------------------------Macht Und Ohnmacht -- Das Geteilte Israel Und Die Grosse Verheissung MUOT 6 1 Vorwort MUOT 11 0 Der Weinberg Des Herrn MUOT 18 0 Kapitel 1 -- Salomos Erste Regierungsjahre MUOT 25 0 Kapitel 2 -- Bau Und Einweihung Des Tempels MUOT 35 0 Kapitel 3 -- Reichtum Und Stolz MUOT 43 0 Kapitel 4 -- Folgenschwere Fehltritte MUOT 53 0 Kapitel 5 -- Salomos Reue Und Umkehr MUOT 61 0 Kapitel 6 -- Die Teilung Des Königreiches MUOT 68 0 Kapitel 7 -- Jerobeam Verführt Zum Götzendienst MUOT 74 0 Kapitel 8 -- Das Nordreich Fällt Von Gott Ab MUOT 82 0 Kapitel 9 -- Der Prophet Elia Erhebt Seine Stimme MUOT 89 0 Kapitel 10 -- Deutliche Worte Der Zurechtweisung MUOT 99 0 Kapitel 11 -- Entscheidung Auf Dem Berg Karmel MUOT 106 0 Kapitel 12 -- Elia Auf Der Flucht MUOT 114 0 Kapitel 13 -- Gott Richtet Elia Wieder Auf MUOT 122 1 Kapitel 14 -- Verkündigung Im Geist Und In Der Kraft Elias MUOT 131 0 Kapitel 15 -- Joschafat, König Im Südreich MUOT 139 0 Kapitel 16 -- Der Untergang Des Hauses Ahab MUOT 148 0 Kapitel 17 -- Elisas Berufung Zum Propheten MUOT 156 0 Kapitel 18 -- Eine Quelle Wird Wieder Rein MUOT 161 0 Kapitel 19 -- Elisa -- Ein Prophet Des Friedens MUOT 167 0 Kapitel 20 -- Die Heilung Von Naaman MUOT 173 0 Kapitel 21 -- Elisas Dienst Kommt Zum Abschluss MUOT 180 1 Kapitel 22 -- Der Prophet Jona Warnt Ninive MUOT 189 0 Kapitel 23 -- Assyrien Vernichtet Das Nordreich MUOT 198 0 Kapitel 24 -- Israels Untergang Aus Mangel An Erkenntnis MUOT 206 0 Kapitel 25 -- Jesajas Berufung Zum Propheten MUOT 211 0 Kapitel 26 -- Jesajas Botschaft Über Gott MUOT 218 0 Kapitel 27 -- Die Regierung Von König Ahas MUOT 224 0 Kapitel 28 -- König Hiskias Reformen MUOT 230 0 Kapitel 29 -- Besuch Aus Babylon MUOT 236 0 Kapitel 30 -- Aus Der Belagerung Befreit MUOT 247 0 Kapitel 31 -- Hoffnung Für Alle Völker MUOT 258 0 Kapitel 32 -- Die Könige Manasse Und Josia MUOT 265 0 Kapitel 33 -- Das Gesetzbuch Wird Neu Entdeckt MUOT 273 0 Kapitel 34 -- Der Prophet Jeremia MUOT 283 0 Kapitel 35 -- Die Ankündigung Des Unheils MUOT 295 0 Kapitel 36 -- Zedekia -- Der Letzte König Judas MUOT 303 0 Kapitel 37 -- Nach Babylon In Die Gefangenschaft MUOT 311 0 Kapitel 38 -- Hoffnung Für Das Volk Israel MUOT 322 0 Kapitel 39 -- Gefangene Am Hof In Babylon MUOT 331 0 Kapitel 40 -- Nebukadnezars Traum MUOT 338 0 Kapitel 41 -- Im Feuerofen Bewahrt MUOT 346 0 Kapitel 42 -- Nebukadnezar Findet Zu Gott MUOT 352 0 Kapitel 43 -- Der Untergang Babylons MUOT 363 0 Kapitel 44 -- Daniel In Der Löwengrube MUOT 372 0 Kapitel 45 -- Die Rückkehr Aus Der Verbannung MUOT 382 0 Kapitel 46 -- Propheten Machen Mut MUOT 393 0 Kapitel 47 -- Jeschua Vor Dem Engel Des Herrn MUOT 401 0 Kapitel 48 -- In Der Kraft Des Heiligen Geistes MUOT 405 0 Kapitel 49 -- Königin Ester MUOT 410 0 Kapitel 50 -- Esra -- Priester Und Schriftgelehrter MUOT 418 0 Kapitel 51 -- Geistliche Erweckung Durch Gottes Wort MUOT 426 0 Kapitel 52 -- Nehemia, Ein Mann Der Stunde MUOT 431 0 Kapitel 53 -- Jerusalems Mauern Werden Neu Erbaut MUOT 438 0 Kapitel 54 -- Nehemias Einsatz Für Die Armen MUOT 443 0 Kapitel 55 -- Gottes Werk Wird Behindert MUOT 449 0 Kapitel 56 -- Die Erneuerung Des Bundes MUOT 454 0 Kapitel 57 -- Aufruf Zu Erweckung Und Reformation MUOT 464 0 Kapitel 58 -- Der Befreier Wird Kommen MUOT 478 0 Kapitel 59 -- Zukunft Für Israel MUOT 491 0 Kapitel 60 -- Die Verheissene Herrlichkeit ------------------------Vorwort MUOT 6 1 Im Neuen Testament finden wir eine denkwürdige Aussage des Apostels Paulus über die Schriften des Alten Testaments: "Und alles, was die Schrift sagt und was doch schon vor langer Zeit niedergeschrieben wurde, sagt sie unseretwegen. Wir sind es, die daraus lernen sollen; wir sollen durch ihre Aussagen ermutigt werden, damit wir unbeirrbar durchhalten, bis sich unsere Hoffnung erfüllt" (Römer 15,4 NGÜ, Hervorhebung hinzugefügt). Ja, aus allem, was dort geschrieben steht, können wir lernen. Dabei geht es nicht allein um die Wissensvermittlung. Gerade die zahlreichen persönlichen Geschichten und Erlebnisse gläubiger Männer und Frauen im Alten Testament können uns heute in unserem Vertrauen zu Gott stärken. Wir lernen am Beispiel von gläubigen Menschen, dass es sich lohnt, unser Leben vorbehaltlos an Gottes Wort auszurichten und Gott auch in schwierigen Umständen treu zu bleiben. Ebenso können wir aus den Fehlern anderer lernen, denn die Bibel schildert auch das Versagen berühmter Persönlichkeiten in erstaunlicher Offenheit. Die Schicksale, die in diesem Buch nachgezeichnet werden, führen uns zudem zur göttlichen Perspektive, die über die übliche Geschichtsschreibung hinausgeht und uns grundlegende geistliche Werte vermittelt. Nicht zuletzt deshalb sind die Inhalte des Alten Testaments auch für uns von unschätzbarem Wert. MUOT 6 2 Das Buch Macht und Ohnmacht ist das zweite einer Serie von fünf bemerkenswerten Büchern, die die christliche Schriftstellerin Ellen G. White über das Handeln Gottes in dieser Welt schrieb. In diesem Band wird die wechselvolle Geschichte Israels von der Zeit Salomos bis zum Ende des Alten Testaments geschildert. Er ergänzt die Ausführungen des Buches Wie alles begann, in welchem die Geschichte von der Schöpfung bis zur Regierung des Königs David geschildert wird. Hier begegnen wir faszinierenden Personen wie König Salomo, der mit seiner Weisheit sprichwörtlichen Ruhm erlangte. Aber auch namenlose Menschen werden erwähnt - wie das junge hebräische Mädchen, das den erfolgreichen aramäischen General Naaman dazu bewegen konnte, die Hilfe Gottes zu suchen. Zahlreiche Könige mit ihren wechselhaften und teilweise tragischen Lebensläufen ziehen an uns vorbei, aber auch charakterfeste Menschen in verantwortlichen Positionen wie Ester und Daniel, die Gott treu dienten und damit vielen Menschen zum Segen wurden. MUOT 7 1 Geschichtsbücher berichten gerne von den großen Errungenschaften der Menschen, ihren heldenhaften Siegen in kriegerischen Auseinandersetzungen und von ihren politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leistungen. Gottes Geschichte dagegen beschreibt die Menschen, so wie sie sind. Vor Gott sind menschliche Macht, Reichtum und Erfolg nicht das Entscheidende. Er sieht unser Herz. So erweist er sich bisweilen als stark und mächtig für Reiche und Herrscher, aber genauso kümmert er sich liebevoll um die Bedürfnisse von Witwen und Armen. MUOT 7 2 Die Geschichten dieses Buches sind ein zeitloser Schatz. Sie halten uns einen Spiegel vor und portraitieren uns als Menschen im Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht, Vertrauen und Zagen, Erfolg und Versagen. Über allem aber offenbaren sich der gerechte und barmherzige Gott und seine beständige Liebe zu allen Menschen. Deshalb kann uns dieses Buch dazu ermutigen, an der Hoffnung auf Gott und an seiner großen Verheißung unbeirrbar festzuhalten. Frank M. Hasel. ------------------------Der Weinberg Des Herrn MUOT 11 0 5. Mose 7,6-11; Jesaja 5,1-7. MUOT 11 1 Gott rief mit der Absicht, die besten Gaben des Himmels allen Völkern der Erde zugänglich zu machen, Abraham aus seiner götzendienerischen Verwandtschaft heraus und bedeutete ihm, im Land Kanaan zu wohnen. Gott sagte: "Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein." (1. Mose 12,2) Abraham wurde zu einer hohen Ehre berufen: Stammvater des Volkes zu werden, das jahrhundertelang Hüter und Bewahrer der Wahrheit Gottes für die Welt sein sollte und durch das Kommen des verheißenen Messias ein Segen für alle Völker der Erde sein würde. MUOT 11 2 Die Menschen hatten die Kenntnis des wahren Gottes nahezu ganz verloren. Götzendienst verfinsterte ihren Verstand. Sie bemühten sich, die göttlichen Gebote, die "heilig, gerecht und gut" sind (Römer 7,12b), durch Gesetze auszutauschen, die mit ihren grausamen, selbstsüchtigen Absichten übereinstimmten. Dennoch vertilgte sie Gott in seiner Barmherzigkeit nicht. Er wollte ihnen Gelegenheit geben, ihn durch seine Gemeinde kennenzulernen. Die durch sein Volk offenbarten Grundsätze sollten das Mittel zur Wiederherstellung des moralischen Bildes Gottes im Menschen sein. MUOT 11 3 Gottes Gesetz sollte erhöht und seine Autorität aufrechterhalten werden. Diese hohe und edle Aufgabe wurde dem Volk Israel übertragen. Gott trennte die Israeliten von der übrigen Welt, um ihnen ein heiliges Vermächtnis anzuvertrauen. Er machte sie zu Bewahrern seines Gesetzes und wollte durch sie die Gotteserkenntnis unter den Menschen erhalten. Auf diese Weise sollte das Licht des Himmels in eine Welt hinausstrahlen, die in Finsternis gehüllt war. Eine Stimme sollte zu hören sein, die alle Völker aufforderte, sich vom Götzendienst abzuwenden und dem lebendigen Gott zu dienen. MUOT 11 4 "Mit großer Kraft und starker Hand" führte Gott sein auserwähltes Volk aus Ägypten (2. Mose 32,11). "Er sandte Mose, seinen Vertrauten, und Aaron, den er ausgewählt hatte. Sie vollbrachten die Wunder, die er angekündigt hatte, seine Machterweise im Land der Hamiten." (Psalm 105,26.27 GNB) "Er bedrohte das Schilfmeer, und es wurde trocken. Er ließ sie durch die Fluten gehen wie durch eine Wüste." (Psalm 106,9 Elb.) Er errettete sie aus ihrem Sklavenstand, um sie in ein gutes Land zu führen - in ein Land, das er ihnen in seiner Vorsehung als Zufluchtsstätte vor ihren Feinden bereitet hatte. Er wollte sie zu sich bringen und sie mit seinen ewigen Armen umfangen. Für seine Güte und Barmherzigkeit sollten sie im Gegenzug seinen Namen erhöhen und ihn auf Erden verherrlichen. MUOT 12 1 "Des Herrn Teil ist sein Volk, Jakob ist sein Erbe. Er fand ihn in der Wüste, in der dürren Einöde sah er ihn. Er umfing ihn und hatte Acht auf ihn. Er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln. Der Herr allein leitete ihn, und kein fremder Gott war mit ihm." (5. Mose 32,9-12) So nahm er sich der Israeliten an, um sie "unter dem Schatten des Allmächtigen" (Psalm 91,1b) wohnen zu lassen. Nachdem sie wunderbar vor den Gefahren der Wanderung in der Wüste bewahrt geblieben waren, siedelten sie sich schließlich als bevorrechtetes Volk im Land der Verheißung an. MUOT 12 2 Mit berührender Ergriffenheit hat Jesaja in einem Gleichnis geschildert, wie Israel berufen und erzogen wurde, um in der Welt als Vertreter Jahwes dazustehen und in guten Werken Frucht zu bringen: "Singen will ich von meinem Freund, das Lied meines Liebsten von seinem Weinberg: Einen Weinberg hatte mein Freund auf einem fetten Hügel. Und er grub ihn um und säuberte ihn von Steinen und bepflanzte ihn mit Edelreben. Er baute einen Turm in seine Mitte und hieb auch eine Kelterkufe darin aus. Dann erwartete er, dass er Trauben bringe. Doch er brachte schlechte Beeren." (Jesaja 5,1.2 Elb.) MUOT 12 3 Gott beabsichtigte, durch das auserwählte Volk alle Menschen zu segnen. "Denn der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Männer von Juda sind die Pflanzung seiner Lust", erklärte der Prophet (Jesaja 5,7a Elb.). MUOT 12 4 Diesem Volk wurden die Botschaften Gottes anvertraut. Es wurde durch die Vorschriften seines Gesetzes - durch die ewigen Grundsätze der Wahrheit, Gerechtigkeit und Reinheit - wie mit einem Zaun umgeben. Der Gehorsam gegenüber diesen Leitlinien sollte sein Schutz sein, denn er würde es davor bewahren, sich durch sündige Gewohnheiten selbst zu verderben. Und als Turm im Weinberg setzte Gott seinen heiligen Tempel mitten in das Land. MUOT 12 5 Christus war der Lehrer der Israeliten. Wie er in der Wildnis mit ihnen gewesen war, so sollte er auch weiterhin ihr Lehrer und Führer sein. heiligen Zelt und später im Tempel thronte seine Herrlichkeit in der heiligen Schechinah über dem Gnadenthron. Um ihretwillen offenbarte er beständig den Reichtum seiner Liebe und Geduld. MUOT 13 1 Durch Mose ließ ihnen Gott seine Absichten verkünden und die Bedingungen für ihr Wohlergehen darlegen. "Du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott", sagte Mose. "Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind." (5. Mose 7,6) MUOT 13 2 Weiter sagte er: "Der Herr hat euch heute die Zusicherung gegeben, dass er euer Gott sein will, wenn ihr auf ihn hört und alle seine Gebote, Weisungen und Rechtsbestimmungen stets genau beachtet. Und ihr habt vor ihm die feierliche Erklärung abgegeben, dass ihr sein Angebot annehmen, dass ihr sein Volk sein und alle seine Gebote befolgen wollt. Ihr habt Ja dazu gesagt, dass ihr ein heiliges Volk sein sollt, das ausschließlich dem Herrn, seinem Gott, gehört, ein Volk, mit dem der Herr Ehre einlegen und das er hoch über alle anderen Völker erheben will, die er geschaffen hat." (5. Mose 26,17-19 GNB) MUOT 13 3 Die Israeliten sollten zunächst das gesamte Gebiet einnehmen, das Gott ihnen zugewiesen hatte. Die Völker, die sich weigerten, den wahren Gott anzubeten und ihm zu dienen, sollten vertrieben werden. Vor allem aber wollte Gott, dass durch die Offenbarung seines Charakters alle Menschen zu ihm gezogen werden. Die Einladung des Evangeliums sollte an die ganze Welt ergehen. Die Lehren des Opferdienstes sollten Christus vor den Völkern erhöhen, und wer auf ihn blickte, sollte leben. Wer sich wie Rahab, die Kanaaniterin, und Rut, die Moabiterin, vom Götzendienst zur Anbetung des wahren Gottes bekehrte, sollte sich seinem auserwählten Volk anschließen. Je größer die Anzahl der Israeliten würde, desto mehr sollten sie ihre Grenzen erweitern, bis ihr Reich die ganze Welt umfasste. MUOT 13 4 Aber das alte Israel erfüllte Gottes Absicht nicht. Der Herr erklärte: "Ich hatte dich gepflanzt als Edelrebe, lauter echtes Gewächs. Aber wie hast du dich mir verwandelt in entartete Reben eines fremdartigen Weinstocks!" (Jeremia 2,21 Elb.) "Israel war wie ein üppiger Weinstock, der reiche Frucht trägt." (Hosea 10,1a GNB) "Nun, Bewohner von Jerusalem und Männer von Juda, richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg! Was war an meinem Weinberg noch zu tun, und ich hätte es nicht an ihm getan? Warum habe ich erwartet, dass er Trauben bringe, und er brachte schlechte Beeren? Nun, so will ich euch denn mitteilen, was ich mit meinem Weinberg tun werde: Seinen Zaun will ich entfernen, dass er abgeweidet wird, seine Mauer niederreißen, dass er zertreten wird. Ich werde ihn zur Wüstenei machen. Er soll nicht beschnitten und nicht behackt werden, in Dornen und Disteln soll er aufgehen. Und ich will den Wolken befehlen, dass sie keinen Regen auf ihn regnen lassen. Denn ... [der Herr] wartete auf Rechtsspruch, und siehe da: Rechtsbruch; auf Gerechtigkeit, und siehe da: Geschrei über Schlechtigkeit." (Jesaja 5,3-7 Elb.) MUOT 14 1 Der Herr hatte seinem Volk durch Mose die Folgen der Untreue dargelegt. Wenn es sich weigerte, seinen Bund zu halten, würde es sich selbst vom Leben aus Gott abschneiden. Dessen Segen könnte es dann nicht empfangen. Zeitweise wurden diese Warnungen beachtet; dann wurden den Israeliten und durch sie den umliegenden Völkern reiche Segnungen zuteil. Häufiger jedoch vergaßen sie Gott im Laufe ihrer Geschichte und verloren ihre hohen Vorrechte als seine Vertreter aus den Augen. Sie beraubten ihn des Dienstes, den er von ihnen verlangte, und ihre Mitmenschen der religiösen Leitung und eines heiligen Beispiels. Die Früchte des Weinberges, über den sie zu Verwaltern gesetzt worden waren, beanspruchten sie für sich selbst. Wegen ihrer Habsucht und Gier wurden sie sogar von den Heiden verachtet. Somit erhielt die Heidenwelt Anlass, den Charakter Gottes und die Gesetze seines Reiches zu missdeuten. MUOT 14 2 Mit dem Herzen eines Vaters trug Gott sein Volk. Er flehte es an, indem er Israel einerseits Gnade gewährte, andererseits auch Gnade entzog. Geduldig hielt er den Israeliten ihre Sünden vor und wartete langmütig darauf, dass sie sie eingestehen. Er sandte Propheten und Boten zu den Weingärtnern, um seinen Anspruch geltend zu machen. Doch statt sie willkommen zu heißen, behandelte man diese Männer, die voller Einsicht und geistlicher Vollmacht waren, wie Feinde. Die Weingärtner verfolgten und töteten sie. Gott sandte noch andere Boten. Doch ihnen widerfuhr dieselbe Behandlung wie den ersten - nur zeigten die Weingärtner einen noch entschlosseneren Hass (vgl. Matthäus 21,33-35). MUOT 14 3 Die Entziehung der göttlichen Gunst zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft leitete zwar viele zur Reue; nach ihrer Rückkehr in das Land der Verheißung wiederholten die Juden jedoch erneut die Fehler vergangener Generationen und verwickelten sich in politische Streitigkeiten mit den benachbarten Völkern. Den Propheten, die Gott zu ihnen sandte, um die herrschenden Missstände abzustellen, begegneten sie mit demselben Argwohn und derselben Verachtung, mit denen die Boten früherer Zeiten empfangen worden waren. Auf diese Weise häuften die Hüter des Weinberges von Jahrhundert zu Jahrhundert immer größere Schuld auf sich. MUOT 14 4 Der vom göttlichen Weingärtner auf den Hügeln Palästinas gepflanzte edle Weinstock wurde von den Männern Israels verachtet und schließlich über die Mauer des Weinbergs geworfen. Sie schlugen auf ihn ein, zertraten ihn mit ihren Füßen und hofften, ihn für immer vernichtet zu haben. Der Weingärtner jedoch holte den Weinstock weg und verbarg ihn vor ihnen. Dann pflanzte er ihn abermals ein, aber an der anderen Seite der Mauer und zwar so, dass der Stamm nicht länger sichtbar war. Seine Zweige hingen dann über die Mauer, sodass Reben in sie eingepfropft werden konnten, aber der Stamm selbst war fortan der Macht der Menschen entzogen, sodass sie ihn weder erreichen noch beschädigen konnten. MUOT 15 1 Von besonderem Wert für die heutige Gemeinde Gottes auf Erden - die Hüterin seines Weinbergs - sind die Botschaften mit Ratschlägen und Ermahnungen, die von den Propheten mitgeteilt wurden, um seine ewige Absicht mit der Menschheit kundzutun. In den Lehren der Propheten sind Gottes Liebe zu verlorenen Menschen und sein Plan zu deren Erlösung klar offenbart worden. In den vergangenen Jahrhunderten haben Gottes Boten seine Gemeinde allezeit über die Geschichte der Berufung Israels unterrichtet - über seine Erfolge und Niederlagen, die Wiedereinsetzung in die göttliche Gunst, seine Ablehnung des Herrn des Weinbergs und über die Verwirklichung seines ewigen Planes durch einen stattlichen Überrest, an dem alle Bundesverheißungen erfüllt werden sollen. Gottes Botschaft an seine Gemeinde heute - an jene, die sich in seinem Weinberg als treue Weingärtner bewähren - ist keine andere als die der Propheten vor alters: "Ich habe einen wundervollen Weinberg; singt alle, singt ein Lied zu seinem Ruhm! Ich selber bin sein Wächter, ich, der Herr, und alle Augenblicke tränk' ich ihn. Bei Tag und Nacht bewache ich den Weinberg, damit ihm nichts und niemand schaden kann." (Jesaja 27,2.3 GNB) MUOT 15 2 Israel soll auf Gott hoffen. Schon jetzt sammelt der Herr des Weinbergs aus allen Sprachen und Völkern die köstlichen Früchte, auf die er so lange gewartet hat. Bald wird er in sein Eigentum kommen; und an jenem frohen Tag wird seine ewige Absicht mit dem Haus Israel endgültig erfüllt sein. "Dann wird Jakob Wurzeln schlagen. Israel wird Knospen und Blüten tragen und die ganze Erde mit seiner Frucht erfüllen!" (Jesaja 27,6 NLB) ------------------------Kapitel 1 - Salomos Erste Regierungsjahre MUOT 18 0 1. Könige 3,3-15 und 5,9-14. MUOT 18 1 Während der Regierungszeit Davids und Salomos wurde Israel unter den Nationen stark und hatte viele Gelegenheiten, zugunsten der Wahrheit und des Rechts einen mächtigen Einfluss auszuüben. Der Name Jahwes wurde erhöht und in Ehren gehalten, und die Absicht, die mit der Ansiedlung Israels im Land der Verheißung verfolgt worden war, stand anscheinend vor ihrer Erfüllung. Schranken wurden niedergerissen und Wahrheitssucher aus den Ländern der Heiden nicht unbefriedigt abgewiesen. Bekehrungen fanden statt, und die Gemeinde Gottes auf Erden breitete sich aus und gedieh. MUOT 18 2 Noch zu Lebzeiten seines Vaters David, der zugunsten seines Sohnes abdankte, wurde Salomo gesalbt und zum König ausgerufen (vgl. 1. Könige 1,11-53). Er hatte schon früh einen vielversprechenden Eindruck gemacht und sollte nach Gottes Absicht immer mehr an Kraft und Herrlichkeit zunehmen und ihm charakterlich immer ähnlicher werden. Durch ihn sollte das Volk veranlasst werden, seine heilige Aufgabe als Hüter der göttlichen Wahrheit zu erfüllen. MUOT 18 3 David wusste, dass Gottes hohe Ziele mit Israel nur dann verwirklicht werden könnten, wenn Herrscher und Volk gemeinsam mit unaufhörlicher Wachsamkeit danach trachteten, den ihnen gesteckten Maßstab zu erreichen. Er wusste auch, dass sein Sohn Salomo nicht nur ein Krieger, Staatsmann und Herrscher sein musste, sondern auch ein charakterstarker, guter Mensch, ein Lehrer der Gerechtigkeit und ein Vorbild an Treue, um als junger Regent der Aufgabe gerecht zu werden, mit der ihn Gott nach seinem Wohlgefallen ehren wollte. MUOT 18 4 Mit gütigem Ernst forderte David Salomo eindringlich auf, mannhaft und edel zu sein, seinen Untertanen Barmherzigkeit und Liebe entgegenzubringen, in seinem ganzen Umgang mit den anderen Völkern den Namen Gottes zu ehren und die Schönheit eines heiligen Lebens zu verdeutlichen. Die vielen Prüfungen und einzigartigen Erfahrungen, durch die David zeit seines Lebens gegangen war, hatten ihn den Wert der höheren Tugenden schätzen gelehrt und ihn veranlasst, in seinem Vermächtnis an Salomo zu sagen: "Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken." (2. Samuel 23,3b.4a) MUOT 19 1 Was für eine Gelegenheit bot sich doch Salomo! Wenn er die von Gott eingegebene Unterweisung seines Vaters befolgte, würde sich seine Herrschaft durch Gerechtigkeit auszeichnen, wie David sie in Psalm 72 beschrieben hat: MUOT 19 2 "Gott, gib dein Gericht dem König und deine Gerechtigkeit dem Königssohn, dass er dein Volk richte mit Gerechtigkeit und deine Elenden rette ... Er soll herabfahren wie der Regen auf die Aue, wie die Tropfen, die das Land feuchten. Zu seinen Zeiten soll blühen die Gerechtigkeit und großer Friede sein ... Er soll herrschen von einem Meer bis ans andere, und von dem Strom [Euphrat] bis zu den Enden der Erde ... Die Könige von Tarsis und auf den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige aus Saba und Seba sollen Gaben senden. Alle Könige sollen vor ihm niederfallen und alle Völker ihm dienen. Denn er wird den Armen erretten, der um Hilfe schreit, und den Elenden, der keinen Helfer hat. . Man soll immerdar für ihn beten und ihn täglich segnen ... Sein Name bleibe ewiglich; solange die Sonne währt, blühe sein Name. Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker, und sie werden ihn preisen. Gelobt sei Gott der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut! Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich, und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden! Amen! Amen!" (Psalm 72,1.2.6-8.10-12.15b.17-19) Salomo Weiht Sich Gott MUOT 19 3 In seiner Jugend machte Salomo Davids Wahl zu seiner eigenen, wandelte viele Jahre lang rechtschaffen und führte ein Leben, das sich durch unbedingten Gehorsam gegen Gottes Gebote auszeichnete. Kurz nach Antritt seiner Regierung begab er sich mit den Beratern seines Staates nach Gibeon, wo sich immer noch das heilige Zelt befand, das in der Wüste gebaut worden war, und traf sich dort mit seinen ausgewählten Räten, "den Obersten über 1000 und über 100", "den Richtern" und "allen Fürsten in Israel, mit den Häuptern der Sippen" (2. Chronik 1,2), um Gott Opfer darzubringen und sich dem Dienst des Herrn völlig zu weihen. Da er einen Begriff von der Größe der Pflichten hatte, die mit der Königswürde verbunden waren, wusste Salomo auch, dass Menschen, die schwere Bürden tragen, die Quelle der Weisheit suchen und sich leiten lassen müssen, wenn sie ihren Verpflichtungen angemessen nachkommen wollen. Deshalb ermutigte er seine Berater, sich mit ihm zu vereinen, um ihre Annahme bei Gott sicherzustellen. Salomos Verlangen Und Gottes Gaben MUOT 20 1 Vor allen irdischen Gütern wünschte sich der König Weisheit und Verstand, um die Aufgabe zu vollbringen, die ihm Gott aufgetragen hatte. Ihn verlangte nach einer schnellen Auffassungsgabe, einem großmütigen Herzen und einem sanften Geist. In jener Nacht erschien der Herr Salomo in einem Traum und sagte: "Wünsche dir, was du willst; ich will es dir geben!" In seiner Antwort gab der junge und unerfahrene Herrscher seinem Gefühl der Hilflosigkeit und seinem Verlangen nach Beistand und Unterstützung Ausdruck. "Du hast in großer Treue an deinem Diener, meinem Vater David, gehandelt, so wie auch er stets treu zu dir gehalten und dir aufrichtig gedient hat. Du hast ihm deine große Treue auch darin erwiesen, dass du ihm einen Sohn gegeben hast, der einst auf seinem Thron sitzen sollte, wie das jetzt wirklich eingetreten ist." (1. Könige 3,5.6 GNB) MUOT 20 2 Dann fuhr er fort: "Herr, mein Gott! Du hast mich, deinen Diener, anstelle meines Vaters David zum König gemacht. Ich bin noch viel zu jung und unerfahren und fühle mich dieser Aufgabe nicht gewachsen. Und doch hast du mir das Volk anvertraut, das du dir erwählt hast, und ich trage die Verantwortung für so viele Menschen, die niemand zählen kann. Darum schenke mir ein Herz, das auf deine Weisung hört, damit ich dein Volk leiten und gerechtes Urteil sprechen kann. Wie kann ich sonst dieses große Volk regieren?" (1. Könige 3,7-9 GNB) MUOT 20 3 "Dem Herrn gefiel diese Bitte. Deshalb sagte er zu Salomo: Du hättest dir langes Leben oder Reichtum oder den Tod deiner Feinde wünschen können. Stattdessen hast du mich um Einsicht gebeten, damit du gerecht regieren kannst. Darum werde ich deine Bitte erfüllen und dir so viel Weisheit und Verstand schenken, dass kein Mensch vor oder nach dir mit dir verglichen werden kann. Aber auch das, worum du mich nicht gebeten hast, will ich dir geben: Ich werde dir Reichtum und hohes Ansehen schenken, sodass sich zu deinen Lebzeiten kein König darin mit dir messen kann. Und wenn du meine Gebote so treu befolgst wie dein Vater David, dann schenke ich dir auch ein langes Leben." (1. Könige 3,10-14 GNB; vgl. 2. Chronik 1,8-12) MUOT 20 4 Gott versprach, dass er so, wie er mit David gewesen war, auch mit Salomo sein werde. Wenn der König rechtschaffen vor dem Herrn wandelte und täte, was ihm Gott geboten hatte, würde sein Thron gefestigt werden und seine Regierung dazu dienen, Israel zu einem "weisen und verständigen Volk" zu machen (vgl. 5. Mose 4,6 Elb.) und es zum Licht für die benachbarten Völker zu erheben. MUOT 21 1 Die Worte, die Salomo in seinem Gebet zu Gott vor dem altehrwürdigen Altar zu Gibeon sprach, offenbarten seine Demut und sein starkes Verlangen, Gott zu ehren. Er erkannte, dass er ohne göttliche Hilfe der ihm übertragenen Verantwortung hilflos wie ein kleines Kind gegenüberstand. Er wusste, dass es ihm an Urteilskraft fehlte. Sein Gespür für sein großes Bedürfnis danach führte ihn dazu, Gott um Weisheit zu bitten. In seinem Herzen trug er kein selbstsüchtiges Verlangen nach einer Erkenntnis, die ihn anderen überlegen machte. Ihm kam es darauf an, die ihm übertragenen Pflichten treu erfüllen zu können. Er wählte darum die Gabe, die ihn befähigen würde, durch seine Herrschaft Gott zu verherrlichen. Nie war Salomo so reich, weise und wahrhaft groß wie damals, als er bekannte: "Ich bin noch viel zu jung und unerfahren und fühle mich dieser Aufgabe nicht gewachsen." (1. Könige 3,7b GNB) Ein Vorbild Für Heutige Leiter MUOT 21 2 Wer heute eine Vertrauensstellung bekleidet, sollte die in Salomos Gebet ausgedrückte Lehre beherzigen. Je höher die Stellung ist, die jemand einnimmt, je mehr Verantwortung er zu tragen hat und je weiter sein Einfluss reicht, desto größer ist auch die Notwendigkeit, sich von Gott abhängig zu machen. Er sollte immer daran denken, dass die Berufung zu einer Aufgabe die Verpflichtung nach sich zieht, sich vor seinen Mitmenschen umsichtig zu verhalten. Er sollte vor Gott die Haltung eines Lernenden einnehmen. Eine hohe Stellung verleiht keinen heiligen Charakter. Nur wer Gott ehrt und seine Gebote hält, ist wahrhaft groß. MUOT 21 3 Der Gott, dem wir dienen, sieht die Person nicht an (vgl. Apostelgeschichte 10,34b). Er, der Salomo ein weises Urteilsvermögen verlieh, ist bereit, seinen Kindern heute denselben Segen zu schenken. Sein Wort sagt: "Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt." (Jakobus 1,5) Wenn ein Verantwortungsträger mehr nach Weisheit verlangt als nach Reichtum, Macht oder Ruhm, wird er nicht enttäuscht werden. Er wird vom großen Lehrer nicht nur lernen, was er tun soll, sondern auch, wie er es tun kann, um Gottes Zustimmung zu erhalten. MUOT 21 4 Solange ein Mensch, den Gott mit Urteilskraft und Fähigkeiten ausgerüstet hat, dem Herrn geweiht bleibt, wird er kein Verlangen nach einer hohen Stellung zeigen, noch wird er andere beherrschen oder kontrollieren wollen. Menschen müssen notwendigerweise Verantwortungen tragen, doch wird ein wahrer Leiter nicht nach der Vormachtstellung trachten, sondern um ein verständiges Herz bitten, um zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können. MUOT 22 1 Wer zum Führen berufen wird, hat es nicht leicht. Doch jede Schwierigkeit sollte er als eine Aufforderung zum Gebet betrachten. Nie sollte er versäumen, die große Quelle aller Weisheit um Rat zu fragen. Durch den Meister gestärkt und erleuchtet, wird er imstande sein, unheiligen Einflüssen zu widerstehen, Recht von Unrecht und Gut von Böse zu unterscheiden. Ein solcher wird gutheißen, was Gott billigt, sich aber entschieden dem Einfluss verkehrter Grundsätze in Gottes Werk widersetzen. Die Ersten Regierungsjahre Salomos MUOT 22 2 Die Weisheit, die Salomo von Gott vor Reichtum, Ehre oder langem Leben begehrt hatte, wurde ihm gegeben. Auch seine Bitte um einen scharfen Verstand, ein weites Herz und einen sanften Geist wurde erhört: "Gott schenkte Salomo große Weisheit und Einsicht und ein Wissen, so unermesslich wie der Sand am Meeresstrand. Salomo übertraf darin sogar die Weisen Arabiens und Ägyptens. Er wusste mehr als alle Menschen ... Sein Ruhm verbreitete sich unter allen benachbarten Völkern." (1. Könige 5,9-11 GNB) MUOT 22 3 Die Menschen in "ganz Israel ... fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten" (1. Könige 3,28). Die Herzen des Volkes fielen Salomo zu, wie sie einst David zugefallen waren, und sie gehorchten ihm in allen Dingen. "Salomo ... festigte seine Königsherrschaft; der Herr, sein Gott, stand ihm bei und ließ ihn sehr mächtig werden." (2. Chronik 1,1 GNB) MUOT 22 4 Viele Jahre lang zeichnete sich Salomos Leben durch Hingabe an Gott, Rechtschaffenheit, Grundsatztreue und unbedingten Gehorsam gegenüber Gottes Geboten aus. Er leitete selbst alle wichtigen Unternehmungen und regelte klug die Regierungsgeschäfte. Sein Reichtum und seine Weisheit, die prächtigen Bauten und die öffentlichen Arbeiten, die er in den ersten Jahren seiner Regierung ausführte, die Tatkraft, Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Großzügigkeit, die er in Wort und Tat bekundete, gewannen ihm die Zuneigung seiner Untertanen und die Bewunderung und Verehrung der Herrscher vieler Länder. MUOT 22 5 Der Name des Herrn wurde während der ersten Jahre der Herrschaft Salomos hoch in Ehren gehalten. Die Weisheit und Gerechtigkeit, die der König an den Tag legte, bezeugten allen Völkern die vortrefflichen Eigenschaften des Gottes, dem er diente. Israel war eine Zeitlang das Licht der Welt und legte Zeugnis von der Größe Jahwes ab. Die wahre Herrlichkeit der frühen Herrschaftsjahre Salomos lag nicht in seiner überragenden Weisheit, seinem unvorstellbaren Reichtum, seiner weitreichenden Macht oder seinem Ruhm, sondern in der Ehre, die er dem Namen des Gottes Israels durch den klugen Gebrauch der himmlischen Gaben zuteil werden ließ. MUOT 23 1 Als die Jahre verstrichen und sein Ruhm wuchs, versuchte Salomo, Gott dadurch zu ehren, dass er seine geistige und geistliche Stärke zu vermehren trachtete und weiterhin andere an den erhaltenen Segnungen teilhaben ließ. Keiner wusste so gut wie er, dass er nur durch die Gunst Jahwes in den Besitz von Macht, Weisheit und Urteilsvermögen gelangt war und er diese Gaben empfangen hatte, damit die Welt durch ihn eine Erkenntnis des Königs aller Könige erhalten sollte. Die Sprüche Salomos MUOT 23 2 Salomo interessierte sich besonders für die Natur, doch seine Forschungen beschränkten sich nicht nur auf ein bestimmtes Wissensgebiet. Durch eifriges Studium aller erschaffenen Dinge - der belebten wie der unbelebten - gewann er einen immer klareren Begriff von deren Schöpfer. Die Kräfte der Natur, die Steine und die Tiere, jeder Baum, jeder Strauch und jede Blume waren für ihn Offenbarungen der Weisheit Gottes; und je mehr er zu lernen versuchte, desto beständiger nahmen seine Erkenntnis Gottes und seine Liebe zu ihm zu. MUOT 23 3 Salomos göttlich inspirierte Weisheit fand ihren Ausdruck in Lobgesängen und vielen Sprüchen. "Er verfasste 3000 Weisheitssprüche und 1005 Lieder. Er sprach darin über alle Arten von Bäumen von der Libanon-Zeder bis zum Ysop, der an Mauern wächst, und ebenso über die großen Landtiere, die Vögel, die Kriechtiere und Fische." (1. Könige 5,12.13 GNB) MUOT 23 4 In den Sprüchen Salomos werden die Grundsätze eines heiligen Lebens und eines hohen Strebens dargelegt - Prinzipien, die dem Himmel entstammen, zur Frömmigkeit führen und jede Tat unseres Lebens bestimmen sollten. Dank der weiten Verbreitung dieser Grundsätze und der Anerkennung, dass Gott aller Lobpreis und alle Ehre gebührt, waren die ersten Jahre der Herrschaft Salomos eine Zeit des sittlichen Aufstiegs und des materiellen Wohlstands. MUOT 23 5 "Wie glücklich ist ein Mensch, der die Weisheit gefunden und Erkenntnis erlangt hat!", schrieb er. "Weisheit besitzen ist besser als Silber, wertvoller als das reinste Gold. Sie ist kostbarer als Edelsteine; nichts, was man sich wünschen könnte, ist mit ihr vergleichbar. Mit der rechten Hand bietet sie dir langes Leben und mit der linken Wohlstand und Ansehen. Sie erfüllt dein Leben mit Glück und Sicherheit. Sie ist der wahre ›Baum des Lebens‹; wer sie erlangt und festhält, kann sich glücklich preisen!" (Sprüche 3,13-18 GNB) "Der Weisheit Anfang ist: Erwirb Weisheit und erwirb Einsicht mit allem, was du hast." (Sprüche 4,7) "Den Herrn ernst nehmen ist der Anfang aller Erkenntnis." (Sprüche 1,7a GNB) "Die Furcht des Herrn hasst das Arge; Angeberei und Hochmut, bösem Wandel und falschen Lippen bin ich feind." (Sprüche 8,13) MUOT 24 1 Hätte Salomo doch diese wunderbaren Worte der Weisheit in seinen späteren Lebensjahren beachtet! Er hatte erklärt: "Der Weisen Mund breitet Einsicht aus." (Sprüche 15,7) Er unterwies die Könige der Erde, dem König der Könige das Lob darzubringen, das sie ihm als irdischem Herrscher zu spenden wünschten. Wäre er doch selbst nie dahin gekommen, mit "falschen Lippen" in "Angeberei und Hochmut" (vgl. Sprüche 8,13) die Ehre, die Gott allein gebührt, für sich in Anspruch zu nehmen! ------------------------Kapitel 2 -Bau Und Einweihung Des Tempels MUOT 25 0 2. Chronik 3 bis 7 (bzw. 1. Könige 6,1 bis 9,9). MUOT 25 1 Den lange gehegten Plan Davids, dem Herrn einen Tempel zu errichten, führte Salomo mit Weisheit aus. Sieben Jahre lang sah man in Jerusalem emsige Arbeiter, die den dafür vorgesehenen Bauplatz einebneten, gewaltige Stützmauern errichteten, mit "mächtigen Steinblöcken von bester Qualität", die "im Steinbruch zurechtgehauen" worden waren (1. Könige 5,31 GNB), breite Fundamente legten und das schwere Bauholz, das aus den Wäldern des Libanon herbeigeschafft worden war, zuschnitten, um das prachtvolle Heiligtum zu bauen. Diese Vorbereitung des Holzes und der Steine erforderte den Einsatz von tausenden Arbeitskräften. Gleichzeitig wurden die Arbeiten für die Innenausstattung des Tempels vorangetrieben und zwar unter der Leitung von Hiram aus Tyrus - einem "tüchtigen und begabten Künstler", der sich "auf alle Arbeiten in Gold, Silber, Bronze, Eisen, Stein und Holz, ebenso auf die Verarbeitung von roter, blauer und karmesinroter Wolle und von Leinen sowie auf Schnitzarbeiten aller Art" verstand (2. Chronik 2,12.13 GNB). MUOT 25 2 Der Bau auf dem Berg Morija ging geräuschlos vor sich, denn "die für den Bau verwendeten Steine wurden bereits im Steinbruch behauen, sodass das Gebäude errichtet werden konnte, ohne dass der Klang eines Hammers, einer Axt oder eines anderen Eisenwerkzeugs zu hören war" (1. Könige 6,7 NLB). Die wunderschöne Einrichtung - "all die Geräte, die das Haus Gottes brauchte" (2. Chronik 4,19 Elb.) - wurde nach den Mustern ausgeführt, die David seinem Sohn übergeben hatte. Dazu gehörten der Räucheraltar, der Schaubrottisch, der Leuchter und die Lampen und die zum Dienst der Priester im Heiligtum erforderlichen Gefäße und Instrumente - "alles ganz aus Gold" (2. Chronik 4,21). Aus Bronze waren der Brandopferaltar für den Vorhof und das große Waschbecken, das auf zwölf Ochsen stand, die kleineren Waschbecken und viele Gefäße. "In der Gegend des unteren Jordans ließ sie der König in der Gießerei von Adama gießen." (2. Chronik 4,17) Diese Gefäße wurden in großer Menge hergestellt, damit es daran keinen Mangel gab. MUOT 26 1 Das palastartige Gebäude, das Salomo und seine Mitarbeiter für Gott und dessen Anbetung errichteten, war von unübertroffener Schönheit und unvergleichlicher Pracht. Ausgeschmückt mit kostbaren Edelsteinen, umgeben von weiträumigen Vorhöfen mit prachtvollen Zugängen, war der Tempelkomplex mit seiner geschnitzten und vergoldeten Zedernholzvertäfelung, seinen Vorhängen mit Stickereien und seiner reichen Ausstattung ein zutreffendes Sinnbild für die lebendige Gemeinde Gottes auf Erden. Sie soll durch alle Zeiten hindurch in Übereinstimmung mit dem göttlichen Vorbild für ihren Aufbau geistliche Materialien verwenden, die mit "Gold, Silber und Edelsteinen" verglichen werden und bereitet sind wie "nach der Bauart eines Palastes" (1. Korinther 3,12; Psalm 144,12c Elb.). In diesem geistlichen Tempel ist "Jesus Christus der Eckstein ... auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn" (Epheser 2,20.21). Die Einweihung Des Tempels MUOT 26 2 Endlich war der von König David geplante und von seinem Sohn Salomo erbaute Tempel vollendet. "Es gelang ihm alles, was ihm in den Sinn gekommen war, am Hause des Herrn und an seinem Hause auszuführen." (2. Chronik 7,11) Wenn aber der Tempel, der die Anhöhe des Berges Morija krönte, in Wirklichkeit das sein sollte, was David so sehnlich gewünscht hatte, nämlich "nicht die Wohnung eines Menschen, sondern Gottes, des Herrn" (1. Chronik 29,1), blieb noch eines zu tun: Er musste feierlich in aller Form dem Herrn und seinem Dienst geweiht werden. MUOT 26 3 Der Platz, auf dem der Tempel errichtet wurde, hatte längst als ein geweihter Ort gegolten. Hier hatte Abraham, der Vater der Gläubigen, seine Bereitschaft offenbart, seinen einzigen Sohn gemäß dem Befehl Jahwes zu opfern. Hier hatte Gott mit Abraham den Segensbund erneuert, der die herrliche messianische Verheißung der Befreiung der Menschheit zum Inhalt hatte - gewirkt durch das Opfer des Sohnes des Allerhöchsten (vgl. 1. Mose 22,9.16-18). Hier war es auch gewesen, wo Gott David, als dieser durch die Darbringung von Brand- und Sühnopfern das Racheschwert des Würgengels aufzuhalten versuchte, durch Feuer vom Himmel antwortete (vgl. 1. Chronik 21,26.27). Abermals waren nun die Anbeter Jahwes hier versammelt, um ihrem Gott zu begegnen und ihre Treuegelübde zu erneuern. MUOT 26 4 Der für die Tempelweihe vorgesehene Zeitpunkt - der siebte Monat - war überaus günstig, weil sich da die Leute aus allen Teilen des Königreiches in Jerusalem zu versammeln pflegten, um das Laubhüttenfest zu feiern. Es war vorwiegend ein Freudenfest. Die Erntearbeiten waren beendet, die Mühen des neuen Jahres hatten noch nicht begonnen, die Leute waren frei von Sorgen und konnten sich ganz den heiligen, freudigen Einflüssen des Festes hingeben. MUOT 27 1 Zur festgesetzten Zeit versammelten sich die Scharen der Israeliten mit prächtig gekleideten Abordnungen vieler fremder Völker in den Vorhöfen des Tempels. Es war ein Bild ungewöhnlicher Pracht. Salomo kam mit den Ältesten Israels und den einflussreichsten Männern des Volkes von dem Teil der Stadt, wohin David die Bundeslade überführt hatte. Leviten hatten vom Heiligtum auf den Höhen Gibeons "das Zelt der Begegnung und alle heiligen Geräte, die im Zelt waren", dorthin gebracht (2. Chronik 5,5b Elb.). Diese geschätzten Erinnerungsstücke an die früheren Erfahrungen des Volkes Israel während seiner Wüstenwanderung und der Einnahme Kanaans fanden nun eine bleibende Stätte in diesem großartigen Bau, der die Stelle des tragbaren Heiligtums einnahm. MUOT 27 2 Bei der Überführung der heiligen Lade mit den zwei Steintafeln, auf die Gottes Finger die Zehn Gebote geschrieben hatte, folgte Salomo dem Beispiel seines Vaters. Nach jeweils sechs Schritten brachte er ein Opfer dar. Mit Gesang, Musik und großartiger Zeremonie trugen "die Priester die Lade des Herrn an den vorgesehenen Platz im hintersten Raum des Tempels, dem Allerheiligsten" (2. Chronik 5,7 GNB). Als sie aus dem inneren Heiligtum herauskamen, nahmen sie die ihnen zugewiesenen Plätze ein. Die Sänger - in weißes Leinen gekleidete Leviten - standen mit Zimbeln, Psalter und Harfen in ihren Händen an der Ostseite des Altars im Vorhof, "begleitet von 120 Priestern, die Trompete bliesen" (2. Chronik 5,12c NLB). MUOT 27 3 "Die Trompeter und Sänger lobten den Herrn und dankten ihm, und ihr Gesang klang wie aus einem einzigen Mund. Begleitet von Trompeten, Zimbeln und anderen Instrumenten erhoben sie ihre Stimmen und priesen den Herrn: ›Seine Güte ist so groß! Seine Gnade bleibt ewig bestehen.‹ In diesem Augenblick erfüllte eine Wolke das Haus des Herrn. Die Priester konnten deswegen ihren Dienst nicht fortsetzen, denn die Herrlichkeit des Herrn war im Haus Gottes gegenwärtig." (2. Chronik 5,13-14 NLB) MUOT 27 4 Salomo erkannte die Bedeutung dieser Wolke und erklärte: "Der Herr hat gesagt, dass er im tiefsten Dunkel wohnen will. Doch ich habe dir ein prachtvolles Haus gebaut, eine Wohnung, in der du für immer wohnen sollst!" (2. Chronik 6,1.2 NLB) MUOT 27 5 "Der Herr ist König, darum zittern die Völker; er sitzt über den Cherubim, darum bebt die Welt. Der Herr ist groß in Zion und erhaben über alle Völker. Preisen sollen sie deinen großen und wunderbaren Namen, denn er ist heilig ... Erhebet den Herrn, unsern Gott, betet an vor dem Schemel seiner Füße; denn er ist heilig." (Psalm 99,1-5) MUOT 28 1 "Salomo hatte eine Kanzel aus Kupfer gemacht und mitten in den Vorhof gestellt, fünf Ellen lang und breit und drei Ellen hoch." (2. Chronik 6,13) Er stand darauf und segnete mit erhobenen Händen die gewaltige Menschenmenge, die vor ihm stand. "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!", rief Salomo aus, "er hat wahrgemacht, was er meinem Vater David versprochen hat, als er sagte: ... jetzt habe ich Jerusalem als Wohnsitz für meinen Namen erwählt." (2. Chronik 6,4.6 GNB) Salomos Weihegebet MUOT 28 2 Danach kniete Salomo auf der Plattform nieder und sprach vor den Ohren des ganzen Volkes das Weihegebet. Er reckte seine Hände zum Himmel empor, und während die Versammelten ihr Haupt beugten, betete der König inständig. MUOT 28 3 "Herr, Gott Israels, es gibt keinen Gott, der dir gleicht, weder im Himmel noch auf der Erde. Du erfüllst deine Versprechen und bist all denen mit deiner großen Liebe treu, die dir gehorchen und bereit sind, von ganzem Herzen deinen Willen zu tun. . MUOT 28 4 Aber wird Gott tatsächlich auf der Erde wohnen? Der höchste Himmel kann dich nicht fassen - wie viel weniger dieses Haus, das ich errichtet habe! Höre dennoch mein Gebet und vernimm meine Bitte, Herr, mein Gott. Höre die Gebete, die dein Diener an dich richtet. Tag und Nacht sollst du über diesen Tempel wachen, über diesen Ort, von dem du gesagt hast, dass hier dein Name wohnen soll. Bitte, erhöre die Gebete, die ich hier spreche. MUOT 28 5 Bitte, erhöre die inständigen Bitten, die wir, dein Volk der Israeliten und ich, an diesem Ort im Gebet an dich richten. Ja, höre uns im Himmel, wo du wohnst, und wenn du uns hörst, vergib uns. Wenn ein Mensch einem anderen ein Unrecht zufügt und vor dem Altar in diesem Haus seine Unschuld beschwören soll, dann höre ihn im Himmel und sprich du das Urteil. Strafe den Schuldigen und lass seine Taten auf ihn zurückfallen, aber sprich den Unschuldigen frei, wie es sein Recht ist. MUOT 28 6 Wenn dein Volk der Israeliten von seinen Feinden besiegt wird, weil es gegen dich gesündigt hat, und wenn es sich dir dann wieder zuwendet und deinen Namen anruft und hier in diesem Haus zu dir betet und fleht, dann höre es im Himmel und vergib ihm seine Sünde und bring es zurück in dieses Land, das du ihm und seinen Vorfahren geschenkt hast. MUOT 28 7 Wenn der Himmel verschlossen bleibt und kein Regen fällt, weil dein Volk gegen dich gesündigt hat, und wenn das Volk dann zu diesem Haus gewandt betet und deinen Namen anruft und sich von seiner Sünde abwendet, weil du es bestraft hast, dann höre es im Himmel und vergib deinen Dienern, den Israeliten, ihre Sünde. Zeig ihnen, wie sie nach deinem Willen leben können, und lass es regnen auf dein Land, das du deinem Volk als Erbe anvertraut hast. MUOT 29 1 Wenn eine Hungersnot im Land herrscht oder eine Seuche ausbricht, wenn es eine Missernte gibt, Heuschrecken einfallen oder Raupen die Ernte vernichten, wenn die Feinde deines Volkes ins Land eindringen und seine Städte belagern - welche Not oder Krankheit auch kommen mag: MUOT 29 2 Wenn dann irgendeiner aus deinem Volk zu dir betet und fleht, indem er dir seinen Kummer und seine Not zu Füßen legt und die Hände zu diesem Haus hin erhebt, oder wenn das ganze Volk seine Stimme im Gebet erhebt, dann höre es im Himmel, wo du wohnst, vergib ihm und hilf. Gib jedem, was er verdient, denn du allein kennst das menschliche Herz. Dann werden sie dich achten und auf deinen Wegen bleiben, solange sie in dem Land leben, das du unseren Vorfahren geschenkt hast. MUOT 29 3 Wenn Fremde, die nicht zu deinem Volk der Israeliten gehören, von deinem großen Namen und deinen gewaltigen Wundern hören und von deiner Macht und aus fernen Ländern hierher kommen und zu diesem Haus gewandt beten, dann höre sie im Himmel, wo du wohnst, und gib ihnen alles, worum sie dich bitten. Denn alle Völker der Erde sollen dich erkennen und achten, so wie dein Volk der Israeliten es tut. Alle sollen erkennen, dass dieses Haus, das ich gebaut habe, deinen Namen trägt. MUOT 29 4 Wenn die Israeliten in deinem Auftrag gegen ihre Feinde in den Krieg ziehen und sie dann im Gebet zu dir in die Richtung dieser Stadt blicken, die du erwählt hast, und zu diesem Haus, das ich deinem Namen errichtet habe, dann höre ihre Gebete und ihr Flehen im Himmel und hilf ihnen. MUOT 29 5 Wenn sie gegen dich sündigen - denn welcher Mensch wäre ohne Sünde? - dann wirst du vielleicht zornig sein über sie und sie ihren Feinden ausliefern, die sie in ein fremdes Land verschleppen, es sei nah oder fern. Doch vielleicht wenden sie sich in ihrem Exil voller Reue wieder zu dir und sagen: ›Wir haben gesündigt, wir haben Böses getan und schlecht gehandelte.‹ MUOT 29 6 Wenn sie sich dann von ganzem Herzen und von ganzer Seele im Land ihres Exils, in das sie gebracht wurden, wieder dir zuwenden und zu dem Land hingewandt beten, das du ihren Vorfahren geschenkt hast, und zu dieser Stadt, die du erwählt hast, und zu diesem Haus, das ich zur Ehre deines Namens gebaut habe, dann höre ihre Gebete im Himmel, wo du wohnst. Verhilf ihnen zu ihrem Recht und vergib deinem Volk, das gegen dich gesündigt hat. MUOT 29 7 Bitte, mein Gott, erhöre die Gebete, die an diesem Ort vor dich gebracht werden. Und nun, Herr und Gott, komm und nimm deinen Ort der Ruhe ein, du und die Bundeslade, das Zeichen deiner Macht. Deine Priester, Herr und Gott, sollen uns deine Rettung vermitteln, und die dir vertrauen, sollen sich an deiner Güte freuen. MUOT 30 1 Herr und Gott, weise deinen Gesalbten nicht zurück, sondern erinnere dich, wie sehr du deinen Diener David liebst." (2. Chronik 6,14.18-42 NLB) Gottes Antwort An Salomo Und An Das Volk MUOT 30 2 Als Salomo sein Gebet beendet hatte, fiel Feuer vom Himmel und verzehrte die Brandopfer sowie alle anderen Opfer, und die herrliche Gegenwart des Herrn erfüllte den Tempel. Die Priester konnten das Haus des Herrn nicht betreten, weil die herrliche Gegenwart des Herrn darin war. MUOT 30 3 Als die Israeliten sahen, wie das Feuer vom Himmel fiel und die herrliche Gegenwart des Herrn den Tempel erfüllte, warfen sie sich zu Boden und beteten den Herrn an und lobten ihn: "Seine Güte ist so groß! Seine Gnade bleibt ewig bestehen." (2. Chronik 7,1-3 NLB) MUOT 30 4 Dann brachten der König und die Versammelten dem Herrn Opfer dar. "So weihten der König und das ganze Volk das Haus Gottes ein." (2. Chronik 7,5) Sieben Tage lang beging die "große Gemeinde, die aus dem ganzen Land zusammengekommen war, von Lebo-Hamat im Norden bis zu dem Tal, das die ägyptische Grenze bildet, im Süden", ein Freudenfest. (2. Chronik 7,8b GNB). Die darauf folgende Woche verbrachte die glückliche Schar mit der Feier des Laubhüttenfestes. Nach Abschluss dieser Zeit der erneuten Weihe und der Freude kehrte das Volk, "glücklich und zufrieden über alles Gute, das Gott David, Salomo und seinem Volk Israel erwiesen hatte ... nach Hause" zurück (2. Chronik 7,10b GNB). MUOT 30 5 Der König hatte alles getan, was in seiner Macht stand, um das Volk zu veranlassen, sich ganz dem Herrn und seinem Dienst zu weihen und seinen heiligen Namen zu preisen. Nun empfing der Herrscher Israels noch einmal - wie einst zu Beginn seiner Regierungszeit in Gibeon - den Beweis der Annahme und des Segens Gottes. Der Herr erschien ihm in der Nacht in einer Vision mit der Botschaft: "Ich habe dein Gebet erhört und will in diesem Tempel eure Opfer annehmen. Wenn ich den Himmel verschließe, sodass kein Regen fällt, oder Heuschrecken sende, welche die Ernte auffressen, oder meinem Volk Seuchen schicke, und mein Volk, das meinen Namen trägt, dann Reue zeigt, wenn die Menschen zu mir beten und meine Nähe suchen und zu mir zurückkehren, will ich sie im Himmel erhören und ihnen die Sünden vergeben und ihr Land heilen. Ich will auf alle Gebete achten, die an diesem Ort gesprochen werden, denn ich habe dieses Haus ausgewählt und für alle Zeiten als Wohnung meines Namens geheiligt. Meine Augen und mein Herz werden für immer hier sein." (2. Chronik 7,12-16 NLB) MUOT 31 1 Wäre das Volk Israel Gott treu geblieben, hätte dieses herrliche Bauwerk als Zeichen seiner besonderen Gunst für sein auserwähltes Volk immerwährenden Bestand gehabt. Durch Jesaja erklärte er: "Die Fremden, die sich dem Herrn zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben, damit sie seine Knechte seien, alle, die den Sabbat halten, dass sie ihn nicht entheiligen, und die an meinem Bund festhalten, die will ich zu meinem heiligen Berg bringen und will sie erfreuen in meinem Bethaus, und ihre Brandopfer und Schlachtopfer sollen mir wohlgefällig sein auf meinem Altar; denn mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker." (Jesaja 56,6.7) MUOT 31 2 In Verbindung mit diesen Zusicherungen der Annahme zeigte der Herr dem König sehr klar seine Pflichten: "Und wenn du mir treu bist, wie dein Vater David es war, wenn du meinen Geboten gehorchst, meine Gesetze hältst und meine Vorschriften befolgst, werde ich deine Königsherrschaft befestigen, wie ich es bereits deinem Vater David versprach: ›Du wirst stets einen Nachfolger haben, der über Israel herrschte" (2. Chronik 7,17.18 NLB) MUOT 31 3 Hätte Salomo weiterhin dem Herrn in Demut gedient, hätte seine ganze Regentschaft einen mächtigen Einfluss zum Guten auf die umgebenden Nationen ausgeübt - auf die Völker, auf welche die Herrschaft seines Vaters David und die weisen Worte und großartigen Werke der frühen Zeit seiner eigenen Regentschaft einen sehr positiven Eindruck gemacht hatten. Weil Gott voraussah, welche schlimmen Versuchungen Wohlstand und weltliche Ehre mit sich bringen, warnte er Salomo vor dem Abfall und sagte ihm die schrecklichen Folgen der Sünde voraus. Selbst den schönen Tempel, der eben erst eingeweiht worden war, würde er - wie er erklärte - "zum Hohn machen und zum Spott unter allen Völkern", wenn die Israeliten "den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen" (2. Chronik 7,20.22) und wieder dem Götzendienst verfallen würden. Die Glanzvollste Zeit Der Herrschaft Salomos MUOT 31 4 In seinem Herzen gestärkt und sehr erfreut durch die Botschaft vom Himmel, dass sein Gebet für Israel erhört worden war, begann für Salomo nun die glanzvollste Zeit seiner Herrschaft. Damals wollten ihn "alle Könige auf Erden" besuchen, "um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte" (2. Chronik 9,23). Viele von ihnen kamen, um mehr über seine Regierung zu erfahren und sich von ihm Rat für die Behandlung schwieriger Angelegenheiten zu holen. MUOT 32 1 Bei ihren Besuchen unterrichtete Salomo diese Menschen über Gott als den Schöpfer aller Dinge, sodass sie bei ihrer Rückkehr einen viel klareren Begriff vom Gott Israels und seiner Liebe zur Menschheit hatten. Sie erblickten nun in den Werken der Natur einen Ausdruck seiner Liebe und eine Offenbarung seines Charakters. Auf diese Weise wurden viele ermutigt, ihn als ihren Gott anzubeten. Die Ehrfurcht Vor Gott Ausdrücken MUOT 32 2 Alle seine nachahmenswerten Wesenszüge bei seinem Regierungsantritt - seine ausgeprägte Liebe zu Gott, seine tiefe Ehrfurcht vor göttlichen Dingen, sein Misstrauen gegen sich selbst, als er vor Gott bekannte: "Ich bin noch viel zu jung und unerfahren" (1. Könige 3,7b GNB), sein Lobpreis des unendlichen Schöpfers aller Dinge - zeigte Salomo, als er bei der Einweihung des Tempels demütig zum Weihegebet niederkniete. MUOT 32 3 Die heutigen Nachfolger von Christus sollten sich vor der Neigung hüten, den Geist der Ehrerbietung und Gottesfurcht zu verlieren. Die Heilige Schrift lehrt die Menschen, wie sie sich ihrem Schöpfer nahen sollen: in Demut und Ehrfurcht durch den Glauben an einen göttlichen Mittler. Der Psalmist sagt: MUOT 32 4 "Denn der Herr ist der höchste Gott, der große König über alle Götter ... Kommt, verneigt euch, werft euch nieder, geht auf die Knie und betet ihn an, ihn, den Herrn, unseren Schöpfer!" (Psalm 95,3.6 GNB) MUOT 32 5 Es ist unser Vorrecht, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Gottesdienst unsere Knie vor Gott zu beugen, wenn wir ihm unsere Bitten darbringen. Jesus, unser Vorbild, "kniete ... nieder und betete" (Lukas 22,41b GNB). Von seinen Jüngern wird dasselbe gesagt: Petrus "kniete nieder und betete" (Apostelgeschichte 9,40a GNB). Paulus erklärte: "Deshalb knie ich vor Gott nieder und bete zu ihm." (Epheser 3,14 GNB) Esra fiel auf seine Knie, als er die Sünden Israels vor Gott bekannte (vgl. Esra 9,5). Daniel "fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott" (Daniel 6,11). MUOT 32 6 Wahre Ehrfurcht vor Gott wird durch einen Sinn für seine unendliche Größe und das Bewusstsein seiner Gegenwart entwickelt. Mit diesem Sinn für den Unsichtbaren sollte das Herz jedes Christen erfüllt sein. Ort und Stunde des Gebets sind heilig, weil Gott gegenwärtig ist. Wenn die Ehrerbietung in Haltung und Betragen ausgedrückt wird, wird das Gefühl vertieft, das sie hervorruft. "Heilig und hehr ist sein Name" (Psalm 111,9c), erklärte der Psalmist. Engel verhüllen ihr Angesicht, wenn sie Gottes Namen aussprechen. Wie ehrfurchtsvoll sollten dann erst recht wir, die wir gefallen und sündig sind, ihn über unsere Lippen bringen! MUOT 33 1 Alt und Jung täten gut daran, über jene Worte der Bibel nachzudenken, die uns zeigen, wie die Stätte geachtet werden sollte, die durch Gottes besondere Gegenwart gekennzeichnet ist. "Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden", befahl er Mose am brennenden Busch (2. Mose 3,5 GNB). Jakob rief aus, nachdem er im Gesicht die Engel mit der Himmelsleiter gesehen hatte: "Der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht ... Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels." (1. Mose 28,16.17) Gott Wohnt In Keinem Irdischen Tempel MUOT 33 2 Durch seine Worte anlässlich der Tempelweihe wollte Salomo die abergläubischen Anschauungen über den Schöpfer, die das Denken der Heiden verfinsterten, aus dem Denken der Anwesenden vertreiben. Der Gott des Himmels ist nicht wie die Götter der Heiden auf einen Tempel, den menschliche Hände erbaut haben, beschränkt. Aber er wollte seinem Volk durch seinen Geist begegnen, wenn es sich an dem Ort versammelte, der seiner Anbetung geweiht war. MUOT 33 3 Jahrhunderte später lehrte Paulus dieselbe Wahrheit mit den Worten: "Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der ein Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt ... damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir." (Apostelgeschichte 17,24-25.27.28a) MUOT 33 4 "Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat! Der Herr schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder. Von seinem festen Thron sieht er auf alle, die auf Erden wohnen." (Psalm 33,12-14) MUOT 33 5 "Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles." (Psalm 103,19) MUOT 33 6 "Gott, dein Weg ist heilig. Wo ist ein so mächtiger Gott, wie du, Gott, bist? Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Macht bewiesen unter den Völkern." (Psalm 77,14.15) MUOT 33 7 Obwohl Gott nicht in Tempeln wohnt, die mit Händen gebaut sind, ehrt er doch die Versammlungen seines Volkes durch seine Gegenwart. Er hat verheißen, dass er seinen Kindern durch seinen Geist begegnen wird, wenn sie Zusammenkommen, um ihn zu suchen, ihre Sünden zu bekennen und füreinander zu beten. Aber jene, die sich versammeln, um Gott anzubeten, sollten alles Böse ablegen. Beten sie ihn nicht "in Geist und Wahrheit" (Johannes 4,24b Elb.) und in der Schönheit der Heiligkeit an, werden ihre Zusammenkünfte keinen Wert haben. Der Herr sagt von solchen: "Diese Menschen ehren mich mit ihren Worten, aber nicht mit ihrem Herzen." (Matthäus 15,8 NLB; vgl. Jesaja 29,13) Wer Gott anbeten will, muss ihn "in Geist und Wahrheit anbeten", denn er "sucht solche als seine Anbeter" (Johannes 4,23b Elb.). MUOT 34 1 "Der Herr aber ist in seinem heiligen Tempel. Werdet still, erweist ihm Ehre, ihr Menschen der ganzen Erde!" (Habakuk 2,20 GNB) ------------------------Kapitel 3 - Reichtum Und Stolz MUOT 35 0 1. Könige 5,1-5 und 10,11 bis 11,8. MUOT 35 1 Solange Salomo das Gesetz des Himmels hochhielt, war Gott mit ihm und gab ihm die Weisheit, unparteilich und barmherzig über Israel zu regieren. In der ersten Zeit blieb er, nachdem er zu Reichtum und Ehre gekommen war, demütig und übte einen weitreichenden Einfluss aus. "Salomo herrschte über alle Königreiche vom Euphrat bis zum Gebiet der Philister und zur Grenze Ägyptens. ... Mit allen Nachbarländern hatte er Frieden. Während seiner ganzen Regierungszeit lebten die Leute in Juda und Israel, von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden, in Sicherheit und Wohlstand. Jeder konnte ungestört unter seinem Weinstock und seinem Feigenbaum sitzen." (1. Könige 5,1.4.5a GNB) MUOT 35 2 Nach einem verheißungsvollen Anfang wurde sein Leben jedoch durch Abfall von Gott verdunkelt. Was für eine traurige Tatsache wird in der Geschichte vermerkt: Salomo, der "Jedidja" ("Geliebter des Herrn", 2. Samuel 12,25b) genannt wurde und von Gott so auffallend gesegnet worden war, dass ihm seine Weisheit und Rechtschaffenheit weltweiten Ruhm einbrachten, und der andere zur Verehrung des Gottes Israels veranlasst hatte, wandte sich von der Anbetung des Herrn ab und beugte sich vor den Götzen der Heiden. Vor Den Gefahren Gewarnt MUOT 35 3 Bereits Jahrhunderte vor Salomos Thronbesteigung hatte der Herr Mose in Vorausschau der Gefahren, welche die erwählten Herrscher Israels bedrohen, Unterweisung für ihr Verhalten gegeben. So sollte derjenige, der auf dem Thron Israels sitzt, "eine Abschrift des Gesetzes anfertigen lassen, das bei den levitischen Priestern aufbewahrt wird. Diese Abschrift soll immer in seiner Reichweite sein, und er soll jeden Tag darin lesen, solange er lebt, damit er lernt, dem Herrn, seinem Gott, mit der erforderlichen Ehrfurcht zu begegnen und alle Vorschriften dieses Gesetzes gewissenhaft zu befolgen. Dadurch wird verhindert, dass er sich über seine Landsleute erhebt oder in irgendeinem Punkt von den Geboten abweicht. Dann werden er und seine Nachkommen viele Jahre in Israel herrschen" (5. Mose 17,1820 NLB). MUOT 36 1 In Verbindung mit dieser Anordnung warnte der Herr den, der später einmal zum König gesalbt werden würde, noch: "Er soll sich nicht viele Frauen nehmen, damit er sich nicht vom Herrn abwendet. Und er soll nicht übermäßig viel Silber und Gold anhäufen." (5. Mose 17,17 NLB) MUOT 36 2 Diese Warnungen waren Salomo vertraut, und eine Zeitlang richtete er sich nach ihnen. Es war sein größtes Verlangen, in Übereinstimmung mit den am Sinai gegebenen Gesetzen zu leben und zu herrschen. Sein Regierungsstil stand in auffallendem Gegensatz zu den Gebräuchen der damaligen Völker, die Gott nicht fürchteten und deren Herrscher sein heiliges Gesetz mit Füßen traten. MUOT 36 3 Salomos Verbindungen Mit Heidnischen Völkern MUOT 36 4 Im Bestreben, die Beziehungen zum mächtigen Königreich im Südwesten Israels zu stärken, wagte sich Salomo auf verbotenes Gebiet. Satan kannte die segensreichen Folgen des Gehorsams. Deshalb versuchte er bereits in den ersten Jahren der Herrschaft Salomos, die sich durch die Weisheit, Wohltätigkeit und Rechtschaffenheit des Königs auszeichneten, Einflüsse wirksam werden zu lassen, die Salomos Grundsatztreue schleichend untergraben und ihn veranlassen sollten, sich von Gott zu trennen. Der Feind hatte in seinen Bemühungen Erfolg, denn wir lesen: "Salomo wurde Schwiegersohn des Pharao, des Königs von Ägypten, und nahm die Tochter des Pharao und brachte sie in die Stadt Davids." (1. Könige 3,1 Elb.) MUOT 36 5 Vom menschlichen Standpunkt aus schien sich diese Heirat vorteilhaft auszuwirken, obgleich sie den Weisungen des Gesetzes Gottes widersprach, denn Salomos heidnische Frau wurde bekehrt und vereinigte sich mit ihm in der Anbetung des wahren Gottes. Außerdem leistete der Pharao Israel dadurch einen nützlichen Dienst, dass er Geser eroberte, die Kanaaniter, "die in der Stadt wohnten", töten ließ und die Stadt "seiner Tochter, Salomos Frau", als Mitgift übergab (1. Könige 9,16). Diese Stadt baute Salomo wieder auf, was seine Herrschaft im Küstengebiet des Mittelmeeres offensichtlich sehr stärkte. Weil er aber ein Bündnis mit einem heidnischen Volk einging und dies durch die Heirat mit einer götzendienerischen Prinzessin besiegelte, missachtete Salomo die weise Vorschrift, die Gott zur Reinerhaltung seines Volkes erlassen hatte. Die Hoffnung, dass seine ägyptische Frau ja bekehrt sei, war eine schwache Entschuldigung für seine Sünde. MUOT 37 1 Eine Zeitlang übersah Gott in seiner Barmherzigkeit diesen verhängnisvollen Fehler. Durch sein kluges Verhalten konnte der König die üblen Mächte, die er durch seine Unüberlegtheit in Bewegung gesetzt hatte, wenigstens zum großen Teil in Schach halten. Doch Salomo hatte angefangen, die Quelle seiner Macht und Herrlichkeit aus den Augen zu verlieren. Je mehr seine Neigungen über die Vernunft die Oberhand gewannen, desto größer wurde sein Selbstvertrauen. Er versuchte, die Absichten Gottes auf seine eigene Weise auszuführen. Er schlussfolgerte, dass politische und wirtschaftliche Bündnisse mit den umliegenden Staaten diese zur Erkenntnis des wahren Gottes führen würden. Deshalb ging er mit einem Volk nach dem anderen unheilige Bündnisse ein. Oft wurden diese Allianzen durch Heiraten mit heidnischen Prinzessinnen bekräftigt. Die Gebote des Herrn wurden zugunsten der Gebräuche der umliegenden Völker beiseitegesetzt. MUOT 37 2 Salomo bildete sich ein, dass seine Weisheit und die Macht seines Beispiels seine Frauen vom Götzendienst abhalten und sie zur Anbetung des wahren Gottes führen würden. Die geschmiedeten Bündnisse mit den Nachbarvölkern würden diese in eine engere Beziehung zu Israel bringen. Wie trügerisch war doch diese Hoffnung! Salomos Fehler, sich für stark genug zu halten, um dem Einfluss heidnischer Lebensgefährtinnen widerstehen zu können, erwies sich als verhängnisvoll. Und verhängnisvoll war auch die trügerische Annahme, dass durch seine Übertretung des göttlichen Gesetzes andere zur Einhaltung der heiligen Gebote gebracht werden könnten. Der Ungeheure Reichtum Salomos MUOT 37 3 Die Bündnisse des Königs mit heidnischen Völkern und seine Handelsbeziehungen brachten ihm den Ruhm, die Ehre und den Reichtum dieser Welt ein. Er konnte sich große Mengen Gold von Ofir und Silber von Tar- sis kommen lassen. "Der König brachte es dahin, dass es in Jerusalem so viel Silber und Gold gab wie Steine und so viele Zedern wie Maulbeerbäume im Hügelland." (2. Chronik 1,15) Zu Salomos Zeiten gelangten immer mehr Menschen zu Reichtum und wurden den damit verbundenen Versuchungen ausgesetzt. Aber das feine Gold des Charakters wurde dadurch getrübt und verdorben. MUOT 37 4 Salomos Abfall vollzog sich so allmählich, dass er schon weit von Gott abgewichen war, bevor er sich dessen recht bewusst wurde. Beinahe unmerklich verließ er sich immer weniger auf die Leitung und den Segen Gottes und setzte immer mehr Vertrauen auf seine eigene Kraft. Nach und nach versagte er Gott den bedingungslosen Gehorsam, der Israel zu einem besonderen Volk machen sollte, und passte sich immer mehr den Gebräuchen der Nachbarvölker an. Er gab den Versuchungen, die sein Erfolg und seine ehrenvolle Stellung mit sich brachten, nach und vergaß dabei die Quelle seines Wohlergehens. Das ehrgeizige Streben, alle übrigen Völker an Macht und Größe zu überragen, ließ ihn um selbstsüchtiger Ziele willen die Gaben des Himmels, die er bis dahin zur Ehre Gottes benutzt hatte, missbrauchen. So wurden geweihte Mittel, die treuhänderisch zum Wohl der würdigen Armen und zur Verbreitung heiliger Lebensgrundsätze in der ganzen Welt hätten verwendet werden sollen, selbstsüchtig in ehrgeizige Bauvorhaben gesteckt. Salomo Wird Zum Gewaltherrscher MUOT 38 1 Vom unwiderstehlichen Verlangen getrieben, andere Völker an äußerem Gepränge zu übertreffen, übersah der König immer mehr die Notwendigkeit, einen schönen und vollkommenen Charakter zu entwickeln. Im Bestreben, sich vor der Welt zu verherrlichen, verkaufte er seine Ehre und Lauterkeit. Die ohnehin riesigen Einkünfte aus dem Handel mit vielen Ländern vermehrte er noch durch drückende Steuern. So führten Stolz, Ehrgeiz, Verschwendungsund Genusssucht zu Grausamkeit und Ausbeutung. Der Umgang mit seinem Volk, der während seiner frühen Regierungszeit von Gewissenhaftigkeit und Rücksichtnahme gekennzeichnet war, änderte sich. Der einst weiseste und barmherzigste Monarch verkam zum Tyrannen. Der gottesfürchtige Hüter des Volkes wurde zum Unterdrücker und Wüterich. Um sich für den Unterhalt seines prunkvollen Hofstaats die erforderlichen Mittel zu verschaffen, legte er dem Volk eine Steuer nach der andern auf. MUOT 38 2 Das Volk begann zu klagen. Die Achtung und die Bewunderung, die es seinem König anfangs entgegengebracht hatte, schlugen in Abneigung und Abscheu um. MUOT 38 3 Um die zukünftigen Herrscher Israels davor zu bewahren, sich auf menschliche Macht zu verlassen, hatte der Herr ihnen die Warnung erteilt, sich nicht viele Pferde anzuschaffen (vgl. 5. Mose 17,16). Doch in völliger Missachtung dieses Gebots ließ Salomo in Ägypten und Zilizien Rösser aufkaufen (vgl. 2. Chronik 1,16 Hfa). "Man führte für Salomo Rosse ein aus Ägypten und aus allen Ländern." (2. Chronik 9,28) "Salomo schuf sich ein riesiges Heer aus 1400 Streitwagen und 12.000 Pferden. Er stationierte sie in den Garnisonsstädten und bei sich in Jerusalem." (1. Könige 10,26 NLB) Der Einfluss Seiner Heidnischen Frauen MUOT 39 1 Immer mehr sah der König Luxus, übermäßigen Genuss und die Gunst der Welt als Zeichen der Größe an. Schöne, attraktive Frauen wurden ihm aus Ägypten, Phönizien, Edom, Moab und vielen anderen Gegenden gebracht. Es waren Hunderte. Götzendienst war ihre Religion, und sie waren dazu erzogen, sich grausamen und erniedrigenden Riten hinzugeben. Von ihrer Schönheit betört, vernachlässigte der König seine Pflichten gegenüber Gott und seinem Reich. MUOT 39 2 Seine Frauen beeinflussten ihn stark und brachten ihn allmählich dahin, dass er sich an ihrer Anbetung beteiligte. Salomo hatte die Anweisung, die Gott als Schutz vor Abfall gegeben hatte, missachtet. Nun gab er sich selbst der Anbetung falscher Götter hin. "Als Salomo alt geworden war, hatten seine Frauen ihn so weit gebracht, dass er ihre Götter anbetete. Er vertraute nicht länger allein auf den Herrn, seinen Gott, wie sein Vater, König David, es getan hatte. Salomo betete Astarte, die Göttin der Sidonier, an und Milkom, den abscheulichen Gott der Ammoniter." (1. Könige 11,4.5 NLB) MUOT 39 3 Auf der südlichen Anhöhe des Ölberges, gegenüber dem Berg Morija, auf dem der herrliche Tempel für Jahwe stand, errichtete Salomo eine Reihe prunkvoller Gebäude, die als götzendienerische Heiligtümer verwendet wurden. Um seinen Frauen zu gefallen, ließ er auch mächtige, unförmige Götzenbilder aus Holz und Stein in den Myrten- und Olivenhainen aufstellen. Dort wurden vor den Altären heidnischer Gottheiten, beispielsweise jenem von "Kemosch, dem gräulichen Götzen der Moabiter ... und Milkom, dem gräulichen Götzen der Ammoniter" (1. Könige 11,7), die schändlichsten Bräuche des Heidentums ausgeübt. Der Niedergang Salomos MUOT 39 4 Salomos Verhalten forderte die göttliche Bestrafung heraus. Seine Trennung von Gott durch seinen Umgang mit Götzendienern war die Ursache seines Untergangs. Als er seine Treue zu Gott fahren ließ, verlor er die Herrschaft über sich selbst. Seine moralische Festigkeit war dahin, sein feines Empfinden stumpfte ab, sein Gewissen verhärtete sich. Er, der am Anfang seiner Regierungszeit viel Weisheit und Mitgefühl bekundet hatte, als er ein hilfloses Kindlein seiner unglücklichen Mutter zurückgab (vgl. 1. Könige 3,16-28), fiel so tief, dass er der Errichtung eines Götzenbildes zustimmte, dem lebende Kinder geopfert wurden. Er, der in seiner Jugend mit Klugheit und Verständnis ausgestattet worden war und im besten Mannesalter unter dem göttlichen Einfluss schrieb: "Manchem scheint ein Weg recht; aber zuletzt bringt er ihn zum Tode" (Sprüche 14,12), wandte sich in seinen späteren Jahren so weit von der Reinheit ab, dass er die mit der Anbetung des Ke- mosch und der Astarte verbundenen ausschweifenden und widerlichen Kulte zuließ. Er, der bei der Tempelweihe seinem Volk zugerufen hatte: "Ihr aber sollt mit ungeteiltem Herzen dem Herrn, unserem Gott, angehören und stets nach seinen Geboten und Weisungen leben" (1. Könige 8,61 GNB), wurde nun selbst ein Übertreter, der mit seinem Herzen und Leben seinen eigenen Worten widersprach. Er verwechselte Freiheit mit Zügellosigkeit. Er versuchte, Licht mit Finsternis, Gutes mit Bösem, Reinheit mit Unreinheit, Christus mit dem Teufel zu verbinden - doch um welchen Preis! MUOT 40 1 Salomo, der einer der größten Könige aller Zeiten gewesen war, wurde zu einem lasterhaften Menschen, zu einem Werkzeug und Sklaven anderer. Sein vormals edler, männlicher Charakter wurde geschwächt und verweichlicht. Sein Glaube an den lebendigen Gott wurde durch gottferne Zweifel verdrängt. Unglaube trübte sein Glück, schwächte seine Grundsätze und erniedrigte sein Leben. An die Stelle der Gerechtigkeit und des Großmutes seiner ersten Regierungsjahre traten Willkür und Gewaltherrschaft. Menschliche Natur, wie armselig und gebrechlich bist du doch! Gott kann nur wenig für Menschen tun, die das Bewusstsein ihrer Abhängigkeit von ihm verlieren. Der Niedergang Israels MUOT 40 2 Während dieser Jahre des Abfalls schritt der geistliche Niedergang Israels stetig voran. Wie hätte es auch anders sein können, wenn der König seine Interessen mit denen satanischer Werkzeuge verband? Durch sie verwirrte der Feind die Israeliten so sehr, dass sie nicht mehr zwischen wahrer und falscher Anbetung unterscheiden konnten. Sie wurden seine leichte Beute. Der Handel mit anderen Völkern brachte sie in enge Berührung mit Menschen, die keine Liebe zu Gott besaßen, was ihre eigene Liebe zu ihm erheblich verringerte. Ihr feines Empfinden für den erhabenen, heiligen Charakter Gottes wurde abgestumpft. Indem sie sich weigerten, den Weg des Gehorsams zu gehen, übertrugen sie ihre Gefolgschaft auf den "Feind aller Gerechtigkeit" (Apostelgeschichte 13,10b). Es wurde übliche Praxis, sich mit Götzendienern zu verheiraten. Die Israeliten verloren rasch ihre Abscheu vor dem Götzendienst. Auch die Vielweiberei wurde geduldet. Götzendienerische Mütter erzogen ihre Kinder zur Einhaltung von heidnischen Gebräuchen. Bei einigen Israeliten trat an die Stelle des reinen Gottesdienstes, der von Gott eingesetzt worden war, eine Götzenverehrung der schlimmsten Art. Einige Lehren Für Uns Heute MUOT 41 1 Christen sollen sich von dem Geist und den Einflüssen der Welt fernhalten. Gott ist sicher fähig, uns "in der Welt" zu erhalten, doch wir sollen nicht "von der Welt" sein (Johannes 17,11.14b). Seine Liebe ist nicht unsicher und schwankend. Er wacht mit grenzenloser Fürsorge über seine Kinder, aber er verlangt ungeteilte Treue. "Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon", lehrte Jesus (Matthäus 6,24). MUOT 41 2 Salomo war mit bewundernswerter Weisheit ausgerüstet worden. Aber die Welt zog ihn von Gott weg. Die heutigen Menschen sind nicht stärker als er. Sie sind ebenso geneigt, sich den Einflüssen zu beugen, die seinen Fall verursachten. Wie Gott Salomo vor der Gefahr warnte, warnt er auch heute seine Kinder davor, ihre Seele durch eine enge Verbindung mit der Welt zu gefährden. Er fordert uns auf: "Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab! ... Und rührt Unreines nicht an! Und ich werde euch annehmen und werde euch Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und Töchter sein." (2. Korinther 6,17.18 Elb.; vgl. Jesaja 52,11 und 2. Samuel 7,14a) MUOT 41 3 Mitten im Wohlstand lauert Gefahr. Zu allen Zeiten haben Reichtum und Ruhm die Demut und die geistliche Einstellung gefährdet. Nicht das Tragen des leeren Bechers bereitet uns Schwierigkeiten, sondern der randvolle Becher, der vorsichtig gehalten werden muss. Elend und Unglück können Kummer bereiten, aber Wohlstand ist für das geistliche Leben am gefährlichsten. Wenn sich jemand nicht ständig dem Willen Gottes unterordnet und durch die Wahrheit geheiligt ist, wird der Wohlstand ganz bestimmt die natürliche Neigung zur Überheblichkeit anstacheln. MUOT 41 4 Im Tal der Demütigung, in dem Menschen davon abhängen, dass Gott sie jeden Schritt führt, herrscht verhältnismäßige Sicherheit. Aber Menschen, die sich in luftiger Höhe bewegen und bei denen ihrer Stellung wegen große Weisheit vermutet wird, stehen in größter Gefahr. Wenn sie sich nicht von Gott abhängig machen, werden sie bestimmt fallen. MUOT 41 5 Wo immer man Stolz und Ehrgeiz nährt, wird das Leben beeinträchtigt, denn der Stolz verschließt das Herz den unendlichen Segnungen des Himmels, weil es kein Bedürfnis nach ihnen empfindet. Wer die Selbstverherrlichung zum Ziel hat, geht der Gnade Gottes verlustig, durch die allein wahre Reichtümer und die befriedigendsten Freuden gewonnen werden können. Wer aber alles für Christus gibt und tut, wird die Erfüllung der Verheißung erfahren: "Der Segen des Herrn allein macht reich, und nichts tut eigene Mühe hinzu." (Sprüche 10,22) Mit der sanften Berührung der Gnade vertreibt der Erlöser Unruhe und unheiligen Ehrgeiz aus der Seele und verwandelt Feindschaft in Liebe und Unglauben in Vertrauen. Sobald er zu einem Menschen sagt: "Folge mir!", wird der bestrickende Zauber der Welt gebrochen. Beim Klang seiner Stimme flieht der Geist der Habgier und des Ehrgeizes aus dem Herzen, und Menschen stehen auf - nunmehr befreit -, um ihm zu folgen. ------------------------Kapitel 4 - Folgenschwere Fehltritte MUOT 43 0 2. Chronik 2,2-13 und 9,1-24 (bzw. 1. Könige 10,1-25). MUOT 43 1 Zu den Hauptursachen, die Salomo zur Verschwendungssucht und zur Unterdrückung seines Volkes veranlassten, gehört an erster Stelle sein Versäumnis, den Geist der Opferbereitschaft zu wahren und zu fördern. MUOT 43 2 Als Mose einst am Berg Sinai die Israeliten vom göttlichen Befehl in Kenntnis setzte: "Sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne" (2. Mose 25,8 Elb.), brachten die Israeliten als Antwort angemessene Geschenke herbei. "Jeder, den sein Herz willig machte und ... dessen Geist ihn antrieb", kam und brachte Gaben (2. Mose 35,21 Elb.). Der Bau des Heiligtums machte große und umfassende Vorbereitungen notwendig, denn große Mengen von edlem und kostbarem Material wurden dazu benötigt. Aber der Herr nahm nur freiwillige Gaben an. "Von jedem, dessen Herz ihn antreibt" (2. Mose 25,2b Elb.), sollte eine Gabe angenommen werden - so lautete der Befehl, den Mose an die Gemeinde weitergab. Hingabe an Gott und Opfersinn waren die ersten Erfordernisse, um dem Höchsten eine Wohnstätte zu bereiten. MUOT 43 3 Eine ähnliche Aufforderung zur Opferbereitschaft ließ David ergehen, als er die Verantwortung für den Bau des Tempels auf Salomo übertrug. Damals richtete David an die versammelte Menge die Frage: "Wer ist nun bereit, heute ebenfalls etwas für den Herrn zu geben?" (1. Chronik 29,5 NLB) Diese Aufforderung zur Weihe und zu willigem Dienst hätten jene, die mit der Errichtung des Tempels zu tun hatten, nie vergessen sollen. MUOT 43 4 Für den Bau des Heiligtums in der Wüste stattete Gott eigens dazu ausgewählte Männer mit besonderer Geschicklichkeit und Weisheit aus. Mose sagte zu den Israeliten: "Der Herr hat Bezalel . auserwählt. Er hat ihn mit dem Geist Gottes erfüllt und ihm große Weisheit, Verstand und Können für alle anstehenden Arbeiten gegeben: Bezalel kann Kunstwerke entwerfen und Gegenstände aus Gold, Silber und Bronze schaffen. Er kann Edelsteine schleifen und einfassen und Holz verarbeiten. Und der Herr hat ihn und Oholiab ... befähigt, andere anzuleiten. Der Herr hat sie in besonderer Weise zu allen möglichen handwerklichen Arbeiten befähigt und auch zu Webe- und Stickereiarbeiten ... Garn und feinem Leinen. Sie können sie entwerfen und kunstvoll ausführen." (2. Mose 35,30-35 NLB) "Bezalel, Oholiab und die anderen Kunsthandwerker, denen der Herr Weisheit und Verstand gegeben hat, werden das Zelt Gottes genauso bauen und einrichten, wie der Herr es befohlen hat." (2. Mose 36,1 NLB) Himmlische Wesen wirkten mit den Arbeitern, die Gott selbst erwählt hatte, zusammen. Die Selbstsüchtigen Nachkommen Dieser Künstler MUOT 44 1 Die Nachkommen dieser Arbeiter erbten viele der Gaben, die ihren Vorvätern verliehen worden waren. Eine Zeitlang blieben diese Nachfahren aus den Stämmen Juda und Dan demütig und uneigennützig. Aber allmählich und fast unmerklich verloren sie ihren Halt an Gott und ihr Verlangen, ihm selbstlos zu dienen. Wegen ihrer außergewöhnlichen Geschicklichkeit in den schönen Künsten forderten sie höhere Löhne für ihre Leistungen. Manchmal wurden ihre Forderungen erfüllt, aber öfter fanden sie Beschäftigung in den umliegenden Ländern. Habgier trat an die Stelle des edlen Geistes der Opferbereitschaft, von dem ihre berühmten Vorfahren beseelt waren, und sie verlangten immer mehr. Um ihre selbstsüchtigen Wünsche zu befriedigen, stellten sie ihre von Gott gegebenen Fähigkeiten in den Dienst heidnischer Könige und setzten ihre Begabung für die Errichtung von Bauwerken ein, die für den Schöpfer eine Schande waren. MUOT 44 2 Unter diesen Männern suchte Salomo einen Werkmeister aus, der den Tempelbau auf dem Berg Morija überwachen sollte. Genaue, schriftliche Beschreibungen über jeden Teil des heiligen Bauwerks waren Salomo von David anvertraut worden (vgl. 1. Chronik 28,11-19). Salomo hätte nur darauf zu vertrauen brauchen, dass Gott hingebungsvolle Mitarbeiter mit besonderer Geschicklichkeit ausrüstet, um die erforderlichen Arbeiten exakt auszuführen. Aber diese Gelegenheit, Gott zu vertrauen, übersah Salomo. Stattdessen bat er den König von Tyrus um einen Mann, der "mit Gold und Silber, Bronze und Eisen umzugehen weiß und mit purpurnen, scharlachroten und blauen Stoffen; einen Meister der Schnitzkunst, der mit den Kunsthandwerkern Judas und Jerusalems, die mein Vater David ausgewählt hat, zusammenarbeiten soll" (2. Chronik 2,6 NLB). MUOT 44 3 Der phönizische König entsprach der Bitte Salomos und sandte seinen Berater Hiram, den "Sohn einer Frau von den Töchtern Dan, und sein Vater ist ein Tyrer gewesen" (2. Chronik 2,13a). Hiram war mütterlicherseits ein Nachkomme Oholiabs, dem Gott Jahrhunderte zuvor besondere Weisheit zur Errichtung des Wüstenheiligtums verliehen hatte. MUOT 45 1 Somit wurde an die Spitze von Salomos Arbeitern ein Mann gestellt, dessen Bemühungen nicht von selbstloser Gottesverehrung bestimmt wurden. Er diente vielmehr dem Gott dieser Welt - dem Mammon. Sein Wesen war durch und durch von der Selbstsucht bestimmt. Der Verderbliche Einfluss Hirams MUOT 45 2 Wegen seiner außergewöhnlichen Geschicklichkeit verlangte Hiram einen hohen Lohn. Allmählich übernahmen auch seine Mitarbeiter die falschen Grundsätze, die er hegte. Während sie Tag für Tag mit ihm zusammen arbeiteten, gaben sie der Neigung nach, ihren Lohn mit seinem zu vergleichen. Sie begannen, den heiligen Charakter ihrer Arbeit aus den Augen zu verlieren. Der Geist der Selbstverleugnung verließ sie. An seine Stelle trat der Geist der Habgier. Daher verlangten auch sie höhere Löhne - und bekamen sie. MUOT 45 3 Die verderblichen Einflüsse, die dadurch ausgelöst wurden, drangen in alle Bereiche des königlichen Dienstes. Die geforderten und auch erhaltenen hohen Löhne boten vielen die Möglichkeit, dem Luxus und der Verschwendungssucht zu frönen. Die Armen wurden von den Reichen unterdrückt, und der Geist der Opferbereitschaft verschwand nahezu ganz. Die weitreichenden Auswirkungen dieser Einflüsse waren eine der hauptsächlichen Ursachen des schrecklichen Abfalls des Königs, der einst zu den weisesten Sterblichen gezählt wurde. Lehren Für Heutige Mitarbeiter Gottes MUOT 45 4 Der scharfe Gegensatz zwischen dem Geist und den Beweggründen der Erbauer der Stiftshütte in der Wüste einerseits und jenen, die am Bau des Tempels Salomos beteiligt waren, andererseits, enthält eine bedeutsame Lehre. Die Selbstsucht, die die Arbeiter am Tempel kennzeichnete, findet heute ihr Gegenstück im Eigennutz, der die Welt beherrscht. Der Geist der Habgier und das Streben nach der höchsten Stellung und dem besten Lohn sind weit verbreitet. MUOT 45 5 Selten begegnet man der Dienstbereitschaft und der freudigen Selbstverleugnung derer, die an der Errichtung des heiligen Zeltes arbeiteten. Doch nur von diesem Geist sollten sich die Nachfolger von Jesus leiten lassen. Unser göttlicher Meister hat ein Beispiel dafür gegeben, wie seine Jünger arbeiten sollen. Denen, die er aufforderte: "Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen" (Matthäus 4,19), bot er keinen festen Lohn für ihre Dienste an. Sie sollten an seiner Selbstverleugnung und seiner Opferbereitschaft teilhaben. MUOT 46 1 Mitarbeiter Gottes sollen nicht um des Lohnes willen arbeiten, den sie empfangen. Der Beweggrund, der zur Arbeit für Gott antreibt, sollte nichts an sich haben, was nach Eigennutz aussieht. Selbstlose Hingabe und Opfersinn waren stets die erste Voraussetzung für einen willkommenen Dienst, und sie werden es immer bleiben. Unser Herr und Meister möchte nicht, dass auch nur ein einziger Faden der Selbstsucht in sein Werk verwoben wird. Wir sollen dasselbe Feingefühl und dieselbe Geschicklichkeit, die gleiche Genauigkeit und Weisheit in unsere Bemühungen einbringen, die der Gott der Vollkommenheit von den Erbauern des irdischen Heiligtums verlangte. Doch in unserer Arbeit sollten wir nie vergessen, dass auch die besten Gaben und die trefflichsten Dienste nur dann Gott angenehm sind, wenn wir uns selbst als "lebendiges Opfer", das verzehrt wird, auf den Altar gelegt haben (Römer 12,1b GNB). Eine Weitere Ursache Für Salomos Versagen MUOT 46 2 Zu den Abweichungen von rechten Grundsätzen, die zum Versagen Salomos führten, gehörte sein Nachgeben gegenüber der Versuchung, die Ehre, die Gott allein gebührt, für sich selbst zu beanspruchen. MUOT 46 3 Von dem Tag an, an dem Salomo mit der Aufgabe des Tempelbaus betraut wurde, bis zu dessen Vollendung war es Salomos erklärte Absicht gewesen, "dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen" (2. Chronik 6,7). Diese Absicht wurde von den versammelten Israeliten anlässlich der Tempelweihe voll anerkannt. In seinem Gebet bestätigte der König, was Jahwe gesagt hatte: "Da soll mein Name sein." (1. Könige 8,29b) MUOT 46 4 Einer der berührendsten Abschnitte in Salomos Weihegebet war seine Fürbitte für die Fremden, die aus fernen Ländern kommen würden, um mehr von dem zu erfahren, dessen Ruhm zu vielen Völkern gedrungen ist. "Sie werden von dir und deinen gewaltigen Wundern und deiner Macht hören", sagte der König in seinem Gebet. Für jeden dieser fremden Anbeter erbat er: "Höre sie ... und gib ihnen alles, worum sie dich bitten. Denn alle Völker der Erde sollen dich erkennen und achten, so wie dein Volk der Israeliten es tut. Alle sollen erkennen, dass dieses Haus, das ich gebaut habe, deinen Namen trägt." (1. Könige 8,42.43 NLB) MUOT 47 1 Am Schluss des Gottesdienstes hatte Salomo die Israeliten ermahnt, Gott treu zu bleiben, "so sollen die Völker der ganzen Welt erkennen, dass es keinen anderen Gott gibt als den Herrn" (1. Könige 8,60 NLB). MUOT 47 2 Ein Größerer als Salomo war der Ideengeber und Gestalter des Tempels. Die Weisheit und Herrlichkeit Gottes wurden durch ihn offenbar. Wer mit dieser Tatsache nicht vertraut war, bewunderte und pries natürlich Salomo als Architekten und Bauherrn. Der König aber wies jede Ehre für den Plan und den Bau von sich. Der Besuch Der Königin Von Saba MUOT 47 3 So war es noch, als die Königin von Saba Salomo besuchte. Sie hatte von seiner Weisheit und vom prächtigen Tempel, den er erbaut hatte, gehört. Deshalb nahm sie sich vor, "ihn mit Rätseln auf die Probe zu stellen", um sich selbst von seinen berühmten Leistungen zu überzeugen. "Mit großem Gefolge ... begleitet von einer mit Balsam-Öl, Gold und kostbaren Edelsteinen reich beladenen Kamelkarawane", begab sie sich auf die lange Reise nach Jerusalem. "Als sie zu Salomo kam, sprach sie mit ihm über alles, was sie sich vorgenommen hatte." (2. Chronik 9,1 NLB; vgl. 1. Könige 10,1.2) Sie sprach mit ihm über die Geheimnisse der Natur, und Salomo belehrte sie über den Gott der Natur, den großen Schöpfer, der im höchsten Himmel wohnt und über alles herrscht. "Salomo beantwortete alle ihre Fragen; nichts war so schwierig, dass er es ihr nicht erklären konnte." (2. Chronik 9,2 NLB). MUOT 47 4 "Als die Königin von Saba die Weisheit Salomos erkannte und den Palast sah, den er gebaut hatte, war sie außer sich vor Staunen ... ›Alles, was ich in meinem Land über deine Fähigkeiten und deine Weisheit gehört habe, ist wahr! ‹, sagte sie, ›Ich habe es nicht geglaubt, bis ich hierher kam und es mit eigenen Augen sah. Dabei wurde mir nicht einmal die Hälfte davon berichtet. Deine Weisheit ist noch größer, als man mir sagte. Wie glücklich dieses Volk sein muss! Was für ein Vorrecht für deine Minister, dir Tag um Tag zu dienen und deine Weisheit zu hören!" (2. Chronik 9,3-7 NLB; vgl. 1. Könige 10,4-8) MUOT 47 5 Am Ende ihres Besuches war die Königin so gründlich von Salomo über die Quelle seiner Weisheit und seines Wohlstands unterrichtet, dass sie sich gedrungen fühlte, nicht mehr das menschliche Werkzeug zu preisen, sondern auszurufen: "Der Herr, dein Gott, sei gepriesen, der Freude hat an dir und hat dich auf den Thron gesetzt, damit du in seinem Namen herrschst. Weil dein Gott Israel so sehr liebt und weil er will, dass dieses Reich für immer besteht, hat er dich zum König gemacht, damit durch dich Recht und Gerechtigkeit herrschen." (2. Chronik 9,8 NLB) Diesen Eindruck sollten nach Gottes Willen alle Völker erhalten. Als "alle Könige auf Erden begehrten, Salomo zu sehen, um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte" (2. Chronik 9,23), ehrte Salomo Gott eine ganze Zeitlang, indem er ehrfurchtsvoll auf den Schöpfer des Himmels und der Erde und auf den allweisen Herrscher des Universums hinwies. MUOT 48 1 Welchen Platz hätte Salomo in der Geschichte einnehmen können, wenn er weiterhin mit demütigem Herzen das Augenmerk der Menschen von sich weg und auf den hingelenkt hätte, der ihm Weisheit, Reichtum und Ehre verliehen hatte! Doch die inspirierten Schriften berichten nicht nur von seinen Tugenden, sondern bezeugen auch getreu seinen Fall. Er wurde zum Gipfel irdischer Größe erhoben und war von kostbaren Gaben umgeben, bis er taumelte, sein Gleichgewicht verlor und stürzte. Andauernd von den Menschen dieser Welt gepriesen, konnte er den dargebotenen Schmeicheleien nicht mehr widerstehen. Die Weisheit, die ihm zur Verherrlichung des Gebers geschenkt worden war, erfüllte ihn am Ende mit Stolz. Schließlich gestattete er den Menschen, von ihm als von dem zu reden, dem am meisten Lob für die einzigartige Pracht des Bauwerks gebührt, das doch geplant und errichtet worden war, um den "Namen des Herrn, des Gottes Israels", zu ehren (1. Könige 8,17). MUOT 48 2 So kam es, dass der Tempel Jahwes bei den Völkern als der "Tempel Salomos" bekannt wurde. Das menschliche Werkzeug hatte die Ehre für sich in Anspruch genommen, die in Wahrheit dem gebührte, der höher als die Höchsten ist. Selbst heute noch wird der Tempel, von dem Salomo dem Herrn versichert hatte, dass "dein Name über diesem Hause genannt" sei (1. Könige 8,43c), meistens nicht als "Tempel des Herrn", sondern als "Tempel Salomos" bezeichnet. Christen Geben Gott Die Ehre MUOT 48 3 Menschen offenbaren ihre Schwäche am deutlichsten dadurch, dass sie sich für Gaben ehren lassen, die ihnen der Himmel beschert hat. Ein wahrer Christ wird in allen Dingen Gott zum Ersten, Letzten und Besten machen. Keine ehrgeizigen Beweggründe werden seine Liebe zu Gott zum Erkalten bringen. Beharrlich wird er darauf bedacht sein, dass seinem himmlischen Vater die gebührende Ehre zuteil wird. Wenn wir treu den Namen des Herrn erhöhen, bleiben unsere Neigungen unter göttlicher Aufsicht, und wir werden befähigt, geistliche und geistige Kraft zu entwickeln. MUOT 48 4 Jesus, der göttliche Meister, verherrlichte stets den Namen seines himmlischen Vaters. Er lehrte seine Jünger zu beten: "Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt." Auch sollten sie nicht vergessen anzuerkennen: "Dein ist ... die Herrlichkeit." (Matthäus 6,9.13) So sehr war der große Arzt darauf bedacht, die Aufmerksamkeit der Leute von sich abzuwenden und auf die Quelle seiner Macht hinzulenken, dass die verwunderte Menge nicht ihn verherrlichte, "als sie sahen, dass die Stummen redeten, die Verkrüppelten gesund waren, die Gelähmten gingen, die Blinden sahen", sondern "den Gott Israels" priesen (Matthäus 15,31). In seinem wunderbaren Gebet kurz vor seiner Kreuzigung erklärte Christus: "Ich habe dich hier auf Erden verherrlicht" und betete: "Verherrliche deinen Sohn, damit er dich verherrlichen kann ... Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, aber ich kenne dich, und diese Jünger wissen, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen offenbart und werde ihn auch weiterhin offenbaren. Das tue ich, damit deine Liebe zu mir in ihnen bleibt und ich in ihnen." (Johannes 17,4a.1b.25.26 NLB) MUOT 49 1 In der Heiligen Schrift lesen wir: "Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr." (Jeremia 9,22.23) MUOT 49 2 "Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft." (Offenbarung 4,11) "Ich will den Namen Gottes loben ... und will ihn hoch ehren mit Dank." (Psalm 69,31) "Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich." (Psalm 86,12) "Preiset mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!" (Psalm 34,4) Israel Hätte Ein Licht Sein Sollen MUOT 49 3 Die Einführung von Grundsätzen, die von der Opferwilligkeit weg- und zur Selbstverherrlichung hinführten, wurde von einer weiteren groben Entstellung des göttlichen Planes für Israel begleitet. Das Volk sollte nach dem Willen des Herrn das Licht der Welt sein. Von den Israeliten sollte die Herrlichkeit des Gesetzes Gottes im praktischen Leben offenbart werden. Um diese Absicht zu verwirklichen, hatte Gott sein auserwähltes Volk eine günstige Lage inmitten der Nationen der Erde einnehmen lassen. MUOT 49 4 In den Tagen Salomos erstreckte sich das Reich Israel von Hamat im Norden bis nach Ägypten im Süden sowie vom Mittelmeer im Westen bis zum Euphrat (vgl. 1. Könige 5,1a.4a). Durch dieses Gebiet verliefen viele natürliche Verkehrsstraßen des Welthandels. Karawanen aus fernen Ländern zogen beständig hindurch. Auf diese Weise wurde Salomo und seinem Volk die Gelegenheit geboten, Angehörigen aller Völker den Charakter des Königs aller Könige vorzuführen und sie zu lehren, ihn zu verehren und ihm zu gehorchen. Diese Erkenntnis sollte aller Welt mitgeteilt werden. Durch die Lehren des Opferdienstes sollte der Messias vor allen Völkern erhöht werden, damit alle, die wollten, ewiges Leben empfangen konnten. MUOT 50 1 An die Spitze eines Volkes gestellt, das den umliegenden Völkern als Leuchtfeuer dienen sollte, hätte Salomo seine ihm von Gott verliehene Weisheit und seinen Einfluss dazu verwenden sollen, eine große Bewegung zur Erleuchtung derer, die noch nichts von Gott und seiner Wahrheit wussten, zu begründen und zu leiten. Auf diese Weise hätte eine Unzahl von Menschen zum Halten der göttlichen Gebote ermutigt werden können. Israel wäre vor den üblen Gewohnheiten der Heiden bewahrt geblieben, und der Herr der Herrlichkeit wäre hoch geehrt worden. Aber Salomo verlor dieses hohe Ziel aus den Augen und nutzte leider nicht die großartigen Gelegenheiten, all jene zu erleuchten, die laufend durch sein Reich zogen oder in den wichtigsten Städten Rast machten. MUOT 50 2 Der Missionsgeist, den Gott Salomo und allen wahren Israeliten ins Herz gepflanzt hatte, wurde durch den Geschäftssinn ersetzt. Die Gelegenheiten, die sich durch Beziehungen zu vielen Nationen boten, benutzte Salomo dazu, sein Ansehen zu erhöhen. Er versuchte, seine politische Macht dadurch zu stärken, dass er entlang der Handelsstraßen befestigte Städte errichtete. So baute er Geser, das in der Nähe von Joppe an der Straße von Ägypten nach Syrien lag, und das westlich von Jerusalem befindliche Bet-Horon wieder auf. Dieser Ort beherrschte die Pässe auf der vom Herzen Judäas nach Ge- ser und der Mittelmeerküste führenden Landstraße. Ebenso erneuerte er die nördlich von Jerusalem an der Karawanenstraße von Damaskus nach Ägypten gelegene Festung Megiddo und die Stadt Tamar in der judäischen Wüste, wo die Karawanen vom Osten entlangzogen (vgl. 1. Könige 9,17.18). All diese Städte wurden stark befestigt. Die wirtschaftlichen Vorteile eines Hafens am Ende des Roten Meeres wurden dadurch genutzt, dass Salomo "in Ezjon-Geber bei Elat am Roten Meer, im Gebiet von Edom ... eine Flotte bauen" ließ (1. Könige 9,26 GNB). Erfahrene Seeleute aus Tyrus bemannten "zusammen mit den Leuten Salomos" diese Schiffe auf den Fahrten "nach Ofir und holten dort ... Gold" und sehr viel "Sandelholz und Edelsteine" (1. Könige 9,27.28; 10,11). MUOT 50 3 Der König und viele seiner Untertanen vergrößerten dadurch ihre Einkünfte um Etliches, doch zu welchem Preis! Durch die Habgier und Kurzsichtigkeit derer, denen "die Aussprüche Gottes anvertraut worden" waren, wurden zahllose Menschen auf den Handelsstraßen in Unwissenheit über Jahwe gelassen. Christus Handelte Ganz Anders Als Salomo MUOT 51 1 Einen auffallenden Gegensatz zum Verhalten Salomos zeigt die Vorgehensweise Christi, als er auf dieser Erde weilte. Obwohl der Erlöser "alle Macht" (Matthäus 28,18b Elb.) besaß, nutzte er sie doch nie zur Selbstverherrlichung. Kein Traum irdischer Eroberungen oder weltlicher Größe zerstörte die Vollkommenheit seines Dienstes für die Menschheit. Er konnte sagen: "Füchse haben ihren Bau, und Vögel haben ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich hinlegen kann." (Matthäus 8,20 NLB) Alle, die dem Ruf gefolgt und in den Dienst des Herrn und Meisters getreten sind, tun gut daran, sich mit seinen Methoden vertraut zu machen. Er nahm die Gelegenheiten wahr, die sich ihm an den großen Verkehrsstraßen boten. MUOT 51 2 Die Zeit zwischen seinen verschiedenen Reisen verbrachte Jesus in Ka- pernaum, das als "seine Stadt" bekannt wurde (Matthäus 9,1b). Es lag an der Straße, die von Damaskus über Jerusalem zum Mittelmeer und weiter nach Ägypten führte, und war als Mittelpunkt für die Tätigkeit des Heilandes bestens geeignet. Menschen aus vielen Ländern zogen durch Kapernaum oder machten dort Rast. Dort begegnete Jesus Vertretern aller Völker und Stände. Dadurch wurden seine Lehren in andere Länder und in viele Häuser getragen. Auf diese Weise wurde Interesse für die Weissagungen geweckt, die auf den Messias hinwiesen. Das Augenmerk vieler wurde auf den Erlöser gerichtet und die Welt mit seiner Sendung bekanntgemacht. MUOT 51 3 Heutzutage sind die Gelegenheiten, mit Männern und Frauen aller sozialen Schichten und vieler Sprachen in Berührung zu kommen, bedeutend größer als in den Tagen Israels. Die Verkehrsmöglichkeiten haben sich tausendfach vermehrt. MUOT 51 4 Wie Christus sollten die Boten des Höchsten heute in den großen Verkehrszentren ihre Stützpunkte haben, wo sie mit den vielen Reisenden aus allen Teilen der Welt zusammentreffen. Wie er sollten sie ihr eigenes Ich in Gott verbergen, den Samen des Evangeliums ausstreuen und anderen Menschen die kostbaren Wahrheiten der Heiligen Schrift darlegen. Diese Saat wird in Herz und Sinn tiefe Wurzeln schlagen und zum ewigen Leben aufgehen. MUOT 51 5 Ernst sind die Lehren aus dem Versagen Israels während der Jahre, als sich Herrscher und Volk von der hohen Aufgabe abwandten, zu deren Erfüllung sie berufen waren. Da, wo Israel schwach war oder gar versagte, sollte Gottes Volk von heute als Vertreter des Himmels - die wahre Gemeinde von Christus - stark sein, denn ihm wurde aufgetragen, das Werk zu vollenden, das den Christen aufgetragen wurde, und den Tag der letzten Belohnung einzuläuten. Doch wir müssen heute denselben Einflüssen widerstehen, denen Israel zur Zeit der Herrschaft Salomos erlag. Die Streitkräfte des "Feindes aller Gerechtigkeit" (vgl. Apostelgeschichte 13,10) haben sich überall festgesetzt, und nur durch die Macht Gottes kann der Sieg errungen werden. Der Kampf, der uns bevorsteht, fordert von uns eine selbstlose Gesinnung, Misstrauen gegen uns selbst, Vertrauen allein auf Gott und die weise Nutzung jeder Gelegenheit zur Errettung von Menschen. Der Segen des Herrn wird seine Gemeinde begleiten, wenn sie einmütig voranschreitet und einer in Dunkelheit und Irrtum liegenden Welt die Schönheit der Heiligkeit offenbart, wie sie in einem christusähnlichen Geist der Hingabe bekundet wird - in einer Erhöhung des Göttlichen statt des Menschlichen - und in liebendem und unermüdlichem Dienst für Menschen, welche die Segnungen des Evangeliums so sehr benötigen. ------------------------Kapitel 5 - Salomos Reue Und Umkehr MUOT 53 0 1. Könige 11,9-14.23-28, Prediger 2,1-20 und 11,7 bis 12,14. MUOT 53 1 Zweimal während seiner Regierungszeit war der Herr Salomo erschienen und hatte in Worten der Anerkennung und des Rates zu ihm geredet: Erstmals in einem nächtlichen Gesicht in Gibeon, als er ihn mit der Verheißung von Weisheit, Reichtum und Ehre gleichzeitig ermahnte, demütig und gehorsam zu bleiben; und ein zweites Mal nach der Tempelweihe, als ihn der Herr abermals zur Treue aufforderte. Die Ermahnungen waren deutlich und die Verheißungen an Salomo wunderbar gewesen (vgl. 1. Könige 3,5-15; 9,1-9). Doch über ihn, der in Anbetracht der Umstände und im Hinblick auf seinen Charakter übermäßig ausgestattet schien, um diese Verantwortung wahrzunehmen und den Erwartungen des Himmels zu entsprechen, wird Folgendes gesagt: "Obwohl der Herr ihm zweimal erschienen war und ihm verboten hatte, fremde Götter zu verehren, hatte Salomo nicht darauf gehört und sich vom Herrn abgewandt." (1. Könige 11,10.11 GNB) Sein Abfall war so vollständig und sein Herz in der Übertretung der Gebote so verhärtet, dass sein Fall nahezu hoffnungslos schien. Salomos Enttäuschung Über Sein Leben MUOT 53 2 Von der Freude der Gemeinschaft mit Gott wandte sich Salomo ab, um Befriedigung in sinnlichen Genüssen zu suchen. Das beschrieb er später so: "Ich vollbrachte große Dinge: Ich baute mir Häuser und pflanzte Weinberge. Ich legte Obstgärten an ... Ich kaufte mir zahlreiche Sklaven und Sklavinnen ... Ich füllte meine Vorratskammern mit Silber und Gold aus den Schätzen der unterworfenen Könige und Länder. Ich hielt mir Sänger und Sängerinnen und nahm mir so viele Frauen, wie ein Mann sich nur wünschen kann. So wurde ich mächtiger und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem regiert hatten. ... Weil ich ein so großes Wissen besaß, konnte ich mir alles verschaffen, was meinen Augen gefiel, und ich versagte mir keine Freude. Mit all meiner Mühe hatte ich es so weit gebracht, dass ich tatsächlich glücklich war. ... Doch dann dachte ich über alles nach, was ich getan und erreicht hatte, und kam zu dem Ergebnis: Alles ist vergeblich und Jagd nach Wind. Es kommt nichts heraus bei aller Mühe, die sich der Mensch unter der Sonne macht. Ich wollte wissen, ob bei Weisheit etwas anderes herauskommt als bei Unverstand und Torheit. Denn was wird der Mann tun, der mir auf dem Königsthron folgt? Bestimmt das, was man schon immer getan hat! ... Da war mir das ganze Leben verleidet. ... Auch der ganze Ertrag meiner Mühe war mir verleidet." (Prediger 2,4-11.17.18 GNB) MUOT 54 1 Durch seine eigene bittere Erfahrung lernte Salomo die Leere eines Lebens kennen, das in irdischen Dingen seine höchste Befriedigung sucht. Er errichtete heidnischen Göttern Altäre, doch nur um zu erfahren, wie wertlos ihr Versprechen der Ruhe für den Geist war. Trübe und quälende Gedanken beunruhigten ihn Tag und Nacht. Ohne Frieden im Herzen hatte er alle Freude am Leben verloren, und die Zukunft erschien ihm durch seine Verzweiflung in Dunkel gehüllt. Der Herr Schickt Mahnungen MUOT 54 2 Doch der Herr verließ ihn nicht. Durch Botschaften der Zurechtweisung und durch strenge Gerichte versuchte er, den König zum Bewusstsein seiner Sünden zu bringen. Er entzog ihm seine schützende Fürsorge und ließ zu, dass Feinde sein Königreich belästigten und schwächten. "Der Herr ließ Salomo einen Gegner erstehen, Hadad, einen Edomiter . Der Herr ließ Salomo noch einen Gegner erstehen, Reson . Er sammelte Männer um sich und wurde zum Anführer einer Horde von Kriegsleuten . und riss die Herrschaft an sich. So wurde Reson König über ganz Syrien. Er war ein entschiedener Gegner Israels. ... Auch einer von Salomos Beamten machte einen Aufstand gegen den König: Jerobeam." (1. Könige 11,14.23-26a GNB) MUOT 54 3 Schließlich sandte der Herr Salomo einen Propheten und übermittelte ihm die folgende Schreckensbotschaft: "Weil du meinen Bund nicht gehalten und meinen Gesetzen, die ich dir gab, nicht gehorcht hast, werde ich dir dein Königreich nehmen und es einem deiner Diener geben. Doch um deines Vaters David willen werde ich es noch nicht zu deinen Lebzeiten tun. Ich werde es erst deinem Sohn wegnehmen." (1. Könige 11,11.12 NLB) MUOT 55 1 Dieser Richterspruch gegen ihn und sein Königshaus weckte Salomo wie aus einem Traum. Mit erwachtem Gewissen begann er, seine eigene Torheit in ihrem wahren Licht zu sehen. Zur Einsicht gelangt, doch geschwächt im Verstand und im Körper, kehrte er sich erschöpft und dürstend von den rissigen Zisternen ab und wandte sich noch einmal der wahren Lebensquelle zu. An ihm hatte die Züchtigung durch Leiden zu guter Letzt ihr Werk vollbracht. Lange zuvor hatte ihn bereits die Angst vor einem vollständigen Untergang geplagt, weil er unfähig gewesen war, sich von seiner Torheit zu trennen. Aber nun erkannte er in dieser Botschaft einen Schimmer von Hoffnung. Gott hatte ihn nicht gänzlich aufgegeben, sondern sich bereit erklärt, ihn von einer Sklaverei zu befreien, die grausamer ist als das Grab und von der er sich selbst nicht hatte befreien können. Salomos Rückkehr Zu Gott MUOT 55 2 Dankbar erkannte Salomo die Macht und Barmherzigkeit dessen an, der als Höchster über alle waltet. Er begann reumütig zur erhabenen Höhe der Reinheit und Heiligkeit zurückzukehren, von der er so weit abgefallen war. Er konnte zwar nie hoffen, den heftigen Folgen seiner Sünden zu entrinnen und sich von allen Erinnerungen an sein selbstsüchtiges Verhalten zu befreien, aber er wollte sich ernsthaft bemühen, andere davon abzubringen, dieser Torheit zu folgen. Demütig wollte er seine Fehler bekennen und warnend seine Stimme erheben, damit andere wegen der Einflüsse zum Bösen, die er in Gang gesetzt hatte, nicht unrettbar verloren gehen. MUOT 55 3 Ein wirklich reumütiger Mensch löscht seine vergangenen Sünden nicht aus dem Gedächtnis. Wenn er Frieden gefunden hat, steht er seinen begangenen Fehlern nicht gleichgültig gegenüber. Er denkt an die, die durch sein Verhalten zum Bösen verleitet worden sind, und versucht alles Mögliche, um sie auf den rechten Weg zurückzubringen. Je heller das Licht scheint, in das er gekommen ist, desto stärker ist sein Verlangen, andere auf den rechten Weg zu führen. Er beschönigt sein eigenwilliges Verhalten nicht und lässt Unrecht nicht harmlos erscheinen, sondern macht auf die Gefahr aufmerksam, damit andere die Warnung beherzigen. MUOT 55 4 Salomo bekannte, dass "das Herz des Menschen durch und durch böse ist und ... erfüllt ist von Unverständnis, solange er lebt" (Prediger 9,3b NLB). Weiter erklärte er: "Weil das Urteil über die böse Tat nicht sogleich vollstreckt wird, wächst in den Menschen die Lust, Böses zu tun. Denn ein Sünder tut hundertmal Böses und lebt doch lange. Ich aber weiß: Es ist gut für die Got- tesfürchtigen, dass sie sich vor Gott fürchten. Und es ist nicht gut für den Frevler, und er wird nicht länger leben als ein Schatten, wenn er sich nicht fürchtet vor Gott." (Prediger 8,11-13 ZÜ) MUOT 56 1 Vom Heiligen Geist getrieben schrieb der König für spätere Generationen die Geschichte seiner vergeudeten Jahre mit ihren warnenden Lehren nieder. Somit war sein Lebenswerk nicht völlig verloren, obwohl sein Volk das Böse erntete, das er gesät hatte. Voller Sanftmut und Demut gab Salomo in seinen späteren Jahren ständig sein Wissen an das Volk weiter. Er untersuchte viele Sprichwörter und prüfte sie auf ihren Wahrheitsgehalt. Er verfasste auch selbst viele Weisheitssprüche. Er bemühte sich, seinen Worten eine schöne Form zu geben, dabei aber ehrlich zu bleiben und die Wahrheit zu schreiben. "Die Worte weiser Lehrer wirken wie der spitze Stock, mit dem der Bauer seine Ochsen antreibt. Sprichwörter gleichen eingeschlagenen Nägeln: Sie bleiben fest sitzen. Sie sind eine Gabe Gottes, des einen großen Hirten." (Prediger 12,9-11 GNB) MUOT 56 2 "Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse." (Prediger 12,13.14) Warnungen An Junge Und Ältere Menschen MUOT 56 3 Salomos spätere Schriften zeigen, dass er - als er immer mehr die Boshaftigkeit seines Verhaltens einsah - sein Augenmerk darauf lenkte, die Jugendlichen zu warnen, nicht in die Irrtümer zu verfallen, die ihn dazu verleitet hatten, des Himmels erlesenste Gaben für Nichtigkeiten zu verschwenden. Voller Kummer und Scham gestand er, dass er sich in der Reife des Mannesalters, als er in Gott seinen Trost, seine Hilfe und sein Leben hätte finden sollen, vom Licht des Himmels und der Weisheit Gottes abgewandt habe. Anstelle der Anbetung des Herrn habe er den Götzendienst gesetzt. Nachdem er durch traurige Erfahrungen erkannt hatte, wie töricht ein solches Leben ist, war es sein sehnliches Verlangen, andere davor zu bewahren, dieselbe schmerzliche Erfahrung zu machen. MUOT 56 4 Mit ergreifenden Worten schrieb er über die Vorrechte und Verantwortung der Jugendlichen im Dienste Gottes: "Das Licht der Sonne sehen zu können bedeutet Glück und Freude. Genieße froh jeden Tag, der dir gegeben ist! Auch wenn du noch viele vor dir hast - denk daran, dass die Nacht, die ihnen folgt, noch länger ist. Alles, was noch kommt, ist vergeblich. Freue dich, junger Mensch! Sei glücklich, solange du noch jung bist! Tu, was dir Spaß macht, wozu deine Augen dich locken! Aber vergiss nicht, dass Gott für alles von dir Rechenschaft fordern wird. Halte dir den Ärger von der Seele und die Krankheit vom Leib. Jugend und dunkles Haar sind so vergänglich." (Prediger 11,7-10 GNB) MUOT 57 1 "Denk an deinen Schöpfer, solange du noch jung bist, ehe die schlechten Tage kommen und die Jahre, die dir nicht gefallen werden. Dann verdunkeln sich dir Sonne, Mond und Sterne, und nach jedem Regen kommen wieder neue Wolken. Dann werden deine Arme, die dich beschützt haben, zittern, und deine Beine, die dich getragen haben, werden schwach. Die Zähne fallen dir aus, einer nach dem anderen. Deine Augen werden trüb und deine Ohren taub. Deine Stimme wird dünn und zittrig. Das Steigen fällt dir schwer, und bei jedem Schritt bist du in Gefahr zu stürzen. Draußen blüht der Mandelbaum, die Heuschrecke frisst sich voll, und die Kapernfrucht bricht auf. Aber dich trägt man zu deiner letzten Wohnung. Auf der Straße stimmen sie die Totenklage für dich an. Genieße dein Leben, bevor es zu Ende geht, wie eine silberne Schnur zerreißt oder eine goldene Schale zerbricht, wie ein Krug an der Quelle in Scherben geht oder das Schöpfrad zerbrochen in den Brunnen stürzt. Dann kehrt der Leib zur Erde zurück, aus der er entstanden ist, und der Lebensgeist geht zu Gott, der ihn gegeben hat." (Prediger 12,1-7 GNB) MUOT 57 2 Reich an Warnungen ist das Leben Salomos nicht nur für junge Leute, sondern auch für jene in reiferem Alter und für solche, mit denen es schon bergab geht und deren Lebenstage sich dem Ende zuneigen. Wir sehen und hören, wie unbeständig Jugendliche sind, wie sie zwischen Recht und Unrecht hin- und herschwanken und wie sich die Flut übler Leidenschaften für sie als zu stark erweist. Von Menschen in gesetzterem Alter erwarten wir keine derartige Unbeständigkeit und Treulosigkeit. Wir erwarten, dass ihr Charakter ausgebildet ist und sie fest verankerte Grundsätze besitzen. Doch dem ist nicht immer so. Als Salomos Charakter unbiegsam wie eine Eiche hätte sein sollen, büßte er seine Standhaftigkeit im Sturm der Versuchung ein. Als er am stärksten hätte sein müssen, zeigte sich seine Schwäche. MUOT 57 3 Von solchen Beispielen sollten wir lernen, dass Wachsamkeit und Gebet der einzige Schutz für Jung und Alt sind. Eine herausgehobene Stellung und großartige Vorrechte bieten keine Sicherheit. Auch wer sich jahrelang einer echten christlichen Erfahrung erfreut hat, bleibt dennoch Satans Angriffen ausgesetzt. Im Kampf mit der Sünde von innen und der äußeren Versuchung wurde selbst der weise und mächtige Salomo besiegt. Sein Versagen lehrt uns, dass niemand ohne Gefahr seiner eigenen Weisheit und Rechtschaffenheit vertrauen kann, wie groß seine geistigen Fähigkeiten auch sein mögen und wie treu er in der Vergangenheit Gott gedient haben mag. Gehorsam Bewahrt Vor Abkehr Von Gott MUOT 58 1 Für jede Generation und in jedem Land sind die Grundlage und die Richtschnur für die Bildung des Charakters dieselben. Das göttliche Gesetz: "Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen ... und deinen Nächsten wie dich selbst" (Lukas 10,27) - das große Prinzip, das im Charakter und im Leben unseres Erlösers offenbar wurde - ist das einzig feste Fundament und die einzig sichere Richtschnur. Gott "wird dir ein reicher Vorrat an Rettung, Weisheit und Erkenntnis sein" (Jesaja 33,6a NLB) - die Weisheit und Erkenntnis, die uns nur das Wort Gottes verleihen kann. MUOT 58 2 Die Worte, die einst zu Israel hinsichtlich der Gebote gesagt wurden, sind heute ebenso wahr wie damals: "Dadurch werdet ihr als weise und verständig gelten bei allen Völkern." (5. Mose 4,6) Darin besteht der einzige Schutz für die Rechtschaffenheit des Einzelnen, für die Reinheit der Familie, für das Wohlergehen der Gesellschaft und für den Bestand der Nation. Inmitten der Wirrnisse, Gefahren und widersprüchlichen Ansprüche des Lebens gibt es für den Menschen nur einen sicheren Grundsatz: Das zu tun, was Gott sagt. "Die Gebote des Herrn sind richtig." (Psalm 19,9a NLB) "Wer so handelt, steht für immer auf sicherem Grund." (Psalm 15,5b NLB) MUOT 58 3 Wer Salomos Abfall von Gott als Warnung beherzigt, wird schon die Annäherung jener Sünden vermeiden, die ihn einst überwanden. Nur der Gehorsam gegenüber den Forderungen des Himmels wird Menschen vor dem Abfall bewahren. Gott hat ihnen großes Licht und viele Segnungen geschenkt, aber wenn diese nicht angenommen werden, können sie weder vor Ungehorsam noch vor Abfall schützen. Wenn sich jene, die Gott in verantwortungsvolle Stellen berufen hat, von ihm abwenden und Zuflucht in der menschlichen Klugheit suchen, verwandelt sich ihr Licht in Finsternis und die ihnen verliehenen Fähigkeiten werden ihnen zur Schlinge. MUOT 58 4 Solange der Kampf zwischen Gut und Böse anhält, wird es Menschen geben, die von Gott abweichen. Satan wird die Umstände so gestalten, dass sie beinahe unmerklich die Widerstandskraft der Seele schwächen, wenn nicht Gottes Macht uns bewahrt. Wir müssen bei jedem Schritt fragen: "Ist dies der Weg des Herrn?" Solange wir leben, besteht die Notwendigkeit, entschlossen über die Neigungen und Leidenschaften in uns zu wachen. Wenn wir uns nicht auf Gott verlassen und unser Leben nicht mit Christus in Gott geborgen ist, sind wir keinen Augenblick sicher. Wachsamkeit und Gebet sind der einzige Schutz der Reinheit. MUOT 58 5 Alle, die in die Stadt Gottes gelangen, werden sie nach schmerzlichem Bemühen durch die enge Pforte betreten haben, denn "nichts Unreines wird hinein dürfen" (Offenbarung 21,27 NLB). Dennoch braucht niemand, der gefallen ist, verzweifelt aufzugeben. Mögen auch bejahrte Männer, die Gott einst geehrt hat, ihre Seele befleckt und die Tugend auf dem Altar sündhafter Lust geopfert haben, besteht doch auch für sie noch Hoffnung, wenn sie bereuen, die Sünde aufgeben und sich zu Gott bekehren. Der, welcher ermahnt: "Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben" (Offenbarung 2,10), lässt auch die Einladung ergehen: "Der Gottlose lasse von seinem Weg und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung." (Jesaja 55,7) Gott hasst die Sünde, doch er liebt den Sünder. "So will ich ihre Abtrünnigkeit wieder heilen; gerne will ich sie lieben", erklärt er (Hosea 14,5). Die Auswirkungen Von Salomos Abfall MUOT 59 1 Salomos Reue war aufrichtig. Doch der Schaden, den sein böses Beispiel angerichtet hatte, konnte nicht ungeschehen gemacht werden. Es gab zwar auch während seines Abfalls Männer im Königreich, die treu zu dem standen, was ihnen anvertraut war, und die sich ihre Reinheit und Treue bewahrt hatten, doch wurden viele auf Abwege gelockt. Den Mächten des Bösen, die durch die Einführung des Götzendienstes und durch weltliche Gebräuche wirksam geworden waren, vermochte auch der reumütige König nicht leicht Einhalt zu gebieten. Sein Einfluss zum Guten war sehr geschwächt. Viele zögerten, seiner Führung voll zu vertrauen. Obschon der König seine Sünden bekannte und für spätere Generationen einen Bericht über seine Torheit und seine Reue verfasste, konnte er nie ganz darauf hoffen, den verderblichen Einfluss seiner verkehrten Taten völlig zu tilgen. Durch seinen Abfall von Gott ermutigt, fuhren viele in ihrer Bosheit fort und begingen viele Freveltaten. Auch der Niedergang etlicher seiner Nachfolger auf dem Thron kann auf den traurigen Einfluss zurückgeführt werden, den sein Missbrauch der gottgegebenen Kräfte ausübte. MUOT 59 2 In der Qual der bitteren Betrachtung seines bösen Verhaltens sah sich Salomo zu folgenden Erklärungen veranlasst: "Weisheit ist besser als Waffen, aber ein einziger Sünder kann viel Gutes zerstören." (Prediger 9,18 NLB) "Etwas Schlimmes habe ich auf dieser Welt beobachtet, einen großen Fehler, den Machthaber immer wieder begehen: Die Törichten bekommen die höchsten Posten." (Prediger 10,5.6 Hfa) "Tote Fliegen lassen das Öl des Salbenmischers stinken und gären. Ein wenig Torheit hat mehr Gewicht als Weisheit und Ehre." (Prediger 10,1 Elb.) MUOT 60 1 Unter den vielen Lehren, die uns Salomos Leben erteilt, wird keine stärker betont als die Macht des Einflusses zum Guten oder zum Bösen. Wie begrenzt unser Wirkungskreis auch sein mag - wir üben dennoch einen Einfluss zur Freude oder zum Kummer aus. Jenseits unseres Wissens oder unserer Kontrolle wirkt er sich zum Segen oder Fluch für andere aus. Er kann mit der Düsternis der Unzufriedenheit und Selbstsucht beladen oder mit dem tödlichen Makel einer Lieblingssünde vergiftet sein; oder er kann mit der Leben spendenden Kraft des Glaubens, des Muts und der Hoffnung sowie dem süßen Duft der Liebe erfüllt sein. Außer Frage: Er übt die Macht zum Guten oder zum Bösen aus. MUOT 60 2 Dass unser Einfluss wie "ein Geruch des Todes zum Tode" (2. Korinther 2,16a) sein kann, ist ein furchtbarer Gedanke, doch ist diese Möglichkeit nicht auszuschließen. Wer kann den Verlust ermessen, wenn dadurch ein Mensch irregeleitet wird und das ewige Leben einbüßt! Eine einzige übereilte Handlung oder ein unbedachtes Wort kann einen so tiefen Einfluss auf das Leben eines anderen ausüben, dass es zu dessen Verderben gereicht. Ein einziger Makel im Charakter vermag viele von Christus abzuwenden. MUOT 60 3 Wenn die Saat eine Ernte erbringt und diese ihrerseits ausgesät wird, wird die Ernte vervielfacht. Diese Gesetzmäßigkeit gilt auch für unsere Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Jedes Verhalten und jedes Wort ist ein Same, der Frucht bringt. Jede Tat, die rücksichtsvoller Freundlichkeit, dem Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes oder der Selbstverleugnung entspringt, pflanzt sich ihrerseits in anderen fort und durch sie wieder in anderen. Ebenso ist jede Handlung aus Neid, Hass oder Zwietracht wie ein Same, der aus einer "giftigen Wurzel" aufgewachsen ist, durch die "viele vergiftet" werden (Hebräer 12,15b GNB). Und eine viel größere Anzahl wird durch diese "vielen" vergiftet! So setzt sich das Säen des Guten und Bösen in Zeit und Ewigkeit fort. ------------------------Kapitel 6 - Die Teilung Des Königreiches MUOT 61 0 1. Könige 11,26 bis 12,24 und2. Chronik 10 bis 12. MUOT 61 1 "Als er [Salomo] starb, wurde er in der Stadt seines Vaters David begraben. Danach wurde sein Sohn Rehabeam König." (1. Könige 11,43 NLB) Bald nach seiner Thronbesteigung begab sich Rehabeam nach Sichem, wo er die formelle Anerkennung seines Königtums durch alle Stämme erwartete, "denn ganz Israel hatte sich dort versammelt, um ihn zum König zu krönen" (1. Könige 12,1 NLB). Unter den Anwesenden befand sich auch Jerobeam, der Sohn Nebats. Es war derselbe Jerobeam, der während Salomos Regierungszeit als "tüchtiger Mann" (1. Könige 11,28) bekannt war und dem der Prophet Ahija von Silo die überraschende Botschaft überbracht hatte: "Ich entreiße Salomo das Reich und gebe dir zehn Stämme!" (1. Könige 11,31 NLB) Der Herr hatte durch seinen Boten unmissverständlich zu Jerobeam von der Notwendigkeit einer Teilung des Reiches gesprochen. Sie musste erfolgen, weil Salomo - wie der Herr erklärte - "mich verlassen hat und angebetet die Astarte, die Göttin der Sidonier, Kemosch, den Gott der Moabiter, und Milkom, den Gott der Ammoniter, und nicht in meinen Wegen gewandelt ist und nicht getan hat, was mir wohlgefällt ..." (1. Könige 11,33). MUOT 61 2 Jerobeam war ferner darüber unterrichtet worden, dass das Königreich nicht vor dem Ende der Herrschaft Salomos geteilt werden sollte. "Doch ich will Salomo nicht das ganze Königreich wegnehmen. Denn weil mein Diener David, den ich erwählt habe, meinen Geboten und Gesetzen gehorcht hat, werde ich Salomo die Herrschaft lassen, solange er lebt. Seinem Sohn aber nehme ich das Reich und gebe zehn der Stämme dir." (1. Könige 11,34-35 NLB) MUOT 61 3 Obwohl Salomo das Verlangen hatte, Rehabeam - seinen erwählten Nachfolger - auf die Krise vorzubereiten, die der Prophet Gottes vorhergesagt hatte, vermochte er nie einen starken, prägenden Einfluss zum Guten auf seinen Sohn auszuüben. Dessen Erziehung war in jüngeren Jahren zu sehr vernachlässigt worden. Rehabeam hatte von seiner Mutter, einer Ammoniterin, einen wankelmütigen Charakter geerbt. Zeitweilig bemühte er sich zwar, Gott zu dienen, und gelangte auch zu einem gewissen Wohlergehen, aber er blieb nicht standfest und gab schließlich den üblen Einflüssen nach, denen er seit seiner Kindheit ausgesetzt war. Die Fehler in Rehabeams Leben und sein späterer Abfall offenbarten die furchtbaren Folgen von Salomos Verbindung mit abgöttischen Frauen. Rehabeam Will Mit Eiserner Faust Regieren MUOT 62 1 Lange hatten die Stämme Israels schweres Unrecht durch die bedrückenden Maßnahmen ihres früheren Herrschers erlitten. Die ausschweifende Hofhaltung während seines Abfalls von Gott hatte Salomo veranlasst, das Volk schwer zu besteuern und erhebliche Fronarbeit von ihm zu fordern. Vor der Krönung eines neuen Herrschers wollten die Stammesfürsten daher Gewissheit haben, ob sein Sohn beabsichtige, diese Lasten zu verringern. "Er [Jerobeam] und das ganze Volk Israel traten gemeinsam vor Rehabeam. ›Dein Vater war ein sehr strenger Herrschen, sagten sie. ›Von dir hoffen wir, dass du unseren Dienst und das schwere Joch, das er uns auferlegt hat, erleichterst. Dann werden wir dir treu dienen.‹" (2. Chronik 10,3.4 NLB; vgl. 1. Könige 12,3.4 usw.) MUOT 62 2 Da Rehabeam vor Bekanntgabe seiner Absicht seine Räte befragen wollte, antwortete er ihnen: " ›Kommt in drei Tagen wieder zu mir.‹ Damit zog das Volk ab. König Rehabeam besprach sich mit den erfahrenen Beratern, die schon seinem Vater Salomo zur Seite gestanden hatten, als er noch lebte. ›Was ratet ihr mir?‹, fragte er. ›Was soll ich dem Volk antworten?‹ Sie entgegneten: ›Wenn du dich dem Volk freundlich und wohlgesinnt zeigst und ihnen gibst, worum sie dich bitten, werden sie dir treue Untertanen sein.‹" (2. Chronik 10,5-7 NLB) MUOT 62 3 Unbefriedigt wandte sich Rehabeam an die jüngeren Männer, mit denen er während seiner Kindheit und auch noch als junger Mann verkehrt hatte, und legte ihnen die Frage vor: "Was ratet ihr mir? ... Was soll ich dem Volk antworten, das von mir verlangt hat: ›Erleichtere uns das Joch, das dein Vater uns auferlegt hat‹?" (2. Chronik 10,9 NLB) Die jungen Männer rieten ihm, mit seinen Untertanen streng zu verfahren und ihnen von Beginn an klarzumachen, dass er keine Einmischung in seine persönlichen Wünsche dulde. MUOT 62 4 Rehabeam fühlte sich durch die Aussicht, das höchste Amt ausüben zu können, geschmeichelt und beschloss daher, dem Rat der älteren Männer keine Beachtung zu schenken und die jüngeren zu seinen Ratgebern zu machen. Als nun Jerobeam und das ganze Volk am festgesetzten Tag zu ihm kamen, um eine Erklärung hinsichtlich seiner beabsichtigten Vorgehensweise zu vernehmen, erteilte er dem Volk eine harsche Antwort: "Mein Vater hat euch schwere Lasten auferlegt, aber ich werde noch viel mehr von euch verlangen! Mein Vater hat euch mit der Peitsche bestraft, ich werde eine Peitsche mit Stacheln verwenden." (2. Chronik 10,11. NLB) MUOT 63 1 Hätten Rehabeam und seine unerfahrenen Ratgeber Gottes Willen mit Israel verstanden, hätten sie der Bitte des Volkes nach grundlegenden Staatsreformen Gehör geschenkt. Als sich ihnen während der Versammlung in Sichern die Gelegenheit dazu bot, versagten sie, indem sie nicht von den Auswirkungen auf die Ursachen schlossen. Auf diese Weise schwächten sie für immer ihren Einfluss auf einen großen Teil des Volkes. Ihre ausdrückliche Absicht, die unter der Regierung Salomos eingeführte Unterdrückung beizubehalten und sogar noch zu steigern, stand in krassem Gegensatz zu Gottes Plan für Israel und gab dem Volk hinreichend Anlass, an ihrer Aufrichtigkeit zu zweifeln. Mit diesem unklugen und gefühllosen Versuch, Macht auszuüben, offenbarten der König und seine ausgewählten Ratgeber den Stolz auf ihre Stellung und Macht. Aufruhr Gegen Das Haus David MUOT 63 2 Der Herr gestattete Rehabeam nicht, seine Vorhaben umzusetzen. In den Stämmen gab es viele Tausende, die wegen der Unterdrückungsmaßnahmen Salomos zutiefst erregt waren. Diese Männer sahen keine andere Möglichkeit, als sich gegen das Haus David zu erheben. "Als die Israeliten erkannten, dass der König ihre Bitte ablehnte, riefen sie: "Was haben wir mit David zu schaffen? Dieser Sohn Isais geht uns nichts an! Lasst uns heimziehen, Israel! Sorge selbst für dein Haus, David!" Und sie kehrten nach Hause zurück." (2. Chronik 10,16 NLB) MUOT 63 3 Die Kluft, die durch die unbesonnene Rede Rehabeams herbeigeführt wurde, erwies sich als unüberbrückbar. Fortan waren die zwölf Stämme Israels geteilt: Juda und Benjamin standen unter der Herrschaft Rehabeams und bildeten das südliche Reich Juda, während sich die zehn Stämme im Norden zu einem eigenen Königreich zusammenschlossen - mit Jerobeam als ihrem Herrscher. Damit erfüllte sich die Weissagung des Propheten Ahija über die Teilung des Reiches. "Gott hatte es so gefügt." (2. Chronik 10,15b GNB) MUOT 63 4 Als Rehabeam erkannte, dass ihm die zehn Stämme die Treue versagten, sah er sich zum Handeln veranlasst. Durch einen einflussreichen Mann seines Reiches, "Adoniram, den Aufseher der Fronarbeiter", unternahm er einen Versuch zur Aussöhnung. Der Empfang, den dieser Botschafter des Friedens erhielt, bezeugte die gegen Rehabeam herrschenden Gefühle: "Er wurde von den Israeliten zu Tode gesteinigt." Erschreckt von der Stärke des Aufruhrs sprang König Rehabeam "auf seinen Streitwagen und floh nach Jerusalem" (2. Chronik 10,18 NLB). MUOT 64 1 In Jerusalem "versammelte er die Heere von Juda und Benjamin - 180.000 ausgewählte Männer. Sie sollten gegen Israel kämpfen und ihm die Königsherrschaft zurückgewinnen. Doch der Herr sprach zu Schemaja, dem Mann Gottes: ›Sage Rehabeam, dem Sohn Salomos und König von Juda, und den Israeliten in Juda und Benjamin: ›So spricht der Herr: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht gegen eure Verwandten. Geht wieder nach Hause, denn was geschehen ist, war mein Wille!‹ Da gehorchten sie den Worten des Herrn und kehrten um, anstatt gegen Jerobeam zu kämpfen" (2. Chronik 11,1-4 NLB). Die Ersten Regierungsjahre Rehabeams MUOT 64 2 Drei Jahre lang versuchte Rehabeam mit Erfolg, die Lehren aus seiner traurigen Erfahrung am Beginn seiner Regentschaft umzusetzen. "Im Gebiet von Juda und Benjamin baute er eine Reihe von Städten zu Festungen aus ... Rehabeam ließ diese Städte stark befestigen und setzte Kommandanten darin ein. Er legte in ihnen auch Vorräte an Lebensmitteln, Olivenöl und Wein an." Er war darauf bedacht, "diese Städte in jeder Hinsicht sehr stark zu machen" (2. Chronik 11,5.11.12 GNB). MUOT 64 3 Das Geheimnis des Wohlergehens Judas während der ersten Jahre der Herrschaft Rehabeams lag jedoch nicht in diesen Maßnahmen. Die Stämme Juda und Benjamin verdankten ihren Vorteil vielmehr der Tatsache, dass sie Gott als höchsten Herrscher anerkannten. Ihre Anzahl wurde durch viele gottesfürchtige Menschen aus den nördlichen Stämmen vermehrt. "Aus ganz Israel strömten die Menschen, die den Herrn, den Gott Israels, anbeten wollten, mit den Leviten nach Jerusalem, wo sie dem Herrn, dem Gott ihrer Vorfahren, opfern durften. Auf diese Weise wurde das Königreich Juda gestärkt. Drei Jahre lang unterstützten alle diese Menschen Rehabeam, den Sohn Salomos, und versuchten, dem Herrn zu gehorchen, wie es David und Salomo getan hatten." (2. Chronik 11,16.17 NLB) Rehabeams Abfall Von Gott MUOT 64 4 Wenn Rehabeam auf diesem Weg geblieben wäre, hätte für ihn die Möglichkeit bestanden, seine früheren Fehler weitgehend gutzumachen und das Vertrauen des Volkes in seine Fähigkeit, mit Besonnenheit zu regieren, zurückzugewinnen. Aber leider schildert der inspirierte Bericht den Nachfolger Salomos als jemanden, der es versäumte, einen starken Einfluss auszuüben, um dem Herrn die Treue zu bewahren. Von Natur aus war er zwar eigenwillig, starrköpfig und selbstbewusst und neigte zum Götzendienst, aber er hätte Charakterstärke, standhaften Glauben und Unterordnung unter die göttlichen Gebote entwickeln können, wenn er Gott völlig vertraut hätte. Mit der Zeit jedoch vertraute der König der Macht seiner Stellung und den von ihm befestigten Städten. Stück für Stück gab er den ererbten Schwächen nach, bis er schließlich seinen ganzen Einfluss für die Götzenanbetung geltend machte. "Als sich aber das Königtum Rehabeams gefestigt hatte und er mächtig war, verließ er das Gesetz des Herrn und ganz Israel mit ihm." (2. Chronik 12,1) MUOT 65 1 Wie traurig, wie bedeutungsschwer klingen doch die Worte: "Und ganz Israel mit ihm"! Das Volk, das Gott zum Licht für die benachbarten Nationen erwählt hatte, stand im Begriff, sich von der Quelle der Stärke abzuwenden und sich den Völkern ringsumher anzugleichen. Wie bei Salomo wurden auch durch Rehabeams schlechtes Beispiel viele auf Abwege gebracht. MUOT 65 2 Und wie bei ihnen ist es auch heute noch mehr oder weniger bei jedem, der sich dazu hergibt, Böses zu tun: Die Folgen verkehrten Verhaltens beschränken sich nicht auf den Täter. "Niemand von uns lebt für sich selbst." (Römer 14,7a GNB). Niemand kommt in seiner Bosheit allein um. Jedes Leben wirkt entweder wie ein Licht, das das Leben anderer erhellt und aufmuntert, oder es übt einen dunklen und trostlosen Einfluss aus, der zur Verzweiflung und zum Untergang neigt. Wir führen andere entweder hinauf zu Glück und Unsterblichkeit oder hinab zu Kummer und ewigem Tod. Wenn wir durch unsere Taten die bösen Kräfte in unseren Mitmenschen stärken oder zur Wirkung bringen, haben wir teil an ihrer Sünde. Gott Straft Juda MUOT 65 3 Gott ließ den Abfall des Herrschers von Juda nicht ungestraft. "Weil der König und sein Volk dem Herrn untreu geworden waren, zog König Schisch- ak aus Ägypten im fünften Jahr von Rehabeams Herrschaft gegen Jerusalem in den Krieg. Mit 1200 Streitwagen, 60.000 Reitern und einem riesigen Heer Fußsoldaten ... eroberte Schischak die Festungen in Juda und marschierte dann gegen Jerusalem. Da kam der Prophet Schemaja zu Rehabeam und den führenden Männern Judas, die vor Schischak nach Jerusalem geflohen waren. Er sagte zu ihnen: ›So spricht der Herr: Ihr habt mich verlassen, deshalb verlasse ich euch und liefere euch an Schischak aus.‹" (2. Chronik 12,2-5 NLB) MUOT 66 1 Noch war der Abfall des Volkes Israel nicht so weit gediehen, dass sie die Gerichte Gottes missachtet hätten. In den erlittenen Verlusten erkannten sie die Hand Gottes und demütigten sich eine Zeitlang. Die führenden Männer bekannten: ">Der Herr ist gerecht.‹ Als der Herr sah, dass sie sich gedemütigt hatten, gab er Schemaja folgende Botschaft: ›Weil sie bereuen, will ich sie nicht ganz vernichten, sondern ihnen schon bald Rettung schicken. Schischak soll nicht zum Werkzeug meines Zorns über Jerusalem werden. Doch mein Volk wird ihm untertan werden, damit die Menschen den Unterschied zwischen meiner Herrschaft und der Herrschaft eines irdischen Königs erkennen.‹ MUOT 66 2 So eroberte König Schischak Jerusalem. Er plünderte das Haus des Herrn und den Königspalast und stahl alles, auch die goldenen Schilde, welche Salomo hatte anfertigen lassen. König Rehabeam ersetzte sie später durch Bronzeschilde, die er dem Anführer der Leibwache übergab, die den Eingang zu seinem Palast bewachte. ... Weil Rehabeam Reue zeigte, wurde der Zorn des Herrn besänftigt, sodass er ihn nicht völlig vernichtete. Noch immer gab es manches Gute im Land Juda." (2. Chronik 12,6b-10.12 NLB) MUOT 66 3 Als aber die strafende Hand zurückgezogen wurde und das Volk erneut gedieh, vergaßen viele ihre Befürchtungen und wandten sich abermals dem Götzendienst zu. Zu ihnen zählte auch König Rehabeam. Obwohl ihn das kürzlich erlebte Unglück gedemütigt hatte, versäumte er es, diese Erfahrung zu einem entscheidenden Wendepunkt seines Lebens zu machen. Er vergaß die Lehre, die ihm Gott erteilen wollte, und fiel in die Sünden zurück, die die Gerichte über das Volk heraufbeschworen hatten. Nach einigen unrühmlichen Jahren, in denen der König "tat, was böse war, denn er richtete sein Herz nicht darauf, den Herrn zu suchen", starb er und "wurde begraben in der Stadt Davids. Und sein Sohn Abija wurde an seiner Stelle König" (2. Chronik 12,14.16 Elb.). Der Beginn Des Niedergangs Israels MUOT 66 4 Mit der Teilung des Reiches gleich zu Beginn der Herrschaft Rehabeams begann der Ruhm Israels zu schwinden; er konnte nie mehr vollständig wiederhergestellt werden. In den folgenden Jahrhunderten saßen zeitweise Männer mit hohen moralischen Maßstäben und weitblickendem Urteilsvermögen auf dem Thron Davids. Unter der Regentschaft dieser Könige breiteten sich die Segnungen, die Judas Bewohner empfingen, auf die umgebenden Völker aus. Zuweilen wurde Jahwe über alle falschen Götter erhöht und sein Gesetz in Ehren gehalten. Von Zeit zu Zeit traten machtvolle Propheten auf, die die Herrscher bestärkten und das Volk zu beständiger Treue ermutigten. Trotz alledem konnte die Saat des Bösen, die bereits bei Rehabeams Thronbesteigung aufging, nie völlig ausgerottet werden. Das einst so bevorzugte Volk Gottes fiel zeitweise so tief, dass es zum Spott der Heiden wurde. MUOT 67 1 Ungeachtet der Verderbtheit derer, die sich abgöttischen Gebräuchen zuwandten, wollte Gott in seiner Barmherzigkeit alles tun, um das geteilte Reich vor dem völligen Untergang zu bewahren. Als die Jahre verstrichen und seine Absicht mit Israel durch den Einfluss satanischer Mächte vereitelt schien, offenbarte er dennoch seine gütigen Absichten durch die Verbannung und die Rückführung des auserwählten Volkes. MUOT 67 2 Die Teilung des Reiches war nur der Anfang einer wunderbaren Geschichte, in der die Langmut und die Barmherzigkeit Gottes offenbar wurden. Wegen der ererbten und gehegten Neigungen zum Bösen musste Gott das Volk erst durch die Feuerprobe des Elends schicken, weil er "sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken", reinigen wollte (Tit 2,14b). Dann bekannte es: "Dir, Herr, ist niemand gleich; du bist groß, und dein Name ist groß, wie du es mit der Tat beweist. Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? ... Denn unter allen Weisen der Völker und in allen ihren Königreichen ist niemand dir gleich ... Der Herr ist der wahrhaftige Gott, der lebendige Gott, der ewige König." (Jeremia 10,6.7.10) MUOT 67 3 Die Anbeter der Götzen würden schließlich begreifen, dass falsche Götter machtlos sind, um Menschen aufzurichten und zu retten. "Die Götter, die Himmel und Erde nicht gemacht haben, müssen vertilgt werden von der Erde und unter dem Himmel." (Jeremia 10,11) Der Mensch kann nur dann Ruhe und inneren Frieden finden, wenn er dem lebendigen Gott, dem Schöpfer von allem und dem Herrscher über alles, ergeben ist. MUOT 67 4 Einmütig sollten schließlich die Gezüchtigten und Reumütigen aus Israel und Juda ihren Bund mit dem Gott ihrer Väter erneuern und verkündigen: "Der Herr hat die Erde geschaffen und dadurch seine Macht gezeigt: Das feste Land ist ein Werk seiner Weisheit, der Himmel darüber ein Beweis für sein überlegenes Können. Wenn er es befiehlt, sammelt sich mit Donnergetöse das Wasser am Himmel, Wolken steigen am Horizont auf, Blitze öffnen dem Regen die Bahn und der Wind bricht aus seinen Kammern hervor. Kein Mensch kann das begreifen, sprachlos vor Staunen steht jeder davor. Und alle, die Götterbilder gemacht haben, müssen sich ihrer Machwerke schämen; denn diese Bilder sind Betrug, kein Hauch von Leben ist in ihnen. Wertlose Figuren sind sie, über die man spottet. Wenn der Herr Gericht hält, ist es aus mit ihnen. MUOT 67 5 Wie anders ist der Gott Israels! Er hat das Weltall geschaffen und das Volk Israel für immer zu seinem Eigentum gemacht. Sein Name ist ›der Herr, der Herrscher der Welt.‹" (Jeremia 10,12-16 GNB) ------------------------Kapitel 7 - Jerobeam Verführt Zum Götzendienst MUOT 68 0 1. Könige 12,25 bis 14,20. MUOT 68 1 Nachdem die zehn Stämme Israels, die sich gegen das Haus David aufgelehnt hatten, Jerobeam zum Herrscher eingesetzt hatten, befand sich dieser einstige Diener Salomos in einer Stellung, die es ihm ermöglichte, weise Reformen auf bürgerlichem und religiösem Gebiet herbeizuführen. Unter der Herrschaft Salomos hatte er seine Begabung und sein gesundes Urteilsvermögen unter Beweis gestellt. Die Kenntnisse, die er in den Jahren seines treuen Dienstes erworben hatte, befähigten ihn, mit Umsicht zu regieren. Aber Jerobeam versäumte es, sein Vertrauen auf Gott zu setzen. MUOT 68 2 Seine größte Befürchtung war, dass irgendwann in der Zukunft die Herzen seiner Untertanen durch den Herrscher auf dem Thron Davids geraubt werden könnten. Er schlussfolgerte: Falls die zehn Stämme regelmäßig die alte Hauptstadt der jüdischen Monarchie besuchen können, um wie zu Salomos Zeiten an den Gottesdiensten im Tempel teilzunehmen, könnten viele dazu neigen, der Regierung in Jerusalem ihre erneute Treue zu geloben. Nach einer Besprechung mit seinen Ratgebern beschloss Jerobeam, durch einen kühnen Schachzug die Wahrscheinlichkeit eines Aufstands gegen seine Herrschaft soweit wie möglich zu verringern. Erreichen wollte er dies durch die Gründung zweier Anbetungsstätten innerhalb der Grenzen seines neu gebildeten Reiches - eine in Bethel und eine in Dan. Die zehn Stämme sollten aufgefordert werden, sich an diesen beiden Orten statt in Jerusalem zur Anbetung Gottes zu versammeln. Jerobeam Führt Götterbilder Ein MUOT 68 3 Bei der Vorbereitung dieser Umstellung kam Jerobeam der Gedanke, die Vorstellungskraft der Israeliten dadurch zu beflügeln, dass er ihnen mithilfe einer sichtbaren Darstellung die Gegenwart des unsichtbaren Gottes versinnbildlichte. Darum ließ er zwei Kälber aus Gold herstellen und sie in den Heiligtümern an den von ihm bestimmten Anbetungsstätten aufstellen. Mit dieser Darstellung der Gottheit übertrat Jerobeam jedoch das klare Gebot Jahwes: "Du sollst dir kein Götterbild machen ... Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen." (2. Mose 20,4a.5a Elb.) MUOT 69 1 So stark war Jerobeams Verlangen, die zehn Stämme von Jerusalem fernzuhalten, dass er die grundlegende Schwäche seines Planes übersah. Er bedachte nicht die große Gefahr, der er die Israeliten aussetzte, wenn er ihnen jenes Sinnbild der Gottheit vor Augen führte, mit dem ihre Vorfahren während der Jahrhunderte ihrer Sklaverei in Ägypten vertraut gewesen waren. Jerobeam, der auf seiner Flucht vor Salomo bis vor kurzem in Ägypten gewesen war (vgl. 1. Könige 11,40), hätte wissen müssen, wie töricht es war, dem Volk Gottes solch heidnische Darstellungen anzubieten. Seine feste Absicht, die nördlichen Stämme zur Aufgabe ihrer jährlichen Besuche in der heiligen Stadt zu bewegen, veranlasste ihn, diese äußerst leichtsinnige Maßnahme zu ergreifen. Er drängte das Volk: "Ihr braucht nicht länger zum Tempel in Jerusalem zu gehen. Hier ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten hierher geführt hat!" (1. Könige 12,28 GNB) Auf diese Weise wurden seine Untertanen aufgefordert, vor den goldenen Abbildern niederzuknien und fremde Formen der Anbetung anzunehmen. MUOT 69 2 Der König versuchte, die Leviten, von denen einige in seinem Reich lebten, als Priester für seine neu erbauten Heiligtümer in Bethel und Dan zu gewinnen, aber seine Bemühungen hatten keinen Erfolg. Er sah sich deshalb gezwungen, Leute "aus den Reihen des Volkes, die nicht zu den Nachkommen Levis gehörten" (1. Könige 12,31 NLB), zu Priestern zu ernennen. Alarmiert über die Aussichten flohen viele treue Israeliten einschließlich zahlreicher Leviten nach Jerusalem, wo sie Gott gemäß seiner Anweisungen anbeten konnten. Die Falsche Anbetung Wird Getadelt MUOT 69 3 Jerobeam "bestimmte den 15. Tag des achten Monats zum Festtag, ähnlich dem Fest in Juda. In Bethel opferte er dann den goldenen Kälbern, die er hatte gießen lassen. Und dort ernannte er auch Priester der Höhenheiligtümer, die er errichtet hatte" (1. Könige 12,32 NLB). MUOT 69 4 Diese dreiste Auflehnung des Königs gegen Gott durch die Beseitigung göttlich verordneter Einrichtungen durfte nicht ungestraft bleiben. Mitten in der Einweihungsfeier vor dem fremdartigen Altar, wo Jerobeam als Priester auftrat und Räucherwerk verbrannte, trat ein Mann Gottes aus Juda mit dem Auftrag vor ihn, ihn wegen der Einführung neuer Gottesdienstformen öffentlich anzuprangern. Der Prophet rief "zum Altar hin, was der Herr ihm gesagt hatte: ›Altar! Altar! So spricht der Herr: Dem Königshaus Davids wird ein Kind mit Namen Josia geboren werden. Der wird die Priester der Höhenheiligtümer, die Opfer auf dir verbrennen, töten, und Menschenknochen wird er auf dir verbrennen.‹ Am gleichen Tag tat er ein Zeichen und sagte: ›Der Herr hat versprochen, folgendes Zeichen zu geben: Dieser Altar bricht auseinander, und die Asche, die darauf liegt, wird verschüttet.‹" (1. Könige 13,2.3 NLB). Gleich darauf barst der Altar, "und die Asche ergoss sich daraus, wie der Prophet es nach dem Zeichen des Herrn vorhergesagt hatte". (1. Könige 13,5 NLB) MUOT 70 1 Als Jerobeam dies sah, erfüllte ihn solch heftiger Trotz gegen Gott, dass er den Überbringer der Botschaft festnehmen lassen wollte. Voller Zorn streckte er die Hand gegen den Propheten aus und befahl: "Nehmt den Mann fest!" (1. Könige 13,4 GNB) Seine Unbeherrschtheit wurde jedoch sofort bestraft: Seine ausgestreckte Hand verlor plötzlich alle Kraft und erstarrte, sodass er sie nicht mehr zurückziehen konnte. MUOT 70 2 Zu Tode erschrocken flehte der König den Propheten an, sich bei Gott für ihn einzusetzen: "Bete zu dem Herrn, deinem Gott, und bitte ihn für mich, meine Hand wieder gesund zu machen! Der Mann Gottes betete zum Herrn, und die Hand des Königs wurde wieder vollständig gesund." (1. Könige 13,6 NLB) MUOT 70 3 Vergeblich war Jerobeams Bemühen, einen fremden Altar, dessen Verehrung zu einer Missachtung der Anbetung Gottes im Tempel von Jerusalem geführt hätte, feierlich einzuweihen. Diese Botschaft des Propheten hätte den König zur Umkehr und zur Abkehr von seiner bösen Absicht führen sollen, das Volk von der wahren Gottesverehrung abzuhalten. Aber er verhärtete sein Herz und beschloss, seinen eigenen Weg weiterzugehen. MUOT 70 4 Während dieses Festes in Bethel waren die Herzen der Israeliten noch nicht völlig verriegelt. Viele waren für den Einfluss des Heiligen Geistes empfänglich. Der Herr beabsichtigte, jene, die schnell Schritte in Richtung Abfall unternahmen, von ihrem Weg abzubringen, ehe es zu spät war. Deshalb sandte er seinen Propheten, um ihr götzendienerisches Vorgehen zu unterbinden und sowohl dem König als auch dem Volk die Folgen dieses Abfalls zu offenbaren. Mit der Zerstörung des Altars drückte Gott sein Missfallen an dem Gräuel aus, der in Israel geschah. MUOT 70 5 Der Herr will retten und nicht zerstören. Er freut sich, Sünder selig zu machen. "So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen." (Hesekiel 33,11) Durch Warnungen und inständige Bitten fordert er die Abtrünnigen auf, ihr sündhaftes Treiben einzustellen und sich zu ihm zu bekehren, damit sie leben. Er verleiht seinen erwählten Boten eine heilige Kühnheit, damit die Hörer der Botschaft zur Reue bewogen werden können. Wie entschieden hat der Mann Gottes den König zurechtgewiesen! Diese Härte war auch notwendig, denn die bestehenden Übel hätten auf keine andere Weise getadelt werden können. Der Herr erfüllte seinen Diener mit Mut, damit bei den Zuhörern ein bleibender Eindruck erweckt wurde. Die Botschafter des Herrn sollten niemals Menschen fürchten, sondern unerschrocken für das Recht eintreten. Solange sie Gott vertrauen, brauchen sie sich nicht zu fürchten, denn ihr Auftraggeber gibt ihnen die Gewissheit seiner schützenden Fürsorge. Der Prophet Lässt Sich Zum Ungehorsam Verführen MUOT 71 1 Als der Prophet seine Botschaft ausgerichtet hatte und weggehen wollte, forderte ihn Jerobeam auf: "Komm mit mir in den Palast und iss etwas, und ich will dir auch ein Geschenk geben." "Selbst wenn du mir die Hälfte deiner Habe anbieten würdest", erwiderte der Prophet hierauf, "würde ich nicht mit dir gehen. Ich würde an diesem Ort nichts essen und nichts trinken. Denn der Herr hat mir folgendes Gebot mitgegeben: ›Du darfst nichts essen und nichts trinken und du darfst auch nicht auf demselben Weg, den du gekommen bist, zurückgehen.‹" (1. Könige 13,7-9). MUOT 71 2 Für den Propheten wäre es gut gewesen, wenn er seiner Absicht treu geblieben und ohne Verzögerung nach Judäa zurückgekehrt wäre. Als er auf einem anderen Weg heimreiste, holte ihn ein alter Mann ein, der vorgab, ebenfalls ein Prophet zu sein. Er belog den Mann Gottes, indem er behauptete: "Auch ich bin ein Prophet, so wie du. Und ein Engel gab mir die Botschaft vom Herrn: ›Nimm ihn mit in dein Haus und gib ihm zu essen und Wasser zu trinken.‹" (1. Könige 13,18 NLB) Er wiederholte diese Lüge so oft und bedrängte ihn mit seiner Einladung, bis sich der Mann Gottes zur Umkehr überreden ließ. MUOT 71 3 Weil sich der wahre Prophet solch ein Verhalten entgegen seiner Pflicht erlaubte, ließ ihn Gott die Strafe der Übertretung erleiden. Während er noch mit dem Mann, der ihn zur Rückkehr nach Bethel bewogen hatte, zu Tisch saß, kam der Geist des Allmächtigen über den falschen Propheten, und "er sagte zu dem Mann Gottes aus Juda: ›So spricht der Herr: Du hast die Botschaft des Herrn missachtet und dem Gebot, das dir der Herr, dein Gott, gab, nicht gehorcht. Du bist an diesen Ort zurückgekehrt ... deshalb wird dein Leichnam nicht im Grab deiner Väter bestattet werden.‹" (1. Könige 13,21.22 NLB). MUOT 72 1 Diese unheilvolle Weissagung ging bald buchstäblich in Erfüllung. "Als der Prophet aus Juda fertig gegessen und getrunken hatte, sattelte sein Gastgeber seinen eigenen Esel für ihn, und er machte sich wieder auf den Weg. Doch während er ritt, fiel ihn ein Löwe an und tötete ihn. Sein Leichnam lag auf der Straße, und der Esel und der Löwe standen daneben. Leute kamen vorbei und sahen den Leichnam auf der Straße liegen ... und sie erzählten es in der Stadt, in der der alte Prophet lebte. Als der alte Prophet, der ihn von seinem Weg zurückgebracht hatte, das hörte, sagte er: ›Das ist der Mann Gottes, der dem Gebot des Herrn nicht gehorcht hat.‹" (1. Könige 13,23-26 NLB) MUOT 72 2 Dass den treulosen Boten diese Strafe ereilt hatte, war ein weiterer Beweis für die Zuverlässigkeit der Prophezeiung, die über den Altar ausgesprochen worden war. Denn wäre dem Propheten erlaubt worden, in Sicherheit seines Weges zu ziehen, nachdem er dem Wort des Herrn nicht gehorcht hatte, hätte der König diese Tatsache zum Versuch benutzt, seinen eigenen Ungehorsam zu rechtfertigen. Der zerborstene Altar, der gelähmte Arm und das schreckliche Schicksal dessen, der es gewagt hatte, einem ausdrücklichen Befehl Jahwes ungehorsam zu sein, hätten Jerobeam zeigen sollen, wie schnell ein beleidigter Gott seinen Unwillen äußert. Diese Gerichte hätten ihn warnen sollen, nicht in seinem Frevel zu verharren. Doch Jerobeam war von Reue weit entfernt, denn er "setzte weiterhin Priester aus den Reihen des Volkes für die Höhenheiligtümer ein. Jeder, der wollte, konnte dort als Priester dienen" (1. Könige 13,33 NLB). Dadurch versündigte sich Jerobeam nicht nur selbst schwer, sondern verführte auch "ganz Israel zur Sünde" (1. Könige 14,16b NLB). "Diese Sache wurde zur Sünde des Hauses Jerobeam und zum Anlass, es [schließlich] auszutilgen und zu vernichten von der Oberfläche der Erde hinweg." (1. Könige 13,34 Elb.) MUOT 72 3 Am Ende einer wechselvollen Regierungszeit von 22 Jahren erlitt Jerobe- am eine schwere Niederlage im Krieg mit Abija, dem Nachfolger Rehabeams. "Es gelang Jerobeam nicht mehr, seine alte Macht zurückzugewinnen, und schließlich beendete der Herr sein Leben und er starb." (2. Chronik 13,20 NLB) Der Anfang Vom Ende Israels MUOT 72 4 Der Abfall, der während der Regierungszeit Jerobeams einsetzte, wurde immer ausgeprägter, bis er schließlich den völligen Untergang des Reiches Israel herbeiführte. Noch vor dem Tod Jerobeams verkündigte Ahija, ein greiser Prophet in Silo, der viele Jahre zuvor die Thronbesteigung Jerobeams vorausgesagt hatte: "Dann schlägt der Herr Israel, dass es schwankt wie ein Schilfrohr im Wasser. Er wird die Israeliten aus diesem guten Land, das er ihren Vorfahren gegeben hat, vertreiben und über den Euphrat hinaus verstreuen, denn sie haben den Zorn des Herrn erregt, als sie die Aschera-Bilder anbeteten. Er wird Israel verlassen, weil Jerobeam gesündigt und ganz Israel zur Sünde verführt hat." (1. Könige 14,15.16 NLB) MUOT 73 1 Doch der Herr gab das Volk Israel nicht auf, ohne vorher alles getan zu haben, um es zu seinem früheren Treueverhältnis zu ihm zurückzuführen. Lange, finstere Jahre hindurch, als ein Herrscher nach dem anderen kühn dem Himmel trotzte und sich Israel immer tiefer im Götzendienst verfing, sandte Gott seinem abtrünnigen Volk Botschaft um Botschaft. Durch seine Propheten bot er ihm jede Möglichkeit, die Flut des Abfalls aufzuhalten und zu ihm zurückzukehren. In den Jahrhunderten nach der Teilung des Reiches würden Elia und Elisa auftreten, und auch die liebevollen Aufforderungen von Hosea, Amos und Obadja würden im Land vernommen werden. Das Reich Israel blieb niemals ohne edle Zeugen der Macht Gottes, die von Sünde erretten kann. Selbst in den dunkelsten Zeiten blieben einige dem göttlichen Herrscher treu und lebten inmitten des Götzendienstes aus der Sicht des heiligen Gottes untadelig. Diese Getreuen wurden zum ansehnlichen Überrest gezählt, durch den der ewige Ratschluss Jahwes schließlich in Erfüllung gehen sollte. ------------------------Kapitel 8 - Das Nordreich Fällt Von Gott Ab MUOT 74 0 2. Chronik 14 bis 16; 1. Könige 15,9-34 und 16,25-33. MUOT 74 1 In der Zeit zwischen dem Tod Jerobeams und dem Auftreten Elias vor König Ahab erlebte das Volk Israel einen ununterbrochenen geistlichen Niedergang. Unter der Herrschaft von Männern, die Gott nicht fürchteten und fremde Formen der Gottesverehrung förderten, vergaß die Mehrheit des Volkes sehr bald seine Pflicht, dem lebendigen Gott zu dienen, und nahm viele Praktiken des Götzendienstes an. MUOT 74 2 Nadab, der Sohn Jerobeams, saß nur ein paar Monate lang auf dem Thron Israels. Seine Laufbahn zum Bösen wurde plötzlich durch eine Verschwörung unter Führung Baschas beendet, eines von Nadabs Heerführern. Dieser wollte die Regierungsgewalt erlangen. Nadab wurde samt seiner ganzen Nachkommenschaft ermordet, "wie es der Herr durch den Propheten Ahija von Silo vorausgesagt hatte. Das geschah, denn "Jerobeam hatte durch sein schlechtes Vorbild die Israeliten zum Götzendienst verführt." 1. Kön. 15,30 Hfa MUOT 74 3 Damit fand das Haus Jerobeam sein Ende. Der von ihm eingeführte Götzendienst hatte über die schuldigen Übeltäter die Vergeltung des Himmels herbeigeführt. Dennoch setzten die nachfolgenden Herrscher - Bascha, Ela, Simri und Omri - nahezu 40 Jahre lang denselben verhängnisvollen Weg fort (siehe 1. Könige 16,8-26). MUOT 74 4 Während des längsten Teils dieser Zeit des Abfalls in Israel herrschte Asa über das benachbarte Königreich Juda. Viele Jahre hindurch tat Asa, "wie es dem Herrn, seinem Gott, Freude machte. Er ließ die fremden Altäre und Höhenheiligtümer niederreißen, die Säulen der Götzen umstürzen und die Aschera-Bilder zerschlagen. Er befahl dem Volk von Juda, den Herrn, den Gott seiner Vorfahren, zu suchen, seinem Gesetz zu gehorchen und seine Gebote zu halten. Auch aus den Städten Judas ließ er die Höhenheiligtümer und Rauchopfersäulen entfernen. So herrschte Frieden in Asas Reich" (2. Chronik 14,1-4 NLB). Asas Sieg Durch Vertrauen In Gott MUOT 75 1 Der Glaube Asas wurde ernstlich auf die Probe gestellt, als "der Kuschite Serach ... gegen sie auszog mit einem Heer von tausend Mal tausend Mann und 300 Wagen" (2. Chronik 14,8 Elb.) und in sein Reich einfiel. In dieser Krise vertraute Asa weder auf die "festen Städte in Juda", die er erbaut hatte, noch auf die Mauern mit "Türmen, Toren und Riegeln" und auch nicht auf die "starken Kriegsleute" (2. Chronik 14,5-7) seines gut ausgebildeten Heeres, sondern auf den Herrn der Heerscharen, in dessen Namen Israel vorzeiten mehrfach wunderbar errettet worden war. Er stellte seine Streitkräfte zum Kampf auf und suchte zugleich Hilfe bei Gott. MUOT 75 2 Die feindlichen Heere standen nun einander gegenüber. Das war ein Augenblick der Prüfung für alle, die dem Herrn dienten. Hatten sie jede Sünde bekannt? Besaßen die Männer Judas volles Vertrauen in Gottes errettende Macht? Solche Gedanken bewegten die Leiter. Nach menschlichem Ermessen würde das riesige Heer aus Ägypten alles hinwegfegen. MUOT 75 3 In Friedenszeiten hatte sich Asa aber nicht Belustigungen und Vergnügungen hingegeben, sondern sich auf jeden Notfall vorbereitet. Er hatte ein kampfbereites Heer aufgestellt und seine Untertanen zu veranlassen versucht, mit Gott Frieden zu schließen. Nun wankte sein Glaube an Gott nicht, obwohl seine Streitkräfte an Zahl denen des Feindes unterlegen waren. Weil der König den Herrn in guten Tagen gesucht hatte, konnte er sich auch in dieser Notzeit auf ihn verlassen. Seine Bitten bewiesen, dass ihm Gottes wunderbare Macht nicht fremd war. "Herr, es ist dir nicht schwer, dem Schwachen gegen den Starken zu helfen. Hilf uns, Herr, unser Gott", flehte er, "denn wir verlassen uns auf dich, und in deinem Namen sind wir gekommen gegen diese Menge. Herr, du bist unser Gott, gegen dich vermag kein Mensch etwas." (2. Chronik 14,10) MUOT 75 4 Das Gebet Asas kann jeder überzeugte Christ uneingeschränkt beten. Auch wir stehen in einem Kampf, "nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut, sondern gegen die bösen Mächte und Gewalten der unsichtbaren Welt, gegen jene Mächte der Finsternis, die diese Welt beherrschen, und gegen die bösen Geister in der Himmelswelt" (Epheser 6,12 NLB). In den Kämpfen des Lebens müssen wir auch bösen Mächten widerstehen, die sich gegen das Recht stellen. Da ruht unsere Hoffnung nicht auf Menschen, sondern auf dem lebendigen Gott. Mit völliger Glaubensgewissheit dürfen wir erwarten, dass er zur Ehre seines Namens seine Macht mit menschlichen Bemühungen vereinigen wird. So können wir, angetan mit dem "Panzer der Gerechtigkeit" (Epheser 6,14b), den Sieg über jeden Feind erringen. MUOT 76 1 König Asas Glaube wurde deutlich belohnt. "Da schlug der Herr die Ku- schiter vor Asa und dem Heer von Juda, und sie liefen davon. Asa und seine Männer verfolgten sie bis nach Gerar. Dabei erlitt das Heer der Kuschiter so schwere Verluste, dass es sich nicht mehr sammeln konnte. Die Kuschiter wurden vom Herrn und seinem Heer geschlagen." (2. Chronik 14,11.12 NLB) Eine Reformation In Juda MUOT 76 2 Als die siegreichen Heere Judas und Benjamins nach Jerusalem zurückkehrten, "da kam der Geist Gottes über Asarja, den Sohn Odeds. Er zog König Asa entgegen. "Hör mir zu, Asa!, rief er. Hört, Männer aus den Stämmen Juda und Benjamin! Der Herr ist so lange bei euch, wie ihr ihm treu bleibt! Wenn ihr ihn sucht, wird er sich finden lassen, doch wenn ihr ihn verlasst, wird er euch verlassen ... Nun aber seid stark und mutig und gebt nicht auf, denn euer Tun soll belohnt werden!" (2. Chronik 15,1.2.7 NLB) MUOT 76 3 Asa wurde durch diese Worte so sehr ermutigt, dass er bald darauf eine zweite Reformation in Juda durchführte. "Er ließ alle Götzen im Gebiet von Juda und Benjamin und in den Städten, die er im Gebirge Ephraim erobert hatte, entfernen. Den Altar des Herrn jedoch, der vor dem Eingang des Tempels des Herrn stand, ließ er erneuern. Dann rief Asa alle Einwohner aus dem Gebiet von Juda und Benjamin und die Leute aus den Stämmen Ephraim, Manasse und Simeon, die sich unter ihnen angesiedelt hatten, zusammen. Viele Israeliten waren zu ihm gekommen, weil sie gesehen hatten, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war. Die Versammlung fand im dritten Monat, im 15. Jahr von Asas Herrschaft, in Jerusalem statt. An diesem Tag opferten sie dem Herrn von den Tieren, die sie in der Schlacht erbeutet hatten, 700 Rinder und 7000 Schafe und Ziegen. Danach schlossen sie einen Bund: Sie versprachen, den Herrn, den Gott ihrer Vorfahren, aus ganzem Herzen und ganzer Seele zu suchen ... und er ließ sich von ihnen finden. Und der Herr schenkte ihnen ringsum Ruhe." (2. Chronik 15,8-12.15) Asas Fehler MUOT 76 4 Der lange Bericht von Asas treuem Dienst wurde allerdings durch einige Fehler getrübt, die er in Zeiten machte, in denen er sein Vertrauen nicht völlig auf Gott setzte. Als Bascha, der König Israels, einmal in Juda einfiel und Rama besetzte - eine Festung, die etwa acht Kilometer von Jerusalem entfernt lag - suchte Asa Befreiung, indem er ein Bündnis mit Ben-Hadad, dem König von Syrien, schloss. In dieser Notlage versagte er darin, allein Gott zu vertrauen, und dies wurde durch den Propheten Hanani streng gerügt, der vor Asa mit folgender Botschaft auftrat: "Weil du dein Vertrauen auf den König von Aram gesetzt hast statt auf den Herrn, deinen Gott, konntest du das Heer des Königs von Aram nicht besiegen. Erinnere dich an das riesige Heer der Kuschiter und Libyer mit all ihren Streitwagen und Reitern! Damals hast du dich auf den Herrn verlassen, und er hat sie in deine Hände gegeben. Die Augen des Herrn blicken über die ganze Erde, um die zu stärken, deren Herzen ganz ihm gehören. Du hast dich töricht verhalten. Von jetzt an wirst du Krieg führen müssen." Anstatt sich wegen seines Fehlers vor Gott zu demütigen, wurde Asa "so wütend auf den Propheten, der ihm diese Botschaft überbracht hatte, dass er ihn ins Gefängnis werfen ließ. Zur gleichen Zeit begann er auch andere Angehörige seines Volkes zu unterdrücken" (2. Chronik 16,7-10 NLB). MUOT 77 1 Im 39. Jahr seiner Herrschaft "befiel Asa ein Fußleiden. Doch selbst in dieser schlimmen Krankheit suchte er nicht beim Herrn, sondern nur bei seinen Ärzten Hilfe" (2. Chronik 16,12 NLB). Der König starb im 41. Jahr seiner Herrschaft. Sein Sohn Joschafat wurde sein Nachfolger. Israel Auf Dem Höhepunkt Des Abfalls MUOT 77 2 Zwei Jahre vor Asas Tod begann Ahab über das Königreich Israel zu regieren. Von Beginn an war diese Zeit durch einen sonderbaren und abscheulichen Abfall gekennzeichnet. Sein Vater Omri, der Gründer der Stadt Samaria, tat bereits, "was der Herr verabscheute; er trieb es schlimmer als alle seine Vorgänger" (1. Könige 16,25 Hfa). Doch die Sünden Ahabs waren noch größer, denn er "tat mehr, was den Zorn des Herrn, des Gottes Israels, erregte, als alle Könige Israels vor ihm" (1. Könige 16,33 NLB). "Es war noch das wenigste, dass er an dem Götzendienst Jerobeams festhielt." (1. Könige 16,31a GNB). Es genügte ihm nicht, die in Bethel und Dan üblich gewordenen religiösen Dienste zu fördern, sondern er verleitete das Volk kühn zum schlimmsten Heidentum, indem er die Anbetung Jahwes durch den Baalsdienst ersetzte. MUOT 77 3 Zudem nahm er "Isebel, eine Tochter Etbaals, des Königs der Sidonier" und Hohenpriesters Baals, "zur Frau und begann, den Baal anzubeten. Zuerst baute er dem Baal in Samaria einen Tempel und darin einen Altar" (1. Könige 16,31b.32). MUOT 77 4 Ahab führte die Anbetung Baals nicht nur in der Hauptstadt seines Landes ein, sondern ließ nach den Anweisungen Isebels auch noch auf vielen Anhöhen heidnische Altäre errichten. Im Schutz von umliegenden Hainen übten Priester und andere, die an der Ausführung dieser verführerischen Form des Götzendienstes beteiligt waren, ihren verderblichen Einfluss aus, bis beinahe ganz Israel Baal nachfolgte. "Es gab keinen anderen, der sich so zu dem hergab, was in den Augen des Herrn Unrecht war, wie Ahab, der von seiner Frau Isebel dazu verführt wurde. Vor allem machte er sich schuldig, weil er Götzen anbetete, wie die Amoriter es getan hatten, die der Herr vor den Israeliten aus dem Land vertrieben hatte." (1. Könige 21,25.26 NLB) MUOT 78 1 Ahab war in moralischer Hinsicht ein Schwächling. Seine Eheverbindung mit einer götzendienerischen Frau, die charakterstark und temperamentvoll war, wirkte sich sowohl für ihn als auch für das Volk verhängnisvoll aus. Skrupellos, wie er war, und ohne hohen Maßstab für Rechtschaffenheit konnte sein Charakter leicht durch das entschlossene Auftreten Isebels beeinflusst werden. Wegen seiner selbstsüchtigen Natur konnte er das Erbarmen Gottes mit Israel nicht wertschätzen und seine Verpflichtungen als Hüter und Führer des auserwählten Volkes nicht verstehen. MUOT 78 2 Unter dem verderblichen Einfluss der Herrschaft Ahabs irrte Israel immer mehr vom lebendigen Gott ab und nahm immer üblere Gewohnheiten an. Seit Jahren hatte das Volk seinen Sinn für Ehrerbietung und Gottesfurcht eingebüßt. Nun schien es, als ob niemand mehr sein Leben aufs Spiel zu setzen wagte, um der vorherrschenden Gotteslästerung offen entgegenzutreten. Der dunkle Schatten des Abfalls lag auf dem ganzen Land. Überall waren Statuen von Baal und Aschera zu sehen. Götzentempel und geweihte Haine, wo Werke aus Menschenhand verehrt wurden, schossen wie Pilze aus dem Boden. Die Luft war vom Rauch der Götzenopfer verunreinigt. Von Berg und Tal hallte das wüste Geschrei der betrunkenen heidnischen Priester wider, die der Sonne, dem Mond und den Sternen ihre Opfer darbrachten. MUOT 78 3 Durch den Einfluss Isebels und ihrer ruchlosen Priester wurde das Volk gelehrt, dass die aufgestellten Götzenbilder Gottheiten seien, die durch ihre geheimnisvolle Macht die Elemente der Erde wie Feuer und Wasser beherrschten. Alle Gaben des Himmels - die plätschernden Bäche, die Ströme frischen Wassers, der milde Tau und die Regenschauer, welche die Erde erfrischen und üppiges Wachstum auf den Feldern hervorrufen - wurden der Gunst Baals und Ascheras zugeschrieben, nicht dem Geber aller guten und vollkommenen Gaben. Die Leute vergaßen, dass Hügel und Täler, Ströme und Quellen in der Hand des lebendigen Gottes sind und er über die Sonne, die Wolken des Himmels und alle Kräfte der Natur herrscht. Gott Warnt Das Volk Vergeblich MUOT 79 1 Durch treue Boten ließ der Herr den abtrünnigen König und das Volk wiederholt warnen, doch diese Zurechtweisungen waren vergeblich. Ohne Erfolg machten vom Heiligen Geist erfüllte Boten Jahwes Recht als einziger Gott in Israel geltend; vergebens erhoben sie die Gesetze, die ihnen Gott gegeben hatte. Überwältigt vom großartigen Gepränge und den Riten des Götzendienstes folgten die Israeliten dem Beispiel des Königs und seines Hofes und gaben sich den berauschenden und erniedrigenden Vergnügungen einer sinnlichen Anbetung hin. Töricht und verblendet verwarfen sie Gott und seine Verehrung. Das Licht, das ihnen so gnadenvoll geschienen hatte, wurde zur Finsternis. Das glänzende Gold wurde matt. MUOT 79 2 Wie war doch alle Herrlichkeit von Israel gewichen! Nie zuvor war Gottes auserwähltes Volk so tief gefallen. Es gab außer den "450 Propheten Baals" noch "400 Propheten der Aschera" (1. Könige 18,19 NLB). Da konnte nur noch Gottes Wunder wirkende Macht das Volk vor dem völligen Untergang bewahren. Israel hatte sich willentlich von Gott getrennt. Doch der Herr fühlte sich in seinem Erbarmen zu denjenigen hingezogen, die zur Sünde verleitet worden waren. Deshalb sandte er ihnen nun einen seiner mächtigsten Propheten, der viele zur Treue gegenüber dem Gott ihrer Väter zurückführen sollte. ------------------------Kapitel 9 - Der Prophet Elia Erhebt Seine Stimme MUOT 82 0 1. Könige 17,1-7. MUOT 82 1 In den Bergen Gileads östlich des Jordan wohnte zur Zeit Ahabs ein Mann des Glaubens und des Gebets. Sein furchtloser Dienst sollte der schnellen Ausbreitung des Abfalls in Israel entgegenwirken. Elia aus Tischbe lebte fern von jeder bedeutenden Stadt und bekleidete kein hohes Amt. Trotzdem begann er seine Mission im Vertrauen darauf, dass es Gottes Absicht war, ihm den Weg zu ebnen und vollen Erfolg zu schenken. MUOT 82 2 Er sprach Worte voller Glauben und Macht. Sein ganzes Leben war dem Werk der Erneuerung gewidmet. Elia glich der Stimme eines Rufers in der Wüste (vgl. Jesaja 40,3), der die Sünde missbilligen und die Flut des Bösen eindämmen sollte. Während er einerseits die Sünde des Volkes tadelte, wies er andererseits die sündenkranken Israeliten, die geheilt werden wollten, auf das Heilmittel Gottes hin. Elias Kummer Uber Israels Abfall MUOT 82 3 Als Elia sah, wie Israel immer tiefer in der Abgötterei versank, wurde er bekümmert und entrüstet. Gott hatte große Dinge für sein Volk getan. Er hatte den Israeliten "die Länder der Heiden" gegeben, "damit sie seine Gebote hielten und seine Gesetze bewahrten" (Psalm 105,44.45). Nun aber waren Gottes gütige Absichten nahezu vergessen. Der Unglaube trennte das auserwählte Volk schnell von der Quelle seiner Kraft. Elia beobachtete von seinem gebirgigen Aufenthaltsort aus diesen Abfall und wurde von Kummer überwältigt. In seiner Seelennot flehte er Gott an, den gottlosen Lauf des einst von ihm auserwählten Volkes aufzuhalten und es - falls nötig - mit Gerichten zu schlagen, damit es seine Abkehr von Jahwe im wahren Licht erkennen würde. Er sehnte sich danach, das Volk zur Reue und Umkehr zu führen, bevor es sich zu weit in Sünde verstrickt und seinen Herrn zur völligen Vernichtung herausgefordert hatte. MUOT 83 1 Elias Gebet wurde erhört. Häufig wiederholte Appelle, Ermahnungen und Warnungen hatten die Israeliten nicht zur Umkehr bewegen können. Es war für Gott die Zeit gekommen, durch Gerichte zu ihnen zu reden. Weil die Verehrer Baals behaupteten, dass die Schätze des Himmels - Tau und Regen - nicht vom Herrn kämen, sondern den herrschenden Naturkräften zuzuschreiben seien und die Erde durch die schöpferische Kraft der Sonne bereichert und fruchtbar gemacht werde, sollte der Fluch Gottes schwer auf dem verunreinigten Land lasten. Den abgefallenen Stämmen Israels sollte vor Augen geführt werden, wie töricht es ist, der Macht Baals um irdischer Segnungen willen zu vertrauen. Nicht eher sollten Tau und Regen wieder auf das Land fallen, bis sich die Israeliten reuevoll Gott zugewandt und ihn als Quelle alles Segens anerkannt hatten. Eine Gerichtsbotschaft Für König Ahab MUOT 83 2 Elia erhielt den Auftrag, Ahab diese Gerichtsbotschaft des Himmels auszurichten. Er hatte sich nicht darum bemüht, ein Bote des Herrn zu werden. Vielmehr kam das Wort des Herrn zu ihm. Da er auf die Ehre Gottes bedacht war, zögerte er nicht, dem göttlichen Befehl zu gehorchen, obgleich das die schnelle Vernichtung durch den gottlosen König herauszufordern schien. Der Prophet brach sofort auf und reiste Tag und Nacht, bis er die Stadt Samaria erreichte. Vor dem Palast bat er nicht erst lange um Zutritt und wartete auch nicht, bis er formell angemeldet wurde. Im groben Gewand, das die Propheten damals gewöhnlich trugen, schritt er - anscheinend unbemerkt - an den Wachen vorbei und trat gleich darauf vor den erstaunten König. MUOT 83 3 Elia entschuldigte sich nicht wegen seines plötzlichen Auftretens. Ein Größerer als der Herrscher Israels hatte ihm zu reden befohlen. Elia reckte seine Hand zum Himmel und versicherte feierlich bei dem lebendigen Gott, dass die Gerichte des Höchsten in Kürze über Israel hereinbrechen würden. "So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt - der Gott, dem ich diene", erklärte er, "die nächsten Jahre wird weder Tau noch Regen fallen, es sei denn, ich ordne es an!" (1. Könige 17,1 NLB) MUOT 83 4 Nur durch einen starken Glauben an die unfehlbare Macht des Wortes Gottes konnte Elia diese Botschaft überbringen. Ohne das bedingungslose Vertrauen in den Herrn, dem er diente, wäre er nie vor Ahab erschienen. Auf seinem Weg nach Samaria war er an Flüssen, die nie versiegten, an mit Grün bedeckten Hügeln und stattlichen Wäldern vorbeigekommen, die von keiner Dürre gefährdet zu sein schienen. Wohin er auch schaute - alles war erfüllt von Schönheit. Verwundert mag sich der Prophet gefragt haben, wie wohl die scheinbar unerschöpflichen Flüsse austrocknen oder die Hügel und Täler von der Hitze versengt werden könnten. Doch er gab dem Unglauben keinen Raum. Er vertraute fest darauf, dass Gott das abgefallene Volk Israel demütigen und durch seine Gerichte zur Umkehr bewegen würde. Das Machtwort des Himmels war ergangen. Gottes Wort konnte nicht irren. Unter Lebensgefahr führte Elia seinen Auftrag furchtlos aus. MUOT 84 1 Die Botschaft des bevorstehenden Gerichts traf den gottlosen König wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Aber noch ehe sich Ahab von seinem Erstaunen erholen oder eine Antwort geben konnte, war Elia so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war, ohne abzuwarten, was für einen Eindruck seine Botschaft hinterließ. Der Herr ging vor ihm her und wies ihm den Weg. Dem Propheten wurde geboten: "Geh von hier weg und ziehe nach Osten und versteck dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Trink aus dem Bach. Den Raben habe ich befohlen, dich zu versorgen." (1. Könige 17,3.4 NLB) MUOT 84 2 Der König stellte eifrig Nachforschungen an, doch der Prophet war nicht zu finden. Wütend über die Botschaft, dass die Schätze des Himmels verschlossen sein sollten, verlor Königin Isebel keine Zeit, sich mit den Priestern Baals zu beraten. Gemeinsam fluchten sie dem Propheten und spotteten über den Zorn Jahwes. Trotz ihres eifrigen Bemühens, denjenigen aufzuspüren, der die Unheilsbotschaft verkündet hatte, wurden sie enttäuscht. Es gelang ihnen auch nicht, den Richterspruch über den weit verbreiteten Abfall geheim zu halten. Die Neuigkeit, dass Elia die Sünden Israels angeprangert und eine baldige Bestrafung vorausgesagt hatte, verbreitete sich schnell im ganzen Land. Zwar wurden die Ängste einiger geschürt, aber im Allgemeinen wurde die vom Himmel gesandte Botschaft hämisch und geringschätzig aufgenommen. MUOT 84 3 Die Worte des Propheten erfüllten sich unverzüglich. Wer anfänglich noch mit dem Gedanken spielte, über kommendes Unheil zu spotten, erhielt bald Gelegenheit zu ernstem Nachdenken, als nach einigen Monaten die Erde austrocknete, die Pflanzen verdorrten und weder Tau noch Regen den Boden befeuchtete. Im Laufe der Zeit führten selbst Flüsse, die seit Menschengedenken nicht versiegt waren, weniger Wasser, und die Bäche begannen auszutrocknen. Dennoch wurde das Volk durch seine Führer dazu verleitet, weiterhin der Macht Baals zu vertrauen und Elias Weissagung als dummes Gerede abzutun. Die Priester blieben bei der Behauptung, dass es der Macht Baals zuzuschreiben sei, wenn es regnete. Fürchtet nicht Elias Gott und erzittert nicht vor seinem Wort, forderten sie die Leute auf, allein Baal bringe die Ernte zur rechten Zeit hervor und versorge Menschen und Tiere. Das Vergebliche Bemühen Der Baalspriester MUOT 85 1 Gottes Botschaft an Ahab gab Isebel und ihren Priestern und allen Anhängern Baals und Ascheras Gelegenheit, die Macht ihrer Götter auf die Probe zu stellen und die Botschaft von Elia als unzutreffend zu bezeichnen. Elia stand mit seiner Prophezeiung den Versicherungen Hunderter von götzendienerischen Priestern allein gegenüber. Wenn Baal trotz der Erklärung des Propheten vermocht hätte, Tau und Regen hervorzubringen, die Flüsse weiterhin fließen und den Pflanzenwuchs gedeihen zu lassen, hätte der König Israels Baal anbeten dürfen, und das Volk hätte sagen können, Baal sei Gott. MUOT 85 2 Entschlossen, das Volk auch in Zukunft zu täuschen, bringen die Priester Baals ihren Göttern weiterhin Opfer dar und flehen sie bei Tag und Nacht um Erfrischung der Erde an. Durch kostbare Opfer versuchen sie, den Zorn ihrer Götter zu besänftigen. Mit einem Eifer und einer Ausdauer, die einer besseren Sache würdig wären, verweilen sie bei ihren heidnischen Altären und bitten inbrünstig um Regen. Nacht für Nacht lassen sie im ganzen heimgesuchten Land ihre Rufe und Bitten erschallen. Doch keine Wolke zeigt sich bei Tag am Himmel, um die sengenden Strahlen der Sonne zu verhüllen. Weder Tau noch Regen erfrischen das durstige Erdreich. Die Priester Baals mögen anstellen, was sie wollen, das Wort des Herrn bleibt unveränderlich gültig. Das Zweite Jahr Der Trockenheit MUOT 85 3 Ein Jahr vergeht, und immer noch gibt es keinen Regen. Der Erdboden scheint wie durch Feuer versengt. Die Gluthitze vernichtet den spärlichen Pflanzenwuchs, der übrig geblieben ist. Die Flüsse trocknen aus. Brüllende Rinder und blökende Schafe irren gepeinigt hin und her. Einstmals blühende Felder gleichen jetzt heißen Sandwüsten und traurigen Einöden. Die Haine, die dem Götzendienst geweiht sind, entblättern, die Bäume im Wald gleichen hageren Skeletten und spenden keinen Schatten mehr. Die trockene Luft ist zum Ersticken, aufgewirbelter Staub blendet die Sicht und raubt einem fast den Atem. Einst blühende Städte und Dörfer sind zu Orten der Klage geworden. Hunger und Durst bedrohen Menschen und Tiere mit einem furchtbaren Tod. Eine schreckliche Hungersnot rückt immer näher. MUOT 85 4 Trotz dieser Beweise der Macht Gottes bekehren sich die Israeliten nicht und lernen nichts daraus. Sie erkennen nicht, dass der Schöpfer der Natur auch deren Gesetze beherrscht und sie zu Werkzeugen des Segens oder der Vernichtung machen kann. Mit stolzem Herzen und vernarrt in ihre falsche Anbetung sind sie nicht gewillt, sich der Macht Gottes zu beugen. Stattdessen suchen sie nach einer anderen Ursache, der sie ihre Leiden zuschreiben können. MUOT 86 1 Isebel weigerte sich entschieden, die lange Trockenheit als ein Gericht Jahwes anzuerkennen. Unbeugsam in ihrem Entschluss, dem Gott des Himmels zu trotzen, war sie sich mit fast dem ganzen Volk Israel darin einig, Elia als Ursache des ganzen Elends anzuprangern (vgl. 1. Könige 18,17). Hatte er sich nicht gegen ihre Form der Anbetung gewandt? Wenn Elia aus dem Weg geräumt werden könnte, würde dadurch der Zorn ihrer Götter besänftigt und den Schwierigkeiten ein Ende bereitet. Vergebliche Suche Nach Elia MUOT 86 2 Von der Königin gedrängt ordnete Ahab eine überaus gründliche Suche nach dem Versteck des Propheten an. Zu den umliegenden Völkern nah und fern sandte er Boten mit dem Auftrag, den Mann zu suchen, den er hasste und doch auch fürchtete. Um sich zu vergewissern, dass diese Nachforschungen so gründlich wie nur möglich durchgeführt werden, ließ er sich von diesen Staaten sogar beeiden, dass sie den Aufenthaltsort des Propheten wirklich nicht kannten (vgl. 1. Könige 18,10). Doch die Suche war vergeblich. Der Prophet war vor der Arglist des Königs sicher, wegen dessen Sünden das Land von einem erzürnten Gott öffentlich heimgesucht wurde. MUOT 86 3 Als ihre Unternehmungen gegen Elia erfolglos blieben, beschloss Isebel, aus Rache alle Propheten Gottes in Israel umbringen zu lassen. Kein einziger sollte mit dem Leben davonkommen. Die wütende Frau machte ihre Absicht wahr und ließ unter den Knechten Gottes ein Blutbad anrichten. Doch nicht alle kamen um. Obwohl Obadja Ahabs Hofmeister war, hielt er doch treu zu Gott. Unter Lebensgefahr nahm er "100 Propheten und versteckte sie in Höhlen, hier 50 und da 50, und versorgte sie mit Brot und Wasser" (1. Könige 18,4). Das Dritte Jahr Der Hungersnot MUOT 86 4 Auch das zweite Jahr der Hungersnot verstrich, ohne dass der erbarmungslos verschlossene Himmel ein Zeichen für Regen andeutete. Dürre und Hungersnot setzten ihr Vernichtungswerk im ganzen Königreich fort. Ohnmächtig, ihre Leiden zu lindern, mussten Väter und Mütter zusehen, wie ihre Kinder starben. Dennoch weigerten sich die abtrünnigen Israeliten, sich vor Gott zu demütigen, und verfluchten den Mann, dessen Wort dieses schreckliche Strafgericht über sie gebracht hatte. Sie konnten in ihren Leiden und in ihrer Trübsal anscheinend keine Aufforderung zur Umkehr erkennen - ein göttliches Eingreifen, das sie vor dem verhängnisvollen Schritt bewahren sollte, die Grenzen der Vergebung durch den Himmel nicht zu überschreiten. Der Zweck Des Gerichts: Umkehr MUOT 87 1 Der Abfall Israels war schlimmer als all die mannigfachen Schrecken der Hungersnot. Gott wollte die Israeliten von ihrer Verblendung befreien und ihnen ihre Verantwortlichkeit vor dem Einen vor Augen führen, dem sie ihr Leben und alle Dinge verdankten. Er wollte ihnen helfen, ihren verlorenen Glauben zurückzuerlangen. Deshalb musste er großes Elend über sie kommen lassen. MUOT 87 2 ">Meint ihr, ich hätte Freude daran, wenn ein Mensch wegen seiner Vergehen sterben muss?‹, sagt Gott, der Herr. ›Nein, ich freue mich, wenn er von seinem falschen Weg umkehrt und am Leben bleibt!‹" (Hesekiel 18,23 GNB) "Trennt euch von allen Verfehlungen! Schafft euch ein neues Herz und eine neue Gesinnung! Warum wollt ihr unbedingt sterben, ihr Leute von Israel? Ich habe keine Freude daran, wenn ein Mensch wegen seiner Vergehen sterben muss. Das sage ich, der Herr, der mächtige Gott. Also kehrt um, damit ihr am Leben bleibt!" (Hesekiel 18,31.32 GNB) "Darum kehrt um, kehrt schleunigst um! Warum wollt ihr in euer Verderben laufen, ihr Leute von Israel?" (Hesekiel 33,11 GNB) MUOT 87 3 Gott hatte Boten zu den Israeliten gesandt, die sie aufforderten, zum früheren Gehorsam zurückzukehren. Hätten sie diese Aufrufe befolgt und sich von Baal zum lebendigen Gott gewandt, wäre Elia niemals mit einer Gerichtsbotschaft beauftragt worden. Nun aber hatten sich die Warnungen, die ihnen ein "Geruch des Lebens zum Leben" hätten sein können, als ein "Geruch des Todes zum Tode" erwiesen (2. Korinther 2,16). Ihr Stolz war verletzt und ihr Zorn gegen die Boten Gottes erregt worden. Nun richtete sich ihr ganzer Hass gegen den Propheten Elia. Sollte er ihnen in die Hände fallen, wollten sie ihn gern Isebel ausliefern - als ob die Erfüllung seiner Worte hätte aufgehalten werden können, indem sie seine Stimme zum Schweigen brachten! Trotz allem Unglück hielten sie weiter an ihrer Götzenanbetung fest. Auf diese Weise vergrößerten sie noch die Schuld, die zum landesweiten himmlischen Strafgericht geführt hatte. MUOT 87 4 Für das geplagte Israel gab es nur ein Heilmittel: Abkehr von den Sünden, um deretwillen die Hand Gottes es strafte, und eine Hinwendung zum Herrn von ganzem Herzen. Ihm war von Gott die Zusicherung gegeben worden: "Wenn ich den Himmel verschließe, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder ich eine Pest unter mein Volk kommen lasse und sich dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen." (2. Chronik 7,13.14) Um dieses segensreiche Ergebnis hervorzubringen, verweigerte ihnen Gott weiterhin Tau und Regen, bis eine entschiedene Reformation stattfinden würde. ------------------------Kapitel 10 - Deutliche Worte Der Zurechtweisung MUOT 89 0 1. Könige 17,5 bis 18,19, Psalm 104 und 5. Mose 11,13-19. MUOT 89 1 Eine Zeitlang hielt sich Elia in den Bergen am Bach Krit verborgen. Dort wurde er viele Monate lang auf wunderbare Weise mit Nahrung versorgt. Als später auch dieser Bach infolge der anhaltenden Dürre austrocknete, befahl Gott seinem Diener, in einem heidnischen Land Zuflucht zu suchen: "Steh auf und geh nach Zarpat in der Nähe von Sidon und bleib dort. Ich habe dort einer Witwe den Auftrag gegeben, dich zu versorgen." (1. Könige 17,9 NLB) MUOT 89 2 Diese Frau war keine Israelitin. Sie hatte nie Anteil an den Vorrechten und Segnungen des erwählten Volkes Gottes gehabt, aber sie glaubte an den wahren Gott und lebte gemäß der Erkenntnis, die sie erhalten hatte. Als es in Israel für Elia keine Sicherheit mehr gab, sandte ihn Gott zu dieser Frau, in deren Heim er Zuflucht fand. "Also machte er sich auf und ging nach Zarpat. Als er an den Toren der Stadt ankam, sah er eine Witwe, die Holz auflas, und er rief ihr zu und fragte: ›Würdest du mir einen Becher Wasser holen, damit ich trinken kann?‹ Als sie sich auf den Weg machte, es zu holen, rief er ihr nach: ›Und bring mir bitte auch ein Stück Brot mit.‹" (1. Könige 17,10.11 NLB) Der Glaube Der Witwe Wird Geprüft MUOT 89 3 Auf diesem von Armut geplagten Haushalt lastete die Hungersnot schwer. Der ohnehin kärgliche Speisevorrat war fast aufgebraucht. Gerade an dem Tag, als die Witwe befürchtete, ihren Überlebenskampf aufgeben zu müssen, traf Elia ein. Sein Kommen stellte ihren Glauben an die Macht des lebendigen Gottes, der für ihre Bedürfnisse sorgen konnte, auf die äußerste Probe. Doch selbst in dieser äußersten Notlage bezeugte sie ihr Vertrauen, indem sie der Bitte des Fremdlings, ihren letzten Bissen mit ihm zu teilen, bereitwillig nachkam. MUOT 90 1 Die Witwe entgegnete Elias Forderung nach Speise und Trank mit den Worten: "So wahr der Herr, dein Gott, lebt, ich habe kein einziges Stück Brot mehr. Im Topf ist nur noch eine Hand voll Mehl und im Krug nur noch ein kleiner Rest Öl. Ich habe gerade ein paar Zweige gesammelt, um diese Mahlzeit zu bereiten für mich und meinen Sohn; wir werden essen und sterben." (1. Könige 17,12 NLB) Elia erwiderte daraufhin: "Hab keine Angst! Geh und mach, was du gesagt hast, aber backe mir zuerst einen kleinen Laib Brot und bring ihn heraus. Dann backe für dich und deinen Sohn. Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: ›Das Mehl im Topf wird nicht aufgebraucht werden und das Öl im Krug nicht zur Neige gehen, bis zu dem Tag, an dem der Herr dem Land Regen schickt!‹" (1. Könige 17,13.14 NLB) MUOT 90 2 Eine größere Glaubensprüfung hätte Elia nicht fordern können. Bis jetzt hatte die Witwe alle Fremdlinge freundlich und freigebig aufgenommen. Jetzt vertraute sie auf den Gott Israels, der jedem Mangel abzuhelfen vermochte, ungeachtet der Folgen, die ihr und ihrem Kind daraus erwachsen könnten. Indem sie "tat, was ihr Elia aufgetragen hatte" (1. Könige 17,15a NLB), bestand sie diese außerordentliche Prüfung ihrer Gastfreundschaft. MUOT 90 3 Die Gastlichkeit, die diese phönizische Frau dem Propheten Gottes erwies, war bewunderungswürdig. Auf wunderbare Weise wurden ihr Glaube und ihre Freigebigkeit belohnt. "Sie ging los und tat, was Elia ihr aufgetragen hatte, und sie, Elia und ihr Sohn aßen viele Tage lang. Denn das Mehl im Topf nahm kein Ende und das Öl im Krug ging nicht zur Neige, wie es der Herr durch Elia versprochen hatte." (1. Könige 17,15.16 NLB) MUOT 90 4 "Einige Zeit später wurde der Sohn der Frau des Hauses krank. Es ging ihm immer schlechter, und schließlich hörte er auf zu atmen. Da sagte sie zu Elia: ›Mann Gottes, was habe ich mit dir zu schaffen? Bist du gekommen, um mich an meine Sünden zu erinnern und dann meinen Sohn zu töten?‹ Aber Elia antwortete: ›Gib mir deinen Sohn.‹ Er nahm ihn ihr aus den Armen, trug ihn hinauf in das obere Zimmer, in dem er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. Dann flehte er zum Herrn und sprach: ›Herr, mein Gott, warum bringst du Unglück über diese Witwe, die mich in ihr Haus aufgenommen hat, und hast ihren Sohn sterben lassen?‹ Und er warf sich drei Mal über das Kind und flehte zum Herrn und sprach: ›Herr, mein Gott, lass das Leben in dieses Kind wieder zurückkehren.‹ Der Herr erhörte Elias Gebet, und das Leben kehrte in das Kind zurück, und es wurde wieder lebendig. Elia nahm es und trug es vom oberen Zimmer hinunter ins Haus und übergab es seiner Mutter. ›Sieh, dein Sohn lebt!‹, sagte er. Da sagte die Frau zu Elia: Jetzt weiß ich bestimmt, dass du ein Mann Gottes bist und der Herr wahrhaftig durch dich spricht.‹" (1. Könige 17,17-24 NLB) Gastfreundschaft Wird Von Gott Belohnt MUOT 91 1 Die Witwe in Zarpat teilte ihren letzten Bissen mit Elia. Dafür wurden ihr Leben und das ihres Sohnes bewahrt. So hat Gott all jenen großen Segen verheißen, die in Zeiten der Anfechtung und des Mangels anderen, die noch bedürftiger sind, ihr Mitgefühl bekunden und Hilfe leisten. Der Herr hat sich nicht gewandelt. Seine Macht ist heute nicht geringer als zur Zeit Elias. Die Verheißung von Jesus "Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen" (Matthäus 10,41) gilt heute noch genauso wie damals. MUOT 91 2 "Vergesst nicht, Fremden Gastfreundschaft zu erweisen, denn auf diese Weise haben einige Engel beherbergt, ohne es zu merken!" (Hebräer 13,2 NLB) Diese Worte haben im Laufe der Zeit nichts an Gültigkeit eingebüßt. Immer noch stellt unser himmlischer Vater seinen Kindern Gelegenheiten in den Weg, die verborgene Segnungen sind. Wer diese Gelegenheiten nutzt, erlebt große Freude. "Öffne dem Hungrigen dein Herz und hilf dem, der in Not ist. Dann wird dein Licht in der Dunkelheit aufleuchten und das, was dein Leben dunkel macht, wird hell wie der Mittag sein. Dann wird dich der Herr beständig leiten und dir selbst in Dürrezeiten innere Zufriedenheit bewahren. Er wird deinen Körper erfrischen, sodass du einem soeben bewässerten Garten gleichst und wie eine nie versiegende Quelle bist." (Jesaja 58,10.11 NLB) MUOT 91 3 Christus versichert noch heute seinen treuen Dienern: "Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat." (Matthäus 10,40) Keine Gefälligkeit, die in seinem Namen geschieht, wird unbeachtet und unbelohnt bleiben, selbst wenn sie den schwächsten und geringsten Kindern Gottes erwiesen wird. Jesus versprach: "Wer dem geringsten meiner Nachfolger" - das heißt: solchen, die in ihrem Glauben und in ihrer christlichen Erkenntnis noch wie Kinder sind - "auch nur ein Glas kaltes Wasser reicht, darf sicher sein, dafür belohnt zu werden." (Matthäus 10,42 NLB) Elia Muss Abwarten MUOT 91 4 Während der langen Jahre der Dürre und der Hungersnot betete Elia ernstlich darum, dass sich die Israeliten vom Götzendienst abwenden und zu ihrer Treue gegenüber Jahwe zurückkehren. Der Prophet wartete geduldig, während die Hand des Herrn schwer auf dem geplagten Land lastete. Als er erkannte, wie das Leid und die Armut in jeder Hinsicht zunahmen, schmerzte es ihn zutiefst und er wünschte sich sehnlichst eine Vollmacht, schnell einen Wandel herbeizuführen. Gott verfolgte aber seinen eigenen Plan. Daher konnte sein Diener nichts anderes tun, als weiter vertrauensvoll zu beten und die Zeit für ein entschiedenes Handeln abzuwarten. MUOT 92 1 Der Abfall, der in Elias Zeit herrschte, war das Ergebnis langjähriger Sünden. Jahr für Jahr war Israel schrittweise vom richtigen Weg abgewichen. Eine Generation nach der anderen hatte sich gesträubt, den rechten Weg einzuschlagen, bis sich zuletzt die überwiegende Mehrheit des Volkes von finsteren Mächten leiten ließ. Israel Anerkennt Seine Abhängigkeit Von Gott MUOT 92 2 Ein Jahrhundert etwa war verstrichen, seitdem die Israeliten unter König Davids Herrschaft gemeinsam dem Allerhöchsten Lobgesänge darbrachten, in denen sie ihre völlige Abhängigkeit von seinen täglichen Gnadenerweisungen anerkannten. Lasst uns ihre Worte der Verehrung Gottes vernehmen, die sie damals sangen: MUOT 92 3 "Gott, unser Retter, du hältst uns die Treue ... Deine Taten wecken Freude und Jubel überall, wo Menschen wohnen. Du sorgst für das Land, du machst es reich und fruchtbar: So lässt du das Korn für die Menschen wachsen. Gott, deine Bäche sind immer voll Wasser; du feuchtest die Furchen und ebnest die Schollen, du tränkst die Felder mit Regengüssen und segnest, was auf ihnen sprießt. Mit guten Gaben krönst du das Jahr, in deinen Spuren lässt du Überfluss zurück. Die Steppe füllt sich mit üppigem Grün, die Hügel hallen wider von Freudenrufen. Die Weiden schmücken sich mit Herden, die Täler hüllen sich in wogendes Korn - alles ist voll Jubel und Gesang." (Psalm 65,6a.9b-14 GNB) MUOT 92 4 Damals erkannte Israel Gott als den an, der "das Erdreich gegründet" hatte (Psalm 104,5a). In diesem Glauben sangen sie: "Die Fluten hatten das Land bedeckt, das Wasser stand über den Bergen. Vor deiner Stimme bekam es Angst; es floh vor dem Grollen deines Donners. Von den Bergen floss es ab in die Täler, an den Ort, den du ihm zugewiesen hast. Dann hast du dem Wasser Grenzen gesetzt, nie wieder darf es die Erde überfluten." (Psalm 104,6-9 GNB) MUOT 92 5 Die starke Macht des unendlichen Gottes hält die Naturkräfte auf der Erde, im Meer und am Himmel im Gleichgewicht. Diese Kräfte setzt er auch für das Wohlergehen seiner Geschöpfe ein. "Er wird seine himmlischen Vorratskammern öffnen und Regen auf euer Land herabsenden zur rechten Zeit, damit eure Arbeit Frucht trägt", hatte Mose versprochen (5. Mose 28,12a GNB). Und die Israeliten sangen weiter: MUOT 93 1 "Du lässt Quellen entspringen und zu Bächen werden; zwischen den Bergen suchen sie ihren Weg. Sie dienen den wilden Tieren als Tränke, Wildesel löschen dort ihren Durst. An den Ufern bauen die Vögel ihre Nester, aus dichtem Laub ertönt ihr Gesang. ... Du lässt das Gras sprießen für das Vieh und lässt die Pflanzen wachsen, die der Mensch für sich anbaut, damit die Erde ihm Nahrung gibt: Der Wein macht ihn froh, das Öl macht ihn schön, das Brot macht ihn stark. ... Herr, was für Wunder hast du vollbracht! Alles hast du weise geordnet; die Erde ist voll von deinen Geschöpfen. Da ist das weite, unermessliche Meer, darin wimmelt es von Lebewesen, von großen und kleinen Tieren. ... Alle deine Geschöpfe warten darauf, dass du ihnen Nahrung gibst zur rechten Zeit. Sie nehmen, was du ihnen ausstreust; du öffnest deine Hand, und sie alle werden satt." (Psalm 104,10-12.14.15.24.25.27.28 GNB) MUOT 93 2 Die Israeliten hatten reichlich Veranlassung, sich zu freuen. In dem Land, in das der Herr sie geführt hatte, flossen "Milch und Honig" (4. Mose 13,27). Am Ende ihrer Wanderung durch die Wüste hatte ihnen der Herr durch Mose versprochen, sie in ein Land zu bringen, in dem sie niemals infolge Regenmangels Not leiden würden: "Das Land, in das ihr nun zieht, um es zu erobern, ist nicht wie Ägypten, aus dem ihr kommt. Dort musstet ihr eure Felder nach der Saat künstlich bewässern wie einen Gemüsegarten. Hier gibt es jedoch Berge und Täler, und es fällt genügend Regen. Der Herr, euer Gott, sorgt selbst für dieses Land. Er wacht darüber Tag für Tag, das ganze Jahr über." (5. Mose 11,10-12 NLB) MUOT 93 3 Die Verheißung der Regenfülle war allerdings unter der Bedingung des Gehorsams gegeben worden: "Wenn ihr wirklich die Weisungen des Herrn, die ich euch heute verkünde, befolgt und ihn, euren Gott, mit ganzem Herzen und mit allen Kräften liebt und ehrt, wird er euren Feldern zur rechten Zeit Regen schicken, im Herbst und im Frühjahr. Ihr werdet Korn, Wein und Öl ernten können, und euer Vieh wird Gras zum Weiden finden. Ihr werdet immer genug zu essen haben." (5. Mose 11,13-15 GNB) MUOT 93 4 Der Herr hatte sein Volk ermahnt: "Lasst euch nicht dazu verleiten, vom Herrn abzufallen und andere Götter zu verehren und sie anzubeten. Sonst fordert ihr den Zorn des Herrn heraus. Er wird den Himmel verschließen, so- dass kein Regen mehr fällt und auf euren Feldern nichts mehr wächst. Dann werdet ihr sehr bald sterben in dem guten Land, das der Herr euch geben will." (5. Mose 11,16.17 NLB) MUOT 93 5 Ferner hatten die Israeliten die Warnung erhalten: "Wenn ihr jedoch dem Herrn, eurem Gott, nicht gehorcht und seine Gebote und Vorschriften, die ich euch heute gebe, nicht gewissenhaft befolgt ...", dann wird "der Himmel über euch ... unnachgiebig wie Bronze und die Erde unter euch hart wie Eisen sein. Der Herr wird Sand und Staub vom Himmel auf euer Land regnen lassen, bis ihr vernichtet seid." (5. Mose 28,15.23.24 NLB) MUOT 94 1 Solch weise Ratschläge hatte Gott den Israeliten in der Frühzeit gegeben. "Darum prägt euch die Gebote ein, die ich euch heute gebe, und behaltet sie im Gedächtnis!", befahl er seinem erwählten Volk. "Prägt sie euren Kindern ein und sagt sie euch immer wieder vor - zu Hause und auf Reisen, wenn ihr euch schlafen legt und wenn ihr erwacht." (5. Mose 11,18.19 GNB) Diese Aufforderungen waren klar. Doch als die Jahrhunderte verstrichen und eine Generation nach der anderen diese Vorkehrungen für ihr geistliches Wohlergehen aus den Augen verlor, drohten die verheerenden Einflüsse des Abfalls jeden Schutzwall göttlicher Gnade wegzureißen. MUOT 94 2 So geschah es, dass Gott sein Volk nun mit dem strengsten seiner Gerichte heimsuchen musste. Elias Voraussage erfüllte sich auf schreckliche Art und Weise. Elia Erscheint Wieder Vor König Ahab MUOT 94 3 Drei Jahre lang wurde nach Elia, dem Boten des Unheils, in allen Städten und Ländern gesucht. Auf Ahabs Bitte hatten viele Herrscher ihr Ehrenwort gegeben, dass sich der seltsame Prophet nicht in ihrem Hoheitsgebiet aufhielt. Trotzdem wurde weiter nach ihm gefahndet, denn Isebel und die Propheten Baals hassten Elia bis in den Tod. Sie scheuten keine Mühe, ihn in ihre Gewalt zu bringen. Immer noch blieb der Regen aus. MUOT 94 4 Endlich aber, nach langer Zeit, erreichte den Propheten Elia das Wort des Herrn: "Geh und zeige dich Ahab. Ich will dem Land Regen schicken!" (1. Könige 18,1 NLB) MUOT 94 5 Elia führte den Befehl aus und "ging hin, um sich Ahab zu zeigen" (1. Könige 18,2). Zu der Zeit, als der Prophet seine Reise nach Samaria antrat, hatte Ahab den Plan gefasst, gemeinsam mit seinem Hofmeister Obadja gründliche Nachforschungen nach Quellen und wasserführenden Bächen anzustellen. Er hoffte nämlich, doch noch etwas Weide für die verhungernden Schaf- und Rinderherden zu finden. Auch am königlichen Hof machte sich die lang anhaltende Dürre empfindlich bemerkbar. Der König war ernstlich um die Zukunft seines Hauses besorgt und beschloss deshalb, sich mit seinem Diener an der Suche nach etwaigen günstigen Weideplätzen persönlich zu beteiligen. "Sie teilten das Land zwischen sich auf, um es zu durchsuchen. Ahab ging in die eine Richtung, Obadja in die andere. Als Obadja unterwegs war, kam ihm Elia entgegen. Er erkannte ihn und warf sich vor ihm auf die Erde. ›Bist du es wirklich, mein Herr Elia?‹" (1. Könige 18,6.7 NLB) MUOT 95 1 Während Israels Abfall war Obadja Gott treu geblieben. Sein Herr, der König, hatte ihn nicht von seiner Treue zum lebendigen Gott abzubringen vermocht. Darum wurde er nun von Elia mit dem Auftrag beehrt: "Nun geh hin und sag deinem Herrn: ›Elia ist da!‹" (1. Könige 18,8 NBL) MUOT 95 2 Entsetzt rief Obadja: "Was habe ich dir getan, dass du deinen Diener an Ahab auslieferst, der mich ganz sicher töten wird?" (1. Könige 18,9 NLB) Eine solche Botschaft Ahab zu überbringen hieß, sich dem sicheren Tod preiszugeben. Obadja erklärte deshalb dem Propheten: "So wahr der Herr, dein Gott, lebt, der König hat dich in jedem Volk und Königreich suchen lassen. Und jedes Mal, wenn man ihm sagte: ›Elia ist nicht hier‹, ließ Ahab das Reich oder das Volk schwören, dass sie dich nicht gefunden hatten. Und nun sagst du zu mir: ›Geh und sag deinem Herrn: Elia ist hier‹! Sobald ich dir den Rücken gekehrt habe, wird dich der Geist des Herrn wer weiß wohin bringen. Wenn ich zu Ahab gehe und ihm Bescheid sage, und dann kommt er und findet dich nicht, wird er mich töten." (1. Könige 18,10-12 NLB) MUOT 95 3 Eindringlich flehte Obadja den Propheten an, ihn nicht weiter zu bedrängen. "Dabei bin ich seit meiner Jugend ein treuer Diener des Herrn", betonte er. "Mein Herr, hat dir denn niemand erzählt, was ich tat, als Isebel die Propheten des Herrn tötete? Ich habe 100 von ihnen in zwei Höhlen verborgen und mit Essen und Trinken versorgt. Und jetzt sagst du zu mir: ›Geh und sag deinem Herrn: Elia ist hier!‹ Er wird mich umbringen!" (1. Könige 18,12-14 NLB) Mit einem heiligen Eid versprach Elia Obadja daraufhin, dass dessen Botengang nicht vergebens sein werde. "So wahr der Herr, der Allmächtige, lebt, dem ich diene, ich werde mich Ahab noch heute zeigen." (1. Könige 18,15 NLB) Mit dieser Versicherung "machte sich Obadja auf den Weg zu Ahab und sagte es ihm" (1. Könige 18,16a NLB). MUOT 95 4 Mit Erstaunen und Schrecken zugleich vernahm der König die Botschaft des Mannes, den er fürchtete und hasste und nach dem er so unermüdlich gesucht hatte. Er wusste genau, dass Elia sein Leben nicht in Gefahr brachte, bloß weil der Prophet ihm begegnen wollte. Würde er womöglich eine weitere Plage für Israel ankündigen? Der König wurde von Angst ergriffen. Ihm fiel Jerobeams verdorrter Arm ein. Ahab konnte der Zusammenkunft mit dem Boten Gottes nicht ausweichen. Er wagte es auch nicht, seine Hand gegen ihn zu erheben. So ging ein zitternder Monarch, begleitet von seiner Leibwache, dem Propheten entgegen. MUOT 95 5 Nun standen der König und der Prophet einander gegenüber. Obschon mit jähzornigem Hass gegen Elia erfüllt, machte Ahab in der Gegenwart des Propheten einen verzagten und hilflosen Eindruck. Seine erste, zögerliche Frage: "Bist du nun da, der Israel ins Unglück stürzt?" (1. Könige 18,17) verriet unbewusst die innersten Regungen seines Herzens. Ahab wusste, dass der Himmel durch das Wort des Herrn verschlossen war, und doch versuchte er, die Schuld an dem harten Gericht, das auf dem Land ruhte, dem Propheten anzulasten. MUOT 96 1 Für Übeltäter ist es ganz natürlich, die Boten Gottes für die Nöte verantwortlich zu machen, welche die sichere Folge des Abweichens vom Weg der Gerechtigkeit sind. Menschen, die sich selbst unter Satans Macht begeben, können die Dinge nicht mehr so betrachten, wie Gott sie sieht. Wird ihnen dann die Wahrheit wie ein Spiegel vorgehalten, sind sie über die Zurechtweisung entrüstet. Durch Sünde verblendet, verweigern sie jede Reue. Sie meinen, dass sich die Diener Gottes gegen sie gewandt hätten und selbst den schärfsten Tadel verdienten. MUOT 96 2 Da sich Elia seiner Unschuld bewusst war, versuchte er nicht, sich beim König zu entschuldigen oder ihm zu schmeicheln. Er wollte sich dem Zorn Ahabs auch nicht durch die gute Nachricht entziehen, dass die Trockenheit nahezu vorüber sei. Er hatte keine Entschuldigung vorzubringen. Empört und voller Eifer für die Ehre Gottes wies er die Behauptung Ahabs zurück und erklärte ihm furchtlos und mutig, dass dessen Sünden und die seiner Väter dieses furchtbare Elend über Israel gebracht hätten: "Nicht ich habe Israel ins Unglück gestürzt ... sondern du und die Familie deines Vaters, denn ihr wolltet den Geboten des Herrn nicht gehorchen ... stattdessen hast du die Bilder des Baal angebetet." (1. Könige 18,18 NLB) Die Notwendigkeit Deutlicher Worte In Unserer Zeit MUOT 96 3 Heutzutage ist eine strenge Zurechtweisung ebenso notwendig, denn schwerwiegende Sünden trennen die Menschen von Gott. Der Unglaube ist in Mode gekommen. "Wir wollen nicht, dass [Jesus] über uns herrsche" (Lukas 19,14), sagen Tausende. Die seichten Predigten, die oft gehalten werden, hinterlassen keinen bleibenden Eindruck; "die Posaune [gibt] kein klares Signal" (1. Kor. 14,8a GNB). Die klaren, scharfen Wahrheiten des Wortes Gottes erreichen deshalb nicht mehr die Herzen der Menschen. MUOT 96 4 Viele angebliche Christen würden auf die Frage nach ihren wahren Empfindungen einwenden: Welche Notwendigkeit besteht, um so deutlich zu werden? Sie könnten ebenso gut fragen, ob es nötig gewesen sei, dass Johannes der Täufer zu den Pharisäern sagte: "Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch eingeredet, ihr könntet dem bevorstehenden Gericht Gottes entgehen?" (Lukas 3,7 NLB) Weshalb musste er den Zorn der Herodias dadurch herausfordern, dass er König Herodes vorhielt, sein Zusammenleben mit der Frau seines Bruders sei gesetzeswidrig? Der Vorläufer von Christus verlor infolge seiner deutlichen Äußerungen das Leben. Hätte er nicht seinen Weg gehen können, ohne das Missfallen derer zu erregen, die in Sünden lebten? MUOT 97 1 So haben Männer argumentiert, die die treuen Hüter des Gesetzes Gottes hätten sein sollen, bis schließlich kühle Berechnung an die Stelle der Glaubenstreue trat und Sünden ungerügt blieben. Wann wird man ehrliche Zurechtweisung noch einmal in der Gemeinde vernehmen? MUOT 97 2 Worte von so unzweideutiger Offenheit wie "Du bist der Mann!" (2. Samuel 12,7), die Nathan zu David sagte, sind heutzutage nur selten von den Kanzeln zu vernehmen und schon gar nicht in der Tagespresse zu lesen. Kämen sie öfter vor, könnten wir öfter erleben, wie sich die Macht Gottes unter Menschen offenbart. Die Boten des Herrn sollten nicht über die Fruchtlosigkeit ihrer Bemühungen klagen, solange sie ihr Verlangen nicht bereuen, Zustimmung zu erhalten und Menschen zufriedenzustellen - was sie dazu veranlasst, die Wahrheit zu verschweigen. MUOT 97 3 Pastoren, die den Menschen gefällig sind und "Friede! Friede!" rufen (Je- remia 6,14), obwohl Gott nichts von Frieden gesagt hat, sollten ihre Herzen vor Gott demütigen und ihn wegen ihrer Unaufrichtigkeit und ihres Mangels an moralischem Mut um Vergebung bitten. Sie schwächen die ihnen anvertraute Botschaft nicht etwa aus Liebe zu ihren Nächsten ab, sondern aus Nachsicht gegen sich selbst und aus Liebe zur Bequemlichkeit. Wahre Liebe will zuerst Gott ehren und Menschen retten. Wer diese Liebe besitzt, wird nicht der Wahrheit ausweichen, um sich vor den unangenehmen Folgen ernster Worte zu schützen. Wenn Menschen gefährdet sind, werden Gottes Diener niemals auf sich selbst Rücksicht nehmen, sondern sagen, was ihnen Gott aufgetragen hat, und sich weigern, das Böse zu entschuldigen oder zu beschönigen. MUOT 97 4 Könnte doch jeder Geistliche die Würde seines Dienstes und die Heiligkeit seiner Aufgabe erkennen und den Mut an den Tag legen, den Elia zeigte! Geistliche sind von Gott erwählte Botschafter und tragen eine enorme Verantwortung. Sie sind beauftragt: "Überführe [von Sünde], weise zurecht, ermahne mit aller Langmut und Lehre." (2. Timotheus 4,2b Elb.) Sie sind für Christus Haushalter der Geheimnisse des Himmels und sollen die Gehorsamen ermutigen und die Ungehorsamen warnen. Sie arbeiten nicht mit weltlicher Klugheit. Niemals dürfen sie vom Weg abweichen, den ihnen Jesus gewiesen hat. Sie müssen im Glauben vorangehen und immer daran denken, dass sie von einer "Wolke von Zeugen" umgeben sind (Hebräer 12,1a). Nicht ihre eigenen Worte dürfen sie verkünden, sondern die Botschaft des Allerhöchsten: "So spricht der Herr." Gott ruft nach Männern wie Elia, Nathan und Johannes dem Täufer - nach Männern, die seine Botschaft treu verkündigen, ohne Rücksicht auf die Folgen; nach Männern, die mutig die Wahrheit verkündigen, auch wenn sie dafür alles opfern müssten, was sie besitzen. MUOT 98 1 Gott kann keine Männer brauchen, die in gefahrvollen Zeiten, wenn die Stärke, der Mut und der Einfluss aller Boten Gottes benötigt wird, Angst davor haben, fest entschlossen für das Recht einzustehen. Er ruft nach Männern, die treu gegen Unrecht ankämpfen und den Kampf aufnehmen "gegen die bösen Mächte und Gewalten der unsichtbaren Welt, gegen jene Mächte der Finsternis, die diese Welt beherrschen, und gegen die bösen Geister in der Himmelswelt" (Epheser 6,12 NLB). Zu ihnen wird der Herr schließlich sagen: "Du bist ein tüchtiger und treuer Diener ... Komm zum Freudenfest deines Herrn!" (Matthäus 25,21 GNB) ------------------------Kapitel 11 - Entscheidung Auf Dem Berg Karmel MUOT 99 0 1. Könige 18,19-40. MUOT 99 1 Als Elia vor Ahab stand, verlangte er, dass ganz Israel zu einer Begegnung zwischen ihm und den Propheten des Baal und der Aschera auf dem Berg Karmel zusammengerufen werde: "Ruf nun das ganze israelitische Volk auf dem Berg Karmel zusammen, auch die 450 Propheten Baals und die 400 Propheten der Aschera, die an Isebels Tisch sitzen." (1. Könige 18,19 NLB) MUOT 99 2 Der Befehl ging von jemandem aus, der anscheinend in der unmittelbaren Gegenwart des Herrn stand. Ahab gehorchte sofort, als ob der Prophet der Herrscher und der König nur einer seiner Untertanen wäre. Eilboten wurden mit der Aufforderung durch das Königreich gesandt, an dem Treffen zwischen Elia und den Propheten des Baal und der Aschera teilzunehmen. In jeder Stadt und jedem Dorf bereiteten sich die Israeliten darauf vor, sich zur festgesetzten Zeit zu versammeln. Als sie sich dann auf den Weg zum Karmel begaben, wurden die Herzen vieler mit seltsamen Vorahnungen erfüllt: Etwas Ungewöhnliches schien bevorzustehen. Wie sonst sollte man den Befehl, sich auf dem Berg Karmel zu versammeln, verstehen? Welches weitere Unglück drohte über das Volk und das Land hereinzubrechen? MUOT 99 3 Vor der Dürre war der Berg Karmel eine schöne Stätte gewesen - mit Flüssen, die von nie versiegenden Quellen gespeist wurden. Seine fruchtbaren Hänge waren mit bunten Blumen und blühenden Büschen bedeckt gewesen. Nun aber war diese Schönheit durch die Wirkung des verheerenden Fluches verschwunden. Die für die Anbetung Baals und der Aschera errichteten Altäre standen jetzt inmitten blattloser Haine. Auf der Spitze einer der höchsten Kuppen befand sich in auffallendem Gegensatz dazu ein zerbrochener Altar für Jahwe. MUOT 99 4 Vom Karmel aus ließ sich das Land weithin überblicken. Seine Höhen waren von vielen Teilen des Königreiches Israel aus sichtbar. Von Aussichtspunkten am Fuß des Berges konnte man viel von dem sehen, was oben vor sich ging. Gott war durch den Götzendienst, den man im Schutz der bewaldeten Abhänge getrieben hatte, außerordentlich entehrt worden. Und nun wählte Elia diese Anhöhe aus, weil sie für die Offenbarung der Macht Gottes und für die Rechtfertigung der Ehre seines Namens ein Ort von inhaltsschwerer Bedeutung war. Alle Versammeln Sich Auf Dem Karmel MUOT 100 1 Früh am Morgen des festgesetzten Tages versammelten sich die Scharen des abtrünnigen Volkes voll gespannter Erwartung in der Nähe des Berggipfels. Die Propheten Isebels marschierten in eindrucksvoller Ordnung auf. In königlichem Prunk erschien der Herrscher und stellte sich an die Spitze der Priester, und diese Götzendiener begrüßten ihn mit lautem Zuruf. Die Herzen der Priester erfüllte jedoch Besorgnis, als sie daran dachten, dass auf das Wort des Propheten hin das Land Israel dreieinhalb Jahre lang Tau und Regen entbehren musste. Sie waren sich sicher, dass ihnen eine schreckliche Krise bevorstand. Die Götter, auf die sie ihr Vertrauen gesetzt hatten, waren nicht fähig gewesen, Elia als falschen Propheten zu entlarven. Ihrem rasenden Geschrei, ihren Gebeten, ihren Tränen, ihrer Erniedrigung, ihren abstoßenden Zeremonien und ihren kostspieligen, unaufhörlichen Opfern gegenüber hatten sich die Gegenstände ihrer Anbetung befremdend gleichgültig verhalten. MUOT 100 2 Dem König, den falschen Propheten und dem ringsum versammelten Israel trat Elia als Einziger gegenüber, der zur Rechtfertigung der Ehre des Herrn erschienen war. Er, dem das ganze Land die Schuld an dem Elend zuschrieb, stand scheinbar schutzlos vor dem Monarchen Israels, den Propheten Baals, den Kriegsleuten und den Tausenden Menschen um sie herum. Doch Elia war nicht allein. Über ihm und um ihn her scharten sich himmlische Heerscharen - Engel von überlegener Stärke, die ihn beschirmten. MUOT 100 3 Unerschrocken und furchtlos steht der Prophet vor der Menge und ist sich seines Auftrages zur Ausführung des göttlichen Befehls völlig bewusst. Sein Gesicht strahlt eine ehrfurchtgebietende Feierlichkeit aus. Besorgt wartet das Volk darauf, dass er etwas sagt. Zuerst blickt Elia auf den niedergebrochenen Altar des Herrn, dann auf die vielen Anwesenden und ruft mit klarer, durchdringender Stimme: "Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach, ist's aber Baal, so wandelt ihm nach." (1. Könige 18,21) MUOT 100 4 "Das Volk antwortete ihm nichts." (1. Könige 18,21c) Kein einziger aus der großen Schar wagte seine Treue zu Jahwe zu bekunden. Wie eine dunkle Wolke hatten sich Täuschung und Blindheit über Israel ausgebreitet. Dieser verhängnisvolle Abfall war nicht plötzlich über sie gekommen, sondern hatte sich allmählich entwickelt, als sie es ein um das andere Mal versäumten, die Worte der Warnung und Ermahnung zu beachten, die ihnen der Herr gesandt hatte. Mit jedem neuen Abweichen vom rechten Tun, mit jeder weiteren Weigerung zu bereuen, hatte sich ihre Schuld vertieft und waren sie weiter vom Himmel abgekommen. Auch jetzt - in der Stunde der Entscheidung -weigerten sie sich weiterhin, sich auf Gottes Seite zu stellen. Treue Zu Gott - In Krisen Notwendig MUOT 101 1 Der Herr verabscheut Gleichgültigkeit und Untreue in einer Zeit, in der sein Werk vor einer Entscheidung steht. Das ganze Weltall beobachtet mit unaussprechlicher Anteilnahme die letzten Ereignisse in der großen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse. Das Volk Gottes nähert sich der Grenze der ewigen Welt. Was kann da wichtiger sein, als dass es treu zum Gott des Himmels hält? Zu allen Zeiten hatte Gott Helden, die sich durch ihre moralische Kraft auszeichneten - und er hat sie auch heute. Wie Josef, Elia und Daniel schämen sie sich nicht, sich zu seinem besonderen Volk zu bekennen. Gottes ausdrücklicher Segen begleitet die Arbeit von Männern der Tat, von Männern, die sich nicht vom geraden Weg der Pflicht abbringen lassen, sondern in göttlicher Vollmacht fragen: "Wer steht auf der Seite des Herrn?" Solche Männer lassen es nicht bei dieser Frage bewenden, sondern fordern auch, dass jene, die sich mit Gottes Volk gleichstellen, vorangehen und unmissverständlich ihre Treue zum König aller Könige und zum Herrn aller Herren bekunden. Solche Männer ordnen ihren Willen und ihre Pläne dem Gesetz Gottes unter. Aus Liebe zu ihm achten sie sogar ihr Leben nicht für teuer. Ihre Aufgabe besteht darin, das Licht aus dem Wort Gottes in sich aufzunehmen und es in gleichbleibend hellen Strahlen in die Welt hinausscheinen zu lassen. Treue zu Gott ist ihr Wahlspruch. Die Herausforderung An Baal MUOT 101 2 Während die Israeliten auf dem Berg Karmel noch zweifeln und zögern, bricht Elias Stimme abermals das Schweigen: "Ich bin als einziger Prophet des Herrn übrig geblieben, Baal dagegen hat 450 Propheten. Holt zwei Stiere! Die Propheten Baals sollen sich einen aussuchen, ihn in Stücke zerschneiden und auf das Holz legen, doch ohne es anzuzünden. Ich werde den anderen Stier vorbereiten und auf das Holz legen, es aber ebenfalls nicht anzünden. Dann ruft ihr den Namen eures Gottes an, und ich werde den Namen des Herrn anrufen. Der Gott, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott!" (1. Könige 18,22-24 NLB) MUOT 102 1 Da der Vorschlag Elias sehr vernünftig ist, kann ihn das Volk nicht ohne Weiteres ausschlagen. Es antwortet mutig: "Das ist gut." (1. Könige 18,24c NLB) Die Propheten Baals wagen nicht zu widersprechen. Elia gibt ihnen darauf die Anordnung: "Wählt einen Stier und bereitet ihn zuerst vor, denn ihr seid viele. Dann ruft den Namen eures Gottes an. Aber setzt das Holz nicht in Brand!" (1. Könige 18,25 NLB) MUOT 102 2 Nach außen hin kühn und trotzig, aber in ihren schuldigen Herzen mit Angst erfüllt, bereiten die Götzenpriester ihren Altar vor, legen das Holz und das Opfer darauf und sprechen ihre Beschwörungen. Ihre schrillen Rufe erwecken von den Wäldern und den umliegenden Anhöhen ein Echo, als sie ihren Gott mit den Worten "Baal, erhöre uns!" anrufen (1. Könige 18,26b). Die Priester scharen sich um ihren Altar, hüpfen, winden sich, schreien, raufen sich Haare aus, schneiden sich ins Fleisch und erflehen so Hilfe von ihrem Gott. MUOT 102 3 Der Vormittag vergeht, der Mittag kommt, und noch immer gibt es kein Anzeichen dafür, dass Baal das Rufen seiner verblendeten Anhänger erhört. Es gibt keine Stimme, keine Antwort auf ihre verzweifelten Bitten. Das Opfer bleibt unversehrt. MUOT 102 4 Während die Priester ihre fieberhafte Götzenverehrung fortsetzen, versuchen sie in ihrer Verschlagenheit, irgendein Mittel zu ersinnen, durch das sie ein Feuer auf dem Altar entzünden können, um so dem Volk weiszumachen, das Feuer komme unmittelbar von Baal. Aber Elia beobachtet jede ihrer Bewegungen. Indessen hoffen die Priester doch noch auf eine Gelegenheit, eine Täuschung zu bewerkstelligen, und vollführen weiterhin ihre sinnlosen Zeremonien. MUOT 102 5 "Gegen Mittag begann Elia, sie zu verspotten. ›Vielleicht solltet ihr etwas lauter rufen‹, höhnte er, ›denn er ist doch ein Gott! Mag sein, er ist tief in Gedanken, oder vielleicht hat er zu tun. Oder er ist auf Reisen, oder er schläft und muss geweckt werden!‹ Da schrien sie lauter und ritzten sich, wie es Brauch bei ihnen war, mit Messern und Schwertern, bis das Blut floss. Nach dem Mittag gerieten sie in Ekstase, bis die Zeit des Speisopfers gekommen war, aber es erklang keine Stimme, es kam keine Antwort, nichts regte sich." (1. Könige 18,27-29) MUOT 102 6 Gern wäre Satan denen zu Hilfe geeilt, die er getäuscht hatte und die sich in seinen Dienst gestellt hatten. Gern hätte er einen Blitz gesandt, um ihr Opfer zu entzünden. Aber Jahwe hat Satan Grenzen gesetzt und seine Macht eingeschränkt. Deshalb können alle Kunstgriffe des Feindes nicht einen Funken auf den Altar Baals überspringen lassen. MUOT 103 1 Als die Priester schließlich vom vielen Schreien heiser geworden sind und sich ihre Gewänder vom Blut der selbst zugefügten Wunden rot gefärbt haben, verzweifeln sie. In unverminderter Raserei vermischen sie nunmehr ihre Bitten mit schrecklichen Flüchen auf ihren Sonnengott. Elia schaut weiterhin aufmerksam zu, denn er weiß, dass er - falls die Priester durch irgendeinen Kniff das Altarfeuer entzünden könnten - augenblicklich in Stücke zerrissen würde. MUOT 103 2 Der Abend naht. Die Propheten Baals sind müde, erschöpft und verwirrt. Der eine schlägt dieses vor, der andere jenes, bis sie schließlich ihre Bemühungen einstellen. Ihre Schreie und Flüche hallen nicht länger über den Karmel hin. Verzweifelt ziehen sie sich vom Wettkampf zurück. MUOT 103 3 Den ganzen Tag über ist das Volk Zeuge dessen gewesen, was die verwirrten Priester alles unternommen haben. Sie haben deren wilde Sprünge um den Altar beobachtet, als wollten sie die flammenden Strahlen der Sonne erhaschen und ihrem Zweck dienstbar machen. Entsetzt haben sie zugeschaut, wie grässlich sich die Priester selbst verstümmelt haben. Das ist die Gelegenheit gewesen, über die Torheiten der Götzenanbetung nachzudenken. Viele aus der Menge sind der Darstellung des Dämonenkultes müde und warten mit großem Interesse auf Elias Handeln. Elia Bereitet Das Opfer Für Jahwe Vor MUOT 103 4 Jetzt ist die Stunde des täglichen Abendopfers. Elia bittet die Israeliten: "Kommt her zu mir!" (1. Könige 18,30a) Während sie zitternd näher kommen, tritt er an den zerstörten Altar, vor dem einst Menschen den Gott des Himmels angebetet haben, und baut ihn wieder auf. Ihm ist dieser Trümmerhaufen kostbarer, als es alle prachtvollen Altäre des Heidentums sind. MUOT 103 5 Durch die Wiederherstellung dieses alten Altars bekundet Elia seine Achtung vor dem Bund, den der Herr mit den Israeliten schloss, nachdem sie über den Jordan gegangen und ins verheißene Land gezogen waren. Er wählt "zwölf Steine aus, nach der Zahl der Stämme Israels ... Aus diesen Steinen baut er dem Herrn einen Altar" (1. Könige 18,31a.32a GNB). MUOT 103 6 Die enttäuschten Baalspriester sind von ihren vergeblichen Bemühungen erschöpft und warten ab, was Elia unternehmen wird. Sie hassen den Propheten, weil er eine Prüfung vorgeschlagen hat, durch welche die Schwäche und das Unvermögen ihrer Götter bloßgestellt worden ist. Sie fürchten aber Elias Macht. Das Volk ist ebenfalls von Angst erfüllt und beobachtet - beinahe atemlos vor Spannung - seine weiteren Vorbereitungen. Das ruhige Verhalten des Propheten steht in scharfem Gegensatz zur fanatischen, sinnlosen Raserei der Baalsanhänger. MUOT 104 1 Nachdem der Prophet den Altar fertiggestellt hat, umgibt er ihn mit einem Graben, legt das Holz zurecht, richtet den Stier her und legt ihn als Opfer auf den Altar. Nun befiehlt er dem Volk, den Altar mit Wasser zu übergießen: "Füllt vier große Vorratskrüge mit Wasser und gießt sie über das Opfer und das Holz." Danach lautet seine Anordnung: "Tut dasselbe noch einmal!" Und schließlich: "Nun tut es ein drittes Mal!" (Vgl. 1. Könige 18,34 NLB.) Das Wasser läuft am Altar hinunter und füllt sogar den Graben. MUOT 104 2 Nun erinnert Elia das Volk an den lang anhaltenden Abfall, der den Zorn des Herrn erregt hat. Er fordert die Israeliten auf, ihre Herzen zu demütigen und zum Gott ihrer Väter zurückzukehren, damit der auf dem Land Israel lastende Fluch hinweggenommen wird. Dann neigt er sich ehrerbietig vor dem unsichtbaren Gott, erhebt seine Hände zum Himmel und spricht ein schlichtes Gebet. Die Priester Baals haben geschrien und vor Wut geschäumt und sind vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag umhergesprungen. Doch als Elia betet, hallt kein unsinniges Geschrei über die Anhöhen des Karmel-Gebirges. Er betet, als wüsste er um die Gegenwart Jahwes als Zeuge dieser Vorgänge und Hörer seiner Bitte. Die Propheten Baals haben wild und zusammenhanglos gebetet; Elia hingegen bittet Gott schlicht und inbrünstig, seine Überlegenheit über Baal zu beweisen und Israel zu veranlassen, zu ihm zurückzukehren. MUOT 104 3 "Herr, du Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs", so fleht der Prophet, "alle sollen heute erfahren, dass du Gott bist in Israel und ich dein Diener bin, der dies alles in deinem Auftrag getan hat. Höre mich, Herr, erhöre mich! Dieses Volk soll erkennen, dass du, Herr, allein Gott bist und sie wieder auf den rechten Weg zurückbringen willst." (1. Könige 18,36.37 GNB) MUOT 104 4 Eine Stille, die in ihrer Feierlichkeit bedrückend wirkt, breitet sich über alle aus. Die Priester Baals zittern vor schrecklicher Angst. Im Bewusstsein ihrer Schuld erwarten sie eine schnelle Vergeltung. Jahwe Antwortet Mit Feuer MUOT 104 5 Kaum hat Elia sein Gebet beendet, als schon Feuerflammen gleich leuchtenden Blitzstrahlen vom Himmel herab auf den wieder hergerichteten Altar fahren, das Opfer verschlingen und das Wasser im Graben und sogar die Steine des Altars verzehren. Der Glanz der lodernden Flammen erleuchtet den Berg und blendet die Augen der Menge. In den Tälern, wo viele in banger Erwartung die Bewegungen dort oben beobachten, ist deutlich erkennbar, wie das Feuer auf den Altar herabkommt. Alle geraten bei diesem Anblick in Staunen. Es ähnelt der Feuersäule, die am Schilfmeer die Israeliten vom Heer der Ägypter getrennt hat. MUOT 105 1 Die Leute auf dem Berg werfen sich ehrfürchtig vor dem unsichtbaren Gott nieder. Sie trauen sich nicht, weiter auf das Feuer zu schauen, das vom Himmel gesandt ist, denn sie befürchten, selbst verzehrt zu werden. Nun sind sie von ihrer Pflicht überzeugt, den Gott Elias als den Gott ihrer Väter anzuerkennen. Sie schreien wie mit einer Stimme: "Der Herr, er ist Gott; der Herr, er ist Gott!" (1. Könige 18,39b Elb.) Überraschend deutlich ertönt der Schrei über das Gebirge und ruft ein Echo in der Ebene darunter hervor. Israel ist endlich aufgewacht, nicht länger verblendet und sehr reumütig. Endlich sieht es ein, wie sehr es Jahwe entehrt hat. Das Wesen der Baalsverehrung im Gegensatz zum Dienst, den der wahre Gott verlangt, ist nun vollständig offenbar. Das Volk erkennt, dass der Herr in Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Tau und Regen zurückgehalten hat, bis es sich wieder zu ihm bekennt. Nun ist es bereit einzugestehen, dass der Gott Elias über allen Götzen steht. Das Ende Der Baalspriester MUOT 105 2 Die Priester Baals haben mit Bestürzung die wunderbare Machtentfaltung Jahwes miterlebt. Doch selbst in ihrem Unbehagen und angesichts der göttlichen Herrlichkeit weigern sie sich, ihre Missetaten zu bereuen. Sie wollen weiterhin Baals Propheten bleiben. Damit beweisen sie, dass sie reif zur Vernichtung sind. Damit die reumütigen Israeliten vor den Verlockungen derer, die sie zur Baalsverehrung angeleitet haben, geschützt werden, erhält Elia vom Herrn den Befehl, diese falschen Lehrer hinzurichten. Der Zorn gegen die Anführer der Gesetzesübertretung ist schnell entfacht. Das Volk gehorcht sofort, als Elia den Befehl erteilt: "Ergreift die Baalspropheten. Nicht ein Einziger darf entkommen!" (1. Könige 18,40a NLB) Sie packen die Priester Baals und bringen sie zum Bach Kischon. Noch vor Ende des Tages, der den Beginn einer entschiedenen Reform gebracht hat, werden alle Diener Baals getötet. Nicht einer darf am Leben bleiben. ------------------------Kapitel 12 - Elia Auf Der Flucht MUOT 106 0 1. Könige 18,41 bis 19,8. MUOT 106 1 Nach der Hinrichtung der Baalspropheten war der Weg für eine machtvolle geistliche Erweckung unter den zehn Stämmen des Nordreiches frei. Elia hatte dem Volk dessen Abtrünnigkeit gezeigt und es aufgefordert, sich zu demütigen und zum Herrn zurückzukehren. Das Gericht des Himmels war ausgeführt, die Israeliten hatten ihre Sünden bekannt und den Gott ihrer Väter als den lebendigen Gott anerkannt. Nun sollte auch der Fluch des Himmels zurückgezogen werden, damit sie erneut die zeitlichen Segnungen des Lebens empfingen. Das Land sollte durch Regen belebt werden. Elia sagte zu Ahab: "Zieh hinauf [nach Jesreel], iss und trink; denn es rauscht, als wollte es sehr regnen." (1. Könige 18,41) Dann begab sich der Prophet zum Beten auf den Berggipfel. MUOT 106 2 Nicht weil irgendein äußeres Anzeichen auf Regen hindeutete, konnte Elia Ahab so zuversichtlich auffordern, sich auf Regen einzustellen. Der Prophet sah weder Wolken noch hörte er Donner. Er sprach nur aus, was ihn der Geist des Herrn auf seinen starken Glauben hin zu sagen veranlasst hatte. Den ganzen Tag hindurch hatte Elia unerschrocken den Willen Gottes vollbracht und sein bedingungsloses Vertrauen in Gottes Prophezeiungen bekundet. Da er nun alles getan hatte, was in seiner Macht stand, wusste er, dass der Himmel die vorausgesagten Segnungen reichlich gewähren würde. Derselbe Gott, der die Trockenheit sandte, verhieß auch reichlich Regen als Lohn für Rechtschaffenheit. Darum erwartete Elia nun den versprochenen Regenguss. In demütiger Haltung legte er "den Kopf zwischen die Knie" (1. Könige 18,42 NLB) und flehte zu Gott für das reumütige Israel. MUOT 106 3 Wiederholt sandte Elia seinen Diener zu einer Stelle, von der aus man das Mittelmeer überblicken konnte, um zu erfahren, ob die Erhörung seines Gebets schon sichtbar wurde. Doch jedes Mal kehrte der Diener mit dem Bescheid zurück: "Es ist nichts zu sehen." (1. Könige 18,43 GNB) Der Prophet verlor deshalb nicht die Geduld oder den Glauben, sondern fuhr in seinem inständigen Flehen fort. Sechsmal kehrte der Diener mit dem Bescheid zurück, dass kein Anzeichen am verschlossenen Himmel auf Regen hinweise. Unverzagt sandte Elia ihn trotzdem noch einmal los. Dieses Mal kehrte der Diener mit der Nachricht zurück: "Ich sah eine kleine Wolke, etwa so groß wie die Hand eines Mannes, über dem Meer auftauchen." (1. Könige 18,44a NLB) MUOT 107 1 Das genügte. Elia wartete nicht ab, bis der Himmel schwarz wurde. In jener kleinen Wolke sah er im Glauben bereits einen gewaltigen Regen. Dementsprechend sandte er schnell seinen Diener mit der Botschaft zu Ahab: "Lass sofort anspannen, und fahr nach Hause, sonst wirst du vom Regen überrascht!" (1. Könige 18,44b Hfa) Beten Wie Elia MUOT 107 2 Weil Elia ein Mann mit großem Glauben war, konnte ihn Gott während dieser schweren Krise in Israels Geschichte gebrauchen. Im Gebet ergriff er die Verheißungen des Himmels und verharrte darin, bis seine Bitten erhört wurden. Er wartete jedoch nicht, bis er den vollen Beweis einer Erhörung empfangen hatte, sondern war schon auf das geringste Zeichen göttlicher Gunst bereit, alles zu wagen. MUOT 107 3 Alles, was er durch Gott zu tun vermochte, kann jeder in seinem Wirkungskreis für Gott vollbringen, denn über den Propheten aus den Bergen von Gilead steht geschrieben: "Elia war ein schwacher Mensch wie wir; und er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate." (Jakobus 5,17) MUOT 107 4 Auch in der heutigen Welt wird ein solcher Glaube benötigt - ein Glaube, der die Verheißungen des Wortes Gottes in Anspruch nimmt und sich weigert, von ihnen abzulassen, bis der Himmel antwortet. Ein derartiger Glaube verbindet uns fest mit dem Himmel und verleiht uns Kraft, es mit den Mächten der Finsternis aufzunehmen. Durch den Glauben haben Kinder Gottes "Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft, des Feuers Kraft ausgelöscht, sind der Schärfe des Schwerts entronnen, aus der Schwachheit zu Kräften gekommen, sind stark geworden im Kampf und haben fremde Heere in die Flucht geschlagen" (Hebräer 11,33.34). Durch den Glauben sollen wir innewerden, was Gottes Absicht mit uns ist. "Wer Gott vertraut, dem ist alles möglich", sagte Jesus (Markus 9,23b GNB) MUOT 107 5 Der Glaube ist ein wesentlicher Bestandteil eines siegreichen Gebetes. "Wer zu ihm kommen möchte, muss glauben, dass Gott existiert und dass er die, die ihn aufrichtig suchen, belohnt." (Hebräer 11,6b NLB) "Wir sind Gott gegenüber voller Zuversicht, dass er uns hört, wenn wir ihn um etwas bitten, was seinem Willen entspricht. Und wenn wir wissen, dass er uns hört bei allem, was wir bitten, dann wissen wir auch, dass wir schon haben, worum wir ihn bitten." (1. Johannes 5,14.15 GNB) Mit dem beharrlichen Glauben Jakobs und der unermüdlichen Ausdauer Elias dürfen auch wir den Vater bitten und alles in Anspruch nehmen, was er verheißen hat. Mit der Ehre seines Thrones bürgt er für die Erfüllung seines Wortes. Elia Geleitet Ahab Nach Jesreel MUOT 108 1 Die Abendschatten senkten sich bereits auf den Berg Karmel herab, als sich Ahab auf die Rückfahrt nach unten vorbereitete. "Und im nächsten Augenblick wurde der Himmel schwarz von Wolken. Ein heftiger Wind kam auf und brachte starken Regen, und Ahab bestieg seinen Wagen und fuhr nach Jesreel." (1. Könige 18,45 NLB) Auf seiner Fahrt zur königlichen Residenzstadt durch die Dunkelheit und den sprühenden Regen war Ahab außerstande, den Weg vor sich zu erkennen. Elia, der als Prophet Gottes an jenem Tag Ahab vor dessen Untertanen gedemütigt und die götzendienerischen Priester getötet hatte, erkannte ihn immer noch als Israels König an. Als Zeichen der Huldigung und gestärkt durch Gottes Kraft lief er vor dem königlichen Wagen her und geleitete ihn bis zum Stadttor. MUOT 108 2 In dieser freundlichen Handlungsweise, die der Bote Gottes einem gottlosen König erwies, liegt eine Lehre für all diejenigen, die sich als Diener Gottes bezeichnen, sich aber in ihrer Selbsteinschätzung überheben. Manche halten es für unter ihrer Würde, Pflichten zu versehen, die ihrer Meinung nach nur Knechten zukommen. Sie zögern, notwendige Dienstleistungen zu verrichten, weil sie befürchten, sie könnten bei der Arbeit eines Dieners angetroffen werden. Sie haben viel vom Beispiel Elias zu lernen. Auf sein Wort hin wurden die Schätze des Himmels über drei Jahre lang zurückgehalten. Als Antwort auf seine Gebete auf dem Karmel hat Gott ihn sichtbar ausgezeichnet: Feuer kam vom Himmel und verzehrte das Opfer; durch seine Hand hat man ein Gottesgericht vollstreckt und die Götzenpriester hingerichtet; sein Gebet um Regen war erhört worden. Doch nach all diesen bemerkenswerten Triumphen, durch die es Gott gefiel, seinen öffentlichen Dienst zu ehren, war Elia bereit, den Dienst eines Niedriggestellten zu verrichten. Isebel Droht Elia Den Tod An MUOT 108 3 Am Stadttor Jesreels trennte sich Elia von Ahab. Der Prophet zog es vor, außerhalb der Stadtmauern zu bleiben. Er hüllte sich in seinen Mantel und legte sich auf die bloße Erde zum Schlafen nieder. Der König aber fuhr hinein und befand sich bald im Schutz seines Palastes. Dort erzählte er seiner Frau von den wunderbaren Begebenheiten des Tages und von der herrlichen Offenbarung der göttlichen Macht, die Israel bewiesen habe, dass Jahwe der wahre Gott und Elia sein auserwählter Bote sei. Als Ahab der Königin von der Hinrichtung der Götzenpriester erzählte, geriet sie - verhärteter und reuelos - außer sich vor Zorn. Sie weigerte sich, in den Ereignissen auf dem Karmel das machtvolle Wirken Gottes zu erkennen. Trotzig erklärte sie, dass Elia sterben solle. MUOT 109 1 In derselben Nacht weckte ein Bote den müden Propheten und überbrachte ihm die Botschaft Isebels: "Die Götter sollen auch mich töten, wenn ich nicht morgen um diese Zeit das Gleiche mit dir tue, wie du es mit ihnen gemacht hast." (1. Könige 19,2 NLB) Elia Flieht MUOT 109 2 Man sollte meinen, dass Elia nie mehr verzagt und durch niemanden einzuschüchtern gewesen wäre, nachdem er so unerschrockenen Mut bewiesen und so vollständig über den König, die Priester und das Volk triumphiert hatte. Doch auch er, der mit so vielen Beweisen der liebevollen Fürsorge Gottes gesegnet worden war, war nicht über menschliche Schwächen erhaben. In dieser dunklen Stunde verließen ihn sein Glaube und sein Mut. Bestürzt fuhr er aus seinem Schlummer auf. Mitten im strömenden Regen der finsteren Nacht vergaß er, dass Gott ihm drei Jahre zuvor angesichts des Hasses Isebels und der Fahndungen Ahabs den Weg zu einer Zufluchtsstätte gewiesen hatte. Nun rannte der Prophet um sein Leben. Er erreichte Beerscheba und "ließ ... [dort] seinen Diener zurück. Er aber ging allein eine Tagesstrecke weit in die Wüste. Schließlich sank er unter einem Ginsterstrauch nieder" (1. Könige 19,3.4a NLB). MUOT 109 3 Elia hätte nicht von seinem Posten der Pflicht fliehen dürfen. Er hätte der Drohung Isebels dadurch begegnen sollen, dass er den Herrn um Schutz anflehte, der ihn doch beauftragt hatte, seine Ehre wiederherzustellen. Er hätte dem Boten antworten sollen, dass der Gott, dem er vertraute, ihn vor dem Hass der Königin schützen werde. Wenige Stunden waren erst vergangen, seitdem er Zeuge einer wunderbaren Bekundung göttlicher Macht gewesen war. Das hätte ihn in der Gewissheit bestärken sollen, dass ihn Gott auch jetzt nicht im Stich lassen werde. Wäre er geblieben, wo er war, und hätte er Gott zu seiner Zuflucht und Stärke gemacht und wäre er fest für die Wahrheit eingetreten, wäre er vor Schaden bewahrt worden. Der Herr hätte ihn einen weiteren deutlichen Sieg erleben lassen, indem er sein Gericht über Isebel gesandt hätte. Der Eindruck, den dies auf den König und das Volk gemacht hätte, hätte eine große Erneuerung bewirkt. MUOT 110 1 Elia hatte viel vom Wunder auf dem Berg Karmel erwartet. Er hatte gehofft, dass Isebel nach einer derartigen Entfaltung göttlicher Macht keinen Einfluss mehr auf Ahab ausüben und sich in ganz Israel ein schneller Wandel vollziehen würde. Den ganzen Tag hindurch hatte er auf der Anhöhe des Karmel-Gebirges gewirkt, ohne Speise zu sich zu nehmen. Noch als er den Wagen Ahabs zum Stadttor Jesreels geleitete, war sein Mut stark gewesen, obwohl er sich unter körperlichen Anstrengungen abgemüht hatte. MUOT 110 2 Aber eine Reaktion, wie sie sich oft nach einer großen Glaubenserfahrung und einem glorreichen Erfolg einstellt, drückte Elia nieder. Er befürchtete, dass die auf dem Karmel begonnene Erneuerung nicht von Dauer sein könnte, weshalb ihn Niedergeschlagenheit überkam. Er war wie Mose auf der Höhe des Berges Pisga gewesen (vgl. 5. Mose 3,27), nun aber befand er sich unten im Tal. Während er unter dem Einfluss des Allmächtigen die schwerste Glaubensprüfung bestanden hatte, verlor er in dieser Stunde der Entmutigung seinen Halt an Gott. Isebels Drohung klang ihm in den Ohren. Es schien, als behielte Satan auch weiterhin durch die Pläne dieser gottlosen Frau die Oberhand. Elia war außerordentlich erhöht worden, der Rückschlag war daher furchtbar. Er dachte nicht an Gott, sondern floh immer weiter, bis er sich schließlich allein in einer traurigen Einöde wiederfand. Völlig erschöpft ließ er sich unter einem Wacholderbusch zur Rast nieder. Er wünschte sich nur noch den Tod herbei. ">Herr, ich kann nicht mehr‹, sagte er. ›Lass mich sterben! Ich bin nicht besser als meine Vorfahren^" (1. Könige 19,4b GNB) Fernab von jedem Wohnort wollte der zutiefst enttäuschte Flüchtling nie mehr einen Menschen sehen. Schließlich schlief er völlig übermüdet ein. In Tiefster Entmutigung MUOT 110 3 Zur Erfahrung eines jeden Gläubigen gehören Zeiten bitterer Enttäuschung und völliger Entmutigung - Tage voller Sorgen, an denen es schwerfällt zu glauben, dass Gott noch der gütige Wohltäter seiner irdischen Kinder ist; Tage, wenn einen Schwierigkeiten quälen, bis der Tod einem erstrebenswerter erscheint als das Leben. Dann verlieren viele ihren Halt an Gott und geraten in die Knechtschaft des Zweifels und Unglaubens. Könnten wir dann mit geistlichem Durchblick die Bedeutung von Gottes Vorsehung erkennen, würden wir sehen, wie sich Engel bemühen, uns vor uns selbst zu retten und unsere Füße wieder auf einen festeren Grund zu setzen, als es die unverrückbaren Berge sind. Neuer Glaube und neues Leben würden dann entstehen. MUOT 111 1 Der treue Hiob erklärte in den Tagen seines Elends und der Finsternis: MUOT 111 2 "Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin." (Hiob 3,3) MUOT 111 3 "Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte! (Hiob 6,2) MUOT 111 4 "Könnte meine Bitte doch geschehen und Gott mir geben, was ich hoffe! Dass mich doch Gott erschlagen wollte und seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte! So hätte ich noch diesen Trost." (Hiob 6,8-10) MUOT 111 5 "Darum will auch ich meinem Mund nicht wehren. Ich will reden in der Angst meines Herzens und will klagen in der Betrübnis meiner Seele ... dass ich mir wünschte, erwürgt zu sein, und den Tod lieber hätte als meine Schmerzen. Ich vergehe! Ich leb' ja nicht ewig. Lass ab von mir, denn meine Tage sind nur noch ein Hauch." (Hiob 7,11.15.16) MUOT 111 6 Obgleich Hiob lebensmüde war, durfte er doch nicht sterben. Ihm wurden die Möglichkeiten der Zukunft gezeigt, und die Botschaft der Hoffnung lautete: MUOT 111 7 "Dann wirst du deinen Kopf voll Unschuld aufrichten. Du wirst stark und mutig sein. MUOT 111 8 Dein Leiden wirst du vergessen, wie versickertes Wasser wird es dir vorkommen, wenn du daran denkst. MUOT 111 9 Dein Leben wird heller werden als der Mittag, und selbst deine dunklen Tage werden wie der strahlende Morgen sein. MUOT 111 10 Du wirst Mut fassen, weil du Hoffnung hast. Du wirst Geborgenheit finden und dich unbesorgt zum Schlafen hinlegen. MUOT 111 11 Niemand wird deinen Schlaf stören, und viele Menschen werden sich bemühen, dir zu gefallen. MUOT 111 12 Die bösen Menschen dagegen werden alle Hoffnung verlieren. Für sie gibt es keinen Zufluchtsort. Ihre Hoffnung wird sich in Verzweiflung verwandeln." (Hiob 11,15-19 NLB) MUOT 111 13 Aus den Tiefen der Entmutigung und Verzagtheit erhob sich Hiob zu den Höhen unbedingten Vertrauens in die Barmherzigkeit und rettende Macht Gottes. Triumphierend erklärte er: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder." (Hiob 19,25-27) MUOT 111 14 "Der Herr antwortete Hiob aus dem Wettersturm" (Hiob 38,1) und offenbarte seinem Diener die Größe seiner Macht. Als Hiob einen flüchtigen Blick seines Schöpfers erhaschte, verabscheute er sich selbst und bereute seine Aussagen in Staub und Asche (vgl. Hiob 42,3.6). Dann konnte ihn der Herr reichlich segnen und die letzten Jahre seines Lebens zu seinen besten machen. MUOT 112 1 Hoffnung und Mut sind für einen vollkommenen Dienst für Gott unerlässlich. Sie sind eine Frucht des Glaubens. Verzagtheit ist sündhaft und unvernünftig. Gott ist imstande und willig, seinen Dienern die Stärke zu geben, die sie für ihre Prüfungen und Anfechtungen brauchen. Es mag den Anschein haben, als seien die Pläne der Feinde des Werkes Gottes gut gelegt und fest abgesichert. Doch Gott kann selbst die stärksten Widerstände überwinden. Er tut dies zu seiner Zeit und auf seine Weise, wenn er sieht, dass der Glaube seiner Diener hinlänglich geprüft ist. MUOT 112 2 Für die Entmutigten gibt es ein sicheres Heilmittel: Glaube, Gebet, Arbeit. Glaube und Beschäftigung verleihen Zuversicht und Zufriedenheit, die sich von Tag zu Tag steigern. Bist du geneigt, trüben Vorahnungen oder völliger Niedergeschlagenheit freien Lauf zu lassen? Fürchte dich nicht, auch nicht in den dunkelsten Tagen, wenn alles äußerst bedrohlich erscheint! Vertraue auf Gott! Er kennt deine Bedürfnisse. Er verfügt über alle Macht. Seine unendliche Liebe und sein Erbarmen erlahmen nie. Befürchte nicht, dass er versäumen könnte, seine Verheißungen zu erfüllen. Er ist die ewige Wahrheit. Niemals wird er den Bund ändern, den er mit denen geschlossen hat, die ihn lieben. Er wird seinen treuen Dienern so viel Leistungsfähigkeit verleihen, wie sie benötigen. Der Apostel Paulus hat bezeugt, dass der Herr zu ihm gesagt hat: ">Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung.‹ ... Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark." (2. Korinther 12,9a.10 Elb.) MUOT 112 3 Hatte Gott Elia in der Stunde seiner Trübsal verlassen? Keineswegs! Auch als sich Elia von Gott und den Menschen verlassen fühlte, liebte Gott seinen Diener nicht weniger als an dem Tag, als auf dessen Gebet hin Feuer vom Himmel fiel und den Gipfel des Berges erleuchtete. Nun wurde Elia durch eine sanfte Berührung und eine freundliche Stimme aus seinem Schlaf geweckt. Erschrocken richtete er sich auf, bereit zu fliehen, denn er befürchtete, dass ein Feind ihn entdeckt hatte. Doch das mitleidvolle Antlitz, das sich über ihn beugte, war nicht das Gesicht eines Feindes, sondern das eines Freundes. Gott hatte einen Engel vom Himmel mit Nahrung zu seinem Diener gesandt. "Steh auf und iss!", sagte der Engel. "Er [Elia] blickte um sich und sah ein auf heißen Steinen gebackenes Stück Brot und einen Krug Wasser bei seinem Kopf stehen." (1. Könige 19,5.6 NLB) MUOT 113 1 Nachdem Elia die für ihn zubereitete Erfrischung zu sich genommen hatte, schlief er wieder ein. Ein zweites Mal kam der Engel zu dem erschöpften Mann, rührte ihn an und sagte: ">Steh auf und iss, denn vor dir liegt eine lange Reise!‹ Er erhob sich, aß und trank, und das Essen gab ihm genug Kraft, um 40 Tage und Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb, zu wandern." (1. Könige 19,7.8 NLB). Dort fand er in einer Höhle Zuflucht. ------------------------Kapitel 13 - Gott Richtet Elia Wieder Auf MUOT 114 0 1. Könige 19,9-18. MUOT 114 1 Elias Flucht zum Berg Horeb (Sinai) blieb zwar vor Menschen verborgen, aber Gott wusste Bescheid. Er ließ den müden und entmutigten Propheten nicht allein mit den ihn umringenden Mächten der Finsternis kämpfen. Am Eingang der Höhle, in der Elia Zuflucht genommen hatte, begegnete ihm Gott durch einen starken Engel, der ihn nach seinen Bedürfnissen fragte und ihm die göttliche Absicht mit Israel darlegte. MUOT 114 2 Erst als Elia gelernt hatte, Gott völlig zu vertrauen, konnte er sein Werk für die zur Anbetung Baals verführten Israeliten vollenden. Mit dem bemerkenswerten Triumph auf dem Berg Karmel war der Weg zu noch größeren Siegen bereitet worden. Doch durch die Drohung Isebels hatte sich Elia von diesen wunderbaren Gelegenheiten abbringen lassen. Der Mann Gottes musste zuerst verstehen, wie schwach seine augenblickliche Stellung im Vergleich zu der war, die ihm der Herr zugedacht hatte. MUOT 114 3 Gott begegnete seinem angefochtenen Diener mit der Frage: Was machst du hier, Elia? Ich sandte dich zum Bach Krit und danach zur Witwe in Zarpat. Ich beauftragte dich, nach Israel zurückzukehren und vor die götzendienerischen Priester auf dem Karmel zu treten. Ich gab dir die Kraft, den Streitwagen des Königs zum Tor Jesreels zu geleiten. Wer aber sandte dich auf diese überstürzte Flucht in die Wüste? Welchen Auftrag hast du hier auszurichten? MUOT 114 4 Voller Bitterkeit klagte Elia sein Leid: "Ich habe dem Herrn, Gott, dem Allmächtigen, von ganzem Herzen gedient. Denn die Israeliten haben ihren Bund mit dir gebrochen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten getötet. Ich allein bin übrig geblieben, und jetzt wollen sie auch mich umbringen." (1. Könige 19,10 NLB) Der Herr Zeigt Sich Elia MUOT 114 5 Der Engel forderte den Propheten auf, die Höhle zu verlassen, auf den Berg vor den Herrn zu treten und auf dessen Wort zu hören. "Siehe, der Herr wird vorübergehen." "Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Wind. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle." (1. Könige 19,11-13) MUOT 115 1 Nicht in gewaltigen Machtbekundungen, sondern durch "ein stilles, sanftes Sausen" gefiel es Gott, sich seinem Diener zu offenbaren. Er wollte Elia zeigen, dass die auffälligste Art seines Wirkens nicht immer die erfolgreichste für die Durchführung seiner Absicht sein muss. In Erwartung einer Offenbarung vom Herrn erlebte Elia einen tosenden Sturm, mächtige Blitze und ein verzehrendes Feuer. Doch Gott war in keinem davon. Dann kam ein stilles, sanftes Sausen, und der Prophet verhüllte sein Haupt vor der Gegenwart des Herrn. Elias Missmut wurde gestillt, sein Geist beschwichtigt und besänftigt. Jetzt wusste Elia, dass er in Notzeiten immer in stetem Glauben und mit festem Vertrauen auf Gott die nötige Hilfe finden konnte. MUOT 115 2 Die gelehrteste Darstellung der Wahrheit Gottes überzeugt und bekehrt nicht immer. Nicht durch kluge Beweisführung oder Beredsamkeit wird das Herz eines Menschen erreicht, sondern durch den sanften Einfluss des Heiligen Geistes, der still, aber sicher an der Umwandlung und Entwicklung des Charakters arbeitet. Die stille, sanfte Stimme des Geistes Gottes hat die Macht, Herzen zu verändern. Neue Aufgaben Für Elia MUOT 115 3 "Was hast du hier zu tun, Elia?", wurde er noch einmal gefragt, und wieder antwortete der Prophet: "Ich habe für den Herrn, den Gott Zebaoth, geeifert; denn Israel hat deinen Bund verlassen, deine Altäre zerbrochen, deine Propheten mit dem Schwert getötet, und ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten danach, dass sie mir das Leben nehmen." (1. Könige 19,14) MUOT 115 4 Der Herr versicherte Elia, dass die Übeltäter in Israel nicht ungestraft davonkommen werden. Es mussten Männer ausgewählt werden, die das göttliche Strafgericht am götzendienerischen Reich ausführten. Es musste noch hart gearbeitet werden, bis allen die Gelegenheit gegeben würde, sich auf die Seite des wahren Gottes zu stellen. Elia selbst sollte nach Israel zurückkehren und dort zusammen mit anderen Leuten einen Wandel herbeiführen. MUOT 115 5 "Geh zurück auf dem Weg, den du gekommen bist, durch die Wüste nach Damaskus. Wenn du dort bist, salbe Hasael zum König von Aram. Dann salbe Jehu, den Sohn Nimschis, zum König von Israel, und salbe Elisa, den Sohn Schafats aus Abel-Mehola, an deiner Stelle zum Propheten. Wer Hasael entkommt, den wird Jehu töten, und wer Jehu entkommt, den wird Elisa umbringen!" (1. Könige 19,15-17 NLB) MUOT 116 1 Elia hatte sich für den einzigen Anbeter des wahren Gottes in Israel gehalten. Doch der, welcher die Herzen aller kennt, offenbarte dem Propheten, dass es außer ihm noch viele andere gab, die Gott in den langen Jahren des Abfalls treu geblieben waren. "Ich habe 7000 in Israel übrig gelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat", erklärte ihm Gott (1. Könige 19,18 Elb.). Falsche Anbetung In Heutiger Zeit MUOT 116 2 Aus Elias Erfahrung in der Zeit der Entmutigung und scheinbaren Niederlage können wir viel lernen. Wir können Lehren ziehen, die in unserer Zeit, die durch eine allgemeine Abkehr vom Recht gekennzeichnet ist, für die Diener Gottes von unschätzbarem Wert sind. Ähnlich wie damals in Israel herrscht auch heute Abtrünnigkeit. Wer das Menschliche über das Göttliche erhebt, wer Volksführer verherrlicht, wer den Mammon anbetet und die Lehren der Wissenschaft über offenbarte Wahrheiten stellt, folgt auch heute mit der großen Menge Baal nach. Zweifel und Unglaube üben ihren verderblichen Einfluss auf Herz und Verstand aus, und viele ersetzen das Wort Gottes durch menschliche Auffassungen. Öffentlich wird schon lange gelehrt, dass die Zeit gekommen sei, in der die menschliche Vernunft über die Lehren des Wortes Gottes gestellt werden sollte. Das Gesetz des Herrn - der göttliche Maßstab der Gerechtigkeit - sei nicht mehr verbindlich, wird erklärt. Der Feind aller Wahrheit sucht mit betrügerischer Macht Männer und Frauen zu veranlassen, Gott durch menschliche Ordnungen zu ersetzen und das zu vergessen, was Gott zum Glück und zur Erlösung der Menschheit bestimmt hat. MUOT 116 3 Auch wenn sich dieser Abfall ausgebreitet hat, ist er doch noch nicht allgemein. Nicht alle Bewohner der Welt leben gesetzlos in Sünden dahin; nicht alle haben sich auf die Seite des Feindes gestellt. Gott hat viele Tausende, die - bildlich gesprochen - ihre Knie nicht vor Baal gebeugt haben, viele, die nach einem tieferen Verständnis von Christus und seinem Gesetz verlangen, viele, die aller Hoffnungslosigkeit zum Trotz am Glauben festhalten, dass Jesus bald kommen und der Herrschaft der Sünde und des Todes ein Ende bereiten wird. Und es gibt viele, die unwissentlich Baal verehrt haben, an denen aber Gottes Geist noch wirkt. Persönlicher Einsatz Der Treuen Erforderlich MUOT 117 1 Diese Menschen brauchen die persönliche Hilfe derer, die Gott kennen gelernt und die Kraft seines Wortes erfahren haben. In einer Zeit wie der heutigen sollte sich jedes Kind Gottes tatkräftig bemühen, anderen zu helfen. Wer die biblische Wahrheit verstanden hat, wird den Beistand der Engel erfahren, wenn er nach Männern und Frauen Ausschau hält, die sich nach Erkenntnis sehnen. Wo Engel mitgehen, muss niemand Angst haben voranzugehen. Durch die treuen Bemühungen hingebungsvoller Mitarbeiter werden sich viele von jeder Art des Götzendienstes abwenden und den lebendigen Gott anbeten. Sie werden nicht länger menschlichen Einrichtungen huldigen, sondern sich furchtlos auf die Seite Gottes und seines Gesetzes stellen. MUOT 117 2 Vom unaufhörlichen Wirken der treuen und zuverlässigen Christen hängt viel ab. Deshalb unternimmt Satan alles Mögliche, um zu vereiteln, dass Gottes Absichten durch die Gehorsamen ausgeführt werden. Einige bringt er dahin, ihren hohen und heiligen Auftrag aus den Augen zu verlieren und sich den Annehmlichkeiten dieses Lebens hinzugeben. Er veranlasst sie, sich bequem zur Ruhe zu setzen oder aber um größerer irdischer Vorteile willen von Orten wegzuziehen, wo sie machtvoll für das Gute wirken könnten. Andere veranlasst er durch Widerstände und Verfolgung, entmutigt vor ihren Pflichten zu fliehen. Doch sie alle betrachtet der Himmel mit herzlichem Erbarmen. Jedem Kind Gottes, dessen Stimme der Feind der Menschen zum Schweigen bringen konnte, wird die Frage gestellt: "Was machst du hier?" Ich habe dich beauftragt, in alle Welt zu gehen und das Evangelium zu verkündigen (vgl. Markus 16,15), um ein Volk auf den Jüngsten Tag vorzubereiten. Warum bist du hier? Wer hat dich gesandt? MUOT 117 3 Die Freude, die Christus vor sich liegen sah und die ihn durch sein Opfer und Leiden trug (vgl. Hebräer 12,2b Elb.), war die Freude, Sünder gerettet zu sehen. Diese Freude sollte jeden seiner Nachfolger zum Einsatz anspornen. Wer auch nur im begrenzten Maß erkennt, was die Erlösung für ihn und seine Mitmenschen bedeutet, wird die großen Bedürfnisse der Menschheit bis zu einem gewissen Grad begreifen. Sein Herz wird von Mitleid bewegt, wenn er die sittliche und geistliche Verarmung Tausender sieht, die sich im Schatten eines schrecklichen Verhängnisses bewegen, bei dem - im Vergleich dazu - körperliche Leiden zur Bedeutungslosigkeit verblassen. MUOT 117 4 Familien und Einzelnen stellt Gott die Frage: "Was macht ihr hier?" In vielen Gemeinden gibt es Familien, die in den Wahrheiten des Wortes Gottes gut unterrichtet sind. Sie könnten ihren Einflussbereich erweitern, wenn sie dorthin umziehen würden, wo man den Dienst benötigt, den sie leisten können. Gott ruft christliche Familien auf, sich an dunkle Orte zu begeben und weise und ausdauernd für solche Menschen zu wirken, die in geistlicher Hoffnungslosigkeit leben. Diesem Ruf nachzukommen erfordert Selbstaufopferung. Während viele noch warten, bis jedes Hindernis beseitigt ist, sterben Menschen dahin - ohne Hoffnung und ohne Gott. Um irdischer Vorteile willen oder um wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, wagen sich Menschen in Seuchengebiete und ertragen Mühsal und Entbehrungen. Wo sind diejenigen, die Ähnliches zu tun bereit sind, um anderen vom Erlöser zu erzählen? Eine Wertvolle Lehre Für Elia MUOT 118 1 Wenn Menschen, die von geistlicher Kraft erfüllt sind, unter schwierigen Umständen und großem Druck so entmutigt und verzagt werden, dass ihnen ihr Leben nicht mehr lebenswert erscheint, ist dies weder seltsam noch neu. Sie alle sollten sich daran erinnern, dass einer der mächtigsten Propheten aus Angst um sein Leben vor dem Zorn einer wütenden Frau floh. Müde von der Reise, bitter enttäuscht und zutiefst entmutigt hatte dieser Flüchtling nur noch den Wunsch zu sterben. Aber gerade als seine Hoffnung geschwunden war und sein Lebenswerk vergeblich zu sein schien, erhielt er die wertvollste Lehre seines Lebens. In der Stunde seiner größten Schwachheit lernte er, dass es nötig und möglich ist, Gott auch unter den widrigsten Umständen zu vertrauen. MUOT 118 2 Wer seine Lebenskraft in aufopfernder Arbeit einsetzt und dabei versucht wird, der Mutlosigkeit und dem Zweifel nachzugeben, kann aus der Erfahrung Elias neuen Mut schöpfen. Gottes wachsame Fürsorge, seine Liebe und Macht werden besonders bei den Dienern offenbar, deren Eifer missverstanden oder nicht gewürdigt wird, deren Ratschläge und Ermahnungen auf die leichte Schulter genommen und deren Reformbemühungen mit Hass und Widerstand vergolten werden. Die Bewährte Taktik Satans MUOT 118 3 Gerade in Zeiten größter Schwachheit überfällt Satan Menschen mit den heftigsten Versuchungen. Auf diese Weise hoffte er auch den Sohn Gottes zu überwältigen, denn so konnte er schon manche Siege über Menschen davontragen. War ihre Willenskraft erst einmal geschwächt und ihr Glaube erlahmt, hatten selbst diejenigen der Versuchung nachgegeben, die lange und mutig für das Recht eingetreten waren. Nach fast vierzigjähriger Wanderschaft und durch den Unglauben des Volkes verlor Mose für einen Augenblick den Halt an der Macht Gottes - und das an der Grenze zum verheißenen Land. Ähnlich bei Elia: In den Jahren der Dürre und Hungersnot behielt er sein unerschütterliches Vertrauen zum Herrn; an jenem kritischen Tag auf dem Karmel stand er unerschrocken als einziger Zeuge des wahren Gottes vor dem ganzen Volk Israel und Ahab; aber in einem Augenblick der Müdigkeit erlaubte er der Todesangst, seinen Glauben an Gott zu überwinden. MUOT 119 1 So ist es auch heute. Wenn Zweifel auf uns einstürmen, wenn uns die Umstände erschrecken oder uns Armut und Elend zu schaffen machen, versucht Satan, unser Vertrauen zu Gott zu erschüttern. Gerade dann hält er uns unsere Fehler vor und führt uns in die Versuchung, Gott zu misstrauen und seine Liebe infrage zu stellen. So hofft er, uns zu entmutigen und unseren Halt an Gott zu erschüttern. Gottvertrauen Ist Erforderlich MUOT 119 2 Wer in der vordersten Reihe der Auseinandersetzung vom Heiligen Geist zu einem besonderen Werk angetrieben wird, wird häufig einen Rückfall erleiden, sobald der Druck nachgelassen hat. Niedergeschlagenheit kann auch den heldenmütigsten Glauben erschüttern und den festesten Willen schwächen. Aber Gott versteht das, und er bleibt mitfühlend und liebevoll. Er kennt die Beweggründe und Absichten des Herzens. Die leitenden Personen im Werk Gottes müssen lernen, geduldig zu warten und zu vertrauen, selbst wenn alles dunkel erscheint. Der Himmel wird sie am Tag des Widerstandes nicht verlassen. Niemand ist anscheinend hilfloser, in Wirklichkeit aber unbesiegbarer als derjenige, der seine Nichtigkeit erkennt und sich allein auf Gott verlässt. MUOT 119 3 Doch nicht nur Menschen in verantwortungsvollen Stellungen können erneut aus der Erfahrung Elias lernen, wie sie Gott in der Stunde der Anfechtung vertrauen können. Der Gott, der Elias Stärke war, kann jedes seiner kämpfenden Kinder aufrechterhalten, wie schwach es auch sein mag. Von jedem erwartet er Treue, und jedem verleiht er Stärke, die dessen Bedürfnissen entspricht. In seiner eigenen Kraft ist der Mensch machtlos, aber in der Macht Gottes kann er das Böse überwinden und anderen helfen, es auch zu tun. Satan vermag über niemanden, der Gott zu seiner Zuflucht macht, die Oberhand zu gewinnen. Wir sollen sagen: "Im Herrn habe ich Gerechtigkeit und Stärke!" (Jesaja 45,24a) MUOT 119 4 Lieber Mitchrist, Satan kennt deine Schwäche. Klammere dich deshalb an Jesus! Wenn du in Gottes Liebe bleibst, kannst du jede Prüfung bestehen. Nur die Gerechtigkeit in Christus kann dir die Kraft verleihen, die Flut des Bösen, die sich über die Welt ergießt, einzudämmen. Bringe Gottvertrauen in deine Erfahrung. Der Glaube erleichtert jede Last, befreit von Müdigkeit. Gottes Fügungen, die dir jetzt geheimnisvoll erscheinen, wirst du bei fortgesetztem Gottvertrauen verstehen lernen. Gehe weiter auf dem Weg, den er dir zeigt. Anfechtungen werden kommen, aber schreite nur voran. Das wird deinen Glauben stärken und dich zum Dienst brauchbar machen. Die biblischen Geschichten sind nicht niedergeschrieben worden, damit wir uns beim Lesen über sie wundern, sondern damit derselbe Glaube, der in Gottes Dienern damals wirkte, auch in uns wirksam wird. Wo immer sich gläubige Herzen als Werkzeuge seiner Macht zur Verfügung stellen, wirkt der Herr auch heute noch in ebenso bemerkenswerter Weise. Engel Stehen An Unserer Seite MUOT 120 1 Wie zu Petrus sagt Jesus auch zu uns: "Der Satan ist hinter euch her, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber ich habe für dich gebetet, damit du den Glauben nicht verlierst." (Lukas 22,31.32a Hfa) Christus wird niemals einen Menschen preisgeben, für den er gestorben ist. Es mag sein, dass wir ihn verlassen und von einer Versuchung überwältigt werden, aber er kann sich niemals von jemandem abwenden, für den er sein eigenes Leben als Lösegeld bezahlt hat. MUOT 120 2 Könnte nur unser geistliches Sehvermögen geschärft werden, sähen wir Menschen, die aus Entmutigung am liebsten sterben würden, weil sie bedrückt und mit Kummer beladen sind wie ein Karren mit der Last der Garben. Wir würden aber auch Engel sehen, die diesen Bedrückten eilends beistehen, um die zudringlichen Mächte des Bösen zurückzutreiben. Die Schlachten, die zwischen diesen beiden Heeren ausgefochten werden, sind genauso Wirklichkeit wie Auseinandersetzungen zwischen Armeen dieser Welt. Nur hängen vom Ausgang dieses geistlichen Kampfes ewige Schicksale ab. MUOT 120 3 Dem Propheten Hesekiel wurde im Gesicht gezeigt, wie unter den Flügeln der Cherubim eine Hand sichtbar wurde. Hieraus sollen die Diener Gottes die Lehre ziehen, dass allein Gottes Macht Erfolg verleiht. Gottes Boten sollen nicht meinen, sein Werk sei von ihnen abhängig. Sterblichen Wesen ist es nicht überlassen, diese Last der Verantwortung zu tragen. Er, der nicht "schläft und schlummert" (Psalm 121,4), sondern beständig am Wirken ist, um seine Absichten auszuführen, wird sein Werk voranbringen. Er wird die Absichten böser Menschen vereiteln und die Ratschläge derer zunichte machen, die seinem Volk Unheil zufügen wollen. Er thront als König und Herr der Heerscharen zwischen den Cherubim und beschützt seine Kinder inmitten von Kampf und Aufruhr der Völker. Wenn die Festungen der Könige überwunden werden und die Pfeile des Zornes die Herzen seiner Feinde durchdringen, wird sein Volk in seinen Händen geborgen sein. ------------------------Kapitel 14 - Verkündigung Im Geist Und In Der Kraft Elias MUOT 122 1 Der Bericht über Elias Lebenswerk hat in den nachfolgenden Jahrhunderten jene begeistert und ermutigt, die berufen wurden, inmitten eines Abfalls für das Recht einzustehen. Für uns, "die wir am Ende der Zeiten leben" (1. Korinther 10,11b NLB), hat er besondere Bedeutung. Die Geschichte wiederholt sich. Auch die heutige Welt hat ihre Ahabs und Isebels. Unsere Zeit ist genauso götzendienerisch wie damals, als Elia lebte. Wenn auch kein auffälliger Altar oder ein Götzenbild zu sehen ist, folgen doch Tausende den Göttern dieser Welt nach. Sie streben nach Reichtum, Ruhm und Vergnügen und lassen sich von den verlockenden Ansichten verführen, die es gestatten, die Neigungen des nicht wiedergeborenen Herzens auszuleben. Viele haben eine falsche Vorstellung von Gott und seinen Eigenschaften. Wie die Anbeter Baals dienen sie einem falschen Gott. Sogar viele, die sich Christen nennen, stehen unter Einflüssen, die Gott und seiner Wahrheit völlig zuwider sind. Auf diese Weise werden sie verleitet, sich vom Göttlichen abzuwenden und das Menschliche zu verherrlichen. Der Vorherrschende Geist MUOT 122 2 Der vorherrschende Geist unserer Zeit ist Untreue und Abfall - ein Geist angeblicher Erleuchtung, der sich darauf beruft, die Wahrheit zu kennen, in Wirklichkeit aber blinde Vermessenheit darstellt. Menschliche Theorien werden angepriesen und nehmen die Stelle Gottes und seines Gesetzes ein. Satan verführt Männer und Frauen zum Ungehorsam, indem er ihnen vorgaukelt, dass sie so jene Freiheit und Ungebundenheit finden, die sie Göttern gleich macht. Widerstand gegen das klare Wort Gottes und eine abgöttische Verherrlichung des menschlichen Verstandes über die göttliche Offenbarung sind allgemein erkennbar. Durch Anpassung an weltliche Sitten haben sich die Menschen so weit vom Licht entfernt, dass sie anscheinend die Fähigkeit verloren haben, zwischen Licht und Dunkel, zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden. Deshalb halten sie die Ansichten etlicher Philosophen und Theologen für vertrauenswürdiger als die Wahrheiten der Bibel. Die Aufforderungen und Verheißungen des Wortes Gottes sowie dessen Drohungen gegen Ungehorsam und Götzendienst scheinen außerstande zu sein, ihre Herzen zu erweichen. Einen Glauben, wie ihn die Apostel Paulus, Petrus und Johannes auslebten, halten sie für überholt, mystisch und mit modernem Denken unvereinbar. Die Rolle Des Gesetzes Gottes MUOT 123 1 Am Anfang gab Gott den Menschen sein Gesetz, damit sie Glück und ewiges Leben erlangen. Satans einzige Hoffnung, Gottes Absicht zu durchkreuzen, besteht darin, Männer und Frauen zum Ungehorsam gegen dieses Gesetz zu verleiten. Unablässig war er deshalb bemüht, die Lehren des Gesetzes zu entstellen und dessen Bedeutung herabzusetzen. Sein Meisterstreich war jedoch sein Versuch, das Gesetz selbst zu verändern, sodass die Menschen die göttlichen Vorschriften übertreten, während sie bekennen, sie zu halten. MUOT 123 2 Jemand hat diesen Versuch treffend mit der alten üblen Praxis verglichen, Wegweiser an wichtigen Kreuzungen so umzustellen, dass sie die verkehrten Richtungen anzeigen, was natürlich oft große Verwirrung und Mühsal verursachte. MUOT 123 3 Auch Gott errichtete für alle, die durch diese Welt reisen, einen Wegweiser. Der eine Arm zeigte den Weg willigen Gehorsams gegenüber dem Schöpfer als den Weg zur Glückseligkeit und zum ewigen Leben; der andere Arm dagegen kennzeichnete den Weg des Ungehorsams als den Weg zum Elend und zum Tod. Der Weg zum Glück war ebenso deutlich angezeigt wie einst in Israel der Weg zu einer der Freistädte (vgl. 4. Mose 35,11). Doch in einer dunklen Stunde der Menschheit verdrehte der Erzfeind alles Guten den Wegweiser in die entgegengesetzte Richtung, sodass seither viele den falschen Weg eingeschlagen haben. Die Bedeutung Des Sabbats Im Volk Israel MUOT 123 4 Der Herr unterwies die Israeliten durch Mose: "Haltet meinen Sabbat; denn er ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, damit ihr erkennt, dass ich der Herr bin, der euch heiligt. Darum haltet meinen Sabbat, denn er soll euch heilig sein. Wer ihn entheiligt, der soll des Todes sterben. ... Wer eine Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben. Darum sollen die Israeliten den Sabbat halten, dass sie ihn auch bei ihren Nachkommen halten als ewigen Bund. Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Israeliten. Denn in sechs Tagen machte der Herr Himmel und Erde, aber am siebenten Tage ruhte er und erquickte sich." (2. Mose 31,13-17) MUOT 124 1 Mit diesen Worten bezeichnete der Herr deutlich den Gehorsam als den Weg zur himmlischen Stadt Gottes. Aber der "Mensch der Gesetzlosigkeit" (2. Thessalonicher 2,3b Elb.) hat den Wegweiser so gedreht, dass dieser in die verkehrte Richtung zeigt. Er hat einen falschen Sabbat eingeführt, sodass die Menschen meinen, dass sie durch den veränderten Ruhetag das Gebot des Schöpfers befolgen. MUOT 124 2 Gott hat erklärt, dass der siebente Wochentag der Sabbat des Herrn ist. Nachdem er "am siebenten Tag seine Werke" vollendet hatte, erhob er diesen Tag zu einem Gedenktag seines Schöpfungswerks. Er "ruhte am siebenten Tag von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn" (1. Mose 2,2.3). MUOT 124 3 Zur Zeit des Auszugs aus Ägypten wurde die Sabbatheiligung dem Volk Gottes eindringlich vor Augen geführt. Während der Sklaverei hatten es die ägyptischen Fronvögte zur Arbeit am Sabbat dadurch zwingen wollen, dass sie die wöchentlichen Leistungsanforderungen ständig höherschraubten. Die Arbeitsbedingungen wurden immer härter und bedrückender. Aber Jahwe befreite die Israeliten aus der Sklaverei und brachte sie dorthin, wo sie ungehindert alle seine Gebote halten konnten. Vom Sinai herab verkündigte Gott sein Gesetz, und eine Abschrift auf zwei Tafeln "aus Stein und beschrieben vom Finger Gottes" wurde Mose übergeben (2. Mose 31,18). MUOT 124 4 In den fast 40 Jahren der Wüstenwanderung wurden die Israeliten beständig an Gottes Ruhetag erinnert. An jedem siebenten Tag wurde ihnen das Manna vorenthalten. Dafür blieb aber die doppelte Menge, die am vorangegangenen Rüsttag gefallen war, auf wunderbare Weise unverdorben (vgl. 2. Mose 16,22-30). MUOT 124 5 Vor dem Einzug in das verheißene Land wurden die Israeliten von Mose ermahnt: "Den Sabbattag sollst du halten, dass du ihn heiligest." (5. Mose 5,12) Gott beabsichtigte, dass sie durch treues Einhalten des Sabbatgebots ständig an ihre Verantwortung ihm gegenüber als ihrem Schöpfer und Erlöser erinnert werden. Solange sie den Sabbat in der richtigen Einstellung hielten, könnte keine Abgötterei aufkommen. Sollte aber diese Vorschrift der Zehn Gebote zur Seite geschoben und als nicht mehr verbindlich erklärt werden, würde der Schöpfer in Vergessenheit geraten; die Menschen würden andere Götter verehren. Gott erklärte: "Ich gab ihnen auch meine Sabbate zum Zeichen zwischen mir und ihnen, damit sie erkannten, dass ich der Herr bin, der sie heiligt." (Hesekiel 20,12) Doch sie haben "meine Gesetze verachtet und nicht nach meinen Geboten gelebt und meine Sabbate entheiligt ... denn sie folgten den Götzen ihres Herzens nach" (Hesekiel 20,16). In seiner Aufforderung zur Umkehr lenkte er ihr Augenmerk von Neuem auf die Wichtigkeit der Sabbatheiligung: "Ich bin der Herr, euer Gott! Nach meinen Geboten und Ordnungen sollt ihr leben! Und ihr sollt den Sabbat beachten als den Tag, der mir heilig ist. Die Einhaltung der Sabbatruhe soll das Zeichen sein für den Bund zwischen mir und euch. Alle sollen daran erkennen, dass ich, der Herr, euer Gott bin." (Hesekiel 20,19.20 GNB) MUOT 125 1 Der Herr richtete das Augenmerk der Juden auf ihre Sünden, die schließlich die babylonische Gefangenschaft zur Folge hatten, und erklärte: "Du ... entheiligst meine Sabbate . Darum schüttete ich meinen Zorn über sie aus, und mit dem Feuer meines Grimmes machte ich ihnen ein Ende und ließ so ihr Treiben auf ihren Kopf kommen." (Hesekiel 22,8.31) MUOT 125 2 Beim Wiederaufbau Jerusalems unter Nehemia wurde wegen der Übertretung des Sabbats von Nehemia die ernste Frage gestellt: "Taten das nicht auch eure Väter, und unser Gott brachte all das Unheil über uns und über diese Stadt? Und ihr bringt noch mehr Zorn über Israel dadurch, dass ihr den Sabbat entheiligt!" (Nehemia 13,18) Christus Und Der Sabbat MUOT 125 3 Christus betonte während der Zeit seines irdischen Wirkens die Verbindlichkeit des Sabbats. In all seinen Belehrungen bewies er Ehrfurcht vor der Einrichtung, die er [als Schöpfer] selbst gestiftet hatte. Zu der Zeit war die Sabbatheiligung so entstellt, dass ihre Befolgung eher das Wesen selbstsüchtiger und eigensinniger Menschen als das Wesen Gottes widerspiegelte. Christus räumte mit Irrlehren der Schriftgelehrten auf, die Gott in ein falsches Licht setzten, obwohl sie vorgaben, ihn zu kennen. Jesus wurde von den Rabbinern mit unerbittlicher Feindschaft verfolgt, vermittelte aber dennoch nicht den geringsten Anschein, als stimme er ihren Forderungen zu, sondern ging unbeirrt seinen Weg und hielt den Sabbat gemäß dem Gesetz Gottes. MUOT 125 4 In unmissverständlichen Worten bekundete Jesus seine Achtung vor dem Gesetz des Herrn: "Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich." (Matthäus 5,17-19) Satans Angriffe Gegen Den Sabbat MUOT 126 1 Im christlichen Zeitalter hat der große Feind des menschlichen Glücks den Sabbat des vierten Gebots zum Ziel seiner besonderen Angriffe gemacht. Er sagt: "Ich werde Gott entgegenarbeiten. Ich will meine Anhänger bevollmächtigen, Gottes Gedenkzeichen, den Sabbat, beiseitezusetzen. So will ich der Welt zeigen, dass der von Gott geheiligte und gesegnete Tag verändert worden ist. Jener Tag soll nicht im Gedächtnis der Menschen fortleben. Ich will die Erinnerung an ihn austilgen und ihn durch einen Tag ersetzen, der nicht die Beglaubigung Gottes besitzt, einen Tag, der kein Zeichen zwischen Gott und seinem Volk sein kann. Diejenigen, die diesen Tag annehmen, sollen ihn mit der Heiligkeit bekleiden, die Gott auf den siebenten Tag gelegt hat. Durch meinen Statthalter will ich mich selbst verherrlichen. Der Sonntag wird gepriesen werden, und selbst die protestantische Welt wird diesen falschen Sabbat als den wahren annehmen. Durch die Missachtung des von Gott eingesetzten Sabbats will ich sein Gesetz verächtlich machen. Die Worte ›ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht‹ sollen meinem Ruhetag zugutekommen. So wird die Welt mir zufallen. Ich werde der Beherrscher der Erde sein, der Fürst dieser Welt. Ich werde den Verstand der Menschen so beherrschen, dass Gottes Sabbat ganz besonders verachtet wird. Ein Zeichen? Ich werde das Halten des siebenten Wochentages zu einem Zeichen der Untreue gegenüber den Obrigkeiten der Welt machen. Menschliche Gesetze werden durch ihre Strenge jedermann davon abschrecken, den siebenten Tag als Ruhetag zu halten. Aus Angst vor Mangel am Lebensnotwendigen wird die gesamte Welt das Gesetz Gottes übertreten. Die Erde wird ganz und gar unter meine Herrschaft gelangen." MUOT 126 2 Durch die Einsetzung eines falschen Sabbats beabsichtigte der Feind, "Festzeiten und Gesetz zu ändern" (Daniel 7,25). Ist ihm das aber wirklich gelungen? Die Antwort darauf gibt der unveränderliche und ewige Gott so: "Er ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht ... Er ist ein ewiges Zeichen." (2. Mose 31,13.17a) Der Wegweiser mag verrückt worden sein, aber Gott hat sich nicht verändert. Er ist immer noch der mächtige Gott Israels. "Siehe, die Völker sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waage. Siehe, die Inseln sind wie ein Stäublein. Der Libanon wäre zu wenig zum Feuer und seine Tiere zu wenig zum Brandopfer. Alle Völker sind vor ihm wie nichts und gelten ihm als nichtig und eitel." (Jesaja 40,15-17) Gott eifert heute genauso für sein Gesetz wie einst in den Tagen Ahabs und Elias. MUOT 127 1 Doch wie sehr wird Gottes Gesetz verachtet! Wie offen lehnt sich die Welt heute gegen Gott auf! Dies ist wahrhaftig eine trotzige Generation, voller Undankbarkeit, religiösem Formenwesen, Unaufrichtigkeit, Stolz und Abfall. Menschen vernachlässigen die Bibel und hassen die Wahrheit. Jesus sieht, wie man sein Gesetz verwirft, seine Liebe verschmäht und seine Botschafter gleichgültig behandelt. Er hat durch seine Gnadenerweise gesprochen, die aber nicht anerkannt werden. Er hat durch Warnungen geredet, doch sie werden ebenfalls nicht beachtet. Die Tempelhöfe der menschlichen Seele werden zu unheiligen Stätten gemacht, in denen Selbstsucht, Neid, Stolz und Bosheit gehegt werden. MUOT 127 2 Viele zögern nicht, über das Wort Gottes zu spotten. Sie machen sich über die lustig, die es so ernst nehmen, wie es geschrieben steht. Die zunehmende Verachtung von Gesetz und Ordnung lässt sich unmittelbar auf die Übertretung der ausdrücklichen Gebote des Herrn zurückführen. Gewalttaten und Verbrechen sind die Folge der Abkehr vom Weg des Gehorsams. Schaut auf den elenden und erbärmlichen Zustand der Menschenmassen, die vor Götzenaltären anbeten und vergeblich nach Glück und Frieden suchen! MUOT 127 3 Seht auf die beinahe allgemein herrschende Missachtung des Sabbatgebots! Was für eine erschreckende Gottlosigkeit bei denen, die Gesetze zur vermeintlichen Heiligung des Sonntags erlassen und gleichzeitig Gesetze beschließen, die den Handel mit Alkohol straffrei stellen. Sie betrachten ihre Weisheit als erhaben über das, was geschrieben steht, und versuchen, die Gewissen der Menschen zu nötigen, dulden aber Übel, welche die Menschen, die doch nach Gottes Bild geschaffen sind, verrohen und zerstören. Satan ist der Anstifter zu solcher Gesetzgebung. Er weiß genau, dass Gottes Fluch auf denen ruhen wird, die menschliche Gesetze über die göttlichen stellen, und tut deshalb alles, was in seiner Macht steht, um die Menschen auf den breiten Weg zu führen, der im Verderben endet. Gott Wird Sein Gesetz Wieder Zu Ehren Bringen MUOT 127 4 Man hat so lange menschliche Auffassungen und Einrichtungen verehrt, dass fast die ganze Welt Götzen nachfolgt. Und er, der die Veränderung des Gesetzes Gottes betrieben hat, gebraucht jede erdenkliche List, um Männer und Frauen gegen Gott und gegen das Zeichen, das die Zugehörigkeit zu ihm bezeugt, aufzuwiegeln. Doch der Herr wird nicht ewig dulden, dass sein Gesetz übertreten und ungestraft mit Füßen getreten wird. Es kommt eine Zeit, da es "mit der Überheblichkeit der Menschen zu Ende ist und ihr Stolz gebrochen wird. Dann wird der Herr allein groß sein" (Jesaja 2,11 GNB). Mag der Zweifel den Anspruch des Gesetzes Gottes mit Spott, Hohn und Ablehnung behandeln, mag die Weltlichkeit viele anstecken und beherrschen, mag sich Gottes Sache nur durch große Anstrengungen und ständige Opfer behaupten - am Ende wird die Wahrheit dennoch herrlich triumphieren. MUOT 128 1 In Gottes abschließendem Werk auf Erden wird sein Gesetz wieder zu Ehren kommen. Mag falsche Religion die Oberhand gewinnen, "die Gesetzlosigkeit überhandnehmen" und "die Liebe in vielen erkalten" (Matthäus 24,12), das Kreuz von Golgatha den Blicken entschwinden und Finsternis wie ein Leichentuch die Welt bedecken; mag sich auch die ganze Macht der öffentlichen Meinung gegen die Wahrheit stemmen, Anschlag auf Anschlag geschmiedet werden, um Gottes Volk zu vernichten - wird dennoch der Gott Elias in der Stunde der größten Gefahr menschliche Werkzeuge erwecken, die eine Botschaft verkündigen, die nicht zum Schweigen gebracht werden kann. In den übervölkerten Städten, wo es Menschen in ihrer Lästerung gegen Gott am schlimmsten getrieben haben, wird man sehr ernste Zurechtweisungen hören. Unerschrocken werden von Gott berufene Männer die Vereinigung der Kirche mit der Welt öffentlich brandmarken. Inständig werden sie Männer und Frauen auffordern, sich von einer menschlichen Satzung abzuwenden und zur Einhaltung des wahren Sabbats zurückzukehren. Allen Völkern werden sie verkündigen: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und das Meer und die Wasserquellen! ... Wenn jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Zeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der wird vom Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in den Kelch seines Zorns." (Offenbarung 14,7.9.10) MUOT 128 2 Gott sagt: "Ich will meinen Bund nicht entheiligen und nicht ändern, was aus meinem Mund gegangen ist." (Psalm 89,35) Sein Wort wird für alle Zeiten so unveränderlich bleiben wie sein Thron. Beim Gericht Gottes wird das Bundesgesetz hervorgeholt werden, das mit seinem Finger deutlich für jeden geschrieben worden ist. Dann muss die Welt vor den Schranken der unendlichen Gerechtigkeit erscheinen und ihr Urteil empfangen. Die Botschaft Für Unsere Zeit MUOT 129 1 Wie einst in den Tagen Elias gibt es auch heute einen klaren Unterschied zwischen dem Volk Gottes, das seine Gebote hält, und den Anbetern falscher Götter. Elia rief: "Wie lange schwankt ihr noch hin und her? Entweder der Herr ist Gott, dann folgt ihm - oder Baal ist Gott, dann folgt ihm!" (1. Könige 18,21 GNB) Die Botschaft für unsere Zeit lautet: "Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große ... Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel." (Offenbarung 18,2.4.5) MUOT 129 2 Die Zeit, in der jeder Mensch geprüft wird, ist nicht mehr fern. Die Heiligung des falschen Sabbats wird uns dann aufgezwungen werden. Ein Wettstreit zwischen den Geboten Gottes und den Geboten der Menschen wird entbrennen. All jene, die sich Schritt für Schritt weltlichen Forderungen und Gebräuchen angepasst haben, werden sich dann lieber den Machthabern unterwerfen, als sich Hohn, Beleidigung, der Gefahr von Verhaftung oder dem Tod auszusetzen. Zu der Zeit wird das Gold von der Schlacke getrennt werden. Wahre Frömmigkeit wird sich klar von bloßem Schein unterscheiden. Manch ein Stern, den wir wegen seines Glanzes bewundert haben, wird in Finsternis versinken. An denen, die zwar den heiligen Schmuck angelegt, sich aber nicht mit der Gerechtigkeit, die in Christus ist, bekleidet haben, wird dann die Schande ihrer Nacktheit offenbar werden (vgl. Offenbarung 3,18). MUOT 129 3 Überall verstreut wird es Menschen geben, die ihre Knie nicht vor Baal gebeugt haben. Gleich den Sternen am Himmel, die nur nachts erscheinen, lassen diese Getreuen ihr Licht weiter leuchten, wenn "Finsternis das Erdreich und Dunkel die Völker" bedeckt (vgl. Jes. 60,2a). In Afrika, in den katholischen Ländern Europas und Südamerikas, in China, in Indien, auf den Inseln der Meere und in allen düsteren Winkeln der Erde hält Gott einen Sternenhimmel von Auserwählten bereit, die inmitten der Finsternis strahlen. Sie werden einer abtrünnigen Welt offenbaren, welch umwandelnde Kraft im Gehorsam gegenüber dem Gesetz Gottes liegt. Schon jetzt erscheinen sie unter allen Geschlechtern, Sprachen und Völkern. Inmitten des schlimmsten Abfalls, wenn Satan alles unternehmen wird, um sie "allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven" (Offenbarung 13,16) unter Todesandrohung zu zwingen, das Bundeszeichen eines falschen Ruhetags anzunehmen, werden diese treuen Christen "rein und fehlerlos sein und ... als Gottes vollkommene Kinder ... leuchten ... wie die Sterne am nächtlichen Himmel" (Philipper 2,15 GNB). Je dunkler die Nacht, desto heller werden sie strahlen. MUOT 130 1 Was für ein müßiges Unterfangen wäre es gewesen, hätte Elia die treuen Israeliten zählen wollen, als Gottes Gerichte das abtrünnige Volk heimsuchten! Er zählte nur sich dazu und meinte: "Ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten danach, dass sie mir das Leben nehmen." (1. Könige 19,14) Da überraschte ihn der Herr, als er sagte: "Ich habe 7000 in Israel übrig gelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben." (1. Könige 19,18 Elb.) MUOT 130 2 Deshalb sollte niemand das heutige Volk Gottes zu zählen versuchen. Jeder sollte vielmehr nach einem "fleischernen Herzen" (Hesekiel 36,26b) trachten, nach einem wiedergeborenen, das sich wie Christus für die Rettung einer verlorenen Welt einsetzt. ------------------------Kapitel 15 - Joschafat, König Im Südreich MUOT 131 0 2. Chronik 17 bis 20; 1. Könige 22. MUOT 131 1 Joschafat bestieg im Alter von 35 Jahren den Thron des Reiches Juda.Bis dahin hatte er das Beispiel des guten Königs Asa vor Augen, der in fast jeder Krise getan hatte, "was dem Herrn wohlgefiel" (1. Könige 15,11). Während einer erfolgreichen Regierungszeit von 25 Jahren bemühte sich Joschafat, "in allen Wegen seines Vaters Asa" zu wandeln. Er "wich nicht davon ab" (1. Könige 22,43). MUOT 131 2 Joschafat war bemüht, weise zu regieren und seinen Untertanen einzuschärfen, götzendienerischen Bräuchen entgegenzutreten. Viele Bürger seines Reiches "opferten und räucherten noch auf den Höhen" (vgl. 1. Könige 22,44). Der König zerstörte zwar diese Heiligtümer nicht sofort, aber er wollte von Anbeginn an Juda vor den schlimmen Sünden im Nordreich bewahren, wo sein Zeitgenosse Ahab fast gleichzeitig mit ihm herrschte. Joschafat selbst war Gott treu ergeben. Er "verehrte nicht die Baale, sondern hielt sich treu an den Gott seines Ahnherrn und befolgte seine Gebote im Gegensatz zu den Königen von Israel. Darum festigte der Herr das Königtum Joschafats" (2. Chronik 17,3b-5a GNB). MUOT 131 3 "Ganz Juda gab Joschafat Geschenke, und er hatte großen Reichtum und viel Ehre. Und als er in den Wegen des Herrn noch mutiger wurde, entfernte er wieder die Opferhöhen und die Aschera-Bilder aus Juda." (2. Chronik 17,5.6) "Er verbannte die letzten Tempelprostituierten aus dem Land, die noch aus der Zeit seines Vaters Asa übrig geblieben waren." (1. Könige 22,47 NLB) So wurde die Bevölkerung Judas nach und nach von vielen Gefahren befreit, die ihre geistliche Entwicklung ernsthaft bedroht hatten. Unterweisung Des Volkes Im Gesetz Gottes MUOT 131 4 Im ganzen Königreich brauchte das Volk dringend die Unterweisung im Gesetz Gottes. Im Verständnis dieses Gesetzes lag seine Sicherheit. Wenn es seine Forderungen im Leben befolgte, würde es sowohl Gott als auch den Menschen Treue erweisen. Joschafat wusste das und traf Maßnahmen, um sein Volk gründlich in den heiligen Schriften zu unterrichten. Die verantwortlichen Stammesfürsten wurden angewiesen, die Priester zu einem gewissenhaften Lehrdienst anzuhalten. Diese Lehrer - vom König ernannt und unter der Aufsicht der Fürsten - "zogen in allen Städten Judas umher und lehrten das Volk" (2. Chronik 17,9). Da sich viele bemühten, Gottes Forderungen zu verstehen und ihre Sünden abzulegen, geschah eine Erweckung. MUOT 132 1 Dieser weisen Vorsorge für die geistlichen Bedürfnisse seiner Untertanen verdankte Joschafat viel von seinem Erfolg als Herrscher. Dem Gesetz Gottes zu gehorchen bringt großen Gewinn. In der Übereinstimmung mit den göttlichen Forderungen liegt eine umwandelnde Kraft, die zum friedlichen Miteinander unter den Menschen guten Willens führt. Wenn man die Lehren des Wortes Gottes zum beherrschenden Einfluss im Leben eines jeden Menschen machen und Herz und Verstand ihrer einschränkenden Macht unterstellen würde, gäbe es keinen Raum für die Übel, die jetzt im politischen und gesellschaftlichen Leben an der Tagesordnung sind. Von jedem Heim ginge ein Einfluss aus, der Männern und Frauen geistlichen Einblick und moralische Kraft verleihen würde, was für Nationen und Einzelpersonen vorteilhaft wäre. MUOT 132 2 Viele Jahre lang regierte Joschafat in Frieden, ohne von umliegenden Völkern belästigt zu werden. "Über alle Königreiche rings um Juda hatte der Herr einen gewaltigen Schrecken kommen lassen, sodass niemand Joschafat anzugreifen wagte. Die Philister brachten ihm Geschenke und Silber als Tribut, und sogar die Araber brachten ihm 7700 Schafböcke und ebenso viele Ziegenböcke. So wurde Joschafat im Laufe der Zeit immer mächtiger. Er baute in Juda Burgen und Städte mit Vorratsspeichern." Tausende Männer "standen dem König im Kriegsfall zur Verfügung, abgesehen von den ständigen Besatzungen, die er in den Festungen von ganz Juda stationiert hatte" (2. Chronik 17,10-12.19 GNB). Gesegnet durch "großen Reichtum und viel Ehre" (2. Chronik 18,1), war er imstande, einen mächtigen Einfluss zugunsten von Wahrheit und Gerechtigkeit auszuüben. Ein Unheilvolles Bündnis Mit Ahab MUOT 132 3 Einige Jahre nach seiner Thronbesteigung, als sich Joschafat auf dem Gipfel seiner Macht befand, gab er die Zustimmung zur Heirat seines Sohnes Joram mit Atalja, einer Tochter Ahabs und Isebels. Durch diese Verbindung kam es zu einem Bündnis zwischen den beiden Reichen Juda und Israel, das nicht im Sinne Gottes war, denn in einer Zeit der schweren Entscheidungen brachte es Unheil über den König und über viele seiner Untertanen. MUOT 133 1 Joschafat besuchte einmal König Ahab in Samaria. Dem Gast aus Jerusalem wurde besondere Ehre erwiesen. Am Ende des Besuchs willigte er ein, mit dem König Israels gegen Syrien in den Krieg zu ziehen. Durch eine Vereinigung seiner Streitkräfte mit denen Judas hoffte Ahab, die alte Freistadt Ramot zurückzugewinnen, von der er behauptete, sie gehöre rechtmäßig den Israeliten. MUOT 133 2 Obwohl Joschafat in einem schwachen Augenblick unbedacht diesem Kriegszug zugestimmt hatte, sah er sich bei ruhigerer Überlegung doch veranlasst, dafür den Willen Gottes zu erfahren. Er machte deshalb Ahab einen Vorschlag: "Frage doch zuerst nach dem Wort des Herrn!" Ahab rief daraufhin 400 der falschen Propheten Samarias zusammen und legte ihnen die Frage vor: "Sollen wir nach Ramot in Gilead in den Kampf ziehen, oder soll ich's lassen?" Sie antworteten: "Zieh hinauf! Gott wird es in des Königs Hand geben." (2. Chronik 18,4-5) MUOT 133 3 Nicht zufrieden, wollte Joschafat Gewissheit über den Willen Gottes erlangen. Daher fragte er: "Ist nicht noch irgendein Prophet des Herrn hier, dass wir durch ihn den Herrn befragen?" Ahab erwiderte: "Es gibt noch einen, um den Herrn zu befragen, aber ich hasse ihn. Er hat nichts als schlechte Nachrichten für mich: Micha, der Sohn von Jimla." (2. Chronik 18,6-7 NLB) Joschafat bestand auf seiner Forderung, dass man den Mann Gottes rief. Nachdem dieser vor ihnen erschienen und von Ahab beschworen worden war, im Namen des Herrn "nichts als die reine Wahrheit zu sagen", sprach Micha: "Ich sah das Heer Israels über die Berge zerstreut wie eine Schafherde, die keinen Hirten hat. Und der Herr sagte zu mir: ›Sie haben keinen Anführer mehr. Der Krieg ist zu Ende; jeder soll nach Hause zurückkehren.‹" (2. Chronik 18,15-16 GNB) MUOT 133 4 Die Worte des Propheten hätten genügen sollen, um den Königen das Missfallen des Himmels über ihr Vorhaben zu zeigen. Aber keiner der beiden Herrscher war geneigt, die Warnung zu beachten. Ahab hatte sich sein Ziel gesteckt und war entschlossen, es auch zu verfolgen. Joschafat hatte sein Ehrenwort gegeben: "Ich ziehe mit dir in den Kampf." (2. Chronik 18,3 Elb.) Danach zögerte er, seine Streitkräfte zurückzuziehen. "So zogen der König von Israel und Joschafat, der König von Juda, hinauf gegen Ramot in Gilead." (1. Könige 22,29) MUOT 133 5 Während der darauf folgenden Schlacht wurde Ahab von einem Pfeil getroffen und starb gegen Abend. "Als die Sonne unterging und die Männer Israels ins Lager zurückgekehrt waren, ließen die Truppenführer ausrufen: >Jeder soll nach Hause gehen! Der König ist tot!‹" (1. Könige 22,36 GNB) So erfüllte sich die Vorhersage des Propheten. MUOT 134 1 Joschafat kehrte nach dieser unheilvoll verlaufenen Schlacht nach Jerusalem zurück. Beim Näherkommen kam ihm der Prophet Jehu entgegen und machte ihm den Vorwurf: "Sollst du so dem Gottlosen helfen und die lieben, die den Herrn hassen? Darum kommt über dich der Zorn vom Herrn. Etwas Gutes ist aber doch an dir gefunden, dass du die Bilder der Aschera aus dem Land ausgetilgt und dein Herz darauf gerichtet hast, Gott zu suchen." (2. Chronik 19,2.3) Joschafats Massnahmen Zur Rechtsprechung MUOT 134 2 Die späteren Jahre seiner Regierung verwandte Joschafat größtenteils darauf, in Juda die nationalen und geistlichen Abwehrkräfte zu stärken. "Er zog wieder im Volk umher von Beerscheba an bis auf das Gebirge Ephraim und brachte sie zurück zum Herrn, dem Gott ihrer Väter." (2. Chronik 19,4) MUOT 134 3 Eine der wichtigsten Maßnahmen, die der König traf, war die Errichtung und Unterhaltung funktionsfähiger Gerichtshöfe. "In allen befestigten Städten von Juda setzte er Richter ein" und legte ihnen bei ihrer Einsetzung ans Herz: "Bedenkt, was für eine Aufgabe ihr übernehmt: Ihr sollt für das Recht sorgen, nicht im Auftrag von Menschen, sondern im Auftrag des Herrn! Nehmt den Herrn ernst und tut euren Dienst gewissenhaft! Der Herr, unser Gott, lässt es euch nicht durchgehen, wenn ihr irgendjemand bevorzugt oder Bestechungsgeschenke annehmt." (2. Chronik 19,5-7 GNB) MUOT 134 4 Durch die Einsetzung eines Berufungsgerichtes in Jerusalem, wo Jo- schafat "einige aus den Leviten und Priestern und Sippenhäuptern Israels für das Gericht des Herrn und für die Streitfälle der Einwohner Jerusalems" bestellte (2. Chronik 19,8), wurde das Gerichtswesen gestärkt. MUOT 134 5 Der König ermahnte die Richter: "Fürchtet den Herrn, handelt treu und seid mit ganzem Herzen bei der Sache. Wenn ihr über eure Brüder aus den Städten zu richten habt - ganz gleich, ob es sich um Mord oder einen anderen Verstoß gegen das Gesetz, die Gebote, Satzungen und Vorschriften handelt -, dann ermahnt sie, nicht gegen den Herrn zu sündigen, damit sich sein Zorn nicht gegen euch richtet. Wenn ihr danach handelt, ladet ihr keine Schuld auf euch. In allen Fragen, welche die Gebote des Herrn betreffen, soll der Hohepriester Amarja über euch stehen. Sebadja, der Sohn Jismaels, einer der Anführer des Stammes Juda, hat das letzte Wort in allen Angelegenheiten des Königs. Die Leviten werden euch als Verwalter unterstützen. Handelt mutig, und der Herr wird mit denen sein, die Gutes tun." (2. Chronik 19,9-11 NLB) MUOT 135 1 Bei seinem Bemühen, die Rechte und Freiheiten seiner Untertanen zu schützen, betonte Joschafat, wie sehr der Gott der Gerechtigkeit, der über allen herrscht, auf jedes Mitglied der menschlichen Familie Rücksicht nimmt. "Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern." Den untergebenen Richtern ist befohlen: "Schaffet Recht dem Armen und der Waise und helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht. Errettet den Geringen und Armen und erlöst ihn aus der Gewalt der Gottlosen." (Psalm 82,1.3.4) Juda Von Feindlichen Armeen Bedroht MUOT 135 2 Gegen Ende der Herrschaft Joschafats wurde das Reich Juda vom Einmarsch eines Heeres bedroht, dessen Vorrücken die Bewohner in Angst versetzte. "Danach kamen die Moabiter, die Ammoniter und mit ihnen auch Meuniter, um gegen Joschafat zu kämpfen." (2. Chronik 20,1) Die Nachricht erreichte den König durch einen Boten mit folgender Schreckensmeldung: "Eine große Übermacht rückt von der anderen Seite des Toten Meeres aus Edom gegen dich vor. Sie stehen schon in Hazezon-Tamar. - Das ist ein anderer Name für En-Gedi." (2. Chronik 20,2 GNB) MUOT 135 3 Joschafat war ein beherzter und tapferer Mann. Jahrelang hatte er seine Heere verstärkt und die befestigten Städte ausgebaut. Er war gut vorbereitet, um es mit fast jedem Feind aufnehmen zu können. Dennoch setzte er in dieser Stunde der Gefahr sein Vertrauen nicht auf menschliche Mittel. Er berief sich nicht auf geschulte Heere und befestigte Städte. Nur durch einen lebendigen Glauben an den Gott Israels konnte er hoffen, den Sieg über diese Heiden zu erlangen, die sich ihrer Macht rühmten, Juda in den Augen der Völker zu demütigen. MUOT 135 4 "Joschafat erschrak sehr. Er entschloss sich, den Herrn zu befragen, und ließ in ganz Juda eine Fastenzeit ausrufen. Die Leute kamen aus allen Städten des Landes nach Jerusalem, um vom Herrn Hilfe zu erbitten." (2. Chronik 20,3.4 GNB) Im Tempelhof stand Joschafat vor seinem Volk und schüttete im Gebet sein Herz aus. Er bat Gott um die Erfüllung seiner Verheißungen und bekannte den hilflosen Zustand Israels: "Herr, du Gott unserer Vorfahren! Du bist der Gott im Himmel, du bist der Herrscher über alle Reiche der Welt. Bei dir ist alle Kraft und Macht, sodass niemand es mit dir aufnehmen kann. Du, unser Gott, hast doch die früheren Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und hast das Land uns, den Nachkommen deines Freundes Abraham, für alle Zeiten gegeben. Unsere Vorfahren ließen sich hier nieder und bauten für dich ein Heiligtum, denn sie sagten: ›Wenn ein Unglück über uns kommt, Kriegsschrecken, Pest oder Hungersnot, dann wollen wir hier vor diesem Haus vor dich hintreten, denn in diesem Haus wohnt dein Name. Hier wollen wir in unserer Not zu dir rufen, und du wirst uns hören und uns helfen.‹ MUOT 136 1 Sieh doch jetzt die Ammoniter, die Moabiter und das Volk aus dem Bergland Seir, die uns angreifen wollen. Als die Israeliten aus Ägypten kamen, hast du ihnen nicht erlaubt, das Gebiet dieser Völker zu betreten. Sie haben einen Umweg gemacht und diese Völker nicht ausgerottet. Zum Dank dafür kommen sie jetzt und wollen uns aus deinem Land vertreiben, das du uns gegeben hast! Du, unser Gott! Willst du sie nicht dafür bestrafen? Wir können gegen diese Übermacht nichts ausrichten. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Darum blicken wir auf dich!" (2. Chronik 20,6-12 GNB) MUOT 136 2 Getrost konnte Joschafat zum Herrn sagen: "Darum blicken wir auf dich", denn er hatte jahrelang die Israeliten gelehrt, ihr Vertrauen auf den zu setzen, der in der Vergangenheit so oft eingegriffen hatte, um seine Auserwählten vor dem völligen Untergang zu bewahren. Auch jetzt, da das Königreich in Gefahr war, stand Joschafat nicht allein. "Das ganze Volk von Juda, auch die Frauen und Kinder, standen dort vor dem Tempel." (2. Chronik 20,13 GNB) Gemeinsam fasteten und beteten sie, gemeinsam baten sie den Herrn, ihre Feinde zu verwirren, damit der Name des Allmächtigen verherrlicht werde. MUOT 136 3 "Mein Gott, schweige nicht länger, bleibe nicht so still und untätig! Sieh doch, deine Feinde rebellieren gegen dich und lehnen sich gegen dich auf. Sie verschwören sich gegen dein Volk und schmieden hinterhältige Pläne gegen die, die du beschützt. Sie sagen: ›Kommt, wir wollen das Volk Israel vernichten und die Erinnerung an diese Nation aus dem Gedächtnis der Menschen auslöschen.‹ Denn sie waren sich einig und haben ein Bündnis gegen dich geschlossen - die Edomiter und Ismaeliter, Moabiter und Hagariter, Gebaliter, Ammoniter und Amalekiter und die Völker aus dem Philisterland und aus Tyrus. ... Besiege sie wie die Midianiter oder wie Sisera und Jabin am Bach Kischon. ... Beschämt sollen sie sein und sich erschrecken. Was sie auch tun, es soll ihnen misslingen, bis sie erkennen, dass du allein Herr genannt wirst, der Herrscher über die ganze Erde." (Psalm 83,1-8.10.18.19 NLB) MUOT 136 4 Während sich das Volk noch gemeinsam mit seinem König vor dem Herrn demütigte und ihn um Hilfe bat, kam der Geist des Herrn über Jahasiel, "einen Leviten aus der Sippe Asaf" (2. Chronik 20,14b GNB). Er rief: "Hört, König Joschafat und auch ihr Leute von Juda und Einwohner von Jerusalem. So spricht der Herr zu euch: ›Habt keine Angst und verliert nicht den Mut angesichts dieses riesigen Heeres, denn nicht ihr kämpft diesen Kampf, sondern Gott. Morgen sollt ihr ihnen entgegenziehen. Sie kommen über die Anhöhe von Ziz herauf, und am Ende des Tales vor der Wüste von Jeruel werdet ihr auf sie treffen. Doch ihr werdet diese Schlacht nicht kämpfen müssen. Geht in Stellung; dann verhaltet euch still und seht, wie der Herr siegt. Er ist mit euch, Einwohner Judas und Jerusalems. Habt keine Angst und lasst den Mut nicht sinken. Zieht ihnen morgen entgegen, denn der Herr ist bei euch!‹" (2. Chronik 20,15-17 NLB) MUOT 137 1 "König Joschafat verbeugte sich tief, und alle Menschen aus dem Gebiet von Juda und aus Jerusalem taten es ihm nach und beteten den Herrn an. Dann erhoben sich die Leviten von den Nachkommen von Kehat und Korach und begannen, den Herrn, den Gott Israels, mit sehr lauter Stimme zu loben." (2. Chronik 20,18.19 NLB) MUOT 137 2 Früh am nächsten Morgen marschierten sie in die Einöde von Tekoa. Als sie zur Schlacht vorrückten, sagte Joschafat: ">Hört mir zu, Männer aus Juda und Jerusalem! Glaubt an den Herrn, euren Gott, dann werdet ihr siegen. Glaubt seinen Propheten, und es wird euch gelingen!‹ Nachdem er sich mit dem Volk beraten hatte, ernannte der König Sänger, die in heiligem Schmuck dem Heer vorangehen und dem Herrn singen." (2. Chronik 20,20.21 NLB) Diese Sänger gingen dem Heer voran und erhoben ihre Stimmen zum Lobpreis Gottes für die Verheißung des Sieges. MUOT 137 3 Es war eine ungewöhnliche Art, gegen den Feind in den Kampf zu ziehen und dabei singend den Herrn zu preisen und den Gott Israels zu erhöhen. Dies war ihr Schlachtgesang in der Schönheit der Heiligkeit. Wenn man heute Gott mehr preisen würde, nähmen Hoffnung, Mut und Glaube beständig zu. Würde das nicht die tapferen Streiter stärken, die heute die Wahrheit verteidigen? Gottes Eingreifen MUOT 137 4 Da "ließ der Herr die Heere von Ammon, Moab und aus dem Gebirge Seir, die Juda angriffen, in einen Hinterhalt laufen, und sie wurden geschlagen. Die Heere von Moab und Ammon griffen ihre Bundesgenossen aus dem Gebirge Seir an und töteten sie. Danach kämpften sie gegeneinander. So kam es, dass die Männer aus Juda, als sie zu ihrem Aussichtspunkt in der Wüste gelangten und nach dem Heer Ausschau hielten, nur noch Leichen auf dem Boden liegen sahen. Nicht ein einziger war entkommen" (2. Chronik 20,2224 NLB). MUOT 137 5 Gott war die Stärke Judas in dieser Stunde der Gefahr, und er ist noch heute die Stärke seines Volkes. Wir sollen uns nicht auf Fürsten verlassen, noch Menschen an die Stelle Gottes setzen. Wir sollen uns erinnern, dass menschliche Wesen fehlbar sind und irren können und nur der, der alle Macht besitzt, unser starker Hort ist. In jeder Notlage sollen wir uns dessen bewusst sein, dass es der Kampf des Herrn ist. Seine Mittel sind unbegrenzt, und scheinbare Unmöglichkeiten machen den Sieg nur umso größer. "Rette uns, Gott, unser Befreier! Sammle und rette uns aus den Völkern, damit wir deinen heiligen Namen preisen und uns freuen, dass wir dich loben können!" (1. Chronik 16,35 NLB) MUOT 138 1 Mit Beute beladen kehrte das Heer Judas zurück "mit Freuden; denn der Herr hatte ihnen Freude gegeben an ihren Feinden. Und sie zogen in Jerusalem ein mit Psaltern, Harfen und Trompeten zum Hause des Herrn" (2. Chronik 20,27.28). Sie hatten auch reichlich Grund, sich zu freuen. Sie hatten dem Befehl gehorcht: "Tretet nur hin und steht und seht die Hilfe des Herrn ... Fürchtet euch nicht und verzagt nicht!" (2. Chronik 20,17) Sie hatten ihr Vertrauen gänzlich auf Gott gesetzt. Er erwies sich als ihre Festung und ihr Erretter. Nun konnten sie bewusst die geisterfüllten Gesänge Davids singen: MUOT 138 2 "Gott ist uns Zuflucht und Stärke, als Beistand in Nöten reichlich gefunden . Der Kriege beschwichtigt bis ans Ende der Erde, Bogen zerbricht und Speere zerschlägt, Wagen mit Feuer verbrennt. Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin; ich werde erhöht sein unter den Nationen, erhöht auf der Erde. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Festung ist uns der Gott Jakobs." (Psalm 46,2.10-12 Elb.) MUOT 138 3 "Gott, wie dein Name ist auch dein Ruhm bis an der Welt Enden. Deine Rechte ist voll Gerechtigkeit. Dessen freue sich der Berg Zion, und die Töchter Juda seien fröhlich, weil du recht richtest . Wahrlich, das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist's, der uns führt." (Psalm 48,11.12.15) MUOT 138 4 Durch den Glauben des Herrschers von Juda und seiner Streiter kam "der Schrecken Gottes . über alle Königreiche der Länder, als sie hörten, dass der Herr gegen die Feinde Israels gestritten hatte. Also hatte das Königreich Joschafats Frieden, und sein Gott gab ihm Ruhe ringsumher" (2. Chronik 20,29.30). ------------------------Kapitel 16 - Der Untergang Des Hauses Ahab MUOT 139 0 1. Könige 21, 2. Könige 1 und 9 bis 11 sowie 2. Chronik 21 bis 23. MUOT 139 1 Der schlechte Einfluss, den Isebel von Beginn an auf Ahab ausgeübt hatte, setzte sich während der späteren Jahre seines Lebens fort und führte zu Schand- und Gewalttaten, die in der Heilsgeschichte ihresgleichen suchen. "Es war niemand, der sich so verkauft hätte, Unrecht zu tun vor dem Herrn, wie Ahab, den seine Frau Isebel verführte." (1. Könige 21,25) MUOT 139 2 Ahab neigte von Natur aus zur Habsucht, war von Isebel in seinen üblen Taten unterstützt und bestärkt worden und dem Drängen seines bösen Herzens gefolgt, bis er völlig unter die Herrschaft der Selbstsucht geriet. Er konnte es nicht ertragen, wenn ihm jemand seine Wünsche abschlug. Dinge, die er begehrte, meinte er zu Recht beanspruchen zu dürfen. Dieser vorherrschende Charakterzug Ahabs, der das Schicksal seines Reiches unter seinen Nachfolgern so unheilvoll beeinflusste, zeigte sich bei einem Vorfall, der sich noch zu Lebzeiten des Propheten Elia ereignete. Der Raub Von Nabots Weinberg MUOT 139 3 Dicht neben dem Königspalast lag ein Weinberg, der Nabot aus Jesreel gehörte. Ahab wollte dieses Grundstück unbedingt besitzen und forderte Nabot auf, es zu verkaufen oder gegen ein anderes Stück Land zu tauschen. Er sagte zu Nabot: "Überlass mir deinen Weinberg! Er grenzt direkt an meinen Palast und wäre gerade der rechte Platz für einen Gemüsegarten. Ich gebe dir dafür einen besseren, oder wenn es dir lieber ist, bezahle ich ihn dir in gutem Geld." (1. Könige 21,2 GNB) MUOT 139 4 Nabot weigerte sich und antwortete ihm: "Der Herr bewahre mich davor, dass ich dir den Erbbesitz meiner Vorfahren gebe!" (1. Könige 21,3 GNB) Nach dem Gesetz Mose durfte kein Land durch Kauf oder Tausch dauerhaft den Besitzer wechseln (vgl. 3. Mose 25,23). "Ein jeder unter den Israeliten soll festhalten am Erbe des Stammes seiner Väter." (4. Mose 36,7) MUOT 140 1 Nabots abschlägige Antwort machte den selbstsüchtigen Herrscher krank. "Voller Zorn und Ärger darüber, dass Nabot aus Jesreel gesagt hatte: ›Ich will dir das Erbe meiner Vorfahren nicht geben‹, ging Ahab in seinen Palast. Er legte sich ins Bett, drehte sein Gesicht zur Wand und wollte auch nichts mehr essen." (1. Könige 21,4 NLB) MUOT 140 2 Isebel erfuhr bald die Einzelheiten. Erzürnt darüber, dass es jemand gewagt hatte, dem König eine Bitte abzuschlagen, versicherte sie Ahab, dass er nicht länger traurig zu sein brauche. "Du bist doch der König von Israel! ... Steh auf und iss und ärgere dich nicht. Ich werde dir Nabots Weinberg verschaffen!" (1. Könige 21,7 NLB) MUOT 140 3 Ahab kümmerte es nicht, auf welche Weise seine Frau das begehrte Ziel erreichen wollte. Isebel packte unverzüglich ihr böses Vorhaben an. Sie schrieb im Namen des Königs Briefe, verschloss sie mit seinem Siegel und sandte sie zu den Ältesten der Stadt, in der Nabot wohnte. Darin stand: "Ruft ein Fasten aus und gebt Nabot dabei einen Ehrenplatz im Volk. Setzt zwei gewissenlose Schurken ihm gegenüber, die sollen ihn beschuldigen: ›Du hast Gott und den König verfluchte Dann schleppt ihn hinaus und steinigt ihn zu Tode." (1. Könige 21,9.10 NLB) MUOT 140 4 Dieser Befehl wurde befolgt. "Die Ältesten und die anderen führenden Männer, die in der Stadt wohnten, befolgten Isebels Anweisungen und verfuhren, wie sie es ihnen in den Briefen geschrieben hatte." (1. Könige 21,11 NLB) Dann ging Isebel zum König und forderte ihn auf, den Weinberg zu übernehmen. Ohne die Konsequenzen zu bedenken, folgte Ahab blindlings ihrem Rat und zog los, um das begehrte Grundstück in Besitz zu nehmen. Elia Kündigt Ahab Gottes Strafe An MUOT 140 5 Doch ungestraft sollte er sich nicht dessen, was er sich durch Betrug und Blutvergießen angeeignet hatte, erfreuen dürfen. "Doch der Herr sprach zu Elia aus Tischbe: ›Steh auf und geh zu König Ahab von Israel, der in Samaria herrscht. Du findest ihn in Nabots Weinberg, denn dorthin ist er gegangen, um ihn in Besitz zu nehmen. Richte ihm folgende Botschaft aus: So spricht der Herr: Du hast gemordet und jetzt auch noch geraubte" (1. Könige 21,1719 NLB) Der Herr wies Elia des Weiteren an, Ahab ein schreckliches Urteil zu verkünden. MUOT 140 6 Der Prophet beeilte sich, den göttlichen Auftrag auszuführen. Als der ernste Bote des Herrn Ahab im Weinberg gegenübertrat, bekannte der schuldige Herrscher erschrocken seine Angst mit den Worten: "So hat mein Feind mich also gefunden!" Ohne Zögern erwiderte Elia: "Ja ... Ich habe dich gefunden, weil du dich dazu hergegeben hast, zu tun, was unrecht ist in den Augen des Herrn. ›Ich bringe Unglück über dich und lösche dich aus. Keinen deiner männlichen Verwandten in Israel werde ich am Leben lassen, ganz gleich, ob sie als Sklaven dienen oder ihr eigener Herr sind.‹" (1. Könige 21,20.21 NLB) Keine Gnade würde gewährt werden; Ahabs Herrscherhaus sollte völlig vernichtet werden. "Du hast meinen Zorn geschürt und die Israeliten zum Götzendienst verführt. Darum soll es deinen Nachkommen so schlecht ergehen wie den Nachkommen Jerobeams, des Sohnes Nebats, und Baschas, des Sohnes Ahijas", erklärte der Herr durch seinen Diener. "Auch über Isebel hat der Herr sein Urteil gesprochen: An der äußeren Stadtmauer von Jesreel werden sie die Hunde fressen! Wer von Ahabs Familie in der Stadt stirbt, wird von Hunden zerrissen, und wer auf freiem Feld stirbt, über den werden die Raubvögel herfallen." (1. Könige 21,22-24 Hfa) MUOT 141 1 "Als Ahab diese Worte hörte, zerriss er seine Kleider, legte sich einen Sack um und begann zu fasten. Er schlief sogar in Sackleinen und ging sehr bedrückt umher. Da bekam Elia aus Tischbe eine weitere Botschaft des Herrn: ›Hast du gesehen, wie Ahab vor mir Reue gezeigt hat? Weil er das getan hat, werde ich das Unglück nicht geschehen lassen, solange er lebt. Es wird erst seine Nachkommen treffen.‹" (1. Könige 21,27-29 NLB) Schlechte Vorbilder MUOT 141 2 Kaum drei Jahre später fand Ahab den Tod im Krieg gegen Syrien (wie im vorigen Kapitel berichtet, vgl. 1. Könige 22). Sein Nachfolger Ahasja "tat, was dem Herrn missfällt, und folgte in allem dem schlechten Beispiel seines Vaters, seiner Mutter und des Königs Jerobeam, der die Leute im Reich Israel zum Götzendienst verführt hatte. Er opferte dem Götzen Baal und warf sich vor ihm nieder. Damit beleidigte er den Herrn, den Gott Israels, genau wie sein Vater es getan hatte" (1. Könige 22,53.54 GNB). MUOT 141 3 Den Sünden dieses rebellischen Königs folgten unmittelbar die Strafgerichte. Ein verheerender Krieg gegen die Moabiter und ein lebensgefährlicher Unfall bescheinigten ihm den Zorn Gottes. Ahasja, der "durch das Gitter im Obergeschoss seines Palastes in Samaria" gefallen war und schwer verletzt das Schlimmste befürchten musste, sandte einige Diener nach Ekron, um bei deren Gott Baal-Sebub zu fragen, ob er wieder genesen werde oder nicht (2. Könige 1,2). Dieser Gott stand - durch Vermittlung seiner Priester - im Ruf, über zukünftige Ereignisse Auskunft geben zu können. Scharenweise begaben sich die Leute dorthin, doch die Weissagungen und Auskünfte stammten vom Fürsten der Finsternis. MUOT 142 1 Unterwegs begegneten Ahasjas Diener einem Mann Gottes, der sie anwies, umzukehren und dem König diese Botschaft zu überbringen: "Warum wollt ihr Baal-Sebub, den Gott von Ekron, befragen? Gibt es denn keinen Gott in Israel? Deshalb spricht der Herr: Du wirst dich von dem Bett, auf dem du liegst, nicht mehr erheben, sondern sterben." (2. Könige 1,3b.4a NLB) Danach entfernte sich der Prophet. MUOT 142 2 Die erstaunten Diener eilten zum König zurück und teilten ihm die Worte des Mannes Gottes mit. Der König fragte sie: ">Was war das für ein Mann, der unterwegs mit euch gesprochen hat?‹" ... Sie antworteten: ">Er trug einen Mantel aus Fell und hatte einen Ledergürtel um die Hüften.‹" ">Das war Elia aus Tischbe!‹", rief der König." (2. Könige 1,7.8 NLB) Er wusste: Wenn es sich bei dem Fremden, dem seine Diener begegnet waren, um Elia handelte, würde der Urteilsspruch sicher in Erfüllung gehen. MUOT 142 3 Ahasja wollte in seiner Angst das angedrohte Urteil unbedingt abwenden. Er beschloss daher, den Propheten holen zu lassen. Zweimal sandte er einen Trupp Soldaten, um den Propheten einzuschüchtern, und beide Male traf sie Gottes Zorngericht. Erst die dritte Schar demütigte sich vor Gott. Als sich ihr Hauptmann dem Boten des Herrn näherte, "sank er vor ihm auf die Knie und bat ihn: ›Mann Gottes, verschone mein Leben und das Leben deiner 50 Knechte. Siehe, das Feuer ist vom Himmel herabgefallen und hat bereits die beiden anderen samt ihren Leuten verbrannt. Doch verschone bitte mein Le- ben!‹ Da sagte der Engel des Herrn zu Elia: ›Hab keine Angst. Geh mit ihm.‹ Und Elia stand auf und ging mit ihm zum König. Elia sagte zum König: ›So spricht der Herr: ›Du hast Boten zu Baal-Sebub, dem Gott von Ekron, geschickt, um ihn zu befragen. Gibt es denn keinen Gott in Israel, den man befragen könnte? Deshalb wirst du dich von dem Bett, auf dem du liegst, nicht mehr erheben, sondern sterben.‹" (2. Könige 1,13-16 NLB) MUOT 142 4 Während der Regierungszeit seines Vaters war Ahasja Zeuge der wunderbaren Werke des Höchsten gewesen. Er hatte die schrecklichen Beweise gesehen, die Gott dem abtrünnigen Volk Israel gegeben hatte, um zu zeigen, wie er diejenigen ansieht, die die bindenden Ansprüche seines Gesetzes übergehen. Ahasja hatte aber so gehandelt, als ob diese erschütternden Ereignisse nur bloße Geschichten wären. Statt sein Herz vor dem Herrn zu demütigen, hatte er Baal verehrt und sich zuletzt noch zu dieser dreistesten all seiner gottlosen Handlungen herbeigelassen. Weiterhin aufrührerisch und unwillig, seine Sünden zu bereuen, "starb Ahasja, wie der Herr es durch Elia vorausgesagt hatte" (2. Könige 1,17a NLB). Lehren Für Heute MUOT 143 1 Die Geschichte von der Sünde und Bestrafung des Königs Ahasja enthält eine Warnung, die niemand ungestraft missachten kann. Wenn man heutzutage auch nicht heidnischen Göttern huldigt, so treten doch Tausende genauso vor Satans Altäre wie einst der König Israels. Der Geist der Götzenverehrung ist heute in der Welt allgemein verbreitet, nur dass er unter dem Einfluss von Wissenschaft und Bildung in verfeinerter und anziehenderer Form auftritt als damals. Es zeigt sich immer mehr, dass der Glaube an das feste prophetische Wort abnimmt und stattdessen Aberglaube und satanische Zauberei den Verstand vieler Menschen in Beschlag nehmen. MUOT 143 2 Die Mysterien des Heidentums sind durch geheime Zirkel und Sitzungen ersetzt sowie durch die okkulten Praktiken und Wunder spiritistischer Medien. Ihre Enthüllungen werden von Tausenden, die sich weigern, durch Gottes Wort oder dessen Geist erleuchtet zu werden, begierig angenommen. Auch wenn überzeugte Spiritisten abfällig von den alten Zauberern reden mögen, lächelt dennoch der Erzbetrüger triumphierend, weil sie sich auf eine andere Form seiner Künste einlassen. MUOT 143 3 Viele, die vor dem Gedanken zurückschrecken, spiritistische Medien zu befragen, fühlen sich zu gefälligeren Formen des Spiritismus hingezogen. Andere lassen sich durch die Lehren der "Christlichen Wissenschaft" oder durch den Mystizismus der Theosophie und östlicher Religionen irreleiten. MUOT 143 4 Die Vertreter nahezu aller Formen des Spiritismus behaupten, heilen zu können. Sie schreiben diese Macht elektrischen Strömen, dem Magnetismus, den sogenannten "Geistheilungen" oder Kräften zu, die in der menschlichen Seele schlummern. Und es gibt nicht wenige, die selbst in unserem christlichen Zeitalter lieber zu diesen Heilern gehen, als dass sie der Macht des lebendigen Gottes und den Fähigkeiten fachkundiger Ärzte vertrauen. Manche Mutter, die am Krankenbett ihres Kindes wacht, erklärt: "Ich kann nichts mehr tun. Gibt es denn keinen Arzt, der mein Kind heilen kann?" Ihr wird dann von den wunderbaren Heilungen erzählt, die irgendein Wahrsager oder Beschwörer vollbracht hat. Daraufhin vertraut sie ihm ihren Liebling zur Behandlung an und legt ihn damit genauso in Satans Hände, als wenn dieser selbst an ihrer Seite stünde. In vielen Fällen wird das spätere Leben des Kindes von einer satanischen Macht gesteuert, die anscheinend nicht zu brechen ist. MUOT 143 5 Gottes Missfallen an Ahasjas Hinwendung an den Gott von Ekron war begründet. Was hatte Gott nicht alles getan, um die Herzen der Israeliten zu gewinnen und ihnen Vertrauen einzuflößen! Lange Zeit hatte er seinem Volk Offenbarungen beispielloser Güte und Liebe geschenkt. Von Anbeginn an hatte er gezeigt, dass er seine "Lust an den Menschenkindern" hatte (Sprüche 8,31) Wer ihn aufrichtig suchte, dem kam er immer zu Hilfe. Dennoch wandte sich der König Israels von Gott ab und erbat Hilfe vom schlimmsten Feind seines Volkes. Er ließ damit die Heiden wissen, dass er mehr Vertrauen zu ihren Götzen als zum Gott des Himmels hatte. Auf die gleiche Weise entehren ihn Männer und Frauen, wenn sie sich von der Quelle der Kraft und Weisheit abwenden, um Hilfe oder Rat von den Mächten der Finsternis zu erbitten. Wurde durch Ahasjas Tat schon Gottes Zorn entfacht, wie muss er dann jene ansehen, die zwar eine noch größere Erkenntnis besitzen, aber dennoch einen ähnlichen Weg wählen? MUOT 144 1 Mögen diejenigen, die sich auf die Machenschaften Satans eingelassen haben, auch damit prahlen, welch große Vorteile das bringe. Aber beweist das, dass dieser Weg sicher und weise war? Was bedeutet schon die Verlängerung des Lebens oder die Sicherung weltlichen Gewinns, wenn dafür als Preis die Missachtung des Willens Gottes in Kauf genommen werden muss? Ein solcher Gewinn wird sich zuletzt als unwiederbringlicher Verlust erweisen. Wir können nicht ungestraft auch nur eine einzige Schranke niederreißen, die Gott errichtet hat, um sein Volk vor Satans Macht zu schützen. Ahasjas Nachfolger MUOT 144 2 Da Ahasja keinen Sohn hatte, wurde sein Bruder Joram Thronfolger. Zwölf Jahre lang herrschte dieser über die zehn Stämme. Während dieser Zeit lebte noch seine Mutter Isebel, die auch weiterhin ihren schlechten Einfluss auf die Staatsgeschäfte ausübte. Viele Leute hingen noch immer heidnischen Bräuchen an. Joram selbst "tat, was dem Herrn missfiel, aber nicht so wie sein Vater und seine Mutter, denn er ließ die Baal-Säule umstürzen, die sein Vater errichtet hatte. Doch auch er hielt an der Sünde des Götzendienstes fest, zu der Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verleitet hatte, und hörte nicht damit auf" (2. Könige 3,2.3 NLB). König Joram Von Juda MUOT 144 3 Während dieser Zeit, als Joram das Nordreich Israel regierte, starb im Südreich König Joschafat. Dessen Sohn, der ebenfalls Joram hieß, bestieg den Thron des Reiches Juda. Durch seine Vermählung mit der Tochter Ahabs und Isebels war Joram von Juda eng mit dem König Israels verbunden. Somit betrieb auch er den Baalskult, "wie das Haus Ahab getan hatte ... Auch machte er Opferhöhen in den Städten Judas und verleitete die Einwohner von Jerusalem zur Abgötterei und verführte Juda" (2. Chronik 21,6.11). MUOT 145 1 Der König Judas durfte jedoch nicht ungerügt in seinem schrecklichen Abfall fortfahren. Noch vor seiner Entrückung konnte der Prophet Elia nicht schweigend zusehen, wie das Reich Juda denselben Weg einschlug, der das Nordreich an den Rand des Verderbens gebracht hatte. Er sandte Joram von Juda ein Schreiben, in dem der gottlose König die furchtbaren Worte lesen konnte: "So spricht der Herr, der Gott deines Stammvaters David: ,Du bist dem guten Beispiel deines Vaters Joschafat und König Asas von Juda nicht gefolgt. Stattdessen war dein Handeln so schlecht wie das der Könige von Israel. Du hast die Einwohner Jerusalems und ganz Judas zum Götzendienst verleitet, gerade so wie Ahabs Familie es in Israel machte. Sogar deine eigenen Brüder, Söhne deines Vaters, hast du umgebracht, Männer, die besser waren als du. Deshalb wird der Herr dir, deinem Volk, deinen Kindern und Frauen und allem, was zu dir gehört, eine schwere Last aufbürden. Du selbst wirst schwer krank werden, so schlimm, dass deine Eingeweide nach einiger Zeit herausquellen." (2. Chronik 21,12-15 NLB) MUOT 145 2 In Erfüllung dieser Prophezeiung "brachte der Herr die Philister und die Araber, die in der Nähe der Kuschiter leben, gegen Joram auf. Sie zogen gegen Juda in den Krieg, eroberten es und schleppten allen Besitz aus dem Palast des Königs fort, ebenso seine Söhne und Frauen. Nur sein jüngster Sohn Ahasja blieb ihm als einziger erhalten. Danach schlug der Herr Joram mit einer unheilbaren inneren Krankheit. Nach zwei Jahren war die Krankheit so weit fortgeschritten, dass seine Eingeweide herausquollen. Er starb unter großen Qualen. Es wurde kein Feuer ihm zu Ehren entzündet, wie man es für seine Vorfahren getan hatte" (2. Chronik 21,16-19 NLB). "Und sein Sohn Ahasja wurde König an seiner Statt." (2. Könige 8,24, vgl. 2. Chronik,22,1) MUOT 145 3 Joram, der Sohn Ahabs, herrschte immer noch über das Reich Israel, als sein Neffe Ahasja den Thron Judas bestieg. Dieser regierte aber nur ein Jahr. Während dieser Zeit, beeinflusst von seiner Mutter Atalja, die ihn dazu anhielt, "gottlos zu sein", wandelte er "in den Wegen des Hauses Ahab" und "tat, was dem Herrn missfiel" (2. Chronik 22,3.4). Seine Großmutter Isebel lebte noch; dazu verband er sich dreist mit seinem Onkel Joram von Israel. Das Ende Der Nachkommen Ahabs MUOT 145 4 Auch Ahasja von Juda nahm bald ein unseliges Ende. Die überlebenden Angehörigen der Familie Ahabs "waren seine Ratgeber nach seines Vaters Tod, ihm zum Verderben" (2. Chronik 22,4). Während Ahasja seinen Onkel Joram in Jesreel besuchte, wurde der Prophet Elisa von Gott beauftragt, einen der Prophetenjünger nach Ramot in Gilead zu senden und Jehu zum König über Israel zu salben. Die vereinigten Streitkräfte Judas und Israels befanden sich zu jener Zeit gerade auf einem Feldzug gegen die Syrer zu Ra- mot in Gilead. Joram war in der Schlacht verwundet worden und nach Jesreel zurückgekehrt, nachdem er Jehu den Oberbefehl über die königlichen Heere übertragen hatte. MUOT 146 1 Bei der Salbung Jehus erklärte der Bote Elisas: "Ich habe dich zum König gesalbt über Israel, das Volk des Herrn." (2. Könige 9,6) Danach erteilte er Jehu feierlich noch einen besonderen Auftrag Gottes: "Du sollst alle Nachkommen Ahabs umbringen, als ersten deinen Herrn, den König! Auf diese Weise will ich Isebel dafür bestrafen, dass sie meine Diener ermorden ließ, die Propheten und all die anderen, die mir treu geblieben waren. Ja, die ganze Familie Ahabs soll umkommen! Alle seine männlichen Nachkommen, die Unmündigen genauso wie die Mündigen, werde ich aus Israel ausrotten." (2. Könige 9,7.8 GNB) MUOT 146 2 Nachdem ihn das Heer zum König ausgerufen hatte, eilte Jehu nach Jes- reel, wo er mit der Ausführung seines Auftrages an denen begann, die sich aus freien Stücken entschieden hatten, in der Sünde weiterzuleben und andere zur Sünde zu verleiten. So wurden Joram von Israel, Ahasja von Juda und die Königinmutter Isebel und "alle Übriggebliebenen vom Hause Ahab in Jesreel, alle seine Großen, seine Verwandten und seine Priester" getötet (2. Könige 10,11). "Alle Propheten des Baal, alle seine Diener und alle seine Priester" (2. Könige 10,19a Elb.), die im Zentrum des Baalsdienstes unweit der Stadt Samaria wohnten, wurden dem Tod durch das Schwert überantwortet. Die Götzenbilder wurden niedergerissen und verbrannt und der Tempel Baals in Trümmer gelegt. "So machte Jehu der Verehrung Baals in Israel ein Ende." (2. Könige 10,28 GNB) Das Ende Ataljas MUOT 146 3 Atalja, Isebels Tochter, die immer noch eine beherrschende Stellung im Reich Juda einnahm, erfuhr von dieser allgemeinen Hinrichtung. Als sie sah, dass ihr Sohn, der König von Juda, tot war, "ließ sie alle Angehörigen des Königshauses von Juda umbringen" (2. Chronik 22,10 GNB). In diesem Gemetzel wurden alle Nachkommen Davids, die für die Thronfolge infrage kamen, umgebracht - außer einem Kind namens Joas, das von der Frau des Hohenpriesters Jojada im Tempel verborgen wurde. Sechs Jahre lang blieb das Kind dort versteckt, "solange Atalja im Land Königin war" (2. Chronik 22,12). MUOT 146 4 Nach Ablauf dieser Zeit verbanden sich "die Leviten und ganz Juda" mit Jojada, dem Hohenpriester, um das Kind Joas zu krönen, zu salben und zu ihrem König auszurufen. "Sie klatschten in die Hände und riefen: Es lebe der König!" (2. Könige 11,8.12; vgl. (2. Chronik 23,1-3.11) MUOT 147 1 "Als Atalja den Lärm hörte, den die jubelnde Menschenmenge machte, eilte sie zum Volk ins Haus des Herrn. Sie sah den König auf dem ihm zustehenden Platz an der Säule im Eingang stehen. Er war umringt von Truppenführern und Trompetern, und die Menschen aus dem ganzen Land freuten sich und bliesen die Trompeten. Sänger leiteten mit Musikinstrumenten den Lobgesang an. Als Atalja das sah, zerriss sie ihre Kleider und rief: ›Verrat! Verrat!‹" (2. Chronik 23,12.13 NLB) Doch Jojada befahl den Offizieren, Atalja und alle ihre Anhänger festzunehmen und sie aus dem Tempel an einen Richtplatz zu führen, wo sie getötet werden sollten. MUOT 147 2 So endete auch das letzte Mitglied des Hauses Ahab. Das schreckliche Übel, das dieser durch seine Vermählung mit Isebel heraufbeschworen hatte, setzte sich fort, bis auch der letzte seiner Nachkommen umgebracht war. Selbst im Land Juda, das zumindest formal nie die Anbetung des wahren Gottes abgeschafft hatte, war es Atalja gelungen, viele zu verführen. Unmittelbar nach der Hinrichtung der reuelosen Königin "ging das ganze Volk in das Haus Baals und brach es ab, und seine Altäre und Bilder zerbrachen sie und töteten Mattan, den Priester Baals, vor den Altären" (2. Chronik 23,17). MUOT 147 3 Es kam zu einer Erneuerung. Alle, die Joas zum König erhoben hatten, "verpflichteten sich dazu, Ernst damit zu machen, dass sie das Volk des Herrn waren" (2. Chronik 23,16 GNB). Jetzt aber, nachdem das Reich Juda vom bösen Einfluss der Tochter Isebels befreit worden war und man auch die Priester Baals getötet und ihren Tempel zerstört hatte, war "alles Volk des Landes ... fröhlich" (2. Chronik 23,21). ------------------------Kapitel 17 - Elisas Berufung Zum Propheten MUOT 148 0 1. Könige 19,19-21 und 2. Könige 2,1-15. MUOT 148 1 Elia war am Berg Horeb von Gott beauftragt worden, einen anderen zum Propheten an seiner statt zu salben: "Elisa, den Sohn Schafats, von Abel-Mehola, sollst du zum Propheten an deiner Stelle salben!" (1. Könige 19,16b Elb.) Im Gehorsam gegenüber diesem Befehl hatte sich Elia aufgemacht, um Elisa zu suchen. Wie anders als kurze Zeit zuvor sah nun die Landschaft aus, da er in Richtung Norden wanderte. Wo das Erdreich ausgedörrt und der Ackerboden unbestellt gewesen war, weil dreieinhalb Jahre lang weder Tau noch Regen gefallen war, wuchsen die Pflanzen nun umso üppiger, als wollten sie die Zeit der Dürre und Hungersnot aufholen. MUOT 148 2 Elisas Vater war ein wohlhabender Bauer. Er gehörte mit seinem ganzen Haus zu den Treuen, die in der Zeit des allgemeinen Abfalls Baal nicht angebetet hatten. Elisa entstammte einem Zuhause, in dem Jahwe geehrt wurde und die Treue gegenüber dem Glauben des alten Israel die Lebensregel war. In solch einer Umgebung verbrachte Elisa seine ersten Lebensjahre. In der Stille des Landlebens, wo er von Gott und der Natur lernte und unter dem erzieherischen Einfluss nützlicher Arbeit stand, entwickelten sich die Schlichtheit seines Charakters und der Gehorsam gegenüber seinen Eltern und Gott. Dies trug dazu bei, ihn auf die hohe Stellung vorzubereiten, die er später einnehmen sollte. MUOT 148 3 Elisa wurde zum Propheten berufen, als er gerade mit den Dienern seines Vaters auf dem Feld pflügte. Er hatte die Arbeit aufgenommen, die nun nötig war. Elisa besaß sowohl die Fähigkeit zur Menschenführung als auch die Demut eines Menschen, der zum Dienen bereit ist. Er war ruhig und sanft und dennoch tatkräftig und standfest. Rechtschaffenheit, Treue, Liebe und Ehrfurcht gegenüber Gott kennzeichneten ihn. Durch seinen Arbeitsalltag erlangte er Willensstärke und Charaktergröße und wuchs stetig in der Gnade und Erkenntnis Gottes. Durch die Zusammenarbeit mit seinem Vater und in der Erfüllung der häuslichen Pflichten lernte er zugleich, mit Gott zusammenzuwirken. Die Wichtigkeit Der Treue Im Kleinen MUOT 149 1 Durch die Treue in kleinen Dingen bereitete sich Elisa auf wichtigere Aufgaben vor. Seine tägliche Erfahrung im praktischen Leben befähigte ihn zu einer umfassenderen, höheren Tätigkeit. Er lernte zu dienen und erwarb dadurch auch die Fähigkeit, andere zu unterweisen und zu leiten. MUOT 149 2 Diese Lehre gilt allen. Niemand kann wissen, was Gott mit seiner Erziehung beabsichtigt, aber alle können gewiss sein, dass Treue in kleinen Dingen ein Zeichen dafür ist, dass wir auch für die Übernahme größerer Verantwortungen geeignet sind (vgl. Matthäus 25,21). Jede Tätigkeit im Leben offenbart den Charakter eines Menschen. Nur wer sich in kleinen Pflichten als "Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat" (2. Timotheus 2,15 Elb.), erweist, kann von Gott zu einem höheren Dienst berufen werden. MUOT 149 3 Wer meint, dass es nicht darauf ankomme, wie er die geringeren Aufgaben erfüllt, erweist sich für eine ehrenvollere Stellung als ungeeignet. Er mag sich für noch so befähigt halten, größere Aufgaben zu übernehmen - Gott schaut tiefer. Nachdem er geprüft und versucht worden ist, wird über ihn der Urteilsspruch gefällt: "Man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden." (Daniel 5,27) Seine Untreue bleibt nicht ohne Rückwirkung auf ihn selbst. Er wird nicht die Gnadengaben, jene Kraft und Charakterstärke erlangen, die man nur durch rückhaltlose Übergabe erhält. MUOT 149 4 Viele Gläubige haben das Empfinden, dass ihr Leben nutzlos sei und sie nichts für die Förderung des Reiches Gottes tun könnten, weil sie nicht unmittelbar mit einer religiösen Aufgabe betraut sind. Wie gern würden sie etwas Großes vollbringen, wenn sie nur die Gelegenheit dazu hätten! Da sie aber bloß in unscheinbaren Aufgaben dienen können, halten sie es für gerechtfertigt, nichts zu tun. Doch darin irren sie! Jemand kann im Dienst Gottes stehen, auch wenn er sein Leben nur mit der Erfüllung der gewöhnlichen, alltäglichen Pflichten zubringt, sei es, dass er Felder pflügt oder handwerkliche Arbeiten erledigt. Die Mutter, die ihre Kinder für Christus erzieht, ist genauso für Gott tätig wie der Pastor auf der Kanzel. MUOT 149 5 Viele sehnen sich nach einer besonderen Begabung, mit der sie Großartiges leisten könnten, während sie näherliegende Aufgaben, die ihr Leben sinnvoll machen würden, aus dem Auge verlieren. Sie sollten die Pflichten auf sich nehmen, die vor ihnen liegen! Erfolg beruht nicht so sehr auf Begabung als auf Tatkraft und Willigkeit. Nicht großartige Talente befähigen uns, einen ordentlichen Dienst zu verrichten, sondern die gewissenhafte Erfüllung täglicher Pflichten, Zufriedenheit und echte, aufrichtige Anteilnahme am Wohlergehen anderer. Im bescheidensten Los ist echte Größe zu finden. Die gewöhnlichsten Aufgaben sind - wenn sie in liebevoller Hingabe ausgeführt werden - in Gottes Augen ein Wohlgefallen. Elisa Nimmt Gottes Ruf An MUOT 150 1 Als Elia im Auftrag Gottes seinen Nachfolger suchte, kam er an dem Feld vorbei, auf dem Elisa pflügte. Da warf er den Prophetenmantel über die Schultern des jungen Mannes. Während der Hungersnot hatte die Familie Schafats die Sendung Elias kennengelernt. Nun eröffnete der Geist Gottes Elisa die Bedeutung der Handlung des Propheten. Für ihn war sie das Zeichen, dass ihn Gott zum Nachfolger Elias berufen hatte. MUOT 150 2 "Da ließ Elisa die Rinder stehen, lief hinter Elia her und bat ihn: ›Lass mich noch meinen Vater und meine Mutter umarmen, dann will ich mit dir gehen!‹ Elia antwortete: ›Geh nur zurück! Aber vergiss nicht, was ich mit dir gemacht habe.‹" (1. Könige 19,20 NLB) Dies war keine Zurückweisung, sondern eine Glaubensprüfung. Elisa musste über die Kosten nachdenken und selbst entscheiden, ob er den Ruf annehmen oder ablehnen wollte. Sollte sein Herz an seinem Zuhause und dessen Annehmlichkeiten hängen, war er frei, dort zu bleiben. MUOT 150 3 Elisa war sich jedoch der Bedeutung seiner Berufung bewusst. Er war sich sicher, dass sie von Gott kam, und zögerte deshalb nicht zu gehorchen. Um keines weltlichen Vorteils willen wollte er sich die Gelegenheit entgehen lassen, Gottes Bote zu werden, noch wollte er auf das Vorrecht der Verbindung mit dem Diener Gottes verzichten. "Elisa nahm die beiden Rinder seines Gespanns und schlachtete sie. Mit dem Holz des Jochs machte er ein Feuer, kochte das Fleisch und gab es seinen Leuten als Abschiedsmahl. Dann ging er mit Elia und wurde sein Diener." (1. Könige 19,21 GNB) Ohne zu zögern, verließ er sein Heim, in dem er geliebt wurde, um dem Propheten in dessen wechselvollem Leben zu dienen. MUOT 150 4 Hätte Elisa den Propheten gefragt, was er von ihm erwarte und welcher Art seine Aufgabe sein werde, hätte er zur Antwort erhalten: "Gott weiß es. Er wird es dich wissen lassen. Wenn du dich an den Herrn wendest, wird er dir jede Frage beantworten. Wenn du dir sicher bist, dass Gott dich berufen hat, dann folge mir. Überzeuge dich selbst davon, dass Gott hinter mir steht und es seine Stimme ist, die du hörst. Wenn du alles andere für unwert halten kannst, um Gottes Gunst zu gewinnen, dann komm mit mir." MUOT 151 1 Der Ruf, der an Elisa erging, war der Antwort ähnlich, die Christus dem reichen Jüngling erteilte, der ihn gefragt hatte: "Meister, was soll ich Gutes tun, dass ich das ewige Leben habe?" "Verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!" (Matthäus 19,16.21) MUOT 151 2 Elisa nahm die Berufung zum Dienst an, ohne noch einen Blick auf die Freuden und Bequemlichkeiten zurückzuwerfen, die er hinter sich ließ. Der reiche Jüngling dagegen ging, nachdem er die Aufforderung des Erlösers gehört hatte, "betrübt davon; denn er hatte viele Güter" (Matthäus 19,22). Er war nicht gewillt, das Opfer zu bringen. Die Liebe zu seinem Besitz war größer als seine Liebe zu Gott. Durch sein Sträuben, alles für Christus aufzugeben, erwies er sich für einen Platz im Dienst des Meisters als untauglich. Alle Sind Zum Dienst Berufen MUOT 151 3 Die Aufforderung, alles auf den Altar des Dienstes zu legen, tritt an jeden Christen heran. Wir werden nicht alle aufgefordert, zu dienen wie Elisa, noch wird uns geheißen, unseren ganzen Besitz zu verkaufen. Aber Gott verlangt von uns, dass wir seinem Dienst den ersten Platz in unserem Leben einräumen und auch nicht einen Tag vorübergehen lassen, ohne etwas zur Förderung seines Werkes auf dieser Erde zu tun. Er erwartet nicht, dass wir ihm alle auf dieselbe Weise dienen. Der eine mag zum Dienst im Ausland berufen werden, ein anderer soll mit seinen Mitteln das Werk des Evangeliums unterstützen. Gott nimmt die Opfergabe eines jeden an. Es ist nötig, dass wir ihm unser Leben mit all seinen Belangen weihen. Wer das tut, wird den Ruf des Himmels vernehmen und ihn befolgen. MUOT 151 4 Der Herr weist jedem, dem seine Gnade zuteil wird, die Aufgabe zu, für andere zu wirken. Jeder Einzelne muss seinen Platz ausfüllen und sagen: "Hier bin ich, sende mich!" (Jesaja 6,8) Die Verantwortung ruht auf einem jeden, sei er nun ein Verkündiger der Botschaft oder ein Arzt, ein Geschäftsmann oder ein Landwirt, ein Lehrer oder ein Handwerker. Es ist seine Aufgabe, anderen das Evangelium von der Erlösung durch Christus mitzuteilen. Alles, was er unternimmt, sollte diesem Ziel dienen. MUOT 151 5 Von Elisa wurde nicht gleich eine großartige Leistung gefordert. Die Erfüllung alltäglicher Pflichten gehörte noch zu seiner Erziehung. Von ihm wird berichtet, dass er Elia, seinem Meister, Wasser auf die Hände goss (2. Könige 3,11). Er war bereit, alles zu tun, was ihm der Herr gebot. Mit jedem Schritt lernte er Lektionen der Demut und des Dienens. Als persönlicher Diener des Propheten zeigte er sich weiterhin in kleinen Dingen zuverlässig, während er sich zugleich mit täglich wachsender Hingabe dem Auftrag widmete, den ihm Gott zugewiesen hatte. MUOT 152 1 Auch nachdem er sich Elia angeschlossen hatte, verlief Elisas Leben nicht ohne Versuchungen. Er hatte sehr viele Anfechtungen zu bestehen, doch in jeder Notlage verließ er sich auf Gott. Manchmal dachte er an das schöne Zuhause, das er verlassen hatte, doch er beachtete diese Versuchung nicht. Nachdem er einmal seine Hand ans Werk gelegt hatte, blieb er beim Beschluss, nicht zurückzusehen (vgl. Lukas 9,62). Durch alle Versuchungen hindurch blieb er seiner Aufgabe treu. Die Ausbildung Zum Pastorendienst MUOT 152 2 Der Pastorendienst umfasst mehr als nur das Predigen des Wortes Gottes. Dazu gehört, jungen Männern eine Ausbildung zu vermitteln, wie Elia sie Elisa angedeihen ließ, indem man sie aus ihrem gewohnten Wirkungskreis herausnimmt und ihnen Verantwortung in Gottes Werk überträgt. Es gilt, zuerst kleinere Aufgaben zu erfüllen. Wenn die Lernenden dann Stärke und Erfahrung erlangt haben, folgen die größeren. Im Predigtamt stehen Männer des Glaubens und des Gebets, die sagen können: "Was wir gehört haben, was wir mit eigenen Augen gesehen haben, was wir angeschaut haben ... nämlich das Wort, das Leben bringt - davon reden wir." (1. Johannes 1,1 GNB) Junge, unerfahrene Mitarbeiter sollten unter Anleitung dieser erprobten Diener Gottes durch tatsächliche Arbeit ausgebildet werden. Auf diese Weise werden sie lernen, Bürden zu tragen. MUOT 152 3 Wer auf diese Art junge Mitarbeiter ausbildet, leistet einen edlen Dienst. Der Herr selbst unterstützt sie in ihren Bemühungen. Die jungen Männer aber, die hierfür ausgesondert sind und deren Vorrecht es ist, mit ernsten, Gott geweihten Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, sollten aus dieser Gelegenheit den größtmöglichen Nutzen ziehen. Gott hat sie geehrt, indem er sie zum Dienst ausgewählt und dorthin gestellt hat, wo sie ihre Eignung dazu erweitern können. Sie sollten sich als demütig, treu, gehorsam und opferwillig erweisen. Wenn sie sich Gottes Erziehung unterwerfen, seine Anweisungen ausführen und Rat von seinen Dienern annehmen, werden sie sich zu rechtschaffenen, grundsatztreuen, standhaften Männern entwickeln, die Gott mit Verantwortung betrauen kann. MUOT 152 4 Wo die reine biblische Botschaft verkündigt wird, werden Menschen aus allerlei Berufen - aus den herkömmlichen wie auch aus geistig anspruchsvolleren - herausgeholt und unter Anleitung erfahrener Männer ausgebildet werden. Wenn sie lernen, wirkungsvoll zu arbeiten, werden sie die Wahrheit mit Vollmacht verkündigen. Durch überaus wunderbare Fügungen der göttlichen Vorsehung werden Berge von Schwierigkeiten überwunden. Die Botschaft, die für die Bewohner der Erde so bedeutsam ist (vgl. Offenbarung 14,6.7), wird gehört und verstanden werden. Die Menschen werden die Wahrheit erkennen. Das Werk wird vorangehen, bis die ganze Erde gewarnt ist, und "dann wird das Ende kommen" (Matthäus 24,14). MUOT 153 1 Nach seiner Berufung arbeitete Elisa noch mehrere Jahre lang mit Elia zusammen und wurde täglich mehr für sein Werk zugerüstet. Elia war Gottes Werkzeug zur Beseitigung enormer Übelstände gewesen. Durch ihn wurde der Abgötterei, die mit Unterstützung Ahabs und der heidnischen Isebel das Volk verführt hatte, entscheidend Einhalt geboten. Die Propheten Baals waren umgebracht und das ganze Volk Israel war zutiefst erschüttert worden. Viele kehrten zur Anbetung Jahwes zurück. Als Nachfolger Elias musste Elisa mit Geduld und Sorgfalt unterwiesen werden, um Israel auf sichere Wege leiten zu können. Seine Zusammenarbeit mit Elia, dem größten Propheten seit Mose, bereitete ihn auf eine Aufgabe vor, die er bald allein ausführen sollte. MUOT 153 2 Während dieser Jahre der gemeinsamen Tätigkeit wurde Elia von Zeit zu Zeit beauftragt, offenkundiger Bosheit mit strengem Tadel zu begegnen. Als der gottlose Ahab den Weinberg Nabots in Besitz nahm, war es Elias Stimme, die ihm und seinem Haus ein tragisches Schicksal voraussagte. Und als sich Ahasja nach dem Tod seines Vaters Ahab vom lebendigen Gott zum Götzen Baal-Sebub von Ekron wandte, war es ebenfalls Elias Stimme, die entschieden Einspruch erhob. Die Wiederherstellung Der Prophetenschulen MUOT 153 3 Die Schulen der Propheten, die Samuel eingerichtet hatte, waren während der Zeit des Abfalls untergegangen. Elia richtete sie wieder ein und schuf damit die Voraussetzung für eine Ausbildung, die junge Männer befähigte, dem Gesetz Geltung und Ehre zu verschaffen. Drei dieser Schulen werden in der Bibel erwähnt, nämlich die in Gilgal, Bethel und Jericho (vgl. 2. Könige 2,1-4). MUOT 153 4 Kurz vor seiner Aufnahme in den Himmel besuchte Elia mit Elisa diese Ausbildungsstätten. Dabei wiederholte er die Lehren, die er ihnen bei früheren Besuchen erteilt hatte. Besonders wies er sie auf ihr hohes Vorrecht hin, ihre Treue gegenüber dem Gott des Himmels zu bekunden. Er prägte ihnen auch die Wichtigkeit ein, bei ihrer Ausbildung in jeder Beziehung Einfachheit walten zu lassen. Nur auf diese Weise könnten sie vom Himmel geprägt und zum Dienst in den Wegen des Herrn befähigt werden. MUOT 154 1 Elia war erfreut zu sehen, was mit Hilfe dieser Schulen erreicht wurde. Das Werk der Erneuerung war noch nicht vollendet, aber er konnte doch im ganzen Königreich die Bestätigung der Aussage des Herrn sehen: "Ich habe 7000 in Israel übrig gelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben." (1. Könige 19,18 Elb.) MUOT 154 2 Während Elisa den Propheten auf dessen Rundreise von Schule zu Schule begleitete, wurden sein Glaube und seine Entschlossenheit abermals geprüft. In Gilgal und erneut in Bethel und in Jericho wurde er vom Propheten aufgefordert umzukehren: "Bleibe du hier", sagte Elia, "denn der Herr hat mich nach Bethel gesandt." (2. Könige 2,2) Doch Elisa hatte schon früher, als er noch daheim mit dem Pflug arbeitete, gelernt, sich nicht entmutigen zu lassen. Nachdem er dann seine Hand angelegt hatte, um in einer anderen Aufgabe zu pflügen, ließ er sich ebenfalls nicht von seiner Absicht abbringen. Er wollte sich nicht von seinem Meister trennen, solange ihm Gelegenheit blieb, in seiner Aufgabe weiter zu wachsen. Ohne Elias Wissen war seinen Jüngern in den Prophetenschulen und insbesondere Elisa offenbart worden, dass Elia in den Himmel aufgenommen werden sollte. Jetzt blieb der geprüfte Diener des Mannes Gottes nahe an dessen Seite. So oft auch die Aufforderung zur Umkehr an ihn erging, lautete seine Antwort: "So wahr der Herr lebt und du lebst: Ich verlasse dich nicht." (2. Könige 2,4b.6b) Elias Entrückung MUOT 154 3 "Sie wanderten zusammen weiter. 50 Männer von den Prophetenschülern gingen mit ihnen und beobachteten von Weitem, wie Elia und Elisa am Jordan stehen blieben. Elia faltete seinen Mantel zusammen und schlug damit auf das Wasser. Der Fluss teilte sich, und die beiden schritten trockenen Fußes hinüber. Am anderen Ufer sagte Elia zu Elisa: ›Was kann ich noch für dich tun, bevor ich fortgenommen werde?‹" (2. Könige 2,6c-9a NLB) MUOT 154 4 Elisa erbat weder weltliche Ehre noch eine hohe Stellung unter den großen Männern der Welt. Was er begehrte, war ein hohes Maß vom Geist, den Gott dem Mann, den er jetzt durch die Verwandlung auszeichnen wollte, so reichlich gewährt hatte. Er wusste, dass ihn nichts anderes als der Geist, der auf Elia ruhte, befähigen konnte, den Platz in Israel, zu dem Gott ihn berufen hatte, auszufüllen. Darum bat Elisa: "Dass mir doch ein zweifacher Anteil von deinem Geist gegeben werde!" (2. Könige 2,9b Elb.) MUOT 154 5 Elia erwiderte auf diese Bitte: ">Diese Bitte ist schwer zu erfüllen ... Wenn du sehen wirst, wie ich von dir fortgenommen werde, wird sie dir gewährt werden. Wenn du es jedoch nicht sehen wirst, wird sie dir nicht gewährt.‹ Während sie weitergingen und miteinander redeten, erschien plötzlich ein Wagen aus Feuer am Himmel - und Pferde aus Feuer - und trennte sie, und Elia wurde von einem Wirbelsturm in den Himmel getragen." (2. Könige 2,10.11 NLB) MUOT 155 1 Elia war ein Vorbild für die Gläubigen, die bei der Wiederkunft Christi auf der Erde leben und "verwandelt werden ... plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune" (1. Korinther 15,51.52), ohne zuvor den Tod erfahren zu haben. Weil er jene darstellt, die so verwandelt werden sollen, durfte Elia kurz vor Ablauf des Dienstes, den Christus auf Erden vollbrachte, mit Mose an der Seite des Erlösers auf dem Berg stehen, auf dem Jesus verklärt wurde. So sahen die Jünger in diesen Verherrlichten eine Darstellung des Reiches der Erlösten im Kleinen. Sie erblickten Jesus, angetan mit dem Licht des Himmels, und vernahmen die "Stimme aus der Wolke", die ihn als den Sohn Gottes anerkannte (Lukas 9,35). Sie sahen Mose, der diejenigen vertritt, die bei der Wiederkunft von den Toten auferweckt werden. Und da stand auch Elia als Vertreter derer, die am Ende der Weltgeschichte als Sterbliche in den Zustand der Unsterblichkeit verwandelt und zum Himmel entrückt werden, ohne den Tod erlitten zu haben. MUOT 155 2 In der Wüste hatte Elia einsam und entmutigt erklärt, dass er des Lebens überdrüssig sei. Darum hatte er gebeten, sterben zu dürfen. Aber der Herr nahm ihn in seiner Barmherzigkeit nicht beim Wort. Es war noch ein großes Werk für Elia zu tun. Nachdem es getan war, sollte er nicht entmutigt und einsam sterben, auch nicht ins Grab hinabsteigen, sondern mit den Engeln des Himmels zu Gottes Herrlichkeit auffahren. MUOT 155 3 "Elisa sah es und rief: ›Mein Vater! Mein Vater! Du Streitwagen Israels und sein Lenker!‹ Und als er sie nicht mehr sehen konnte, zerriss er seine Kleider in zwei Teile. Dann hob er Elias Mantel auf, der diesem entfallen war, und kehrte ans Jordanufer zurück. Auch er schlug mit dem Mantel auf das Wasser und rief: ›Wo ist der Herr, der Gott Elias?‹ Da teilte sich der Fluss, und Elisa durchquerte ihn. Als die Prophetenschüler aus Jericho das sahen, riefen sie: ›Der Geist Elias ruht auf Elisa!‹ Und sie liefen ihm entgegen und warfen sich vor ihm nieder." (2. Könige 2,12-15 NLB) MUOT 155 4 Wenn es der Herr in seiner Vorsehung für gut hält, jene aus seinem Werk herauszunehmen, denen er Weisheit verliehen hat, dann hilft er ihren Nachfolgern und stärkt sie, wenn sie ihn um Hilfe bitten und in seinen Wegen wandeln. Sie können sogar mehr Weisheit besitzen als ihre Vorgänger, denn sie sind in der Lage, aus deren Erfahrung Nutzen zu ziehen und aus deren Fehlern zu lernen. MUOT 155 5 Von nun an stand Elisa an Elias Platz. Er, der im Geringsten treu gewesen war, sollte sich auch im Großen als treu erweisen. ------------------------Kapitel 18 - Eine Quelle Wird Wieder Rein MUOT 156 0 2. Könige 2,19-22. MUOT 156 1 In den Zeiten der Erzväter war das Jordantal "wasserreich ... wie der Garten des Herrn" (1. Mose 13,10). In diesem schönen Tal hatte sich Lot einst niedergelassen, als er "mit seinen Zelten bis nach Sodom" zog (1. Mose 13,12). Nach der Zerstörung der Städte in der Ebene glich die Gegend ringsumher einer trostlosen Einöde und gehörte seitdem zur Wüste Judäas. MUOT 156 2 Ein Teil des schönen Tals mit seinen lebenspendenden Quellen und Flüssen blieb jedoch zum Wohl der Menschen erhalten. Es war reich an Kornfeldern und Wäldern aus Dattelpalmen und anderen Obstbäumen. Hier lagerte sich das Volk Israel, nachdem es den Jordan überquert hatte, und genoss zum ersten Mal die Früchte des verheißenen Landes. Vor ihnen hatten die Mauern Jerichos gestanden, einer heidnischen Festung, die den Mittelpunkt der Verehrung der Aschera bildete, der abscheulichsten und entwürdigendsten aller kanaanitischen Kultformen. Bald jedoch fielen ihre Mauern ein, und ihre Einwohner wurden getötet. Zu der Zeit wurde dem Volk Israel von Josua feierlich erklärt: "Wer versucht, die Stadt Jericho wieder aufzubauen, den trifft der Fluch des Herrn. Wenn er die Fundamente legt, kostet es ihn seinen erstgeborenen Sohn. Wenn er die Tore einsetzt, kostet es ihn seinen Jüngsten." (Josua 6,26 GNB) MUOT 156 3 Fünf Jahrhunderte danach lag die verfluchte Stätte immer noch verwüstet da. Selbst die Brunnen, die das Wohnen in diesem Teil des Tales so erstrebenswert gemacht hatten, litten unter den schädlichen Auswirkungen des Fluches. Aber in den Tagen des Abfalls, als Ahab unter dem Einfluss Isebels die Anbetung Ascheras wieder zuließ, wurde auch Jericho, das einstige Zentrum dieser Verehrung, neu erbaut - allerdings mit furchtbaren Folgen für den Erbauer. Hiel von Bethel kostete es "seinen erstgeborenen Sohn Abiram, als er den Grund legte, und seinen jüngsten Sohn Segub, als er die Tore einsetzte, nach dem Wort des Herrn" (1. Könige 16,34). Elisa Macht Ungeniessbares Wasser Gesund MUOT 157 1 Unweit von Jericho lag inmitten üppiger Haine eine der Prophetenschulen. Dorthin begab sich Elisa nach der Himmelfahrt Elias. Während seines Aufenthalts kamen die Männer der Stadt zu ihm und sagten: "Wie du siehst, Herr, ist diese Stadt sehr schön gelegen. Doch das Wasser ist schlecht, und es verursacht Fehlgeburten." (2. Könige 2,19 NLB) Die Quelle, die früher rein und belebend gewesen war und weitgehend zur Wasserversorgung der Stadt und des umliegenden Gebietes beigetragen hatte, war nun unbrauchbar. MUOT 157 2 Elisa antwortete den Männern von Jericho: "Bringt mir eine neue Schale mit Salz!" Nachdem man ihm dies gebracht hatte, ging er "damit hinaus zu der Quelle, schüttete das Salz hinein und sagte: ›So spricht der Herr: Ich habe dieses Wasser gesund gemacht. Es wird nicht länger Tod und Fehlgeburten bringen.‹" (2. Könige 2,20.21 NLB) MUOT 157 3 Nicht durch Menschenweisheit, sondern durch das wunderbare Eingreifen Gottes wurde das Wasser von Jericho wieder genießbar. Die Leute, welche die Stadt wiederaufgebaut hatten, verdienten die Gunst des Himmels nicht. Doch der, der da "lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte" (Matthäus 5,45b), hielt es für gut, in diesem Fall durch solch ein Zeichen seines Erbarmens seine Bereitschaft zur Heilung Israels von dessen geistlichen Krankheiten zu offenbaren. MUOT 157 4 Die Wiederherstellung war von Dauer. "So wurde das Wasser gesund bis auf diesen Tag nach dem Wort Elisas." (2. Könige 2,22) Seitdem ist das Wasser jahrhundertelang weiter geflossen und hat diesen Teil des Jordantals zu einer lieblichen Oase gemacht. MUOT 157 5 Aus der Geschichte von der Gesundung des Wassers lassen sich viele Lehren ziehen. Die neue Schale, das Salz, die Quelle - all das ist höchst bedeutungsvoll. Lehren Vom Salz MUOT 157 6 Durch das Einschütten von Salz in die bittere Quelle erteilte Elisa dieselbe Lehre wie Jesus Jahrhunderte später seinen Jüngern, als er sagte: "Ihr seid das Salz der Erde." (Matthäus 5,13) Das Hinzufügen von Salz zur verunreinigten Quelle brachte Leben und Segen, wo vorher Verderben und Tod gewesen war. Indem Gott seine Kinder mit Salz vergleicht, will er sie lehren, dass er sie deshalb zu Empfängern seiner Gnade macht, damit sie Werkzeuge zur Errettung anderer werden können. Das Ziel in der Erwählung eines Volkes vor allen anderen bestand nicht nur darin, es als seine Söhne und Töchter anzunehmen, sondern durch sie der Welt die erlösende Gnade zu vermitteln. Der Herr erwählte Abraham nicht bloß, damit dieser sein besonderer Freund sei (vgl. Jesaja 41,8; Jakobus 2,23b), sondern um ein Vermittler der besonderen Vorrechte zu werden, die er den Völkern gewähren wollte. MUOT 158 1 Die Welt braucht Beweise für ein aufrichtiges Christentum. Das Gift der Sünde wirkt am Herzen der Gesellschaft. Ob große Städte oder auch kleinere - alle sind von Sünde und Sittenverfall durchsetzt. Die Welt ist voller Krankheit, Leiden und Bosheit. Überall gibt es Menschen, die sich in Armut und Nöten befinden, die vom Bewusstsein ihrer Schuld geplagt werden und aus Mangel an Errettung verlorengehen. Das Evangelium wird ihnen zwar ständig vor Augen gehalten, aber sie gehen dennoch verloren, weil das Beispiel derer, die für sie ein "Geruch des Lebens" sein sollten, ein "Geruch des Todes" ist (2. Korinther 2,16). Ihre Seelen trinken Bitterkeit, weil die Brunnen vergiftet sind, die doch einer Wasserquelle gleichen sollten, "die in das ewige Leben quillt" (Johannes 4,14c). MUOT 158 2 Das Salz muss mit der Substanz vermengt werden, zu der es hinzugefügt wird; es muss sie durchdringen und sich darin auflösen, um sie zu erhalten. In gleicher Weise werden durch persönliche Kontakte und Gemeinschaft Menschen mit der rettenden Kraft des Evangeliums erreicht. Sie werden nicht in Massen, sondern als Einzelwesen errettet. Persönlicher Einfluss ist eine Macht. Es geht darum, mit dem christlichen Einfluss zu wirken, Menschen aufzurichten, wo Christus aufrichtet, richtige Grundsätze vorzuleben und den fortschreitenden moralischen Verfall der Welt aufzuhalten. Es geht darum, jene Gnade zu verbreiten, die nur Christus schenken kann. Durch die Macht eines beispielhaften Lebens, verbunden mit aufrichtigem Glauben und inniger Liebe, soll das Leben anderer Menschen bereichert und ihr Charakter verbessert werden. Lehren Vom Gereinigten Wasser MUOT 158 3 Hinsichtlich der verunreinigten Quelle zu Jericho erklärte der Herr: "Ich habe dieses Wasser gesund gemacht. Es wird nicht länger Tod und Fehlgeburten bringen." (2. Könige 2,21b NLB) Der verunreinigte Wasserstrom stellt den Menschen dar, der von Gott abgeschnitten ist. Die Sünde trennt nicht nur von Gott, sondern zerstört in der Seele sowohl das Verlangen als auch die Fähigkeit, ihn zu erkennen. Durch die Sünde wird der gesamte Organismus zerrüttet, der Geist geschwächt und alles Dichten und Trachten verdorben. Die seelischen Fähigkeiten werden beeinträchtigt. Es fehlen echter Glaube und Herzensfrömmigkeit. Die umwandelnde Macht Gottes hat keine Charakterveränderung bewirkt. Der Mensch ist schwach, und wegen mangelnder sittlicher Kraft wird er überwunden, beschmutzt und entwürdigt. MUOT 159 1 Bei einem Herzen, das gereinigt worden ist, ist alles verändert. Ein gewandelter Charakter bezeugt der Welt den innewohnenden Christus. Der Geist Gottes erweckt die Seele zu neuem geistlichen Leben und bringt die Gedanken und Wünsche in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen. Der inwendige Mensch wird zum Bild Gottes erneuert. So können schwache und irrende Männer und Frauen der Welt zeigen, dass die erlösende Macht der Gnade einen fehlerhaften Charakter in einen ausgeglichenen verwandeln kann, der reichlich Frucht bringt. MUOT 159 2 Wenn das Wort Gottes aufgenommen wird, gleicht das Herz weder einem Teich, dessen Wasser verdunstet, noch einer löchrigen Zisterne, deren Kostbarkeit versickert, sondern einem Gebirgsbach, der von unversiegbaren Quellen gespeist wird. Sein kühles, sprudelndes Wasser läuft von Felsen zu Felsen und erquickt die Müden, die Durstigen und die schwer Beladenen. Es gleicht einem beständig fließenden Gewässer, das allmählich an Tiefe und Breite gewinnt, bis sich seine lebenspendenden Fluten über die ganze Erde ausbreiten. Der Bach, der murmelnd dahinfließt, schenkt auf seinem Weg frisches Grün und Fruchtbarkeit. An seinen Ufern ist das Gras üppiger, die Blätter der Bäume sind dichter, die Blumen wachsen reichlicher. Wenn die Erde unter der sengenden Glut des Sommers verbrannt daliegt, weist noch immer ein grüner Streifen auf den Flusslauf hin. MUOT 159 3 So verhält es sich auch mit dem wahren Kind Gottes. Der Glaube an Christus erweist sich als ein belebender, alles durchdringender Urquell, als eine lebendige, tätige, geistliche Kraft. Sobald sich das Herz dem himmlischen Einfluss der Wahrheit und Liebe öffnet, wird sich dieser Urquell gleich einem Strom in die Wüste ergießen und überall dort, wo jetzt Dürre und Mangel herrschen, Fruchtbarkeit hervorbringen. MUOT 159 4 Wenn jene, die durch die Erkenntnis der biblischen Wahrheit gereinigt und geheiligt worden sind, von ganzem Herzen das Werk der Rettung von Menschen in Angriff nehmen, werden sie in der Tat zu einem "Geruch des Lebens zum Leben" (2. Korinther 2,16b). Indem sie täglich aus der unerschöpflichen Quelle der Gnade und Erkenntnis trinken, werden sie erfahren, dass ihr Herz vom Geist ihres Meisters überfließt und von ihrem selbstlosen Dienst viele andere Menschen körperlichen, geistigen und geistlichen Nutzen ziehen. Die Müden werden erquickt, die Kranken geheilt und die Sündenbeladenen von ihrer Last befreit. Aus weit entfernten Ländern wird man Dankeslieder von Menschen hören, deren Herz sich vom Dienst der Sünde zum Dienst der Gerechtigkeit gekehrt hat (vgl. Römer 6,19). MUOT 160 1 "Gebt, so wird euch gegeben" (Lukas 6,38), denn das Wort Gottes ist "eine Gartenquelle ... ein Brunnen mit fließendem Wasser ... das vom Libanon[ge- birge] strömt" (Hoheslied 4,15 Elb.). ------------------------Kapitel 19 - Elisa - Ein Prophet Des Friedens MUOT 161 0 2. Könige 2,23-25 und 4,8-44. MUOT 161 1 Das prophetische Wirken Elisas unterschied sich in mancher Hinsicht beträchtlich von der Aufgabe des Elia. Diesem waren hauptsächlich Botschaften der Verurteilung und des Gerichts anvertraut worden, die König Ahab und das Volk furchtlos tadelten und sie aufforderten, sich von ihren bösen Wegen abzuwenden. Elisa hatte eine friedvollere Aufgabe zu erfüllen. Er sollte das von Elia angefangene Werk ausbauen und stärken und das Volk den Weg des Herrn lehren. Das Wort Gottes schildert ihn als einen Menschen, der Umgang mit dem Volk pflegte - umgeben von den Prophetenschülern - und durch seine Wunder und seinen Dienst Hilfe und Freude brachte. Spötter Werden Hart Bestraft MUOT 161 2 Elisa war an sich ein sanfter und freundlicher Mann. Dass er aber auch streng sein konnte, zeigt sein Verhalten auf dem Weg nach Bethel, als ihm gottlose junge Leute aus der Stadt hinterherliefen und ihn verhöhnten. Die Jugendlichen hatten von Elias Himmelfahrt gehört und spotteten nun über dieses ernste Geschehen, indem sie Elisa zuriefen: "Kahlkopf, fahr hinauf! Kahlkopf, fahr hinauf!" (2. Könige 2,23b) Als der Prophet ihre höhnenden Worte hörte, wandte er sich um und verfluchte sie unter der Eingebung des Allmächtigen. Das schreckliche Gericht, das hierauf folgte, kam von Gott. "Da kamen zwei Bärinnen aus dem Wald heraus und zerrissen 42 von ihnen." (2. Könige 2,24 NLB) MUOT 161 3 Hätte Elisa das Höhnen unbeachtet durchgehen lassen, wäre er auch weiterhin vom Pöbel verspottet und verunglimpft worden. Seine Sendung, das Volk in einer Zeit ernster Gefahr zu unterweisen und zu retten, wäre vereitelt worden. Dieser eine Fall schrecklicher Strenge verschaffte ihm lebenslang den nötigen Respekt. 50 Jahre lang ging er zu den Toren Bethels ein und aus und zog hin und her durch das Land von Stadt zu Stadt, und begegnete dabei Scharen von faulen, unhöflichen und zügellosen jungen Leuten, doch niemand verspottete ihn oder machte sich über seine Befähigung, Prophet des Höchsten zu sein, lustig. Erziehung Zur Ehrfurcht MUOT 162 1 Selbst Güte sollte ihre Grenzen haben. Autorität muss mit Strenge gewahrt werden, sonst begegnen ihr viele mit Spott und Verachtung. Die sogenannte Rücksichtnahme, die Schmeichelei und Nachgiebigkeit, die Eltern und Erzieher der Jugend gegenüber an den Tag legen, ist eines der schlimmsten Übel, die dieser widerfahren können. In jeder Familie sind Festigkeit, Entschiedenheit und klare Regeln unbedingt notwendig. MUOT 162 2 Ehrerbietung, an der es den Jugendlichen, die Elisa verhöhnten, so sehr fehlte, ist eine Tugend, die sorgfältig gepflegt werden sollte. Jedes Kind sollte zur Ehrfurcht vor Gott erzogen werden. Nie sollte dessen Name leichtfertig oder gedankenlos ausgesprochen werden. Engel verhüllen ihr Angesicht, wenn sie ihn aussprechen. Mit was für einer Ehrfurcht sollten wir gefallene und sündhafte Menschen diesen Namen über unsere Lippen bringen! MUOT 162 3 Ehrfurcht sollte auch den Vertretern Gottes - Geistlichen, Lehrern und Eltern - entgegengebracht werden, die berufen sind, an seiner statt zu reden und zu handeln. Durch die Achtung, die wir ihnen erweisen, ehren wir Gott. MUOT 162 4 Höflichkeit ist ebenfalls eine Gabe des Geistes, die jeder entwickeln sollte. Sie hat die Macht, die menschliche Natur zu verändern, die ohne sie verhärten und verrohen würde. Wer Christus nachfolgt, ihn bekennt und zur gleichen Zeit rau, unfreundlich und unhöflich ist, hat sich von Jesus nicht unterweisen lassen. Seine Aufrichtigkeit mag nicht zu bezweifeln, seine Rechtschaffenheit nicht infrage zu stellen sein; aber Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit können den Mangel an Freundlichkeit und Höflichkeit nicht ausgleichen. Die Wunder Für Eine Frau Aus Schunem MUOT 162 5 Die freundliche Gesinnung, die Elisa befähigte, einen machtvollen Einfluss auf das Leben vieler Menschen in Israel auszuüben, offenbarte sich in der Geschichte von den freundschaftlichen Beziehungen zu einer Familie in Schunem. Auf seinen Reisen kreuz und quer durch das Land begab es sich eines Tages, dass Elisa durch das Dorf Schunem kam. "Dort lebte eine wohlhabende Frau, die ihn zum Essen einlud. Von da an pflegte er jedes Mal, wenn er durch die Stadt kam, bei ihr zu essen." Die Hausherrin erkannte, dass Elisa "ein heiliger Mann Gottes ist". Darum sagte sie zu ihrem Mann: "Wir sollten ihm ein kleines Dachzimmer einrichten und ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und eine Lampe hineinstellen, sodass er dort wohnen kann, wenn er zu uns kommt." (2. Könige 4,8-10 NLB) Elisa kam oft zu diesem Zufluchtsort, dankbar für dessen stillen Frieden. Und Gott gedachte der Freundlichkeit dieser Frau. Bislang war ihr Heim kinderlos gewesen. Nun belohnte der Herr ihre Gastfreundschaft und schenkte ihr einen Sohn, obwohl ihr Mann schon alt war. MUOT 163 1 Als einige Jahre später das Kind alt genug war, um bei der Ernte mitzuhelfen, erlitt es eines Tages einen Hitzschlag und sagte zu seinem Vater: "Mein Kopf, mein Kopf!" Dieser befahl einem seiner Diener, den Jungen zur Mutter zu tragen. "Der Knecht brachte ihn zu ihr, und seine Mutter hielt ihn auf dem Schoß, doch um die Mittagszeit starb er. Sie trug ihn hinauf in das Zimmer des Propheten, legte ihn auf sein Bett, ging hinaus und schloss die Tür hinter ihm ab." (2. Könige 4,19-21 NLB) MUOT 163 2 In ihrem Kummer entschloss sich die Schunemiterin, zu Elisa zu reiten und ihn um Hilfe zu bitten. Der Prophet befand sich gerade auf dem Berg Karmel, und die Frau begab sich sofort dorthin, begleitet von ihrem Diener. "Elisa sah sie bereits von Weitem. Er sagte zu seinem Diener Gehasi: "Sieh, die Frau aus Schunem kommt. Lauf ihr entgegen und frage sie: ›Geht es dir, deinem Mann und deinem Sohn gut?‹" (2. Könige 4,25b.26a NLB) Der Diener tat, was ihm gesagt war, doch verriet die bekümmerte Mutter die Ursache ihres Schmerzes erst, als sie Elisa erreicht hatte. Als dieser vom Verlust ihres Sohnes hörte, gebot er Gehasi: "Geh, so schnell du kannst, nach Schunem! Bleib nicht stehen, um irgendjemand zu begrüßen! Und wenn dich jemand begrüßen will, antworte ihm nicht! Nimm meinen Prophetenstab mit und leg ihn auf das Gesicht des Jungen." (2. Könige 4,29 GNB) MUOT 163 3 Die Mutter war jedoch nicht eher zufrieden, bis Elisa selbst mit ihr kam. "So gewiss der Herr lebt und du selbst lebst, ich gehe nicht ohne dich von hier weg!", erklärte sie (2. Könige 4,30 GNB). "Also kehrte Elisa mit ihr zurück. Gehasi lief schnell voraus und legte dem Kind den Stab aufs Gesicht, aber nichts geschah. Es zeigte kein Lebenszeichen. Er kehrte um, lief Elisa entgegen und sagte: ›Das Kind ist nicht aufgewacht.‹" (2. Könige 4,30.31 NLB) MUOT 163 4 Im Haus angekommen ging Elisa in das Zimmer, wo das tote Kind lag. Er "schloss die Tür hinter sich und betete zum Herrn. Dann stand er auf, legte sich über das Kind und presste seinen Mund auf den Mund des Kindes, seine Augen auf dessen Augen und seine Hände auf dessen Hände. Als er sich über es beugte, wurde der Körper des Kindes wieder warm. Elisa stand auf und ging ein paarmal im Zimmer auf und ab. Dann beugte er sich wieder über das Kind. Diesmal nieste der Junge sieben Mal und schlug die Augen auf" (2. Könige 4,33-35 NLB). MUOT 164 1 Elisa ließ nun Gehasi zu sich kommen und bat ihn, die Mutter zu ihm zu schicken. "Als sie hereinkam, sagte Elisa: ›Hier, nimm deinen Sohn!‹ Da fiel sie vor ihm auf die Knie und warf sich auf den Boden. Dann hob sie ihren Sohn auf und verließ den Raum." (2. Könige 4,36.37 NLB) MUOT 164 2 So wurde der Glaube dieser Frau belohnt. Christus, der große Lebensspender, gab ihr ihren Sohn zurück. Die Auferstehung Bei Der Wiederkunft MUOT 164 3 In ähnlicher Weise werden alle, die Christus nachfolgen, belohnt werden, wenn bei seiner Wiederkunft der Tod seinen Stachel verliert und das Grab keinen Anspruch mehr auf den Sieg hat (vgl. 1. Korinther 15,54.55). Dann wird Christus seinen Dienern die Kinder wiedergeben, die ihnen durch den Tod entrissen worden sind. "So spricht der Herr: ›Schreie der Angst ertönen in der Stadt Rama - das Klagen und Trauern nimmt kein Ende. Rahel weint um ihre Kinder und lässt sich nicht trösten - denn sie sind alle tot.‹ Doch der Herr tröstet sie und spricht: ›Hör auf zu weinen und zu klagen ... Deine Kinder werden aus dem Land des Feindes zu dir zurückkehren‹, spricht der Herr. ›Es gibt noch Hoffnung für die Zukunft, denn deine Kinder kehren in ihre Heimat zurück.‹" (Jeremia 31,15-17 NLB) MUOT 164 4 Jesus lindert unseren Schmerz um die Toten mit einer Botschaft voll unendlicher Hoffnung: "Ich will sie aus dem Totenreich erlösen und vom Tod erretten. Tod, ich will dir ein Gift sein; Totenreich, ich will dir eine Pest sein." (Hosea 13,14) "Ich bin der Lebendige! Ich war tot, doch nun lebe ich in alle Ewigkeit. Ich habe Macht über den Tod und die Totenwelt." (Offenbarung 1,18 GNB) Paulus schrieb: "Denn der Herr selbst wird mit einem lauten Befehl, unter dem Ruf des Erzengels und dem Schall der Posaune Gottes, vom Himmel herabkommen. Dann werden zuerst alle Gläubigen, die schon gestorben sind, aus ihren Gräbern auferstehen. Und mit ihnen zusammen werden auch wir Übrigen, die noch auf der Erde leben, auf den Wolken hinaufgehoben werden in die Luft, um dem Herrn zu begegnen und in Ewigkeit bei ihm zu bleiben." (1. Thessalonicher 4,16.17 NLB) Zwei Speisungswunder Elisas MUOT 164 5 Wie später der Erlöser der Menschheit, für den er ein Vorreiter war, verband Elisa in seinem Dienst das Heilen mit dem Lehren. Treu und unermüd lich war er während seines langen und erfolgreichen Wirkens bestrebt, die von den Schulen der Propheten übernommenen wichtigen Erziehungsaufgaben zu fördern und durchzuführen. Was viele ernsthafte Gruppen junger Männer dort von ihm lernten, fand durch Gottes Vorsehung seine Bestätigung im nachhaltigen Wirken des Heiligen Geistes, zuweilen auch in anderen unverkennbaren Beweisen seiner Autorität als Diener Jahwes. MUOT 165 1 Anlässlich eines Besuches der Schule in Gilgal machte er ein vergiftetes Essen wieder genießbar. "Elisa kehrte nach Gilgal zurück. Zu der Zeit herrschte im Land eine Hungersnot. Als Elisa einmal vor den Prophetenjüngern in Gilgal sprach, befahl er seinem Diener: ›Setz den großen Topf auf, und koch den Prophetenjüngern etwas zu essen!‹ Da ging einer der jungen Männer hinaus, um auf dem Feld nach etwas Essbarem zu suchen. Er fand ein wildes Rankengewächs mit Früchten. Davon pflückte er so viele, wie er in seinem Mantel tragen konnte, und eilte damit zurück. Er schnitt die Früchte in Stücke und warf sie in den Topf, obwohl keiner von ihnen das Gewächs kannte. Das Gemüse wurde an die Männer verteilt. Doch schon nach ein, zwei Bissen konnten sie nichts mehr essen und schrien entsetzt: ›Elisa, du Bote Gottes, das Essen ist giftig, wir werden alle sterben!‹ Elisa befahl: ›Bringt mir etwas Mehl!‹ Er schüttete das Mehl in den Topf, rührte um und sagte: ›So, nun könnt ihr es an alle austeilen und essen.‹ Jetzt war das Gericht genießbar und richtete keinen Schaden an." (2. Könige 4,38-41 Hfa) MUOT 165 2 Es war ebenfalls in Gilgal, als Elisa während der Dürre 100 Männer mit dem Geschenk speiste, das ihm ein Mann von Baal-Schalischa gebracht hatte. Es handelte sich um "einen Sack frisches Korn und 20 Gerstenbrote, die aus dem ersten Korn der neuen Ernte gebacken waren". Die Prophetenschüler hatten großen Hunger. Nachdem ihm die Gabe jenes Mannes überbracht worden war, sagte Elisa zu seinem Diener: ">Gib es den Leuten, damit sie etwas zu essen haben.‹ ›Was?‹, rief sein Knecht aus. ›Damit soll ich 100 Leute satt machen?‹ ›Gib es ihnen zu essen‹, wiederholte Elisa, ›denn der Herr spricht: ,Sie werden davon essen und es wird noch etwas übrig bleiben!'‹ Und er gab es ihnen. Sie aßen davon, und es blieb noch etwas übrig, wie der Herr es vorausgesagt hatte" (2. Könige 4,42-44 NLB). Lehren Aus Dem Speisungswunder MUOT 165 3 Wie sehr ließ sich doch der Sohn Gottes herab, als er durch seinen Boten das Wunder geschehen ließ, um den Hunger zu stillen! Seit jener Zeit hat Christus immer wieder dem Mangel der Menschen abgeholfen, wenngleich nicht immer in einer so auffallenden und greifbaren Weise. Wenn unser geistliches Wahrnehmungsvermögen besser wäre, würden wir klarer erkennen, wie mitleidsvoll Gott mit den Menschen umgeht. MUOT 166 1 Wenn Gottes Gnade darauf ruht, kann auch eine geringe Menge ausreichend sein. Gottes Hand kann das Hundertfache daraus machen. Mit seinen Mitteln kann er auch einen Tisch in der Wüste decken. Durch die bloße Berührung mit seiner Hand kann er die spärliche Menge vermehren, sodass für alle genügend da ist. Es war seine Macht, welche die Brote und das Korn in den Händen der Prophetenjünger vermehrte. MUOT 166 2 Dem gleichen ungläubigen Einwand, wie ihn sein Prophet vor alters anhören musste, begegnete Jesus bei einem ähnlichen Wunder, als er die 5000 speiste. "Was? ... Damit soll ich 100 Leute satt machen?" hatte Elisas Diener ausgerufen. (2. Könige 4,43 NLB) Als Jesus seinen Jüngern gebot, der Volksmenge zu essen zu geben, antworteten sie ihm: "Hier ist ein Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische mitgebracht. Aber was ist das schon für so viele Menschen!" (Johannes 6,9 Hfa) MUOT 166 3 Diese Lehre gilt dem Volk Gottes zu allen Zeiten. Wenn der Herr einen Auftrag erteilt, sollten Menschen nicht lange überlegen, wie vernünftig er ist oder ob man gehorchen soll. Was sie in Händen haben, mag völlig unzureichend erscheinen, um dem vorhandenen Mangel abzuhelfen, doch in der Hand des Herrn wird es mehr als ausreichend sein. Der Diener "gab es ihnen. Sie aßen davon, und es blieb noch etwas übrig, wie der Herr es vorausgesagt hatte" (2. Könige 4,44 NLB). MUOT 166 4 Was die Gemeinde heute vor allem braucht, ist ein stärkeres Bewusstsein der Anteilnahme Gottes an seinen Kindern, die er mit der Hingabe seines Sohnes erkauft hat, sowie einen größeren Glauben an den unaufhaltsamen Fortschritt seiner Sache auf Erden. Niemand sollte Zeit mit Klagen darüber vergeuden, dass so wenig sichtbare Hilfsquellen zu erkennen sind. Der äußere Anschein mag zwar wenig versprechen, aber Tatkraft und Gottvertrauen werden diese Mittel enthüllen. Die Gabe, die ihm mit Dank und einem Gebet um Segen dargebracht wird, wird Christus ebenso reichlich vermehren wie die Speise, die den Prophetenjüngern und der ermüdeten Volksmenge gegeben worden ist. ------------------------Kapitel 20 - Die Heilung Von Naaman MUOT 167 0 2. Könige 5. MUOT 167 1 "Naaman, der oberste Heerführer von Syrien, war ein ausgezeichneter Soldat und Stratege. Er genoss hohes Ansehen, und der König schätzte ihn sehr, hatte doch der Herr durch Naaman den Syrern zum Sieg über die Feinde verholfen. Doch Naaman war aussätzig!" (2. Könige 5,1 Hfa) Der König von Syrien, Ben-Hadad, hatte das Heer Israels in der Schlacht besiegt, in der Ahab den Tod fand. Seitdem hatten die Syrer ständig Grenzkriege gegen Israel geführt und bei einem ihrer Einfälle auch ein junges Mädchen weggeführt. Im Land seiner Gefangenschaft stand es "im Dienst der Frau Naamans" (2. Könige 5,2). Als Sklavin fern der Heimat war es dennoch eine Zeugin für Gott und tat unbewusst das, wofür das Volk Israel von Gott erwählt worden war. Während es in jenem heidnischen Haushalt diente, empfand es Mitgefühl für seinen Herrn. Es erinnerte sich an die großartigen Heilungswunder, die Elisa vollbracht hatte, und sagte zu seiner Herrin: "Wenn mein Herr doch einmal zu dem Propheten gehen würde, der in Samaria lebt! Der könnte ihn von seiner Krankheit heilen." (2. Könige 5,3 Hfa) Sie wusste um die Macht des Himmels und glaubte, dass Elisa durch diese Macht auch Naaman heilen konnte. Die Wirksamkeit Einer Guten Erziehung MUOT 167 2 Das Verhalten des gefangenen Mädchens in diesem heidnischen Haushalt ist ein wirksames Zeugnis für den Einfluss einer frühen häuslichen Erziehung. Es gibt keine höhere Verpflichtung für Väter und Mütter als die Fürsorge für ihre Kinder und deren Erziehung. Eltern legen den Grund für die Verhaltensweisen und den Charakter ihrer Kinder. Durch ihr Beispiel und ihre Unterweisung beeinflussen sie in hohem Maß deren Zukunft. MUOT 167 3 Glücklich sind die Eltern, die Gottes Wesen widerspiegeln, sodass die Verheißungen und Gebote Gottes in den Kindern Dankbarkeit und Ehrfurcht erwecken. Glücklich die Eltern, die ihren Kindern die Liebe, Gerechtigkeit und Langmut Gottes vorleben. Indem sie ihr Kind lehren, sie zu lieben, ihnen zu vertrauen und zu gehorchen, lehren sie es auch, seinen Vater im Himmel zu lieben, ihm zu vertrauen und zu gehorchen. Damit vermitteln Eltern ihren Kindern einen überaus kostbaren Schatz, der bis in die Ewigkeit reicht. MUOT 168 1 Wir wissen nicht, zu welchem Dienst unsere Kinder einmal berufen werden. Ob sie im Familienkreis wirken oder irgendeinen Beruf ausüben oder das Evangelium in fernen Ländern predigen - sie alle sind gleicherweise als Missionare Gottes dazu berufen, dieser Welt die göttliche Gnade zu verkündigen. Sie sollten deshalb eine Erziehung erhalten, die sie befähigt, in selbstlosem Dienst einen Platz an der Seite von Jesus einzunehmen. MUOT 168 2 Als die Eltern dieses israelitischen Mädchens ihre Tochter über Gott belehrten, wussten sie nichts von seinem späteren Schicksal. Doch sie hatten ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllt. Im Haushalt dieses syrischen Feldherrn zeugte ihr Kind von dem Gott, den es zu verehren gelernt hatte. Naamans Reise Nach Israel MUOT 168 3 Als Naaman erfuhr, was das Mädchen zu seiner Frau gesagt hatte, ließ er sich vom König die Erlaubnis geben. "Der syrische König bestärkte ihn, den Propheten aufzusuchen, und gab ihm ein Empfehlungsschreiben an den König von Israel mit. Naaman machte sich auf den Weg. Er nahm 7 Zentner Silber, 70 Kilogramm Gold und 10 Festkleider als Geschenke mit. Das Schreiben an König Joram von Israel lautete: ›Der Mann, der dir diesen Brief überreicht, ist mein Diener Naaman. Ich habe ihn zu dir gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz heilst.‹ Nachdem Joram den Brief gelesen hatte, zerriss er entrüstet seine Kleider und rief: ›Bin ich etwa ein Gott, der Macht über Leben und Tod besitzt? Wie kommt der Syrer nur darauf, einen Aussätzigen zu mir zu schicken, damit ich ihn heile? Es liegt ja auf der Hand, was er will: Krieg will er mit uns! Und das hier ist nur ein Vorwand.‹" (2. Könige 5,5-7 Hfa) MUOT 168 4 Das kam auch Elisa zu Ohren. Er ließ dem König sagen: "Warum hast du deine Kleider zerrissen? Schick Naaman zu mir. Er soll sehen, dass es einen Propheten in Israel gibt.‹ Also zog Naaman mit seinen Pferden und Streitwagen zu Elisas Haus und wartete vor der Tür. Elisa ließ ihm durch einen Diener ausrichten: ›Geh und wasche dich sieben Mal im Jordan. Dann wird deine Haut wieder gesund, und du wirst geheilt sein.‹" (2. Könige 5,8-10 NLB) MUOT 168 5 Naaman hatte erwartet, irgendeine wunderbare Bekundung himmlischer Macht zu sehen. ">Ich hatte angenommen, dass er persönlich zu mir kommt!‹, sagte er. ›Ich hatte erwartet, dass er die Hand über die aussätzige Haut ausstrecken, den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und mich heilen würde!‹" Die Aufforderung zu einem Bad im Jordan verletzte seinen Stolz. Gekränkt und enttäuscht fragte er: ">Sind der Abana und der Parpar in Damaskus denn nicht besser als alle Flüsse Israels? Warum kann ich mich nicht in ihnen waschen und geheilt werden?‹ Und er drehte sich um und ging zornig fort." (2. Könige 5,11.12 NLB) MUOT 169 1 Der stolze Geist Naamans lehnte sich dagegen auf, die Anweisung Elisas zu befolgen. Die Flüsse in seiner Heimat waren von herrlichen Hainen gesäumt, und viele Menschen strömten zu diesen Gewässern, um an den schönen Ufern ihre Götzen anzubeten. Für Naaman wäre es keine Demütigung gewesen, in einen dieser Flüsse zu steigen. Doch er konnte nur geheilt werden, wenn er den Weisungen des Propheten nachkam. Allein bereitwilliger Gehorsam konnte zum erwünschten Ergebnis führen. Die Heilung Naamans MUOT 169 2 Naamans Diener flehten ihren Herrn mit den Worten an: "Herr ... wenn der Prophet etwas Großes von dir verlangt hätte, hättest du es dann nicht getan? Wie viel eher solltest du ihm gehorchen, wenn er dich nur auffordert: ›Bade dich, damit du wieder gesund wirst!‹" (2. Könige 5,13 NLB) Naamans Glaube wurde auf die Probe gestellt, aber sein Stolz wollte sich behaupten. Schließlich siegte aber der Glaube, und der hochmütige Syrer ließ seinen Stolz fahren und unterwarf sich dem offenbarten Willen Jahwes. Er tauchte sich im Jordan "sieben Mal unter, wie der Mann Gottes es ihm befohlen hatte". Und Naamans Glaube wurde belohnt, denn "da wurde seine Haut so gesund wie die eines kleinen Kindes, und er war geheilt" (2. Könige 5,14 NLB). MUOT 169 3 Dankbar "kehrten Naaman und sein ganzes Gefolge zum Mann Gottes zurück." Naaman bekannte: "Ich weiß jetzt, dass es keinen Gott auf der Welt gibt außer in Israel." (2. Könige 5,15 NLB) MUOT 169 4 Wie es damaliger Sitte entsprach, bat Naaman daraufhin Elisa, ein kostbares Geschenk anzunehmen, doch der Prophet lehnte das ab. Er konnte sich doch für einen Gnadenakt Gottes nicht bezahlen lassen! ">So wahr der Herr lebt, dem ich diene: Ich werde nichts annehmen.‹ Und obwohl Naaman ihn sehr drängte, nahm er kein einziges Geschenk an." (2. Könige 5,16 NLB) MUOT 169 5 Da sagte Naaman: ">Wenn du schon nichts willst, mein Herr, dann habe ich einen Wunsch: Ich möchte so viel Erde von hier mitnehmen, wie zwei Maultiere tragen können. In Zukunft will ich nämlich keinen anderen Göttern mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen, nur noch dem Herrn, dem Gott Israels. Ich möchte ihn auf der Erde aus seinem Land anbeten. Doch eines möge der Herr mir vergeben: Wenn mein König zum Beten in den Tempel unseres Gottes Rimmon geht, dann stützt er sich auf meinen Arm. Und so muss ich mich auch niederwerfen, wenn er sich vor seinem Gott zu Boden wirft. Dies möge der Herr mir vergeben!‹ Elisa antwortete nur: ›Geh in Frie- den!‹" (2. Könige 5,17-19a Hfa) Gehasis Habgier Und Bestrafung MUOT 170 1 In all den Jahren seines Dienstes bei Elisa hatte dessen Diener Gehasi die Gelegenheit gehabt, jenen Geist der Selbstverleugnung zu entwickeln, der das Lebenswerk seines Herrn auszeichnete. Er hatte das Vorrecht, ein Standartenträger im Heer des Herrn zu sein. Lange Zeit standen ihm die besten Gaben des Himmels zur Verfügung. Er hatte sich jedoch von ihnen abgewandt und stattdessen die niedrigen Schätze irdischen Reichtums begehrt. Seine verborgene Habgier überkam ihn nun mit einer übermächtigen Versuchung. Er sagte zu sich: "Mein Herr war zu entgegenkommend zu diesem Aramäer, dass er seine Geschenke nicht angenommen hat ... Ich laufe ihm nach und lasse mir etwas von ihm geben." (2. Könige 5,20 NLB) So kam es, dass Gehasi ihm heimlich nachjagte. MUOT 170 2 "Als Naaman ihn herankommen sah, stieg er von seinem Streitwagen und ging ihm entgegen. ›Ist alles in Ordnung?‹, fragte er. ›Ja‹, antwortete Gehasi." Dann log Gehasi vorsätzlich und sagte: "Aber mein Herr schickt mich, dir zu sagen: ›Soeben sind zwei Prophetenschüler aus dem Gebirge Ephraim angekommen. Schenk ihnen doch ein Talent Silber und zwei schöne Gewänder!‹" (2. Könige 5,21.22 NLB) Dieser Bitte entsprach Naaman gern, und er nötigte Gehasi außer den zwei wertvollen Gewändern sogar doppelt so viel Silber auf und beauftragte einige Diener, den Schatz zurückzutragen. MUOT 170 3 Als sich Gehasi dem Haus Elisas näherte, entließ er die Diener und versteckte das Silber und die Feierkleider. Danach ging er zu seinem Herrn und log zum zweiten Mal, um einer Rüge zu entgehen. Auf die Frage des Propheten: "Wo bist du gewesen, Gehasi?" antwortete er: "Ich war die ganze Zeit hier, mein Herr!" (2. Könige 5,25 Hfa) MUOT 170 4 Darauf folgte die ernste Zurechtweisung, aus der hervorging, dass Elisa alles wusste. ">Ich war im Geist dabei, als ein Mann vom Wagen stieg und dir entgegenkam. Gehasi, jetzt ist nicht die Zeit, sich Geld und schöne Kleider zu besorgen, Olivenbäume und Weinberge zu kaufen, Rinder, Schafe und Ziegen anzuschaffen, Knechte und Mägde anzustellen. Der Aussatz, unter dem Naa- man gelitten hat, wird nun dich befallen. Auch deine Nachkommen werden für immer unter dieser Krankheit zu leiden haben.‹ Als Gehasi das Zimmer verließ, hatte ihn der Aussatz schon befallen." (2. Könige 5,26.27 Hfa) Lehren Aus Der Erfahrung Gehasis MUOT 171 1 Ernste Lehren sind aus der Erfahrung dieses Menschen zu ziehen, der so hohe und heilige Vorrechte genossen hatte. Gehasis Verhalten hätte für Naaman zum Stolperstein werden können, denn diesem war ein wunderbares Licht aufgegangen, das ihn veranlasste, fortan dem lebendigen Gott zu dienen. Für den Betrug Gehasis gab es keine Entschuldigung. Bis zu seinem Tod blieb er aussätzig, ein Mensch, der von Gott verflucht war und von seinen Mitmenschen gemieden wurde. MUOT 171 2 "Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft; und wer frech Lügen redet, wird nicht entrinnen." (Sprüche 19,5) Manche meinen, dass die anderen ihr böses Tun nicht entdecken. Aber Gott können sie nicht täuschen. "Es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen." (Hebräer 4,13) Gehasi wollte Elisa betrügen, doch Gott offenbarte seinem Propheten im Einzelnen, was zwischen Gehasi und Naaman gesprochen worden war. Alle Geschehnisse waren Elisa bekannt. MUOT 171 3 Die Wahrheit stammt von Gott; der Betrug in seiner vielfältigen Gestalt dagegen von Satan. Jeder, der in irgendeiner Weise vom geraden Weg der Wahrheit abweicht, betrügt sich selbst und gerät unter die Macht des Bösen. Wer von Christus gelernt hat, wird "nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis" haben (Epheser 5,11). In Wort und Tat wird er schlicht, aufrichtig und wahrhaftig sein und sich so auf die Gemeinschaft der Heiligen vorbereiten, aus deren Mund kein unwahres Wort kommt (vgl. Offenbarung 14,5 GNB). Naaman Als Vorbild MUOT 171 4 Jahrhunderte, nachdem Naaman - geheilt am Körper und bekehrt im Geist - wieder in seine syrische Heimat zurückgekehrt war, wies der Erlöser auf dessen wundervollen Glauben hin und lobte ihn als Vorbild für alle, die Gott dienen wollen: "Viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa, und keiner von ihnen wurde rein als allein Naaman aus Syrien." (Lukas 4,27) Gott überging die vielen Aussätzigen in Israel, weil ihnen ihr Unglaube den Zugang zum eigenen Wohlergehen verschloss. Ein heidnischer Edelmann, der seinen Überzeugungen vom Recht treu geblieben war und verspürte, dass er Hilfe benötigte, wurde in Gottes Augen des Segens für würdiger gehalten als die Kranken in Israel, die ihre Vorrechte geringgeschätzt und verachtet hatten. Gott tut etwas für Menschen, die seine Segnungen schätzen und nach der ihnen verliehenen Erkenntnis leben. MUOT 172 1 In jedem Land gibt es auch heute noch aufrichtige Menschen. Auf sie scheint das Licht des Himmels. Wenn sie weiterhin gewissenhaft dem folgen, was sie als ihre Pflicht verstehen, wird sich ihre Erkenntnis mehren, bis sie sich wie einst Naaman zum Eingeständnis genötigt fühlen, "dass es keinen Gott auf der Welt gibt außer" dem lebendigen Schöpfergott (2. Könige 5,15b NLB). MUOT 172 2 Jedem aufrichtigen Menschen, "der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint", gilt die Einladung: Der "hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott!" (Jesaja 50,10b) "Noch nie hat jemand einen Gott gesehen, der so gewaltige Dinge tut für alle, die auf ihn hoffen. Du bist gut zu denen, die gern das Rechte tun, die an deine Gebote denken und danach handeln." (Jesaja 64,3b.4a GNB) ------------------------Kapitel 21 - Elisas Dienst Kommt Zum Abschluss MUOT 173 0 2. Könige 6 und 7 sowie 13,10-25. MUOT 173 1 Elisa war noch zu Lebzeiten Ahabs zum Prophetendienst berufen worden und hatte daher viele Veränderungen im Königreich Israel miterlebt. Ein Gericht nach dem anderen war während der Regierungszeit Hasaels, des aramäischen (= syrischen) Herrschers, über die Israeliten hereingebrochen. Dieser König war von Elia als Geißel für das abtrünnige Volk gesalbt worden (vgl. 1. Könige 19,15). Die strengen, von Jehu durchgeführten Reformen hatten dazu geführt, dass Ahabs Dynastie ausgelöscht wurde. In den anhaltenden Kriegen mit den Syrern hatte sein Nachfolger Joahas einige Städte im Ostjordanland verloren (vgl. 2. Könige 10,32.33). Eine Zeitlang schien es, als könnten die Syrer noch das ganze Reich Israel erobern. Die von Elia begonnene und von Elisa weitergeführte Erneuerung hatte viele veranlasst, Gott zu suchen. Die Altäre Baals wurden aufgegeben, und langsam, aber sicher wurde Gottes Absicht im Lebenswandel derjenigen sichtbar, die ihm von ganzem Herzen dienen wollten. MUOT 173 2 Aus Liebe zu den irrenden Israeliten ließ sie Gott durch die Syrer peinigen. Aus Mitleid mit den moralisch Schwachen erweckte er Jehu und ließ die bösartige Isebel und das ganze Haus Ahab umbringen. Durch seine gnädige Fügung wurden die Priester Baals und der Aschera beseitigt und ihre heidnischen Altäre niedergerissen. In seiner Weisheit sah Gott voraus, dass manche dem Heidentum absagen und ihre Erwartungen himmelwärts richten würden, sobald die Versuchungen beseitigt wären. Deshalb ließ er es zu, dass sie von einem Unglück nach dem anderen heimgesucht wurden. Seine Gerichte wurden jedoch durch Gnade gemildert. Sobald sein Ziel erreicht war, wandte er das Blatt zugunsten derjenigen, die gelernt hatten, nach ihm zu fragen. Elisa Legt Zeugnis Für Gott Ab MUOT 174 1 Während gute und schlechte Einflüsse um die Vorherrschaft rangen und Satan alles in seiner Macht Stehende tat, um das Unheil, das er während der Regierung Ahabs und Isebels angerichtet hatte, zu vollenden, legte Elisa weiterhin sein Zeugnis ab. Zwar traf er auf Widerstand, aber niemand vermochte seine Worte zu widerlegen. Im ganzen Königreich wurde er geachtet und verehrt. Viele erbaten seinen Rat. Noch zu Lebzeiten Isebels bat sogar ihr Sohn Joram, der König Israels, um seinen Ratschlag (vgl. 2. Könige 3,11-19). Als Elisa einmal in Damaskus weilte, suchten ihn Boten des syrischen Königs Ben-Hadad auf, der wissen wollte, ob seine Krankheit zum Tod führe (vgl. 2. Könige 8,7-11). Für all diese Menschen war der Prophet ein treuer Zeuge in einer Zeit, in der die Wahrheit verdreht wurde und sich die große Mehrheit des Volkes offen gegen Gott auflehnte. Gott Beschützt Elisa Vor Den Syrern MUOT 174 2 Gott ließ seinen auserwählten Diener nie im Stich. Bei einer Gelegenheit wollte der syrische König während eines kriegerischen Einfalls Elisa umbringen, weil dieser den König Israels ständig über die Pläne des Feindes in Kenntnis setzte. Darum hatte sich der syrische König eines Tages mit seinen Heerführern beraten und gesagt: "Ich will da und da das Lager aufschlagen." Dieser Plan wurde Elisa von Gott offenbart. Dieser "warnte den König von Israel: ›Geh nicht dorthin, denn die Aramäer wollen ihre Truppen dort zusammenziehend Da ließ der König von Israel den Ort, den ihm Elisa genannt und vor dem er ihn gewarnt hatte, überprüfen. Das tat er mehrere Male. Schließlich wurde der König von Aram [Syrien] wütend. Er ließ seine Heerführer rufen und fragte sie empört: ›Wer unter uns ist der Verräter, der zum König von Israel hält?‹ ›Es ist keiner von uns, mein Herr und König‹, antwortete einer der Heerführer. ›Elisa, der Prophet in Israel, sagt dem König von Israel jedes Wort, das du in deinem Schlafzimmer sprichst.‹" (2. Könige 6,8-12 NLB) MUOT 174 3 Entschlossen, dem Propheten den Garaus zu machen, befahl der syrische König: ">Geht und stellt fest, wo sich Elisa aufhält. Dann schicken wir Leute hin, die ihn gefangen nehmen sollen.‹ Er erhielt die Nachricht: ›Elisa ist in Dotan.‹ Also schickte der König von Aram bei Nacht ein großes Heer mit vielen Streitwagen und Pferden, das die Stadt umzingelte. Als der Diener des Propheten am nächsten Morgen aufstand und aus dem Haus trat, war die Stadt von Truppen, Pferden und Streitwagen umgeben." Erschrocken eilte er zu Elisa und fragte: "Mein Herr, was sollen wir tun?" (2. Könige 6,13-15 NLB) MUOT 175 1 "Hab keine Angst!", gab der Prophet zur Antwort, "Denn es sind mehr auf unserer Seite als auf ihrer." Und Elisa betete: ">Herr, öffne ihm die Augen und lass ihn sehen.‹ Da öffnete der Herr dem Diener die Augen, und als er aufblickte, sah er, dass das Bergland um Elisa herum voll feuriger Pferde und Streitwagen war." (2. Könige 6,16.17 NLB) Zwischen dem Diener Gottes und dem feindlichen Heer standen die himmlischen Heerscharen in einem Kreis. Sie waren mit großer Macht vom Himmel herabgekommen, aber nicht um zu verderben oder eine Huldigung abzuverlangen, sondern um sich rings um die schwachen und hilflosen Diener des Herrn zu scharen. MUOT 175 2 Geraten Gottes Kinder in eine Zwangslage, aus der es für sie keinen Ausweg zu geben scheint, müssen sie sich allein auf den Herrn verlassen. MUOT 175 3 Als die Soldaten kühn vorrückten, ohne etwas von der unsichtbaren himmlischen Schar zu wissen, "betete Elisa zum Herrn: ›Mach sie doch alle blind.‹ Und der Herr tat, worum Elisa ihn gebeten hatte. Daraufhin sagte Elisa zu ihnen: ›Ihr habt den falschen Weg genommen. Das ist nicht die richtige Stadt! Folgt mir, ich will euch zu dem Mann bringen, den ihr sucht.‹ Und er führte sie nach Samaria. Sobald sie in der Stadt waren, betete Elisa: ›Bitte, Herr, öffne ihnen die Augen und lass sie sehen.‹ Der Herr tat es, und sie merkten, dass sie mitten in Samaria waren. Als der König von Israel sie sah, rief er Elisa zu: ›Mein Vater, soll ich sie töten?‹ ›Auf gar keinen Fall!‹, befahl Elisa. ›Du würdest doch auch keine Krieger töten, die du im Kampf gefangen genommen hast. Gib ihnen Brot zu essen und Wasser zu trinken und schick sie zurück zu ihrem Herrn.‹ Da ließ der König ein großes Fest für sie ausrichten, und als sie gegessen und getrunken hatten, schickte er sie zu ihrem König zurück. Danach ließen die aramäischen Plünderer das Land Israel in Frieden." (2. Könige 6,18-23 NLB) Vergebliche Belagerung Samarias MUOT 175 4 Danach blieb Israel eine Zeitlang von den Angriffen der Syrer verschont. Später rückten jedoch syrische Heere mit dem tatkräftigen König Ben-Hadad II. an der Spitze vor und belagerten Samaria. Nie zuvor war Israel in so großer Bedrängnis gewesen. Die Sünden der Väter wirkten sich in der Tat auf die Kinder und Enkelkinder aus. Mit der schrecklichen Aussicht auf eine längere Hungersnot wollte der verzweifelte König Joram bereits Gegenmaßnahmen ergreifen, als Elisa für den nächsten Tag die Rettung ankündigte. MUOT 175 5 Kaum dämmerte der nächste Morgen, da ließ der Herr die Syrer "das Rasseln heranstürmender Streitwagen, das Galoppieren von Pferden und das Heranrücken eines großen Heeres" hören. Erschrocken "brachen sie in der Abenddämmerung auf und ergriffen die Flucht, ließen ihre Zelte, Pferde, Esel und alles andere im Stich", auch reiche Lebensmittelvorräte, "und rannten um ihr Leben" (2. Könige 7,6.7 NLB). Erst jenseits des Jordan machten sie halt. MUOT 176 1 Während dieser Nacht begaben sich vier verzweifelte Aussätzige von ihrem Platz vor dem Stadttor zum syrischen Lager, um bei den Belagerern Mitleid zu erregen und um etwas Essbares zu bitten. Sehr verwundert waren sie jedoch, als sie in das Lager kamen und niemand mehr da war. Ohne dass jemand sie hinderte, "gingen sie in eines der Zelte, aßen, tranken und schleppten Silber, Gold und Gewänder heraus und versteckten alles. Dann gingen sie in ein weiteres Zelt und verfuhren ebenso. Schließlich sagten sie zu einander: ›Wir handeln nicht richtig, wenn wir die gute Nachricht dieses Tages nicht weitersagen. Wenn wir bis morgen warten, machen wir uns schuldig. Kommt, gehen wir zurück und erzählen es im Palast des Königs!‹" (2. Könige 7,8.9 NLB) Schnell kehrten sie mit der frohen Nachricht zur Stadt zurück. MUOT 176 2 Die Beute dieses Tages war gewaltig. Die Lebensmittelvorräte waren so reichlich, dass noch am selben Tag "tatsächlich ein Maß feines Mehl und zwei Maß Gerste für einen Schekel Silber verkauft wurden", wie Elisa es am Tag zuvor angekündigt hatte. Wieder einmal wurde der Name Gottes vor den Völkern verherrlicht, "wie der Herr es vorausgesagt hatte" durch seinen Propheten in Israel (2. Könige 7,16). Eine Geistliche Erneuerung MUOT 176 3 Der Mann Gottes wirkte weiterhin Jahr um Jahr treu und kam in seinem Dienst dem Volk nahe. In Krisenzeiten stand er den Königen als weiser Ratgeber zur Seite. Die langen Jahre des Götzendienstes seitens der Herrscher und des Volkes hatten sich unheilvoll ausgewirkt. Überall zeigten sich noch die dunklen Schatten des Abfalls. Es gab aber hier und dort Menschen, die sich standhaft geweigert hatten, ihre Knie vor Baal zu beugen. Durch sein Reformwerk gelang es Elisa, viele aus dem Heidentum zurückzuholen. Diese Menschen lernten, sich am wahren Gottesdienst zu erfreuen. Der Prophet wurde durch die gnadenvollen Wunder Gottes ermutigt und mit einem heiligen Verlangen erfüllt, die Aufrichtigen zu erreichen. Wo immer er sich aufhielt, bemühte er sich, ein Lehrer der Gerechtigkeit zu sein. MUOT 176 4 Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, war die Aussicht auf eine geistliche Erneuerung im Volk genauso hoffnungslos, wie es die Diener Gottes heute in unserer dunklen Welt erleben. Die christliche Gemeinde ist Gottes Werkzeug zur Verkündigung seiner Wahrheit. Sie wurde von ihm bevollmächtigt, eine besondere Aufgabe zu erfüllen. Wenn sie Gott treu bleibt und seinen Geboten gehorcht, wird sich in ihr die herrliche Macht Gottes offenbaren. Beharrt sie in dieser Treue, kann ihr keine Macht widerstehen. Die Mächte des Feindes werden ihr ebenso wenig widerstehen können wie die Spreu dem Wirbelwind. Herrliche Zeiten stehen der Gemeinde bevor, wenn sie das Gewand der Gerechtigkeit in Christus anlegt und keine Bündnisse mit der Welt eingeht. MUOT 177 1 Gott ruft seine Getreuen dazu auf, den Verzagten und Hoffnungslosen Mut zuzusprechen. Kehrt euch zum Herrn, "die ihr auf Hoffnung gefangen liegt" (Sacharja 9,12)! Holt euch die Kraft vom lebendigen Gott! Vertraut unerschütterlich und demütig auf seine Macht und auf seine Bereitschaft, euch zu retten! Wenn wir im Glauben seine Stärke beanspruchen, wird er sogar in einer völlig aussichtslosen Lage wunderbar eingreifen. Er wird es um der Ehre seines Namens willen tun. Wie Ein Vater Für Israel MUOT 177 2 Solange Elisa im Königreich Israel von Ort zu Ort ziehen konnte, nahm er tätigen Anteil am Ausbau der Prophetenschulen. Überall war Gott mit ihm, gab ihm die richtigen Worte ein und schenkte ihm die Macht, Wunder zu wirken. MUOT 177 3 "Eines Tages sagten die Prophetenschüler zu Elisa: ›Wie du siehst, ist der Ort, an dem wir uns mit dir treffen, nicht groß genug. Lass uns zum Jordan hinuntergehen; jeder soll einen Baumstamm nehmen, aus denen wir uns einen neuen Versammlungsort bauen können.‹" (2. Könige 6,1.2 NLB) Elisa ging mit ihnen zum Jordan, um sie durch seine Anwesenheit bei diesem Vorhaben zu unterstützen, und vollbrachte sogar ein hilfreiches Wunder. "Und als einer von ihnen einen Baum fällte, fiel ihm das Eisen von seiner Axt ins Wasser. ›Ach, mein Herr‹, rief er erschrocken, ›die Axt war nur geliehen!‹ ›Wo ist sie hineingefallen?‹, fragte Elisa. Als ihm der Mann die Stelle zeigte, schnitt er einen Stock ab und warf ihn dorthin. Da tauchte das Eisen auf und schwamm auf dem Wasser. ›Nimm es heraus!", sagte Elisa. Und er streckte die Hand aus und ergriff das Axteisen.‹" (2. Könige 6,5-7 NLB) MUOT 177 4 Elisas Dienst war so wirkungsvoll und sein Einfluss so weitreichend gewesen, dass sogar der jugendliche König Joasch, der ein Götzendiener mit wenig Achtung vor Gott war, in dem Propheten einen Vater in Israel erkannte. Als dieser bereits auf dem Totenbett lag, gab er zu, dass dessen Gegenwart in Zeiten der Trübsal wertvoller gewesen war als eine Armee von Pferden und Streitwagen. Es heißt in dem Bericht: "Als Elisa bereits an der Krankheit litt, die zu seinem Tod führen sollte, besuchte ihn König Joasch von Israel und weinte um ihn. ›Mein Vater! Mein Vater! Du Streitwagen und Wagenlenker Israels!‹, klagte er." (2. Könige 13,14 NLB) MUOT 178 1 Für manchen hilfsbedürftigen und betrübten Menschen war der Prophet wie ein weiser und mitfühlender Vater. Deshalb wandte er sich auch jetzt nicht vom gottlosen Jüngling ab, der vor ihm stand und eigentlich seiner Vertrauensstellung unwürdig war, aber doch so sehr des Rates bedurfte. Gott gewährte in seiner Vorsehung dem König noch eine Gelegenheit, die Fehler der Vergangenheit gutzumachen und sein Reich auf eine aussichtsreichere Grundlage zu stellen. Die feindlichen Syrer, die nun das Gebiet östlich des Jordan besetzt hielten, sollten zurückgeschlagen werden. Noch einmal wollte Gott seine Macht zugunsten des irrenden Israel offenbaren. Elisas Letzter Rat MUOT 178 2 Der sterbende Prophet bat den König: "Hol einen Bogen und ein paar Pfeile!" Joasch gehorchte. Dann sagte der Prophet: "Spann den Bogen!" Der König legte seine Hand an den Bogen, und Elisa legte seine eigenen Hände auf die Hände des Königs. Dann befahl er: "Öffne das Fenster nach Osten!" - in Richtung der Städte jenseits des Jordan, die sich im Besitz der Syrer befanden. Nachdem der König das vergitterte Fenster geöffnet hatte, gebot ihm Elisa zu schießen. Als der Pfeil davonflog, sagte der Prophet auf Eingebung des Geistes: "Das ist der Pfeil der Rettung des Herrn, er bringt den Sieg über Aram [Syrien], denn du wirst die Aramäer bei Afek endgültig besiegen." (2. Könige 13,15-17) MUOT 178 3 Nun stellte der Prophet den Glauben des Königs auf die Probe und sagte: ">Nun nimm die übrigen Pfeile und schlage sie auf den Boden.‹ Der König nahm sie und schlug drei Mal damit auf den Boden, dann hörte er auf." Bestürzt rief Elisa aus: "Du hättest fünf oder sechs Mal auf den Boden schlagen sollen. Dann hättest du Aram für immer vernichtet. Nun wirst du es nur drei Mal besiegen." (2. Könige 13,18.19 NLB) MUOT 178 4 Das ist eine Lehre für alle, die eine verantwortungsvolle Stellung innehaben. Wenn Gott den Weg zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe ebnet und den Erfolg zusichert, muss der dazu Berufene alles in seiner Macht Stehende tun, um das verheißene Ergebnis zu erzielen. Der geschenkte Erfolg entspricht der Begeisterung und Beharrlichkeit, mit der man die Aufgabe anfasst. Gott kann nur dann für sein Volk Wunder wirken, wenn es mit unermüdlicher Kraft seinen Teil dazu beiträgt. Er ruft nach Menschen mit Hingabe an sein Werk, nach Menschen mit moralischem Mut, brennender Liebe für verlorene Menschen und einem Eifer, der nie erlahmt. Solche Mitarbeiter werden keine Aufgabe für zu anstrengend und keine Lage für zu aussichtslos halten. Sie werden unerschrocken weiterarbeiten, bis eine anscheinende Niederlage in einen herrlichen Sieg verwandelt ist. Weder Gefängnismauern noch Scheiterhaufen werden sie von ihrer Absicht abbringen, mit Gott an der Errichtung seines Reiches zusammenzuarbeiten. MUOT 179 1 Mit dem Rat und der Ermutigung für König Joasch endete das Werk Elisas. Der Mann, über den der Geist Elias in ganzer Fülle gekommen war, blieb bis zum Ende treu. Nie hatte er gewankt, nie sein Vertrauen in die Allmacht Gottes verloren. Wenn der Weg vor ihm versperrt schien, war er dennoch stets im Glauben vorangegangen. Gott hatte sein Vertrauen belohnt und ihm den Weg geöffnet. Elisa Auf Dem Krankenbett MUOT 179 2 Elisa war es nicht beschieden, seinem Meister im feurigen Wagen zu folgen. Über ihn ließ der Herr eine langwierige Krankheit kommen. Doch während der langen Stunden der Schwäche und des Leidens hielt sich Elisa gläubig an Gottes Verheißungen und blickte stets auf die ihn umgebenden himmlischen Boten des Trostes und des Friedens. Wie er einst auf den Höhen von Dotan die himmlischen Heerscharen, die feurigen Wagen Israels und ihre Reiter gesehen hatte, war er sich auch jetzt der Nähe mitfühlender Engel bewusst und wurde dadurch gestärkt. Sein ganzes Leben hindurch hatte er starken Glauben geübt, und je mehr seine Erkenntnis über die Führung Gottes und dessen barmherzige Güte zugenommen hatte, desto stärker war sein Glaube zu einem beständigen Vertrauen auf seinen Gott herangereift. Als ihn der Tod abrief, war Elisa bereit, von seiner Arbeit auszuruhen. MUOT 179 3 "Kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen." (Psalm 116,15 Elb.) "Wer Gott vertraut, ist selbst im Tod noch geborgen." (Sprüche 14,32b Hfa) Mit dem Psalmisten konnte Elisa vertrauensvoll sagen: "Gott wird mich erlösen aus des Todes Gewalt; denn er nimmt mich auf." (Psalm 49,16) Und mit Freude konnte er bezeugen: "Eines weiß ich: Mein Erlöser lebt; auf dieser todgeweihten Erde spricht er das letzte Wort!" (Hiob 19,25 Hfa) "Mit eigenen Augen werde ich dich schauen dürfen. Satt sehen will ich mich an dir, wenn ich erwache." (Psalm 17,15 Hfa) ------------------------Kapitel 22 - Der Prophet Jona Warnt Ninive Das Buch Jona MUOT 180 1 Eine der größten Städte der antiken Welt in der Zeit des geteilten Israel war Ninive, die Hauptstadt des Assyrischen Reiches. Sie wurde bereits kurz nach der Zerstreuung der Menschen aus Babel (Babylon) gegründet - eine Folge des Turmbaus (vgl. 1. Mose 10,10.11; 11,8.9). An den fruchtbaren Ufern des Tigris erlebte sie eine jahrhundertelange Blütezeit und wurde "eine so große Stadt vor Gott, dass man drei Tage brauchte, um sie zu durchqueren" (Jona 3,3 NLB). MUOT 180 2 In ihrem Wohlstand war Ninive ein Mittelpunkt von Verbrechen und Bosheit. In der Heiligen Schrift wird sie als "Blutstadt ... erfüllt mit Lüge und Gewalttat" bezeichnet (Nahum 3,1 Elb.). In bildreicher Sprache verglich der Prophet Nahum die Niniviten mit einem erbarmungslosen, raubgierigen Löwen und erklärte: "Es gibt niemand, der nicht deine Grausamkeit zu spüren bekam." (Nahum 3,19b GNB) MUOT 180 3 So gottlos Ninive auch geworden war, wurde es doch nicht gänzlich dem Bösen überlassen. Der Herr "schaut ... auf alle Bewohner der Erde" und sieht "alles, was kostbar ist" (Psalm 33,14 Elb.; Hiob 28,10b). Er nahm daher wahr, dass es in jener Stadt viele gab, die nach etwas Besserem und Höherem strebten und - wenn sie Gelegenheit bekämen, den lebendigen Gott kennenzulernen - von ihrem bösen Tun ablassen und ihn anbeten würden. Deshalb offenbarte sich Gott ihnen in eindeutiger Weise, um sie - falls möglich - zur Umkehr zu bewegen. MUOT 180 4 Als Werkzeug erwählte er den Propheten Jona, den Sohn Amittais. An ihn richtete der Herr den Auftrag: "Geh in die große und mächtige Stadt Ninive und kündige ihren Einwohnern an, dass ich sie strafen werde. Denn ich kenne ihre Bosheit." (Jona 1,2 Hfa) Jonas Flucht Vor Gott MUOT 181 1 Als der Prophet die Schwierigkeiten und die scheinbare Unmöglichkeit dieses Auftrages bedachte, geriet er in Versuchung, die Weisheit dieser Berufung zu bezweifeln. Menschlich gesehen schien es, als könnte man durch die Verkündigung einer derartigen Botschaft in dieser stolzen Stadt nichts erreichen. Dabei vergaß Jona, dass der Gott, dem er diente, allwissend und allmächtig ist. Als er zögerte und zweifelte, entmutigte ihn Satan vollends. Der Prophet wurde von großer Angst übermannt und "machte sich auf den Weg, aber in die entgegengesetzte Richtung. Er wollte nach Tarsis in Spanien fliehen, um dem Herrn zu entkommen. In der Hafenstadt Jafo fand er ein Schiff, das dorthin segeln sollte. Er bezahlte das Fahrgeld und stieg ein" (Jona 1,3 GNB). MUOT 181 2 Jona war mit einer großen Verantwortung betraut worden, doch sein Auftraggeber war in der Lage, seinen Diener zu unterstützen und ihm Erfolg zu schenken. Hätte der Prophet unverzüglich gehorcht, wären ihm viele bittere Erfahrungen erspart geblieben und er wäre reich gesegnet worden. Doch auch in der Stunde der Verzweiflung verließ ihn der Herr nicht. Durch eine Reihe von Schwierigkeiten und seltsamen Fügungen sollte das Vertrauen des Propheten in Gott und dessen unendliche Rettermacht wiederbelebt werden. MUOT 181 3 Wenn Jona gleich bei seiner Berufung in Ruhe darüber nachgedacht hätte, wäre ihm aufgegangen, wie töricht jedes Bemühen sein muss, sich solch einer Verantwortung zu entziehen. Seine sinnlose Flucht durfte er daher nicht lange ungestört fortsetzen. "Da schickte der Herr einen Sturm aufs Meer, der so heftig war, dass das Schiff auseinanderzubrechen drohte. Die Seeleute hatten große Angst, und jeder schrie zu seinem Gott um Hilfe. Um die Gefahr für das Schiff zu verringern, warfen sie die Ladung ins Meer. Jona war nach unten gegangen, hatte sich hingelegt und schlief fest." (Jona 1,4.5 GNB) MUOT 181 4 Während die Seeleute ihre heidnischen Götter um Hilfe anriefen, suchte der zermürbte Kapitän Jona auf und sagte: "Wie kannst du schlafen? Steh auf, rufe zu deinem Gott! Vielleicht hilft er uns, und wir müssen nicht untergehen!" (Jona 1,6 GNB) MUOT 181 5 Doch die Gebete des Mannes, der vom Weg seiner Pflicht abgewichen war, brachten keine Hilfe. Die Seeleute waren davon überzeugt, dass die außergewöhnliche Gewalt des Sturmes den Zorn ihrer Götter anzeigte, weshalb sie beschlossen, ein letztes Mittel anzuwenden: "Die Seeleute wollten durch das Los herausfinden, wer an ihrem Unglück schuld sei. Da fiel das Los auf Jona. Sie bestürmten ihn mit Fragen: ›Sag uns: Warum sind wir in diese Gefahr geraten? Wer bist du eigentlich? Was für Geschäfte treibst du? Zu welchem Volk gehörst du, wo ist deine Heimat?‹ MUOT 182 1 Jona antwortete: ›Ich bin ein Hebräer und verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der Land und Meer geschaffen hat.‹ Er sagte ihnen auch, dass er auf der Flucht vor dem Herrn sei. MUOT 182 2 Da bekamen die Männer noch mehr Angst und fragten ihn: ›Wie konntest du das tun? Was sollen wir jetzt mit dir machen, damit das Meer sich beruhigt und uns verschont?‹ Denn es war inzwischen noch stürmischer geworden. MUOT 182 3 Jona sagte: ›Werft mich ins Meer, dann wird es sich beruhigen. Ich weiß, dass dieser Sturm nur meinetwegen über euch gekommen ist.‹ MUOT 182 4 Die Seeleute machten einen letzten Versuch, durch Rudern das Land zu erreichen; doch sie schafften es nicht, denn der Sturm tobte immer heftiger. Da beteten sie zum Herrn: ›Herr, strafe uns nicht, wenn wir diesen Mann jetzt opfern müssen! Rechne uns seinen Tod nicht als Mord an. Es war dein Wille, und alles, was du willst, geschieht.‹ Dann nahmen sie Jona und warfen ihn ins Meer. Sofort wurde es ruhig. Da packte sie alle große Furcht vor dem Herrn. Sie schlachteten ein Opfertier für ihn und machten ihm Versprechen für den Fall ihrer Rettung." (Jona 1,7-16 GNB) Jonas Gebet Im Fisch MUOT 182 5 "Der Herr aber ließ einen großen Fisch kommen, der verschlang Jona. Drei Tage und drei Nächte lang war Jona im Bauch des Fisches. Dort betete er zum Herrn, seinem Gott: ›In meiner Not rief ich zu dir, Herr, und du hast mir geantwortet. Aus der Tiefe der Totenwelt schrie ich zu dir, und du hast meinen Hilfeschrei vernommen. Du hattest mich mitten ins Meer geworfen, die Fluten umgaben mich; alle deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen. Ich dachte schon, du hättest mich aus deiner Nähe verstoßen, deinen heiligen Tempel würde ich nie mehr sehen. Das Wasser ging mir bis an die Kehle. Ich versank im abgrundtiefen Meer, Schlingpflanzen wanden sich mir um den Kopf. Ich sank hinunter bis zu den Fundamenten der Berge, und hinter mir schlossen sich die Riegel der Totenwelt. Aber du, Herr, mein Gott, hast mich lebendig aus der Grube gezogen. Als mir die Sinne schwanden, dachte ich an dich, und mein Gebet drang zu dir in deinen heiligen Tempel. Wer sich auf nichtige Götzen verlässt, bricht dir die Treue. Ich aber will dir danken und dir die Opfer darbringen, die ich dir versprochen habe; denn du, Herr, bist mein Retter." (Jona 2,1-10 GNB) MUOT 182 6 Endlich hatte Jona gelernt: "Bei dem Herrn findet man Hilfe." (Psalm 3,9) Mit seiner Reue und Anerkennung der rettenden Gnade Gottes kam auch die Befreiung. Jona wurde aus den Gefahren der gewaltigen Tiefe entlassen, vom Fisch in der Nähe des Ufers ausgespuckt und an Land gespült. Jonas Verkündigung In Ninive MUOT 183 1 Erneut wurde der Diener Gottes beauftragt, Ninive zu warnen: "Geh nach Ninive, der großen Stadt, und rufe dort aus, was ich dir auftrage!" Diesmal fragte und zweifelte Jona nicht erst lange, sondern gehorchte ohne Zögern: "Diesmal gehorchte Jona dem Herrn und ging nach Ninive." (Jona 3,2.3a GNB) MUOT 183 2 Gleich beim Eintritt in die Stadt begann er mit der Verkündigung der Botschaft: "Ninive wird in 40 Tagen zerstört werden!" (Jona 2,4 NLB) Durch alle Straßen hallte seine warnende Stimme. MUOT 183 3 Die Botschaft war nicht vergeblich. Sein Rufen in der gottlosen Stadt ging von Mund zu Mund, bis alle Einwohner die erschreckende Ankündigung vernommen hatten. Der Geist Gottes prägte diese Botschaft jedem Herzen ein und ließ das ganze Volk wegen seiner Sünden zittern und sie in tiefer Demut bereuen. MUOT 183 4 "Da glaubten die Einwohner Ninives an Gott, und alle, vom Höchsten bis zum Geringsten, beschlossen, zu fasten und sich in Säcke zu kleiden. Als der König von Ninive die Botschaft hörte, verließ er seinen Thron und legte seine königlichen Gewänder ab. Er kleidete sich in einen Sack und setzte sich in die Asche. Dann ließen der König und die führenden Männer folgenden Erlass in Ninive bekanntgeben: ›Weder Mensch noch Vieh, Rind und Schaf dürfen irgendetwas essen. Sie dürfen weder weiden noch Wasser trinken. Mensch und Tier sollen sich in Säcke kleiden und sich ganz dem Gebet zu Gott widmen. Sie sollen von ihren bösen Wegen umkehren und von ihren Gräueltaten ablassen. Wer weiß? Vielleicht kehrt Gott um und bereut und bezähmt seinen grimmigen Zorn, sodass wir nicht zugrunde gehen.‹" (Jona 3,5-9 NLB) MUOT 183 5 Weil der König und die Oberen mitsamt dem Volk "Reue gezeigt [haben], nachdem sie Jonas Predigt gehört hatten" (Matthäus 12,41b NLB), und einmütig Gott anriefen, wurden sie begnadigt. "Gott sah, dass sie sich von ihrem bösen Treiben abwandten. Da tat es ihm leid, sie zu vernichten, und er führte seine Drohung nicht aus." (Jona 3,10 GNB) Der Untergang der Stadt wurde auf diese Weise abgewendet. Der Gott Israels aber wurde in der ganzen Heidenwelt geehrt und sein Gesetz beachtet. Erst viele Jahre später wurde Ninive eine Beute seiner umliegenden Völker (siehe Seite 245 f), weil es den wahren Gott wieder vergessen hatte und stolz und überheblich geworden war. Jonas Unzufriedenheit Mit Gott MUOT 183 6 Als Jona von der Absicht Gottes erfuhr, die Stadt zu verschonen, deren Einwohner trotz ihrer Bosheit in Sack und Asche Buße getan hatten, hätte er sich als Erster über die erstaunliche Gnade Gottes freuen sollen. Doch stattdessen grübelte er darüber nach, dass man ihn nun für einen falschen Propheten halten könnte. Weil er eifersüchtig auf seinen Ruf bedacht war, verlor er die Tatsache aus den Augen, dass jeder Mensch in dieser elenden Stadt einen unendlich größeren Wert besaß. Gottes Mitleid gegenüber den reumütigen Niniviten "gefiel Jona gar nicht, und er wurde zornig. Er sagte: ›Ach, Herr, genau das habe ich vermutet, als ich noch zu Hause war! Darum wollte ich ja auch nach Spanien fliehen. Ich wusste es doch: Du bist voll Liebe und Erbarmen, du hast Geduld, deine Güte kennt keine Grenzen. Das Unheil, das du androhst, tut dir hinterher leid .‹" (Jona 4,1.2 GNB) Einmal mehr gab er seiner Neigung zum Zweifel nach, und einmal mehr überwältigte ihn der Missmut. Er verlor das Wohl anderer Menschen aus dem Auge und wollte lieber sterben, statt zu erleben, dass die Stadt verschont blieb. Unzufrieden rief er: "So mach nun meinem Leben ein Ende, Herr! Ich will lieber sterben als leben." (Jona 4,3 NLB) MUOT 184 1 "Der Herr antwortete ihm: ›Ist es recht, dass du deshalb zornig bist?‹ Da ging Jona an den Ostrand der Stadt und machte sich eine Laubhütte, unter die er sich setzte, um abzuwarten, wie es mit der Stadt weiterging. Und Gott, der Herr, ließ einen Rizinusstrauch wachsen, der sich über Jonas Kopf ausbreitete und ihm Schatten gab. Das linderte sein Unbehagen, und Jona freute sich sehr über den Busch." (Jona 4,4-6 NLB) MUOT 184 2 Dann erteilte der Herr dem Jona eine anschauliche Lehre. "Gott ließ ... einen Wurm kommen. Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch fraß sich der Wurm durch den Busch, sodass dieser vertrocknete. Nachdem die Sonne aufgegangen war, schickte Gott einen sengenden Ostwind. Die Sonne brannte auf Jonas Kopf, bis er matt wurde und sich den Tod wünschte. ›Ganz sicher ist es besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe‹, rief er. Da sprach Gott zu Jona: ›Ist es richtig von dir, wegen des Rizinusstrauchs so zornig zu sein?‹ ›Ja‹, antwortete Jona, ›zornig bis zum Tod!‹ Da sprach der Herr: ›Dir tut es leid um den Busch, obwohl du nichts getan hast, um ihn entstehen zu lassen. Er wuchs in einer Nacht und verging über Nacht. Ninive aber hat über 120.000 Einwohner, die nicht zwischen links und rechts unterscheiden können, ganz zu schweigen von den vielen Tieren. Sollte ich eine so große Stadt nicht scho- nen?‹" (Jona 4,7-11 NLB) MUOT 184 3 Obwohl Jona verwirrt, gedemütigt und außerstande war, die Absicht Gottes bezüglich der Verschonung Ninives zu erkennen, hatte er dennoch seinen Auftrag erfüllt und die Stadt gewarnt. Die Vorhersage traf zwar nicht ein, aber dennoch kam die Warnungsbotschaft von Gott und erfüllte dessen Absicht. Die Herrlichkeit seiner Gnade wurde unter den Völkern offenbar. "Manche saßen in Finsternis ... Denn sie hatten sich gegen Gottes Gebote aufgelehnt . Da schrien sie zum Herrn in ihrer Not, und er rettete sie aus ihrer Verzweiflung. Er führte sie aus Finsternis und tiefster Dunkelheit ... Er sprach ein Wort, und sie wurden gesund - so rettete er sie" vor dem Untergang (Psalm 107,10.11.13.14.20 NLB). Jesus - Ein Grösserer Als Jona MUOT 185 1 In seinem Dienst auf Erden wies Christus auf das Gute hin, das die Predigt Jonas in Ninive bewirkt hatte. Er verglich die Einwohner dieser heidnischen Großstadt mit dem bekennenden Volk Gottes seiner Zeit und erklärte: "Die Einwohner Ninives werden sich am Tag des Gerichts gegen euch erheben und euch verurteilen, denn sie haben Reue gezeigt, nachdem sie Jonas Predigt gehört hatten. Und nun ist einer bei euch, der weit größer ist als Jona - aber ihr weigert euch zu bereuen." (Matthäus 12,41 NLB) Der Sohn Gottes war in diese geschäftige Welt gekommen, die vom Lärm des Verkehrs und vom Gezänk des Handels erfüllt war, in der die Menschen versuchten, so viel wie möglich für sich selbst zu erlangen. Wie die Posaune Gottes war seine Stimme über allem Wirrwarr zu hören: "Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert? Womit will er es dann zurückkaufen?" (Matthäus 16,26 GNB) MUOT 185 2 Wie die Predigt Jonas ein Zeichen für die Niniviten gewesen war, war auch die Verkündigung von Jesus ein Zeichen für seine Zeitgenossen. Doch welch ein Gegensatz bei der Annahme der Botschaft! Doch trotz aller Gleichgültigkeit und allen Spotts wirkte der Erlöser weiter, bis er seinen Auftrag erfüllt hatte. MUOT 185 3 Hierin liegt eine Lehre für Gottes Boten heute, denn die großen Städte der Länder benötigen genauso eine Kenntnis der Eigenschaften und Absichten des wahren Gottes wie die Niniviten damals. Die Botschafter von Christus sollen die Menschen auf jene bessere Welt hinweisen, von der diese zum großen Teil nichts mehr wissen. Gemäß der Lehre der Heiligen Schrift ist die einzige Stadt, die Bestand haben wird, jene, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Im Glauben kann ein Mensch schon die Türschwelle des Himmels erblicken, die von der Herrlichkeit Gottes angestrahlt wird. Durch seine Diener fordert Christus, der Herr, die Menschen auf, mit heiligem Verlangen ihr ewiges Erbe zu sichern. Er legt ihnen dringend ans Herz, sich Schätze am Thron Gottes zu sammeln (vgl. Matthäus 6,20). Die Ursache Der Bosheit MUOT 185 4 Das schnelle und stetige Anwachsen von entschlossener Bosheit lädt eine nahezu universale Schuld auf die Bewohner der Städte. Die herrschende Verderbtheit ist kaum zu beschreiben. Tagtäglich wird von Auseinandersetzungen, Bestechung und Betrug berichtet, von Gewalttaten und Gesetzlosigkeit, von ruchloser und grausamer Zerstörung menschlichen Lebens und von der Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leid. Jeder Tag bezeugt die Zunahme von Wahnsinn, Mord und Selbstmord. MUOT 186 1 Durch die Zeitalter hindurch war Satan bestrebt, die Menschen über die wohltätigen Absichten Gottes in Unwissenheit zu halten. Er wollte vom Kern des göttlichen Gesetzes - von Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Liebe - ablenken. Die Menschen rühmen sich zwar des großartigen Fortschritts und des Wissensstandes der heutigen Zeit, aber Gott sieht die Welt voller Bosheit und Gewalttaten. Menschen erklären Gottes Gesetz für abgeschafft und die Bibel für unglaubwürdig. Die Folge davon ist eine Flut des Bösen, wie sie seit den Zeiten Noahs und des Abfalls von Israel nicht mehr geherrscht hat. Großmut, Güte und Frömmigkeit werden gegen die Lust nach Verbotenem eingetauscht. Die grauenvollen Berichte von Verbrechen, die aus Gewinnsucht begangen werden, erfüllen einen mit Schrecken. MUOT 186 2 Unser Gott ist ein Gott der Barmherzigkeit. Mit den Übertretern seines Gesetzes verfährt er langmütig und voller Mitgefühl. In unserer Zeit, in der Männer und Frauen viele Gelegenheiten haben, mit dem Gesetz Gottes in der Heiligen Schrift vertraut zu werden, kann der große Herrscher des Alls nicht mit der geringsten Genugtuung auf die Städte sehen, in denen Gewalt und Verbrechen wüten. Die Langmut Gottes mit denen, die weiterhin im Ungehorsam verharren, hat bald ein Ende. MUOT 186 3 Haben die Menschen etwa einen Grund, überrascht zu sein, wenn plötzlich und unerwartet der höchste Herrscher sein Verhalten gegenüber den Bewohnern der gefallenen Welt ändert? Sollten sie sich wundern, wenn eine Strafe den Übertretungen und überhandnehmenden Verbrechen folgt und Gott diejenigen mit Tod und Verderben heimsucht, die mit unlauteren Machenschaften unrechtmäßige Gewinne erzielt haben? Obwohl ihnen Gott immer mehr Erkenntnis hinsichtlich seiner moralischen Forderungen gegeben hat, haben viele die Herrschaft Jahwes abgelehnt und es vorgezogen, weiterhin dem Urheber allen Aufruhrs gegen die Regierung des Himmels zu folgen. MUOT 186 4 Wenn wir die fortwährende Dreistigkeit bedenken, mit der Gottes heilige Gebote übertreten werden, staunen wir über dessen unfassbar große Langmut. Der Allmächtige hat sich noch Zurückhaltung auferlegt. Aber er wird sich sicher aufmachen und diejenigen bestrafen, welche die Zehn Gebote frech missachten. MUOT 186 5 Gott räumt den Menschen Zeit zur Bewährung ein. Aber es gibt einen Punkt, an dem die göttliche Geduld erschöpft ist und die Gerichte Gottes die sichere Folge sind. Gott erträgt Menschen und Städte lange und warnt sie in seiner Barmherzigkeit, damit sie vor seinem heiligen Zorn bewahrt werden. Doch die Zeit wird kommen, wenn die Bitten um Gnade nicht mehr gehört und die rebellischen Menschen ausgerottet werden, weil sie das Licht der Wahrheit fortgesetzt zurückgewiesen haben. Es geschieht aus Barmherzigkeit gegen sie selbst und gegen jene, die sich von ihrem Vorbild haben beeinflussen lassen. MUOT 187 1 Die Zeit ist nahe, in der die Welt mit Leid erfüllt wird, das kein menschliches Mittel heilen kann. Der Geist Gottes zieht sich zurück. Unglücksfälle zu Wasser und zu Land nehmen in schneller Folge zu. Wie oft hören wir von Erdbeben und Wirbelstürmen, von Verheerungen durch Feuer und Fluten mit großen Verlusten an Menschenleben und Sachwerten! Es hat den Anschein, als ob diese Unglücksfälle nichts anderes als unberechenbare Ausbrüche chaotischer und ungezügelter Naturgewalten wären, die vom Menschen nicht beherrscht werden können. Aber darin kann man die Absicht Gottes erkennen. Sie gehören zu seinen Maßnahmen, um die Menschen auf die ihnen drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Gottes Boten Sollen Sich Nicht Entmutigen Lassen MUOT 187 2 Die Boten Gottes in den großen Städten sollten sich bei der Verkündigung der Heilsbotschaft nicht durch die Bosheit, Ungerechtigkeit und Verkommenheit entmutigen lassen. Der Herr möchte jeden dieser Mitarbeiter mit derselben Botschaft stärken, die er an den Apostel Paulus im lasterhaften Korinth richtete: "Hab keine Angst, sondern verkünde unbeirrt die Gute Nachricht! Ich bin bei dir! Niemand kann dir etwas anhaben; denn mir gehört ein großes Volk in dieser Stadt." (Apostelgeschichte 18,9.10 GNB) Wer im Dienst der Rettung von Menschen steht, sollte bedenken, dass sich - obwohl viele den Ratschluss Gottes in seinem Wort nicht beachten - dennoch nicht die ganze Welt vom Licht der Wahrheit und von den Einladungen des geduldigen und nachsichtigen Erlösers abwenden wird. In jeder Stadt - mögen dort auch noch so viele Gewalttaten und Verbrechen geschehen - gibt es viele, die bei richtiger Unterweisung Jesus nachfolgen werden. Tausende könnten mit der rettenden Wahrheit erreicht und dazu veranlasst werden, Christus als ihren persönlichen Erlöser anzunehmen. MUOT 187 3 Gottes Botschaft an die heutigen Erdenbewohner lautet: "Darum seid jederzeit bereit; denn der Menschensohn wird zu einer Stunde kommen, wenn ihr es nicht erwartet." (Matthäus 24,44 GNB) Die gesellschaftlichen Zustände - insbesondere in den Weltstädten - zeigen überdeutlich, dass die Zeit des Gerichtes Gottes gekommen und das Ende aller Dinge nahe ist. Wir stehen an der Schwelle der größten Krise aller Zeitalter. Schnell werden Gottes Gerichte aufeinander folgen: Feuer, Flutkatastrophen und Erdbeben, Kriege und Blutvergießen. Wir sollten nicht überrascht sein, wenn jetzt große und entscheidende Ereignisse eintreten, denn der Engel der Gnade kann Unbußfertige nicht länger schützen. MUOT 188 1 "Der Herr tritt schon aus seiner Wohnung hervor, um die Bewohner der Erde für ihre Vergehen zu bestrafen. Die Erde deckt das Blut wieder auf, das sie getrunken hat, sie verbirgt die Ermordeten nicht länger." (Jesaja 26,21 GNB) Der Sturm des Zornes Gottes braut sich zusammen. Nur wer der Einladung der Gnade folgt, wie es einst die Einwohner Ninives nach Jonas Predigt taten, wird ihn überstehen und durch Einhalten der Gebote des himmlischen Herrschers geheiligt werden. Allein die Gerechten werden mit Christus in Gott geborgen sein, "bis das Strafgericht vorüber ist" (Jesaja 26,20b GNB). Deshalb sollten wir beten: "Andre Zuflucht hab ich keine, zagend hoff' ich nur auf dich. Lass, o lass mich nicht alleine, tröste, Herr, und stärke mich. Birg mich in den Lebensstürmen, bis vollendet ist mein Lauf. Führe mich zum sicher'n Hafen, nimm zuletzt mich bei dir auf." 1 ------------------------Kapitel 23 - Assyrien Vernichtet Das Nordreich MUOT 189 0 Hosea 4 bis 14; Amos 5,1-17 und 7,10-17; 2. Könige 15,8-30; 2. Chronik 30,1-13; 2. Könige 17,1-23. MUOT 189 1 Die letzten Jahre des vom Unglück verfolgten Reiches Israel waren durch eine Anhäufung von Gewalt und Bluttaten gekennzeichnet, wie es sie nie gegeben hatte - selbst nicht in den schlimmsten Zeiten der Auseinandersetzung und der Unruhe unter der Herrschaft des Hauses Ahab. Mehr als zwei Jahrhunderte lang hatten die Herrscher der zehn Stämme Wind gesät; nun ernteten sie Sturm (vgl. Hosea 8,7a). Ein König nach dem anderen wurde umgebracht, weil ehrgeizige Leute an die Macht strebten. "Sie haben ohne meine Zustimmung Könige und Fürsten über sich gesetzt", erklärte der Herr von diesen gottlosen, unrechtmäßigen Herrschern. (Hosea 8,4a NLB) Jeder Rechtsgrundsatz wurde beiseitegesetzt, und jene, die als Verwahrer der göttlichen Gnade vor den Völkern der Erde hätten dastehen sollen, "haben treulos gegen den Herrn" und aneinander gehandelt (Hosea 5,7a NLB). Ernste Warnungen Durch Hosea MUOT 189 2 Durch schärfste Zurechtweisungen versuchte Gott, die verstockte Nation vor der drohenden Gefahr einer vollkommenen Zerstörung zu warnen. Durch die Propheten Hosea und Amos wurden die zehn Stämme dringend zu vollständiger Umkehr aufgefordert. Die beiden drohten wegen der fortgesetzten Gesetzesübertretung Unheil an. Hosea verkündete: "Ihr habt Bosheit angepflanzt. Deshalb habt ihr auch Unrecht geerntet. Ihr habt die Frucht der Lüge gegessen - habt auf euer mächtiges Heer vertraut und seid weiter eure eigenen Wege gegangen. Jetzt ertönt von allen Seiten Kriegslärm: Eure Festungen werden alle fallen ... Noch vor Sonnenaufgang soll der König von Israel vernichtet werden." (Hosea 10,13-15 NLB) MUOT 189 3 Vom Stamm Ephraim sagte der Prophet: "Fremde haben ihnen ihre Stärke geraubt, aber sie merken es nicht einmal. Israel hat graue Haare bekommen - aber das ist ihm gar nicht bewusst." (Hosea 7,9 NLB) "Israel verwirft das Gute." (Hosea 8,3) Unfähig, das furchtbare Ende ihres bösen Weges zu erkennen, sollten die zehn Stämme bald "unter den Heiden umherirren" (Hosea 9,17). MUOT 190 1 Einige Führer Israels wollten den merklichen Verlust an Ansehen wieder wettmachen. Aber statt die Gepflogenheiten aufzugeben, die das Königreich geschwächt hatten, fuhren sie in ihrer Bosheit fort und redeten sich ein, dass sie die erwünschte politische Macht durch Bündnisse mit den Heiden erlangen könnten. "Als Ephraim und Juda merkten, wie schlimm es um sie stand, suchte Ephraim Hilfe beim König von Assyrien." (Hosea 5,13a Hfa) "Ephraim ist leichtgläubig und dumm wie eine Taube. Erst rufen sie die Ägypter zu Hilfe, dann wollen sie mit den Assyrern ein Bündnis schließen!" (Hosea 7,11 Hfa) "Sie schließen ein Bündnis mit den Assyrern." (Hosea 12,2 Hfa) MUOT 190 2 Durch den Mann Gottes, der vor dem Altar in Bethel erschienen war, durch Elia und Elisa, durch Amos und Hosea hatte der Herr den zehn Stämmen wiederholt die Übel des Ungehorsams vorgehalten. Aber trotz aller Zurechtweisungen und dringenden Bitten war Israel immer tiefer abgefallen. "Israel gebärdet sich störrisch wie eine widerspenstige Kuh", verkündete der Herr (Hosea 4,16a NLB). "Mein Volk kehrt nicht um und hält an seiner Auflehnung gegen mich fest." (Hosea 11,7a GNB) MUOT 190 3 Es gab Zeiten, in denen die Gerichte des Himmels das aufrührerische Volk sehr schwer trafen. "Darum habe ich wieder und wieder durch meine Propheten zugeschlagen und euch durch meine Gerichtsworte den Tod gebracht. Was ich von euch verlange, ist klar wie der helle Tag: Treue will ich von euch und nicht, dass ihr mir Tiere schlachtet! Ihr sollt mir nicht Brandopfer bringen, sondern erkennen, wer ich bin und was mir gefällt ... [Sie] sind mir untreu geworden." (Hosea 6,5.6.7b GNB) MUOT 190 4 "Hört das Wort des Herrn, ihr Leute von Israel!", lautete schließlich die Botschaft. "Ihr habt mein Gesetz vergessen, darum werde ich eure Nachkommen vergessen. Je zahlreicher sie wurden, die Priester, desto mehr haben sie gegen mich gesündigt. Deshalb entziehe ich ihnen ihre Ehrenstellung und stürze sie in Schimpf und Schande ... Darum wird es den Priestern ergehen wie dem Volk: Ich bestrafe sie für ihren Ungehorsam und lasse ihre Taten auf sie selbst zurückfallen." (Hosea 4,1a. 6b.7.9 GNB) Falsche Anbetung MUOT 190 5 Die Bosheit in Israel während des halben Jahrhunderts vor dem Beginn der assyrischen Gefangenschaft war mit der Zeit Noahs oder mit anderen Zeitaltern zu vergleichen, in denen die Menschen Gott verlassen hatten und nur Böses trieben. Die Erhöhung der Natur über den Gott der Natur, die Anbetung des Geschöpfes anstelle des Schöpfers hatte stets die größten Übel zur Folge. Als das Volk Israel Baal und Aschera anbetete und den Naturgewalten höchste Verehrung zollte, löste es sich von allem, was erhebend ist, und wurde eine leichte Beute der Versuchung. Da die innere Schutzwehr niedergerissen war, gab es für die irregeführten Anbeter keine Schranke mehr gegenüber der Sünde. Sie gaben den bösen Leidenschaften des menschlichen Herzens nach. MUOT 191 1 Die auffallende Unterdrückung, die schändliche Ungerechtigkeit, der ungewöhnliche Luxus und die Verschwendungssucht, die schamlose Schwelgerei und Trunksucht, die grobe Sittenlosigkeit und die Ausschweifungen dieser Zeit wurden von den Propheten angeprangert - doch leider umsonst. Ihre Proteste waren vergeblich, vergeblich auch ihre öffentlichen Rügen der Sünde. Amos erklärte: "Sie hassen Richter, die ehrlich sind, und verachten Menschen, die die Wahrheit sagen. ... Denn ich kenne die große Zahl eurer Sünden und Verbrechen. Ihr bekämpft die Ehrlichen, ihr nehmt Bestechungsgelder an und beugt das Recht der Armen." (Amos 5,10.12 NLB) MUOT 191 2 Das waren einige der Folgen, nachdem Jerobeam die goldenen Kälber hatte aufstellen lassen. Ein erstes Abweichen vom bestehenden Gottesdienst führte zu anstößigeren Formen des Götzendienstes, bis sich nahezu alle Einwohner des Landes den verführerischen Bräuchen der Naturanbetung ergeben hatten. Israel hatte seinen Schöpfer vergessen und war "in tiefe Verderbnis ... versunken" (Hosea 9,9 ZÜ). Aufrufe Zur Umkehr MUOT 191 3 Die Propheten protestierten weiter gegen diese Übel und setzten sich für rechtes Tun ein. Hosea forderte: "Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maß der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!" (Hosea 10,12) "So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!" (Hosea 12,7) "Ihr Leute von Israel, kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn durch eure eigene Schuld seid ihr ins Unglück gestürzt. Wendet euch an den Herrn, kommt zu ihm und sprecht: ›Ver- gib uns unsere Schuld!‹" (Hosea 14,2.3a GNB) MUOT 191 4 Die Übertreter der Gebote erhielten reichlich Gelegenheit zur Reue. Selbst im schlimmsten Abfall und in der größten Not enthielt Gottes Botschaft für sie Vergebung und Hoffnung. "Es hat dich zugrunde gerichtet, Israel, dass du gegen mich, gegen deinen Helfer, bist", erklärte der Herr. "Wo ist nun dein König, dass er dich rette ...?" (Hosea 13,9.10a Elb.) MUOT 192 1 "Kommt, wir wollen wieder zum Herrn", flehte der Prophet; "denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden. Er macht uns lebendig nach zwei Tagen, er wird uns am dritten Tag aufrichten, dass wir vor ihm leben werden. Lasst uns darauf Acht haben und danach trachten, den Herrn zu erkennen; denn er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte und wird zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet." (Hosea 6,1-3) MUOT 192 2 Denen, die den jahrhundertealten Plan zur Errettung von Sündern, die durch die Macht Satans umgarnt wurden, aus den Augen verloren hatten, bot der Herr Wiederherstellung und Frieden an: "Ich will euch von Götzendienst und Abtrünnigkeit heilen. Ich will euch bereitwillig lieben, denn mein Zorn hat sich für immer von euch abgewandt! Ich will für Israel wie der Tau sein. Dann wird es wie eine Lilie blühen und seine Wurzeln tief im Boden verankern wie die Zedern im Libanon. Seine Zweige werden sich ausstrecken, es soll wie ein prächtiger Olivenbaum sein, wie eine duftende Zeder auf dem Libanon. Mein Volk soll wieder in die Sicherheit seiner Heimat zurückkehren und Getreide anbauen. Es soll aufblühen wie ein Weinstock, der dem berühmten Weinstock des Libanon gleicht. O Israel, was hast du denn noch mit den Götzen zu schaffen? Ich bin es, der für dich sorgt und dich behütet. Ich bin wie ein grüner Baum: An mir findet ihr die Frucht, die ihr zum Leben braucht. Wer ist so weise, dass er dies verstehen kann, wer hat so viel Einsicht, dass er das begreift? Die Wege des Herrn sind gerade und die Gerechten sollen sicher auf ihnen gehen. Die Gottlosen aber sollen auf ihnen zu Fall kommen." (Hosea 14,5-10 NLB) MUOT 192 3 Es wurde eindringlich hervorgehoben, wie segensreich es ist, Gott zu suchen. Die Einladung des Herrn lautete: "Suchet mich, so werdet ihr leben! Suchet nicht Bethel und kommt nicht nach Gilgal und geht nicht nach Beer- scheba; denn Gilgal wird gefangen weggeführt werden, und Bethel wird zunichte werden" (Amos 5, 4.5) "Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr lebt! Und der Herr, der Gott der Heerscharen, wird so mit euch sein, wie ihr sagt. Hasst das Böse und liebt das Gute und richtet das Recht auf im Tor! Vielleicht wird der Herr, der Gott der Heerscharen, dem Rest Josefs gnädig sein." (Amos 5, 14.15 Elb.) Die Einladungen Werden Abgelehnt MUOT 192 4 Weitaus die größte Zahl derer, die diese Einladungen vernahmen, lehnte es ab, sie zu nutzen. Die Worte der Botschafter Gottes widersprachen dem bösen Begehren der Unbußfertigen so sehr, dass der Götzenpriester von Bethel dem Herrscher Israels sagen ließ: "Amos zettelt mitten in Israel eine Verschwörung gegen dich an! Was er redet, ist unerträglich." (Amos 7, 10 GNB) MUOT 193 1 Durch Hosea hatte der Herr erklärt: "Wenn ich meines Volkes Geschick wenden und Israel heilen will, so zeigt sich erst die Sünde Ephraims und die Bosheit Samarias." (Hosea 7,1) "Der Hochmut der Leute von Israel zeugt gegen sie. Sie kehren nicht um zu mir, dem Herrn, ihrem Gott; sie suchen nicht meine Nähe." (Hosea 7,10 GNB) MUOT 193 2 Eine Generation lang nach der anderen hatte der Herr seine eigensinnigen Kinder ertragen, und sogar jetzt noch angesichts trotziger Rebellion wollte er sich ihnen als williger Retter offenbaren. "Was soll ich nur mit dir tun, Efraim, und was mit dir, Juda?", fragte er. "Eure Treue zu mir ist so flüchtig wie ein Morgennebel, sie vergeht so rasch wie der Tau vor der Sonne." (Hosea 6,4 GNB) Dem Gericht Ubergeben MUOT 193 3 Da die Missstände im ganzen Land unabstellbar geworden waren, wurde über Israel das furchtbare Urteil gefällt: "Ephraim hat sich zu den Götzen gesellt; so lass es hinfahren." (Hosea 4,17) "Die Zeit ist gekommen, in der Israel bestraft wird. Die Tage der Vergeltung sind da. Israel wird das bald erkennen." (Hosea 9,7 NLB) MUOT 193 4 Die zehn Stämme Israels mussten nun die Früchte des Abfalls ernten, der nach der Errichtung der fremden Altäre in Bethel und Dan Gestalt angenommen hatte. Gottes Botschaft an sie lautete: "O Samaria, ich will dieses Kalb nicht - diesen Götzen, den du gemacht hast. Mein Zorn ist gegen dich entbrannt. Wann endlich schafft ihr es, euch zu reinigen? Das Kalb, das du anbetest, wurde von einem Handwerker hergestellt. Es ist kein Gott! Deshalb soll es in kleine Stücke zerschlagen werden." (Hosea 8,5.6 NLB) "Um den Stiergötzen von Bet-Awen werden die Bewohner Samarias zittern. Seine Verehrer werden um ihn trauern, die Götzenpriester werden in Klagegeheul ausbrechen. Denn seine Pracht wird ihm weggenommen, fortgeschafft wird sie. Auch den Stier selbst wird man nach Assyrien bringen, als Geschenk für den Assyrerkönig." (Hosea 10,5.6a GNB) MUOT 193 5 ">Ich, Gott, der Herr, richte meine ganze Aufmerksamkeit auf dieses sündige Königreich, um es vom Erdboden zu vertilgen. Aber ich will das Geschlecht Israel nicht ganz ausrotten‹, spricht der Herr. ›Denn ich habe befohlen, dass das Haus Israel von den anderen Völkern umhergeschüttelt wird, so wie Getreide in einem Sieb geschüttelt wird und doch kein Korn verloren geht. Trotzdem werden die Sünder meines Volkes gewaltsam sterben - alle, die sagen: ,Es wird uns schon nichts Schlimmes geschehend" (Amos 9,8-10 NLB) MUOT 194 1 "Die elfenbeingeschmückten Häuser sollen zugrunde gehen, und viele Häuser vernichtet werden." (Amos 3,15) "Denn Gott, der Herr Zebaoth, ist es, der die Erde anrührt, dass sie bebt und alle ihre Bewohner trauern müssen." (Amos 9,5) Der Herr ließ verkünden: ">Deine Söhne und Töchter werden im Krieg umkommen, dein Grundbesitz wird verteilt und du selbst wirst in der Fremde sterben, in einem unreinen Land.‹ Denn das Volk Israel muss sein Land verlassen und in die Verbannung gehen." (Amos 7,17 GNB) "Weil ich dir dies tun will, mach dich bereit, deinem Gott zu begegnen, Israel!" (Amos 4,12b Elb.) Eine Letzte Verzögerung MUOT 194 2 Eine Zeitlang wurden diese vorhergesagten Gerichte verzögert. Während der langen Herrschaft Jerobeams II. errangen die Heere Israels sogar beachtliche Siege. Aber diese scheinbare Blütezeit bewirkte bei den Unbußfertigen keinerlei Gesinnungswandel. Schließlich entschied Gott: "Jerobeam wird schon bald umgebracht werden, und das Volk Israel wird ins Exil gehen müssen, in ein Land fern von seiner Heimat." (Amos 7,11 NLB) MUOT 194 3 Die Kühnheit dieser Aussage hinterließ bei König und Volk keinen Eindruck, so weit war ihre Unbußfertigkeit fortgeschritten. Amazja, ein Führer der Götzenpriester in Bethel, war über den vernichtenden Prophetenspruch so erregt, dass er zu Amos sagte: "Geh weg von hier, du Seher! Flieh ins Land Juda und verdiene meinetwegen dort dein Brot mit deinen Prophetien! Aber belästige uns hier in Bethel nicht mit deinen Weissagungen, nicht hier, wo des Königs Heiligtum steht!" (Amos 7,12.13 NLB) Um so entschlossener lautete die Erwiderung des Propheten: "Israel wird gewiss aus seinem Land gefangen wegziehen." (Amos 7,17c Elb.) MUOT 194 4 Diese Aussagen gegen die abgefallenen Stämme erfüllten sich buchstäblich. Die Zerstörung des Königreiches erfolgte jedoch schrittweise. Noch im Gerichtsvollzug sann der Herr auf Gnade, und "als Tiglat-Pileser [III.], der König von Assyrien, gegen Israel anrückte", wurde Menahem, der damalige König Israels, zunächst nicht gefangen genommen, sondern durfte weiterhin als tributpflichtiger Vasall des Assyrischen Reiches auf dem Thron bleiben. Menahem "zahlte ihm ... 1000 Zentner Silber als Gegenleistung dafür, dass der Assyrerkönig zu ihm stand und ihn als König von Israel bestätigte. Das Silber brachte er dadurch zusammen, dass er allen Grundbesitzern in Israel eine Abgabe von einem halben Kilo auferlegte" (2. Könige 15,19.20a GNB). Nachdem die Assyrer die zehn Stämme gedemütigt hatten, kehrten sie eine Zeitlang in ihr eigenes Land zurück. MUOT 195 1 Menahem war weit davon entfernt, die Ursache für den Niedergang in seinem Königreich zu bereuen, und "hörte nicht auf mit dem Götzendienst, zu dem Jerobeam, der Sohn Nebats, die Leute im Reich Israel verführt hatte" (2. Könige 15,18 GNB). Auch Pekachja und Pekach, seine Nachfolger, taten, "was dem Herrn missfiel" (2. Könige 15,24). MUOT 195 2 "Während der Regierungszeit Pekachs", die 20 Jahre lang dauerte, "fiel der Assyrerkönig Tiglat-Pileser in Israel ein. Er eroberte ... die Landschaften Gilead und Galiläa, das ganze Stammesgebiet von Naftali eingeschlossen." (2. Könige 15,29 GNB) Er nahm viele Gefangene aus den Stämmen in Galiläa und aus dem Ostjordanland, die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse, und führte sie weg. Sie wurden in weit entfernte Länder unter die Heiden zerstreut. MUOT 195 3 Von diesem furchtbaren Schlag erholte sich das Nordreich nie mehr. Der geschwächte Überrest wahrte noch die äußere Form der Selbstständigkeit, doch ohne wirkliche Macht zu besitzen. Nur noch ein weiterer Herrscher, Ho- sea, folgte auf Pekach. Bald sollte das Königreich Israel für immer verschwinden. Doch selbst in jener notvollen Zeit war Gott immer noch gnädig und bot dem Volk eine weitere Gelegenheit, sich vom Götzendienst abzuwenden. Eine Einladung Hiskias Zum Passafest MUOT 195 4 Im dritten Jahr der Regierung Hoseas begann in Juda die Herrschaft des guten Königs Hiskia. Dieser führte zügig bedeutende Reformen im Tempeldienst in Jerusalem durch. Eine Passafeier wurde angesetzt, und zu diesem Fest wurden nicht nur die Stämme Juda und Benjamin eingeladen, über die Hiskia als König gesalbt worden war, sondern auch alle nördlichen Stämme. Er wandte "sich mit einem Aufruf an ganz Israel ... von Beerscheba im Süden bis nach Dan im Norden. Alle Israeliten sollten zu diesem Passafest nach Jerusalem eingeladen werden. Es war ja schon lange nicht mehr von allen Stämmen gemeinsam begangen worden, wie es vorgeschrieben war. Die Boten eilten mit den Briefen des Königs und seiner Minister durch ganz Juda und Israel. Im Auftrag des Königs riefen sie aus: ›Ihr Israeliten, kehrt wieder um zum Herrn, dem Gott eurer Ahnen Abraham, Isaak und Israel! Dann wird er sich euch, dem Rest eures Volkes, wieder zuwenden, allen, die nicht von den Assyrern verschleppt worden sind ... Seid nicht so starrsinnig wie eure Vorfahren, unterstellt euch dem Herrn! Kommt zu seinem Tempel, den er für alle Zeiten zu seinem Heiligtum bestimmt hat! Dient dem Herrn, eurem Gott; dann wird er seinen Zorn von euch abwenden. Wenn ihr zu ihm zurückkehrt, wird er dafür sorgen, dass die Assyrer mit euren verschleppten Brüdern und Söhnen Erbarmen haben und sie in euer Land zurückkehren lassen. Der Herr, euer Gott, ist voll Güte und Erbarmen! Er wird sich gewiss nicht länger von euch abwenden, wenn ihr zu ihm zurückkommt.‹" (2. Chronik 30,5.6.8.9 GNB) MUOT 196 1 "Von einer Stadt zur anderen, durch das Gebiet von Efraim und Manasse und bis hin nach Sebulon" trugen die von Hiskia ausgesandten Läufer die Botschaft. Israel hätte in dieser Einladung einen Aufruf zur Reue und Umkehr zu Gott erkennen sollen. Aber die Übrigen von den zehn Stämmen, die noch im Gebiet des einst blühenden Nordreiches wohnten, behandelten die königlichen Boten mit Gleichgültigkeit, ja sogar mit Verachtung: "Aber die Leute dort lachten sie aus und verspotteten sie. Nur einige aus den Stämmen Ascher, Manasse und Sebulon gingen in sich und kamen nach Jerusalem ... um das Passafest und das Fest der Ungesäuerten Brote zu feiern." (2. Chronik 30,10.11.13 GNB) Das Ende Des Reiches Israel MUOT 196 2 Etwa zwei Jahre später wurde Samaria vom Heer Assyriens unter der Führung Salmanassars eingeschlossen. Während der Belagerung kamen viele Menschen elend durch Hunger, Krankheit und das Schwert ums Leben. Die Stadt und der Staat fielen. Der zerschlagene Überrest der zehn Stämme wurde gefangen weggeführt und in die Provinzen des Assyrischen Reiches zerstreut. MUOT 196 3 Die Vernichtung des Nordreiches war ein unmittelbares Strafgericht des Himmels. Die Assyrer waren nur Werkzeuge, die Gott gebrauchte, um seine Absicht auszuführen. Durch Jesaja, dessen prophetischer Dienst kurz vor der Einnahme Samarias begonnen hatte, bezeichnete Gott das assyrische Heer als "meines Zornes Rute und meines Grimmes Stecken" (Jesaja 10,5). MUOT 196 4 Schwer hatten die Israeliten "gegen den Herrn, ihren Gott, gesündigt" und "böse Dinge" getrieben (2. Könige 17,7. MUOT 196 5 11). "Aber sie wollten nicht hören ... Sie verachteten seine Gebote und machten sich nichts aus dem Bund, den er mit ihren Vorfahren geschlossen hatte. Sie ließen sich nicht von ihm warnen. Sie liefen nichtigen Götzen nach und wurden dabei selbst zunichte. Sie machten es genau wie die Völker ihrer Umgebung, obwohl der Herr ihnen das verboten hatte. Sie missachteten die Gebote des Herrn, ihres Gottes, machten sich zwei gegossene Stierbilder und stellten ein Bild der Göttin Aschera auf. Sie verehrten das ganze Heer der Sterne am Himmel und beteten zum Gott Baal. Sie verbrannten ihre eigenen Kinder als Opfer für die Götzen und trieben Wahrsagerei und Zauberei." (2. Könige 17,14-17 GNB) Hartnäckig lehnten sie es ab, sich zu bekehren. Deshalb ließ der Herr "zur Strafe fremde Völker über sie kommen, die sie ausplünderten, und ließ sie schließlich alle aus seiner Nähe wegschaffen" (2. Könige 17,20 GNB). Dies entsprach den klaren Warnungen, die er ihnen "durch seine Diener, die Propheten", gesandt hatte. "Die Leute von Israel wurden aus ihrem Land weggeführt nach Assyrien", "weil sie nicht auf den Herrn, ihren Gott, gehört hatten. Sie brachen den Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte, und befolgten nicht die Gebote, die Mose, der Bevollmächtigte des Herrn, verkündet hatte." (2. Könige 17,23; 18,12 GNB) MUOT 197 1 Mit den schrecklichen Strafgerichten über die zehn Stämme verfolgte der Herr eine weise und gnädige Absicht. Was er durch sie im Land ihrer Väter nicht mehr tun konnte, wollte er nun dadurch erreichen, dass er sie unter die Heiden zerstreute. Sein Plan zur Errettung aller, die durch den Erlöser der Menschheit Vergebung erlangen wollten, musste doch erfüllt werden. Die Heimsuchungen Israels benutzte der Herr, um die Offenbarung seiner Herrlichkeit gegenüber den Völkern der Erde vorzubereiten. Nicht alle Verbannten waren uneinsichtig. Manche von ihnen blieben Gott treu, und andere demütigten sich vor ihm. Durch diese "Kinder des lebendigen Gottes" (Hosea 2,1) wollte er den vielen Menschen im Assyrischen Reich die Eigenschaften seines Charakters und die Wohltaten seines Gesetzes nahebringen. ------------------------Kapitel 24 - Israels Untergang Aus Mangel An Erkenntnis MUOT 198 0 Hosea 2,16 bis 4,6 und Amos 9,11-15. MUOT 198 1 Gottes Gunst gegenüber dem Volk Israel war immer von dessen Gehorsam abhängig gewesen. Am Fuß des Sinai war es als sein "vor allen anderen Völkern ... besonderes Eigentum" in ein Bundesverhältnis zu ihm eingetreten. Feierlich hatte es Gehorsam versprochen: "Wir wollen alles tun, was der Herr uns sagt." (2. Mose 19,5b.8a NLB) Als einige Tage danach Gottes Gesetz vom Sinai herab erscholl und durch Mose zusätzliche Unterweisungen in Form von Satzungen und Rechtsordnungen vermittelt wurden, versicherten die Israeliten erneut mit einer Stimme: "Alle Worte, die der Herr gesagt hat, wollen wir tun." Und bei der Bestätigung des Bundes durch das Opfer erklärte das gesamte Volk nochmals: "Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören." (2. Mose 24,3b.7b) Damit hatte Gott Israel als sein Volk erwählt, und das Volk hatte ihn zu seinem König erwählt. MUOT 198 2 Gegen Ende der Wüstenwanderung waren im Grenzgebiet zum Gelobten Land bei Bet-Peor die Bedingungen des Bundes wiederholt worden. Dort waren viele Israeliten einer heimtückischen Verführung zum Opfer gefallen. Die treu Gebliebenen erneuerten ihr Gehorsamsgelübde. Mose hatte sie vor zukünftigen Versuchungen gewarnt und sie ernstlich ermahnt, sich von den Nachbarvölkern abzusondern und Gott allein anzubeten: "Nun höre, Israel, die Gebote und Rechte, die ich euch lehre, dass ihr sie tun sollt, auf dass ihr lebt und hineinkommt und das Land einnehmt, das euch der Herr, der Gott eurer Väter, gibt. Ihr sollt nichts dazutun zu dem, was ich euch gebiete, und sollt auch nichts davontun, auf dass ihr bewahrt die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch gebiete ... So haltet sie nun und tut sie! Denn dadurch werdet ihr als weise und verständig gelten bei allen Völkern, dass, wenn sie alle diese Gebote hören, sie sagen müssen: Ei, was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk!" (5. Mose 4,1.2.6) Eindringliche Warnungen Durch Mose MUOT 199 1 Den Israeliten war besonders eingeschärft worden, die Gebote Gottes nicht aus den Augen zu verlieren. Durch deren gehorsame Befolgung würden sie Stärke und Segen empfangen. "Nur hüte dich und achte gut auf dich selbst", forderte Mose im Auftrag des Herrn, "damit du nicht vergisst, was deine Augen gesehen haben, und damit sie dir nicht aus dem Sinn kommen dein ganzes Leben lang. Und du sollst deinen Kindern und deinen Kindeskindern davon erzählen." (5. Mose 4,9 ZÜ) Die Ehrfurcht gebietenden Vorgänge bei der Gesetzgebung am Sinai sollten sie nie vergessen. Klar und entschieden waren die Warnungen vor den abgöttischen Bräuchen der Nachbarvölker. "Macht euch kein Gottesbild; das wäre ein unverzeihliches Vergehen, ganz gleich, was für eine Gestalt ihr nachbildet", lautete der Rat. "Und wenn ihr zum Himmel aufblickt und die Sonne, den Mond und die Sterne seht, das ganze Himmelsheer, dann lasst euch nicht dazu verleiten, sie als Götter anzubeten und ihnen zu dienen ... Seht euch vor, dass ihr nicht den Bund vergesst, den der Herr, euer Gott, mit euch geschlossen hat! Macht euch niemals ein Gottesbild, ganz gleich, von welcher Gestalt, weil der Herr, euer Gott, euch das verboten hat." (5. Mose 4,16.19.23 GNB) MUOT 199 2 Mose beschrieb das Unheil, das ein Abweichen von den Geboten Jahwes zur Folge hätte. Er rief den Himmel zum Zeugen an und erklärte, dass auch noch nach langem Aufenthalt im Land der Verheißung beim Rückfall in den Götzendienst der Zorn Gottes heraufbeschworen würde. Das Volk würde in die Verbannung geführt und unter die Heiden zerstreut werden, sollte es entartete Formen des Gottesdienstes einführen, Götzenbilder anbeten und sich weigern, zur wahren Anbetung zurückzukehren. Mose warnte: "Wenn ihr so etwas tut, werdet ihr schnell wieder aus dem Land verschwinden, das ihr erobern werdet, nachdem ihr den Jordan überschritten habt. Ihr werdet dann nicht lange in dem Land leben, sondern vernichtet werden. Der Herr wird euch unter die Völker zerstreuen, und nur wenige von euch werden bei den Völkern überleben, zu denen euch der Herr führt. Dort werdet ihr Götzen aus Holz und Stein anbeten, die von Menschen gemacht wurden; Götter, die weder sehen noch hören, weder essen noch riechen können." (5. Mose 4,26-28 NLB) MUOT 199 3 Diese Vorhersage erfüllte sich teilweise während der Richterzeit, fand aber eine vollständigere und buchstäbliche Erfüllung in der Gefangenschaft Israels durch Assyrien und in jener Judas in Babylon. Verfall Der Gesetzestreue MUOT 200 1 Der Abfall Israels hatte sich allmählich entwickelt. In einer Generation nach der anderen hatte Satan erneut versucht, das auserwählte Volk dazu zu verleiten, "die Gesetze und Rechtsbestimmungen" (5. Mose 6,1a GNB) zu vergessen, die es auf ewig zu halten gelobt hatte. Satan wusste: Könnte er Israel nur dazu bringen, Gott zu "vergessen und anderen Göttern nach[zu] folgen und ihnen zu dienen und sie an[zu]beten", dann würde es "umkommen" (5. Mose 8,19). MUOT 200 2 Der Feind der Gemeinde Gottes auf Erden hatte jedoch nicht genügend mit der mitleidvollen Art dessen gerechnet, der zwar den Schuldigen nicht "ungestraft lässt", doch dessen Herrlichkeit darin besteht, dass er "barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue [ist] ... Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde" (2. Mose 34,6b.7a). Obschon sich Satan bemühte, die Absicht Gottes für Israel in der Geschichte zu durchkreuzen, offenbarte der Herr seine Güte sogar in einigen der dunkelsten Stunden der Geschichte seines Volkes, als die bösen Mächte schon zu siegen schienen. Er legte dem Volk vor, was zu dessen Wohlergehen diente. Durch Hosea erklärte er: "Wenn ich ihm auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre." (Hosea 8,12) "Ich lehrte Ephraim gehen und nahm ihn auf meine Arme; aber sie merkten's nicht, wie ich ihnen half." (Hosea 11,3) Der Herr war liebevoll mit ihnen umgegangen und hatte sie durch seine Propheten seine Gebote und Grundsätze gelehrt. MUOT 200 3 Hätte das Volk Israel deren Botschaften beherzigt, wäre ihm die Demütigung, die folgte, erspart geblieben. Weil es aber weiterhin von seinem Gesetz abwich, musste es Gott in die Gefangenschaft führen. "Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis", lautete seine Botschaft durch Hosea. "Weil du die Erkenntnis verworfen hast, so verwerfe ich dich . Du hast das Gesetz deines Gottes vergessen, [daher] vergesse auch ich deine Kinder." (Hosea 4,6 Elb.) MUOT 200 4 Zu allen Zeiten führte die Übertretung des Gesetzes Gottes zu demselben Ergebnis. Als in der Zeit Noahs jeder Rechtsgrundsatz verletzt wurde und die Bosheit so sehr überhandnahm, dass Gott sie nicht länger ertragen konnte, erging das Urteil: "Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, von der Erde vertilgen." (1. Mose 6,7) Zu Abrahams Zeit verabscheuten die Einwohner von Sodom Gott und sein Gesetz offen. Es folgten Gottlosigkeit, Sittenverfall, ungezügelte Genusssucht - genau das, wodurch auch die vorsintflutliche Zeit gekennzeichnet war. Als die Bewohner Sodoms die Grenzen der göttlichen Geduld überschritten hatten, bekamen sie das Feuer der Vergeltung Gottes zu spüren. MUOT 201 1 Unmittelbar vor der Wegführung der zehn Stämme Israels nach Assyrien herrschten ähnlich schlimme Zustände. Gottes Gesetz wurde nicht beachtet, und damit wurden die Schleusen der Bosheit über Israel geöffnet. Hosea verkündete: "Hört das Wort des Herrn, ihr Israeliten! Der Herr führt einen Rechtsstreit mit den Bewohnern des Landes. Er wirft euch vor: ›In eurem Land gibt es keine Treue, keine Mitmenschlichkeit und auch keine Gotteserkenntnis. Ihr flucht und lügt, mordet, stehlt und brecht die Ehe. Eine Bluttat reiht sich an die andere.‹" (Hosea 4,1.2 NLB) Voraussagen Künftiger Herrlichkeit MUOT 201 2 Die Gerichtsankündigungen von Amos und Hosea waren aber von Voraussagen künftiger Herrlichkeit begleitet. Den zehn Stämmen, die so lange Zeit aufrührerisch und unbußfertig waren, wurde zwar keine Wiederaufrichtung ihrer früheren Macht in Palästina verheißen; sie sollten bis zum Ende der Zeit "Flüchtlinge sein unter den Nationen" (Hosea 9,17 Elb.); aber Hosea prophezeite ihnen das Vorrecht, an der letztendlichen Wiederherstellung des Volkes Gottes am Ende der Weltgeschichte teilzuhaben, wenn Christus als "König aller Könige und Herr aller Herren" (Offenbarung 19,16b) erscheinen wird. Der Prophet erklärte: "Die Söhne Israels bleiben viele Tage ohne König und ohne Oberste, ohne Schlachtopfer und ohne Gedenkstein ... Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, aufsuchen und David, ihren König. Und sie werden sich bebend zum Herrn wenden und zu seiner Güte am Ende der Tage." (Hosea 3,4.5 Elb.) MUOT 201 3 In symbolischer Sprache enthüllte Hosea vor den zehn Stämmen den Plan Gottes, jeden Bußfertigen, der sich seiner Gemeinde auf Erden anschließt, wieder die Segnungen erleben zu lassen, die damals das treue Israel im Land der Verheißung genoss. Der Herr verglich Israel mit einer Frau, der er sehn- lichst seine Gunst erweisen wollte, und erklärte: "Dann aber will ich selbst sie umwerben. Ich werde sie in die Wüste bringen und ihr zu Herzen reden. Dort wird sie meine Liebe erwidern wie damals, als sie jung war, als sie aus Ägypten kam. Danach werde ich sie zurückbringen und ihr die Weinberge wiedergeben, und das ... ›Unglückstal‹ soll zu einem Tor der Hoffnung werden. Wenn das geschieht, wirst du mich deinen Mann nennen . und nicht mehr deinen Baal. Ich werde dich dazu bringen, dass du das Wort Baal nie mehr in den Mund nimmst." (Hosea 2,16-19 GNB) MUOT 201 4 In den letzten Tagen der Geschichte dieser Erde wird Gott seinen Bund mit dem Volk, das seine Gebote hält, erneuern. "Dann will ich für dich einen Bund mit allen wilden Tieren schließen, mit den Vögeln des Himmels und mit den Tieren, die auf dem Boden kriechen, damit sie dir nicht mehr weh tun. Ich werde alle Kriegswaffen, die Schwerter und Bogen, zerbrechen und aus dem Land schaffen. Dann wirst du in Frieden und Sicherheit leben. Ich will dich für immer zu meiner Frau machen. Ich will dich rechtskräftig zu meiner Ehefrau machen und will dir meine unwandelbare Liebe und mein Erbarmen beweisen. Ich werde dir für immer treu sein und du wirst lernen, mich vollkommen als deinen Herrn anzuerkennen. An jenem Tag ... will ich die Bitten erhören. Der Himmel wird Regen auf die Erde fallen lassen; der Regen wird die Erde vorbereiten, damit sie fruchtbar wird. Dann können Korn, Trauben und Olivenbäume auf der Erde gedeihen. Und alle werden jubeln: ›Jesreel‹ - ›Gott pflanzt!‹ Dann will ich sie in ihrem Land aussäen, und sie soll fest gepflanzt sein. Ich werde die, die ich einst ›Nicht-Geliebte‹ nannte, lieben. Und zu denen, die ich ›Nicht-Mein-Volk‹ nannte, werde ich sagen: ›Ihr seid mein Volk‹. Und sie werden antworten: ›Und du bist unser Gott.‹" (Hosea 2,20-25 NLB) MUOT 202 1 "Zu der Zeit werden die Übriggebliebenen von Israel und was entkommen ist vom Hause Jakob . sich verlassen auf den Herrn, den Heiligen Israels, in Treue." (Jesaja 10,20) In "allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern" werden einige mit Freuden die Botschaft annehmen: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen!" Sie werden sich von jedem Götzen abwenden, der sie an die Erde fesselt, und werden den anbeten, "der gemacht hat Himmel und Erde und das Meer und die Wasserquellen" (Offenbarung 14,6.7). Aus jeder Verstrickung werden sie sich lösen und vor der Welt als Monumente der Gnade Gottes dastehen. Da sie den Forderungen Gottes gehorchen, werden sie von den Engeln und Menschen als die anerkannt werden, "die Gottes Gebote befolgen und den Glauben an Jesus bewahren" (Offenbarung 14,12b GNB). MUOT 202 2 "Es kommt eine Zeit - sagt der Herr -, da werden die Schnitter schon zur Ernte antreten, kaum dass der Pflüger seine Arbeit beendet hat, und an die Weinlese schließt sich sogleich die nächste Aussaat. Es wird so viele Trauben geben, dass ihr Saft die Berge und Hügel herabfließt. Dann werde ich für mein Volk alles wieder zum Guten wenden. Die Leute von Israel werden die zerstörten Städte wieder aufbauen und auch darin wohnen, sie werden Weinberge anpflanzen und den Wein davon trinken, werden Gärten anlegen und essen, was darin wächst. Ich werde mein Volk wieder in das Land einpflanzen, das ich ihm gegeben habe, sodass es niemand mehr herausreißen kann." (Amos 9,13-15 GNB) ------------------------Kapitel 25 - Jesajas Berufung Zum Propheten MUOT 206 0 2. Chronik 26 und Jesaja 6. MUOT 206 1 Die lange Regierungszeit von Usija im Land der Stämme Juda und Benjamin war von einem größeren Wohlstand gekennzeichnet als unter jedem anderen Herrscher seit dem Tod von Salomo fast zwei Jahrhunderte zuvor. Viele Jahre lang regierte der König mit Besonnenheit. Seinen Heeren gelang die segensreiche Rückgewinnung einiger Gebiete, die in früheren Jahren verlorengegangen waren. Städte wurden wieder aufgebaut und befestigt, und man gewann eine stärkere Stellung unter den Nachbarvölkern. Dank blühendem Handel flossen wieder Reichtümer nach Jerusalem. Der Name von Usija "drang weit hinaus, weil ihm wunderbar geholfen wurde, bis er sehr mächtig war" (2. Chronik 26,15). Usijas Vermessenheit Im Tempel MUOT 206 2 Dieser äußerliche Aufschwung ging jedoch nicht mit einer geistlichen Erneuerung einher. Die Tempelgottesdienste wurden zwar wie in früheren Jahren fortgeführt, und eine Menge von Menschen versammelte sich, um den lebendigen Gott anzubeten. Aber allmählich traten Stolz und ein Formenwesen an die Stelle von Demut und Aufrichtigkeit. Über Usija steht geschrieben: "Als er aber mächtig geworden war, wurde er überheblich und verging sich gegen den Herrn, seinen Gott, sich selbst zum Schaden." (2. Chronik 26,16a GNB) MUOT 206 3 Seine folgenschwere Sünde bestand in der Vermessenheit. Er verletzte die klare Weisung des Herrn, dass nur Nachkommen von Aaron das Priesteramt ausüben sollten, denn er betrat das Heiligtum, "um selbst auf dem Räucheraltar Weihrauch zu verbrennen". Der Hohepriester Asarja und 80 Mitpriester protestierten dagegen mit allem Nachdruck: "Du hast dich gegen Gott, gegen den Herrn, vergangen. Damit kannst du bei ihm keinen Ruhm gewinnen!" (2. Chronik 26,16b.18b GNB) MUOT 207 1 Usija wurde zornig, dass man ihn, den König, so zurechtwies. Aber der gemeinsame Einspruch der Verantwortlichen verhinderte, dass er das Heiligtum entweihte. Während er noch in wütendem Aufbegehren dastand, überkam ihn plötzlich ein Gottesgericht. Der Aussatz zeigte sich auf seiner Stirn. Entsetzt floh er und betrat die Tempelhöfe nie wieder. Bis zu seinem Tod einige Jahre später blieb Usija aussätzig - ein lebendiges Beispiel dafür, wie töricht es ist, von einem klaren "So spricht der Herr" abzuweichen. Weder seine hohe Stellung noch sein langes Leben des Dienstes rechtfertigten solch eine anmaßende Haltung. Dies überschattete die letzten Jahre seiner Regierung und brachte ihm das Strafgericht des Himmels ein. MUOT 207 2 Bei Gott gilt "kein Ansehen der Person" (Römer 2,11). "Wenn aber ein Einzelner aus Vorsatz frevelt, es sei ein Einheimischer oder Fremdling, so hat er den Herrn geschmäht. Er soll ausgerottet werden aus seinem Volk." (4. Mose 15,30) MUOT 207 3 Das Strafgericht über Usija schien einen dämpfenden Einfluss auf seinen Sohn auszuüben. Jotam trug in den letzten Jahren der Regierung seines Vaters große Verantwortung und trat nach dessen Tod die Herrschaft an. Von ihm heißt es: "Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz wie sein Vater Usija getan hatte, nur, dass die Höhen nicht entfernt wurden; denn das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen." (2. Könige 15,34.35) Gefahrvolle Zeiten MUOT 207 4 Als die Regierungszeit von Usija ihrem Ende zuging und Jotam schon viele Regierungslasten trug, wurde Jesaja, ein junger Mann von königlicher Abstammung, zu seiner prophetischen Aufgabe berufen. In den Zeiten seines Wirkens drohten dem Volk Gottes besondere Gefahren. Der Prophet sollte die vereinigten Heere des Nordreiches Israel und Syriens nach Juda einmarschieren sehen und miterleben, wie assyrische Verbände die wichtigsten Städte des Königsreiches belagerten. Zu seinen Lebzeiten sollte Samaria fallen und die Stämme Israels unter die Völker zerstreut werden. Auch in Juda würde das assyrische Heer wiederholt einfallen und Jerusalem unter einer Belagerung leiden, die mit seinem Untergang enden würde, wenn nicht Gott wunderbar eingreifen würde. Schwere Gefahren bedrohten bereits den Frieden des Südreiches. Gott zog seinen Schutz zurück, und die Assyrer standen im Begriff, das Land Juda einzunehmen. MUOT 207 5 Aber die Gefahren von außen - so überwältigend sie schienen - waren nicht so ernst wie die Gefahren von innen. Am meisten bestürzt und niedergeschlagen war der Diener des Herrn über die Verdorbenheit der Leute. Weil sie durch ihren Abfall und ihre Rebellion versäumten, ein Licht unter den Nationen zu sein, forderten sie die Gerichte Gottes heraus. Viele der Missstände, welche die rasche Vernichtung des Nordreiches beschleunigten und vor Kurzem von Hosea und Amos unmissverständlich angeprangert worden waren, zersetzten zusehends auch das Königreich Juda. MUOT 208 1 Besonders entmutigend waren die sozialen Verhältnisse im Volk. Aus purer Gewinnsucht eigneten sich manche Menschen Häuser und Grundstücke an (vgl. Jesaja 5,8). Sie beugten das Recht und hatten kein Mitleid mit den Armen. Über diese Missstände sagte Gott: "Eure Häuser habt ihr vollgestopft mit dem, was ihr den Armen weggenommen habt. Mit welchem Recht unterdrückt ihr mein Volk und nutzt die Wehrlosen aus?" (Jesaja 3,14b.15a GNB) Sogar die Beamten, deren Pflicht es war, die Hilflosen zu schützen, hatten nur taube Ohren für die Schreie der Armen und Notleidenden, der Witwen und Waisen (vgl. Jesaja 10,1.2). MUOT 208 2 Die Unterdrückung und der Reichtum führten auch zu Stolz, Prunksucht, Saufgelagen und lasterhafter Schwelgerei (vgl. Jesaja 3,16; 5,11.12.22). In den Tagen Jesajas rief selbst der Götzendienst kein Befremden mehr hervor (vgl. Jesaja 2,8). In allen Bevölkerungsschichten nahmen sündige Gepflogenheiten so überhand, dass die wenigen, die standhaft zu Gott hielten, oft versucht waren, den Mut zu verlieren und sich der Enttäuschung und Verzweiflung hinzugeben. Gottes Absicht für Israel schien zu scheitern und die aufrührerische Nation einem ähnlichen Schicksal entgegenzugehen wie einst Sodom und Gomorra. MUOT 208 3 Angesichts solcher Verhältnisse überrascht es nicht, dass Jesaja vor der Verantwortung zurückschreckte, als er im letzten Jahr der Regierung von Usija dazu berufen wurde, Gottes Warnungen und Tadel in Juda zu verkündigen. Er wusste genau, dass er auf hartnäckigen Widerstand stoßen würde. Als er seine Unfähigkeit erkannte, solch einer Lage zu begegnen, und an die Halsstarrigkeit und den Unglauben der Leute dachte, für die er wirken sollte, schien ihm seine Aufgabe hoffnungslos zu sein. Sollte er aus Verzweiflung von seinem Auftrag Abstand nehmen und Juda ungestört seiner Götzenverehrung überlassen? Sollten nur noch die Götter von Ninive die Welt beherrschen und dem Gott des Himmels trotzen? Jesajas Vision Des Herrn MUOT 208 4 Solche Gedanken bedrängten Jesaja, als er zwischen den Säulen am Eingang des Tempels stand. Plötzlich schien es ihm, als würden die Tür und der innere Vorhang des Tempels emporgehoben oder entfernt, sodass er in das Allerheiligste sah, in das selbst er als Prophet keinen Fuß setzen durfte. Vor sich sah er in einer Vision den Herrn, der hoch und erhaben auf einem Thron saß, während der Saum seiner Herrlichkeit den Tempel erfüllte. Auf jeder Seite des Thrones schwebten Seraphim, die ihr Gesicht in Anbetung verhüllten, während sie vor ihrem Schöpfer dienten und sich in der feierlichen Anrufung vereinigten: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!" (Jesaja 6,3 Elb.) Das riefen sie, bis die Säulen, die Pfeiler und die Zedernholztür vom Schall zu erzittern schienen und der Tempel von ihrem Lobpreis erfüllt wurde. MUOT 209 1 Als Jesaja diese Offenbarung der Herrlichkeit und Majestät von Jahwe schaute, überwältigte ihn ein Bewusstsein von der Reinheit und Heiligkeit Gottes. Wie auffallend war doch der Gegensatz zwischen der unvergleichlichen Vollkommenheit seines Schöpfers und dem sündigen Wandel derer - er selbst eingeschlossen -, die seit Langem zum auserwählten Volk Israel und Juda zählten! "Ich bin verloren!", rief er erschrocken aus, "ich bin unwürdig, den Herrn zu preisen, und lebe unter einem Volk, das genauso unwürdig ist. Und ich habe den König gesehen, den Herrscher der Welt!" (Jesaja 6,5 GNB) MUOT 209 2 Da er gleichsam im vollen Licht der göttlichen Gegenwart im Inneren des Heiligtums stand, erkannte er, dass er völlig unfähig war, die Aufgabe zu erfüllen, zu der er berufen war, wenn er auf seine eigene Unvollkommenheit und Untüchtigkeit baute. Aber da wurde ein Seraph ausgesandt, der ihn aus seinem Kummer befreien und für seine große Mission zurüsten sollte. Mit den Worten: "Die Glut hat deine Lippen berührt. Jetzt bist du von deiner Schuld befreit, deine Sünde ist dir vergeben" nahm er eine glühende Kohle vom Altar und berührte damit die Lippen von Jesaja. Dann ertönte die Stimme Gottes: "Wen soll ich senden? Wer ist bereit, unser Bote zu sein?" Und Jesaja antwortete: "Ich bin bereit, sende mich!" (Jesaja 6,7.8 GNB) MUOT 209 3 Daraufhin wurde dem wartenden Boten befohlen: "Geh und sag zu diesem Volk: ›Hört nur zu, ihr versteht doch nichts; seht hin, so viel ihr wollt, ihr erkennt doch nichts!‹ Rede zu ihnen, damit ihre Herzen verstockt werden, ihre Ohren verschlossen und ihre Augen verklebt, sodass sie mit ihren Augen nicht sehen, mit ihren Ohren nicht hören und mit ihrem Verstand nicht erkennen. Ich will nicht, dass sie zu mir umkehren und geheilt werden." (Jesaja 6,9.10 GNB) MUOT 209 4 Die Aufgabe des Propheten war klar: Er sollte seine Stimme zum Protest gegen die herrschenden Missstände erheben. Aber er fürchtete sich, dieses Werk ohne eine Zusicherung der Hoffnung anzugehen. "Wie lange soll das dauern, Herr?", fragte er (Jesaja 6,11a GNB). Sollte niemand im auserwählten Volk je verstehen, bereuen und geheilt werden? Die Zusicherung Des Herrn MUOT 210 1 Die seelische Last für das irrende Juda sollte er nicht vergeblich tragen. Seine Sendung sollte nicht ganz ohne Früchte bleiben. Doch die Übel, die sich viele Generationen hindurch vervielfacht hatten, konnten nicht zu seiner Zeit beseitigt werden. Während seines ganzen Lebens sollte er ein geduldiger, mutiger Lehrer sein - ein Prophet sowohl der Hoffnung als auch des Gerichts. Wenn die göttliche Absicht schließlich erfüllt war, würde die Frucht all seiner Anstrengungen wie auch die aller treuen Boten Gottes sichtbar werden. Ein Überrest sollte errettet werden. Um dies zu erreichen, sollten die Botschaften der Warnung und der inständigen Bitten so lange an das widerspenstige Volk ergehen, "bis die Städte zerstört sind und die Häuser leer stehen und das ganze Land zur Wüste geworden ist. Ich werde die Menschen fortschaffen und das Land wird leer und verlassen sein", erklärte der Herr (Jesaja 6,11b.12 GNB). MUOT 210 2 Die schweren Strafgerichte - Krieg, Verbannung, Unterdrückung, Verlust von Macht und Ansehen unter den Völkern - würden deshalb über die Unbußfertigen hereinbrechen, damit diejenigen, die darin die Hand eines beleidigten Gottes erkennen, zur Umkehr bewogen werden. Die zehn Stämme des Nordreiches sollten bald unter die Völker zerstreut und ihre Städte verwüstet zurückgelassen werden. Über ihr Land sollten die Heere der feindlichen Völker hinwegfegen. Sogar Jerusalem sollte schließlich fallen und Juda in die Gefangenschaft geführt werden. Doch das verheißene Land sollte nicht für immer vergessen sein. Der Himmelsbote versicherte Jesaja: "Und ist noch ein Zehntel übrig, so wird es ihnen gehen wie den Trieben, die aus dem Stumpf einer gefällten Eiche oder Terebinthe wachsen: Sie werden abgefressen! Der Stumpf aber bleibt und aus dem Stumpf wird neues Leben sprießen - zu Gottes Ehre." (Jesaja 6,13 GNB) MUOT 210 3 Diese Zusage, dass sich die Absicht Gottes schließlich erfüllen werde, ermutigte Jesaja. Mochten irdische Mächte gegen Juda aufmarschieren, mochte der Bote des Herrn auf Widerspruch und Widerstand stoßen - Jesaja hatte den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen und den Gesang der Seraphim vernommen: "Die ganze Erde bezeugt seine Macht!" (Jesaja 6,3 GNB) Er vertraute der Verheißung, dass die Botschaften von Jahwe an das abtrünnige Juda von der bekehrenden Macht des Heiligen Geistes begleitet sein würden. Da war der Prophet für die vor ihm liegende Aufgabe gestärkt. Während seiner langen, schwierigen Mission trug er stets die Erinnerung an diese Vision mit sich. 60 Jahre lang oder länger stand er vor dem Volk Juda als ein Prophet der Hoffnung, der immer kühner den zukünftigen Triumph der Gemeinde voraussagte. ------------------------Kapitel 26 - Jesajas Botschaft Über Gott MUOT 211 0 Jesaja 1,4-7.15-20; 40,25-31; 41,8-14; 44,21-24; 55,3-7; 57,14-19; 33,17-22 und 12,1-6. MUOT 211 1 Zur Zeit von Jesaja war das geistliche Verständnis der Menschheit durch ein falsches Gottesbild verdunkelt. Lange war Satan bestrebt gewesen, dass die Menschen ihren Schöpfer als den Urheber von Sünde, Leid und Tod ansehen. Durch solche Unterstellungen getäuscht, stellten sich viele Gott als hart und streng vor. Sie sahen in ihm einen heimlichen Beobachter, der nur darauf aus sei, anzuklagen und zu verdammen. Er sei nicht bereit, Sünder anzunehmen, solange es noch eine legale Möglichkeit gäbe, Hilfe zu verweigern. Das Gesetz der Liebe, das den Himmel durchzieht, hatte der Erzbetrüger als Einengung des menschlichen Glücks und als drückendes Joch dargestellt, dem man gern entrinnen mochte. Es sei unmöglich, den Geboten zu gehorchen, hatte er erklärt, und die Strafen für Übertretungen würden willkürlich verhängt. Gott Hatte Sich Israel Offenbart MUOT 211 2 Die Israeliten hatten jedoch keine Entschuldigung dafür, dass sie den wahren Charakter von Jahwe aus den Augen verloren hatten. Oft hatte sich Gott ihnen als der offenbart, der "barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue" ist (Psalm 86,15). "Als Israel jung war, hatte ich ihn lieb und rief ihn, meinen Sohn, aus Ägypten," sagte er (Hosea 11,1). MUOT 211 3 Bei der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft und auf der Wanderung in das verheißene Land war der Herr sanft und liebevoll mit Israel umgegangen. "In all ihren Bedrängnissen fühlte er sich selbst bedrängt. Und der Engel, in dem sich Gottes Angesicht zeigte, rettete sie. Er selbst erlöste sie, weil er sie liebte und Mitleid mit ihnen hatte. Er hob sie auf und trug sie seit Urzeiten unablässig." (Jesaja 63,9 NLB). MUOT 212 1 "Mein Angesicht soll vorangehen", lautete die Verheißung für die Wüstenwanderung (2. Mose 33,14). Dazu kam eine wunderbare Offenbarung des Wesens von Jahwe, sodass Mose dem ganzen Volk die Güte Gottes verkündigen und es ausführlich über die Eigenschaften seines unsichtbaren Königs aufklären konnte. "Er ging an Mose vorüber und rief: ›Ich bin der Herr! ... Ich bin ein Gott voll Liebe und Erbarmen. Ich habe Geduld, meine Güte und Treue sind grenzenlos. Ich erweise Güte über Tausende von Generationen hin, ich vergebe Schuld, Verfehlung und Auflehnung; aber ich lasse auch nicht alles ungestraft hingehen. Wenn sich jemand gegen mich wendet, dann bestrafe ich dafür noch seine Kinder und Enkel bis in die dritte und vierte Generation^" (2. Mose 34,6.7 GNB) MUOT 212 2 Im Wissen um die Langmut von Jahwe und um dessen unendliche Liebe und Barmherzigkeit, flehte Mose innig für das Überleben Israels, als sich das Volk an der Grenze zu Kanaan weigerte, auf Gottes Anweisung in das Gelobte Land einzuziehen. Auf der Höhe ihres Aufruhrs hatte der Herr beschlossen: "Ich will sie mit der Pest schlagen und sie vertilgen", und vorgeschlagen, die Nachkommen von Mose "zu einem größeren und mächtigeren Volk [zu] machen als dieses" (4. Mose 14,12). MUOT 212 3 Aber Mose berief sich auf die wunderbaren Fügungen und Verheißungen, die Gott dem auserwählten Volk hatte zuteil werden lassen. Schließlich hob er als stärksten Beweis die Liebe Gottes zu den gefallenen Menschen hervor (vgl. 4. Mose 14,17-19). MUOT 212 4 Gnädig erwiderte der Herr: "Ich vergebe ihnen, weil du mich darum bittest." Dann prophezeite er Mose, dass Israel schließlich im Triumph enden solle. "So gewiss ich lebe", verkündete er, soll "meine Herrlichkeit die ganze Erde erfüllen" (4. Mose 14,20.21 GNB). Gottes Herrlichkeit, sein barmherziger Charakter, seine Güte und zärtliche Liebe - lauter Dinge, auf die sich Mose zugunsten von Israel berufen hatte - sollten der ganzen Menschheit offenbart werden. Diese Verheißung von Jahwe wurde zweifach zugesichert und durch einen Eid bestätigt. So wahr Gott lebt und regiert, sollte man "den Heiden von seiner Herrlichkeit" und "allen Völkern von seinen Wundern" erzählen (Psalm 96,3). Die Herrlichkeit Gottes Wird Sichtbar MUOT 212 5 Jesaja hatte gehört, wie glänzende Seraphim vor dem Thron über die zukünftige Erfüllung dieser Weissagung sangen: "Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!" (Jesaja 6,3b Elb.) Überzeugt von der Gewissheit dieser Worte, verkündete der Prophet später kühn über jene, die sich vor Bildern aus Holz und Stein verbeugten: "Sie werden die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes, sehen." (Jesaja 35,2b NLB) MUOT 213 1 Heute steht diese Weissagung vor ihrer baldigen Erfüllung. Die Missionstätigkeit der Gemeinde Gottes auf Erden trägt reiche Frucht, und bald wird die Evangeliumsbotschaft allen Nationen verkündigt sein. "Zum Lob seiner herrlichen Gnade" werden Männer und Frauen aus allen Geschlechtern, Sprachen und Völkern "begnadet ... in dem Geliebten", "damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus" (Epheser 1,6; 2,7). "Gelobt sei Gott, der Herr, der Gott Israels, der allein so herrliche Taten vollbringt. Gelobt sei sein herrlicher Name für immer! Die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit." (Psalm 72,18.19 NLB) MUOT 213 2 In einem Gesicht, das Jesaja im Vorhof des Tempels erhielt, bekam er einen klaren Einblick in das Wesen und die Eigenschaften des Gottes Israels. "Der Hohe und Erhabene, der in der Ewigkeit wohnt, der, dessen Name der Heilige ist", war vor ihm in prächtiger Majestät erschienen. Doch zugleich wurde dem Propheten die barmherzige Seite des Herrn vorgestellt: "Ich wohne an der hohen, heiligen Stätte und bei denen, die einen zerschlagenen und gedemütigten Sinn haben, um die Gedemütigten neu zu beleben und die zerschlagenen Herzen wieder aufleben zu lassen." (Jesaja 57,15 NLB) Der Engel, der beauftragt worden war, die Lippen von Jesaja zu berühren, hatte ihm die Botschaft überbracht: "Deine Schuld ist jetzt weggenommen, dir sind deine Sünden vergeben." (Jesaja 6,7b Hfa) Durch Ansehen Des Herrn Verwandelt Werden MUOT 213 3 Als der Prophet seinen Gott schaute, erging es ihm ähnlich wie später Saulus aus Tarsus vor den Toren von Damaskus: Ihm wurde nicht nur seine eigene Unwürdigkeit gezeigt, sondern in sein gedemütigtes Herz zog auch die Gewissheit der völligen und freien Vergebung ein - und er stand als veränderter Mensch auf. Er hatte seinen Herrn gesehen; er hatte etwas von der Schönheit des göttlichen Charakters erblickt. Er konnte bezeugen, welche Umwandlung durch das Ansehen der unendlichen Liebe bewirkt worden war. Von nun an beseelte ihn der sehnliche Wunsch, das irrende Israel von der Last und Strafe der Sünde befreit zu sehen. "Wohin soll man euch noch schlagen?" (Jesaja 1,5), fragte der Prophet. "Der Herr sagt: ›Kommt her, lasst uns prüfen, wer von uns Recht hat, ihr oder ich! Eure Verbrechen sind rot wie Blut, und doch könnten sie weiß werden wie Schnee. Sie sind rot wie Purpur, und doch könnten sie weiß werden wie reine Wolle." "Wascht euch, reinigt euch! Macht Schluss mit eurem üblen Treiben; hört auf, vor meinen Augen Unrecht zu tun!" "Lernt Gutes zu tun, sorgt für Gerechtigkeit." (Jesaja 1,18.16.17a GNB) MUOT 214 1 Der Gott, dem sie angeblich dienten, dessen Wesen sie jedoch missverstanden hatten, wurde ihnen als der große Arzt, der geistliche Krankheiten heilen kann, vorgestellt. Mochte "das ganze Haupt ... krank, das ganze Herz ... matt" sein, mochte "von der Fußsohle bis zum Haupt ... nichts Gesundes", sondern nur "Beulen und Striemen und frische Wunden" zu finden sein (Jesaja 1,5b.6), konnte doch jeder Heilung finden, wenn er sich zum Herrn bekehrte - wie trotzig er zuvor auch seinen eigenen Weg gegangen war. "Ihre Wege habe ich gesehen", verkündete der Herr, "aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben . Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr; ich will sie heilen." (Jesaja 57,18.19) Der Herr Ist Der Schöpfer MUOT 214 2 Der Prophet pries Gott als den Schöpfer aller Dinge. Seine Botschaft an die Städte von Juda lautete: "Seht, da ist euer Gott!" (Jesaja 40,9c NLB) "So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs." (Jesaja 42,5) "Ich bin der Herr, der alles schafft, der den Himmel ausbreitet allein und die Erde fest macht." (Jesaja 44,24b) "Ich bin der Herr ... der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis ... Ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich bin's, dessen Hände den Himmel ausgebreitet haben und der seinem ganzen Heer geboten hat." (Jesaja 45,6b.7a.12) MUOT 214 3 ">Mit wem also wollt ihr mich vergleichen? Wer kann es mit mir aufneh- men?‹, fragt der heilige Gott. Seht doch nur in die Höhe! Wer hat die Sterne da oben geschaffen? Er lässt sie alle aufmarschieren, das ganze unermessliche Heer. Jeden Stern ruft er einzeln mit Namen, und keiner bleibt fern, wenn er, der Mächtige und Gewaltige, ruft." (Jesaja 40,25.26 GNB) MUOT 214 4 Denen, die fürchteten, Gott würde sie nicht annehmen, wenn sie zu ihm zurückkehrten, verkündete der Prophet: "Ihr Leute von Israel, ihr Nachkommen Jakobs, warum klagt ihr: ›Der Herr kümmert sich nicht um uns; unser Gott lässt es zu, dass uns Unrecht geschieht? Habt ihr denn nicht gehört? Habt ihr nicht begriffen? Der Herr ist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, seine Macht reicht über die ganze Erde; er hat sie geschaffen! Er wird nicht müde, seine Kraft lässt nicht nach; seine Weisheit ist tief und unerschöpflich. Er gibt den Müden Kraft, und die Schwachen macht er stark. Selbst junge Leute werden kraftlos, die Stärksten erlahmen. Aber alle, die auf den Herrn vertrauen, bekommen immer wieder neue Kraft, es wachsen ihnen Flügel wie dem Adler. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und brechen nicht zusammen." (Jesaja 40,27-31 GNB) MUOT 215 1 Gott sehnt sich in unendlicher Liebe nach denen, die sich machtlos fühlen, sich aus den Schlingen Satans zu befreien, und bietet ihnen gnädig an, sie zu stärken, damit sie für ihn leben können. Er fordert sie auf: "Fürchte dich nicht, ich stehe dir bei! Hab keine Angst, ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, ich schütze dich mit meiner siegreichen Hand! Denn ich bin der Herr, dein Gott, ich fasse dich bei der Hand und sage zu dir: Fürchte dich nicht! Ich selbst, ich helfe dir! Fürchte dich nicht, Israel, du Nachkommenschaft Jakobs! Auch wenn du so schwach und hilflos bist wie ein Wurm, den man zertritt - ich, der Herr, helfe dir; darauf gebe ich dir mein Wort. Ich, der heilige Gott Israels, bin dein Befreier." (Jesaja 41,10.13.14 GNB) Aufrufe Zur Umkehr MUOT 215 2 Die Einwohner von Juda waren alle unwürdig, doch Gott wollte sie nicht aufgeben. Durch sie sollte sein Name unter den Heiden gepriesen werden. Viele, denen seine Eigenschaften völlig unbekannt waren, sollten die Herrlichkeit des göttlichen Charakters sehen. Um seine gnadenvollen Absichten zu verdeutlichen, sandte er auch weiterhin seine Diener, die Propheten, mit dieser Botschaft zu ihnen: "Kehrt um von euren verkehrten Wegen." (Jere- mia 25,5a GNB) "Um meines Namens willen halte ich lange meinen Zorn zurück", ließ er durch Jesaja verkündigen, "und um meines Ruhmes willen bezähme ich mich dir zugut, damit du nicht ausgerottet wirst ... Um meinetwillen, ja, um meinetwillen will ich's tun, dass ich nicht gelästert werde; denn ich will meine Ehre keinem andern lassen." (Jesaja 48,9.11) MUOT 215 3 Der Ruf zur Umkehr ertönte in unmissverständlicher Klarheit, und alle wurden eingeladen, zu Jahwe zurückzukehren. "Suchet den Herrn, solange er zu finden ist", bat der Prophet, "ruft ihn an, solange er nahe ist! Der Gottlose lasse von seinem Weg und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung." (Jesaja 55,6.7) MUOT 215 4 Hast du, lieber Leser, deinen eigenen Weg gewählt? Bist du weit von Gott abgekommen? Wolltest du die Früchte der Gesetzesübertretung genießen und hast doch nur erfahren müssen, wie sie auf deinen Lippen zu Asche wurden? Und sitzt du nun, da deine Lebenspläne vereitelt und deine Hoffnungen dahin sind, einsam und verlassen da? Jene Stimme, die schon lange zu deinem Herzen gesprochen hat, die du aber nicht beachten wolltest, erreicht dich deutlich und klar: "Fort mit euch, [hier] findet ihr keine Ruhe mehr! Denn ihr habt es mit euren Verbrechen unrein gemacht und werdet einen schrecklichen Untergang erleben." (Micha 2,10 GNB) Kehre zurück zum Haus deines Vaters im Himmel! Er lädt dich mit den Worten ein: "Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich!" (Jesaja 44,22) "Hört doch, kommt zu mir! Hört auf mich, dann werdet ihr leben! Ich will mit euch einen unauflöslichen Bund schließen. Die Zusagen, die ich David gegeben habe, sind nicht ungültig geworden: An euch werde ich sie erfüllen." (Jesaja 55,3 GNB) MUOT 216 1 Höre nicht darauf, wenn dir der Feind einflüstert, so lange von Christus fernzubleiben, bis du dich selbst gebessert hast und gut genug bist, zu Gott zu kommen. Wenn du so lange warten willst, wirst du nie kommen. Wenn Satan auf deine schmutzige Kleidung zeigt, dann wiederhole die Verheißung des Erlösers: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen." (Johannes 6,37) Sage dem Feind, dass das Blut von Jesus Christus von aller Sünde reinigt! Mache dir das Gebet von David zu eigen: "Entsündige mich ... dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde!" (Psalm 51,9) Die Botschaft Von Jesaja Wirdnicht Vergeblich Sein MUOT 216 2 Die Ermahnungen des Propheten an Juda, auf den lebendigen Gott zu blicken und auf seine Gnadenangebote einzugehen, waren nicht vergeblich. Einige nahmen sie ernst und wandten sich von ihren Götzen ab - hin zur Anbetung Jahwes. Sie lernten, die Liebe, die Gnade und das zärtliche Mitgefühl ihres Schöpfers zu erkennen. Und als in der Geschichte von Juda düstere Zeiten kamen und nur ein Überrest im Land zurückblieb, sollten die Worte des Propheten in einer entschiedenen Reformation Frucht bewirken. "Zu der Zeit wird der Mensch auf den blicken, der ihn gemacht hat", verkündigte Jesaja, "und seine Augen werden auf den Heiligen Israels schauen; und er wird nicht mehr blicken auf die Altäre, die seine Hände gemacht haben, und nicht schauen auf das, was seine Finger gemacht haben, auf die Bilder der Aschera und auf die Rauchopfersäulen." (Jesaja 17,7.8) MUOT 216 3 Viele sollten den Einen schauen, der ganz liebenswürdig ist, "auserkoren unter vielen Tausenden" (Hoheslied 5,10b). "Deine Augen werden den König sehen in seiner Schönheit" (Jesaja 33,17), lautete die gnädige Verheißung. Ihre Sünden sollten vergeben werden, und sie sollten sich allein Gottes rühmen. An jenem frohen Tag der Befreiung vom Götzendienst werden sie ausrufen: "Der Herr wird dort bei uns mächtig sein, und weite Wassergräben wird es geben ... Denn der Herr ist unser Richter, der Herr ist unser Meister, der Herr ist unser König." (Jesaja 33,21.22) MUOT 217 1 Die Botschaften von Jesaja waren für die, die bereitwillig von ihren bösen Wegen abrücken wollten, voller Trost und Ermutigung. Hören wir das Wort des Herrn: "Ihr Israeliten, ihr Nachkommen Jakobs, denkt immer daran: Ich habe euch geschaffen, ihr gehört zu mir und seid meine Diener! Niemals werde ich euch vergessen. Eure Schuld und alle eure Sünden habe ich euch vergeben. Sie sind verschwunden wie Wolken, wie Nebelschwaden in der Sonne. Kommt zurück zu mir, denn ich habe euch erlöst!" (Jesaja 44,21.22 Hfa) MUOT 217 2 "Am Tag deiner Rettung wirst du sagen: ›Herr, ich preise dich! Du bist zornig auf mich gewesen; doch nun hat sich dein Zorn gelegt, und ich darf wieder aufatmen!‹ Dann wirst du bekennen: ›Gott ist mein Helfer, ich bin voll Vertrauen und habe keine Angst! Den Herrn will ich rühmen mit meinem Lied, denn er hat mich gerettet.‹ Singt und spielt zur Ehre des Herrn! Denn er hat gewaltige Taten vollbracht; das soll die ganze Welt erfahren. Freue dich und juble, du Zionsstadt! Denn er wohnt in deiner Mitte, er, der große, heilige Gott Israels!" (Jesaja 12,1-2.5.6 GNB) ------------------------Kapitel 27 - Die Regierung Von König Ahas MUOT 218 0 2. Chronik 28; Jesaja 3,1-12 und 7,1-9; Micha 1,1-8. MUOT 218 1 Nachdem Ahas den Thron bestiegen hatte, standen Jesaja und seine Gefährten Verhältnissen gegenüber, die schockierender waren als alle, die bisher im Königreich Juda bekannt gewesen waren. Viele, die zuvor noch dem verführerischen Einfluss der abgöttischen Bräuche widerstanden hatten, wurden nun zur Verehrung heidnischer Gottheiten überredet. Die Fürsten in Israel kamen ihrer Verantwortung nicht nach; falsche Propheten mit irreführenden Botschaften traten auf; selbst einige Priester lehrten nur, um Geld zu verdienen. Doch die Anführer des Abfalls hielten immer noch an den Formen des Gottesdienstes fest und leiteten daraus den Anspruch auf Zugehörigkeit zum Volk Gottes ab. MUOT 218 2 Der Prophet Micha, der während dieser unruhigen Zeit seine Botschaften verkündete, erklärte, dass die Sünder weiterhin "Zion mit Blut ... und Jerusalem mit Unrecht" bauten. Während sie Gottergebenheit heuchelten, prahlten sie gotteslästerlich: "Ist nicht der Herr unter uns? Es kann kein Unglück über uns kommen." (Micha 3,10.11) Gegen diese Missstände erhob der Prophet Jesaja seine Stimme zu strengem Tadel: "Höret des Herrn Wort, ihr Herren von Sodom! Nimm zu Ohren die Weisung unseres Gottes, du Volk von Gomorra! Was soll mir die Menge eurer Opfer? ... Wenn ihr kommt, zu erscheinen vor mir - wer fordert denn von euch, dass ihr meinen Vorhof zertretet?" (Jesaja 1,10-12) MUOT 218 3 Es steht geschrieben: "Gott verabscheut die Opfergabe eines gottlosen Menschen, vor allem, wenn sie aus falschen Motiven dargebracht wird." (Sprüche 21,27 NLB) Gottes "Augen sind ... zu rein, als dass sie Böses mit ansehen könnten" (Habakuk 1,13a NLB). Nicht etwa, weil er nicht vergeben möchte, wendet sich Gott vom Übertreter ab. Aber wenn sich der Sünder weigert, vom reichen Angebot der Gnade Gebrauch zu machen, kann ihn der Herr nicht von der Sünde befreien. "Des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, sodass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass ihr nicht gehört werdet." (Jesaja 59,1.2) MUOT 219 1 Salomo hatte geschrieben: "Schlimm wird es dem Land gehen, dessen König ein Kind ist." (Prediger 10,16a NLB) Genau dies traf für Juda zu. Durch fortgesetzte Übertretungen waren seine Herrscher wie Kinder geworden. Jesaja wies das Volk auf seine schwache Stellung unter den Nationen der Erde hin und nannte als Ursache dafür die Gottlosigkeit in den Regierungskreisen: "Der Herr, der Herrscher über die ganze Welt, nimmt den Bewohnern von Jerusalem und Juda alles weg, worauf sie sich stützen und ihr Vertrauen setzen. Er nimmt ihnen jeden Vorrat an Brot und Wasser weg, er nimmt ihnen Vorkämpfer und Krieger, Richter, Propheten und Wahrsager, Sippenoberhäupter, Offiziere, Hofleute und Berater, Zauberer und Beschwörer. Er gibt ihnen unreife Burschen als Herrscher, die mit Willkür regieren. ... Jerusalem stürzt ins Chaos, und Juda bricht zusammen; denn mit Wort und Tat beleidigen sie den Herrn, sie widersetzen sich öffentlich dem mächtigen Gott." (Jesaja 3,1-4.8 GNB) Die Sünden Von König Ahas MUOT 219 2 "Deine Führer verführen dich und verwirren den Weg, den du gehen sollst", fuhr Jesaja fort (Jesaja 3,12). Für König Ahas traf dies buchstäblich zu, denn über ihn steht geschrieben: Er "folgte dem schlechten Beispiel der Könige von Israel. Er ließ Standbilder des Gottes Baal gießen und brachte im Hinnom-Tal Räucheropfer dar. Er ließ sogar seine eigenen Söhne als Opfer verbrennen und folgte damit der abscheulichen Sitte der Völker, die der Herr vor den Israeliten aus dem Land vertrieben hatte" (2. Chronik 28,2.3 GNB). MUOT 219 3 In der Tat stand das auserwählte Volk in großer Gefahr. In wenigen Jahren schon würden die zehn Stämme von Israel unter die Heiden zerstreut werden. Auch im Reich Juda war der Ausblick düster. Die Kräfte des Guten nahmen rasch ab, die Kräfte des Bösen aber vermehrten sich. Als der Prophet Micha die Lage überblickte, fühlte er sich zu dem Ausruf gedrungen: "Im ganzen Land gibt es keinen redlichen Menschen mehr, niemand, der Gott die Treue hält . Noch der Beste und Anständigste von ihnen ist schlimmer als eine Dornenhecke." (Micha 7,2a.4a GNB) Jesaja versicherte: "Hätte der Herr, der Herrscher der Welt, nicht einen kleinen Rest von uns übrig gelassen, so wäre es uns wie Sodom und Gomorra ergangen!" (Jesaja 1,9 GNB) Unaufhörliche Aufrufe Der Propheten MUOT 220 1 In jedem Zeitalter hat Gott sowohl um der Treugebliebenen willen als auch aus unendlicher Liebe zu den Irrenden lange Zeit Nachsicht mit den Widerspenstigen gehabt und sie dringend aufgefordert, ihren bösen Weg aufzugeben und zu ihm zurückzukehren. Durch berufene Männer hat er die Übertreter immer wieder den Weg der Gerechtigkeit gelehrt. MUOT 220 2 So war es auch während der Regierungszeit von Ahas. An das irrende Israel ergingen immer wieder neue Einladungen, zur Bundestreue gegenüber Jahwe zurückzukehren. Voller Mitgefühl waren die eindringlichen Bitten der Propheten, als sie vor dem Volk standen. Sie forderten es ernstlich zur Reue und Erneuerung auf, und ihre Worte trugen Früchte zur Ehre Gottes. MUOT 220 3 Durch Micha kam der wunderbare Aufruf: "Hört, was der Herr mir befohlen hat: ›Vertritt meine Sache gegen mein Volk! Berge und Hügel sollen die Zeugen sein.‹ Ihr uralten Berge, ihr Fundamente, auf denen die Erde ruht: Hört, was der Herr seinem Volk zu sagen hat! Denn er zieht Israel zur Rechenschaft. ›Habe ich dir irgendetwas angetan, mein Volk?‹, fragt der Herr. ›Habe ich etwa zu viel von dir verlangt? Bring deine Klage vor! Ich habe dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Ich habe dir Mose, Aaron und Mirjam als Führer gegeben. Denk daran, mein Volk, was der Moabiter-König Balak gegen dich im Schilde führte und was ihm der Seher Bileam antworten musste! Denk an den Jordanübergang zwischen Schittim und Gilgal! Dann wirst du erkennen, wie viel Gutes ich für dich getan habe!‹" (Micha 6,1-5 GNB) MUOT 220 4 Der Gott, dem wir dienen, ist langmütig, "seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende" (Klagelieder 3,22). Solange er Gnadenzeit gewährt, bittet sein Geist die Menschen inständig, doch die Gabe des Lebens anzunehmen. "So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr, ich freue mich nicht über den Tod eines gottlosen Menschen, sondern ich freue mich viel mehr, wenn er sein Verhalten ändert und am Leben bleibt. Kehrt um! Kehrt um und ändert euer Verhalten! Warum wollt ihr sterben, Volk der Israeliten?" (Hesekiel 33,11 NLB) Satans besondere Methode besteht darin, den Menschen zur Sünde zu verleiten. Dann belässt er ihn darin ohne Hilfe und Hoffnung und voller Angst, keine Vergebung zu finden. Aber Gott lädt uns ein, bei ihm Zuflucht zu suchen: "Man müsste ... Frieden mit mir machen, Frieden machen mit mir." (Jesaja 27,5 Elb.) Durch Christus ist jede Vorsorge getroffen, wird jede Ermutigung angeboten. Worauf Es Wirklich Ankommt MUOT 220 5 In Zeiten des Abfalls fragten sich viele Israeliten: "Wie kann ich wieder mit dem Herrn ins Reine kommen? Wie kann ich mich vor dem erhabenen Gott beugen? Soll ich ihm ein Brandopfer von einjährigen Kälbern darbringen? Findet der Herr Gefallen daran, wenn ich ihm 1000 Widder oder unermessliche Ströme von Öl darbringe? Oder soll ich ihm meinen erstgeborenen Sohn opfern, um mein Unrecht zu sühnen, meine Kinder als Opfer darbringen, um die Schuld meines Lebens wieder gutzumachen?" Die klare Antwort lautet: "Es wurde dir, Mensch, doch schon längst gesagt, was gut ist und wie Gott möchte, dass du leben sollst. Er fordert von euch nichts anderes, als dass ihr euch an das Recht haltet, liebevoll und barmherzig miteinander umgeht und demütig vor Gott euer Leben führt." (Micha 6,6-8 NLB) MUOT 221 1 Der Prophet hob den Wert der praktischen Frömmigkeit hervor und wiederholte damit nur einen uralten Rat. Damals, kurz vor dem Einzug ins Gelobte Land, hatte Mose gesagt: "Nun, Israel, was fordert der Herr, dein Gott, noch von dir, als dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, dass du in allen seinen Wegen wandelst und ihn liebst und dem Herrn, deinem Gott, dienst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, dass du die Gebote des Herrn hältst und seine Rechte, die ich dir heute gebiete, auf dass dir's wohlergehe?" (5. Mose 10,12.13) Gottes Diener warnten immer wieder vor der Gefahr, in gewohnheitsmäßigen Formalismus zu verfallen und die Barmherzigkeit zu vergessen. Als Jesus während seines Dienstes von einem Schriftgelehrten gefragt wurde: "Meister, welches Gebot ist das höchste im Gesetz?", antwortete er: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten." (Matthäus 22,36-40 ZÜ) MUOT 221 2 In diesen klaren Worten der Propheten und des Meisters selbst sollten wir alle Gottes Stimme erkennen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sollten wir Beladenen und Unterdrückten Barmherzigkeit, mitfühlende Fürsorge und christliche Höflichkeit erweisen. Wenn wir nichts anderes zu tun vermögen, können wir ermutigende Worte der Hoffnung denen sagen, die Gott nicht kennen und viel leichter durch Anteilnahme und Liebe zu erreichen sind. MUOT 221 3 Großartig sind die reichhaltigen Verheißungen für diejenigen, die Gelegenheiten suchen, um anderen Freude und Segen zu bereiten. "Wenn ihr den Hungernden zu essen gebt und euch den Notleidenden zuwendet, dann wird eure Dunkelheit hell werden, rings um euch her wird das Licht strahlen wie am Mittag. Ich, der Herr, werde euch immer und überall führen, auch im dürren Land werde ich euch satt machen und euch meine Kraft geben. Ihr werdet wie ein Garten sein, der immer genug Wasser hat, und wie eine Quelle, die niemals versiegt." (Jesaja 58,10.11 GNB) Der Höhepunkt Des Abfalls MUOT 222 1 Der götzendienerische Kurs von Ahas konnte angesichts der ernsten Aufrufe der Propheten nur zu einem Ergebnis führen: "Daher ist der Zorn des Herrn über Juda und Jerusalem gekommen, und er hat sie dahingegeben zum Entsetzen und zum Erschrecken, dass man sie verspottet." (2. Chronik 29,8) In seinem Reich ging es rasch abwärts, und dessen Bestand wurde bald durch einfallende Heere gefährdet. "Als Ahas regierte, rückten König Rezin von Syrien und König Pekach von Israel, der Sohn von Remalja, gegen Jerusalem heran und belagerten es." (2. Könige 16,5 GNB) MUOT 222 2 Wären Ahas und seine Führungskräfte dem Allerhöchsten treu gewesen, hätten sie sich vor solch einer unnatürlichen Allianz nicht zu fürchten brauchen. Aber durch fortgesetzte Gesetzesübertretung waren sie geschwächt. Von namenloser Angst vor den Strafgerichten eines zornigen Gottes erfüllt, "bebte [Ahas] das Herz und das Herz seines Volks, wie die Bäume im Wald beben vom Wind" (Jesaja 7,2). In dieser Notlage erging das Wort des Herrn an Jesaja mit der Aufforderung, zum zitternden König zu gehen und ihm zu sagen: "Bleib ruhig, hab keine Angst! Werde nicht weich vor dem Zorn Rezins und Pekachs ... Die Syrer unter Rezin und die Efraimiten unter dem Sohn Remaljas planen zwar Böses gegen dich. Sie sagen: Wir wollen nach Juda hinaufziehen, den Leuten dort Angst einjagen, das Land an uns bringen und als neuen König den Sohn Tabeals einsetzen! Aber der Herr, der mächtige Gott, sagt: Das wird ihnen nicht gelingen!" (Jesaja 7,4-7 GNB) Der Prophet erklärte, dass das Reich Israel und Syrien bald ein Ende nehmen würden. "Wenn ihr nicht glaubt, dann werdet ihr nicht bestehen." (Jesaja 7,9b NLB) MUOT 222 3 Es wäre für das Reich Juda viel besser gewesen, wenn Ahas diese Botschaft des Himmels angenommen hätte. Da er aber lieber auf menschliche Strategie setzte, suchte er Hilfe bei den Heiden. In seiner Verzweiflung ließ er Tiglat-Pileser III., dem König von Assyrien, die Nachricht zukommen: "Ich bin dein Diener und dein Sohn! Der König von Syrien und der König von Israel greifen mich an; komm und rette mich aus ihrer Hand!" (2. Könige 16,7 GNB) Mit dieser Bitte sandte er ein reiches Geschenk aus dem Schatz des Königs und aus dem Vorratshaus des Tempels. MUOT 222 4 Die erbetene Hilfe kam auch, und König Ahas erfuhr vorübergehende Entlastung, aber um welchen Preis für Juda! Der gezahlte Tribut weckte die Habgier von Assyrien, und bald drohte dieses heimtückische Volk, Juda zu überfallen und zu vernichten. Ahas und seine unglücklichen Untertanen quälte nun die Angst, völlig in die Hände der grausamen Assyrer zu fallen. MUOT 222 5 "Der Herr demütigte Juda" wegen fortwährender Übertretungen (2. Chronik 28,19). Anstatt sich in dieser Prüfungszeit zu bekehren, "verhielt sich König Ahas gegenüber dem Herrn sogar noch treuloser. Er opferte den Göttern von Damaskus, die ihn besiegt hatten, denn er sagte sich: ›Diese Götter haben den Herrschern von Aram geholfen, also werden sie auch mir helfen, wenn ich ihnen opfere.‹" (2. Chronik 28,22b.23a NLB) MUOT 223 1 Gegen Ende seiner Herrschaft ließ dieser abtrünnige König sogar den Tempel schließen. Der Heiligtumsdienst wurde unterbrochen. Kein Leuchter brannte mehr vor dem Altar; kein Sühnopfer wurde mehr für die Sünden des Volkes dargebracht; kein Weihrauch stieg mehr beim Morgen- und Abendopfer auf. Während die Einwohner der gottlosen Stadt die Höfe des Hauses Gottes verließen und verschlossen, errichteten sie frech ihre Altäre an den Straßenecken in Jerusalem, um heidnische Gottheiten anzubeten. Allem Anschein nach hatte das Heidentum gesiegt. Die Mächte der Finsternis hatten nahezu die Oberhand gewonnen. MUOT 223 2 Aber in Juda lebten einige, die ihre Treue zum Herrn hochhielten und es standhaft ablehnten, sich zum Götzendienst verleiten zu lassen. Auf diese setzten Jesaja, Micha und ihre Gefährten ihre Hoffnung, als sie den Verfall während der letzten Jahre des Ahas betrachteten. Zwar war ihr Heiligtum geschlossen, dennoch wurde den Treuen zugesichert: "Gott ist mit uns! ... Erachtet nichts außer dem Herrn, dem Allmächtigen, als heilig. Ihn sollt ihr fürchten, und vor ihm sollt ihr Ehrfurcht haben. So wird er [für euch] ein Heiligtum sein." (Jesaja 8,10c.13.14a NLB) ------------------------Kapitel 28 - König Hiskias Reformen MUOT 224 0 2. Chronik 29,1 bis 31,1. MUOT 224 1 In scharfem Gegensatz zur unbesonnenen Herrschaft von Ahas standen die Reformbestrebungen im Verlauf der Regierungszeit seines Sohnes. Hiskia bestieg den Thron mit dem festen Entschluss, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Juda vor dem Schicksal zu bewahren, das dem Nordreich gerade drohte. Die Botschaften der Propheten ließen keine halben Maßnahmen zu. Nur durch entschiedene Reformen konnten die angedrohten Gerichte abgewendet werden. MUOT 224 2 In dieser Krise erwies sich Hiskia als Mann der Stunde. Gleich nach der Thronbesteigung begann er mit der Ausführung seiner Pläne. Zuerst wandte er sein Augenmerk auf die Wiedereinführung des lange vernachlässigten Tempeldienstes. Dabei bemühte er sich ernsthaft um die Mitarbeit einer Gruppe von Priestern und Leviten, die ihrer heiligen Berufung treu geblieben waren. Im Vertrauen auf ihre aufrichtige Unterstützung sprach er offen mit ihnen über seinen Wunsch, sofort weitreichende Reformen einzuleiten. MUOT 224 3 "Unsere Väter haben dem Herrn die Treue gebrochen und ihn verlassen", bekannte er. "Sie taten, was der Herr, unser Gott, verabscheute. Auch von seinem Tempel wollten sie nichts mehr wissen. ... Es liegt mir am Herzen, mit dem Herrn, dem Gott Israels, einen Bund zu schließen, damit sich sein Zorn wieder von uns abwendet." (2. Chronik 29,6.10 Hfa) MUOT 224 4 Mit treffenden Worten umriss der König die Lage: der Tempel ist geschlossen und der gesamte Heiligtumsdienst beendet; überall im Reich und auf den Straßen von Jerusalem praktiziert man schamlosen Götzendienst. Dieser Abfall wäre vermeidbar gewesen, wenn die Führer von Juda dem Volk ein rechtes Beispiel vorgelebt hätten. So aber kam es zum Niedergang des Königreiches und dem Verlust des Ansehens bei den Nachbarvölkern. Das Nordreich löste sich rasch auf. Viele seiner Einwohner hatten ihr Leben verloren. Eine große Anzahl war bereits gefangen weggeführt worden. Bald würde ganz Israel in die Hände der Assyrer fallen und vernichtet werden. Dieses Schicksal würde mit Sicherheit auch Juda treffen - es sei denn, Gott verhinderte dies mit Macht durch seine auserwählten Vertreter. MUOT 225 1 Hiskia appellierte an die Priester, gemeinsam mit ihm die notwendige Erneuerung durchzuführen: "Ihr sollt eure Pflichten wieder aufnehmen. Der Herr hat euch dazu bestimmt, ihm in seiner Gegenwart zu dienen und ihm Opfer darzubringen." "Reinigt euch und das Haus des Herrn, des Gottes eurer Vorfahren. Entfernt alles Unreine aus dem Heiligtum!" (2. Chronik 29, 11.5 NLB) MUOT 225 2 Es war an der Zeit zu handeln. Die Priester gingen sofort ans Werk. Sie gewannen andere aus ihren Reihen, die an dieser Versammlung nicht teilgenommen hatten, und betrieben bereitwillig die Reinigung und Heiligung des Tempels. Das war nach der jahrelangen Entweihung und Vernachlässigung sehr schwierig. Aber die Priester und Leviten arbeiteten unermüdlich und konnten in bemerkenswert kurzer Zeit melden, dass ihre Aufgabe vollendet war. Die Tempeltüren waren nun ausgebessert und standen offen; die heiligen Gefäße waren zusammengesucht und wieder an Ort und Stelle gebracht worden; alles war für die Wiederherstellung des Dienstes am Heiligtum bereit. MUOT 225 3 Beim ersten Gottesdienst vereinigten sich die Oberen der Stadt mit König Hiskia, den Priestern und Leviten, um Vergebung für die Sünden des Volkes zu erflehen. Auf dem Altar wurden Sündopfer dargebracht, "um Sühne zu schaffen für ganz Israel ... Als nun das Brandopfer verrichtet war, beugten der König und alle, die sich bei ihm befanden, die Knie und beteten an" (2. Chronik 29,24b.29). Erneut erklangen in den Tempelhöfen Worte des Lobes und der Anbetung Gottes. Die Lieder von David und Asaf wurden mit Freuden gesungen, denn die Anbeter erkannten, dass sie nun aus der Knechtschaft der Sünde und des Abfalls befreit worden waren. "Hiskia und das ganze Volk freuten sich über das, was Gott dem Volk bereitet hatte; denn die Sache war sehr schnell geschehen." (2. Chronik 29,36 Elb.) Die Aufrufe Der Propheten Bringen Frucht MUOT 225 4 Gott hatte wirklich die führenden Männer von Juda dafür vorbereitet, sich an die Spitze einer entschiedenen Erneuerungsbewegung zu stellen, um den Abfall aufzuhalten. Durch seine Propheten hatte er dem Volk Botschaft um Botschaft mit ernsten Bitten gesandt, die von den zehn Stämmen des Reiches Israel - die nun dem Feind überantwortet waren - verachtet und zurückgewiesen wurden. Aber in Juda verblieb ein frommer Überrest, und an ihn richteten die Propheten ihren Aufruf. Eindringlich hatte Jesaja gebeten: "Kehrt um, ihr Israeliten, zu dem, von welchem ihr so sehr abgewichen seid!" (Jesaja 31,6) Und Micha hatte mit Zuversicht erklärt: "Ich aber schaue aus nach dem Herrn, ich warte auf den Gott, der mir hilft. Mein Gott wird mein Rufen erhören. ... ›Sei nicht so schadenfroh, du Feindin meines Volkes! Ich liege am Boden, aber ich stehe wieder auf; ich sitze im Dunkeln, aber der Herr ist mein Licht. Ich hatte gegen ihn gesündigt, deshalb bekam ich seinen Zorn zu spüren. Aber er wird mir auch wieder beistehen und mir zu meinem Recht verhelfen. Er wird mich aus dem Dunkel ins Licht führen; ich werde es erleben, dass er mich rettet.‹" (Micha 7,7-9 GNB) MUOT 226 1 In der dunklen Zeit, als so mancher verzagte Mensch vor verschlossenen Tempeltüren stand, brachten solche und ähnliche Botschaften Trost und Hoffnung, denn sie offenbarten Gottes Bereitschaft, allen jenen zu vergeben und sie anzunehmen, die sich von ganzem Herzen zu ihm wandten. Als nun die Führer eine Reform einleiteten, war der Großteil des Volkes - müde von der Sündenknechtschaft - bereit, ihnen zu folgen. MUOT 226 2 Jene, die im Heiligtum ihren Bund mit Jahwe erneuern und Vergebung empfangen wollten, fanden in den Prophezeiungen der heiligen Schriften wunderbare Ermutigung. Die ernsten Warnungen vor dem Götzendienst, die Mose öffentlich vor dem Volk Israel ausgesprochen hatte, waren von Vorhersagen begleitet gewesen, dass Gott willig sei, jene zu erhören und ihnen zu vergeben, die ihn in Zeiten des Abfalls von ganzem Herzen suchen. "Wenn diese schwere Zeit in ferner Zukunft über euch hereinbricht, werdet ihr schließlich wieder zum Herrn, eurem Gott, zurückkehren und auf seine Worte hören. Denn der Herr, euer Gott, ist barmherzig. Er lässt euch nicht fallen, vernichtet euch nicht und vergisst auch nicht den Bund, den er mit euren Vorfahren schloss." (5. Mose 4,30.31 NLB) MUOT 226 3 Im prophetischen Gebet, das von Salomo bei der Einweihung des Tempels, dessen Dienst Hiskia und seine Gefährten nun wiederherstellten, gesprochen worden war, hatte es geheißen: "Wenn dein Volk Israel vor dem Feind geschlagen wird, weil sie an dir gesündigt haben, und sie bekehren sich dann zu dir und bekennen deinen Namen und beten und flehen zu dir in diesem Hause, so wollest du hören im Himmel und die Sünde deines Volkes Israel vergeben." (1. Könige 8,33.34) Diesem Gebet war das Siegel göttlicher Zustimmung aufgeprägt worden, denn danach fiel Feuer vom Himmel, um "das Brandopfer und die Schlachtopfer" zu verzehren. "Die Herrlichkeit des Herrn" hatte den Tempel erfüllt (2. Chronik 7,1). MUOT 226 4 Daraufhin hatte der Herr in einem Traum Salomo zugesagt, dass sein Gebet erhört worden sei und den Anbetern an dieser Stätte Gnade erwiesen werde. Die Verheißung lautete: "Wenn ... dann mein Volk ... sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen." (2. Chronik 7,13.14) Während der Reformation unter Hiskia fanden diese Verheißungen eine großartige Erfüllung. Die Wiedereinsetzung Des Passafestes MUOT 227 1 Dem guten Anfang, der mit der Tempelreinigung gemacht worden war, folgte eine breitere Bewegung, an der sowohl Juda als auch Israel teilnahmen. In seinem Eifer, den Heiligtumsdienst wirklich segensreich für das Volk zu gestalten, beschloss Hiskia, alle Israeliten wie einst zur Feier des Passafestes zu versammeln. MUOT 227 2 Viele Jahre lang war das Passafest nicht mehr als nationales Ereignis gefeiert worden. Die Teilung des Reiches nach dem Ende der Regierungszeit von Salomo hatte dies als undurchführbar erscheinen lassen. Aber die schrecklichen Strafgerichte, die über die zehn Stämme hereingebrochen waren, weckten in manchen Herzen eine Sehnsucht nach Besserem. Auch die aufrüttelnden Botschaften der Propheten taten ihre Wirkung. Durch königliche Boten wurde weit und breit die Einladung zum Passafest in Jerusalem verkündet, "von einer Stadt zur anderen durch die Gebiete von Ephraim und Manasse bis nach Sebulon" (2. Chronik 30,10a Hfa). Die Überbringer der freundlichen Einladung wurden von den Unbußfertigen meist leichtfertig abgewiesen. Aber dennoch gab es einige, die nach tieferer Gotteserkenntnis suchten. Sie "demütigten sich und kamen nach Jerusalem" (2. Chronik 30,11). MUOT 227 3 Im Land Juda wurde die Einladung allgemein befolgt, denn Gott "bewirkte, dass alle einmütig dem Aufruf folgten, den der König und die führenden Männer nach dem Gebot des Herrn erlassen hatten" (2. Chronik 30,12 GNB). Es war ein Aufruf, der dem Willen Gottes entsprach, wie er ihn durch seine Propheten offenbart hatte. MUOT 227 4 Das Ereignis war für die versammelte Menge von größtem Nutzen. Von den Straßen verschwanden die Götzenschreine, die dort während der Regierungszeit von Ahas aufgestellt worden waren. Am festgesetzten Tag wurde Passa gefeiert. Das Volk verbrachte die Woche damit, Dankopfer darzubringen und zu erfahren, was es nach Gottes Willen tun sollte. Täglich lehrten die Leviten die Erkenntnis von Jahwe, und alle, die sich von Herzen auf die Begegnung mit Gott vorbereitet hatten, erlangten Vergebung. Eine große Freude ergriff die anbetende Menge. "Jeden Tag sangen die Leviten und Priester das Loblied des Herrn, begleitet von den mächtigen Instrumenten des Herrn." (2. Chronik 30,21b NLB) Alle priesen einmütig den Herrn, der sich als so gütig und gnädig erwiesen hatte. MUOT 228 1 Die vorgesehenen sieben Tage für das Passafest verstrichen allzu rasch. Deshalb beschlossen die Gläubigen, noch weitere sieben Tage lang mehr über die Gebote des Herrn zu erfahren. Die Priester unterwiesen sie weiter im Gesetzbuch, während das Volk täglich zum Tempel strömte, um Gott zu loben und zu danken. Am Ende der großen Veranstaltung war allen klar, wie wunderbar Gott bei der Bekehrung des abtrünnigen Juda wirkte und auf diese Weise die Welle des Götzendienstes eindämmte, die das Land zu überfluten drohte. Die Propheten hatten nicht umsonst so ernst gewarnt. "In ganz Jerusalem herrschte große Festfreude; denn seit Salomo, der Sohn Davids, König in Israel gewesen war, hatte es so etwas in Jerusalem nicht mehr gegeben." (2. Chronik 30,26 GNB) Wiederherstellung Der Anbetung Von Jahwe MUOT 228 2 Für die Anbeter war die Zeit gekommen, in ihre Heime zurückzukehren. "Die Priester und die Leviten standen auf und segneten das Volk, und ihre Stimme wurde erhört, und ihr Gebet kam in Gottes heilige Wohnung im Himmel." (2. Chronik 30,27) Gott hatte alle angenommen, die reumütig ihre Sünden bekannt und sich mit festen Absichten an ihn um Vergebung und Hilfe gewandt hatten. MUOT 228 3 Aber es galt noch eine wichtige Aufgabe zu verrichten, an der sich alle, die nach Hause zurückkehrten, tatkräftig beteiligen mussten. Es war dies der Nachweis für die Echtheit der eingeleiteten Reform. Im Bericht heißt es: "Als das Fest zu Ende war, zogen die versammelten Israeliten erst noch in die anderen Städte Judas. Überall zerschlugen sie die Steinmale, hieben die geweihten Pfähle um und zerstörten die Opferstätten und Altäre der fremden Götter, bis nichts mehr von ihnen übrig blieb. Außer in Juda taten sie dies auch im ganzen Gebiet der Stämme Benjamin, Efraim und Manasse. Dann erst kehrten sie in die Wohnorte zurück, wo sie ihren Grundbesitz hatten." (2. Chronik 31,1 GNB) Die Erfolgreiche Herrschaft Hiskias MUOT 228 4 Hiskia und seine Wegbegleiter führten im Königreich noch verschiedene Reformen zur Förderung des geistlichen und zeitlichen Wohles durch (vgl. 2. Chronik 31,2-19). Hiskia "tat, was vor dem Herrn, seinem Gott, recht und gut ist, und bewies ihm damit seine Treue. Als er den Tempeldienst wieder ordnete und dem Gesetz des Herrn und seinen Geboten wieder Geltung verschaffte, tat er dies alles, weil er seinem Gott mit ganzem Herzen gehorchen wollte. Darum ließ es ihm der Herr auch gelingen" (2. Chronik 31,20.21 GNB). "Keiner von allen Königen Judas vor oder nach Hiskia vertraute so wie er dem Herrn, dem Gott Israels. Hiskia hielt sein Leben lang treu zum Herrn und befolgte die Gebote, die der Herr durch Mose gegeben hatte. Darum stand der Herr ihm auch bei und gab ihm Erfolg in allem, was er unternahm." (2. Könige 18,5-7a GNB) MUOT 229 1 Die Herrschaft Hiskias war von einer Reihe bemerkenswerter Fügungen gekennzeichnet, die den umliegenden Völkern deutlich machten, dass der Gott Israels auf der Seite seines Volkes stand. Der Erfolg der Assyrer in der ersten Zeit seiner Regierung, als sie Samaria eroberten und den geschlagenen Rest der zehn Stämme unter die Nationen zerstreuten, brachte viele dazu, die Macht des Gottes der Hebräer zu bezweifeln. Durch ihre Erfolge hatten die Einwohner von Ninive schon lange die Botschaft Jonas verworfen und sich trotzig gegen die Absichten des Himmels gewandt. MUOT 229 2 Einige Jahre nach dem Fall von Samaria erschienen die siegreichen Heere von Assyrien wieder in Palästina. Diesmal lenkten sie ihre Streitkräfte gegen die befestigten Städte von Juda und erzielten dabei gewisse Erfolge. Aber wegen Schwierigkeiten in anderen Gebieten ihres Reiches zogen sie sich eine Zeitlang zurück. Erst einige Jahre später, gegen Ende der Regierungszeit His- kias, sollten die Völker der Welt erkennen, ob die Götter der Heiden schließlich den Sieg davontragen würden. ------------------------Kapitel 29 - Besuch Aus Babylon MUOT 230 0 Jesaja 38 und 39 (bzw. 2. Könige 20) und 2. Chronik 32,24-31. MUOT 230 1 Mitten in seiner erfolgreichen Regierungszeit wurde König Hiskia plötzlich von einer unheilbaren Krankheit befallen. Kein Mensch konnte ihm mehr helfen. Als die letzte Spur von Hoffnung geschwunden war, erschien der Prophet Jesaja mit folgender Botschaft: "Dies hat mir der Herr gesagt: Bring deine Angelegenheiten in Ordnung, denn du wirst sterben. Du wirst nicht mehr genesen." (Jesaja 38,1b NLB) MUOT 230 2 Der Ausblick schien äußerst düster zu sein, doch der König konnte noch zu dem beten, der bisher seine "Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten" (Psalm 46,2) gewesen war. "Hiskia drehte sich zur Wand und betete: ›Ach, Herr, denk doch daran, dass ich dir immer treu war! Ich habe dir mit ganzem Herzen gehorcht und stets getan, was dir gefällt.‹ Hiskia brach in Tränen aus und weinte laut." (Jesaja 38,2.3 GNB) Seit den Tagen Davids hatte kein König regiert, der in einer Zeit des Abfalls und der Entmutigung so machtvoll für den Aufbau des Reiches Gottes gewirkt hatte wie Hiskia. Der sterbende Herrscher hatte seinem Gott treu gedient und das Vertrauen des Volkes auf Jahwe, ihren höchsten Herrscher, gestärkt. Wie David konnte er nun inständig bitten: "Lass mein Gebet vor dich kommen, neige deine Ohren zu meinem Schreien. Denn meine Seele ist übervoll an Leiden, und mein Leben ist nahe dem Tode." (Psalm 88,3.4) "Denn du bist meine Zuversicht, Herr, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Auf dich habe ich mich verlassen ... Verlass mich nicht, wenn ich schwach werde ... Gott, sei nicht ferne von mir; mein Gott, eile, mir zu helfen! ... Gott, verlass mich nicht ... bis ich deine Macht verkündige Kindeskindern und deine Kraft allen, die noch kommen sollen." (Psalm 71,5.6.9.12.18) Die Verlängerung Seines Lebens MUOT 230 3 Gott, dessen "Barmherzigkeit . noch kein Ende" hat (Klagelieder 3,22), erhörte das Gebet seines Dieners. "Daraufhin erhielt Jesaja folgende Botschaft des Herrn, noch bevor er den Hof verlassen hatte: ›Geh noch einmal zurück zu Hiskia, dem Fürsten meines Volkes. Sag ihm: So spricht der Herr, der Gott deines Stammvaters David: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Ich will dich gesund machen. In drei Tagen wirst du in das Haus des Herrn gehen. Ich will deinem Leben noch 15 Jahre hinzufügen und dich und deine Stadt vor dem König von Assyrien retten. Das tue ich um meiner Ehre willen und meinem Diener David zuliebe.‹" (2. Könige 20,4-6 NLB) MUOT 231 1 Erfreut kehrte der Prophet Jesaja mit dieser verheißungsvollen Aussicht um. Er ordnete an, dass ein "Verband aus gepressten Feigen auf die entzündete Stelle" des Körpers gelegt wird (2. Könige 20,7b GNB). Zugleich richtete er ihm die Botschaft der Gnade und der schützenden Fürsorge Gottes aus. Wie Mose im Land Midian (vgl. 2. Mose 4,1ff), wie Gideon angesichts des himmlischen Boten (vgl. Richter 6,17) und wie Elisa kurz vor der Entrückung seines Herrn (vgl. 2. Könige 2,14), bat auch Hiskia um eine Bestätigung dafür, dass diese Botschaft vom Himmel stammte. Ein Besonderes Zeichen Gottes MUOT 231 2 "Was ist das Zeichen", fragte der König den Propheten, "dass mich der Herr gesund machen wird und ich in des Herrn Haus hinaufgehen werde am dritten Tag?" Jesaja antwortete ihm: "Dies Zeichen wirst du vom Herrn haben, dass der Herr tun wird, was er zugesagt hat: Soll der Schatten an der Sonnenuhr zehn Striche vorwärts gehen oder zehn Striche zurückgehen?" Hiskia erwiderte: "Es ist leicht, dass der Schatten zehn Striche vorwärts gehe. Das will ich nicht, sondern dass er zehn Striche zurückgehe." (2. Könige 20,8-10) MUOT 231 3 Nur durch ein unmittelbares Eingreifen Gottes konnte der Schatten auf der Sonnenuhr um zehn Striche zurückbewegt werden. Dies sollte das Zeichen für Hiskia sein, dass der Herr sein Gebet erhört hatte. "Da rief der Prophet Jesaja den Herrn an, und der Herr ließ den Schatten an der Sonnenuhr des Ahas zehn Striche zurückgehen, die er vorwärts gegangen war." (2. Könige 20,11) Das Danklied Von Hiskia MUOT 231 4 Als der König von Juda wieder zu Kräften gekommen war, pries er in Liedern die Gnade des Herrn und gelobte, in seiner verbleibenden Lebenszeit freudig dem König der Könige zu dienen. Seine Dankbarkeit für Gottes barmherziges Handeln ist beispielhaft für alle, die ihr Leben zum Ruhm ihres Schöpfers verbringen wollen. MUOT 232 1 "Ich sagte in meiner Not: Jetzt, im allerbesten Alter, stehe ich am Tor der Totenwelt und darf mein Leben nicht zu Ende leben! Hier, in der Welt der Lebenden, darf ich den Herrn nicht länger sehen; dort, wo alles zu Ende ist, erblicke ich keinen Menschen mehr. Das Haus, in dem ich lebe, wird abgebrochen und weggetragen wie ein Hirtenzelt. Wie ein Weber, der sein Tuch einrollt, so habe ich mein Leben ausgewebt; nun wird es vom Webstuhl abgeschnitten. Tag und Nacht fühle ich mein Ende nahen. Morgens bin ich wie zerschlagen und denke: Er zermalmt meine Knochen wie ein Löwe. Ja, Tag und Nacht fühle ich mein Ende nahen. Wie eine Schwalbe piepst meine Stimme, mein Klagen tönt wie das Gurren der Taube. Mit müden Augen starre ich zum Himmel. Ich kann nicht mehr, Herr! Tritt du für mich ein! MUOT 232 2 Doch was richte ich mit Worten bei ihm aus? Er hat getan, was er mir angekündigt hat. In bitterem Leid verbringe ich meine Jahre und schleppe mich Schritt für Schritt dahin. Ach, Herr, erhalte mich am Leben!‹ Mein bitterer Schmerz hat sich in Glück verwandelt! In herzlicher Liebe hast du mich umfangen und mein Leben vor dem Grab bewahrt; denn alle meine Schuld hast du genommen und sie weit hinter dich geworfen. Dort unten bei den Toten preist dich niemand; wer tot ist, dankt dir nicht mit Liedern. Wer schon ins Grab gesunken ist, hofft nicht mehr auf deine Treue. Allein die Lebenden danken dir, so wie ich dir heute danke. Die Väter sagen es ihren Kindern: Auf dich ist Verlass. Der Herr ließ sich erbitten und half mir! Darum lasst uns singen und ihn preisen vor seinem Tempel, solange wir leben." (Jesaja 38,10-20 GNB) Die Gesandten Aus Babylon MUOT 232 3 In den fruchtbaren Tälern des Euphrat und des Tigris lebte ein altes Volk, das zur Weltherrschaft bestimmt war, obwohl es zu jener Zeit von den Assy- rern beherrscht wurde. Unter diesem Volk gab es kluge Männer, die sich auf dem Gebiet der Astronomie sehr gut auskannten. Als sie an den Sonnenuhren den Rückgang von zehn Strichen beobachteten, wunderten sie sich sehr. Ihr König Merodach-Baladan erfuhr, dass dieses Wunder geschehen war - als Zeichen für den König von Juda, dass ihm der Gott des Himmels die Lebenszeit verlängert hatte. Der König schickte daraufhin Gesandte zu Hiskia, um ihn zur Genesung zu beglückwünschen und mehr über den Gott zu hören, der ein solch großes Wunder tun konnte. MUOT 232 4 Der Besuch dieser von weit her gereisten Gesandten bot Hiskia die Gelegenheit, den lebendigen Gott zu rühmen. Er hätte ihnen leicht etwas über den Schöpfer und Erhalter des Lebens erzählen können, dessen Gunst ihn in seiner Hoffnungslosigkeit gnädig verschont hatte! Wie tiefgreifend hätte das Zeugnis seines Glaubens das Leben dieser Wahrheitssucher aus Chaldäa verändern können, wenn sie dazu veranlasst worden wären, die Oberherrschaft des lebendigen Gottes anzuerkennen! MUOT 233 1 Aber Stolz und Eitelkeit hatten das Herz von Hiskia erfüllt. Vor lauter Überheblichkeit enthüllte er den neidischen Augen all die Schätze, mit denen Gott sein Volk beschenkt hatte. Er "zeigte den Gesandten das Schatzhaus, Silber und Gold und Spezerei, kostbare Salben und sein ganzes Zeughaus und alle Schätze, die er hatte. Es gab nichts, was ihnen Hiskia nicht gezeigt hätte in seinem Haus und in seinem ganzen Reich" (Jesaja 39,2). Nicht um Gott zu verherrlichen, tat er dies, sondern um sich selbst vor den ausländischen Fürsten hervorzutun. Er hatte nicht bedacht, dass diese Männer Vertreter eines mächtigen Volkes waren und Gott weder fürchteten noch liebten. Wie leichtsinnig war es doch, ihnen so vertrauensselig die irdischen Reichtümer der Nation zu zeigen. MUOT 233 2 Mit dem Besuch der Gesandten sollten Dankbarkeit und Treue von Hiskia geprüft werden. "Als ... Boten aus Babel eintrafen und nach dem Wunder fragten, das im Land geschehen war, zog sich Gott von Hiskia zurück, um ihn auf die Probe zu stellen und zu sehen, wie es in seinem Herzen aussah." (2. Chronik 32,31 NLB) Hätte Hiskia diese Gelegenheit genützt, um die Macht, Güte und Barmherzigkeit des Gottes von Israel zu bezeugen, hätte der Bericht der Botschafter daheim wie ein Licht wirken können, das die Dunkelheit durchdringt. Er verherrlichte jedoch sich selbst mehr als den Herrn der Heerscharen. "Hiskia würdigte die Güte nicht, die ihm der Herr erwiesen hatte, sondern er wurde überheblich." (2. Chronik 32,25a NLB) Die Folgen Dieser Handlungsweise MUOT 233 3 Was für verhängnisvolle Auswirkungen sollte das haben! Dem Propheten Jesaja wurde offenbart, dass die Gesandten daheim über die Reichtümer berichten würden und der König von Babylon mit seinen Ratgebern plane, mit den Schätzen aus Jerusalem sein Land zu bereichern. Hiskia hatte schwer gesündigt. "Deshalb wurde der Herr zornig auf ihn und auf Juda und Jerusalem." (2. Chronik 32,25b NLB) MUOT 233 4 "Kurz darauf kam der Prophet Jesaja zu König Hiskia und fragte: ›Was wollten diese Männer? Woher kamen sie?‹ Hiskia antwortete: ›Sie kamen aus einem fernen Land, aus Babel.‹ ›Was haben sie in deinem Palast gesehen?>, fragte Jesaja.> Sie sahen alles, was in meinem Palast ist‹, antwortete Hiskia. ›Es gibt nichts in meinen Schatzkammern, was ich ihnen nicht gezeigt hätten" (Jesaja 39,3.4 NLB) MUOT 234 1 "Da sagte Jesaja zu Hiskia: ›Höre das Wort vom Herrn, des Allmächtigen: Es kommt eine Zeit, in der alles, was in deinem Palast ist - sämtliche Dinge, die deine Vorfahren bis heute zusammengetragen haben - nach Babylon gebracht wird. Es wird gar nichts hier bleiben, spricht der Herr. Sie werden sogar einige deiner eigenen Nachkommen, die du zeugen wirst, mitnehmen und zu Höflingen machen, die im Palast des babylonischen Königs dienen.‹ Da sagte Hiskia zu Jesaja: ›Diese Botschaft des Herrn, die du mir überbracht hast, ist gut." Denn er dachte sich: "Zu meinen Lebzeiten werden also Frieden und Sicherheit herrschend" (Jesaja 39,5-8 NLB) MUOT 234 2 Von Gewissensbissen geplagt, bereute Hiskia seine Überheblichkeit, ebenso taten es die Einwohner von Jerusalem. "Deswegen kam der Zorn des Herrn nicht über sie, solange Hiskia lebte." (2. Chronik 32,26 NLB) Aber die Saat des Bösen war ausgestreut worden und sollte mit der Zeit aufgehen und eine Ernte der Verwüstung und des Jammers hervorbringen. In den verbleibenden Jahren durfte der König von Juda noch den ansehnlichen Wohlstand genießen, weil er sich bemühte, vergangene Fehler gutzumachen und dem Namen des Herrn, dem er diente, Ehre zu erweisen. Doch sein Glaube sollte noch ernsthaft geprüft werden. Er musste lernen, dass er nur durch rückhaltloses Vertrauen auf Jahwe darauf hoffen konnte, die Mächte der Finsternis zu besiegen, denn diese planten bereits seinen Untergang sowie die endgültige Vernichtung seines Volkes. Eine Lehre Für Uns MUOT 234 3 Die Geschichte von Hiskias Versagen beim Besuch der Gesandtschaft enthält eine wichtige Lehre für uns alle. Viel mehr als bisher sollten wir von unseren kostbaren Erfahrungen mit Gott erzählen, von dessen Erbarmen und Güte und von der unvergleichlichen Liebe des Erlösers. Wenn Verstand und Herz von der Liebe Gottes erfüllt sind, fällt es nicht schwer, anderen von seinem eigenen geistlichen Erleben zu erzählen. Erhabene Gedanken, edles Streben, klare Erkenntnis der Wahrheit, selbstlose Ziele, Sehnsucht nach Frömmigkeit und Heiligkeit können dann in Worte gefasst werden, die das Wesen des Schatzes im Herzen offenbaren. MUOT 234 4 Wir begegnen im Alltag Menschen, die unsere Hilfe und Beratung brauchen. Vielleicht befinden sie sich gerade in einer Gemütsverfassung, dass ein Wort zur rechten Zeit auf sie wirkt wie ein Nagel, der "an einem festen Ort eingeschlagen" wurde (Jesaja 22,25b Elb). Schon morgen mögen manche dieser Menschen nicht mehr zu erreichen sein. Welchen Einfluss üben wir auf diese Weggenossen aus? MUOT 235 1 Jeder Tag unseres Lebens ist mit Verantwortungen gefüllt, die wir tragen müssen. Mit unseren Worten und Taten üben wir immer einen Einfluss auf unsere Mitmenschen aus. Wie wachsam müssen wir daher mit unseren Worten umgehen und auf unsere Schritte achten! Eine leichtsinnige Handlung, ein unvorsichtiger Schritt - und eine brandende Woge starker Versuchung kann jemand in Richtung Abgrund schwemmen. Wir können Gedanken, die wir in die Herzen anderer gepflanzt haben, nicht zurückholen. Sollten sie schlecht gewesen sein, können sie Ereignisse und eine Flut von Bösem auslösen, die nicht mehr aufzuhalten sind. MUOT 235 2 Wenn wir andererseits durch unser gutes Vorbild Menschen bei der Entwicklung guter Grundsätze helfen, vermitteln wir ihnen die Kraft, Gutes zu tun. Ihrerseits üben sie den gleichen wohltuenden Einfluss auf andere aus. So wird Hunderten und Tausenden durch unseren Einfluss unbewusst geholfen. Der wahre Nachfolger von Christus stärkt die guten Absichten all derer, mit denen er in Berührung kommt. In einer ungläubigen Welt, die die Sünde liebt, enthüllt er die Macht der Gnade Gottes und dessen vollkommenen Charakter. ------------------------Kapitel 30 - Aus Der Belagerung Befreit MUOT 236 0 2. Chronik 32,1-23 und2. Könige 18,13 bis 19,37 (bzw. Jesaja 36 und 37). MUOT 236 1 Als die Armee von Assyrien in Juda einfiel, schien nichts Jerusalem vor der völligen Zerstörung bewahren zu können. In dieser Zeit großer nationaler Gefahr bot Hiskia die Streitkräfte seines Königreiches auf, um dem heidnischen Tyrannen standhaft und mutig entgegenzutreten und dabei auf die Rettung durch Jahwe zu vertrauen. "Seid zuversichtlich und mutig! Habt keine Angst vor dem König von Assyrien oder seinem mächtigen Heer, das er bei sich hat", ermahnte Hiskia die Männer von Juda, "denn auf unserer Seite steht eine weit größere Macht! Er hat nur Menschen auf seiner Seite. Uns aber hilft der Herr, unser Gott; er kämpft für uns!" (2. Chronik 32,7.8 NLB) Jesajas Botschaften Über Assyrien MUOT 236 2 Nicht ohne Grund konnte Hiskia mit solcher Gewissheit über den Ausgang des Krieges sprechen. Das prahlerische Assyrien wurde zwar von Gott als "Rute seines Zorns" (vgl. Jesaja 10,5) zur Bestrafung der Völker verwendet, doch sollte es nicht immer siegen. "Habt keine Angst vor Assyrien", hatte einige Jahre zuvor Jesaja den Bewohnern von Jerusalem gesagt. "Nur noch einen ganz kleinen Augenblick, dann kehrt sich mein Zorn von euch ab und wendet sich gegen Assyrien. Dann werde ich, der Herrscher der Welt, strafend die Geißel über die Assyrer schwingen, so wie ich damals am Rabenfelsen auf die Midianiter eingeschlagen habe. Ich werde meinen Stock über das Meer ausstrecken, wie ich es gegen die Ägypter getan habe. Wenn die Zeit gekommen ist, dann wird die Last Assyriens von euren Schultern gleiten und sein Joch von eurem Nacken gerissen." (Jesaja 10,24-27 GNB) MUOT 236 3 In einer anderen Botschaft im Todesjahr des Königs Ahas hatte der Prophet Jesaja erklärt: "Der Herr, der Herrscher der Welt, hat geschworen: ›Es bleibt dabei: Was ich geplant habe, trifft ein; was ich beschlossen habe, wird ausgeführt! Ich zerbreche die Macht Assyriens in meinem Land, auf meinen Bergen trete ich sie in den Staub. Dann wird das Joch der Assyrer vom Nacken meines Volkes verschwinden und ihre Last wird von seinen Schultern gleiten.‹ Gottes Beschluss gilt der ganzen Erde, seine Hand ist ausgestreckt gegen alle Völker. Wenn der Herr, der Herrscher der Welt, sich etwas vorgenommen hat, wer kann es dann verhindern? Wenn er seine Hand ausgestreckt hat, wer kann sie dann wieder abwenden?" (Jesaja 14,24-27 GNB) Hiskias Vorbereitungen Auf Den Krieg MUOT 237 1 Die Macht des Unterdrückers sollte zerbrochen werden. Doch in den ersten Jahren seiner Regierung hatte Hiskia - wie es das durch Ahas getroffene Abkommen vorsah - weiterhin Tribut an Assyrien gezahlt. Inzwischen aber hatte sich der König "mit seinen führenden Männern und den erfahrensten Kriegern" beraten (2. Chronik 32,3a NLB) und tat sein Möglichstes für die Verteidigung seines Königreiches. Er hatte für eine ausreichende Wasserversorgung in Jerusalem gesorgt, während außerhalb der Stadt Mangel herrschen sollte. "Dann begann Hiskia entschlossen damit, die beschädigten Stellen der Mauer zu reparieren, Türme zu bauen und zusätzlich eine zweite Mauer vor der ersten zu errichten. Auch den Millo in der Stadt Davids ließ er verstärken. Außerdem wurden auf seinen Befehl große Mengen Waffen und Schilde hergestellt. Er unterstellte die Stadtbevölkerung dem Befehl von Truppenführern." (2. Chronik 32,5.6 NLB) Nichts, was sie für den Fall einer Belagerung vorbereiten konnten, wurde unterlassen. MUOT 237 2 Als Hiskia den Thron des Südreiches bestieg, hatten die Assyrer schon viele Israeliten aus dem Nordreich gefangen weggeführt. Einige Jahre nach seinem Regierungsantritt, während er noch die Verteidigungsanlagen Jerusalems verstärkte, eroberten die Assyrer Samaria und deportierten noch mehr von den zehn Stämmen in die vielen Provinzen des assyrischen Reiches. Sie waren schon bedrohlich nah an der Grenze von Juda, nur knapp 80 Kilometer von Jerusalem entfernt, wo die reichen Tempelschätze zum nächsten Beutezug lockten. MUOT 237 3 Der König von Juda aber hatte beschlossen, das Seine zu tun, um dem Feind zu widerstehen. Nachdem er alles Menschenmögliche getan hatte, versammelte er seine Streitkräfte und ermahnte sie, guten Mutes zu sein. "Der Heilige Israels ist groß bei dir", hatte die Botschaft des Propheten Jesaja an Juda gelautet (Jesaja 12,6). Und nun verkündete der König in unerschütterlichem Vertrauen: "Uns aber hilft der Herr, unser Gott; er kämpft für uns!" (2. Chronik 32,8b NLB) MUOT 238 1 Nichts beflügelt den Glauben mehr, als wenn man ihn auslebt. Der König von Juda hatte sich auf den kommenden Sturm vorbereitet. Überzeugt davon, dass sich die Weissagung gegen die Assyrer erfüllen würde, vertraute er dem Herrn. "Und das Volk verließ sich auf die Worte Hiskias, des Königs von Juda." (2. Chronik 32,8c) Was würde wohl geschehen, wenn sich die Heere von Assyrien, die gerade die größten Völker der Erde überwunden und Samaria in Israel besiegt hatten, jetzt gegen Juda wendeten? Was wäre die Folge, wenn sie prahlten: "Mit meiner Macht habe ich Königreiche unterworfen, die mehr Götter und Götterbilder haben als Jerusalem und Samaria. Ich habe Samaria und seine Götter vernichtet. Und ausgerechnet Jerusalem und seine Götterbilder sollten diesem Schicksal entgehen?" (Jesaja 10,10.11 GNB) Solange sich Juda auf den Herrn verließ, war nichts zu befürchten. Die Assyrer Vor Den Toren Von Jerusalem MUOT 238 2 Schließlich kam es zur erwarteten Auseinandersetzung. Die erfolgsverwöhnten Streitkräfte von Assyrien erschienen in Juda. Siegessicher teilten die Anführer ihre Truppen in zwei Heere. Eines sollte dem ägyptischen Heer im Süden entgegentreten und das andere Jerusalem belagern. Die einzige Hoffnung von Juda gründete sich jetzt auf Gott. Alle Hilfe, die aus Ägypten hätte kommen können, war abgeschnitten, und keine anderen Völker in der Nähe konnten Hilfe leisten. MUOT 238 3 Im Bewusstsein der Stärke ihrer disziplinierten Truppen sprach der assyrische Unterhändler im Auftrag von König Sanherib mit den führenden Männern von Juda und forderte dreist die Übergabe der Stadt. Dabei waren auch Schmähungen und Lästerungen gegen den Gott der Israeliten zu hören. Deren Abfall und Schwäche hatten zur Folge, dass Jahwe unter den Völkern nicht mehr gefürchtet wurde, sondern zum Gegenstand dauernder Häme geworden war (vgl. Jesaja 52,5). MUOT 238 4 "Meldet Hiskia, was der große König, der König von Assyrien, ihm sagen lässt", sagte der Rabschake, einer der höchsten Beamten von Sanherib. "Worauf vertraust du eigentlich, dass du dich so sicher fühlst? Meinst du etwa, dass du mit leeren Worten gegen meine Kriegsmacht und Kriegserfahrung antreten kannst? Auf wen hoffst du, dass du es wagst, dich gegen mich aufzulehnen?" (2. Könige 18,19.20 GNB) MUOT 238 5 Die Beamten verhandelten zwar außerhalb der Stadttore, aber in Hörweite der Wachen auf der Mauer. Als die Vertreter des assyrischen Königs den jüdischen Führern ihre Vorschläge lautstark vorbrachten, wurden sie gebeten, lieber in der aramäischen als in der hebräischen Sprache zu reden, damit die Leute auf der Stadtmauer über den Fortgang der Verhandlung nichts erfuhren. Der Rabschake lehnte diesen Vorschlag verächtlich ab und redete auf Hebräisch noch lauter als zuvor: "So spricht der König: ›Lasst euch nicht von König Hiskia täuschen. Er wird euch nicht vor mir retten können. Lasst euch nicht von Hiskia damit blenden, dass ihr dem Herrn vertrauen sollt. Lasst euch nicht von den Worten verführen: ,Der Herr wird uns retten! Diese Stadt wird dem assyrischen König nicht in die Hände fallen!' Hört nicht auf Hiskia!‹ Der König von Assyrien bietet euch folgenden Handel an: ›Schließt Frieden mit mir und kommt heraus. Dann wird jeder Einzelne von euch weiterhin von seinem Weinstock und seinem Feigenbaum essen und aus seinem eigenen Brunnen trinken dürfen. Ich werde euch später in ein anderes Land bringen - ein Land, das wie euer Land ist und reiche Ernten hervorbringt: Getreide und Wein, Brot und Weingärten, Olivenbäume und Honig. Wählt das Leben, nicht den Tod! Hört nicht auf Hiskia, wenn er euch mit dem Versprechen verführt: ,Der Herr wird uns retten!' Haben die Götter irgendeines anderen Volks ihr Land jemals vor dem König von Assyrien gerettet? Was wurde aus den Göttern von Hamat und Arpad? Und was aus den Göttern von Sefarwajim, Hena und Awa? Haben sie Samarien vor mir retten können? Welcher Gott hat jemals sein Land vor meiner Macht schützen können, dass der Herr Jerusalem vor mir retten könnte?‹" Auf diese Schmähungen "antworteten [sie] nicht" (2. Könige 18,29-36 NLB). Damit war die Verhandlung beendet. Die jüdischen Vertreter "kehrten mit zerrissenen Kleidern zu Hiskia zurück und berichteten ihm, was der oberste Mundschenk des assyrischen Königs gesagt hatte" (2. Könige 18,37b NLB). Als der König die gotteslästerliche Herausforderung vernahm, "zerriss auch er sein Gewand, legte den Sack an und ging in den Tempel des Herrn" (2. Könige 19,1 GNB). Jesajas Botschaft Für Hiskia MUOT 239 1 Ein Bote wurde zu Jesaja geschickt, um ihn über den Ausgang der Verhandlung zu unterrichten. "Dies ist ein Tag der Not, der Strafe und der Schande", ließ ihm der König ausrichten. "Aber vielleicht hat der Herr, dein Gott, ja gehört, wie der Mundschenk des Königs von Assyrien den lebendigen Gott verhöhnt hat, und straft ihn für seine Worte. Bete für diejenigen von uns, die noch übrig sind!" (2. Könige 19,3a.4 NLB) MUOT 239 2 "König Hiskia und der Prophet Jesaja, der Sohn von Amoz, beteten deswegen zu Gott und schrien zu ihm um Hilfe." (2. Chronik 32,20 GNB) Gott beantwortete die Gebete seiner Diener. Jesaja empfing folgende Botschaft für Hiskia: "So spricht der Herr: ›Hab keine Angst! Lass dich nicht einschüchtern, wenn mich die Boten des Assyrer-Königs lästern und behaupten, ich könnte euch nicht retten. Ich werde dafür sorgen, dass er seinen Plan aufgibt. Er wird eine Nachricht erhalten und schleunigst nach Hause zurückkehren. Dort werde ich ihn umbringen lassen.‹" (2. Könige 19,6.7 GNB) Sanheribs Brief An Hiskia MUOT 240 1 Nach der Verhandlung gingen die assyrischen Unterhändler sofort zu ihrem König, der sich bei der Heeresgruppe aufhielt, welche die Straße nach Ägypten überwachte. Nachdem Sanherib den Bericht vernommen hatte, "schrieb er einen Brief, um den Herrn, den Gott Israels, zu verhöhnen und gegen ihn zu reden, indem er behauptete: Wie die Götter der Nationen der Länder, die ihr Volk nicht aus meiner Hand errettet haben, so wird auch der Gott Hiskias sein Volk nicht aus meiner Hand retten" (2. Chronik 32,17 Elb.). MUOT 240 2 Seine prahlerische Drohung endete mit der Botschaft: "Lass dich von deinem Gott, auf den du vertraust, nicht mit Versprechungen täuschen, der König von Assyrien werde Jerusalem nicht erobern. Du weißt sehr wohl, dass die Könige von Assyrien alle Länder vernichtet haben, wohin sie auch kamen! Warum sollte es dir anders ergehen? Was ist mit Gosan, Haran und Rezef oder dem Volk von Eden, das in Telassar lebte? Haben ihre Götter sie retten können? Nein, meine Vorgänger haben sie alle vernichtet! Was wurde aus dem König von Hamat und dem König von Arpad? Was aus den Königen von Sefarwajim, Hena und Awa?" (2. Könige 19,10-13 NLB) Hiskia Betet MUOT 240 3 "Nachdem Hiskia diesen Brief erhalten und gelesen hatte, ging er hinauf zum Haus des Herrn und breitete das Schreiben vor dem Herrn aus." (2. Könige 19,14 NLB) Er betete im starken Glauben um die Hilfe des Himmels, damit die Völker erfahren, dass der Gott der Israeliten noch lebte und herrschte. Gottes Ehre stand auf dem Spiel. Nur von ihm konnte Rettung kommen. MUOT 240 4 "Herr, Gott Israels, der du zwischen Cherubim thronst! Du allein bist Gott über alle Königreiche der Erde. Du allein hast Himmel und Erde geschaffen. Höre meine Worte, Herr, und erhöre mich! Öffne deine Augen, Herr, und siehe! Höre Sanheribs Lästerworte gegen den lebendigen Gott. Es stimmt, Herr, dass die Könige Assyriens all jene Völker und ihr Land vernichtet haben. Sie haben die Götter dieser Völker ins Feuer geworfen. Denn es waren ja gar keine Götter, sondern nur Holz und Stein, von Menschen geschaffen. Die konnten sie vernichten. Herr, unser Gott, rette uns vor seiner Macht; dann werden alle Königreiche der Erde wissen, dass du allein, Herr, Gott bist." (2. Könige 19,15- 19 NLB) MUOT 241 1 Weiter betete er mit einem Psalm: "Höre, du Hirte Israels, der du Israel wie eine Herde gehütet hast. Gott, der du über den Cherubim thronst, zeige deine strahlende Herrlichkeit Ephraim, Benjamin und Manasse. Zeige uns deine große Macht. Komm und rette uns! Gott, richte uns wieder auf! Blicke uns wieder gnädig an, dann sind wir gerettet. Herr, allmächtiger Gott, wie lange willst du uns noch zürnen und unsere Gebete zurückweisen? Du hast uns mit Tränen gespeist und uns Krüge voll Tränen zu trinken gegeben. Du hast uns zum Gespött für unsere Nachbarvölker gemacht, und unsere Feinde verachten uns. Gott, richte uns wieder auf! Blicke uns wieder gnädig an, dann sind wir gerettet! Du hast uns aus Ägypten herausgeführt wie einen jungen Weinstock; du hast die anderen Völker vor uns vertrieben und uns in deinem Land eingepflanzt. Du hast den Boden für uns gepflügt, wir haben Wurzeln geschlagen und uns im Land ausgebreitet. Unsere Schatten haben die Berge bedeckt und unsere Ranken die mächtigen Zedern. Wir haben unsere Zweige nach Westen bis ans Mittelmeer, unsere Sprösslinge nach Osten bis an den Euphrat ausgebreitet. Warum hast du jetzt unsere Mauer eingerissen, sodass alle, die vorübergehen, unsere Früchte stehlen können? Das Wildschwein aus dem Wald verschlingt uns, und die Tiere des Feldes ernähren sich von uns. Herr, allmächtiger Gott, wende dich uns wieder zu und siehe aus dem Himmel auf unsere Not herab! Kümmere dich um den Weinstock, den du selbst gepflanzt hast, den Sohn, den du dir aufgezogen hast ... Erhalte uns am Leben, damit wir deinen Namen wieder anrufen können. Herr, allmächtiger Gott, richte uns wieder auf! Blicke uns wieder gnädig an, dann sind wir gerettet!" (Psalm 80,2-16.19.20 NLB) MUOT 241 2 Dass sich Hiskia für Juda und für die Ehre ihres höchsten Herrschers einsetzte, war ganz im Sinne Gottes. Salomo hatte in seinem Gebet anlässlich der Tempelweihe den Herrn gebeten, "dass er Recht schaffe seinem Knecht und seinem Volk Israel alle Tage, damit alle Völker auf Erden erkennen, dass der Herr Gott ist und sonst keiner mehr" (1. Könige 8,59.60). Besonders möge der Herr seine Gunst erweisen, wenn die Führer Israels in Kriegszeiten oder während einer Unterdrückung in das Bethaus kommen und um Errettung flehen (vgl. 1. Könige 8,33.34). Gottes Antwort Durch Jesaja MUOT 241 3 Hiskia blieb nicht ohne Hoffnung. Jesaja, der Sohn des Amoz, ließ ihm sagen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: ›Ich habe dein Gebet erhört.‹ Über Sanherib, den König von Assyrien, hat der Herr Folgendes zu sagen: ›Die jungfräuliche Tochter Zion verachtet und verspottet dich. Die Tochter Jerusalem schüttelt den Kopf hinter dir her. Was glaubst du eigentlich, wen du beschimpft und gelästert hast? Gegen wen hast du deine Stimme erhoben? Auf wen hast du so hochmütig herabgesehen? Es war der Heilige Israels! Durch deine Boten hast du den Herrn verspottet. Du hast gesagt: ,Mit meinen vielen Streitwagen habe ich die höchsten Berge erobert - die fernsten Gipfel des Libanon. Ich habe seine mächtigsten Zedern gefällt und seine schönsten Zypressen. Ich habe das Land erforscht bis an seine äußersten Winkel, habe seine dichtesten Wälder durchstreift. Ich habe Brunnen in so manchem fremden Land gegraben und mich an ihrem Wasser erfrischt. Mit meiner Fußsohle trockne ich die Flüsse Ägyptens aus.' Aber hast du nicht gehört? Ich habe es vor langer Zeit beschlossen. Von Anfang an habe ich geplant, was ich jetzt geschehen lasse: Dass du befestigte Städte in Trümmerhaufen verwandeln sollst. Deshalb waren ihre Einwohner so wehrlos. Sie waren voller Furcht und wurden dir zur leichten Beute. Deshalb waren sie wie Gras, so leicht zu zertreten wie zarte junge Pflanzen auf dem Feld. Sie waren wie Gras, das auf dem Hausdach grünt und verdorrt, bevor es wachsen kann. Doch ich kenne dich gut - ich weiß von deinem Kommen und Gehen und allen deinen Taten. Ich erinnere mich, wie du gegen mich gewütet hast. Weil du gegen mich aufbegehrt hast und ich deinen Übermut sehr wohl gehört habe, werde ich dir einen Ring durch die Nase bohren und dir meine Zügel anlegen. Ich werde dafür sorgen, dass du umkehrst und auf demselben Weg zurückgehst, auf dem du gekommen bist.‹" (2. Könige 19,20-28 NLB) MUOT 242 1 Das Land Juda war durch das Besatzungsheer verwüstet worden, aber Gott hatte verheißen, auf wunderbare Weise für die Bedürfnisse des Volkes zu sorgen. An Hiskia erging die Botschaft: "Und das ist das Zeichen für dich: Dieses Jahr wirst du nur das essen, was von selbst wächst, und nächstes Jahr wirst du nur das essen, was aus diesem gewachsen ist. Doch im dritten Jahr wirst du Korn säen und ernten; du wirst Weinstöcke pflanzen und ihre Früchte essen. Und das, was übrig geblieben ist von Juda und entkommen konnte, wird wieder im Boden Wurzel fassen, gedeihen und Frucht bringen. Denn ein Rest wird von Jerusalem ausgehen, eine Schar Geretteter vom Berg Zion. Dafür wird der Herr, der Allmächtige, sorgen. ›Und so spricht der Herr über den König von Assyrien: Er wird diese Stadt nicht betreten, um seine Pfeile darin abzuschießen. Er wird nicht mit seinen Schilden vor ihren Toren aufmarschieren und keine Erdwälle gegen die Stadtmauern aufschütten. Auf der Straße, auf der er gekommen ist, wird er zurückkehren. Er wird diese Stadt nicht betreten, spricht der Herr. Denn ich werde diese Stadt verteidigen und retten - um meiner Ehre willen und meinem Diener David zuliebe.‹" (2. Könige 19,29-34 NLB) Das Wunder Der Rettung MUOT 243 1 Noch in derselben Nacht kam die Rettung. Denn "in dieser Nacht ging der Engel des Herrn hinaus ins assyrische Lager und tötete 185.000 Mann" (2. Könige 19,35a NLB), "alle Kriegsleute, Offiziere und Befehlshaber" (2. Chronik 32,21b GNB). MUOT 243 2 Die Kunde von diesem schrecklichen Strafgericht über sein Heer erreichte bald Sanherib, der immer noch den Zugang von Ägypten nach Judäa bewachte. Von Entsetzen gepackt, zog der assyrische König eilends ab und musste "mit Schimpf und Schande in sein Land zurückkehren" (2. Chronik 32,21c GNB). Aber er regierte nicht mehr lange. Wie es die Prophezeiung über sein plötzliches Ende gesagt hatte, ermordeten ihn die eigenen Verwandten. "Sein Sohn Asarhaddon wurde an seiner Stelle König." (2. Könige 19,37c Elb.) MUOT 243 3 Der Gott Israels hatte über den stolzen Assyrer gesiegt. In den Augen der umliegenden Völker war damit die Ehre des Herrn wiederhergestellt. Ganz Jerusalem war mit heiliger Freude erfüllt. Die ernsten Bitten der Einwohner um Errettung waren von Sündenbekenntnissen und vielen Tränen begleitet gewesen. In ihrer großen Not hatten sie völlig der rettenden Macht Gottes vertraut, und er hatte sie nicht im Stich gelassen. Nun hallten die Tempelhöfe von feierlichen Lobliedern wider. MUOT 243 4 "Gott ist in Juda wohl bekannt, in ganz Israel ist er berühmt. In Jerusalem hat er sein Haus, dort wohnt er auf dem Zionsberg. Alles Kriegsgerät hat er zerbrochen, die Pfeile, die Schwerter und die Schilde. Von Glanz bist du umgeben, Gott, machtvoller als die uralten Berge bist du! Furchtlose Krieger wurden ausgeplündert; sie schlafen ihren letzten Schlaf und können nie mehr zu den Waffen greifen. Als du sie bedrohtest, Gott Jakobs, da konnten Ross und Reiter sich nicht mehr rühren. Ehrfurcht gebietend bist du! Wer hält dir stand, wenn du zornig wirst? Vom Himmel her verkündest du das Urteil. Alle Welt erschrickt und wird still, wenn du aufstehst, Gott, und Gericht hältst, um die Unterdrückten auf der Erde zu befreien. Sogar das Wüten deiner Feinde muss noch deinen Ruhm vergrößern; denn alle, die diesem Wüten entgehen, sind wie eine Krone, mit der du dich schmückst. Legt Gelübde ab und löst sie ein vor dem Herrn, eurem Gott! Ihr Völker, die ihr rings um ihn wohnt, bringt dem gewaltigen Gott Geschenke! Er erniedrigt hochmütige Führer und lehrt die Herrscher der Erde das Fürchten!" (Psalm 76 GNB) Lehren Aus Dem Fall Der Assyrer MUOT 244 1 Der Aufstieg und Fall des Assyrischen Reiches ist reich an Lehren für die heutigen Völker der Erde. Das Wort Gottes hat die Herrlichkeit von Assyrien auf der Höhe seiner Blüte mit einem edlen Baum im Garten Gottes verglichen, der über die Bäume ringsum hinausragt. "Du bist wie eine prächtige Zeder auf dem Libanon! Ihre mächtigen Zweige geben reichlich Schatten. Sie ist hoch gewachsen, ihr Wipfel reicht bis in die Wolken. Das Wasser, das aus der Tiefe kommt, hat sie so groß gemacht; das Meer in der Tiefe der Erde speist die Quellen, die rings um sie aufbrechen und das Feld bewässern. Darum wurde sie größer als alle anderen Bäume und breitete ihre mächtigen Äste weit aus. Die Vögel bauten in den Zweigen ihre Nester, und das Wild warf in ihrem Schutz seine Jungen. Ganze Völker wohnten in ihrem Schatten. Schön war sie und stattlich mit ihrer breiten Krone; denn ihre Wurzeln hatten reichlich Wasser. Keine andere Zeder war so prächtig wie sie, keine Zypresse und keine Platane hatte so mächtige Äste; nicht einmal die Bäume im Garten Gottes konnten es mit ihr aufnehmen. Ich hatte sie so schön gemacht, dass alle Bäume im Paradies sie beneideten." (Hesekiel 31,3-9 GNB) MUOT 244 2 Statt jedoch ihren außerordentlichen Wohlstand zum Nutzen der Menschheit anzuwenden, erhoben sich die Herrscher von Assyrien zur Geißel für viele Länder. Ihre erbarmungslose Vorgehensweise war darauf ausgerichtet, ohne Rücksicht auf Gott oder ihre Mitmenschen alle Völker zu zwingen, die Oberhoheit der Götter von Ninive anzuerkennen, die sie über den Allerhöchsten erhoben. Gott hatte Jona mit einer Warnungsbotschaft zu ihnen gesandt. Eine gewisse Zeit hatten sie sich vor dem Herrn der Heerscharen gedemütigt und Vergebung gesucht. Aber dann wandten sie sich wieder dem Götzendienst und der Eroberung der Welt zu. MUOT 244 3 Der Prophet Nahum klagte die Übeltäter in Ninive mit den Worten an: "Der Stadt des Blutvergießens wird es furchtbar ergehen! Alles an dieser Stadt ist falsch. Sie ist voller Raub und das Plündern hört nicht auf. Hört, wie die Peitschen knallen und die Räder rasseln, und vernehmt die trabenden Pferde und polternden Wagen! Reiter preschen mit funkelnden Schwertern und blitzenden Lanzen heran. Es gibt viele Erschlagene und eine Unmenge von Leichen. Endlos ist die Zahl der Leichen ... ›Nun aber will ich gegen dich vorgehen!‹ So lautet der Beschluss des Herrn, des Allmächtigen." (Nahum 3,1-5 NLB) MUOT 244 4 Noch immer führt der Unendliche mit peinlicher Genauigkeit über die Völker Buch. Solange er mit seinem Gnadenangebot zur Umkehr ruft, wird das Konto nicht geschlossen. Wenn aber die Zahlen eine bestimmte Höhe, die Gott festgesetzt hat, erreichen, beginnt sein Zorn zu wirken. Dann wird Bilanz gezogen. Die göttliche Geduld ist am Ende. Nicht länger tritt die Gnade für die Menschen ein. MUOT 245 1 "Der Herr hat Geduld und wartet zu, doch er übersieht kein Unrecht; an Macht zum Strafen fehlt es ihm nicht! Im Toben des Sturmes schreitet er dahin; die Wolken sind der Staub, den seine Füße aufgewirbelt haben. Er herrscht das Meer an und es trocknet aus, die Ströme bringt er zum Versiegen, die üppigen Weiden in Baschan verdorren, die Bäume auf dem Karmel sterben ab, und auf dem Libanon verwelkt die Blütenpracht. Die Berge zittern vor ihm, und die Hügel beben, die Erde hebt sich bei seinem Anblick und mit ihr alle, die darauf wohnen. Wer kann bestehen, wenn er Gericht hält? Wer kann seinen glühenden Zorn ertragen? Der ergießt sich wie ein Feuerstrom und sprengt die mächtigsten Felsen." (Nahum 1,3-6 GNB) Ninives Fall Vorausgesagt MUOT 245 2 So geschah es, dass Ninive, "die ausgelassene Stadt, die in Sicherheit wohnte, die in ihrem Herzen sagte: ›Ich und sonst gar nichts!‹ ... zur Wüste geworden" ist (Zefanja 2,15 Elb.), "verheert und geplündert ... die Wohnung der Löwen und die Höhle der jungen Löwen, wo der Löwe und die Löwin mit den jungen Löwen herumliefen, und niemand wagte sie zu scheuchen" (Nahum 2,11.12). MUOT 245 3 Vorausschauend auf die Zeit, in der der Stolz von Assyrien gebrochen werden sollte, weissagte Zefanja über Ninive: "Mitten in der Stadt lagern dann ganze Herden von Tieren, Wüstenkauz und Eule hausen nachts zwischen den zerborstenen Säulen. Aus den Fenstern krächzen Vögel, die Türschwellen sind mit Trümmern übersät, und die Täfelung aus Zedernholz liegt abgerissen auf dem Boden." (Zefanja 2,14 Hfa) MUOT 245 4 Groß war die Herrlichkeit von Assyrien und tief sein Fall. Der Prophet Hesekiel führte das Bild vom edlen Zedernbaum weiter aus und kündigte den Sturz Assyriens als Strafe Gottes für Stolz und Grausamkeit wie folgt an: "Doch nun sagt der Herr, der mächtige Gott: Weil ... sie überheblich geworden ist, rufe ich einen mächtigen König herbei. Er wird seine Grausamkeit an ihr auslassen; denn ich habe sie verstoßen. Aus der Ferne kommt ein erbarmungsloses Volk und fällt sie. Da liegt sie dann auf den Bergen, und die abgeschlagenen Äste füllen die Täler und Schluchten. Die Völker, die in ihrem Schatten gewohnt haben, ergreifen die Flucht. Die Vögel setzen sich achtlos auf den gefällten Stamm, und über die Äste läuft das Wild. Kein Baum, und stehe er noch so nah am Wasser, soll mehr so groß und mächtig werden, seinen Wipfel in die Wolken strecken und sich stolz über andere erheben. Jeder hohe Baum wird gefällt und kommt in die Totenwelt, genauso wie alle Menschen. Der Herr, der mächtige Gott, sagt: An dem Tag, an dem ich die Riesenzeder in die Totenwelt stürze, trauert das Wasser in der Tiefe der Erde ... alle Bäume in Feld und Wald verdorren. Wenn ich die Zeder mit gewaltigem Krachen in die Totenwelt hinabstürze, zittern alle Völker vor Angst." (Hese- kiel 31,10-16 GNB) MUOT 246 1 Der Hochmut von Assyrien und sein Fall sollen als Anschauungsunterricht für die Endzeit dienen. Auch heute fragt Gott die Völker der Erde, die sich in Überheblichkeit und Stolz gegen ihn zusammenschließen: "Du prächtige Zeder, wer kann sich an Größe und Herrlichkeit mit dir vergleichen? Und doch musst du mit all den prächtigen Bäumen in die Totenwelt hinunter." (Hesekiel 31,18a GNB) MUOT 246 2 "Der Herr ist gütig. In schweren Zeiten ist er eine feste Zuflucht, und er kennt alle, die bei ihm Schutz suchen. Die aber, die sich gegen ihn auflehnen, wird er mit einer großen Flut vernichten" (Nahum 1,7.8 NLB), all jene, die sich über den Höchsten erheben wollen. MUOT 246 3 "Der Hochmut Assyriens wird gebrochen und die Herrschaft Ägyptens beendet werden." (Sacharja 10,11b NLB) Das gilt nicht nur für die Nationen, die sich in alter Zeit gegen Gott erhoben, sondern auch für jene, die heute nicht die Absichten Gottes erfüllen. Der gerechte Richter macht dann die Endabrechnung. "Er schüttelt die Völker in seinem Sieb und wirft sie fort wie wertlose Spreu." (Jesaja 30,28b GNB) Aber alle, die an der Wahrheit festgehalten haben, werden eingeladen, in die Stadt Gottes einzugehen. Dann werden die Himmelsgewölbe von den Triumphgesängen der Erlösten widerhallen. "Euer Gesang wird dann erklingen wie am Abend vor dem Passafest. Du wirst dich von Herzen freuen wie jemand, der im Festzug unter Flötenspiel mitzieht, um zum Berg des Herrn, dem Felsen Israels, zu gehen. Dann wird der Herr seiner gewaltigen Stimme Gehör verschaffen ... Die Stimme des Herrn wird den Assyrern Furcht einjagen, wenn er mit seinem Stock zuschlägt. Bei jedem Schlag des Herrn wird der Stock, den er für dieses Land bestimmt hat, zur Rute, die er auf sie niederfahren lässt. Dabei schlägt er seine Schlacht und kämpft mit seinem Arm gegen sie. Jeder Schlag wird von Tamburin- und Harfenspiel begleitet." (Jesaja 30,29-32 NLB) ------------------------Kapitel 31 - Hoffnung Für Alle Völker MUOT 247 0 Jesaja 56,3-8; 49,6-12; 60,1-4. MUOT 247 1 Während seines Dienstes legte Jesaja ein klares Zeugnis über Gottes Absicht mit den heidnischen Völkern ab. Andere Propheten hatten den göttlichen Plan erwähnt, aber ihre Aussagen wurden nicht immer verstanden. Jesaja sollte den Juden die Wahrheit verdeutlichen, dass dem Israel Gottes viele angehören sollten, die dem Blut nach nicht von Abraham abstammten. Diese Lehre entsprach nicht der Theologie seiner Zeit, doch er verkündigte furchtlos die Botschaften, die Gott ihm auftrug, und schenkte damit vielen Menschen Hoffnung, die Sehnsucht nach den geistlichen Segnungen hatten, die den Nachkommen von Abraham verheißen worden waren. MUOT 247 2 Im Römerbrief lenkt der Heidenapostel Paulus die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf dieses Merkmal der Lehren von Jesaja: "Jesaja aber wagt sogar zu sagen: ›Ich ließ mich finden von denen, die mich nicht suchten, sagt Gott. Ich habe mich denen gezeigt, die nicht nach mir fragten.‹" (Römer 10,20 GNB; vgl. Jesaja 65,1) MUOT 247 3 Oft konnten oder wollten die Israeliten die Absicht Gottes mit den Völkern nicht verstehen. Dabei war es gerade diese Absicht, weshalb er sie zu einem besonderen Volk und zu einer unabhängigen Nation unter den Völkern der Erde gemacht hatte. Gottes Absicht Wurde Bereits Abraham Verkündet MUOT 247 4 Ihr Urvater Abraham, dem die Verheißungen des Bundes mit Gott zuerst gegeben worden waren, bekam den Auftrag, seine Verwandtschaft zu verlassen und in eine ferne Gegend zu ziehen, um ein Lichtträger für die Heiden zu sein. Obwohl in einer Verheißung von einer Nachkommenschaft "so zahlreich wie ... die Sandkörner am Meeresstrand" die Rede war (1. Mose 22,17b GNB), sollte sich Abraham deswegen nicht eigennützig als Begründer einer großen Nation im Land Kanaan ansiedeln. Gottes Bund mit ihm schloss alle Völker der Erde ein. "Ich will dich segnen und du sollst in der ganzen Welt bekannt sein. Ich will dich zum Segen für andere machen. Wer dich segnet, den werde ich auch segnen. Wer dich verflucht, den werde ich auch verfluchen. Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden." (1. Mose 12,2.3 NLB) MUOT 248 1 Bei der Erneuerung des Bundes kurz vor der Geburt von Isaak wurde Gottes Vorhaben mit der Menschheit noch einmal verdeutlicht: "Alle Völker der Erde werden durch ihn gesegnet werden" (1. Mose 18,18b NLB), lautete die Zusicherung des Herrn für den Sohn der Verheißung. Später erklärte der Himmelsbote Abraham noch einmal: "Durch deine Nachkommen sollen alle Völker auf der Erde gesegnet sein." (1. Mose 22,18 NLB) MUOT 248 2 Die allumfassenden Bedingungen dieses Bundes waren den Nachkommen Abrahams vertraut. Die Israeliten wurden aus der Sklaverei in Ägypten befreit, damit sie ein Segen für die Völker werden und Gottes "Namen auf der ganzen Welt" bekanntmachen (2. Mose 9,16b NLB). Wären sie Gottes Forderungen nachgekommen, hätten sie alle Völker an Weisheit und Verstand weit übertroffen. Diese hohe Stellung sollte erreicht und aufrechterhalten werden, damit durch Israel der Plan Gottes mit allen Völkern erfüllt werde. Gottes Name Wurde Den Völkern Bekannt MUOT 248 3 Die erstaunlichen Wunder im Zusammenhang mit der Befreiung von Israel aus der Knechtschaft in Ägypten und der Einnahme des verheißenen Landes veranlassten viele Heiden, den Gott Israels als höchsten Herrscher anzuerkennen. Zu Mose hatte Gott gesagt: "Wenn ich meine Hand gegen die Ägypter erhebe und die Israeliten aus ihrem Land führe, werden sie erkennen, dass ich der Herr bin." (2. Mose 7,5 NLB) Selbst der stolze Pharao musste die Macht Jahwes anerkennen. Er drängte Mose und Aaron: "Geht hin und dient dem Herrn ... und bittet auch um Segen für mich." (2. Mose 12,31.32) MUOT 248 4 Als die Israeliten sich auf den Weg machten, stellten sie fest, dass ihnen die Kenntnis der mächtigen Taten ihres Gottes vorausgeeilt war. So mancher Heide bekannte, dass Jahwe der einzig wahre Gott sei. Im gottlosen Jericho lautete das Zeugnis einer Frau: "Der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden." (Josua 2,11) Diese Erkenntnis führte zu ihrer Rettung. "Durch den Glauben kam die Hure Rahab nicht mit den anderen Einwohnern der Stadt um, die sich geweigert hatten, Gott zu gehorchen." (Hebräer 11,31 NLB) Ihre Bekehrung war kein Einzelfall der Gnade Gottes gegenüber Götzendienern, die seine göttliche Herrschaft anerkannten. Im Landesinneren sagte der volkreiche Stamm der Gibeoniter dem Heidentum ab, vereinigte sich mit dem Volk Israel und bekam so Anteil an den Segnungen des Bundes (vgl. Josua 9). MUOT 249 1 Gott unterscheidet nicht nach Volkszugehörigkeit, Rasse oder Gesellschaftsschicht. Er ist der Schöpfer aller Menschen. Durch die Schöpfung gehören alle Menschen zu einer Familie, und alle sind eins durch die Erlösung. Christus kam, um jede Trennungsmauer niederzureißen, auch um jede Abteilung der Tempelvorhöfe zu öffnen, damit jeder Mensch freien Zugang zu Gott habe. Seine Liebe ist weit, tief und umfassend. Sie dringt überall hin. Sie entzieht Menschen, die durch Satans Täuschungen verführt worden sind, dessen Einfluss und verschafft ihnen Zugang zu Gottes Thron, der vom Regenbogen der Verheißung umgeben ist. "Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie ... seid", stellte Paulus fest (Galater 3,28 Hfa). Erinnerung An Die Absicht Gottes MUOT 249 2 In den Jahren nach der Einnahme des verheißenen Landes geriet die wohlwollende Absicht Jahwes für die Erlösung der Völker fast gänzlich in Vergessenheit. Daher musste sein Plan wieder kundgetan werden. Der Psalmist, von Gott dazu angeregt, dichtete: "Alle Völker sollen zur Einsicht kommen; von allen Enden der Erde sollen sie zum Herrn umkehren und sich vor ihm niederwerfen." (Psalm 22,28 GNB) "Aus Ägypten werden Gesandte kommen; das Mohrenland [Äthiopien] wird seine Hände ausstrecken zu Gott." (Psalm 68,32) "Den Herrn sollen alle Völker anerkennen, alle Herrscher der Erde sollen sich beugen vor seiner Hoheit und Macht! ... Diese Worte soll man für eine kommende Generation aufschreiben. Dann wird ein neu erschaffenes Volk den Herrn preisen. Von seiner heiligen Wohnung im Himmel blickt der Herr herab auf die Erde, um das Stöhnen der Gefangenen zu hören und die zum Tod Verurteilten freizulassen. Sie werden den Herrn auf dem Zionsberg rühmen, in ganz Jerusalem werden sie ihn preisen, wenn die Völker dort zusammenkommen und alle Königreiche ihm Ehre erweisen." (Psalm 102,16.19-23 GNB) MUOT 249 3 Wäre Israel seiner Aufgabe nachgekommen, hätten alle Völker der Erde an seinen Segnungen teilgehabt. Aber die Herzen derer, denen die rettende Wahrheit anvertraut war, blieben von den Nöten ihrer Nachbarn unberührt. Weil Israel Gottes Absicht aus den Augen verlor, verbreitete sich die Ansicht, alle anderen Völker stünden außerhalb der Reichweite von Gottes Gnade. Das Licht der Wahrheit behielt man für sich. Daher verbreitete sich die Finsternis. Über die Völker senkte sich die Unwissenheit wie ein Schleier. Von der Liebe Gottes wussten sie kaum etwas. Irrtum und Aberglaube blühten auf. Eine Andere Sichtweise MUOT 250 1 Dieser Anblick bot sich Jesaja, als er zum Prophetendienst berufen wurde, doch er ließ sich nicht entmutigen, denn in seinen Ohren klang noch immer der Chor der Engel am Thron Gottes mit dem Triumphlied: "Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!" (Jesaja 6,3b Elb.) Sein Glaube wurde durch die Visionen über die herrlichen Siege der Gemeinde Gottes gestärkt: "Wie das Wasser das Meer füllt, so wird die Erde mit der Erkenntnis des Herrn erfüllt sein." (Jesaja 11,9b NLB) "Dann zerreißt er den Trauerschleier, der über allen Menschen liegt, und zieht das Leichentuch weg, das alle Völker bedeckt." (Jesaja 25,7 Hfa) Der Geist Gottes sollte über alle Menschen ausgegossen werden (vgl. Joel 3,1). Wer nach Gerechtigkeit hungert und dürstet, sollte zum Israel Gottes gezählt werden. "Dann werden sie aufschießen wie Gras nach dem Regen, wie Pappeln an Wassergräben", erklärte der Prophet. "Viele Menschen werden dann kommen und sich dem Volk des Herrn anschließen. ›Ich gehöre dem Herrn‹, wird der eine sagen und der andere schreibt es sich sogar auf die Hand. ›Auch ich zähle jetzt zu den Nachkommen Jakobs‹, sagt ein dritter und der vierte legt sich den Ehrennamen ›Israel‹ bei." (Jesaja 44,4.5 GNB) MUOT 250 2 Dem Propheten wurde offenbart, welche wohltätige Absicht Gott damit verfolgte, als er die unbußfertigen Juden unter die Völker zerstreute. "Darum soll mein Volk kennenlernen, was mein Name bedeutet", sagte der Herr. "Wenn ich dann rufe: ›Hier bin ich!‹, wird es wissen, dass ich für es da bin." (Jesaja 52,6 NLB) Nicht nur sollten sie Gehorsam und Vertrauen lernen, sondern an den Orten ihrer Verbannung auch anderen die Kenntnis des lebendigen Gottes vermitteln. Viele Fremde sollten ihn als ihren Schöpfer und Erlöser lieben lernen. Sie sollten anfangen, den Sabbat als heiligen Gedenktag von Gottes Schöpfermacht zu feiern. Und wenn der Herr "seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker" offenbarte, um sein Volk aus der Gefangenschaft zu befreien, sollte "aller Welt Enden ... das Heil" Gottes sehen (Jesaja 52,10). Viele bekehrte Heiden würden sich gern mit den Israeliten verbinden und sie auf dem Weg zurück nach Judäa begleiten. Sie sollten nicht sagen: "Der Herr wird mich getrennt halten von seinem Volk" (Jesaja 56,3), denn das Wort Gottes durch seinen Propheten machte deutlich, dass alle, die sich dem Herrn unterstellen und sein Gesetz halten, fortan zum geistlichen Israel gezählt werden sollten - zu seiner Gemeinde auf Erden. MUOT 251 1 ">Wenn sich Ausländer meinem Volk anschließen, wenn sie mich lieben und mir gehorchen, den Sabbat nicht entweihen und das Gesetz des Bundes befolgen, den ich mit Israel geschlossen habe, dann dürfen sie in mein Heiligtum auf dem Zionsberg kommen und die Festfreude meines Volkes teilen. Sie dürfen Brandopfer und Mahlopfer auf meinem Altar darbringen, und ich werde an ihren Opfern Freude haben. Mein Tempel soll eine Stätte sein, an der alle Völker zu mir beten können.‹ Der Herr, der mächtige Gott, der die zerstreuten Israeliten in ihr Land zurückgebracht hat, sagt: ›Ich will noch mehr Menschen herbeibringen und mit euch vereinen!‹" (Jesaja 56,6-8 GNB) Vorausschau Auf Die Ankunft Des Erlösers MUOT 251 2 Der Prophet durfte einen Blick Jahrhunderte voraus auf die Ankunft des verheißenen Messias tun. Zuerst sah er "nichts als erdrückendes Dunkel, Verzweiflung und Finsternis" (Jesaja 8,22 GNB). Viele, die sich nach dem Licht der Wahrheit sehnten, waren durch Irrlehrer in das verwirrende Labyrinth der Philosophie und des Spiritismus geraten; andere gaben sich mit einem Schein von Frömmigkeit zufrieden, brachten aber keine wahre Heiligkeit in ihr Alltagsleben. Der Ausblick schien hoffnungslos. Doch bald wechselte die Szene, und vor den Augen des Propheten entfaltete sich ein wundersames Bild. Er sah "die Sonne der Gerechtigkeit" aufsteigen mit "Heil unter ihren Flügeln" (Maleachi 3,20). Hingerissen von Bewunderung rief er aus: "Die Zeit der Finsternis und der Hoffnungslosigkeit wird einmal ein Ende haben. Früher hat Gott Schande gebracht über das Gebiet der Stämme Sebulon und Naftali, in Zukunft aber bringt er gerade diese Gegend, die Westseite des Sees Genezareth, zu Ehren; ebenso das Ostjordanland und das nördliche Galiläa, wo andere Völker wohnen. Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind." (Jesaja 8,23; 9,1 Hfa) MUOT 251 3 Dieses herrliche Licht der Welt sollte das Heil zu allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern bringen. Über das vor ihm liegende Werk hörte der Prophet den ewigen Vater sagen: "Es genügt nicht, dass du mein Diener bist, nur um die Stämme Israels wieder aufzurichten und Israel zur Umkehr zu führen. Ich mache dich auch zum Licht für die Völker und zur Rettung für die ganze Welt. ... Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört. Am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Ich habe dich dazu geschaffen und bestimmt, ein Bund für das Volk zu sein, das Land aufzurichten und das verödete Erbe neu zu verteilen. Durch dich lasse ich allen Gefangenen sagen: ›Kommt heraus!‹ Und denen im Dunkeln: ›Kommt hervor!‹ Sie werden am Weg und auf ehemals unfruchtbaren Hügeln weiden ... Siehe, sie kommen aus weiter Ferne herbei, einige aus dem Norden und Westen." (Jesaja 49,6-9.12 NLB) Herrliche Verheissungen MUOT 252 1 Als sein Blick noch weiter die Jahrhunderte durchdrang, schaute der Prophet die buchstäbliche Erfüllung dieser herrlichen Verheißungen. Er sah, wie die Träger der frohen Botschaft bis an die Enden der Erde - zu jedem Stamm und Volk - gingen. Er hörte den Herrn von der Gemeinde des Evangeliums sagen: "Ich breite aus bei ihr den Frieden wie einen Strom und den Reichtum der Völker wie einen überströmenden Bach." (Jesaja 66,12) Dazu den Auftrag: "Mach dein Zelt größer! Spanne deine Zeltdecken aus, ohne zu sparen! Verlängere die Seile und schlage die Zeltpflöcke fest ein! Denn nach Süden und Norden wirst du dich ausbreiten. Deine Kinder werden das Gebiet fremder Völker in Besitz nehmen und die verwüsteten Städte besiedeln." (Jesaja 54,2.3 GNB) MUOT 252 2 Der Herr erklärte dem Propheten, er werde seine Zeugen senden "in solche Länder, wo man noch nichts von mir gehört und meine Herrlichkeit noch nicht gesehen hat. Sie werden nach Tarsis in Spanien reisen, zu den Libyern und Lydern, den berühmten Bogenschützen; sie werden vordringen bis ... nach Griechenland" (Jesaja 66,19 Hfa). - "Wie schön klingen die Schritte dessen auf den Bergen, der eine gute Botschaft von Freude und Frieden und Rettung bringt, der zu Zion sagt: ›Dein Gott ist König!‹" (Jesaja 52,7 NLB) MUOT 252 3 Der Prophet hörte die Stimme Gottes, die seiner Gemeinde die ihr zugewiesene Aufgabe übertrug, den Weg für die Aufrichtung des ewigen Reiches Gottes vorzubereiten. Die Botschaft war unmissverständlich: "Steh auf und leuchte! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir. Denn die Erde ist von Finsternis zugedeckt, und die Völker liegen in tiefer Dunkelheit, aber über dir strahlt der Herr auf. Man kann seine Herrlichkeit über dir schon erkennen. Völker strömen zu deinem Licht. Mächtige Könige kommen zum Glanz, der über dir aufgeht. Sieh dich um, alle versammeln sich und kommen zu dir. Deine Söhne kommen aus fernen Ländern; deine Töchter werden auf den Armen getragen. Fremde bauen deine Städte wieder auf, und ihre Könige werden dir dienen. Denn auch wenn ich dich in meinem Zorn geschlagen habe, habe ich doch durch meine Gnade Erbarmen mit dir. Deine Tore sollen immer offen stehen und weder bei Tag noch bei Nacht geschlossen werden, denn durch sie werden die Reichtümer der Völker einziehen und ihre Könige zu dir gebracht werden." (Jesaja 60,1-4.10.11 NLB) "Wendet euch auf der ganzen Welt von überall her mir zu und lasst euch retten. Denn ich bin Gott; es gibt keinen anderen." (Jesaja 45,22 NLB) MUOT 253 1 Diese Vorhersagen einer großen geistlichen Erweckung in einer Zeit dichter Finsternis erfüllen sich heute durch die wachsende Zahl von Missionsstationen in allen Gebieten der Erde. Die Schar der Missionare in heidnischen Ländern wurde vom Propheten mit Wegweisern verglichen, die Wahrheitssuchende zum Licht weisen. Jesaja sagte: "Wenn jene Zeit gekommen ist, dann wird der Spross aus der Wurzel Isais als Zeichen dastehen, sichtbar für die Völker; dann kommen sie und suchen bei ihm Rat. Von dem Ort, den er zum Wohnsitz nimmt, strahlt Gottes Herrlichkeit hinaus in alle Welt. Wenn jene Zeit gekommen ist, wird der Herr noch einmal die Hand erheben: Dann wird er den Rest seines Volkes befreien ... Er stellt ein Feldzeichen auf, um diesen Völkern anzuzeigen, was er tun will. Er sammelt die Versprengten Israels, die Verstreuten Judas holt er zusammen. Aus allen Himmelsrichtungen bringt er sie zurück." (Jesaja 11,10-12 GNB) Hoffnung Für Alle Wahrheitssucher MUOT 253 2 Der Tag der Befreiung naht. "Der Herr behält die ganze Erde im Auge, damit er denen beistehen kann, die ihm mit ungeteiltem Herzen vertrauen." (2. Chronik 16,9a GNB) In allen Völkern, Stämmen und Sprachen sieht er Menschen, die um Erleuchtung und Erkenntnis beten. Sie sind unzufrieden, lange haben sie sich mit falschen Göttern abgegeben. Der Feind aller Gerechtigkeit hat sie auf Abwege geführt, und sie tasten umher wie Blinde. Aber im Herzen sind sie aufrichtig und sehnen sich nach einem besseren Weg. Obwohl sie im tiefsten Heidentum leben und weder das geschriebene Gesetz Gottes noch dessen Sohn Jesus Christus kennen, offenbart sich bei ihnen vielfältig das Wirken der Macht Gottes an Herz und Charakter. MUOT 253 3 Mitunter haben Menschen ohne Gotteserkenntnis - über das hinaus, was ihnen durch das Wirken der Gnade Gottes zuteil wurde - dessen Diener freundlich behandelt und sie unter Gefährdung des eigenen Lebens beschützt. Der Heilige Geist pflanzt manch edlem Wahrheitssucher die christliche Gnade ins Herz und stärkt sein Mitgefühl - entgegen Veranlagung und Erziehung. Das "Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen" (Johannes 1,9), scheint in seine Seele; und dieses Licht wird ihn -- wenn er ihm folgt - in das Reich Gottes leiten. Der Prophet Micha sagte: "Ist um mich herum auch alles dunkel, ist doch der Herr selbst mein Licht ... Er wird mich wieder ins Licht hinausführen, und ich werde voller Freude seine Gerechtigkeit sehen." (Micha 7,8b.9b NLB) MUOT 254 1 Gottes Erlösungsplan ist umfassend genug, um die ganze Welt mit einzubeziehen. Gott möchte sehnlichst der daniederliegenden Menschheit den Lebensodem einhauchen. Er wird es nicht dulden, dass auch nur ein Mensch enttäuscht wird, der aufrichtig nach etwas Höherem und Edlerem verlangt, als die Welt bieten kann. Ständig sendet er seine Engel zu Menschen, die inmitten von zutiefst entmutigenden Lebensumständen vertrauensvoll darum bitten, dass eine Macht, die stärker ist als sie selbst, von ihnen Besitz ergreifen und ihnen Erlösung und Frieden bringen möge. Gott wird sich ihnen auf unterschiedliche Weise offenbaren und sie Fügungen erleben lassen, damit sie ihr Vertrauen auf den Einen setzen, der für alle das Lösegeld bezahlt hat, damit sie "auf Gott vertrauen, seine Taten nie vergessen und seine Gebote treu befolgen" (Psalm 78,7 GNB). MUOT 254 2 "Kann man einem Starken seine Beute wegnehmen? ... Kann man die Opfer eines Tyrannen aus dem Kerker befreien? Der Herr sagt: ›Genau das wird geschehen: Die Gefangenen des Tyrannen werden befreit, und dem Starken wird seine Beute entrissen. Ich selbst kämpfe gegen deine Feinde, ich selbst werde deine Kinder befreien.‹" (Jesaja 49,24.25 GNB) "Aber die sich auf Götzen verlassen ... sollen zurückweichen und zuschanden werden." (Jesaja 42,17) MUOT 254 3 "Glücklich ist der, dem der Gott Israels hilft, der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt." (Psalm 146,5 NLB) "Kommt zurück in die befestigte Stadt, ihr Gefangenen, denn noch besteht Hoffnung!" (Sacharja 9,12a NLB) Allen aufrichtigen Menschen in den Ländern ohne Erkenntnis des wahren Gottes gilt: "Den Aufrichtigen strahlt Licht auf in der Finsternis." (Psalm 112,4a Elb.) Gott hat verheißen: "Ich führe Blinde einen neuen Weg, einen Weg, den sie nicht kannten, lasse ich sie gehen. Ich werde die Dunkelheit vor ihnen hell machen und den holprigen Weg vor ihnen ebnen. Diese Dinge werde ich ausführen und nicht davon ablassen." (Jesaja 42,16 NLB) ------------------------Kapitel 32 - Die Könige Manasse Und Josia MUOT 258 0 2. Chronik 33,1 - 34,7 (bzw. 2. Könige 21); Habakuk 1,1 - 2,4.3,1-19; Zefanja 1,14 - 2,3. 3,12-19. MUOT 258 1 Das Königreich Juda, das zur Regierungszeit von Hiskia eine Blütezeit erlebt hatte, erfuhr während der langen Herrschaft seines gottlosen Nachfolgers Manasse wieder einen Niedergang. Das Heidentum wurde wiederbelebt und verleitete viele Israeliten zum Götzendienst. "Manasse verführte die Leute von Juda und Jerusalem, dass sie es schlimmer trieben als die Völker." (2. Chronik 33,9 GNB) Auf das helle Licht früherer Generationen folgte die Dunkelheit des Aberglaubens und Irrtums. Schwere Übel kamen auf und nahmen überhand - Tyrannei, Unterdrückung, Hass gegen alles Gute. Rechtsbrüche und Gewalt herrschten. Mahner Werden Getötet MUOT 258 2 Dennoch blieben ein paar Zeugen für Gott und die Gerechtigkeit übrig. Die überstandenen Schwierigkeiten zur Zeit Hiskias hatten bei vielen Israeliten eine Charakterfestigkeit entwickelt, die nun als Bollwerk gegen die überhandnehmende Bosheit diente. Ihr Zeugnis für Wahrheit und Gerechtigkeit erweckte den Zorn von Manasse und seinen bestechlichen Beamten, die sich mit ihren üblen Machenschaften durchsetzen wollten, indem sie jede missbilligende Stimme zum Schweigen brachten. "Manasse vergoss so viel unschuldiges Blut, dass ganz Jerusalem voll davon war." (2. Könige 21,16a NLB) MUOT 258 3 Einer der ersten Getöteten war Jesaja, der über ein halbes Jahrhundert lang als der erwählte Bote Jahwes vor Juda gestanden hatte. "Andere wiederum wurden verspottet und ausgepeitscht, gefesselt und ins Gefängnis geworfen. Sie wurden gesteinigt, zersägt und mit dem Schwert hingerichtet. Sie zogen in Schaf- und Ziegenfellen umher, Not leidend, bedrängt, misshandelt. Wie Flüchtlinge irrten sie durch Wüsten und Gebirge und lebten in Höhlen und Erdlöchern." (Hebräer 11,36-38a GNB) MUOT 259 1 Einige andere Mahner, die besondere Rügen und Gerichtsbotschaften verkündigen sollten, wurden von Manasse verfolgt. "König Manasse hat noch schlimmeren Götzendienst getrieben als die Amoriter, die früher in diesem Land gewohnt haben", erklärten die Propheten (2. Könige 21,11a GNB). Wegen dieser Ruchlosigkeit geriet sein Reich in eine Krise. Bald sollten die Bewohner des Landes gefangen nach Babylon geführt werden, um dort "Raub und Beute aller ihrer Feinde" zu werden (2. Könige 21,14). Doch der Herr wollte jene, die ihn im fremden Land als ihren Herrscher anerkennen werden, nicht völlig im Stich lassen. Mochten sie auch große Trübsal erleiden, wollte er sie dennoch zu seiner Zeit und auf seine Weise befreien. Wer ihm völlig vertraute, sollte eine sichere Zuflucht finden. Manasse Wird Gefangengenommen MUOT 259 2 Die Propheten fuhren treu mit ihren Warnungen und Mahnungen fort. Furchtlos redeten sie zu Manasse und dessen abtrünnigem Volk, aber ihre Botschaften wurden verachtet. Das abtrünnige Juda wollte sie nicht ernst nehmen. Als Vorgeschmack des kommenden Unheils ließ der Herr zu, dass ihr König von einer Truppe assyrischer Soldaten gefangengenommen wurde. Sie "führten ihn in Ketten nach Babylon" (2. Chronik 33,11 GNB), zu jener Zeit eine der Residenzstädte der assyrischen Könige. MUOT 259 3 Diese Schmach brachte den König zur Vernunft. "In dieser verzweifelten Lage suchte Manasse Hilfe beim Herrn, seinem Gott und dem Gott seiner Vorfahren. Er beugte sich tief vor ihm und flehte ihn um Erbarmen an. Und Gott erhörte sein Gebet: Er ließ ihn wieder nach Jerusalem zurückkehren und als König weiterregieren. Daran erkannte Manasse, dass der Herr der wahre Gott ist." (2. Chronik 33,12-13 GNB) Aber diese Reue, so bemerkenswert sie auch war, kam zu spät, um sein Königreich vor den verderblichen Folgen jahrelanger götzendienerischer Praktiken zu retten. Zu viele waren gestrauchelt und gefallen und unfähig, wieder aufzustehen. Die Kurze Regierungszeit Von König Amon MUOT 259 4 Zu denen, die unwiderruflich durch den verhängnisvollen Abfall von Ma- nasse geprägt worden waren, gehörte sein eigener Sohn Amon, der im Alter von 22 Jahren Thronfolger wurde. Über ihn steht geschrieben: "Er folgte ganz dem Beispiel seines Vaters und betete die gleichen Götzen an, die sein Vater angebetet hatte. Er wandte sich vom Herrn, dem Gott seiner Vorfahren, ab und verließ seine Wege." (2. Könige 21,21.22 NLB) "Aber im Gegensatz zu seinem Vater Manasse beugte er sich nicht vor dem Herrn, sondern lud immer größere Schuld auf sich." (2. Chronik 33,23 GNB) Der frevelhafte König durfte nicht lange regieren. Mitten in seiner dreisten Gottlosigkeit, nur zwei Jahre nach seiner Thronbesteigung, wurde er im Palast von seinen eigenen Dienern erschlagen. "Doch das Volk des Landes tötete die Verschwörer gegen den König und machte Josia, seinen Sohn, zum König." (2. Chronik 33,25 NLB) Hoffnung Durch Den Jungen Josia MUOT 260 1 Mit der Thronbesteigung von Josia - er herrschte 31 Jahre lang - verknüpften die Menschen, die ihren Glauben rein bewahrt hatten, die Hoffnung, dass nun der Niedergang des Reiches aufgehalten werde. Denn der neue König, der zwar erst acht Jahre alt war, fürchtete Gott und tat von Anfang an, "was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte ganz in dem Wege seines Vaters David und wich nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken" (2. Könige 22,2). Als Kind eines treulosen Königs der Versuchung ausgesetzt, den Fußstapfen seines Vaters zu folgen, und mit nur wenigen Ratgebern, die dazu ermutigten, das Rechte zu tun, war Josia dennoch dem Gott Israels treu. Gewarnt durch die Irrtümer vergangener Geschlechter entschied er sich, das Richtige zu tun, statt sich durch Sünde zu entwürdigen und zu erniedrigen, wie es sein Vater und Großvater getan hatten. Er wich "weder zur Rechten noch zur Linken" ab. Da er eine Vertrauensstellung einnehmen sollte, beschloss er, die Anweisungen zu befolgen, die den Herrschern von Israel zur Richtschnur gegeben worden waren. Der Gehorsam von Josia ermöglichte es Gott, ihn als Werkzeug zu seiner Ehre zu gebrauchen. Was Wird Die Zukunft Bringen? MUOT 260 2 Am Anfang der Herrschaft von Josia - und auch schon einige Jahre zuvor - fragten sich Gottgetreue in Juda, ob Gottes Verheißungen an das alte Israel je erfüllt werden könnten. Menschlich gesehen schien es unmöglich zu sein, Gottes Ziel für das auserwählte Volk zu erreichen. Der Abfall früherer Jahrhunderte war noch schlimmer geworden. Zehn Stämme waren bereits unter die Heiden zerstreut worden, nur Juda und Benjamin waren übrig geblieben. Selbst sie schienen nun vor dem sittlichen und nationalen Zusammenbruch zu stehen. Die Propheten hatten begonnen, die völlige Zerstörung ihrer schönen Stadt Jerusalem und des Salomonischen Tempels vorauszusagen, auf den sich alle ihre Hoffnungen auf nationale Größe konzentrierten. Würde Gott vielleicht von seiner erklärten Absicht abgehen, die zu erretten, die ihr Vertrauen auf ihn setzten? Konnten angesichts der anhaltenden Verfolgungen der Aufrichtigen und des scheinbaren Wohlergehens der Gottlosen die Gottgetreuen auf bessere Tage hoffen? MUOT 261 1 Diese bangen Fragen bewegten den Propheten Habakuk. Die Lage der Frommen seiner Tage bedrückte ihn so sehr, dass er fragte: "Wie lange noch, Herr, soll ich um Hilfe schreien, ohne dass du mich hörst? ›Um mich herum herrschen Zerstörung und Gewalt‹, schreie ich dir zu, doch du greifst nicht ein. Warum lässt du mich Unrecht erleben und warum siehst du dem Elend zu? Um mich herum herrschen Unterdrückung und Gewalt; Zank und Streit erheben sich. Das Gesetz findet bei uns keine Beachtung mehr, und es werden keine gerechten Urteile gefällt. Die Bösen umzingeln die Unschuldigen, und das Recht wird in Unrecht verdreht." (Habakuk 1,2-4 NLB) Die Ermutigende Botschaft Von Habakuk MUOT 261 2 Gott hörte auf das Schreien seiner treuen Kinder. Durch sein auserwähltes Sprachrohr offenbarte er seinen Entschluss, die götzendienerische Nation zu bestrafen. Noch zu Lebzeiten einiger Leute, die damals Näheres über die Zukunft erfragten, begann er auf wunderbare Weise auf die politische Entwicklung der herrschenden Völker so einzuwirken, dass Babylon zur Vormachtstellung aufstieg. Diese Chaldäer, "grausam und schrecklich" (Habakuk 1,7), sollten plötzlich wie eine gottgesandte Geißel über das Land Juda herfallen. Die Fürsten von Juda mit der Oberschicht sollten nach Babylon verschleppt und die Städte und Dörfer sowie die bebauten Felder in Juda verwüstet werden. Nichts sollte verschont bleiben. MUOT 261 3 Überzeugt davon, dass sogar in diesem schrecklichen Strafgericht die Absicht Gottes mit seinem Volk erfüllt wird, beugte sich Habakuk demütig vor dem offenbarten Willen Jahwes. "Herr, bist du nicht von alters her mein heiliger Gott?", rief er aus. Und da sein Glaube über das bedrohliche Bild der unmittelbaren Zukunft hinausreichte und sich fest an die kostbaren Verheißungen klammerte, die Gottes Liebe zu seinen gläubigen Kindern offenbaren, fügte der Prophet hinzu: "Nein, wir werden nicht sterben!" (Habakuk 1,12a NLB) Mit diesem Glaubensbekenntnis vertraute er sich und alle Mitgläubigen Israels dem barmherzigen Gott an. MUOT 261 4 Dies war nicht die einzige Erfahrung von Habakuk, bei der er starken Glauben bewies. Als er einmal über die Zukunft nachdachte, sagte er: "Schreib die Vision auf, und zwar deutlich auf die Tafeln, damit man es geläufig lesen kann. Denn die Vision gilt erst für die festgesetzte Zeit, und sie strebt auf das Ende hin und lügt nicht. Wenn sie sich verzögert, warte darauf; denn kommen wird sie, sie wird nicht ausbleiben. Siehe, die verdiente Strafe für den, der nicht aufrichtig ist! Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben." (Habakuk 2,2-4 Elb.) Die Rolle Des Glaubens MUOT 262 1 Der Glaube, der Habakuk und all die Heiligen und Gerechten seiner Zeit in ihren schweren Prüfungen bestärkte, war der gleiche, der Gottes Volk heute noch trägt. In den dunkelsten Stunden und unter widrigsten Umständen kann sich der gläubige Christ auf die bewährte Quelle des Lichtes und der Kraft verlassen. Der im Alltag ausgelebte Glaube verleiht ihm neue Hoffnung und neuen Mut. "Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben." Im Dienst für Gott braucht es keine Niedergeschlagenheit, kein Schwanken und keine Angst zu geben. Der Herr wird die höchsten Erwartungen derer, die ihm vertrauen, nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Er wird ihnen die Weisheit schenken, die ihre verschiedenen Bedürfnisse erfordern. MUOT 262 2 Der Apostel Paulus legt ein beredtes Zeugnis dafür ab, in welchem Umfang Gott Vorsorge für jeden Angefochtenen getroffen hat. Ihm wurde die göttliche Zusicherung zuteil: "Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung." Dankbar und vertrauensvoll antwortete der geprüfte Diener Gottes: "Sehr gerne will ich mich nun vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark." (2. Korinther 12,9.10 Elb.) MUOT 262 3 Solch einen Glauben, wie ihn die Propheten und Apostel bekundet haben, müssen wir schätzen und pflegen - einen Glauben, der sich auf die Verheißungen Gottes stützt und auf Errettung zu der Zeit und auf die Weise wartet, die der Herr bestimmt. Das sichere prophetische Wort wird sich schließlich bei der herrlichen Wiederkunft unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus als "Herr aller Herren und König aller Könige" (Offb 17,14b) erfüllen. Die Wartezeit mag uns lang vorkommen, entmutigende Umstände mögen unser Gemüt bedrücken, viele Mitgläubige, denen wir vertraut haben, mögen auf dem Weg straucheln; aber mit dem Propheten, der in einer Zeit des Abfalls ohnegleichen noch wagte, Juda aufzurichten, wollen wir vertrauensvoll erklären: "Der Herr aber ist in seinem heiligen Tempel. Werdet still, erweist ihm Ehre, ihr Menschen der ganzen Erde!" (Habakuk 2,20 GNB) MUOT 263 1 Stets wollen wir an die frohe Botschaft denken: "Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu ihrer Zeit und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht trügen. Wenn sie sich auch hinzieht, so harre ihrer; sie wird gewiss kommen und nicht ausbleiben. ... Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben." (Habakuk 2,3.4b) MUOT 263 2 Habakuk betete: "Herr, von deinen Ruhmestaten habe ich gehört, sie erfüllen mich mit Schrecken und Staunen. Erneuere sie doch, jetzt, in unserer Zeit! Lass uns noch sehen, wie du eingreifst! MUOT 263 3 Auch wenn du zornig bist - hab mit uns Erbarmen! Gott kommt von Te- man her, der heilige Gott kommt vom Gebirge Paran. Seine Majestät überstrahlt den Himmel, sein Glanz erfüllt die ganze Erde. Rings um ihn leuchtet es wie Sonnenlicht, nach allen Seiten strahlt es von ihm aus - darin verbirgt sich seine große Macht. Die Pest geht vor ihm her und hinter ihm folgt die Seuche. MUOT 263 4 Setzt er den Fuß auf die Erde, so bebt sie; blickt er die Heere der Völker an, so erschrecken sie und stieben auseinander. Die ewigen Berge zerbersten, die uralten Hügel sinken zusammen; so schreitet er seit grauer Vorzeit über die Erde. ... Du bist ausgezogen, um deinem Volk zu helfen, ihm und dem König, den du gesalbt hast. Das Dach hast du abgerissen vom Palast deines Feindes, dass nur noch kahle Mauern zum Himmel ragen. . Noch gibt es keine Feigen oder Trauben, noch sind keine Oliven zu ernten; noch wächst kein Korn auf unseren Feldern, und die Schafhürden und Viehställe stehen leer - und doch kann ich jubeln, weil der Herr mir hilft; was er zugesagt hat, erfüllt mich mit Freude. Der Herr, der mächtige Gott, gibt mir Kraft!" (Habakuk 3,2-6.13.17- 19a GNB) Die Gerichtsbotschaften Von Zefanja MUOT 263 5 Habakuk war nicht der Einzige, durch den eine Botschaft herrlicher Hoffnung und künftigen Sieges, aber auch des gegenwärtigen Gerichts erging. Während der Regierungszeit von Josia richtete sich das Wort des Herrn an Zefanja, der sowohl auf die Folgen fortgesetzten Abfalls als auch auf die herrliche Aussicht hinwies, welche die wahre Gemeinde am Ende der Zeit erwarten darf. Seine Weissagungen über das drohende Strafgericht für Juda lassen sich ebenso auf die Gerichte anwenden, die vor der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus über eine unbußfertige Welt hereinbrechen werden: "Der große Tag des Herrn ist nahe, schnell rückt er heran. Hört ihr nicht die Schreckensrufe? Selbst die Tapfersten schreien um Hilfe! Ein Tag des Gerichts ist dieser Tag, ein Tag voll Angst und Not, voll Sturm und Verwüstung, voll drohender schwarzer Wolken, ein finsterer Tag, ein Tag, an dem sich Kampfgeschrei erhebt, an dem zum Sturm geblasen wird auf die befestigten Städte und hohen Türme. Die Menschen werden vor Angst vergehen und wie Blinde umhertappen. Ihr Blut tränkt den Staub ... Das alles bricht über sie herein, weil sie sich gegen den Herrn aufgelehnt haben. Ihr Silber und Gold kann sie nicht retten, wenn der Herr Gericht hält. Wie ein Feuersturm wird sein Zorn das Land verwüsten und alle seine Bewohner unversehens vertilgen." (Zefanja 1,14-18 GNB) MUOT 264 1 "Geht in euch, beugt euch vor dem Herrn, ihr alle, die ihr so selbstsicher seid! Beugt euch rechtzeitig, bevor beim Herrn der Entschluss gereift ist. Bedenkt, die Tage fliegen dahin wie Spreu vor dem Wind. Kehrt um, bevor der Tag da ist, an dem der Herr Gericht hält, der Tag, an dem er seinen glühenden Zorn über euch ausschüttet! Euch aber, die ihr euch vor dem Herrn gebeugt und nach seinen Geboten gelebt habt, sage ich: Wendet euch ganz dem Herrn zu, tut weiterhin, was vor ihm recht ist, und bleibt demütig! Vielleicht werdet ihr dann verschont an dem Tag, an dem der Herr sein Zorngericht vollstreckt." (Zefanja 2,1-3 GNB) MUOT 264 2 Der Herr hat verheißen: "Dann rechne ich ab mit den Peinigern, die euch gequält haben. Ich sammle die Zerstreuten und sorge dafür, dass auch noch die Schwächsten wohlbehalten ans Ziel kommen. Ich verwandle ihre Schande in Ehre, auf der ganzen Erde wird man sie rühmen. Zu jener Zeit werde ich euch sammeln und hierher bringen; ich mache euch hoch angesehen bei allen Völkern der Erde. Ich werde für euch alles wieder zum Guten wenden - ihr werdet es erleben!" (Zefanja 3,19.20 GNB) MUOT 264 3 "Brich in Jubel aus, Tochter Zion, jauchze, Israel! Sei froh und freue dich von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Denn der Herr hat die Gerichtsurteile, die über dich verhängt wurden, aufgehoben und deine Feinde beseitigt. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte, und du wirst nichts Böses mehr sehen. An jenem Tag wird man Jerusalem zurufen: ›Fürchte dich nicht, Zion! Lass deine Hände nicht mutlos sinken! Der Herr, dein starker Gott, der Retter, ist bei dir. Begeistert freut er sich an dir. Vor Liebe ist er sprachlos ergriffen und jauchzt doch mit lauten Jubelrufen über dich.‹" (Zefanja 3,1417 NLB) ------------------------Kapitel 33 - Das Gesetzbuch Wird Neu Entdeckt MUOT 265 0 2. Könige 22,3 bis 23,30 (bzw. 2. Chronik 34,8 bis 35,25). MUOT 265 1 Was die Propheten über die bevorstehende Gefangenschaft im Land Babylon weissagten, übte einen stillen, aber mächtigen Einfluss aus, der wesentlich dazu beitrug, den Weg für eine Erneuerung im 18. Regierungsjahr von Josia vorzubereiten. Durch diese Reformbewegung wurden die angedrohten Strafgerichte eine Zeitlang abgewendet. Sie wurde in einer völlig überraschenden Weise ausgelöst, weil man einen Teil der Bücher Mose, die eigenartigerweise viele Jahre lang verschwunden waren, entdeckt und studiert hatte. MUOT 265 2 Fast ein Jahrhundert zuvor war während der ersten Passafeier unter König Hiskia Vorkehrung dafür getroffen worden, dass Priester täglich aus dem Gesetzbuch öffentlich vorlasen. Weil die Satzungen, die von Mose aufgeschrieben worden waren - insbesondere die aus dem Buch des Bundes (das einen Teil des fünften Buches Mose bildet) -, auch befolgt wurden, war die Regierung von Hiskia so erfolgreich gewesen. Manasse aber hatte es gewagt, diese Satzungen beiseitezusetzen, wodurch in seiner Regierungszeit die Abschrift des Gesetzes im Tempel durch Nachlässigkeit verlorenging. Deshalb empfing das Volk lange Zeit so gut wie keine derartige Unterweisung. MUOT 265 3 Der Hohepriester Hilkia fand die lange verlorene Handschrift bei Ausbesserungsarbeiten am Tempel, die nach den Anweisungen von Josia durchgeführt wurden, um dieses heilige Bauwerk zu erhalten. Der Hohepriester übergab die kostbare Schriftrolle dem Schriftgelehrten Schafan, der sie las, zum König brachte und ihm die Geschichte ihrer Auffindung erzählte. Die Aussagen Des Bundesbuches MUOT 265 4 Josia war tief bewegt, als er zum ersten Mal die Ermahnungen und Warnungen vorgelesen bekam, die in dieser alten Handschrift überliefert waren. Nie zuvor hatte er so vollständig erkannt, wie eindringlich Gott dem Volk Israel "Leben und Tod, Segen und Fluch" (5. Mose 30,19) vorgelegt und wie oft er es aufgefordert hatte, den Weg des Lebens zu erwählen, damit es zu einem Vorbild und Segen für alle Völker werde. Mose hatte Israel ermahnt: "Seid stark und mutig! Habt keine Angst und erschreckt nicht vor ihnen! Der Herr, euer Gott, wird selbst mit euch gehen. Er wird euch nicht verlassen und euch nicht im Stich lassen." (5. Mose 31,6 NLB) MUOT 266 1 Das Buch enthielt sehr viele Zusicherungen bezüglich Gottes Willigkeit, bis zum Äußersten jene zu retten, die ihr ganzes Vertrauen in ihn setzen. Wie er sie einst aus der Sklaverei in Ägypten geführt hatte, wollte er machtvoll wirken, um sie im verheißenen Land anzusiedeln und an die Spitze aller Völker der Erde zu setzen. MUOT 266 2 Die Ermutigungen als Lohn für den Gehorsam wurden von Vorhersagen des Gerichts gegen die Ungehorsamen begleitet. Als der König diese inspirierten Worte hörte, erkannte er in den Beschreibungen die Zustände in seinem Königreich. Er war entsetzt, als er vernahm, dass diese prophetischen Schilderungen über den Abfall von Gott klar zeigten, wie nahe der Tag des Unheils war und dass es dann keine Möglichkeit der Rettung mehr geben würde. Die Sprache war deutlich und konnte nicht missverstanden werden. MUOT 266 3 Am Ende des Buches machten eine Zusammenfassung von Gottes Handeln mit Israel und eine Wiederholung der zukünftigen Ereignisse die Sache doppelt klar. In Gegenwart des ganzen Volkes hatte Mose damals gesagt: MUOT 266 4 "Höre, o Himmel, ich will reden! Höre, o Erde, meine Worte! Meine Lehre soll niedergehen wie der Regen; meine Rede wird sich niederlassen wie der Tau, wie Regenschauer auf zarte Grashalme und Regentropfen auf sattgrüne Pflanzen. Ich will den Namen des Herrn bekannt machen. Gebt unserem Gott die Ehre! ... Denkt an die längst vergangenen Tage, achtet auf die längst verblichenen Generationen. Fragt euren Vater, er wird es euch erzählen, und befragt eure Alten, sie werden es euch sagen. Als der Höchste den Völkern ihren Erbbesitz zuwies, als er die Menschen voneinander trennte, setzte er die Grenzen zwischen den Völkern fest, gemäß der Zahl der Israeliten. Doch Israel gehört dem Herrn, Jakob ist sein besonderes Eigentum. Er fand sie in einem öden Land, in der weiten, einsamen Wüste. Er umgab sie und wachte über sie, er behütete sie wie seinen Augapfel." (5. Mose 32,1-4.7-10 NLB) MUOT 266 5 Die Israeliten aber "stießen Gott im Übermut zurück, ihn, der sie doch geschaffen hatte; ihr Fels und Schutz galt ihnen nichts. Sie wandten andern ihre Liebe zu und kränkten ihn mit ihrem Götzendienst. Sie brachten ihre Opfer dar für Götter, die keine sind und die nicht helfen können; den Vätern waren sie noch unbekannt, erst kürzlich sind sie aufgekommen. Den starken Felsen, ihn, der euch gezeugt hat, den Gott, aus dem ihr allesamt geboren seid, habt ihr verraten, habt ihr ganz vergessen! Das sah der Herr; er wurde zornig, weil seine Söhne, seine Töchter ihn verschmähten. Und er beschloss: ›Ich ziehe mich zurück und überlasse sie sich selbst; dann will ich sehn, wohin das führt! Sie sind voll Widerspruch und Starrsinn und kennen weder Dankbarkeit noch Treue. Sie kränken mich mit einem Un-Gott, erbittern mich durch hohle, leere Götzen; ich kränke sie mit einem Un-Volk und strafe sie durch aufgeblasene Menschen. ... Ich überschütte sie mit schweren Plagen, verschieße auf sie alle meine Pfeile. Dann werden sie vor Hunger sterben, durch Fieberglut und Pest zugrunde gehen. ... Denn sie sind töricht, ohne jede Einsicht; sonst müssten sie es doch erkennen und an ihr eigenes Ende denken. Wie könnte einer 1000 Mann verjagen, wie könnten zwei aus ihren Reihen 10.000 meines Volkes schlagen, wenn ich es nicht verlassen hätte, wenn nicht sein Gott, sein starker Fels, es in die Hand der Feinde gäbe? Sogar die Feinde haben es erkannt, dass ihre Götter keine Helfer sind und sich in nichts mit mir vergleichen können, dem Helfer und Beschützer Israels. ... Dies alles bleibt mir im Gedächtnis, ich werde nichts davon vergessen. Ich werde bald an ihnen Rache nehmen und sie für alle Bosheit hart bestrafen. Noch kurze Zeit, dann kommt ihr Untergang, ihr Ende ist nicht aufzuhal- ten.‹" (5. Mose 32,15-35 GNB) MUOT 267 1 Diese und ähnliche Schriftabschnitte offenbarten Josia die Liebe Gottes zu seinem Volk und seine Abscheu vor der Sünde. Als der König die Vorhersagen von einem nahenden Gericht über diejenigen vernahm, die in Rebellion gegen Gott verharrten, wurde ihm vor der Zukunft bange. Das Verderbnis im Königreich Juda war groß. Zu welchem Ende würde ihr fortgesetzter Abfall führen? Die Reformen Von Josia MUOT 267 2 Von Anfang an war der König dem herrschenden Götzendienst nicht gleichgültig gegenübergestanden. "In seinem achten Regierungsjahr, als er noch sehr jung war", hatte er sich völlig dem Dienst Gottes geweiht. Vier Jahre später, als er 20 Jahre alt war, bemühte er sich ernstlich, Versuchungen von seinen Untertanen fernzuhalten, und er "begann . in Juda und Jerusalem die Opferstätten, die geweihten Pfähle und die geschnitzten und gegossenen Götzenbilder zu beseitigen. Unter seiner Aufsicht wurden die Altäre des Gottes Baal niedergerissen. Die Räuchersäulen, die darauf standen, ließ er in Stücke schlagen. Die geweihten Pfähle und die geschnitzten und gegossenen Standbilder ließ er zu Staub zermahlen und den Staub auf die Gräber der Leute streuen, die diesen Machwerken Opfer dargebracht hatten. Die Gebeine der Götzenpriester ließ er auf den Altären verbrennen, auf denen sie geopfert hatten. So reinigte er Juda und Jerusalem von allen diesen Dingen" (2. Chronik 34,3-5 GNB). MUOT 268 1 Nicht zufrieden mit seiner gründlichen Arbeit in Juda, wiederholte der jugendliche Herrscher seine Reformen in dem Teil von Palästina, den früher die zehn Stämme bewohnt hatten, von denen aber nur ein unbedeutender Rest übrig geblieben war. Es wird berichtet: "Auch in den Städten der Stämme Manasse, Ephraim, Simeon und bis hin nach Naftali griff er durch und durchsuchte sogar die Häuser. Überall bei den Nordstämmen ließ er die Altäre niederreißen, die geweihten Pfähle umhauen, die Götzenbilder zertrümmern und die Räucheraltäre in Stücke schlagen. Dann kehrte er nach Jerusalem zurück." (2. Chronik 34,6.7 GNB) MUOT 268 2 So hatte Josia vom frühesten Mannesalter an seine Stellung als König dazu genutzt, die Gebote Gottes hochzuhalten. Als ihm nun der Schriftgelehrte Schafan aus dem Gesetzbuch vorlas, entdeckte er in dieser Schriftrolle einen Erkenntnisschatz und zugleich einen mächtigen Verbündeten bei dem Reformvorhaben, das er so gern im Land verwirklichen wollte. Er entschloss sich, nach diesen Ratschlägen zu handeln und alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sein Volk mit diesen Lehren bekannt zu machen. Wenn irgend möglich, wollte er die Israeliten dazu bewegen, das Gesetz des Himmels zu achten und zu lieben. MUOT 268 3 Aber konnte die notwendige Erneuerung überhaupt noch zustande gebracht werden? Israel hatte die Grenzen göttlicher Langmut nahezu erreicht. Bald würde Gott diejenigen bestrafen, die Schande über seinen Namen gebracht hatten. Der Zorn Gottes gegen das Volk war bereits entbrannt. Von Kummer und Entsetzen überwältigt, zerriss Josia seine Kleider und beugte sich in seiner geistigen Qual vor Gott, um für die Sünden seines unbußfertigen Volkes Vergebung zu erbitten. Rat Von Der Prophetin Hulda MUOT 268 4 Zu jener Zeit lebte die Prophetin Hulda in Jerusalem unweit des Tempels. Der König, von angstvollen Vorahnungen erfüllt, wandte sich an sie. Er wollte den Herrn durch seine erwählte Botin befragen, um zu erfahren, ob und wie er das irrende Juda retten könnte, das am Rand des Untergangs stand. MUOT 268 5 Der Ernst der Lage und die Wertschätzung, die er für die Prophetin hegte, veranlassten ihn, die wichtigsten Männer des Königreiches als Botschafter zu ihr zu senden. "Geht hin", befahl er ihnen, "und befragt für mich und für das Volk und für ganz Juda den Herrn über die Worte, die in dem Buch geschrieben stehen, das gefunden wurde. Der Zorn des Herrn richtet sich gegen uns, weil unsere Vorfahren den Worten dieses Buches nicht gefolgt sind und nicht getan haben, was darin für uns geschrieben steht." (2. Könige 22,13 NLB) MUOT 269 1 Durch Hulda teilte der Herr Josia mit, dass der Untergang von Jerusalem nicht abgewendet werden könne. Selbst wenn sich das Volk jetzt vor Gott demütigte, könne es seiner Bestrafung nicht entgehen. Zu lange seien seine Sinne durch begangenes Unrecht abgestumpft worden, sodass es bald einen Rückfall in dasselbe sündige Leben gäbe, wenn das Strafgericht ausgesetzt würde. Die Prophetin teilte ihnen mit: "Antwortet dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: ›So spricht der Herr, der Gott Israels: Alle Drohungen, die du in diesem Buch gelesen hast, lasse ich in Erfüllung gehen. Ich bringe Unglück über diese Stadt und ihre Bewohner. Sie haben mir die Treue gebrochen und anderen Göttern geopfert. Mit ihren selbstgemachten Götzenbildern haben sie mich herausgefordert. Mein Zorn gegen diese Stadt ist aufgelodert wie ein Feuer, das nicht erlischt!‹" (2. Könige 22,15-17 GNB) MUOT 269 2 Weil sich der König jedoch vor Gott gedemütigt habe, werde der Herr anerkennen, dass er so bereitwillig Vergebung und Gnade gesucht hat. Ihm wurde gesagt: "Dein Herz war berührt, und du hast vor dem Herrn Buße getan, als du hörtest, was ich über diese Stadt und ihre Einwohner gesagt habe, dass nämlich dieser ganze Landstrich verflucht und öde daliegen wird. Du hast deine Kleider zerrissen und vor mir geweint. Deshalb habe ich dich erhört, spricht der Herr. Ich will das vorausgesagte Unglück erst nach deinem Tod über diese Stadt kommen lassen, wenn du in Frieden gestorben und begraben bist. Du wirst das Unglück, das ich über diesen Ort bringen werde, nicht mehr sehen." (2. Könige 22,19.20 NLB) Der Beginn Der Erneuerung MUOT 269 3 Der König musste die Zukunft Gott überlassen. Er konnte die ewigen Ratschlüsse des Herrn nicht ändern. Mit der Ankündigung der göttlichen Strafgerichte hatte der Herr jedoch die Gelegenheit zur Reue und zur Erneuerung nicht aufgehoben. Josia, der darin Gottes Bereitschaft erkannte, seine Gerichte mit Gnade zu mildern, beschloss, alles nur Mögliche zu tun, um gründliche Reformen durchzuführen. Er berief sofort eine große Versammlung ein, zu der die Ältesten und Beamten von Jerusalem und Juda gemeinsam mit den einfachen Bürgern eingeladen wurden. Sie alle - samt den Priestern und Leviten - trafen im Vorhof des Tempels mit dem König zusammen. MUOT 269 4 Der König persönlich "las vor ihren Ohren alle Worte aus dem Buch des Bundes, das im Hause des Herrn gefunden war" (2. Könige 23,2b). Der königliche Leser war tief bewegt und trug seine Botschaft mit der Ergriffenheit eines gebrochenen Herzens vor. Seine Zuhörer lauschten gespannt. Die starken Gemütsbewegungen, die das Gesicht des Königs offenbarte, der feierliche Ernst der Botschaft, die Warnungen vor drohenden Strafgerichten - all das tat seine Wirkung. Viele entschlossen sich, gemeinsam mit dem König um Vergebung zu flehen. MUOT 270 1 Josia schlug nun vor, dass die höchsten Würdenträger zusammen mit dem Volk feierlich vor Gott versprechen sollten, gemeinsam entscheidende Änderungen vorzunehmen. "Dann trat der König an seinen Platz vor dem Tempel und schloss einen Bund mit dem Herrn. Das ganze Volk musste versprechen, dem Herrn zu gehorchen und alle seine Gebote und Anweisungen mit ganzem Willen und aller Kraft zu befolgen. Alles, was in dem aufgefundenen Buch gefordert war, sollte genau befolgt werden." Die Antwort war aufrichtiger, als es der König erhofft hatte: "Das ganze Volk stimmte zu und verpflichtete sich zum Gehorsam gegen das Gesetz des Herrn." (2. Könige 23,3 GNB) MUOT 270 2 Bei der Erneuerung, die nun folgte, ging es dem König hauptsächlich darum, jeden noch vorhandenen Rest von Götzendienst auszulöschen. Die Bewohner des Landes hatten die Sitte der Nachbarvölker, vor Figuren aus Holz und Stein niederzuknien, schon seit so langer Zeit befolgt, dass es geradezu unmöglich schien, jede Spur dieses Übels zu beseitigen. Aber Josia zeigte Ausdauer bei seinem Bemühen, das Land zu reinigen. Mit aller Strenge bekämpfte er den Götzendienst, dass er sogar "die Priester der Höhenheiligtümer auf ihren eigenen Altären hinrichten" ließ (2. Könige 23,20a NLB). "Auch die Totenbeschwörer und Wahrsager, die Hausgötzen und alle anderen Götzenbilder ließ Josia in Jerusalem und im ganzen Land Juda abschaffen. So erfüllte er die Gesetze, die in dem vom Priester Hilkia im Haus des Herrn gefundenen Buch niedergelegt waren." (2. Könige 23,24 NLB) Eine Prophezeiung Erfüllt Sich MUOT 270 3 König Jerobeam, der Sohn Nebats, hatte einige Jahrhunderte zuvor bei der Teilung des Reiches in Auflehnung gegen den Gott, dem das Volk Israel diente, das Volk dazu verleitet, sich vom Tempeldienst in Jerusalem abzuwenden, um sich neuen Gottesdienstformen hinzugeben. Dazu hatte er einen ungeweihten Altar in Bethel errichtet. Während der Einweihung dieses Altars, durch den viele Menschen in den folgenden Jahren verführt wurden, war plötzlich ein Mann Gottes aus Judäa aufgetreten und hatte das gottlose Treiben verurteilt. Er rief: "Altar! Altar! So spricht der Herr: ›Dem Königshaus Davids wird ein Kind mit Namen Josia geboren werden. Der wird die Priester der Höhenheiligtümer, die Opfer auf dir darbringen, töten, und Menschenknochen wird er auf dir verbrennen.‹" (1. Könige 13,2 NLB) Diese Ankündigung war von einem Zeichen begleitet worden, das sie als eine Botschaft Gottes auswies. MUOT 271 1 Drei Jahrhunderte waren darüber vergangen. Die Reformation führte König Josia auch nach Bethel, wo dieser alte Altar stand. Er sollte nun diese alte Weissagung buchstäblich erfüllen. MUOT 271 2 "Auch den Altar in Bethel ließ der König niederreißen, jenes Höhenheiligtum, das Jerobeam, der Sohn Nebats, errichtet hatte, als er Israel zur Sünde verleitete. Er zertrümmerte den Altar und verbrannte das Aschera-Bild. Als sich Josia umsah, fiel sein Blick auf mehrere Gräber am Hang. Er befahl, die Gebeine herauszuholen, und ließ sie auf dem Altar verbrennen, um diesen zu entweihen. All das geschah genau so, wie der Herr es durch den Propheten vorhergesagt hatte. Dann fragte Josia: ›Was ist das für ein Grabmal dort drüben?‹ Die Einwohner der Stadt antworteten: ›Es ist das Grab des Mannes Gottes, der aus Juda kam und alles vorausgesagt hat, was du am Altar von Bethel getan hast!‹ Josia antwortete: ›Lasst ihn in Frieden. Rührt seine Gebeine nicht an.‹ Und er ließ seine Gebeine und damit auch die des alten Propheten aus Samaria nicht verbrennen." (2. Könige 23,15-18 NLB) MUOT 271 3 Auf den südlichen Hängen des Ölbergs, gegenüber dem prächtigen Tempel des Herrn auf dem Berg Morija, befanden sich die Altäre und Götzenbilder, die Salomo dort seinen abgöttischen Frauen zuliebe aufgestellt hatte (vgl. 1. Könige 11,6-8). Mehr als drei Jahrhunderte lang hatten dort große scheußliche Götzenfiguren gestanden. Auf diesem "Berg des Anstoßes" standen sie als stumme Zeugen für den Abfall des weisesten Königs von Israel. Auch sie ließ Josia entfernen und zerstören. Die Feier Des Passafestes MUOT 271 4 Um den Glauben von Juda an den Gott seiner Väter weiterhin zu festigen, ließ der König gemäß den Bestimmungen im Buch des Gesetzes ein großes Passafest abhalten. Die verantwortlichen Priester trafen die Vorbereitungen für die heiligen Kulthandlungen. Am großen Tag des Festes brachte man reichlich Opfer dar. "Ein solches Passafest war seit der Regierungszeit der Richter in Israel nicht mehr gefeiert worden, nicht ein einziges Mal in den vielen Jahren der Königsherrschaft in Israel und Juda." (2. Könige 23,22 NLB) Aber obwohl der Eifer Josias Gott gefällig war, vermochte er die Sünden vergangener Generationen nicht zu sühnen. Auch konnte die Frömmigkeit der Anhänger des Königs bei vielen anderen Israeliten keine Herzensbekehrung bewirken, denn sie weigerten sich starrköpfig, vom Götzendienst zur Anbetung des wahren Gottes zurückzukehren. MUOT 272 1 Nach diesem Passafest regierte Josia noch über ein Jahrzehnt. Im Alter von 39 Jahren fand er im Kampf mit den Streitkräften von Ägypten den Tod. "Er wurde in den Königsgräbern begraben, und ganz Juda und Jerusalem trauerten um ihn. Jeremia schrieb Klagelieder für Josia, und bis heute werden von den Sängerinnen und Sängern Trauerlieder über Josia gesungen. Sie wurden Teil der Tradition in Israel und sind im Buch der Klagelieder aufgezeichnet." (2. Chronik 35,24.25 NLB) "Keiner der früheren Könige war wie Josia gewesen, denn er wandte sich wirklich von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und aus ganzer Kraft dem Herrn zu und hielt alle Gesetze Moses. Und auch nach ihm gab es nie wieder einen solchen König. Doch wegen der Gräueltaten von König Manasse blieb der Herr weiterhin zornig über Juda. Nichts konnte ihn besänftigen." (2. Könige 23,25.26 NLB) MUOT 272 2 Schnell nahte sich die Zeit, in der Jerusalem völlig zerstört und die Einwohner des Landes nach Babylon verschleppt werden sollten. Dort mussten sie das lernen, was sie unter günstigeren Umständen nicht hatten lernen wollen. ------------------------Kapitel 34 - Der Prophet Jeremia MUOT 273 0 Jeremia 1,1-19; 3,6-25; 7,1-15; 26,1-19 und20,7-13. MUOT 273 1 Auch Jeremia gehörte zu denen, die auf eine anhaltende geistliche Wiederbelebung als Ergebnis der Reformation unter Josia gehofft hatten. Gott berief ihn bereits in jungen Jahren zum Prophetendienst, als Josia in seinem 13. Jahr regierte. Als Angehöriger der Priesterschaft wurde er von Kindheit an für den heiligen Dienst ausgebildet. In jenen glücklichen Jahren der Vorbereitung wurde ihm nicht bewusst, dass er von Geburt an "zum Propheten für die Völker" ausersehen war (Jeremia 1,5). Als dann Gottes Ruf an ihn erging, überwältigte ihn ein Gefühl der Unwürdigkeit. "Ach, Herr Herr", rief er aus, "ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung." (Jeremia 1,6) MUOT 273 2 Doch in dem jugendlichen Jeremia erkannte Gott einen, der seiner Aufgabe treu bleiben und trotz großen Widerstandes für das Recht eintreten würde. Bereits in seiner Kindheit hatte sich Jeremia als zuverlässig erwiesen, und nun sollte er als guter Kämpfer des Kreuzes Härten ertragen. "Sag nicht: ›Ich bin zu jung!‹", gebot der Herr seinem auserwählten Boten; "Geh, wohin ich dich sende, und verkünde, was ich dir auftrage! Hab keine Angst vor Menschen, denn ich bin bei dir und schütze dich. ... Du aber mach dich bereit, tritt vor sie hin und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage! Erschrick nicht vor ihnen, sonst sorge ich dafür, dass du wirklich vor ihnen erschrecken musst! Ich gebe dir Kraft, damit du dastehst wie eine Festung, wie eine eiserne Säule, wie eine stahlharte Mauer. Das ganze Land wirst du gegen dich haben, die Könige, die Beamten, die Priester und die Männer von Juda. Sie werden gegen dich kämpfen, aber sie werden dich nicht bezwingen, denn ich bin bei dir und schütze dich." (Jeremia 1,7.8.17-19 GNB) Jeremias Langer Dienst MUOT 273 3 40 Jahre lang sollte Jeremia als Zeuge für Wahrheit und Gerechtigkeit vor der Nation stehen. In einer Zeit des Abfalls ohnegleichen sollte er durch sein Leben und seinen Charakter den einzig wahren Gott beispielhaft verehren. Während der schrecklichen Belagerungen von Jerusalem musste er das Sprachrohr für Jahwe sein. Er musste den Sturz des Hauses David und die Zerstörung des herrlichen Salomonischen Tempels Voraussagen. Und selbst wenn er wegen seiner furchtlosen Äußerungen eingekerkert werden würde, sollte er nachdrücklich gegen die Sünden predigen, die in den höchsten Kreisen begangen wurden. Er würde verachtet, gehasst und von den Menschen verworfen werden und am Ende selbst miterleben, wie seine Weissagungen über das drohende Gericht buchstäblich erfüllt wurden, und die schmerzvolle Trauer teilen, die auf die Zerstörung der todgeweihten Stadt folgte. MUOT 274 1 Doch inmitten des allgemeinen Verderbens, in das die Nation bald hineingeraten würde, durfte Jeremia oft über die elenden Zustände seiner Zeit hinweg auf eine herrliche Zukunft blicken, wenn Gottes Volk aus dem Feindesland befreit und wieder in Jerusalem angesiedelt sein wird. Er sah die Zeit voraus, wenn Gott sein Bundesverhältnis mit den Israeliten erneuern würde: "Mein Volk wird wie ein gut bewässerter Garten sein, nie mehr werden sie Mangel leiden müssen." (Jeremia 31,12b NLB; vgl. V. 31-34) Jeremias Berufung MUOT 274 2 Seine Berufung zum Prophetendienst beschrieb Jeremia so: "Dann streckte der Herr seine Hand aus, berührte meine Lippen und sagte: ›Ich lege meine Worte in deinen Mund. Von heute an hast du Macht über Völker und Königreiche. Reiße aus und zerstöre, vernichte und verheere, baue auf und pflanze an!‹" (Jeremia 1,9.10 GNB) MUOT 274 3 Gott sei für die Worte gedankt: "Baue auf und pflanze an!" Damit wurde Jeremia die Absicht Gottes zugesichert, erneut aufzurichten und zu heilen. Schreckliche Botschaften mussten in den folgenden Jahren furchtlos ausgerichtet werden, nämlich Prophezeiungen über schnell nahende Strafgerichte. Von den Ebenen Mesopotamiens her sollte "Unheil über alle Bewohner dieses Landes" losbrechen. "Dann will ich mein Urteil über die Leute von Juda sprechen und sie strafen für alles Böse, das sie getan haben", verkündete der Herr. "Denn sie haben mich verlassen und haben anderen Göttern geopfert; sie haben sich Götzenbilder gemacht und sie angebetet." (Jeremia 1,14.16 GNB) Doch sollte der Prophet hinzufügen, dass allen, die sich von ihrem bösen Tun abwenden, Vergebung zugesichert ist. Appelle An Das Volk MUOT 274 4 Als ein weiser Baumeister versuchte Jeremia gleich zu Beginn seines Lebenswerkes die Männer in Juda zu ermuntern, durch eine gründliche Bekehrung ein breites und tiefes Fundament für ihr geistliches Leben zu legen. Lange hatten sie mit einem Material gebaut, das der Apostel Paulus mit "Holz, Heu und Stroh" (1. Korinther 3,12b) und Jeremia mit Schlacke verglich. Sie sind "unedle Metalle", sagte er über das unbußfertige Volk, "weil ... der Herr sie verworfen" hat (Jeremia 6,28b.30 NLB). Nun wurde ihnen ans Herz gelegt, weise im Blick auf die Ewigkeit zu bauen, den Schutt des Abfalls und Unglaubens zu beseitigen und als Baustoff für das Fundament reines Gold, geläutertes Silber und edle Steine zu verwenden - nämlich Glaube, Gehorsam und gute Werke, die allein vor dem Angesicht Gottes Bestand haben. MUOT 275 1 Das Wort des Herrn lautete: "O Israel, mein treuloses Volk, komm zu mir zurück! Ich will nicht mehr zornig auf dich sein, und weil ich gütig bin, will ich dir deine Treulosigkeit nicht ewig nachtragen. Aber du musst eingestehen, dass du falsch gehandelt hast. Gib zu, dass du dich von mir abgewandt und unter jedem dicht belaubten Baum fremde Götter verehrt hast. ... Kommt zurück nach Hause, ihr ungehorsamen Kinder . denn ich bin euer Herr . Ich freute mich darauf, dass ihr ›Mein Vater‹ rufen würdet, und glaubte, dass ihr mich nie verlassen würdet . Kommt doch zu mir zurück, meine Kinder, die ihr von mir weggelaufen seid!" (Jeremia 3,12-14a.19b.22a NLB) MUOT 275 2 Diesen erstaunlichen Aufrufen an sein irrendes Volk fügte der Herr sogar noch die Worte hinzu, mit denen sie sich an ihn wenden konnten: "Ja, Herr, wir kommen zu dir zurück, denn du bist unser Gott! Das Rufen und Schreien zu den Götzen auf den Bergen und Hügeln kann uns nicht helfen; nur du, unser Gott, bringst Israel Hilfe. ... In Schande liegen wir da, und Schmach bedeckt uns. Wir haben uns gegen dich, unseren Gott, vergangen. So war es von jeher und so ist es bis heute geblieben. Wir haben nicht auf dich gehört." (Jeremia 3,22b-25 GNB) MUOT 275 3 Die Erneuerung unter Josia hatte zwar das Land von den Götzenaltären gereinigt, aber die Herzen der meisten Israeliten waren nicht verändert. Die Saat der Wahrheit war aufgegangen und versprach eine reichliche Ernte, aber sie wurde durch Dornen erstickt (vgl. Matthäus 13,7). Ein weiterer Rückfall dieser Art musste verhängnisvoll sein. Deshalb versuchte der Herr das Volk aufzurütteln, damit es die Gefahr erkannte. Nur bei echter Treue zu Jahwe konnte es auf göttliches Erbarmen und Wohlergehen hoffen. Die Beachtung Des Gesetzes MUOT 275 4 Jeremia machte wiederholt auf die Ratschläge im Gesetzbuch aufmerksam. Mehr als irgendein anderer Prophet betonte er die Lehren des mosaischen Gesetzes und zeigte, wie segensreich sie sich auf das Volk und jeden Einzelnen auswirken. "Erkundigt euch nach den Wegen, auf denen eure Vorfahren gegangen sind, und prüft, was der Weg ist, der mir gefällt! Auf dem sollt ihr gehen", riet er. "Dann werdet ihr innerlich ruhig werden." (Jeremia 6,16 NLB) MUOT 276 1 Einmal wies ihn der Herr an, sich an eines der Haupttore der Stadt zu stellen. Dort verkündigte er sehr eindringlich die Wichtigkeit der Sabbatheiligung. Die Einwohner von Jerusalem liefen Gefahr, die Heiligkeit des Sabbats aus den Augen zu verlieren. Deshalb wurden sie mit großem Ernst davor gewarnt, weiterhin an diesem Tag ihren weltlichen Beschäftigungen nachzugehen. Unter der Bedingung des Gehorsams wurde ihnen Segen verheißen: "Hört aber ihr doch jetzt auf mich! Ich, der Herr, verspreche euch: Wenn ihr am Sabbat die Arbeit ruhen lasst und keine Lasten durch diese Tore nach Jerusalem hineintragt, sondern den Sabbat heilig haltet, werden weiterhin Könige aus dem Hause Davids mit ihren Pferden und Wagen durch diese Tore in die Stadt einziehen. Sie werden mit ihren Fürsten kommen, begleitet von den Männern des Stammes Juda und von allen Einwohnern Jerusalems. Dann soll die Stadt für immer bewohnt bleiben." (Jeremia 17,24.25 NLB) MUOT 276 2 Dieser Segensverheißung als Lohn der Treue wurde eine Prophezeiung furchtbarer Strafgerichte hinzugefügt, die über die Stadt hereinbrechen würden, wenn ihre Bewohner Gottes Gesetz missachteten. Sollten sie diesen Ermahnungen ihres Herrn, des Gottes ihrer Väter, kein Gehör schenken und den Sabbat nicht heiligen, würden die Stadt und ihre Paläste durch Feuer völlig zerstört werden (vgl. Jeremia 17,27). MUOT 276 3 Auf diese Weise vertrat der Prophet nachdrücklich die wahren Grundsätze eines richtigen Lebenswandels gemäß dem Gesetzbuch. Aber die Verhältnisse im Land waren derart, dass eine Wende zum Besseren nur durch ganz entschiedene Maßnahmen erreicht werden konnte. Deshalb forderte Jeremia die Verstockten mit allem Ernst auf: "Pflügt den Acker völlig um, statt unter die Dornen zu säen! ... Jerusalem, wasche deine Bosheit von deinem Herzen ab, damit du gerettet wirst!" (Jeremia 4,3.14a GNB) MUOT 276 4 Aber die große Masse des Volkes ließ den Ruf zur Reue und Erneuerung unbeachtet. Seit dem Tod des guten Königs Josia wurden die Herrscher der Nation ihrer Vertrauensstellung nicht mehr gerecht und hatten viele in die Irre geführt. Auf Joahas, der durch das Eingreifen des Königs von Ägypten abgesetzt worden war, folgte Jojakim, ein älterer Sohn von Josia (vgl. 2. Chronik 36,1-5). Schon bei dessen Regierungsantritt hegte Jeremia wenig Hoffnung, sein geliebtes Land vor der Zerstörung und das Volk vor der Gefangenschaft bewahren zu können. Doch er durfte nicht schweigen, wenn dem Königreich völlige Vernichtung drohte. Diejenigen, die noch treu zu Gott hielten, mussten zum Durchhalten ermutigt, die Sünder dagegen zur Abkehr von der Bosheit bewogen werden. Jeremias Tempelreden MUOT 277 1 In dieser Krise waren nur öffentliche und weitreichende Maßnahmen wirksam. Der Herr beauftragte Jeremia, sich in den Tempelvorhof zu stellen und zu allen Leuten zu sprechen, die dort ein- und ausgingen. Die ihm anvertrauten Botschaften durfte er nicht um ein einziges Wort verkürzen, damit die Sünder in Jerusalem die bestmögliche Gelegenheit bekämen, aufmerksam zuzuhören und sich von ihren bösen Wegen abzuwenden. MUOT 277 2 Der Prophet gehorchte. Er stellte sich in den Eingang zum Haus des Herrn und erhob seine warnende Stimme. Unter der Eingebung des Allmächtigen flehte er sie an: "Hört zu, ihr Leute von Juda! Hört alle her, die ihr durch diese Tore in den Tempel geht, um den Herrn anzubeten! So spricht der Gott Israels, der Herrscher der Welt: Ändert euer Leben und Tun! Dann dürft ihr hier wohnen bleiben. Glaubt nicht, dass es euch etwas hilft, wenn ihr ständig wiederholt: Dies ist der Tempel des Herrn, dies ist der Tempel des Herrn, hier wohnt der Herr! Damit betrügt ihr euch selbst! Nein, ihr müsst euer Leben und Tun gründlich ändern! Geht gerecht miteinander um; nutzt nicht Fremde, Waisen und Witwen aus; vergießt nicht das Blut unschuldiger Menschen! Lauft nicht den fremden Göttern nach, die euch ins Unglück bringen! Nur dann könnt ihr hier wohnen bleiben, in dem Land, das ich euren Vorfahren als Erbbesitz gegeben habe." (Jeremia 7,2-7 GNB) MUOT 277 3 Hier zeigt sich deutlich, wie ungern der Herr Menschen straft. Er hält seine Gerichte zurück, um die Unbußfertigen eindringlich warnen zu können. Er, "der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden" (Jeremia 9,23), fühlt sich zu seinen irrenden Kindern hingezogen. Auf jede nur mögliche Weise möchte er sie auf den Weg zum ewigen Leben führen. Er hatte die Israeliten aus der Sklaverei befreit, damit sie ihm dienten, dem einzig wahren und lebendigen Gott. Obwohl sie lange im Götzendienst irregegangen waren und seine Warnungen missachtet hatten, erklärte er sich sogar jetzt noch bereit, die Züchtigung hinauszuschieben und ihnen eine weitere Gelegenheit zur Reue zu geben. Er machte ihnen klar, dass das drohende Verderben nur durch eine gründliche Herzenserneuerung abzuwenden sei. Sich auf den Tempel und dessen Gottesdienste zu verlassen, sei vergeblich. Riten und Zeremonien könnten keine Sünde sühnen. Auch wenn sie sich darauf beriefen, das auserwählte Volk zu sein, könne sie doch nur eine Veränderung des Herzens und der Lebensgewohnheiten vor den unausweichlichen Folgen fortgesetzter Übertretung bewahren. MUOT 278 1 So lautete die Botschaft Jeremias "in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem ... Hört die Worte dieses Bundes" - die klaren Gebote Gottes, wie sie in den heiligen Schriften überliefert sind - "und handelt danach"! (Jeremia 11,6 Elb.) Diese Botschaft verkündigte er, als er zu Beginn der Herrschaft von Jojakim im Vorhof des Tempels stand. MUOT 278 2 In kurzen Zügen erinnerte er an die Erfahrungen seit dem Auszug aus Ägypten. Beim Bundesschluss hatte Gott gesagt: "Gehorcht mir, dann werde ich euer Gott sein, und ihr werdet mein Volk sein. Tut, was ich euch sage, damit es euch gut geht!" Aber dieser Bund wurde immer wieder schamlos gebrochen. Obwohl ein auserwähltes Volk, haben die Israeliten "stattdessen getan, was ihnen in den Sinn kam und was ihr böses Herz ihnen eingab zu tun. Sie drehten mir den Rücken zu" (Jeremia 7,23.24 NLB). MUOT 278 3 "Warum verlässt dann dieses Volk immer wieder den richtigen Weg?", fragte der Herr (Jeremia 8,5a Hfa). Weil - so Jeremia - das Volk widerspenstig gewesen war und Gottes Zurechtweisung abgelehnt hatte (vgl. Jeremia 5,3). "Treue und Wahrheit habt ihr verloren, ihr sprecht nicht einmal mehr darüber!" (Jeremia 7,28b Hfa), klagte er. "Alle Zugvögel kennen ihre Ordnung und gehen und kommen zu der Zeit, die ich ihnen bestimmt habe: der Storch, die Taube, die Schwalbe, die Drossel. Nur mein Volk hält sich nicht an die Ordnungen, die ich ihm gegeben habe." (Jeremia 8,7 GNB) ">Sollte ich so ein Verhalten nicht bestrafen?‹, spricht der Herr. ›Sollte ich mich an einem solchen Volk nicht rächen?‹" (Jeremia 9,8 NLB) MUOT 278 4 Die Zeit für eine eingehende Herzensprüfung war gekommen. Während der Herrschaft von Josia hatte das Volk noch einmal Hoffnung geschöpft. Aber nun konnte der König nicht mehr als Fürsprecher für sie eintreten, denn er war in einer Schlacht gefallen. Die Sünden der Nation waren derart, dass es für eine vermittelnde Fürsprache fast zu spät war. "Wenn auch Mose und Samuel vor mir stünden", erklärte der Herr, "so habe ich doch kein Herz für dies Volk. Treibe sie weg von mir und lass sie weggehen! Und wenn sie zu dir sagen: ›Wo sollen wir hin?‹, dann antworte ihnen: So spricht der Herr: ›Wen der Tod trifft, den treffe er; wen das Schwert trifft, den treffe es; wen der Hunger trifft, den treffe er; wen die Gefangenschaft trifft, den treffe sie!‹" (Jeremia 15,1.2) MUOT 278 5 Sollte das Gnadenangebot Gottes nochmals abgelehnt werden, würde das unbußfertige Südreich von den gleichen Strafgerichten heimgesucht werden wie das Nordreich ein Jahrhundert zuvor. Nun lautete die Botschaft des Herrn: "Wenn ihr euch nicht nach dem richtet, was ich euch sage, wenn ihr nicht nach meinen Geboten lebt, die ich euch gegeben habe, und wenn ihr meinen Knechten, den Propheten, keine Beachtung schenkt, die ich doch unablässig, immer wieder, zu euch sende, obwohl ihr doch nicht auf sie hört, dann will ich diesen Tempel genauso zerstören, wie ich das Heiligtum in Silo zerstört habe. Und der Name eurer Stadt soll von allen Völkern dieser Erde als Fluchwort gebraucht werden." (Jeremia 26,4-6 NLB) MUOT 279 1 Alle, die im Tempelhof diese Predigt von Jeremia hörten, verstanden recht gut diesen Hinweis auf Silo. Damals hatten die Philister Israel besiegt und die Bundeslade weggeführt. Der Priester Eli hatte über die Schandtaten seiner Söhne im heiligen Amt wie auch über die im ganzen Land herrschenden Sünden leichtfertig hinweggesehen. Sein Versäumnis, diese Missstände zu beseitigen, stürzte Israel in ein furchtbares Unheil. Seine Söhne fielen in der Schlacht, Eli selbst starb auch, die Bundeslade wurde Beute der Feinde Israels, und 30.000 Menschen wurden erschlagen (vgl. 1. Samuel 4). All das geschah, weil man es der Sünde gestattete, sich ungerügt und unkontrolliert auszubreiten. Die Israeliten hatten sich eingebildet, dass die bloße Anwesenheit der heiligen Bundeslade - ungeachtet der sündhaften Gepflogenheiten - den Sieg über die Philister sichern werde. Genauso waren die Einwohner Judas zur Zeit von Jeremia der Meinung, dass die strikte Einhaltung der von Gott verordneten Dienste im Tempel genügte, um sie vor einer gerechten Bestrafung für ihr böses Treiben zu bewahren. MUOT 279 2 Das ist ein warnendes Beispiel für alle Verantwortungsträger in der Gemeinde Gottes heute! Es gilt, gewissenhaft gegen Übertretungen vorzugehen, die der Sache der Wahrheit schaden! Wer ein Verwalter des Gesetzes Gottes zu sein beansprucht, darf sich nicht einbilden, er könne sich durch eine äußerliche Wertschätzung der Gebote vor den Folgen göttlicher Gerechtigkeit schützen. Keiner sollte es ablehnen, um seiner Sünde willen getadelt zu werden, und niemand sollte die Diener Gottes des Übereifers beschuldigen, wenn sie sich bemühen, die Gemeinde vom bösen Tun zu reinigen. Gott, der die Sünde hasst, verpflichtet seine gesetzestreuen Diener zu einer klaren Absage jeglicher Bosheit. Zeigen sich Männer und Frauen uneinsichtig und verweigern den Gehorsam, sind die Folgen heute ebenso ernst wie damals für das alte Israel. Der Herr hat eine Grenze gesetzt, über die seine Strafgerichte nicht hinausgezögert werden können. Die Verwüstung Jerusalems in den Tagen von Jeremia ist eine ernste Warnung an das geistliche Israel unserer Tage, denn die Ratschläge und Ermahnungen Gottes durch seine erwählten Werkzeuge können nicht ungestraft missachtet werden. Feindschaft Gegen Jeremia MUOT 280 1 Mit der Verkündigung der Botschaft an die Priester und das Volk machte sich Jeremia viele Feinde. Entrüstet riefen sie: ">Wie kannst du behaupten, im Namen des Herrn zu sprechen, wenn du ankündigst, dass der Tempel genauso zerstört werden soll wie das Heiligtum in Silo? Wie kannst du es wagen, uns anzudrohen, dass Jerusalem vollständig verwüstet werden soll, sodass keiner mehr darin wohnen wird?‹ Und das ganze Volk rottete sich im Tempel des Herrn gegen Jeremia zusammen." (Jeremia 26,9 NLB) Priester, falsche Propheten und das Volk wüteten gegen den, der ihnen keine Schmeichelworte sagen und keine Täuschungen Vorhersagen wollte. Auf diese Weise wurde die Botschaft Gottes verachtet und sein Diener mit dem Tod bedroht. MUOT 280 2 Jeremias Botschaft wurde den Fürsten von Juda eiligst zur Kenntnis gebracht. Diese eilten vom Königspalast zum Tempel, um sich vom Sachverhalt zu überzeugen. "Die Priester und Propheten trugen den führenden Männern und dem versammelten Volk ihre Anklage vor: ›Dieser Mann hat die Todesstrafe verdient‹, sagten sie. ›Er hat gegen diese Stadt schlimme Prophezeiungen ausgesprochen - das habt ihr ja mit euren eigenen Ohren gehört.‹" (Jeremia 26,11 NLB) Aber unerschrocken bekräftigte Jeremia öffentlich vor der Obrigkeit: "Der Herr hat mich gesandt, um gegen diesen Tempel und diese Stadt all das zu sagen, was ihr gehört habt. Ändert jetzt euer Leben und Tun und hört auf den Herrn, euren Gott! Dann wird es ihm Leid tun und das Unglück nicht über euch bringen, das er euch angedroht hat. Ich bin in eurer Hand. Macht mit mir, was euch gut und recht erscheint. Doch das sollt ihr wissen: Wenn ihr mich tötet, vergießt ihr das Blut eines Unschuldigen. Ihr ladet Blutschuld auf euch und auf diese ganze Stadt und ihre Bewohner. Denn es ist wirklich der Herr, der mich zu euch gesandt hat, um euch diese Warnung zu überbringen." (Jeremia 26,12-15 GNB) Verteidiger Für Jeremia MUOT 280 3 Hätte sich der Prophet durch die Drohungen der Würdenträger einschüchtern lassen, wäre seine Botschaft wirkungslos geblieben, und er selbst hätte sein Leben verloren. Der Mut jedoch, mit dem er die ernste Warnung vortrug, verschaffte ihm Achtung beim Volk und die Gunst der Fürsten. Sie redeten mit den Priestern und den falschen Propheten und machten ihnen klar, wie töricht die von ihnen geforderten Maßnahmen seien. Ihre Worte fanden beim Volk Widerhall. So erweckte Gott Verteidiger für seinen Diener. MUOT 280 4 Auch die Ältesten protestierten vereint gegen die Entscheidung der Priester über das Schicksal von Jeremia. Sie beriefen sich dabei auf Micha, der auch schon prophezeit hatte: "Zion soll zu Ackerland umgepflügt und Jerusalem zu einem Trümmerhaufen gemacht werden, und auf dem Tempelberg wird Gestrüpp wuchern." Und sie fragten: "Haben nun etwa Hiskia, der König von Juda, und die Männer von Juda Micha deswegen getötet? Nein, Hiskia ist vielmehr vor dem Herrn erschrocken und hat ihn um Gnade angefleht. Daraufhin tat es dem Herrn Leid, dass er ein solches Unheil über Juda angedroht hatte, und er ließ es nicht geschehen. Und wir sollen jetzt eine so große Schuld auf uns laden, indem wir Jeremia töten?" (Jeremia 26,18.19 NLB) MUOT 281 1 Auf die Fürsprache dieser einflussreichen Männer hin wurde das Leben des Propheten verschont. Trotzdem hätten es viele Priester und falsche Propheten, welche die Strafpredigten unerträglich fanden, lieber gesehen, wenn er als Volksaufwiegler hingerichtet worden wäre. Die Last Seines Dienstes MUOT 281 2 Von dem Tag seiner Berufung bis zum Abschluss seines Dienstes stand Je- remia vor Juda wie eine "Mauer aus Erz", gegen die menschlicher Zorn nichts ausrichten konnte. "Sie werden dir nichts anhaben können, selbst wenn sie noch so sehr gegen dich anstürmen sollten", hatte der Herr seinem Diener versichert. "Denn ich bin bei dir, um dir zu helfen ... Ja, ich will dich aus der Hand der Bösen reißen und aus der Faust der Gewalttätigen befreien." (Jeremia 15,20.21 NLB) MUOT 281 3 Von Natur aus ängstlich und eher zurückweichend, sehnte sich Jeremia nach dem Frieden und der Ruhe eines zurückgezogenen Lebens, wo er nicht Zeuge der dauernden Verstocktheit seines geliebten Volkes sein musste. Sein Herz litt schrecklich unter dem Verderben, das die Sünde verursacht hatte. "Wären meine Augen doch Tränenquellen! Ich würde Tag und Nacht die Toten meines Volkes beweinen. Hätte ich doch eine Herberge, irgendwo weitab in der Wüste! Ich würde so gern von meinem Volk weggehen, denn sie sind allesamt Ehebrecher und Betrüger." (Jeremia 8,23; 9,1 NLB) MUOT 281 4 Doch er musste das grausame Gespött erdulden. Wie Pfeile durchbohrte es seine empfindsame Seele, wenn er von denen angefeindet wurde, die seine Botschaft verachteten und seine Bürde für ihre Bekehrung auf die leichte Schulter nahmen. "Mein eigenes Volk macht sich über mich lustig", klagte er. "Den ganzen Tag lang singen sie ihre Spottlieder." (Klagelieder 3,14 NLB) "Für alle Welt bin ich zur Zielscheibe des Spottes geworden - tagaus, tagein. ... Sogar meine besten Freunde lauern darauf, dass ich irgendetwas falsch mache. Sie sagen: Vielleicht lässt er sich hereinlegen, dann bekommen wir ihn in unsere Gewalt und können uns an ihm rächen!‹" (Jeremia 20,7c.10b NLB) MUOT 282 1 Doch der Prophet bekam täglich neue Kraft zum Durchhalten. "Aber der Herr steht mir zur Seite", bekannte er vertrauensvoll. "Er ist ein starker Held. Darum müssen meine Feinde stolpern und können mich nicht besiegen. Voller Enttäuschung müssen sie einsehen, dass ihre Pläne misslungen sind. Sie erleiden eine Schmach, die ewig unvergessen bleiben wird. Singt Lieder für den Herrn und lobt ihn! Denn er rettet den Armen aus der Gewalt seiner Feinde." (Jeremia 20,11.13 NLB) MUOT 282 2 Die Erfahrungen, die Jeremia von seiner Jugend an ein Leben lang machen musste, lehrten ihn, "dass der Mensch sein Geschick nicht selbst in der Hand hat. Nicht er ist's, der seinen Lebensweg bestimmt." Und er lernte zu beten: "Strafe uns, Herr, aber bleibe gerecht; lass nicht deinem Zorn freien Lauf, denn das wäre unser Ende." (Jeremia 10, 23.24 GNB) MUOT 282 3 Wenn es galt, vom Kelch der Trübsal und des Leidens zu trinken, und wenn er in seinem Elend zu klagen versucht war: "Meine Kraft ist geschwunden, und meine Hoffnung auf den Herrn ist dahin" (Klagelieder 3,18 Hfa), erinnerte er sich an die Fürsorge Gottes in seinem Leben und rief triumphierend aus: MUOT 282 4 "Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende, seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß. Ich sage: Der Herr ist mein Ein und Alles; darum setze ich meine Hoffnung auf ihn. Der Herr ist gut zu denen, die nach ihm fragen, zu allen, die seine Nähe suchen. Darum ist es das Beste, zu schweigen und auf die Hilfe des Herrn zu warten." (Klagelieder 3,22-26 GNB) ------------------------Kapitel 35 - Die Ankündigung Des Unheils MUOT 283 0 2. Könige 23,36 bis 24,17; Jeremia 19,1-15; 22,13-19; 23,1-8; 25,1-29, 35 und 36. MUOT 283 1 In den ersten Jahren der Herrschaft von Jojakim häuften sich die Warnungen vor dem drohenden Unheil. Das Wort des Herrn, das die Propheten verkündet hatten, stand vor der Erfüllung. Die lange Vorherrschaft der Assy- rer im Norden ging zu Ende. Ägypten im Süden, auf dessen Stärke der König von Juda vergeblich seine Hoffnung setzte, sollte bald eine entscheidende Niederlage erleiden. Völlig unerwartet stieg im Osten eine neue Weltmacht empor. Babylon würde bald alle anderen Nationen überschatten. MUOT 283 2 Binnen weniger Jahre würde Gott den König von Babylon als Zornesrute für das unbußfertige Juda benutzen. Mehrmals belagerte und eroberte Nebukadnezars Armee Jerusalem. Schar auf Schar von Juden - zuerst nur wenige, später jedoch Tausende und Zehntausende - wurden gefangen nach Mesopotamien geführt und mussten dort in der Verbannung leben. Die jüdischen Könige Jojakim, Jojachin und Zedekia wurden zu Vasallen gemacht. Doch einer nach dem anderen lehnte sich gegen den babylonischen Herrscher auf. Über die aufrührerische Nation mussten immer schärfere Maßnahmen verhängt werden, bis schließlich das ganze Land verwüstet und Jerusalem niedergebrannt wurde. Auch der von Salomo erbaute Tempel wurde zerstört. Das Königreich Juda sollte fallen und nie wieder seine frühere Stellung unter den Völkern der Erde einnehmen. MUOT 283 3 Kennzeichnend für jene wechselvollen, für die Israeliten gefährlichen Zeiten waren die vielen göttlichen Botschaften, die Jeremia dem Volk überbrachte. So bot der Herr den Kindern Juda reichlich Gelegenheit, sich von den Verstrickungen aus den Bündnissen mit Ägypten zu befreien und den Streit mit den Herrschern von Babylon zu vermeiden. Als die angedrohte Gefahr näherrückte, versuchte er, mit einer Reihe von Gleichnissen auf das Volk einzuwirken und in ihm ein Gefühl der Verantwortung vor Gott zu erwecken, wodurch es ermutigt werden sollte, freundschaftliche Beziehungen zu Babylon zu pflegen. Die Treue Der Rechabiter Als Vorbild MUOT 284 1 Um die Wichtigkeit des bedingungslosen Gehorsams gegenüber den Forderungen Gottes zu veranschaulichen, versammelte Jeremia einige Rechab- iter in einem Nebenraum des Tempels, setzte ihnen Wein vor und forderte sie auf, ihn zu trinken. Erwartungsgemäß lehnten sie das entschieden ab. "Wir trinken keinen Wein", erklärten sie, "unser Ahnherr Jonadab, der Sohn Rechabs, hat uns und unseren Nachkommen für alle Zeit befohlen: ›Trinkt keinen Wein!‹" (Jeremia 35,6 GNB) MUOT 284 2 "Da erging das Wort des Herrn an Jeremia. Er sagte zu ihm: Ich, der Herrscher der Welt, der Gott Israels, befehle dir: Geh und verkünde den Leuten von Juda und Jerusalem: ›Der Herr sagt: Wollt ihr euch nicht endlich dazu bewegen lassen, auf mich zu hören? Was Jonadab, der Sohn Rechabs, seinen Söhnen befohlen hat, das haben sie eingehalten: Er hat ihnen befohlen, keinen Wein zu trinken, und sie trinken keinen Wein bis auf den heutigen Tag. Sie haben die Anordnung ihres Ahnherrn befolgt.‹" (Jeremia 35,12-14 GNB) MUOT 284 3 Auf diese Weise machte Gott den auffallenden Gegensatz zwischen dem Gehorsam der Rechabiter und dem Ungehorsam seines Volkes deutlich. Die Rechabiter hatten die Weisung ihres Stammvaters befolgt und ließen sich auch jetzt nicht zur Übertretung verführen. Die Menschen in Juda dagegen hatten nicht auf die Worte des Herrn gehört und mussten infolgedessen bald seine strengsten Gerichte erleiden. MUOT 284 4 "Ich aber habe euch wieder und wieder gesagt, was ihr tun sollt", sagte der Herr, "und ihr habt nicht auf mich gehört. Immer von Neuem habe ich meine Diener, die Propheten, zu euch gesandt und euch mahnen lassen: Kehrt doch um von euren verkehrten Wegen, hört auf, Böses zu tun, lauft nicht den fremden Göttern nach und bringt ihnen keine Opfergaben, dann könnt ihr in dem Land wohnen bleiben, das ich euch und euren Vorfahren gegeben habe! Aber ihr wolltet nicht auf mich hören. Die Nachkommen Jonadabs haben die Anordnung ihres Ahnherrn befolgt, aber ihr, das Volk von Juda, habt auf mich nicht gehört. Darum bringe ich jetzt über euch, die Leute von Juda und die Bewohner Jerusalems, all das Unglück, das ich euch angedroht habe. Das sage ich, der Herrscher der Welt, der Gott Israels. Ich hatte euch befohlen, was ihr tun sollt; aber ihr habt nicht darauf gehört. Ich hatte euch gerufen, aber ihr habt nicht geantwortet." (Jeremia 35,14-17 GNB) MUOT 285 1 Wenn Menschen durch den bezwingenden Einfluss des Heiligen Geistes erweicht und beherrscht werden, nehmen sie Rat an. Wenn sie jedoch Ermahnungen zurückweisen, bis ihr Herz verhärtet ist, überlässt sie der Herr anderen Einflüssen. Lehnen sie die Wahrheit ab, dann glauben sie der Unwahrheit, und diese führt sie in die Falle des Verderbens. MUOT 285 2 Gott hatte die Juden angefleht, ihn nicht zum Zorn zu reizen, sie aber hatten ihm kein Gehör geschenkt. Schließlich wurde das Urteil über sie ausgesprochen. Sie sollten gefangen nach Babylon verschleppt werden. Gott benutzte die Babylonier als Werkzeug, mit dem er sein ungehorsames Volk züchtigen wollte. Die Leiden der Juden sollten dem empfangenen Licht und den Warnungen entsprechen, die sie verachtet und zurückgewiesen hatten. Lange hatte Gott sein Gericht hinausgeschoben, aber nun sollte sein Unmut über sie kommen - als ein letzter Versuch, sie auf ihrem bösen Weg aufzuhalten. MUOT 285 3 Die Rechabiter dagegen empfingen einen bleibenden Segen. Der Prophet verkündete: "Ihr habt die Anordnung eures Ahnherrn Jonadab befolgt; alles, was er euch befohlen hat, habt ihr getan. Deshalb wird es Jonadab, dem Sohn Rechabs, nie an Nachkommen fehlen, die der Weisung ihres Ahnherrn treu bleiben und mir auf ihre Weise dienen!" (Jeremia 35,18.19 GNB) So belehrte Gott sein Volk, dass sich Treue und Gehorsam für Juda ebenso segensreich auswirken würden wie für die Rechabiter, die das Gebot ihres Stammvaters ernst nahmen. MUOT 285 4 Diese Lehre gilt auch uns. Wenn schon die Anordnungen eines guten und weisen Vorfahren, der seine Nachkommen vor den schädlichen Folgen der Unmäßigkeit bewahren wollte, treu befolgt wurden, wie viel mehr sollte dann die überragende Autorität des heiligen Gottes in Ehren gehalten werden! Unser Schöpfer und Gebieter, dessen Macht unendlich ist und dessen Gerichte schrecklich sind, möchte die Menschen mit allen Mitteln dazu bewegen, dass sie ihre Sünden erkennen und bereuen. Durch seine Diener verweist er auf die bitteren Folgen des Ungehorsams und warnt mit allem Ernst vor der Sünde. Das Wohlergehen seines Volkes beruht nur auf seiner Barmherzigkeit und der eifrigen Wachsamkeit seiner erwählten Diener. Ein Volk, das seinen Rat verwirft und seine Zurechtweisung verachtet, kann er nicht erhalten und beschützen. Eine Zeitlang mag er seine vergeltenden Gerichte zurückhalten, aber nicht auf Dauer. Kostbare Verheissungen MUOT 285 5 Auch die Bewohner von Juda gehörten zu den Menschen, zu denen Gott gesagt hatte: "Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein." (2. Mose 19,6) In der Ausübung seines Prophetendienstes verlor Jeremia niemals aus den Augen, wie wichtig ein geheiligtes Herz für die unterschiedlichen Beziehungen im Leben ist, vor allem im Dienst des Allerhöchsten. Deutlich sah er den Sturz des Königreiches und die Zerstreuung der Juden unter die Völker voraus, aber im Glauben schaute er über all dies hinweg auf die Zeit der Wiederherstellung. Er hatte die göttliche Verheißung empfangen: "Die aber, die von meiner Herde übrig geblieben sind, will ich wieder zusammenbringen. Aus allen Ländern der Erde ... Denn es kommt der Tag ... da will ich einen Nachkommen Davids zum König ernennen. Er wird mit großer Weisheit regieren und für Recht und Gerechtigkeit im Land sorgen. In den Tagen seiner Herrschaft wird Juda gerettet werden und Israel sicher wohnen. Diesem König wird man den Namen geben: ›Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.‹" (Jeremia 23,3.5.6 NLB) MUOT 286 1 Somit waren die Weissagungen über das hereinbrechende Gericht mit Verheißungen über die letztendliche, herrliche Errettung vermengt. Wer seinen Frieden mit Gott machen und in einer Welt des Abfalls ein heiliges Leben führen wollte, sollte befähigt werden, in jeder Prüfung machtvoll für ihn zu zeugen. Die zukünftige Errettung sollte noch ruhmreicher sein als die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten. Der Herr erklärte durch seinen Propheten: "Es wird auch der Tag kommen ... da wird man beim Schwören nicht mehr sagen: ›So wahr der Herr lebt, der das Volk Israel aus dem Land Ägypten herausgeführt hat‹. Stattdessen wird man sagen: ›So wahr der Herr lebt, der alle, die zum Volk Israel gehören, aus dem Land im Norden zurückbrachte und aus allen Ländern, in die er sie vertrieben hatte, damit sie wieder in ihrer Heimat leben.‹" (Jeremia 23,7.8 NLB) MUOT 286 2 So lauteten die wunderbaren Weissagungen, die Jeremia in den letzten Jahren des Königreiches Juda verkündete, als die Babylonier die Herrschaft antraten und ihre Armee zur Belagerung vor die Mauern Jerusalems führten. Für die treuen Anbeter klangen diese Heilsverheißungen wie liebliche Musik. Wer noch die Ratschläge des bundestreuen Gottes in Ehren hielt, wiederholte daheim in den Familien die Worte des Propheten so oft wie möglich. Selbst die Kinder wurden davon stark und nachhaltig beeindruckt. Der Junge Daniel Und Seine Gefährten MUOT 286 3 Aus ihren Reihen kamen auch Daniel und seine Freunde. Mit ihrer gewissenhaften Einhaltung der biblischen Gebote gaben sie vor den Völkern der Erde dem wahren Gott die Ehre. Was diese hebräischen Jünglinge in ihrem Elternhaus gelernt hatten, machte sie stark im Glauben und zuverlässig in ihrem Dienst für den lebendigen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Als Jerusalem zur Zeit von Jojakim zum ersten Mal von Ne- bukadnezar erobert wurde, entführte er Daniel und seine Gefährten zusammen mit anderen, um sie für den Dienst am babylonischen Hof auszubilden (vgl. Daniel 1,1-6). Dies war für die jungen Hebräer eine außergewöhnliche Glaubensprüfung. Wer gelernt hatte, den Verheißungen Gottes zu vertrauen, fand darin hinlänglich Kraft, um während des erzwungenen Aufenthalts in einem fremden Land in allen Lebenslagen zu bestehen. Die Heilige Schrift war Richtschnur und Stütze. Jeremias Umfassender Dienst MUOT 287 1 Als Deuter der Gerichte, die nun über Juda hereinzubrechen begannen, verteidigte Jeremia eindrucksvoll die Gerechtigkeit Gottes und seine barmherzigen Absichten selbst bei strengsten Züchtigungen. Der Prophet wirkte unermüdlich. Um möglichst alle Volksschichten zu erreichen, begab er sich auch häufig in die verschiedenen Gebiete außerhalb von Jerusalem. MUOT 287 2 In seinen Zeugnissen für die Gemeinde verwies Jeremia stets auf die Lehren des Gesetzbuches, das während der Regierungszeit des Josia hohe Achtung genossen hatte. Dabei betonte er erneut, wie wichtig das Bundesverhältnis mit dem barmherzigen Gott ist, der ihnen einst auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote gegeben hatte. Im ganzen Königreich hörte man Jeremias Warnen und Flehen, sodass alle Bewohner Gelegenheit hatten, Gottes Willen für sein Volk zu erfahren. MUOT 287 3 Der Prophet wies darauf hin, dass unser himmlischer Vater mit seinen Gerichten eingriff, damit "die Heiden erkennen, dass sie Menschen sind" (Psalm 9,21). Der Herr hatte sein Volk im Voraus gewarnt: "Wenn ihr euch mir dann immer noch widersetzt und mir nicht gehorchen wollt, werde ich euch ... unter die Völker zerstreuen und euch mit gezücktem Schwert forttreiben. Euer Land wird zur Wüste und eure Städte werden zu Trümmerhaufen." (3. Mose 26,21.33 NLB) Das Gericht Uber Jojakim MUOT 287 4 In der Zeit, in der die Fürsten und das Volk die eindringlichen Botschaften über das bevorstehende Unheil vernahmen, verbrachte ihr Herrscher Jojakim seine Zeit mit selbstsüchtigen Vergnügungen. Er hätte ein weiser geistlicher Führer sein und als Erster seine Sünden bekennen, Reformen durchführen und gute Werke tun sollen. Doch er nahm sich vor: "Ich will mir einen herrlichen Palast bauen, mit großen, luftigen Zimmern und vielen Fenstern." Und dieses Haus, das "mit Zedernholz ... getäfelt und leuchtend rot gestrichen" sein sollte (Jeremia 22,14 NLB), wurde mit dem Geld und der Arbeitskraft erbaut, die er durch Betrug und Unterdrückung beschafft hatte. MUOT 288 1 Voller Zorn verkündete der göttliche Bote das Gottesurteil über den treulosen Herrscher: "Wehe dir! Du baust deinen Palast auf Unrecht", rief er, "und stockst ihn auf, ohne dich um Gerechtigkeit zu kümmern. Du lässt die Leute für dich arbeiten und gibst ihnen keinen Lohn. Meinst du, du musst dich dadurch als König erweisen, dass du Prachtbauten aus Zedernholz errichtest wie andere Könige? Hat dein Vater nicht auch gut gegessen und getrunken und es sich wohl sein lassen? Aber er regierte gerecht, weil er sich an die Weisungen Gottes hielt, und deshalb ging es ihm gut. Den Schwachen und Armen verhalf er zum Recht, deshalb stand alles gut. ›Wer so handelt, zeigt, dass er mich kennt‹, sagt der Herr. Aber du siehst nur deinen eigenen Vorteil und denkst an nichts anderes. Du vergießt das Blut unschuldiger Menschen und unterdrückst dein Volk mit harter Gewalt. Darum sagt der Herr über König Jojakim, den Sohn von Josia: ›Es wird für ihn keine Totenklage geben. Niemand wird rufen: ,Ach, Brüder, ach, Schwestern, warum musste er sterben!' Sie werden auch nicht klagen: ,Ach, unser Herrscher! Ach, seine Majestät!' Er bekommt kein Begräbnis, er wird beseitigt wie ein toter Esel: Sie schleifen ihn weg und werfen ihn draußen vor den Toren Jerusalems hin.‹" (Jeremia 22,13.15- 19 GNB) MUOT 288 2 In wenigen Jahren sollte dieses schreckliche Gericht an Jojakim vollzogen werden. Aber vorher unterrichtete der barmherzige Herr die unbußfertige Nation über seine feste Absicht. Im vierten Regierungsjahr von Jojakim sagte "der Prophet Jeremia ... zum ganzen Volk von Juda und zu allen Einwohnern Jerusalems: In den letzten 23 Jahren, seit dem 13. Regierungsjahr des Königs Josia, des Sohnes des Amon, des Königs von Juda, hat mir Gott Botschaften für euch aufgetragen. Und ich habe sie, ohne nachzulassen, immer wieder treu an euch weitergegeben. Aber ihr habt nicht darauf gehört" (Jeremia 25,2.3 NLB). MUOT 288 3 "Deshalb sagt der Herr, der Herrscher der Welt: ›Weil ihr nicht auf mein Wort gehört habt, lasse ich nun alle Völker des Nordens kommen, an ihrer Spitze meinen Bevollmächtigten Nebukadnezar, den König von Babylonien. Sie sollen über euch und euer Land herfallen, auch über eure Nachbarn und ihre Länder. Ich gebe euch alle der Vernichtung preis, und eure Länder sollen für immer zum Trümmerfeld werden. Wer es sieht, wird aufschreien und sich mit Entsetzen abwenden. Ich mache allem Jubel und aller Freude bei euch ein Ende; der Jubelruf von Bräutigam und Braut wird nie mehr zu hören sein. Das Geräusch der Handmühle am Morgen wird verstummen und abends in den Häusern keine Lampe mehr brennen. Alles wird in Trümmern liegen. 70 Jahre lang werdet ihr und eure Nachbarvölker dem König von Babylonien unterworfen sein." (Jeremia 25,8-11 GNB) Die Verdeutlichung Der Gerichtsbotschaft MUOT 289 1 Obwohl das Vernichtungsurteil unmissverständlich verkündet wurde, begriff die Volksmenge, die es hörte, kaum seine entsetzliche Tragweite. Um sie tiefer zu beeindrucken, versuchte der Herr die Bedeutung seiner Worte zu veranschaulichen. Er forderte Jeremia auf, das Schicksal des Volkes mit dem Leeren eines Bechers zu vergleichen, der mit dem Wein des göttlichen Zorns angefüllt ist. Zu den Ersten, die aus diesem Leidenskelch trinken sollten, gehörten "Jerusalem und die Städte in Juda - samt ihren Königen und führenden Männern". Danach kam "der Pharao, der König Ägyptens, mit seinem ganzen Hof und seinen Fürsten, mit all seinem Volk" an die Reihe und viele andere Nationen - bis Gottes Absicht erfüllt war (Jeremia 25,18.19 GNB). MUOT 289 2 Um die Art des bevorstehenden Strafgerichts noch deutlicher zu machen, bekam der Prophet den Auftrag: "Wähle einige von den Ältesten des Volkes und von den angesehensten Priestern als Zeugen aus und geh mit ihnen durchs Scherbentor hinaus ins Hinnom-Tal." (Jeremia 19,1b.2a GNB) Dort sollte der Diener Gottes unter Hinweis auf den Abfall von Juda einen Tonkrug zerschmettern und in Vollmacht verkünden: "Ich zerschlage dieses Volk und diese Stadt, wie man Tongeschirr in Scherben schlägt, sodass es sich nicht mehr zusammenkitten lässt." (Jeremia 19,11a GNB) MUOT 289 3 Der Prophet tat, was ihm befohlen war. Nachdem er in die Stadt zurückgekehrt war, stellte er sich in den Tempelhof und erklärte in Gegenwart des ganzen Volkes: "So spricht der Herr, der Herrscher der Welt, der Gott Israels: ›Ich bringe über die Stadt Jerusalem und die Städte in Juda all das Unglück, das ich ihnen angedroht habe; denn sie haben sich hartnäckig geweigert, auf meine Worte zu hören.‹" (Jeremia 19,15 GNB) MUOT 289 4 Doch die Prophetenworte führten nicht zum Sündenbekenntnis und zur Reue, sondern erregten den Zorn der Machthaber, sodass sie Jeremia gefangen setzten. Eingekerkert und in den Stock gespannt erreichte der Prophet dennoch die Menschen in seiner Umgebung mit den Botschaften des Himmels. Seine Stimme konnte durch Verfolgung nicht zum Schweigen gebracht werden. Das Wort der Wahrheit, so sagte er, "brennt ... in mir wie ein rasendes Feuer. Und so sehr ich mich mühe, es zu ertragen: Ich kann es einfach nicht!" (Jeremia 20,9 NLB). Die Verbrennung Der Schriftrolle Jeremias MUOT 290 1 Um diese Zeit kam der Befehl des Herrn zur Niederschrift der Botschaften, die er denen mitteilen wollte, nach deren Rettung sich sein mitleidiges Herz sehnte. "Nimm eine Schriftrolle", forderte der Herr seinen Diener auf, "und schreibe alle Worte auf, die ich zu dir über Israel, Juda und die anderen Völker geredet habe. Beginn mit der ersten Botschaft aus der Zeit Josias und schreib alles auf, was ich dir bis zum heutigen Tag gesagt habe. Vielleicht nehmen die Männer Judas dann das Unheil ernst, das ich ihnen angedroht habe, und kehren von ihren bösen Wegen um, damit ich ihnen ihre Schuld und ihre bösen Taten vergeben kann" (Jeremia 36,2.3 NLB). MUOT 290 2 Jeremia gehorchte und rief dafür einen treuen Freund, den Schreiber Baruch, zu Hilfe. Dem diktierte er "alle Weissagungen, die der Herr ihm gegeben hatte" (Jeremia 36,4 NLB). Sorgfältig auf eine Pergamentrolle geschrieben, bildeten sie eine ernste Verurteilung der Sünden, warnten vor den sicheren Folgen des fortwährenden Abfalls und rieten dringend zur Absage an alles Böse. MUOT 290 3 Als die Aufzeichnung vollendet war, sandte Jeremia, der noch ein Gefangener war, Baruch los, um die Schriftrolle der Menge vorzulesen, die sich aus Anlass eines nationalen Fastentages "im neunten Monat des fünften Jahres der Herrschaft König Jojakims" beim Tempel versammelt hatte. Der Prophet begründete dies mit den Worten: "Vielleicht flehen sie dann zum Herrn um Gnade und kehren von ihren falschen Wegen um. Denn der Zorn und die Erbitterung des Herrn sind groß, mit denen er diesem Volk gedroht hat." (Jeremia 36,9.7 NLB) MUOT 290 4 Baruch gehorchte und "las der versammelten Menge die Worte Jeremias im oberen Tempelhof vor" (Jeremia 36,10 GNB). Danach wurde er vor die Fürsten gerufen, damit er auch ihnen die Worte vorlas. Sie hörten mit großem Interesse zu und versprachen, den König über alles Gehörte zu unterrichten. Sie rieten jedoch dem Schreiber, sich zu verbergen, denn sie fürchteten, der König werde das Zeugnis verwerfen und die daran Beteiligten töten. MUOT 290 5 Als die Fürsten König Jojakim von Baruchs Lesung erzählten, ordnete er sofort an, die Buchrolle zu ihm zu bringen und in seiner Gegenwart zu verlesen. Ein königlicher Diener namens Jehudi holte die Rolle und begann, die Worte des Tadels und der Warnung zu verlesen. Es war Winterzeit, und der König und seine Minister saßen um ein offenes Feuer und hörten zu. Schon bald unterbrach Jojakim wutentbrannt die Lesung. "Jedes Mal, wenn Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt der König diese mit einem Schreibermesser von der Schriftrolle ab und warf den Abschnitt in die Flammen, bis schließlich die gesamte Rolle vernichtet war." (Jeremia 36,23 NLB) Er war weit davon entfernt, wegen der Gefahr, die ihm und seinem Volk drohte, zu zittern. MUOT 291 1 "Weder der König noch seine Minister erschraken, als Jehudi diese Worte verlas. Sie zerrissen auch nicht ihre Kleider vor Trauer oder Scham." Obwohl einige Fürsten "den König eindringlich [baten], die Rolle unter keinen Umständen zu vernichten", hörte er nicht auf sie. Sein Zorn richtete sich gegen Jeremia und Baruch, und er befahl ihre Verhaftung. "Doch der Herr hielt sie versteckt" (Jeremia 36,24-26 NLB). MUOT 291 2 Gott hatte die Anbeter im Tempel, die Fürsten und den König auf die in der Buchrolle enthaltenen Ermahnungen aufmerksam gemacht, um die Menschen in Juda auf diese Weise gnädig zu ihrem Besten zu warnen. "Wenn die Bewohner Judas von dem Unheil hören, das ich über sie bringen will, werden sie vielleicht von ihren falschen Wegen umkehren und ihr Leben ändern." (Jeremia 36,3 Hfa) Gott tun Menschen Leid, die sich in der Verblendung ihrer Verderbtheit abkämpfen. Er möchte ihren getrübten Verstand durch Zurechtweisungen und Drohungen erleuchten, damit die Hochgestellten ihre Unwissenheit spüren und ihre Irrtümer beklagen. Er möchte den Selbstgefälligen helfen, damit sie mit ihren eingebildeten Errungenschaften unzufrieden werden und durch eine enge Verbindung mit dem Himmel geistliche Segnungen erstreben. MUOT 291 3 Gott sendet keine Boten, die den Sündern schmeicheln und gefallen. Der Herr lässt keine Friedensbotschaften verkündigen, um durch sie ungeheiligte Menschen in vermeintlicher Sicherheit zu wiegen. Stattdessen legt er dem Gewissen des Sünders schwere Bürden auf und durchbohrt sein Inneres mit den scharfen Pfeilen des Schuldbewusstseins. Dienende Engel führen ihm die furchtbaren Gerichte Gottes vor Augen, um das Gefühl für seine Not zu vertiefen und ihn zum Ruf zu veranlassen: "Was muss ich tun, um gerettet zu werden?" (Apostelgeschichte 16,30 NLB) Aber die Hand, die bis in den Staub erniedrigt, Sünde straft und Stolz und Ehrgeiz zuschanden macht, richtet zugleich auch den Reuigen und Wundgeschlagenen wieder auf. Mit tiefstem Mitgefühl fragt derselbe, der die Züchtigung zulässt: "Was soll ich für dich tun?" (Lukas 18,41 NLB) MUOT 291 4 Wenn der Mensch gegen den heiligen und barmherzigen Gott gesündigt hat, kann er nichts Besseres tun, als seine Irrwege aufrichtig zu bereuen und vor ihm weinend und zerknirscht zu bekennen. Das erwartet Gott von ihm. Er nimmt nur ein "zerschlagenes Herz" und einen "zerbrochenen Geist" an (Psalm 51,19 Elb.). Die Gerichtsankündigung Über Jojakim MUOT 292 1 König Jojakim und seine Fürsten wiesen jedoch vor lauter Hochmut und Stolz die Einladung Gottes zurück. Sie wollten sich nicht warnen lassen und nicht bereuen. Mit dem Verbrennen der heiligen Schrift wiesen sie Gottes letztes Gnadenangebot zurück. Gott hatte erklärt: Falls sie dieses Mal seine Stimme missachteten, würde er schreckliche Vergeltung üben. Sie weigerten sich, auf ihn zu hören; und er verkündigte seine endgültige Gerichtsentscheidung über Juda. Sein besonderer Zorn werde den Mann heimsuchen, der sich stolz gegen den Allmächtigen erhoben hat. MUOT 292 2 "Deshalb spricht der Herr über König Jojakim von Juda: ›Keiner seiner Nachkommen wird ihm auf dem Thron Davids nachfolgen. Sein Leichnam soll unbegraben hingeworfen werden und der Hitze des Tages genauso schutzlos ausgesetzt sein wie dem Frost in der Nacht. Ich will ihn, seine Nachkommen und alle seine Handlanger für ihre bösen Taten bestrafen. Über sie, die Bewohner Jerusalems und alle Männer von Juda soll das Unheil hereinbrechen, das ich ihnen angekündigt habe.‹" (Jeremia 36,30.31 NLB) Eine Neue Schriftrolle MUOT 292 3 Mit dem Verbrennen der Schriftrolle war die Angelegenheit jedoch nicht erledigt. Die geschriebenen Worte konnte man leichter beseitigen als die Zurechtweisungen und Warnungen, die sie enthielten, und als das schnell herannahende Strafgericht, das Gott über das rebellische Volk Israel ausgesprochen hatte. Aber sogar die Schriftrolle wurde neu erstellt: "Nimm dir eine neue Schriftrolle", befahl der Herr seinem Diener, "und schreibe auf sie alle vorigen Worte, die auf der ersten Schriftrolle standen, die Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat." (Jeremia 36,28) Die erste Niederschrift der Weissagungen über Juda und Jerusalem war zwar zu Asche geworden, aber die Worte lebten im Herzen von Jeremia weiter "wie ein brennendes Feuer" (Je- remia 20,9b). "Da nahm Jeremia eine neue Rolle und diktierte seinem Schreiber Baruch alle Botschaften noch einmal. Dieser schrieb alles genau so auf, wie es Jeremia vorsagte und wie es in der Rolle gestanden hatte, die König Jojakim im Feuer hatte verbrennen lassen. Doch diesmal fügte Jeremia noch weitere, ähnliche Worte hinzu." (Jeremia 36,32 NLB) Menschliche Wut hatte die Arbeit des Propheten zu vereiteln versucht. Aber gerade das Mittel, mit dem Jojakim den Einfluss des Dieners von Jahwe hatte einschränken wollen, bot eine weitere Möglichkeit, Gottes Forderungen zu verdeutlichen. Gottes Diener Sollen Auch Bei Widerstand Treu Sein MUOT 293 1 Dieser Geist der Auflehnung gegen Tadel, der Jeremia Verfolgung und Gefängnis einbrachte, lebt heute noch. Viele weigern sich, wiederholte Warnungen zu beachten, und hören lieber auf Irrlehrer, die ihrer Eitelkeit schmeicheln und ihre Übeltaten übersehen. In schwierigen Zeiten werden solche Menschen keine Zuflucht und Hilfe bei Gott finden. MUOT 293 2 Gottes erwählte Diener sollten mutig und geduldig alle Prüfungen und Leiden ertragen, die durch Vorwürfe, Geringschätzung oder Verdrehung ihrer Worte über sie kommen. Sie sollten weiterhin treu die Aufgabe erfüllen, die Gott ihnen gegeben hat, und immer daran denken, dass auch die Propheten vor alters und der Erlöser der Welt und dessen Apostel Beschimpfungen und Verfolgungen um des Wortes Gottes willen erduldet haben. Jojakims Verpasste Chance MUOT 293 3 Wenn Jojakim nach Gottes Absicht die Ratschläge von Jeremia beherzigt hätte, würde er Nebukadnezars Gunst erlangt und sich selbst viel Kummer erspart haben. Der junge König hatte dem babylonischen Herrscher Untertanentreue geschworen. Wäre er darin treu geblieben, hätte er die Achtung der Heidenvölker gewonnen. Dies wiederum hätte wertvolle Gelegenheiten zur Bekehrung von Menschen geboten. MUOT 293 4 Der König von Juda verachtete jedoch die außergewöhnlichen Vorrechte, die ihm gewährt wurden, und verfolgte hartnäckig seinen eigenen Weg. Er lehnte sich gegen den babylonischen Herrscher auf und brach damit sein Ehrenwort. Dadurch wurde alles noch schlimmer. "Umherstreifende Truppen der Chaldäer, der Syrer, der Moabiter und der Ammoniter" wurden vom Herrn gegen ihn entsandt (2. Könige 24,2 GNB), und er war machtlos, sein Land davor zu bewahren, von diesen Räuberheeren überrannt zu werden. Schon nach wenigen Jahren wurde seiner unseligen Herrschaft ein schmähliches Ende gesetzt. Er war vom Himmel verworfen, unbeliebt bei seinem Volk und von den Herrschern Babylons verachtet, deren Vertrauen er missbraucht hatte. Dies war die Folge seines verhängnisvollen Fehlers, sich von dem Plan Gottes abzuwenden, der durch seinen berufenen Boten offenbart worden war. MUOT 294 1 Jojachin (auch unter dem Namen Jechonja und Konja bekannt), der Sohn von Jojakim, regierte als Thronfolger nur drei Monate und zehn Tage lang. Dann ergab er sich dem babylonischen Heer, das Jerusalem einmal mehr belagerte, weil sich auch dieser Herrscher aufgelehnt hatte. Dieses Mal führte Nebukadnezar "Jojachin, seine Frauen und den Hofstaat, die Königinmutter und alle führenden Männer Jerusalems als Gefangene nach Babel. Dazu nahm er 7000 Krieger und 1000 Kunsthandwerker und Schmiede mit, alles gesunde und kampferprobte Männer." Zugleich ließ der König von Babylon "alle Schätze aus dem Haus des Herrn und dem Königspalast fortschaffen" (2. Könige 24,15.16.13 NLB). MUOT 294 2 Die Macht des Königreiches Juda war nun gebrochen, seine Stärke an Männern und Schätzen war dahin; aber trotzdem durfte es seine eigene Regierung behalten. An seine Spitze stellte Nebukadnezar Matthanja, einen jüngeren Sohn von Josia, und gab ihm den Namen Zedekia. ------------------------Kapitel 36 - Zedekia - Der Letzte König Judas MUOT 295 0 Jeremia 27,1 bis 29,23; Hesekiel 8,7-18; 12,21-28; 17,12-21 und 2. Chronik 36,11-15. MUOT 295 1 Zu Beginn seiner Regierungszeit besaß Zedekia das volle Vertrauen des Königs von Babylon und hatte als bewährten Ratgeber den Propheten Jeremia zur Seite. Wäre er ehrenhaft mit den Babyloniern umgegangen und hätte er Gottes Botschaften durch Jeremia beachtet, wäre ihm die Achtung vieler Babylonier in hoher Verantwortung erhalten geblieben. Und er hätte Gelegenheiten gehabt, ihnen eine Erkenntnis des wahren Gottes zu vermitteln. Das wäre auch für die bereits im babylonischen Exil lebenden Juden von Vorteil gewesen, denn man hätte ihnen viele Freiheiten zugebilligt. Der Name Gottes wäre weit und breit geehrt worden, und den Juden, die im Land bleiben konnten, wäre das schreckliche Unheil, das schließlich über sie hereinbrach, erspart geblieben. Jeremias Ratschläge MUOT 295 2 Durch Jeremia wurde Zedekia und allen Juden, auch denen in Babylon, geraten, sich der zeitlich begrenzten Herrschaft der Siegermacht zu fügen. Besonders für die Verbannten war es wichtig, sich für das Wohlergehen in dem Land, in das sie verschleppt worden waren, einzusetzen. Dagegen widersetzten sich jedoch die menschlichen Neigungen. Satan nutzte die Gunst der Umstände und ließ sowohl in Jerusalem als auch in Babylon falsche Propheten auftreten, die erklärten, mit dem Zwangsaufenthalt sei es bald wieder vorbei und das frühere Ansehen der Nation werde wiederhergestellt werden. MUOT 295 3 Hätten der König und die Verbannten auf diese schmeichelhaften Vorhersagen geachtet, hätte das zu verhängnisvollen Schritten verleitet. Diese wiederum hätten die gnädigen Pläne Gottes mit seinem Volk zunichte gemacht. Um einen Aufstand samt den damit verbundenen Leiden zu vermeiden, befahl der Herr Jeremia, unverzüglich dieser Gefahr zu begegnen und den König vor den sicheren Folgen eines Aufruhrs zu warnen. Auch die Verbannten wurden schriftlich durch Briefe ermahnt, sich nicht täuschen zu lassen, als ob ihre Befreiung nahe sei. "Lasst euch durch die Propheten, die bei euch sind, und durch die Wahrsager nicht betrügen", schärfte ihnen Jeremia ein (Je- remia 29,8). In diesem Zusammenhang erwähnte er die Absicht des Herrn, Israel am Ende der vorausgesagten 70-jährigen Gefangenschaft wiederherzustellen. MUOT 296 1 Mit welch zartem Mitleid unterrichtete Gott sein gefangenes Volk über seinen Plan mit Israel! Er wusste, dass die Juden ihre Lage in Babylon sehr verschlimmern würden, wenn sie sich durch falsche Propheten überreden ließen, auf eine baldige Befreiung zu hoffen. Jedes Aufbegehren oder ein Aufstand würde zu erhöhter Wachsamkeit und Strenge bei den babylonischen Machthabern führen und eine weitere Einschränkung der Freiheiten zur Folge haben. Das würde nur noch mehr Leid und Unglück bringen. Gott wollte, dass sich die Verbannten geduldig in ihr Schicksal fügen und aus ihrer Zwangsarbeit das Beste machen. Er riet ihnen: "Baut euch Häuser ... Legt euch Gärten an ... Seid um das Wohl der Städte besorgt, in die ich euch verbannt habe, und betet für sie! Denn wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch euch gut." (Jeremia 29,5-7 GNB) Bestrafung Falscher Propheten MUOT 296 2 Unter den Irrlehrern in Babylon gab es zwei Männer, die sich heilig nannten, jedoch ein unehrenhaftes Leben führten. Jeremia hatte den bösen Lebenswandel der beiden verurteilt und sie vor schlimmen Folgen gewarnt. Verärgert über diese Rügen wollten sie sich dem Werk des wahren Propheten widersetzen, indem sie das Volk dazu aufhetzten, dessen Worte anzuzweifeln und den Rat zur Unterwerfung unter die Herrschaft von Babylon zu missachten. Das beantwortete der Herr mit der Weissagung Jeremias, dass diese falschen Propheten Nebukadnezar ausgeliefert und öffentlich hingerichtet werden sollten. Bald darauf erfüllte sich diese Voraussage buchstäblich (vgl. Jeremia 28,12-17; 29,21-23). MUOT 296 3 Bis zum Ende der Welt werden Männer aufstehen, die unter den Verehrern des wahren Gottes Verwirrung und sogar Aufruhr stiften wollen. Die Lügenpropheten werden den Menschen vorgaukeln, dass man die Sünde auf die leichte Schulter nehmen könne. Und wenn die traurigen Folgen ihres bösen Treibens offensichtlich werden, gibt man womöglich demjenigen die Schuld, der sie gewissenhaft gewarnt hat - genauso wie die Juden Jeremia für ihr Unglück verantwortlich machten. Aber so sicher, wie sich die Worte Jahwes durch seine Propheten in alter Zeit bewahrheitet haben, wird sich die Zuverlässigkeit seiner Botschaften auch heute erweisen. Jeremias Warnungen An Die Nachbarvölker MUOT 297 1 Von Beginn an riet Jeremia beharrlich, sich den Babyloniern zu unterwerfen. Diesen Rat gab er nicht nur Juda, sondern auch vielen benachbarten Völkern. In der ersten Zeit seiner Regierung suchten Gesandte aus Edom, Moab, Tyrus und anderen Völkern den König Zedekia auf. Sie wollten von ihm erfahren, ob er die Zeit zu einem gemeinsamen Aufstand für günstig halte, und ob er sich mit ihnen im Krieg gegen den König von Babylon verbünden wollte. MUOT 297 2 Noch während diese Abgesandten auf eine Antwort warteten, erging folgendes Wort des Herrn an Jeremia: "Mach dir aus Stricken und Stäben ein Joch und befestige es auf deinem Nacken. Sende dann eine Botschaft an die Könige von Edom, Moab, Ammon, Tyrus und Sidon über ihre Abgesandten, die sich zurzeit bei König Zedekia in Jerusalem aufhalten." (Jeremia 27,2.3 NLB) MUOT 297 3 Jeremia sollte die Gesandten wissen lassen, dass sie ihre Herrscher von der Absicht Gottes unterrichten, dass Gott sie alle in die Hand von Nebukad- nezar gegeben hatte. "Alle Völker sollen ihm, seinem Sohn und auch seinem Enkel dienen müssen, bis auch für sein Reich das Ende gekommen ist." (Je- remia 27,7 NLB) MUOT 297 4 Ferner sollten sie ihren Herrschern ausrichten, dass sie im Fall der Weigerung, dem babylonischen König zu dienen, "mit Krieg, Hungersnot und der Pest" bis zur Vernichtung bestraft würden. Insbesondere sollten sie nicht auf die falschen Propheten hören, die zu einem anderen Kurs rieten. "Hört deshalb nicht auf eure Propheten, eure Wahrsager, Zeichendeuter und Zauberer, auch nicht auf eure Träume, die sagen: ›Ihr werdet dem babylonischen König nicht dienen müssen.‹ Das, was sie euch weissagen, ist nichts als Lüge. Wegen dieser Lügenworte tragen sie die Schuld daran, dass ihr in die Verbannung geführt und dann von mir verstoßen werdet und umkommt. Dem Volk aber, das sich unter das Joch des babylonischen Königs beugt und ihm dient, werde ich ein ruhiges Leben in der Heimat gewähren, damit es sein Land bebauen und darin leben kann." (Jeremia 27,8-11 NLB) Die leichteste Strafe, die Gott in seiner Gnade einem so widerspenstigen Volk auferlegen konnte, war die Unterwerfung unter die Herrschaft von Babylon. Lehnte es sich jedoch gegen diese Verordnung zur Knechtschaft auf, müsste es die ganze Härte der Züchtigung Gottes über sich ergehen lassen. MUOT 298 1 Die Verwunderung unter den versammelten Räten der Völker kannte keine Grenzen, als Jeremia das Joch der Unterwerfung auf seinem Nacken trug und ihnen den Willen Gottes verkündete. Widerspruch Gegen Jeremia MUOT 298 2 Gegen den entschlossenen Widerstand setzte sich Jeremia unbeirrt für eine Politik der Unterwerfung ein. Unter denen, die sich anmaßten, dem Rat des Herrn zu widersprechen, ragte Hananja hervor, einer der falschen Propheten, vor denen das Volk gewarnt worden war. Da er dadurch die Gunst des Königs und dessen Gefolge zu gewinnen meinte, protestierte er lautstark und behauptete, Gott hätte ihm Worte der Ermutigung für die Juden eingegeben: "So spricht der Gott Israels, der Herrscher der Welt: ›Ich zerbreche das Joch des Königs von Babylonien! Noch genau zwei Jahre, dann bringe ich alle heiligen Geräte des Tempels, die Nebukadnezar von hier nach Babylonien geschafft hat, an diesen Ort zurück. Auch König Jojachin von Juda und alle anderen, die aus Juda nach Babylonien verschleppt worden sind, bringe ich zurück. Denn ich will das Joch des Königs von Babylonien zerbrechen.‹ Das sagt der Herr." (Jeremia 28,2-4 GNB) MUOT 298 3 In Anwesenheit der Priester und des Volkes bat Jeremia ernstlich, sich für den vom Herrn bestimmten Zeitraum dem König von Babylon zu unterwerfen. Er erinnerte die Juden an die Weissagungen von Hosea, Habakuk, Zefanja und anderen Propheten, deren Tadel und Warnungen ähnlich gelautet hatten. Dabei wies er sie auf Ereignisse in der Vergangenheit hin, durch die sich erfüllt hatte, was als Vergeltung für unbereute Sünden prophezeit worden war. "Wenn ein Prophet aber Glück und Frieden verheißt", schloss Jeremia, "muss man abwarten, ob seine Weissagungen in Erfüllung gehen. Erst dann kann man sicher sein, dass er wirklich vom Herrn beauftragt ist." (Jeremia 28,9 NLB) Falls sich Israel auf das Wagnis einließe, würden künftige Entwicklungen eindeutig klären, wer der wahre Prophet sei. MUOT 298 4 Die Worte Jeremias, der zu einer Unterwerfung riet, erregten Hananja, der die Zuverlässigkeit der Botschaft dreist in Frage stellte. Er nahm das symbolische Joch vom Hals des Jeremia, zerbrach es und sagte: ">So spricht der Herr: Genauso will ich, noch bevor zwei Jahre vergangen sind, das Joch des babylonischen Königs zerbrechen und vom Nacken aller Völker wegnehmen.‹ Daraufhin verließ der Prophet Jeremia den Tempel." (Jeremia 28,11 NLB) Anscheinend bevorzugte er einen Rückzug vom Schauplatz der Auseinandersetzung. MUOT 299 1 Aber Jeremia bekam eine weitere Botschaft aufgetragen: "Geh und sage zu Hananja: ›So spricht der Herr: Du hast ein hölzernes Joch zerbrochen, aber an seine Stelle will ich ein Joch aus Eisen legen. Denn der Herr, der Allmächtige, der Gott Israels, spricht: Ich lege all diesen Völkern ein eisernes Joch auf ihren Nacken, damit sie Nebukadnezar, dem König von Babel, dienen. Sie werden ihm dienen müssen ...‹ Dann sagte der Prophet Jeremia zu Hananja: Höre, Hananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, aber du hast dafür gesorgt, dass das Volk einer Lüge vertraut. Deshalb sagt dir der Herr: ›Weil du das getan hast, will ich dich vom Erdboden beseitigen. Dieses Jahr noch wirst du sterben, weil du die Menschen zum Ungehorsam gegen den Herrn herausgefordert hast.‹ Zwei Monate später, im selben Jahr im siebten Monat, starb Hananja." (Jeremia 28,13-17 NLB) MUOT 299 2 Der falsche Prophet hatte den Unglauben des Volkes an Jeremia und dessen Botschaft bestärkt. In böser Absicht hatte er sich selbst als Gesandten des Herrn ausgegeben und erlitt infolgedessen bereits zwei Monate später den angekündigten Tod. Zedekias Falscher Eid MUOT 299 3 Die Unruhe, die durch die Aussagen der falschen Propheten entstand, brachte Zedekia in den Verdacht des Verrats. Nur durch ein entschlossenes Handeln seinerseits wurde ihm erlaubt, weiterhin als Vasall zu regieren. Gelegenheit für ein solches Handeln bot sich kurz nach der Rückreise der Gesandten aus Jerusalem in die benachbarten Staaten, als der König von Juda in Begleitung von Seraja in einer wichtigen Mission nach Babylon reiste (vgl. Jeremia 51,59). Anlässlich dieses Besuchs am babylonischen Hof erneuerte Zedekia vor Nebukadnezar seinen Treueid. MUOT 299 4 Durch Daniel und andere verschleppte Israeliten hatte der babylonische Herrscher die Macht und die Überlegenheit des wahren Gottes kennengelernt. Als nun Zedekia noch einmal feierlich Treue gelobte, forderte ihn Ne- bukadnezar auf, dies im Namen Jahwes, des Gottes von Israel, zu tun. Hätte Zedekia die Erneuerung seines Bündnisses ernst genommen, hätte seine Treue einen tiefen Einfluss auf viele Menschen ausgeübt, die das Verhalten jener beobachteten, die bekannten, den Namen des Gottes von Israel zu verehren und für dessen Ehre einzutreten. MUOT 299 5 Aber der König von Juda nutzte nicht die hervorragende Gelegenheit, dem Namen des lebendigen Gottes Ehre zu erweisen. Von ihm wird berichtet: "Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, missfiel, und weigerte sich, vor dem Propheten Jeremia Buße zu tun, der im Namen des Herrn zu ihm sprach. Zugleich lehnte er sich auch gegen König Nebukadnezar auf, obwohl er vor ihm im Namen Gottes geschworen hatte. Zedekia war ein hartherziger, widerspenstiger Mann, der sich weigerte, zum Herrn, dem Gott Israels, umzukehren." (2. Chronik 36,12.13 NLB) Hesekiels Botschaften In Babylon MUOT 300 1 Während Jeremia weiterhin in Judäa Zeugnis ablegte, wurde unter den Verbannten in Babylon der Prophet Hesekiel berufen. Er sollte sie warnen und trösten und die Botschaft des Herrn bestätigen, die Jeremia verkündet hatte. Während der restlichen Regierungsjahre von Zedekia machte Hesekiel sehr deutlich, wie töricht es war, den falschen Aussagen jener zu vertrauen, die den Gefangenen die Hoffnung auf eine frühe Rückkehr nach Jerusalem einflößten. Er sollte auch durch verschiedene Symbole und ernste Botschaften die Belagerung und die völlige Zerstörung von Jerusalem vorhersagen. MUOT 300 2 Im sechsten Jahr der Herrschaft von Zedekia offenbarte der Herr Hesekiel im Gesicht einige der Gräuel, die in Jerusalem und am Tempel, ja sogar im Innenhof verübt wurden. Alle Kultstätten und die dargestellten Götzen - "allerlei Abbilder von Kriechtieren und Vieh ... und allerlei Götzen des Hauses Israel ringsherum auf der Wand" (Hesekiel 8,10 Elb.) - zogen in rascher Folge vor dem erstaunten Blick des Propheten vorüber. MUOT 300 3 Jene, die geistliche Führer des Volkes hätten sein sollen, "70 Männer von den Ältesten des Hauses Israel", sah er vor den Götzenbildern, die in verborgenen Kammern im heiligen Tempelbezirk untergebracht waren, Weihrauch opfern. Diese Männer von Juda trieben heidnische Abgötterei und bildeten sich ein: "Der Herr sieht uns nicht, der Herr hat das Land verlassen." (Hese- kiel 8,11.12) MUOT 300 4 Der Prophet bekam aber noch "größere Gräuel" zu sehen: Bei einem Tor, das vom äußeren zum inneren Vorhof führte, erblickte er "Frauen, die den Tammus beweinten". Und im "inneren Vorhof am Hause des Herrn ... vor dem Eingang zum Tempel des Herrn, zwischen der Vorhalle und dem Altar, standen etwa fünfundzwanzig Männer, die ihren Rücken gegen den Tempel des Herrn und ihr Gesicht gegen Osten gewendet hatten. Sie beteten gegen Osten die Sonne an" (Hesekiel 8,13-16). MUOT 300 5 Das herrliche Wesen, das Hesekiel bei seiner erstaunlichen Vision über die gottlose Obrigkeit begleitete, fragte den Propheten: "Hast du das gesehen, Menschenkind? ... Ist es für die Bewohner von Juda denn zu wenig, diese abscheulichen Taten hier zu begehen? Müssen sie auch noch das Land mit Gewalttätigkeit füllen und mich ständig missachten? ... Aber ich werde meinem Zorn freien Lauf lassen. Ich werde sie nicht verschonen und kein Mitleid mit ihnen haben. Selbst wenn sie laut zu mir schreien, werde ich sie nicht erhören." (Hesekiel 8,17.18 NLB) MUOT 301 1 Von den gottlosen Männern, die es wagten, in Gottes Namen vermessen vor das Volk zu treten, hatte der Herr durch Jeremia gesagt: "Selbst Propheten und Priester sind ruchlos. Sogar in meinem Haus habe ich ihre Bosheit gefunden." (Jeremia 23,11 Elb.) In der schrecklichen Anklage gegen Juda wurde der Vorwurf, die Heiligkeit des Tempels entweiht zu haben, wiederholt, wie der Chronist über die Regierungszeit von Zedekia schrieb: "Auch die führenden Männer der Priesterschaft und des Volkes trieben es mit ihrer Untreue gegenüber dem Herrn immer schlimmer. Sie folgten den abscheulichen Bräuchen der anderen Völker und entweihten den Tempel in Jerusalem, den der Herr doch zu seinem Eigentum erklärt hatte." (2. Chronik 36,14 GNB) Das Ende Des Königreiches Juda Naht MUOT 301 2 Der Tag des Unheils für das Königreich Juda nahte schnell. Der Herr konnte sie nicht länger hoffen lassen, dass er seine strengsten Strafgerichte abwenden werde. "Solltet ihr etwa ungestraft bleiben?" fragte er. "Ihr werdet nicht ungestraft bleiben." (Jeremia 25,29b Elb.) MUOT 301 3 Selbst diese Worte wurden mit Hohn und Spott aufgenommen. "Die Zeit vergeht, und es wird nichts aus allen Weissagungen", erklärten die Verstockten (Hesekiel 12,22b NLB). Aber Hesekiel rügte mit gebotener Schärfe die Ablehnung der verlässlichen Prophezeiungen: "Darum sag ihnen: ›So spricht Gott, der Herr: Ich mache diesem Sprichwort ein Ende; es wird in Israel nicht mehr im Munde geführt werden.‹ Sag ihnen stattdessen: ›Die Zeit ist gekommen, in der sich jede Weissagung erfüllt!‹ In Israel soll es keine falschen Visionen und erlogenen Weissagungen mehr geben. Denn ich bin der Herr! Was ich ankündige, tritt ein. Es wird keinen Aufschub mehr geben. Noch zu euren Lebzeiten, du widerspenstiges Volk, werde ich etwas ankündigen und es dann ausführen, spricht Gott, der Herr. Danach erhielt ich diese Botschaft vom Herrn: ›Menschenkind, das Volk Israel sagt: ,Seine Visionen, die er sah, werden erst nach langer Zeit wahr werden. Und seine Weissagungen werden sich erst viel später erfüllen.' Deshalb sag ihnen: ,So spricht Gott, der Herr: Keines meiner Worte wird mehr lange auf sich warten lassen! Ich werde alles, was ich angekündigt habe, sogleich erfüllen! Ich, Gott, der Herr, habe gesprochen!!" (Hesekiel 12, 23-28 NLB) MUOT 302 1 Der Hauptverantwortliche für den raschen Untergang der Nation war König Zedekia. Er schlug alle Ratschläge des Herrn in den Wind, vergaß seine Dankesschuld gegenüber Nebukadnezar, brach seinen Vasalleneid, den er im Namen des Gottes Israels feierlich geschworen hatte, und lehnte sich gegen die Propheten auf, gegen seinen Wohltäter und gegen seinen Gott. In selbstgefälligem Vertrauen auf die eigene Weisheit wandte er sich hilfesuchend an den alten Feind eines einstmals blühenden Israel. "Er schickte ... Botschafter nach Ägypten und bat um ein großes Heer und viele Pferde. Wird er damit Erfolg haben? Wird jemand, der so etwas tut, bestehen?" So stellte der Herr den Verräter der heiligen Berufung in Frage. "Kann jemand mit einem Eidbruch davonkommen? So wahr ich lebe, spricht Gott, der Herr: Im Land des Königs, der ihn einsetzte und dessen Eid er verachtete und dessen Vertrag er brach, in Babel, wird er sterben. Und der Pharao wird ihm nicht mit einem mächtigen Heer und vielen Soldaten im Krieg beistehen, wenn man einen Wall aufschüttet und Belagerungsgeräte heranschafft, um vielen Menschen das Leben zu nehmen. Er hat den Eid verachtet und den Vertrag gebrochen, obwohl er geschworen hat, ihn zu halten; weil er all das getan hat, wird er seiner Strafe nicht entkommen." (Hesekiel 17, 15-18 NLB) MUOT 302 2 Für den unheiligen, gottlosen Fürsten von Israel (vgl. Hesekiel 21,30 NLB) war der Tag der Abrechnung gekommen. "Weg mit der Stirnbinde und herunter mit der Krone!", ordnete der Herr an (Hesekiel 21,31 NLB). Erst wenn Christus selbst sein Reich aufrichtet, darf Juda wieder einen König haben. "Zu Trümmern, zu Trümmern, zu Trümmern will ich sie machen ...", lautete Gottes Entscheidung über den Thron Davids. "Bis der kommt, der das Recht hat; dem will ich es geben." (Hesekiel 21,32) ------------------------Kapitel 37 - Nach Babylon In Die Gefangenschaft MUOT 303 0 Jeremia 37 bis 39; 43,1-7 und 52 (bzw. 2. Könige 25). MUOT 303 1 "Zedekia lehnte sich gegen die Herrschaft des babylonischen Königs auf Darum zog Nebukadnezar mit seinem ganzen Heer nach Jerusalem, um die Stadt anzugreifen. Im 9. Regierungsjahr Zedekias ... begannen die Babylonier mit der Belagerung Jerusalems." (Jeremia 52,3b.4 Hfa; vgl. 2. Könige 25,1) Die Aussichten für Juda waren hoffnungslos. "Ich will gegen dich vorgehen", verkündete der Herr durch Hesekiel, "ich werde mein Schwert aus seiner Scheide ziehen, um den Gerechten wie den Gottlosen bei dir auszulöschen . es wird nicht mehr in seine Scheide zurückkehren . Jedes Herz [wird] verzagen, und alle Hände werden herabsinken ... Ich werde meinen Groll über dich ausgießen und das Feuer meines Zorns gegen dich anfachen. Ich werde dich grausamen Menschen ausliefern, deren Handwerk das Töten ist" (Hesekiel 21,8.10b.12b.36 NLB). MUOT 303 2 Die Ägypter rückten vor, um die belagerte Hauptstadt zu befreien. Um sie davon abzuhalten, gaben die Babylonier die Belagerung von Jerusalem für einige Zeit auf. Das veranlasste Zedekia zu neuer Hoffnung. Er sandte einen Boten zu Jeremia mit der Bitte, für das jüdische Volk zu beten. MUOT 303 3 Die furchterregende Antwort des Propheten lautete, dass die Babylonier zurückkehren und die Stadt zerstören würden. Das Machtwort Gottes war endgültig. Die unbußfertige Nation konnte die göttlichen Strafgerichte nicht mehr abwenden. "Redet euch nicht ein, die Babylonier würden endgültig abziehen!", warnte der Herr sein Volk. "Sie werden nicht abziehen. Selbst wenn ihr das ganze babylonische Heer in die Flucht schlagen könntet und nur ein paar Verwundete in ihren Zelten zurückblieben, sie würden aufstehen und diese Stadt niederbrennen!" (Jeremia 37,9.10 GNB) Der Überrest von Juda sollte in die Gefangenschaft gehen, um durch Not das zu lernen, was er unter günstigeren Verhältnissen nicht hatte lernen wollen. Gegen diesen Erlass des heiligen Wächters (vgl. Dan 4,10) gab es keine Berufung. Die Rettung Der Bundeslade MUOT 304 1 Es gab in Jerusalem noch ein paar Rechtschaffene, denen die göttliche Absicht klargemacht worden war. Sie waren entschlossen, die heilige Bundeslade dem Zugriff roher Hände zu entziehen, denn sie enthielt die Steintafeln, auf denen die Zehn Gebote aufgezeichnet waren. Diesen Plan führten sie aus. Traurig und betrübt verbargen sie die Bundeslade in einer Höhle, wo sie vor dem Volk Israel und vor Juda wegen deren Sünden verborgen bleiben und nicht mehr an sie zurückgegeben werden sollte (vgl. 2. Makkabäer 2,4-7). Die Bundeslade ist immer noch in ihrem Versteck. Seitdem sie verborgen wurde, ist sie nie in ihrer Ruhe gestört worden. Jeremia Wird Ins Gefängnis Geworfen MUOT 304 2 Viele Jahre lang hatte Jeremia als treuer Zeuge Gottes unter dem Volk gewirkt. Als nun die zum Untergang verdammte Stadt bald in die Hände der Heiden fallen sollte, sah er seine Arbeit als erledigt an und wollte Jerusalem verlassen. Doch der Sohn eines falschen Propheten hinderte ihn daran und behauptete, Jeremia wolle zu den Babyloniern überlaufen, weil er die Juden wiederholt gedrängt habe, sich ihnen zu ergeben. Der Prophet wies die erlogene Beschuldigung zwar zurück, doch "die Oberen wurden zornig über Jeremia und ließen ihn schlagen und warfen ihn ins Gefängnis" (Jeremia 37,15a). MUOT 304 3 Die Hoffnung, die bei den Fürsten und beim Volk aufgekommen war, als sich die Heere von Nebukadnezar nach Süden wandten, um den Ägyptern entgegenzutreten, erwies sich bald als grundlos. Das Wort des Herrn lautete: "Ich werde gegen dich vorgehen, Pharao, König von Ägypten." (Hesekiel 29,3a NLB) Man konnte die Macht der Ägypter nur noch mit einem zerbrochenen Schilfrohr vergleichen. "Alle Bewohner von Ägypten werden dann erkennen, dass ich der Herr bin, denn du bist für das Volk der Israeliten eine Stütze aus Schilfrohr gewesen." (Hesekiel 29,6 NLB) "Ich mache die Arme des Königs von Babel stark, die Arme des Pharao aber werden herabsinken. Und wenn ich dem König von Babel mein Schwert in die Hände lege und er es gegen Ägypten erhebt, werden sie erkennen, dass ich der Herr bin." (Hesekiel 30,25 NLB) Zedekia Befragt Jeremia MUOT 304 4 Während die Fürsten von Juda vergeblich hilfesuchend nach Ägypten blickten, dachte König Zedekia voll banger Vorahnung an den Propheten Gottes, den man ins Gefängnis geworfen hatte. Nach etlichen Tagen rief ihn der König heimlich zu sich und fragte ihn: "Hast du eine neue Botschaft vom Herrn?" Jeremia antwortete: ">Ja ... Du wirst der Gewalt des babylonischen Königs ausgeliefert werden.‹ Dann fragte Jeremia den König: ›Welches Verbrechen habe ich begangen? Habe ich mich gegen dich, gegen deine Minister oder gegen das Volk in irgendeiner Weise falsch verhalten? Oder warum hast du mich ins Gefängnis werfen lassen? Wo sind jetzt deine Propheten, die dir fest zugesagt haben, dass der babylonische König weder dich noch dein Land angreifen wird? Nun bitte ich dich um eines, mein Herr und König: Lass mich nicht in das Verlies im Haus des Schreibers Jonatan zurückbringen, denn dort müsste ich mit Sicherheit sterben.‹ Da befahl König Zedekia, Jeremia statt im Verlies im Wachhof gefangen zu halten. Der König ordnete auch an, dass Jeremia jeden Tag einen Laib Brot aus der Bäckergasse erhalten sollte, solange es noch Nahrung in der Stadt gab. So blieb Jeremia im Wachhof." (Jeremia 37,17-21 NLB) MUOT 305 1 Der König wagte es nicht, offen zu zeigen, dass er etwas von Jeremia hielt. Aus Angst suchte er privat bei ihm Auskunft, aber er war nicht mannhaft genug, um der Missbilligung seiner Fürsten und des Volkes zu trotzen und sich dem Willen Gottes zu fügen, den ihm der Prophet verkündigt hatte. Jeremia Fordert Unverdrossen Zur Unterwerfung Auf MUOT 305 2 Vom Gefängnishof aus rief Jeremia weiterhin zur Unterwerfung unter die babylonische Herrschaft auf. Widerstand bedeute den sicheren Tod. Die Botschaft des Herrn für Juda lautete: "Wer in Jerusalem bleibt, kommt durch Krieg, Hungersnot oder Pest um. Wer sich aber den Babyloniern ergibt, soll am Leben bleiben und in Sicherheit sein." Die Worte des Propheten waren klar und deutlich. Mutig erklärte er im Namen des Herrn: "Die Stadt Jerusalem wird mit Sicherheit der Gewalt des Heeres des babylonischen Königs ausgeliefert werden. Ja, jener wird Jerusalem erobern." (Jeremia 38,2.3 NLB) MUOT 305 3 Wütend über die wiederholten Ratschläge von Jeremia, die ihrer eigenen Widerstandspolitik entgegenstanden, legten die Fürsten schließlich heftige Beschwerde beim König ein. Sie behaupteten, der Prophet sei ein Staatsfeind, der mit seinen Reden das Volk entmutige und ins Unglück stürze, weshalb er hingerichtet werden solle. MUOT 305 4 Der feige König wusste, dass die Beschuldigungen falsch waren. Um jedoch jene, die hohe und einflussreiche Stellungen innehatten, günstig zu stimmen, tat er so, als glaubte er ihren Lügen, und übergab ihnen Jeremia, damit sie nach ihrem Gutdünken mit ihm verfahren konnten. "Da holten die Minister Jeremia aus seiner Zelle und ließen ihn an Seilen in die Zisterne des Prinzen Malkija hinab, die sich im Wachhof befand. Es war kein Wasser in der Zisterne, sondern Schlamm, in den Jeremia einsank." (Jeremia 38,6 NLB) Aber Gott erweckte ihm Freunde, die seinetwegen ein Gesuch an den König richteten. Daraufhin wurde er in den Wachhof zurückgebracht. Eine Letzte Unterredung MUOT 306 1 Noch einmal ließ der König Jeremia heimlich zu sich holen und forderte ihn auf, ihm Gottes Absicht mit Jerusalem wahrheitsgetreu zu berichten. Je- remia antwortete: "Wenn ich dir die Wahrheit sage, lässt du mich bestimmt töten. Und auf meinen Rat hörst du ohnehin nicht." Der König traf daraufhin eine geheime Abmachung mit dem Propheten: "So wahr der Herr, der uns geschaffen hat, lebt: Ich lasse dich nicht töten und liefere dich auch nicht den Männern aus, die dich umbringen wollen." (Jeremia 38,15.16 NLB) MUOT 306 2 Der König hatte immer noch Gelegenheit zu zeigen, dass er die Warnungen Jahwes ernst nahm und somit die Strafgerichte abmildern konnte, die nun über die Stadt und die Nation hereinbrechen sollten. Die Botschaft an den König lautete: "Wenn du dich den babylonischen Heerführern ergibst, wirst du nicht getötet werden, und die Stadt soll nicht niedergebrannt werden. Ja, du und deine Familie sollen in diesem Fall am Leben bleiben. Solltest du dich aber den babylonischen Heerführern nicht ergeben, fällt diese Stadt den Babyloniern in die Hände - sie werden sie vollständig niederbrennen. Und du wirst ihnen nicht entkommen können." (Jeremia 38,17.18 NLB) MUOT 306 3 ">Aber ich habe Angst, mich zu ergeben‹, sagte der König, ›man könnte mich den Judäern ausliefern, die schon vor einiger Zeit zu den Babyloniern übergelaufen sind. Wer weiß, was diese mir antun würden?‹ Jeremia antwortete: ›Nein, du wirst ihnen nicht ausgeliefert werden. Höre bei meinen Worten doch auf das, was der Herr dir sagt, dann wirst du am Leben bleiben - ja, es soll dir gut gehen.‹" (Jeremia 38,19.20 NLB) MUOT 306 4 So machte Gott sogar noch in letzter Stunde deutlich, dass er bereit war, denen Gnade zu erweisen, die sich seinen gerechten Bedingungen unterwerfen wollten. Hätte der König gehorcht, wäre das Leben des Volkes womöglich verschont geblieben, und Jerusalem wäre der Vernichtung durch Feuer entgangen. Aber Zedekia meinte, er sei zu weit gegangen, um umzukehren. Er hatte Angst vor den Juden, Angst vor Spott, Angst um sein Leben. Nach Jahren der Auflehnung gegen Gott hielt er es für unter seiner Würde, vor seinem Volk zuzugeben: Ich nehme das Wort des Herrn an, wie er es durch den Propheten Jeremia ausgesprochen hat; angesichts all dieser Warnungen wage ich keinen Krieg mit dem Feind. MUOT 307 1 Unter Tränen bat Jeremia den König, sich und sein Volk zu retten. Unter Seelenqual versicherte er ihm, dass er nicht mit dem Leben davonkommen werde, wenn er den Rat Gottes missachtete. Sein Besitz werde an die Babylonier fallen. MUOT 307 2 Aber der König hatte den falschen Weg eingeschlagen und wollte nicht mehr umkehren. Er entschied sich, dem Rat der falschen Propheten und jener Männer zu folgen, die er eigentlich verachtete und die ihrerseits den Schwächling belächelten, der so willig auf ihre Wünsche einging. Er opferte seine kostbare Freiheit und Menschenwürde und wurde zum Sklaven der öffentlichen Meinung. Zwar hatte er nicht absichtlich Böses vor, doch um das Rechte zu tun, fehlte ihm die Entschlossenheit. Er war vom Wert des Rates von Jeremia überzeugt, aber er besaß nicht das moralische Rückgrat zum Gehorsam. Die Folge war, dass er stetig in die falsche Richtung weitermarschierte. MUOT 307 3 Der König traute sich nicht einmal, seinen Höflingen und seinem Volk zu erzählen, dass er mit Jeremia eine Unterredung gehabt hatte - so sehr nahm ihn die Angst vor Menschen in Beschlag. Was für eine Zerstörung hätte abgewendet werden können, wenn Zedekia mutig erklärt hätte, er glaube den Worten des Propheten, die schon teilweise in Erfüllung gegangen waren! Er hätte sagen sollen: "Ich will dem Herrn gehorchen und die Stadt vor dem völligen Untergang retten. Menschenfurcht oder Menschengunst sollen mich nicht dazu verleiten, die Befehle Gottes zu missachten. Ich liebe die Wahrheit, hasse die Sünde und will dem Rat des Mächtigen in Israel folgen." MUOT 307 4 Einen solchen Mut hätte das Volk geachtet, und die Unentschlossenen hätten sich fest auf die Seite des Rechts gestellt. Gerade die Unerschrockenheit und Rechtmäßigkeit eines solchen Verhaltens hätte seine Untertanen mit Bewunderung erfüllt und sie bewogen, treu zu ihm zu stehen. Er hatte genügend Unterstützung bekommen, und Juda wäre das unermessliche Leid des Blutbades, der Hungersnot und der Feuersbrunst erspart geblieben. Ein Ende Mit Schrecken MUOT 307 5 Die Schwäche Zedekias war eine Sünde, für die er furchtbar bezahlen musste. Der Feind fegte wie eine unaufhaltsame Lawine daher und verwüstete die Stadt. Die israelitischen Kriegsleute flohen und wurden zerstreut; die Nation war erobert. König Zedekia wurde gefangengenommen, seine Söhne wurden vor seinen Augen erschlagen. Ihn führte man gefangen aus Jerusalem weg, seine Augen wurden ausgestochen, und nachdem er in Babylon angekommen war, ging er elend zugrunde (vgl. Jeremia 52,7-11). Der herrliche Tempel, der über vier Jahrhunderte den Gipfel des Berges Zion gekrönt hatte, wurde von den Babyloniern nicht verschont. "Dann legten sie Feuer an das Haus Gottes, rissen die Jerusalemer Stadtmauer ein, brannten alle Paläste nieder und zerstörten alle kostbaren Gerätschaften." (2. Chronik 36,19 NLB) MUOT 308 1 Als Jerusalem endgültig fiel, hatten viele den Horror der fast zweijährigen Belagerung zwar überlebt, kamen aber nun durch das Schwert um. Von den Übriggebliebenen wurden einige - insbesondere der Hohepriester, Regierungsbeamte und die Fürsten des Reiches - nach Babylon abgeführt und dort als Verräter hingerichtet. "Den Rest der Bewohner, die den Kampf überlebt hatten, ließ Nebukadnezar nach Babylonien wegführen. Dort mussten sie ihm und auch noch seinen Nachkommen als Sklaven dienen, bis die Perser an die Herrschaft kamen. Damit ging in Erfüllung, was der Herr durch den Propheten Jeremia vorausgesagt hatte: ›Das Land soll 70 Jahre lang brachliegen, bis alle Sabbatjahre nachgeholt sind, die Israel nicht eingehalten hat.‹" (2. Chronik 36,20.21 GNB). Jeremia Bleibt Verschont MUOT 308 2 Über Jeremia wird berichtet: "König Nebukadnezar hatte Nebusaradan in Bezug auf Jeremia eine besondere Anweisung erteilt: ›Achte darauf, dass Jeremia nichts zustößt. Tu ihm ja nichts an; stattdessen erfülle ihm jeden Wunsch, den er äußern wird.‹" (Jeremia 39,11.12 NLB) MUOT 308 3 Nachdem ihn die babylonischen Beamten aus dem Gefängnis befreit hatten, zog es der Prophet vor, sein Los mit dem "Teil der ärmsten Leute" in Juda zu teilen, die von den Babyloniern zurückgelassen worden waren, "um die Weingärten und Felder zu bestellen" (2. Könige 25,12 NLB). Über diese setzten die Babylonier Gedalja als Statthalter ein. Nur einige Monate vergingen, da wurde der neu ernannte Statthalter auf verräterische Weise erschlagen. Die armen Leute, die viele Prüfungen über sich hatten ergehen lassen müssen, wurden nun von den selbst ernannten Führern überredet, in Ägypten Zuflucht zu suchen. MUOT 308 4 Gegen diesen Plan erhob Jeremia seine Stimme: "Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen." (Jeremia 43,2c; vgl. Kap. 42,19) Aber man hörte nicht auf den göttlichen Rat, und "die Leute aus Juda, die zuerst in die Nachbarländer geflohen und dann zurückgekehrt waren ... Männer, Frauen und Kinder ... [brachen] gegen den Befehl des Herrn ... auf und kamen nach Tachpanhes an der ägyptischen Grenze" (Jeremia 43,5-7 GNB). MUOT 308 5 Jeremia prophezeite den Übrigen, die gegen Nebukadnezar rebellierten und nach Ägypten flohen, nicht nur Unglück. Es gab auch Verheißungen der Vergebung für solche, die ihre Torheit bereuten und zur Umkehr bereit waren. Während der Herr diejenigen nicht verschonen wollte, die sich entgegen seinem Rat den verführerischen Einflüssen des ägyptischen Götzendienstes zuwandten, wollte er denen gnädig sein, die ihm treu blieben. "Eine geringe Anzahl Judäer soll dem Schwert und dem Hungertod in Ägypten entkommen und nach Hause zurückkehren. Dann wird es für den Überrest der Judäer, die nach Ägypten geflohen sind, klar auf der Hand liegen, wessen Worte wahr sind, meine oder ihre!" (Jeremia 44,28 NLB) Die Klagelieder Jeremias MUOT 309 1 Seinen Kummer über die abgrundtiefe Verderbtheit derer, die das geistliche Licht der Welt hätten sein sollen, und seinen Schmerz über das Schicksal von Zion und über das Volk, das gefangen nach Babylon geführt wurde, brachte der Prophet in seinen Klageliedern zum Ausdruck. Sie sollen daran erinnern, wie töricht es ist, sich um menschlicher Weisheit willen vom Rat des Herrn abzuwenden. Trotz des Untergangs konnte Jeremia noch sagen: "Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben." Sein beständiges Gebet lautete: "Lasst uns unser Leben überprüfen und wieder umkehren zu dem Herrn!" (Klagelieder 3,22.40 GNB) MUOT 309 2 Als Juda noch als Königreich bestand, hatte Jeremia Gott gefragt: "Hast du denn Juda verworfen oder einen Abscheu gegen Zion?" Er war mutig genug zu bitten: "Aber um deines Namens willen verwirf uns nicht!" (Jeremia 14,19.21) Weil der Prophet völlig überzeugt war, dass es Gottes ewige Absicht war, aus einem Durcheinander Ordnung zu schaffen und den Völkern der Erde und dem ganzen Universum seine Gerechtigkeit und Liebe zu offenbaren, war er vertrauensvoll für die eingetreten, die sich von der Bosheit zur Rechtschaffenheit bekehren könnten. MUOT 309 3 Nun aber war Jerusalem völlig zerstört. Das Volk Gottes war in Gefangenschaft. Von Kummer überwältigt, rief der Prophet aus: "Ach, wie einsam ist die Stadt geworden, die früher voller Menschen war! Einst war sie bei allen Völkern geachtet, jetzt gleicht sie einer schutzlosen Witwe. Sie, die Herrin über viele Länder, muss nun als Sklavin Frondienst leisten. Sie weint und klagt die ganze Nacht, Tränen laufen ihr über die Wangen. Von den Liebhabern, die sie einst begehrten, kommt nicht einer, um sie zu trösten. Alle Freunde sind ihr untreu geworden und haben sich gegen sie gewandt. Nach langer Zeit der Not und Bedrängnis wurden die Leute von Juda weggeführt. Die Verfolger trieben sie in die Enge und setzten ihnen grausam zu. Unter fremden Völkern müssen sie wohnen und können nirgendwo Ruhe finden. Die Wege zum Zionsberg liegen verlassen; sie trauern, weil niemand zum Fest kommt. Die Tore der Stadt sind trostlose Trümmer, die Priester des Tempels seufzen vor Gram, bedrückt sind die Mädchen, die früher dort sangen, Jerusalem selbst leidet tödliche Qualen. Die Feinde sind auf dem Gipfel des Glücks. Sie haben endlich erreicht, was sie wollten. Der Herr hat der Stadt dieses Leid geschickt als Strafe für ihre vielen Vergehen. Ihre Kinder hat der Feind geraubt und als Gefangene vor sich hergetrieben." (Klagelieder 1,1-5 GNB) MUOT 310 1 "Ach, der Zorn des Herrn liegt auf der Zionsstadt wie eine schwere, dunkle Wolke. Jerusalem, die Zierde Israels, hat er vom Himmel auf die Erde gestürzt. An seinem Gerichtstag nahm er keine Rücksicht darauf, dass Zion der Fußschemel seines Thrones war. Die Dörfer und Felder Israels hat er schonungslos vernichtet. Alle befestigten Städte in Juda hat er zornig niedergerissen. Dem Königreich und seinen Fürsten hat er ein schändliches Ende bereitet. In seinem Zorn hat er alles zerschlagen, wodurch Israel stark und mächtig war. Im Augenblick, als die Feinde kamen, zog er die schützende Hand von uns zurück. Er setzte Israel in Flammen wie ein Feuer, das nach allen Seiten frisst. Wie ein Feind hielt er den Bogen gespannt, seine rechte Hand bereit zum Schuss; so tötete er unsere blühende Jugend, die ganze Freude unserer Augen. Er goss seinen Zorn wie einen Feuerstrom über das Heiligtum der Zionsgemeinde." (Klagelieder 2,1-4 GNB) MUOT 310 2 "Jerusalem, du geliebte Stadt, ich weiß nicht, was ich dir sagen soll! Mit welchem Schicksal soll ich deines vergleichen, um dich zu trösten, du Jungfrau Zion! Dein Schaden ist unermesslich wie das Meer! Kann dich noch jemand heilen?" (Klagelieder 2,13 GNB) MUOT 310 3 "Herr, vergiss nicht, was uns zugestoßen ist! Sieh doch, wie sie uns schmähen und beschimpfen! Das Land, das du uns gabst, ist in fremder Hand, Ausländer wohnen in unseren Häusern. Unsere Väter sind im Krieg gefallen, und unsere Mütter sind Witwen geworden ... Unsere Väter sündigten - sie leben nicht mehr; wir aber müssen nun die Folgen tragen. Sklaven sind Herren über uns geworden, und niemand befreit uns aus ihrer Gewalt ... Unsere Herzen sind schwach und krank geworden und unsere Augen von Tränen trüb . Du aber, Herr, bleibst König für immer, dein Thron steht für alle Zeiten fest! Willst du uns wirklich für immer vergessen und fern von uns bleiben, solange wir leben? Herr, bringe uns wieder zurück zu dir, damit wir uns wieder zu dir hinkehren! Lass es uns ergehen wie in früheren Zeiten und gib uns neues Leben! Oder hast du uns ganz verstoßen? Soll dein Zorn nie ein Ende nehmen?" (Klagelieder 5,1-3.7.8.17.19-22 GNB) ------------------------Kapitel 38 - Hoffnung Für Das Volk Israel MUOT 311 0 Jeremia 30,10 bis 33,16. MUOT 311 1 Die dunklen Jahre der Zerstörung und des Sterbens, die das Ende des Königreiches Juda kennzeichneten, hätten das tapferste Herz verzweifeln lassen, wenn die prophetischen Aussagen der Boten Gottes keinen Trost enthalten hätten. Durch Jeremia in Jerusalem, durch Hesekiel am Fluss Kebar und durch Daniel am Königshof in Babylon machte Gott seine barmherzige Absicht kund, dass er seinem auserwählten Volk die Verheißungen erfüllen werde, die in den Schriften von Mose überliefert sind. Was er den Treuen verheißen hatte, würde er bestimmt verwirklichen. "Das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit." (Jesaja 40,8 Elb.) Gottes Massnahmen Gegen Die Vergesslichkeit MUOT 311 2 Während der Wüstenwanderung hatte der Herr ausreichend dafür gesorgt, dass seine Kinder die Worte seines Gesetzes im Gedächtnis behielten. Nach der Ansiedlung in Kanaan sollten die Gebote Gottes täglich in jedem Heim wiederholt werden. Man sollte sie deutlich lesbar aufschreiben und auf Gedenktafeln verbreiten. Zu Liedern vertont sollten sie von Jung und Alt gesungen werden. Priester mussten diese heiligen Gebote in öffentlichen Versammlungen lehren, und die Herrscher des Landes sollten über das Gesetz täglich nachsinnen: "Denke Tag und Nacht über das Gesetz nach", befahl der Herr Josua, "damit du allem, was darin geschrieben steht, Folge leisten kannst, denn nur dann wirst du erfolgreich sein." (Josua 1,8 NLB) MUOT 311 3 Josua lehrte ganz Israel die Schriften von Mose. "Jedes einzelne Gebot, das Mose ihnen gegeben hatte, las Josua den versammelten Israeliten vor, auch den Frauen und Kindern und Ausländern, die unter den Israeliten lebten." (Josua 8,35 NLB) Jahwe hatte ausdrücklich angeordnet, dass die Worte des Gesetzbuches alle sieben Jahre während des Laubhüttenfestes öffentlich vorgelesen werden sollten. "Ruft alle zusammen: Männer, Frauen, Kinder und auch die Ausländer, die in euren Städten leben. Sie sollen zuhören und lernen, dem Herrn, eurem Gott, mit Ehrfurcht zu begegnen und sich an alle Vorschriften dieses Gesetzes gewissenhaft zu halten. Tut dies, damit eure Kinder, die diese Gebote noch nicht kennen, sie hören. Sie sollen lernen, dem Herrn, eurem Gott, mit Ehrfurcht zu begegnen, solange ihr in dem Land lebt, das ihr erobern werdet, nachdem ihr den Jordan überquert habt." (5. Mose 31,12.13 NLB) MUOT 312 1 Wäre dieser Rat während der folgenden Jahrhunderte beachtet worden - wie anders hätte dann die Geschichte von Israel ausgesehen! Nur wenn das Volk die Achtung vor Gottes heiligem Wort in seinem Herzen bewahrte, konnte es hoffen, die göttlichen Absichten zu erfüllen. Gerade die Beachtung des Gesetzes verlieh Israel während der Herrschaft Davids und der frühen Regierungsjahre Salomos Stärke. Ebenso brachte der Glaube an das lebendige Wort Gottes die Reformation in den Tagen Elias und Josias zustande. Und auf dieselbe Wahrheit der heiligen Schriften aus dem reichen Erbe Israels berief sich auch Jeremia bei seinen Reformbestrebungen. Wo immer er predigte, forderte er das Volk ernstlich auf: "Hört die Worte dieses Bundes" (Jeremia 11,2) - Worte, die ein volles Verständnis für die Absicht Gottes vermitteln, allen Völkern die Erkenntnis der Heilswahrheit zu schenken. MUOT 312 2 In den letzten Jahren des Abfalls in Juda richteten die Ermahnungen der Propheten offenbar nur wenig aus. Als sich die babylonische Armee zum dritten und letzten Mal anschickte, Jerusalem zu belagern, übermannte jeden die Hoffnungslosigkeit. Jeremia weissagte den völligen Untergang. Weil er aber auf vollständige Kapitulation bestand, wurde er schließlich ins Gefängnis geworfen. MUOT 312 3 Gott jedoch überließ den treuen Überrest, der noch in der Stadt war, nicht hoffnungsloser Verzweiflung. Selbst als Jeremia unter strenger Bewachung derer stand, die seine Botschaften verachteten, erhielt er neue Offenbarungen. Sie beschrieben die Bereitschaft des Himmels, zu vergeben und zu retten, und sind seit jener Zeit bis heute für die Gemeinde Gottes eine nie versiegende Quelle des Trostes. Ein Landkauf Vor Der Zerstörung Von Jerusalem MUOT 312 4 Fest auf die Verheißungen Gottes gestützt, veranschaulichte Jeremia den Einwohnern der Schicksalsstadt durch ein Gleichnis seinen starken Glauben an die Erfüllung der Absicht Gottes für sein Volk. In Gegenwart von Zeugen und unter sorgfältiger Beachtung aller notwendigen gesetzlichen Bestimmungen erwarb er in seinem benachbarten Heimatdorf Anatot für siebzehn Silberschekel einen Acker, der ihm von seinen Vorfahren her zustand. MUOT 313 1 Menschlich gesehen musste man diesen Landkauf in einem Gebiet, das schon von den Babyloniern beherrscht wurde, für töricht halten. Der Prophet selbst hatte doch die Zerstörung Jerusalems, die Verwüstung Judäas, den völligen Untergang des Königreiches und eine lange Zeit der Gefangenschaft im fernen Babylon vorausgesagt. Da er bereits alt war, konnte er nicht erwarten, aus seinem Kauf persönlichen Nutzen zu ziehen. Sein Studium der Weissagungen der heiligen Schriften hatte ihn jedoch fest davon überzeugt, dass der Herr den Gefangenen den Besitz ihrer Vorfahren im Land der Verheißung zurückgeben wollte. Im Glauben sah Jeremia die Verbannten am Ende der Leidensjahre heimkehren und das Land ihrer Väter wieder einnehmen. Durch den Kauf des Anwesens in Anatot tat er nach bestem Vermögen alles, um bei anderen die Hoffnung zu erwecken, die ihm selbst so viel Trost gebracht hatte. MUOT 313 2 Jeremia unterschrieb die Kaufurkunden und ließ sie von Zeugen gegenzeichnen. Dann gab er seinem Sekretär Baruch den Auftrag: "Nimm diese beiden Urkunden, den versiegelten Kaufvertrag und die unversiegelte Abschrift, und lege sie in einen Tonkrug, damit sie lange Zeit erhalten bleiben. Denn der Herr, der Allmächtige, der Gott Israels, spricht: In diesem Land sollen künftig wieder Häuser, Weinberge und Äcker gekauft werden." (Jeremia 32,14.15 NLB) MUOT 313 3 So entmutigend war die Aussicht für Juda zur Zeit dieses außergewöhnlichen Geschäfts, dass unmittelbar nach Abschluss des Kaufvertrags der bisher so unerschütterliche Glaube Jeremias auf eine harte Probe gestellt wurde. Hatte er bei seinem ermutigenden Beispiel vielleicht vermessen gehandelt? Hatte er durch sein Vertrauen in Gottes Verheißungen etwa falsche Hoffnungen geweckt? Das Volk, das einmal in ein Bundesverhältnis mit Gott eingetreten war, verschmähte Gottes fürsorgliche Hilfe schon seit Langem. Konnten sich die Verheißungen für das auserwählte Volk jemals vollständig erfüllen? Jeremias Gebet Um Erleuchtung MUOT 313 4 Innerlich beunruhigt und niedergedrückt vom Kummer über die bevorstehenden Leiden derer, die sich geweigert hatten, ihre Sünden zu bereuen, bat der Prophet Gott um weitere Erleuchtung über dessen Absicht mit der Menschheit. "Ach, Herr, mein Gott", betete er, "durch deine gewaltige Kraft und Macht hast du Himmel und Erde geschaffen. Nichts ist dir unmöglich. Du erweist den Menschen Liebe und Treue über 1000 Generationen hin, doch wenn sie Schuld auf sich geladen haben, bestrafst du auch ihre Kinder dafür. Du großer, starker Gott - ›der Herr, der Herrscher der Welt‹ ist dein Name: Groß sind deine Pläne und machtvoll deine Taten. Du achtest genau auf das, was die Menschen treiben, und gibst jedem, was er aufgrund seiner Taten verdient hat. Damals in Ägypten und noch bis heute hast du Staunen erregende Wunder getan, an uns wie an anderen Völkern, sodass dein großer Name in aller Welt bekannt geworden ist. Unter Staunen erregenden Wundern hast du mit starker Hand und ausgestrecktem Arm dein Volk Israel aus Ägypten herausgeführt; deine Feinde vergingen vor Angst und Schrecken. Du hast den Leuten von Israel dieses Land gegeben, das du ihren Vorfahren mit einem Eid zugesagt hattest, dieses Land, das von Milch und Honig überfließt. Nachdem sie aber das Land in Besitz genommen hatten, da hörten sie nicht mehr auf dich und kümmerten sich nicht um deine Weisungen. Alles, was du ihnen zu tun befohlen hattest - sie taten es nicht. Da hast du schließlich all dieses Unheil über sie hereinbrechen lassen." (Jeremia 32,17-23 GNB) MUOT 314 1 Die Truppen von Nebukadnezar standen im Begriff, die Mauern von Jerusalem zu erstürmen. Tausende kamen bei einer letzten, hoffnungslosen Verteidigung der Stadt ums Leben. Noch viele Tausende mehr starben an Hunger und Krankheiten. Das Schicksal Jerusalems war besiegelt. Die Belagerungstürme der feindlichen Streitkräfte schauten bereits über die Mauern. "Die Angriffsrampen, über die die Babylonier die Stadt erstürmen wollen, sind schon bis an die Stadtmauern vorgetrieben", betete der Prophet weiter zu Gott, "bald wird Jerusalem fallen; die Waffen der Feinde zusammen mit Hunger und Pest sorgen dafür. Es ist eingetroffen, was du angedroht hast; du siehst es selbst. Und doch, Herr, mein Gott, hast du mir befohlen: ›Kauf dir den Acker! Tu es im Beisein von Zeugen!‹ Dabei ist Jerusalem schon so gut wie in der Hand der Babylonier!" (Jeremia 32,24.25 GNB) Verheissungen Für Die Zukunft Des Volkes MUOT 314 2 Das Gebet des Propheten wurde gnädig erhört. "Daraufhin erhielt Jeremia folgende Botschaft des Herrn" - in jener Stunde der Sorge, als der Glaube des Boten der Wahrheit eine Feuerprobe erlebte: "Ich bin der Herr, der Gott aller Völker der Welt. Sollte mir irgendetwas unmöglich sein?" (Jeremia 32,26.27 NLB) Die Stadt sollte zwar bald in die Hände der Babylonier fallen, ihre Tore und Paläste sollten niedergebrannt werden; doch obwohl die Zerstörung von Jerusalem und die Verschleppung seiner Einwohner unmittelbar bevorstanden, sollte die ewige Absicht des Herrn mit seinem Volk noch erfüllt werden. MUOT 315 1 Als weitere Antwort auf das Gebet seines Dieners sagte der Herr über die Menschen, die seine Züchtigungen trafen: "Ich werde ihre Bewohner wieder sammeln aus all den Ländern, wohin ich sie in meinem glühenden Zorn versprenge. Ich führe sie zurück und lasse sie in Frieden und Sicherheit hier leben. Sie sollen wieder mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Ich werde ihr Denken und Tun auf ein einziges Ziel ausrichten: Mich jederzeit ernst zu nehmen, damit es ihnen und ihren Nachkommen gut geht. Mehr noch, für alle kommenden Zeiten schließe ich einen Bund mit ihnen und verpflichte mich: Ich werde nicht mehr aufhören, ihnen Gutes zu tun, und ich werde die Ehrfurcht vor mir in ihr Herz legen, sodass sie sich nicht mehr von mir abwenden. Dann wird es mir eine Freude sein, ihnen Gutes zu tun; ich werde sie endgültig in dieses Land einpflanzen, mit ganzem Herzen und mit aller Kraft werde ich das tun. Denn wie ich all dieses Unglück über das Volk von Juda gebracht habe, so will ich ihm auch das Gute bringen, das ich ihm versprochen habe. Das sage ich, der Herr. In diesem Land, von dem du und die anderen sagen: ›Es ist den Babyloniern ausgeliefert und wird zu einer Wüste werden, in der kein Mensch und kein Stück Vieh mehr lebt‹, in diesem Land werden wieder Äcker gekauft werden. Man wird Kaufverträge ausstellen und versiegeln und Zeugen hinzurufen. Überall hier im Land! Im Gebiet von Benjamin, in Jerusalem und Umgebung und in allen Städten von Juda, ob sie oben im Gebirge liegen oder im Hügelland oder in der Steppe im Süden! Denn ich werde für mein Volk alles wieder zum Guten wenden. Das sage ich, der Herr!" (Jeremia 32,37-44 GNB) MUOT 315 2 Diese Zusicherung der Befreiung und Wiedereinsetzung wurde bestätigt: "Als Jeremia im Wachhof gefangen gehalten wurde, erging das Wort des Herrn noch ein zweites Mal an ihn. Er sagte: ›Ich, der Herr, bewirke alles, was geschieht; was ich will, das wird Wirklichkeit. Mein Name ist ›Der Herr‹. Wende dich an mich, und ich werde dir antworten! Ich werde dir große Dinge zeigen, von denen du nichts weißt und auch nichts wissen kannst. Häuser wurden abgebrochen, sogar die Paläste der Könige von Juda, um die Mauern gegen die Angriffsrampen der Babylonier zu verstärken und um ihren Angriffen besser standhalten zu können ... Ich werde die Wunden Jerusalems verbinden und heilen. Ich stelle es wieder her und schenke ihm echten, dauerhaften Frieden. Ja, ich werde für Juda und Israel alles wieder zum Guten wenden und sie wieder zu dem machen, was sie einmal waren. Ich werde den Leuten von Juda und den Leuten von Israel die Schuld vergeben, die sie auf sich geladen haben . Und Jerusalem wird für mich wieder ein Grund zur Freude sein, eine Stadt, die mir bei allen Völkern der Welt Ruhm und Ehre einbringt. Die Völker werden vor Staunen sprachlos sein, wenn sie hören, wie viel Glück und Wohlstand ich dieser Stadt schenke.‹" (Jeremia 33,1-9 GNB) Das Land Wird Wieder Bewohnt Werden MUOT 316 1 "Weiter sagte der Herr: ›Ihr meint: Bald wird hier niemand mehr wohnen, in Jerusalem und in allen Städten von Juda; das ganze Land wird zur Wüste werden ... aber seid gewiss: Jubel und Freude kehren zurück! Der Jubelruf von Bräutigam und Braut wird wieder zu hören sein. Das Volk wird wieder Dankopfer zu meinem Tempel bringen und dabei singen: ,Dankt dem Herrn, dem Herrscher der Welt, denn er ist gut zu uns! Seine Liebe hört niemals auf!' Denn ich werde für dieses Land alles wieder zum Guten wenden; ich mache es wieder zu dem, was es früher war.‹ Weiter sagte der Herr, der Herrscher der Welt: ›Dieses Land wird jetzt zu einer Wüste, in der kein Mensch und kein Stück Vieh mehr lebt. Doch danach werden alle Städte in Juda wieder ihr Weideland haben, auf dem Hirten mit ihren Herden lagern - die Städte im Gebirge, im Hügelland und in der Steppe im Süden, im Gebiet von Benjamin und im Umkreis von Jerusalem. Überall wird es wieder Hirten geben, die ihre Schafe zählen. Das sage ich, der Herr.‹ ›Die Zeit kommt‹, sagt der Herr, ›da lasse ich in Erfüllung gehen, was ich den Leuten von Israel und von Juda versprochen habe.‹" (Jeremia 33,10-14 GNB) MUOT 316 2 So wurde die Gemeinde Gottes in einer der dunkelsten Stunden ihres langen Kampfes mit den Mächten des Bösen getröstet. Satan hatte in seinen Bemühungen, Israel zu vernichten, anscheinend gesiegt. Aber der Herr stand über den Ereignissen der Gegenwart. In den folgenden Jahren sollte sein Volk Gelegenheit haben, die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen. Seine Botschaft an die Gemeinde lautete: "Du aber, Jakob, mein Knecht, hab keine Angst . und du, Israel, sei ohne Sorge. Denn ich will dich herausholen aus der Ferne und deine Kinder aus dem Land, in dem sie Gefangene waren. Und Jakob soll nach Hause zurückkehren und in Ruhe und Frieden leben - niemand wird sie erschrecken. Denn ich bin bei dir und werde dir helfen . Denn ich will deine Wunden verbinden und dich heilen." (Jeremia 30,10.11a.17a NLB) Die Wiederherstellung Israels MUOT 316 3 In der frohen Zeit der Wiederherstellung sollten die Stämme des geteilten Israel wieder zu einem Volk vereinigt werden. Dann wird man den Herrn als den Herrscher "aller Stämme Israels" anerkennen. "Sie werden mein Volk sein", versicherte er (Jeremia 31,1 GNB). "Der Herr sagt: ›Singt und jubelt! Freut euch mit Israel, dem Ersten aller Völker! Preist und dankt, sagt es überall weiter: ›Der Herr hat geholfen! Alle, die von seinem Volk übrig geblieben sind, hat er befreit.‹ Ja, ich, der Herr, hole sie heim aus den Ländern des Nordens, ich sammle sie von den Enden der Erde. Blinde und Gelähmte bleiben nicht zurück, auch die Schwangeren und Wöchnerinnen bringe ich mit. Alle kehren zurück, eine mächtige Schar. Weinend kommen sie herbei, sie vertrauen sich meiner Leitung an. Ich führe sie auf gebahnten Wegen, sodass niemand fällt, ich bringe sie in wasserreiche Täler. Ich bin und bleibe Israels Vater, und Ephraim ist mein erstgeborener Sohn!‹" (Jeremia 31,7-9 GNB) MUOT 317 1 Sie, die einst als vom Himmel besonders begünstigtes Volk gegolten hatten, wurden nun vor allen Nationen gedemütigt und mussten in der Verbannung den Gehorsam lernen, der für ihr zukünftiges Glück notwendig war. Erst wenn sie diese Lektion gelernt hatten, konnte Gott sein Vorhaben mit ihnen ausführen. "Ich züchtige dich nur in dem Maß, wie du es verdient hast, denn ungestraft lassen kann ich dich nicht", erklärte er seine Züchtigungsabsichten zum Zweck ihres geistlichen Wohlergehens (Jeremia 30,11c NLB). In seiner Liebe wollte er sie nicht für immer verwerfen. Vor allen Völkern der Erde wollte er zeigen, dass er eine vermeintliche Niederlage in einen Sieg verwandeln kann und lieber retten als vernichten will. Der Prophet erhielt folgende Botschaft: "Ihr Völker, hört, was der Herr euch sagt; macht es bis an die Enden der Erde bekannt: ›Ich war es, der Israel in alle Winde zerstreut hat; jetzt sammle ich es wieder. Ich beschütze mein Volk wie ein Hirte seine Herde. Ich, der Herr, rette die Nachkommen Jakobs, ich befreie sie aus der Gewalt des mächtigsten aller Völker. Sie kommen zum Berg Zion und stimmen Jubellieder an. Sie freuen sich über meine Gaben, über Korn, Wein und Öl, über Schafe und Rinder. Sie blühen und gedeihen wie ein bewässerter Garten, nie mehr werden sie zugrunde gehen. ... Ich verwandle ihre Trauer in Jubel, ihren Kummer in Freude. Meinen Priestern gebe ich wieder die besten Stücke von den Opfern, und mein Volk mache ich satt mit meinen Gaben. Das sage ich, der Herr.‹" (Jeremia 31,10-14 GNB) MUOT 317 2 "So spricht der Herr, der Allmächtige, der Gott Israels: ›Wenn ich das Schicksal meines Volkes zum Guten gewendet habe, wird man sich im ganzen Land Juda und in seinen Städten mit den Worten grüßen: ›Der Herr segne dich! Du bist ein Ort der Gerechtigkeit, du bist sein heiliger Berg!‹ Das ganze Land Juda und alle seine Städte werden wieder bevölkert sein. Es wird wieder Bauern geben und auch Hirten, die mit ihren Herden durchs Land ziehen. Denn ich will den von Durst Gequälten reichlich zu trinken geben und die von Hunger Geschwächten satt machen.‹" (Jeremia 31,23-25 NLB) MUOT 318 1 ">Gebt Acht!‹, sagt der Herr. ›Die Zeit kommt, da werde ich mit dem Volk von Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließen. Er wird nicht dem Bund gleichen, den ich mit ihren Vorfahren geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm und aus Ägypten herausführte. Diesen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihnen doch ein guter Herr gewesen war. Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließen will, wird völlig anders sein: Ich werde ihnen mein Gesetz nicht auf Steintafeln, sondern in Herz und Gewissen schreiben. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein‹, sagt der Herr. ›Niemand muss dann noch seinen Nachbarn belehren oder zu seinem Bruder sagen: ›Lerne den Herrn kennen!‹ Denn alle werden dann wissen, wer ich bin, von den Geringsten bis zu den Vornehmsten. Das sage ich, der Herr. Ich will ihnen ihren Ungehorsam vergeben und nie mehr an ihre Schuld denken.‹" (Jeremia 31,31-34 GNB) ------------------------Kapitel 39 - Gefangene Am Hof In Babylon MUOT 322 0 Daniel 1. MUOT 322 1 Unter den Israeliten, die zu Beginn des 70-jährigen Exils gefangen nach Babylon geführt wurden, befanden sich wahrhaft "christliche" Charaktere - zuverlässige Männer mit fester Grundsatztreue, die sich nicht durch Selbstsucht verderben ließen, sondern Gott die Ehre gaben, selbst wenn sie dadurch alles verlieren würden. Im Land ihrer Gefangenschaft sollten diese Männer Gottes Absicht erfüllen, indem sie den heidnischen Völkern die Segnungen vermittelten, die allen zuteil werden, die Jahwe erkennen. Sie sollten seine Vertreter sein. Niemals sollten sie mit Götzendienern Kompromisse eingehen, sondern ihren Glauben und ihren Ruf als Anbeter des lebendigen Gottes hoch in Ehren halten. Und dies taten sie auch. Im Glück und im Unglück ehrten sie Gott, und Gott ehrte sie. MUOT 322 2 Dass diese Männer, Verehrer Jahwes, Gefangene in Babylon waren und die Gefäße aus dem Haus Gottes in die Tempel der babylonischen Götter gestellt worden waren, führten die Sieger prahlerisch als Beweis der Überlegenheit ihrer Religion und Sitten über die der Israeliten an. Doch gerade durch die Demütigungen, die sich die Israeliten wegen ihrer Abkehr von Gott eingehandelt hatten, bewies der Herr seine Oberhoheit sowie die Heiligkeit seiner Gebote und die mit Gewissheit eintretenden Folgen des Gehorsams. Und dieses Zeugnis gab er - wie es nur erbracht werden konnte - durch jene, die ihm treu waren. Daniel Und Seine Freunde MUOT 322 3 Unter denen, die ihre Treue gegenüber Gott bewahrten, waren Daniel und seine drei Gefährten - glänzende Beispiele dafür, was aus Menschen werden kann, die sich mit dem Gott der Weisheit und der Macht verbünden. Aus ihren verhältnismäßig schlichten jüdischen Heimen wurden diese Jugendlichen von königlicher Abstammung in die prachtvollste Stadt und an den Hof des größten Monarchen der damaligen Welt gebracht. MUOT 323 1 "Nebukadnezar befahl seinem Palastvorsteher Aschpenas, junge Israeliten aus der Verwandtschaft des Königs und aus den vornehmen Familien für ihn auszusuchen. ›Sie müssen gesund sein und gut aussehen‹, sagte er. ›Außerdem müssen sie klug und verständig sein und eine umfassende Bildung haben, damit sie zum Dienst in meinem Palast geeignet sind. Und dann sollen sie auch unsere Sprache und Schrift lernen.‹ Unter den ausgesuchten jungen Männern aus Juda waren auch Daniel, Hananja, Mischael und Asar- ja." (Daniel 1,3.4.6 GNB) MUOT 323 2 Da König Nebukadnezar in diesen Jugendlichen die Anlagen zu bemerkenswerten Fähigkeiten erkannte, bestimmte er, dass sie dazu ausgebildet werden sollten, wichtige Stellungen in seinem Reich einzunehmen. Um ihnen die bestmögliche Eignung für ihr Lebenswerk zu vermitteln, sorgte er dafür, dass sie die babylonische Sprache erlernten und drei Jahre lang die ungewöhnlichen Bildungsvorteile genießen durften, die Prinzen des Königreiches vorbehalten waren. MUOT 323 3 Daniel und seinen Gefährten gab man andere Namen, die von babylonischen Gottheiten abgeleitet waren. Israelitische Eltern gaben ihren Kindern oft Namen, die Charakterzüge ausdrückten, die sie in ihnen entwickelt sehen wollten. Der Palastvorsteher, unter dessen Obhut die gefangenen Jünglinge gestellt wurden, "nannte Daniel Beltschazar und Hananja Schadrach und Mischael Meschach und Asarja Abed-Nego" (Daniel 1,7). 2 MUOT 323 4 Der König zwang die israelitischen Jugendlichen nicht, ihrem Glauben zugunsten des Götzendienstes abzusagen. Er hoffte jedoch, dies allmählich zu erreichen, indem er ihnen Namen geben ließ, die für den Götzenkult bezeichnend waren, sie täglich in engen Kontakt mit abgöttischen Bräuchen brachte und dem Einfluss heidnischer Anbetungsriten aussetzte. Auf diese Weise hoffte er, sie dazu zu bewegen, ihren Glauben aufzugeben und sich am Gottesdienst der Babylonier zu beteiligen. Keine Kompromisse MUOT 324 1 Gleich zu Anfang ihrer Laufbahn gab es eine entscheidende Charakterprobe. Es war vorgesehen, dass sie von der Speise essen und den Wein trinken sollten, die vom Tisch des Königs kamen. Dadurch wollte der König seine Gunst und sein Bemühen für ihr Wohlergehen ausdrücken. Da jedoch ein Teil der Speisen den Götzen geopfert worden war, galten alle Speisen auf der Tafel des Königs als den Götzen geweiht. Wer sie genoss, huldigte nach der damaligen Ansicht den Göttern Babylons. Die Treue zu Jahwe verbot Daniel und seinen Gefährten, sich solcher Art der Verehrung anzuschließen. Selbst wenn sie nur vorgetäuscht hätten, von der Speise zu essen und den Wein zu trinken, hätten sie damit ihren Glauben verleugnet. Dies hätte bedeutet, dass sie sich mit dem Heidentum einließen und die Grundsätze des Gesetzes Gottes missachteten. MUOT 324 2 Außerdem wollten sie nicht riskieren, durch Luxus und Ausschweifung ihre körperliche, geistige und geistliche Entwicklung zu schwächen. Ihnen war die Geschichte von Nadab und Abihu vertraut, von deren Alkoholmissbrauch in den fünf Büchern Mose berichtet wird (vgl. 3. Mose 10,1.2.8-10). Deshalb wollten sie ihre Körper- und Geisteskräfte nicht durch den Genuss von Wein beeinträchtigen. MUOT 324 3 Daniel und seine Gefährten waren von ihren Eltern an strenge Enthaltsamkeit gewöhnt worden. Sie hatten gelernt, dass Gott sie für ihre Fähigkeiten verantwortlich machen würde und sie ihre Kräfte niemals verkümmern lassen oder schwächen durften. Diese Erziehung bewahrte Daniel und seine Kameraden vor den verderblichen Einflüssen am Königshof von Babylon. Der Luxus an diesem schwelgerischen Hof umgab sie mit einer Menge von Versuchungen, doch die Freunde blieben standhaft und rein. Keine Macht und keine Beeinflussung konnte sie von den Grundsätzen abbringen, die sie in ihrer Kindheit durch das Studium des Wortes und der Werke Gottes gelernt hatten. MUOT 324 4 Wenn Daniel gewollt hätte, hätte er in den Umständen eine einleuchtende Entschuldigung für ein Abweichen von den Gewohnheiten strikter Enthaltsamkeit finden können. Er hätte einwenden können, dass es für ihn, der von der Gunst des Königs abhängig und dessen Macht unterworfen war, keinen anderen Weg gab, als von der Speise des Königs zu essen und dessen Wein zu trinken. Hielte er an der göttlichen Lehre fest, würde er den König beleidigen und verlöre wahrscheinlich seine Stellung und sein Leben. Missachtete er das Gebot des Herrn, könnte er jedoch die Gunst des Königs wahren und sich Vorteile in der Ausbildung und schmeichelhafte weltliche Zukunftsaussichten sichern. MUOT 325 1 Aber Daniel zögerte nicht. Die Anerkennung Gottes war ihm lieber als das Wohlwollen des größten Machthabers auf Erden - teurer als das Leben selbst. Er beschloss, seine Rechtschaffenheit zu bewahren, was für Folgen das auch haben mochte. "Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, dass er sich mit des Königs Speise und mit seinem Wein nicht unrein machen wollte." (Daniel 1,8) In diesem Entschluss wurde er von seinen drei Freunden unterstützt. MUOT 325 2 Als die jugendlichen Israeliten diese Entscheidung trafen, handelten sie nicht vermessen, sondern in festem Vertrauen auf Gott. Sie wollten keine Sonderlinge sein, aber lieber als solche gelten, als Gott zu entehren. Wären sie in diesem Fall einen Kompromiss mit dem Unrecht eingegangen und hätten sie dem Druck der Umstände nachgegeben, hätte ein Abweichen von ihren Grundsätzen eine gefährliche Schwächung ihres Unrechtbewusstseins bedeutet. Der erste Schritt in die falsche Richtung hätte zu weiteren verkehrten Schritten geführt, bis ihre Verbindung zum Himmel abgeschnitten gewesen wäre und die Versuchung sie vollkommen überwältigt hätte. MUOT 325 3 "Gott sorgte dafür, dass der oberste Hofbeamte große Achtung vor Daniel hatte und Nachsicht mit ihm übte" (Daniel 1,9 NLB). Er brachte der Bitte, sich nicht verunreinigen zu müssen, großes Verständnis entgegen. Doch der Palastvorsteher zögerte, sie zu erfüllen. "Ich habe Angst vor meinem Herrn, dem König. Er hat selbst bestimmt, was ihr essen und trinken sollt", erklärte er Daniel. "Wenn er feststellt, dass du und deine drei Freunde schlechter aussehen als die anderen jungen Leute, lässt er mir den Kopf abschlagen." (Daniel 1,10 GNB) MUOT 325 4 Nun wandte sich Daniel an den Aufseher, dem die israelitischen Jünglinge unterstanden. Er ersuchte ihn, nicht von den Speisen des Königs essen und dessen Wein nicht trinken zu müssen. Er bat darum, in einem zehntägigen Versuch die jungen Israeliten mit einfacher Nahrung zu versorgen, während sich ihre Kameraden an den Leckerbissen des Königs labten. MUOT 325 5 Obschon auch der Aufseher zunächst ängstlich bedachte, welches Missfallen er sich bei seinem König einhandeln könnte, wenn er dieser Bitte nachkäme, stimmte er dennoch zu. Nun wusste Daniel, dass er seinen Fall gewonnen hatte. Am Ende der Probezeit stellte sich heraus, dass das Gegenteil von dem eingetreten war, was der Aufseher - selbst ein Fürst - befürchtet hatte. "Nach Ablauf der zehn Tage zeigte es sich, dass Daniel und seine Freunde sogar besser und kräftiger aussahen als die anderen jungen Leute, die ihr Essen von der königlichen Tafel erhielten." (Daniel 1,15 GNB) Daraufhin durften Daniel und seine Gefährten ihre einfache Ernährungsweise während ihrer ganzen Ausbildung beibehalten. Die Ausbildung Daniels Und Seiner Freunde MUOT 326 1 Drei Jahre lang studierten die jungen Israeliten, um sich die Sprache und die Bildung der Babylonier anzueignen. Während dieser Zeit hielten sie an ihrer Treue gegenüber Gott fest und verließen sich stets auf dessen Macht. Zu ihren selbstverleugnenden Gewohnheiten gesellten sich ernste Zielstrebigkeit, Fleiß und Standhaftigkeit. Nicht Stolz oder Ehrgeiz hatten sie an den Hof des Königs gebracht - in eine Umgebung ohne Gotteserkenntnis und Ehrfurcht vor Gott. Sie waren vielmehr Gefangene in einem fremden Land, von Gott in seiner unendlichen Weisheit dorthin verpflanzt. Abgeschnitten vom guten Einfluss ihres Zuhauses und einer geheiligten Umgebung, versuchten sie, sich für die Ehre ihres unterdrückten Volkes und zum Ruhm des Einen zu bewähren, dessen Diener sie waren. MUOT 326 2 Der Herr sah mit Wohlgefallen auf die Entschlossenheit und Selbstverleugnung der jungen Israeliten sowie auf die Reinheit ihrer Beweggründe. Sein Segen begleitete sie. "Gott aber gab den vier jungen Männern Klugheit und Verstand, sodass sie alles begriffen und sich bald in jedem Wissensgebiet auskannten. Daniel besaß darüber hinaus die Fähigkeit, Träume und Visionen zu verstehen und zu deuten." (Daniel 1,17 GNB) Das war eine Erfüllung der Verheißung: "Wer mich ehrt, den will ich auch ehren." (1. Samuel 2,30) Da Daniel mit unerschütterlichem Vertrauen an Gott festhielt, wurde er mit dem Geist der prophetischen Gabe ausgerüstet. Während Menschen ihn in den Pflichten des Hoflebens unterrichteten, lehrte ihn Gott, die Geheimnisse der Zukunft zu sehen und Ereignisse in Bildern und Symbolen für kommende Generationen aufzuschreiben, sodass sie die Weltgeschichte bis zum Ende der Zeit überschauen können. MUOT 326 3 Als die Zeit für die Abschlussprüfung kam, wurden die jungen Israeliten zusammen mit den anderen Anwärtern geprüft. "Es wurde unter allen niemand gefunden, der Daniel, Hananja, Mischael und Asarja gleich war. Und sie wurden des Königs Diener." (Daniel 1,19) Ihr Scharfsinn, ihr großes Wissen und ihre genaue Ausdrucksweise zeugten von der uneingeschränkten Stärke und Kraft ihrer geistigen Fähigkeiten. Die Überlegenheit Der Vier Israeliten MUOT 326 4 "Sooft der König in schwierigen Fragen ihren Rat suchte, merkte er, dass sie zehnmal klüger waren als alle Gelehrten und Magier in seinem ganzen Königreich." (Daniel 1,20 GNB) Am Hof Babylons trafen sich Vertreter aller Länder, lauter höchst begabte Menschen, die sehr reich mit natürlichen Gaben ausgestattet waren und über die umfassendste Bildung verfügten, welche die Welt bieten konnte. Doch unter ihnen allen war keiner den jungen Israeliten gleich. Ihre körperliche Kraft und Schönheit, ihre geistige Größe und ihr literarisches Wissen waren unübertroffen. Die aufrechte Gestalt, der feste, ruhige Schritt, der klare Gesichtsausdruck, die ungetrübten Sinne, der reine Atem - all das waren Zeugnisse guter Gewohnheiten, Zeichen des Adels, mit dem die Natur diejenigen ehrt, die ihren Gesetzen gehorchen. MUOT 327 1 In der Aneignung der Weisheit der Babylonier waren Daniel und seine Gefährten weit erfolgreicher als ihre Mitschüler. Aber ihre Gelehrsamkeit kam nicht durch Zufall. Vielmehr erlangten sie ihre Kenntnisse durch gewissenhafte Anwendung ihrer Fähigkeiten unter der Leitung des Heiligen Geistes. Sie hielten sich an die Quelle aller Weisheit und machten die Erkenntnis Gottes zur Grundlage ihrer Bildung. Vertrauensvoll beteten sie um Weisheit und lebten auch entsprechend. Sie hielten sich dort auf, wo Gott sie segnen konnte. Sie mieden alles, was ihre Kräfte hätte schwächen können, und nutzten jede Gelegenheit, in sämtliche Wissenszweige vorzudringen. Sie befolgten Lebensregeln, welche die Verstandeskraft naturgemäß fördern. Ihr Wissensdurst hatte nur ein Ziel: Gott zu verherrlichen. Sie erkannten, dass sie inmitten der falschen Religionen des Heidentums nur dann als Vertreter des wahren Glaubens bestehen konnten, wenn ihr Verstand klar war und sie einen christlichen Charakter entwickelten. Gott selbst war ihr Lehrer. Mit ihm, dem Unsichtbaren, blieben sie durch regelmäßiges Gebet in enger Verbindung. Auf diese Weise wandelten sie mit Gott, wie Henoch es getan hatte. Erfolg Durch Zusammenarbeit Mit Gott MUOT 327 2 Wahrer Erfolg bei irgendeiner Arbeit ist nicht auf Glück, Zufall oder Schicksalsfügung zurückzuführen. Er ist das Wirken der Vorsehung Gottes, der Lohn von Gottvertrauen und Besonnenheit, von Tugend und Ausdauer. Glänzende geistige Fähigkeiten und ein hoher sittlicher Maßstab sind keine Folgen des Zufalls. Der Erfolg hängt davon ab, wie wir die Gelegenheiten nutzen, die Gott uns gibt. MUOT 327 3 Während Gott in Daniel und dessen Gefährten "das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen" bewirkte (Philipper 2,13), taten sie alles, um selig zu werden. Hierin offenbart sich die Auswirkung der Zusammenarbeit mit Gott, ohne die kein wahrer Erfolg möglich ist. Menschliche Anstrengungen vermögen nichts ohne göttliche Befähigung, und ohne menschliches Bemühen kann Gott bei vielen nichts erreichen. Um uns Gottes Gnadengaben anzueignen, müssen wir unseren Teil dazu beitragen. Seine Gnade dient dazu, in uns das Wollen und das Vollbringen zu bewirken, sie ist aber nie Ersatz für unser Bemühen. MUOT 328 1 Wie mit Daniel und dessen Freunden will Gott mit all jenen zusammenarbeiten, die bestrebt sind, seinen Willen zu tun. Indem er uns seinen Heiligen Geist verleiht, stärkt er jede ehrliche Absicht und jeden edlen Entschluss. Wer auf den Wegen des Gehorsams geht, wird vielen Hindernissen begegnen. Starke, fast unmerkliche Einflüsse mögen ihn an die Welt binden. Aber der Herr kann jedes Mittel wirkungslos machen, das die Niederlage seiner Auserwählten herbeiführen könnte. In seiner Kraft können sie jede Versuchung überwinden und jede Schwierigkeit bewältigen. Zeugen Für Gott MUOT 328 2 Gott brachte Daniel und seine Freunde mit den wichtigen Männern Babylons in Verbindung, damit sie inmitten einer Nation von Götzendienern seinen Charakter darstellten. Was befähigte sie zu einer so hohen Vertrauens- und Ehrenstellung? Es war die Treue in kleinen Dingen, die ihr ganzes Leben prägte. Sie ehrten Gott in der Erfüllung kleinster wie auch verantwortungsvoller Pflichten. MUOT 328 3 Wie Gott Daniel berief, in Babylon für ihn zu zeugen, so beruft er uns, in der heutigen Welt seine Zeugen zu sein. Er wünscht, dass wir den Menschen in den kleinsten wie in den größten Dingen des Lebens die Grundsätze seines Reiches offenbaren. Viele warten darauf, dass ihnen eine große Aufgabe übertragen wird, während sie im Alltagsleben Gelegenheiten verpassen, um in der gewissenhaften Erfüllung der kleinen Pflichten des Lebens ihre Treue zu Gott zu offenbaren. Während sie auf irgendeine große Aufgabe warten, bei der sie ihre angeblich überragenden Fähigkeiten einsetzen und ihren Ehrgeiz befriedigen können, gehen ihre Tage dahin. MUOT 328 4 Im Leben eines wahren Christen gibt es nichts Unwesentliches, denn in den Augen Gottes ist jede Pflicht wichtig. Der Herr erwägt genau jede Gelegenheit zum Dienen. Die ungenutzten Fähigkeiten werden ebenso in Betracht gezogen wie die genutzten. Wir werden durch das gerichtet, was wir hätten tun sollen, aber nicht taten, weil wir unsere Kräfte nicht zur Ehre Gottes einsetzten (vgl. Jakobus 4,17). Die Entwicklung Des Charakters MUOT 328 5 Ein edler Charakter entsteht nicht durch Zufall. Er ist nicht auf die besondere Gunst oder auf besondere Gaben der Vorsehung zurückzuführen. Vielmehr ist er das Ergebnis der Selbstbeherrschung, der Unterwerfung der niederen Neigungen unter die Vernunft, der eigenen Übergabe an den Dienst für Gott und die Menschen. MUOT 329 1 Durch die Treue gegenüber den Grundsätzen der Enthaltsamkeit, wie sie die jungen Israeliten auslebten, sagt Gott der Jugend unserer Tage etwas. Wie sehr werden Menschen wie Daniel gebraucht, die es wagen, sich für die Sache der Gerechtigkeit einzusetzen! Reine Herzen, starke Hände und furchtloser Mut sind nötig, denn der Kampf zwischen Laster und Tugend erfordert unaufhörliche Wachsamkeit. Satan naht sich jedem Menschen in vielerlei und verlockender Gestalt, um ihn zur Nachgiebigkeit gegenüber der Genusssucht zu verführen. MUOT 329 2 Der Körper ist das wichtigste Mittel für die geistige und seelische Entwicklung, wodurch der Charakter geformt wird. Deshalb zielt der Feind aller Menschen mit seinen Versuchungen auf die Schwächung und Entwürdigung der körperlichen Kräfte ab. Hat er darin Erfolg, bedeutet dies oft, dass sich der ganze Mensch dem Bösen ausliefert. MUOT 329 3 Stehen unsere natürlichen Neigungen nicht unter der Herrschaft einer höheren Macht, führen sie zu sicherem Verfall und in den Tod. Der Körper muss den höheren Kräften des Seins unterstellt werden. Die Leidenschaften müssen vom Willen in Schach gehalten werden, der sich seinerseits unter die Herrschaft Gottes stellt. Wenn die königliche Macht der Vernunft durch die göttliche Gnade geheiligt ist, ist sie die führende Kraft im Leben. Geistige Größe, körperliches Durchhaltevermögen und die Länge des Lebens hängen von unveränderlichen Gesetzen ab. Wer gemäß diesen Gesetzen lebt, kann sich selbst und seine Neigungen beherrschen. Er kann "die bösen Mächte und Gewalten ... und die bösen Geister" überwinden (Epheser 6,12 NLB). MUOT 329 4 Im alten Opferdienst, der das Evangelium versinnbildlichte, durfte kein fehlerhaftes Tier zum Altar Gottes gebracht werden. Das Opfer, das Christus darstellte, musste makellos sein. Mit dem Hinweis auf diese Tatsache veranschaulicht Gottes Wort, wie Gottes Kinder sein müssen: "ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer" (Römer 12,1 Elb.). Vorbilder Für Jugendliche MUOT 329 5 Diese israelitischen Helden waren Menschen mit denselben Neigungen wie wir. Sie blieben jedoch gegenüber allen verführerischen Einflüssen am Hof von Babylon standhaft, weil sie sich auf eine Stärke verließen, die unendlich ist. Sie boten einer heidnischen Nation ein anschauliches Beispiel der Güte und Wohltätigkeit Gottes und der Liebe in Christus. Ihre Erfahrung zeigt uns, wie Grundsatztreue über Versuchung, wie Reinheit über Verderbtheit und wie Hingabe und Treue über Unglauben und Götzendienst triumphieren. MUOT 330 1 Die gleiche Gesinnung wie Daniel können auch die Jugendlichen von heute an den Tag legen. Ihnen steht dieselbe Kraftquelle zur Verfügung. Sie können die gleiche Kraft der Selbstbeherrschung besitzen und die gleiche Gnade selbst unter ungünstigen Umständen offenbaren. Obgleich sie von Versuchungen zur Hemmungslosigkeit umgeben sind - und das besonders in den Großstädten, wo jede Form sinnlicher Befriedigung leicht und verlockend angeboten wird -, können sie ihrer Absicht, Gott zu ehren, durch seine Kraft treu bleiben. Durch starke Entschlossenheit und aufmerksame Wachsamkeit kann jeder Versuchung, die uns befällt, widerstanden werden. Doch nur wer sich dafür entscheidet, das Rechte zu tun, weil es recht ist, wird den Sieg davontragen. MUOT 330 2 Wie vorbildlich war doch das Lebenswerk dieser edlen Israeliten! Als sie dem Land ihrer Kindheit Lebewohl sagten, ahnten sie kaum, welcher hohen Bestimmung sie entgegengingen. Treu und standhaft ergaben sie sich der göttlichen Führung, sodass Gott durch sie seine Absicht erfüllen konnte. MUOT 330 3 Gott möchte, dass dieselben Wahrheiten, welche diese jungen Männer offenbarten, auch heute von den Jugendlichen und Kindern offenbart werden. Das Leben Daniels und seiner Gefährten ist ein Beispiel dafür, was Gott für die tun wird, die sich ihm übergeben und mit ganzem Herzen seine Absichten erfüllen wollen. ------------------------Kapitel 40 - Nebukadnezars Traum MUOT 331 0 Daniel 2. MUOT 331 1 Bald, nachdem Daniel und seine Gefährten ihren Dienst beim König von Babylon angetreten hatten, geschahen Dinge, die dieser götzendienerischen Nation die Macht und Treue von Israels Gott offenbaren sollten. Ne- bukadnezar hatte einen bemerkenswerten "Traum, der ihn so beunruhigte, dass er nicht wieder einschlafen konnte" (Daniel 2,1b GNB). Doch obwohl er tief beeindruckt war, konnte er sich beim Aufwachen nicht mehr an Einzelheiten erinnern. MUOT 331 2 In seiner Ratlosigkeit rief er seine weisen Männer zusammen, "die Wahrsagepriester, die Beschwörer, die Zauberer und die Sterndeuter" (Daniel 2,2b Elb.), und bat um ihre Hilfe. "Ich hatte einen Traum, der mich sehr beunruhigt", sagte er. "Ich möchte wissen, was er bedeutet." (Daniel 2,3 NLB) Mit dieser Darstellung seiner Bestürzung forderte er sie auf, ihm das zu offenbaren, was sein aufgewühltes Gemüt beruhigen könnte. MUOT 331 3 Die Gelehrten erwiderten: "Der König lebe ewig! Erzähle uns, deinen Dienern, den Traum. Dann wollen wir dir sagen, was er bedeutet." (Daniel 2,4 NLB) Die Unfähigkeit Der Weisen, Den Traum Zu Deuten MUOT 331 4 Der König war mit ihrer ausweichenden Antwort unzufrieden und misstraute ihnen, weil sie trotz ihrer anmaßenden Behauptungen, die Geheimnisse der Menschen enthüllen zu können, nicht willens schienen, ihm zu helfen. Deshalb forderte er von seinen weisen Männern, ihm nicht nur die Deutung des Traumes, sondern den Traum selbst zu sagen. Dafür stellte er ihnen Reichtum und Ehre in Aussicht. Andernfalls drohte er ihnen mit dem Tod. "Nein, ich habe den festen Beschluss gefasst, dass ihr mir sowohl den Traum als auch seine Deutung mitteilen sollt. Sonst werdet ihr in Stücke gerissen und eure Häuser werden in Trümmer gelegt! Könnt ihr mir aber sagen, was ich geträumt habe und auch, was mein Traum bedeutet, werde ich euch mit kostbaren Gaben beschenken und euch viel Ehre erweisen." Dennoch erwiderten die Weisen: "Der König möge uns den Traum erzählen, dann werden wir ihm sagen können, was er bedeutet." (Daniel 2,5-7 NLB) MUOT 332 1 Nebukadnezar, der nun über die offenkundige Hinterhältigkeit derer, denen er vertraut hatte, sehr erregt und erzürnt war, erklärte: "Ihr macht nur Ausflüchte, um Zeit zu gewinnen! ... Ihr habt genau verstanden, dass es mir mit meiner Drohung ernst ist. Ihr habt euch verabredet, mir eine lügenhafte Deutung aufzutischen. Deshalb bleibt es dabei: Sagt mir den Traum und beweist mir damit, dass ihr fähig seid, ihn auch zu deuten!" (Daniel 2,8.9 GNB) MUOT 332 2 Von Angst erfüllt über die Folgen ihres Versagens, versuchten die Weisen, dem König zu erklären, dass seine Forderung unvernünftig sei und seine Prüfung weit über das hinausgehe, was jemals von Menschen verlangt wurde. ">Auf der ganzen Erde gibt es keinen Menschen, der in der Lage wäre, dem König seinen Traum zu erzählen! Und noch nie hat ein König, wie groß und mächtig er auch war, so etwas von einem seiner Zauberer, Wahrsager oder Astrologen verlangt! Was du von uns forderst, ist nicht zu erfüllen. Es ist auch kein anderer in der Lage, dem König seinen Traum zu erzählen. Nur die Götter können das, aber die wohnen ja nicht bei den sterblichen Menschen.‹ Als der König das hörte, wurde er wütend. Voller Zorn gab er den Befehl, alle weisen Männer Babels hinzurichten." (Daniel 2,10-12 NLB) Gott Offenbart Daniel Den Traum MUOT 332 3 Unter denen, die von den Beamten, die die Durchführung des königlichen Erlasses vorbereiteten, gesucht wurden, waren auch Daniel und dessen Freunde. Als man ihnen sagte, dass sie aufgrund des Dekrets ebenfalls sterben müssten, fragte Daniel "Arjoch, den Oberbefehlshaber der königlichen Wache, der beauftragt worden war, den Befehl auszuführen ... ›Wie kommt der König dazu, einen solch strengen Befehl zu erlassen?‹" (Daniel 2,14.15 NLB) Arjoch erzählte ihm, dass der König von einem ungewöhnlichen Traum beunruhigt worden sei und vergeblich versucht habe, von den Männern, denen er bisher vertraut hatte, Hilfe zu erhalten. Als Daniel das hörte, wagte er sich unter Einsatz seines Lebens vor den König mit der Bitte, "ihm eine Frist zu geben" (Daniel 2,16), damit er Gott bitten könne, ihm den Traum und dessen Deutung zu offenbaren. Der Monarch willigte ein. MUOT 332 4 "Danach eilte er nach Hause und berichtete seinen Freunden Hananja, Mischael und Asarja, was geschehen war." (Daniel 2,17 NLB) Gemeinsam suchten sie Weisheit bei der Quelle des Lichtes und der Erkenntnis. Ihr Vertrauen zu Gott war stark im Bewusstsein, dass er sie dort hingestellt hatte, wo sie sich befanden, um sein Werk auszuführen und ihre Pflicht zu erfüllen. In Zeiten der Ratlosigkeit und Gefahr hatten sie immer Führung und Schutz bei ihm gesucht. Er war stets ihr bewährter Helfer gewesen. Nun wandten sie sich erneut mit reuevollem Herzen an den Richter der Welt und flehten ihn an, sie doch in dieser Stunde besonderer Not zu retten. MUOT 333 1 Und sie beteten nicht vergeblich. Der Gott, den sie geehrt hatten, ehrte sie nun seinerseits. Der Geist des Herrn ruhte auf ihnen, und Daniel wurden "in einer nächtlichen Vision" der Traum und dessen Bedeutung offenbart (Daniel 2,19 GNB). MUOT 333 2 Als Erstes dankte Daniel Gott für die ihm gegebene Offenbarung: "Gelobt sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit!", rief er aus. "Er allein ist weise und mächtig. Er ist es, der die Gewalt über Zeiten und Veränderungen hat. Er setzt Könige ab und setzt andere als Könige ein. Den Weisen schenkt er Weisheit und den Verständigen ihren Verstand. Er enthüllt, was unergründlich ist und in der Tiefe ruht. Er weiß, was im Dunkeln ist, denn wo er wohnt, ist alles Licht. Ich danke dir, Gott meiner Vorfahren, und preise dich, weil du mir Weisheit und Kraft geschenkt hast. Du hast unsere Gebete erhört und hast mich wissen lassen, was wir uns von dir erbaten: Du hast uns das Geheimnis des Königs enthüllt." (Daniel 2,20-23 NLB) Daniel Vor Nebukadnezar MUOT 333 3 Daniel ging sofort "zu Arjoch, der vom König beauftragt worden war, alle Weisen Babels hinzurichten. Er trat ein und bat ihn: ›Töte die königlichen Berater nicht. Führe mich zum König; ich kann ihm sagen, was sein Traum bedeutete" (Daniel 2,24 NLB) Rasch brachte der Offizier Daniel zum König mit den Worten: "Ich habe unter den Weggeführten von Judäa einen Mann gefunden, der dem König sagen kann, was sein Traum bedeutet!" (Daniel 2,25 NLB) MUOT 333 4 Man stelle sich vor, wie der jüdische Gefangene ruhig und beherrscht vor dem Herrscher des damals mächtigsten Reiches der Welt stand. Gleich in seinen einleitenden Worten lehnte er alle Ehre für sich ab und rühmte Gott als die Quelle aller Weisheit. Auf die bange Frage des Königs: "Stimmt das? Kannst du mir tatsächlich sagen, was ich geträumt habe und was mein Traum bedeutet?", erwiderte er: "Das Geheimnis, nach dem der König fragt, kann von keinem einzigen Weisen, Zauberer, Zeichendeuter oder Wahrsager aufgedeckt werden. Aber es gibt einen Gott im Himmel, der das Verborgene ans Licht bringt. Und er hat dir, König Nebukadnezar, enthüllt, was in fernster Zukunft geschehen wird." (Daniel 2,26-28a NLB) Der Traum Und Seine Deutung MUOT 334 1 "Ich habe dieses Geheimnis nicht durch besondere Weisheit entdeckt, die ich anderen Menschen voraushätte", erklärte Daniel, "sondern Gott hat es mir enthüllt, damit du, König, es erfährst und die Gedanken deines Herzens verstehst. Du sahst im Traum ein riesiges Standbild vor dir stehen. Sein Anblick war zum Erschrecken, und blendender Glanz ging von ihm aus. Der Kopf war aus reinem Gold, Brust und Arme waren aus Silber, der Leib bis zu den Hüften war aus Bronze, die Beine waren aus Eisen und die Füße zum Teil aus Eisen und zum Teil aus Ton. Du blicktest noch auf das Standbild, da löste sich von einem Felsen ein Stein ohne Zutun eines Menschen, der traf die Füße aus Eisen und Ton und zerschmetterte sie. Auf einen Schlag zerfielen Ton, Eisen, Bronze, Silber und Gold zu Staub und wurden wie Spreu vom Wind davongeweht. Keine Spur blieb davon übrig. Der Stein aber, der das Bild zermalmt hatte, wurde zu einem großen Felsmassiv, das die ganze Erde ausfüllte." (Daniel 2,30-35 GNB) MUOT 334 2 "Das war der Traum", erklärte Daniel mit Gewissheit (Daniel 2,36a GNB); und der König, der jeder Einzelheit mit gespannter Aufmerksamkeit gefolgt war, wusste, dass dies genau der Traum war, der ihn so beunruhigt hatte. Daher war er auch innerlich vorbereitet, die Deutung günstig aufzunehmen. Der König aller Könige stand im Begriff, dem Herrscher von Babylon bedeutsame Wahrheiten mitzuteilen. Gott wollte ihm offenbaren, dass er Macht über die Reiche der Welt habe und Könige einsetzen und absetzen könne. Nebukadne- zar sollte möglichst zur Einsicht gelangen, dass er dem Himmel Rechenschaft abzulegen habe. Die Ereignisse der Zukunft, die bis zum Ende der Zeit reichten, sollten ihm enthüllt werden. MUOT 334 3 "Dir, König der Könige, hat der Gott des Himmels Herrschaft, Macht, Stärke und Ruhm geschenkt. Er hat dir Gewalt über die Menschen, die wilden Tiere auf dem Feld und die Vögel am Himmel gegeben - überall dort, wo Menschen wohnen. Du bist der goldene Kopf. Doch nach dir wird ein anderes Reich kommen, und es wird geringer sein als deines. Diesem wird ein drittes Königreich folgen, aus Bronze, und dieses wird über die ganze Welt herrschen. Danach kommt ein viertes Reich, so hart wie Eisen. Genauso, wie Eisen alles zerschmettert und zertrümmert, wird dieses Reich alle anderen Reiche zertrümmern und zermalmen. Die Füße und Zehen, die du gesehen hast, die teils aus Eisen und teils aus Ton waren, bedeuten, dass dieses Reich geteilt sein wird. Zum einen wird es etwas von der Härte des Eisens haben. Deshalb auch die Mischung von Ton und Eisen. Dass aber die Zehen der Füße teils aus Eisen und teils aus Ton waren, weist darauf hin, dass das Reich zwar zu einem Teil stark, zum anderen Teil aber zerbrechlich sein wird. Die Mischung aus Eisen und Ton deutet aber auch darauf hin, dass die Reiche versuchen werden, durch Heirat Bündnisse zu schließen. Diesen wird allerdings kein dauerhafter Erfolg beschieden sein. Sie werden nicht zueinander halten - genauso, wie sich auch Eisen und Ton nicht richtig mischen lassen. Aber in den Tagen der Herrschaft dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Reich errichten, das für alle Ewigkeit Bestand hat. Kein anderes Volk wird je die Gewalt über dieses Reich an sich reißen können. Es wird alle jene Königreiche zerschmettern und vernichten, selbst aber für immer bestehen bleiben, wie du es auch in deinem Traum gesehen hast: Aus dem Berg brach ein Stein, ohne dass ein Mensch etwas damit zu tun gehabt hätte, und zermalmte das Eisen, die Bronze, den Ton, das Silber und das Gold. Ein großer Gott hat dem König gezeigt, was die Zukunft bringen wird. Der Traum sagt die Wahrheit, und seine Deutung ist zuverlässig." (Daniel 2,37-45 NLB) MUOT 335 1 Der König war von der Wahrheit der Deutung überzeugt. In Demut und Ehrfurcht "warf sich König Nebukadnezar vor Daniel mit dem Gesicht zu Boden nieder und verneigte sich tief vor ihm" und sagte zu Daniel: "Es stimmt, dein Gott ist wirklich der Gott über alle Götter und der Herr über alle Könige. Er kann alles, was verborgen ist, ans Licht bringen, denn du konntest mir dieses Geheimnis enthüllen." (Daniel 2,46a.47 NLB) MUOT 335 2 Nebukadnezar hob den Erlass über die Hinrichtung aller Weisen auf. Ihr Leben wurde verschont, weil Daniel mit dem Offenbarer von Geheimnissen in Verbindung stand. "Der König erwies Daniel daraufhin die höchsten Ehren und machte ihm viele kostbare Geschenke. Er setzte Daniel zum Statthalter über die ganze Provinz Babel und machte ihn zum Obersten aller königlichen Ratgeber Babels. Auf Daniels Bitte hin erklärte er Schadrach, Meschach und Abed-Nego zu Verwaltern der Provinz Babel; Daniel selbst aber blieb am Königshof." (Daniel 2,48.49 NLB) Gott Ist Der Herr Der Geschichte MUOT 335 3 Gemäß den Geschichtsbüchern hat es den Anschein, als ob das Wachsen von Nationen sowie der Aufstieg und Fall von Weltreichen vom Willen und Können der Menschen abhängig wären. Ihre Macht, ihr Ehrgeiz oder ihre Launen scheinen die Entwicklung der Ereignisse in hohem Maß zu bestimmen. Aber im Wort Gottes wird der Vorhang zur Seite geschoben, und wir sehen über und hinter und in allem Spiel und Widerspiel menschlicher Interessen, Macht und Leidenschaften das Wirken des Allbarmherzigen, der im Stillen geduldig den Ratschluss seines eigenen Willens ausführt. MUOT 336 1 Mit einfühlsamen Worten von unübertrefflicher Schönheit enthüllte der Apostel Paulus vor den Gelehrten Athens den göttlichen Plan bei der Erschaffung und Verbreitung der Menschenrassen und Völker: "Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist ... hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten." (Apostelgeschichte 17, 24.26.27) MUOT 336 2 Gott hat deutlich gemacht, dass jeder, der will, in ein Bundesverhältnis mit ihm eintreten kann. Bei der Schöpfung war es seine Absicht, die Erde mit Wesen zu bevölkern, deren Lebensinhalt ein Segen für sie und andere sein sollte und den Schöpfer ehrte. Alle, die wollen, können sich selbst mit diesem Ziel identifizieren. Von ihnen heißt es: "Das Volk, das ich mir bereitet habe, soll meinen Ruhm verkündigen." (Jesaja 43,21) MUOT 336 3 In seinem Gesetz hat Gott die Grundsätze festgelegt, die dem Wohlergehen der Völker und einzelner Menschen zugrunde liegen. Hinsichtlich dieses Gesetzes erklärte Mose den Israeliten: "Das ist eure Weisheit und eure Einsicht." (5. Mose 4,6b Elb.) "Diese Anweisungen sind nicht nur leere Worte - sie sind euer Leben!" (5. Mose 32,47a NLB) Die Israel zugesicherten Segnungen gelten unter denselben Bedingungen und im selben Maß jeder Nation und jedem Menschen unter Gottes weitem Himmel. MUOT 336 4 Bereits viele Jahrhunderte, bevor bestimmte Völker die Weltbühne betraten, überblickte der Allwissende die Zeitalter und sagte Aufstieg und Fall der Weltreiche voraus. Gott verkündete Nebukadnezar, dass das Babylonische Reich untergehen und ein Nachfolgereich aufkommen werde, welches ebenfalls eine Bewährungszeit bekommt. Da es den wahren Gott nicht ehrt, werde seine Herrlichkeit dahinschwinden und ein drittes Reich seinen Platz einnehmen. Auch dieses werde vergehen und ein viertes Reich folgen, hart wie Eisen, das die Nationen der Welt unterwerfen werde. MUOT 336 5 Hätten die Herrscher Babylons - jenes reichsten aller irdischen Königreiche - immer Ehrfurcht vor Jahwe bezeugt, hätte er ihnen Weisheit und Macht verliehen, durch die sie mit ihm verbunden und stark erhalten worden wären. Aber sie suchten nur dann bei Gott Zuflucht, wenn sie geplagt und ratlos waren. Fanden sie in solchen Zeiten bei ihren führenden Männern keine Hilfe, suchten sie diese bei Männern wie Daniel - bei Menschen, von denen sie wussten, dass sie den lebendigen Gott ehrten und von ihm geehrt wurden. Sie baten diese Männer, ihnen die Geheimnisse der Vorsehung zu enthüllen. Denn obwohl die Herrscher des stolzen Babylon hochintelligente Männer waren, hatten sie sich durch ihre Vergehen so weit von Gott entfernt, dass sie die Offenbarungen über die Zukunft und die sich daraus ergebenden Warnungen nicht verstehen konnten. MUOT 337 1 Wer Gottes Wort studiert hat, kann in der Geschichte der Völker die buchstäbliche Erfüllung der göttlichen Weissagung erkennen. Am Ende lag Babylon in Trümmern und verschwand, weil sich seine Herrscher in Zeiten des Wohlstands als von Gott unabhängig betrachtet und den Ruhm ihres Königreiches menschlicher Leistung zugeschrieben hatten. Das folgende Me- do-Persische Reich wurde vom Zorn des Himmels heimgesucht, weil darin Gottes Gesetz mit Füßen getreten wurde. Bei der überwiegenden Mehrheit des Volkes war für die Gottesfurcht kein Platz. Bosheit, Gotteslästerung und Sittenverfall herrschten vor. Die folgenden Reiche waren noch niedriger und verderbter. Sie sanken immer tiefer auf der Waagschale sittlicher Werte. Der Sinn Der Geschichte MUOT 337 2 Die Machtbefugnis eines irdischen Herrschers wird ihm vom Himmel verliehen, und sein Erfolg hängt vom rechten Gebrauch der Macht ab. Ihm - wie jedem anderen - gilt das Wort des göttlichen Wächters: "Ich habe dich gerüstet, obgleich du mich nicht kanntest." (Jesaja 45,5) Für jeden ist lebenswichtig, was damals zu Nebukadnezar gesagt wurde: "Lass ab von deiner Sünde und schaffe Recht. Brich mit deinen Ungerechtigkeiten und kümmere dich darum, dass die Armen und die Unterdrückten das bekommen, was sie brauchen. Nur dann kann es dir auf Dauer gut gehen." (Daniel 4,24 NLB) MUOT 337 3 Wer begreift, was es heißt: "Gerechtigkeit erhöht eine Nation", "Gerechtigkeit festigt eine Regierung" und "Durch Güte festigt der König seine Herrschaft" (Sprüche 14,34a Elb.; 16,12b Hfa; 20,28b GNB) und wer die Auswirkung dieser Grundsätze als Machtbekundung dessen anerkennt, der Könige absetzt und einsetzt (vgl. Daniel 2,21), versteht den Sinn der Geschichte. MUOT 337 4 Nur im Wort Gottes wird dies deutlich dargelegt. Darin wird gezeigt, dass die Stärke der Nationen und einzelner Menschen nicht auf günstigen Gelegenheiten oder auf Einrichtungen beruht, die sie anscheinend unüberwindlich machen, und auch nicht auf ihrer prahlerischen Größe, sondern auf der Treue, mit der sie Gottes Absichten erfüllen. ------------------------Kapitel 41 - Im Feuerofen Bewahrt MUOT 338 0 Daniel 3,1-30. MUOT 338 1 Der Traum von der großen Statue mit dem Ablauf von Ereignissen bis zum Ende der Zeit war Nebukadnezar gegeben worden, damit er verstand, welche Rolle ihm in der Weltgeschichte zuteil wurde und welche Beziehung sein Königreich zum Reich des Himmels unterhalten sollte. Durch die Auslegung des Traumes erhielt er deutliche Auskunft über das ewige Reich, das Gott errichten wird. "Aber in den Tagen der Herrschaft dieser Könige", so erklärte ihm Daniel, "wird der Gott des Himmels ein Reich errichten, das für alle Ewigkeit Bestand hat. Kein anderes Volk wird je die Gewalt über dieses Reich an sich reißen können. Es wird alle jene Königreiche zerschmettern und vernichten, selbst aber für immer bestehen bleiben ... Der Traum sagt die Wahrheit, und seine Deutung ist zuverlässig." (Daniel 2,44.45c NLB) MUOT 338 2 Der König hatte die Macht Gottes anerkannt, indem er zu Daniel sagte: "Es stimmt, dein Gott ist wirklich der Gott über alle Götter ... Er kann alles, was verborgen ist, ans Licht bringen." (Daniel 2,47 NLB) Danach stand Nebukadnezar eine Zeitlang unter dem Einfluss der Gottesfurcht, aber sein Herz war noch nicht vom weltlichen Ehrgeiz und vom Wunsch nach Selbstverherrlichung gereinigt. Der Wohlstand, den seine Regierung brachte, erfüllte ihn mit Stolz. Mit der Zeit hörte er auf, den wahren Gott zu verehren, und nahm mit verstärktem Eifer, ja Übereifer wieder seine Götzenverehrung auf. Ein Eigenes Standbild MUOT 338 3 Die Worte "Du bist das Haupt aus Gold" (Daniel 2,38c GNB) hatten den Herrscher tief beeindruckt. Die Weisen seines Reiches machten sich das und seine Rückkehr zum Götzendienst zunutze und schlugen ihm vor, selbst ein Standbild herstellen zu lassen, ähnlich wie das im Traum, und es an einem Ort zu errichten, wo jedermann das goldene Haupt sehen konnte, von dem die Deutung sagte, es stelle sein Königreich dar. MUOT 339 1 Dieser schmeichelhafte Vorschlag gefiel Nebukadnezar. Er beschloss, ihn auszuführen und sogar noch weiterzugehen: Statt das Standbild nachzubilden, wie er es gesehen hatte, sollte es noch übertroffen werden. Sein Bildnis sollte nicht vom goldenen Haupt zu den Füßen hinab mit immer weniger wertvollen Metallen gestaltet sein, sondern völlig aus Gold bestehen. Es sollte ein Sinnbild für Babylon als ewiges, unzerstörbares, allmächtiges Reich sein, das alle anderen Königreiche zerschlägt, aber selbst für immer bestehen bleibt. MUOT 339 2 Der Gedanke, ein Weltreich und ein Herrscherhaus zu gründen, die ewig dauern sollten, gefiel dem mächtigen Herrscher sehr, vor dessen Waffen kein Volk der Erde hatte bestehen können. Mit einer Begeisterung, die grenzenlosem Ehrgeiz und selbstsüchtigem Hochmut entsprang, begann er sich mit seinen Weisen zu beraten, wie dies zu bewerkstelligen sei. Vergessen war die einzigartige Vorsehung, die mit dem Traum und dem großen Standbild verbunden war; vergessen auch dessen Bedeutung, die ihm der Gott Israels durch seinen Diener Daniel erklärt hatte und dass dadurch die führenden Männer seines Reiches vor einem schmachvollen Tod bewahrt worden waren. Alles war verdrängt vom Verlangen, die eigene Macht und Herrschaft aufzurichten. Der König und seine Ratgeber beschlossen, Babylon mit allen Mitteln zu einer Weltmacht zu erheben, die sich der universalen Treue aller würdig erweisen sollte. MUOT 339 3 Die symbolische Darstellung, durch die Gott dem König und dem Volk Babylons seine Absicht mit den Nationen der Erde offenbart hatte, wurde nun zur Verherrlichung menschlicher Macht ins Gegenteil verkehrt. Daniels Auslegung wurde verworfen und sollte vergessen werden. Die Wahrheit sollte falsch gedeutet und falsch angewandt werden. Das Sinnbild, durch das der Himmel den Menschen wichtige Ereignisse der Zukunft enthüllen wollte, sollte dazu verwandt werden, die Verbreitung der Erkenntnis zu behindern, die Gott der Welt vermitteln wollte. Auf diese Weise versuchte Satan durch den Plan ehrgeiziger Männer, die Absicht Gottes für die Menschheit zu durchkreuzen. Ihr Feind wusste, dass der Wahrheit, die nicht mit Irrtum vermischt ist, eine rettende Kraft innewohnt. Wenn aber diese Wahrheit entstellt und zur Selbstverherrlichung und Förderung menschlicher Absichten missbraucht wird, wird daraus eine Macht zum Bösen. MUOT 339 4 Großzügig ließ Nebukadnezar aus seinem reichen Vorrat an Schätzen eine große Statue aus Gold anfertigen, die in den Grundzügen - außer in ihrem Material - derjenigen glich, die er im Traum gesehen hatte. Die Babylonier waren zwar an prachtvolle Darstellungen ihrer heidnischen Götter gewöhnt, aber etwas so Eindrucksvolles und Majestätisches wie diese glänzende Statue hatten sie noch nie geschaffen, "sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit" (Daniel 3,1b). Und es überrascht nicht, dass in einem Land, wo Götzenverehrung allgemein vorherrschte, das herrliche und unbezahlbare Bildnis in der Ebene von Dura als Verkörperung der Herrlichkeit, der Pracht und der Macht Babylons zu einem Gegenstand der Anbetung geweiht werden sollte. Dementsprechende Vorbereitungen wurden getroffen, und es erging ein Erlass, dass am Tag der Einweihung alle Menschen ihre Untertanentreue gegenüber der babylonischen Macht zeigen sollten, indem sie sich vor dem Standbild verneigten. Die Einweihung Des Standbildes MUOT 340 1 Am festgesetzten Tag versammelte sich in der Ebene Dura eine riesige Menge, "Leute aus allen Nationen, Völkern und Sprachen" (Daniel 3,4b GNB). Als Musik ertönte, warfen sich - wie es der König befohlen hatte - alle "nieder und beteten das goldene Standbild an" (Daniel 3,7b GNB). An jenem ereignisreichen Tag schienen die Mächte der Finsternis einen bemerkenswerten Triumph davonzutragen. Die Anbetung des goldenen Standbildes versprach für immer ein Teil der bestehenden Götzenkulte zu werden, die als Staatsreligion anerkannt waren. Satan hoffte dadurch, Gottes Absicht zu vereiteln, die Anwesenheit der gefangenen Israeliten in Babylon zu einem Segen für alle heidnischen Nationen werden zu lassen. MUOT 340 2 Aber Gott beschloss es anders. Nicht alle beugten ihre Knie vor dem abgöttischen Symbol menschlicher Macht. In der Menge der Götzenanbeter waren drei Männer fest entschlossen, den Gott des Himmels nicht auf diese Weise zu entehren. Ihr Gott war der König aller Könige und der Herr aller Herren. Vor keinem anderen wollten sie sich beugen. MUOT 340 3 Im Rausch seines Triumphs erhielt Nebukadnezar die Nachricht, dass einige seiner Untertanen es wagten, seinem Befehl nicht zu gehorchen. Einige Weise, die Daniels Gefährten um die Ehren beneideten, die ihnen erwiesen worden waren, berichteten dem König von deren empörender Missachtung seiner Wünsche. "Der König lebe ewig!", riefen sie aus. "Es gibt hier einige hochgestellte jüdische Männer - Schadrach, Meschach und Abed-Nego -, die du zu Verwaltern der Provinz Babel bestellt hast. Sie haben sich, o König, nicht um deinen Befehl gekümmert: Sie verehren deine Götter nicht und beten auch die goldene Statue nicht an, die du hast aufstellen lassen." (Daniel 3,9.12 NLB) Die Standhaftigkeit Von Daniels Freunden MUOT 341 1 Der König befahl, die drei Männer vor ihn zu bringen. "Stimmt das, was ich da gehört habe?", fragte er. "Ihr wollt meinem Gott nicht die Ehre geben und sein goldenes Standbild nicht anbeten?" (Daniel 3,14 GNB) Durch Drohungen versuchte er sie zu bewegen, sich der Menge anzuschließen. Er zeigte auf den Feuerofen und erinnerte sie an die Strafe, die sie erwarten würde, falls sie ihm weiterhin den Gehorsam verweigerten. Aber die Israeliten bezeugten standhaft ihre Treue zum Gott des Himmels und ihren Glauben an dessen errettende Macht. Eine Verbeugung vor dem Standbild verstanden alle als einen Akt der Anbetung. Solch eine Huldigung konnten sie nur Gott erweisen. MUOT 341 2 Beim Anblick der drei Israeliten kam der König zur Überzeugung, dass sie etwas besaßen, über das die anderen Gelehrten in seinem Reich nicht verfügten. In der Ausübung aller Pflichten waren sie gewissenhaft gewesen; deshalb wollte ihnen Nebukadnezar noch eine Chance geben. Wenn sie wenigstens ihre Bereitschaft andeuteten, gemeinsam mit der Menge das Bild anzubeten, würde ihnen nichts geschehen. Doch er fügte hinzu: "Werdet ihr's aber nicht anbeten, dann sollt ihr sofort in den glühenden Ofen geworfen werden." Er wies mit seiner Hand herausfordernd zum Himmel und sagte: "Lasst sehen, wer der Gott ist, der euch aus meiner Hand erretten könnte!" (Daniel 3,15) MUOT 341 3 Die Drohungen des Königs waren vergeblich. Er vermochte die drei Männer nicht von ihrer Treue zum Herrscher des Universums abzubringen. Aus der Geschichte ihrer Vorväter hatten sie gelernt, dass Ungehorsam gegen Gott Schande, Unglück und Tod bringt und die Ehrfurcht vor dem Herrn der Anfang der Weisheit und die Grundlage alles wahren Wohlergehens ist. Gefasst schauten sie auf den Ofen und erwiderten: "Wir haben es nicht nötig, dir etwas darauf zu antworten. Unser Gott, dem wir gehorchen, kann uns ... aus dem glühenden Ofen und aus deiner Gewalt retten." (Daniel 3,16.17 GNB) Ihr Glaube wurde gestärkt, als sie bezeugten, dass Gott durch ihre Errettung verherrlicht würde, und mit triumphierender Gewissheit, die ihrem Gottvertrauen entsprang, fügten sie hinzu: "Aber auch wenn er das nicht tut: Deinen Gott werden wir niemals verehren und das goldene Standbild, das du errichtet hast, werden wir nicht anbeten." (Daniel 3,18 GNB) MUOT 341 4 "Da geriet Nebukadnezar noch mehr in Wut, und sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn über Schadrach, Meschach und Abed-Nego", die Vertreter eines verachteten und gefangenen Volkes. Er ordnete an, "den Ofen siebenmal so stark zu heizen wie sonst", und befahl seinen Offizieren, die Verehrer des Gottes der Israeliten zu fesseln und sie zur gemeinsamen Hinrichtung abzuführen. "Der Befehl wurde auf der Stelle ausgeführt, und man warf sie mit allen ihren Kleidern, mit Hosen, Mänteln und Mützen, in den glühenden Ofen. Weil der Ofen auf Befehl des Königs so stark geheizt worden war, wurden die Männer, die die drei hinaufbrachten, von den herausschlagenden Flammen getötet." (Daniel 3,19-22 GNB) Der Vierte Mann Im Ofen MUOT 342 1 Aber der Herr vergaß die Seinen nicht. Als seine Zeugen in den Ofen geworfen wurden, offenbarte sich ihnen der Erlöser in menschlicher Gestalt. Gemeinsam gingen sie mitten im Feuer umher. In der Gegenwart dessen, der auch der Herr über Hitze und Kälte ist, verloren die Flammen ihre verzehrende Macht. MUOT 342 2 Von seinem Herrschersitz schaute der König in der Erwartung zu, die Männer, die sich ihm widersetzt hatten, völlig vernichtet zu sehen. Aber sein Gefühl des Triumphs änderte sich plötzlich. Die Fürsten, die in seiner Nähe standen, sahen, wie er erbleichte, sich vom Herrschersitz erhob und in die Flammen starrte. Entsetzt fragte der König seine Minister: "Haben wir nicht drei Männer gebunden in das Feuer werfen lassen? ... Ich sehe aber vier Männer frei im Feuer umhergehen, und sie sind unversehrt; und der vierte sieht aus, als wäre er ein Sohn der Götter". (Daniel 3,24.25) MUOT 342 3 Wie konnte dieser heidnische König wissen, wie der Sohn Gottes aussah? Diese Israeliten hatten in Babylon bei der Ausübung ihrer Vertrauensstellungen dessen wahren Charakter durch ihren Lebenswandel dargestellt. Wenn man sie nach einer Begründung ihres Glaubens fragte, hatten sie ohne Zögern klar und einfach die Grundsätze der Rechtschaffenheit erklärt. So machten sie ihre Umgebung mit dem Gott bekannt, den sie verehrten. Sie hatten vom Messias erzählt, vom kommenden Erlöser. Und nun erkannte der König den vierten Mann im Feuer als einen Sohn Gottes. Nebukadnezar Anerkennt Den Höchsten Gott MUOT 342 4 Da vergaß Nebukadnezar seine Königswürde, stieg von seinem Thronsitz herab, ging zur Öffnung des Feuerofens und rief: "Schadrach, Meschach und Abed-Nego, ihr Diener des höchsten Gottes, kommt heraus!" (Daniel 3,26 GNB) Da traten die drei vor die gewaltige Menschenmenge und zeigten, dass sie unverletzt waren. Die Gegenwart ihres Erlösers hatte sie vor Schaden bewahrt. Nur ihre Fesseln waren verbrannt. "Die Provinzstatthalter, die Militärbefehlshaber, die Unterstatthalter und die Ratgeber des Königs liefen herbei und überzeugten sich davon, dass die Flammen ihnen nicht den geringsten Schaden zugefügt hatten. Das Haar auf ihrem Kopf war nicht versengt, ihre Kleidung war unversehrt, nicht einmal Brandgeruch war an ihnen wahrzunehmen." (Daniel 3,27 GNB) MUOT 343 1 Vergessen war das große goldene Standbild, das mit solchem Gepränge aufgestellt worden war. In der Gegenwart des lebendigen Gottes überkam die Menschen Furcht und Zittern. Der gedemütigte König musste anerkennen: "Gepriesen sei der Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos! Er hat seinen Engel [Boten] gesandt, um diese Männer zu retten, die ihm gehorcht und auf ihn vertraut haben. Sie haben sich meinem Befehl widersetzt und ihr Leben gewagt, weil sie keinen anderen Gott verehren und anbeten wollten außer dem ihren." (Daniel 3,28 GNB) MUOT 343 2 Die Erlebnisse jenes Tages veranlassten Nebukadnezar zu einem Erlass mit dem Wortlaut: "Sollte irgendein Mensch, welcher Rasse, Nation oder Sprache auch immer, ein abfälliges Wort gegen den Gott von Schadrach, Meschach und Abed-Nego sagen, soll er in Stücke gehauen und sein Haus in Schutt und Asche gelegt werden. Denn", so hob er nachdrücklich als Begründung hervor, "es gibt keinen Gott, der retten könnte wie dieser!" (Daniel 3,29 NLB) Gottesverehrung Kann Man Nicht Erzwingen MUOT 343 3 Mit diesen und ähnlichen Worten wollte der König von Babylon seine Überzeugung vor allen Völkern der Erde verbreiten, dass die Macht und Autorität des Gottes der Israeliten höchster Verehrung würdig war. Und es gefiel Gott, als der König ihm die Ehre erwies und dieses Treuebekenntnis im ganzen Babylonischen Reich verkünden ließ. MUOT 343 4 Es war richtig, dass der König ein öffentliches Bekenntnis ablegte und den Gott des Himmels vor allen anderen Göttern erhöhte. Aber im Bemühen, seine Untertanen zu einem ähnlichen Bekenntnis und zu ähnlicher Gottesverehrung zu zwingen, überschritt Nebukadnezar seine Befugnis als irdischer Herrscher. Er hatte weder das bürgerliche noch moralische Recht zur Verhängung der Todesstrafe, wenn Menschen Gott nicht verehrten, genauso wie er vorher kein Recht besaß, ein Gebot zu erlassen, dass jeder den Flammen übergeben werden sollte, der sich weigerte, das goldene Standbild anzubeten. Gott erzwingt niemals den Gehorsam eines Menschen. Er lässt allen die Freiheit zu wählen, wem sie dienen wollen. MUOT 344 1 Durch die Errettung seiner treuen Diener bekundete der Herr, dass er sich auf die Seite der Unterdrückten stellt und jede irdische Macht zurechtweist, die sich gegen die Autorität des Himmels auflehnt. Die drei Israeliten bezeugten der gesamten babylonischen Nation ihren Glauben an den Gott, den sie anbeteten. Sie verließen sich auf ihn. In der Stunde ihrer Prüfung erinnerten sie sich an die Verheißung: "Musst du durchs Wasser gehen, so bin ich bei dir; auch in reißenden Strömen wirst du nicht ertrinken. Musst du durchs Feuer gehen, so bleibst du unversehrt; keine Flamme wird dir etwas anhaben können." (Jesaja 43,2 GNB) Auf wunderbare Weise wurde ihr Vertrauen in das lebendige Wort vor den Augen aller geehrt. Die Nachricht von ihrer wunderbaren Errettung wurde von den Abordnungen der verschiedenen Völker, die Nebukadnezar zur Einweihungsfeier eingeladen hatte, in viele Länder getragen. Durch die Treue seiner Kinder wurde Gott auf der ganzen Erde verherrlicht. Lehren Aus Der Erfahrung Der Drei Treuen Männer MUOT 344 2 Aus der Erfahrung der jungen Israeliten in der Ebene Dura gilt es, Wichtiges zu lernen. Auch in unserer Zeit werden viele Diener Gottes, die nichts Böses getan haben, denen ausgeliefert, die durch den Einfluss Satans mit Neid und religiösem Eifer erfüllt sind. Sie werden beleidigt und misshandelt. Die Wut der Menschen wird einst vor allem gegen die gerichtet sein, die den Sabbat gemäß dem vierten Gebot heiligen. Am Ende wird ein weltweiter Erlass verkündigen, dass sie mit dem Tod bestraft werden sollen (vgl. Offenbarung 13,15). MUOT 344 3 Die Zeit der großen Trübsal, die dem Volk Gottes bevorsteht, wird einen unerschütterlichen Glauben erfordern. Gottes Kinder müssen dann bezeugen, dass nur ihm ihre Anbetung gebührt und sie nicht einmal auf ihr Leben Rücksicht nehmen können, wenn es darum geht, einer falschen Gottesverehrung Zugeständnisse zu machen. Für einen wirklich treuen Christen sind Befehle von sterblichen Menschen im Gegensatz zum Wort des ewigen Gottes bedeutungslos. Er wird der Wahrheit Gottes gehorchen, auch wenn Gefängnis, Verbannung oder Tod die Folgen sind. MUOT 344 4 Wie in den Tagen Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos wird der Herr kurz vor dem Abschluss der Weltgeschichte mächtig für diejenigen wirken, die standhaft für das Recht eintreten. Er, der mit den treuen Israeliten im Feuerofen wandelte, wird bei seinen Nachfolgern sein, wo immer sie sich befinden. Seine beständige Gegenwart wird sie trösten und aufrichten. Mitten in der Zeit der Trübsal - "eine Zeit so großer Trübsal, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt" (Dan 12,1b) - werden seine Auserwählten unerschütterlich standhalten. Mit all seinem bösen Heer kann Satan nicht einmal die Schwächsten unter Gottes Heiligen vernichten. Starke Engel werden sie schützen, und um ihretwillen wird sich der Herr als "Gott aller Götter" offenbaren (Daniel 11,36b), der in der Lage ist, alle bis zum Äußersten zu retten, die ihr Vertrauen auf ihn gesetzt haben. ------------------------Kapitel 42 - Nebukadnezar Findet Zu Gott MUOT 346 0 Daniel 3,31 bis 4,34. MUOT 346 1 Nebukadnezar - zum Gipfel weltlicher Ehre erhoben und sogar vom inspirierten Wort als "König der Könige" anerkannt (Hesekiel 26,7) - schrieb während einiger Jahre den Ruhm seines Königreiches und den Glanz seiner Herrschaft der Gunst Jahwes zu. Der Traum vom großen Standbild hatte ihm diese Erkenntnis geschenkt und sein Denken nachhaltig beeinflusst. Vor allem bewegte ihn der Gedanke, dass das große Weltreich Babylon schließlich doch untergehen und von anderen Reichen abgelöst werden sollte. Zuletzt würde dann an Stelle aller irdischen Mächte das Reich vom Gott des Himmels aufgerichtet werden, das unzerstörbar ist (vgl. Daniel 2,44). MUOT 346 2 Nach einiger Zeit verlor Nebukadnezar jedoch die hohe Vorstellung von Gottes Absicht für die Völker aus den Augen. Als sein Stolz vor der Menschenmenge in der Ebene Dura gedemütigt worden war, hatte er erneut bekennen müssen: Gottes "Reich bleibt für immer bestehen, seine Herrschaft nimmt kein Ende" (Daniel 3,33b GNB). Obwohl er nach Herkunft und Erziehung ein Götzendiener war und an der Spitze eines abgöttischen Volkes stand, besaß er dennoch einen angeborenen Sinn für Recht und Gerechtigkeit. Gott hatte ihn daher als Werkzeug zur Bestrafung seines widerspenstigen Volkes und für die Ausführung seiner göttlichen Absicht gebrauchen können. Nach Jahren geduldiger und mühevoller Anstrengungen vermochten Nebukadnezar und seine Armee, "die Gewalttätigsten unter den Völkern" (Hesekiel 28,7), Tyrus zu erobern. Auch Ägypten fiel seinen siegreichen Heeren als Beute zu. Als er eine Nation nach der anderen dem Babylonischen Reich hinzufügte, vermehrte er ständig seinen Ruhm als größter Herrscher seiner Zeit. MUOT 346 3 Es ist nicht verwunderlich, dass dieser erfolgreiche Monarch vor lauter Ehrgeiz und Stolz der Versuchung erlag, vom Pfad der Demut abzuweichen, der allein zu wahrer Größe führt. Die Zeiten zwischen seinen Eroberungskriegen nutzte er zur Befestigung und Verschönerung seiner Hauptstadt, bis die Stadt Babylon schließlich das Glanzstück seines Königreiches wurde, "die in aller Welt Berühmte" (Jeremia 51,41). Seine Leidenschaft als Bauherr und sein außerordentlicher Erfolg beim Ausbau Babylons zu einem Weltwunder nährten seinen Stolz, bis er in große Gefahr geriet, seinen Ruf als weiser Herrscher, den Gott auch weiterhin als Werkzeug für die Ausführung seines göttlichen Planes gebrauchen konnte, zu verderben. Ein Weiterer Traum MUOT 347 1 In seiner Güte schenkte Gott dem König einen weiteren Traum, um ihn vor seiner Gefährdung und vor der Schlinge zu warnen, die zu seinem Verderben ausgelegt worden war. In einem Nachtgesicht sah Nebukadnezar einen großen Baum, der mitten auf der Erde wuchs. "Er wuchs und wurde immer größer und mächtiger, und sein Wipfel reichte schließlich bis in den Himmel ... Er hatte frische grüne Blätter und trug so reichlich Frucht, dass alle von ihm genährt wurden. Die wilden Tiere fanden unter ihm Schatten, und in seinen Zweigen nisteten die Vögel des Himmels. Alles, was lebte, ernährte sich von ihm." (Daniel 4,8.9 NLB) MUOT 347 2 Beim Anblick des stattlichen Baumes erblickte der König einen "Wächter", einen "Heiligen" (Daniel 4,10b Elb.), der mit lauter Stimme rief: "Fällt den Baum und hackt seine Äste ab! Streift das Laub von den Zweigen und streut die Früchte überall umher! Die Tiere, die unter seinem Schatten Schutz fanden, und die Vögel in seinen Zweigen sollen fliehen. Nur den Stumpf lasst in der Erde, aber fesselt ihn mit eisernen und bronzenen Ketten, damit er unten am Boden bleibt zwischen Gras und Kräutern. Der Tau soll auf ihn fallen; wie das Wild soll er im Gras liegen. Statt eines Menschenverstandes soll ihm der Verstand eines Tieres gegeben werden. So sollen sieben Jahre über ihn hingehen. Dies ist im himmlischen Rat beschlossen worden, damit alle Menschen erkennen: Der höchste Gott ist Herr über die Reiche der Welt; er gibt die Herrschaft, wem er will; den Geringsten unter den Menschen kann er zum Herrscher über alle erheben." (Daniel 4,11-14 GNB) Ein Erneutes Versagen MUOT 347 3 Der König war von dem Traum, der offenbar Unglück ankündigte, sehr beunruhigt und erzählte ihn seinen Weisen, doch keiner der "Gelehrten, Magier, Wahrsager und Sterndeuter" konnte ihn deuten (Daniel 4,4 GNB), obwohl der Traum sehr klar war. MUOT 347 4 Noch einmal sollte in dieser götzendienerischen Nation die Wahrheit bezeugt werden, dass nur Menschen, die Gott lieben und fürchten, die Geheimnisse des Himmelreichs verstehen können. In seiner Ratlosigkeit ließ der König seinen Diener Daniel holen, einen wegen seiner Rechtschaffenheit, Beständigkeit und unübertroffenen Weisheit hochgeschätzten Mann. MUOT 348 1 Als Daniel der königlichen Vorladung Folge leistete und vor dem König stand, sagte Nebukadnezar: "Beltschazar, du bist der oberste der königlichen Ratgeber. Ich weiß, dass du vom Geist der heiligen Götter erfüllt bist und es kein Geheimnis gibt, welches du nicht enträtseln könntest. Sag mir, was mein Traum bedeutet! ... Alle Weisen meines Reiches konnten es mir nicht sagen; aber du kannst es, weil du vom Geist der heiligen Götter erfüllt bist." (Daniel 4,6.15 GNB) Eine Diplomatische Deutung MUOT 348 2 Für Daniel war die Bedeutung des Traumes einfach zu begreifen. Sie erschreckte ihn derart, dass er "eine Zeitlang vor Entsetzen wie erstarrt [war], weil ihm seine Gedanken Furcht einjagten". Der König, der Daniels Zögern und innere Not sah, zeigte Mitempfinden mit seinem Diener und sagte: "Beltschazar, lass dir vom Traum und seiner Auslegung keine Angst machen." (Daniel 4,16ab NLB) MUOT 348 3 Daniel erwiderte: "Ach, mein Herr, dass doch der Traum deinen Feinden und seine Deutung deinen Widersachern gelte!" (Daniel 4,16c) Der Prophet erkannte, dass Gott ihm die heilige Pflicht auferlegt hatte, Nebukadnezar das nahende Gericht zu offenbaren, das ihn wegen seiner stolzen Anmaßung treffen sollte. Für die Deutung musste er mit Bedacht eine Ausdrucksweise finden, die der König verstand. Obwohl ihn die furchtbare Bedeutung sprachlos gemacht und vor Bestürzung hatte zögern lassen, musste er doch die Wahrheit sagen - ganz gleich, welche Folgen sich für ihn ergeben würden. MUOT 348 4 Dann gab Daniel die Verfügung des Allmächtigen bekannt: "Der Baum, den du gesehen hast, dieser große und mächtige Baum, der bis zum Himmel reichte, der dichtes Laub hatte und reiche Früchte trug, in dessen Schatten die Tiere ruhten und in dessen Zweigen die Vögel nisteten und der allem, was lebt, Nahrung bot - dieser Baum bist du selbst, mein König! Du wurdest groß und mächtig, deine Gewalt reichte bis an den Himmel und deine Herrschaft erstreckte sich bis an die äußersten Enden der Erde. Dann aber sahst du den Engel vom Himmel herabkommen, der befahl: ›Fällt den Baum, vernichtet ihn! Nur den Stumpf lasst übrig und legt ihn in Ketten; er bleibe unten am Boden zwischen Gras und Tieren und sei schutzlos dem Tau preisgegeben, sieben Jahre lang!‹ Mein Herr und König, das bedeutet, dass der höchste Gott sein Urteil über dich gesprochen hat. Du wirst aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen werden und unter den wilden Tieren leben müssen, du wirst Gras fressen wie ein Rind und nass werden vom Tau, der vom Himmel fällt. Sieben Jahre werden so über dich hingehen, bis du erkennst: Der höchste Gott allein ist Herr über alle Menschen und er gibt die Herrschaft, wem er will. Dass aber der Befehl erging, den Stumpf in der Erde zu lassen, das bedeutet: Die Herrschaft wird dir zurückgegeben werden, wenn du Gott als den höchsten Herrn anerkennst." (Daniel 4,17-23 GNB) MUOT 349 1 Nachdem Daniel den Traum gewissenhaft ausgelegt hatte, drängte er den stolzen Monarchen, zu bereuen und sich zu Gott zu kehren, um durch rechtes Tun das drohende Unheil abzuwenden. "Lass dir deshalb raten, mein König", flehte der Prophet ihn an. "Kehre dich ab vom Unrecht und halte dich an das Recht; mach deine Verfehlungen wieder gut, indem du den Armen Gutes tust. Sonst wird dein Glück nicht von Dauer sein." (Daniel 4,24 GNB) Eine Vergebene Gelegenheit MUOT 349 2 Eine Zeitlang übten die Warnung und der Rat des Propheten einen starken Eindruck auf Nebukadnezar aus. Aber in einem Herzen, das nicht durch die Gnade Gottes umgewandelt ist, lassen die vom Heiligen Geist gewirkten Eindrücke bald nach. Weil das Herz des Königs noch nicht von Genusssucht und Ehrgeiz gereinigt war, gewannen diese Charakterzüge bald wieder die Oberhand. Trotz der Belehrung, die ihm so gnädig erteilt worden war, und trotz der Warnungen, die er in der Vergangenheit erhalten hatte, überließ sich Nebukadnezar doch wieder der Eifersucht auf die Reiche, die später aufkommen sollten. Seine Herrschaft, die bisher in hohem Maß gerecht und barmherzig gewesen war, artete zur Tyrannei aus. Indem er sein Herz verhärtete, gebrauchte er seine gottgegebenen Fähigkeiten zur Selbstverherrlichung und erhob sich über den Gott, der ihm Leben und Macht verliehen hatte. MUOT 349 3 Monatelang zögerte sich das Gericht Gottes hinaus. Aber statt sich durch diese Langmut zur Reue leiten zu lassen, frönte der König seinem Stolz, bis er sein Vertrauen in die Deutung des Traums verlor und über seine früheren Befürchtungen scherzte. MUOT 349 4 Ein Jahr nach der Warnung schlenderte Nebukadnezar eines Tages durch seinen Palast und mit Stolz über seine Herrschermacht und seinen Erfolg als Städtebauer prahlte er: "Das ist das große Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit." (Daniel 4,27) MUOT 349 5 Kaum hatte der König diese stolze Prahlerei ausgesprochen, kündigte eine Stimme vom Himmel an, dass nun die Zeit für den Vollzug des Gerichts gekommen war. Jahwes Richterspruch drang an seine Ohren: "König Ne- bukadnezar, hiermit wird dir die Herrschaft weggenommen! Du wirst aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen und musst unter den wilden Tieren leben, du wirst Gras fressen wie ein Rind, und das sieben Jahre lang, bis du erkennst: Der höchste Gott allein ist Herr über alle Menschen, und er gibt die Herrschaft, wem er will." (Daniel 4,28.29 GNB) Nebukadnezars Irrsinn MUOT 350 1 Augenblicklich wurde ihm die Vernunft entzogen, die Gott ihm gegeben hatte. Das Urteilsvermögen, das der König für vollkommen hielt, und die Klugheit, mit der er sich gebrüstet hatte, wurden weggenommen. Der einst so mächtige Herrscher war dem Irrsinn verfallen. Zur Ausübung der Regierungsgeschäfte war er nicht mehr fähig. Da er alle Warnungsbotschaften unbeachtet gelassen hatte, war Nebukadnezar nun aller Macht, die sein Schöpfer ihm verliehen hatte, beraubt. "Er wurde aus der Gemeinschaft der Menschen ausgestoßen, er fraß Gras wie die Rinder und wurde vom Tau des Himmels durchnässt. Die Jahre vergingen, und seine Haare wurden so lang wie Adlerfedern und seine Nägel wie die Krallen eines Vogels." (Daniel 4,30 NLB) MUOT 350 2 Sieben Jahre lang blieb Nebukadnezar für seine Untertanen ein unerklärliches Rätsel; sieben Jahre lang stand er vor aller Welt entwürdigt da. Danach kam er wieder zur Vernunft. Demütig blickte er zum Gott des Himmels auf und erkannte die göttliche Hand in seiner Züchtigung. In einer öffentlichen Erklärung gestand er seine Schuld ein und erkannte die Gnade Gottes an, die ihn wiederhergestellt hatte. Er verkündigte: "Am Ende dieser Jahre richtete ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel auf. Mein Verstand kehrte wieder und ich dankte dem Höchsten, lobte ihn und gab dem, der ewig lebt, die Ehre. Seine Herrschaft ist eine Herrschaft für alle Zeiten, sein Reich besteht von Generation zu Generation. Alle Bewohner der Erde sind im Vergleich zu ihm wie nichts. Er handelt, wie er es für richtig hält, sowohl bei den Engeln im Himmel als auch bei den Bewohnern der Erde. Und es gibt keinen, der ihm Einhalt gebieten könnte oder zu ihm sagen dürfte: ›Was tust du da?‹ Zur gleichen Zeit kehrte mein Verstand wieder, und zum Ruhm meines Königreiches erhielt ich meine Herrlichkeit und königliche Pracht zurück. Meine Verwalter, die mich während der vergangenen Jahre in meinen Regierungsgeschäften vertreten hatten, und die obersten Männer meines Reiches suchten mich auf. Meine Regentschaft wurde bestätigt, ja meine Ehre war sogar noch größer als zuvor." (Daniel 4,31-33 NLB) Der König Lobt Gott MUOT 351 1 Aus dem einst stolzen Monarchen war ein demütiges Kind Gottes geworden; der tyrannische, anmaßende Herrscher zu einem weisen und barmherzigen König. Er, der den Gott des Himmels herausgefordert und gelästert hatte, erkannte nun die Macht des Allerhöchsten an und versuchte ernsthaft die Ehrfurcht vor Jahwe und das Glück seiner Untertanen zu fördern. Durch die Zurechtweisung des Königs aller Könige und Herrn aller Herren hatte Ne- bukadnezar schließlich die Lektion gelernt, die alle Herrscher lernen sollten: dass wahre Größe in wahrer Güte besteht. Er erkannte Jahwe als den lebendigen Gott mit den Worten an: "Jetzt preise, erhebe und verherrliche ich, Nebukadnezar, den König des Himmels. Alles, was er tut, ist Wahrheit, und seine Wege sind gerecht. Diejenigen, die stolz oder hochmütig sind, kann er erniedrigen." (Daniel 4,34 NLB) MUOT 351 2 Damit war Gottes Absicht erfüllt, dass das größte Königreich sein Lob verkünden sollte. Diese öffentliche Erklärung, in der Nebukadnezar die Gnade, Güte und Autorität Gottes anerkannte, ist die letzte Tat seines Lebens, die in der biblischen Geschichte überliefert ist. ------------------------Kapitel 43 - Der Untergang Babylons MUOT 352 0 Daniel 5, Jesaja 13,11-22; 47,1-15; Jeremia 50 und 51. MUOT 352 1 Gegen Ende der Lebenszeit Daniels fanden in dem Land, in das er und seine Gefährten mehr als 60 Jahre zuvor als Gefangene entführt worden waren, große Veränderungen statt. Nebukadnezar, der die Nationen ge- ängstigt hatte, war gestorben, und Babylon, die "überall auf der Erde hoch gerühmte" Stadt (Jeremia 51,41b NLB), war unter die unkluge Herrschaft seiner Nachfolger geraten. Langsam, aber sicher ging das Reich seiner Auflösung entgegen. Die Herrschaft Belsazars MUOT 352 2 Belsazar, der Enkel Nebukadnezars, war schon als junger Mann Mitregent Nabonids geworden. Er bildete sich auf seine Machtbefugnisse etwas ein und erhob sich gegen den Gott des Himmels. Durch seine Torheit und Schwäche sollte das stolze Babylon bald untergehen. Er hatte viele Gelegenheiten gehabt, den göttlichen Willen zu erfahren und seine Verpflichtung zum Gehorsam Gott gegenüber zu erkennen. Belsazar wusste, dass sein Großvater durch Gottes Ratschluss aus der menschlichen Gesellschaft verbannt worden war, und er war auch mit Nebukadnezars Bekehrung und dessen wunderbarer Wiedereinsetzung vertraut. Doch Belsazar ließ es zu, dass seine Vergnügungssucht und Selbstverherrlichung die Lehren verdrängten, die er nie hätte vergessen sollen. Die gnädig gewährten Gelegenheiten ließ er verstreichen und nutzte die ihm eingeräumten Möglichkeiten nicht, um die Wahrheit gründlicher kennenzulernen. An dem, was Nebukadnezar schließlich um den Preis unsagbarer Leiden und Demütigungen gewonnen hatte, ging Belsazar gleichgültig vorüber. MUOT 353 3 Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon Rückschläge. Babylon wurde von Kyrus belagert, einem Neffen Darius' des Meders und Oberbefehlshaber der vereinigten Heere der Meder und Perser. Doch innerhalb der scheinbar uneinnehmbaren Festung mit ihren massiven dreifachen Stadtmauern und Bronzetoren, geschützt durch den Euphrat und reichlich mit Lebensmitteln versorgt, fühlte sich der verschwenderische Monarch sicher und verbrachte seine Zeit mit ausgelassenem Feiern. Ein Grosses Festmahl MUOT 353 1 In seinem Stolz und seiner Anmaßung, sich leichtsinnig in Sicherheit wiegend, veranstaltete Belsazar "ein prächtiges Festmahl für die 1000 wichtigsten Männer seines Reiches. Er saß ihnen gegenüber zu Tisch und trank Wein" (Daniel 5,1 NLB). All die Annehmlichkeiten, die Reichtum und Macht mit sich bringen, vergrößerten den Glanz dieser königlichen Tafel. Schöne Frauen in bezaubernden Gewändern waren unter den geladenen Gästen auf dem königlichen Bankett, ebenso geistvolle und gebildete Männer. Sie alle tranken mit den Fürsten und Männern des Staates Wein wie Wasser und feierten unter dessen berauschendem Einfluss. MUOT 353 2 Die Vernunft des Königs war durch die beschämende Trunkenheit ausgeschaltet. Von seinen niedrigen Trieben und Leidenschaften beherrscht, übernahm er die Führung dieser ausschweifenden Veranstaltung. Während das Festmahl weiterging, "befahl er, die goldenen und silbernen Becher zu holen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem erbeutet hatte. Er wollte selbst daraus trinken, aber auch die mächtigen Männer seines Landes sowie seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken lassen. Man brachte ihm also die goldenen Becher ... und alle tranken daraus. Während sie ihren Wein tranken, rühmten sie ihre Götzen aus Gold, Silber, Bronze, Eisen, Holz und Stein" (Daniel 5,2-4 NLB). Der Heilige Wächter Schreibt Eine Botschaft MUOT 353 3 Belsazar dachte nicht daran, dass sein abgöttisches Zechgelage von einem himmlischen Zeugen beobachtet wurde. Ein heiliger Wächter, selbst unsichtbar, schaute auf das Bild der Entweihung, hörte das frevelhafte Gelächter und sah den Götzenkult. Bald jedoch machte der ungebetene Gast seine Anwesenheit erkennbar. Als die Schwelgerei ihren Höhepunkt erreichte, erschien eine blasse Hand und schrieb auf die Wände des Palastes Buchstaben, die wie Feuer glänzten - Worte, die den vielen Anwesenden zwar rätselhaft waren, aber dem König, dessen Gewissen plötzlich schlug, und seinen Gästen wie das Omen des Verhängnisses vorkamen. MUOT 354 1 Verstummt war der fröhliche Lärm, während Männer und Frauen von unbeschreiblichem Schrecken erfasst wurden und zusahen, wie die Hand langsam geheimnisvolle Buchstaben schrieb. Wie in einer Gesamtschau zogen vor ihrem geistigen Auge die Taten ihres sündigen Lebens vorbei. Ihnen war, als stünden sie vor dem Gericht des ewigen Gottes, dessen Macht sie eben noch verachtet hatten. Wo einige Augenblicke zuvor noch Ausgelassenheit und gotteslästerliche Witzelei zu hören gewesen waren, gab es jetzt bleiche Gesichter und angstvolle Schreie. Wenn Gott die Menschen das Fürchten lehrt, können sie die Heftigkeit ihrer schrecklichen Angst nicht verbergen. MUOT 354 2 Am meisten erschrocken war Belsazar. Mehr als alle anderen trug er die Verantwortung für die Rebellion gegen Gott, die er in jener Nacht zu ihrem Höhepunkt im Babylonischen Reich getrieben hatte. In der Gegenwart des unsichtbaren Wächters - des Vertreters Gottes, dessen Macht herausgefordert und dessen Name verlästert worden war, stand der König vor Angst gelähmt da. "Seine Hüftgelenke wurden kraftlos, und seine Knie schlugen aneinander." (Daniel 5,6 ZÜ) Belsazar hatte sich ruchlos gegen den Gott des Himmels erhoben. Er hatte auf seine eigene Macht vertraut und nicht damit gerechnet, dass es jemand wagen würde, ihn zu fragen: "Warum machst du das?" Doch jetzt erkannte er, dass er über die Regentschaft, die ihm anvertraut worden war, Rechenschaft ablegen musste und für seine verpassten Gelegenheiten und seine trotzige Haltung keine Entschuldigung vorbringen konnte. MUOT 354 3 Vergeblich versuchte der König, die flammenden Buchstaben zu lesen. In dieses Geheimnis vermochte er nicht einzudringen. Hier offenbarte sich eine Macht, die er weder verstehen noch leugnen konnte. Verzweifelt suchte er Hilfe bei den Weisen seines Reiches. Sein verstörter Schrei erscholl durch den Saal, als er die Wahrsager, Sterndeuter und Beschwörer aufforderte, die Schrift zu entziffern. Ihnen versprach er: "Wer die Schrift an der Wand lesen und erklären kann, was sie bedeutet, wird in Purpur gekleidet und bekommt eine goldene Ehrenkette um den Hals. Er wird der dritt- mächtigste Mann in meinem Reich!" (Daniel 5,7 GNB) Doch der Aufruf an seine vertrauten Ratgeber war trotz der angebotenen reichen Belohnung vergeblich. Himmlische Weisheit kann man nicht kaufen oder verkaufen. "Alle Weisen des Königs traten vor, aber sie konnten das Geschriebene nicht lesen und erst recht nicht seinen Sinn deuten." (Daniel 5,8 GNB) Sie waren ebenso wenig fähig, die geheimnisvollen Schriftzeichen zu lesen, wie die Gelehrten einer früheren Generation die Träume Nebukadnezars zu deuten. Daniel Wird Vor Den König Geholt MUOT 355 1 Da fiel der Königinmutter ein, dass Daniel vor mehr als einem halben Jahrhundert dem König Nebukadnezar den Traum vom großen Standbild und dessen Deutung erklärt hatte. "Lange lebe der König!" sagte sie. "Du brauchst nicht zu erschrecken oder blass zu werden. Es gibt einen Mann in deinem Reich, in dem der Geist der heiligen Götter wohnt. Während der Herrschaft deines Vaters3 zeigte sich, dass er mit Erkenntnis, Verstand und Weisheit gesegnet ist, von der Art, wie sie sonst nur bei den Göttern gefunden wird. Dein Vater, König Nebukadnezar, machte ihn zum Obersten aller Zauberer, Zeichendeuter, Astrologen und Wahrsager Babels, - eben deshalb, weil er einen so außergewöhnlichen Verstand und Geist und überdies Klugheit besitzt, die sich in der Deutung von Träumen und im Enträtseln von Geheimnissen zeigen. Dieser Mann heißt Daniel, aber der König hat ihm den Namen Beltschazar gegeben. Lass nun Daniel rufen, er wird dir die Bedeutung der Schrift sagen können." (Daniel 5,10b-12 NLB) MUOT 355 2 "Also wurde Daniel vor den König geführt." Belsazar rang um die Fassung und sagte zum Propheten: "Bist du Daniel, den mein Vater, König Nebukadnezar, als Gefangenen von Juda hierher gebracht hat? Man sagt über dich, dass der Geist der Götter in dir wohnt und dass Erleuchtung, Scharfsinn und eine besondere Weisheit bei dir gefunden wurden. Ich habe alle diese Weisen und Wahrsager kommen lassen, damit sie die Schrift lesen und mir anschließend erklären sollten, was ihre Bedeutung ist. Das ist aber keinem von ihnen gelungen. Jetzt habe ich über dich gehört, dass du in der Lage seist, Deutungen zu geben und Geheimnisse zu lösen. Nun, wenn es dir gelingt, diese Schrift dort zu lesen und mir zu sagen, was sie bedeutet, sollst du in königliche Purpurgewänder gekleidet werden und eine goldene Kette um den Hals tragen. Und du sollst zum dritthöchsten Mann im Reich erhoben werden." (Daniel 5,13-16 NLB) MUOT 355 3 Unbeeindruckt von den Versprechungen des Königs stand Daniel in der ruhigen Würde eines Dieners des Allerhöchsten vor der angsterfüllten Menge - nicht um Schmeichelworte auszusprechen, sondern um eine Gerichtsbotschaft zu erläutern. "Behalte deine Geschenke, und deine Belohnungen gib einem anderen!", sagte er. "Ich will dir die Schrift auch so vorlesen und dir ihre Bedeutung mitteilen." (Daniel 5,17 NLB) MUOT 356 1 Zuerst erinnerte der Prophet Belsazar an Dinge, die ihm vertraut waren und ihn doch nicht die Demut gelehrt hatten, die ihn hätte retten können. Er sprach über Nebukadnezars Sünde und Fall und wie der Herr mit ihm verfuhr, wie er ihm Herrschaft und Ruhm verlieh, wie das göttliche Urteil wegen seines Stolzes über ihn erging und er daraufhin die Macht und Barmherzigkeit des Gottes Israels anerkannte. MUOT 356 2 Dann rügte er Belsazar kühn und nachdrücklich wegen dessen großer Bosheit. Er hielt dem König seine Sünden vor und zeigte ihm, was er zu lernen versäumt hatte. Belsazar hatte weder die Erfahrungen seines Großvaters4 richtig gedeutet noch die warnenden Ereignisse beachtet, die für ihn selbst bedeutungsvoll waren. Er hatte Gelegenheit gehabt, den wahren Gott kennenzulernen und ihm zu gehorchen, aber er hatte sie unbeachtet gelassen und erntete nun die Früchte seiner Auflehnung. MUOT 356 3 "Du, Belsazar ... warst dennoch nicht demütig vor Gott", erklärte der Prophet, "sondern warst überheblich gegen den Herrn des Himmels und hast die Becher seines Tempels holen lassen. Ihr habt Wein aus ihnen getrunken, du und die mächtigen Männer in deinem Reich, deine Frauen und Nebenfrauen, und währenddessen habt ihr ein Loblied angestimmt auf die Götter aus Silber, Gold, Bronze, Eisen, Holz und Stein. Dabei können diese Götzen weder hören noch sehen noch irgendetwas wissen. Dem Gott dagegen, der dein Leben erhält und dein Schicksal lenkt, hast du nicht die Ehre gegeben! Deshalb hat er diese Hand gesandt und diese Schrift geschrieben." (Daniel 5,22-24 NLB) Daniel Deutet Die Schriftzeichen MUOT 356 4 Der Prophet kehrte sich zu der vom Himmel gesandten Botschaft an der Wand und las vor: "Mene mene tekel u-parsin." (Daniel 5,25) Zwar war die Hand, die diese Zeichen geschrieben hatte, nicht mehr zu sehen, aber diese strahlten noch immer in erschreckender Klarheit. Und nun lauschten die Anwesenden mit angehaltenem Atem der Erklärung des betagten Propheten. "Diese Worte bedeuten Folgendes: Mene heißt ›gezählt‹ - Gott hat die Tage deiner Herrschaft gezählt und ihr ein Ende bereitet. Tekel heißt ›gewogen‹ - du wurdest auf der Waage gewogen und für zu leicht befunden. Parsin heißt ›geteilt‹ - dein Reich wird geteilt und den Medern und Persern gegeben werden." (Daniel 5,26-28 NLB) MUOT 356 5 In dieser letzten Nacht voll wilder Ausgelassenheit hatten Belsazar und sein Gefolge das Maß ihrer eigenen Schuld und auch die des Babylonischen Reiches voll gemacht. Gottes Hand, die das drohende Unheil bisher zurückgehalten hatte, konnte es nicht länger aufhalten. Durch mancherlei Fügungen hatte Gott versucht, den Babyloniern Ehrfurcht vor seinem Gesetz beizubringen. "Wir haben Babylon zu helfen versucht", hatte er über die ausgesagt, deren Schuld nun bis zum Himmel schrie, "doch ihm ist nicht mehr zu helfen!" (Jeremia 51,9a GNB) Wegen der bemerkenswerten Verdorbenheit des menschlichen Herzens hielt es Gott schließlich für erforderlich, ein unwiderrufliches Urteil zu fällen: Belsazar sollte sterben und sein Königreich in andere Hände übergehen. MUOT 357 1 Als der Prophet zu sprechen aufhörte, befahl der König, ihm die versprochenen Ehren zu erweisen. Dementsprechend kleidete man Daniel "in königliche Purpurgewänder und legte ihm eine goldene Kette um den Hals". Der König ließ öffentlich "ausrufen, dass Daniel der Drittmächtigste im Reich sein sollte" (Daniel 5,29 NLB). Die Einnahme Babylons MUOT 357 2 Mehr als ein Jahrhundert zuvor hatte bereits Jesaja unter göttlicher Eingebung die Aufforderung gehört: "Meder, schließt die Stadt ein! Die Räuber müssen rauben, die Verwüster müssen verwüsten! Dem Seufzen der Völker über Babylon will ich ein Ende machen!" Er sah: "In Babylon deckt man den Tisch zum Festmahl, man breitet die Polster aus, man isst und trinkt - plötzlich ein Schrei: "Aufstehen! Alle Offiziere zu den Waffen!" (Jesaja 21,2.5 GNB) Die Nacht, in der König Belsazar und seine Ratgeber miteinander in der Lästerung Gottes wetteiferten, verwandelte sich plötzlich in eine Zeit der Angst und Zerstörung. Nun reihten sich in rascher Folge weitreichende Ereignisse genau so aneinander, wie sie in den prophetischen Schriften geschildert worden waren - viele Jahre, bevor die Hauptakteure dieses Schauspiels geboren wurden. MUOT 357 3 Während der König noch im Kreis derer, deren Schicksal besiegelt war, im Festsaal weilte, unterrichtete ihn ein Bote, "dass Babel von allen Seiten eingenommen wurde" (Jeremia 51,31 NLB) - vom Feind, vor dessen Maßnahmen er sich so sicher gefühlt hatte. "Die Feinde besetzen die Übergänge am Euphrat und brennen die Festungen nieder. Unsere Soldaten sind in Panik geraten!" (Jeremia 51,32 Hfa) Während er und seine Edlen aus den heiligen Gefäßen Jahwes tranken und ihre Götzen aus Silber und Gold priesen, kamen die Meder und Perser. Sie hatten den Euphrat oberhalb der Stadt abgeleitet und waren im Flussbett in das Zentrum der unbewachten Stadt eingedrungen. Nun standen die Truppen des Kyrus vor den Palastmauern. Die Stadt war von feindlichen Soldaten angefüllt, und deren Siegesgeschrei konnte man über den Verzweiflungsrufen der überraschten Zecher hören. MUOT 358 1 "Noch in derselben Nacht wurde Belsazar, der babylonische König, getötet" (Daniel 5,30 NLB), und ein fremder Herrscher nahm dessen Thron ein. Die Vorhersagen Über Den Untergang Babylons MUOT 358 2 Wie genau hatte doch der Prophet Jeremia vorausgesagt, auf welche Weise Babylon fallen werde! Als Gott ihm in Gesichten die Geschehnisse der Zukunft offenbarte, rief er aus: "Babylon ist gefallen! Die weltberühmte Stadt wurde erobert! Was für ein Bild des Schreckens bietet sie nun der ganzen Welt!" (Jeremia 51,41 Hfa) "Alle Völker hat es niedergeschlagen wie ein Hammer, doch nun liegt es selbst zerschmettert am Boden. Bei diesem Anblick werden die Völker von Entsetzen gepackt. Babyloniens Sturz lässt die Erde erbeben, selbst die anderen Völker hören noch die lauten Hilfeschreie." (Je- remia 50,23.46 Hfa) MUOT 358 3 "Wie plötzlich ist Babel gefallen und zerschmettert!" (Jeremia 51,8) "Die Feinde ... verwandeln Babylonien in eine Wüste, sie nehmen die Soldaten gefangen und zerbrechen ihre Bogen. Denn ich, der Herr, bin ein Gott, der Vergeltung übt und sie so straft, wie sie es verdienen. Ich, der allmächtige Gott, der König der ganzen Welt, mache sie alle betrunken - die führenden Männer von Babylonien, ihre weisen Berater, die Statthalter, Befehlshaber und die einfachen Soldaten; dann versinken sie in ewigen Schlaf und werden nie mehr erwachen." (Jeremia 51,55-57 Hfa) MUOT 358 4 ">Babylon, ich selbst habe dir eine Falle gestellte sagt der Herr, ›und prompt bist du hineingelaufen. Ich habe dich gefangen und jetzt rechne ich mit dir ab; denn mit mir, dem Herrn, hast du dich angelegt!‹ Wie einer Waffen aus der Rüstkammer holt, so holt der Herr in seinem Zorn die Völker herbei. Er, der Herrscher über die ganze Welt, hat Arbeit für sie im Land der Babylonier. ... So spricht der Herr, der Herrscher der Welt: ›Die Leute aus Israel und aus Juda werden unterdrückt. Das Volk, das sie gefangen weggeführt hat, will sie nicht wieder gehen lassen. Doch an mir haben sie einen starken Anwalt - ›der Herr, der Herrscher der Welt‹ ist sein Name. Ich werde ihnen zum Recht verhelfen und der Erde wieder Ruhe verschaffen. Doch die Bewohner Babylons will ich das Zittern lehren!‹" (Jeremia 50,24.25.33.34 GNB) MUOT 358 5 "Die gewaltige Mauer von Babylon wird bis auf den Grund zerstört, und seine stolzen Tore werden verbrannt!" (Jeremia 51,58 GNB) Der Herr der Heerscharen wollte "der Anmaßung der Stolzen ein Ende machen und den Hochmut der Gewalttätigen erniedrigen" (Jesaja 13,11 Elb.). Jesaja sagte voraus: "Babylon, das Juwel der Königreiche, das Schmuckstück der stolzen Chaldäer, wird dasselbe Schicksal erleiden wie die Städte Sodom und Gomorra, die Gott vernichtet hat. Nie wieder wird sich dort jemand ansiedeln, es bleibt unbewohnt für alle Zeiten. Kein Nomade schlägt dort seine Zelte auf, kein Hirt lässt seine Herde rasten. Nur Wüstentiere halten sich dort auf, die Häuser werden voll sein von Eulen. Der Ort wird ein Wohnplatz der Strauße und ein Tanzplatz der Böcke. Hyänen werden in den verlassenen Palästen heulen und Schakale in den Ruinen der Lustschlösser. Babylons Tage sind gezählt, bald schlägt seine letzte Stunde!" (Jesaja 13,19-22 GNB) Gott kündigte an: "Ich mache Babylon zu einem großen Sumpf, den die Reiher in Besitz nehmen. Ich kehre es aus mit eisernem Besen, sodass nichts mehr von ihnen übrig bleibt." (Jesaja 14,23 GNB) MUOT 359 1 An dem letzten Herrscher Babylons wurde der Richterspruch des göttlichen Wächters vollzogen, den schon der erste Herrscher zu hören bekam: "Dir, König ... wird gesagt: Dein Königreich ist dir genommen." (Daniel 4,28) MUOT 359 2 Der Herr sprach: "Steig von deinem Thron herunter, Babylon, du stolze Jungfrau! In den Staub musst du dich setzen ... Hör, was ich, der Herr, dir sage: Babylon, du musst ins Dunkel, einsam in der Stille sitzen, niemand wird dich künftig nennen ›Herrin vieler Königreichen Auf mein Volk war ich sehr zornig, gab mein Land dem Feind preis, lieferte mein Volk dir aus. Doch du hattest kein Erbarmen; auch die hochbetagten Alten hast du mitleidlos geschunden. Und du sagtest: ›Ewig leb ich, ewig bleibe ich die Herrin!‹ Dachtest nicht, was deine Taten dir am Ende bringen würden. Üppig lebst du, Wohlstand liebst du, wiegst dich stets in Sicherheit. Ja, du sagst: ›Ich bin die Größte! Neben mir kommt keiner auf. Niemals werd ich Witwe sein, ohne Zahl sind meine Kinder!‹ Doch an einem Tag verlierst du, was bis jetzt dein Ruhm und Stolz ist: Du verlierst den Mann, die Kinder, einsam, schutzlos stehst du da. Nichts kann dich davor bewahren, Zaubersprüche helfen nicht. MUOT 359 3 Doch du denkst noch: ›Ungestraft bleiben meine bösen Taten; es gibt keinen, der sie sieht.‹ Durch dein Wissen, deine Weisheit ließt du dich zum Stolz verleiten, sagtest: ›Ja, ich bin die Größte! Neben mir kommt keiner auf!‹ Doch schon naht sich dir das Unglück! Eh du dessen dich versiehst, stürzt du plötzlich ins Verderben. Du hast es nicht kommen sehen und du kannst ihm nicht entrinnen, nicht durch Zauber, nicht durch Opfer. Stell dich hin, brauch deine Künste, mit Beschwörungen versuch es! Darin bist du ja geübt, schon seit deiner Jugendzeit! Sieh, ob sie dir helfen können, um das Unheil abzuwenden! Hast du dich nicht stets bemüht, von den Sternen Rat zu holen? Ruf doch deine Himmelsdeuter, die dir Horoskope stellen! Ob sie dich wohl retten können? Wie den Stoppeln geht es ihnen, die im Nu das Feuer frisst: Keiner kann sein Leben retten ... Da ist niemand, der dir hilft." (Jesaja 47,1.5-15 GNB) Gott Greift In Die Weltgeschichte Ein MUOT 360 1 Jede Nation, die die Weltbühne betreten hat, durfte ihren Platz auf Erden einnehmen, damit entschieden werden konnte, ob sie die Absichten des heiligen Gottes erfüllen würde. In den Prophezeiungen Daniels sind die Entstehung und Entwicklung der großen Weltreiche - Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom - aufgezeichnet. Bei jedem von ihnen - wie auch bei den nicht so mächtigen Reichen - hat sich die Geschichte wiederholt. Jedes Reich wurde eine Zeitlang auf die Probe gestellt. Jedes versagte, sein Ruhm verblasste, seine Macht schwand dahin. MUOT 360 2 Wenn auch Völker die göttlichen Grundsätze verwerfen und damit ihren eigenen Untergang herbeiführen, ist doch offenbar eine göttliche Absicht durch die Zeitalter am Wirken. Genau dies war dem Propheten Hesekiel während seines Aufenthalts im Land der Verbannung am Fluss Kebar in einer großartigen Darstellung gezeigt worden. Seinem erstaunten Blick boten sich Symbole als Offenbarung einer alles beherrschenden Macht dar, die mit den Geschäften der irdischen Herrscher zu tun hat. MUOT 360 3 Hesekiel schaute in der Vision "einen Sturm aus dem Norden heraufziehen, eine riesige Wolke, in der ein Feuer flackerte und die von gleißendem Licht umgeben war". Mehrere Räder "waren so gebaut, dass es wirkte, als würde eines in das andere hineingreifen"; sie wurden von vier Lebewesen bewegt. "Über ihren Köpfen befand sich etwas, was wie ein Thron aus Saphir aussah. Auf diesem Thron saß eine Gestalt, die einem Menschen glich." (Hesekiel 1,4.16b.26 NLB) "Es erschien an den Cherubim unter ihren Flügeln etwas wie eine Menschenhand." (Hesekiel 10,8 Elb.) Die Räder waren so kompliziert angeordnet, dass es auf den ersten Blick aussah, als seien sie durcheinandergeraten; doch sie bewegten sich in vollkommener Harmonie. Himmlische Wesen, unterstützt und geleitet durch die Hand unter den Flügeln der Cherubim, trieben die Räder an. Über ihnen, auf dem Thron aus Saphir, saß der Ewige, und um den Thron spannte sich ein Regenbogen, das Zeichen der göttlichen Gnade. MUOT 360 4 Wie das räderähnliche Gewirr von der Hand unter den Flügeln der Cherubim gelenkt wurde, so untersteht auch das verworrene Spiel menschlichen Geschehens der göttlichen Kontrolle. Inmitten von Streit und Tumult lenkt der Herr, der über den Cherubim thront, immer noch das Geschehen auf dieser Erde. MUOT 361 1 Auch uns hat die Geschichte der Völker heute etwas zu sagen. Jedem Volk und jedem einzelnen Menschen hat Gott einen Platz in seinem großen Plan zugewiesen. Mit seinem unfehlbaren Maßstab prüft Gott auch heute Menschen und Völker. Mit ihren eigenen Entscheidungen bestimmen sie ihr Geschick, aber Gott steht über allem, um seine Absichten zu erfüllen. MUOT 361 2 Die Weissagungen, die uns der große "Ich bin" (2. Mose 3,14a Elb.) in seinem Wort übermittelt hat, fügen in der Kette der Ereignisse Glied an Glied und reichen aus ferner Vergangenheit bis in die ewige Zukunft. Sie sagen uns, wo wir heute im Ablauf der Zeit stehen und was in der Zukunft zu erwarten ist. Alles, was nach den Prophezeiungen bis in die Gegenwart hinein geschehen sollte, kann man in Geschichtsbüchern bestätigt finden. Wir können daher sicher sein, dass alles, was noch kommen soll, sich eines nach dem anderen erfüllen wird. Vorhersagen Für Das Ende Der Weltgeschichte MUOT 361 3 Heute künden die Zeichen der Zeit an, dass wir an der Schwelle großer und ernster Ereignisse stehen. Unsere Welt ist von Erschütterungen gekennzeichnet. Vor unseren Augen erfüllt sich die Weissagung des Erlösers über die Geschehnisse, die seinem Kommen vorausgehen sollen: "Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht ... Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort." (Matthäus 24,6.7) MUOT 361 4 Die heutige Zeit ist für alle Menschen von überragendem Interesse. Herrscher und Staatsmänner, Inhaber von Vertrauens- und Machtstellungen, nachdenkliche Männer und Frauen aller Schichten verfolgen aufmerksam, was um uns herum geschieht. Sie beobachten die Beziehungen zwischen den Völkern, bemerken die starke Erregung, die sich aller irdischen Wesen bemächtigt, und erkennen, dass sich etwas Großes und Entscheidendes anbahnt - dass die Welt am Rande einer gewaltigen Krise steht. MUOT 361 5 Die Bibel und nur sie vermittelt die richtige Schau dieser Dinge. In ihr werden die großen Schlussszenen der Weltgeschichte offenbart - Ereignisse, die schon ihre Schatten vorauswerfen und deren geräuschvolles Nahen die Erde erzittern und die Menschenherzen vor Angst verzagen lässt. MUOT 361 6 "Der Herr ist im Begriff, die ganze Erde zu entvölkern und zur Einöde werden zu lassen. Er lässt die Welt Kopf stehen und zerstreut ihre Bewohner ... denn sie haben das Gesetz übertreten, die Gebote und den alten Bund gebrochen. Deshalb wird die Erde von einem Fluch aufgefressen, und ihre Bewohner müssen es büßen." (Jesaja 24,1.5.6 NLB) MUOT 362 1 "Wehe, was uns bevorsteht! Der Tag, an dem der Herr Gericht hält, ist nahe. Ein gewaltiges Strafgericht kommt von Gott, dem Gewaltigen! ... Die Saatkörner liegen vertrocknet unter den Erdschollen. Die Vorräte sind aufgebraucht, die Speicher verfallen; denn es gibt kein Korn mehr. Brüllend irren die Rinder umher, weil sie kein Futter finden, und sogar die Schafherden leiden Not. ... Klagt über euer Unglück, ihr Bauern und Weingärtner! ... die ganze Ernte ist verloren ... und Apfelbäume und alle wild wachsenden Bäume im Land sind entlaubt. Die ganze Freude der Menschen welkt dahin." (Joel 1,15.17.18.11.12 GNB) MUOT 362 2 "Ich winde mich vor Schmerzen ... Ich kann nicht schweigen, denn ich habe . das Lärmen der Schlacht gehört. Wie Wellen überrollen Niederlagen das Land - es bleibt vollständig verwüstet zurück." (Jeremia 4,19.20 NLB) "Wehe! Denn groß ist jener Tag, keiner ist wie er, und es ist eine Zeit der Bedrängnis für Jakob; doch wird er aus ihr gerettet werden." (Jeremia 30,7 Elb.) MUOT 362 3 "Wenn der Herr deine Zuflucht ist, wenn du beim Höchsten Schutz suchst, dann wird das Böse dir nichts anhaben können, und keine [Plage] wird dein Haus erreichen." (Psalm 91,9.10 NLB, vgl. Elb.) MUOT 362 4 "Dort wirst du gerettet, dort befreit dich der Herr aus der Gewalt deiner Feinde! Nun, Jerusalem: Viele Völker sind gegen dich herangezogen, die dein Heiligtum schänden und sich an deinem Untergang weiden wollen. Aber sie wissen nicht, was der Herr mit ihnen vorhat." (Micha 4,10b-12a GNB) Gott wird seine Gemeinde in ihrer allergrößten Gefahr nicht im Stich lassen. Er hat Errettung verheißen: "Ich wende das Schicksal meines Volkes wieder zum Guten und sorge dafür, dass ihre Häuser neu errichtet werden." (Jeremia 30,18a Hfa) Dann werden die Absichten Gottes erfüllt sein und die Grundlagen seines Reiches von allen Menschen unter der Sonne anerkannt werden. ------------------------Kapitel 44 - Daniel In Der Löwengrube MUOT 363 0 Daniel 6. MUOT 363 1 Als Darius, der Meder, den Thron der babylonischen Herrscher übernahm, begann er sofort mit der Umbildung der Regierungsform. Er "fand es zweckmäßig, das Reich in hundertzwanzig Provinzen einzuteilen und an die Spitze jeder Provinz einen Statthalter zu berufen. Außerdem ernannte er drei Bevollmächtigte, denen die Statthalter Rechenschaft geben mussten, damit dem König kein Schaden entstand. Einer von den dreien war Daniel. Es zeigte sich bald, dass Daniel den beiden anderen Bevollmächtigten und allen Statthaltern geistig weit überlegen war. Deshalb wollte der König ihn zum obersten Bevollmächtigten für das ganze Reich machen". (Daniel 6,2-4 GNB) MUOT 363 2 Die Ehren, die Daniel erwiesen wurden, erregten den Neid der führenden Männer im Königreich. Sie suchten nach einem Anlass, um sich über ihn zu beschweren. Sie konnten jedoch keinen entdecken, "denn er führte sein Amt treu und gewissenhaft. Sie konnten nicht die geringste Nachlässigkeit entdecken". (Daniel 6,5 GNB) Daniels tadellose Lebensführung reizte die Eifersucht seiner Feinde noch mehr. Sie mussten zugeben: "Wir werden keinen Grund zur Anklage gegen Daniel finden, es sei denn wegen seiner Gottesverehrung." (Daniel 6,6) Eine Verschwörung Gegen Daniel MUOT 363 3 Darauf berieten sich die Statthalter und Fürsten miteinander und ersannen ein Ränkespiel, durch das sie Daniel zugrunde richten wollten. Sie beschlossen, dem König die Unterzeichnung eines von ihnen vorbereiteten Erlasses vorzuschlagen, der jedem Bewohner des Königreiches während 30 Tagen verbot, etwas von Gott oder von Menschen zu erbitten, außer vom König Darius. Im Fall der Übertretung sollte der Übeltäter zur Strafe in die Löwengrube geworfen werden. MUOT 364 1 Die Fürsten arbeiteten einen entsprechenden Erlass aus und legten ihn Darius zur Unterschrift vor. Sie schmeichelten seiner Eitelkeit und gaben vor, dass diese Anordnung sehr zu dessen Ehre und Ansehen beitragen würde. Der König hatte keine Ahnung von der heimtückischen Absicht der Fürsten und erkannte nicht die Feindseligkeit, die sich in dem Erlass kundtat. Ihren Schmeicheleien nachgebend, unterzeichnete er ihn. MUOT 364 2 Die Feinde Daniels zogen sich aus der Gegenwart von Darius zurück und frohlockten darüber, wie geschickt sie dem Diener des Herrn eine Falle gestellt hatten. Am Zustandekommen dieser Verschwörung hatte Satan einen wesentlichen Anteil. Der Prophet war mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet, und dämonische Engel fürchteten, dass sein Einfluss ihre Macht über die Statthalter schwächen könnte. Diese satanischen Mächte hatten die Fürsten zu Neid und Eifersucht aufgestachelt und ihnen den Plan zur Vernichtung Daniels eingeflößt. Die Fürsten wurden zu Werkzeugen des Bösen und setzten das Vorhaben in die Tat um. Daniel Betet Weiterhin Zu Gott MUOT 364 3 Für das Gelingen ihres Vorhabens rechneten die Feinde des Propheten mit Daniels Grundsatztreue. Und sie irrten sich nicht in der Einschätzung seines Charakters! Er erkannte aus dem Inhalt des Erlasses ihre böse Absicht, aber er änderte seine Lebensweise nicht im Geringsten. Warum sollte er jetzt zu beten aufhören, wo es am nötigsten war? Lieber wollte er sein Leben verlieren, nicht aber seine Hoffnung auf Gottes Hilfe. Ruhig kam er seinen Pflichten als oberster Statthalter nach. Doch zu den regelmäßigen Gebetszeiten ging er "in das obere Stockwerk seines Hauses, wo er die Fenster, die nach Jerusalem zeigten, immer geöffnet hielt", und richtete seine Bitten an den Gott des Himmels, "wie er es auch sonst dreimal täglich machte" (Daniel 6,11 NLB). Er versuchte nicht, sein Handeln zu verbergen. Obwohl er sich sehr wohl der Folgen seiner Treue zu Gott bewusst war, schwankte sein Geist nicht. Vor diesen Menschen, die seinen Untergang planten, wollte er nicht einmal den Anschein erwecken, dass seine Verbindung zum Himmel unterbrochen sei. Wann immer der König das Recht hatte zu befehlen, gehorchte Daniel. Von seiner Treue zum König der Könige konnte ihn aber weder König Darius noch dessen Erlass abbringen. MUOT 364 4 Auf diese Weise erklärte der Prophet kühn und dennoch ruhig und bescheiden, dass keine irdische Macht berechtigt sei, sich zwischen die Menschen und Gott zu drängen. Von Götzendienern umgeben, zeugte er treu für diese Wahrheit. Sein unerschrockenes Festhalten am Recht drang wie ein helles Licht in die moralische Finsternis jenes heidnischen Hofes. Noch heute bietet Daniel der Welt ein würdiges Beispiel für christliche Furchtlosigkeit und Treue. Darius In Der Falle MUOT 365 1 Die Fürsten beobachteten Daniel einen ganzen Tag lang. Dreimal sahen sie ihn in seine Gemächer gehen, und dreimal hörten sie ihn ernstlich zu Gott beten. Am nächsten Morgen legten sie ihre Beschwerde dem König vor. Ausgerechnet Daniel, sein geachtetster und zuverlässigster Staatsmann, hatte sich dem Erlass widersetzt. "Hast du nicht ein Gesetz unterzeichnet," so erinnerten sie ihn, "dass jeder, der innerhalb der nächsten 30 Tage statt an dich an irgendjemand anderen eine Bitte richtet - sei es an einen Gott oder an einen Menschen -, in die Löwengrube geworfen werden soll?" - "Ja", antwortete der König. "Dieser Beschluss steht fest. Es handelt sich um ein Gesetz der Meder und Perser, und man kann es nicht widerrufen." Sie konnten kaum ihre Schadenfreude verbergen, als sie dem König das Verhalten seines vertrautesten Ratgebers berichteten: "Daniel, einer der Gefangenen aus Judäa, missachtet sowohl dich, den König, als auch das Gesetz, das du unterschrieben hast. Dreimal am Tag betet er zu seinem Gott!" (Daniel 6,13.14 NLB) MUOT 365 2 Als der Monarch dies hörte, erkannte er sofort, welche Falle seinem treuen Diener gestellt worden war, und dass nicht der Eifer um seinen königlichen Ruhm und seine Ehre zum Vorschlag dieses königlichen Erlasses geführt hatte, sondern die Eifersucht auf Daniel. Es "bedrückte ihn sehr", weil er bei diesem bösen Spiel mitmachen musste. "Den ganzen Tag über suchte er nach einem Ausweg", um seinen Freund zu retten. Damit hatten die Fürsten gerechnet. Deshalb betonten sie noch einmal: "Du weißt, König: Es ist ein Gesetz der Meder und Perser, dass kein Erlass des Königs widerrufen werden kann." (Daniel 6,15.16 GNB) Obwohl übereilt erlassen, galt das Gebot unverändert und musste ausgeführt werden. MUOT 365 3 "Daraufhin befahl der König, Daniel herbeizubringen und ihn in die Löwengrube zu werfen. Der König sagte zu ihm: ›Dein Gott, den du so treu verehrst, möge dich retten!‹ Dann wurde ein Stein gebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt. Der König nahm die Siegel und versiegelte eigenhändig den Stein mit seinem königlichen Siegel und dem Siegel der mächtigen Männer seines Reiches, damit niemand in Daniels Schicksal eingreifen könne. Dann kehrte er in seinen Palast zurück, wo er die Nacht mit Fasten verbrachte. Er ließ auch keine seiner Frauen zu sich kommen und konnte die ganze Nacht keinen Schlaf finden." (Daniel 6,17-19 NLB) MUOT 366 1 Gott hinderte Daniels Feinde nicht daran, ihn in die Löwengrube zu werfen. Er erlaubte bösen Engeln und ruchlosen Menschen, es so weit zu treiben; aber das geschah, um die Errettung seines Dieners umso auffälliger zu machen und den Feinden der Wahrheit und Gerechtigkeit eine umso gründlichere Niederlage zu bereiten. "Wenn Menschen wider dich wüten, bringt es dir Ehre," bezeugt ein Psalmist (Psalm 76,11). Durch den Mut dieses einen Mannes, der lieber dem Recht als der politischen Klugheit folgte, sollte Satan besiegt und der Name Gottes verherrlicht und geehrt werden. Die Bewahrung Daniels MUOT 366 2 Früh am nächsten Morgen eilte König Darius zur Löwengrube und rief "schon von ferne voller Angst: ›Daniel, du Diener des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, den du so treu verehrst, vor den Löwen retten können?‹" Der Prophet antwortete: ">König, mögest du ewig leben! Mein Gott sandte seinen Engel und verschloss den Löwen den Rachen, sodass sie mir nichts antun konnten. Denn er hat keine Schuld an mir gefunden und auch gegen dich, mein König, habe ich kein Unrecht begangene Der König war überglücklich und befahl, Daniel aus der Löwengrube zu holen. Daniel wurde heraufgezogen. Er war völlig unverletzt geblieben, weil er seinem Gott vertraut hatte. Der König aber befahl, die Männer, die Daniel angezeigt hatten, samt ihren Frauen und Kindern zu den Löwen hinunterzuwerfen. Sie hatten noch nicht den Boden berührt, da fielen schon die Löwen über sie her und zermalmten ihnen alle Knochen." (Daniel 6,21-25 GNB) Eine Erneute Erhöhung Des Wahren Gottes MUOT 366 3 Einmal mehr erließ ein heidnischer Herrscher eine Erklärung, die den Gott Daniels als den wahren Gott erhöhte. "Darauf schrieb König Darius an die Menschen aller Nationen, Völker und Sprachen auf der ganzen Erde: ›Glück und Frieden euch allen! Hiermit ordne ich an: In meinem gesamten Reich soll man den Gott Daniels fürchten und vor ihm zittern; denn er ist der lebendige, ewige Gott. Sein Reich ist unzerstörbar und seine Herrschaft nimmt kein Ende. Er kann befreien und retten; am Himmel und auf der Erde sind die Zeichen seiner Macht zu sehen. Er hat Daniel aus dem Rachen der Löwen gerettet.‹" (Daniel 6,26-28 GNB) MUOT 366 4 Der böse Widerstand gegen den Diener Gottes war nun völlig gebrochen. "Daniel aber wurde hoch geehrt während der Herrschaft des Königs Darius und auch unter der Herrschaft des Perserkönigs Kyrus." (Daniel 6,29 GNB) Durch den Umgang mit ihm waren diese heidnischen Monarchen genötigt, seinen Gott "als den lebendigen Gott" anzuerkennen, "der in alle Ewigkeit regiert" (Daniel 6,27b Hfa). Ein Vorbild Für Angefochtene MUOT 367 1 Aus der Geschichte von der Errettung Daniels können wir lernen, dass Gottes Kinder in Zeiten der Anfechtung und Hoffnungslosigkeit genauso bleiben sollten, wie sie waren, als ihre Aussichten hoffnungsvoll erschienen und ihre Umgebung ihren Wünschen entsprach. Der Daniel in der Löwengrube war der gleiche Daniel, der als Oberster der Diener des Staates vor dem König und als Prophet vor dem Allerhöchsten stand. Ein Mann, dessen Herz sich auf Gott verlässt, wird in der Stunde der schwersten Prüfung nicht anders sein als in Zeiten des Glücks, wenn er im Licht der Gunst Gottes und der Menschen steht. Der Glaube sieht ins Unsichtbare und hält sich an Ewigkeitswerte. MUOT 367 2 Gott ist denen sehr nahe, die um der Gerechtigkeit willen leiden. Christus macht sich die Interessen seines treuen Volkes zu eigen. Wenn seine Heiligen leiden, leidet auch er, und wer seinen Auserwählten etwas antut, tut auch ihm etwas an. Die Macht, die nahe ist, um von körperlichem Leiden oder Schmerz zu befreien, ist auch nahe, um Menschen vor größerem Übel zu bewahren. Sie ermöglicht es dem Diener Gottes, in jeder Lebenslage seine Unversehrtheit zu bewahren und durch Gottes Gnade zu überwinden. Daniel Als Vorbild Für Verantwortungsträger MUOT 367 3 Daniels Erfahrungen als Staatsmann in den Königreichen Babylon und Medo-Persien beweisen, dass ein Verwaltungs- oder Geschäftsmann nicht notwendigerweise berechnend sein muss, sondern so handeln kann, dass er sich bei jedem Schritt an die Weisungen Gottes hält. Daniel war sowohl der Ministerpräsident des größten irdischen Reiches als auch ein Prophet Gottes, der himmlische Erleuchtung empfing. Obwohl er ein Mensch mit denselben Neigungen wie wir war, beschreibt ihn die Bibel als tadellosen Mann. Als seine Geschäftstätigkeiten durch seine Feinde gründlich unter die Lupe genommen wurden, fand man keinen einzigen Fehler. Er ist ein Vorbild für jeden, dessen Herz bekehrt und gottgeweiht ist und dessen Beweggründe in Gottes Augen lauter sind. MUOT 368 1 Die gewissenhafte Erfüllung der göttlichen Forderungen lässt uns sowohl zeitliche als auch geistliche Segnungen genießen. Daniel - unerschütterlich in seiner Treue zu Gott und unnachgiebig in seiner Selbstbeherrschung - gewann durch sein würdevolles Verhalten und seine unbedingte Rechtschaffenheit schon als junger Mann die Achtung und Nachsicht des obersten Hofbeamten, dem er unterstellt war (vgl. Daniel 1,9 NLB). Dieselben Charakterzüge kennzeichneten ihn in seinem späteren Leben. Rasch stieg er zum Ministerpräsidenten in Babylon auf. In der ganzen Zeit der nachfolgenden Monarchen, während des Niedergangs der Nation und der Ablösung durch ein anderes Weltreich, zeigte er solche Weisheit und Staatskunst, solches Feingefühl und solche Höflichkeit, echte Herzensgüte und Grundsatztreue, dass seine Feinde "keinerlei Anklagegrund und nichts Schlechtes finden [konnten], weil er treu war und keinerlei Nachlässigkeit oder Schlechtes bei ihm zu finden war" (Daniel 6,5b Elb.). Ein Prophet Für Die Zeit Des Endes MUOT 368 2 Während Daniel von Menschen dadurch geehrt wurde, dass man ihm politische Verantwortung übertrug und Staatsgeheimnisse von Weltreichen anvertraute, ehrte Gott ihn als seinen Botschafter und offenbarte ihm mehrfach die Geheimnisse kommender Zeiten. Der Prophet konnte seine erstaunlichen Weissagungen, wie er sie in den Kapiteln sieben bis zwölf des nach ihm benannten Buches aufgezeichnet hat, nicht einmal selbst völlig verstehen. Doch ehe sein Lebenswerk abgeschlossen war, erhielt er die beglückende Zusicherung, dass er "zur Zeit des Endes" - beim Abschluss der Geschichte dieser Welt - zu seinem Erbteil auferstehen dürfe. Es war ihm nicht vergönnt, alles zu verstehen, was ihm Gott über seine Absichten offenbart hatte. "Halte die Worte geheim und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes", wurde ihm hinsichtlich seiner prophetischen Schrift befohlen. Und erneut forderte der Engel den treuen Boten des Herrn auf: "Die Worte sollen geheim gehalten und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes ... Du aber geh hin auf das Ende zu! Und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage!" (Daniel 12,4a.9.13 Elb.) Daniel Und Offenbarung Sind Für Unsere Zeit Wichtig MUOT 368 3 Während wir uns dem Ende der Weltgeschichte nähern, erfordern die von Daniel überlieferten Weissagungen unsere volle Aufmerksamkeit, da sie sich genau auf die Zeit beziehen, in der wir leben. Mit ihnen sollten die Lehren des letzten Buches des Neuen Testamentes verknüpft werden. Satan hat viele zu dem Glauben verleitet, dass die prophetischen Teile in den Schriften Daniels und der Offenbarung des Johannes unverständlich seien. Doch die Verheißung sagt deutlich, dass das Studium dieser Prophezeiungen von außergewöhnlichem Segen begleitet sein wird. "Die Einsichtigen werden es verstehen" (Daniel 12,10c GNB), lautet die Aussage über die Gesichte Daniels, die in der Zeit des Endes entsiegelt werden sollen. Und bezüglich der Offenbarung, die Christus seinem Apostel Johannes gab, um Gottes Volk durch all die Jahrhunderte zu führen, gilt die Verheißung: "Gott segnet jeden, der diese prophetische Rede an die Gemeinde liest, und er segnet alle, die sie hören und befolgen." (Offenbarung 1,3 NLB) MUOT 369 1 Aus dem Aufstieg und Niedergang der Völker, die in den Büchern Daniel und Offenbarung deutlich gemacht werden, sollen wir lernen, wie wertlos rein äußerlicher und weltlicher Ruhm ist. Babylon mit all seiner Macht und Herrlichkeit, wie sie die Welt seither nie wieder gesehen hat und die den Menschen jener Zeit stabil und dauerhaft erschienen - wie vollständig ist es vom Erdboden verschwunden! Es ist vergangen "wie eine Blume auf dem Feld" (Jakobus 1,10 NLB). Ebenso gingen nacheinander das Medo-Persische, das Griechische und das Römische Reich unter. Und so vergeht alles, was nicht in Gott gegründet ist. Nur was mit Gottes Absicht übereinstimmt und dessen Charakter ausdrückt, kann bestehen bleiben. Seine Grundsätze sind das einzig Beständige in unserer Welt. MUOT 369 2 Ein sorgfältiges Studium, wie sich die Absicht Gottes in der Geschichte der Völker und in der Offenbarung künftiger Ereignisse verwirklicht hat, wird uns helfen, das Sichtbare und Unsichtbare in ihrem richtigen Wert einzuschätzen und das wahre Ziel des Lebens zu erkennen. Wenn wir die zeitlichen Dinge im Licht der Ewigkeit sehen, können wir wie Daniel und seine Gefährten für das Wahre, Edle und Beständige eintreten. Wenn wir in diesem Leben die Grundsätze des Reiches unseres Herrn und Erlösers - jenes herrlichen Reiches, das "ewig bleiben" soll (Daniel 2,44c), erfassen, können wir bei seiner Wiederkunft bereit sein, es gemeinsam mit ihm einzunehmen. ------------------------Kapitel 45 - Die Rückkehr Aus Der Verbannung MUOT 372 0 Jesaja 44,24 bis 45,13; Daniel 9, Esra 1 und 3. MUOT 372 1 Die Ankunft der Armee des Kyrus vor den Mauern Babylons war für die Juden ein Zeichen, dass ihre Befreiung aus der Gefangenschaft nahte. Mehr als 100 Jahre vor der Geburt des Kyrus war er schon vom Propheten Jesaja namentlich angekündigt worden. Es war auch vorhergesagt worden, wie er die Stadt Babylon unerwartet erobern und so die Freilassung der gefangenen Israeliten vorbereiten würde. MUOT 372 2 Jesaja hatte verkündigt: "Dies sagt der Herr zu Kyrus, seinem Gesalbten, dessen rechte Hand er ergriffen hat, um durch ihn Völker zu unterwerfen und Könige zu entwaffnen und ihm Tür und Tor zu öffnen. Keine Pforte soll ihm verschlossen bleiben. ›Ich will vor dir hergehen und einebnen, was sich dir in den Weg stellt. Ich werde Bronze-Tore zerschmettern und Eisenriegel zerbrechen. Und ich gebe dir Schätze, die im Dunkeln verborgen sind - geheime Reichtümer. Das alles tue ich, damit du weißt, dass ich der Herr bin, der Gott Israels, der dich bei deinem Namen ruft.‹" (Jesaja 45,1-3 NLB) MUOT 372 3 Die Armee des persischen Eroberers war unvermutet bis in die Mitte der babylonischen Hauptstadt vorgedrungen, und zwar durch das Flussbett des Euphrat, dessen Wasser man abgeleitet hatte, und durch die inneren Tore, die in sorgloser Sicherheit offen und unbewacht gelassen worden waren. Das hätte für die Juden ein deutliches Zeichen sein sollen, dass Gott die Angelegenheiten der Völker zu ihren Gunsten lenkte, denn folgende Worte waren untrennbar mit der Vorhersage über Babylons Einnahme und Fall verknüpft: "Jetzt sage ich zu Kyrus: ›Ich mache dich zum Hirten meines Volkes.‹ Er wird alles ausführen, was ich will. Er wird befehlen: Jerusalem wird wieder aufgebaut und der Tempel wird von Neuem errichtet.‹" (Jesaja 44,28 GNB) ">Ich bin es auch, der Kyrus erweckt hat und ihm den Sieg gibt. Ich ebne ihm die Wege und breche jeden Widerstand. Er wird meine Stadt Jerusalem wieder aufbauen und mein verbanntes Volk heimkehren lassen - und er bekommt dafür keine Bezahlung und keine Geschenke!‹ Das sagt der Herr, der Herrscher der Welt." (Jesaja 45,13 GNB) Die Schriften Jeremias Nähren Die Hoffnung MUOT 373 1 Doch das waren nicht die einzigen Prophezeiungen, auf die die Verbannten ihre Hoffnung für eine baldige Befreiung gründen konnten. Sie hatten Zugang zu den Schriften Jeremias. Darin war klar angegeben, wie viel Zeit bis zur Rückkehr Israels aus Babylon vergehen sollte. Der Herr hatte durch seinen Boten vorausgesagt: "Wenn aber diese 70 Jahre um sind", spricht der Herr, will ich den König von Babel und sein Volk zur Rechenschaft ziehen wegen all der Schuld, die sie auf sich geladen haben. Ich werde das Land der Babylonier für alle Zeiten zur Wüste machen." (Jeremia 25,12 NLB) Als Antwort auf inbrünstige Gebete wollte Gott dem Überrest Judas Gunst erweisen: Ich will "mich von euch finden lassen ... Ich will euer Geschick wenden und euch aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch vertrieben habe, zusammenbringen . Ich will euch wieder dorthin zurückbringen, von wo ich euch fortgejagt habe" (Jeremia 29,14 NLB). MUOT 373 2 Oft hatten sich Daniel und seine Gefährten mit diesen und ähnlichen Weissagungen beschäftigt, die Gottes Absicht mit seinem Volk umrissen. Als nun der schnelle Gang der Ereignisse anzeigte, dass die mächtige Hand Gottes unter den Nationen am Wirken war, widmete Daniel den Verheißungen für Israel besondere Aufmerksamkeit. Sein Glaube an das prophetische Wort ließ ihn das erfahren, was von den inspirierten Schreibern vorausgesagt worden war: "Die Babylonier werden 70 Jahre lang herrschen, und wenn diese Zeit um ist, werde ich Erbarmen mit euch haben. Dann lasse ich meine Verheißung in Erfüllung gehen und bringe euch wieder in euer Land zurück. Denn ich allein weiß, was ich mit euch vorhabe: Ich, der Herr, werde euch Frieden schenken und euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch erhören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch finden lassen." (Jeremia 29,10-14a Hfa) Daniel Bittet Gott Um Mehr Klarheit MUOT 373 3 Als Daniel kurz vor dem Fall Babylons über diese Weissagungen nachdachte und Gott um Verständnis für die Zeitangaben bat, war ihm schon einige Jahre zuvor eine Reihe von Gesichten über den Aufstieg und Niedergang von Königreichen geschenkt worden. Zu dem ersten Gesicht, das im siebten Kapitel des Buches Daniel berichtet wird, wurde auch eine Deutung gegeben, doch wurde dem Propheten nicht alles erklärt. Über seine damalige Erfahrung schrieb er: "Ich, Daniel, wurde sehr beunruhigt in meinen Gedanken, und jede Farbe war aus meinem Antlitz gewichen; doch behielt ich die Rede in meinem Herzen." (Daniel 7,28) MUOT 374 1 Eine weitere Vision brachte mehr Licht über die Zukunft, und am Ende dieses Gesichts hörte Daniel "einen Heiligen reden. Und einen weiteren hörte man, der fragte ihn: ›Wie lange werden die Ereignisse dieser Vision dau- ern?‹" Die Antwort darauf erfüllte Daniel mit Ratlosigkeit: "Es wird 2300 Abende und Morgen dauern. Dann aber wird das Heiligtum wieder zu Ehren kommen." (Daniel 8,13-14 NLB) Ernsthaft forschte er nach der Bedeutung dieses Gesichtes. Er konnte nicht verstehen, welche Beziehung zwischen den 70 Jahren der Gefangenschaft, die Jeremia vorausgesagt hatte, und den 2300 prophetischen Jahren bestand, die vergehen sollten - wie er in der Vision gehört hatte -, bis das Heiligtum Gottes "wieder gerechtfertigt" werden würde (Daniel 8,14 Elb.). Der Engel Gabriel deutete ihm das Gesicht teilweise. Doch als der Prophet die Worte hörte: "Es dauert noch lange, bis sie sich ganz erfüllt hat", wurde er ohnmächtig. Darüber berichtet er: "Danach war ich völlig erschöpft und tagelang krank. Als es mir besser ging, nahm ich meinen Dienst beim König wieder auf. Doch ich war erschüttert über die Vision, und ich verstand sie nicht." (Daniel 8,26c.27 Hfa) MUOT 374 2 Weil ihn das Schicksal Israels so sehr bekümmerte, studierte Daniel erneut die Weissagungen Jeremias. Sie waren sehr klar - so klar, dass er durch die "in den Büchern" überlieferten Zeugnisse Verständnis gewann über "die Zahl der Jahre, von denen der Herr geredet hatte zum Propheten Jeremia, dass nämlich Jerusalem 70 Jahre wüst liegen sollte" (Daniel 9,2). MUOT 374 3 Im festen Vertrauen auf das prophetische Wort flehte Daniel inständig den Herrn um die rasche Erfüllung dieser Verheißungen an. Es ging ihm dabei um das Ansehen Gottes. In seinem Bittgebet stellte er sich jenen gleich, die Gottes Absicht nicht erfüllt hatten, und bekannte ihre Sünden, als seien es seine eigenen. MUOT 374 4 "Ich fastete und setzte mich im Sack in die Asche", erklärte der Prophet. "Dann wandte ich mich im Gebet an den Herrn, meinen Gott. Vor ihm legte ich ein Bekenntnis unserer gemeinsamen Schuld ab und sagte ... Wir sind schuldig geworden, wir haben dir die Treue gebrochen, wir haben uns gegen dich aufgelehnt und deine Gebote und Weisungen nicht befolgt." (Daniel 9,3-5 GNB) Obwohl Daniel als gestandener Diener Gottes vom Himmel mit dem Prädikat "von Gott geliebt" ausgezeichnet wurde (Daniel 9,23), erschien er jetzt vor Gott als reuiger Sünder, der ihm das dringende Bedürfnis seines geliebten Volkes vortrug. In der Sprache sehr schlicht war sein Gebet tiefernst. MUOT 375 1 "Ach, Herr, du großer und Ehrfurcht gebietender Gott! Du stehst in unerschütterlicher Treue zu deinem Bund und zu denen, die dich lieben und nach deinen Geboten leben. Wir sind schuldig geworden, wir haben dir die Treue gebrochen, wir haben uns gegen dich aufgelehnt und deine Gebote und Weisungen nicht befolgt. Wir haben nicht auf die Warnungen deiner Diener, der Propheten, gehört, die in deinem Auftrag unseren Königen und führenden Männern, den Sippenoberhäuptern und dem ganzen Volk ins Gewissen geredet haben. Du, Herr, hast zu deinem Bund gestanden, du bist im Recht, wenn du uns so hart gestraft hast. Wir aber müssen beschämt vor dir stehen, die Leute von Juda und Jerusalem und alle Israeliten nah und fern, die du wegen ihres Treubruchs verstoßen und unter die Völker zerstreut hast ... du aber, Herr, unser Gott, bist voll Erbarmen! Wir brauchen deine Vergebung, denn wir sind dir ungehorsam gewesen! ... Immer von Neuem hast du in der Vergangenheit deine Treue an uns erwiesen. Sei auch nun nicht länger zornig über deine Stadt Jerusalem und über Zion, deinen heiligen Berg! Durch unsere Schuld und die Schuld unserer Vorfahren ist es so weit gekommen, dass alle Völker ringsum über deine Stadt Jerusalem und über dein Volk spotten. Darum, unser Gott, höre mein Gebet, höre mein demütiges Bitten! Blicke wieder freundlich auf dein verwüstetes Heiligtum, tu es um deiner eigenen Ehre willen! Mein Gott, wende dich mir zu und höre mich! Sieh doch, wie elend wir dran sind und wie es um die Stadt steht, die dein Eigentum ist. Wir wissen, dass wir es nicht verdient haben. Wir vertrauen nicht auf unsere Leistungen, sondern allein auf dein großes Erbarmen. Höre mich, Herr! Vergib uns! Sieh unser Elend und greif ein! Lass uns nicht länger warten! Tu es um deiner Ehre willen; denn du hast doch deine Stadt und dein Volk zu deinem Eigentum erklärt!" (Daniel 9,4-9.16-19 GNB) MUOT 375 2 Gott neigte sich herab und erhörte das ernste Flehen des Propheten. Noch ehe Daniel seine Bitte um Vergebung und um die Wiederherstellung beendet hatte, erschien ihm erneut der mächtige Engel Gabriel und lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Gesicht, das der Prophet Jahre vor dem Fall Babylons und dem Tod Belsazars gehabt hatte. Dann ging der Engel im Einzelnen auf die Zeitspanne der 70 Wochen ein, die beginnen sollte, wenn "das Wort erging, Jerusalem werde wieder aufgebaut werden" (Daniel 9,25a). Kyrus Als Werkzeug Gottes MUOT 376 1 Daniel hatte "im ersten Jahr des Darius" gebetet (Daniel 9,1), dessen General Kyrus dem Babylonischen Reich die Weltherrschaft entrissen hatte. Die Regierung des Darius wurde von Gott gesegnet. Er bekam sogar Beistand vom Engel Gabriel, "um ihm zu helfen und ihn zu stärken" (Daniel 11,1). Nach dem Tod des Darius, kaum zwei Jahre nach dem Fall Babylons, folgte Kyrus auf dem Thron, und der Anfang seiner Regierung bedeutete das Ende der 70 Jahre, seitdem die ersten Israeliten von Nebukadnezar aus ihrer judä- ischen Heimat nach Babylon verschleppt worden waren. MUOT 376 2 Daniels Errettung aus der Löwengrube hatte Gott dazu benutzt, Kyrus (später "der Große" genannt) günstig zu beeindrucken. Die hervorragenden Fähigkeiten des Gottesmannes als Staatsmann von Weitblick führten dazu, dass ihm der persische Herrscher Hochachtung zollte und sein Urteilsvermögen schätzte. Und nun, gerade zu der Zeit, in der Gott nach eigenen Worten seinen Tempel in Jerusalem wieder aufbauen lassen wollte, veranlasste er Kyrus als sein Werkzeug, die Vorhersagen, die sich auf ihn bezogen und mit denen Daniel bestens vertraut war, klar zu erfassen und dem jüdischen Volk die Freiheit zu schenken. MUOT 376 3 Nun erfuhr der König von diesen Prophezeiungen, die über 100 Jahre vor seiner Geburt vorhergesagt hatten, wie Babylon eingenommen werden sollte. Er las die Botschaft, die der Herrscher des Universums an ihn richtete: "Ich habe dich stark gemacht, bevor du mich erkanntest, damit die ganze Welt vom Osten bis zum Westen erkennt, dass es keinen anderen Gott gibt" (Jesaja 45,5b.6a NLB). Kyrus sah mit eigenen Augen, was der Ewige über ihn beschlossen hatte: "Um Jakobs, meines Knechts, und um Israels, meines Auserwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen und gab dir Ehrennamen, obgleich du mich nicht kanntest." (Jesaja 45,4) Er las das inspirierte Zeugnis: "Ich bin es auch, der Kyrus berufen hat, um meine gerechten Pläne in die Tat umzusetzen. Ich will ihm alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Er wird meine Stadt Jerusalem wieder aufbauen und mein verschlepptes Volk freilassen, ohne Lösegeld oder Bestechungsgeschenke." (Jesaja 45,13 Hfa). Das Herz des Königs wurde tief bewegt, und er beschloss, seine göttlich verord- nete Sendung zu erfüllen. Er wollte die jüdischen Gefangenen freilassen und ihnen helfen, den Tempel Jahwes wieder aufzubauen. MUOT 376 4 In einer schriftlichen Verfügung, die Kyrus "in seinem ganzen Reich ausrufen" ließ, hieß es, dass er für die Rückkehr der Israeliten und den Wiederaufbau ihres Tempels sorgen wolle. In dieser Veröffentlichung bestätigte er dankbar: "Der Herr, der Gott des Himmels, hat alle Königreiche der Erde in meine Gewalt gegeben. Er hat mich beauftragt, ihm in Jerusalem in Judäa einen Tempel zu bauen. Hiermit ordne ich an: Wer von meinen Untertanen zum Volk dieses Gottes gehört, möge im Schutz seines Gottes nach Jerusalem in Judäa zurückkehren und dort das Haus des Herrn, des Gottes Israels, bauen; denn er ist der Gott, der in Jerusalem wohnt. Wer an irgendeinem Ort in meinem Reich vom Volk dieses Gottes übrig geblieben ist, soll dabei von seinen Nachbarn am Ort unterstützt werden. Sie sollen ihm Silber und Gold, Vieh und was er sonst noch braucht, sowie freiwillige Gaben für das Haus dieses Gottes in Jerusalem mitgeben." (Esra 1,1-4 GNB) MUOT 377 1 Für den Tempelbau galt: "Das Haus soll als eine Stätte aufgebaut werden, an der geopfert wird, und seine Fundamente sollen so gelegt werden: Seine Höhe und Breite sollen jeweils 60 Ellen betragen. Auf drei Schichten aus quadratischem Stein soll eine Schicht neues Holz folgen. Die Kosten werden vom Haus des Königs bestritten. Die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes, die Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem nach Babel schaffen ließ, sollen an ihren Ort im Tempel in Jerusalem zurückkehren. Und du sollst sie im Haus Gottes niederlegen." (Esra 6,3-5 NLB) Die Rückkehr Der Juden MUOT 377 2 Die Nachricht von diesem Erlass verursachte große Freude bei den Israeliten, die verstreut in den entlegensten Provinzen des Königreiches lebten. Viele hatten wie Daniel die Vorhersagen durchforscht und Gott gebeten, doch um Jerusalems willen einzugreifen. Und nun wurden ihre Gebete erhört. Ihr Jubelgesang ist im Psalm 126 überliefert: "Als der Herr die Gefangenen nach Jerusalem zurückführte, da war es für uns wie ein Traum! Wir waren voller Lachen und jubelten vor Freude. Und die anderen Völker sagten: ›Herrliches hat der Herr für sie getan!‹ Ja, der Herr hat Herrliches für uns getan und wir waren fröhlich!" (Psalm 126,1-3 NLB) MUOT 377 3 "Und so machten sich die Anführer der Stämme Juda und Benjamin, die Priester und Leviten sowie jeder, dem Gott den Geist entflammte, auf, um hinaufzuziehen und das Haus des Herrn in Jerusalem zu errichten." (Esra 1,5 NLB) Es war ein stattlicher Überrest von ungefähr 50.000 aus den Juden im Land ihres Exils, die unbedingt diese wunderbare Gelegenheit nutzen wollten. Ihre Freunde ließen es nicht zu, dass sie mit leeren Händen weggingen. "Alle ihre Nachbarn unterstützten sie mit Gefäßen aus Silber, mit Gold, mit Vorräten, mit Vieh und mit Kostbarkeiten. Dazu gaben sie ihnen freiwillige Gaben." (Esra 1,6 NLB) Diesen wurden auch "die Gerätschaften" hinzugefügt, "die Nebukadnezar aus dem Haus des Herrn in Jerusalem geholt ... hatte. Und Kyrus, der König von Persien, ließ sie in die Obhut von Mitredat, dem Schatzmeister von Persien, bringen ... zusammen 5400" (Esra 1,7.8.11 Elb.). Sie sollten im neuen Tempel Verwendung finden. MUOT 378 1 Kyrus übertrug Serubbabel, einem Nachkommen des Königs David, die Statthalterschaft über die Rückkehrer in Juda (in Vers 8 wird er Scheschbazar genannt). An seiner Seite stand der Hohepriester Jeschua. Nach der langen Reise durch öde Wüsten kamen alle sicher an. Froh und dankbar für die vielen Wohltaten, die Gott ihnen erwiesen hatte, fingen sie gleich mit dem Wiederaufbau an. Bei der Deckung der Kosten gingen die Sippenoberhäupter vorbildlich voran, sodass auch die Leute gern etwas von ihrem kärglichen Besitz beisteuerten (vgl. Esra 2,68-70). Der Wiederaufbau Des Tempels MUOT 378 2 So rasch wie möglich wurde im Tempelvorhof der Altar an seiner ursprünglichen Stelle errichtet. Bei seiner Einweihung "versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann" (Esra 3,1b). Endlich konnte man wieder die heiligen Gottesdienste abhalten, was seit der Zerstörung Jerusalems durch Nebukad- nezar nicht mehr möglich gewesen war. Bevor sie wieder nach Hause zogen, um ihre eigenen Häuser wiederaufzubauen, hielten sie das Laubhüttenfest. MUOT 378 3 Der wiederhergestellte Altar für das tägliche Brandopfer löste beim treuen Überrest große Freude aus. Mit Begeisterung machten sie sich an die Vorbereitungen für den Wiederaufbau des Tempels. Wenn sie jeden Monat die Fortschritte sahen, gewannen sie immer mehr Mut. Jahrzehntelang hatten sie die sichtbaren Zeichen der Gegenwart Gottes entbehren müssen. In dieser Umgebung, die in ihnen den Abfall ihrer Väter als traurige Erinnerung aufleben ließ, sehnten sie sich nach einem bleibenden Zeichen göttlicher Zuwendung und Vergebung. Die Anerkennung Gottes war ihnen mehr wert als die Rückgewinnung persönlichen Besitzes und früherer Vorrechte. Erstaunlich hatte er zu ihren Gunsten gewirkt, und sie empfanden die Gewissheit seiner Gegenwart. Doch sie hatten Verlangen nach noch größeren Segnungen. In froher Erwartung sahen sie der Zeit entgegen, wenn der Tempel wieder aufgebaut sein würde. Dann wollten sie miterleben, wie aus seinem Inneren die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt. MUOT 378 4 Beim vorbereitenden Aufräumen fanden die Bauarbeiter in den Ruinen noch einige gewaltige Steine, die zur Zeit Salomos zum Tempelplatz gebracht worden waren. Diese machte man gebrauchsfertig und beschaffte dazu noch viel neues Material. Bald waren die Arbeiten so weit gediehen, dass der Grundstein gelegt werden konnte. Dazu kamen viele Tausende Juden zusammen, um mit Freuden den Fortgang des Werkes mitzuerleben. MUOT 379 1 Als der Eckstein eingesetzt wurde, "stellten sich die Priester auf ... mit Trompeten ... und die Leviten ... mit Zimbeln", um das gemeinsame Singen zu begleiten. Alle "stimmten den Lobpreis an und dankten dem Herrn: Denn er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewiglich über Israel" (Esra 3,10.11). Misstöne Unter Den Lobrufen MUOT 379 2 Das Gebäude, das nun wiederaufgebaut werden sollte, war Inhalt vieler Prophezeiungen über die Gunst, die Gott Zion erweisen wollte. Alle, die an der Grundsteinlegung teilnahmen, hätten von ganzem Herzen die Freude eines solchen Anlasses teilen sollen. Doch in die Musik und in die Lobrufe, die man an jenem frohen Tag vernahm, mischte sich ein Misston. "Viele von den betagten Priestern, Leviten und Sippenhäuptern, die das frühere Haus noch gesehen hatten, weinten laut, als nun dieses Haus vor ihren Augen gegründet wurde." (Esra 3,12) MUOT 379 3 Es war verständlich, dass diese betagten Männer von Herzen traurig wurden, als sie an die Folgen ihrer lang währenden Unbußfertigkeit denken mussten. Wenn sie und ihre Zeitgenossen damals Gott gehorcht und dessen Absicht mit Israel ausgeführt hätten, wäre Salomos Tempel nicht zerstört worden und die Gefangenschaft wäre nicht notwendig gewesen. Wegen ihrer Undankbarkeit und Untreue waren sie jedoch unter die Heiden zerstreut worden. MUOT 379 4 Jetzt hatten sich die Verhältnisse geändert. In gütiger Barmherzigkeit wandte sich der Herr wieder seinem Volk zu und gestattete ihm die Rückkehr in die Heimat. Die Traurigkeit über die Fehler der Vergangenheit hätte jetzt dem Gefühl großer Freude weichen müssen. Gott hatte das Herz des Kyrus bewogen, ihnen beim Wiederaufbau zu helfen. Das hätte zu Äußerungen tiefer Dankbarkeit führen sollen. Aber einige erkannten darin nicht die Vorsehung Gottes. Statt sich zu freuen, hingen sie Gedanken der Unzufriedenheit und Mutlosigkeit nach. Sie erinnerten sich an den Glanz des Salomonischen Tempels und klagten über das armselige Gebäude, das jetzt errichtet wurde. MUOT 379 5 Das Murren und Klagen und die ungünstigen Vergleiche, die man zog, drückten viele Gemüter nieder und schwächten die Arme der Erbauer. Die Arbeiter begannen sich zu fragen, ob es überhaupt noch sinnvoll sei, mit dem Bau weiterzumachen, wenn dieser schon zu Beginn so offen bemängelt wurde und Anlass zu so vielen Klagen gab. MUOT 379 6 Es gab jedoch auch viele in der Versammlung, deren stärkerer Glaube und größerer Weitblick sie davor bewahrte, diese geringere Herrlichkeit unzufrieden zu beurteilen. "Viele aber erhoben die Stimme mit fröhlichem Jubel. Und man konnte die Stimme des Jubelgeschreis und die Stimme des Weinens des Volkes nicht auseinanderhalten, denn das Volk erhob großen Jubel und wurde bis in die Ferne gehört." (Esra 3,12.13) MUOT 380 1 Hätten jene, die sich bei der Grundsteinlegung des Tempels nicht gefreut hatten, an jenem Tag die Folgen ihres Glaubensmangels vorausgesehen, wären sie entsetzt gewesen. Ihnen wurde nicht bewusst, wie schwerwiegend ihre missbilligenden und enttäuschten Äußerungen waren. Sie ahnten kaum, wie weit sie damit die Vollendung des Gotteshauses verzögerten. Worauf Es Gott Wirklich Ankommt MUOT 380 2 Die Pracht des ersten Tempels und seine eindrucksvollen Riten und Gottesdienste waren für die Israeliten vor ihrer Gefangenschaft ein Anlass zum Stolz gewesen, aber ihrer Gottesanbetung mangelte es oft an Eigenschaften, auf die es Gott am meisten ankam. Die Herrlichkeit des ersten Tempels und die Pracht der gottesdienstlichen Handlungen konnten Israel vor Gott nicht angenehm machen, denn es opferte ihm nicht das, was in seinen Augen allein wertvoll ist. Man brachte ihm das Opfer nicht in einem demütigen und reuigen Geist dar. MUOT 380 3 Wenn man die wesentlichen Grundsätze des Reiches Gottes aus den Augen verliert, werden die festlichen Handlungen immer zahlreicher und ausgefallener. Wenn die Charakterbildung vernachlässigt wird, es am wahren Schmuck der Seele fehlt und die schlichte Frömmigkeit verachtet wird, fordern Stolz und Prunksucht prächtige Kirchenbauten, glänzende Verzierungen und eindrucksvolle Feierlichkeiten. Mit all dem wird Gott jedoch nicht geehrt. Er schätzt seine Gemeinde nicht wegen äußerer Vorzüge, sondern wegen der aufrichtigen Frömmigkeit, die sie von der Welt unterscheidet. Er beurteilt sie danach, wie die Glieder in der christlichen Erkenntnis und in ihrer geistlichen Erfahrung wachsen. Er sucht bei ihr die Grundsätze wahrer Liebe und Güte. Alle Schönheit der Kunst kann den Vergleich mit der Schönheit in der Gesinnung und im Charakter derer, die Christus vertreten, nicht aushalten. MUOT 380 4 Eine Gemeinde mag zu den Ärmsten im Land zählen und ihr mag die Anziehungskraft äußerer Schönheit fehlen, aber wenn ihre Glieder die Grundsätze eines christlichen Charakters verinnerlicht haben, werden sich Engel an ihren Gottesdiensten beteiligen. Der Lobpreis und die Gebete von dankbaren Herzen werden eine Gott wohlgefällige Gabe sein. MUOT 380 5 "Dankt dem Herrn, denn er ist gut und seine Gnade bleibt ewig bestehen. Alle sollen es bezeugen, die der Herr gerettet hat, die er aus der Hand ihrer Feinde befreit hat. Denn er versorgt die Durstigen und gibt den Hungrigen reichlich zu essen." (Psalm 107,1.2.9 NLB) "Singt ihm und spielt ihm ein Lied zur Ehre! Erzählt von all seinen Wundern! Freut euch über seinen heiligen Namen! Alle, die zum Herrn beten, sollen fröhlich sein!" (Psalm 105,2.3 NLB) ------------------------Kapitel 46 - Propheten Machen Mut MUOT 382 0 Esra 4,1-5; 5 und 6; Haggai 1 und 2 sowie Sacharja 1 und 2. MUOT 382 1 In unmittelbarer Nachbarschaft der Israeliten, die sich den Wiederaufbau des Tempels zur Aufgabe gemacht hatten, wohnten die Samaritaner. Sie waren eine Mischbevölkerung, die aus Ehen zwischen heidnischen Siedlern aus den Provinzen Assyriens mit den Übrigen der zehn Stämme in Samaria und Galiläa hervorgegangen war. In späteren Jahren behaupteten die Samaritaner, den wahren Gott zu verehren, aber in ihren Herzen und nach ihren Bräuchen waren sie Götzendiener (vgl. 2. Könige 17,24-33.41). Zwar gaben sie vor, ihre Götzen würden sie lediglich an den lebendigen Gott erinnern, den Herrscher des Universums, doch die Leute neigten dazu, die Götzenbilder zu verehren. Die Samaritaner Wollen Mitbauen MUOT 382 2 In der Wiederaufbauphase entpuppten sich diese Samaritaner als "die Feinde Judas und Benjamins". Als sie hörten, "dass die Verbannten dem Herrn, dem Gott Israels, einen Tempel errichteten ... kamen [sie] zu Serub- babel und den übrigen Oberhäuptern der Familien und sagten zu ihnen: ›Wir möchten mit euch bauen, denn wie ihr halten auch wir uns zu eurem Gott. Wir haben ihm geopfert, seit Asarhaddon, der assyrische König, uns hierher gebracht hat.‹" Das erbetene Vorrecht wurde ihnen aber verweigert. "Es steht euch nicht zu, mit uns das Haus unseres Gottes zu bauen", erklärten die Leiter der Israeliten. "Wir allein werden das Haus für den Herrn, den Gott Israels, bauen, wie König Kyrus von Persien es uns aufgetragen hat." (Esra 4,1-3 NLB) MUOT 382 3 Nur ein Rest des Volkes hatte sich für die Rückkehr aus Babylon entschieden. Als sie nun ein Werk begannen, das anscheinend über ihre Kräfte ging, kamen ihre nächsten Nachbarn und boten ihre Hilfe an. Die Samaritaner verwiesen darauf, dass sie den wahren Gott verehrten, und brachten ihren Wunsch zum Ausdruck, an den Vorrechten und Segnungen teilzuhaben, die mit dem Tempeldienst verbunden waren. "Denn wie ihr halten auch wir uns zu eurem Gott", sagten sie. "Wir möchten mit euch bauen." Doch wenn die jüdischen Führer dieses Hilfsangebot angenommen hätten, wäre damit dem Götzendienst Tür und Tor geöffnet worden. Sie durchschauten die Unaufrichtigkeit der Samaritaner und erkannten, dass eine Verbindung mit diesen Männern nichts war im Vergleich zu den Segnungen, die sie erwarten konnten, wenn sie die klaren Weisungen Jahwes befolgten. Gottes Warnungen Vor Unheiligen Bündnissen MUOT 383 1 Über die Beziehungen zu den umliegenden Völkern hatte der Herr die Israeliten durch Mose wissen lassen: "Schließt keine Verträge mit ihnen und verschont sie nicht. Heiratet nicht in ihre Familien ein ... Denn sie würden eure Kinder dazu bringen, sich von ihm abzuwenden und andere Götter zu verehren. Dann aber würde sich der Zorn des Herrn gegen euch richten." (5. Mose 7,2-4 NLB) "Ihr seid für den Herrn, euren Gott, geheiligt. Er hat euch unter allen Völkern der Erde zu seinem Eigentum erwählt." (5. Mose 14,2 NLB) MUOT 383 2 Was sich aus einem Bundesverhältnis mit den umliegenden Nationen ergeben würde, war klar vorausgesagt worden: "Denn der Herr wird euch unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen. Dort werdet ihr fremde Götter verehren müssen, die weder ihr noch eure Vorfahren gekannt haben, Götter aus Holz und Stein. Doch unter den fremden Völkern werdet ihr nicht sicher sein und nicht zur Ruhe kommen. Und der Herr wird euch dort unter Angst, Finsternis und Verzweiflung leiden lassen. Euer Leben wird am seidenen Faden hängen. Tag und Nacht werdet ihr in Angst leben und eures Lebens nicht mehr sicher sein. Am Morgen werdet ihr - aus Angst vor den Schrecken, denen ihr ständig ins Auge sehen müsst - sagen: ›Wäre es nur schon Abend!‹ Und am Abend werdet ihr sagen: ›Wäre es nur schon Morgen!‹" (5. Mose 28,64-67 NLB) "Dann werdet ihr den Herrn, euren Gott, suchen", lautete die Verheißung. "Und wenn ihr ihn aufrichtig und ernsthaft sucht, werdet ihr ihn finden." (5. Mose 4,29) MUOT 383 3 Serubbabel und seinen Mitarbeitern waren diese und viele ähnliche Schriftstellen vertraut, und in der hinter ihnen liegenden Verbannung hatten sie einen Beweis nach dem anderen für ihre Erfüllung erhalten. Nun hatten sie all die Sünden bereut, welche die von Mose so klar vorausgesagten Strafgerichte über ihre Väter und sie selbst gebracht hatten. Nachdem sie sich von ganzem Herzen zu Gott bekehrt und ihren Bund mit ihm erneuert hatten, war ihnen jetzt erlaubt worden, nach Judäa zurückzukehren, um das wiederaufzurichten, was zerstört worden war. Sollten sie gleich am Beginn ihres Unternehmens ein Bündnis mit Götzendienern eingehen? MUOT 384 1 "Schließt keine Verträge mit ihnen", hatte Gott gesagt (5. Mose 7,2). Im Bewusstsein, dass sie sich erst vor Kurzem am Altar vor den Ruinen seines Tempels dem Herrn aufs Neue geweiht hatten, war den Juden klar, dass die Trennungslinie zwischen seinem Volk und der Welt stets unmissverständlich deutlich zu machen war. Sie weigerten sich, ein Bündnis mit denen einzugehen, die zwar die Forderungen des Gesetzes Gottes kannten, sich seinem Anspruch aber doch nicht fügten. Grundsätze Von Bleibender Gültigkeit MUOT 384 2 Die Grundsätze, die im fünften Buch Mose zur Unterweisung Israels dargelegt sind, sollte Gottes Volk bis zum Ende der Zeit befolgen. Wahres Wohlergehen hängt von der Aufrechterhaltung unseres Bundesverhältnisses mit Gott ab. Wir können niemals einwilligen, Grundsätze dadurch aufs Spiel zu setzen, dass wir eine Allianz mit Menschen eingehen, die keine Ehrfurcht vor Gott besitzen. MUOT 384 3 Bekennende Christen sind beständig in der Gefahr zu meinen, dass sie sich zu einem gewissen Grad der Welt anpassen müssten, um Einfluss auf Menschen zu gewinnen. Doch was wie ein großer Vorteil aussieht, endet immer in geistlichem Verlust. Gottes Volk muss sich gewissenhaft vor jedem noch so versteckten Einfluss hüten, durch den die Feinde der Wahrheit durch schmeichelhafte Anreize bei ihm Eingang suchen. Gläubige sind "Fremdlinge und Pilger" (1. Petrus 2,11a) in dieser Welt, und ihr Weg ist voller Gefahren. Kluge Einwände und verlockende Anreize werden benutzt, um sie von ihrer Hingabe abzubringen. Aber sie dürfen ihnen keine Beachtung schenken. MUOT 384 4 Nicht die offenen und erklärten Feinde der Sache Gottes sind am meisten zu fürchten. Jene, die wie die Gegner Judas und Benjamins mit glatten Worten und schönen Reden daherkommen und anscheinend eine freundschaftliche Verbindung mit Gottes Kindern suchen, vermögen viel wirksamer zu täuschen. Gegen solche Menschen sollte jeder Gläubige auf der Hut sein, damit er nicht unbewusst in eine sorgfältig verborgene und meisterlich ausgelegte Schlinge gerät. MUOT 384 5 Besonders heutzutage, während die Weltgeschichte ihrem Ende entgegengeht, fordert der Herr seine Kinder zu einer Wachsamkeit auf, die kein Nachlassen kennt. Doch obwohl der Kampf unaufhörlich weitergeht, wird niemand in seinem Ringen allein gelassen. Engel unterstützen und bewahren alle, die demütig mit Gott ihren Weg gehen. Niemals wird unser Herr jemanden im Stich lassen, der ihm vertraut. Wenn seine Kinder in der Nähe ihres barmherzigen Vaters Schutz vor dem Übel suchen, hält er den Feind auf Abstand. So lieb hat er sie, dass er ihm gebietet: "Wer sie antastet, der tastet meinen Augapfel an! In meine Hände habe ich sie gezeichnet" (vgl. Sacharja 2,12; Jesaja 49,16). Satans Bemühungen Hinter Den Kulissen MUOT 385 1 Die Samaritaner ließen in ihrem Widerstand nicht nach. "Und es geschah, dass die Bewohner des Landes alles taten, damit die Hände des Volkes von Juda schlaff wurden, um sie so vom Bauen abzuhalten. Während der ganzen Regierungszeit von Kyrus, dem König von Persien, bis zur Herrschaft von Darius, dem König von Persien, bestachen sie Ratgeber gegen sie, um ihren Plan zu vereiteln." (Esra 4,4.5 NLB) Durch falsche Berichte weckten sie Argwohn in Gemütern, die man leicht misstrauisch machen konnte. Doch viele Jahre lang wurden die Mächte des Bösen in Schach gehalten, und die Juden in Judäa hatten die Freiheit, ihr Werk fortzusetzen. MUOT 385 2 Während sich Satan bemühte, Einfluss auf die Regierungskreise im Königreich der Meder und Perser zu nehmen, damit sie sich Gottes Volk gegenüber ungünstig zeigten, wirkten Engel für die Verbannten. An dieser Auseinandersetzung nahm der ganze Himmel Anteil. Durch den Propheten Daniel wird uns ein Einblick in dieses gewaltige Ringen zwischen den Mächten des Guten und des Bösen gewährt. Drei Wochen lang kämpfte Gabriel mit den finsteren Mächten, um dem Einfluss entgegenzutreten, der den Geist des Kyrus bedrängte. Schließlich kam Christus selbst Gabriel zu Hilfe. "Der Engelfürst von Persien hat sich mir 21 Tage lang widersetzt", erklärte ihm Gabriel, "bis mir schließlich der Erzengel Michael zu Hilfe kam und für mich den Kampf mit dem Engelfürsten von Persien aufnahm." (Daniel 10,13 NLB) Alles, was Gott für sein Volk tun konnte, war getan. Schließlich wurde der Sieg errungen. Die Mächte des Feindes wurden während der ganzen Lebenszeit des Kyrus und seines Sohnes Kambyses, der etwa siebeneinhalb Jahre lang regierte, in Schach gehalten. MUOT 385 3 Dies war eine Zeit der wunderbaren Gelegenheiten für die Juden. Die höchsten Gesandten des Himmels wirkten an den Herzen der Könige. Es lag nun beim Volk Gottes, den Erlass des Kyrus zum Tempelbau mit größtem Eifer auszuführen. Sie hätten keine Mühe scheuen dürfen, den Tempel und dessen Dienste wiederherzustellen und ihre eigenen Häuser in Judäa wiederaufzubauen. Doch in den Tagen göttlicher Machtbezeugung zeigten sich viele unwillig. Der Widerstand ihrer Feinde war stark und entschlossen, und allmählich verloren die Bauleute den Mut. Einige konnten nicht vergessen, wie bei der Grundsteinlegung viele ihren Mangel an Vertrauen in dieses Unternehmen geäußert hatten. Und als die Samaritaner dreister wurden, fragten sich viele Juden, ob die Zeit zum Wiederaufbau überhaupt schon gekommen sei. Dieser Zweifel griff bald weit um sich. Viele Arbeiter kehrten entmutigt und niedergeschlagen nach Hause zurück, um den alltäglichen Beschäftigungen des Lebens nachzugehen. Unterbrechung Des Tempelbaus MUOT 386 1 Während der Herrschaft des Kambyses ging die Arbeit am Tempel nur langsam voran. Und während der Regierung des falschen Smerdis5 veranlass- ten die Samaritaner diesen Hochstapler, ein Dekret zu erlassen, das den Juden den Wiederaufbau ihres Tempels und ihrer Stadt untersagte. MUOT 386 2 Über ein Jahr lang wurde der Tempelbau vernachlässigt und beinahe aufgegeben. Das Volk wohnte in seinen Häusern und bemühte sich, zu irdischem Wohlstand zu gelangen. Doch seine Lage war beklagenswert. Wie sehr es auch arbeitete - das Gedeihen blieb aus. Selbst die Kräfte der Natur schienen sich gegen die Juden verschworen zu haben. Weil sie den Tempel unvollendet ließen, sandte der Herr eine verheerende Dürre. Er hatte den Israeliten die Früchte der Felder und Gärten - Korn, Wein und Öl - als Zeichen seiner Gunst geschenkt. Weil sie jedoch diese reichlichen Gaben so selbstsüchtig verwendet hatten, wurden ihnen die Segnungen entzogen (vgl. Haggai 1,5.6). MUOT 386 3 Solche Verhältnisse herrschten während der frühen Regierungszeit des Darius Hystaspes. Sowohl in geistlicher als auch in weltlicher Hinsicht befanden sich die Israeliten in einem bemitleidenswerten Zustand. So lange hatten sie gemurrt und gezweifelt, so lange hatten sie es vorgezogen, ihre persönlichen Interessen vorrangig zu behandeln, während sie den Tempel des Herrn unbekümmert in Trümmern ließen, bis viele aus den Augen verloren, was Gott durch ihre Rückführung nach Judäa eigentlich beabsichtigt hatte. Sie sagten: "Die Zeit, das Haus des Herrn aufzubauen, ist noch nicht gekommen." (Haggai 1,2 NLB) Tadel Und Ermutigung Durch Haggai MUOT 387 1 Doch für diejenigen, die ihr Vertrauen auf Gott setzten, gab es selbst in dieser dunklen Zeit Grund zum Hoffen. Um der Krise zu begegnen, wurden die Propheten Haggai und Sacharja erweckt. In aufrüttelnden Zeugnissen enthüllten diese erwählten Boten dem Volk die Ursache seiner Schwierigkeiten. Die Propheten erklärten, der Mangel an irdischem Wohlstand sei die Folge davon, dass man versäumt habe, die Belange Gottes vorrangig zu behandeln. Hätten die Israeliten Gott geehrt und ihm die schuldige Achtung und Höflichkeit erwiesen, indem sie den Bau seines Hauses zu ihrem ersten Werk machten, hätten sie seine segensreiche Gegenwart erleben können. MUOT 387 2 Forschend und fragend wandte sich Haggai an die Entmutigten: "Ist jetzt etwa die Zeit für euch, in euren holzvertäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus in Trümmern liegt? So spricht der Herr, der Allmächtige: ›Seht doch, wie es euch geht: Ihr habt viel ausgesät, aber wenig geerntet. Ihr habt zwar zu essen, aber ihr werdet nicht satt. Ihr habt zu trinken, doch euer Durst bleibt ungestillt. Ihr habt Kleidung, doch sie hält euch nicht warm. Und die Lohnarbeiter müssen ihr Geld in löchrige Beutel stecken!‹" (Haggai 1,4-6 NLB) MUOT 387 3 Und dann offenbarte ihnen der Herr die Ursache ihres Mangels in Worten, die sie nicht missverstehen konnten: ">Ihr habt auf vieles gehofft, doch bekamt ihr nur wenig, und als ihr das Wenige ins Haus brachtet, blies ich es fort. Warum ich das tat? Weil mein Haus in Trümmern liegt, während ihr euch eifrig Häuser baut‹, spricht der Herr, der Allmächtige. ›Deshalb hat der Himmel den Tau zurückgehalten und die Erde ihre Ernte. Ich habe über die Äcker und Hügel eine Dürre geschickt, über das Korn, die Trauben und Oliven und über alles andere, was der Acker hervorbringt, sowie über die Menschen und das Vieh und über alles, wofür ihr so hart gearbeitet habt.‹" (Haggai 1,9-11 NLB) Der Herr forderte sie auf. "Geht ins Gebirge, schlagt Holz und baut meinen Tempel! Daran habe ich Freude; damit ehrt ihr mich!" (Haggai 1,8 GNB) MUOT 387 4 Die Leiter und das Volk nahmen den Tadel zu Herzen und befolgten den Rat des Propheten Haggai. Sie spürten, dass Gott wahrhaftig mit ihnen war. Sie wagten nicht, die wiederholte Belehrung zu missachten, dass ihr irdisches wie ihr geistliches Wohlergehen vom treuen Gehorsam gegenüber Gottes Geboten abhing. Aufgerüttelt durch die Warnungen des Propheten "gehorchten Serubbabel ... und Jeschua ... und der ganze Rest des Volkes der Stimme des Herrn, ihres Gottes, und den Worten des Propheten Haggai, wie der Herr, ihr Gott, ihn geschickt hatte" (Haggai 1,12 NLB). MUOT 388 1 Sobald Israel diese Entscheidung getroffen hatte, folgte den Worten des Tadels eine ermutigende Botschaft: ">Ich bin mit euch, spricht der Herr.‹ Und der Herr weckte den Geist Serubbabels ... den Geist Jeschuas ... des ganzen übrigen Volkes. Sie kamen und fingen mit der Arbeit am Haus des Herrn, des Allmächtigen, ihres Gottes, an." (Haggai 1,13.14 NLB) MUOT 388 2 Noch vor Ablauf eines Monats nach Wiederaufnahme der Arbeit am Tempel erhielten die Erbauer eine weitere tröstliche Botschaft: "Fasse Mut, Se- rubbabel‹, spricht der Herr", sagte der Prophet, ">Fasse Mut, Jeschua ... Fasse Mut, Volk, das im Land lebt‹, spricht der Herr, ›und arbeitet. Denn ich bin mit euch.‹" (Haggai 2,4 NLB) MUOT 388 3 Als vorzeiten die Israeliten am Sinai lagerten, hatte der Herr verkündigt: "Ich will unter den Israeliten wohnen und ihr Gott sein, dass sie erkennen sollen, ich sei der Herr, ihr Gott, der sie aus Ägyptenland führte, damit ich unter ihnen wohne." (2. Mose 29,45.46) Und jetzt streckte Gott trotz der Tatsache, dass sie wiederholt "widerspenstig" gewesen waren und "seinen heiligen Geist" betrübt hatten (Jesaja 63,10), durch die Botschaften seines Propheten erneut seine Hand zu ihrer Rettung aus. In Anerkennung ihres Zusammenwirkens mit ihm erneuerte er seine Bundesverheißung: "Mein Geist ist mitten unter euch; habt keine Angst!" (Haggai 2,5b GNB) MUOT 388 4 Auch heute sagt der Herr zu seinen Kindern: "Seid getrost ... und arbeitet! Denn ich bin mit euch." (Haggai 2,4) Christen haben im Herrn stets einen starken Helfer. Wenn wir auch nicht wissen, auf welche Art er uns helfen wird - eines wissen wir bestimmt: Niemals wird er diejenigen im Stich lassen, die ihr Vertrauen auf ihn setzen. Wenn die Christen erkennen würden, wie oft der Herr ihren Weg so gelenkt hat, dass der Feind ihnen nichts anhaben konnte, würden sie nicht klagend dahinwanken. Ihr Glaube würde sich auf Gott stützen, und keine Anfechtung wäre stark genug, um sie zum Straucheln zu bringen. Sie würden den Herrn als ihre Weisheit und Stärke anerkennen, und er brächte durch sie zur Ausführung, was er durch sie vollbringen möchte. Weitere Ermutigung Durch Sacharja MUOT 388 5 Als Haggai die Israeliten ernsthaft zur Aufbauarbeit mahnte und ermutigte, wurden seine Botschaften durch einen weiteren Propheten betont und ergänzt. Diesen Propheten berief Gott, um Israel zu drängen, den Baubefehl auszuführen. Sacharjas erste Botschaft war eine Zusicherung, dass Gottes Wort niemals trügt. Sie war eine Segensverheißung für all diejenigen, die dem sicheren prophetischen Wort Gehör schenkten. MUOT 389 1 Während die Felder brach lagen, die kümmerlichen Vorräte bald aufgebraucht sein würden und sie von argwöhnischen Nachbarn umgeben waren, gingen die Israeliten dennoch - dem Ruf der Gottesboten folgend - im Glauben voran und arbeiteten fleißig am Wiederaufbau des zerstörten Tempels. Dieses Werk erforderte ein festes Gottvertrauen. Als sie ihr Bestes zu tun versuchten und eine Erneuerung der Gnade Gottes in Herz und Leben anstrebten, bekamen sie durch Haggai und Sacharja immer wieder Botschaften mit der Zusicherung, dass ihr Glaube reichlich belohnt werde und Gottes Wort über die zukünftige Herrlichkeit des Tempels, dessen Mauern sie gerade errichteten, nicht trüge. In diesem Gotteshaus sollte der ersehnte Lehrer und Erlöser der Menschheit erscheinen, wenn "die Zeit erfüllt" (Galater 4,4) ist. MUOT 389 2 So wurden die Bauleute mit ihren Schwierigkeiten nicht allein gelassen, denn bei ihnen waren "die Propheten Gottes, die sie stärkten" (Esra 5,2). Und der Herr der Heerscharen selbst hatte versichert: Seid getrost und arbeitet! "Seid stark und arbeitet weiter! Denn ich, der Herr ... stehe euch bei." (Haggai 2,4b Hfa) Weil sie von Herzen bereuten und bereit waren, im Glauben voranzugehen, verhieß er ihnen auch irdischen Wohlstand mit der Zusage: "Von diesem Tag an will ich Segen geben." (Haggai 2,19b) Eine Besondere Ermutigung Für Serubbabel MUOT 389 3 Ihr Führer Serubbabel, der in all den Jahren seit ihrer Rückkehr aus Babylon überaus hart angefochten worden war, erhielt eine besonders kostbare Botschaft. Der Tag werde kommen, erklärte der Herr, an dem alle Feinde seines auserwählten Volkes niedergeworfen würden. "An jenem Tag ... werde ich dich nehmen, Serubbabel ... mein Knecht ... und werde dich einem Siegelring gleichmachen; denn ich habe dich erwählt." (Haggai 2,23 Elb.) Nun konnte der Statthalter für Israel rückblickend die Vorsehung Gottes erkennen, die ihn durch Entmutigung und Ratlosigkeit geführt hatte. Er konnte in allem die Absicht Gottes erkennen. MUOT 389 4 Dieses persönliche Wort an Serubbabel wurde zur Ermutigung der Kinder Gottes in allen Zeiten niedergeschrieben. Gott verfolgt eine Absicht, wenn er seine Kinder durch Prüfungen schickt. Er leitet sie nie anders, als sie es für sich selbst wählen würden, wenn sie den Ausgang von Anfang an sehen und den herrlichen Plan, den sie erfüllen, erkennen könnten. Alles, was der Herr an Prüfungen und Anfechtungen über sie bringt, geschieht nur, damit sie stark werden, für ihn zu handeln und zu leiden. Neuer Mut Zum Wiederaufbau MUOT 390 1 Die Botschaften, die Haggai und Sacharja übermittelten, rüttelten das Volk auf, jede nur erdenkliche Anstrengung zu unternehmen, um den Tempel wieder aufzubauen. Bei ihrer Arbeit wurden sie leider von den Samaritanern und von anderen belästigt, die alle möglichen Behinderungen erdachten. Einmal besuchten Provinzialbeamte des Medo-Persischen Reiches Jerusalem und erkundigten sich, wer den Wiederaufbau des Gebäudes genehmigt habe. Wenn die Juden damals nicht darauf vertraut hätten, dass der Herr sie führte, hätte diese Nachfrage für sie verhängnisvoll ausgehen können. "Doch weil ihr Gott über die führenden Männer der Juden wachte, behinderte man sie nicht, bis ein Bericht zu Darius kam." (Esra 5,5 NLB) Den Beamten antworteten sie so weise, dass diese beschlossen, an Darius Hystaspes, den damaligen Herrscher von Medo-Persien, einen Brief zu schreiben, der dessen Aufmerksamkeit auf den ursprünglichen Erlass von Kyrus lenkte, der befohlen hatte, das Haus Gottes in Jerusalem wieder aufzubauen und die Kosten aus der Schatzkammer des Königs zu bezahlen. MUOT 390 2 Darius suchte und fand diesen Erlass. Daraufhin befahl er jenen, welche die Erkundigungen eingezogen hatten, die Fortsetzung des Tempelbaus zu gestatten. "Es (das Haus Gottes) soll an seiner Stätte aufgebaut werden. Und ihr sollt den Statthalter und die Ältesten der Juden nicht an der Arbeit am Haus Gottes hindern. Hiermit verfüge ich, wie ihr mit den Ältesten der Juden verfahren sollt, damit sie das Haus jenes Gottes errichten können: Aus den Einkünften des Königs von den Steuern westlich des Euphrat sollen jenen Männern ihre Kosten bezahlt werden, und zwar unverzüglich! Gebt ihnen, was immer an jungen Stieren, Widdern und Lämmern für die Brandopfer für den Gott des Himmels nötig ist, dazu Weizen, Salz, Wein und Öl, gemäß der Anweisung der Priester, die in Jerusalem sind. Und das alles Tag für Tag, ohne Nachlässigkeit! Dann werden sie Opfer bringen können, die dem Gott des Himmels gefallen, und werden für das Leben des Königs und das seiner Söhne beten." (Esra 6,7-10 NLB) MUOT 390 3 Der König ordnete darüber hinaus eine schwere Bestrafung für den Fall an, dass dieser Erlass nicht genau durchgeführt werde. Bemerkenswert ist seine abschließende Aussage: "Möge der Gott, der seinen Namen dort wohnen lässt, jeden König und jedes Volk vernichten, die diesem Befehl zuwiderhandeln und das Haus jenes Gottes in Jerusalem zerstören. Ich, Darius, habe diesen Befehl erlassen. Er soll genau befolgt werden." (Esra 6,12 NLB) So bereitete der Herr den Weg für die Vollendung des Tempels vor. Jerusalem Wieder Unter Gottes Schutz MUOT 391 1 In den Monaten bis zum Eingang dieses Dekrets hatten die Israeliten im Glauben weitergearbeitet. Die Propheten unterstützten sie dabei durch aktuelle Botschaften, welche den Arbeitern Gottes Absichten mit Israel vor Augen hielten. Zwei Monate, nachdem Haggai seine letzte überlieferte Botschaft ausgerichtet hatte, erhielt Sacharja eine Reihe von Gesichten über das Werk Gottes auf Erden. Diese Botschaften wurden in Form von Gleichnissen und Symbolen übermittelt und kamen zu einer Zeit großer Ungewissheit und Angst. Für die Männer, die im Namen des Gottes von Israel vorangingen, waren sie von besonderer Bedeutung. Den Leitern schien es, als ob man gerade dabei sei, den Juden die erteilte Erlaubnis zu entziehen. Die Zukunft sah sehr düster aus. Gott wusste, dass sein Volk eine Offenbarung seiner unendlichen Barmherzigkeit und Liebe brauchte, um es zu stärken und zu ermuntern. MUOT 391 2 In einem Gesicht hörte Sacharja den Engel des Herrn fragen: ">Herr, du Herrscher der ganzen Welt, schon 70 Jahre lässt du nun Jerusalem und die Städte von Juda deinen Zorn spüren. Wann hast du endlich Erbarmen mit ih- nen?‹ Der Herr gab dem Engel, der mit mir redete, eine freundliche, tröstliche Antwort. Daraufhin sagte der Engel zu mir: ›Du sollst verkünden: ›So spricht der Herr, der Herrscher der Welt: Ich bin voll brennender Liebe zu Jerusalem und zum Berg Zion; aber den selbstherrlichen Völkern gilt mein glühender Zorn. Ich wollte meinem Volk durch sie nur eine Lehre erteilen, aber sie haben es ins Unglück gestürzt. Darum soll Jerusalem jetzt von Neuem meine Liebe zu spüren bekommen. Mein Tempel dort soll wieder errichtet werden, die ganze Stadt wird neu aufgebaut.‹ Das sagt der Herr, der Herrscher der Welt.‹" (Sacharja 1,12-16 GNB) MUOT 391 3 Der Prophet wurde dann angewiesen, Folgendes vorauszusagen: "So spricht der Herr, der Herrscher der Welt: Es soll wieder Wohlstand und Überfluss herrschen in den Städten meines Volkes. Ich helfe der Gemeinde auf dem Zionsberg wieder auf, und Jerusalem soll wieder meine Stadt sein." (Sacharja 1,17 GNB) MUOT 391 4 Dann sah Sacharja "die Mächte, die Juda, Israel und Jerusalem niedergeworfen und ihre Bewohner in alle Welt zerstreut" hatten, dargestellt durch vier Hörner (Sacharja 2,2 GNB). Unmittelbar darauf erblickte er vier Schmiede. Sie verkörperten die Werkzeuge, durch die der Herr die Wiederherstellung seines Volkes und seines Tempels bewirkte. MUOT 391 5 "Da war ein Mann", erklärte Sacharja, "mit einer Messschnur in der Hand. Ich fragte ihn: ›Wohin gehst du?‹, und er antwortete: ›Nach Jerusalem! Ich will ausmessen, wie groß es werden muss und wo seine Mauern verlaufen sollen.‹ Jetzt kam der Engel dazu, der mir alles erklärte. Er gab einem anderen Engel, der ihm entgegenkam, den Befehl: Jerusalem soll nicht durch Mauern eingeengt werden, sonst ist kein Platz darin für die vielen Menschen und Tiere! Der Herr sagt: ›Ich selbst werde für die Stadt eine Mauer aus Feuer sein und ich will in meiner strahlenden Herrlichkeit darin wohnen.‹" (Sachar- ja 2,5-9 GNB) MUOT 392 1 Gott hatte den Wiederaufbau Jerusalems befohlen. Die Vision über die Vermessung der Stadt war eine Zusicherung, dass er seinen betrübten Kindern Trost und Kraft spenden und an ihnen die Verheißungen seines ewigen Bundes erfüllen werde. Seine schützende Fürsorge werde wie "eine Mauer aus Feuer sein". Seine Herrlichkeit sollte durch sie allen Menschen offenbart werden. Was er für sein Volk vollbrachte, sollte in aller Welt bekanntwerden. "Freue dich und juble, du Zionsstadt! Denn er wohnt in deiner Mitte, er, der große, heilige Gott Israels!" (Jesaja 12,6 GNB) ------------------------Kapitel 47 - Jeschua Vor Dem Engel Des Herrn MUOT 393 0 Sacharja 3. MUOT 393 1 Der zügige Fortschritt der Bauarbeiten am Tempel verwirrte und beunruhigte die Mächte des Bösen sehr. Satan entschloss sich, weitere Anstrengungen zu unternehmen, um Gottes Volk zu schwächen und zu entmutigen, indem er den Juden die Unvollkommenheiten ihres Charakters vorhielt. Wenn er jene, die wegen ihrer Übertretungen lange leiden mussten, wieder zur Missachtung der Gebote Gottes verleiten könnte, würden sie aufs Neue unter die Knechtschaft der Sünde geraten. MUOT 393 2 Weil Israel für die Bewahrung der Gotteserkenntnis auf der Erde erwählt worden war, richtete Satan seine Feindschaft von Anfang an speziell gegen dieses Volk. Er war entschlossen, ihren Untergang herbeizuführen. Solange die Israeliten gehorsam waren, konnte er ihnen keinen Schaden zufügen. Deshalb verwandte er all seine Macht und List darauf, sie zur Sünde zu verleiten. Verstrickt in seinen Versuchungen, hatten sie das Gesetz Gottes übertreten und waren ihren Feinden zum Opfer gefallen. MUOT 393 3 Obwohl sie nach Babylon verschleppt worden waren, hatte Gott sie doch nicht verlassen. Er sandte seine Propheten zu ihnen, um sie zu tadeln und zu warnen, und rüttelte sie auf, dass sie ihre Schuld einsahen. Als sie sich vor Gott demütigten und reuevoll zurückkehrten, schickte er ihnen aufmunternde Botschaften und erklärte, dass er in seinem Erbarmen für ihre Befreiung sorgen und ihnen noch einmal das Land zur Wohnung geben wollte. MUOT 393 4 Nun, als dieser Prozess der Wiederherstellung begonnen hatte und die Übrigen aus den Israeliten schon nach Judäa zurückgekehrt waren, war Satan entschlossen, die Ausführung des göttlichen Vorhabens zu vereiteln. Zu diesem Zweck versuchte er, die heidnischen Nationen zu bewegen, Israel völlig zu vernichten. Eine Ermutigende Vision MUOT 394 1 Aber in dieser kritischen Lage stärkte der Herr sein Volk und "redete gütige" und "tröstliche Worte" (Sacharja 1,13 Elb.). Durch eine eindrucksvolle Illustration schilderte er sowohl das Wirken Satans als auch jenes von Christus und zeigte, dass der Mittler Macht hat, den Ankläger seines Volkes zu überwinden. MUOT 394 2 In einem Gesicht sah der Prophet "den Hohenpriester Jeschua, wie er vor dem Engel des Herrn stand", um Gottes Gnade für sein leidendes Volk zu erbitten. Dabei hat er "unreine Kleider an" (Sacharja 3,1.3). Als er dafür Gottes Verheißungen in Anspruch nehmen will, erhebt sich Satan dreist, um ihm zu widerstehen. Er weist darauf hin, dass die Übertretungen Israels ein Grund dafür seien, dass es die Gunst Gottes nicht wiedergewinnen könne. Er beansprucht das Volk als seine Beute und verlangt dessen Auslieferung. MUOT 394 3 Der Hohepriester kann sich selbst und sein Volk gegen die Anschuldigungen Satans nicht verteidigen. Er behauptet nicht, dass Israel frei von Schuld sei. Er ist der Vertreter des Volkes vor Gott, und seine beschmutzten Kleider sind ein Symbol für dessen Sünden. Er steht vor dem Engel und bekennt ihre Schuld, doch er weist auch auf ihre Reue und ihre demütige Haltung hin und verlässt sich auf die Gnade des Erlösers, der Sünden vergibt. Vertrauensvoll beruft er sich auf die Verheißungen Gottes. MUOT 394 4 Da bringt der Engel des Herrn - Christus selbst, der Heiland der Sünder - den Verkläger seines Volkes zum Verstummen, indem er sagt: "Der Herr schelte dich, du Satan! Ja, der Herr, der Jerusalem erwählt hat, schelte dich! Ist dieser [Jeschua] nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist?" (Sacharja 3,2) Lange hat Israel "im Schmelzofen des Leidens" (Jesaja 48,10a GNB) aushalten müssen. Wegen seiner Sünden wurde es von der Flamme angesengt, die Satan und seine Helfer zur Vernichtung des Volkes entfacht hatten. Aber nun legte Gott Hand an, um es herauszuholen. MUOT 394 5 Als die Fürbitte Jeschuas angenommen wird, ergeht die Weisung: "Zieht ihm die schmutzigen Kleider aus." Dann sagt der Engel zu Jeschua: "Hiermit habe ich deine Sünde von dir genommen und lasse dir jetzt festliche Kleider anziehen. ... Da setzten sie ihm einen reinen Turban auf und zogen ihm prächtige Kleider an." (Sacharja 3,4.5b NLB) Seine eigenen Sünden und die seines Volkes waren vergeben. Israel war mit Festgewändern - mit der Gerechtigkeit in Christus - bekleidet worden. Der Turban auf Jeschuas Haupt war von der gleichen Art, wie ihn die Hohenpriester besaßen, und trug die Inschrift "Heilig dem Herrn" (2. Mose 28,36). Das bedeutete, dass er, nunmehr ungeachtet seiner früheren Verfehlungen, bevollmächtigt war, vor Gott in dessen Heiligtum zu dienen. MUOT 395 1 Nun sprach der Engel zu Jeschua: "Wenn du dich an meine Wege hältst und meinen Dienst recht versiehst, sollst du meinen Tempel verwalten und auf die Sicherheit in meinen Vorhöfen achten. Dann gewähre ich dir zusammen mit denen, die hier stehen, Zutritt zu mir." (Sacharja 3,7 NLB) Wenn er gehorsam sei, solle er als der Herrscher über den Tempel und all dessen Dienste geehrt werden. Er solle sogar in diesem Leben unter dienstbaren Engeln umhergehen. Am Ende werde er sich in die verklärte Schar rings um den Thron Gottes einreihen. MUOT 395 2 "Hör doch, Jeschua, du Hoherpriester: Du und die anderen Priester, die vor dir sitzen, ihr seid ein Zeichen, denn schon bald werde ich meinen Knecht, den Spross [Davids], auftreten lassen." (Sacharja 3,8 NLB) Auf den Spross, den künftigen Erretter, richtete sich die Hoffnung Israels. Nur durch den Glauben an den kommenden Erlöser hatten Jeschua und sein Volk Vergebung empfangen. Durch den Glauben an Christus hatten sie bei Gott gnädige Annahme gefunden. Kraft seiner Verdienste würden sie - wenn sie auf seinen Wegen wandelten und seine Gebote hielten - Männer sein, die "ein Zeichen" darstellten, geehrt unter den Völkern der Erde als die Auserwählten des Himmels. Satan, Der Verkläger Der Gläubigen MUOT 395 3 So wie Satan Jeschua und dessen Volk anklagte, beschuldigt er zu allen Zeiten alle, die nach der Gnade und Gunst Gottes streben. Er ist "der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagt" (Offenbarung 12,10b Elb.). Bei jedem Menschen, der aus der Macht des Bösen errettet wird und dessen Name im Lebensbuch des Lammes verzeichnet wird, wiederholt sich die Auseinandersetzung. Niemand wird je in die Familie Gottes aufgenommen, ohne dadurch den entschlossenen Widerstand des Feindes herauszufordern. Doch derselbe, der damals die Hoffnung Israels war, der sie verteidigt, rechtfertigt und erlöst, ist auch die Hoffnung der heutigen Gemeinde. MUOT 395 4 Der Grund der Anklagen Satans gegen jene, die den Herrn suchen, liegt nicht in dessen Missfallen über ihre Sünden. Satan frohlockt über ihren fehlerhaften Charakter, denn er weiß, dass er nur dann Macht über sie erlangen kann, wenn sie das Gesetz Gottes übertreten. Seine Anklagen bringt er allein aus Feindschaft gegen Christus vor. Durch den Erlösungsplan unterbindet Jesus Satans Zugriff auf die Menschen und befreit sie aus dessen Gewalt. Der ganze Hass und alle Bosheit des Erzrebellen werden geschürt, wenn er Beweise für die Überlegenheit von Christus sieht. Mit grausamer Macht und mit List setzt er alles daran, um Jesus die Menschen zu entreißen, welche die Erlösung angenommen haben. Er flößt ihnen Zweifel ein, veranlasst sie, ihr Gottvertrauen aufzugeben und sich von Gottes Liebe zu trennen. Er verführt sie, dessen Gesetz zu übertreten, und beansprucht sie dann als seine Gefangenen. Dabei streitet er Christus das Recht ab, sie ihm wegzunehmen. MUOT 396 1 Satan weiß, dass diejenigen, die Gott um Vergebung und Gnade bitten, sie auch empfangen. Deshalb hält er ihnen ihre Sünden vor, um sie zu entmutigen. Wer danach trachtet, Gott zu gehorchen, den will er bei jeder Gelegenheit anklagen. Selbst bei ihrem besten und wohlgefälligsten Dienst versucht er, sie als verdorben hinzustellen. Mit unzähligen Mitteln und auf heimtückische und grausame Weise will er ihre Verurteilung herbeiführen. Jesus Als Fürsprecher MUOT 396 2 Aus eigener Stärke kann kein Christ den Anklagen des Feindes entgegentreten. Er steht in sündenbefleckten Kleidern vor Gott und bekennt seine Schuld. Doch Jesus, unser Verteidiger, legt wirksame Fürsprache zu Gunsten aller ein, die ihm ihr Seelenheil durch Reue und Glauben anvertraut haben. Er tritt für sie ein und überwindet ihren Ankläger durch die mächtigen Argumente Golgathas. Sein vollkommener Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz hat ihm "unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben" (Matthäus 28,18 GNB), und er beansprucht von seinem Vater Gnade und Versöhnung für schuldige Menschen. Dem Verkläger seines Volkes entgegnet er: "Der Herr schelte dich, Satan! Diese sind die mit meinem Blut Erkauften, Brandscheite, aus dem Feuer gerettet." Und denen, die sich vertrauensvoll auf ihn verlassen, versichert er: "Sieh her, ich nehme deine Sünde von dir und lasse dir Feierkleider anziehen." (Sacharja 3,2.4) MUOT 396 3 Alle, die das Kleid der christlichen Gerechtigkeit angezogen haben, werden als die Erwählten, die Gläubigen und Treuen vor ihm stehen. Satan hat keine Macht, sie aus der Hand des Erlösers zu reißen. Christus lässt nicht zu, dass auch nur ein Einziger, der sich voll im Glauben unter seinen Schutz begibt, in die Fänge des Feindes gerät. Sein Wort verbürgt: "Sie suchen Zuflucht bei mir und machen Frieden mit mir, ja, Frieden mit mir." (Jesaja 27,5) Ihnen allen gilt die Verheißung genauso wie Jeschua: "Wenn du dich an meine Wege hältst und meinen Dienst recht versiehst ... gewähre ich dir zusammen mit denen, die hier stehen, Zutritt zu mir." (Sacharja 3,7 NLB) In dieser Welt stehen ihnen Engel Gottes zur Seite. Zusammen mit ihnen werden sie einst vor dem Thron Gottes stehen. Eine Besondere Bedeutung Für Die Endzeit MUOT 397 1 Sacharjas Gesicht von Jeschua und dem Engel des Herrn bezieht sich in besonderer Weise auf die Erfahrung des Volkes Gottes in den abschließenden Ereignissen des antitypischen großen Versöhnungstages. Die Gemeinde der Übrigen wird dann in große Anfechtung und Not geraten. Wer die Gebote Gottes hält und den Glauben an Jesus bewahrt, wird den Zorn des Drachen und seiner Heerscharen zu spüren bekommen (vgl. Offenbarung 12,17). Satan zählt alle Bewohner der Erde zu seinen Untertanen. Selbst über viele bekennende Christen hat er die Kontrolle erlangt. Aber da gibt es eine kleine Schar, die sich seiner Herrschaft widersetzt. Wenn er sie vom Erdboden vertilgen könnte, wäre sein Triumph vollkommen. MUOT 397 2 So wie er die heidnischen Völker beeinflusste, um Israel zu vernichten, wird er in naher Zukunft die bösen Mächte der Erde aufstacheln, um Gottes Volk zugrunde zu richten. Man wird von den Menschen verlangen, dass sie menschlichen Erlassen Folge leisten - in Übertretung des göttlichen Gesetzes. MUOT 397 3 Die aber Gott treu bleiben, wird man bedrohen, verklagen und ächten. Und sie werden "verraten werden von Eltern, Brüdern, Verwandten und Freunden" (Lukas 21,16). Ihre Hoffnung wird die Gnade Gottes sein, ihre einzige Verteidigung das Gebet. So wie Jeschua vor dem Engel des Herrn flehte, werden die Übrigen der Gemeinde Christi zerknirscht in Demut und unerschütterlichem Glauben um Vergebung und Errettung durch ihren Fürsprecher Jesus bitten. Sie sind sich ihrer Sündhaftigkeit und Unwürdigkeit völlig bewusst und deshalb der Verzweiflung nahe. Satan Tritt Als Verkläger Auf MUOT 397 4 Der Versucher steht dabei und klagt sie an, so wie er damals neben Je- schua stand, um ihm zu widerstehen. Er weist auf ihre beschmutzten Kleider - ihren fehlerhaften Charakter. Er beschreibt ihre Schwächen und Torheiten, ihre Sünden der Undankbarkeit und ihre mangelnde Ähnlichkeit mit Christus, die ihrem Erlöser Schande bereitet hat. Er versucht sie mit dem Gedanken zu erschrecken, dass ihr Fall hoffnungslos sei und der Makel ihrer Verunreinigung niemals abgewaschen werde. Auf diese Weise hofft er, ihr Vertrauen zu zerstören, sodass sie seinen Versuchungen erliegen und ihre Treue zu Gott aufgeben. MUOT 397 5 Satan kennt alle Sünden genau, zu denen er das Volk Gottes verführt hat. Er bringt seine Anklagen gegen die Gläubigen vor und erklärt, dass sie durch ihre Sünden den göttlichen Schutz verwirkt hätten und er das Recht habe, sie zu vernichten. Er verkündet, dass sie es genauso verdienten wie er selbst, von der Gunst Gottes ausgeschlossen zu werden. "Sollen sie etwa den Platz im Himmel einnehmen, den ich und die Engel, die sich mir anschlossen, verloren haben?", fragt er. "Sie bekennen, die Gebote Gottes zu halten. Aber haben sie das wirklich getan? Haben sie nicht sich selbst mehr geliebt als Gott? Haben sie nicht ihre eigenen Interessen über den Dienst für ihn gestellt? Haben sie etwa nicht die weltlichen Dinge geliebt? Sieh doch die Sünden an, die ihr Leben gezeichnet haben! Schau auf ihre Selbstsucht, ihre Bosheit, ihren gegenseitigen Hass! Will Gott mich und meine Engel aus seiner Gegenwart verbannen und dabei etwa jene belohnen, die sich der gleichen Sünden schuldig gemacht haben? Als gerechter Herr kannst du das doch nicht tun! Die Gerechtigkeit verlangt, dass ein Urteil gegen sie gefällt wird." MUOT 398 1 Es stimmt zwar, dass die Nachfolger von Christus gesündigt haben, aber sie haben sich nicht der Herrschaft satanischer Mächte unterstellt. Sie haben ihre Sünden bereut und mit Reue und Demut den Herrn gesucht. Und der göttliche Fürsprecher setzt sich für sie ein. Er, der durch ihre Undankbarkeit am meisten entehrt worden ist, der auch ihre Sünde und ihre Reue kennt, sagt: "Der Herr schelte dich, Satan! Ich gab mein Leben für diese Menschen. Sie sind in meine Hände gezeichnet. Sie mögen charakterliche Mängel aufweisen und in ihrem Streben versagt haben. Aber sie haben ihre Sünden bereut, und ich habe ihnen vergeben und sie angenommen." Gott Beschützt Sein Volk MUOT 398 2 Die Angriffe Satans sind heftig, seine Täuschungen hinterhältig. Aber das Auge Gottes wacht über seinem Volk. Die Leiden der Gläubigen sind groß, die Flammen des Schmelzofens scheinen im Begriff zu sein, sie zu verzehren, aber Jesus wird sie herausholen wie Gold, das im Feuer geläutert ist. Ihr irdisches Wesen wird beseitigt, damit das Bild von Christus vollkommen in ihnen offenbar wird. MUOT 398 3 Zuzeiten mag es scheinen, als habe der Herr die Gefährdung seiner Gemeinde und das Unrecht, das ihr von ihren Feinden zugefügt worden ist, aus dem Blick verloren. Aber Gott hat nichts vergessen. Nichts in der Welt ist dem Herzen Gottes so teuer wie seine Gemeinde. Es ist nicht sein Wille, dass weltliche Machenschaften ihrem Ansehen Schaden zufügen. Er lässt es nicht zu, dass sein Volk von Satans Versuchungen übermannt wird. Jene, die ihn falsch darstellen, wird er bestrafen. Aber er erbarmt sich über alle, die aufrichtig bereuen. Wer ihn um Stärke bittet, damit er einen christlichen Charakter entwickeln kann, bekommt von ihm alle erdenkliche Hilfe. MUOT 399 1 Zur Zeit des Endes der Weltgeschichte wird das Volk Gottes über die Gräueltaten im Land seufzen und weinen. Unter Tränen wird es die Gottlosen vor der Gefahr warnen, das göttliche Gesetz mit Füßen zu treten. Mit unsäglichem Bedauern wird es sich vor dem Herrn in Reue demütigen. Die Gottlosen werden spotten und ihr ernstes Flehen ins Lächerliche ziehen. Doch die Seelenangst und die demütige Haltung der Gläubigen beweisen unverkennbar, dass das Volk Gottes die Stärke und den Adel des Charakters zurückgewinnt, die es durch die Folgen der Sünde verloren hat. Weil es näher zu Christus kommt und sein Blick auf dessen vollkommene Reinheit gerichtet ist, erkennt es im Gegensatz dazu ganz klar die außerordentliche Abscheulichkeit der Sünde. Sanftmut und Demut sind Voraussetzungen für Erfolg und Sieg. Eine Krone der Herrlichkeit erwartet diejenigen, die sich am Fuß des Kreuzes beugen. MUOT 399 2 Gottes treue, betende Anhänger sind sozusagen in ihm eingeschlossen. Sie selbst wissen nicht, wie sicher sie abgeschirmt sind. Von Satan angetrieben, versuchen die Herrscher dieser Welt, sie zu vernichten. Doch wenn die Augen der Kinder Gottes geöffnet werden könnten wie die von Elisas Diener, würden sie Engel Gottes um sich lagern sehen, die die Scharen der Finsternis in Schach halten. Die Treuen Werden Geehrt MUOT 399 3 Während das Volk Gottes innerlich zerknirscht um Reinheit des Herzens bittet, ergeht der Befehl: "Tut die unreinen Kleider von ihm!", dem die ermutigenden Worte folgen: "Ich nehme deine Sünde von dir und lasse dir Feierkleider anziehen." (Sacharja 3,4) Den geprüften, versuchten, treuen Kindern Gottes wird das fleckenlose Gewand der Gerechtigkeit, die Christus besitzt, angelegt. Diese geächteten Übrigen bekommen herrliche Gewänder, die nie mehr durch den verderblichen Einfluss dieser Welt beschmutzt werden. Ihre Namen sind im "Buch des Lebens" vermerkt (Offenbarung 20,15). Sie haben der Heimtücke des Betrügers widerstanden. Das Toben des Drachen (von Satan) hat sie nicht von ihrer Treue abgebracht. Nun sind sie vor den Anschlägen des Versuchers in Ewigkeit sicher. Ihre Sünden werden auf den Urheber der Sünde übertragen, sie aber bekommen einen "reinen Turban" (Sacharja 3,5a GNB) auf ihr Haupt. MUOT 399 4 Während Satan seine Anklagen vorgebracht hat, sind heilige Engel ungesehen hin- und hergeeilt und haben den Gläubigen "das Siegel des lebendigen Gottes" aufgedrückt (Offenbarung 7,2b). Diese sind es, die mit dem "Lamm auf dem Berg Zion" stehen und auf deren Stirnen der "Name seines Vaters" geschrieben ist. Sie singen das neue Lied vor dem Thron - jenes Lied, das niemand lernen kann als die "144.000, die von der Erde erkauft waren." "Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Diese sind aus den Menschen als Erstlingsfrucht für Gott und das Lamm erkauft worden. Und in ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig." (Offenbarung 14,1.3-5 Elb.) MUOT 400 1 Dann wird das Wort des Engels völlig in Erfüllung gegangen sein: "Höre nun, Jeschua, du Hoherpriester: Du und deine Brüder, die vor dir sitzen, sind miteinander ein Zeichen; denn siehe, ich will meinen Knecht, ›den Spross‹ [Davids], kommen lassen." (Sacharja 3,8) Christus wird als der Erlöser und Befreier seines Volkes offenbart. Die Übrigen sind dann wirklich Menschen, die ein Zeichen darstellen, denn nach der Pilgerreise mit Tränen und Erniedrigung ist endlich der Tag der Freude und Ehre vor Gott und dem Lamm angebrochen. "In der Zeit wird alles, was der Herr im Land entstehen lässt, ihm zur Zierde und zur Ehre dienen, und die Früchte des Landes werden zum Stolz und Ruhm der Entkommenen Israels. Wer dann in Zion übriggeblieben ist und in Jerusalem überlebt hat, wird heilig genannt werden. Das sind alle, die in Jerusalem zum Leben eingetragen sind." (Jesaja 4,2.3 NLB) ------------------------Kapitel 48 - In Der Kraft Des Heiligen Geistes MUOT 401 0 Sacharja 4, Esra 6,14-22. MUOT 401 1 Unmittelbar nach der Vision über Jeschua und den Engel erhielt der Prophet Sacharja eine Botschaft, die das Werk Serubbabels betraf. "Dann kehrte der Engel, der mit mir geredet hatte, zurück und weckte mich auf, wie man jemanden aus dem Schlaf aufweckt. ›Was siehst du jetzt?‹, fragte er mich. Ich antwortete: ›Ich sehe einen Leuchter aus massivem Gold mit einer Ölschale oben darauf. Auf ihr sind sieben Lampen, und jede Lampe hat sieben Röhren für die Dochte. Und ich sehe zwei Olivenbäume, einen auf der rechten, den anderen auf der linken Seite der Ölschale.‹ ... Da sagte er zu mir: So spricht der Herr zu Serubbabel: ›Nicht durch Gewalt und Kraft wird es geschehen, sondern durch meinen Geist‹, spricht der Herr, der Allmächtige." (Sacharja 4,1-3.6 NLB) MUOT 401 2 "Da fragte ich den Engel: ›Was bedeuten die beiden Olivenbäume auf der rechten und der linken Seite des Leuchters?‹ Und ich fragte ihn weiter: ›Und was bedeuten die beiden Olivenzweige neben den zwei goldenen Röhren, durch die das goldene Öl herunterfließt?‹ ... Da sagte er: ›Sie verkörpern die beiden Gesalbten, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.‹" (Sacharja 4,11-14 NLB) MUOT 401 3 In diesem Gesicht sind die zwei Olivenbäume, die vor Gott stehen, so dargestellt, dass sie das goldene Öl aus sich selbst heraus durch goldene Röhren in die Schale des Leuchters fließen lassen. Von dort werden die Lampen des Heiligtums gespeist, die auf diese Weise ein ständig leuchtendes, helles Licht spenden können. In ähnlicher Weise wird von den Gesalbten, die vor Gott stehen, seinem Volk die Fülle seines Lichtes, seiner Liebe und Kraft vermittelt, damit es auch anderen Licht, Freude und Erquickung vermitteln kann. Wer auf diese Weise bereichert wird, soll wieder andere mit dem Schatz der Liebe Gottes reicher machen. Überwindung Von Schwierigkeiten Durch Die Macht Gottes MUOT 402 1 Beim Wiederaufbau des Tempels hatte Serubbabel gegen viele Schwierigkeiten ankämpfen müssen. Von Anfang an hatten Widersacher alles getan, um die Juden "vom Bauen abzuhalten", ja, sie "behinderten sie mit aller Gewalt" (Esra 4,4.23c NLB). Doch der Herr hatte zugunsten der Erbauer eingegriffen und sagte nun durch seinen Propheten zu Serubbabel: "Wer bist du, großer Berg, vor Serubbabel? Du wirst zur Ebene werden! Dann wird Serubbabel den Schlussstein einsetzen, und das Volk wird jubeln: Er sei gesegnet! Er sei gesegnet!" (Sacharja 4,7 NLB) MUOT 402 2 In der Geschichte des Volkes Gottes erhoben sich vor jenen, welche die Absichten des Himmels auszuführen versuchten, große, anscheinend unüberwindliche Berge von Schwierigkeiten. Solche Hindernisse lässt der Herr als Glaubensprüfung zu. Wenn wir von allen Seiten umzingelt sind, ist dies mehr denn je die Zeit, Gott und der Macht seines Geistes zu vertrauen. Lebendigen Glauben auszuüben bewirkt eine Zunahme an geistlicher Kraft und die Entwicklung eines unerschütterlichen Vertrauens. So wird ein Mensch zu einer überwindenden Macht. Vor dem Verlangen des Glaubens schwinden die Hindernisse, die Satan einem Christen in den Weg gelegt hat, denn himmlische Mächte kommen ihm zu Hilfe. "Euch wird nichts unmöglich sein", sagte Jesus zu seinen Jüngern (Matthäus 17,20). MUOT 402 3 Die Art der Welt ist es, mit Pomp und Prahlerei zu beginnen. Gottes Art dagegen ist es, "den Tag des geringsten Anfangs" (Sacharja 4,10a) zu einem ruhmreichen Triumph der Wahrheit und Gerechtigkeit zu führen. Manchmal schult er seine Mitarbeiter, indem er sie Enttäuschungen und anscheinendes Misslingen erfahren lässt. Sein Ziel ist es, dass sie lernen, wie man Schwierigkeiten meistert. MUOT 402 4 Oft sind Menschen versucht nachzulassen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten oder vor Hindernissen stehen. Aber wenn sie "die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten" (Hebräer 3,14b), wird Gott ihnen den Weg ebnen. Wenn sie gegen die Schwierigkeiten ankämpfen, wird sich der Erfolg einstellen. Vor dem unerschrockenen Geist und dem unerschütterlichen Glauben Serubbabels wurden Berge von Schwierigkeiten zu einer Ebene. "Serubbabel hat den Grundstein dieses Tempels gelegt, und er wird ihn auch vollenden." "Dann wird Serubbabel den Schlussstein einsetzen, und das Volk wird jubeln: Er sei gesegnet! Er sei gesegnet!" (Sacharja 4,9a.7b NLB) MUOT 402 5 Die Gemeinde Gottes wurde nicht durch Menschenmacht gegründet und kann auch nicht durch sie zerstört werden. Nicht auf den Felsen menschlicher Stärke, sondern auf Christus Jesus, den Fels des Heils, wurde die Gemeinde gegründet, "nicht einmal die Macht des Todes wird sie vernichten können" (Matthäus 16,18 GNB). Die Gegenwart Gottes verleiht seinem Werk Standfestigkeit. Er mahnt auch uns: "Setzt euer Vertrauen nicht auf Männer, die Einfluss haben und Macht ausüben! Sie sind vergängliche Menschen wie ihr" (Psalm 146,3 Hfa). "Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein." (Jesaja 30,15) Das herrliche Werk Gottes, das sich auf die ewigen Grundsätze der Gerechtigkeit gründet, wird niemals zunichte gemacht werden. Es wird mit immer größerer Kraft vorangehen, "nicht durch Gewalt und Kraft ... sondern durch meinen Geist‹, spricht der Herr" (Sacharja 4,6b NLB). MUOT 403 1 Die Verheißung "Serubbabel hat den Grundstein dieses Tempels gelegt, und er wird ihn auch vollenden" (Sacharja 4,9a NLB) erfüllte sich buchstäblich. "Die Ältesten der Juden bauten und hatten Erfolg, wie es von den Propheten Haggai und Sacharja, dem Sohn Iddos, vorausgesagt worden war. Sie bauten und vollendeten, wie der Gott Israels es geboten hatte und wie es von Kyrus, Darius und Artahsasta, den Königen von Persien, bestimmt worden war. Am dritten Tag des Monats Adar im sechsten Jahr der Herrschaft von König Darius wurde dieses Haus vollendet." (Esra 6,14.15 NLB) Die Einzigartige Herrlichkeit Des Zweiten Tempels MUOT 403 2 Kurz darauf wurde der wiederhergestellte Tempel eingeweiht. "Dann wurde das Haus Gottes zur Freude der Israeliten, der Priester, der Leviten und der anderen Verbannten geweiht." "Am 14. Tag des ersten Monats begingen die Verbannten das Passafest." (Esra 6,16.19 NLB) MUOT 403 3 Der zweite Tempel konnte sich nicht mit der Großartigkeit des ersten messen. Er wurde auch nicht durch jene sichtbaren Zeichen der göttlichen Gegenwart geheiligt wie der erste Tempel. Keine Bekundung übernatürlicher Macht zeichnete seine Einweihung aus. Man sah keine Wolke der Herrlichkeit das neu errichtete Heiligtum erfüllen. Kein Feuer fiel vom Himmel, um das Opfer auf seinem Altar zu verzehren (vgl. 2. Chronik 7,1-3). Die Lichtherrlichkeit Gottes wohnte nicht länger zwischen den Cherubim im Allerheiligsten. Die Bundeslade mit dem Gnadenthron und den Gesetzestafeln gab es dort nicht mehr. Wenn der Priester eine Entscheidung Jahwes erbitten wollte, gab der Himmel kein Zeichen. MUOT 403 4 Und doch war dies das Gebäude, von dem der Herr durch den Propheten Haggai verkündet hatte: "Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als die des ersten gewesen ist." (Haggai 2,9) "Dann werde ich alle Nationen erschüttern, und [das Ersehnte] aller Nationen [wird] kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der Herr der Heerscharen." (Haggai 2,7 Elb. mit Anm.) Jahrhunderte lang haben die Schriftgelehrten versucht zu zeigen, inwiefern sich diese Prophezeiung, die Gott Haggai gegeben hatte, erfüllt hat. Doch viele haben es beharrlich abgelehnt, Jesus von Nazareth, den "Ersehnten aller Nationen", als denjenigen anzuerkennen, der durch seine persönliche Gegenwart den Tempelbezirk heiligte. Stolz und Unglaube machten sie für den wahren Sinn des Prophetenworts blind. MUOT 404 1 Der zweite Tempel wurde zwar nicht durch die Wolke der Herrlichkeit des Herrn geehrt, wohl aber durch die Anwesenheit dessen, in dem "die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" wohnt (Kolosser 2,9), durch Gott selbst, welcher "ist als Mensch erschienen" (1. Timotheus 3,16 NLB). Durch die persönliche Gegenwart von Christus während seines Dienstes auf der Erde übertraf der zweite Tempel den ersten an Herrlichkeit und Ehre. Der von allen Nationen Ersehnte war tatsächlich zu seinem Tempel gekommen, als der Mann aus Nazareth in dessen heiligen Vorhöfen lehrte und heilte. ------------------------Kapitel 49 - Königin Ester MUOT 405 0 Ester 3 bis 8. MUOT 405 1 Nahezu 50.000 verbannte Juden hatten den Erlass des Königs Kyrus in Anspruch genommen, der ihnen die Heimkehr gestattete. Doch im Vergleich zu den Hunderttausenden, die über die vielen Provinzen des Me- do-Persischen Reiches zerstreut waren, machten sie nur einen Teil aus. Die große Mehrheit der Israeliten hatte es vorgezogen, im Land ihres Exils zu bleiben, statt die Mühen der Heimreise und des Wiederaufbaus ihrer verwüsteten Städte und Häuser auf sich zu nehmen. Missachtete Aufforderungen Zur Rückkehr MUOT 405 2 Mehr als 20 Jahre vergingen, als ein zweiter, ebenso großzügiger Erlass wie der erste herauskam, und zwar vom damaligen Herrscher Darius I. So sorgte Gott in seiner Güte für eine weitere Gelegenheit, dass die Juden im Medo-Persischen Reich in das Land ihrer Vorväter zurückkehren konnten. Der Herr sah die unruhigen Zeiten voraus, die während der Regierung von Xerxes (im Buch Ester "Ahasveros" genannt) folgen würden. Er bewirkte daher nicht nur einen Sinneswandel in den Herzen der Machthaber, sondern inspirierte auch Sacharja dazu, die Verbannten eindringlich zur Heimkehr aufzufordern. "Auf, auf! Flieht aus dem Land im Norden!", lautete die Botschaft an die zerstreuten Stämme Israels, die sich in vielen Ländern fern von ihrer früheren Heimat niedergelassen hatten. ">Ich habe euch in alle Winde zerstreut‹, spricht der Herr. ›Auf! Ihr Menschen aus Zion, die ihr noch in Babel wohnt, flieht!‹ Denn so spricht der Herr, der Allmächtige, der mich zu den Völkern gesandt hat, die euch ausgeplündert haben: ›Wer euch antastet, tastet meinen kostbarsten Besitz an. Ich werde meine Hand gegen sie erheben und sie werden zur Beute ihrer eigenen Sklaven werden.‹ Dann sollt ihr erkennen, dass der Herr, der Allmächtige, mich gesandt hat." (Sacharja 2,1013 NLB) MUOT 405 3 Wie von Beginn an war es immer noch die Absicht des Herrn, dass sein Volk ein Lobpreis auf Erden sein sollte, um seinen Namen zu verherrlichen. Während der langen Jahre der Verbannung hatte er den Israeliten viele Gelegenheiten geschenkt, in das Treueverhältnis zu ihm zurückzukehren. Einige hatten sich entschlossen, auf ihn zu hören und zu lernen und hatten mitten in der Not Rettung gefunden. Viele von ihnen gehörten zu den Übrigen des Volkes, die heimkehren sollten. Das inspirierte Wort verglich sie mit der Spitze "vom Wipfel der Zeder", die Gott "auf einen hohen und erhabenen Berg" pflanzen wollte. "Ich werde ihn auf den höchsten Berg von Israel pflanzen." (Hesekiel 17,22.23 NLB) MUOT 406 1 Jene, "deren Geist Gott erweckt hatte" (Esra 1,5), waren aufgrund des Erlasses von König Kyrus heimgekehrt. Aber Gott hörte nicht auf, an denen zu wirken, die freiwillig im Land ihres Exils blieben. Auf vielfache Weise wirkte er, sodass ihnen die Rückkehr ermöglicht wurde. Die große Menge hingegen, die nicht auf den Erlass von Kyrus reagiert hatte, blieb auch für spätere Aufrufe unempfänglich. Selbst als Sacharja sie aufforderte, unverzüglich aus Babylon zu fliehen, wurde seine Warnung missachtet. Die Verhältnisse Ändern Sich Unter Xerxes MUOT 406 2 Die Verhältnisse im Medo-Persischen Reich änderten sich schnell. Auf Darius, unter dessen Regierung den Juden bemerkenswerte Gunst erwiesen worden war, folgte Xerxes der Große. Unter seiner Herrschaft erlebten jene Juden, die der Aufforderung zur Flucht keine Beachtung geschenkt hatten, eine schreckliche Krise. Nachdem sie sich geweigert hatten, den von Gott vorgesehenen Ausweg einzuschlagen, mussten sie bald dem Tod ins Auge sehen. MUOT 406 3 Zu jener Zeit benutzte Satan den Agagiter Haman, einen rücksichtslosen, sehr einflussreichen Mann im Reich, um den Absichten Gottes entgegenzuwirken. Haman hegte bitteren Groll gegen Mordechai, einen Juden. Mordechai hatte ihm kein Leid angetan. Er hatte sich bloß geweigert, ihm gnädigste Ehrerbietung zu erweisen. Nur an Mordechai Hand anzulegen war aber Haman zu wenig. Er plante, "alle Juden im Persischen Reich, das ganze Volk von Mordechai, auszurotten" (Ester 3,6b GNB). MUOT 406 4 Durch falsche Aussagen Hamans wurde Xerxes zum Befehl bewogen, alle Juden niedermetzeln zu lassen, die "verstreut und abgesondert unter den Völkern in allen Provinzen" des Persischen Reiches wohnten (Ester 3,8 NLB). Man setzte einen bestimmten Tag fest, an dem die Juden getötet und ihre Besitztümer eingezogen werden sollten. Der König war sich kaum bewusst, welch weitreichende Folgen die vollständige Durchführung dieses Erlasses nach sich gezogen hätte. Der verborgene Anstifter war Satan selbst, der durch dieses Ränkespiel versuchte, die Erde von denen zu säubern, die die Erkenntnis des wahren Gottes bewahrten. MUOT 407 1 "In jeder einzelnen Provinz, in der der Erlass des Königs eintraf, herrschte große Trauer unter den Juden. Sie fasteten, weinten und klagten, und viele betteten sich auf Sack und Asche." (Ester 4,3 NLB) Ein Erlass der Meder und Perser konnte nicht widerrufen werden. Anscheinend gab es keine Hoffnung. Alle Israeliten waren zum Untergang verurteilt. Ester Tritt Für Ihr Volk Ein MUOT 407 2 Doch die Anschläge des Feindes wurden durch eine Macht vereitelt, die über den Menschen steht. Nach der Vorsehung Gottes war Ester, eine Jüdin, die den Höchsten fürchtete, zur neuen Königin des Persischen Reiches erkoren worden. Mordechai war nahe mit ihr verwandt. In ihrer äußersten Not beschlossen sie, sich um ihres Volkes willen an Xerxes zu wenden. Ester sollte sich als Fürsprecherin in seine Gegenwart wagen. "Wer weiß, ob du nicht für eine Situation wie diese zur Königin wurdest", sagte Mordechai zu ihr (Ester 4,14b NLB). MUOT 407 3 Die Krise, der Ester ins Auge sah, verlangte rasches, entschiedenes Handeln. Sie und Mordechai erkannten jedoch, dass ihre Bemühungen vergeblich sein würden, wenn nicht Gott machtvoll zu ihren Gunsten wirkte. Daher nahm sich Ester Zeit zur Gebetsgemeinschaft mit Gott, der Quelle ihrer Kraft, und wies Mordechai an: "Geh, sammle alle Juden, die sich in Susa befinden, und fastet für mich. Drei Tage und Nächte sollt ihr nichts essen und trinken. Meine Dienerinnen und ich werden dasselbe tun. Nach dieser Vorbereitung werde ich dann, obwohl es gegen das Gesetz verstößt, zum König gehen. Wenn ich umkomme - dann komme ich um." (Ester 4,16 NLB) MUOT 407 4 Die Ereignisse, die rasch aufeinander folgten - Esters Auftritt vor dem König, die auffallende Gunstbezeugung, die ihr der König entgegenbrachte, die Festmähler des Königs und der Königin mit Haman als einzigem Gast, der gestörte Schlaf des Königs, der dann im Buch mit den täglichen Meldungen entdeckte, dass Mordechai eine Verschwörung gegen ihn aufgedeckt hatte (vgl. Ester 2,21-23; 6,1.2), die öffentliche Ehrung Mordechais, die Demütigung und der Sturz Hamans, als seine üble Verschwörung aufgedeckt wurde - all dies sind Einzelheiten einer wohl bekannten Geschichte. Die Juden Dürfen Sich Wehren MUOT 407 5 Ein Gegenerlass des Königs, der den Juden erlaubte, für ihr Leben zu kämpfen, wurde durch berittene Boten "schnell und eilends nach dem Wort des Königs" in alle Teile des Königreiches getragen. "In allen Ländern und Städten, an welchen Ort auch immer des Königs Wort und Gesetz gelangte, war Freude und Wonne unter den Juden, Gastmahl und Festtag; und viele aus den Völkern im Lande wurden Juden; denn die Furcht vor den Juden war über sie gekommen." (Ester 8,14.17) MUOT 408 1 An dem Tag, der für ihre Vernichtung festgesetzt war, "versammelten sich die Juden in ihren Städten, um sich gegen alle, die sie bedrohten, zu wehren. Niemand konnte vor ihnen bestehen, denn alle hatte Furcht vor ihnen überfallen" (Ester 9,2 NLB). Engel, die sich durch ihre Stärke auszeichneten, waren von Gott beauftragt worden, sein Volk zu beschützen, während es sein Leben verteidigte. MUOT 408 2 Mordechai erhielt die ehrenvolle Stellung, die Haman vorher bekleidet hatte. Er "wurde nach dem König der wichtigste Mann im Reich. Er war unter den Juden beliebt und hoch geachtet, denn er handelte stets zum Wohl seines Volkes und zum Wohl seiner Nachkommen" (Ester 10,3 NLB). Er tat alles, um das Wohl Israels zu fördern. Gott brachte sein erwähltes Volk am persischen Hof wieder zu Ansehen, und seine Absicht, es in sein Heimatland zurückzuführen, wurde wieder möglich. Doch erst mehrere Jahre später, im siebten Regierungsjahr von Artaxerxes I., dem Nachfolger des großen Xerxes, kehrte eine nennenswerte Anzahl unter Esra nach Jerusalem zurück (vgl. Esra 8). Ähnliche Schwierigkeiten In Der Endzeit MUOT 408 3 Die schwierigen Erfahrungen, die in der Zeit Esters Gottes Volk heimsuchten, waren nicht nur für jene Zeit kennzeichnend. Der Verfasser des Buches Offenbarung, der die Jahrhunderte bis zum Ende der Weltzeit überblickte, erklärte: "Der Drache wurde zornig über die Frau [die Gemeinde] und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu." (Offenbarung 12,17) Einige, die heute auf Erden leben, werden die Erfüllung dieser Aussage erleben. Derselbe Geist, der in der Vergangenheit Menschen dazu verleitete, die wahre Gemeinde Christi zu verfolgen, wird sich in der Zukunft denen gegenüber ähnlich verhalten, die Gott die Treue halten. Schon jetzt werden Vorbereitungen für diesen letzten großen Kampf getroffen. MUOT 408 4 Der Erlass gegen Gottes Volk am Ende der Zeit wird jenem von Xerxes gegen die Juden sehr ähnlich sein. Die Feinde der wahren Gemeinde sehen heute schon in der kleinen Schar, die das Sabbatgebot hält, einen Mordechai am Tor. Das Volk Gottes, das sein Gesetz in Ehren hält, ist Ziel ständiger Vorwürfe seitens derer, welche die Ehrfurcht vor dem Herrn verloren haben und seinen Sabbat mit Füßen treten. MUOT 409 1 Satan wird Entrüstung gegen jene Minderheit erwecken, die sich weigert, populäre Gewohnheiten und Traditionen anzunehmen. Männer von Rang und Würde werden sich mit Gesetzlosen und Niederträchtigen zusammentun, um sich gegen das Volk Gottes zu beraten. Reiche, Hochbegabte und Gebildete werden sich in der Verachtung und Abscheu der Gläubigen zusammentun. MUOT 409 2 Herrscher, Geistliche und Kirchenmitglieder werden sich als Verfolger gegen das Volk Gottes verschwören. Durch Reden und Veröffentlichungen, durch Prahlerei, Drohungen und Spott wird man versuchen, ihren Glauben zu überwinden. Durch falsche Darstellungen und zornige Aufrufe werden Männer die Bevölkerung aufpeitschen. Da sie gegen die Verteidiger des biblischen Sabbats kein "So lehrt es die Heilige Schrift" vorbringen können, werden sie auf unterdrückende Gesetze zurückgreifen, um den Mangel auszugleichen. Um sich Beliebtheit und Unterstützung zu sichern, werden die Gesetzgeber der Forderung nach Sonntagsgesetzen nachgeben. Wer jedoch wahre Ehrfurcht vor Gott besitzt, kann keiner Verordnung zustimmen, die eines der Zehn Gebote verletzt. MUOT 409 3 Auf diesem Schlachtfeld wird der letzte große Streit in der Auseinandersetzung zwischen Wahrheit und Irrtum ausgefochten werden. Und über den Ausgang werden wir nicht im Zweifel gelassen. Wie in den Tagen Esters und Mordechais wird der Herr auch dann seine Wahrheit und sein Volk verteidigen. ------------------------Kapitel 50 - Esra - Priester Und Schriftgelehrter MUOT 410 0 Esra 7 und 8. MUOT 410 1 Ungefähr 70 Jahre nach der Rückkehr des ersten Teils der verbannten Juden unter Serubbabel und Jeschua bestieg Artaxerxes (in der Bibel Artahsasta genannt) als König den Thron Persiens. Der Name dieses Königs ist mit der Heilsgeschichte durch eine Reihe bemerkenswerter Fügungen verknüpft. Während seiner Regierung lebten und wirkten Esra und Nehemia. Er war es, der im Jahr MUOT 410 2 457 v. Chr. den dritten und entscheidenden Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems herausgab. In seiner Regierungszeit kehrten weitere Juden unter Esras Leitung nach Judäa zurück. Die Mauern Jerusalems wurden durch Nehemia und dessen Mitarbeiter vollendet, die Tempeldienste neu geordnet und durch Esra und Nehemia große religiöse Reformen durchgeführt. Während seiner langen Herrschaft war der König dem Volk Gottes günstig gesinnt. In seinen zuverlässigen und hochgeschätzten jüdischen Freunden Esra und Nehemia erkannte er immer wieder fähige Männer, die Gott für ein besonderes Werk berufen hatte. Esras Bestreben, Die Heiligen Schriften Zu Studieren MUOT 410 3 Esra, der unter den zurückgebliebenen Juden in Babylon lebte, machte so ungewöhnliche Erfahrungen, dass er die wohlwollende Aufmerksamkeit des Königs Artaxerxes auf sich zog. In seinen Gesprächen mit ihm bezeugte er die Macht des Gottes des Himmels und dessen Absicht, die Juden nach Jerusalem zurückzubringen. MUOT 410 4 Als Nachkomme Aarons hatte Esra eine Ausbildung als Priester erhalten. Außerdem hatte er sich mit den Schriften der Magier, Sterndeuter und Weisen des Medo-Persischen Reiches vertraut gemacht. Aber er war mit seinem geistlichen Zustand nicht zufrieden. Er sehnte sich danach, völlig im Einklang mit Gott zu sein. Ihn verlangte nach Weisheit, um den göttlichen Willen ausführen zu können. "Esra hatte sich mit ganzem Herzen der Aufgabe gewidmet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu befolgen" (Esra 7,10a GNB). Das bewog ihn, fleißig die Geschichte Israels zu studieren, wie sie in den biblischen Schriften der Propheten und Könige überliefert war. Er durchforschte die historischen und poetischen heiligen Schriften, um zu erfahren, warum der Herr es zugelassen hatte, dass Jerusalem zerstört und sein Volk in ein heidnisches Land geführt worden war. MUOT 411 1 Besondere Aufmerksamkeit widmete Esra den Erfahrungen Israels von der Zeit an, als Abraham die Verheißungen erhalten hatte. Er studierte die Unterweisungen, die am Berg Sinai und während der langen Zeit der Wüstenwanderung erteilt worden waren. Als er immer mehr über die Art, wie Gott mit seinen Kindern umgeht, lernte und die Heiligkeit des Gesetzes, das Gott am Sinai erlassen hatte, begriff, wurde sein Herz berührt. Er erlebte eine neue, tiefgreifende Bekehrung und beschloss, sich die heilige Geschichte so gründlich einzuprägen, dass er mit seinem Wissen dem Volk Erkenntnis und Segen vermitteln konnte. MUOT 411 2 Esra bemühte sich um eine innere Vorbereitung auf das Werk, das - wie er glaubte - vor ihm lag. Ernsthaft suchte er Gott, damit er ein weiser Lehrer in Israel sein konnte. Während er lernte, sein Denken und Wollen der göttlichen Herrschaft zu unterstellen, wurde sein Leben von den Grundsätzen der wahren Heiligung geprägt. Diese vermittelte er in späteren Jahren nicht nur den jungen Leuten, die seine Unterweisung suchten, sondern auch allen anderen, die mit ihm zusammenarbeiteten. Esra - Ein Lehrer Des Gesetzes Gottes MUOT 411 3 Von Gott als Werkzeug zum Guten für das Volk Israel erwählt, sollte Esra der Priesterschaft, deren Herrlichkeit während der Gefangenschaft sehr verdunkelt worden war, wieder Ehre bereiten. Esra entwickelte sich zu einem Mann von außerordentlicher Gelehrsamkeit und wurde "ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz des Mose" (Esra 7,6b Elb.). Dafür wurde er im persischen Reich berühmt. MUOT 411 4 Esra wurde ein Sprachrohr Gottes und unterwies die Menschen seiner Umgebung in den Grundsätzen, die den Himmel regieren. In seinen folgenden Lebensjahren wirkte er vornehmlich als Lehrer, sei es am königlichen Hof oder in Jerusalem. Während er anderen die entdeckten Wahrheiten vermittelte, nahm seine Leistungsfähigkeit zu. Er wurde ein frommer und eifriger Mann. Als Zeuge für den Herrn zeigte er der Welt, wie die Kraft der biblischen Wahrheit das tägliche Leben veredeln kann. MUOT 412 1 Den Bemühungen Esras, ein Interesse am Studium der heiligen Schriften zu wecken, wurde dadurch Dauerhaftigkeit verliehen, dass er sein Leben lang emsig daran arbeitete, die Schriften zu erhalten und zu vervielfältigen. Er sammelte alle Abschriften des Gesetzes, die er auffinden konnte, ließ sie kopieren und verbreiten. So wurde das reine Wort Gottes vielen Menschen zugänglich gemacht, was ihnen ein Wissen von unschätzbarem Wert vermittelte. Esra Beeinflusst König Artaxerxes MUOT 412 2 Esras Glaube, dass Gott machtvoll für sein Volk wirken wolle, führte ihn dazu, Artaxerxes seinen Wunsch vorzutragen, nach Jerusalem zurückzukehren, um dort Interesse am Studium des Wortes Gottes zu erwecken und seinen Brüdern zu helfen, die Heilige Stadt wieder aufzubauen. Als er sein völliges Vertrauen auf den Gott Israels bezeugte, der sein Volk sehr wohl schützen und versorgen könne, war der König tief beeindruckt. Er konnte gut verstehen, dass die Israeliten nach Jerusalem zurückkehren wollten, um Jahwe zu dienen. So groß war sein Vertrauen in die Rechtschaffenheit Esras, dass er seine außerordentliche Gunst darin zeigte, nicht nur Esras Bitte zu erfüllen, sondern ihn obendrein reichlich mit Geschenken für den Tempeldienst auszustatten. Er ernannte ihn zu einem Sonderbeauftragten des Persischen Königreiches und übertrug ihm weitgehende Vollmachten zur Ausführung seiner Herzenspläne. Der Erlass Des Artaxerxes MUOT 412 3 Der Erlass des Artaxerxes zum Wiederaufbau Jerusalems, der dritte seit dem Ende des 70-jährigen Exils (vgl. Esra 6,14), enthält bemerkenswerte Aussagen über den Gott des Himmels, über die Würdigung der Leistungen Esras und über die großzügige Bewilligung von Hilfsmitteln für die Übrigen des Gottesvolkes. Artaxerxes erwähnte Esra als den "Schriftgelehrten in Angelegenheiten der Gebote des Herrn und seiner Ordnungen für Israel" und "den Beauftragten für das Gesetz des Gottes des Himmels" (Esra 7,11b.12b Elb.). Gemeinsam mit seinen Räten spendete der König freigebig für den "Gott Israels, dessen Wohnung zu Jerusalem ist". Für die vielen sonstigen Ausgaben galt die Anordnung, sie "aus den Schatzhäusern des Königs" zu bezahlen. (Esra 7,15.20) MUOT 413 1 Esra bekam von Artaxerxes folgenden Auftrag: "Der König und seine sieben Räte senden dich, um zu erkunden, ob in Jerusalem und Judäa alles so geordnet ist, wie es dem Gesetz deines Gottes entspricht, das in deiner Hand ist. Stellt mit Eifer und Hingabe alles bereit, was der Gott des Himmels für den Dienst an seinem Tempel braucht, damit nicht etwa sein Zorn über das Königreich, den König und seine Söhne kommt!" (Esra 7,14.23 GNB) MUOT 413 2 Mit dem Erlass hinsichtlich der Heimkehr der Israeliten ermöglichte es Ar- taxerxes zugleich, dass die Priesterschaft wieder die alten Opferriten durchführen konnte und ihre Sonderrechte zurückerhielt. Es hieß: "Niemand hat das Recht, von den Priestern, Leviten, Sängern, Torwächtern, Tempeldienern und allen anderen, die am Tempel dieses Gottes Dienst tun, irgendwelche Steuern oder Abgaben zu fordern." Außerdem ordnete er die Ernennung von Staatsbeamten an, die das Volk in Übereinstimmung mit dem jüdischen Gesetzbuch gerecht regieren sollten: "Du aber, Esra, setze Richter und Rechtslehrer ein mit der Weisheit, die dir das Gesetz in deiner Hand vermittelt. Sie sollen eurem ganzen Volk in der Westprovinz Recht sprechen, allen, die die Gesetze deines Gottes kennen. Wenn jemand sie nicht kennt, sollt ihr ihn darin unterweisen. Wer aber dem Gesetz deines Gottes nicht gehorcht, den sollt ihr vor Gericht stellen und je nach Vergehen zum Tod, zur Ausstoßung aus der Gemeinschaft, zu einer Geldstrafe oder zu Gefängnis verurteilen." (Esra 7,24-26 GNB) MUOT 413 3 Auf diese Weise hatte Esra, "weil die gnädige Hand Gottes über ihm war", den König dafür gewonnen, dass für alle Rückkehrwilligen und für die Priester und Leviten im Medo-Persischen Reich reichliche Vorkehrungen getroffen wurden, "nach Jerusalem zu ziehen" (Esra 7,9b.13b). Auf diese Weise erhielten die in der Zerstreuung Lebenden erneut die Gelegenheit zur Heimkehr in das Land, das Gott ursprünglich den Israeliten als Besitz verheißen hatte. MUOT 413 4 Der Erlass löste große Freude bei denen aus, die gemeinsam mit Esra Gottes Absichten mit seinem Volk erforscht hatten. "Gelobt sei der Herr, der Gott unserer Väter", rief Esra aus, "der dem König den Wunsch ins Herz gab, das Haus des Herrn in Jerusalem zu verschönern! Er schenkte mir die Gunst des Königs, seiner Ratgeber und seiner mächtigen Fürsten!" (Esra 7,27.28a Elb.) Die Leviten Fehlen Unter Den Rückkehrern MUOT 413 5 In der Abfassung dieses Erlasses durch Artaxerxes war Gottes Vorsehung offenkundig. Einige erkannten dies und machten freudig vom Vorrecht Gebrauch, unter so günstigen Umständen heimzukehren. Zur verabredeten Zeit trafen sie sich an einem allgemeinen Treffpunkt, wo sie gemeinsam die lange Reise nach Jerusalem antreten wollten. "Ich bestellte die ganze Gruppe an den Kanal, der nach der Stadt Ahawa fließt", berichtete Esra. "Dort lagerten wir drei Tage." (Esra 8,15a GNB) MUOT 414 1 Esra hatte mit sehr viel mehr Rückkehrwilligen gerechnet. Leider war die Anzahl derer, die dem Ruf folgten, enttäuschend klein. Viele hatten Häuser und Ländereien erworben und wollten ihren Besitz nicht aufgeben. Sie wollten ihren Wohlstand lieber in Ruhe und Zufriedenheit genießen. Mit ihrem Beispiel entmutigten sie manch andere, die sonst mit denen gezogen wären, die im Glauben vorangingen. MUOT 414 2 Als Esra die versammelte Schar ansah, war er überrascht, keine Leviten zu entdecken. Wo blieben die Angehörigen des Stammes, der zu Moses Zeiten für den heiligen Tempeldienst ausgesondert worden war? Den Ruf "Wer ist auf des Herrn Seite?" hätten die Leviten doch als Erste beantworten müssen. Im Exil und danach waren ihnen viele Sonderrechte gewährt worden. Sie durften in aller Freiheit den geistlichen Bedürfnissen ihrer Brüder in der Verbannung dienen. Synagogen waren gebaut worden, in denen die Priester den Gottesdienst leiteten und das Volk unterwiesen. Die Feier des Sabbats und die Ausübung der heiligen Bräuche des jüdischen Glaubens wurden ihnen großzügig gestattet. MUOT 414 3 Doch in den Jahren nach dem Exil änderten sich die Verhältnisse. Viele neue Verpflichtungen kamen auf die Leiter in Israel zu. Der wiedererbaute Tempel in Jerusalem war eingeweiht worden, und zur Durchführung seiner Dienste wurden mehr Priester benötigt. Es gab einen dringenden Bedarf an Männern Gottes, die als Lehrer des Volkes eingesetzt werden konnten. Außerdem waren die Juden, die in Babylon zurückblieben, in Gefahr, in ihrer religiösen Freiheit eingeschränkt zu werden. MUOT 414 4 Durch den Propheten Sacharja wie auch durch ihre jüngsten Erfahrungen in der bewegten Zeit Esters und Mordechais waren die Juden in Medo-Per- sien deutlich ermahnt worden, in ihr eigenes Land zurückzukehren. Die Zeit war gekommen, in der es für sie gefährlich wurde, noch länger inmitten heidnischer Einflüsse zu leben. Angesichts dieser veränderten Verhältnisse hätten die Priester in Babylon schnell begreifen müssen, dass der Erlass insbesondere für sie ein Ruf war, nun nach Jerusalem zurückzukehren. MUOT 414 5 Der König und seine Fürsten hatten mehr als das Ihre getan, um den Weg dafür zu öffnen. Sie hatten reichlich Mittel zur Verfügung gestellt. Aber wo waren die Männer? Die Leviten versagten zu einer Zeit, in der die Entscheidung, ihre Brüder zu begleiten, andere veranlasst hätte, ihrem Beispiel zu folgen. Leider offenbarte sich darin die sonderbare Gleichgültigkeit der Israeliten im Land Babylon gegenüber den Absichten Gottes mit seinem Volk. MUOT 415 1 Noch einmal wandte sich deshalb Esra mit einer dringenden Aufforderung an die Leviten, sich seiner Schar anzuschließen. Um zu unterstreichen, wie wichtig rasches Handeln sei, schickte er einige verständige Sippenoberhäupter mit seiner schriftlichen Bitte aus (Esra 8,16). MUOT 415 2 Während die Reisewilligen mit Esra warteten, eilten die zuverlässigen Boten zurück mit dem dringenden Auftrag, "Diener für das Haus unseres Gottes" anzuwerben (Esra 8,17b). Der Aufruf wurde beachtet. Einige, die bisher gezögert hatten, entschlossen sich endgültig zur Rückkehr. Insgesamt wurden dem Lager fast 40 Priester und 220 Tempeldiener zugeführt - Männer, auf die sich Esra als auf weise Geistliche, gute Lehrer und Helfer verlassen konnte. Reise Allein Unter Gottes Schutz MUOT 415 3 Nun waren alle zum Aufbruch bereit. Vor ihnen lag eine monatelange Reise. Neben beträchtlichen Schätzen für den Tempel und dessen Dienste nahmen die Männer ihre Frauen und Kinder und ihre Habe mit. Esra war sich bewusst, dass Feinde am Weg lauerten, um die Rückkehrer auszuplündern und zu töten. Trotzdem hatte er vom König keine bewaffnete Schutztruppe erbeten. "Ich hätte mich nämlich geschämt, den König um eine berittene Truppe zu bitten, die uns unterwegs vor Überfällen bewahren könnte", berichtete er später. "Denn wir hatten vorher zum König gesagt: ›Unser Gott hält seine schützende Hand über allen, die ihm vertrauen; doch wer sich von ihm abwendet, bekommt seinen Zorn zu spüren.‹" (Esra 8,22 Hfa) MUOT 415 4 Gerade hierin sahen Esra und seine Begleiter eine Gelegenheit, den Namen Gottes vor den Heiden zu verherrlichen. Der Glaube an die Macht des lebendigen Gottes würde neuen Auftrieb erhalten, wenn die Israeliten selbst bedingungsloses Vertrauen in ihren göttlichen Führer zeigten. Sie beschlossen deshalb, ihre Hoffnung völlig auf den Herrn zu setzen und keine Schutztruppe anzufordern. Die Heiden sollten nicht denken, dass menschlicher Stärke der Ruhm zukommt, der allein Gott gebührt. Sie durften nicht zulassen, dass im Denken ihrer heidnischen Freunde der geringste Zweifel aufkam, dass sie sich tatsächlich von Jahwe abhängig machten. Nicht durch Reichtum, noch durch die Macht und Unterstützung von Götzenanbetern wollten sie stark sein, sondern durch die Gunst Gottes. Nur wenn sie in allem das Gesetz des Herrn befolgten, konnten sie beschützt werden. Diese Kenntnis der Bedingungen, unter denen sie weiterhin die helfende Hand Gottes verspüren würden, verlieh dem Weihegottesdienst, den Esra und seine Schar unmittelbar vor ihrem Aufbruch abhielten, einen ungewöhnlichen Ernst. Später berichtete er darüber: "Am Kanal bei Ahawa forderte ich die Versammelten auf, zu fasten und sich Gottes Willen zu beugen. Wir wollten ihn bitten, uns und unsere Kinder mit unserem Hab und Gut auf der Reise zu beschützen. So fasteten wir und baten unseren Gott um Bewahrung, und er hat unser Gebet erhört." (Esra 8,21.23 Hfa) Der Sichere Transport Der Schätze MUOT 416 1 Der Segen Gottes erübrigte jedoch nicht kluges und überlegtes Handeln. Als besondere Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der Kostbarkeiten wählte Esra "zwölf führende Priester aus", Männer, deren Ehrlichkeit und Treue erwiesen war. "Vor ihren Augen wog ich das Silber, das Gold und die Gegenstände, die der König, seine Berater und Beamten sowie die versammelten Israeliten als Opfergabe für den Tempel unseres Gottes gestiftet hatten." (Esra 8,24.25 Hfa) Diese Männer verpflichtete Esra feierlich zur Aufsicht über die Schätze. "Ihr seid zum Dienst für den Herrn geweiht", sagte er, "und auch diese Gegenstände, das Silber und das Gold sollen allein ihm gehören. Sie sind eine freiwillige Opfergabe für den Herrn, den Gott eurer Vorfahren. Seid also wachsam und bewahrt sie gut auf, bis ihr in Jerusalem eintrefft! Dort sollt ihr sie in die Schatzkammern des Tempels bringen und sie in Gegenwart der führenden Priester, der Leviten und der Sippenoberhäupter noch einmal wiegen." (Esra 8,28.29 Hfa) MUOT 416 2 Die Sorgfalt Esras, um einen sicheren Transport der Schätze des Herrn zu gewährleisten, enthält eine Lehre, die der nachdenklichen Betrachtung wert ist. Er wählte nur Männer aus, deren Vertrauenswürdigkeit erwiesen war, und sie wurden darüber aufgeklärt, welche Verantwortung auf ihnen ruhte. Durch die Ernennung von Amtsträgern zu Schatzmeistern der Güter des Herrn erkannte Esra an, wie notwendig und wertvoll Ordnung und Organisation für das Werk Gottes sind. MUOT 416 3 In den wenigen Tagen am Kanal trafen die Israeliten die letzten Vorkehrungen für die lange Reise. Esra berichtete: "Wir brachen vom Fluss Ahawa am zwölften Tag des ersten Monats auf und machten uns auf den Weg nach Jerusalem. Die Hand unseres Gottes beschützte uns und rettete uns vor Feinden und Räubern." (Esra 8,31 NLB) Die Reise dauerte etwa vier Monate. Mit den Frauen und Kindern zusammen waren es mehrere tausend Menschen, die nur langsam vorankommen konnten. Doch alle kamen sicher an. Ihre Feinde wurden daran gehindert, ihnen zu schaden. Am ersten Tag des fünften Monats im siebten Regierungsjahr des Artaxerxes erreichten sie Jerusalem. ------------------------Kapitel 51 - Geistliche Erweckung Durch Gottes Wort MUOT 418 0 Esra 8,32 bis 10,6. MUOT 418 1 Esra kam gerade zur richtigen Zeit in Jerusalem an. Ein einflussreicher Leiter wie er wurde dringend benötigt. Vielen, die sich lange unter Schwierigkeiten abgemüht hatten, flößte sein Kommen Mut und Hoffnung ein. Die ersten Heimkehrer unter der Führung Serubbabels und Jeschuas vor über 70 Jahren hatten vieles erreicht. Der Tempel war vollendet worden, und die Mauern der Stadt waren teilweise wiederhergestellt. Dennoch blieb noch vieles zu tun. MUOT 418 2 Viele von denen, die vor Jahrzehnten nach Jerusalem zurückgekehrt waren, hatten ihr Leben lang Gott die Treue gehalten. Doch eine beträchtliche Anzahl ihrer Kinder und Kindeskinder verlor die Heiligkeit des göttlichen Gesetzes aus den Augen. Einige Verantwortungsträger lebten sogar in offener Sünde. Mit ihrer Lebensweise machten sie die Bemühungen anderer, die Sache Gottes zu fördern, weitgehend unwirksam. Denn solange man offenkundige Gesetzesübertretungen duldet, ruht kein Segen des Himmels auf dem Volk. MUOT 418 3 Gott hatte es so gefügt, dass diejenigen, die mit Esra zurückkehrten, besondere Zeiten einer engen Gemeinschaft mit Gott erlebt hatten. Die Erfahrungen, durch die sie auf ihrer Reise von Babylon - von keiner menschlichen Macht geschützt - gegangen waren, hatten ihnen wertvolle geistliche Lehren vermittelt. Viele waren im Glauben erstarkt. Als sie auf ihre entmutigten und gleichgültigen Volksgenossen in Jerusalem stießen, wurde ihr Einfluss bei der Erneuerung, die bald darauf begann, sehr spürbar. MUOT 418 4 Am vierten Tag nach ihrer Ankunft wurden die Silber- und Goldschätze mit den Gefäßen für den Heiligtumsdienst in Gegenwart von Zeugen den Leitern des Tempeldienstes ausgehändigt. Dabei wurde alles sehr sorgfältig "nach Zahl und Gewicht ... aufgeschrieben" (Esra 8,34). MUOT 419 1 Die aus der Verbannung mit Esra zurückgekehrt waren, "opferten ... Brandopfer und Sündopfer dem Gott Israels." Es waren Zeichen ihrer Dankbarkeit für den Schutz heiliger Engel auf der Reise. "Und sie übergaben die Befehle des Königs den Amtsleuten des Königs und den Statthaltern jenseits des Euphrat. Und diese halfen dem Volk und dem Hause Gottes." (Esra 8,35.36) Das Problem Der Mischehen MUOT 419 2 Sehr bald danach traten einige führende Männer Israels mit einer ernsten Beschwerde an Esra heran. "Das Volk der Israeliten und die Priester und Leviten haben sich nicht von den Völkern, die im Land leben, ferngehalten", sondern waren Ehen mit Angehörigen der Nachbarvölker eingegangen, so- dass "die heilige Nachkommenschaft mit den Völkern, die im Land leben, vermischt [wurde]. Und die Obersten und führenden Männer begingen als Erste diesen Treuebruch." (Esra 9,1.2 NLB) MUOT 419 3 Bei seinen Schriftstudien hatte Esra herausgefunden, dass die Hauptursache für die Verschleppung nach Babylon im Abfall Israels lag, der auf der Vermischung mit den heidnischen Völkern beruhte. Ihm war klar geworden, dass ihnen viele traurige und demütigende Erfahrungen erspart geblieben wären, wenn sie das Gebot Gottes befolgt hätten, sich von den Nachbarvölkern abgesondert zu halten. Als er nun erfuhr, dass prominente Männer es trotz der Lehren aus der Vergangenheit gewagt hatten, die Gesetze zu übertreten, die ihnen zum Schutz gegen den Abfall gegeben worden waren, wurde sein Herz aufgewühlt. Er dachte an die Güte Gottes, der sein Volk im Heimatland wieder hatte Fuß fassen lassen. Ihre Undankbarkeit erfüllte ihn zu Recht mit Entrüstung und Kummer. "Als ich das hörte", berichtete er, "zerriss ich meine Kleider, das Ober- und das Untergewand, raufte mir die Haare und den Bart und setzte mich starr vor Entsetzen vor dem Tempelhaus nieder. So saß ich bis zur Zeit des Abendopfers. Um mich sammelten sich alle, die Angst hatten vor dem Urteil des Gottes Israels über den Treubruch der Heimgekehrten." (Esra 9,3.4 GNB) MUOT 419 4 Zur Zeit des Abendopfers stand Esra auf, zerriss noch einmal sein Kleid und seinen Mantel, fiel auf seine Knie und flehte mit ausgebreiteten Händen erschüttert zum Himmel: "Mein Gott ... ich schäme mich und wage nicht, meine Augen zu dir zu erheben; denn die Flut unserer Sünden reicht uns bis an die Kehle, und der Berg unserer Verfehlungen ist bis zum Himmel gewachsen. Von der Zeit unserer Väter bis heute haben wir schweres Unrecht begangen. Wegen unserer Vergehen wurden wir, unsere Könige und unsere Priester in die Gewalt fremder Herrscher gegeben. Man hat uns hingeschlachtet, als Gefangene verschleppt, ausgeplündert und mit Schimpf und Schande überschüttet. So ist es bis heute geblieben. Nun hast du jetzt für eine kurze Zeit Gnade walten lassen, Herr, unser Gott. Du hast einen Rest von uns übrig gelassen und uns an deiner heiligen Stätte in Sicherheit gebracht. Unsere Augen konnten wieder aufleuchten, du hast uns ein wenig aufatmen lassen in unserer Sklaverei. Wir sind noch Sklaven; aber doch hast du uns nicht verlassen. Du hast uns die Gunst der Könige von Persien finden lassen, sodass wir deinen Tempel aus den Trümmern wieder aufrichten konnten, und du hast uns in Judäa und Jerusalem eine sichere Wohnstätte gegeben. Aber wie können wir vor dir, unserem Gott, bestehen nach dem, was jetzt vorgefallen ist? Wir haben gegen deine Gebote verstoßen, die du uns einst durch deine Diener, die Propheten, einschärfen ließest ... MUOT 420 1 Weil unser Volk dir nicht gehorcht und schwere Schuld auf sich geladen hatte, kam großes Unglück über uns. Und doch hast du, unser Gott, uns nicht so hart gestraft, wie wir es verdient hatten, sondern hast uns, die wir hier sind, übrig gelassen. Wie können wir nun wieder anfangen, gegen deine Gebote zu verstoßen und uns mit diesen Götzendienern zu verschwägern? Musst du da nicht so zornig werden, dass du uns ganz vernichtest und es keinen Rest und keine Rettung mehr gibt? Herr, du Gott Israels, du hast Gnade vor Recht ergehen lassen und uns als Rest deines Volkes gerettet, wie unser Hiersein das heute bezeugt. Und nun stehen wir vor dir mit unserer Schuld! Wir wissen: So können wir vor dir nicht bestehen!" (Esra 9,6-15 GNB) Reue Und Sundenbekenntnis - Voraussetzung Für Eine Reform MUOT 420 2 Der Kummer Esras und seiner Mitarbeiter wegen des Bösen, das sich heimtückisch bis ins Innerste des Werkes Gottes eingeschlichen hatte, bewirkte Reue. Viele von denen, die auf diese Weise gesündigt hatten, waren tief betroffen. "Alle weinten bitterlich." (Esra 10,1c NLB) Sie begannen in einem gewissen Ausmaß die Schändlichkeit der Sünde und den Abscheu zu erkennen, mit dem Gott diese betrachtete. Sie begriffen die Heiligkeit des Gesetzes, das Gott am Sinai verkündigt hatte. Viele zitterten beim Gedanken an ihre eigenen Übertretungen. MUOT 421 1 Einer der Anwesenden mit Namen Schechanja bestätigte Esras Aussagen: "Wir bekennen, dass wir unserem Gott untreu waren, als wir die fremden Frauen von den Völkern dieses Landes geheiratet haben. Aber es besteht dennoch Hoffnung für Israel!" (Esra 10,2 NLB) Schechanja schlug vor, dass alle Schuldigen "einen Bund mit unserem Gott schließen" und ihrer Sünde entsagen. "Wie das Gesetz es vorschreibt, so soll es gemacht werden." (Esra 10,3 NLB) Zu Esra gewandt sagte er: ">Steh auf! Du musst das in Ordnung bringen. Sei mutig und handle! Wir stehen hinter dir!‹ Da stand Esra auf. Er ließ die Vorsteher der Priester aus der Nachkommenschaft von Levi und die Vorsteher von ganz Israel schwören, so zu handeln, wie Schechanja beantragt hatte, und sie schworen es." (Esra 10,4.5 GNB) MUOT 421 2 So begann eine wunderbare Erneuerung. Mit unendlicher Geduld und zartem Feingefühl - unter sorgfältiger Berücksichtigung der Rechte und des Wohlergehens jedes Betroffenen - bemühten sich Esra und seine Mitarbeiter, die Reumütigen in Israel auf den rechten Weg zu führen. Esra - Ein Lehrer Des Gesetzes Gottes MUOT 421 3 In erster Linie war Esra ein Lehrer des Gesetzes Gottes. Während er der Untersuchung jedes Falles seine persönliche Aufmerksamkeit widmete, versuchte er das Volk von der Heiligkeit des Gesetzes zu überzeugen und ihm nahezubringen, welche Segnungen es durch Gehorsam erlangen konnte. MUOT 421 4 Wo immer Esra wirkte, stets wurde das Studium der heiligen Schriften neu belebt. Man setzte Lehrer ein, die das Volk unterwiesen. Das Gesetz des Herrn wurde verherrlicht und geehrt. Man forschte in den Büchern der Propheten, und die Aussagen, die das Kommen des Messias ankündigten, brachten manchem traurigen und müden Herzen Hoffnung und Trost. MUOT 421 5 Fast 2500 Jahre sind vergangen, seit Esra "sein Herz darauf richtete, das Gesetz des Herrn zu erforschen und danach zu tun" (vgl. Esra 7,10), doch diese Zeitspanne hat die Wirkung seines frommen Beispiels nicht beeinträchtigt. All die Jahrhunderte hindurch hat der Bericht über sein gottgefälliges Leben in vielen Gläubigen den Entschluss geweckt, ebenfalls die Gebote Gottes zu erforschen und nach ihnen zu handeln. MUOT 421 6 Esras Beweggründe waren edel und heilig. Bei allem, was er tat, drängte ihn eine tiefe Liebe zu den Menschen. Das Mitleid und Zartgefühl, das er den vorsätzlichen und den unwissenden Sündern entgegenbrachte, ist Anschauungsunterricht für all jene, die Reformen herbeiführen wollen. Wo es die Rechtsgrundsätze erfordern, müssen Gottes Diener unerschütterlich wie ein Fels sein, aber gleichzeitig Mitgefühl und Nachsicht aufbringen. Wie Esra müssen sie den Gesetzesübertretern den Weg zum Leben weisen, indem sie ihnen die Grundsätze einprägen, die allem rechten Tun zugrunde liegen. Lehrer Des Gesetzes Gottes Werden Gebraucht MUOT 422 1 In diesem Zeitalter, in dem Satan durch mancherlei Mittel die Augen von Männern und Frauen vor den verbindlichen Ansprüchen des Gesetzes Gottes zu schließen versucht, brauchen wir Menschen, die viele dazu bringen können, dass sie "Ehrfurcht vor Gottes Geboten" bekommen (Esra 10,3c Hfa). Echte Reformer werden gebraucht, die Sünder auf den großen Gesetzgeber hinweisen, damit sie lernen, dass "das Gesetz des Herrn vollkommen [ist], es macht glücklich und froh" (Psalm 19,8a Hfa). Wir brauchen Menschen, die in der Heiligen Schrift bewandert sind, die in Wort und Tat die Gebote Jahwes hochhalten und den Glauben zu stärken versuchen. Wir brauchen dringend Lehrer, die die Herzen mit Ehrfurcht und Liebe für die Heilige Schrift erfüllen. MUOT 422 2 Die weitverbreitete Bosheit geht in großem Maß darauf zurück, dass die Bibel nicht gelesen, geschweige denn befolgt wird. Wenn man das Wort Gottes beiseitesetzt, verwirft man auch dessen Kraft, die bösen Leidenschaften des natürlichen Herzens zu zügeln. "Wer nur nach seinen sündigen Neigungen lebt, wird sich damit selbst zugrunde richten und schließlich den Tod ernten." (Galater 6,8a NLB) Das Gesetz Gottes Ist Immer Noch Wichtig MUOT 422 3 Mit der Geringschätzung der Bibel vollzog sich die Abkehr vom Gesetz Gottes. Die Lehre, dass die Menschen vom Gehorsam gegenüber den göttlichen Geboten entbunden seien, hat die Kraft ihrer moralischen Verpflichtung gemindert und die Schleusen der Bosheit in der Welt geöffnet. Gesetzlosigkeit, Ausschweifung und sittlicher Niedergang nehmen überhand. Überall sieht man Neid, Argwohn, Heuchelei, Entfremdung, Eifersucht, Streit, Verrat an heiligem Vertrauen und selbstsüchtige Lustbefriedigung. Alle religiösen Grundsätze und Lehren, die das Fundament und Gerüst des gesellschaftlichen Lebens sein sollten, gleichen einem wankenden Bau, der in Trümmer zu zerfallen droht. MUOT 422 4 Auch in den letzten Tagen dieser Weltgeschichte gilt noch immer, was einst am Sinai verkündet wurde: "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben." (2. Mose 20,3) Menschen haben ihren Willen dem Willen Gottes entgegengestellt, können aber die Worte der Gebote nicht zum Schweigen bringen. Der menschliche Verstand kann seiner Verpflichtung einer höheren Macht gegenüber nicht ausweichen. Mit einer Fülle von Theorien und Mutmaßungen mögen die Menschen die Wissenschaft in einen Gegensatz zur Offenbarung stellen und so Gottes Gesetz beseitigen. Aber immer stärker verschafft sich das Gebot Gehör: "Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen." (Matthäus 4,10; vgl. 5. Mose 6,13a) MUOT 423 1 Das Gesetz des Herrn kann man weder schwächen noch verstärken. Es war immer "heilig, gerecht und gut" (Römer 7,12) und in sich vollständig. Es kann nicht aufgehoben oder verändert werden. Es zu "ehren" oder zu "missachten" ist nur menschliche Redeweise. Die Letzte Auseinandersetzung MUOT 423 2 Die letzte große Auseinandersetzung im Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum findet zwischen den Gesetzen der Menschen und den Geboten Jahwes statt. In diesen Kampf treten wir jetzt ein - in einen Streit nicht zwischen rivalisierenden Kirchen um die Vorherrschaft, sondern zwischen dem biblischen Glauben und den kirchlichen Traditionen und Fabeln. Die Mächte, die sich gegen die Wahrheit verbündet haben, sind jetzt eifrig am Wirken. Gottes heiliges Wort, das uns mit einem hohen Preis an Leiden und Blutvergießen überliefert wurde, wird wenig geschätzt. Nur wenige nehmen es wirklich als Richtschnur ihres Lebens an. MUOT 423 3 Nicht allein in der Welt, sondern auch in den Kirchen kommt Verrat in beängstigendem Ausmaß vor. Viele sind dahin gekommen, die Lehren zu leugnen, welche die eigentlichen Grundpfeiler des christlichen Glaubens sind. Die großen Tatsachen, die von den inspirierten Verfassern der Bibel dargestellt werden - die Schöpfung, der Sündenfall, das Sühnopfer Christi, die Gültigkeit des Gesetzes - werden von einem Großteil der bekennenden Christenheit verworfen. Tausende, die sich auf ihr biblisches Wissen etwas einbilden, halten es für ein Zeichen der Schwäche, der Bibel uneingeschränkt zu vertrauen. Sie betrachten sich als gebildet, wenn sie an ihr herumnörgeln, sie vergeistigen und ihre wichtigsten Wahrheiten wegargumentieren. MUOT 423 4 Christen sollten sich auf das vorbereiten, was bald als überwältigende Überraschung über die Welt hereinbrechen wird. Als Vorbereitung sollten sie das Wort Gottes fleißig studieren und sich bemühen, ihr Leben nach dessen Geboten auszurichten. Die gewaltigen Entscheidungsfragen der Ewigkeit verlangen von uns etwas anderes als eine Religionsphilosophie, die aus Worten und Formen besteht und die Wahrheit an den Rand drängt. Das Wort Gottes Sollte Verkündigt Werden MUOT 424 1 Gott ruft zu einer Erweckung und Erneuerung auf. Allein die biblische Botschaft sollte von den Kanzeln gepredigt werden. Aber man hat die Bibel ihrer Kraft beraubt, und das Ergebnis ist eine Schwächung des geistlichen Lebens. In den heutigen Predigten fehlt der göttliche Einfluss, der das Gewissen wachrüttelt und der Seele Leben spendet. Die Zuhörer können nicht sagen: "Brannte es nicht wie ein Feuer in unserem Herzen, als er unterwegs mit uns sprach und uns den Sinn der Heiligen Schriften aufschloss?" (Lukas 24,32 GNB) Viele rufen nach dem lebendigen Gott und sehnen sich nach seiner Gegenwart. Lasst sein Wort zu den Herzen sprechen. Lasst diejenigen, die nur Überlieferungen, Theorien und menschliche Grundsätze vernommen haben, die Stimme dessen hören, der allein den Menschen zum ewigen Leben erneuern kann. MUOT 424 2 Großes Licht schien von den Patriarchen und Propheten. Herrliche Dinge wurden über Zion, die Stadt Gottes, ausgesagt. Genauso will der Herr auch heute durch seine Nachfolger das Licht erstrahlen lassen. Wenn bereits die Heiligen zur Zeit des Alten Testaments ein so glänzendes Zeugnis der Treue abgelegt haben, sollten dann nicht alle, auf die das zunehmende Licht der Jahrhunderte fällt, noch sichtbarer für die Macht der Wahrheit zeugen? Unser Glaubensweg wird von den herrlichen Vorhersagen erleuchtet, die ihre Erfüllung im Opfertod von Jesus Christus gefunden haben. Er ist von den Toten auferstanden und hat über dem offenen Grab verkündigt: "Ich bin die Auferstehung und das Leben." (Johannes 11,25) Er hat seinen Geist in die Welt gesandt, um uns an all das zu erinnern, was er gesagt hat (vgl. Johannes 14,26). Durch ein Wunder seiner Macht hat er sein geschriebenes Wort durch die Zeitalter bewahrt. MUOT 424 3 Die Reformatoren, deren Protest ihnen den Namen Protestanten gegeben hat, waren davon überzeugt, dass Gott sie berufen hatte, der Welt das Licht des Evangeliums zu bringen. In diesem Bemühen waren sie bereit, ihren Besitz, ihre Freiheit und sogar ihr Leben zu opfern. Im Angesicht von Verfolgung und Tod wurde das Evangelium nah und fern verkündigt. Das Wort Gottes wurde unter das Volk getragen. Alle Schichten - hohe und niedrige, reiche und arme, gelehrte und unwissende - studierten es begierig selbst. Sind wir in dieser letzten Auseinandersetzung des großen Kampfes unserer Verpflichtung so treu wie die Reformatoren in ihrer Zeit? MUOT 425 1 "Blast das Horn auf dem Berg Zion! Ruft die Menschen zum Fasten auf! Sie sollen sich alle versammeln, um dem Herrn ihre Schuld zu bekennen. Das ganze Volk soll kommen und sich darauf vorbereiten, dem heiligen Gott zu begegnen! Ruft alle herbei, vom Säugling bis zum Greis! Selbst Braut und Bräutigam müssen ihr Haus verlassen und kommen! Ihr Priester, ihr Diener des Herrn, weint im Tempelvorhof und betet: ›Herr, hab Erbarmen mit deinem Volk! Wir gehören doch zu dir! Lass nicht zu, dass fremde Völker uns verspotten! Warum sollen sie uns verhöhnen und rufen: Wo bleibt er nun, ihr Gott?‹" (Joel 2,15-17 Hfa) ">Auch jetzt noch könnt ihr zu mir zurückkommen! Tut es von ganzem Herzen, fastet, weint und klagt! Ja, kehrt von ganzem Herzen zu mir um! Zerreißt nicht nur eure Kleider als Zeichen der Trauer!‹ Kommt zurück zum Herrn, eurem Gott, denn er ist gnädig und barmherzig, seine Geduld ist groß und seine Liebe grenzenlos. Er ist bereit, euch zu vergeben und euch nicht zu bestrafen. Vielleicht wendet er das angekündigte Unheil ab und segnet euch aufs Neue!" (Joel 2,12-14a Hfa) ------------------------Kapitel 52 - Nehemia, Ein Mann Der Stunde MUOT 426 0 Nehemia 1,1 bis 2,9. MUOT 426 1 Nehemia, ein Jude im Exil, hatte am persischen Hof eine einflussreiche Ehrenstellung inne. Als Mundschenk des Königs hatte er freien Zutritt zu ihm. Aufgrund seiner Stellung und wegen seiner Fähigkeiten und Treue wurde er zum Freund und Ratgeber des Monarchen. Obwohl er ein Günstling des Königs war und ihn Prunk und Pracht umgaben, vergaß er weder seinen Gott noch sein Volk. Mit tiefstem Interesse richtete sich sein Herz beim Beten Richtung Jerusalem. Seine Hoffnungen und Freuden waren mit dem Wohlergehen dieser Stadt verbunden. Durch seinen Aufenthalt am persischen Hof war dieser Mann bestens für das Werk, zu dem er berufen werden sollte, vorbereitet. Durch ihn beabsichtigte Gott, seinem Volk im Land seiner Vorväter Segen zu bringen. MUOT 426 2 Durch Boten aus Judäa erfuhr dieser israelitische Patriot, dass für Jerusalem, die erwählte Stadt, schwere Zeiten gekommen waren. Die Heimkehrer litten unter Anfechtungen und Vorwürfen. Der Tempel und Teile der Stadt waren zwar wieder aufgebaut, doch wurden die weiteren Bauarbeiten behindert. Der Dienst im Tempel wurde gestört, und das Volk war in ständiger Alarmbereitschaft, weil die Mauern der Stadt noch weitgehend in Trümmern lagen. Nehemias Gebete MUOT 426 3 Bekümmert darüber verlor Nehemia jede Lust auf Essen und Trinken. Er "weinte und trug Leid tagelang und fastete". In seinem Gram wandte er sich an den göttlichen Helfer und "betete vor dem Gott des Himmels" (Nehemia 1,4). Aufrichtig bekannte er seine und seines Volkes Sünden und bat Gott, sich der Sache Israels anzunehmen, dem Volk wieder Mut und Kraft zu schenken und beim Aufbau der verwüsteten Städte Judas zu helfen. MUOT 427 1 Als Nehemia betete, erstarkten sein Glaube und sein Mut. Er brachte heilige Argumente vor. Er verwies auf die Schmach, die Gott zugefügt würde, wenn sein Volk nun, da es zu ihm zurückgekehrt war, in Schwachheit und Bedrängnis allein gelassen würde. Er hielt dem Herrn dessen eigene Verheißung vor: "Wenn ihr euch aber zu mir bekehrt und meine Gebote haltet und sie tut, so will ich, auch wenn ihr versprengt wäret bis an des Himmels Ende, euch doch von da sammeln und euch an den Ort bringen, den ich erwählt habe, damit mein Name dort wohne." (Nehemia 1,9, vgl. 5. Mose 30,4.5) MUOT 427 2 Diese Verheißung war Israel durch Mose gegeben worden, ehe es das Land Kanaan betrat, und in all den Jahrhunderten wurde sie nicht verändert. Nun war das Volk in Reue und im Glauben zu seinem Gott zurückgekehrt, weshalb sie immer noch galt. MUOT 427 3 Oft hatte Nehemia für sein Volk vor Gott sein Herz ausgeschüttet. Aber als er nun betete, reifte in seinem Verstand ein heiliger Entschluss. Er wollte selbst den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems übernehmen und sich die Wiederherstellung der nationalen Stärke Israels zur Aufgabe machen, falls er die Zustimmung des Königs und die notwendige Hilfe bei der Beschaffung von Geräten und Material erhalten würde. Er bat den Herrn, ihm die Gunst des Königs zu erwirken, damit dieser Plan ausgeführt werden konnte. "Lass mich doch heute Erfolg haben", flehte er, "und hilf, dass der König mir gnädig ist!" (Nehemia 1,11b GNB) Die Unterredung Mit Dem König Artaxerxes MUOT 427 4 Vier Monate lang wartete Nehemia auf eine günstige Gelegenheit, um dem König seine Bitte vorzutragen. Obwohl sein Herz voller Kummer war, versuchte er, während dieser Zeit in der Gegenwart des Königs heiter zu wirken. In den Hallen der Pracht und des Luxus mussten alle fröhlich und glücklich erscheinen. Kein Gesicht eines königlichen Dieners durfte von Kummer gezeichnet sein. Doch Nehemias Stunden der Zurückgezogenheit waren menschlichen Blicken verborgen. Seine vielen Gebete, Bekenntnisse und Tränen wurden nur von Gott und seinen Engeln gehört und gesehen. MUOT 427 5 Schließlich konnte der Kummer, der das Herz dieses Patrioten bedrückte, nicht länger verborgen bleiben. Schlaflose Nächte und von Sorgen erfüllte Tage hinterließen Spuren auf seinem Antlitz. Der König, der stets ängstlich auf seine Sicherheit bedacht war, las in den Gesichtern und durchschaute jede Verstellung. Er sah, dass eine verborgene Schwierigkeit seinen Mundschenk bedrängte. "Warum siehst du so bedrückt aus? Du bist doch nicht etwa krank!", fragte er. "Nein, irgendetwas belastet dich!" (Nehemia 2,2 Hfa) MUOT 428 1 Die Frage erfüllte Nehemia mit Befürchtungen. Würde der König nicht zornig sein, wenn er hörte, dass die Gedanken seines Hofbeamten in weiter Ferne bei dessen Volk weilten, während dieser äußerlich seinen Dienst versah? Würde er dafür gar sein Leben verlieren? Wurde sein geliebter Plan, Jerusalems Stärke wiederherzustellen, jetzt zunichte gemacht? Mit bebenden Lippen und Tränen in den Augen offenbarte er die Ursache seines Kummers: "Der König möge ewig leben! Kann ich denn fröhlich aussehen? Die Stadt, in der meine Vorfahren begraben sind, ist verwüstet, und ihre Tore sind vom Feuer zerstört." (Nehemia 2,3 GNB) MUOT 428 2 Der Bericht vom Zustand Jerusalems erweckte die Anteilnahme des Monarchen, ohne dessen Argwohn wachzurufen. Bei der nächsten Frage kam die günstige Gelegenheit, auf die Nehemia lange gewartet hatte: "Was erbittest du von mir?" Aber der Gottesmann wagte nicht zu antworten, ehe er Weisung von einem Höheren als Artaxerxes erbeten hatte. Er musste eine heilige Aufgabe erfüllen, für die er die Hilfe des Königs benötigte. Er erkannte, dass viel davon abhing, wie er die Angelegenheit vortrug, damit er dessen Zustimmung und Unterstützung gewann. "Ich flehte zum Gott des Himmels", berichtet er (Nehemia 2,4 NLB). Mit diesem kurzen Gebet kam Nehemia in die Gegenwart des Königs aller Könige und gewann eine Macht für sich, die Herzen wie Wasserströme lenken kann. Gebete In Notlagen MUOT 428 3 Zu beten, wie es Nehemia in der Stunde seiner Not tat, ist ein Mittel, das Christen in Lebenslagen zur Verfügung steht, in denen andere Gebetsarten vielleicht unmöglich sind. Arbeitende, die im geschäftigen Treiben des Lebens stehen und von Ratlosigkeit bedrängt oder fast überwältigt werden, können eine Bitte um göttliche Führung zum Herrn emporsenden. Reisende können sich so dem Schutz des Himmels anbefehlen, wenn irgendeine Gefahr droht. In Zeiten einer plötzlichen Schwierigkeit oder Gefährdung kann das Herz seinen Hilfeschrei hinauf zu dem richten, der versprochen hat, seinen treuen Gläubigen zu Hilfe zu kommen, wann immer sie ihn anrufen. In jeder Lage, unter allen Umständen, kann ein von Kummer und Sorgen niedergedrückter oder von heftiger Versuchung angegriffener Mensch Unterstützung, Gewissheit und Beistand in der beständigen Liebe und Kraft des bundestreuen Gottes finden. Nehemia Erhält Die Unterstützung Des Königs MUOT 429 1 Als Nehemia in jenem Augenblick zum König aller Könige betete, fasste er Mut, um König Artaxerxes von seinem Wunsch zu erzählen, für einige Zeit von seinen Pflichten am Hof entbunden zu werden. Er bat um die Vollmacht, die noch zerstörten Plätze Jerusalems wieder aufzubauen und es erneut zu einer starken, befestigten Stadt zu machen. Folgen von großer Tragweite für die jüdische Nation hingen von dieser Bitte ab. "Weil die gütige Hand meines Gottes über mir war, gewährte mir der König meine Bitte", schrieb Nehemia später (Nehemia 2,8 NLB). MUOT 429 2 Mit dieser Zusage traf Nehemia mit Umsicht und Weitblick die nötigen Vorkehrungen, um den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen. Er ließ keine Vorsichtsmaßnahme aus, damit sein Plan nicht gefährdet wurde. Nicht einmal seine eigenen Landsleute weihte er in seine Pläne ein. Während er wusste, dass sich viele über seinen Erfolg freuen würden, befürchtete er doch, dass einige durch Unvorsichtigkeit den Neid ihrer Feinde erregen und vielleicht sein Unternehmen vereiteln könnten. MUOT 429 3 Da der König so wohlwollend auf seine Bitte eingegangen war, fühlte sich Nehemia ermutigt, nach noch weiterer Unterstützung zu fragen. Um seiner Mission Ansehen und Vollmacht zu verleihen und sich während der Reise des Schutzes sicher zu sein, beantragte und erhielt er militärisches Geleit. Er verschaffte sich königliche Briefe an die Statthalter der Provinzen jenseits des Euphrat - des Gebietes, das er auf seinem Weg nach Judäa durchqueren musste. Er erhielt auch ein Schreiben an den Aufseher der königlichen Wälder auf dem Libanongebirge, das diesen anwies, ihm das benötigte Bauholz zu liefern. Um jeder Gelegenheit zur Beschwerde vorzubeugen, dass er seine Vollmacht überschritten habe, achtete Nehemia genauestens darauf, dass die ihm gewährten Sonderrechte für jeden klar verständlich beschrieben wurden. Nehemia, Ein Beispiel Für Alle Christen MUOT 429 4 Dieses Beispiel von Weitblick und entschlossenem Handeln sollte eine Lehre für alle Christen sein. Gottes Kinder sollen nicht nur vertrauensvoll beten, sondern auch fleißig und vorausschauend arbeiten. Sie begegnen vielen Schwierigkeiten und behindern oft das Wirken der Vorsehung Gottes, weil sie Vorsicht und sorgfältige Bemühungen für etwas halten, was wenig mit dem Glauben zu tun habe. MUOT 430 1 Als Nehemia vor dem Herrn geweint und gebetet hatte, sah er seine Pflicht nicht als erledigt an. Er verband seine Bitten mit einem heiligen Streben nach dem Gelingen seines Unternehmens. Sorgfältige Überlegungen und gut ausgereifte Pläne sind heute für die Durchführung geistlicher Unternehmungen genauso wichtig wie in der Zeit, als man die Mauern Jerusalems wieder aufbaute. MUOT 430 2 Nehemia wollte nicht mit Ungewissheiten leben. Die fehlenden Mittel erbat er von denen, die sie beisteuern konnten. Auch heute noch will der Herr die Herzen solcher Menschen bewegen, die seine Güter besitzen, damit das Werk der Wahrheit gefördert wird. Wer für Gott arbeitet, soll die Hilfe von anderen, die er dazu willig macht, in Anspruch nehmen. Diese Gaben können Wege öffnen, auf denen das Licht der Wahrheit in viele Länder, in denen noch Finsternis herrscht, gelangen kann. Die Spender glauben vielleicht nicht an Christus und kennen seine Botschaft nicht, doch ihre Gaben sollten deshalb nicht zurückgewiesen werden. ------------------------Kapitel 53 - Jerusalems Mauern Werden Neu Erbaut MUOT 431 0 Nehemia 2,9 bis 4,17. MUOT 431 1 Nehemias Reise nach Jerusalem verlief ohne Zwischenfälle. Die Briefe des Königs an die Provinzstatthalter längs seines Reisewegs sicherten ihm ehrenvolle Aufnahme und umgehende Unterstützung. Kein Feind wagte es, den Beamten zu belästigen, der unter dem Schutz des persischen Königs stand und von den Statthaltern in den Provinzen mit auffallender Rücksicht behandelt wurde. Seine Ankunft in Jerusalem mit militärischer Begleitung zeigte an, dass er in wichtiger Mission erschien. Das erregte den Argwohn der heidnischen Stämme, die nahe der Stadt lebten. In ihrer Feindseligkeit gegenüber den Juden hatten sie ihnen oft geschadet und sie mit Beleidigungen überhäuft. Anführer dieses bösen Treibens waren einige Stammeshäuptlinge: der Horoniter Sanballat, der Ammoniter Tobija und der Araber Geschem. Von Anfang an verfolgten sie mit kritischen Augen Nehemias Vorgehen und versuchten mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, seine Pläne zu durchkreuzen und sein Werk zu behindern. MUOT 431 2 Nehemia blieb bei seiner vorsichtigen Vorgehensweise. Da er wusste, dass erbitterte, entschlossene Feinde Widerstand leisten wollten, ließ er sie über die Art seiner Mission in Unkenntnis, bis eine genaue Kenntnis der Lage es ihm ermöglichte, seinen Einsatz zu planen. Auf diese Weise wollte er sich die Mitarbeit des Volkes sichern und es mit der Arbeit beginnen lassen, bevor der Widerstand seiner Feinde geweckt war. Die Erkundung Der Lage MUOT 431 3 Nehemia wählte einige Männer aus, die er als vertrauenswürdig empfand, und berichtete ihnen über die Umstände seines Kommens nach Jerusalem, das Ziel, das er erreichen wollte, und die Pläne, die zu befolgen er vorschlug. Ihr Interesse an seiner Unternehmung wurde sofort geweckt. Er bekam ihre Unterstützung zugesichert. MUOT 432 1 In der dritten Nacht nach seiner Ankunft machte sich Nehemia um Mitternacht mit ein paar zuverlässigen Begleitern auf, um sich ein genaues Bild über das Ausmaß der Verwüstung Jerusalems zu machen. Auf seinem Maultier ritt er von einem Stadtteil zum anderen und besichtigte die zerstörten Mauern und Tore der Stadt seiner Vorväter. Schmerzliche Gedanken bewegten den jüdischen Patrioten, als er auf die zerstörten Verteidigungsanlagen seines geliebten Jerusalem blickte. Die Erinnerungen an Israels vergangene Größe standen in krassem Gegensatz zu den Zeugnissen seiner Demütigung. MUOT 432 2 Unbemerkt vollendete Nehemia seinen Rundritt um die Mauern. "Die Oberhäupter der Stadt wussten jedoch nicht, wohin ich gegangen war und was ich tat", schrieb er später, "denn bis dahin hatte ich niemanden von den Juden, weder die Priester noch die vornehmen Bürger, die Oberhäupter der Stadt oder die Übrigen, welche die Arbeit ausführen sollten, eingeweiht." (Nehemia 2,16 NLB) Den Rest der Nacht verbrachte er im Gebet, denn er wusste, dass der neue Tag ernsthafte Anstrengungen erforderte, um seine mutlosen und entzweiten Landsleute aufzurütteln und zu einigen. Die Unterstützung Des Volkes Gewinnen MUOT 432 3 Nehemia besaß einen königlichen Auftrag, der von den Einwohnern die Zusammenarbeit mit ihm beim Wiederaufbau der Stadtmauern forderte. Doch er wollte nicht von der Ausübung von Macht abhängig sein. Vielmehr wollte er das Vertrauen und die Zuneigung des Volkes gewinnen. Er wusste, wie wichtig es war, dass in dem großen bevorstehenden Werk eine Verbindung der Herzen wie auch der Hände zustande kam. Am nächsten Tag trug er den versammelten Leuten nur solche Argumente vor, die ihre schlummernden Kräfte wecken und die zerstreute Menge einigen konnten. MUOT 432 4 Nehemias Zuhörer wussten nichts von seinem mitternächtlichen Ausflug während der vergangenen Nacht. Er erzählte ihnen auch nichts davon. Aber gerade dieser Rundritt trug wesentlich zu seinem Erfolg bei, denn nun konnte er mit einer so genauen, bis ins Einzelne gehenden Kenntnis von der Lage der Stadt reden, dass seine Zuhörer in Erstaunen versetzt wurden. Der Eindruck, den die Schwäche und Erniedrigung Jerusalems auf ihn gemacht hatten, verlieh seinen Worten Ernst und Kraft. MUOT 432 5 Nehemia verwies darauf, welch schlechten Ruf die Juden bei den Heiden hatten, wie ihre Religion missachtet und ihr Gott gelästert wurde. Er erzählte seinen Zuhörern, dass er in einem fernen Land von ihrer Trübsal gehört und um ihretwillen die Gunst des Himmels erfleht habe. Während seines Gebets habe er sich entschlossen, den König um Erlaubnis zu bitten, ihnen zu Hilfe zu kommen. Er habe Gott gebeten, der König möge nicht nur seine Zustimmung erteilen, sondern ihn auch mit Vollmacht ausrüsten und ihm die für das Werk erforderliche Unterstützung anbieten. Sein Gebet sei auf eine Weise beantwortet worden, die zeige, dass der Plan vom Herrn stamme. MUOT 433 1 Nachdem er durch diesen Bericht gezeigt hatte, dass ihm der Gott Israels und der persische König Vollmacht verliehen hatten, fragte er das Volk gerade heraus, ob es diese Gelegenheit nutzen, sich aufraffen und die Stadtmauer bauen wolle. MUOT 433 2 Dieser Aufruf traf sie ins Herz. Der Gedanke, wie sich die Gunst des Himmels für sie eingesetzt hatte, verwandelte ihre Befürchtungen in Scham. Einmütig riefen sie: ">Auf, lasst uns bauen!‹ Und sie nahmen das gute Werk in die Hand." (Nehemia 2,18) MUOT 433 3 Nehemia ging mit ganzem Herzen an das Unternehmen, das er begonnen hatte. Seine Hoffnung und Energie, seine Begeisterung und Entschlossenheit wirkten ansteckend und beseelten andere mit dem gleichen Mut und der gleichen edlen Motivation. Jeder Mann wurde gewissermaßen zu einem Nehemia und half, das Herz und die Hand seines Nachbarn zu stärken. MUOT 433 4 Als die Feinde Israels hörten, was sich die Juden vorgenommen hatten, lachten sie sie aus und höhnten: "Was habt ihr vor? Wollt ihr euch etwa gegen den König auflehnen?" Doch Nehemia antwortete: "Der Gott des Himmels ist es, der uns Gelingen geben wird. Und wir, seine Diener, werden ans Werk gehen und bauen. Für euch aber gibt es keinen Anteil, keinen Rechtsanspruch und kein Andenken in Jerusalem." (Nehemia 2,19.20 NLB) MUOT 433 5 Die Priester gehörten zu den Ersten, die von Nehemias Begeisterung und Eifer erfasst wurden. Aufgrund ihrer einflussreichen Stellung konnten diese Männer viel tun, um das Werk gelingen oder scheitern zu lassen. Von Anfang an trug ihre bereitwillige Mitarbeit nicht wenig zum Erfolg bei. Die meisten Fürsten und Leiter Israels kamen ihrer Pflicht vorbildlich nach, und diese treuen Männer werden in der Bibel ehrenhaft erwähnt. Allerdings gab es auch einige vornehme Bürger von Tekoa, die sich "weigerten ... im Dienst für ihren Herrn den Rücken krummzumachen" (Nehemia 3,5b NLB). Der Bericht über diese faulen Leute trägt den Makel der Schande und ist als Warnung für alle künftigen Generationen überliefert worden. MUOT 433 6 In jeder religiösen Bewegung halten sich einige abseits und verweigern jede Hilfeleistung, obwohl sie nicht leugnen können, dass es sich um Gottes Werk handelt. Es wäre gut für sie zu bedenken, dass darüber im Himmel lückenlos Buch geführt wird und sie aufgrund dessen einmal gerichtet werden. Da wird jede versäumte Gelegenheit zum Dienst für Gott aufgeschrieben. Es wird aber auch jede Tat des Glaubens und der Liebe zur ewigen Erinnerung festgehalten. Tatkräftige Arbeit An Der Stadtmauer MUOT 434 1 Gegenüber dem begeisternden Einfluss der Gegenwart Nehemias fiel das schlechte Beispiel der Vornehmen von Tekoa wenig ins Gewicht. Allgemein war das Volk von Vaterlandsliebe und Eifer erfüllt. Fähige und einflussreiche Männer teilten die verschiedenen Bürger in Gruppen ein. Dabei übernahm jeder Leiter die Verantwortung für die Errichtung eines bestimmten Mauerabschnitts. Gelegentlich wird auch berichtet, dass jemand "gegenüber seinem Haus" baute (Nehemia 3,10a). MUOT 434 2 Nehemias Tatkraft ließ auch dann nicht nach, als die Arbeiten in Gang gekommen waren. Mit unermüdlicher Wachsamkeit beaufsichtigte er die Bauarbeiten, erteilte den Werkleuten Anweisungen, nahm Behinderungen zur Kenntnis und traf Vorkehrungen für Notfälle. An der ganzen fünf Kilometer langen Mauer war sein Einfluss ständig spürbar. Mit einem passenden Wort ermutigte er die Ängstlichen, rüttelte die Trägen auf und sprach den Fleißigen seine Anerkennung aus. Und allezeit beobachtete er die Bewegungen ihrer Feinde, die sich von Zeit zu Zeit in einiger Entfernung versammelten und miteinander redeten, als schmiedeten sie böse Pläne, und die dann näher an die Arbeiter heranrückten, um deren Aufmerksamkeit abzulenken. MUOT 434 3 Bei seinen vielfältigen Beschäftigungen vergaß Nehemia nie die Quelle seiner Kraft. Sein Herz war ständig Gott zugewandt, der alles überblickte. "Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen!", rief er aus (Nehemia 2,20a). Der Hall und Widerhall dieser Worte ließ die Herzen aller Arbeiter an der Mauer höher schlagen. Die Bemühungen Der Feinde MUOT 434 4 Der Wiederaufbau der Verteidigungsanlagen Jerusalems ging jedoch nicht ungehindert voran. Satan war am Wirken, um Widerstand zu wecken und Entmutigung hervorzurufen. Sanballat, Tobija und Geschem, seine wichtigsten Helfer, entschlossen sich nun, die Bauarbeiten zu vereiteln. Sie versuchten, unter den Arbeitern Uneinigkeit zu säen, stellten deren Anstrengungen als lächerlich hin, nannten das Unternehmen eine Unmöglichkeit und sagten dessen Misslingen voraus. MUOT 434 5 "Was machen die ohnmächtigen Juden?", rief Sanballat spöttisch. "Wollen sie Jerusalem für sich befestigen? ... Wollen sie die Steine aus den Schutthaufen wieder zum Leben bringen? Sie sind doch verbrannt!" (Nehemia 3,34 Elb.) Und Tobija fügte noch abfälliger hinzu: "Lass sie nur bauen; wenn ein Fuchs auf ihre steinerne Mauer hinaufspringt, reißt er sie ein." (Nehemia 3,35) MUOT 435 1 Bald stießen die Erbauer auf heftigeren Widerstand und mussten gegen Anschläge ihrer Feinde ständig auf der Hut sein. Diese gaben sich zwar freundschaftlich, versuchten aber auf verschiedene Weise, Verwirrung zu stiften und Misstrauen zu wecken. Sie bemühten sich, den Mut der Juden zu zerstören. Sie verschworen sich, um Nehemia für sich einzunehmen. Tatsächlich fanden sich heuchlerische Juden bereit, die verräterischen Absichten zu unterstützen. Das Gerücht wurde verbreitet, dass Nehemia Pläne gegen den Herrscher der Perser schmiede und sich selbst zum König über Israel erheben wolle. Wer ihn unterstütze, sei daher ein Verräter. MUOT 435 2 Doch Nehemia vertraute weiterhin auf Gottes Führung und Hilfe. Dadurch gewann "das Volk ... neuen Mut zu arbeiten" (Nehemia 3,38b). Das Bauvorhaben schritt voran, bis die Lücken ausgefüllt waren und die ganze Mauer bis zur Hälfte ihrer geplanten Höhe errichtet war. MUOT 435 3 Als die Feinde Israels sahen, wie vergeblich ihre Bemühungen waren, wurden sie wütend. Bisher hatten sie nicht gewagt, Gewalt anzuwenden, denn sie wussten, dass Nehemia und seine Mitarbeiter im Auftrag des Königs handelten, und sie befürchteten, dass sie durch gewaltsamen Widerstand gegen Ne- hemia das Missfallen des Herrschers auf sich ziehen könnten. Doch in ihrer Wut begingen sie nun selbst das Verbrechen, das sie Nehemia vorgeworfen hatten. In gemeinsamer Beratung "verschworen [sie] sich und beschlossen, bewaffnet gegen Jerusalem zu ziehen und dort Verwirrung anzurichten" (Nehemia 4,2 GNB). Entmutigung Durch Die Eigenen Leute MUOT 435 4 Zur selben Zeit, als sich die Samaritaner gegen Nehemia verschworen, wollten ihn auch einige jüdische Leiter mit einer übertriebenen Darstellung der Schwierigkeiten entmutigen. "Die Lastenträger sind mit ihrer Kraft am Ende", behaupteten sie, "aber es gibt noch so viel Schutt. Wir können die Mauer nicht weiterbauen." (Nehemia 4,4 NLB) MUOT 435 5 Entmutigung kam auch aus einer anderen Richtung: von den Juden, die in der Nachbarschaft der Samaritaner wohnten und sich nicht an der Arbeit beteiligten. Sie griffen die Aussagen und Berichte der Feinde auf und benutzten sie, um die Bauarbeiter zu entmutigen und Unzufriedenheit zu säen. MUOT 435 6 Doch Spott und Hohn, Widerstand und Drohungen schienen Nehemia nur noch entschlossener zu machen und zu erhöhter Wachsamkeit zu veranlassen. Er erkannte die Gefahren, denen in dieser Fehde mit den Feinden begegnet werden musste, doch sein Mut war unbeirrt. Weiterbau Unter Bewachung MUOT 436 1 "Wir beteten zu unserem Gott", berichtete Nehemia später, "und bewachten die Stadt Tag und Nacht, um sie vor ihnen zu schützen." (Nehemia 4,3 NLB) "Daraufhin stellte ich an den offenen Stellen, hinter den niedrigsten Abschnitten der Mauer, bewaffnete Wachen auf. Ich teilte die Leute nach Sippen ein und befahl ihnen, sich mit ihren Schwertern, Speeren und Bögen zu bewaffnen. Und ich sah mich um, trat vor die vornehmen Bürger, die Oberhäupter der Stadt und das übrige Volk und sagte zu ihnen: ›Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denkt an den Herrn, der groß und furchtbar ist, und kämpft für eure Freunde, eure Familien und euer Zuhause!‹" (Nehemia 4,7.8 NLB) MUOT 436 2 "Als unsere Feinde hörten, dass wir ihren Plan kannten und dass Gott ihn vereitelt hatte, kehrten wir an die Mauer zurück, jeder an seine Arbeit. Doch von diesem Tag an arbeitete nur noch die Hälfte meiner Männer an der Mauer, während die andere Hälfte, mit Speeren, Schilden, Bögen und Kettenpanzern bewaffnet, Wache stand ... Die Lastenträger setzten ihre Arbeit fort, eine Hand am Werkzeug, die andere an der Waffe. Jeder, der baute, trug ein Schwert an seiner Seite." (Nehemia 4,9-12 NLB) MUOT 436 3 Neben Nehemia stand ein Mann mit dem Signalhorn. An verschiedenen Stellen der Mauer wurden Priester aufgestellt, ausgerüstet mit den Blashörnern aus dem Heiligtum. Die Leute arbeiteten teilweise weit verstreut. Sobald aber von irgendwoher Gefahr drohte, wurden sie durch ein Signal aufgefordert, unverzüglich dorthin zu eilen. "So arbeiteten wir vom Beginn der Morgendämmerung an, bis abends die Sterne wieder sichtbar wurden", berichtete Nehemia. "Die ganze Zeit stand die Hälfte der Männer mit dem Speer in der Hand Wache." (Nehemia 4,15 NLB) MUOT 436 4 Wer bisher in den kleinen Städten und Dörfern außerhalb Jerusalems gewohnt hatte, wurde nun aufgefordert, innerhalb der Mauern zu übernachten, um den Bau besser schützen und schon morgens für die Arbeit bereitstehen zu können. Dadurch sollten einerseits unnötige Verzögerungen vermieden und andererseits dem Feind die Möglichkeiten genommen werden, Arbeiter auf ihrem Hin- oder Rückweg anzugreifen. MUOT 436 5 Nehemia und seine Gefährten scheuten weder Entbehrungen noch anstrengenden Dienst. Weder am Tag noch in der Nacht, ja nicht einmal während der kurzen Schlafenszeit zogen sie ihre Kleidung aus oder legten ihre Rüstung ab. Satans Widerstand Heute MUOT 437 1 Der Widerstand von Feinden und die Entmutigung von vermeintlichen Freunden, wie sie Nehemia und seine Mitarbeiter erfahren mussten, sind für die Erfahrungen derer, die heute für Gott wirken, kennzeichnend. Christen werden nicht nur durch die Wut, Verachtung und Grausamkeit der Feinde, sondern auch durch die Trägheit und Unbeständigkeit, Lauheit und Falschheit erklärter Freunde und Helfer auf die Probe gestellt. Sie werden mit Hohn und Vorwürfen eingedeckt. Und derselbe Feind, der zur Verachtung verleitet, setzt bei günstiger Gelegenheit noch grausamere und gewaltsamere Methoden ein. MUOT 437 2 Jeden nicht Gott geweihten Menschen setzt Satan für die Durchführung seiner Absichten ein. Unter denen, die bekennen, Gottes Werk zu unterstützen, gibt es einige, die sich mit seinen Feinden verbünden und sein Werk damit den Angriffen seiner bittersten Gegner ausliefern. Andere, die den Wunsch haben, dass Gottes Werk gedeiht, schwächen jedoch die Hände seiner Diener, indem sie die Verleumdungen, Angebereien und Drohungen der Feinde Gottes anhören, weitergeben und zum Teil sogar glauben. Satan bedient sich seiner Helfer mit erstaunlichem Erfolg. Wer sich deren Einfluss überlässt, unterliegt einer bezaubernden Macht, welche die Weisheit der Weisen und den Verstand der Verständigen zunichte macht. MUOT 437 3 Doch wie Nehemia soll Gottes Volk seine Feinde weder fürchten noch verachten. Im Vertrauen auf Gott soll es stetig voranschreiten, sein Werk selbstlos verrichten und es seiner Vorsehung anvertrauen. MUOT 437 4 Inmitten großer Entmutigung machte Nehemia Gott zu seiner Zuversicht und sicheren Verteidigung. Und er, der seine Diener damals unterstützte, hat seinem Volk zu jeder Zeit zuverlässigen Halt geboten. In jeder Krise können seine Kinder zuversichtlich sagen: "Wenn Gott für uns ist, wer kann da noch gegen uns sein?" (Römer 8,31b NLB) Wie heimtückisch auch immer die Anschläge Satans und seiner Helfer ausgedacht sein mögen - Gott kann sie aufdecken und alle ihre Ratschläge vereiteln. Der Glaube antwortet auch heute, wie Nehemia es tat: "Unser Gott wird für uns kämpfen" (Nehemia 4,14b GNB), denn Gott ist in seinem Werk, und niemand kann dessen letztendlichen Erfolg verhindern. ------------------------Kapitel 54 - Nehemias Einsatz Für Die Armen MUOT 438 0 Nehemia 5. MUOT 438 1 Die Stadtmauer um Jerusalem war noch nicht vollendet, als Nehemia auf die unglückliche Lage der ärmeren Schichten in der Bevölkerung aufmerksam gemacht wurde. Der Ackerbau war während der Zeit schwacher Besiedlung ziemlich vernachlässigt worden, und einige Rückkehrer verhielten sich außerdem so selbstsüchtig, dass Gottes Segen nicht auf ihrem Land ruhen konnte. Daher herrschte ein Mangel an Getreide. MUOT 438 2 Um Nahrungsmittel für ihre Familien zu erhalten, mussten die Armen auf Kredit und zu überhöhten Preisen einkaufen. Sie waren auch gezwungen, Geld auf Zinsen aufzunehmen, um die hohen Steuern bezahlen zu können, die ihnen von den Königen Persiens auferlegt worden waren. Zu alledem vergrößerten die Reicheren unter den Juden das Leidwesen der Ärmeren noch, indem sie deren Bedürfnisse nutzten, um sich zu bereichern. Die Gesetze Zugunsten Der Armen MUOT 438 3 Durch Mose hatte der Herr in Israel angeordnet, jedes dritte Jahr einen zweiten Zehnten zugunsten der Armen aufzubringen (vgl. 5. Mose 14,28.29). Als weitere Vorsorge sollte der Ackerbau alle sieben Jahre ruhen. Dann lag das Land brach, und alles, was von selbst wuchs, wurde den Bedürftigen überlassen (vgl. 2. Mose 23,10.11). Treue in der Verwendung dieser Gaben für die Bedürfnisse der Armen und für andere wohltätige Zwecke hätte den Leuten die Wahrheit vom umfassenden Eigentumsrecht Gottes ins Bewusstsein gerufen. Sie hätten die Gelegenheit erkannt, Mittler des Segens zu sein. Nach Gottes Absicht sollten sich die Israeliten in Gewohnheiten üben, die die Selbstsucht ausrotten und die Größe und Vornehmheit des Charakters entwickeln würden. MUOT 438 4 Durch Mose hatte Gott die Anweisung gegeben: "Wenn du Geld verleihst an einen aus meinem Volk, an einen Armen neben dir, so sollst du an ihm nicht wie ein Wucherer handeln." (2. Mose 22,24) "Wenn du einem anderen Israeliten, deinem Bruder, Geld oder Getreide oder sonst etwas leihst, darfst du dafür keinen Zins erheben." (5. Mose 23,20 GNB) Weiter hieß es: "Gibt es jedoch Arme unter euren Landsleuten in euren Städten in dem Land, das der Herr, euer Gott, euch gibt, dann seid ihnen gegenüber nicht hartherzig und geizig. Seid vielmehr großzügig und leiht ihnen, was sie brauchen ... Dann wird euch der Herr, euer Gott, bei allem, was ihr tut, segnen. Es wird immer Arme im Land geben. Deshalb befehle ich euch, den armen und bedürftigen Israeliten gegenüber freigebig zu sein." (5. Mose 15,7.8.10.11 NLB) MUOT 439 1 Gerade gegen diese Gebote verstießen die Juden in der Zeit nach ihrer Rückkehr aus dem babylonischen Exil. Mussten die Armen Geld für die Bezahlung der Steuerschulden borgen, liehen ihnen die Reichen Geld, aber zu hohen Zinsen. Sie verpfändeten den Landbesitz der Armen, was die unglücklichen Schuldner allmählich in tiefste Armut stürzte. Viele waren sogar gezwungen, ihre Söhne und Töchter als Sklaven zu verkaufen. Es schien keine Hoffnung zu geben, ihre Lage zu verbessern, und keinen Weg, um ihre Kinder und ihren Grundbesitz zurückzukaufen. Damit bot sich ihnen keine andere Aussicht als ständig zunehmendes Elend, fortwährende Entbehrung und Knechtschaft, obwohl sie demselben Volk angehörten und Kinder desselben Bundes waren wie ihre wohlhabenden Brüder. Nehemia Bringt Gottes Armengesetze Wieder Zur Geltung MUOT 439 2 Schließlich klagten die Leute Nehemia ihr Leid: "Und doch müssen wir unsere Kinder in die Sklaverei verkaufen. Wir haben bereits einige unserer Töchter verkauft und sind machtlos dagegen, denn unsere Felder und Weinberge gehören längst anderen." (Nehemia 5,5 NLB) MUOT 439 3 Als Nehemia die Klagen über solch grausame Unterdrückung hörte, wurde er sehr ungehalten. "Ich wurde sehr zornig, als ich von diesem himmelschreienden Unrecht erfuhr", berichtete er (Nehemia 5,6 GNB). Er erkannte, dass er entschieden für Gerechtigkeit eintreten müsste, falls es ihm gelänge, die bedrückenden und erpresserischen Gewohnheiten zu durchbrechen. Mit der ihm eigenen Tatkraft und Entschlossenheit ging er ans Werk, um seinen Brüdern Erleichterung zu verschaffen. MUOT 439 4 Die Tatsache, dass die Unterdrücker reiche Leute waren, auf deren Unterstützung Nehemia beim Wiederaufbau angewiesen war, beeindruckte ihn keinen Augenblick. Scharf tadelte er die vornehmen Bürger und Oberhäupter der Stadt. Nachdem er eine große Volksversammlung einberufen hatte, stellte er ihnen die Forderungen Gottes dar, die in diesem Fall galten. MUOT 440 1 Er verwies dabei auf Ereignisse, die vormals unter der Regierung von König Ahas geschehen waren, und wiederholte die Botschaft, die Gott zu jener Zeit Israel übermittelt hatte, um dessen Grausamkeit und Unterdrückung zu tadeln. Die Juden waren damals wegen ihres Götzendienstes ihren noch abgöttischeren Brüdern im Nachbarstaat Israel ausgeliefert worden. Diese hatten ihrer Feindschaft freien Lauf gelassen und Zehntausende der Männer Judas in der Schlacht erschlagen (vgl. 2. Chronik 28,8) und sich aller Frauen und Kinder bemächtigt, um sie als Sklaven zu halten oder an die Heiden zu verkaufen. MUOT 440 2 Wegen der Sünden Judas hatte der Herr zwar nicht eingegriffen, um die Schlacht zu verhindern, doch durch den Propheten Oded hatte er die grausame Tat der Sieger gerügt: "Nun wollt ihr auch noch diese Gefangenen aus Juda und Jerusalem zu euren Sklaven und Sklavinnen machen. Habt ihr denn noch nicht genug Schuld gegen den Herrn auf euch geladen?" (2. Chronik 28,10 GNB) Oded sagte den Leuten von Israel eindringlich, dass der Zorn des Herrn gegen sie entzündet sei und ihr ungerechtes und erpresserisches Verhalten das Gericht Gottes nach sich ziehen werde. Daraufhin ließen die bewaffneten Israeliten in Gegenwart der versammelten Fürsten und des Volkes die Gefangenen samt Beute frei. Einige führende Männer aus dem Stamm Ephraim nahmen dann die Gefangenen und "gaben allen, die nicht genug anzuziehen hatten, Kleidungsstücke und Schuhe aus dem Beutegut. Sie gaben ihnen zu essen und zu trinken und versorgten die Verwundeten. Alle, die zum Gehen zu schwach waren, setzten sie auf Esel und brachten sie bis nach Jericho ... Dort waren sie nicht mehr weit von ihren Landsleuten" (2. Chronik 28,15 GNB). MUOT 440 3 Nehemia und andere hatten einige der Juden ausgelöst, die bereits an Heiden verkauft worden waren. Nun verglich er diese Vorgehensweise mit dem Verhalten jener, die um irdischen Gewinns willen ihre Brüder versklavten. "Was ihr tut, ist nicht gut!", sagte er. "Solltet ihr nicht in Ehrfurcht vor Gott leben, um zu verhindern, dass wir unseren Feinden zum Gespött werden?" (Nehemia 5,9 NLB) MUOT 440 4 Nehemia zeigte ihnen, dass er selbst für seinen persönlichen Nutzen große Abgaben hätte fordern können, da er vom persischen König mit entsprechenden Vollmachten ausgestattet worden war. Doch er habe nicht einmal das genommen, was ihm rechtmäßig zustand, sondern großzügig gegeben, um den Armen in ihrer Not zu helfen. Er drängte jene jüdischen Leiter, die sich des Wuchers schuldig gemacht hatten, dazu, ihr frevelhaftes Tun zu unterlassen, das Land sowie den zu Unrecht erworbenen Gewinn den Armen zurückzugeben und ihnen ohne Sicherheit und Zinsen Darlehen zu gewähren. MUOT 440 5 Diese Worte wurden in Gegenwart der ganzen Versammlung gesprochen. Hätten sich die Angesprochenen rechtfertigen wollen, hätten sie dazu die Gelegenheit gehabt. Doch sie brachten keine Entschuldigung vor. "Wir wollen es zurückgeben", erklärten sie, "und wollen nichts von ihnen fordern und wollen tun, wie du gesagt hast." Da nahm Nehemia in Anwesenheit der Priester "einen Eid von ihnen, dass sie so tun sollten ... Und die ganze Gemeinde sprach: ›Amen!‹ und lobte den Herrn. Und das Volk tat so" (Nehemia 5,12.13). Das Übel Der Habgier MUOT 441 1 Dieser Bericht veranschaulicht eine wichtige Lehre: "Alles Böse wächst aus der Habgier." (1. Timotheus 6,10a Hfa) Unsere Zeit ist von der Leidenschaft nach Gewinn geprägt. Reichtum wird oft durch Betrügereien erworben. Eine Vielzahl von Menschen kämpft mit der Armut. Sie sind gezwungen, für niedrige Löhne zu schuften, und können sich nicht einmal das Lebensnotwendige leisten. Ihre Mühen und Entbehrungen - ohne Hoffnung auf Besserung - erschweren ihre Bürde. Verhärmt und unterdrückt wissen sie nicht, wo sie sich um Hilfe hinwenden sollen. Und all dies geschieht, damit sich die Reichen ihre verschwenderische Lebensweise leisten können oder noch mehr Güter ansammeln. MUOT 441 2 Die Geldgier und der Hang zur Zurschaustellung haben diese Welt zu einer Räuberhöhle gemacht. Die Bibel schildert die Habgier und Unterdrückung, die unmittelbar vor der Wiederkunft von Christus herrschen werden, mit den Worten: "Nun zu euch, ihr Reichen! Weint und jammert über das Elend, das euch am Tag erwartet, an dem Gott Gericht hält! Eure Reichtümer werden dann verfault sein ... und eure Schätze verrostet. Und dieser Rost wird euch anklagen ... Ihr habt in den letzten Tagen der Welt Reichtümer angehäuft. Ihr habt den Leuten, die auf euren Feldern gearbeitet und eure Ernte eingebracht haben, den verdienten Lohn vorenthalten. Das schreit zum Himmel! Ihre Klage ist bis zu den Ohren des Herrn, des Herrschers der Welt, gedrungen. Euer Leben auf der Erde war mit Luxus und Vergnügen ausgefüllt. Während der Schlachttag schon vor der Tür stand, habt ihr euch noch gemästet. Ihr habt den Schuldlosen verurteilt und umgebracht, der sich nicht gegen euch gewehrt hat!." (Jakobus 5,1-6 GNB) Habgier Unter Christen MUOT 441 3 Selbst unter denen, die bekennen, mit Ehrfurcht vor Gott zu leben, gibt es einige, die immer wieder so handeln wie damals die Vornehmen Israels. Weil es in ihrer Macht liegt, fordern sie mehr, als angemessen ist, und werden so zu Ausbeutern. Weil Habgier und Betrug im Leben derer zu beobachten sind, die den christlichen Namen tragen, und weil die Gemeinde die Namen derer in ihren Mitgliederlisten stehen lässt, die ihren Besitz durch Ungerechtigkeit erworben haben, wird das Christentum verachtet. Verschwendungssucht, Übervorteilung und Ausbeutung zerstören den Glauben vieler und richten ihr geistliches Leben zugrunde. Die Gemeinde ist in hohem Maß für die Sünden ihrer Glieder verantwortlich und heißt solch böses Treiben gut, wenn sie nicht ihre Stimme dagegen erhebt. MUOT 442 1 Die Gewohnheiten der Welt sind für einen Christen kein Maßstab. Er soll ihr rücksichtsloses Handeln, ihre Übervorteilung und Ausbeutung nicht nachahmen. Jede unrechte Handlung gegenüber einem Mitmenschen verletzt die goldene Regel von Jesus: "Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt - das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern." (Matthäus 7,12 GNB) Jedes Unrecht, das den Kindern Gottes angetan wird, fügt man Christus selbst in der Person seiner Nachfolger zu. Jeder Versuch, aus der Unwissenheit, der Schwachheit oder dem Missgeschick eines anderen Nutzen zu ziehen, wird im Himmel als Betrug verzeichnet. Wer wirklich Ehrfurcht vor Gott hat, würde sich eher Tag und Nacht abrackern und das Brot der Armut essen, als einer Gewinnsucht zu frönen, die Witwen und Waisen unterdrückt oder den Fremden um dessen Recht bringt. MUOT 442 2 Das kleinste Abweichen von der Redlichkeit reißt Schranken nieder und bereitet uns im Herzen darauf vor, noch größeres Unrecht zu begehen. Denn im gleichen Maß, in dem sich jemand Vorteile auf Kosten eines anderen verschafft, wird sein Herz für den Einfluss des Geistes Gottes unempfänglich. Ein Gewinn, erlangt um einen solchen Preis, ist ein furchtbarer Verlust! Eine Gelegenheit Zum Danken MUOT 442 3 Wir waren alle Schuldner der göttlichen Gerechtigkeit, hatten aber nichts, womit wir die Schuld begleichen konnten. Aus Liebe bezahlte dann der Sohn Gottes unsere Schuld und kaufte uns frei. Der Apostel Paulus schrieb: "Obwohl er reich war, wurde er um euretwillen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen." (2. Korinther 8,9b NLB) Durch großzügige Taten für die Armen können wir beweisen, wie aufrichtig unsere Dankbarkeit für die uns erwiesene Gnade ist. Paulus fordert uns auf: "Lasst uns jede Gelegenheit nutzen, allen Menschen Gutes zu tun, besonders aber unseren Brüdern und Schwestern im Glauben." (Galater 6,10 NLB) Damit bestätigte er die Worte von Jesus: "Die Armen werdet ihr immer bei euch haben. Ihr könnt ihnen helfen, wann immer ihr wollt." (Markus 14,7 NLB) ------------------------Kapitel 55 - Gottes Werk Wird Behindert MUOT 443 0 Nehemia 6. MUOT 443 1 Sanballat und seine Verbündeten wagten es nicht, einen offenen Krieg gegen die Juden zu führen, doch mit zunehmender Boshaftigkeit waren sie darauf bedacht, diese zu entmutigen, zu verwirren und zu schädigen. Die Stadtmauer um Jerusalem ging schnell ihrer Vollendung entgegen. Sobald sie fertiggestellt und die Tore eingesetzt wären, könnten diese Feinde Israels nicht mehr hoffen, gewaltsam in die Stadt einzudringen. Umso mehr waren sie darauf aus, den Bau unverzüglich zu stoppen. Schließlich planten sie, Ne- hemia von seinem Posten wegzulocken, damit sie ihn - wenn er in ihrer Gewalt wäre - töten oder gefangen halten könnten. Nehemia Durchschaut Die Absichten MUOT 443 2 Unter dem Vorwand, einen Kompromiss zwischen den Parteien aushandeln zu wollen, luden sie Nehemia zu einer Zusammenkunft in einem Dorf im Tal von Ono ein. Doch Nehemia wurde vom Heiligen Geist über ihre wahre Absicht aufgeklärt und lehnte das ab. Er berichtete: "[Ich] ließ ... ihnen durch Boten folgende Antwort überbringen: ›Eine große Aufgabe nimmt mich in Anspruch. Daher kann ich nicht kommen. Die Arbeit würde stocken, wenn ich sie unterbräche, um zu euch zu kommen.‹" (Nehemia 6,3 NLB) Doch die Versucher waren beharrlich. Viermal sandten sie eine Botschaft mit ähnlichem Inhalt, und jedes Mal erhielten sie die gleiche Antwort. MUOT 443 3 Als sie damit keinen Erfolg hatten, griffen sie zu einer verwegenen List. Sanballat stellte Nehemia per Boten einen offenen Brief zu, in dem es hieß: "Wie Geschem mir bestätigt hat, geht unter den Leuten das Gerücht um, dass du mit den Juden einen Aufstand vorbereitest und ihr zu diesem Zweck auch die Mauer wieder aufbaut. Man erzählt sich auch, du wollest ihr König werden. Du sollst Propheten bestellt haben, die den Auftrag haben, überall in Jerusalem auszurufen: ›Juda hat wieder einen König!‹ Es wird nicht ausbleiben, dass solche Gerüchte dem König zu Ohren kommen. Komm also zu mir, damit wir miteinander über alles reden können." (Ne- hemia 6,6.7 GNB) MUOT 444 1 Wären solche Gerüchte wirklich in Umlauf gesetzt worden, hätte Grund für Befürchtungen bestanden, denn bald hätte man sie dem König mitgeteilt, den ein leiser Verdacht zu den härtesten Maßnahmen herausfordern konnte. Doch Nehemia war überzeugt, dass der Inhalt des Briefes völlig falsch war und nur geschrieben worden war, um ihm Angst einzujagen und ihn in eine Falle zu locken. Diese Schlussfolgerung wurde durch die Tatsache erhärtet, dass der Brief unverschlossen übersandt worden war, offensichtlich damit die Leute den Inhalt lesen konnten und beunruhigt und eingeschüchtert wurden. MUOT 444 2 Unverzüglich antwortete er: "Es ist nicht so, wie du sagst. Du hast diese Geschichte frei erfunden." (Nehemia 6,8 NLB) Nehemia waren Satans Kunstgriffe nicht unbekannt. Er wusste, dass diese Versuche unternommen wurden, um die Arbeitsmoral der Bauleute zu schwächen und dadurch ihre Anstrengungen zu untergraben. Ein Erneuter Versuch Satans MUOT 444 3 Immer wieder war Satan besiegt worden. Nun legte er mit größerer Bosheit und List eine noch hinterhältigere und gefährlichere Schlinge für den Diener Gottes aus. Sanballat und seine Verbündeten dingten Männer, die sich als Freunde Nehemias bezeichneten, um ihm üble Ratschläge als vermeintliches Wort vom Herrn zu erteilen. Der Anführer bei diesem ungeheuerlichen Tun war Schemaja, ein Mann, der zuvor bei Nehemia in gutem Ruf gestanden hatte. Er schloss sich in einer Kammer in der Nähe des Heiligtums ein, als befürchte er, dass sein Leben in Gefahr war. Der Tempel war zu jener Zeit schon durch Mauern und Tore geschützt, doch die Stadttore waren noch nicht gebaut. Schemaja heuchelte Nehemia vor, um dessen Sicherheit sehr besorgt zu sein, und riet ihm, im Tempel Schutz zu suchen. "Lass uns zusammenkommen im Hause Gottes, im Innern des Tempels, und die Türen des Tempels zuschließen", schlug er vor, "denn sie werden kommen, dich zu töten, in der Nacht werden sie kommen, damit sie dich töten." (Nehemia 6,10) MUOT 444 4 Wenn Nehemia diesem verräterischen Rat gefolgt wäre, hätte er sein Vertrauen auf Gott aufgegeben. In den Augen des Volkes wäre er als feig und verachtenswert erschienen. Bedenkt man das wichtige Werk, das er begonnen hatte, und sein immer wieder bezeugtes Vertrauen in die Macht Gottes, wäre es nun völlig widersinnig gewesen, sich ängstlich zu verbergen. Angst würde sich unter dem Volk ausbreiten, jeder wäre um seine eigene Sicherheit besorgt. Die Stadt wäre ungeschützt und würde ihren Feinden als Beute zufallen. Hätte Nehemia wirklich so unklug gehandelt, hätte dies die Preisgabe alles bisher Erreichten bedeutet. MUOT 445 1 Nehemia brauchte nicht lange, um den wahren Charakter und die Absicht seines "Beraters" zu durchschauen. "Ich merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte", berichtete er. "Sondern dass er vielmehr gegen mich geweissagt hatte, weil ihn Tobija und Sanballat bestochen hatten. Sie hatten ihn gekauft, um mir Angst einzujagen und mich zur Sünde zu verleiten, indem ich seinen Vorschlag befolgte. Dann hätten sie mich in Verruf bringen und schmähen können." (Nehemia 6,12.13 NLB) MUOT 445 2 Der arglistige Rat Schemajas wurde von mehreren angesehenen Männern unterstützt, die vorgaben, Nehemias Freunde zu sein, jedoch heimlich mit seinen Feinden verbündet waren. Aber es war vergeblich, dass sie ihre Schlinge auslegten. Nehemias furchtlose Antwort lautete: "Sollte ein Mann wie ich vor dem Feind davonlaufen? Sollte sich jemand in meiner Stellung in den Tempel flüchten, um sein Leben zu retten? Nein, ich werde nicht kommen!" (Nehemia 6,11 NLB) MUOT 445 3 Ungeachtet der offenen und heimlichen Anschläge der Feinde schritt das Bauwerk stetig voran. In weniger als zwei Monaten nach Nehemias Ankunft in Jerusalem war die Stadt mit Verteidigungsanlagen umgeben. Die Erbauer konnten auf den Stadtmauern entlanggehen und auf ihre besiegten und erstaunten Gegner hinabsehen. Nehemia schrieb: "Als alle unsere Feinde davon erfuhren, fürchteten sich die benachbarten Völker und verloren den Mut, denn sie erkannten, dass wir dieses Werk mit der Hilfe unseres Gottes ausgeführt hatten." (Nehemia 6,16 NLB) Die Folgen Der Mischehen MUOT 445 4 Obwohl ganz offenkundig die lenkende Hand des Herrn am Wirken war, genügte dieser Beweis nicht, um Unzufriedenheit, Aufruhr und Verrat unter den Israeliten zu verhindern. "In diesen 52 Tagen gingen viele Briefe zwischen Tobija und den vornehmen Bürgern von Juda hin und her. Denn viele in Juda hatten ihm die Treue geschworen, weil er der Schwiegersohn von Schechanja war, dem Sohn Arachs, und weil sein Sohn Johanan mit der Tochter Meschullams, des Sohnes Berechjas, verheiratet war." (Nehemia 6,17.18 NLB) Hier sind die üblen Folgen der Heirat mit Götzendienern zu erkennen. Eine Familie aus Juda hatte sich mit den Feinden Gottes verbunden, und diese Verwandtschaft erwies sich nun als eine Falle. Viele andere hatten Gleiches getan. Wie damals das gemischte Volk, das mit den Israeliten aus Ägypten gezogen war, verursachten sie ständig Schwierigkeiten. Sie dienten Gott nur halbherzig. Sobald sein Werk ein Opfer abverlangte, waren sie nur zu gern bereit, ihr feierliches Versprechen zur Zusammenarbeit und Unterstützung zu brechen. MUOT 446 1 Einige, die beim Ränkeschmieden gegen die Juden in vorderster Reihe gestanden hatten, gaben nun vor, sie wollten mit den Juden freundschaftliche Beziehungen aufbauen. Die Vornehmen in Juda, die sich durch Ehen mit Götzenanbeterinnen bloßgestellt hatten und in den verräterischen Briefwechsel mit Tobija verwickelt waren, ja sogar einen Eid abgelegt hatten, ihm zu dienen, stellten diesen nun als einen fähigen Mann mit Weitblick hin, dessen Freundschaft für die Juden nur von Vorteil sein könnte. Gleichzeitig verrieten sie Tobija Nehemias Pläne und Aufenthaltsorte. Auf diese Weise wurde das Werk des Gottesvolkes den Angriffen seiner Feinde ausgesetzt. Es ergaben sich Gelegenheiten, Nehemias Worte und Taten zu missdeuten und seine Arbeit zu behindern. MUOT 446 2 Als die Armen und Unterdrückten Nehemia anriefen, das erlittene Unrecht zu beseitigen, stand ihnen Nehemia mutig zur Seite und veranlasste die Übeltäter zur Umkehr. Die Vollmacht, die er zum Schutz seiner geknechteten Landsleute ausgeübt hatte, nahm er nun nicht für sich selbst in Anspruch. Obwohl manch einer seine Bemühungen mit Undankbarkeit und Treulosigkeit beantwortet hatte, nutzte er seine Macht nicht aus, um die Verräter zu bestrafen. Ruhig und selbstlos versah er seinen Dienst für das Volk. Nie ließ er in seinen Bemühungen nach oder sein Interesse erlahmen. Wie Satan Gottes Werk Zu Behindern Versucht MUOT 446 3 Satans Angriffe waren schon immer gegen jene gerichtet, die das Werk und die Sache Gottes zu fördern versuchten. Obgleich seine Pläne oft vereitelt wurden, hat er immer wieder seine Angriffe mit frischer Kraft wiederholt und dabei bisher noch nicht eingesetzte Mittel benutzt. Am meisten jedoch ist sein geheimes Wirken durch jene zu fürchten, die sich als Freunde des Werkes Gottes ausgeben. Offener Widerstand mag heftig und grausam sein - er birgt jedoch weniger Gefahren als die geheime Feindschaft derjenigen, die vorgeben, Gott zu dienen, aber in ihrem Herzen Diener Satans sind. Sie können jenen Menschen, die ihr Wissen zur Behinderung des Werkes Gottes und zum Schaden seiner Diener verwenden, jeden Vorteil zuspielen. Wachsamkeit Ist Geboten MUOT 447 1 Der Fürst der Finsternis wendet jede List an, um Gottes Diener so weit zu bringen, dass sie sich mit seinen Werkzeugen einlassen. Immer wieder werden Aufforderungen kommen, um sie von ihrer Pflicht wegzurufen. Wie Nehemia sollten sie aber standfest antworten: "Ich habe eine große Aufgabe zu bewältigen und kann unmöglich kommen." (Nehemia 6,3a GNB) Gottes Mitarbeiter können ihre Arbeit ruhig fortsetzen und durch ihren Einsatz die Unwahrheiten widerlegen, die böswillig zu ihrem Schaden erfunden worden sind. Wie die Bauleute auf den Mauern Jerusalems sollen sie sich durch Drohungen, Spott oder Lügen nicht von ihrer Arbeit ablenken lassen. Nicht einen Augenblick sollten sie in ihrer Wachsamkeit erlahmen, denn ständig sind ihnen Feinde auf der Spur. Wie Nehemia müssen sie immer zu Gott beten und "Tag und Nacht zum Schutz gegen sie Wachen" aufstellen (Nehemia 4,3 GNB). Satans Versuchungen In Der Endzeit MUOT 447 2 Während das Ende der Weltgeschichte herannaht, werden die Verlockungen Satans die Mitarbeiter Gottes mit noch größerer Macht heimsuchen. Seine Werkzeuge werden diejenigen verhöhnen und verunglimpfen, die - bildlich gesprochen - die Mauer wieder aufbauen. Doch wenn die Bauleute hinunterstiegen, um sich den Angriffen ihrer Feinde entgegenzustellen, würde dadurch der Bau vernachlässigt werden. Zwar sollten sie sich bemühen, die Absichten ihrer Gegner zu vereiteln, sich dabei aber nicht von ihrer Arbeit ablenken lassen. Die Wahrheit ist stärker als der Irrtum, und das Recht wird über das Unrecht siegen. MUOT 447 3 Ebenso wenig sollten sie ihren Feinden erlauben, ihre Freundschaft und Zuneigung zu gewinnen, um sie auf diese Weise von ihrem Arbeitsplatz wegzulocken. Wer das Werk Gottes durch irgendeine unbedachte Handlung Vorwürfen aussetzt oder das Wirken seiner Mitarbeiter schwächt, belastet seinen Charakter mit einem Makel, der nicht leicht zu tilgen ist und seine künftige Verwendbarkeit erschwert. MUOT 447 4 "Wer das Gesetz nicht achtet, begünstigt die Gottlosen." (Sprüche 28,4a NLB) Wie Nehemia sollten wir jene besonders fürchten und meiden, die sich mit der Welt verbinden - und sich dabei selbst für makellos halten - und für ein Zusammengehen mit denen eintreten, die seit jeher Gegner der Sache der Wahrheit gewesen sind. Ihre Ratschläge stammen vom Feind alles Guten. Es ist die Sprache von Leuten, die mit der Zeit gehen wollen. Man sollte ihr heute ebenso entschlossen widerstehen wie damals Nehemia. Jeder Beeinflussung, die das Vertrauen zu Gottes machtvoller Führung untergraben kann, sollte man sich standhaft widersetzen. Zielstrebigkeit Vermindert Satans Möglichkeiten MUOT 448 1 In Nehemias unerschütterlicher Hingabe an das Werk Gottes und in seinem festen Gottvertrauen lag der Grund für das erfolglose Bemühen seiner Feinde, ihn in ihre Gewalt zu bringen. Wer träge ist, fällt leicht einer Versuchung zum Opfer. Aber in einem Leben mit einem noblen Ziel, einer fesselnden Absicht, findet das Böse wenig Halt. Der Glaube dessen, der ständig vorangeht, wird nicht schwächer, denn er erkennt über, unter und vor sich die unendliche Liebe, die in allem Geschehen so wirkt, dass Gottes gute Absicht erfüllt wird. Gottes wahre Diener wirken mit einer unerschütterlichen Zielstrebigkeit, weil der Thron der Gnade ihre beständige Stütze ist. MUOT 448 2 Gott hat seinen Beistand für all die Notlagen vorgesehen, für die unsere menschlichen Mittel nicht ausreichen. Er verleiht uns seinen Geist, um uns in jeder Zwangslage zu helfen, unsere Hoffnung und Zuversicht zu stärken, unseren Verstand zu erleuchten und unser Herz zu reinigen. Er gibt uns Gelegenheiten und öffnet Wege, damit wir wirken können. Wenn sein Volk die Zeichen seiner Vorsehung beachtet und zur Mitarbeit bereit ist, wird es großartige Erfolge geben. ------------------------Kapitel 56 - Die Erneuerung Des Bundes MUOT 449 0 Nehemia 8,1 bis 9,6 und 10,29-40. MUOT 449 1 Das Fest des Posaunenblasens am ersten Tag des siebten Monats war gekommen (vgl. 4. Mose 29,1), und viele hatten sich in Jerusalem versammelt. Das Bild, das sich ihnen bot, war traurig. Die Mauer war zwar wieder aufgebaut, und die Tore waren wiederhergestellt (vgl. Nehemia 7,1), aber ein großer Teil der Stadt lag noch immer in Trümmern. MUOT 449 2 Eine Holztribüne wurde mitten auf einer der breiteren Straßen aufgebaut. Ringsum sah man die traurigen Mahnmale der glorreichen Vergangenheit Judas. Auf der Tribüne stand Esra - inzwischen ein betagter Mann -, rechts und links neben ihm waren seine levitischen Brüder versammelt. Ihre Blicke schweiften über ein Meer von Köpfen, denn aus dem ganzen umliegenden Land war das Bundesvolk zu dieser Versammlung gekommen. "Esra lobte den Herrn, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: ›Amen! Amen!‹ ... Dann knieten sie sich nieder, und mit dem Gesicht zur Erde beteten sie den Herrn an." (Nehemia 8,6 NLB) MUOT 449 3 Doch sogar hier gab es Anzeichen der Sünde in Israel. Durch die Mischehen mit Angehörigen anderer Völker war die hebräische Sprache verhunzt worden. Die Sprecher mussten sehr sorgfältig darauf achten, das Gesetz in der Sprache des Volkes so zu erklären, dass es alle verstehen konnten. Mithilfe einiger Priester und Leviten erklärte Esra dem Volk die Grundlagen des Gesetzes Gottes. "Die vorgelesenen Abschnitte übersetzten sie aus dem Hebräischen in die aramäische Umgangssprache und erklärten das Gesetz, damit das Volk es wirklich verstehen konnte." (Nehemia 8,8 Hfa) Ein Tag Der Freude MUOT 449 4 "Das ganze Volk hörte der Verlesung des Gesetzbuches aufmerksam zu." (Nehemia 8,3b NLB) Konzentriert und ehrfürchtig hörten die Leute auf die Worte des Höchsten. Als man ihnen das Gesetz erklärte, wurden sie von ihrer Schuld überzeugt und beklagten ihre Übertretungen. Doch dieser Tag war ein Festtag, ein Tag der Freude, eine heilige Zusammenkunft, die das Volk nach dem Willen des Herrn fröhlich und freudig begehen sollte. Deshalb wurden sie gebeten, ihre Trauer zu zügeln und sich zu freuen, weil Gott ihnen Barmherzigkeit erwiesen hatte. "Seid nicht traurig und weint nicht! Heute ist ein heiliger Tag, ein Festtag zur Ehre des Herrn, eures Gottes!", sagte Nehemia. "Geht nun, esst und trinkt! Nehmt das Beste, was ihr habt, und gebt auch denen etwas, die nichts haben. Der heutige Tag ist ein Festtag zur Ehre des Herrn! Macht euch keine Sorgen, denn die Freude am Herrn umgibt euch wie eine schützende Mauer." (Nehemia 8,9b.10 GNB) MUOT 450 1 Der Vormittag war religiösen Diensten gewidmet, und den übrigen Teil der Zeit verbrachte das Volk damit, in Dankliedern die Segnungen Gottes zu rühmen und die reichen Gaben zu genießen, die er geschenkt hatte. Auch den Armen, die nichts hatten, was sie zubereiten konnten, wurde ein Anteil übergeben. Große Freude herrschte, weil man die Lesung des Gesetzes verstanden hatte. MUOT 450 2 Am folgenden Tag wurde das Gesetz weiter vorgelesen und erklärt. Zur festgesetzten Zeit - am zehnten Tag des siebenten Monats - führte man nach dem Gebot Gottes die feierlichen Handlungen des großen Versöhnungstages durch (vgl. 3. Mose 16). Die Feier Des Laubhüttenfestes MUOT 450 3 Vom 15. bis zum 22. Tag des Monats feierten das Volk und seine Leiter das Laubhüttenfest. Es wurde in allen Städten ausgerufen: "Geht hinaus auf die Berge und holt Ölzweige, Balsamzweige, Myrtenzweige, Palmenzweige und Zweige von Laubbäumen, dass man Laubhütten mache, wie es geschrieben steht. Und das Volk ging hinaus und holte sie und machte sich Laubhütten, ein jeder auf seinem Dach und in seinem Hof und in den Vorhöfen am Hause Gottes ... Und es war eine sehr große Freude. Und es wurde jeden Tag aus dem Buch des Gesetzes Gottes vorgelesen, vom ersten Tag an bis zum letzten." (Nehemia 8,15-18) MUOT 450 4 Während die Versammelten Tag für Tag den Worten des Gesetzes gelauscht hatten, waren ihnen ihre eigenen Übertretungen und die Sünden der vergangenen Geschlechter zum Bewusstsein gekommen. Sie erkannten, dass ihnen der Herr wegen ihres Abfalls seine schützende Fürsorge entzogen hatte und die Nachkommen Abrahams in fremde Länder zerstreut worden waren. Sie entschlossen sich, ihn um Gnade zu bitten und zu geloben, nach seinen Geboten zu leben. Ehe sie jenen feierlichen Gottesdienst begannen, der am zweiten Tag nach dem Ende des Laubhüttenfestes stattfinden sollte, trennten sie sich von den Heiden unter ihnen. Die Erneuerung Des Bundes MUOT 451 1 Als das Volk niederfiel und vor dem Herrn seine Sünden bekannte und um Vergebung flehte, ermutigten die Leiter die Versammelten, darauf zu vertrauen, dass Gott ihre Gebete erhört, wie er es verheißen hatte. Sie sollten aber nicht um ihrer Sünden willen klagen und weinen und sie bereuen, sondern auch glauben, dass ihnen Gott vergeben hat. Ihren Glauben sollten sie dadurch zeigen, dass sie gemeinsam von den barmherzigen Taten des Herrn sangen und ihn für seine Güte priesen. "Auf, preist den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit!", sagten ihre Lehrer (Nehemia 9,5 GNB). MUOT 451 2 Darauf ertönte aus der versammelten Menge, die dabei ihre Hände zum Himmel erhob, ein Lied: "Dein großer Name, Herr, sei gepriesen! MUOT 451 3 Alles Preisen und Rühmen der Menschen reicht nicht an ihn heran. Du, Herr, allein bist Gott! Du hast den Himmel geschaffen, die Himmelswelt mit dem Heer der Engel. Du hast die Erde und das Meer geschaffen und alle Geschöpfe, die dort leben. Ihnen allen hast du das Leben geschenkt, und die Himmelsmächte beten dich an!" (Nehemia 9,6 GNB) MUOT 451 4 Nach dem Lobgesang schilderten die Leiter den Versammelten die Geschichte Israels und zeigten, wie groß Gottes Güte seinen Kindern gegenüber und wie groß ihre Undankbarkeit gewesen war. Dann schloss die Gemeinde einen Bund, indem sie versprach, alle Gebote Gottes zu halten. Sie hatten die Strafe für ihre Sünden erlitten. Nun erkannten sie an, dass Gott gerecht an ihnen gehandelt hatte, und gelobten, seinem Gesetz zu gehorchen. MUOT 451 5 Damit dies "eine bindende Verpflichtung" blieb und in dauerhafter Form zur Erinnerung an diesen eingegangenen Bund aufbewahrt werden konnte, wurde sie aufgeschrieben und von den Priestern, Leviten und Fürsten unterzeichnet (Nehemia 10,1 GNB). Dies sollte sie an ihre Pflichten erinnern und als Schranke gegen Versuchungen dienen. Heilige Versprechen MUOT 451 6 Das Volk legte einen feierlichen Eid ab, "sich an das Gesetz zu halten, das Gott uns durch Mose, seinen Bevollmächtigten, gegeben hat, und alle Gebote, Vorschriften und Anweisungen des Herrn, unseres Gottes, zu befolgen" (Nehemia 10,30 GNB). In ihrem Eid eingeschlossen war auch das Versprechen, keine Mischehen mit den heidnischen Bewohnern einzugehen. MUOT 452 1 Noch vor Ablauf dieses Fastentages legte das Volk ferner das Versprechen ab, seine Umkehr zum Herrn auch dadurch unter Beweis zu stellen, dass es den Sabbat nicht mehr entweihen wollte. Erst später setzte Nehemia seine Autorität ein, um heidnische Händler davon abzuhalten, am Sabbat nach Jerusalem zu kommen (vgl. Nehemia 13,15-22). Aber im Bestreben, das Volk vor der Versuchung zu bewahren, verpflichtete er es durch einen feierlichen Bund, das Sabbatgebot nicht durch Einkäufe bei diesen Händlern zu übertreten. Nehemia hoffte, dass dies die Händler entmutigen und ihre Geschäftemacherei beenden würde. MUOT 452 2 Es wurden auch Vorkehrungen zur Förderung der öffentlichen Gottesdienste getroffen. Die Versammelten verpflichteten sich, zusätzlich zum Zehnten jährlich eine festgesetzte Summe für den Dienst im Heiligtum aufzubringen. Sie verpflichteten sich weiter: "Wir werden Jahr für Jahr den ersten Teil des Ertrags unserer Äcker und die ersten Früchte unserer Obstbäume zum Haus des Herrn bringen. Wir werden unsere ältesten Söhne und die Erstgeborenen aller unserer Tiere aus den Schaf-, Ziegen- und Rinderherden, wie es das Gesetz vorschreibt, zu den Priestern bringen, die im Haus unseres Gottes Dienst tun." (Nehemia 10, 36.37 NLB) MUOT 452 3 Die Israeliten waren in tiefer Trauer über ihre Abtrünnigkeit zu Gott zurückgekehrt. Unter Tränen und Klagen hatten sie ihre Sünden eingestanden. Sie hatten anerkannt, dass Gott gerecht mit ihnen verfahren war. Sie gelobten, seinem Gesetz zu gehorchen. Nun mussten sie ihr Vertrauen in Gottes Verheißungen bekunden. Gott hatte ihre Reue angenommen. Von nun an konnten sie sich in der Gewissheit freuen, dass ihre Sünden vergeben waren und sie wieder in Gottes Gunst standen. MUOT 452 4 Nehemias Bemühungen, die Anbetung des wahren Gottes wiederherzustellen, waren von Erfolg gekrönt. Solange das Volk dem geleisteten Eid treu blieb und dem Wort Gottes gehorchte, würde der Herr seine Verheißung erfüllen und es mit reichen Segnungen überschütten. Eine Ermutigung Für Reumütige Sünder MUOT 452 5 Für Menschen, die sich ihrer Sünde bewusst und von einem Gefühl ihrer Unwürdigkeit bedrückt sind, enthält dieser Bericht Lehren des Glaubens und der Ermutigung. Die Bibel stellt die Folgen des Abfalls in Israel wahrheitsgetreu dar. Aber sie schildert auch die tiefe Demütigung und Reue, die ernste Hingabe in der freigebigen Opferbereitschaft zu Zeiten ihrer Rückkehr zum Herrn. MUOT 452 6 Jede echte Hinwendung zum Herrn bringt bleibende Freude ins Leben. Wenn sich ein Sünder dem Einfluss des Heiligen Geistes öffnet, erkennt er seine eigene Schuld und Unreinheit im Unterschied zur Heiligkeit dessen, der in sein Herz schaut. Als Übertreter der Gebote sieht er sich als ein Verurteilter. Er braucht sich deshalb aber nicht der Verzweiflung zu überlassen, denn seine Vergebung ist schon gesichert. Er darf sich in dem Bewusstsein freuen, dass ein liebender himmlischer Vater seine Sünden vergeben hat. Es ist Gottes Ruhm, sündhafte und reumütige Menschen in seine liebevollen Arme zu schließen, ihre Wunden zu verbinden, sie von der Sünde zu reinigen und ihnen "die Kleider des Heils" anzuziehen (Jesaja 61,10b). ------------------------Kapitel 57 - Aufruf Zu Erweckung Und Reformation MUOT 454 0 Nehemia 13, Jesaja 58,12-14. MUOT 454 1 Das jüdische Volk hatte sich öffentlich und feierlich verpflichtet, dem Gesetz Gottes zu gehorchen. Als ihm jedoch der Einfluss Esras und Nehe- mias eine Zeitlang entzogen war, wichen viele Juden vom Herrn ab. Nehemia war nach Persien zurückgekehrt. Während seiner Abwesenheit von Jerusalem schlichen sich Übel ein, die das Volk zu verderben drohten. MUOT 454 2 Götzenanbeter fassten nicht nur in der Stadt Fuß, sondern entweihten durch ihre Anwesenheit auch den Tempelbezirk. Durch eine Mischehe war es zu einer Freundschaft zwischen dem Hohenpriester Eljaschib und dem Am- moniter Tobija, dem erbitterten Feind Israels, gekommen. Als Folge dieser unheiligen Verbindung erlaubte Eljaschib Tobija, in einem Nebenraum des Tempels zu wohnen, in dem man bis dahin die vom Volk gebrachten Zehnten und Gaben gelagert hatte. MUOT 454 3 Wegen der Grausamkeit und Treulosigkeit der Ammoniter und Moabiter gegenüber dem Volk Israel hatte Gott durch Mose erklärt, dass "ihre Nachkommen ... nicht einmal in der zehnten Generation in die Versammlung des Herrn aufgenommen werden" durften (5. Mose 23,4 NLB). Diese Anweisung missachtend, ließ der Hohepriester die Gaben im Lager am Gotteshaus entfernen, um für den Vertreter eines geächteten Volksstammes Platz zu schaffen. Größere Verachtung für Gott hätte man nicht zeigen können als mit solch einem Entgegenkommen für diesen Feind Gottes und seiner Wahrheit. Nehemias Massnahmen Bei Seiner Rückkehr MUOT 454 4 Als Nehemia aus Persien zurückkehrte, erfuhr er von dieser dreisten Entweihung und ergriff sofort Maßnahmen, um den Eindringling zu vertreiben. "Es verdross mich sehr", berichtete er, "und ich warf allen Hausrat des Tobija hinaus vor die Kammer und befahl, dass sie die Kammer reinigten. Und ich brachte wieder hinein, was zum Hause Gottes gehörte, Speisopfer und Weihrauch." (Nehemia 13,8.9) MUOT 455 1 Nicht nur der Tempel war entweiht, sondern es waren auch die Gaben missbraucht worden. Das hatte die Leute in ihrer Freigebigkeit entmutigt. Sie hatten ihren Eifer und ihre Begeisterung verloren und gaben den Zehnten nur zögerlich. Die Schatzkammern im Haus des Herrn wurden nur kärglich gefüllt. Viele Sänger und andere Bedienstete des Tempels hatten das Werk Gottes verlassen, um anderswo zu arbeiten, weil sie nicht ausreichend versorgt worden waren. MUOT 455 2 Nehemia machte sich daran, diese Missstände zu beenden. Er holte alle, die den Dienst im Haus des Herrn verlassen hatten, "zurück und stellte sie wieder an ihre Arbeit". Das flößte dem Volk Vertrauen ein, und ganz Juda brachte "wieder den zehnten Teil von ihrem Getreide, dem Wein und dem Olivenöl in die Vorratsräume". Männer, die als zuverlässig bekannt waren, bestellte Nehemia als Verwalter über die Schatzmeisterei. Sie "bekamen deshalb den Auftrag, die Lebensmittel an ihre Amtsbrüder zu verteilen" (Nehe- mia 13,11b.12.13c GNB). Die Verachtung Des Sabbats MUOT 455 3 Eine andere Folge des Umgangs mit Götzenanbetern war die Missachtung des Sabbats, des Zeichens, das die Israeliten von allen anderen Nationen als Anbeter des wahren Gottes unterschied (vgl. 2. Mose 31,13-17). Nehemia stellte fest, dass heidnische Kaufleute und Händler aus der Umgebung nach Jerusalem kamen und viele Israeliten zu Geschäftstätigkeiten am Sabbat verleiteten. Zwar ließen sich einige nicht von ihrer Grundsatztreue abbringen, aber andere übertraten das Gebot und unterstützten die Heiden in ihren Bemühungen, die Bedenken der Gewissenhafteren zu zerstreuen. Viele wagten es, den Sabbat zu entweihen. Nehemia schrieb: "In dieser Zeit sah ich einige Männer von Juda am Sabbat die Kelter treten. Außerdem holten sie Korn herbei, beluden ihre Esel damit und brachten Wein, Trauben, Feigen und alle möglichen Erzeugnisse nach Jerusalem ... Auch ließen sich einige Männer aus Tyrus nieder, die Fisch und alle möglichen anderen Waren mitgebracht hatten, und verkauften sie am Sabbat in Jerusalem an die Juden." (Nehemia 13,15.16 NLB) MUOT 455 4 So weit wäre es nicht gekommen, wenn die Ratsherren ihre Verantwortung wahrgenommen hätten. Doch um ihrer eigenen Interessen willen waren viele bereit, mit den Gottlosen Geschäfte zu machen. Wegen ihres Pflichtversäumnisses wies sie Nehemia furchtlos zurecht. "Warum tut ihr so schändliche Dinge und entweiht dadurch den Sabbat?", fragte er sie streng. "Haben nicht eure Vorfahren so gehandelt, sodass unser Gott dieses ganze Unglück über uns und unsere Stadt brachte? Und jetzt beschwört ihr noch größeren Zorn auf die Israeliten herab, indem ihr den Sabbat entheiligt!" (Nehemia 13,17.18 NLB) Er befahl, dass "die Tore der Stadt vor dem Sabbat, wenn es dunkel wurde, geschlossen werden mussten und nicht vor dem Ende des Sabbats wieder geöffnet werden durften" (Nehemia 13,19 NLB). Da er seinen eigenen Dienern mehr vertraute als denen, die die Ratsherren von Jerusalem bestimmen mochten, stellte er sie an den Toren auf, um sicherzugehen, dass seine Anweisungen ausgeführt wurden. MUOT 456 1 Doch nicht gewillt, ihre Absicht aufzugeben, "blieben die Kaufleute und Händler mehrmals in der Nacht ... vor der Stadt und boten dort ihre Waren an" (Nehemia 13,20). Unter Androhung von Strafe warnte sie Nehemia vor weiterer Aufdringlichkeit. "Warum schlagt ihr am Sabbat euer Lager vor der Stadtmauer auf?", herrschte er sie an. ">Geschieht das noch ein einziges Mal, lasse ich euch festnehmen!‹ Von da an kamen sie am Sabbat nicht wieder." (Nehemia 13,21 Hfa) Er befahl den Leviten, von nun an die Tore zu bewachen, weil er wusste, dass sie größeren Respekt als gewöhnliche Leute genossen. Wegen ihrer engeren Verbindung mit dem Dienst für Gott war zu erwarten, dass sie eifriger darauf dringen würden, seinem Gesetz Folge zu leisten. Die Auflösung Der Mischehen MUOT 456 2 Nun wandte Nehemia seine Aufmerksamkeit der erneut auftretenden Gefahr zu, die Israel durch Mischehen und Verbindungen mit Götzendienern drohte. Darüber berichtete er: "Zu dieser Zeit fand ich auch heraus, dass viele jüdische Männer Frauen aus Aschdod, Ammon und Moab geheiratet hatten. Die Hälfte ihrer Kinder redete in der Sprache von Aschdod oder in einer anderen fremden Sprache, doch Hebräisch konnten sie nicht." (Nehemia 13,23.24 Hfa) MUOT 456 3 Diese ungesetzlichen Verbindungen verursachten in Israel große Verwirrung, weil das sogar bei Männern in leitender Stellung vorkam, bei denen das Volk mit Recht Rat suchte und ein zuverlässiges Vorbild erwartete. Nehemia sah voraus, dass die Nation untergehen würde, wenn dieses Übel weiter bestehen sollte. Deshalb redete er ernsthaft mit den Übeltätern. Er wies sie auf Salomo hin und erinnerte sie daran, dass es in keinem Volk einen solchen König wie ihn gegeben habe, dem Gott solch große Weisheit verlieh. Dennoch war es seinen götzendienerischen Frauen gelungen, sein Herz von Gott abzuwenden. Sein Beispiel hatte Israel verdorben. "Ist es nicht unerhört, dass ihr nun genau dasselbe Unrecht begeht und unserem Gott untreu werdet und fremde Frauen heiratet!", fragte Nehemia sie streng. "Ihr dürft eure Töchter nicht mit ihren Söhnen verheiraten und von ihren Töchtern keine als Frau für euch oder eure Söhne nehmen!" (Nehemia 13,27b.25 GNB) MUOT 457 1 Als er ihnen Gottes Gebote und Drohungen darlegte und an die furchtbaren Strafgerichte erinnerte, die Israel in der Vergangenheit gerade wegen dieser Sünde heimgesucht hatten, wurde ihr Gewissen geweckt. Es begann ein Reformwerk, das Gottes Zorn abwendete und seine Anerkennung und seinen Segen brachte. MUOT 457 2 Einige Männer in geistlichen Ämtern wandten ein, dass sie es nicht über sich bringen könnten, sich von ihren heidnischen Frauen zu trennen. Es wurde jedoch kein Unterschied gemacht. Rang und Stellung blieben unberücksichtigt. Wer auch immer sich unter den Priestern und Ratsherren weigerte, seine Verbindung mit Götzendienern abzubrechen, wurde unverzüglich seines Dienstes für den Herrn enthoben. Ein Enkel des Hohenpriesters, der eine Tochter des berüchtigten Sanballat geheiratet hatte, wurde aus seinem Amt entfernt und unverzüglich aus Israel verbannt. "Erinnere dich an sie, mein Gott, denn sie haben das Priestertum und den Bund der Priester und Leviten verunreinigt!", bat Nehemia (Nehemia 13,29 NLB). MUOT 457 3 Wie viel Seelenqual diese notwendige Härte den treuen Gottesstreiter gekostet hat, wird erst der Gerichtstag offenbaren. Es gab einen ständigen Kampf mit Widerspenstigen. Nur durch Fasten, Demütigung vor Gott und Beten kam ein Fortschritt zustande. Der Ursprung Der Feindschaft Mit Den Samaritanern MUOT 457 4 Viele, die Götzenanbeter geheiratet hatten, zogen es vor, mit ihnen in die Verbannung zu ziehen. Sie und die aus der Volksgemeinde Ausgeschlossenen zogen zu den Samaritanern. Dorthin gingen auch einige, die im Werk Gottes hohe Stellungen bekleidet hatten und nach einiger Zeit mit den Samaritanern gemeinsame Sache machten. MUOT 457 5 Im Bestreben, dieses Bündnis zu stärken, versprachen die Samaritaner, den jüdischen Glauben und die jüdischen Gebräuche in noch stärkerem Maß zu übernehmen. Die Abtrünnigen waren ihrerseits entschlossen, ihre früheren Glaubensbrüder zu übertreffen. Sie errichteten als Gegenstück zum Haus Gottes in Jerusalem einen eigenen Tempel auf dem Berg Garizim. Diese Mischung aus Juden- und Heidentum und der Anspruch der Samaritaner, das Volk Gottes zu sein, waren die Ursache von Spaltung, Eifersucht und Feindschaft zwischen den beiden Völkern über viele Generationen hinweg. Männer Wie Esra Und Nehemia Werden Heute Gebraucht MUOT 458 1 Im Reformwerk, das heute durchgeführt werden soll, brauchen wir Männer, die wie Esra und Nehemia die Sünde weder beschönigen noch entschuldigen und auch nicht davor zurückschrecken, die Ehre Gottes zu verteidigen. Diejenigen, auf denen die Last dieses Werkes ruht, werden nicht schweigen, wenn Unrecht geschieht. Sie werden das Böse auch nicht mit einem Mantel falsch verstandener Nächstenliebe zudecken, sondern daran denken, dass "Gott die Person nicht ansieht" (5. Mose 10,17b). Strenge gegen einige kann sich als Barmherzigkeit für viele erweisen. Sie werden sich auch daran erinnern, dass immer die Gesinnung von Christus den begleitet, der Sünde tadelt. MUOT 458 2 Esra und Nehemia demütigten sich vor Gott in ihrem Wirken, bekannten ihre eigenen und die Sünden ihres Volkes und baten um Vergebung, als ob sie selbst die Übertreter wären. Geduldig mühten sie sich ab, beteten und litten. Nicht die offene Feindseligkeit der Heiden erschwerte ihre Arbeit am meisten, sondern der geheime Widerstand angeblicher Freunde, die ihren Einfluss in den Dienst des Bösen stellten und dadurch die Last der Diener Gottes zehnfach vermehrten. Diese Verräter lieferten den Feinden des Herrn das Material, das in deren Kampf gegen sein Volk genutzt werden konnte. Ihre üblen Leidenschaften und ihr rebellischer Geist lagen stets im Widerstreit mit den klaren Forderungen Gottes. MUOT 458 3 Der Erfolg von Nehemias Bemühungen zeigt, was Gebet, Glaube und kluges, tatkräftiges Handeln zustande bringen können. Nehemia war weder ein Priester noch ein Prophet und erhob keinen Anspruch auf einen hohen Titel. Er war ein Reformer, der für eine bedeutende Zeit berufen wurde. Es war sein Ziel, das Volk in ein rechtes Verhältnis zu Gott zu führen. Von dieser hohen Absicht beseelt, setzte er all seine Kräfte ein, um das Ziel zu erreichen. Seine Bemühungen kennzeichnete eine große, unbeugsame Redlichkeit. Wenn er es mit Bosheit und Rechtsbruch zu tun bekam, nahm er eine so entschlossene Haltung ein, dass er das Volk dazu bewegen konnte, mit frischem Eifer und Mut mitzuarbeiten. Das Volk konnte nicht umhin, Nehemias Treue, seine Vaterlandsliebe sowie seine tiefe Liebe zu Gott anzuerkennen. Daher waren alle bereit, seiner Führung zu folgen. Entschlossenes Handeln Ist Erforderlich MUOT 459 1 Eifer in einer von Gott verordneten Pflicht ist ein wichtiger Bestandteil des wahren Glaubens. Menschen sollten sich der jeweiligen Umstände als Gottes Mittel bedienen, um mit ihnen seinen Willen zu erfüllen. Schnelles und entschiedenes Handeln zur rechten Zeit wird herrliche Siege bescheren, während Zaudern und Nachlässigkeit zu Misserfolg führen und Gott Unehre bereiten. Wenn die Verantwortlichen im Werk Gottes keinen Eifer zeigen, wenn sie gleichgültig und unentschlossen sind, wird die Gemeinde nachlässig, träge und bequem. Wenn sie jedoch mit dem heiligen Vorsatz erfüllt sind, Gott allein zu dienen, wird die Gemeinde geeint, zuversichtlich und eifrig werden. MUOT 459 2 In der Bibel steht eine Fülle von scharfen und eindrucksvollen Gegensätzen. Sünde und Heiligkeit werden nebeneinandergestellt, damit wir das eine meiden und das andere annehmen. Auf den gleichen Seiten, auf denen der Hass, die Falschheit und die Hinterhältigkeit eines Sanballat oder Tobija beschrieben werden, liest man von der edlen Gesinnung, der Hingabe und der Selbstaufopferung Esras oder Nehemias. Wir können uns entscheiden, das eine oder das andere nachzuahmen. Die schrecklichen Folgen der Übertretung der Gebote Gottes werden in einen scharfen Gegensatz zu den Segnungen gestellt, die der Gehorsam mit sich bringt. Wir selbst müssen uns entscheiden, ob wir die einen erleiden oder die anderen genießen wollen. Das Reformwerk In Der Endzeit MUOT 459 3 Das Werk der Wiederherstellung und Reform, das die aus der Verbannung Heimgekehrten unter der Führung Esras und Nehemias durchführten, zeigt beispielhaft das Bild einer geistlichen Erneuerung, wie sie in den letzten Tagen der Weltgeschichte geschehen soll. Die Übrigen von Israel waren ein schwaches Volk, das dem Wüten seiner Feinde ausgesetzt war. Aber durch sie wollte Gott die Erkenntnis über sich und sein Gesetz auf der Erde bewahren. Sie waren die Hüter der wahren Gottesanbetung, die Bewahrer der heiligen Offenbarungen. Sie machten verschiedene Erfahrungen, als sie den Tempel und die Stadtmauer Jerusalems wieder aufbauten und starkem Widerstand entgegentreten mussten. Die verantwortlichen Leiter hatten schwere Bürden zu tragen. Doch diese Männer schritten in unerschütterlichem Vertrauen und in demütiger Abhängigkeit von Gott voran und waren überzeugt, dass er die Sache seiner Wahrheit zum Sieg führen wird. Wie König Hiskia hing Nehemia "dem Herrn an und wich nicht von ihm ab und hielt seine Gebote ... Und der Herr war mit ihm" (2. Könige 18,6.7). MUOT 460 1 Die geistliche Wiederherstellung, für die das Werk, das in der Zeit Nehe- mias durchgeführt wurde, ein Vorbild war, beschrieb Jesaja mit den Worten: "Sie werden alles wiederherstellen, was vor vielen Jahren zerstört wurde und seither in Trümmern liegt." (Jesaja 61,4a Hfa) "Euer Volk wird wieder aufbauen, was seit Langem in Trümmern liegt, und wird die alten Mauern wieder errichten. Man nennt euch dann ›das Volk, das die Lücken ... schließt‹." (Jesaja 58,12 Hfa) MUOT 460 2 Der Prophet beschrieb hier ein Volk, das in einer Zeit des allgemeinen Abfalls von der Wahrheit Gottes und seiner Gerechtigkeit jene Grundsätze wieder aufrichtet, die das Fundament des Reiches Gottes sind. Sie mauern gewissermaßen die Lücke wieder zu, die in Gottes Gesetz geschlagen wurde - in den Schutzwall, den er um sein erwähltes Volk gezogen hat. Der Gehorsam gegen seine Gebote der Gerechtigkeit, Wahrheit und Reinheit soll ihr beständiger Schutz sein. MUOT 460 3 In unmissverständlichen Worten wies Jesaja auf das besondere Werk des Volkes der treuen Übrigen hin, das die Mauer aufbaut: "Wenn du deinen Fuß am Sabbat zurückhältst und nicht deinen Geschäften nachgehst an meinem heiligen Tag und den Sabbat ›Lust‹ nennst und den heiligen Tag des Herrn ›geehrt‹; wenn du ihn dadurch ehrst, dass du nicht deine Gänge machst und nicht deine Geschäfte treibst und kein leeres Geschwätz redest, dann wirst du deine Lust haben am Herrn, und ich will dich über die Höhen auf Erden gehen lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des Herrn Mund hat's geredet." (Jesaja 58,13.14) MUOT 460 4 In der letzten Zeit der Weltgeschichte soll jede göttliche Einrichtung wiederhergestellt werden. Die Lücke in den Zehn Geboten, die durch die Veränderung des Sabbatgebots von Menschen geschlagen wurde, muss wieder zugemauert werden. Gottes Volk der Übrigen erscheint in der Welt als Reformer, die darauf verweisen, dass das Gesetz Gottes die Grundlage jeder dauerhaften Erneuerung ist und der Sabbat des vierten Gebots ein Erinnerungszeichen der Schöpfung darstellt, das immer an die Macht Gottes erinnert (vgl. 2. Mose 20,8.11). Klar und deutlich sollen sie darauf hinweisen, dass alle zehn Gebote befolgt werden sollen. Angetrieben von der Liebe zu Christus wird durch sie "wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat" (Jesaja 58,12), sodass man sie nennen wird: "Vermaurer von Breschen, Wiederhersteller von Straßen zum Wohnen" (Elb.). ------------------------Kapitel 58 - Der Befreier Wird Kommen MUOT 464 0 Jesaja 42,1-7 und 53; Daniel 9,24-27. MUOT 464 1 Viele Jahrhunderte hindurch - vom Tag an, als unsere Ureltern ihr Zuhause im Garten Eden verloren, bis zu der Zeit, als Gottes Sohn als der Erlöser von uns Sündern erschien - kennzeichneten "erdrückendes Dunkel, Verzweiflung und Finsternis" (Jesaja 8,22b GNB) die Geschichte der Menschheit. Die Hoffnung des gefallenen Geschlechts richtete sich auf das Kommen eines Erlösers, der Männer und Frauen aus der Knechtschaft der Sünde und des Todes befreien sollte. Die Erste Ankündigung Im Garten Eden MUOT 464 2 Die erste Andeutung einer solchen Hoffnung konnten Adam und Eva dem Urteilsspruch entnehmen, der im Garten Eden über die Schlange gefällt wurde, als der Herr in ihrem Beisein erklärte: "Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen." (1. Mose 3,15) MUOT 464 3 Als das schuldige Paar diese Worte hörte, wurde es mit Hoffnung erfüllt, denn in der Vorhersage über das Zerbrechen der Macht Satans erkannten sie eine Verheißung der Rettung aus dem Verderben, dem sie durch die Übertretung ausgeliefert waren. Obwohl sie unter der Macht ihres Feindes leiden mussten, weil sie sich auf seine Verführung eingelassen hatten, indem sie sich entschieden, dem klaren Gebot Jahwes ungehorsam zu sein (vgl. 1. Mose 2,16.17; 3,6.11-13), brauchten sie deshalb nicht zu verzweifeln. Der Sohn Gottes bot sich an, mit seinem eigenen Leben ihre Sünde zu sühnen. Ihnen sollte eine Zeit der Bewährung eingeräumt werden, in der sie durch den Glauben an die rettende Macht Christi wieder zu Kindern Gottes werden konnten. Die Rückgewinnung Der Herrschaft MUOT 465 1 Weil es Satan gelungen war, die Menschen vom Weg des Gehorsams abzubringen, wurde er zum "Gott dieser Welt" (2. Korinther 4,4). Die Herrschaft, die einst Adam gehört hatte, ging an den Thronräuber über. Doch der Sohn Gottes schlug vor, auf diese Erde zu kommen und die Strafe für die Sünde zu bezahlen. Auf diese Weise würde nicht nur die Menschheit erlöst, sondern auch deren verlorene Herrschaft zurückgewonnen werden. Von dieser Wiederherstellung weissagte Micha, als er sagte: "Und du, Wachturm auf dem Hügel von Jerusalem, wirst deine frühere Herrschaft wieder erlangen." (Micha 4,8 NLB) Der Apostel Paulus hat darauf hingewiesen, als er von der "Erlösung des Eigentums" sprach (Epheser 1,14 Elb.). David beschrieb es in Psalm 37,29 so: "Die Gerechten werden das Land ererben und darin wohnen allezeit." Verheissungen An Die Patriarchen Und Mose MUOT 465 2 Diese Hoffnung auf Errettung durch das Kommen des Sohnes Gottes als Erlöser und König ist in den Herzen der Menschen nie erloschen. Von Beginn an gab es Menschen, deren Glaube über die Schatten der Gegenwart hinaus auf die zukünftige Wirklichkeit reichte. Durch Adam, Seth, Henoch, Methusalem, Noah, Sem, Abraham, Isaak, Jakob und andere würdige Männer hat der Herr die kostbaren Offenbarungen seines Willens bewahrt. Durch sie ließ Gott den Israeliten - dem auserwählten Volk, durch das der Welt der verheißene Messias gegeben werden sollte - die Kenntnis der Forderungen seines Gesetzes und der Erlösung, die durch das Sühnopfer seines geliebten Sohnes bewirkt werden sollte, übermitteln. MUOT 465 3 Die Hoffnung Israels wurde in der Verheißung zum Ausdruck gebracht, die bei der Berufung Abrahams ausgesprochen und später gegenüber seinen Nachkommen ständig wiederholt wurde: "Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden." (1. Mose 12,3 NLB) Als Gottes Absicht, die Menschheit zu erlösen, Abraham dargelegt wurde, schien "die Sonne der Gerechtigkeit" (Maleachi 3,20) in sein Herz, und seine Finsternis wurde vertrieben. MUOT 465 4 Als schließlich der Erlöser selbst unter den Menschen lebte und redete, bestätigte er vor den Juden die lebendige Hoffnung des Patriarchen auf Befreiung durch das Kommen eines Erlösers: "Euer Vater Abraham freute sich auf mein Kommen. Er sah es voraus und war froh." (Johannes 8,56 NLB) MUOT 465 5 Als der Erzvater Jakob auf dem Sterbebett den Segen über seine Söhne aussprach, weissagte er über Juda dieselbe gesegnete Hoffnung: "Nur dir gehören Thron und Zepter, dein Stamm wird stets den König stellen, bis Schilo kommt, der große Herrscher, dem alle Völker dienen sollen." (1. Mose 49,10 GNB) MUOT 466 1 Erneut wurde an der Grenze des verheißenen Landes das Kommen des Welterlösers in der Prophezeiung Bileams vorausgesagt: "Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nah. Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen und wird zerschmettern die Schläfen der Moabiter und den Scheitel aller Söhne Seths." (4. Mose 24,17) MUOT 466 2 Durch Mose offenbarte Gott den Israeliten seine Absicht, der gefallenen Menschheit seinen Sohn als Erlöser zu senden. Kurz vor seinem Tod erklärte Mose: "Der Herr, euer Gott, wird einen Propheten wie mich einsetzen, den er aus eurem Volk erwählt." Noch deutlicher beschrieb Gott selbst das Heilswerk des kommenden Messias: "Ich will einen Propheten wie dich einsetzen, den ich aus ihrem Volk erwähle. Diesem Propheten werde ich meine Worte in den Mund legen, und er wird dem Volk alles sagen, was ich ihm auftrage." (5. Mose 18,15.18 NLB) MUOT 466 3 Zur Zeit der Patriarchen erinnerten die in Verbindung mit der Anbetung Gottes dargebrachten Opfer ständig an das Kommen eines Erlösers. So verhielt es sich auch mit den Riten des Heiligtumsdienstes während der Geschichte Israels. Durch den Dienst im Zeltheiligtum und im Tempel, der später an dessen Stelle trat, wurden die Israeliten täglich durch symbolische Darstellungen und Schattenbilder der künftigen Ereignisse über die großen Wahrheiten belehrt, die sich auf die Ankunft des Sohnes Gottes als Erlöser, Priester und König bezogen. Einmal im Jahr - am großen Versöhnungstag - wurden ihnen sinnbildlich die abschließenden Ereignisse der großen Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan gezeigt - die endgültige Reinigung des Universums von Sünde und Sündern. MUOT 466 4 Die Opfer und Gaben in den mosaischen Ritualen wiesen auf einen besseren, sogar einen himmlischen Dienst hin. Das irdische Heiligtum war "ein Sinnbild für die gegenwärtige Zeit", in dem "Opfer und Gaben dargebracht" wurden (Hebräer 9,9a GNB). Seine zwei Abteilungen waren "Nachbildungen der himmlischen Wirklichkeit" (Hebräer 9,23a GNB). Denn heute ist Christus, unser Hoherpriester, der "Priester in dem einzig wahren Heiligtum, das vom Herrn selbst und nicht von Menschen errichtet worden ist" (Hebräer 8,2 Hfa). Die Bestrebungen Des Feindes MUOT 466 5 Seit dem Tag, als der Herr der Schlange in Eden verkündet hatte: "Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen" (1. Mose 3,15), wusste Satan, dass er niemals unumschränkt über die Bewohner dieser Welt herrschen könne. Als Adam und seine Söhne die zeremoniellen Opfer darzubringen begannen, die Gott als Sinnbild des kommenden Erlösers verordnet hatte, erkannte Satan in ihnen ein Zeichen der Gemeinschaft zwischen Himmel und Erde. Jahrtausende lang trachtete er deshalb ständig danach, diese Gemeinschaft zu zerstören. Unermüdlich versuchte er, Gott falsch darzustellen und die Handlungen, die auf den Messias hinwiesen, zu missdeuten. Bei der großen Mehrheit der Menschen hat er damit Erfolg gehabt. MUOT 467 1 Während Gott den Menschen stets begreiflich machen wollte, dass die Gabe, die sie mit ihm selbst versöhnt, seiner Liebe entstammt, war der Erzfeind der Menschheit bestrebt, Gott als den darzustellen, der sich über ihr Verderben freut. Auf diese Weise wurden die Opfer und Ordnungen, die vom Himmel zur Offenbarung der göttlichen Liebe bestimmt waren, als Mittel missdeutet, mit denen die Sünder den Zorn eines beleidigten Gottes mit Gaben und guten Werken zu besänftigen hofften - jedoch vergeblich. Gleichzeitig war Satan bestrebt, die bösen Leidenschaften der Menschen zu wecken und zu verstärken, damit durch wiederholte Übertretungen zahllose Menschen Gott immer mehr entfremdet und hoffnungslos in die Sünde verstrickt wurden. Satan Studierte Die Vorhersagen MUOT 467 2 Als das Wort Gottes in geschriebener Form durch die Propheten Israels übermittelt wurde, studierte Satan eifrig die Botschaften hinsichtlich des kommenden Messias. Er betrachtete genau die Stellen, die das Werk, das Christus unter den Menschen vollbringen würde, mit unmissverständlicher Klarheit als das Leiden eines freiwilligen Opfers und als den Sieg eines Königs beschrieben. So las er in den Schriftrollen des Alten Testamentes, dass der Kommende "wie ein Lamm ... zum Schlachten geführt wird" und "so entstellt" sei, "dass sein Aussehen kaum mehr dem eines Menschen glich" (Jesaja 53,7b; 52,14b NLB). Der verheißene Erlöser der Menschheit werde "verachtet und von den Menschen verlassen" werden - "ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt . bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt" (Jesaja 53,3a.4b Elb.). Doch er werde auch seine gewaltige Macht ausüben und "den Benachteiligten . Recht verschaffen und den Bedürftigen Hilfe bringen; aber die Unterdrücker ... zertreten" (Psalm 72,4 GNB). MUOT 467 3 Diese Weissagungen erfüllten Satan mit Furcht und Zittern. Doch er gab seinen Plan nicht auf, Jahwes barmherzige Vorsorge zur Erlösung der verlorenen Menschheit zu vereiteln. Er war entschlossen, das erwählte Volk soweit wie möglich über die wahre Bedeutung der messianischen Prophezeiungen im Dunkeln zu halten, um es darauf vorzubereiten, den Messias bei dessen Auftreten abzulehnen. Satans Erfolgreiches Wirken MUOT 468 1 In den Jahrhunderten vor der Sintflut hatte sich Satan mit Erfolg bemüht, eine weltweite Auflehnung gegen Gott zustande zu bringen. Selbst die Lehren aus der Sintflut blieben nicht lange im Gedächtnis. Mit listigen Einflüsterungen führte Satan die Menschheit schrittweise in den dreisten Aufruhr. Wieder schien er zu triumphieren, aber Gottes Plan für die gefallenen Menschen ließ sich nicht so leicht unterlaufen. Durch die Nachkommenschaft des gläubigen Abraham aus der Linie Sems sollte das Wissen um die Heilspläne Jahwes zum Nutzen künftiger Generationen bewahrt werden. Von Zeit zu Zeit berief Gott Boten der Wahrheit, die die Bedeutung der Opferzeremonien und besonders der Verheißungen Jahwes über die Ankunft des Einen erklärten, auf den alle Verordnungen des Opferdienstes hinwiesen. Auf diese Weise sollte die Welt vor dem allgemeinen Abfall bewahrt bleiben. MUOT 468 2 Diese Absicht Gottes konnte nur gegen den entschiedensten Widerstand ausgeführt werden. Auf jede mögliche Art und Weise wirkte der Feind aller Wahrheit und Gerechtigkeit auf die Nachkommen Abrahams ein, damit sie ihre hohe und heilige Berufung vergessen und falsche Götter anbeten. Seine Bemühungen waren oftmals erfolgreich. In den Jahrhunderten vor dem ersten Kommen des Sohnes Gottes war "die Erde ... von Finsternis zugedeckt und die Völker [lagen] in tiefer Dunkelheit" (Jesaja 60,2a NLB). Satan warf seinen höllischen Schatten auf den Weg der Menschen, um zu verhindern, dass sie eine richtige Erkenntnis Gottes und der zukünftigen Welt erlangen. Zahllose Menschen saßen im Schatten des Todes. Ihre einzige Hoffnung war, dass diese Finsternis weichen und Gott offenbart werden möge. Messianische Vorhersagen MUOT 468 3 Mit prophetischem Blick sah David, der Gesalbte Gottes, das Kommen des Heilands voraus, das sein würde "wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken" (2. Samuel 23,4). Und Hosea bezeugte: "Er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte." (Hosea 6,3b) Ruhig und sanft dämmert das Tageslicht über der Erde herauf, vertreibt die Dunkelheit und erweckt die Welt zum Leben. So sollte auch "aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit [mit] Heil unter ihren Flügeln" (Maleachi 3,20b). Es war vorhergesagt: "Das Volk, das in der Dunkelheit lebt, sieht ein helles Licht. Und über den Menschen in einem vom Tod überschatteten Land strahlt ein heller Schein." (Jesaja 9,1 NLB). MUOT 469 1 Der Prophet Jesaja sah diese herrliche Befreiung mit Entzücken und verkündete: "Denn uns wurde ein Kind geboren, uns wurde ein Sohn geschenkt. Auf seinen Schultern ruht die Herrschaft. Er heißt: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, ewiger Vater, Friedensfürst. Seine Herrschaft ist groß, und der Frieden auf dem Thron Davids und in seinem Reich wird endlos sein. Er festigt und stützt es für alle Zeiten durch Recht und Gerechtigkeit. Dafür wird sich der Herr, der Allmächtige, nachhaltig einsetzen." (Jesaja 9,5.6 NLB) MUOT 469 2 Weiter weissagte Jesaja: "Es genügt nicht, dass du mein Diener bist, nur um die Stämme Israels wieder aufzurichten und Israel zur Umkehr zu führen. Ich mache dich auch zum Licht für die Völker und zur Rettung für die ganze Welt." (Jesaja 49,6 GNB) In den späteren Jahrhunderten der Geschichte Israels vor dem ersten Kommen des Sohnes Gottes nahm man allgemein an, dass sich diese Weissagung auf die Ankunft des Messias bezieht, denn Jesaja hatte auch vorausgesagt: "Der Herr wird kommen in seiner ganzen Herrlichkeit, und alle Menschen werden es sehen." (Jesaja 40,5 GNB) Von diesem Licht der Menschheit legte Johannes der Täufer später mutig Zeugnis ab, als er verkündigte: "Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat." (Johannes 1,23; vgl. Jesaja 40,3) MUOT 469 3 Über den Messias wurde das prophetische Versprechen gegeben: "Dies sagt der Herr, der Erlöser und Heilige Israels, zu demjenigen, der von den Menschen verachtet und von den Heiden verabscheut wird ... Ich ... habe ... dir geholfen. Ich habe dich dazu geschaffen und bestimmt, ein Bund für das Volk zu sein, das Land aufzurichten und das verödete Erbe neu zu verteilen. Durch dich lasse ich allen Gefangenen sagen: ›Kommt heraus!‹ Und denen im Dunkeln: ›Kommt hervor!‹ ... Sie werden nicht mehr hungern und keinen Durst mehr haben. Die sengende Sonne und die heißen Wüstenwinde werden ihnen nichts anhaben. Ihr Erbarmer wird sie leiten und an frisches Wasser führen." (Jesaja 49,7-10 NLB) MUOT 469 4 Die Standhaften im jüdischen Volk, Abkömmlinge jener heiligen Linie, durch die eine Gotteserkenntnis erhalten geblieben war, stärkten ihren Glauben, indem sie über diese und ähnliche Schriftabschnitte nachdachten. Mit großer Freude lasen sie, dass der Herr einen Gesalbten (Messias) bevollmächtigen werde, "um den Armen eine gute Botschaft zu verkünden . um die zu heilen, die ein gebrochenes Herz haben, und zu verkündigen, dass die Gefangenen freigelassen und die Gefesselten befreit werden, [und] um ein Gnadenjahr des Herrn ... auszurufen" (Jesaja 61,1.2 NLB). MUOT 470 1 Es stimmte sie jedoch traurig, wenn sie an die Leiden dachten, die er erdulden musste, um die göttliche Absicht zu erfüllen. Mit tiefer Beschämung sannen sie über folgende Worte im prophetischen Buch Jesajas nach: "Wer hat unserer Botschaft geglaubt? Wem wurde der mächtige Arm des Herrn offenbart? Er wuchs vor ihm auf wie ein Spross. Er entsprang wie eine Wurzel aus trockenem, unfruchtbarem Land. Sein Äußeres war weder schön noch majestätisch, er hatte nichts Gewinnendes, das uns gefallen hätte. Er wurde verachtet und von den Menschen abgelehnt - ein Mann der Schmerzen, mit Krankheit vertraut, jemand, vor dem man sein Gesicht verbirgt. Er war verachtet und bedeutete uns nichts. Dennoch: Er nahm unsere Krankheiten auf sich und trug unsere Schmerzen. Und wir dachten, er sei von Gott geächtet, geschlagen und erniedrigt! Doch wegen unserer Vergehen wurde er durchbohrt, wegen unserer Übertretungen zerschlagen. Er wurde gestraft, damit wir Frieden haben. Durch seine Wunden wurden wir geheilt! Wir alle gingen in die Irre wie Schafe. Jeder ging seinen eigenen Weg. Doch ihn ließ der Herr die Schuld von uns allen treffen. Er wurde misshandelt und niedergedrückt und gab keinen Laut von sich. Wie ein Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und wie ein Schaf vor seinem Scherer verstummt, so machte auch er den Mund nicht auf. Er wurde aus der Haft und dem Gericht genommen, aber wen aus seinem Volk stimmte es nachdenklich, dass er aus den Lebenden gerissen und wegen der Vergehen meines Volkes geschlagen wurde? Durch Hass und Gericht wurde er dahingerafft. Doch seine Zeitgenossen dachten darüber nicht nach. Er wurde den Lebenden entrissen und starb für die Sünden meines Volkes. Zwar wies man ihm ein Grab unter Sündern zu, doch wurde er in das Grab eines reichen Mannes gelegt, weil er kein Unrecht getan hatte und kein Betrüger war." (Jesaja 53,1-9 NLB) MUOT 470 2 Über den leidenden Erlöser sagte Jahwe selbst durch Sacharja: "Schwert, mach dich auf über meinen Hirten, über den Mann, der mir der Nächste ist!" (Sacharja 13,7a) Als Stellvertreter und Bürge für den sündigen Menschen war Christus dazu bestimmt, das göttliche Gericht über die Sünde zu erleiden. Er sollte verstehen, was Gerechtigkeit meint. Er sollte kennenlernen, was es für einen Sünder bedeutet, ohne einen Fürsprecher vor Gott zu stehen. MUOT 470 3 Der Erlöser hatte über sich selbst vorausgesagt: "Die Schmach bricht mir mein Herz und macht mich krank. Ich warte, ob jemand Mitleid habe, aber da ist niemand, und auf Tröster, aber ich finde keine. Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst." (Psalm 69,21.22) Über seine zu erwartende Misshandlung prophezeite er: "Wie ein Rudel Hunde umkreisen mich meine Feinde und eine Rotte von Bösen treibt mich in die Enge. Sie haben mir Hände und Füße durchbohrt. Alle meine Knochen kann ich zählen. Meine Gegner sehen mich schadenfroh an. Sie teilen meine Kleider unter sich auf und würfeln um mein Gewand." (Psalm 22,1719 NLB) MUOT 471 1 Diese Beschreibungen des schmerzvollen Leidens und grausamen Todes des versprochenen Retters - so schlimm sie auch waren - enthielten doch großartige Verheißungen. Es war zwar "der Wille des Herrn ... ihn leiden zu lassen. Wenn sein Leben jedoch als Opfer für die Sünde dargebracht wird, wird er viele Nachfolger haben. Er wird lange leben, und die Absichten des Herrn werden durch seine Hand gedeihen. Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er sich dann an dem, was er zu sehen bekommt, erfreuen. Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Diener Gerechtigkeit für viele erwirken, denn er wird ihre Sünden auf sich nehmen" (Jesaja 53,10.11 NLB). "Siehe, das ist mein Knecht - ich halte ihn - und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen." (Jesaja 42,1) MUOT 471 2 Liebe zu den Sündern hat Christus dazu getrieben, den Preis für die Erlösung zu bezahlen. "Er sieht, dass niemand auf dem Plan ist, und verwundert sich, dass niemand ins Mittel tritt." Kein anderer konnte Männer und Frauen aus der Gewalt des Feindes loskaufen. "Da hilft er sich selbst mit seinem Arm, und seine Gerechtigkeit steht ihm bei." (Jesaja 59,16) MUOT 471 3 Es sollte ein Leben ohne Anspruch auf Durchsetzung sein. Ehrerbietung aufgrund von Stellung, Reichtum oder Begabung, wie man es in der Welt kennt, werde dem Sohn Gottes fremd sein. Auf die übliche Weise der Menschen, Anhänger zu gewinnen und sich Anerkennung zu verschaffen, werde der Messias bewusst verzichten. Seine völlige Selbstverleugnung wurde in folgenden Worten vorausgesagt: "Er schreit keine Befehle und lässt keine Verordnungen auf der Straße ausrufen. Das geknickte Schilfrohr zerbricht er nicht, den glimmenden Docht löscht er nicht aus." (Jesaja 42,2.3a GNB) MUOT 471 4 Der Erlöser sollte sich ganz anders verhalten als die Schriftgelehrten zu seiner Zeit. In seinem Leben sollte es nie ein lärmendes Wortgefecht, keinen Gottesdienst mit eitlem Gepränge, keine Tat um des Beifalls willen geben. Der Messias sollte so eng mit Gott verbunden sein, dass sein Wesen die Charakterzüge Gottes offenbart. Ohne rechte Gotteserkenntnis würde die Menschheit auf ewig verloren sein. Und ohne göttliche Hilfe würden Männer und Frauen immer tiefer sinken. Leben und Kraft muss von dem verliehen werden, der die Welt geschaffen hat. Anders konnten die Bedürfnisse der Menschen nicht befriedigt werden. MUOT 472 1 Über den Messias wurde ferner geweissagt: "Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung." (Jesaja 42,4) Gott wollte durch seinen Sohn "sein Gesetz herrlich und groß" machen (Jesaja 42,21b). Er sollte dessen Bedeutung und verbindliche Ansprüche nicht schmälern, sondern es verherrlichen. Gleichzeitig sollte er die göttlichen Gebote von der Last der Forderungen befreien, die von Menschen hinzugefügt wurden. Durch sie waren viele Juden, die sich bemühten, Gott in annehmbarer Weise zu dienen, entmutigt worden. MUOT 472 2 Die Aussage des Herrn über die Mission des Erlösers lautete: ">Ich, der Herr, habe dich berufen, damit du meinen Auftrag ausführst. Ich stehe dir zur Seite und rüste dich aus. Ich mache dich zum Friedensbringer für die Menschen und zu einem Licht für alle Völker. Die Gefangenen sollst du aus dem Dunkel des Kerkers holen und den blind gewordenen Augen das Licht wieder geben.‹ Euch Israeliten aber sagt er: ›Ich bin der Herr, der mächtige und helfende Gott! Diese meine Ehre lasse ich mir von niemandem nehmen, meinen Ruhm überlasse ich nicht den Götzen! Was ich früher vorausgesagt habe, ist eingetroffen. Nun kündige ich Neues an. Ich sage es euch im Voraus, noch ehe es eintrifft.‹" (Jesaja 42,6-9 GNB) Der Einzigartige Sohn Gottes MUOT 472 3 Gott wollte Israel durch den verheißenen Nachkommen Abrahams die Rettung bringen. "Was von Davids Königshaus noch übrig bleibt, gleicht einem alten Baumstumpf. Doch er wird zu neuem Leben erwachen: Ein junger Trieb sprießt aus seinen Wurzeln hervor." (Jesaja 11,1.2a Hfa) "Eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn bekommen. Immanuel wird sie ihn nennen. Nur von Butter und Honig ernährt er sich, bis er alt genug ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden." (Jesaja 7,14.15 Hfa) MUOT 472 4 "Ihn wird der Herr mit seinem Geist erfüllen, dem Geist, der Weisheit und Einsicht gibt, der sich zeigt in kluger Planung und in Stärke, in Erkenntnis und Ehrfurcht vor dem Herrn. Gott zu gehorchen ist ihm eine Freude. Er urteilt nicht nach dem Augenschein und verlässt sich nicht aufs Hörensagen. Den Entrechteten verhilft er zum Recht, für die Armen im Land setzt er sich ein. Seine Befehle halten das Land in Zucht, sein Urteilsspruch tötet die Schuldigen. Gerechtigkeit und Treue umgeben ihn wie der Gürtel, der seine Hüften umschließt." (Jesaja 11,2-5 GNB) MUOT 472 5 "Der Spross Davids kommt und unter ihm wird es sprießen! Er wird meinen Tempel bauen. Ja, er wird ihn wieder aufbauen, und voller Hoheit wird er von seinem Thron aus herrschen. Ein Priester wird" er sein (Sacharja 6,12.13a GNB). Dann "wird für die Nachkommen Davids und für die Bewohner Jerusalems eine Quelle geöffnet sein, die sie von Sünde und Befleckung reinigt" (Sacharja 13,1 NLB). Die Menschen sollen die beglückende Einladung vernehmen: "Her, wer Durst hat! Hier gibt es Wasser! Auch wer kein Geld hat, kann kommen! Kauft euch zu essen! Es kostet nichts! Kommt, Leute, kauft Wein und Milch! Zahlen braucht ihr nicht! Warum gebt ihr euer Geld aus für Brot, das nichts taugt, und euren sauer verdienten Lohn für Nahrung, die nicht satt macht? Hört doch auf mich, dann habt ihr es gut und könnt euch an den erlesensten Speisen satt essen! Hört doch, kommt zu mir! Hört auf mich, dann werdet ihr leben! Ich will mit euch einen unauflöslichen Bund schließen. Die Zusagen, die ich David gegeben habe, sind nicht ungültig geworden: An euch werde ich sie erfüllen." (Jesaja 55,1-3 GNB) MUOT 473 1 Der Herr gab Israel die Verheißungen: "Ich habe ihm den Auftrag gegeben, vielen Völkern meine Wahrheit zu bezeugen, und ich habe ihn als Herrscher über sie eingesetzt. Auch ihr sollt Menschen aus anderen Völkern zu euch rufen, die ihr nicht kennt und die euch nicht kennen. Sie werden zu euch eilen, weil ich, der Herr, euer Gott bin. Ja, sie kommen, um mich kennenzulernen, den heiligen Gott Israels." (Jesaja 55,4.5 Hfa) "Ich habe euch meine Gerechtigkeit nahegebracht, sie ist nicht fern. Meine Rettung wird sich nicht verzögern. Ich bringe Jerusalem Rettung und schenke Israel meine Herrlichkeit." (Jesaja 46,13 NLB) MUOT 473 2 In Worten und Taten sollte der Messias der Menschheit während seines irdischen Dienstes die Herrlichkeit seines himmlischen Vaters offenbaren. Jede Tat in seinem Leben, jedes gesprochene Wort, jedes gewirkte Wunder sollte der gefallenen Menschheit die unendliche Liebe Gottes verkünden. MUOT 473 3 "Steig auf einen hohen Berg, du Freudenbotin Jerusalem! Ruf mit lauter Stimme deine Botschaft aus, du Zionsstadt! Tu es unbesorgt, hab keine Angst! Sag den Städten Judas: ›Euer Gott kommt! Der Herr, der mächtige Gott, kommt als Sieger und herrscht mit starker Hand. Die Siegesbeute, sein Volk, das er befreit hat, zieht vor ihm her. Er führt sein Volk wie ein guter Hirt, der die Lämmer auf seinen Arm nimmt und an seiner Brust trägt und der die Mutterschafe behutsam leitet.‹" (Jesaja 40,9-11 GNB) MUOT 473 4 "Dann hören Taube Worte, die aus einem Buch vorgelesen werden, und Blinde können sogar bei Dunkelheit und Finsternis sehen. Die Erniedrigten werden wieder Freude am Herrn erleben. Die Armen unter den Menschen werden über den Heiligen Israels jubeln ... Die im Irrtum gefangen waren, lernen Erkenntnis und die Unzufriedenen werden sich belehren lassen." (Jesaja 29,18.19.24 NLB) MUOT 474 1 So sprach Gott durch die Patriarchen und Propheten und durch Sinnbilder und Vorbilder zur Welt vom Kommen eines Befreiers von der Sünde. Eine lange Reihe von inspirierten Weissagungen wies darauf hin, dass der "von allen Völkern Ersehnte" (Haggai 2,7b Henne) auftreten werde. Sogar sein Geburtsort und die Zeit seines Auftretens wurden genau vorausgesagt. Geburtsort Und Zeit MUOT 474 2 Der Sohn Davids sollte in der Stadt Davids geboren werden. Aus Bethlehem, sagte der Prophet Micha voraus, sollte "der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist" (Micha 5,1). Die Schriftgelehrten zitierten ihn so: "Und du, Bethlehem im jüdischen Land, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll." (Matthäus 2,6) MUOT 474 3 Die Zeit des ersten Kommens des Messias und einige der Hauptereignisse, die im Leben des Erlösers stattfanden, wurden Daniel durch den Engel Gabriel mitgeteilt. "70 Mal 7 Jahre müssen vergehen, bis Gott seine Absicht mit deinem Volk und mit der heiligen Stadt erreicht hat: Zu dieser Zeit bereitet er der Auflehnung gegen ihn ein Ende, die Macht der Sünde wird gebrochen, und die Schuld ist gesühnt. Dann werden Menschen für immer vor Gott bestehen können, die Visionen und Voraussagen der Propheten erfüllen sich, und das Allerheiligste im Tempel wird wieder neu geweiht." (Daniel 9,24 Hfa) Als Ausgangspunkt für diese Zeitspanne wurde angegeben: "Von der Zeit, da das Wort ergeht, Jerusalem wieder aufzubauen, bis der Gesalbte, der Fürst, ersteht, vergehen 7 Jahrwochen und 62 Jahrwochen" (Daniel 9,25 Henne), d. h. 69 Jahrwochen oder 483 Jahre. Der Befehl, Jerusalem wiederherzustellen und die Mauern wieder aufzubauen, der durch den Erlass des Artaxerxes vervollständigt wurde, trat im Herbst des Jahres 457 v. Chr. in Kraft (vgl. Esra 6,14, 7,1.9). Von diesem Zeitpunkt an erstrecken sich 483 Jahre bis zum Herbst des Jahres 27 unserer Zeitrechnung. Laut der Voraussage Gabriels sollte diese Zeitspanne bis zum Messias, zum Gesalbten, reichen. Im Jahr 27 erhielt Jesus bei seiner Taufe die Salbung durch den Heiligen Geist. Bald danach begann sein öffentlicher Dienst mit der Ankündigung: "Die Zeit ist erfüllt." (Markus 1,15) MUOT 475 1 "Mit vielen wird er während der einen Jahrwoche einen festen Bund schließen" (Daniel 9,27a Henne), sagte Gabriel dann. Sieben Jahre lang, nachdem der Erlöser sein Amt angetreten hatte, sollte das Evangelium besonders den Juden verkündigt werden - dreieinhalb Jahre durch Jesus selbst und danach durch die Apostel. "Und in der Mitte der Woche [wird er] Schlacht- und Speisopfer abschaffen." (Daniel 9,27b Henne) Im Frühjahr des Jahres 31 wurde Christus, das wahre Schlachtopfer, auf Golgatha geopfert. Damals riss der Vorhang im Tempel entzwei (vgl. Matthäus 27,50.51), was bedeutete, dass der Opferdienst seine Heiligkeit und seine Bedeutung verloren hatte. Die Zeit für die Beendigung der irdischen Schlacht- und Speisopfer war gekommen. MUOT 475 2 Diese eine Woche - sieben Jahre - endete im Jahr 34. Damals besiegelten die Juden ihre Verwerfung der frohen Botschaft durch die Steinigung des Stephanus. Die Jünger wurden durch Verfolgung weithin zerstreut, "zogen umher und predigten das Wort" (Apostelgeschichte 8,4). Kurz danach bekehrte sich der Christenverfolger Saulus. Er wurde später Paulus genannt. Er wurde der Apostel der heidnischen Völker in Kleinasien und Griechenland. MUOT 475 3 Die vielen Weissagungen über das Kommen des Erlösers veranlassten die Israeliten, in ständiger Erwartung zu leben. "All diese Menschen glaubten bis zu ihrem Tod, ohne erhalten zu haben, was Gott ihnen versprochen hatte. Doch sie sahen das, was ihnen zugesagt war, von weitem ... und hatten erkannt und bezeugt, dass sie hier auf der Erde nur Gäste und Fremde waren." (Hebräer 11,13 NLB) Seit den Tagen Henochs (vgl. Judas 14) wiederholten Patriarchen und Propheten ständig die Verheißungen und hielten damit die Hoffnung auf die Erscheinung des Messias lebendig. Das Lange Warten MUOT 476 1 Gott hatte zunächst die genaue Zeit des ersten Kommens nicht offenbart. Selbst als die Weissagung Daniels diese bekannt machte, wurde die Botschaft nicht von allen richtig gedeutet. MUOT 476 2 Ein Jahrhundert nach dem anderen verfloss. Schließlich verstummten die Stimmen der Propheten. Die Hand der Unterdrücker lag schwer auf Israel. Als die Juden von Gott abwichen, schwand ihr Glaube, und sie verloren den Blick auf eine hoffnungsvolle Zukunft. Die meisten verstanden die Prophetenworte nicht. Wer seinen Glauben hochhalten wollte, war zu klagen geneigt: "Die Zeit vergeht, und es wird nichts aus allen Weissagungen." (Hese- kiel 12,22b NLB) Doch im Rat des Himmels war die Stunde für das Kommen schon festgelegt. "Als der festgesetzte Zeitpunkt da war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt. Gott sandte ihn, um uns aus der Gefangenschaft des Gesetzes freizukaufen und als seine Kinder anzunehmen." (Galater 4,4.5 NLB) MUOT 476 3 Die für die Menschen bestimmten Lehren müssen in menschlicher Sprache erteilt werden. Der "Bote des Bundes" (Maleachi 3,1b NLB) musste sprechen. Er sollte in seinem eigenen Tempel zu hören sein. Er, der Urheber der Wahrheit, sollte die göttliche Wahrheit von der Spreu menschlicher Aussagen trennen, die sie wirkungslos gemacht hatte. Die Grundsätze der Herrschaft Gottes und sein Erlösungsplan mussten ausführlich erklärt werden. Die Lehren des Alten Testaments sollten den Menschen ausführlich dargelegt werden. Der Sieg Des Messias MUOT 476 4 Als der Erlöser schließlich "den Menschen gleich" erschien (Philipper 2,7b Elb.) und seinen gnadenvollen Dienst aufnahm, konnte ihn Satan nur "in die Ferse stechen", während Christus durch alle Demütigungen und Leiden seinem Feind "den Kopf" zertrat (1. Mose 3,15). Die von der Sündenlast verursachte Seelenqual überkam den Sündlosen. Während Jesus jedoch den Widerstand der Sünder gegen sich ertragen musste, zahlte er die Schuld für die sündigen Menschen und zerbrach die Knechtschaft, in der die Menschheit gefangen war. Jede Schmerzensqual, jede Beschimpfung wirkte sich zu ihrer Errettung aus. MUOT 476 5 Hätte Satan Christus dazu bewegen können, nur einer einzigen Versuchung nachzugeben, wäre durch eine einzige Tat oder auch nur durch einen Gedanken dessen vollkommene Reinheit befleckt worden. Der Fürst der Finsternis hätte über den Bürgen der Menschheit triumphiert und die ganze Menschheit für sich gewonnen. Satan konnte ihn zwar bedrängen, aber nicht beschmutzen; er konnte ihm Qualen zufügen, ihn aber nicht verunreinigen. Er machte das Leben von Jesus zu einem ständigen Schauplatz des Kampfes und der Prüfung, doch mit jedem Angriff entglitt ihm die Menschheit mehr aus der Hand. MUOT 477 1 Bei den Versuchungen in der Wüste, im Garten Gethsemane und am Kreuz focht unser Erlöser einen Waffengang mit dem Fürsten der Finsternis aus. Seine Wunden wurden zu Zeichen des Sieges für die Menschheit. Als Jesus im Todeskampf am Kreuz hing, während böse Geister frohlockten und ihn böse Menschen verhöhnten, bekam er von Satan den geweissagten Stich in die Ferse. Aber gerade damit zertrat Christus der Schlange den Kopf. Durch seinen Tod vernichtete er den Teufel, "der Macht über den Tod hatte" (Hebräer 2,14c NLB). MUOT 477 2 Diese Tat entschied das Schicksal des Rebellenführers und sicherte für immer den Erfolg des Erlösungsplanes. Im Tod errang Christus den Sieg über die Macht des Bösen. In seiner Auferstehung öffnete er allen seinen Nachfolgern die Tore des Grabes. In jenem letzten großen Kampf sehen wir die Weissagung erfüllt: "Der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen." (1. Mose 3,15b) MUOT 477 3 "Ihr Lieben, wir sind schon Kinder Gottes. Was wir einmal sein werden, ist jetzt noch nicht sichtbar. Aber wir wissen, wenn es offenbar wird, werden wir Gott ähnlich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist." (1. Johannes 3,2 GNB) Unser Erlöser hat den Weg freigemacht, sodass die sündigsten, die bedürftigsten, die unterdrücktesten und die verachtetsten Menschen Zugang zum Vater finden können. MUOT 477 4 "Herr, du bist mein Gott! Dich will ich preisen und deinen Namen rühmen; denn du hast Wunder vollbracht, die du seit Langem beschlossen hattest. Was du planst, das führst du auch aus; auf dich ist immer Verlass!" (Jesaja 25,1 GNB) ------------------------Kapitel 59 - Zukunft Für Israel MUOT 478 0 Maleachi 2,1-9 und 3,1-12.19-23; Matthäus 21,33-46. MUOT 478 1 Jesaja prophezeite einst: "Israel wird wieder blühen und gedeihen und die ganze Erde mit seinen Früchten bedecken." (Jesaja 27,6b GNB) Durch die Verkündigung der Wahrheiten des ewigen Evangeliums "allen Nationen und Stämmen, allen Sprachen und Völkern" (Offenbarung 14,6 NLB) erfüllt Gottes Gemeinde auf Erden heute diese alte Weissagung. Die Nachfolger von Jesus dringen im Zusammenwirken mit himmlischen Wesen rasch bis zu den entlegensten Gegenden der Erde vor. Als Ergebnis ihrer Bemühungen reifen in reichem Maß Früchte heran - kostbare Menschen für das Reich Gottes. Wie nie zuvor bringt heute eine geweihte Gemeinde durch die Verbreitung der biblischen Wahrheit den Menschen die Segnungen, die Jahrhunderte zuvor in den Verheißungen an Abraham und an das ganze Israel - an die Gemeinde Gottes auf Erden in allen Zeitaltern - angedeutet wurden: "Ich will dich segnen ... Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden." (1. Mose 12,2a.3b NLB) Was Nach Der Verbannung Geschah MUOT 478 2 Diese Segensverheißung hätte sich in großem Ausmaß in den Jahrhunderten nach der Rückkehr der Israeliten aus der Verbannung erfüllen sollen. Gott beabsichtigte, die ganze Erde auf das erste Kommen von Jesus Christus vorzubereiten, genauso wie er heute den Weg für sein zweites Kommen ebnet. Nach Aufhebung der jahrzehntelangen, erniedrigenden Verbannung gab der gnädige Gott seinem Volk durch Sacharja die Zusicherung: "Ich kehre nach Zion zurück, und ich will wieder in Jerusalem wohnen. Dann soll Jerusalem die Stadt der Treue genannt werden, und der Berg des allmächtigen Herrn soll Heiliger Berg heißen." (Sacharja 8,3 NLB) Seine Einstellung zu seinem Volk beschrieb er mit den Worten: "Ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit." (Sacharja 8,8) MUOT 479 1 Die Erfüllung dieser Verheißungen hing vom Gehorsam ab. Die Sünden, die Israel vor der Gefangenschaft gekennzeichnet hatten, sollten sich nicht wiederholen. Jene, die am Wiederaufbau Jerusalems beteiligt waren, ermahnte der Herr durch Sacharja: "Fällt gerechte Urteile und begegnet einander mit Barmherzigkeit und Güte. Fügt den Witwen, Waisen, Fremden und Armen kein Unrecht zu. Und schmiedet keine bösen Pläne gegeneinander." "Sagt einander die Wahrheit. Fällt an euren Gerichtshöfen gerechte Urteile, die für Frieden sorgen." (Sacharja 7,9.10; 8,16b NLB) MUOT 479 2 Wenn sie diese Grundsätze der Gerechtigkeit in die Praxis umsetzten, wollte der Herr sie reichlich mit irdischen und geistlichen Gütern belohnen. "Denn die Saat des Friedens wird aufgehen! Der Weinstock wird seine Frucht geben, der Boden seinen Ertrag, der Himmel Tau und Regen - und ich gebe das alles dem Rest meines Volkes zu Eigen. Und wie ihr, die Leute von Juda und die Leute von Israel, für die anderen Völker zum Inbegriff eines Volkes geworden seid, das vom Fluch getroffen ist, so werdet ihr durch das, was ich an euch tue, zum Inbegriff des Segens werden." (Sacharja 8,12.13 GNB) MUOT 479 3 Durch die babylonische Gefangenschaft wurden die Israeliten nachhaltig von der Götzenanbetung geheilt. Nach ihrer Rückkehr widmeten sie der religiösen Unterweisung, dem Studium des mosaischen Gesetzes und den Propheten bezüglich der Verehrung des wahren Gottes viel Aufmerksamkeit. Im wiederhergestellten Tempel konnten sie die gottesdienstlichen Vorschriften des Heiligtums wieder vollziehen. Unter der Führung Serubbabels, Esras und Nehemias verpflichteten sie sich wiederholt, alle Gebote und Verordnungen des Herrn zu halten. Die nun folgenden Zeiten des Wohlstands zeigten deutlich Gottes Bereitschaft, sie anzunehmen und ihnen zu vergeben. Dennoch wandten sie sich immer wieder in verhängnisvoller Kurzsichtigkeit von ihrem herrlichen Ziel ab und nahmen selbstsüchtig für sich allein alles das in Anspruch, was unzähligen Menschen Heilung und geistliches Leben gebracht hätte. Maleachis Botschaft MUOT 479 4 In der Zeit des Propheten Maleachi wurde ganz deutlich, dass Gottes Absicht nicht erfüllt wurde. Streng ging der Bote des Herrn gegen die Sünden vor, die Israel des irdischen Wohlstands und der geistlichen Kraft beraubten. In seinem Tadel gegen die Übertreter schonte der Prophet weder die Priester noch das Volk. Es ging ihm darum, dass die Lehren der Vergangenheit nicht vergessen werden und dass der Bund, den der Herr mit dem Volk Israel geschlossen hatte, treu eingehalten werde. Nur durch echte Reue konnten sie seinen Segen erfahren. "So bittet doch Gott und seht, ob er uns gnädig sei!", mahnte der Prophet (Maleachi 1,9a). MUOT 480 1 Gottes ewiger Plan zur Erlösung der Menschen sollte jedoch nicht durch irgendein zeitweiliges Versagen Israels vereitelt werden. Diejenigen, die der Prophet ansprach, beachteten die Botschaft möglicherweise nicht. Dennoch sollten die Pläne Jahwes zu ihrer vollständigen Erfüllung gelangen. Die Absicht Gottes war: "Auf der ganzen Erde - von dort, wo die Sonne aufgeht, bis dort, wo sie niedersinkt - wird mein Name unter den Völkern geehrt. An unzähligen Orten werden mir würdige Opfergaben dargebracht. Ja, mein Name steht in Ehren unter den Völkern." (Maleachi 1,11 GNB) MUOT 480 2 Den Priestern bot der Herr an, den Bund, den er einst mit den Söhnen Levis eingegangen war (vgl. 4. Mose 3,12) und der bei seiner Einhaltung "Leben und Frieden" gespendet hätte, mit denen zu erneuern, die einmal geistliche Führer Israels waren, aber durch die Übertretungen der Gebote "in den Augen des ganzen Volkes gedemütigt und zum Gespött gemacht" worden waren (Maleachi 2,5a.9a NLB). MUOT 480 3 Mit allem Ernst wurden die Übeltäter vor dem zukünftigen Gericht gewarnt, dass jeder Gesetzesübertreter unverzüglich ausgerottet werden sollte. Damit jedoch keiner ohne Hoffnung gelassen wurde, fügte Maleachi Einladungen an die Unbußfertigen hinzu, mit Gott Frieden zu schließen. Der Herr drängte sie: "Kehrt um zu mir, dann werde ich mich auch euch zuwenden." (Maleachi 3,7b NLB) MUOT 480 4 Eigentlich müsste jedes Herz auf eine solche Einladung antworten. Der Gott des Himmels fleht seine irrenden Kinder an, zu ihm zurückzukehren und wieder mit ihm zusammenzuarbeiten, um sein Werk auf der Erde voranzutreiben. Der Herr streckt seine Hand nach den Israeliten aus, um ihnen auf dem schmalen Weg der opferbereiten Selbstverleugnung zu helfen und sie als Kinder Gottes am ewigen Erbe teilhaben zu lassen! Werden sie sich dazu bewegen lassen? Werden sie ihre einzige Hoffnung erkennen? MUOT 480 5 Wie traurig ist es zu lesen, dass die Israeliten zögerten, ihr stolzes Herz bereitwillig sowie in liebendem Gehorsam und in uneingeschränkter Mitarbeit Gott zu übergeben! Aus ihrer Antwort sprach Selbstrechtfertigung: "Worin sollen wir umkehren?" (Maleachi 3,7c Elb.) Untreue Beim Zehntengeben MUOT 480 6 Der Herr offenbarte seinem Volk eine besonders schlimme Sünde: "Ist es in Ordnung, dass der Mensch Gott beraubt?", fragte er. Uneinsichtig fragten die Ungehorsamen zurück: "Wo haben wir dich beraubt?" (Maleachi 3,8a GNB). MUOT 481 1 Darauf antwortete der Herr ganz klar: ">Ihr habt mir den Zehnten von euren Ernteerträgen und den Priesteranteil der Opfer nicht ordnungsgemäß übergeben. Ein Fluch liegt auf euch, weil das ganze Volk mich betrügt. Bringt den zehnten Teil eurer Erträge unverkürzt zu meinem Tempel, damit meine Priester nicht Hunger leiden. Habt keine Sorge, dass ihr dann selber in Not kommt! Stellt mich auf die Probe‹, sagt der Herr, der Herrscher der Welt, ›macht den Versuch, ob ich dann nicht die Fenster des Himmels öffne und euch mit Segen überschütte! Ich werde auch die Schädlinge von euren Feldern und Weinbergen fernhalten, damit sie die Ernte nicht verderben. Das sage ich, der Herrscher der Welt! Dann werden euch alle Völker glücklich preisen, weil ihr in einem so fruchtbaren Land wohnt.‹" (Maleachi 3,8b-12 GNB) MUOT 481 2 Gott segnet das Werk der Menschen, damit sie ihm seinen Teil zurückgeben können. Er schenkt ihnen Sonnenschein und Regen, er lässt die Pflanzen gedeihen, er verleiht Gesundheit und die Fähigkeit, ein Vermögen zu erwerben (vgl. 5. Mose 8,18b). Alle Segnungen kommen aus seiner gütigen Hand. Darum erwartet er von Männern und Frauen, dass sie ihre Dankbarkeit dadurch bekunden, dass sie ihm seinen Teil als Zehnten überlassen und darüber hinaus freiwillige Gaben als Dank- und Schuldopfer bringen. Ihre Mittel sollen sie seinem Dienst weihen, damit sein "Weinberg" nicht vernachlässigt wird. Sie sollen studieren, was der Herr an ihrer Stelle täte. Alle schwierigen Angelegenheiten sollen sie ihm im Gebet vorlegen. Für den Aufbau seines Werkes in allen Teilen der Welt sollen sie selbstlose Anteilnahme zeigen. MUOT 481 3 Durch Botschaften wie jene von Maleachi, dem letzten alttestament- lichen Propheten, und auch durch die Unterdrückung seitens heidnischer Feinde lernten die Israeliten schließlich, dass wahres Gedeihen vom Gehorsam gegen Gottes Gesetz abhängt. Bei vielen Israeliten entsprang der Gehorsam jedoch nicht dem Glauben und der Liebe, sondern selbstsüchtigen Beweggründen. Man leistete Gott einen äußerlichen Dienst, um dadurch zu nationaler Größe zu gelangen. Das auserwählte Volk wurde nicht zum Licht der Welt, sondern schloss sich von der Welt ab, um sich gegen die Verführung zum Götzendienst zu schützen. Die Einschränkungen, die Gott erlassen hatte - das Verbot der Mischehen zwischen seinem Volk und den Heiden und das Verbot der Teilnahme an den abgöttischen Bräuchen der umliegenden Völker -, wurden so entstellt, dass eine Trennwand zwischen den Israeliten und allen anderen Völkern entstand. Auf diese Weise hielten sie andere von den Segnungen fern, die Israel im Auftrag Gottes der Welt vermitteln sollte. Die Entwicklung Der Werkgerechtigkeit MUOT 482 1 Zugleich entfernten sich die Juden durch ihre Sünden von Gott. Sie waren nicht mehr in der Lage, die geistliche Bedeutung der Sinnbilder des Heiligtumsdienstes zu erkennen. In ihrer Selbstgerechtigkeit vertrauten sie auf ihre eigenen Werke, ihre Opfer und Riten, statt sich auf die Verdienste dessen zu verlassen, auf den all diese Dinge hindeuteten. So versuchten sie, "durch eigene Anstrengungen Gerechtigkeit zu erringen" (Römer 10,3b GNB). Sie stützten sich auf einen selbstgenügsamen Glauben, der sich in Äußerlichkeiten erschöpfte. Den Mangel an Geist und Gnade versuchten sie durch strenges Einhalten religiöser Zeremonien zu ersetzen. Die Ordnungen, die Gott selbst gegeben hatte, genügten ihnen nicht. Sie belasteten seine Gebote mit zahllosen selbstersonnenen Forderungen. Je größer ihr Abstand zu Gott wurde, desto fester klammerten sie sich an diese Formen. MUOT 482 2 Diese kleinlichen und beschwerlichen Forderungen machten es dem Volk praktisch unmöglich, das Gesetz Gottes einzuhalten. Die in den Zehn Geboten dargelegten großen Grundsätze der Gerechtigkeit und die herrlichen Wahrheiten, die der symbolhafte Heiligtumsdienst vorausschattete (vgl. Hebräer 8,5; 9,13.14), wurden unter einem Wust menschlicher Überlieferungen und Bestimmungen begraben. Wer wirklich Gott dienen wollte und all das einzuhalten versuchte, was ihm von den Priestern, Schriftgelehrten und Oberen eingeschärft wurde, stöhnte unter der schweren Last. Falsche Vorstellungen Vom Messias MUOT 482 3 Obwohl das Volk Israel als Nation das Kommen des Messias erwartete, war es im Herzen und in der Lebensweise so weit von Gott entfernt, dass es sich keine wahre Vorstellung vom Charakter oder vom Sendungsauftrag des verheißenen Erlösers machen konnte. Statt sich nach der Erlösung von der Sünde und nach der Herrlichkeit und dem Frieden der Heiligkeit zu sehnen, waren die Juden auf die Befreiung von den Feinden und auf die Wiederherstellung weltlicher Macht fixiert. Sie erwarteten, dass der Messias als Eroberer kommen, jedes Joch zerbrechen und Israel zur Herrschaft über alle Völker erheben werde. Auf diese Weise gelang es Satan, das Volk auf die Verwerfung des Erlösers vorzubereiten, wenn er erscheinen würde. Der Stolz und die falschen Vorstellungen vom Wesen und vom Auftrag des Erlösers würden sie daran hindern, die Beweise seiner Herkunft als Messias aufrichtig zu prüfen. MUOT 483 1 Länger als 1000 Jahre lang hatten die Israeliten auf das Kommen des verheißenen Erlösers gewartet. Ihre kühnsten Hoffnungen waren auf dieses Ereignis gerichtet. 1000 Jahre lang wurde sein Name in Liedern und Weissagungen, in Tempelriten und Familiengebeten erwähnt. Doch als er kam, erkannten sie ihn nicht als den Messias, auf den sie so lange gewartet hatten. "Er kam in die Welt, die ihm gehört, und sein eigenes Volk nahm ihn nicht auf." (Johannes 1,11 NLB) Aufgrund ihrer weltlichen Gesinnung erschien ihnen der Geliebte des Himmels als "kümmerlicher Spross aus dürrem Boden". In ihren Augen war er "weder schön noch stattlich", sie "fanden nichts Anziehendes an ihm" (Jesaja 53,2 GNB). Das Gleichnis Vom Weinberg MUOT 483 2 Das ganze Leben des Jesus von Nazareth unter dem jüdischen Volk war ein Vorwurf gegen dessen Selbstsucht, die sich darin zeigte, dass es nicht bereit war, die berechtigten Ansprüche des Eigentümers des Weinberges anzuerkennen, in den sie als Weingärtner gesetzt worden waren. Die Juden hassten seine vorbildliche Wahrhaftigkeit und Frömmigkeit. Als die letzte Prüfung kam, die Gehorsam zum ewigen Leben oder Ungehorsam zum ewigen Tod bedeutete, verwarfen sie den "Heiligen Israels" (Jesaja 55,5 u. a.) und trugen für dessen Kreuzigung auf Golgatha die Verantwortung. MUOT 483 3 Im Gleichnis vom Weinberg lenkte Christus gegen Ende seines irdischen Dienstes die Aufmerksamkeit der jüdischen Lehrer auf die reichen Segnungen, die Israel verliehen worden waren. Aus diesen erklärte er Gottes Anspruch auf ihren Gehorsam. Er zeigte ihnen klar die Herrlichkeit der Absicht Gottes, die sie durch ihren Gehorsam hätten erfüllen können. Er zog den Vorhang vor der Zukunft beiseite und zeigte ihnen, wie die ganze Nation den Segen Gottes verwirkte und Verderben über sich brachte, weil sie es versäumt hatte, Gottes Absicht zu verwirklichen. MUOT 483 4 Jesus erzählte: "Ein Grundbesitzer legte einen Weinberg an, baute eine Mauer darum, hob eine Grube aus, um darin den Traubensaft zu keltern, und baute einen Wachturm. Dann verpachtete er den Weinberg an Bauern und zog in ein anderes Land." Jesus spielte damit auf die Aussage des Propheten an, der Jahrhunderte zuvor "das Haus Israel" als den "Weinberg des Herrn" bezeichnet hatte (Jesaja 5,7a NLB). MUOT 483 5 Er fuhr fort: "Zur Zeit der Weinlese schickte er seine Boten zu den Pächtern, um den Ertrag abholen zu lassen. Die Pächter aber packten die Boten, verprügelten den einen, schlugen einen anderen tot, und wieder einen anderen steinigten sie. Noch einmal schickte der Besitzer Boten, mehr als beim ersten Mal. Doch mit denen machten sie es genauso. Schließlich schickte er seinen Sohn, weil er dachte: ›Vor meinem Sohn werden sie Respekt haben.‹ Aber als die Pächter den Sohn kommen sahen, sagten sie zueinander: ›Das ist der Erbe! Wir bringen ihn um und nehmen seine Erbschaft, den Weinberg, in Besitz.‹ So packten sie ihn, stießen ihn aus dem Weinberg hinaus und töteten ihn." (Matthäus 21,33-39 GNB) MUOT 484 1 Als Jesus den Priestern den krönenden Akt ihrer Bosheit geschildert hatte, fragte er sie: "Was wird nun der Besitzer des Weinbergs mit den Pächtern machen, wenn er selbst kommt?" Die Priester hatten die Schilderung mit großem Interesse verfolgt. Ohne über den Zusammenhang zwischen dem Inhalt des Gleichnisses und sich selbst nachzudenken, antworteten sie übereinstimmend mit dem Volk: "Er wird diesen Verbrechern ein schreckliches Ende bereiten und den Weinberg anderen anvertrauen, die ihm zur Erntezeit seinen Ertrag pünktlich abliefern!" (Matthäus 21,40.41 GNB) MUOT 484 2 Unbeabsichtigt hatten sie ihr eigenes Urteil gesprochen. Jesus sah sie an, und unter seinem forschenden Blick erkannten sie, dass er die Geheimnisse ihres Herzens las. Mit unverkennbarer Macht leuchtete seine Göttlichkeit vor ihnen auf. Sie erkannten in den Weingärtnern ein Bild ihrer selbst und riefen unwillkürlich: "Das verhüte Gott!" MUOT 484 3 Mit ernstem Bedauern fragte sie Christus: "Ihr habt ja wohl gelesen, was in den Heiligen Schriften steht: ›Der Stein, den die Bauleute als wertlos weggeworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Der Herr hat dieses Wunder vollbracht ...‹ Darum sage ich euch: Das Vorrecht, Gottes Volk unter Gottes Herrschaft zu sein, wird euch entzogen. Es wird einem Volk gegeben, das tut, was dieser Berufung entspricht. Wer auf diesen Stein stürzt, wird zerschmettert, und auf wen er fällt, den zermalmt er." (Matthäus 21,42-44 GNB; vgl. Psalm 118,22.23) MUOT 484 4 Christus hätte den Untergang der jüdischen Nation abgewendet, wenn ihn das Volk angenommen hätte. Doch Neid und Eifersucht machten sie unversöhnlich. Sie beschlossen, Jesus von Nazareth nicht als den Messias anzunehmen. Sie verwarfen das "Licht der Welt" (Johannes 8,12a). Fortan war ihr Leben von tiefster Finsternis umhüllt. Über die jüdische Nation brach das vorausgesagte Unheil herein. Durch ihre heftige, ungezügelte Leidenschaft führten sie ihren eigenen Untergang herbei. In blinder Wut brachten sie sich selbst um. Ihr rebellischer, eigensinniger Stolz rief den Zorn ihrer römischen Eroberer hervor. Jerusalem wurde zerstört, der Tempel in Trümmer gelegt und sein Standort wie ein Acker umgepflügt. Zehntausende Juden wurden auf schrecklichste Weise umgebracht, Millionen wurden in heidnische Länder als Sklaven verkauft. Die Gemeinde Übernimmt Die Aufgabe Israels MUOT 485 1 Was Gott durch Israel, sein auserwähltes Volk, für die Welt hat tun wollen, wird er schließlich heute durch seine Gemeinde auf Erden vollbringen. Er hat "seinen Weinberg anderen Weingärtnern" verpachtet, nämlich seinem bundestreuen Volk, das ihm treu "die Früchte zur rechten Zeit" abliefert (Matthäus 21,41b). Noch nie hat es dem Herrn auf dieser Erde an wahren Vertretern gefehlt, die seine Belange zu den ihren machten. Diese Zeugen für Gott gehören zum geistlichen Israel. An ihnen werden alle Bundesverheißungen erfüllt, die Jahwe seinem Volk einst gab. MUOT 485 2 Heute hat die Gemeinde Gottes die Freiheit, den göttlichen Plan zur Erlösung der verlorenen Menschheit zum Abschluss zu bringen. Jahrhunderte lang litt Gottes Volk unter der Einschränkung seiner Freiheiten. Die Verkündigung des reinen Evangeliums wurde unterbunden. Wer gegen kirchliche Anordnungen zu handeln wagte, wurde schwer bestraft. Infolgedessen war der moralische Weinberg des Herrn fast völlig verödet. Die Menschen wurden des Lichtes aus dem Wort Gottes beraubt. Die Finsternis der Irrlehren und des Aberglaubens drohten die Erkenntnis des wahren Glaubens auszulöschen. Gottes Gemeinde auf Erden befand sich während dieser langen Zeit der unnachgiebigen Verfolgung ebenso in Gefangenschaft wie damals das Volk Israel während seiner Verbannung in Babylon. MUOT 485 3 Doch Gott ist es zu verdanken, dass seine Gemeinde nicht mehr in Knechtschaft lebt. Das geistliche Israel hat die Vorrechte wieder erhalten, die dem Volk Gottes zur Zeit seiner Befreiung aus Babylon gewährt worden waren. In allen Teilen der Welt nehmen Männer und Frauen die vom Himmel gesandte Botschaft an, von welcher der Apostel Johannes weissagte, dass sie vor dem zweiten Kommen von Jesus Christus verkündigt werden sollte: "Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen!" (Offenbarung 14,7a) MUOT 485 4 Die Heerscharen des Bösen haben nicht länger die Macht, die Gemeinde gefangen zu halten, denn "Babylon ist gefallen, die große Stadt! Sie hat alle Völker der Erde betrunken gemacht mit ihrem Wein der Verführung" (Offenbarung 14,8 Hfa). An das geistliche Israel ergeht die Botschaft: "Verlass diese Stadt, du mein Volk! Sonst wirst du mit hineingezogen in ihre Sünden, und dann wird Gottes Gericht auch dich treffen." (Offenbarung 18,4 Hfa) Damals befolgten die Verbannten die Aufforderung "Flieht aus Babylon!" (Jeremia 51,6 Hfa) und kamen wieder in das Land der Verheißung. So befolgen auch die Gottesfürchtigen unserer Tage den Ruf, das geistliche Babylon zu verlassen. Bald sollen sie als Trophäe der göttlichen Gnade im verheißenen Land sein, auf der erneuerten Erde. Maleachis Messianische Vorhersagen MUOT 486 1 Maleachi musste sich damals die spöttische Frage der Unbußfertigen anhören: "Wo ist denn der Gott, der richtet?" (Maleachi 2,17c NLB) Darauf lautete die feierliche Antwort: ">Gebt Acht! Ich sende meinen Boten, der mir den Weg bahnen soll. Der Engel meines Bundes, nach dem ihr ausschaut, ist schon unterwegs. Dann werde ich, der Herr, auf den ihr wartet, ganz plötzlich in meinem Tempel Einzug halten.‹ Doch wer wird den Tag überleben, an dem der Herr kommt? Wer kann vor dem Herrn bestehen, wenn er erscheint? Er ist wie das Feuer im Schmelzofen und wie die Lauge im Waschtrog. Er macht es wie einer, der Silber erhitzt, um Verunreinigungen auszuschmelzen. Er reinigt die Nachkommen von Levi, wie Gold oder Silber durchs Feuer gereinigt wird, damit sie seinen Opferdienst recht versehen. Dann werden die Opfer, die [von] Juda und Jerusalem dargebracht werden, dem Herrn Freude machen wie einst in alten Zeiten." (Maleachi 3,1-4 GNB) MUOT 486 2 Als der verheißene Messias auftreten sollte, verkündigte Johannes der Täufer als Vorläufer von Christus die Botschaft: "Kehrt um und wendet euch Gott zu, denn das Himmelreich ist nahe!" (Matthäus 3,2 NLB) MUOT 486 3 "Im Geist und in der Kraft Elias" (Lukas 1,17a) und Johannes des Täufers (vgl. Maleachi 3,23; Matthäus 11,11-14) weisen heute von Gott berufene Boten eine gerichtsreife Welt auf die ernsten Ereignisse hin, die sich bald zutragen werden, wenn die Gnadenzeit zu Ende geht und Christus als König aller Könige und Herr aller Herren wiederkommt (vgl. Offb 17,14b). Bald wird jeder Mensch für das, was er in seinem Leben getan hat, gerichtet werden (vgl. 2. Korinther 5,10). "Die Stunde ist gekommen, in der [Gott] Gericht halten wird" (Offb 14,7b NLB). Die Glieder der Gemeinde auf Erden tragen die hohe Verantwortung, diejenigen zu warnen, die gleichsam unmittelbar vor dem Abgrund zum ewigen Verderben stehen. Jedem Menschen in der weiten Welt, der sie zu beachten gewillt ist, müssen die Grundsätze erklärt werden, um die es in der großen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse geht - Grundsätze, die für das Schicksal der ganzen Menschheit ausschlaggebend sind. Die Aufgabe Der Gemeinde MUOT 486 4 In dieser letzten Zeit der Bewährung für die Menschen, in der das Geschick jedes Einzelnen bald für immer entschieden wird, erwartet der Herr des Himmels und der Erde, dass sich seine Gemeinde mehr als je zuvor zum Handeln aufmacht. Diejenigen, die durch die Erkenntnis der kostbaren Wahrheit in Christus von Schuld befreit worden sind, betrachtet der Herr Jesus als seine Auserwählten, die unter allen anderen Menschen auf der Erde bevorzugt sind. Er zählt darauf, dass sie "die großen Taten Gottes verkünden, der [sie] aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat" (1. Petrus 2,9b Hfa). Die so reichlich verliehenen Segnungen sollen anderen weitergegeben werden. Die gute Nachricht von der Erlösung durch Christus soll zu "allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern" gelangen (Offenbarung 14,6b). MUOT 487 1 Der Herr der Herrlichkeit zeigte den Propheten im Altertum, wie er seiner Gemeinde in der Zeit der Finsternis und des Unglaubens, die seinem zweiten Kommen vorausgehen wird, besonderes Licht schenken möchte. Als die "Sonne der Gerechtigkeit" wird er über seiner Gemeinde aufgehen, mit "Heil unter ihren Flügeln" (Maleachi 3,20). Und von jedem echten Jünger soll ein lebensspendender, ermutigender, hilfreicher und wahrhaft heilender Einfluss ausgehen. Christus Kommt Als Licht In Der Finsternis MUOT 487 2 Die Wiederkunft wird im dunkelsten Abschnitt der Weltgeschichte geschehen. Die Tage von Noah und Lot sind ein Bild des Zustands der Welt unmittelbar vor der Ankunft des Menschensohnes (vgl. Lukas 17,26-30). Paulus wies auf diese Zeit hin und erklärte, dass Satan mit aller Macht, mit "Wundern und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit" wirken wird (2. Thes- salonicher 2,9.10). Sein Treiben offenbart sich deutlich durch die schnell zunehmende Finsternis, durch die zahlreichen Irrlehren und Täuschungen dieser letzten Tage. Satan hält nicht nur die Welt gefangen, sondern sein Betrug durchdringt auch die Kirchen, die sich zu unserem Herrn Jesus Christus bekennen. Der große Abfall wird zu einer tiefen Finsternis führen. Für Gottes Volk wird es eine Nacht der Prüfung, der Tränen und der Verfolgung um der Wahrheit willen sein. Aber aus dieser Nacht der Finsternis wird Gottes Licht erstrahlen. MUOT 487 3 Gott lässt "Licht ... aus der Finsternis hervorleuchten" (2. Korinther 4,6a). Als die Erde anfänglich "wüst und leer" war, "Finsternis über der Tiefe" herrschte und "der Geist Gottes über den Wassern" schwebte, sagte Gott: ">Es werde Licht!‹ Und es wurde Licht." (1. Mose 1,2.3a Elb.) So spricht Gott auch in die Nacht der geistlichen Finsternis: "Es werde Licht!" Sein Volk fordert er auf: "Steh auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt der Herr auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir." (Jesaja 60,1.2 Elb.) MUOT 488 1 Christus, die strahlende Herrlichkeit Gottes, kam in die Welt als ihr Licht. Er kam, um den Menschen zu zeigen, wie Gott wirklich ist. Von ihm steht geschrieben, dass er "mit dem Heiligen Geist und mit Kraft gesalbt [wurde]. Er zog umher, tat Gutes und heilte alle, die vom Teufel bedrängt waren" (Apostelgeschichte 10,38 NLB). In der Synagoge von Nazareth erklärte Jesus: "Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt, um den Armen die gute Botschaft zu verkünden. Er hat mich gesandt, Gefangenen zu verkünden, dass sie freigelassen werden, Blinden, dass sie sehen werden, Unterdrückten, dass sie befreit werden und dass die Zeit der Gnade des Herrn gekommen ist." (Lukas 4,18.19 NLB) Die Aufgabe Der Nachfolger Von Jesus MUOT 488 2 Mit diesem Werk hat Jesus seine Jünger beauftragt. "Ihr seid das Licht der Welt", sagte er. "Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." (Matthäus 5,14a.16) Dieses Werk beschrieb der Prophet Jesaja mit den Worten: "Gebt den Hungrigen zu essen, nehmt Obdachlose bei euch auf, und wenn ihr einem begegnet, der in Lumpen herumläuft, gebt ihm Kleider! Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten eurer Mitmenschen! Dann wird mein Licht [die] Dunkelheit vertreiben wie die Morgensonne, und in kurzer Zeit sind eure Wunden geheilt. Eure barmherzigen Taten gehen vor euch her, meine Macht und Herrlichkeit beschließt euren Zug." (Jesaja 58,7.8 Hfa) So wird Gott in der Nacht geistlicher Finsternis seine Herrlichkeit durch seine Gemeinde erstrahlen lassen, indem die Bedrückten aufgerichtet und die Trauernden getröstet werden. MUOT 488 3 Überall um uns her sind die Klagen einer leidenden Welt zu hören. Allerorts gibt es Notleidende und Bekümmerte. An uns liegt es, die Not und das Elend erleichtern und lindern zu helfen. Die tiefen Bedürfnisse kann nur die christliche Liebe erfüllen. Wenn Christus in uns wohnt, wird göttliches Mitgefühl unser Herz erfüllen, und die versiegten Quellen aufrichtiger, christusähnlicher Liebe werden wieder fließen. MUOT 488 4 Viele haben die Hoffnung verloren. Bringt ihnen den Sonnenschein zurück! Viele sind mutlos geworden. Richtet Worte der Ermunterung an sie! Betet auch für sie! Andere brauchen das Brot des Lebens. Lest ihnen aus dem Wort Gottes vor! Manche drückt ein seelisches Leiden, das keine irdische Medizin heilen kann. Betet für diese Menschen! Bringt sie zu Jesus! Sagt ihnen, dass er der gesuchte Arzt ist, der uns heilen kann. MUOT 489 1 So wie die segensreichen Sonnenstrahlen auf eine undankbare, unheilige und sittlich verkommene Welt scheinen, so verhält es sich auch mit der "Sonne der Gerechtigkeit" (Maleachi 3,20). Die von Sünden, Leiden und Schmerzen verdunkelte Welt soll durch die Erkenntnis der Liebe Gottes erleuchtet werden. Keine religiöse Gruppe, kein sozialer Stand und keine Klasse von Menschen soll vom Licht, das vom Thron des Himmels erstrahlt, ausgeschlossen werden. Die Ganze Erde Soll Erleuchtet Werden MUOT 489 2 Die Botschaft der Hoffnung und Gnade soll in alle Welt getragen werden. Wer immer die Hand ausstrecken und Gottes Wirken für sich in Anspruch nehmen und mit ihm Frieden machen will, wird Frieden erhalten. Nicht länger sollen die Nichtchristen im Dunkeln gelassen werden. Die Finsternis muss den hellen Strahlen der "Sonne der Gerechtigkeit" weichen. MUOT 489 3 Christus hat jede nötige Vorsorge getroffen, damit seine Gemeinde ein verwandelter "Leib" wird, der vom "Licht der Welt" (Johannes 8,12) erleuchtet ist und die Herrlichkeit Immanuels besitzt. Er möchte, dass jeder Christ von einer geistlichen Atmosphäre des Lichtes und des Friedens umgeben ist. Er wünscht sich, dass wir in unserem Leben seine Freude offenbaren. Christus Kommt Wieder MUOT 489 4 "Steh auf und leuchte! Denn dein Licht ist gekommen und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt über dir." (Jesaja 60,1 NLB) Christus kommt mit Macht und großer Herrlichkeit wieder. Er kommt in seiner eigenen Herrlichkeit und in der Herrlichkeit des Vaters, und dabei begleiten ihn heilige Engel (vgl. Matthäus 24,30b.31). Während die ganze Welt in Dunkelheit versunken ist, wird es dort licht sein, wo die treuen Christen sind. Sie werden den ersten Lichtglanz seines zweiten Kommens erblicken. Makelloses Licht wird aus seiner Herrlichkeit erstrahlen, und alle, die ihm gedient haben, werden Christus, den Erlöser, bewundern. Während die Gottlosen fliehen, werden die Nachfolger von Christus in seiner Gegenwart frohlocken. MUOT 489 5 Dann werden alle erlösten Menschen ihr verheißenes Erbe empfangen. Auf diese Weise wird sich Gottes Absicht mit Israel buchstäblich erfüllen. Was sich Gott vornimmt, vermag kein Mensch zu verhindern. Sogar während der Wirksamkeit des Bösen haben sich Gottes Absichten stetig ihrer Erfüllung genähert. So geschah es in der Geschichte des Volkes Israel während der getrennten Königreiche, und so geschieht es heute mit dem geistlichen Israel. MUOT 490 1 Als der Apostel Johannes auf der Insel Patmos über die Jahrhunderte hinweg die Zeit der Wiederherstellung Israels auf der neu erschaffenen Erde schaute, bezeugte er: "Danach sah ich eine riesige Menschenmenge - viel zu groß, um sie zählen zu können - aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen vor dem Thron und vor dem Lamm stehen. Sie waren mit weißen Gewändern bekleidet und hielten Palmzweige in ihren Händen. Und sie riefen laut: ›Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm!‹ Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier lebendigen Wesen. Und sie fielen vor dem Thron nieder und beteten Gott an. Sie riefen: ›Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke gehören unserem Gott für immer und ewig. Amen!‹ ... [das Lamm ist] Herr über alle Herren und König über alle Könige ...; und die, die zu ihm gehören, werden die Berufenen und die Auserwählten und die Treuen genannt." (Offenbarung 7,9-12;17,14 NLB) "Dann hörte ich das Rufen einer großen Menge. Es klang wie das Tosen des Meeres und wie lautes Donnerrollen. Sie riefen: ›Halleluja - Preist den Herrn! Der Herr hat nun die Herrschaft angetreten, er, unser Gott, der Herrscher der ganzen Welt! Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm die Ehre geben!‹" (Offenbarung 19,6.7a GNB) ------------------------Kapitel 60 - Die Verheissene Herrlichkeit MUOT 491 0 Jesaja 26,19-21; 33,14-17; 35,4-10; 60,15-22, 65,17-25 und 66,22-23. MUOT 491 1 In den finstersten Tagen ihres langen Kampfes mit dem Bösen offenbarte Gott seiner Gemeinde seine Absichten für die Ewigkeit. Sein Volk durfte über die Prüfungen der Gegenwart hinweg auf die zukünftigen Siege blicken, wenn die Erlösten nach dem beendeten Kampf das verheißene Land in Besitz nehmen. Diese Bilder von der zukünftigen Herrlichkeit, von Gottes Hand gezeichnet, sollte seine Gemeinde heute wertschätzen, da sich der Kampf, der sich durch die Zeitalter erstreckt hat, rasch dem Ende nähert und die Verheißungen in all ihrer Fülle bald verwirklicht sein werden. MUOT 491 2 Zahlreiche tröstliche Botschaften schenkten die Propheten vor alters der Gemeinde. "Tröstet, tröstet mein Volk!", lautete der Auftrag Gottes an Jesaja (Jesaja 40,1). Mit diesem Auftrag wurden ihm großartige Visionen geschenkt, die den Gläubigen in all den Jahrhunderten Hoffnung und Freude gebracht haben. Obwohl von Menschen verachtet, verfolgt und verlassen, wurden Gottes Kinder doch zu jeder Zeit durch seine bewährten Verheißungen aufgerichtet. Im Glauben blickten sie der Zeit entgegen, in der Gott an seiner Gemeinde sein Versprechen erfüllen wird: "Ich mache dich wieder groß und prächtig, zum Ort der Freude für alle kommenden Generationen." (Jesaja 60,15 GNB) Ermutigende Botschaften MUOT 491 3 Oft wird die kämpfende Gemeinde dazu aufgefordert, Prüfungen und Leiden auf sich zu nehmen. Denn ohne harte Auseinandersetzungen kann sie nicht triumphieren. Das "Brot der Not und das Wasser der Bedrängnis" (Jesaja 30,20 Elb.) sind das gemeinsame Los aller. Doch niemand wird völlig überwunden, der sein Vertrauen auf den setzt, der mächtig erretten kann. "Doch nun spricht der Herr, der dich, Jakob, geschaffen hat und der dich, Israel, gebildet hat: ›Hab keine Angst, ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du gehörst mir. Wenn du durch Wasser gehst, werde ich bei dir sein. Ströme sollen dich nicht überfluten! Wenn du durch Feuer gehst, wirst du nicht verbrennen; die Flammen werden dich nicht verzehren! Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich gebe Ägypten als Lösegeld für dich hin, ich liefere Äthiopien und Seba an deiner Stelle aus. Weil du in meinen Augen kostbar bist und wertvoll und weil ich dich liebe, opfere ich Länder an deiner Stelle und Völker für dein Leben.‹" (Jesaja 43,1-4 NLB) MUOT 492 1 Bei Gott gibt es Vergebung, bei ihm erhalten wir völlige und freie Annahme durch die Verdienste von Jesus, unserem gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Jesaja hörte, wie er zu seinen Auserwählten sagte: "Ich - ich allein - bin es, der deine Übertretungen um meiner selbst willen tilgt und nicht mehr an deine Sünden denkt. Ermahne mich, damit es mir wieder einfällt, lass uns miteinander rechten, zähl alles auf, damit du Recht behältst!" (Jesaja 43,25.26 NLB) "Du wirst erkennen, dass ich, der Herr, dein Retter bin und dein Erlöser, der Mächtige Jakobs." (Jesaja 60,16b NLB) MUOT 492 2 "Die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde hinwegtun", verkündete der Prophet (Jesaja 25,8b Elb.). "Man wird sie nennen ›Heiliges Volk‹, ›Erlöste des Herrn‹." (Jesaja 62,12) "Sie sollen sich nicht mehr Erde auf den Kopf streuen und im Sack umhergehen, sondern sich für das Freudenfest schmücken und mit duftendem Öl salben; sie sollen nicht mehr verzweifeln, sondern Jubellieder singen. Die Leute werden sie mit prächtigen Bäumen vergleichen, mit einem Garten, den der Herr gepflanzt hat, um seine Herrlichkeit zu zeigen." (Jesaja 61,3 GNB) MUOT 492 3 "Wach auf, wach auf! Kleide dich, Zion, in deine Kraft! Kleide dich in deine Prachtgewänder, Jerusalem, du heilige Stadt! Denn nicht mehr länger soll dich ein Unbeschnittener und Unreiner betreten. Schüttle den Staub von dir ab! Steh auf, setz dich hin, Jerusalem! Mach dich los von den Fesseln deines Halses, du gefangene Tochter Zion!" (Jesaja 52,1.2 Elb.) MUOT 492 4 ">Du heimgesuchte, verwüstete, preisgegebene Stadt! Ich gründe deine Mauern auf ein Fundament aus Lapislazuli, ich bette ihre Steine in kostbaren, unzerstörbaren Mörtel. Deine Mauerzinnen mache ich aus Rubin, deine Tore aus Karfunkelstein, und die Mauern schmücke ich mit kostbaren Edelsteinen. Alle deine Bewohner werden meinen Willen kennen, ich selbst habe sie gelehrt, und sie werden in Glück und ungestörtem Frieden leben. Mein Beistand wird dein Schutz sein. Du brauchst keine Not zu fürchten, Angst und Schrecken dürfen sich dir nicht nahen. Wenn dich jemand angreifen will, kann er nicht auf meine Hilfe zählen; du wirst ihm den Untergang bereiten. ... Deshalb werden keine Waffen etwas gegen dich ausrichten können, und jede Anklage, die gegen dich erhoben wird, kannst du entkräften. Dies garantiere ich dem Volk, das mir dient; dies ist das Vorrecht, das ich euch gewähre für alle Zeit.‹ Das sagt der Herr." (Jesaja 54,11-15.17 GNB) MUOT 493 1 Mit dem "Panzer der Gerechtigkeit" bekleidet (Epheser 6,14b) soll die Gemeinde ihren letzten Kampf antreten. "Schön wie der Mond, klar wie die Sonne, gewaltig wie ein Heer" (Hoheslied 6,10) soll sie in alle Welt hinausgehen, "sieghaft und um zu siegen" (Offenbarung 6,2). Die Schrecken Am Tag Des Herrn MUOT 493 2 Die dunkelste Stunde im Ringen der Gemeinde mit den Mächten des Bösen wird dann sein, wenn ihre endgültige Befreiung unmittelbar bevorsteht. Aber niemand, der auf Gott vertraut, braucht sich zu fürchten, denn er ist für seine Gemeinde "eine Zuflucht vor dem Ungewitter ... wenn die Tyrannen wüten" (Jesaja 25,4). MUOT 493 3 Für diesen Tag ist nur den Gerechten Rettung verheißen. "Da bekommen es die Sünder meines Volkes mit der Angst zu tun, und die Gottlosen erfasst ein Zittern. ›Wer von uns‹, so schreien sie, ›kann in der Gegenwart dieses verzehrenden Feuers überleben? Wer von uns kann ewige Glut ertragen?‹ Die Ehrlichen und Gerechten, diejenigen, die sich nicht durch Erpressung bereichern, die keine Bestechungsgelder annehmen, die mit Bluttaten nichts zu tun haben wollen, die nicht zusehen, wenn Unrecht geschieht. Das sind diejenigen, die in der Höhe wohnen werden. Die Felsen der Berge werden ihre Festungen sein. Sie werden genug zu essen und immer reichlich Wasser haben." (Jesaja 33,14-16 NLB) MUOT 493 4 Das Wort des Herrn an seine Getreuen lautet: "Geh nach Hause, mein Volk. Verschließ deine Türen. Verbirg dich eine kurze Zeit, bis der Zorn vorbei ist. Sieh! Der Herr kommt von seinem Ort, um die Menschen auf der Erde für ihre Sünden zu bestrafen." (Jesaja 26,20.21 GNB) MUOT 493 5 Die inspirierten Boten Jahwes sahen in den Gesichten, die sie empfingen, den großen Gerichtstag und die Bestürzung derer, die nicht bereit sind, ihrem Herrn in Frieden zu begegnen. "Der Herr verwüstet die Erde und fegt sie leer, er entstellt ihr Gesicht und zerstreut ihre Bewohner ... sie haben Gottes Gebote übertreten, sein Gesetz missachtet und den Bund gebrochen, den er für immer mit ihnen geschlossen hatte. Darum vernichtet sein Fluch die Erde, und die Menschen müssen büßen für ihre Schuld ... Verstummt ist der fröhliche Klang der Trommeln, zu Ende das Lärmen der feiernden Menge, verklungen das jubelnde Spiel der Harfen." (Jesaja 24,1.5.6.8 GNB) MUOT 494 1 "O weh des Tages! Denn der Tag des Herrn ist nahe und kommt wie ein Verderben vom Allmächtigen ... Der Same ist unter der Erde verdorrt, die Kornhäuser stehen wüst, die Scheunen zerfallen; denn das Getreide ist verdorben. O wie seufzt das Vieh! Die Rinder sehen kläglich drein, denn sie haben keine Weide, und die Schafe verschmachten ... So ist die Freude der Menschen zum Jammer geworden." (Joel 1,15.17.18.12c) "Die Überheblichkeit des Menschen wird erniedrigt und der Hochmut der Männer gedemütigt werden. Dann wird der Herr allein erhöht sein! ... An diesem Tag werden die Menschen ihre goldenen und silbernen Götzen, die zur Anbetung gemacht wurden, den Maulwürfen und Fledermäusen überlassen. Sie werden sich vor dem Schrecken des Herrn und der Herrlichkeit seiner Majestät in Felsspalten und Steinklüften verkriechen, wenn er sich erhebt, um die Erde zu erschüttern." (Jesaja 2,17.20-21 NLB) MUOT 494 2 "Ich winde mich vor Schmerzen und leide Qualen. Das Herz klopft mir bis zum Hals", rief Jeremia aus, als er die Verwüstungen während der letzten Ereignisse der Weltgeschichte sah. "Ich . höre das Signalhorn und das Kriegsgeschrei! Man meldet eine Niederlage nach der anderen, das ganze Land ist schon verwüstet!" (Jeremia 4,19.20a Hfa) MUOT 494 3 Von dieser Übergangszeit, in der der Stolz der Menschen gebrochen wird, bezeugte Jeremia: "Ich sah die Erde an - ein wüstes Chaos! Ich blickte zum Himmel hinauf - da leuchtete kein Stern mehr! Ich sah hinüber zu den Bergen - sie wankten, und alle Hügel bebten. Ich sah nach den Menschen - da war keiner mehr; auch die Vögel waren fortgeflogen. Ich sah nach dem fruchtbaren Land - es war zur Wüste geworden, alle Städte lagen in Trümmern, zerstört durch den glühenden Zorn des Herrn." (Jeremia 4,23-26 GNB) "Das wird ein furchtbarer Tag sein, keinem anderen gleich, eine Zeit der [Angst] für die Nachkommen Jakobs - doch sie werden aus dieser Not gerettet werden!" (Jeremia 30,7 GNB) Die Rettung Der Gemeinde Bei Der Wiederkunft Ihres Herrn MUOT 494 4 Der Tag des Zorns für die Feinde Gottes wird für seine Gemeinde der Tag der endgültigen Errettung sein. Der Prophet Jesaja verkündete: "Stärkt die kraftlosen Hände! Lasst die zitternden Knie wieder fest werden! Sagt denen, die sich fürchten: ›Fasst neuen Mut! Habt keine Angst mehr, denn euer Gott ist bei euch! Jetzt wird er euren Feinden alles Unrecht vergelten, das sie euch angetan haben. Gott selbst kommt, um euch zu helfen und euch zu befreien^" (Jesaja 35,3.4 Hfa) MUOT 495 1 "Er wird den Tod für immer und ewig vernichten. Der Herr, der allmächtige Gott, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen. Er befreit sein Volk von der Schande, die es auf der ganzen Erde erlitten hat." (Jesaja 25,8 Hfa) Während der Prophet sah, wie der Herr der Herrlichkeit mit allen heiligen Engeln vom Himmel herabkam, um die übrig gebliebene Gemeinde aus den Nationen der Erde zu sammeln (vgl. Matthäus 24,30b.31), hörte er, wie die Wartenden gemeinsam den Jubelruf anstimmten: "Dies ist unser Gott! Auf ihn haben wir gewartet, und er hat uns gerettet. Dies ist der Herr, auf den wir unsere Hoffnung gesetzt haben. Wir wollen uns freuen und jubeln, weil er uns rettet!" (Jesaja 25,9 NLB) MUOT 495 2 Die Stimme des Sohnes Gottes erschallt, der die schlafenden Heiligen aus den Gräbern ruft. Als der Prophet Jesaja sie aus dem Gefängnis des Todes hervorkommen sah, rief er aus: "Herr, deine Toten werden wieder leben, die Leichen meines Volkes werden auferstehen! Ihr alle, die ihr in der Erde liegt, wacht auf und jubelt vor Freude! Du, Herr, bist wie der belebende Tau; darum gibt die Erde die Toten heraus." (Jesaja 26,19 GNB) "Dann können die Blinden wieder sehen und die Tauben wieder hören. Dann springt der Gelähmte wie ein Hirsch und der Stumme jubelt vor Freude." (Jesaja 35,5.6a GNB) MUOT 495 3 In den Visionen des Propheten sieht man nun diejenigen, die über die Sünde und das Grab triumphiert haben, fröhlich in der Gegenwart ihres Schöpfers, mit dem sie frei reden, so wie die ersten Menschen am Anfang mit Gott geredet haben. "Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich nun schaffe!", fordert sie der Herr auf. "Ich mache Jerusalem zur Stadt der Freude, und seine Bewohner erfülle ich mit Glück. Ich selbst will an Jerusalem wieder Freude haben und über mein Volk glücklich sein. Niemand wird mehr weinen und klagen." (Jesaja 65,18.19 GNB) "Kein Mensch im Land wird noch klagen, er sei von Krankheit und Schwäche geplagt; denn die Schuld des Volkes ist vergeben." (Jesaja 33,24 GNB) "In der Wüste brechen Quellen auf und Bäche ergießen sich durch die Steppe. Der glühende Sand verwandelt sich zum Teich und im dürren Land sprudeln Wasserquellen." (Jesaja 35,6b.7a GNB) "Wo einst Dornen waren, werden Zypressen wachsen, wo Nesseln wucherten, werden Myrten sprießen." (Jesaja 55,13a NLB) Die Freude Der Erlösten Im Neuen Jerusalem MUOT 495 4 "Eine Straße wird es dort geben, die man ›Heilige Straße‹ nennt. Kein unreiner Mensch wird sie betreten, sie ist nur für das Volk des Herrn bestimmt." (Jesaja 35,8a Hfa) "Ermutigt die Einwohner Jerusalems! Ruft ihnen zu: Nun habt ihr genug gelitten! Die schreckliche Zeit ist vorbei!" (Jesaja 40,2a Hfa) Beim Anblick der Erlösten, die frei von Sünde und allen Merkmalen des Fluches in der Stadt Gottes wohnen, rief der Prophet begeistert aus: "Freut euch mit Jerusalem! Jubelt alle in der Stadt, die ihr liebt. Singt alle voller Freude mit ihr, die ihr um sie getrauert habt." (Jesaja 66,10 NLB) MUOT 496 1 "In deinem Land wird es keine Verbrechen mehr geben, keine Zerstörung und Verwüstung. Deine Mauern geben dir Schutz, und deine Tore bringen dir Ruhm. In Zukunft brauchst du nicht mehr die Sonne als Licht für den Tag noch den Mond als Licht für die Nacht; denn ich, der Herr, dein Gott, werde für immer dein Licht sein und dir mit meinem herrlichen Glanz leuchten. Darum wird dein Licht niemals untergehen wie die Sonne oder abnehmen wie der Mond. Ich leuchte dir in alle Ewigkeit, und deine Trauer wird für immer ein Ende haben. Dein Volk wird sich nach meinen Geboten richten, und nie wieder wird es aus dem Land vertrieben. Es wird gedeihen wie ein Garten, den ich selbst gepflanzt habe; ich zeige an ihm meine Schöpfermacht, damit meine Herrlichkeit allen Völkern sichtbar wird." (Jesaja 60,18-21 GNB) MUOT 496 2 Der Prophet vernahm dort die Klänge von Musik und Gesang - Klänge, wie sie außer in Gesichten von Gott kein sterbliches Ohr gehört und kein menschlicher Geist je erdacht hat. "Diejenigen, die vom Herrn erlöst wurden, werden zurückkehren und jubelnd nach Jerusalem kommen. Ihr Gesicht spiegelt unendliche Freude wider. Freude und Glück werden bei ihnen einkehren, Kummer und Seufzen aber werden vor ihnen fliehen." (Jesaja 35,10 NLB) "Dort werden Jubel und Freude herrschen. Lobpreis und Gesang erklingen darin." (Jesaja 51,3b NLB) "Sie singen beim Reigen: Alle meine Quellen sind in dir!" (Psalm 87,7) "Sie erheben ihre Stimme und rühmen und jauchzen ... über die Herrlichkeit des Herrn." (Jesaja 24,14) Das Leben Auf Der Erneuerten Erde MUOT 496 3 Auf der erneuerten Erde werden die Erlösten den Beschäftigungen und Vergnügen nachgehen, die Adam und Eva am Anfang beglückt hatten. Sie werden ein Leben wie in Eden führen - ein Leben in Garten und Feld. "Dann leben die Menschen in den Häusern, die sie erbaut haben, und essen die Früchte der Weinberge, die sie gepflanzt haben. Sie werden nicht mehr bauen und ein anderer wohnt darin. Sie werden nicht mehr pflanzen und ein anderer isst. Denn mein Volk wird so lange leben wie die Bäume, und meine Erwählten werden das genießen, was sie erarbeitet haben." (Jesaja 65,21.22 NLB) MUOT 497 1 Dort wird jede Anlage entwickelt, und alle Fähigkeiten werden zunehmen. Man wird die großartigsten Unternehmungen durchführen, die edelsten Ziele erreichen, das höchste Streben verwirklichen. Und immer noch wird es neue Gipfel zu erklimmen, neue Wunder zu bestaunen und neue Wahrheiten zu begreifen geben. Neue Forschungsgegenstände werden die körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte herausfordern. MUOT 497 2 Die Propheten, denen diese großartigen Bilder gezeigt wurden, sehnten sich danach, deren volle Bedeutung zu erfassen. "Nach dieser Rettung schauten schon die Propheten aus. Sie haben euch angekündigt, welches Gnadengeschenk Gott euch zugedacht hat, und sie haben eifrig gesucht und geforscht, um herauszufinden, wann und wie dies alles eintreffen sollte ... Gott ließ sie erkennen, dass sie ihre Offenbarungen nicht für sich selbst empfangen hatten, sondern für euch, denen dies alles jetzt verkündet worden ist", schrieb Petrus an die Christen (1. Petrus 1,10-12 GNB). Die Bedeutung Für Uns MUOT 497 3 Von welch tiefer Bedeutung, von welch großem Interesse sind die Schilderungen dieser kommenden Dinge für uns, die wir an der Schwelle ihrer Erfüllung stehen! Auf diese Ereignisse schauten und warteten Gottes Kinder, danach hatten sie Verlangen und dafür beteten sie, seitdem unsere Voreltern das Paradies verlassen mussten. MUOT 497 4 Liebe Mitpilger, noch leben wir im Schatten und Getümmel des irdischen Treibens. Doch bald wird unser Erlöser erscheinen, um uns Befreiung und ewige Ruhe zu bringen. Lasst uns im Glauben in diese gesegnete Zukunft blicken, wie sie uns Gott offenbart hat. Christus, der für die Sünden der Welt starb, öffnet die Tore des neuen Paradieses weit für alle, die an ihn glauben. Bald wird der Kampf ausgefochten und der Sieg erlangt sein. Bald werden wir den sehen, auf den sich unsere Hoffnung auf ewiges Leben gründet. In seiner Gegenwart werden die Prüfungen und Leiden dieses Lebens wie ein Nichts erscheinen. "Kein Mensch wird mehr daran denken." (Jesaja 65,17 GNB) "Werft nur jetzt eure Zuversicht nicht weg, die doch so reich belohnt werden soll! Ihr braucht Kraft zum Durchhalten, damit ihr weiterhin tut, was Gott von euch will, und so auch bekommt, was er versprochen hat. Es heißt ja in den Heiligen Schriften: ›Noch eine kurze, ganz kurze Zeit, dann kommt der, den Gott angekündigt hat. Er wird sich nicht verspäten.‹" (Hebräer 10,35-37 GNB; vgl. Habakuk 2,3) "Israel findet Rettung in dem Herrn, ewige Rettung. Ihr werdet nicht zuschanden und nicht zunichte werden in alle Ewigkeiten." (Jesaja 45,17 Elb.) MUOT 498 1 Schaut empor, blickt auf Christus und lasst euren Glauben beständig wachsen! Dieses Vertrauen führt euch auf dem schmalen Weg durch die Tore der Gottesstadt hinein in die weite, unbegrenzte Zukunft der Herrlichkeit, die für die Erlösten vorbereitet ist. "Wartet geduldig, bis der Herr kommt. Muss nicht auch der Bauer mit viel Geduld abwarten, bis er die Ernte einfahren kann? Er weiß, dass die Saat dazu den Herbstregen und den Frühlingsregen braucht. Auch ihr müsst geduldig sein und dürft nicht mutlos werden, denn der Herr kommt bald." (Jakobus 5,7.8 Hfa) MUOT 498 2 Die erlösten Völkerscharen werden kein anderes Gesetz als das Gesetz des Himmels kennen - die Liebe (vgl. Römer 13,10). Alle werden eine glückliche, vereinte Familie bilden. Sie werden mit den Gewändern des Lobes und des Dankes bekleidet sein. Über dem allen werden die "Morgensterne" miteinander singen, und die "Gottessöhne" werden vor Freude jauchzen (vgl. Hiob 38,7), während Gott und Christus gemeinsam verkünden: Es wird keine Sünde mehr geben, "und es wird keinen Tod und keine Trauer ... mehr geben". (Offenbarung 21,4b NLB). MUOT 498 3 "An jedem Neumond und an jedem Sabbat wird die ganze Menschheit kommen und mich anbeten", erklärte der Herr (Jesaja 66,23 NLB). "Dann wird die Herrlichkeit des Herrn offenbar, und alle Menschen werden sie sehen." (Jesaja 40,5 NLB) "Der Herr wird den Völkern der Welt seine Gerechtigkeit und seinen Ruhm offenbaren." (Jesaja 61,11a NLB) "An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen für den Rest seines Volkes zur herrlichen Krone und zum prächtigen Kranz." (Jesaja 28,5 Elb.) MUOT 498 4 "Der Herr tröstet die Zionsstadt [Jerusalem], aus den Trümmern lässt er sie neu erstehen. Das verwüstete Land macht er zu einem Paradies; es wird blühen und fruchtbar sein wie der Garten Eden." (Jesaja 51,3a GNB) "Man wird nicht mehr ›die Verlassene‹ zu dir sagen und dein Land nicht mehr ›Einöde‹ nennen. Vielmehr wird man dich als ›meine Vorliebe‹ bezeichnen und zu deinem Land ›meine Braut‹ sagen, denn der Herr hat Freude an dir, und dein Land wird mit ihm vermählt sein. ... Dann wird dein Gott sich an dir freuen wie ein Bräutigam an seiner Braut." (Jesaja 62,4.5b NLB)