Wie Alles Begann

Kapitel 12

Abraham In Kanaan

[AUDIO]

1. Mose 13 bis 15, 17 und 18.

Abraham kehrte nach Kanaan zurück, "sehr reich an Vieh, Silber und Gold" (1. Mose 13,2). Lot war noch immer bei ihm. Sie kamen wieder nach Bethel und schlugen ihre Zelte beim Altar auf, den sie damals errichtet hatten. Bald entdeckten sie aber, dass größerer Besitz auch mehr Probleme mit sich bringt. In der Not und Anfechtung hatten sie einträchtig beieinander gewohnt, aber im Wohlstand wuchs die Gefahr, miteinander in Streit zu geraten. Die Weidefläche reichte nicht für beide Herden. Deshalb mussten sie häufig Streit zwischen ihren Hirten schlichten. Es war offensichtlich, dass sie sich trennen mussten. Abraham war älter als Lot und stand auch in Bezug auf Verwandtschaftsgrad, Wohlstand und Stellung höher als sein Neffe. Dennoch machte er als Erster Vorschläge, wie der Frieden zwischen ihnen erhalten werden könnte. Obwohl Gott ihm das ganze Land gegeben hatte, verzichtete er aus Höflichkeit auf sein Recht. "Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder", sagte er. "Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken." (1. Mose 13,8.9)

Abrahams Zuvorkommenheit Gegenüber Lot

Hier zeigte sich Abrahams vornehme, selbstlose Gesinnung. Wie viele hätten nicht unter ähnlichen Umständen unbedingt auf ihr Recht und ihre Vorliebe gepocht? Wie viele Familien sind auf diese Weise zerrissen worden! Wie viele Gemeinden haben sich gespalten und dadurch die Sache Gottes in Verruf gebracht! Sie sind in den Augen der Ungläubigen ein schändliches Beispiel. "Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir", sagte Abraham, "denn wir sind Brüder" - und das nicht nur aufgrund von Verwandtschaft, sondern auch als Anbeter des wahren Gottes. Alle Kinder Gottes auf der ganzen Welt bilden eine große Familie. Deshalb sollte sie auch der Geist der Liebe und Versöhnlichkeit leiten. "Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor" (Römer 12,10), lautet die Weisung unseres Erlösers durch Paulus. Wenn wir eine einheitliche Höflichkeit pflegten und bereit wären, andere so zu behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden möchten (vgl. Matthäus 7,12), würde die Hälfte aller Missstände im Leben beseitigt. Wer der Selbsterhöhung frönt, verrät seinen satanischen Geist. Wer aber die Liebe von Christus in seinem Herzen trägt, übt die Nächstenliebe, die "nicht das Ihre" sucht (1. Korinther 13,5b). Und er beachtet auch das göttliche Gebot: "Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der andern." (Philipper 2,4 EÜ)

Obwohl Lot seinen Wohlstand seiner Verwandtschaft mit Abraham verdankte, bewies er seinem Gönner keine Dankbarkeit. Die Höflichkeit hätte es hier geboten, Abraham die Wahl zu überlassen, aber stattdessen wollte sich Lot in seiner Selbstsucht alle Vorteile sichern. "Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der Herr Sodom und Gomorra vernichtete, war sie wasserreich ... wie der Garten des Herrn, gleichwie Ägyptenland." (1. Mose 13,10) Das Jordantal war die fruchtbarste Gegend in ganz Palästina. Es erinnerte den Beschauer an das verlorene Paradies, an die Schönheit und Fruchtbarkeit des ertragreichen Niltales, das Abraham und Lot erst kürzlich verlassen hatten. Es gab dort auch reiche und schöne Städte, mit guten Handelsbeziehungen. Lot war von der Aussicht auf irdischen Nutzen so geblendet, dass er den sittlichen und geistlichen Tiefstand übersah, der ihn dort erwartete. Die Bewohner der Jordanebene "sündigten sehr wider den Herrn" (1. Mose 13,13). Wusste er das nicht oder hielt er es für unwichtig? Jedenfalls "erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan" und "zog mit seinen Zelten bis nach Sodom" (1. Mose 13,11.12). Wie wenig sah er doch die schrecklichen Folgen seiner egoistischen Wahl voraus!

Abrahams Zeugnis In Seiner Umgebung

Nach der Trennung von Lot erhielt Abraham von Gott erneut das Versprechen, dass er einmal das ganze Land besitzen werde. Kurz darauf zog er nach Hebron. Er schlug sein Zelt unter den Eichen von Mamre auf und errichtete daneben dem Herrn einen Altar. Er wohnte unter dem freien Himmel der Hochebene, genoss ihre Olivenhaine und Weinberge, ihre wogenden Kornfelder und die ausgedehnten Weideflächen an den Hängen der umliegenden Hügel. Er war mit seinem einfachen, patriarchalischen Leben zufrieden. Gern überließ er Lot den gefährlichen Luxus im Tal von Sodom.

Die Völker ringsum schätzten Abraham als mächtigen Fürsten und kluges, tüchtiges Stammesoberhaupt. Er verschloss sich seinen Nachbarn keineswegs. Sein Leben und sein Charakter unterschieden sich deutlich vom Verhalten und Wesen der Götzendiener, was ein starkes Zeugnis zugunsten des wahren Glaubens darstellte. Seine Treue gegenüber Gott war unerschütterlich; seine Freundlichkeit und Güte förderten Vertrauen und Freundschaft, und seine ungekünstelte Größe verschaffte ihm Achtung und Ehre.

Sein Glaube war für ihn nicht wie ein kostbarer Schatz, den es eifersüchtig zu hüten galt und an dem sich nur sein Besitzer erfreuen durfte. Das wäre keine wahre Religion, denn ein solcher Geist widerspricht den Grundsätzen des Evangeliums. Wenn Christus im Herzen wohnt, kann das Licht seiner Gegenwart weder verborgen bleiben noch allmählich verlöschen. Im Gegenteil: Es wird immer heller leuchten, und Tag für Tag werden die Nebelschwaden der Selbstsucht und der Sünde, die den Menschen einhüllen, von den Strahlen der "Sonne der Gerechtigkeit" (Maleachi 3,20) verdrängt.

Gottes Kinder sind seine Vertreter auf Erden, und er möchte, dass sie in der moralischen Finsternis dieser Welt als Lichter scheinen. Überall im Land verstreut sind sie in Groß- und Kleinstädten und in Dörfern Zeugen für Gott - lebendige Werkzeuge, um durch sie dieser ungläubigen Welt seinen Willen und seine wunderbare Gnade bekannt zu machen. Nach seinem Plan sollen alle, die die Erlösung erfahren haben, missionarisch für ihn tätig sein. Das praktische Christenleben ist der Maßstab, an dem weltliche Menschen das Evangelium messen. Geduldig ertragene Anfechtungen, dankbar angenommene Segnungen, Sanftmut, Freundlichkeit, Barmherzigkeit und Liebe, die gewohnheitsmäßig gezeigt werden, sind die Lichter, die vom Charakter in die Welt hineinstrahlen und den Gegensatz zur Finsternis offenbaren, die der Selbstsucht des natürlichen Herzens entspringt.

Abraham zeichnete vieles aus: großes Vertrauen, edle Großzügigkeit, unbeirrbarer Gehorsam und eine demütige Bescheidenheit in seinem Nomadenleben. Er war zugleich ein kluger Diplomat und mutig und geschickt in einem Krieg. Obwohl bekannt war, dass Abraham eine neue Religion lehrte, zeigten ihm drei Brüder - Könige in den Ebenen der Amoriter, wo auch Abraham wohnte - ihre Freundschaft, indem sie ihn baten, mit ihnen einen Bund zu schließen, um mehr Sicherheit zu erreichen, denn das Land war voller Gewalt und Tyrannei. Es dauerte nicht lange, da bot sich ihm eine Gelegenheit, dieses Bündnis zu nutzen.

Die Auseinandersetzung Mit Den Elamitern

14 Jahre zuvor war Kedor-Laomer, der König von Elam, in Kanaan eingefallen und hatte das Land zu Abgaben verpflichtet. Als nun mehrere Fürsten eine Revolte gegen ihn anzettelten, rückte der König erneut an - und zwar mit vier Verbündeten -, um sie erneut zu unterwerfen. Fünf Könige der Kanaaniter vereinigten daraufhin ihre Streitkräfte und stellten sich im Tal Siddim den Eindringlingen entgegen. Aber sie wurden vernichtend geschlagen. Ein großer Teil ihres Heeres wurde niedergemetzelt. Wer entkommen konnte, floh in die Berge. Die Sieger plünderten die Städte in der Ebene und zogen mit reicher Beute und vielen Gefangenen davon, unter ihnen auch Lot und seine Familie.

Abraham lebte in Frieden im Eichenhain von Mamre, als er durch einen der Geflüchteten von der Schlacht und dem Unglück, das seinen Neffen getroffen hatte, erfuhr. Lots Undankbarkeit hatte bei ihm keine unfreundlichen Gefühle hinterlassen. Seine ganze Zuneigung zu ihm erwachte, und er beschloss, Lot zu befreien. Zuerst suchte er Gottes Rat, dann bereitete er sich auf den Kampf vor. Aus seinem eigenen Lager bot er 318 ausgebildete Knechte auf - Männer, die in der Ehrfurcht vor Gott, im Dienst ihres Herrn und im Umgang mit Waffen ausgebildet waren. Seine Bündnispartner Mamre, Eschkol und Aner schlossen sich ihm mit ihren Scharen an, und gemeinsam brachen sie auf, um die Eindringlinge zu verfolgen. Die Elamiter und ihre Bundesgenossen hatten ihr Lager bei Dan an der Nordgrenze Kanaans aufgeschlagen. Siegestrunken und ohne Furcht vor einem Angriff ihrer besiegten Feinde befanden sie sich mitten in einem lärmenden Zechgelage. Abraham teilte seine Streitkräfte, um aus verschiedenen Richtungen anrücken zu können, und überfiel das Lager bei Nacht. Sein energischer und unerwarteter Angriff führte schnell zum Erfolg. Der König von Elam wurde erschlagen und seine Armee vollständig besiegt. Lot, seine Familie und all die anderen Gefangenen wurden befreit und ihre Güter sichergestellt. Außerdem fiel den Siegern reiche Beute in die Hände. Dieser Sieg war Abraham zu verdanken, der auf Gott vertraut hatte. Der Verehrer Jahwes hatte nicht nur dem Land einen großen Dienst erwiesen, sondern auch seine eigene Tapferkeit unter Beweis gestellt. Es wurde deutlich, dass Rechtschaffenheit nicht Feigheit bedeutet und sein Glaube ihm den Mut verlieh, das Recht zu wahren und Unterdrückte zu verteidigen. Abrahams Heldentat verschaffte ihm einen weitreichenden Einfluss unter den Nachbarstämmen. Bei seiner Rückkehr kam ihm der König von Sodom mit seinem Gefolge entgegen, um den Sieger zu ehren. Er bot Abraham an, die Beute zu behalten, wenn er nur die Gefangenen freiließe. Nach damaligem Kriegsrecht gehörte die Beute dem Sieger. Aber Abraham hatte diesen Feldzug nicht unternommen, um sich zu bereichern. Er weigerte sich, aus dem Unglück anderer einen Vorteil zu ziehen, und machte nur zur Bedingung, dass seine Verbündeten den Anteil erhielten, der ihnen zustand.

Nicht viele hätten sich in einem ähnlichen Fall so großmütig gezeigt wie Abraham. Nur wenige hätten wohl der Versuchung widerstanden, sich eine reiche Beute anzueignen. Abrahams Beispiel erteilt aller selbstsüchtigen Gewinnsucht eine Rüge. Er achtete, was Gerechtigkeit und Menschlichkeit erforderten. Sein Verhalten ist ein anschauliches Beispiel für den biblischen Grundsatz: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (3. Mose 19,18b) Er gab dem König zur Antwort: "Ich hebe meine Hand auf zum Herrn, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, dass ich von allem, was dein ist, nicht einen Faden noch einen Schuhriemen nehmen will, damit du nicht sagest, du habest Abram reich gemacht." (1. Mose 14,22.23) Er wollte ihnen keinen Anlass zur Annahme geben, er sei um des Gewinnes willen in den Krieg gezogen oder sein Reichtum sei ihren Geschenken oder ihrem Wohlwollen zuzuschreiben. Gott hatte Abraham versprochen, ihn zu segnen. Ihm sollte auch die Ehre zuteil werden.

Noch ein anderer kam, um den siegreichen Erzvater zu begrüßen: Melchi- sedek, der König von Salem, der zur Erfrischung des Heeres Brot und Wein brachte. Als "Priester Gottes, des Höchsten" segnete er Abraham und dankte dem Herrn, der durch seinen Diener eine so großartige Befreiung ermöglicht hatte. Und Abraham "gab ihm den Zehnten von allem" (1. Mose 14,18.20b).

Die Erneute Verheissung Und Ein Bundesschluss

Abraham kehrte freudig zu seinen Zelten und Herden zurück. Dennoch beunruhigten ihn quälende Gedanken. Er war ein friedlicher Mann gewesen und hatte Feindschaft und Streit soweit wie möglich vermieden. Mit Grauen dachte er an das Blutvergießen, das er gesehen hatte. Aber die Stämme, deren Streitkräfte er geschlagen hatte, würden zweifellos wieder in Kanaan einfallen und ihn gewiss zum besonderen Ziel ihrer Rache machen. Würde er auf diese Weise in die Auseinandersetzungen der Königreiche verwickelt werden, wäre es mit seinem friedvollen, ruhigen Leben vorbei. Außerdem hatte er weder von Kanaan Besitz ergriffen, noch konnte er auf einen Erben hoffen, 9 durch den Gottes Zusage erfüllt werden könnte.

In einer nächtlichen Vision hörte er erneut Gottes Stimme: "Fürchte dich nicht, Abram!", lauteten die Worte des Königs aller Könige. "Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn" (1. Mose 15,1). Doch seinen Verstand bedrückten derart düstere Vorahnungen, dass er nun nicht in der Lage war, Gottes Zusage mit unbedingtem Vertrauen wie bisher aufzunehmen. Abraham betete um einen handfesten Beweis dafür, dass sie auch erfüllt werde. Wie konnte die Bundesverheißung verwirklicht werden, wenn ihm ein Sohn vorenthalten wurde? "Was willst du mir geben?", fragte er. "Ich gehe dahin ohne Kinder ... und siehe, einer von meinen Knechten wird mein Erbe sein." (1. Mose 15,2.3) Er schlug vor, seinen treuen Knecht Elieser zum Adoptivsohn und Erben seines Besitztums zu machen. Aber Gott versicherte ihm, dass ein eigenes Kind der Erbe sein sollte. Dann wurde er aus dem Zelt geführt und ihm gesagt, zu den unzählbaren Sternen zu blicken, die am Himmel funkelten. Dabei hörte er die Worte: "So zahlreich sollen deine Nachkommen sein! Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit!" (1. Mose 15,5b.6)

Doch noch einmal bat der Patriarch um ein sichtbares Zeichen zur Stärkung seines Glaubens und als Beweis für spätere Generationen, dass Gottes gnädige Absichten an ihnen in Erfüllung gehen würden. Der Herr ließ sich herab, um mit seinem Diener ein Bündnis zu schließen. Dazu wählte er eine Form, wie sie damals unter Menschen bei der Bestätigung einer feierlichen Verpflichtung üblich war. Auf Gottes Anweisung opferte Abraham eine Kuh, eine Ziege und einen Widder - alle drei Jahre alt -, zerteilte ihre Körper und legte die Stücke in geringer Entfernung voneinander auf die Erde. Dann fügte er noch eine Turteltaube und eine junge Taube hinzu, die er jedoch nicht zerteilte. Danach ging er ehrfürchtig zwischen den Opferstücken hindurch und gelobte Gott feierlich, ihm für immer gehorsam zu sein. Aufmerksam und ausdauernd blieb er bei den Opferstücken bis zum Sonnenuntergang. Er wollte darauf achten, dass sie nicht von Raubvögeln verunreinigt oder gefressen werden. Bei Sonnenuntergang aber fiel er in einen tiefen Schlaf, "und siehe, Schrecken und große Finsternis überfiel ihn" (1. Mose 15,12). Er hörte Gottes Stimme, die ihn wissen ließ, dass er nicht mit dem sofortigen Besitz des versprochenen Landes rechnen dürfe. Gott wies ihn auch auf die lange Leidenszeit hin, die seine Nachkommen überstehen müssten, bevor sie Kanaan in Besitz nehmen könnten. Gott offenbarte ihm auch den Erlösungsplan, den Tod von Christus und dessen zweites Kommen in Herrlichkeit. Schließlich sah Abraham die wiederhergestellte Erde in der Schönheit von Eden, die er für immer in Besitz nehmen sollte als die endgültige und vollständige Erfüllung der Verheißung.

Als Bürgschaft für diesen Bund Gottes mit den Menschen war "ein rauchender Ofen" zu sehen, und "eine Feuerflamme fuhr zwischen den Stücken hin" und verzehrte sie vollständig als Zeichen der göttlichen Gegenwart. Erneut hörte Abraham eine Stimme, die ihm bestätigte, dass das Land Kanaan seinen Nachkommen gehören sollte "von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom Euphrat" (1. Mose 15,17.18).

Die Veränderung Der Namen

Als Abraham fast 25 Jahre lang in Kanaan gelebt hatte, erschien ihm der Herr und sprach: "Ich bin Gott, der Allmächtige. Lebe vor meinem Angesicht und sei untadelig." (1. Mose 17,1 Elb.) Voll Ehrfurcht fiel der Patriarch auf sein Angesicht, und Gott sprach weiter: "Siehe, das ist mein Bund mit dir: Du wirst zum Vater einer Menge von Nationen werden" (1. Mose 17,4 Elb.). Als Zeichen dafür, dass dieser Bund gewiss erfüllt wird, sollte sein Name, der bisher Abram lautete, in Abraham geändert werden, was "Vater einer Menge" bedeutet. Seine Frau Sarai erhielt den Namen Sara, "Fürstin", denn die göttliche Stimme sagte: "Ich will sie überreich segnen und sie zur Mutter vieler Völker machen. Sogar Könige werden unter ihren Nachkommen sein!" (1. Mose 17,16b NLB)

Zu dieser Zeit verordnete Gott Abraham die Zeremonie der Beschneidung "als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er hatte, als er noch nicht beschnitten war" (Römer 4,11a). Der Erzvater und alle seine Nachkommen sollten diese Vorschrift beachten. Die Beschneidung sollte für sie ein Zeichen dafür sein, dass sie dem Dienst Gottes geweiht und damit von den Götzendienern abgesondert waren und Gott sie als sein besonderes Eigentum annahm. Mit dieser Zeremonie verpflichteten sich die Nachkommen ihrerseits, die Bedingungen des Bundes, den Gott mit Abraham geschlossen hatte, einzuhalten. Sie durften keine Ehen mit Heiden eingehen, denn dadurch würden sie ihre Ehrfurcht vor Gott und seinem heiligen Gesetz verlieren, in die Versuchung geraten, die sündhaften Gewohnheiten anderer Völker zu übernehmen und zum Götzendienst verführt werden.

Abraham Erhält Besuch Von Engeln

Gott ließ Abraham große Ehren zuteil werden. Engel kamen vom Himmel und sprachen mit ihm, wie Freunde miteinander reden. Und als Sodom von Gottes Strafgericht heimgesucht werden sollte, wurde ihm das nicht verheimlicht. So wurde er bei Gott zum Fürsprecher der Sünder. Die Begebenheit mit den Engeln ist auch ein schönes Beispiel für Gastfreundschaft.

Zur Mittagszeit eines heißen Sommertages saß der Erzvater im Eingang seines Zeltes und schaute über die friedliche Landschaft, als er in der Ferne drei Wanderer näherkommen sah. Bevor sie sein Zelt erreichten, hielten sie an, als ob sie miteinander berieten, welchen Weg sie nehmen wollten. Ohne erst darauf zu warten, dass sie ihn um Hilfe baten, stand Abraham schnell auf. Als sie sich anscheinend in eine andere Richtung wandten, eilte er ihnen hinterher und nötigte sie mit größter Höflichkeit, ihm die Ehre zu erweisen, bei ihm einzukehren, um sich zu erfrischen. Er selbst brachte ihnen eigenhändig Wasser, damit sie ihre Füße vom Staub der Reise reinigen konnten. Persönlich wählte er die Speisen für sie aus, und während sie sich im kühlen Schatten ausruhten, ließ er ihnen ein Mahl zubereiten. Ehrerbietig stand er daneben, während sie seine Gastfreundschaft genossen. Diesen Akt der Höflichkeit erachtete Gott als wichtig genug, um ihn in seinem Wort festzuhalten. Ein inspirierter Apostel bezog sich mehr als tausend Jahre später auf diese Begebenheit: "Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt." (Hebräer 13,2)

Abraham sah in seinen Gästen zunächst nur drei müde Wanderer und dachte nicht entfernt daran, dass der Eine unter ihnen weilte, den er hätte anbeten dürfen, ohne sich zu versündigen. Doch dann wurde ihm das wahre Wesen der Himmelsboten offenbart. Sie waren unterwegs, um Gottes Zorn auszuführen. Aber mit dem Glaubensmann Abraham sprachen sie zuerst über Segnungen. Obwohl Gott Bosheit genau wahrnimmt und Übertretungen streng bestraft, hat er keinen Gefallen an Vergeltung. Vernichtung ist für ihn, dessen Liebe unendlich ist, ein "fremdes Werk" (vgl. Jesaja 28,21).

"Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten." (Psalm 25,14 EÜ) Abraham hatte Gott die Ehre gegeben, und nun ehrte der Herr ihn, indem er ihn in seine Pläne einweihte und ihm seine Absichten offenbarte: "Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?", sagte der Herr. "Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen." (1. Mose 18,17.20.21 EÜ) Gott kannte genau das Maß der Schuld Sodoms, aber er bediente sich der menschlichen Ausdrucksweise, damit man erkennen konnte, dass sein Vorgehen gerechtfertigt war. Bevor er die Übertreter seinem Gericht unterzog, kam er selbst, um ihren Lebenswandel zu untersuchen. Sollten sie die Grenzen seiner Gnade nicht überschritten haben, würde er ihnen Raum zur Umkehr gewähren.

Zwei der Boten vom Himmel brachen auf und ließen Abraham mit dem allein, von dem er nun wusste, dass er Gottes Sohn war. Und der Glaubensmann trat für die Einwohner Sodoms ein. Einst hatte er sie mit seinem Schwert gerettet. Nun versuchte er es mit Bitten. Lot und seine Angehörigen wohnten ja noch immer dort. Mit der gleichen selbstlosen Liebe, die Abraham damals veranlasst hatte, sie von den Elamitern zu befreien, versuchte er nun, sie vor dem Sturm des göttlichen Gerichts zu bewahren, sofern das Gottes Willen entsprach.

Fürbitte Für Die Sünder Sodoms

Mit tiefer Ehrfurcht und Demut brachte er seine Bitte vor: "Siehe doch, ich habe mich erdreistet, zu dem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin." (1. Mose 18,27 Elb.) Das klang nicht anmaßend und war kein Prahlen mit seiner eigenen Gerechtigkeit. Er beanspruchte keine Gunst aufgrund seines Gehorsams oder wegen der Opfer, die er auf sich genommen hatte, um Gottes Willen zu befolgen. Obwohl er selbst ein Sünder war, bat er für die Sünder. Diese Gesinnung sollte jeder haben, der sich Gott naht. Aus Abraham sprach das Vertrauen eines Kindes, das seinen geliebten Vater inständig um etwas bittet. Er trat zum himmlischen Boten und brachte seine Bitte mit Hingabe vor. Obschon sich Lot bei den Bewohnern von Sodom niedergelassen hatte, beteiligte er sich doch nicht an ihren schlimmen Vergehen. Abraham nahm an, dass es in dieser bevölkerungsreichen Stadt noch andere Anbeter des wahren Gottes gab. Im Hinblick darauf bat er: "Das sei ferne von dir, dass du das tust und tötest den Gerechten mit dem Gottlosen ... Das sei ferne von dir! Sollte der Richter aller Welt nicht gerecht richten?" (1. Mose 18,25) Abraham bat nicht nur einmal, sondern mehrfach. Als seine Bitten gewährt wurden, wurde er kühner und fuhr fort, bis er das Versprechen erhielt, dass die Stadt verschont werde, selbst wenn nur zehn Gerechte darin zu finden seien.

Seine Liebe zu untergehenden Menschen trieb ihn bei seinen Bitten an. Er verabscheute zwar die Sünden dieser lasterhaften Stadt, wollte aber, dass die Sünder gerettet werden. Seine tiefe Anteilnahme an Sodom zeigt die Sorge, die auch wir für reuelose Menschen empfinden sollten. Wir sollten die Sünde hassen, aber für den Sünder Mitleid empfinden und ihn lieben. In unserer Umgebung gehen Menschen ebenso schrecklich und hoffnungslos zugrunde wie einst in Sodom. Täglich geht für viele ihre Gnadenzeit zu Ende. Stündlich verlassen etliche den Einflussbereich der Gnade Gottes. Wo sind die warnenden, einladenden Stimmen, die den Sünder bitten, seinem furchtbaren Schicksal zu entgehen? Wo sind die Hände ausgestreckt, um ihn vom Tod zurückzuziehen? Wo treten Menschen in Demut und standhaftem Glauben bei Gott für ihn ein?

Abraham hatte die gleiche Einstellung wie Christus. Der Sohn Gottes ist selbst der große Mittler und Fürsprecher zugunsten des Sünders. Er, der den Preis für die Erlösung der Menschen bezahlte, weiß, was ein Mensch wert ist. Christus hegte eine Feindseligkeit gegen das Böse, wie das nur einer absolut reinen Natur möglich ist, offenbarte aber eine Liebe zum Sünder, die nur eine unendliche Güte ersinnen konnte. Sogar im Todeskampf am Kreuz, als er selbst mit der furchtbaren Sündenlast der ganzen Welt beladen war, betete Christus für die, die ihn schmähten und töteten: "Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" (Lukas 23,34)

Abraham Als Vorbild Und Lehrer Des Wahren Glaubens

In der Bibel steht über Abraham, dass er "ein Freund Gottes genannt" wurde (Jakobus 2,23). Er ist der "Vater ... aller, die glauben" (Römer 4,11b). Gott bestätigte diesem treuen Patriarchen, dass er "meiner Stimme gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meine Gebote, meine Weisungen und mein Gesetz" (1. Mose 26,5). Schon vorher hatte Gott gesagt: "Ich habe ihn erkannt, damit er seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm befehle, dass sie den Weg des Herrn bewahren, Gerechtigkeit und Recht üben, damit der Herr auf Abraham kommen lasse, was er über ihn geredet hat." (1. Mose 18,19 Elb.) Abraham wurde die hohe Ehre zuteil, der Vater des auserwählten Volkes zu sein, das Jahrhundertelang der Hüter und Bewahrer der Wahrheiten war, die Gott der Welt mitteilen wollte. Es war das Volk, durch das alle Nationen der Erde durch das Erscheinen des angekündigten Messias gesegnet werden sollten. Der, der ihn berief, erklärte ihn auch der Berufung für würdig. Gott selbst hat das gesagt. Er, der die "Gedanken von ferne" kennt (Psalm 139,2) und die Menschen recht einschätzt, sagte: "Ich habe ihn erkannt." Von Seiten Abrahams gab es nie einen Verrat der Wahrheit aus selbstsüchtigen Gründen. Er hat das Gesetz Gottes befolgt und sich gerecht und rechtschaffen verhalten. Er hat nicht nur selbst Ehrfurcht vor dem Herrn gehabt, sondern lebte seinen Glauben auch in seiner Familie aus. Er lehrte sie Rechtschaffenheit. Das Gesetz Gottes war seine Hausordnung.

Abrahams Haushalt umfasste über eintausend Personen. Wer sich aufgrund seiner Belehrung der Anbetung des wahren Gottes anschloss, fand in seinem Zeltlager ein Zuhause. Wie in einer Schule erhielten sie dort einen Unterricht, der sie darauf vorbereitete, als Vertreter des wahren Glaubens aufzutreten. Damit übernahm Abraham eine große Verantwortung, denn erbildete auch Familienoberhäupter heran. Sein Führungsstil wurde dann auf die Familien, denen sie vorstanden, übertragen.

In alter Zeit war der Vater zugleich der Herrscher und Priester der Familie. Er behielt die Befehlsgewalt über seine Kinder, wenn diese bereits eigene Familien hatten. Seine Nachkommen wurden unterwiesen, ihn als ihr Oberhaupt in religiösen wie in weltlichen Belangen anzuerkennen. Abraham bemühte sich, diese patriarchalische Lebensform aufrechtzuerhalten, da sie leichter die wahre Gotteserkenntnis bewahrte. Es war notwendig, die Mitglieder der Großfamilie zusammenzuhalten, um eine Schranke gegen den Götzendienst zu errichten, der so weit verbreitet und tief verwurzelt war. Mit allen möglichen Mitteln versuchte Abraham, die Bewohner seines Zeltlagers davor zu schützen, sich unter die Heiden zu mischen und deren götzendienerische Gepflogenheiten zu beobachten. Er wusste, dass die Vertrautheit mit dem Bösen unmerklich die Grundsatztreue untergräbt. Mit äußerster Sorgfalt versuchte er, alle Formen falscher Religionen vom Lager fernzuhalten und die Majestät und die Herrlichkeit des lebendigen Gottes, der allein Anbetung verdient, dem Denken seiner Leute einzuprägen.

Gott selbst hatte in weiser Voraussicht die Verbindung seines Volkes zu den Heiden soweit wie möglich eingeschränkt. Es sollte als Volk allein wohnen und nicht zu den anderen Nationen gezählt werden. Er hatte Abraham aus seiner Verwandtschaft, die Götzen verehrte, herausgelöst, damit der Patriarch seine Familie fern von den verführerischen Einflüssen, die sie in Mesopotamien umgeben hätten, erziehen konnte. Seine Nachkommen sollten den wahren Glauben in seiner Reinheit von Generation zu Generation bewahren.

Die Liebe zu seiner Familie und zur ganzen Hausgemeinschaft veranlasste Abraham, deren Glauben zu schützen und ihnen eine Kenntnis der Gebote Gottes zu vermitteln. Denn das war das kostbarste Vermächtnis, das er ihnen - und durch sie der Welt - weitergeben konnte. Allen wurde beigebracht, dass sie der Herrschaft des Gottes im Himmel unterstanden. Vonseiten der Eltern gab es keine Unterdrückung und aufseiten der Kinder keinen Ungehorsam. Gottes Gesetz wies jedem seine Pflichten zu, und nur wenn man ihm gehorchte, konnte man sich Glück und Wohlergehen sichern.

Abrahams eigenes Beispiel und der stille Einfluss, den sein Alltagsleben ausübte, waren eine ständige Belehrung. Seine unerschütterliche Redlichkeit, Güte und selbstlose Höflichkeit, die ihm die Bewunderung der Stadtkönige eingebracht hatten, kamen auch in seinem Heim zur Geltung. Sein Leben war gleichsam von einem Wohlgeruch umgeben - einem edlen und liebevollen Charakter, der allen zeigte, dass er mit dem Himmel verbunden war. Abraham ging auch an seinem geringsten Knecht nicht achtlos vorüber. In seinem Haus gab es kein besonderes Recht für den Patriarchen und ein anderes für die Knechte, keinen Königsweg für die Reichen und einen anderen für die Armen. Alle wurden gerecht und mitfühlend behandelt als "Miterben der Gnade des Lebens" (1. Petrus 3,7b).

"Dazu habe ich ihn auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Haus nach ihm ..." (1. Mose 18,19). Es gab kein leichtfertiges Versäumnis, die bösen Neigungen seiner Kinder einzuschränken, keine schwache, unkluge oder nachsichtige Bevorzugung, kein Nachgeben seines Pflichtgefühls gegenüber den Regungen einer falsch verstandenen Zuneigung. Abraham vermittelte nicht nur die richtige Belehrung, sondern hielt auch die Autorität gerechter Gesetze aufrecht.

Die Verantwortung Heutiger Eltern

Wie wenige folgen heutzutage seinem Beispiel! Bei vielen Eltern findet sich eine blinde, ichbezogene Gefühlsduselei, die fälschlicherweise als Liebe bezeichnet wird. Sie zeigt sich darin, dass Kinder mit ihrem unausgereiften Urteilsvermögen und ihren zügellosen Leidenschaften der Herrschaft ihres eigenen Willens überlassen werden. Das ist äußerste Grausamkeit gegenüber den Jugendlichen und ein großes Unrecht an der Welt. Die Nachsicht der Eltern verursacht Unordnung in den Familien und folglich auch in der Gesellschaft. Sie bestärkt die Jugendlichen im Wunsch, ihren Neigungen zu folgen, statt sich Gottes Geboten zu fügen. So wachsen sie mit einer inneren Abneigung gegen Gottes Willen auf. Als Eltern geben sie dann ihre ungläubige und ungehorsame Einstellung an ihre Kinder und Enkel weiter. Wie Abraham sollten auch Eltern ihrem Haushalt vorstehen. Gehorsam gegenüber der elterlichen Autorität soll in den Familien gelehrt und durchgesetzt werden. Das ist der erste Schritt hin zum Gehorsam gegenüber der Autorität Gottes.

Die Geringschätzung, die Gottes Gesetz erfährt - selbst von Geistlichen -, hat viel Schlimmes verursacht. Die weitverbreitete Lehre, dass Gottes Gebote für die Menschen heute nicht mehr verbindlich seien, hat die gleiche Auswirkung auf die Moral der Leute wie der Götzendienst damals. Wer die Forderungen des göttlichen Gesetzes herabmindert, untergräbt die Grundlage der Ordnung in Familie und Volk. Religiöse Eltern, die Gottes Gebote selbst nicht wirklich befolgen, weisen auch ihre Familie nicht an, auf den Wegen des Herrn zu wandeln. Gottes Gesetz wird auf diese Weise nicht zur Lebensregel. Wenn die Nachkommen dann ihre eigenen Familien gründen, fühlen sie keine Verpflichtung, ihren Kindern etwas beizubringen, was sie selbst nie gelernt haben. Aus diesem Grund gibt es so viele gottlose Familien. Deshalb ist auch die Verdorbenheit so tief verwurzelt und so weit verbreitet.

Nur wenn Eltern das Gesetz des Herrn reinen Herzens befolgen, sind sie in der Lage, auch ihren Kindern beizubringen, danach zu leben. Eine Reformation ist in dieser Hinsicht notwendig - eine Erneuerung, die tiefgehend und weitreichend sein muss. Die Eltern müssen sich bessern; Geistliche müssen sich bessern. Sie brauchen Gott in ihren Heimen. Wenn sie erleben wollen, dass sich die Zustände ändern, muss Gottes Wort in den Familien wieder Geltung bekommen und wieder zum Ratgeber werden. Eltern müssen ihren Kindern sagen, dass dieses Wort Gottes Stimme ist, die sich an sie richtet und der sie unbedingt gehorchen müssen. Sie sollten ihre Kinder geduldig unterweisen und sie freundlich, aber unermüdlich lehren, wie man leben muss, um Gott zu gefallen. Kinder aus solchen Familien sind darauf vorbereitet, den Spitzfindigkeiten des Unglaubens zu begegnen. Sie haben die Bibel als Grundlage ihres Glaubens angenommen und besitzen damit ein Fundament, das von keiner hereinbrechenden Woge des Zweifels unterhöhlt werden kann.

In zu vielen Haushalten wird das Gebet vernachlässigt. Die Eltern meinen, sie hätten keine Zeit für eine Morgen- oder Abendandacht. Sie erübrigen nicht einmal ein paar Minuten, um Gott für seine vielen Segnungen zu danken - für Sonnenschein und Regen, welche die Pflanzenwelt gedeihen lassen, und für den Dienst der Schutzengel im Alltag. Sie haben auch keine Zeit, um Gott um Beistand und Führung und Jesus um seine Gegenwart in ihrem Heim zu bitten. Den einstigen Ochsen oder Pferden gleich geht man ohne einen einzigen Gedanken an Gott an die Arbeit. Und dabei sind die Menschen dem Sohn Gottes so wertvoll, dass er sein Leben gab, um sie zu erlösen, statt sie hoffnungslos verlorengehen zu lassen. Doch sie schätzen seine große Güte kaum mehr als die Tiere, die umkommen.

Wie die Patriarchen der alten Welt sollten alle, die Gott lieben, dem Herrn einen Altar errichten, wo immer sie ihre Zelte aufschlagen. Wenn es je eine Zeit gab, in der jedes Haus ein Bethaus sein sollte, dann heute. Väter und Mütter sollten oft ihre Gedanken zu Gott erheben, um für sich selbst und ihre Kinder zu beten. Der Vater sollte als Priester der Familie das Morgen- und Abendopfer auf den Altar Gottes legen. Seine Frau und die Kinder sollten sich mit ihm in Gebet und Lobpreis vereinen. In einem solchen Heim weilt Christus gern.

Von jedem christlichen Zuhause sollte ein heiliges Licht scheinen. Die Liebe sollte sich in entsprechenden Taten äußern. Sie sollte allen familiären Umgang durchdringen und sich in wohlüberlegter Freundlichkeit und in sanfter, selbstloser Höflichkeit zeigen. Es gibt Familien, bei denen nach diesem Grundsatz gelebt wird - Heime, in denen Gott angebetet wird und echte Liebe herrscht. Von ihnen steigen morgens und abends Gebete wie angenehmer Weihrauch zu Gott empor; und seine Gnade und Segnungen sinken auf die Bittenden herab wie der Morgentau.

Ein gut geführtes christliches Heim ist ein starkes Argument für die Echtheit des christlichen Glaubens - ein Argument, das auch Ungläubige nicht anfechten können. Denn jeder kann erkennen, dass in dieser Familie ein Einfluss am Werk ist, der sich auf die Kinder auswirkt - dass der Gott Abrahams mit ihnen ist. Hätten die Heime der bekennenden Christen die rechte religiöse Prägung, könnten sie einen machtvollen Einfluss zum Guten ausüben. Sie wären in der Tat "das Licht der Welt" (Matthäus 5,14). Der Gott des Himmels richtet an alle treuen Eltern die Worte, die er einst an Abraham gerichtet hat: "Ich habe ihn auserwählt, damit er seine Nachkommen lehrt, nach meinem Willen zu leben und zu tun, was richtig und gerecht ist. Dann werde ich alle meine Versprechen einlösen, die ich ihm gegeben habe." (1. Mose 18,19)