Macht Und Ohnmacht

Kapitel 43

Der Untergang Babylons

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Daniel 5, Jesaja 13,11-22; 47,1-15; Jeremia 50 und 51.

Gegen Ende der Lebenszeit Daniels fanden in dem Land, in das er und seine Gefährten mehr als 60 Jahre zuvor als Gefangene entführt worden waren, große Veränderungen statt. Nebukadnezar, der die Nationen ge- ängstigt hatte, war gestorben, und Babylon, die "überall auf der Erde hoch gerühmte" Stadt (Jeremia 51,41b NLB), war unter die unkluge Herrschaft seiner Nachfolger geraten. Langsam, aber sicher ging das Reich seiner Auflösung entgegen.

Die Herrschaft Belsazars

Belsazar, der Enkel Nebukadnezars, war schon als junger Mann Mitregent Nabonids geworden. Er bildete sich auf seine Machtbefugnisse etwas ein und erhob sich gegen den Gott des Himmels. Durch seine Torheit und Schwäche sollte das stolze Babylon bald untergehen. Er hatte viele Gelegenheiten gehabt, den göttlichen Willen zu erfahren und seine Verpflichtung zum Gehorsam Gott gegenüber zu erkennen. Belsazar wusste, dass sein Großvater durch Gottes Ratschluss aus der menschlichen Gesellschaft verbannt worden war, und er war auch mit Nebukadnezars Bekehrung und dessen wunderbarer Wiedereinsetzung vertraut. Doch Belsazar ließ es zu, dass seine Vergnügungssucht und Selbstverherrlichung die Lehren verdrängten, die er nie hätte vergessen sollen. Die gnädig gewährten Gelegenheiten ließ er verstreichen und nutzte die ihm eingeräumten Möglichkeiten nicht, um die Wahrheit gründlicher kennenzulernen. An dem, was Nebukadnezar schließlich um den Preis unsagbarer Leiden und Demütigungen gewonnen hatte, ging Belsazar gleichgültig vorüber.

Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon Rückschläge. Babylon wurde von Kyrus belagert, einem Neffen Darius' des Meders und Oberbefehlshaber der vereinigten Heere der Meder und Perser. Doch innerhalb der scheinbar uneinnehmbaren Festung mit ihren massiven dreifachen Stadtmauern und Bronzetoren, geschützt durch den Euphrat und reichlich mit Lebensmitteln versorgt, fühlte sich der verschwenderische Monarch sicher und verbrachte seine Zeit mit ausgelassenem Feiern.

Ein Grosses Festmahl

In seinem Stolz und seiner Anmaßung, sich leichtsinnig in Sicherheit wiegend, veranstaltete Belsazar "ein prächtiges Festmahl für die 1000 wichtigsten Männer seines Reiches. Er saß ihnen gegenüber zu Tisch und trank Wein" (Daniel 5,1 NLB). All die Annehmlichkeiten, die Reichtum und Macht mit sich bringen, vergrößerten den Glanz dieser königlichen Tafel. Schöne Frauen in bezaubernden Gewändern waren unter den geladenen Gästen auf dem königlichen Bankett, ebenso geistvolle und gebildete Männer. Sie alle tranken mit den Fürsten und Männern des Staates Wein wie Wasser und feierten unter dessen berauschendem Einfluss.

Die Vernunft des Königs war durch die beschämende Trunkenheit ausgeschaltet. Von seinen niedrigen Trieben und Leidenschaften beherrscht, übernahm er die Führung dieser ausschweifenden Veranstaltung. Während das Festmahl weiterging, "befahl er, die goldenen und silbernen Becher zu holen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem erbeutet hatte. Er wollte selbst daraus trinken, aber auch die mächtigen Männer seines Landes sowie seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken lassen. Man brachte ihm also die goldenen Becher ... und alle tranken daraus. Während sie ihren Wein tranken, rühmten sie ihre Götzen aus Gold, Silber, Bronze, Eisen, Holz und Stein" (Daniel 5,2-4 NLB).

Der Heilige Wächter Schreibt Eine Botschaft

Belsazar dachte nicht daran, dass sein abgöttisches Zechgelage von einem himmlischen Zeugen beobachtet wurde. Ein heiliger Wächter, selbst unsichtbar, schaute auf das Bild der Entweihung, hörte das frevelhafte Gelächter und sah den Götzenkult. Bald jedoch machte der ungebetene Gast seine Anwesenheit erkennbar. Als die Schwelgerei ihren Höhepunkt erreichte, erschien eine blasse Hand und schrieb auf die Wände des Palastes Buchstaben, die wie Feuer glänzten - Worte, die den vielen Anwesenden zwar rätselhaft waren, aber dem König, dessen Gewissen plötzlich schlug, und seinen Gästen wie das Omen des Verhängnisses vorkamen.

Verstummt war der fröhliche Lärm, während Männer und Frauen von unbeschreiblichem Schrecken erfasst wurden und zusahen, wie die Hand langsam geheimnisvolle Buchstaben schrieb. Wie in einer Gesamtschau zogen vor ihrem geistigen Auge die Taten ihres sündigen Lebens vorbei. Ihnen war, als stünden sie vor dem Gericht des ewigen Gottes, dessen Macht sie eben noch verachtet hatten. Wo einige Augenblicke zuvor noch Ausgelassenheit und gotteslästerliche Witzelei zu hören gewesen waren, gab es jetzt bleiche Gesichter und angstvolle Schreie. Wenn Gott die Menschen das Fürchten lehrt, können sie die Heftigkeit ihrer schrecklichen Angst nicht verbergen.

Am meisten erschrocken war Belsazar. Mehr als alle anderen trug er die Verantwortung für die Rebellion gegen Gott, die er in jener Nacht zu ihrem Höhepunkt im Babylonischen Reich getrieben hatte. In der Gegenwart des unsichtbaren Wächters - des Vertreters Gottes, dessen Macht herausgefordert und dessen Name verlästert worden war, stand der König vor Angst gelähmt da. "Seine Hüftgelenke wurden kraftlos, und seine Knie schlugen aneinander." (Daniel 5,6 ZÜ) Belsazar hatte sich ruchlos gegen den Gott des Himmels erhoben. Er hatte auf seine eigene Macht vertraut und nicht damit gerechnet, dass es jemand wagen würde, ihn zu fragen: "Warum machst du das?" Doch jetzt erkannte er, dass er über die Regentschaft, die ihm anvertraut worden war, Rechenschaft ablegen musste und für seine verpassten Gelegenheiten und seine trotzige Haltung keine Entschuldigung vorbringen konnte.

Vergeblich versuchte der König, die flammenden Buchstaben zu lesen. In dieses Geheimnis vermochte er nicht einzudringen. Hier offenbarte sich eine Macht, die er weder verstehen noch leugnen konnte. Verzweifelt suchte er Hilfe bei den Weisen seines Reiches. Sein verstörter Schrei erscholl durch den Saal, als er die Wahrsager, Sterndeuter und Beschwörer aufforderte, die Schrift zu entziffern. Ihnen versprach er: "Wer die Schrift an der Wand lesen und erklären kann, was sie bedeutet, wird in Purpur gekleidet und bekommt eine goldene Ehrenkette um den Hals. Er wird der dritt- mächtigste Mann in meinem Reich!" (Daniel 5,7 GNB) Doch der Aufruf an seine vertrauten Ratgeber war trotz der angebotenen reichen Belohnung vergeblich. Himmlische Weisheit kann man nicht kaufen oder verkaufen. "Alle Weisen des Königs traten vor, aber sie konnten das Geschriebene nicht lesen und erst recht nicht seinen Sinn deuten." (Daniel 5,8 GNB) Sie waren ebenso wenig fähig, die geheimnisvollen Schriftzeichen zu lesen, wie die Gelehrten einer früheren Generation die Träume Nebukadnezars zu deuten.

Daniel Wird Vor Den König Geholt

Da fiel der Königinmutter ein, dass Daniel vor mehr als einem halben Jahrhundert dem König Nebukadnezar den Traum vom großen Standbild und dessen Deutung erklärt hatte. "Lange lebe der König!" sagte sie. "Du brauchst nicht zu erschrecken oder blass zu werden. Es gibt einen Mann in deinem Reich, in dem der Geist der heiligen Götter wohnt. Während der Herrschaft deines Vaters3 zeigte sich, dass er mit Erkenntnis, Verstand und Weisheit gesegnet ist, von der Art, wie sie sonst nur bei den Göttern gefunden wird. Dein Vater, König Nebukadnezar, machte ihn zum Obersten aller Zauberer, Zeichendeuter, Astrologen und Wahrsager Babels, - eben deshalb, weil er einen so außergewöhnlichen Verstand und Geist und überdies Klugheit besitzt, die sich in der Deutung von Träumen und im Enträtseln von Geheimnissen zeigen. Dieser Mann heißt Daniel, aber der König hat ihm den Namen Beltschazar gegeben. Lass nun Daniel rufen, er wird dir die Bedeutung der Schrift sagen können." (Daniel 5,10b-12 NLB)

"Also wurde Daniel vor den König geführt." Belsazar rang um die Fassung und sagte zum Propheten: "Bist du Daniel, den mein Vater, König Nebukadnezar, als Gefangenen von Juda hierher gebracht hat? Man sagt über dich, dass der Geist der Götter in dir wohnt und dass Erleuchtung, Scharfsinn und eine besondere Weisheit bei dir gefunden wurden. Ich habe alle diese Weisen und Wahrsager kommen lassen, damit sie die Schrift lesen und mir anschließend erklären sollten, was ihre Bedeutung ist. Das ist aber keinem von ihnen gelungen. Jetzt habe ich über dich gehört, dass du in der Lage seist, Deutungen zu geben und Geheimnisse zu lösen. Nun, wenn es dir gelingt, diese Schrift dort zu lesen und mir zu sagen, was sie bedeutet, sollst du in königliche Purpurgewänder gekleidet werden und eine goldene Kette um den Hals tragen. Und du sollst zum dritthöchsten Mann im Reich erhoben werden." (Daniel 5,13-16 NLB)

Unbeeindruckt von den Versprechungen des Königs stand Daniel in der ruhigen Würde eines Dieners des Allerhöchsten vor der angsterfüllten Menge - nicht um Schmeichelworte auszusprechen, sondern um eine Gerichtsbotschaft zu erläutern. "Behalte deine Geschenke, und deine Belohnungen gib einem anderen!", sagte er. "Ich will dir die Schrift auch so vorlesen und dir ihre Bedeutung mitteilen." (Daniel 5,17 NLB)

Zuerst erinnerte der Prophet Belsazar an Dinge, die ihm vertraut waren und ihn doch nicht die Demut gelehrt hatten, die ihn hätte retten können. Er sprach über Nebukadnezars Sünde und Fall und wie der Herr mit ihm verfuhr, wie er ihm Herrschaft und Ruhm verlieh, wie das göttliche Urteil wegen seines Stolzes über ihn erging und er daraufhin die Macht und Barmherzigkeit des Gottes Israels anerkannte.

Dann rügte er Belsazar kühn und nachdrücklich wegen dessen großer Bosheit. Er hielt dem König seine Sünden vor und zeigte ihm, was er zu lernen versäumt hatte. Belsazar hatte weder die Erfahrungen seines Großvaters4 richtig gedeutet noch die warnenden Ereignisse beachtet, die für ihn selbst bedeutungsvoll waren. Er hatte Gelegenheit gehabt, den wahren Gott kennenzulernen und ihm zu gehorchen, aber er hatte sie unbeachtet gelassen und erntete nun die Früchte seiner Auflehnung.

"Du, Belsazar ... warst dennoch nicht demütig vor Gott", erklärte der Prophet, "sondern warst überheblich gegen den Herrn des Himmels und hast die Becher seines Tempels holen lassen. Ihr habt Wein aus ihnen getrunken, du und die mächtigen Männer in deinem Reich, deine Frauen und Nebenfrauen, und währenddessen habt ihr ein Loblied angestimmt auf die Götter aus Silber, Gold, Bronze, Eisen, Holz und Stein. Dabei können diese Götzen weder hören noch sehen noch irgendetwas wissen. Dem Gott dagegen, der dein Leben erhält und dein Schicksal lenkt, hast du nicht die Ehre gegeben! Deshalb hat er diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben." (Daniel 5,22-24 NLB)

Daniel Deutet Die Schriftzeichen

Der Prophet kehrte sich zu der vom Himmel gesandten Botschaft an der Wand und las vor: "Mene mene tekel u-parsin." (Daniel 5,25) Zwar war die Hand, die diese Zeichen geschrieben hatte, nicht mehr zu sehen, aber diese strahlten noch immer in erschreckender Klarheit. Und nun lauschten die Anwesenden mit angehaltenem Atem der Erklärung des betagten Propheten. "Diese Worte bedeuten Folgendes: Mene heißt ›gezählt‹ - Gott hat die Tage deiner Herrschaft gezählt und ihr ein Ende bereitet. Tekel heißt ›gewogen‹ - du wurdest auf der Waage gewogen und für zu leicht befunden. Parsin heißt ›geteilt‹ - dein Reich wird geteilt und den Medern und Persern gegeben werden." (Daniel 5,26-28 NLB)

In dieser letzten Nacht voll wilder Ausgelassenheit hatten Belsazar und sein Gefolge das Maß ihrer eigenen Schuld und auch die des Babylonischen Reiches voll gemacht. Gottes Hand, die das drohende Unheil bisher zurückgehalten hatte, konnte es nicht länger aufhalten. Durch mancherlei Fügungen hatte Gott versucht, den Babyloniern Ehrfurcht vor seinem Gesetz beizubringen. "Wir haben Babylon zu helfen versucht", hatte er über die ausgesagt, deren Schuld nun bis zum Himmel schrie, "doch ihm ist nicht mehr zu helfen!" (Jeremia 51,9a GNB) Wegen der bemerkenswerten Verdorbenheit des menschlichen Herzens hielt es Gott schließlich für erforderlich, ein unwiderrufliches Urteil zu fällen: Belsazar sollte sterben und sein Königreich in andere Hände übergehen.

Als der Prophet zu sprechen aufhörte, befahl der König, ihm die versprochenen Ehren zu erweisen. Dementsprechend kleidete man Daniel "in königliche Purpurgewänder und legte ihm eine goldene Kette um den Hals". Der König ließ öffentlich "ausrufen, dass Daniel der Drittmächtigste im Reich sein sollte" (Daniel 5,29 NLB).

Die Einnahme Babylons

Mehr als ein Jahrhundert zuvor hatte bereits Jesaja unter göttlicher Eingebung die Aufforderung gehört: "Meder, schließt die Stadt ein! Die Räuber müssen rauben, die Verwüster müssen verwüsten! Dem Seufzen der Völker über Babylon will ich ein Ende machen!" Er sah: "In Babylon deckt man den Tisch zum Festmahl, man breitet die Polster aus, man isst und trinkt - plötzlich ein Schrei: "Aufstehen! Alle Offiziere zu den Waffen!" (Jesaja 21,2.5 GNB) Die Nacht, in der König Belsazar und seine Ratgeber miteinander in der Lästerung Gottes wetteiferten, verwandelte sich plötzlich in eine Zeit der Angst und Zerstörung. Nun reihten sich in rascher Folge weitreichende Ereignisse genau so aneinander, wie sie in den prophetischen Schriften geschildert worden waren - viele Jahre, bevor die Hauptakteure dieses Schauspiels geboren wurden.

Während der König noch im Kreis derer, deren Schicksal besiegelt war, im Festsaal weilte, unterrichtete ihn ein Bote, "dass Babel von allen Seiten eingenommen wurde" (Jeremia 51,31 NLB) - vom Feind, vor dessen Maßnahmen er sich so sicher gefühlt hatte. "Die Feinde besetzen die Übergänge am Euphrat und brennen die Festungen nieder. Unsere Soldaten sind in Panik geraten!" (Jeremia 51,32 Hfa) Während er und seine Edlen aus den heiligen Gefäßen Jahwes tranken und ihre Götzen aus Silber und Gold priesen, kamen die Meder und Perser. Sie hatten den Euphrat oberhalb der Stadt abgeleitet und waren im Flussbett in das Zentrum der unbewachten Stadt eingedrungen. Nun standen die Truppen des Kyrus vor den Palastmauern. Die Stadt war von feindlichen Soldaten angefüllt, und deren Siegesgeschrei konnte man über den Verzweiflungsrufen der überraschten Zecher hören.

"Noch in derselben Nacht wurde Belsazar, der babylonische König, getötet" (Daniel 5,30 NLB), und ein fremder Herrscher nahm dessen Thron ein.

Die Vorhersagen Über Den Untergang Babylons

Wie genau hatte doch der Prophet Jeremia vorausgesagt, auf welche Weise Babylon fallen werde! Als Gott ihm in Gesichten die Geschehnisse der Zukunft offenbarte, rief er aus: "Babylon ist gefallen! Die weltberühmte Stadt wurde erobert! Was für ein Bild des Schreckens bietet sie nun der ganzen Welt!" (Jeremia 51,41 Hfa) "Alle Völker hat es niedergeschlagen wie ein Hammer, doch nun liegt es selbst zerschmettert am Boden. Bei diesem Anblick werden die Völker von Entsetzen gepackt. Babyloniens Sturz lässt die Erde erbeben, selbst die anderen Völker hören noch die lauten Hilfeschreie." (Je- remia 50,23.46 Hfa)

"Wie plötzlich ist Babel gefallen und zerschmettert!" (Jeremia 51,8) "Die Feinde ... verwandeln Babylonien in eine Wüste, sie nehmen die Soldaten gefangen und zerbrechen ihre Bogen. Denn ich, der Herr, bin ein Gott, der Vergeltung übt und sie so straft, wie sie es verdienen. Ich, der allmächtige Gott, der König der ganzen Welt, mache sie alle betrunken - die führenden Männer von Babylonien, ihre weisen Berater, die Statthalter, Befehlshaber und die einfachen Soldaten; dann versinken sie in ewigen Schlaf und werden nie mehr erwachen." (Jeremia 51,55-57 Hfa)

">Babylon, ich selbst habe dir eine Falle gestellte sagt der Herr, ›und prompt bist du hineingelaufen. Ich habe dich gefangen und jetzt rechne ich mit dir ab; denn mit mir, dem Herrn, hast du dich angelegt!‹ Wie einer Waffen aus der Rüstkammer holt, so holt der Herr in seinem Zorn die Völker herbei. Er, der Herrscher über die ganze Welt, hat Arbeit für sie im Land der Babylonier. ... So spricht der Herr, der Herrscher der Welt: ›Die Leute aus Israel und aus Juda werden unterdrückt. Das Volk, das sie gefangen weggeführt hat, will sie nicht wieder gehen lassen. Doch an mir haben sie einen starken Anwalt - ›der Herr, der Herrscher der Welt‹ ist sein Name. Ich werde ihnen zum Recht verhelfen und der Erde wieder Ruhe verschaffen. Doch die Bewohner Babylons will ich das Zittern lehren!‹" (Jeremia 50,24.25.33.34 GNB)

"Die gewaltige Mauer von Babylon wird bis auf den Grund zerstört, und seine stolzen Tore werden verbrannt!" (Jeremia 51,58 GNB) Der Herr der Heerscharen wollte "der Anmaßung der Stolzen ein Ende machen und den Hochmut der Gewalttätigen erniedrigen" (Jesaja 13,11 Elb.). Jesaja sagte voraus: "Babylon, das Juwel der Königreiche, das Schmuckstück der stolzen Chaldäer, wird dasselbe Schicksal erleiden wie die Städte Sodom und Gomorra, die Gott vernichtet hat. Nie wieder wird sich dort jemand ansiedeln, es bleibt unbewohnt für alle Zeiten. Kein Nomade schlägt dort seine Zelte auf, kein Hirt lässt seine Herde rasten. Nur Wüstentiere halten sich dort auf, die Häuser werden voll sein von Eulen. Der Ort wird ein Wohnplatz der Strauße und ein Tanzplatz der Böcke. Hyänen werden in den verlassenen Palästen heulen und Schakale in den Ruinen der Lustschlösser. Babylons Tage sind gezählt, bald schlägt seine letzte Stunde!" (Jesaja 13,19-22 GNB) Gott kündigte an: "Ich mache Babylon zu einem großen Sumpf, den die Reiher in Besitz nehmen. Ich kehre es aus mit eisernem Besen, sodass nichts mehr von ihnen übrig bleibt." (Jesaja 14,23 GNB)

An dem letzten Herrscher Babylons wurde der Richterspruch des göttlichen Wächters vollzogen, den schon der erste Herrscher zu hören bekam: "Dir, König ... wird gesagt: Dein Königreich ist dir genommen." (Daniel 4,28)

Der Herr sprach: "Steig von deinem Thron herunter, Babylon, du stolze Jungfrau! In den Staub musst du dich setzen ... Hör, was ich, der Herr, dir sage: Babylon, du musst ins Dunkel, einsam in der Stille sitzen, niemand wird dich künftig nennen ›Herrin vieler Königreichen Auf mein Volk war ich sehr zornig, gab mein Land dem Feind preis, lieferte mein Volk dir aus. Doch du hattest kein Erbarmen; auch die hochbetagten Alten hast du mitleidlos geschunden. Und du sagtest: ›Ewig leb ich, ewig bleibe ich die Herrin!‹ Dachtest nicht, was deine Taten dir am Ende bringen würden. Üppig lebst du, Wohlstand liebst du, wiegst dich stets in Sicherheit. Ja, du sagst: ›Ich bin die Größte! Neben mir kommt keiner auf. Niemals werd ich Witwe sein, ohne Zahl sind meine Kinder!‹ Doch an einem Tag verlierst du, was bis jetzt dein Ruhm und Stolz ist: Du verlierst den Mann, die Kinder, einsam, schutzlos stehst du da. Nichts kann dich davor bewahren, Zaubersprüche helfen nicht.

Doch du denkst noch: ›Ungestraft bleiben meine bösen Taten; es gibt keinen, der sie sieht.‹ Durch dein Wissen, deine Weisheit ließt du dich zum Stolz verleiten, sagtest: ›Ja, ich bin die Größte! Neben mir kommt keiner auf!‹ Doch schon naht sich dir das Unglück! Eh du dessen dich versiehst, stürzt du plötzlich ins Verderben. Du hast es nicht kommen sehen und du kannst ihm nicht entrinnen, nicht durch Zauber, nicht durch Opfer. Stell dich hin, brauch deine Künste, mit Beschwörungen versuch es! Darin bist du ja geübt, schon seit deiner Jugendzeit! Sieh, ob sie dir helfen können, um das Unheil abzuwenden! Hast du dich nicht stets bemüht, von den Sternen Rat zu holen? Ruf doch deine Himmelsdeuter, die dir Horoskope stellen! Ob sie dich wohl retten können? Wie den Stoppeln geht es ihnen, die im Nu das Feuer frisst: Keiner kann sein Leben retten ... Da ist niemand, der dir hilft." (Jesaja 47,1.5-15 GNB)

Gott Greift In Die Weltgeschichte Ein

Jede Nation, die die Weltbühne betreten hat, durfte ihren Platz auf Erden einnehmen, damit entschieden werden konnte, ob sie die Absichten des heiligen Gottes erfüllen würde. In den Prophezeiungen Daniels sind die Entstehung und Entwicklung der großen Weltreiche - Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom - aufgezeichnet. Bei jedem von ihnen - wie auch bei den nicht so mächtigen Reichen - hat sich die Geschichte wiederholt. Jedes Reich wurde eine Zeitlang auf die Probe gestellt. Jedes versagte, sein Ruhm verblasste, seine Macht schwand dahin.

Wenn auch Völker die göttlichen Grundsätze verwerfen und damit ihren eigenen Untergang herbeiführen, ist doch offenbar eine göttliche Absicht durch die Zeitalter am Wirken. Genau dies war dem Propheten Hesekiel während seines Aufenthalts im Land der Verbannung am Fluss Kebar in einer großartigen Darstellung gezeigt worden. Seinem erstaunten Blick boten sich Symbole als Offenbarung einer alles beherrschenden Macht dar, die mit den Geschäften der irdischen Herrscher zu tun hat.

Hesekiel schaute in der Vision "einen Sturm aus dem Norden heraufziehen, eine riesige Wolke, in der ein Feuer flackerte und die von gleißendem Licht umgeben war". Mehrere Räder "waren so gebaut, dass es wirkte, als würde eines in das andere hineingreifen"; sie wurden von vier Lebewesen bewegt. "Über ihren Köpfen befand sich etwas, was wie ein Thron aus Saphir aussah. Auf diesem Thron saß eine Gestalt, die einem Menschen glich." (Hesekiel 1,4.16b.26 NLB) "Es erschien an den Cherubim unter ihren Flügeln etwas wie eine Menschenhand." (Hesekiel 10,8 Elb.) Die Räder waren so kompliziert angeordnet, dass es auf den ersten Blick aussah, als seien sie durcheinandergeraten; doch sie bewegten sich in vollkommener Harmonie. Himmlische Wesen, unterstützt und geleitet durch die Hand unter den Flügeln der Cherubim, trieben die Räder an. Über ihnen, auf dem Thron aus Saphir, saß der Ewige, und um den Thron spannte sich ein Regenbogen, das Zeichen der göttlichen Gnade.

Wie das räderähnliche Gewirr von der Hand unter den Flügeln der Cherubim gelenkt wurde, so untersteht auch das verworrene Spiel menschlichen Geschehens der göttlichen Kontrolle. Inmitten von Streit und Tumult lenkt der Herr, der über den Cherubim thront, immer noch das Geschehen auf dieser Erde.

Auch uns hat die Geschichte der Völker heute etwas zu sagen. Jedem Volk und jedem einzelnen Menschen hat Gott einen Platz in seinem großen Plan zugewiesen. Mit seinem unfehlbaren Maßstab prüft Gott auch heute Menschen und Völker. Mit ihren eigenen Entscheidungen bestimmen sie ihr Geschick, aber Gott steht über allem, um seine Absichten zu erfüllen.

Die Weissagungen, die uns der große "Ich bin" (2. Mose 3,14a Elb.) in seinem Wort übermittelt hat, fügen in der Kette der Ereignisse Glied an Glied und reichen aus ferner Vergangenheit bis in die ewige Zukunft. Sie sagen uns, wo wir heute im Ablauf der Zeit stehen und was in der Zukunft zu erwarten ist. Alles, was nach den Prophezeiungen bis in die Gegenwart hinein geschehen sollte, kann man in Geschichtsbüchern bestätigt finden. Wir können daher sicher sein, dass alles, was noch kommen soll, sich eines nach dem anderen erfüllen wird.

Vorhersagen Für Das Ende Der Weltgeschichte

Heute künden die Zeichen der Zeit an, dass wir an der Schwelle großer und ernster Ereignisse stehen. Unsere Welt ist von Erschütterungen gekennzeichnet. Vor unseren Augen erfüllt sich die Weissagung des Erlösers über die Geschehnisse, die seinem Kommen vorausgehen sollen: "Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht ... Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort." (Matthäus 24,6.7)

Die heutige Zeit ist für alle Menschen von überragendem Interesse. Herrscher und Staatsmänner, Inhaber von Vertrauens- und Machtstellungen, nachdenkliche Männer und Frauen aller Schichten verfolgen aufmerksam, was um uns herum geschieht. Sie beobachten die Beziehungen zwischen den Völkern, bemerken die starke Erregung, die sich aller irdischen Wesen bemächtigt, und erkennen, dass sich etwas Großes und Entscheidendes anbahnt - dass die Welt am Rande einer gewaltigen Krise steht.

Die Bibel und nur sie vermittelt die richtige Schau dieser Dinge. In ihr werden die großen Schlussszenen der Weltgeschichte offenbart - Ereignisse, die schon ihre Schatten vorauswerfen und deren geräuschvolles Nahen die Erde erzittern und die Menschenherzen vor Angst verzagen lässt.

"Der Herr ist im Begriff, die ganze Erde zu entvölkern und zur Einöde werden zu lassen. Er lässt die Welt Kopf stehen und zerstreut ihre Bewohner ... denn sie haben das Gesetz übertreten, die Gebote und den alten Bund gebrochen. Deshalb wird die Erde von einem Fluch aufgefressen, und ihre Bewohner müssen es büßen." (Jesaja 24,1.5.6 NLB)

"Wehe, was uns bevorsteht! Der Tag, an dem der Herr Gericht hält, ist nahe. Ein gewaltiges Strafgericht kommt von Gott, dem Gewaltigen! ... Die Saatkörner liegen vertrocknet unter den Erdschollen. Die Vorräte sind aufgebraucht, die Speicher verfallen; denn es gibt kein Korn mehr. Brüllend irren die Rinder umher, weil sie kein Futter finden, und sogar die Schafherden leiden Not. ... Klagt über euer Unglück, ihr Bauern und Weingärtner! ... die ganze Ernte ist verloren ... und Apfelbäume und alle wild wachsenden Bäume im Land sind entlaubt. Die ganze Freude der Menschen welkt dahin." (Joel 1,15.17.18.11.12 GNB)

"Ich winde mich vor Schmerzen ... Ich kann nicht schweigen, denn ich habe . das Lärmen der Schlacht gehört. Wie Wellen überrollen Niederlagen das Land - es bleibt vollständig verwüstet zurück." (Jeremia 4,19.20 NLB) "Wehe! Denn groß ist jener Tag, keiner ist wie er, und es ist eine Zeit der Bedrängnis für Jakob; doch wird er aus ihr gerettet werden." (Jeremia 30,7 Elb.)

"Wenn der Herr deine Zuflucht ist, wenn du beim Höchsten Schutz suchst, dann wird das Böse dir nichts anhaben können, und keine [Plage] wird dein Haus erreichen." (Psalm 91,9.10 NLB, vgl. Elb.)

"Dort wirst du gerettet, dort befreit dich der Herr aus der Gewalt deiner Feinde! Nun, Jerusalem: Viele Völker sind gegen dich herangezogen, die dein Heiligtum schänden und sich an deinem Untergang weiden wollen. Aber sie wissen nicht, was der Herr mit ihnen vorhat." (Micha 4,10b-12a GNB) Gott wird seine Gemeinde in ihrer allergrößten Gefahr nicht im Stich lassen. Er hat Errettung verheißen: "Ich wende das Schicksal meines Volkes wieder zum Guten und sorge dafür, dass ihre Häuser neu errichtet werden." (Jeremia 30,18a Hfa) Dann werden die Absichten Gottes erfüllt sein und die Grundlagen seines Reiches von allen Menschen unter der Sonne anerkannt werden.