35,25).

Was die Propheten über die bevorstehende Gefangenschaft im Land Babylon weissagten, übte einen stillen, aber mächtigen Einfluss aus, der wesentlich dazu beitrug, den Weg für eine Erneuerung im 18. Regierungsjahr von Josia vorzubereiten. Durch diese Reformbewegung wurden die angedrohten Strafgerichte eine Zeitlang abgewendet. Sie wurde in einer völlig überraschenden Weise ausgelöst, weil man einen Teil der Bücher Mose, die eigenartigerweise viele Jahre lang verschwunden waren, entdeckt und studiert hatte.

Fast ein Jahrhundert zuvor war während der ersten Passafeier unter König Hiskia Vorkehrung dafür getroffen worden, dass Priester täglich aus dem Gesetzbuch öffentlich vorlasen. Weil die Satzungen, die von Mose aufgeschrieben worden waren - insbesondere die aus dem Buch des Bundes (das einen Teil des fünften Buches Mose bildet) -, auch befolgt wurden, war die Regierung von Hiskia so erfolgreich gewesen. Manasse aber hatte es gewagt, diese Satzungen beiseitezusetzen, wodurch in seiner Regierungszeit die Abschrift des Gesetzes im Tempel durch Nachlässigkeit verlorenging. Deshalb empfing das Volk lange Zeit so gut wie keine derartige Unterweisung.

Der Hohepriester Hilkia fand die lange verlorene Handschrift bei Ausbesserungsarbeiten am Tempel, die nach den Anweisungen von Josia durchgeführt wurden, um dieses heilige Bauwerk zu erhalten. Der Hohepriester übergab die kostbare Schriftrolle dem Schriftgelehrten Schafan, der sie las, zum König brachte und ihm die Geschichte ihrer Auffindung erzählte.

Die Aussagen Des Bundesbuches

Josia war tief bewegt, als er zum ersten Mal die Ermahnungen und Warnungen vorgelesen bekam, die in dieser alten Handschrift überliefert waren. Nie zuvor hatte er so vollständig erkannt, wie eindringlich Gott dem Volk Israel "Leben und Tod, Segen und Fluch" (5. Mose 30,19) vorgelegt und wie oft er es aufgefordert hatte, den Weg des Lebens zu erwählen, damit es zu einem Vorbild und Segen für alle Völker werde. Mose hatte Israel ermahnt: "Seid stark und mutig! Habt keine Angst und erschreckt nicht vor ihnen! Der Herr, euer Gott, wird selbst mit euch gehen. Er wird euch nicht verlassen und euch nicht im Stich lassen." (5. Mose 31,6 NLB)

Das Buch enthielt sehr viele Zusicherungen bezüglich Gottes Willigkeit, bis zum Äußersten jene zu retten, die ihr ganzes Vertrauen in ihn setzen. Wie er sie einst aus der Sklaverei in Ägypten geführt hatte, wollte er machtvoll wirken, um sie im verheißenen Land anzusiedeln und an die Spitze aller Völker der Erde zu setzen.

Die Ermutigungen als Lohn für den Gehorsam wurden von Vorhersagen des Gerichts gegen die Ungehorsamen begleitet. Als der König diese inspirierten Worte hörte, erkannte er in den Beschreibungen die Zustände in seinem Königreich. Er war entsetzt, als er vernahm, dass diese prophetischen Schilderungen über den Abfall von Gott klar zeigten, wie nahe der Tag des Unheils war und dass es dann keine Möglichkeit der Rettung mehr geben würde. Die Sprache war deutlich und konnte nicht missverstanden werden.

Am Ende des Buches machten eine Zusammenfassung von Gottes Handeln mit Israel und eine Wiederholung der zukünftigen Ereignisse die Sache doppelt klar. In Gegenwart des ganzen Volkes hatte Mose damals gesagt:

"Höre, o Himmel, ich will reden! Höre, o Erde, meine Worte! Meine Lehre soll niedergehen wie der Regen; meine Rede wird sich niederlassen wie der Tau, wie Regenschauer auf zarte Grashalme und Regentropfen auf sattgrüne Pflanzen. Ich will den Namen des Herrn bekannt machen. Gebt unserem Gott die Ehre! ... Denkt an die längst vergangenen Tage, achtet auf die längst verblichenen Generationen. Fragt euren Vater, er wird es euch erzählen, und befragt eure Alten, sie werden es euch sagen. Als der Höchste den Völkern ihren Erbbesitz zuwies, als er die Menschen voneinander trennte, setzte er die Grenzen zwischen den Völkern fest, gemäß der Zahl der Israeliten. Doch Israel gehört dem Herrn, Jakob ist sein besonderes Eigentum. Er fand sie in einem öden Land, in der weiten, einsamen Wüste. Er umgab sie und wachte über sie, er behütete sie wie seinen Augapfel." (5. Mose 32,1-4.7-10 NLB)

Die Israeliten aber "stießen Gott im Übermut zurück, ihn, der sie doch geschaffen hatte; ihr Fels und Schutz galt ihnen nichts. Sie wandten andern ihre Liebe zu und kränkten ihn mit ihrem Götzendienst. Sie brachten ihre Opfer dar für Götter, die keine sind und die nicht helfen können; den Vätern waren sie noch unbekannt, erst kürzlich sind sie aufgekommen. Den starken Felsen, ihn, der euch gezeugt hat, den Gott, aus dem ihr allesamt geboren seid, habt ihr verraten, habt ihr ganz vergessen! Das sah der Herr; er wurde zornig, weil seine Söhne, seine Töchter ihn verschmähten. Und er beschloss: ›Ich ziehe mich zurück und überlasse sie sich selbst; dann will ich sehn, wohin das führt! Sie sind voll Widerspruch und Starrsinn und kennen weder Dankbarkeit noch Treue. Sie kränken mich mit einem Un-Gott, erbittern mich durch hohle, leere Götzen; ich kränke sie mit einem Un-Volk und strafe sie durch aufgeblasene Menschen. ... Ich überschütte sie mit schweren Plagen, verschieße auf sie alle meine Pfeile. Dann werden sie vor Hunger sterben, durch Fieberglut und Pest zugrunde gehen. ... Denn sie sind töricht, ohne jede Einsicht; sonst müssten sie es doch erkennen und an ihr eigenes Ende denken. Wie könnte einer 1000 Mann verjagen, wie könnten zwei aus ihren Reihen 10.000 meines Volkes schlagen, wenn ich es nicht verlassen hätte, wenn nicht sein Gott, sein starker Fels, es in die Hand der Feinde gäbe? Sogar die Feinde haben es erkannt, dass ihre Götter keine Helfer sind und sich in nichts mit mir vergleichen können, dem Helfer und Beschützer Israels. ... Dies alles bleibt mir im Gedächtnis, ich werde nichts davon vergessen. Ich werde bald an ihnen Rache nehmen und sie für alle Bosheit hart bestrafen. Noch kurze Zeit, dann kommt ihr Untergang, ihr Ende ist nicht aufzuhal- ten.‹" (5. Mose 32,15-35 GNB)

Diese und ähnliche Schriftabschnitte offenbarten Josia die Liebe Gottes zu seinem Volk und seine Abscheu vor der Sünde. Als der König die Vorhersagen von einem nahenden Gericht über diejenigen vernahm, die in Rebellion gegen Gott verharrten, wurde ihm vor der Zukunft bange. Das Verderbnis im Königreich Juda war groß. Zu welchem Ende würde ihr fortgesetzter Abfall führen?

Die Reformen Von Josia

Von Anfang an war der König dem herrschenden Götzendienst nicht gleichgültig gegenübergestanden. "In seinem achten Regierungsjahr, als er noch sehr jung war", hatte er sich völlig dem Dienst Gottes geweiht. Vier Jahre später, als er 20 Jahre alt war, bemühte er sich ernstlich, Versuchungen von seinen Untertanen fernzuhalten, und er "begann . in Juda und Jerusalem die Opferstätten, die geweihten Pfähle und die geschnitzten und gegossenen Götzenbilder zu beseitigen. Unter seiner Aufsicht wurden die Altäre des Gottes Baal niedergerissen. Die Räuchersäulen, die darauf standen, ließ er in Stücke schlagen. Die geweihten Pfähle und die geschnitzten und gegossenen Standbilder ließ er zu Staub zermahlen und den Staub auf die Gräber der Leute streuen, die diesen Machwerken Opfer dargebracht hatten. Die Gebeine der Götzenpriester ließ er auf den Altären verbrennen, auf denen sie geopfert hatten. So reinigte er Juda und Jerusalem von allen diesen Dingen" (2. Chronik 34,3-5 GNB).

Nicht zufrieden mit seiner gründlichen Arbeit in Juda, wiederholte der jugendliche Herrscher seine Reformen in dem Teil von Palästina, den früher die zehn Stämme bewohnt hatten, von denen aber nur ein unbedeutender Rest übrig geblieben war. Es wird berichtet: "Auch in den Städten der Stämme Manasse, Ephraim, Simeon und bis hin nach Naftali griff er durch und durchsuchte sogar die Häuser. Überall bei den Nordstämmen ließ er die Altäre niederreißen, die geweihten Pfähle umhauen, die Götzenbilder zertrümmern und die Räucheraltäre in Stücke schlagen. Dann kehrte er nach Jerusalem zurück." (2. Chronik 34,6.7 GNB)

So hatte Josia vom frühesten Mannesalter an seine Stellung als König dazu genutzt, die Gebote Gottes hochzuhalten. Als ihm nun der Schriftgelehrte Schafan aus dem Gesetzbuch vorlas, entdeckte er in dieser Schriftrolle einen Erkenntnisschatz und zugleich einen mächtigen Verbündeten bei dem Reformvorhaben, das er so gern im Land verwirklichen wollte. Er entschloss sich, nach diesen Ratschlägen zu handeln und alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sein Volk mit diesen Lehren bekannt zu machen. Wenn irgend möglich, wollte er die Israeliten dazu bewegen, das Gesetz des Himmels zu achten und zu lieben.

Aber konnte die notwendige Erneuerung überhaupt noch zustande gebracht werden? Israel hatte die Grenzen göttlicher Langmut nahezu erreicht. Bald würde Gott diejenigen bestrafen, die Schande über seinen Namen gebracht hatten. Der Zorn Gottes gegen das Volk war bereits entbrannt. Von Kummer und Entsetzen überwältigt, zerriss Josia seine Kleider und beugte sich in seiner geistigen Qual vor Gott, um für die Sünden seines unbußfertigen Volkes Vergebung zu erbitten.

Rat Von Der Prophetin Hulda

Zu jener Zeit lebte die Prophetin Hulda in Jerusalem unweit des Tempels. Der König, von angstvollen Vorahnungen erfüllt, wandte sich an sie. Er wollte den Herrn durch seine erwählte Botin befragen, um zu erfahren, ob und wie er das irrende Juda retten könnte, das am Rand des Untergangs stand.

Der Ernst der Lage und die Wertschätzung, die er für die Prophetin hegte, veranlassten ihn, die wichtigsten Männer des Königreiches als Botschafter zu ihr zu senden. "Geht hin", befahl er ihnen, "und befragt für mich und für das Volk und für ganz Juda den Herrn über die Worte, die in dem Buch geschrieben stehen, das gefunden wurde. Der Zorn des Herrn richtet sich gegen uns, weil unsere Vorfahren den Worten dieses Buches nicht gefolgt sind und nicht getan haben, was darin für uns geschrieben steht." (2. Könige 22,13 NLB)

Durch Hulda teilte der Herr Josia mit, dass der Untergang von Jerusalem nicht abgewendet werden könne. Selbst wenn sich das Volk jetzt vor Gott demütigte, könne es seiner Bestrafung nicht entgehen. Zu lange seien seine Sinne durch begangenes Unrecht abgestumpft worden, sodass es bald einen Rückfall in dasselbe sündige Leben gäbe, wenn das Strafgericht ausgesetzt würde. Die Prophetin teilte ihnen mit: "Antwortet dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: ›So spricht der Herr, der Gott Israels: Alle Drohungen, die du in diesem Buch gelesen hast, lasse ich in Erfüllung gehen. Ich bringe Unglück über diese Stadt und ihre Bewohner. Sie haben mir die Treue gebrochen und anderen Göttern geopfert. Mit ihren selbstgemachten Götzenbildern haben sie mich herausgefordert. Mein Zorn gegen diese Stadt ist aufgelodert wie ein Feuer, das nicht erlischt!‹" (2. Könige 22,15-17 GNB)

Weil sich der König jedoch vor Gott gedemütigt habe, werde der Herr anerkennen, dass er so bereitwillig Vergebung und Gnade gesucht hat. Ihm wurde gesagt: "Dein Herz war berührt, und du hast vor dem Herrn Buße getan, als du hörtest, was ich über diese Stadt und ihre Einwohner gesagt habe, dass nämlich dieser ganze Landstrich verflucht und öde daliegen wird. Du hast deine Kleider zerrissen und vor mir geweint. Deshalb habe ich dich erhört, spricht der Herr. Ich will das vorausgesagte Unglück erst nach deinem Tod über diese Stadt kommen lassen, wenn du in Frieden gestorben und begraben bist. Du wirst das Unglück, das ich über diesen Ort bringen werde, nicht mehr sehen." (2. Könige 22,19.20 NLB)

Der Beginn Der Erneuerung

Der König musste die Zukunft Gott überlassen. Er konnte die ewigen Ratschlüsse des Herrn nicht ändern. Mit der Ankündigung der göttlichen Strafgerichte hatte der Herr jedoch die Gelegenheit zur Reue und zur Erneuerung nicht aufgehoben. Josia, der darin Gottes Bereitschaft erkannte, seine Gerichte mit Gnade zu mildern, beschloss, alles nur Mögliche zu tun, um gründliche Reformen durchzuführen. Er berief sofort eine große Versammlung ein, zu der die Ältesten und Beamten von Jerusalem und Juda gemeinsam mit den einfachen Bürgern eingeladen wurden. Sie alle - samt den Priestern und Leviten - trafen im Vorhof des Tempels mit dem König zusammen.

Der König persönlich "las vor ihren Ohren alle Worte aus dem Buch des Bundes, das im Hause des Herrn gefunden war" (2. Könige 23,2b). Der königliche Leser war tief bewegt und trug seine Botschaft mit der Ergriffenheit eines gebrochenen Herzens vor. Seine Zuhörer lauschten gespannt. Die starken Gemütsbewegungen, die das Gesicht des Königs offenbarte, der feierliche Ernst der Botschaft, die Warnungen vor drohenden Strafgerichten - all das tat seine Wirkung. Viele entschlossen sich, gemeinsam mit dem König um Vergebung zu flehen.

Josia schlug nun vor, dass die höchsten Würdenträger zusammen mit dem Volk feierlich vor Gott versprechen sollten, gemeinsam entscheidende Änderungen vorzunehmen. "Dann trat der König an seinen Platz vor dem Tempel und schloss einen Bund mit dem Herrn. Das ganze Volk musste versprechen, dem Herrn zu gehorchen und alle seine Gebote und Anweisungen mit ganzem Willen und aller Kraft zu befolgen. Alles, was in dem aufgefundenen Buch gefordert war, sollte genau befolgt werden." Die Antwort war aufrichtiger, als es der König erhofft hatte: "Das ganze Volk stimmte zu und verpflichtete sich zum Gehorsam gegen das Gesetz des Herrn." (2. Könige 23,3 GNB)

Bei der Erneuerung, die nun folgte, ging es dem König hauptsächlich darum, jeden noch vorhandenen Rest von Götzendienst auszulöschen. Die Bewohner des Landes hatten die Sitte der Nachbarvölker, vor Figuren aus Holz und Stein niederzuknien, schon seit so langer Zeit befolgt, dass es geradezu unmöglich schien, jede Spur dieses Übels zu beseitigen. Aber Josia zeigte Ausdauer bei seinem Bemühen, das Land zu reinigen. Mit aller Strenge bekämpfte er den Götzendienst, dass er sogar "die Priester der Höhenheiligtümer auf ihren eigenen Altären hinrichten" ließ (2. Könige 23,20a NLB). "Auch die Totenbeschwörer und Wahrsager, die Hausgötzen und alle anderen Götzenbilder ließ Josia in Jerusalem und im ganzen Land Juda abschaffen. So erfüllte er die Gesetze, die in dem vom Priester Hilkia im Haus des Herrn gefundenen Buch niedergelegt waren." (2. Könige 23,24 NLB)

Eine Prophezeiung Erfüllt Sich

König Jerobeam, der Sohn Nebats, hatte einige Jahrhunderte zuvor bei der Teilung des Reiches in Auflehnung gegen den Gott, dem das Volk Israel diente, das Volk dazu verleitet, sich vom Tempeldienst in Jerusalem abzuwenden, um sich neuen Gottesdienstformen hinzugeben. Dazu hatte er einen ungeweihten Altar in Bethel errichtet. Während der Einweihung dieses Altars, durch den viele Menschen in den folgenden Jahren verführt wurden, war plötzlich ein Mann Gottes aus Judäa aufgetreten und hatte das gottlose Treiben verurteilt. Er rief: "Altar! Altar! So spricht der Herr: ›Dem Königshaus Davids wird ein Kind mit Namen Josia geboren werden. Der wird die Priester der Höhenheiligtümer, die Opfer auf dir darbringen, töten, und Menschenknochen wird er auf dir verbrennen.‹" (1. Könige 13,2 NLB) Diese Ankündigung war von einem Zeichen begleitet worden, das sie als eine Botschaft Gottes auswies.

Drei Jahrhunderte waren darüber vergangen. Die Reformation führte König Josia auch nach Bethel, wo dieser alte Altar stand. Er sollte nun diese alte Weissagung buchstäblich erfüllen.

"Auch den Altar in Bethel ließ der König niederreißen, jenes Höhenheiligtum, das Jerobeam, der Sohn Nebats, errichtet hatte, als er Israel zur Sünde verleitete. Er zertrümmerte den Altar und verbrannte das Aschera-Bild. Als sich Josia umsah, fiel sein Blick auf mehrere Gräber am Hang. Er befahl, die Gebeine herauszuholen, und ließ sie auf dem Altar verbrennen, um diesen zu entweihen. All das geschah genau so, wie der Herr es durch den Propheten vorhergesagt hatte. Dann fragte Josia: ›Was ist das für ein Grabmal dort drüben?‹ Die Einwohner der Stadt antworteten: ›Es ist das Grab des Mannes Gottes, der aus Juda kam und alles vorausgesagt hat, was du am Altar von Bethel getan hast!‹ Josia antwortete: ›Lasst ihn in Frieden. Rührt seine Gebeine nicht an.‹ Und er ließ seine Gebeine und damit auch die des alten Propheten aus Samaria nicht verbrennen." (2. Könige 23,15-18 NLB)

Auf den südlichen Hängen des Ölbergs, gegenüber dem prächtigen Tempel des Herrn auf dem Berg Morija, befanden sich die Altäre und Götzenbilder, die Salomo dort seinen abgöttischen Frauen zuliebe aufgestellt hatte (vgl. 1. Könige 11,6-8). Mehr als drei Jahrhunderte lang hatten dort große scheußliche Götzenfiguren gestanden. Auf diesem "Berg des Anstoßes" standen sie als stumme Zeugen für den Abfall des weisesten Königs von Israel. Auch sie ließ Josia entfernen und zerstören.

Die Feier Des Passafestes

Um den Glauben von Juda an den Gott seiner Väter weiterhin zu festigen, ließ der König gemäß den Bestimmungen im Buch des Gesetzes ein großes Passafest abhalten. Die verantwortlichen Priester trafen die Vorbereitungen für die heiligen Kulthandlungen. Am großen Tag des Festes brachte man reichlich Opfer dar. "Ein solches Passafest war seit der Regierungszeit der Richter in Israel nicht mehr gefeiert worden, nicht ein einziges Mal in den vielen Jahren der Königsherrschaft in Israel und Juda." (2. Könige 23,22 NLB) Aber obwohl der Eifer Josias Gott gefällig war, vermochte er die Sünden vergangener Generationen nicht zu sühnen. Auch konnte die Frömmigkeit der Anhänger des Königs bei vielen anderen Israeliten keine Herzensbekehrung bewirken, denn sie weigerten sich starrköpfig, vom Götzendienst zur Anbetung des wahren Gottes zurückzukehren.

Nach diesem Passafest regierte Josia noch über ein Jahrzehnt. Im Alter von 39 Jahren fand er im Kampf mit den Streitkräften von Ägypten den Tod. "Er wurde in den Königsgräbern begraben, und ganz Juda und Jerusalem trauerten um ihn. Jeremia schrieb Klagelieder für Josia, und bis heute werden von den Sängerinnen und Sängern Trauerlieder über Josia gesungen. Sie wurden Teil der Tradition in Israel und sind im Buch der Klagelieder aufgezeichnet." (2. Chronik 35,24.25 NLB) "Keiner der früheren Könige war wie Josia gewesen, denn er wandte sich wirklich von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und aus ganzer Kraft dem Herrn zu und hielt alle Gesetze Moses. Und auch nach ihm gab es nie wieder einen solchen König. Doch wegen der Gräueltaten von König Manasse blieb der Herr weiterhin zornig über Juda. Nichts konnte ihn besänftigen." (2. Könige 23,25.26 NLB)

Schnell nahte sich die Zeit, in der Jerusalem völlig zerstört und die Einwohner des Landes nach Babylon verschleppt werden sollten. Dort mussten sie das lernen, was sie unter günstigeren Umständen nicht hatten lernen wollen.