Macht Und Ohnmacht

Kapitel 46

Propheten Machen Mut

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Esra 4,1-5; 5 und 6; Haggai 1 und 2 sowie Sacharja 1 und 2.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Israeliten, die sich den Wiederaufbau des Tempels zur Aufgabe gemacht hatten, wohnten die Samaritaner. Sie waren eine Mischbevölkerung, die aus Ehen zwischen heidnischen Siedlern aus den Provinzen Assyriens mit den Übrigen der zehn Stämme in Samaria und Galiläa hervorgegangen war. In späteren Jahren behaupteten die Samaritaner, den wahren Gott zu verehren, aber in ihren Herzen und nach ihren Bräuchen waren sie Götzendiener (vgl. 2. Könige 17,24-33.41). Zwar gaben sie vor, ihre Götzen würden sie lediglich an den lebendigen Gott erinnern, den Herrscher des Universums, doch die Leute neigten dazu, die Götzenbilder zu verehren.

Die Samaritaner Wollen Mitbauen

In der Wiederaufbauphase entpuppten sich diese Samaritaner als "die Feinde Judas und Benjamins". Als sie hörten, "dass die Verbannten dem Herrn, dem Gott Israels, einen Tempel errichteten ... kamen [sie] zu Serub- babel und den übrigen Oberhäuptern der Familien und sagten zu ihnen: ›Wir möchten mit euch bauen, denn wie ihr halten auch wir uns zu eurem Gott. Wir haben ihm geopfert, seit Asarhaddon, der assyrische König, uns hierher gebracht hat.‹" Das erbetene Vorrecht wurde ihnen aber verweigert. "Es steht euch nicht zu, mit uns das Haus unseres Gottes zu bauen", erklärten die Leiter der Israeliten. "Wir allein werden das Haus für den Herrn, den Gott Israels, bauen, wie König Kyrus von Persien es uns aufgetragen hat." (Esra 4,1-3 NLB)

Nur ein Rest des Volkes hatte sich für die Rückkehr aus Babylon entschieden. Als sie nun ein Werk begannen, das anscheinend über ihre Kräfte ging, kamen ihre nächsten Nachbarn und boten ihre Hilfe an. Die Samaritaner verwiesen darauf, dass sie den wahren Gott verehrten, und brachten ihren Wunsch zum Ausdruck, an den Vorrechten und Segnungen teilzuhaben, die mit dem Tempeldienst verbunden waren. "Denn wie ihr halten auch wir uns zu eurem Gott", sagten sie. "Wir möchten mit euch bauen." Doch wenn die jüdischen Führer dieses Hilfsangebot angenommen hätten, wäre damit dem Götzendienst Tür und Tor geöffnet worden. Sie durchschauten die Unaufrichtigkeit der Samaritaner und erkannten, dass eine Verbindung mit diesen Männern nichts war im Vergleich zu den Segnungen, die sie erwarten konnten, wenn sie die klaren Weisungen Jahwes befolgten.

Gottes Warnungen Vor Unheiligen Bündnissen

Über die Beziehungen zu den umliegenden Völkern hatte der Herr die Israeliten durch Mose wissen lassen: "Schließt keine Verträge mit ihnen und verschont sie nicht. Heiratet nicht in ihre Familien ein ... Denn sie würden eure Kinder dazu bringen, sich von ihm abzuwenden und andere Götter zu verehren. Dann aber würde sich der Zorn des Herrn gegen euch richten." (5. Mose 7,2-4 NLB) "Ihr seid für den Herrn, euren Gott, geheiligt. Er hat euch unter allen Völkern der Erde zu seinem Eigentum erwählt." (5. Mose 14,2 NLB)

Was sich aus einem Bundesverhältnis mit den umliegenden Nationen ergeben würde, war klar vorausgesagt worden: "Denn der Herr wird euch unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen. Dort werdet ihr fremde Götter verehren müssen, die weder ihr noch eure Vorfahren gekannt haben, Götter aus Holz und Stein. Doch unter den fremden Völkern werdet ihr nicht sicher sein und nicht zur Ruhe kommen. Und der Herr wird euch dort unter Angst, Finsternis und Verzweiflung leiden lassen. Euer Leben wird am seidenen Faden hängen. Tag und Nacht werdet ihr in Angst leben und eures Lebens nicht mehr sicher sein. Am Morgen werdet ihr - aus Angst vor den Schrecken, denen ihr ständig ins Auge sehen müsst - sagen: ›Wäre es nur schon Abend!‹ Und am Abend werdet ihr sagen: ›Wäre es nur schon Morgen!‹" (5. Mose 28,64-67 NLB) "Dann werdet ihr den Herrn, euren Gott, suchen", lautete die Verheißung. "Und wenn ihr ihn aufrichtig und ernsthaft sucht, werdet ihr ihn finden." (5. Mose 4,29)

Serubbabel und seinen Mitarbeitern waren diese und viele ähnliche Schriftstellen vertraut, und in der hinter ihnen liegenden Verbannung hatten sie einen Beweis nach dem anderen für ihre Erfüllung erhalten. Nun hatten sie all die Sünden bereut, welche die von Mose so klar vorausgesagten Strafgerichte über ihre Väter und sie selbst gebracht hatten. Nachdem sie sich von ganzem Herzen zu Gott bekehrt und ihren Bund mit ihm erneuert hatten, war ihnen jetzt erlaubt worden, nach Judäa zurückzukehren, um das wiederaufzurichten, was zerstört worden war. Sollten sie gleich am Beginn ihres Unternehmens ein Bündnis mit Götzendienern eingehen?

"Schließt keine Verträge mit ihnen", hatte Gott gesagt (5. Mose 7,2). Im Bewusstsein, dass sie sich erst vor Kurzem am Altar vor den Ruinen seines Tempels dem Herrn aufs Neue geweiht hatten, war den Juden klar, dass die Trennungslinie zwischen seinem Volk und der Welt stets unmissverständlich deutlich zu machen war. Sie weigerten sich, ein Bündnis mit denen einzugehen, die zwar die Forderungen des Gesetzes Gottes kannten, sich seinem Anspruch aber doch nicht fügten.

Grundsätze Von Bleibender Gültigkeit

Die Grundsätze, die im fünften Buch Mose zur Unterweisung Israels dargelegt sind, sollte Gottes Volk bis zum Ende der Zeit befolgen. Wahres Wohlergehen hängt von der Aufrechterhaltung unseres Bundesverhältnisses mit Gott ab. Wir können niemals einwilligen, Grundsätze dadurch aufs Spiel zu setzen, dass wir eine Allianz mit Menschen eingehen, die keine Ehrfurcht vor Gott besitzen.

Bekennende Christen sind beständig in der Gefahr zu meinen, dass sie sich zu einem gewissen Grad der Welt anpassen müssten, um Einfluss auf Menschen zu gewinnen. Doch was wie ein großer Vorteil aussieht, endet immer in geistlichem Verlust. Gottes Volk muss sich gewissenhaft vor jedem noch so versteckten Einfluss hüten, durch den die Feinde der Wahrheit durch schmeichelhafte Anreize bei ihm Eingang suchen. Gläubige sind "Fremdlinge und Pilger" (1. Petrus 2,11a) in dieser Welt, und ihr Weg ist voller Gefahren. Kluge Einwände und verlockende Anreize werden benutzt, um sie von ihrer Hingabe abzubringen. Aber sie dürfen ihnen keine Beachtung schenken.

Nicht die offenen und erklärten Feinde der Sache Gottes sind am meisten zu fürchten. Jene, die wie die Gegner Judas und Benjamins mit glatten Worten und schönen Reden daherkommen und anscheinend eine freundschaftliche Verbindung mit Gottes Kindern suchen, vermögen viel wirksamer zu täuschen. Gegen solche Menschen sollte jeder Gläubige auf der Hut sein, damit er nicht unbewusst in eine sorgfältig verborgene und meisterlich ausgelegte Schlinge gerät.

Besonders heutzutage, während die Weltgeschichte ihrem Ende entgegengeht, fordert der Herr seine Kinder zu einer Wachsamkeit auf, die kein Nachlassen kennt. Doch obwohl der Kampf unaufhörlich weitergeht, wird niemand in seinem Ringen allein gelassen. Engel unterstützen und bewahren alle, die demütig mit Gott ihren Weg gehen. Niemals wird unser Herr jemanden im Stich lassen, der ihm vertraut. Wenn seine Kinder in der Nähe ihres barmherzigen Vaters Schutz vor dem Übel suchen, hält er den Feind auf Abstand. So lieb hat er sie, dass er ihm gebietet: "Wer sie antastet, der tastet meinen Augapfel an! In meine Hände habe ich sie gezeichnet" (vgl. Sacharja 2,12; Jesaja 49,16).

Satans Bemühungen Hinter Den Kulissen

Die Samaritaner ließen in ihrem Widerstand nicht nach. "Und es geschah, dass die Bewohner des Landes alles taten, damit die Hände des Volkes von Juda schlaff wurden, um sie so vom Bauen abzuhalten. Während der ganzen Regierungszeit von Kyrus, dem König von Persien, bis zur Herrschaft von Darius, dem König von Persien, bestachen sie Ratgeber gegen sie, um ihren Plan zu vereiteln." (Esra 4,4.5 NLB) Durch falsche Berichte weckten sie Argwohn in Gemütern, die man leicht misstrauisch machen konnte. Doch viele Jahre lang wurden die Mächte des Bösen in Schach gehalten, und die Juden in Judäa hatten die Freiheit, ihr Werk fortzusetzen.

Während sich Satan bemühte, Einfluss auf die Regierungskreise im Königreich der Meder und Perser zu nehmen, damit sie sich Gottes Volk gegenüber ungünstig zeigten, wirkten Engel für die Verbannten. An dieser Auseinandersetzung nahm der ganze Himmel Anteil. Durch den Propheten Daniel wird uns ein Einblick in dieses gewaltige Ringen zwischen den Mächten des Guten und des Bösen gewährt. Drei Wochen lang kämpfte Gabriel mit den finsteren Mächten, um dem Einfluss entgegenzutreten, der den Geist des Kyrus bedrängte. Schließlich kam Christus selbst Gabriel zu Hilfe. "Der Engelfürst von Persien hat sich mir 21 Tage lang widersetzt", erklärte ihm Gabriel, "bis mir schließlich der Erzengel Michael zu Hilfe kam und für mich den Kampf mit dem Engelfürsten von Persien aufnahm." (Daniel 10,13 NLB) Alles, was Gott für sein Volk tun konnte, war getan. Schließlich wurde der Sieg errungen. Die Mächte des Feindes wurden während der ganzen Lebenszeit des Kyrus und seines Sohnes Kambyses, der etwa siebeneinhalb Jahre lang regierte, in Schach gehalten.

Dies war eine Zeit der wunderbaren Gelegenheiten für die Juden. Die höchsten Gesandten des Himmels wirkten an den Herzen der Könige. Es lag nun beim Volk Gottes, den Erlass des Kyrus zum Tempelbau mit größtem Eifer auszuführen. Sie hätten keine Mühe scheuen dürfen, den Tempel und dessen Dienste wiederherzustellen und ihre eigenen Häuser in Judäa wiederaufzubauen. Doch in den Tagen göttlicher Machtbezeugung zeigten sich viele unwillig. Der Widerstand ihrer Feinde war stark und entschlossen, und allmählich verloren die Bauleute den Mut. Einige konnten nicht vergessen, wie bei der Grundsteinlegung viele ihren Mangel an Vertrauen in dieses Unternehmen geäußert hatten. Und als die Samaritaner dreister wurden, fragten sich viele Juden, ob die Zeit zum Wiederaufbau überhaupt schon gekommen sei. Dieser Zweifel griff bald weit um sich. Viele Arbeiter kehrten entmutigt und niedergeschlagen nach Hause zurück, um den alltäglichen Beschäftigungen des Lebens nachzugehen.

Unterbrechung Des Tempelbaus

Während der Herrschaft des Kambyses ging die Arbeit am Tempel nur langsam voran. Und während der Regierung des falschen Smerdis5 veranlass- ten die Samaritaner diesen Hochstapler, ein Dekret zu erlassen, das den Juden den Wiederaufbau ihres Tempels und ihrer Stadt untersagte.

Über ein Jahr lang wurde der Tempelbau vernachlässigt und beinahe aufgegeben. Das Volk wohnte in seinen Häusern und bemühte sich, zu irdischem Wohlstand zu gelangen. Doch seine Lage war beklagenswert. Wie sehr es auch arbeitete - das Gedeihen blieb aus. Selbst die Kräfte der Natur schienen sich gegen die Juden verschworen zu haben. Weil sie den Tempel unvollendet ließen, sandte der Herr eine verheerende Dürre. Er hatte den Israeliten die Früchte der Felder und Gärten - Korn, Wein und Öl - als Zeichen seiner Gunst geschenkt. Weil sie jedoch diese reichlichen Gaben so selbstsüchtig verwendet hatten, wurden ihnen die Segnungen entzogen (vgl. Haggai 1,5.6).

Solche Verhältnisse herrschten während der frühen Regierungszeit des Darius Hystaspes. Sowohl in geistlicher als auch in weltlicher Hinsicht befanden sich die Israeliten in einem bemitleidenswerten Zustand. So lange hatten sie gemurrt und gezweifelt, so lange hatten sie es vorgezogen, ihre persönlichen Interessen vorrangig zu behandeln, während sie den Tempel des Herrn unbekümmert in Trümmern ließen, bis viele aus den Augen verloren, was Gott durch ihre Rückführung nach Judäa eigentlich beabsichtigt hatte. Sie sagten: "Die Zeit, das Haus des Herrn aufzubauen, ist noch nicht gekommen." (Haggai 1,2 NLB)

Tadel Und Ermutigung Durch Haggai

Doch für diejenigen, die ihr Vertrauen auf Gott setzten, gab es selbst in dieser dunklen Zeit Grund zum Hoffen. Um der Krise zu begegnen, wurden die Propheten Haggai und Sacharja erweckt. In aufrüttelnden Zeugnissen enthüllten diese erwählten Boten dem Volk die Ursache seiner Schwierigkeiten. Die Propheten erklärten, der Mangel an irdischem Wohlstand sei die Folge davon, dass man versäumt habe, die Belange Gottes vorrangig zu behandeln. Hätten die Israeliten Gott geehrt und ihm die schuldige Achtung und Höflichkeit erwiesen, indem sie den Bau seines Hauses zu ihrem ersten Werk machten, hätten sie seine segensreiche Gegenwart erleben können.

Forschend und fragend wandte sich Haggai an die Entmutigten: "Ist jetzt etwa die Zeit für euch, in euren holzvertäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus in Trümmern liegt? So spricht der Herr, der Allmächtige: ›Seht doch, wie es euch geht: Ihr habt viel ausgesät, aber wenig geerntet. Ihr habt zwar zu essen, aber ihr werdet nicht satt. Ihr habt zu trinken, doch euer Durst bleibt ungestillt. Ihr habt Kleidung, doch sie hält euch nicht warm. Und die Lohnarbeiter müssen ihr Geld in löchrige Beutel stecken!‹" (Haggai 1,4-6 NLB)

Und dann offenbarte ihnen der Herr die Ursache ihres Mangels in Worten, die sie nicht missverstehen konnten: ">Ihr habt auf vieles gehofft, doch bekamt ihr nur wenig, und als ihr das Wenige ins Haus brachtet, blies ich es fort. Warum ich das tat? Weil mein Haus in Trümmern liegt, während ihr euch eifrig Häuser baut‹, spricht der Herr, der Allmächtige. ›Deshalb hat der Himmel den Tau zurückgehalten und die Erde ihre Ernte. Ich habe über die Äcker und Hügel eine Dürre geschickt, über das Korn, die Trauben und Oliven und über alles andere, was der Acker hervorbringt, sowie über die Menschen und das Vieh und über alles, wofür ihr so hart gearbeitet habt.‹" (Haggai 1,9-11 NLB) Der Herr forderte sie auf. "Geht ins Gebirge, schlagt Holz und baut meinen Tempel! Daran habe ich Freude; damit ehrt ihr mich!" (Haggai 1,8 GNB)

Die Leiter und das Volk nahmen den Tadel zu Herzen und befolgten den Rat des Propheten Haggai. Sie spürten, dass Gott wahrhaftig mit ihnen war. Sie wagten nicht, die wiederholte Belehrung zu missachten, dass ihr irdisches wie ihr geistliches Wohlergehen vom treuen Gehorsam gegenüber Gottes Geboten abhing. Aufgerüttelt durch die Warnungen des Propheten "gehorchten Serubbabel ... und Jeschua ... und der ganze Rest des Volkes der Stimme des Herrn, ihres Gottes, und den Worten des Propheten Haggai, wie der Herr, ihr Gott, ihn geschickt hatte" (Haggai 1,12 NLB).

Sobald Israel diese Entscheidung getroffen hatte, folgte den Worten des Tadels eine ermutigende Botschaft: ">Ich bin mit euch, spricht der Herr.‹ Und der Herr weckte den Geist Serubbabels ... den Geist Jeschuas ... des ganzen übrigen Volkes. Sie kamen und fingen mit der Arbeit am Haus des Herrn, des Allmächtigen, ihres Gottes, an." (Haggai 1,13.14 NLB)

Noch vor Ablauf eines Monats nach Wiederaufnahme der Arbeit am Tempel erhielten die Erbauer eine weitere tröstliche Botschaft: "Fasse Mut, Se- rubbabel‹, spricht der Herr", sagte der Prophet, ">Fasse Mut, Jeschua ... Fasse Mut, Volk, das im Land lebt‹, spricht der Herr, ›und arbeitet. Denn ich bin mit euch.‹" (Haggai 2,4 NLB)

Als vorzeiten die Israeliten am Sinai lagerten, hatte der Herr verkündigt: "Ich will unter den Israeliten wohnen und ihr Gott sein, dass sie erkennen sollen, ich sei der Herr, ihr Gott, der sie aus Ägyptenland führte, damit ich unter ihnen wohne." (2. Mose 29,45.46) Und jetzt streckte Gott trotz der Tatsache, dass sie wiederholt "widerspenstig" gewesen waren und "seinen heiligen Geist" betrübt hatten (Jesaja 63,10), durch die Botschaften seines Propheten erneut seine Hand zu ihrer Rettung aus. In Anerkennung ihres Zusammenwirkens mit ihm erneuerte er seine Bundesverheißung: "Mein Geist ist mitten unter euch; habt keine Angst!" (Haggai 2,5b GNB)

Auch heute sagt der Herr zu seinen Kindern: "Seid getrost ... und arbeitet! Denn ich bin mit euch." (Haggai 2,4) Christen haben im Herrn stets einen starken Helfer. Wenn wir auch nicht wissen, auf welche Art er uns helfen wird - eines wissen wir bestimmt: Niemals wird er diejenigen im Stich lassen, die ihr Vertrauen auf ihn setzen. Wenn die Christen erkennen würden, wie oft der Herr ihren Weg so gelenkt hat, dass der Feind ihnen nichts anhaben konnte, würden sie nicht klagend dahinwanken. Ihr Glaube würde sich auf Gott stützen, und keine Anfechtung wäre stark genug, um sie zum Straucheln zu bringen. Sie würden den Herrn als ihre Weisheit und Stärke anerkennen, und er brächte durch sie zur Ausführung, was er durch sie vollbringen möchte.

Weitere Ermutigung Durch Sacharja

Als Haggai die Israeliten ernsthaft zur Aufbauarbeit mahnte und ermutigte, wurden seine Botschaften durch einen weiteren Propheten betont und ergänzt. Diesen Propheten berief Gott, um Israel zu drängen, den Baubefehl auszuführen. Sacharjas erste Botschaft war eine Zusicherung, dass Gottes Wort niemals trügt. Sie war eine Segensverheißung für all diejenigen, die dem sicheren prophetischen Wort Gehör schenkten.

Während die Felder brach lagen, die kümmerlichen Vorräte bald aufgebraucht sein würden und sie von argwöhnischen Nachbarn umgeben waren, gingen die Israeliten dennoch - dem Ruf der Gottesboten folgend - im Glauben voran und arbeiteten fleißig am Wiederaufbau des zerstörten Tempels. Dieses Werk erforderte ein festes Gottvertrauen. Als sie ihr Bestes zu tun versuchten und eine Erneuerung der Gnade Gottes in Herz und Leben anstrebten, bekamen sie durch Haggai und Sacharja immer wieder Botschaften mit der Zusicherung, dass ihr Glaube reichlich belohnt werde und Gottes Wort über die zukünftige Herrlichkeit des Tempels, dessen Mauern sie gerade errichteten, nicht trüge. In diesem Gotteshaus sollte der ersehnte Lehrer und Erlöser der Menschheit erscheinen, wenn "die Zeit erfüllt" (Galater 4,4) ist.

So wurden die Bauleute mit ihren Schwierigkeiten nicht allein gelassen, denn bei ihnen waren "die Propheten Gottes, die sie stärkten" (Esra 5,2). Und der Herr der Heerscharen selbst hatte versichert: Seid getrost und arbeitet! "Seid stark und arbeitet weiter! Denn ich, der Herr ... stehe euch bei." (Haggai 2,4b Hfa) Weil sie von Herzen bereuten und bereit waren, im Glauben voranzugehen, verhieß er ihnen auch irdischen Wohlstand mit der Zusage: "Von diesem Tag an will ich Segen geben." (Haggai 2,19b)

Eine Besondere Ermutigung Für Serubbabel

Ihr Führer Serubbabel, der in all den Jahren seit ihrer Rückkehr aus Babylon überaus hart angefochten worden war, erhielt eine besonders kostbare Botschaft. Der Tag werde kommen, erklärte der Herr, an dem alle Feinde seines auserwählten Volkes niedergeworfen würden. "An jenem Tag ... werde ich dich nehmen, Serubbabel ... mein Knecht ... und werde dich einem Siegelring gleichmachen; denn ich habe dich erwählt." (Haggai 2,23 Elb.) Nun konnte der Statthalter für Israel rückblickend die Vorsehung Gottes erkennen, die ihn durch Entmutigung und Ratlosigkeit geführt hatte. Er konnte in allem die Absicht Gottes erkennen.

Dieses persönliche Wort an Serubbabel wurde zur Ermutigung der Kinder Gottes in allen Zeiten niedergeschrieben. Gott verfolgt eine Absicht, wenn er seine Kinder durch Prüfungen schickt. Er leitet sie nie anders, als sie es für sich selbst wählen würden, wenn sie den Ausgang von Anfang an sehen und den herrlichen Plan, den sie erfüllen, erkennen könnten. Alles, was der Herr an Prüfungen und Anfechtungen über sie bringt, geschieht nur, damit sie stark werden, für ihn zu handeln und zu leiden.

Neuer Mut Zum Wiederaufbau

Die Botschaften, die Haggai und Sacharja übermittelten, rüttelten das Volk auf, jede nur erdenkliche Anstrengung zu unternehmen, um den Tempel wieder aufzubauen. Bei ihrer Arbeit wurden sie leider von den Samaritanern und von anderen belästigt, die alle möglichen Behinderungen erdachten. Einmal besuchten Provinzialbeamte des Medo-Persischen Reiches Jerusalem und erkundigten sich, wer den Wiederaufbau des Gebäudes genehmigt habe. Wenn die Juden damals nicht darauf vertraut hätten, dass der Herr sie führte, hätte diese Nachfrage für sie verhängnisvoll ausgehen können. "Doch weil ihr Gott über die führenden Männer der Juden wachte, behinderte man sie nicht, bis ein Bericht zu Darius kam." (Esra 5,5 NLB) Den Beamten antworteten sie so weise, dass diese beschlossen, an Darius Hystaspes, den damaligen Herrscher von Medo-Persien, einen Brief zu schreiben, der dessen Aufmerksamkeit auf den ursprünglichen Erlass von Kyrus lenkte, der befohlen hatte, das Haus Gottes in Jerusalem wieder aufzubauen und die Kosten aus der Schatzkammer des Königs zu bezahlen.

Darius suchte und fand diesen Erlass. Daraufhin befahl er jenen, welche die Erkundigungen eingezogen hatten, die Fortsetzung des Tempelbaus zu gestatten. "Es (das Haus Gottes) soll an seiner Stätte aufgebaut werden. Und ihr sollt den Statthalter und die Ältesten der Juden nicht an der Arbeit am Haus Gottes hindern. Hiermit verfüge ich, wie ihr mit den Ältesten der Juden verfahren sollt, damit sie das Haus jenes Gottes errichten können: Aus den Einkünften des Königs von den Steuern westlich des Euphrat sollen jenen Männern ihre Kosten bezahlt werden, und zwar unverzüglich! Gebt ihnen, was immer an jungen Stieren, Widdern und Lämmern für die Brandopfer für den Gott des Himmels nötig ist, dazu Weizen, Salz, Wein und Öl, gemäß der Anweisung der Priester, die in Jerusalem sind. Und das alles Tag für Tag, ohne Nachlässigkeit! Dann werden sie Opfer bringen können, die dem Gott des Himmels gefallen, und werden für das Leben des Königs und das seiner Söhne beten." (Esra 6,7-10 NLB)

Der König ordnete darüber hinaus eine schwere Bestrafung für den Fall an, dass dieser Erlass nicht genau durchgeführt werde. Bemerkenswert ist seine abschließende Aussage: "Möge der Gott, der seinen Namen dort wohnen lässt, jeden König und jedes Volk vernichten, die diesem Befehl zuwiderhandeln und das Haus jenes Gottes in Jerusalem zerstören. Ich, Darius, habe diesen Befehl erlassen. Er soll genau befolgt werden." (Esra 6,12 NLB) So bereitete der Herr den Weg für die Vollendung des Tempels vor.

Jerusalem Wieder Unter Gottes Schutz

In den Monaten bis zum Eingang dieses Dekrets hatten die Israeliten im Glauben weitergearbeitet. Die Propheten unterstützten sie dabei durch aktuelle Botschaften, welche den Arbeitern Gottes Absichten mit Israel vor Augen hielten. Zwei Monate, nachdem Haggai seine letzte überlieferte Botschaft ausgerichtet hatte, erhielt Sacharja eine Reihe von Gesichten über das Werk Gottes auf Erden. Diese Botschaften wurden in Form von Gleichnissen und Symbolen übermittelt und kamen zu einer Zeit großer Ungewissheit und Angst. Für die Männer, die im Namen des Gottes von Israel vorangingen, waren sie von besonderer Bedeutung. Den Leitern schien es, als ob man gerade dabei sei, den Juden die erteilte Erlaubnis zu entziehen. Die Zukunft sah sehr düster aus. Gott wusste, dass sein Volk eine Offenbarung seiner unendlichen Barmherzigkeit und Liebe brauchte, um es zu stärken und zu ermuntern.

In einem Gesicht hörte Sacharja den Engel des Herrn fragen: ">Herr, du Herrscher der ganzen Welt, schon 70 Jahre lässt du nun Jerusalem und die Städte von Juda deinen Zorn spüren. Wann hast du endlich Erbarmen mit ih- nen?‹ Der Herr gab dem Engel, der mit mir redete, eine freundliche, tröstliche Antwort. Daraufhin sagte der Engel zu mir: ›Du sollst verkünden: ›So spricht der Herr, der Herrscher der Welt: Ich bin voll brennender Liebe zu Jerusalem und zum Berg Zion; aber den selbstherrlichen Völkern gilt mein glühender Zorn. Ich wollte meinem Volk durch sie nur eine Lehre erteilen, aber sie haben es ins Unglück gestürzt. Darum soll Jerusalem jetzt von Neuem meine Liebe zu spüren bekommen. Mein Tempel dort soll wieder errichtet werden, die ganze Stadt wird neu aufgebaut.‹ Das sagt der Herr, der Herrscher der Welt.‹" (Sacharja 1,12-16 GNB)

Der Prophet wurde dann angewiesen, Folgendes vorauszusagen: "So spricht der Herr, der Herrscher der Welt: Es soll wieder Wohlstand und Überfluss herrschen in den Städten meines Volkes. Ich helfe der Gemeinde auf dem Zionsberg wieder auf, und Jerusalem soll wieder meine Stadt sein." (Sacharja 1,17 GNB)

Dann sah Sacharja "die Mächte, die Juda, Israel und Jerusalem niedergeworfen und ihre Bewohner in alle Welt zerstreut" hatten, dargestellt durch vier Hörner (Sacharja 2,2 GNB). Unmittelbar darauf erblickte er vier Schmiede. Sie verkörperten die Werkzeuge, durch die der Herr die Wiederherstellung seines Volkes und seines Tempels bewirkte.

"Da war ein Mann", erklärte Sacharja, "mit einer Messschnur in der Hand. Ich fragte ihn: ›Wohin gehst du?‹, und er antwortete: ›Nach Jerusalem! Ich will ausmessen, wie groß es werden muss und wo seine Mauern verlaufen sollen.‹ Jetzt kam der Engel dazu, der mir alles erklärte. Er gab einem anderen Engel, der ihm entgegenkam, den Befehl: Jerusalem soll nicht durch Mauern eingeengt werden, sonst ist kein Platz darin für die vielen Menschen und Tiere! Der Herr sagt: ›Ich selbst werde für die Stadt eine Mauer aus Feuer sein und ich will in meiner strahlenden Herrlichkeit darin wohnen.‹" (Sachar- ja 2,5-9 GNB)

Gott hatte den Wiederaufbau Jerusalems befohlen. Die Vision über die Vermessung der Stadt war eine Zusicherung, dass er seinen betrübten Kindern Trost und Kraft spenden und an ihnen die Verheißungen seines ewigen Bundes erfüllen werde. Seine schützende Fürsorge werde wie "eine Mauer aus Feuer sein". Seine Herrlichkeit sollte durch sie allen Menschen offenbart werden. Was er für sein Volk vollbrachte, sollte in aller Welt bekanntwerden. "Freue dich und juble, du Zionsstadt! Denn er wohnt in deiner Mitte, er, der große, heilige Gott Israels!" (Jesaja 12,6 GNB)