Wie Alles Begann

Kapitel 4

Der Erlösungsplan

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Der ganze Himmel war betrübt, weil der Mensch gefallen war. Die Welt, die Gott geschaffen hatte, war nun durch den Fluch der Sünde entstellt und von Wesen bewohnt, die zu Elend und Tod verdammt waren. Für die Übertreter des Gesetzes schien es kein Entrinnen zu geben. Die Lobgesänge der Engel verstummten. Im Himmel herrschte überall Trauer über das Unheil, das die Sünde angerichtet hatte.

Nur Der Sohn Gottes Kann Uns Retten

Der Sohn Gottes, der herrliche Himmelsfürst, hatte großes Mitleid mit dem gefallenen Menschengeschlecht. Unendliches Mitgefühl ergriff ihn, als er das Leid der verlorenen Welt betrachtete. Doch die göttliche Liebe hatte einen Plan zur Erlösung der Menschen erdacht. Das übertretene Gesetz Gottes forderte das Leben des Sünders. Im gesamten Universum gab es nur einen, der zu Gunsten der Menschen den Forderungen des Gesetzes genügen konnte. Da Gottes Gesetz ebenso heilig ist wie er selbst, konnte nur jemand, der Gott gleich ist, die Sühne für die Übertretung schaffen. Nur Christus konnte den schuldig gewordenen Menschen vom Fluch des Gesetzes erlösen und ihn wieder mit dem Himmel in Einklang bringen. Christus wollte die Schuld und Schande der Sünde auf sich nehmen. Da diese jedoch für den heiligen Gott so anstößig ist, würde sie den Vater vom Sohn trennen. Der Sohn war bereit, in die Tiefen des Elends hinabzusteigen, um die verlorene Menschheit zu retten.

Während er beim Vater für die Sünder eintrat, warteten die himmlischen Bewohner mit einer Anteilnahme, die sich nicht in Worte fassen lässt, auf den Ausgang der Beratungen. Diese geheimnisvolle Unterredung, dieser "Rat des Friedens" (Sacharja 6,13 Elb.) für die gefallene Menschheit, dauerte lange. Der Erlösungsplan war zwar schon vor Erschaffung der Erde gelegt worden, denn Christus ist das geschlachtete Lamm "von Grundlegung der Welt an" (Offenbarung 13,8b Elb.), doch bedeutete es selbst für den König des Universums einen Kampf, seinen Sohn für das schuldige Menschengeschlecht in den Tod zu geben. Aber "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat" (Johannes 3,16 NLB). Was ist doch die Erlösung für ein Geheimnis! Wie groß ist doch Gottes Liebe zu einer Welt, die ihn nicht geliebt hat! Wer kann die Tiefen dieser Liebe ermessen, "die alle Erkenntnis übertrifft" (Epheser 3,19)? Durch endlose Zeitalter wird der Verstand unsterblicher Wesen versuchen, das Geheimnis dieser unfassbaren Liebe zu ergründen. Sie werden darüber staunen und Gott dafür anbeten.

Gott sollte sich in Jesus Christus offenbaren und die Welt mit sich selbst versöhnen (vgl. 2. Korinther 5,19). Durch die Sünde waren die Menschen so erniedrigt, dass sie unmöglich von sich aus die Harmonie mit einem Gott wiederherstellen konnten, dessen ganzes Wesen Reinheit und Güte ist. Nachdem Jesus jedoch die Menschen von der Verdammnis des Gesetzes erlöst hatte, konnte er ihnen göttliche Kraft verleihen, die sich mit dem menschlichen Bemühen verbindet. Auf diese Weise konnten die gefallenen Nachkommen Adams durch "die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus" (Apostelgeschichte 20,21) wieder "Gottes Kinder" werden (1. Johannes 3,2).

Der Erlösungsplan Wird Erläutert

Dieser Plan, durch den allein die Rettung des Menschen erreicht werden konnte, bezog den ganzen Himmel in das unendliche Opfer mit ein. Die Engel empfanden keine Freude, als ihnen Christus den Erlösungsplan darlegte, denn sie verstanden, dass die Erlösung der Menschen unaussprechliches Leid über ihren geliebten Gebieter bringen würde. Mit Erstaunen, aber auch mit großem Kummer hörten sie seinen Worten zu, als er ihnen erklärte, dass er die Reinheit und den Frieden sowie die Freude und die Herrlichkeit und das unsterbliche Leben des Himmels verlassen werde, um mit der erniedrigten Menschheit in Berührung zu kommen und ihren Kummer, ihre Schande und ihren Tod zu ertragen. Er werde sich zwischen den Sünder und die Strafe für die Sünde stellen; doch nur wenige würden ihn als Sohn Gottes annehmen. Er werde seine hohe Stellung als Majestät des Himmels aufgeben, auf die Erde kommen und sich auf die Stufe des Menschen erniedrigen (vgl. Philipper 2,7.8a). So werde er aus eigener Erfahrung die Versuchungen und das Leid kennenlernen, die die Menschheit ertragen müsse. Das alles sei notwendig, damit er denen "helfen [könne], die versucht werden" (Hebräer 2,18b). Wenn er seine Aufgabe als Lehrer erfüllt habe, werde er gottlosen Menschen ausgeliefert sein und müsse jede Art von Schmach und Folter über sich ergehen lassen, zu denen Satan sie anstiften werde. Er müsse den grausamsten aller Tode sterben und dabei als schuldbeladener Sünder - zwischen Himmel und Erde hängend - erhöht werden. Der stundenlange Todeskampf, den er durchstehen müsse, werde so schrecklich sein, dass die Engel diesen Anblick nicht ertragen können, sondern ihr Antlitz verhüllen werden. Er müsse große Seelenqualen aushalten - selbst der Vater werde sein Angesicht vor ihm verbergen -, denn die Schuld der Übertretung - die Sündenlast der ganzen Welt - werde dann auf ihm liegen.

Die Engel warfen sich ihrem Herrscher zu Füßen und boten sich als Opfer für die Menschen an. Das Leben eines Engels konnte aber die Schuld nicht bezahlen. Nur der Schöpfer der Menschen hatte die Macht, sie zu erlösen. Und doch sollten die Engel im Erlösungsplan eine aktive Rolle spielen. Christus sollte "eine kleine Zeit niedriger ... als die Engel" werden und "für alle den Tod schmecken" (Hebräer 2,9). Wenn er die menschliche Natur annehme, werde seine Kraft geringer als die der Engel sein. Deshalb sollten sie ihm dienen, ihn stärken und ihm in seinem Leiden Linderung verschaffen. Außerdem sollten die Engel "dienstbare Geister" sein, die "zum Dienst um derentwillen" ausgesandt sind, "die das Heil ererben sollen" (Hebräer 1,14). Ihre Aufgabe werde es sein, die Empfänger der Gnade Gottes vor dem Einfluss der bösen Engel und vor der Finsternis, die Satan ständig um sie her verbreitet, zu schützen.

Wenn die Engel den Todeskampf und die tiefe Demütigung ihres Herrn miterleben, werden sie von Kummer und Entrüstung überwältigt werden. Sie haben dann nur den einen Wunsch, ihren Herrn aus den Händen seiner Mörder zu befreien. Aber sie dürfen nicht eingreifen, um auch nur irgendetwas von dem zu verhindern, was da vor sich geht. Es war Teil des Erlösungsplans, dass Jesus Christus Hohn und Misshandlungen böser Menschen erdulden müsse. Zu all diesen Dingen erklärte er sich bereit, als er die Aufgabe übernahm, die Menschen zu erlösen.

Christus versicherte den Engeln, dass er durch seinen Tod viele Menschen freikaufen und denjenigen vernichten werde, "der Gewalt über den Tod hatte, nämlich den Teufel" (Hebräer 2,14b). Er werde das Königreich zurückgewinnen, das der Mensch durch seine Gesetzesübertretung verloren hat. Die Erlösten würden es mit Christus erben, um ewig darin zu wohnen. Sünde und Sünder würden vernichtet, um nie wieder den Frieden im Himmel und auf der Erde stören zu können. Christus bat die Engelscharen, dem Plan zuzustimmen, den der Vater angenommen hatte. Sie sollten sich darüber freuen, dass die gefallenen Menschen durch seinen Tod mit Gott versöhnt werden könnten (vgl. Römer 5,10a).

Daraufhin erfüllte eine unaussprechliche Freude den Himmel. Die Herrlichkeit und Glückseligkeit einer erlösten Welt machten sogar die Seelenqual und das Opfer des Lebensfürsten wett. In der Weite des Himmels hallten die ersten Akkorde jenes Liedes wider, das eines Tages über den Hügeln Bethlehems erschallen sollte: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens." (Lukas 2,14) Mit einer Freude, die jetzt noch größer war als ihre Begeisterung bei der Schöpfung, "sangen alle Morgensterne, [und] die Gottessöhne jubelten vor Freude" (Hiob 38,7 GNB).

Hoffnung Für Die Menschen

Die erste Ankündigung seiner Erlösung erhielten die Menschen, als Gott im Garten Eden das Urteil über Satan sprach: "Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen." (1. Mose 3,15) Dieser Richterspruch, der in Anwesenheit unserer Voreltern erging, war für sie eine Verheißung. Er kündigte einen Kampf zwischen der Menschheit und Satan an und sagte voraus, dass die Macht des großen Widersachers letztendlich gebrochen wird. Adam und Eva standen als Schuldige vor dem gerechten Richter und erwarteten das Urteil, das ihre Gesetzesübertretung forderte. Aber noch bevor sie etwas von einem künftigen Leben in Leiden und Mühe hörten und die Ankündigung vernahmen, dass sie wieder zu Staub werden sollten, hörten sie Worte, die in ihnen Hoffnung weckten. Wenn sie auch unter der Macht ihres starken Feindes leiden müssten, könnten sie sich auf den letztendlichen Sieg freuen.

Als Satan hörte, dass zwischen ihm und der Frau sowie zwischen seinem und ihrem Nachkommen Feindschaft bestehen sollte, erkannte er, dass sein Plan, die menschliche Natur zu verderben, auf Hindernisse stoßen werde. Irgendwie würden die Menschen seiner Macht widerstehen können. Als aber der Erlösungsplan immer mehr offengelegt wurde, frohlockte Satan mit seinen Engeln. Nachdem er die Menschen zu Fall gebracht hatte, meinte er nun, auch den Sohn Gottes von seiner erhöhten Stellung herabstoßen zu können. Er verkündete, dass seine Pläne bis jetzt auf der Erde erfolgreich gewesen seien; und wenn Christus die menschliche Natur annehme, könne er folglich auch ihn überwinden und somit die Erlösung der gefallenen Menschen verhindern.

Treue Engel erklärten unseren Voreltern den Plan, den Gott für ihre Erlösung entworfen hatte, in größeren Einzelheiten. Adam und seine Gefährtin erhielten die Zusage, dass sie trotz ihrer großen Sünde nicht der Herrschaft Satans preisgegeben würden. Gottes Sohn habe angeboten, ihre Gesetzesübertretung mit seinem eigenen Leben zu sühnen. Eine Bewährungszeit werde ihnen eingeräumt, sodass sie durch Reue und den Glauben an Christus wieder Gottes Kinder werden könnten.

Das Opfer, das wegen ihrer Übertretung notwendig wurde, machte Adam und Eva den heiligen Charakter des göttlichen Gesetzes deutlich bewusst. Wie nie zuvor erkannten sie die Schuld ihrer Sünde und deren traurige Folgen. In Reue und tiefer Betroffenheit baten sie darum, dass die Strafe nicht den Sohn Gottes treffen möge, dessen Liebe die Quelle ihrer Freude gewesen war. Die Strafe solle lieber auf sie selbst und ihre Nachkommen fallen.

Doch sie wurden belehrt, dass das Gesetz Jahwes die Grundlage seiner Herrschaft im Himmel und auf der Erde sei. Deshalb könne nicht einmal das Leben eines Engels als Sühnopfer für eine Übertretung des Gesetzes dienen. Keines seiner Gebote könne geändert oder aufgehoben werden, um dem Menschen in seinem gefallenen Zustand entgegenzukommen. Aber der Sohn Gottes, der sie geschaffen habe, sei in der Lage, für sie Sühne zu schaffen. Wie Adams Gesetzesübertretung Elend und Tod gebracht habe, so werde das Opfer von Christus Leben und Unsterblichkeit ermöglichen.

Die Rückgewinnung Der Herrschaft Über Die Erde

Nicht nur der Mensch, sondern auch die Erde war durch die Sünde unter Satans Macht geraten und sollte durch den Erlösungsplan wiederhergestellt werden. Bei seiner Erschaffung war Adam zum Herrn über die ganze Erde gesetzt worden. Als er aber der Versuchung erlag, bekam Satan Gewalt über ihn. "Denn von wem jemand überwunden ist, dessen Knecht ist er geworden." (2. Petrus 2,19) Als der Mensch Satans Gefangener wurde, fiel sein ehemaliges Herrschaftsgebiet seinem Bezwinger zu. So wurde Satan zum "Gott dieser Welt" (2. Korinther 4,4). Er hatte die Herrschaft über die Erde, die ursprünglich Adam übertragen war, an sich gerissen. Doch Christus würde durch sein Opfer die Strafe für die Sünde erleiden und nicht nur die Menschen erlösen, sondern auch die Herrschaft, die Adam verspielt hatte, zurückgewinnen. Alles, was durch den ersten Adam verloren gegangen ist, wird durch den zweiten Adam wiederhergestellt werden. Der Prophet Micha verkündete: "Du Feste der Tochter Zion, zu dir wird kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft." (Micha 4,8) Und der Apostel Paulus verwies auf "die Erlösung seines Eigentums" (Epheser 1,14 Elb.). Gott schuf die Erde zum Wohnsitz für heilige und glückliche Wesen. Er war es, "der die Erde bereitet und gemacht hat - er hat sie gegründet; er hat sie nicht geschaffen, dass sie leer sein soll, sondern sie bereitet, dass man auf ihr wohnen solle" (Jesaja 45,18). Dieser Plan geht in Erfüllung, wenn die Erde - von Gottes Kraft erneuert und von Sünde und Leid befreit - der ewige Wohnsitz der Erlösten sein wird. "Die Gerechten werden das Land ererben und darin wohnen allezeit" (Psalm 37,29). "Es wird nichts Verfluchtes mehr [darin] sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen." (Offenbarung 22,3)

In seinem unschuldigen, sündlosen Zustand erfreute sich Adam der unmittelbaren Gemeinschaft mit seinem Schöpfer. Aber die Sünde bewirkte eine tiefe Trennung zwischen Gott und den Menschen. Nur das Sühnopfer von Christus konnte den Abgrund überbrücken und vom Himmel herab Segen oder Erlösung vermitteln. Den Menschen blieb zwar der direkte Zugang zu ihrem Schöpfer versperrt, aber durch Christus und seine Engel tritt Gott mit ihnen in Verbindung.

Auf diese Weise wurden Adam wichtige Ereignisse in der Geschichte der Menschheit offenbart, die sich vom Urteilsspruch in Eden über die Sintflut und weiter bis zum Auftreten des Gottessohnes erstrecken. Ihm wurde gezeigt, dass - obwohl das wertvolle Opfer von Christus ausreicht, um die ganze Welt zu retten - viele ein Leben in Sünde der Umkehr und dem Gehorsam vorziehen werden. Die Verbrechen würden von Generation zu Generation zunehmen und der Fluch der Sünde werde immer schwerer auf der Menschheit, der Tierwelt und der ganzen Erde lasten. Die Lebenserwartung des Menschen werde sich infolge seines sündigen Lebenswandels verkürzen. Seine Körpergröße werde abnehmen und seine Ausdauer nachlassen. Seine moralische und geistige Kraft werde schwinden, bis jegliche Art von Elend überall in der Welt zu finden sei. Durch ihre Hingabe an die Esslust und an ihre Leidenschaften werden die Menschen unfähig sein, die großen Wahrheiten des Erlösungsplans zu schätzen. Doch Christus werde seinem Vorsatz, dessentwegen er den Himmel verlassen wird, treu bleiben und weiterhin Interesse an ihnen zeigen und sie immer wieder einladen, mit ihren Schwächen und Mängeln zu ihm zu kommen. Er werde für die Bedürfnisse aller sorgen, die sich vertrauensvoll an ihn wenden. Es werde immer einige geben, die die Gotteserkenntnis bewahren und unter verbreiteter Ungerechtigkeit rein bleiben wollen.

Das Erste Opfer

Gott setzte den Opferdienst ein, um die Menschen immer wieder an ihre Sünde zu erinnern und diese durch die Darbringung der Opfer reuevoll einzugestehen. Auch sollten sie damit ihren Glauben an den verheißenen Erlöser bekennen. Auf diese Weise sollte dem gefallenen Menschengeschlecht die ernste Wahrheit eingeprägt werden, dass die Sünde den Tod verursacht hatte. Für Adam war die Darbringung des ersten Opfers eine überaus schmerzliche Zeremonie. Mit eigener Hand musste er Leben nehmen, das nur Gott geben konnte. Es war das erste Mal, dass er den Tod eines Lebewesens erlebte. Er wusste, dass weder Mensch noch Tier hätten sterben müssen, wenn er treu geblieben wäre. Während er das schuldlose Opfertier schlachtete, zitterte er bei dem Gedanken, dass wegen seiner Sünde das unschuldige Lamm Gottes (Johannes 1,29) einst sein Blut vergießen müsste. Dieses Erleben vermittelte ihm ein tieferes Verständnis von der Größe seiner Übertretung, die nur der Tod von Gottes geliebtem Sohn (Matthäus 3,17b) sühnen konnte. Und Adam staunte über die grenzenlose Güte, die ein solches Lösegeld bezahlt, um die Schuldigen zu retten. Ein Hoffnungsstrahl erhellte nun die dunkle, schreckliche Zukunft und nahm ihr die niederdrückende Trostlosigkeit.

Die Rechtfertigung Gottes Vor Dem Universum

Der Erlösungsplan hatte aber noch einen umfassenderen und tieferen Sinn als die Rettung des Menschen. Das war nicht der einzige Grund für Christus, um auf die Erde zu kommen. Es ging nicht nur darum, dass die Bewohner dieser kleinen Welt Gottes Gesetz so beachten, wie es erforderlich ist, sondern auch darum, Gottes Charakter vor dem Universum zu rechtfertigen. Das Ergebnis dieses großen Opfers mit seinem Einfluss auf die vernunftbegabten Wesen anderer Welten wie auf die Menschen hatte Jesus vor Augen, als er kurz vor seiner Kreuzigung sagte: "Für die Welt ist die Zeit des Gerichts gekommen, in der der Herrscher dieser Welt vertrieben wird. Und wenn ich am Kreuz aufgerichtet bin, werde ich alle zu mir ziehen." (Johannes 12,31.32 NLB) Das Opfer von Christus - sein Tod zur Rettung der Menschen - werde nicht nur ihnen den Himmel wieder zugänglich machen, sondern auch Gott und seinen Sohn in ihrem Vorgehen gegen den Aufruhr Satans vor dem ganzen Weltall rechtfertigen. Es werde die ewige Gültigkeit des Gesetzes durchsetzen und das Wesen und die Folgen der Sünde offenbaren.

Von Anfang an ging es in der großen Auseinandersetzung um Gottes Gesetz. Satan hatte zu beweisen versucht, dass Gott ungerecht und sein Gesetz mangelhaft sei und es zum Wohl des Universums verändert werden müsse. Mit seinem Angriff auf das Gesetz verfolgte er das Ziel, die Autorität des Gesetzgebers zu zerstören. In der Auseinandersetzung sollte sich zeigen, ob Gottes Gebote fehlerhaft sind und daher verändert werden müssen oder ob sie vollkommen und unveränderlich sind.

Als Satan aus dem Himmel ausgestoßen wurde, beschloss er, seine Herrschaft auf der Erde zu errichten. Nachdem er Adam und Eva versucht und überwältigt hatte, glaubte er, dass diese Welt ihm gehöre, weil die beiden ihn zu ihrem Herrscher gewählt hätten. Er behauptete, es sei unmöglich, dem Sünder Vergebung zu gewähren; deshalb seien die gefallenen Menschen zu Recht seine Untertanen, und die Welt sei sein Eigentum. Aber Gott war bereit, seinen eigenen, geliebten Sohn dahinzugeben - den Einen, der ihm gleich war -, damit er die Strafe für die Übertretung auf sich nehme. Auf diese Weise schuf Gott für die Menschen die Möglichkeit, wieder mit ihm versöhnt zu werden und in ihre paradiesische Heimat zurückzukehren. Christus verpflichtete sich, sie zu erlösen und die Welt aus der Gewalt Satans zu befreien. Die große Auseinandersetzung, die im Himmel begonnen hatte, musste genau auf dieser Erde, an jenem Ort also entschieden werden, den Satan als sein Eigentum beanspruchte.

Das ganze Universum staunte darüber, dass sich der Sohn Gottes demütigen sollte, um die in Sünde gefallenen Menschen zu retten. Er war von Stern zu Stern und von Welt zu Welt gegangen, hatte sich um alle gekümmert und in seiner Vorsorge die Bedürfnisse aller Arten von Lebewesen in seiner unermesslichen Schöpfung gestillt. Dass gerade er zugestimmt hatte, seine Herrlichkeit zu verlassen und die menschliche Natur anzunehmen, war ein Geheimnis, das die sündlosen Bewohner anderer Welten nur zu gern ergründet hätten. Als der Sohn Gottes dann in menschlicher Gestalt auf unsere Erde kam, beobachteten ihn alle gespannt, wie er Schritt für Schritt seinen schweren Weg von der Krippe bis zum Kreuz ging. Im Himmel nahmen sie Notiz von allem Spott und allen Kränkungen, die er hinnehmen musste. Sie wussten, dass Satan der Anstifter all dessen war. Sie nahmen wahr, wie gegnerische Kräfte an Einfluss gewannen, wie Satan unablässig Finsternis, Kummer und Leiden über die Menschen brachte, wie Jesus aber dagegen ankämpfte. Sie beobachteten, wie der Kampf zwischen Licht und Finsternis stärker wurde. Als Christus dann - mit dem Tod ringend - am Kreuz ausrief: "Es ist vollbracht!" (Johannes 19,30), erklang lauter Siegesjubel in allen Welten und auch im Himmel. Der große Kampf, der so lange auf dieser Erde getobt hatte, war nun entschieden, und Christus war Sieger geblieben. Sein Tod beantwortete die Frage, ob die Liebe des Vaters und des Sohnes zu den Menschen groß genug war, um ihretwegen Selbstverleugnung und Opferbereitschaft aufzubringen. Satan hatte seinen wahren Charakter als Lügner und Mörder offenbart (vgl. Johannes 8,44). Nun war klar, dass er mit demselben Geist, mit dem er die Menschen in seiner Gewalt beherrscht hatte, auch die vernunftbegabten Wesen im Himmel beherrscht hätte, falls es ihm erlaubt worden wäre. Das treu gebliebene Universum vereinte sich zu einer einzigen Stimme, um die göttliche Regierung zu preisen.

Gottes Gesetz Ist Ewig Und Unabänderlich

Hätte Gottes Gesetz geändert werden können, wäre die Erlösung des Menschen ohne das Opfer von Christus möglich gewesen. Aber die Tatsache, dass der Sohn Gottes sein Leben für die gefallene Menschheit lassen musste, beweist, dass Gottes Gesetz für die Sünder bindend bleibt und "der Sünde Sold ... der Tod" ist (Römer 6,23b). Als Christus starb, war Satans Vernichtung besiegelt. Wäre das Gesetz aber am Kreuz aufgehoben worden - was viele behaupten -, hätte Gottes geliebter Sohn Schmerzen und Tod nur erduldet, um Satans Forderungen zu erfüllen. Dann hätte der Fürst des Bösen triumphiert, dass seine Anklagepunkte gegen Gottes Gesetz berechtigt waren. Gerade die Tatsache, dass Christus die Strafe für die Übertretungen der Menschen auf sich nehmen musste, ist für alle geschaffenen, intelligenten Wesen ein überzeugendes Argument, dass das Gesetz unveränderlich und Gott gerecht, barmherzig und selbstlos ist. Es zeigte auch, dass sich unendliche Gerechtigkeit und grenzenlose Barmherzigkeit in der Ausübung seiner Herrschaft vereinen.