Macht Und Ohnmacht

Kapitel 36

Zedekia -- Der Letzte König Judas

[AUDIO]

Jeremia 27,1 bis 29,23; Hesekiel 8,7-18; 12,21-28; 17,12-21 und 2. Chronik 36,11-15.

Zu Beginn seiner Regierungszeit besaß Zedekia das volle Vertrauen des Königs von Babylon und hatte als bewährten Ratgeber den Propheten Jeremia zur Seite. Wäre er ehrenhaft mit den Babyloniern umgegangen und hätte er Gottes Botschaften durch Jeremia beachtet, wäre ihm die Achtung vieler Babylonier in hoher Verantwortung erhalten geblieben. Und er hätte Gelegenheiten gehabt, ihnen eine Erkenntnis des wahren Gottes zu vermitteln. Das wäre auch für die bereits im babylonischen Exil lebenden Juden von Vorteil gewesen, denn man hätte ihnen viele Freiheiten zugebilligt. Der Name Gottes wäre weit und breit geehrt worden, und den Juden, die im Land bleiben konnten, wäre das schreckliche Unheil, das schließlich über sie hereinbrach, erspart geblieben.

Jeremias Ratschläge

Durch Jeremia wurde Zedekia und allen Juden, auch denen in Babylon, geraten, sich der zeitlich begrenzten Herrschaft der Siegermacht zu fügen. Besonders für die Verbannten war es wichtig, sich für das Wohlergehen in dem Land, in das sie verschleppt worden waren, einzusetzen. Dagegen widersetzten sich jedoch die menschlichen Neigungen. Satan nutzte die Gunst der Umstände und ließ sowohl in Jerusalem als auch in Babylon falsche Propheten auftreten, die erklärten, mit dem Zwangsaufenthalt sei es bald wieder vorbei und das frühere Ansehen der Nation werde wiederhergestellt werden.

Hätten der König und die Verbannten auf diese schmeichelhaften Vorhersagen geachtet, hätte das zu verhängnisvollen Schritten verleitet. Diese wiederum hätten die gnädigen Pläne Gottes mit seinem Volk zunichte gemacht. Um einen Aufstand samt den damit verbundenen Leiden zu vermeiden, befahl der Herr Jeremia, unverzüglich dieser Gefahr zu begegnen und den König vor den sicheren Folgen eines Aufruhrs zu warnen. Auch die Verbannten wurden schriftlich durch Briefe ermahnt, sich nicht täuschen zu lassen, als ob ihre Befreiung nahe sei. "Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen", schärfte ihnen Jeremia ein (Je- remia 29,8). In diesem Zusammenhang erwähnte er die Absicht des Herrn, Israel am Ende der vorausgesagten 70-jährigen Gefangenschaft wiederherzustellen.

Mit welch zartem Mitleid unterrichtete Gott sein gefangenes Volk über seinen Plan mit Israel! Er wusste, dass die Juden ihre Lage in Babylon sehr verschlimmern würden, wenn sie sich durch falsche Propheten überreden ließen, auf eine baldige Befreiung zu hoffen. Jedes Aufbegehren oder ein Aufstand würde zu erhöhter Wachsamkeit und Strenge bei den babylonischen Machthabern führen und eine weitere Einschränkung der Freiheiten zur Folge haben. Das würde nur noch mehr Leid und Unglück bringen. Gott wollte, dass sich die Verbannten geduldig in ihr Schicksal fügen und aus ihrer Zwangsarbeit das Beste machen. Er riet ihnen: "Baut euch Häuser ... Legt euch Gärten an ... Seid um das Wohl der Städte besorgt, in die ich euch verbannt habe, und betet für sie! Denn wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch euch gut." (Jeremia 29,5-7 GNB)

Bestrafung Falscher Propheten

Unter den Irrlehrern in Babylon gab es zwei Männer, die sich heilig nannten, jedoch ein unehrenhaftes Leben führten. Jeremia hatte den bösen Lebenswandel der beiden verurteilt und sie vor schlimmen Folgen gewarnt. Verärgert über diese Rügen wollten sie sich dem Werk des wahren Propheten widersetzen, indem sie das Volk dazu aufhetzten, dessen Worte anzuzweifeln und den Rat zur Unterwerfung unter die Herrschaft von Babylon zu missachten. Das beantwortete der Herr mit der Weissagung Jeremias, dass diese falschen Propheten Nebukadnezar ausgeliefert und öffentlich hingerichtet werden sollten. Bald darauf erfüllte sich diese Voraussage buchstäblich (vgl. Jeremia 28,12-17; 29,21-23).

Bis zum Ende der Welt werden Männer aufstehen, die unter den Verehrern des wahren Gottes Verwirrung und sogar Aufruhr stiften wollen. Die Lügenpropheten werden den Menschen vorgaukeln, dass man die Sünde auf die leichte Schulter nehmen könne. Und wenn die traurigen Folgen ihres bösen Treibens offensichtlich werden, gibt man womöglich demjenigen die Schuld, der sie gewissenhaft gewarnt hat - genauso wie die Juden Jeremia für ihr Unglück verantwortlich machten. Aber so sicher, wie sich die Worte Jahwes durch seine Propheten in alter Zeit bewahrheitet haben, wird sich die Zuverlässigkeit seiner Botschaften auch heute erweisen.

Jeremias Warnungen An Die Nachbarvölker

Von Beginn an riet Jeremia beharrlich, sich den Babyloniern zu unterwerfen. Diesen Rat gab er nicht nur Juda, sondern auch vielen benachbarten Völkern. In der ersten Zeit seiner Regierung suchten Gesandte aus Edom, Moab, Tyrus und anderen Völkern den König Zedekia auf. Sie wollten von ihm erfahren, ob er die Zeit zu einem gemeinsamen Aufstand für günstig halte, und ob er sich mit ihnen im Krieg gegen den König von Babylon verbünden wollte.

Noch während diese Abgesandten auf eine Antwort warteten, erging folgendes Wort des Herrn an Jeremia: "Mach dir aus Stricken und Stäben ein Joch und befestige es auf deinem Nacken. Sende dann eine Botschaft an die Könige von Edom, Moab, Ammon, Tyrus und Sidon über ihre Abgesandten, die sich zurzeit bei König Zedekia in Jerusalem aufhalten." (Jeremia 27,2.3 NLB)

Jeremia sollte die Gesandten wissen lassen, dass sie ihre Herrscher von der Absicht Gottes unterrichten, dass Gott sie alle in die Hand von Nebukad- nezar gegeben hatte. "Alle Völker sollen ihm, seinem Sohn und auch seinem Enkel dienen müssen, bis auch für sein Reich das Ende gekommen ist." (Je- remia 27,7 NLB)

Ferner sollten sie ihren Herrschern ausrichten, dass sie im Fall der Weigerung, dem babylonischen König zu dienen, "mit Krieg, Hungersnot und der Pest" bis zur Vernichtung bestraft würden. Insbesondere sollten sie nicht auf die falschen Propheten hören, die zu einem anderen Kurs rieten. "Hört deshalb nicht auf eure Propheten, eure Wahrsager, Zeichendeuter und Zauberer, auch nicht auf eure Träume, die sagen: ›Ihr werdet dem babylonischen König nicht dienen müssen.‹ Das, was sie euch weissagen, ist nichts als Lüge. Wegen dieser Lügenworte tragen sie die Schuld daran, dass ihr in die Verbannung geführt und dann von mir verstoßen werdet und umkommt. Dem Volk aber, das sich unter das Joch des babylonischen Königs beugt und ihm dient, werde ich ein ruhiges Leben in der Heimat gewähren, damit es sein Land bebauen und darin leben kann." (Jeremia 27,8-11 NLB) Die leichteste Strafe, die Gott in seiner Gnade einem so widerspenstigen Volk auferlegen konnte, war die Unterwerfung unter die Herrschaft von Babylon. Lehnte es sich jedoch gegen diese Verordnung zur Knechtschaft auf, müsste es die ganze Härte der Züchtigung Gottes über sich ergehen lassen.

Die Verwunderung unter den versammelten Räten der Völker kannte keine Grenzen, als Jeremia das Joch der Unterwerfung auf seinem Nacken trug und ihnen den Willen Gottes verkündete.

Widerspruch Gegen Jeremia

Gegen den entschlossenen Widerstand setzte sich Jeremia unbeirrt für eine Politik der Unterwerfung ein. Unter denen, die sich anmaßten, dem Rat des Herrn zu widersprechen, ragte Hananja hervor, einer der falschen Propheten, vor denen das Volk gewarnt worden war. Da er dadurch die Gunst des Königs und dessen Gefolge zu gewinnen meinte, protestierte er lautstark und behauptete, Gott hätte ihm Worte der Ermutigung für die Juden eingegeben: "So spricht der Gott Israels, der Herrscher der Welt: ›Ich zerbreche das Joch des Königs von Babylonien! Noch genau zwei Jahre, dann bringe ich alle heiligen Geräte des Tempels, die Nebukadnezar von hier nach Babylonien geschafft hat, an diesen Ort zurück. Auch König Jojachin von Juda und alle anderen, die aus Juda nach Babylonien verschleppt worden sind, bringe ich zurück. Denn ich will das Joch des Königs von Babylonien zerbrechen.‹ Das sagt der Herr." (Jeremia 28,2-4 GNB)

In Anwesenheit der Priester und des Volkes bat Jeremia ernstlich, sich für den vom Herrn bestimmten Zeitraum dem König von Babylon zu unterwerfen. Er erinnerte die Juden an die Weissagungen von Hosea, Habakuk, Zefanja und anderen Propheten, deren Tadel und Warnungen ähnlich gelautet hatten. Dabei wies er sie auf Ereignisse in der Vergangenheit hin, durch die sich erfüllt hatte, was als Vergeltung für unbereute Sünden prophezeit worden war. "Wenn ein Prophet aber Glück und Frieden verheißt", schloss Jeremia, "muss man abwarten, ob seine Weissagungen in Erfüllung gehen. Erst dann kann man sicher sein, dass er wirklich vom Herrn beauftragt ist." (Jeremia 28,9 NLB) Falls sich Israel auf das Wagnis einließe, würden künftige Entwicklungen eindeutig klären, wer der wahre Prophet sei.

Die Worte Jeremias, der zu einer Unterwerfung riet, erregten Hananja, der die Zuverlässigkeit der Botschaft dreist in Frage stellte. Er nahm das symbolische Joch vom Hals des Jeremia, zerbrach es und sagte: ">So spricht der Herr: Genauso will ich, noch bevor zwei Jahre vergangen sind, das Joch des babylonischen Königs zerbrechen und vom Nacken aller Völker wegnehmen.‹ Daraufhin verließ der Prophet Jeremia den Tempel." (Jeremia 28,11 NLB) Anscheinend bevorzugte er einen Rückzug vom Schauplatz der Auseinandersetzung.

Aber Jeremia bekam eine weitere Botschaft aufgetragen: "Geh und sage zu Hananja: ›So spricht der Herr: Du hast ein hölzernes Joch zerbrochen, aber an seine Stelle will ich ein Joch aus Eisen legen. Denn der Herr, der Allmächtige, der Gott Israels, spricht: Ich lege all diesen Völkern ein eisernes Joch auf ihren Nacken, damit sie Nebukadnezar, dem König von Babel, dienen. Sie werden ihm dienen müssen ...‹ Dann sagte der Prophet Jeremia zu Hananja: Höre, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, aber du hast dafür gesorgt, dass das Volk einer Lüge vertraut. Deshalb sagt dir der Herr: ›Weil du das getan hast, will ich dich vom Erdboden beseitigen. Dieses Jahr noch wirst du sterben, weil du die Menschen zum Ungehorsam gegen den Herrn herausgefordert hast.‹ Zwei Monate später, im selben Jahr im siebten Monat, starb Hananja." (Jeremia 28,13-17 NLB)

Der falsche Prophet hatte den Unglauben des Volkes an Jeremia und dessen Botschaft bestärkt. In böser Absicht hatte er sich selbst als Gesandten des Herrn ausgegeben und erlitt infolgedessen bereits zwei Monate später den angekündigten Tod.

Zedekias Falscher Eid

Die Unruhe, die durch die Aussagen der falschen Propheten entstand, brachte Zedekia in den Verdacht des Verrats. Nur durch ein entschlossenes Handeln seinerseits wurde ihm erlaubt, weiterhin als Vasall zu regieren. Gelegenheit für ein solches Handeln bot sich kurz nach der Rückreise der Gesandten aus Jerusalem in die benachbarten Staaten, als der König von Juda in Begleitung von Seraja in einer wichtigen Mission nach Babylon reiste (vgl. Jeremia 51,59). Anlässlich dieses Besuchs am babylonischen Hof erneuerte Zedekia vor Nebukadnezar seinen Treueid.

Durch Daniel und andere verschleppte Israeliten hatte der babylonische Herrscher die Macht und die Überlegenheit des wahren Gottes kennengelernt. Als nun Zedekia noch einmal feierlich Treue gelobte, forderte ihn Ne- bukadnezar auf, dies im Namen Jahwes, des Gottes von Israel, zu tun. Hätte Zedekia die Erneuerung seines Bündnisses ernst genommen, hätte seine Treue einen tiefen Einfluss auf viele Menschen ausgeübt, die das Verhalten jener beobachteten, die bekannten, den Namen des Gottes von Israel zu verehren und für dessen Ehre einzutreten.

Aber der König von Juda nutzte nicht die hervorragende Gelegenheit, dem Namen des lebendigen Gottes Ehre zu erweisen. Von ihm wird berichtet: "Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, missfiel, und weigerte sich, vor dem Propheten Jeremia Buße zu tun, der im Namen des Herrn zu ihm sprach. Zugleich lehnte er sich auch gegen König Nebukadnezar auf, obwohl er vor ihm im Namen Gottes geschworen hatte. Zedekia war ein hartherziger, widerspenstiger Mann, der sich weigerte, zum Herrn, dem Gott Israels, umzukehren." (2. Chronik 36,12.13 NLB)

Hesekiels Botschaften In Babylon

Während Jeremia weiterhin in Judäa Zeugnis ablegte, wurde unter den Verbannten in Babylon der Prophet Hesekiel berufen. Er sollte sie warnen und trösten und die Botschaft des Herrn bestätigen, die Jeremia verkündet hatte. Während der restlichen Regierungsjahre von Zedekia machte Hesekiel sehr deutlich, wie töricht es war, den falschen Aussagen jener zu vertrauen, die den Gefangenen die Hoffnung auf eine frühe Rückkehr nach Jerusalem einflößten. Er sollte auch durch verschiedene Symbole und ernste Botschaften die Belagerung und die völlige Zerstörung von Jerusalem vorhersagen.

Im sechsten Jahr der Herrschaft von Zedekia offenbarte der Herr Hesekiel im Gesicht einige der Gräuel, die in Jerusalem und am Tempel, ja sogar im Innenhof verübt wurden. Alle Kultstätten und die dargestellten Götzen - "allerlei Abbilder von Kriechtieren und Vieh ... und allerlei Götzen des Hauses Israel ringsherum auf der Wand" (Hesekiel 8,10 Elb.) - zogen in rascher Folge vor dem erstaunten Blick des Propheten vorüber.

Jene, die geistliche Führer des Volkes hätten sein sollen, "70 Männer von den Ältesten des Hauses Israel", sah er vor den Götzenbildern, die in verborgenen Kammern im heiligen Tempelbezirk untergebracht waren, Weihrauch opfern. Diese Männer von Juda trieben heidnische Abgötterei und bildeten sich ein: "Der Herr sieht uns nicht, der Herr hat das Land verlassen." (Hese- kiel 8,11.12)

Der Prophet bekam aber noch "größere Gräuel" zu sehen: Bei einem Tor, das vom äußeren zum inneren Vorhof führte, erblickte er "Frauen, die den Tammus beweinten". Und im "inneren Vorhof am Hause des Herrn ... vor dem Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen der Vorhalle und dem Altar, standen etwa fünfundzwanzig Männer, die ihren Rücken gegen den Tempel des Herrn und ihr Gesicht gegen Osten gewendet hatten. Sie beteten gegen Osten die Sonne an" (Hesekiel 8,13-16).

Das herrliche Wesen, das Hesekiel bei seiner erstaunlichen Vision über die gottlose Obrigkeit begleitete, fragte den Propheten: "Hast du das gesehen, Menschenkind? ... Ist es für die Bewohner von Juda denn zu wenig, diese abscheulichen Taten hier zu begehen? Müssen sie auch noch das Land mit Gewalttätigkeit füllen und mich ständig missachten? ... Aber ich werde meinem Zorn freien Lauf lassen. Ich werde sie nicht verschonen und kein Mitleid mit ihnen haben. Selbst wenn sie laut zu mir schreien, werde ich sie nicht erhören." (Hesekiel 8,17.18 NLB)

Von den gottlosen Männern, die es wagten, in Gottes Namen vermessen vor das Volk zu treten, hatte der Herr durch Jeremia gesagt: "Selbst Propheten und Priester sind ruchlos. Sogar in meinem Haus habe ich ihre Bosheit gefunden." (Jeremia 23,11 Elb.) In der schrecklichen Anklage gegen Juda wurde der Vorwurf, die Heiligkeit des Tempels entweiht zu haben, wiederholt, wie der Chronist über die Regierungszeit von Zedekia schrieb: "Auch die führenden Männer der Priesterschaft und des Volkes trieben es mit ihrer Untreue gegenüber dem Herrn immer schlimmer. Sie folgten den abscheulichen Bräuchen der anderen Völker und entweihten den Tempel in Jerusalem, den der Herr doch zu seinem Eigentum erklärt hatte." (2. Chronik 36,14 GNB)

Das Ende Des Königreiches Juda Naht

Der Tag des Unheils für das Königreich Juda nahte schnell. Der Herr konnte sie nicht länger hoffen lassen, dass er seine strengsten Strafgerichte abwenden werde. "Solltet ihr etwa ungestraft bleiben?" fragte er. "Ihr werdet nicht ungestraft bleiben." (Jeremia 25,29b Elb.)

Selbst diese Worte wurden mit Hohn und Spott aufgenommen. "Die Zeit vergeht, und es wird nichts aus allen Weissagungen", erklärten die Verstockten (Hesekiel 12,22b NLB). Aber Hesekiel rügte mit gebotener Schärfe die Ablehnung der verlässlichen Prophezeiungen: "Darum sag ihnen: ›So spricht Gott, der Herr: Ich mache diesem Sprichwort ein Ende; es wird in Israel nicht mehr im Munde geführt werden.‹ Sag ihnen stattdessen: ›Die Zeit ist gekommen, in der sich jede Weissagung erfüllt!‹ In Israel soll es keine falschen Visionen und erlogenen Weissagungen mehr geben. Denn ich bin der Herr! Was ich ankündige, tritt ein. Es wird keinen Aufschub mehr geben. Noch zu euren Lebzeiten, du widerspenstiges Volk, werde ich etwas ankündigen und es dann ausführen, spricht Gott, der Herr. Danach erhielt ich diese Botschaft vom Herrn: ›Menschenkind, das Volk Israel sagt: ,Seine Visionen, die er sah, werden erst nach langer Zeit wahr werden. Und seine Weissagungen werden sich erst viel später erfüllen.' Deshalb sag ihnen: ,So spricht Gott, der Herr: Keines meiner Worte wird mehr lange auf sich warten lassen! Ich werde alles, was ich angekündigt habe, sogleich erfüllen! Ich, Gott, der Herr, habe gesprochen!!" (Hesekiel 12, 23-28 NLB)

Der Hauptverantwortliche für den raschen Untergang der Nation war König Zedekia. Er schlug alle Ratschläge des Herrn in den Wind, vergaß seine Dankesschuld gegenüber Nebukadnezar, brach seinen Vasalleneid, den er im Namen des Gottes Israels feierlich geschworen hatte, und lehnte sich gegen die Propheten auf, gegen seinen Wohltäter und gegen seinen Gott. In selbstgefälligem Vertrauen auf die eigene Weisheit wandte er sich hilfesuchend an den alten Feind eines einstmals blühenden Israel. "Er schickte ... Botschafter nach Ägypten und bat um ein großes Heer und viele Pferde. Wird er damit Erfolg haben? Wird jemand, der so etwas tut, bestehen?" So stellte der Herr den Verräter der heiligen Berufung in Frage. "Kann jemand mit einem Eidbruch davonkommen? So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: Im Land des Königs, der ihn einsetzte und dessen Eid er verachtete und dessen Vertrag er brach, in Babel, wird er sterben. Und der Pharao wird ihm nicht mit einem mächtigen Heer und vielen Soldaten im Krieg beistehen, wenn man einen Wall aufschüttet und Belagerungsgeräte heranschafft, um vielen Menschen das Leben zu nehmen. Er hat den Eid verachtet und den Vertrag gebrochen, obwohl er geschworen hat, ihn zu halten; weil er all das getan hat, wird er seiner Strafe nicht entkommen." (Hesekiel 17, 15-18 NLB)

Für den unheiligen, gottlosen Fürsten von Israel (vgl. Hesekiel 21,30 NLB) war der Tag der Abrechnung gekommen. "Weg mit der Stirnbinde und herunter mit der Krone!", ordnete der Herr an (Hesekiel 21,31 NLB). Erst wenn Christus selbst sein Reich aufrichtet, darf Juda wieder einen König haben. "Zu Trümmern, zu Trümmern, zu Trümmern will ich sie machen ...", lautete Gottes Entscheidung über den Thron Davids. "Bis der kommt, der das Recht hat; dem will ich es geben." (Hesekiel 21,32)