Macht Und Ohnmacht

Kapitel 59

Zukunft Für Israel

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Maleachi 2,1-9 und 3,1-12.19-23; Matthäus 21,33-46.

Jesaja prophezeite einst: "Israel wird wieder blühen und gedeihen und die ganze Erde mit seinen Früchten bedecken." (Jesaja 27,6b GNB) Durch die Verkündigung der Wahrheiten des ewigen Evangeliums "allen Nationen und Stämmen, allen Sprachen und Völkern" (Offenbarung 14,6 NLB) erfüllt Gottes Gemeinde auf Erden heute diese alte Weissagung. Die Nachfolger von Jesus dringen im Zusammenwirken mit himmlischen Wesen rasch bis zu den entlegensten Gegenden der Erde vor. Als Ergebnis ihrer Bemühungen reifen in reichem Maß Früchte heran - kostbare Menschen für das Reich Gottes. Wie nie zuvor bringt heute eine geweihte Gemeinde durch die Verbreitung der biblischen Wahrheit den Menschen die Segnungen, die Jahrhunderte zuvor in den Verheißungen an Abraham und an das ganze Israel - an die Gemeinde Gottes auf Erden in allen Zeitaltern - angedeutet wurden: "Ich will dich segnen ... Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden." (1. Mose 12,2a.3b NLB)

Was Nach Der Verbannung Geschah

Diese Segensverheißung hätte sich in großem Ausmaß in den Jahrhunderten nach der Rückkehr der Israeliten aus der Verbannung erfüllen sollen. Gott beabsichtigte, die ganze Erde auf das erste Kommen von Jesus Christus vorzubereiten, genauso wie er heute den Weg für sein zweites Kommen ebnet. Nach Aufhebung der jahrzehntelangen, erniedrigenden Verbannung gab der gnädige Gott seinem Volk durch Sacharja die Zusicherung: "Ich kehre nach Zion zurück, und ich will wieder in Jerusalem wohnen. Dann soll Jerusalem die Stadt der Treue genannt werden, und der Berg des allmächtigen Herrn soll Heiliger Berg heißen." (Sacharja 8,3 NLB) Seine Einstellung zu seinem Volk beschrieb er mit den Worten: "Ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit." (Sacharja 8,8)

Die Erfüllung dieser Verheißungen hing vom Gehorsam ab. Die Sünden, die Israel vor der Gefangenschaft gekennzeichnet hatten, sollten sich nicht wiederholen. Jene, die am Wiederaufbau Jerusalems beteiligt waren, ermahnte der Herr durch Sacharja: "Fällt gerechte Urteile und begegnet einander mit Barmherzigkeit und Güte. Fügt den Witwen, Waisen, Fremden und Armen kein Unrecht zu. Und schmiedet keine bösen Pläne gegeneinander." "Sagt einander die Wahrheit. Fällt an euren Gerichtshöfen gerechte Urteile, die für Frieden sorgen." (Sacharja 7,9.10; 8,16b NLB)

Wenn sie diese Grundsätze der Gerechtigkeit in die Praxis umsetzten, wollte der Herr sie reichlich mit irdischen und geistlichen Gütern belohnen. "Denn die Saat des Friedens wird aufgehen! Der Weinstock wird seine Frucht geben, der Boden seinen Ertrag, der Himmel Tau und Regen - und ich gebe das alles dem Rest meines Volkes zu Eigen. Und wie ihr, die Leute von Juda und die Leute von Israel, für die anderen Völker zum Inbegriff eines Volkes geworden seid, das vom Fluch getroffen ist, so werdet ihr durch das, was ich an euch tue, zum Inbegriff des Segens werden." (Sacharja 8,12.13 GNB)

Durch die babylonische Gefangenschaft wurden die Israeliten nachhaltig von der Götzenanbetung geheilt. Nach ihrer Rückkehr widmeten sie der religiösen Unterweisung, dem Studium des mosaischen Gesetzes und den Propheten bezüglich der Verehrung des wahren Gottes viel Aufmerksamkeit. Im wiederhergestellten Tempel konnten sie die gottesdienstlichen Vorschriften des Heiligtums wieder vollziehen. Unter der Führung Serubbabels, Esras und Nehemias verpflichteten sie sich wiederholt, alle Gebote und Verordnungen des Herrn zu halten. Die nun folgenden Zeiten des Wohlstands zeigten deutlich Gottes Bereitschaft, sie anzunehmen und ihnen zu vergeben. Dennoch wandten sie sich immer wieder in verhängnisvoller Kurzsichtigkeit von ihrem herrlichen Ziel ab und nahmen selbstsüchtig für sich allein alles das in Anspruch, was unzähligen Menschen Heilung und geistliches Leben gebracht hätte.

Maleachis Botschaft

In der Zeit des Propheten Maleachi wurde ganz deutlich, dass Gottes Absicht nicht erfüllt wurde. Streng ging der Bote des Herrn gegen die Sünden vor, die Israel des irdischen Wohlstands und der geistlichen Kraft beraubten. In seinem Tadel gegen die Übertreter schonte der Prophet weder die Priester noch das Volk. Es ging ihm darum, dass die Lehren der Vergangenheit nicht vergessen werden und dass der Bund, den der Herr mit dem Volk Israel geschlossen hatte, treu eingehalten werde. Nur durch echte Reue konnten sie seinen Segen erfahren. "So bittet doch Gott und seht, ob er uns gnädig sei!", mahnte der Prophet (Maleachi 1,9a).

Gottes ewiger Plan zur Erlösung der Menschen sollte jedoch nicht durch irgendein zeitweiliges Versagen Israels vereitelt werden. Diejenigen, die der Prophet ansprach, beachteten die Botschaft möglicherweise nicht. Dennoch sollten die Pläne Jahwes zu ihrer vollständigen Erfüllung gelangen. Die Absicht Gottes war: "Auf der ganzen Erde - von dort, wo die Sonne aufgeht, bis dort, wo sie niedersinkt - wird mein Name unter den Völkern geehrt. An unzähligen Orten werden mir würdige Opfergaben dargebracht. Ja, mein Name steht in Ehren unter den Völkern." (Maleachi 1,11 GNB)

Den Priestern bot der Herr an, den Bund, den er einst mit den Söhnen Levis eingegangen war (vgl. 4. Mose 3,12) und der bei seiner Einhaltung "Leben und Frieden" gespendet hätte, mit denen zu erneuern, die einmal geistliche Führer Israels waren, aber durch die Übertretungen der Gebote "in den Augen des ganzen Volkes gedemütigt und zum Gespött gemacht" worden waren (Maleachi 2,5a.9a NLB).

Mit allem Ernst wurden die Übeltäter vor dem zukünftigen Gericht gewarnt, dass jeder Gesetzesübertreter unverzüglich ausgerottet werden sollte. Damit jedoch keiner ohne Hoffnung gelassen wurde, fügte Maleachi Einladungen an die Unbußfertigen hinzu, mit Gott Frieden zu schließen. Der Herr drängte sie: "Kehrt um zu mir, dann werde ich mich auch euch zuwenden." (Maleachi 3,7b NLB)

Eigentlich müsste jedes Herz auf eine solche Einladung antworten. Der Gott des Himmels fleht seine irrenden Kinder an, zu ihm zurückzukehren und wieder mit ihm zusammenzuarbeiten, um sein Werk auf der Erde voranzutreiben. Der Herr streckt seine Hand nach den Israeliten aus, um ihnen auf dem schmalen Weg der opferbereiten Selbstverleugnung zu helfen und sie als Kinder Gottes am ewigen Erbe teilhaben zu lassen! Werden sie sich dazu bewegen lassen? Werden sie ihre einzige Hoffnung erkennen?

Wie traurig ist es zu lesen, dass die Israeliten zögerten, ihr stolzes Herz bereitwillig sowie in liebendem Gehorsam und in uneingeschränkter Mitarbeit Gott zu übergeben! Aus ihrer Antwort sprach Selbstrechtfertigung: "Worin sollen wir umkehren?" (Maleachi 3,7c Elb.)

Untreue Beim Zehntengeben

Der Herr offenbarte seinem Volk eine besonders schlimme Sünde: "Ist es in Ordnung, dass der Mensch Gott beraubt?", fragte er. Uneinsichtig fragten die Ungehorsamen zurück: "Wo haben wir dich beraubt?" (Maleachi 3,8a GNB).

Darauf antwortete der Herr ganz klar: ">Ihr habt mir den Zehnten von euren Ernteerträgen und den Priesteranteil der Opfer nicht ordnungsgemäß übergeben. Ein Fluch liegt auf euch, weil das ganze Volk mich betrügt. Bringt den zehnten Teil eurer Erträge unverkürzt zu meinem Tempel, damit meine Priester nicht Hunger leiden. Habt keine Sorge, dass ihr dann selber in Not kommt! Stellt mich auf die Probe‹, sagt der Herr, der Herrscher der Welt, ›macht den Versuch, ob ich dann nicht die Fenster des Himmels öffne und euch mit Segen überschütte! Ich werde auch die Schädlinge von euren Feldern und Weinbergen fernhalten, damit sie die Ernte nicht verderben. Das sage ich, der Herrscher der Welt! Dann werden euch alle Völker glücklich preisen, weil ihr in einem so fruchtbaren Land wohnt.‹" (Maleachi 3,8b-12 GNB)

Gott segnet das Werk der Menschen, damit sie ihm seinen Teil zurückgeben können. Er schenkt ihnen Sonnenschein und Regen, er lässt die Pflanzen gedeihen, er verleiht Gesundheit und die Fähigkeit, ein Vermögen zu erwerben (vgl. 5. Mose 8,18b). Alle Segnungen kommen aus seiner gütigen Hand. Darum erwartet er von Männern und Frauen, dass sie ihre Dankbarkeit dadurch bekunden, dass sie ihm seinen Teil als Zehnten überlassen und darüber hinaus freiwillige Gaben als Dank- und Schuldopfer bringen. Ihre Mittel sollen sie seinem Dienst weihen, damit sein "Weinberg" nicht vernachlässigt wird. Sie sollen studieren, was der Herr an ihrer Stelle täte. Alle schwierigen Angelegenheiten sollen sie ihm im Gebet vorlegen. Für den Aufbau seines Werkes in allen Teilen der Welt sollen sie selbstlose Anteilnahme zeigen.

Durch Botschaften wie jene von Maleachi, dem letzten alttestament- lichen Propheten, und auch durch die Unterdrückung seitens heidnischer Feinde lernten die Israeliten schließlich, dass wahres Gedeihen vom Gehorsam gegen Gottes Gesetz abhängt. Bei vielen Israeliten entsprang der Gehorsam jedoch nicht dem Glauben und der Liebe, sondern selbstsüchtigen Beweggründen. Man leistete Gott einen äußerlichen Dienst, um dadurch zu nationaler Größe zu gelangen. Das auserwählte Volk wurde nicht zum Licht der Welt, sondern schloss sich von der Welt ab, um sich gegen die Verführung zum Götzendienst zu schützen. Die Einschränkungen, die Gott erlassen hatte - das Verbot der Mischehen zwischen seinem Volk und den Heiden und das Verbot der Teilnahme an den abgöttischen Bräuchen der umliegenden Völker -, wurden so entstellt, dass eine Trennwand zwischen den Israeliten und allen anderen Völkern entstand. Auf diese Weise hielten sie andere von den Segnungen fern, die Israel im Auftrag Gottes der Welt vermitteln sollte.

Die Entwicklung Der Werkgerechtigkeit

Zugleich entfernten sich die Juden durch ihre Sünden von Gott. Sie waren nicht mehr in der Lage, die geistliche Bedeutung der Sinnbilder des Heiligtumsdienstes zu erkennen. In ihrer Selbstgerechtigkeit vertrauten sie auf ihre eigenen Werke, ihre Opfer und Riten, statt sich auf die Verdienste dessen zu verlassen, auf den all diese Dinge hindeuteten. So versuchten sie, "durch eigene Anstrengungen Gerechtigkeit zu erringen" (Römer 10,3b GNB). Sie stützten sich auf einen selbstgenügsamen Glauben, der sich in Äußerlichkeiten erschöpfte. Den Mangel an Geist und Gnade versuchten sie durch strenges Einhalten religiöser Zeremonien zu ersetzen. Die Ordnungen, die Gott selbst gegeben hatte, genügten ihnen nicht. Sie belasteten seine Gebote mit zahllosen selbstersonnenen Forderungen. Je größer ihr Abstand zu Gott wurde, desto fester klammerten sie sich an diese Formen.

Diese kleinlichen und beschwerlichen Forderungen machten es dem Volk praktisch unmöglich, das Gesetz Gottes einzuhalten. Die in den Zehn Geboten dargelegten großen Grundsätze der Gerechtigkeit und die herrlichen Wahrheiten, die der symbolhafte Heiligtumsdienst vorausschattete (vgl. Hebräer 8,5; 9,13.14), wurden unter einem Wust menschlicher Überlieferungen und Bestimmungen begraben. Wer wirklich Gott dienen wollte und all das einzuhalten versuchte, was ihm von den Priestern, Schriftgelehrten und Oberen eingeschärft wurde, stöhnte unter der schweren Last.

Falsche Vorstellungen Vom Messias

Obwohl das Volk Israel als Nation das Kommen des Messias erwartete, war es im Herzen und in der Lebensweise so weit von Gott entfernt, dass es sich keine wahre Vorstellung vom Charakter oder vom Sendungsauftrag des verheißenen Erlösers machen konnte. Statt sich nach der Erlösung von der Sünde und nach der Herrlichkeit und dem Frieden der Heiligkeit zu sehnen, waren die Juden auf die Befreiung von den Feinden und auf die Wiederherstellung weltlicher Macht fixiert. Sie erwarteten, dass der Messias als Eroberer kommen, jedes Joch zerbrechen und Israel zur Herrschaft über alle Völker erheben werde. Auf diese Weise gelang es Satan, das Volk auf die Verwerfung des Erlösers vorzubereiten, wenn er erscheinen würde. Der Stolz und die falschen Vorstellungen vom Wesen und vom Auftrag des Erlösers würden sie daran hindern, die Beweise seiner Herkunft als Messias aufrichtig zu prüfen.

Länger als 1000 Jahre lang hatten die Israeliten auf das Kommen des verheißenen Erlösers gewartet. Ihre kühnsten Hoffnungen waren auf dieses Ereignis gerichtet. 1000 Jahre lang wurde sein Name in Liedern und Weissagungen, in Tempelriten und Familiengebeten erwähnt. Doch als er kam, erkannten sie ihn nicht als den Messias, auf den sie so lange gewartet hatten. "Er kam in die Welt, die ihm gehört, und sein eigenes Volk nahm ihn nicht auf." (Johannes 1,11 NLB) Aufgrund ihrer weltlichen Gesinnung erschien ihnen der Geliebte des Himmels als "kümmerlicher Spross aus dürrem Boden". In ihren Augen war er "weder schön noch stattlich", sie "fanden nichts Anziehendes an ihm" (Jesaja 53,2 GNB).

Das Gleichnis Vom Weinberg

Das ganze Leben des Jesus von Nazareth unter dem jüdischen Volk war ein Vorwurf gegen dessen Selbstsucht, die sich darin zeigte, dass es nicht bereit war, die berechtigten Ansprüche des Eigentümers des Weinberges anzuerkennen, in den sie als Weingärtner gesetzt worden waren. Die Juden hassten seine vorbildliche Wahrhaftigkeit und Frömmigkeit. Als die letzte Prüfung kam, die Gehorsam zum ewigen Leben oder Ungehorsam zum ewigen Tod bedeutete, verwarfen sie den "Heiligen Israels" (Jesaja 55,5 u. a.) und trugen für dessen Kreuzigung auf Golgatha die Verantwortung.

Im Gleichnis vom Weinberg lenkte Christus gegen Ende seines irdischen Dienstes die Aufmerksamkeit der jüdischen Lehrer auf die reichen Segnungen, die Israel verliehen worden waren. Aus diesen erklärte er Gottes Anspruch auf ihren Gehorsam. Er zeigte ihnen klar die Herrlichkeit der Absicht Gottes, die sie durch ihren Gehorsam hätten erfüllen können. Er zog den Vorhang vor der Zukunft beiseite und zeigte ihnen, wie die ganze Nation den Segen Gottes verwirkte und Verderben über sich brachte, weil sie es versäumt hatte, Gottes Absicht zu verwirklichen.

Jesus erzählte: "Ein Grundbesitzer legte einen Weinberg an, baute eine Mauer darum, hob eine Grube aus, um darin den Traubensaft zu keltern, und baute einen Wachturm. Dann verpachtete er den Weinberg an Bauern und zog in ein anderes Land." Jesus spielte damit auf die Aussage des Propheten an, der Jahrhunderte zuvor "das Haus Israel" als den "Weinberg des Herrn" bezeichnet hatte (Jesaja 5,7a NLB).

Er fuhr fort: "Zur Zeit der Weinlese schickte er seine Boten zu den Pächtern, um den Ertrag abholen zu lassen. Die Pächter aber packten die Boten, verprügelten den einen, schlugen einen anderen tot, und wieder einen anderen steinigten sie. Noch einmal schickte der Besitzer Boten, mehr als beim ersten Mal. Doch mit denen machten sie es genauso. Schließlich schickte er seinen Sohn, weil er dachte: ›Vor meinem Sohn werden sie Respekt haben.‹ Aber als die Pächter den Sohn kommen sahen, sagten sie zueinander: ›Das ist der Erbe! Wir bringen ihn um und nehmen seine Erbschaft, den Weinberg, in Besitz.‹ So packten sie ihn, stießen ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn." (Matthäus 21,33-39 GNB)

Als Jesus den Priestern den krönenden Akt ihrer Bosheit geschildert hatte, fragte er sie: "Was wird nun der Besitzer des Weinbergs mit den Pächtern machen, wenn er selbst kommt?" Die Priester hatten die Schilderung mit großem Interesse verfolgt. Ohne über den Zusammenhang zwischen dem Inhalt des Gleichnisses und sich selbst nachzudenken, antworteten sie übereinstimmend mit dem Volk: "Er wird diesen Verbrechern ein schreckliches Ende bereiten und den Weinberg anderen anvertrauen, die ihm zur Erntezeit seinen Ertrag pünktlich abliefern!" (Matthäus 21,40.41 GNB)

Unbeabsichtigt hatten sie ihr eigenes Urteil gesprochen. Jesus sah sie an, und unter seinem forschenden Blick erkannten sie, dass er die Geheimnisse ihres Herzens las. Mit unverkennbarer Macht leuchtete seine Göttlichkeit vor ihnen auf. Sie erkannten in den Weingärtnern ein Bild ihrer selbst und riefen unwillkürlich: "Das verhüte Gott!"

Mit ernstem Bedauern fragte sie Christus: "Ihr habt ja wohl gelesen, was in den Heiligen Schriften steht: ›Der Stein, den die Bauleute als wertlos weggeworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Der Herr hat dieses Wunder vollbracht ...‹ Darum sage ich euch: Das Vorrecht, Gottes Volk unter Gottes Herrschaft zu sein, wird euch entzogen. Es wird einem Volk gegeben, das tut, was dieser Berufung entspricht. Wer auf diesen Stein stürzt, wird zerschmettert, und auf wen er fällt, den zermalmt er." (Matthäus 21,42-44 GNB; vgl. Psalm 118,22.23)

Christus hätte den Untergang der jüdischen Nation abgewendet, wenn ihn das Volk angenommen hätte. Doch Neid und Eifersucht machten sie unversöhnlich. Sie beschlossen, Jesus von Nazareth nicht als den Messias anzunehmen. Sie verwarfen das "Licht der Welt" (Johannes 8,12a). Fortan war ihr Leben von tiefster Finsternis umhüllt. Über die jüdische Nation brach das vorausgesagte Unheil herein. Durch ihre heftige, ungezügelte Leidenschaft führten sie ihren eigenen Untergang herbei. In blinder Wut brachten sie sich selbst um. Ihr rebellischer, eigensinniger Stolz rief den Zorn ihrer römischen Eroberer hervor. Jerusalem wurde zerstört, der Tempel in Trümmer gelegt und sein Standort wie ein Acker umgepflügt. Zehntausende Juden wurden auf schrecklichste Weise umgebracht, Millionen wurden in heidnische Länder als Sklaven verkauft.

Die Gemeinde Übernimmt Die Aufgabe Israels

Was Gott durch Israel, sein auserwähltes Volk, für die Welt hat tun wollen, wird er schließlich heute durch seine Gemeinde auf Erden vollbringen. Er hat "seinen Weinberg anderen Weingärtnern" verpachtet, nämlich seinem bundestreuen Volk, das ihm treu "die Früchte zur rechten Zeit" abliefert (Matthäus 21,41b). Noch nie hat es dem Herrn auf dieser Erde an wahren Vertretern gefehlt, die seine Belange zu den ihren machten. Diese Zeugen für Gott gehören zum geistlichen Israel. An ihnen werden alle Bundesverheißungen erfüllt, die Jahwe seinem Volk einst gab.

Heute hat die Gemeinde Gottes die Freiheit, den göttlichen Plan zur Erlösung der verlorenen Menschheit zum Abschluss zu bringen. Jahrhunderte lang litt Gottes Volk unter der Einschränkung seiner Freiheiten. Die Verkündigung des reinen Evangeliums wurde unterbunden. Wer gegen kirchliche Anordnungen zu handeln wagte, wurde schwer bestraft. Infolgedessen war der moralische Weinberg des Herrn fast völlig verödet. Die Menschen wurden des Lichtes aus dem Wort Gottes beraubt. Die Finsternis der Irrlehren und des Aberglaubens drohten die Erkenntnis des wahren Glaubens auszulöschen. Gottes Gemeinde auf Erden befand sich während dieser langen Zeit der unnachgiebigen Verfolgung ebenso in Gefangenschaft wie damals das Volk Israel während seiner Verbannung in Babylon.

Doch Gott ist es zu verdanken, dass seine Gemeinde nicht mehr in Knechtschaft lebt. Das geistliche Israel hat die Vorrechte wieder erhalten, die dem Volk Gottes zur Zeit seiner Befreiung aus Babylon gewährt worden waren. In allen Teilen der Welt nehmen Männer und Frauen die vom Himmel gesandte Botschaft an, von welcher der Apostel Johannes weissagte, dass sie vor dem zweiten Kommen von Jesus Christus verkündigt werden sollte: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen!" (Offenbarung 14,7a)

Die Heerscharen des Bösen haben nicht länger die Macht, die Gemeinde gefangen zu halten, denn "Babylon ist gefallen, die große Stadt! Sie hat alle Völker der Erde betrunken gemacht mit ihrem Wein der Verführung" (Offenbarung 14,8 Hfa). An das geistliche Israel ergeht die Botschaft: "Verlass diese Stadt, du mein Volk! Sonst wirst du mit hineingezogen in ihre Sünden, und dann wird Gottes Gericht auch dich treffen." (Offenbarung 18,4 Hfa) Damals befolgten die Verbannten die Aufforderung "Flieht aus Babylon!" (Jeremia 51,6 Hfa) und kamen wieder in das Land der Verheißung. So befolgen auch die Gottesfürchtigen unserer Tage den Ruf, das geistliche Babylon zu verlassen. Bald sollen sie als Trophäe der göttlichen Gnade im verheißenen Land sein, auf der erneuerten Erde.

Maleachis Messianische Vorhersagen

Maleachi musste sich damals die spöttische Frage der Unbußfertigen anhören: "Wo ist denn der Gott, der richtet?" (Maleachi 2,17c NLB) Darauf lautete die feierliche Antwort: ">Gebt Acht! Ich sende meinen Boten, der mir den Weg bahnen soll. Der Engel meines Bundes, nach dem ihr ausschaut, ist schon unterwegs. Dann werde ich, der Herr, auf den ihr wartet, ganz plötzlich in meinem Tempel Einzug halten.‹ Doch wer wird den Tag überleben, an dem der Herr kommt? Wer kann vor dem Herrn bestehen, wenn er erscheint? Er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er macht es wie einer, der Silber erhitzt, um Verunreinigungen auszuschmelzen. Er reinigt die Nachkommen von Levi, wie Gold oder Silber durchs Feuer gereinigt wird, damit sie seinen Opferdienst recht versehen. Dann werden die Opfer, die [von] Juda und Jerusalem dargebracht werden, dem Herrn Freude machen wie einst in alten Zeiten." (Maleachi 3,1-4 GNB)

Als der verheißene Messias auftreten sollte, verkündigte Johannes der Täufer als Vorläufer von Christus die Botschaft: "Kehrt um und wendet euch Gott zu, denn das Himmelreich ist nahe!" (Matthäus 3,2 NLB)

"Im Geist und in der Kraft Elias" (Lukas 1,17a) und Johannes des Täufers (vgl. Maleachi 3,23; Matthäus 11,11-14) weisen heute von Gott berufene Boten eine gerichtsreife Welt auf die ernsten Ereignisse hin, die sich bald zutragen werden, wenn die Gnadenzeit zu Ende geht und Christus als König aller Könige und Herr aller Herren wiederkommt (vgl. Offb 17,14b). Bald wird jeder Mensch für das, was er in seinem Leben getan hat, gerichtet werden (vgl. 2. Korinther 5,10). "Die Stunde ist gekommen, in der [Gott] Gericht halten wird" (Offb 14,7b NLB). Die Glieder der Gemeinde auf Erden tragen die hohe Verantwortung, diejenigen zu warnen, die gleichsam unmittelbar vor dem Abgrund zum ewigen Verderben stehen. Jedem Menschen in der weiten Welt, der sie zu beachten gewillt ist, müssen die Grundsätze erklärt werden, um die es in der großen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse geht - Grundsätze, die für das Schicksal der ganzen Menschheit ausschlaggebend sind.

Die Aufgabe Der Gemeinde

In dieser letzten Zeit der Bewährung für die Menschen, in der das Geschick jedes Einzelnen bald für immer entschieden wird, erwartet der Herr des Himmels und der Erde, dass sich seine Gemeinde mehr als je zuvor zum Handeln aufmacht. Diejenigen, die durch die Erkenntnis der kostbaren Wahrheit in Christus von Schuld befreit worden sind, betrachtet der Herr Jesus als seine Auserwählten, die unter allen anderen Menschen auf der Erde bevorzugt sind. Er zählt darauf, dass sie "die großen Taten Gottes verkünden, der [sie] aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat" (1. Petrus 2,9b Hfa). Die so reichlich verliehenen Segnungen sollen anderen weitergegeben werden. Die gute Nachricht von der Erlösung durch Christus soll zu "allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern" gelangen (Offenbarung 14,6b).

Der Herr der Herrlichkeit zeigte den Propheten im Altertum, wie er seiner Gemeinde in der Zeit der Finsternis und des Unglaubens, die seinem zweiten Kommen vorausgehen wird, besonderes Licht schenken möchte. Als die "Sonne der Gerechtigkeit" wird er über seiner Gemeinde aufgehen, mit "Heil unter ihren Flügeln" (Maleachi 3,20). Und von jedem echten Jünger soll ein lebensspendender, ermutigender, hilfreicher und wahrhaft heilender Einfluss ausgehen.

Christus Kommt Als Licht In Der Finsternis

Die Wiederkunft wird im dunkelsten Abschnitt der Weltgeschichte geschehen. Die Tage von Noah und Lot sind ein Bild des Zustands der Welt unmittelbar vor der Ankunft des Menschensohnes (vgl. Lukas 17,26-30). Paulus wies auf diese Zeit hin und erklärte, dass Satan mit aller Macht, mit "Wundern und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit" wirken wird (2. Thes- salonicher 2,9.10). Sein Treiben offenbart sich deutlich durch die schnell zunehmende Finsternis, durch die zahlreichen Irrlehren und Täuschungen dieser letzten Tage. Satan hält nicht nur die Welt gefangen, sondern sein Betrug durchdringt auch die Kirchen, die sich zu unserem Herrn Jesus Christus bekennen. Der große Abfall wird zu einer tiefen Finsternis führen. Für Gottes Volk wird es eine Nacht der Prüfung, der Tränen und der Verfolgung um der Wahrheit willen sein. Aber aus dieser Nacht der Finsternis wird Gottes Licht erstrahlen.

Gott lässt "Licht ... aus der Finsternis hervorleuchten" (2. Korinther 4,6a). Als die Erde anfänglich "wüst und leer" war, "Finsternis über der Tiefe" herrschte und "der Geist Gottes über den Wassern" schwebte, sagte Gott: ">Es werde Licht!‹ Und es wurde Licht." (1. Mose 1,2.3a Elb.) So spricht Gott auch in die Nacht der geistlichen Finsternis: "Es werde Licht!" Sein Volk fordert er auf: "Steh auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt der Herr auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir." (Jesaja 60,1.2 Elb.)

Christus, die strahlende Herrlichkeit Gottes, kam in die Welt als ihr Licht. Er kam, um den Menschen zu zeigen, wie Gott wirklich ist. Von ihm steht geschrieben, dass er "mit dem Heiligen Geist und mit Kraft gesalbt [wurde]. Er zog umher, tat Gutes und heilte alle, die vom Teufel bedrängt waren" (Apostelgeschichte 10,38 NLB). In der Synagoge von Nazareth erklärte Jesus: "Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt, um den Armen die gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, Gefangenen zu verkünden, dass sie freigelassen werden, Blinden, dass sie sehen werden, Unterdrückten, dass sie befreit werden und dass die Zeit der Gnade des Herrn gekommen ist." (Lukas 4,18.19 NLB)

Die Aufgabe Der Nachfolger Von Jesus

Mit diesem Werk hat Jesus seine Jünger beauftragt. "Ihr seid das Licht der Welt", sagte er. "Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." (Matthäus 5,14a.16) Dieses Werk beschrieb der Prophet Jesaja mit den Worten: "Gebt den Hungrigen zu essen, nehmt Obdachlose bei euch auf, und wenn ihr einem begegnet, der in Lumpen herumläuft, gebt ihm Kleider! Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten eurer Mitmenschen! Dann wird mein Licht [die] Dunkelheit vertreiben wie die Morgensonne, und in kurzer Zeit sind eure Wunden geheilt. Eure barmherzigen Taten gehen vor euch her, meine Macht und Herrlichkeit beschließt euren Zug." (Jesaja 58,7.8 Hfa) So wird Gott in der Nacht geistlicher Finsternis seine Herrlichkeit durch seine Gemeinde erstrahlen lassen, indem die Bedrückten aufgerichtet und die Trauernden getröstet werden.

Überall um uns her sind die Klagen einer leidenden Welt zu hören. Allerorts gibt es Notleidende und Bekümmerte. An uns liegt es, die Not und das Elend erleichtern und lindern zu helfen. Die tiefen Bedürfnisse kann nur die christliche Liebe erfüllen. Wenn Christus in uns wohnt, wird göttliches Mitgefühl unser Herz erfüllen, und die versiegten Quellen aufrichtiger, christusähnlicher Liebe werden wieder fließen.

Viele haben die Hoffnung verloren. Bringt ihnen den Sonnenschein zurück! Viele sind mutlos geworden. Richtet Worte der Ermunterung an sie! Betet auch für sie! Andere brauchen das Brot des Lebens. Lest ihnen aus dem Wort Gottes vor! Manche drückt ein seelisches Leiden, das keine irdische Medizin heilen kann. Betet für diese Menschen! Bringt sie zu Jesus! Sagt ihnen, dass er der gesuchte Arzt ist, der uns heilen kann.

So wie die segensreichen Sonnenstrahlen auf eine undankbare, unheilige und sittlich verkommene Welt scheinen, so verhält es sich auch mit der "Sonne der Gerechtigkeit" (Maleachi 3,20). Die von Sünden, Leiden und Schmerzen verdunkelte Welt soll durch die Erkenntnis der Liebe Gottes erleuchtet werden. Keine religiöse Gruppe, kein sozialer Stand und keine Klasse von Menschen soll vom Licht, das vom Thron des Himmels erstrahlt, ausgeschlossen werden.

Die Ganze Erde Soll Erleuchtet Werden

Die Botschaft der Hoffnung und Gnade soll in alle Welt getragen werden. Wer immer die Hand ausstrecken und Gottes Wirken für sich in Anspruch nehmen und mit ihm Frieden machen will, wird Frieden erhalten. Nicht länger sollen die Nichtchristen im Dunkeln gelassen werden. Die Finsternis muss den hellen Strahlen der "Sonne der Gerechtigkeit" weichen.

Christus hat jede nötige Vorsorge getroffen, damit seine Gemeinde ein verwandelter "Leib" wird, der vom "Licht der Welt" (Johannes 8,12) erleuchtet ist und die Herrlichkeit Immanuels besitzt. Er möchte, dass jeder Christ von einer geistlichen Atmosphäre des Lichtes und des Friedens umgeben ist. Er wünscht sich, dass wir in unserem Leben seine Freude offenbaren.

Christus Kommt Wieder

"Steh auf und leuchte! Denn dein Licht ist gekommen und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir." (Jesaja 60,1 NLB) Christus kommt mit Macht und großer Herrlichkeit wieder. Er kommt in seiner eigenen Herrlichkeit und in der Herrlichkeit des Vaters, und dabei begleiten ihn heilige Engel (vgl. Matthäus 24,30b.31). Während die ganze Welt in Dunkelheit versunken ist, wird es dort licht sein, wo die treuen Christen sind. Sie werden den ersten Lichtglanz seines zweiten Kommens erblicken. Makelloses Licht wird aus seiner Herrlichkeit erstrahlen, und alle, die ihm gedient haben, werden Christus, den Erlöser, bewundern. Während die Gottlosen fliehen, werden die Nachfolger von Christus in seiner Gegenwart frohlocken.

Dann werden alle erlösten Menschen ihr verheißenes Erbe empfangen. Auf diese Weise wird sich Gottes Absicht mit Israel buchstäblich erfüllen. Was sich Gott vornimmt, vermag kein Mensch zu verhindern. Sogar während der Wirksamkeit des Bösen haben sich Gottes Absichten stetig ihrer Erfüllung genähert. So geschah es in der Geschichte des Volkes Israel während der getrennten Königreiche, und so geschieht es heute mit dem geistlichen Israel.

Als der Apostel Johannes auf der Insel Patmos über die Jahrhunderte hinweg die Zeit der Wiederherstellung Israels auf der neu erschaffenen Erde schaute, bezeugte er: "Danach sah ich eine riesige Menschenmenge - viel zu groß, um sie zählen zu können - aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen vor dem Thron und vor dem Lamm stehen. Sie waren mit weißen Gewändern bekleidet und hielten Palmzweige in ihren Händen. Und sie riefen laut: ›Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!‹ Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen. Und sie fielen vor dem Thron nieder und beteten Gott an. Sie riefen: ›Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke gehören unserem Gott für immer und ewig. Amen!‹ ... [das Lamm ist] Herr über alle Herren und König über alle Könige ...; und die, die zu ihm gehören, werden die Berufenen und die Auserwählten und die Treuen genannt." (Offenbarung 7,9-12;17,14 NLB) "Dann hörte ich das Rufen einer großen Menge. Es klang wie das Tosen des Meeres und wie lautes Donnerrollen. Sie riefen: ›Halleluja - Preist den Herrn! Der Herr hat nun die Herrschaft angetreten, er, unser Gott, der Herrscher der ganzen Welt! Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre geben!‹" (Offenbarung 19,6.7a GNB)