Wie Alles Begann

Kapitel 14

Die Vernichtung Von Sodom

[AUDIO]

1. Mose 19.

Sodom war die schönste unter den Städten im Jordantal. Sie lag in einer Ebene, die wegen ihrer Fruchtbarkeit und Anmut aussah "wie der Garten des Herrn" (1. Mose 13,10). Hier gedieh die üppige Pflanzenwelt der Tropen. Hier waren Palme, Ölbaum und Weinstock zu Hause. Das ganze Jahr über verbreiteten die Blumen ihren Duft. Die Felder brachten reiche Ernten, und auf den umliegenden Hügeln weideten Rinder und Schafe. Auch Kunsthandwerk und Handel trugen zum Reichtum der stolzen Stadt bei. Schätze aus dem Osten schmückten ihre Paläste, und Wüstenkarawanen brachten eine Fülle von Kostbarkeiten auf die Märkte der Stadt. Ohne viel nachzudenken und ohne große Mühe konnte man jeden Bedarf decken. Und das ganze Jahr über folgte eine Festlichkeit auf die andere.

Der überall herrschende Überfluss führte zu Luxus und Stolz. Müßiggang und Reichtum machen Menschen, die nie Mangel gelitten haben oder mit Sorgen beladen waren, hartherzig. Die Liebe zum Vergnügen wurde in Sodom durch Reichtum und Freizeit gefördert, und die Menschen gaben sich ganz den sinnlichen Genüssen hin. "Siehe, das war die Schuld deiner Schwester Sodom", sagte der Prophet Hesekiel. "Hoffart und alles in Fülle und sichere Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern; aber dem Armen und Elenden halfen sie nicht, sondern waren stolz und taten Gräuel vor mir. Darum habe ich sie auch hinweggetan, wie du gesehen hast." (Hesekiel 16,49.50) Nichts begehren Menschen mehr als Reichtum und Freizeit. Doch hatten diese Dinge damals Sünden zur Folge, die die Vernichtung dieser Städte in der Ebene bewirkten. Das sinnlose, faule Leben ihrer Bewohner machte sie zur leichten Beute Satans und verzerrte ihr Bild von Gott, sodass sie mehr Satan als Gott glichen. Müßiggang ist der größte Fluch, der einen Menschen treffen kann, denn er zieht Laster und Verbrechen nach sich. Er schwächt den Geist, verdirbt das Denken und erniedrigt die Seele. Satan liegt ständig auf der Lauer und ist bereit, jeden zu vernichten, der nicht auf der Hut ist. Die viele Freizeit bietet Satan die Möglichkeit, sich durch geschickte Verstellung bei den Menschen einzuschleichen. Nie hat er mehr Erfolg, als wenn er sie beim Nichtstun aufsucht.

In Sodom herrschten fröhliche Ausgelassenheit und Lustbarkeiten, Gelage und Trunkenheit. Ungehemmt gaben sich die Menschen den abscheulichsten und widerlichsten Lüsten hin. Sie verachteten offen Gott und sein Gesetz und hatten Gefallen an Gewalttaten. Obwohl ihnen das Beispiel der vorsintflutlichen Welt vor Augen stand und sie wussten, dass Gottes Zorn deren Vernichtung herbeigeführt hatte, schlugen sie dennoch den gleichen gottlosen Weg ein.

Als Lot nach Sodom zog, war die Verdorbenheit noch nicht allgemein verbreitet. Aus Gnade ließ Gott noch einige Lichtstrahlen in die sittliche Finsternis fallen. Als Abraham die Gefangenen aus der Hand der Elamiter befreite, wurde die Aufmerksamkeit der Leute auf den wahren Glauben gerichtet. Abraham war schon vorher bei den Bewohnern von Sodom bekannt gewesen. Seine Verehrung des unsichtbaren Gottes gab Anlass zu Spott. Aber sein Sieg über eine Übermacht an Streitkräften, seine großherzige Behandlung der befreiten Gefangenen sowie seine freigebige Verteilung der Beute riefen Staunen und Bewunderung hervor. Als man sein Geschick und seine Tapferkeit rühmte, konnte sich niemand der Einsicht erwehren, dass ihn eine göttliche Macht zum Sieg geführt hatte. Auch Abrahams edler und selbstloser Geist, der den ichbezogenen Einwohnern von Sodom so völlig fremd war, stellte die Überlegenheit seines Glaubens unter Beweis, dem er durch seinen Mut und seine Treue Ehre erwiesen hatte.

Als Melchisedek Abraham segnete, hatte er Jahwe als Quelle der Kraft und als Urheber des Sieges bezeichnet: "Gesegnet seist du, Abram, vom höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat; und gelobt sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat." (1. Mose 14,19.20) Durch seine Fürsorge hatte Gott noch einmal zu den Bewohnern der Gegend gesprochen. Doch dieser letzte Lichtstrahl wurde genauso verworfen wie alle vorhergegangenen auch.

Ihre Bosheit Wird Den Einwohnern Von Sodom Zum Verhängnis

Nun nahte Sodoms letzte Nacht. Schon warfen die Wolken der Vergeltung ihre Schatten über die Stadt, die dem Untergang geweiht war. Aber die Menschen merkten nichts davon. Während sich schon Engel mit ihrem zerstörerischen Auftrag der Stadt näherten, träumten ihre Bewohner noch immer von Wohlstand und Vergnügen. Der letzte Tag verlief wie alle anderen auch. Nun senkte sich der Abend auf dieses Bild von Lieblichkeit und Sicherheit. Die Strahlen der untergehenden Sonne fielen auf eine unvergleichlich schöne Landschaft. Die Abendkühle hatte die Bewohner der Stadt hervorgelockt. Die vergnügungshungrigen Massen gingen auf und ab und waren nur auf den Genuss des Augenblicks bedacht.

In der Abenddämmerung nahten sich dem Stadttor zwei Fremde. Es waren anscheinend Reisende, die über Nacht bleiben wollten. In diesen unauffälligen Wanderern vermutete niemand die mächtigen Boten des göttlichen Gerichts. Den fröhlichen und sorglosen Bewohnern Sodoms fiel nicht im Traum ein, dass sie durch ihr Verhalten gegenüber diesen himmlischen Boten in dieser Nacht das Maß ihrer Schuld voll machen und ihre stolze Stadt ins Verderben stürzen würden. Ein einziger Mann nur erwies den Fremden freundliche Aufmerksamkeit und lud sie zu sich in sein Haus ein. Lot wusste nicht, wer sie wirklich waren, aber er war es gewohnt, höflich und gastfrei zu sein. Das gehörte zu seinem Glauben - Lehren, die er aus dem Beispiel Abrahams gezogen hatte. Wäre diese höfliche Einstellung für ihn nicht selbstverständlich gewesen, wäre er vielleicht mit den anderen Bewohnern von Sodom umgekommen. So manche Familie, deren Tür Fremden verschlossen blieb, hat damit Gottes Boten abgewiesen, die Segen, Hoffnung und Frieden in ihr Haus gebracht hätten.

Jede Tat im Leben - und sei sie noch so geringfügig - wirkt sich zum Guten oder zum Bösen aus. Gewissenhaftigkeit oder Nachlässigkeit in den scheinbar geringsten Pflichten kann das Tor zu reichem Segen oder großem Unglück aufstoßen. Gerade die kleinen Dinge prüfen den Charakter. Auf den täglichen, Selbstverleugnung erfordernden Verrichtungen, die nicht vorgetäuscht sind und mit einer freudigen und willigen Einstellung ausgeführt werden, ruht Gottes Wohlgefallen. Wir sollen nicht für uns selbst, sondern für andere leben. Nur durch Selbstvergessenheit und eine Gesinnung der Liebe und Hilfsbereitschaft kann unser Leben ein Segen sein. Kleine Aufmerksamkeiten und Gefälligkeiten tragen viel zum Lebensglück bei. Wenn man sie jedoch vernachlässigt, vermehrt das ganz wesentlich das menschliche Elend.

Da Lot beobachtet hatte, was für einem Missbrauch Fremde in Sodom ausgesetzt waren, hielt er es für seine Pflicht, sie bei ihrer Ankunft unter seinen Schutz zu nehmen, indem er ihnen seine Gastfreundschaft anbot. Als sich dieses Mal Reisende näherten, saß er am Tor. Sobald er sie bemerkte, stand er auf und ging ihnen entgegen, verneigte sich höflich vor ihnen und sagte: "Siehe, liebe Herren, kehrt doch ein im Hause eures Knechts und bleibt über Nacht." Sie verhielten sich so, als wollten sie seine Einladung ablehnen, und sagten: "Nein, wir wollen über Nacht im Freien bleiben." (1. Mose 19,2) Mit dieser Antwort verfolgten sie eine zweifache Absicht: Sie wollten zum einen Lots Aufrichtigkeit prüfen, zum anderen aber bezüglich des Charakters der Männer von Sodom ahnungslos erscheinen. Ihre Worte klangen, als ob sie meinten, ohne Gefahr nachts auf der Straße bleiben zu können. Ihre Antwort machte Lot noch entschlossener, sie nicht der Gewalt des Pöbels auszusetzen. Er drängte sie, seine Einladung anzunehmen. Schließlich gaben sie nach und folgten ihm in sein Haus.

Er hatte gehofft, seine Absicht vor den Müßiggängern am Tor verheimlichen zu können, indem er die Fremden auf einem Umweg zu seinem Haus führte. Doch ihr Zögern und Zaudern und sein inständiges Drängen erregten deren Aufmerksamkeit. Sie hatten sich noch nicht zur Ruhe gelegt, als sich schon ein zügelloser Haufen um das Haus scharte. Es war eine große Menge, junge und alte Männer, alle von den niedrigsten Leidenschaften getrieben. Die Fremden hatten sich nach dem Charakter der Bevölkerung in dieser Stadt erkundigt, und Lot hatte sie davor gewarnt, sich während der Nacht nach draußen zu wagen. Schon konnte man das Grölen und Johlen der Menge hören, die verlangte, ihnen die Männer auszuliefern.

Lot wusste, dass diese Leute mit Leichtigkeit in sein Haus eindringen konnten, wenn sie sich erst einmal zur Gewalt herausgefordert sahen. Deshalb ging er hinaus und versuchte, sie zu überreden. "Meine Brüder", rief er, "begeht doch nicht ein solches Verbrechen!" (1. Mose 19,7 GNB) Er gebrauchte den Ausdruck "Brüder" im Sinne von "Nachbarn", weil er hoffte, sie damit versöhnlich stimmen und wegen ihrer niederträchtigen Absichten beschämen zu können. Aber seine Worte wirkten wie Öl, das ins Feuer gegossen wird. Ihre Wut steigerte sich zu einem heulenden Orkan. Sie spotteten, Lot wolle sich wohl zum Richter über sie aufspielen, und drohten sogar, es mit ihm noch schlimmer zu treiben, als sie es mit seinen Gästen vorhatten. Sie stürzten sich auf ihn und hätten ihn in Stücke gerissen, wenn ihm die Engel Gottes nicht zu Hilfe gekommen wären. "Doch als sie hinzuliefen und die Tür aufbrechen wollten, griffen die Männer hinaus und zogen Lot herein zu sich ins Haus und schlossen die Tür zu." (1. Mose 19,9.10)

Die folgenden Ereignisse offenbarten den wahren Charakter der Gäste, die er aufgenommen hatte: "Sie schlugen die Leute vor der Tür des Hauses, Klein und Groß, mit Blindheit, sodass sie es aufgaben, die Tür zu finden." (1. Mose 19, 11) Wären sie nicht mit doppelter Blindheit geschlagen und wären ihre Herzen nicht verhärtet gewesen, hätte Gottes Eingreifen sie das Fürchten gelehrt und sie von ihrem bösen Vorhaben abgebracht. In dieser letzten Nacht geschahen keine größeren Sünden als in vielen Nächten zuvor. Aber Gottes Gnade, die so lange verachtet worden war, hatte schließlich zu flehen aufgehört. Die Bewohner von Sodom hatten die Grenze der göttlichen Langmut überschritten - die unsichtbare Linie zwischen Gottes Geduld und seinem Zorn. Nun stand er im Begriff, sein Feuer der Vergeltung im Tal Sid- dim zu entzünden.

Jetzt offenbarten die Engel Lot den Zweck ihrer Mission: "Denn wir werden die Stadt dem Erdboden gleichmachen. Schwere Klagen über diesen Ort sind vor den Herrn gekommen, und er hat uns beauftragt, ihn zu vernichten." (1. Mose 19,13 NLB) Lot hatte die Fremden beschützen wollen. Nun versprachen sie, ihn und alle seine Familienangehörigen, die mit ihm aus der gottlosen Stadt fliehen wollten, zu retten. Die Männer draußen waren - der Sache überdrüssig - abgezogen. Lot konnte zu seinen Kindern gehen, um sie zu warnen. Er wiederholte, was ihm die Engel gesagt hatten: "Schnell, verlasst die Stadt! Denn der Herr wird sie zerstören." (1. Mose 19,14 NLB) Aber er kam ihnen vor wie einer, der sich einen Scherz erlaubt. Sie lachten über seine abergläubische Angst. Seine Töchter standen unter dem Einfluss ihrer Ehemänner. Ihnen ging es doch gut, wo sie waren. Sie konnten keine Anzeichen einer Gefahr erkennen; alles war wie bisher. Sie hatten große Besitztümer und konnten es einfach nicht glauben, dass das schöne Sodom zerstört werden sollte.

Die Engel Drängen Zur Flucht

Bedrückt kehrte Lot nach Hause zurück und berichtete von seinem Misserfolg. Darauf geboten ihm die Engel, mit seiner Frau und den beiden Töchtern, die noch bei ihnen lebten, die Stadt zu verlassen. Aber Lot zögerte. Wohl musste er täglich Gewalttaten mit ansehen und war auch darüber betrübt, aber trotzdem besaß er keine rechte Vorstellung von den entwürdigenden und abscheulichen Schandtaten, die in dieser lasterhaften Stadt verübt wurden. Er begriff nicht, dass hier die schreckliche Notwendigkeit vorlag, der Sünde durch ein Gottesgericht Einhalt zu gebieten. Einige seiner Kinder hingen an Sodom, und seine Frau weigerte sich, ohne sie zu gehen. Der Gedanke, diejenigen zurücklassen zu müssen, die ihm das Liebste auf Erden waren, erschien Lot unerträglich. Außerdem fiel es ihm schwer, sein luxuriöses Zuhause und all den Reichtum, den er sich im Laufe seines Lebens erarbeitet hatte, aufzugeben. Sollte er wirklich als mittelloser Wanderer fortziehen? Von Kummer betäubt, zögerte er noch immer und konnte sich nicht zum Aufbruch entschließen. Wären da nicht die Engel gewesen, wären sie alle mit Sodom untergegangen. Doch die himmlischen Boten fassten ihn, seine Frau und die Töchter an der Hand und führten sie aus der Stadt hinaus.

Dort wurden sie von den Engeln verlassen, die hierauf in die Stadt zurückkehrten, um ihr Vernichtungswerk auszuführen. Ein weiterer Engel kam auf Lot zu - jener, mit dem Abraham verhandelt hatte. In allen Städten der Ebene hatte er nicht einmal zehn gerechte Personen gefunden. Doch als Antwort auf Abrahams Bitten wurde wenigstens der einzige Gottesfürchtige dem Verderben entrissen. Dieser Engel befahl Lot mit einer Heftigkeit, die ihn überraschte: "Rette dein Leben und sieh nicht hinter dich, bleib auch nicht stehen in dieser ganzen Gegend. Auf das Gebirge rette dich, damit du nicht umkommst!" (1. Mose 19,17) Weiteres Zaudern oder eine Verzögerung wäre nun verhängnisvoll! Ein einziger Blick auf die dem Untergang geweihte Stadt oder ein kurzer Augenblick des Bedauerns, ein so schönes Zuhause verlassen zu müssen, hätte sie das Leben gekostet. Der Sturm des Gottesgerichts wartete nur ab, bis die armen Flüchtlinge in Sicherheit waren.

Lot war bestürzt und erschüttert und flehte: "Aber ich schaffe es nicht mehr bis ins Gebirge, bevor das Unglück über die Stadt hereinbricht und mich in den Tod reißt." (1. Mose 19,19 NLB) Das Leben in dieser gottlosen Stadt inmitten von Ungläubigen hatte sein Vertrauen verkümmern lassen. Obwohl der Fürst des Lebens neben ihm stand, der ihm bis dahin so viel Fürsorge und Liebe bewiesen hatte, bat Lot um sein Leben, als ob Gott ihn nicht auch weiterhin bewahren würde. Er hätte sich dem Boten des Himmels voll und ganz anvertrauen sollen und seinen Willen und sein Leben ohne Fragen oder Zweifel in die Hände des Herrn legen sollen. Aber wie viele andere wollte er seine Zukunft lieber selbst planen: "Jenes Dorf ist nahe genug, um dorthin zu fliehen. Es ist doch nur klein. Ich will mich dort in Sicherheit bringen. Ist es nicht klein genug, damit ich in ihm am Leben bleiben kann?" (1. Mose 19,20 NLB) Die hier erwähnte Stadt war Bela, die später Zoar genannt wurde und nicht weit von Sodom entfernt lag. Sie war ebenso verdorben und dem Untergang geweiht. Aber Lot bat, sie zu verschonen und ihm doch diese kleine Bitte zu erfüllen. Dieser Wunsch wurde ihm auch gewährt. Der Herr versicherte ihm: "Ich will auch diese Bitte erfüllen und dieses Dorf nicht zerstören." (1. Mose 19,21 NLB) Wie groß ist doch Gottes Barmherzigkeit seinen irrenden Geschöpfen gegenüber!

Noch einmal wurde Lot dringend aufgefordert, sich zu beeilen, denn der Feuersturm würde nicht länger aufgeschoben werden. Doch eine von den Flüchtenden wagte es, einen Blick zurück auf die untergehende Stadt zu werfen. Lots Frau wurde zur Salzsäule - zu einem Mahnmal des göttlichen Gerichts. Hätte Lot nicht so lange gezögert, der Warnung des Engels zu folgen, und wäre er eilends auf die Berge geflüchtet, ohne Bitten und Einwände vorzubringen, hätte auch seine Frau dem Tod entrinnen können. Durch sein Beispiel hätte er sie beeinflussen und vor dem Vergehen, das ihren Untergang besiegelte, bewahren können. Seine Unschlüssigkeit aber und sein Zögern veranlassten sie, Gottes Warnung auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Ebene lag schon hinter ihr, aber mit ihrem Herzen war sie noch in Sodom und ging auch mit der Stadt zugrunde. Sie hatte sich innerlich gegen Gott aufgelehnt, weil ihre Kinder und ihre Habe dem Untergang preisgegeben wurden. Obwohl sie das große Glück hatte, aus der Stadt herausgerufen zu werden, fühlte sie sich hart behandelt, weil sie ihren in jahrelanger Arbeit angesammelten Reichtum zurücklassen musste. Anstatt dankbar ihre eigene Rettung anzunehmen, schaute sie vermessen zurück. Sie wünschte sich das Leben derjenigen, die Gottes Warnung verworfen hatten. Ihr Vergehen bewies, dass sie des Lebens unwürdig war, für dessen Bewahrung sie so wenig Dankbarkeit empfand.

Wir sollten uns hüten, Gottes gnadenvolle Vorkehrungen, die er zu unserer Erlösung getroffen hat, geringzuschätzen. Man hört Christen sagen: Ich lege keinen Wert darauf, errettet zu werden, wenn nicht auch mein Mann und meine Kinder selig werden. Sie meinen, der Himmel könne für sie ohne die Anwesenheit ihrer Lieben kein Himmel sein. Haben aber diejenigen, die solche Empfindungen hegen, das richtige Verständnis von ihrer eigenen Beziehung zu Gott, und zwar im Hinblick auf seine große Güte und Gnade, die er ihnen erweist? Haben sie vergessen, dass sie durch die stärksten Bande wie Liebe, Ehrfurcht und Treue verpflichtet sind, ihrem Schöpfer und Erlöser zu dienen? Gott lädt in seiner Gnade alle ein. Sollten wir uns deshalb von ihm abwenden, weil viele unserer Freunde die flehende Liebe des Sohnes Gottes ausschlagen? Die Erlösung ist etwas Wertvolles, denn Christus hat einen unermesslichen Preis dafür bezahlt. Niemand, der dieses große Opfer und den Wert eines Menschen zu schätzen weiß, wird die ihm angebotene Gnade Gottes verschmähen, nur weil andere das tun. Gerade die Tatsache, dass andere seine gerechten Forderungen missachten, müsste uns noch mehr dazu anspornen, Gott zu verehren und alle Menschen unserer Umgebung dafür zu gewinnen, seine Liebe anzunehmen.

Der Untergang Sodoms Und Die Lehren Daraus

"Die Sonne war aufgegangen auf Erden, als Lot nach Zoar kam." (1. Mose 19,23) Die strahlende Morgensonne schien den Städten in der Ebene Frieden und Wohlergehen zu versprechen. In den Straßen regte sich geräuschvolles Treiben. Die Menschen machten sich auf ihren Weg oder gingen ihren verschiedenen Geschäften und Vergnügungen nach. Lots Schwiegersöhne spotteten über die Ängste und Warnungen des schwachsinnigen alten Mannes. Da brach so unerwartet und plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel der Sturm über Sodom herein. Der Herr ließ Feuer und Schwefel vom Himmel auf die Städte und auf die fruchtbare Ebene regnen. Paläste und Tempel, die kostbaren Wohnhäuser, Gärten und Weinberge, die vergnügungssüchtige Einwohnerschaft, die noch in der Nacht zuvor die Himmelsboten beschimpft hatte - alles wurde vom Feuer verzehrt. Der Rauch der Feuersbrunst stieg auf wie der Rauch eines großen Ofens. Das herrliche Tal Siddim wurde verwüstet und zu einem Ort, der nie wieder bebaut und bewohnt werden sollte. Allen Generationen bezeugt er, dass Gottes Gerichte mit unfehlbarer Gewissheit auf die Übertretung seiner Gebote folgen.

Die Flammen, welche die Städte in dieser Ebene vernichteten, werfen ihr warnendes Licht noch bis in unsere Zeit. Wir ziehen eine ernste und schreckliche Lehre daraus: Obwohl Gottes Gnade den Gesetzesübertreter mit Langmut trägt, gibt es doch eine Grenze, die der Mensch in seinem Sündenwandel nicht überschreiten darf. Wird diese Grenze erreicht, werden die Gnadenangebote zurückgezogen, und das Gericht beginnt.

Eine Schwerere Sünde Als Die Sodoms

Der Erlöser der Welt sagte, dass es schlimmere Sünden gibt als die, derentwegen Sodom und Gomorra zerstört wurden (vgl. Lukas 10,11.12). Wer die Einladung des Evangeliums hört, das die Sünder zur Umkehr ruft, sie aber missachtet, lädt in Gottes Augen größere Schuld auf sich als die Bewohner des Tales Siddim. Und noch schwerer wiegt die Sünde derer, die angeblich Gott kennen und seine Gebote halten, in ihrem Charakter und im täglichen Leben aber Christus verleugnen. Im Licht dieser Warnung ist das Schicksal Sodoms eine ernste Mahnung, die nicht allein denen gilt, die sich offener Sünde schuldig machen, sondern allen, die mit dem vom Himmel gesandten Licht und den verliehenen Vorrechten leichtfertig umgehen.

Der treue Zeuge sagte zur Gemeinde von Ephesus: "Aber ich habe gegen dich einzuwenden, dass ihr mich und euch einander nicht mehr so liebt wie am Anfang! Erkenne doch, wie weit du dich von deiner ersten Liebe entfernt hast! Kehre wieder zu mir zurück und bemühe dich so, wie du es am Anfang getan hast. Wenn du dich nicht änderst, werde ich kommen und deinen Leuchter von seinem Platz unter den Gemeinden wegnehmen." (Offenbarung 2,4.5 NLB) Der Erlöser wartet darauf, dass wir auf sein Angebot aus Liebe und Vergebung eingehen. Beides gewährt er mit einem Mitgefühl, das zärtlicher ist, als es Eltern für einen eigensinnigen, leidenden Sohn aufbringen können. Er ruft den Irrenden zu: "Bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich auch zu euch kehren." (Maleachi 3,7) Wer aber auf seinem Irrweg bleibt und sich ständig weigert, auf die Stimme zu achten, die ihn voller Liebe und Mitleid ruft, wird schließlich in geistlicher Finsternis gelassen. Wer Gottes Erbarmen anhaltend geringschätzt, verstockt sein Herz in Sünde und ist für die Gnade Gottes nicht mehr empfänglich. Schrecklich wird das Ende derer sein, von denen es heißt: Sie haben "sich fremden Göttern verschrieben. Sollen sie machen, was sie wollen!" (Hosea 4,17 Hfa). Es wird den Städten im Tal Siddim am Tag des Gerichts erträglicher gehen als denen, die die Liebe von Christus gekannt, sich aber dennoch für die Freuden einer sündigen Welt entschieden haben.

Wer Gottes Gnadenangebote missachtet, denke an die lange Liste in den Büchern des Himmels, die gegen ihn spricht. Denn dort wird über die Gottlosigkeit ganzer Völker wie auch der Familien und Einzelpersonen Bericht geführt. Gott mag lange Geduld haben, während die Liste immer länger wird. Er ruft zur Umkehr und Reue auf und bietet Vergebung an. Doch es wird die Zeit kommen, wenn der Bericht abgeschlossen ist, wenn ein Mensch seine endgültige Entscheidung getroffen und sein Schicksal durch seine eigene Wahl festgelegt hat. Dann wird das Zeichen gegeben, dass das Urteil vollstreckt wird.

Der Zustand der heutigen religiösen Welt ist alarmierend. Man spielt mit der Gnade Gottes. Die meisten halten sein Gesetz für überholt und "lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind" (Matthäus 15,9). Auch in kirchlichen Kreisen hat sich die Treulosigkeit durchgesetzt. Allerdings ist es keine Untreue im eigentlichen Sinn - etwa in Form einer offenen Absage an die Bibel -, sondern eine Treulosigkeit, die im christlichen Gewand erscheint, während sie den Glauben an die Heilige Schrift als Offenbarung Gottes untergräbt. Lebendige Frömmigkeit und innige Hingabe sind leeren Formen und Zeremonien gewichen. "Und es wird in der Welt zugehen wie zur Zeit Lots. Genauso wird es sein an dem Tag, an dem der Menschensohn wiederkommt." (Lukas 17,28.30 NLB) Die Wahrheit dieser Worte wird durch die Berichte über Tagesereignisse immer wieder bestätigt. Die Welt wird reif zum Untergang. Bald werden Gottes Gerichte hereinbrechen und Sünde und Sünder vernichtet werden. Unser Erlöser sagte: "Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen und dieser Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick; denn er wird über alle kommen, die auf der ganzen Erde wohnen", über alle, deren Interessen ausschließlich um irdische Dinge kreisen. "So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn." (Lukas 21,34-36)

Vor der Zerstörung Sodoms ließ der Herr Lot die Botschaft ausrichten: "Rette dein Leben und sieh nicht hinter dich, bleib auch nicht stehen in dieser ganzen Gegend. Auf das Gebirge rette dich, damit du nicht umkommst!" (1. Mose 19,17) Dieselbe warnende Stimme hörten die Jünger von Jesus vor der Zerstörung Jerusalems: "Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heer belagert wird, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe herbeigekommen ist. Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge." (Lukas 21,20.21) Sie durften nicht länger bleiben, um noch etwas von ihrem Besitz zu retten, sondern mussten rechtzeitig fliehen.

Das bedeutete eine entschiedene Trennung von den Ungläubigen, eine Flucht, um das Leben zu retten. So war es in den Tagen Noahs, so bei Lot, so bei den Jüngern vor der Zerstörung Jerusalems, und so wird es in den letzten Tagen sein. Noch einmal ist Gottes Warnungsbotschaft zu hören, die sein Volk auffordert, sich von der überhandnehmenden Gottlosigkeit zu trennen.

Die Verdorbenheit und der Abfall, der zur letzten Zeit in der religiösen Welt vorherrschen wird, wurden Johannes in einem Gesicht vor Augen geführt. Darin sah er Babylon, "die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige auf Erden" (Offenbarung 17,18). Vor ihrer Zerstörung wird der Ruf erschallen: "Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!" (Offenbarung 18,4) So wie es in den Tagen von Noah und Lot war, muss es dann auch zu einer klaren Trennung von Sünde und Sündern kommen. Zwischen Gott und der Welt kann es keinen Kompromiss geben, kein Zurück zu irdischen Schätzen. Jesus sagte: "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." (Matthäus 6,24)

Wie die Bewohner des Tales Siddim träumen auch heute die Menschen von Glück und Frieden. "Rette dein Leben" (1. Mose 19,17), lautet die Warnung der Engel Gottes. Aber man hört auch andere Stimmen: Regt euch nicht auf, es gibt keinen Grund zur Beunruhigung. Viele rufen: "Friede, es hat keine Gefahr", während Gott sagt, dass den Übertreter das Verderben schnell ereilen wird (1. Thessalonicher 5,3). In der Nacht vor ihrem Untergang schwelgten die Bewohner in den Städten der Ebene in vollen Zügen. Sie lachten über die Ängste und Warnungen des Gottesboten. Aber diese Spötter kamen in den Flammen um. In jener Nacht schloss sich die Gnadentür für die gottlosen, sorglosen Einwohner von Sodom für immer. Gott lässt sich nicht ständig spotten; er lässt nicht mit sich spaßen. "Siehe, des Herrn Tag kommt grausam, zornig, grimmig, die Erde zu verwüsten und die Sünder von ihr zu vertilgen." (Jesaja 13,9) Die große Masse wird Gottes Gnade abweisen. Darum wird das Verderben unabwendbar schnell über sie kommen. Wer aber die Warnung beherzigt, wird "unter dem Schirm des Höchsten" sitzen und "unter dem Schatten des Allmächtigen" bleiben. "Seine Wahrheit ist Schirm und Schild." (Psalm 91,1.4) Ihnen gilt die Zusage: "Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil." (Psalm 91,16)

Die Töchter Bringen Schande Über Lot

Lot wohnte nur kurze Zeit in Zoar. Die Gottlosigkeit war dort ebenso groß wie in Sodom. Er fürchtete sich, dort zu bleiben, weil diese Stadt zerstört werden sollte. Bald darauf wurde Zoar vernichtet, wie Gott es angekündigt hatte. Lot machte sich vorher auf in die Berge und wohnte in einer Höhle. Er hatte nun all seine Habe verloren, für die er es gewagt hatte, seine Familie dem Einfluss einer verrufenen Stadt auszusetzen. Aber selbst dorthin verfolgte ihn noch der Fluch von Sodom. Das sündige Verhalten seiner Töchter war eine Folge des Umgangs mit diesen lasterhaften Bewohnern. Die eine schlug der anderen vor: "Komm, wir machen ihn mit Wein betrunken und schlafen dann mit ihm. So werden wir durch unseren Vater zu Kindern kommen." (1. Mose 19,32 NLB) Ihre Verdorbenheit war so sehr mit ihrem Charakter verwoben, dass sie Gut und Böse nicht mehr unterscheiden konnten. Lots einzige Nachkommenschaft, die Moabiter und Ammoniter, waren lasterhafte, götzendienerische Stämme, Aufrührer gegen Gott und erbitterte Feinde seines Volkes.

In welchem Unterschied zu Abraham verlief doch das Leben von Lot! Früher waren sie Weggefährten gewesen, hatten an demselben Altar angebetet und in ihren Nomadenzelten nebeneinander gewohnt. Doch welch eine Kluft trennte sie nun voneinander! Lot hatte Sodom wegen dem Vergnügen und aus Eigennutz gewählt. Damit hatte er den Altar von Abraham und das tägliche Opfer zu Ehren des lebendigen Gottes verlassen. Seinen Kindern hatte er erlaubt, mit verderbten Götzenanbetern zusammenzuleben. Doch in seinem Herzen hatte er sich die Gottesfurcht bewahrt, denn die Bibel nennt ihn einen "gerechten" Mann (2. Petrus 2,7a). Sein rechtschaffenes Wesen fühlte sich von den gemeinen Reden gequält, die er sich täglich anhören musste. Die Gewalttaten und Verbrechen, die er nicht verhindern konnte, bedrückten ihn. Er war wie "ein brennendes Holzscheit, [das] aus dem Feuer gerettet" wurde (Sacharja 3,2 GNB). Er hatte Frau und Kinder und seinen Besitz verloren. Nun wohnte er wie die wilden Tiere in Höhlen und wurde noch auf seine alten Tage mit Schande befleckt. Er hinterließ der Welt keine rechtschaffenen Stämme, sondern zwei dem Götzendienst verfallene Völker. Sie waren Gott gegenüber feindlich eingestellt und führten Kriege gegen sein Volk, bis das Maß ihrer Ungerechtigkeit voll war und sie zum Untergang verurteilt wurden. Wie schrecklich waren doch die Folgen, die aus einem einzigen unklugen Schritt entstanden!

Der weise Salomo sagte: "Bemühe dich nicht, reich zu werden; da spare deine Klugheit!" (Sprüche 23,4) "Wer unrechtem Gewinn nachgeht, zerstört sein Haus; wer aber Bestechung hasst, der wird leben." (Sprüche 15,27) Und der Apostel Paulus schrieb: "Denn die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis." (1. Timotheus 6,9)

Als Lot nach Sodom zog, hatte er die feste Absicht, sich dort von allem Bösen fernzuhalten und seine Familie in diesem Sinn anzuleiten. Aber er scheiterte kläglich. Die verderblichen Einflüsse seiner Umgebung wirkten sich auf seinen Glauben aus. Durch die Verbindung seiner Kinder mit den Einwohnern Sodoms waren auch seine Interessen weitgehend auf die ihren abgestimmt. Die Folgen sind uns bekannt.

Was Bei Der Wohnungssuche Zu Bedenken Ist

Diese Fehler werden immer wieder gemacht. Bei der Wohnungssuche achtet man mehr auf augenblickliche Vorteile als auf sittliche und gesellschaftliche Einflüsse, denen man dort mit seiner Familie ausgesetzt ist. Man hält nach einer schönen Gegend mit fruchtbarem Boden Ausschau oder nach einer blühenden Stadt mit Aussicht auf größeren Wohlstand. Aber die Kinder sind überall Versuchungen unterworfen. Allzu oft gehen sie Freundschaften ein, die für die Entwicklung des Glaubens und die Ausbildung eines guten Charakters schädlich sind. Eine Welt aus lascher Moral, Unglaube und Gleichgültigkeit in religiösen Angelegenheiten wirkt den Einflüssen des Elternhauses entgegen. Die Heranwachsenden kommen ständig mit Beispielen in Berührung, aus denen sie lernen, sich gegen die Autorität Gottes und die der Eltern aufzulehnen. Viele gehen Verbindungen mit treulosen Christen oder Ungläubigen ein und stellen sich schließlich ganz auf die Seite der Feinde Gottes.

Gott möchte, dass wir bei einer Wohnungssuche vor allem die sittlichen und religiösen Einflüsse bedenken, denen wir uns selbst und unsere Familie in der neuen Umgebung aussetzen. Dabei können wir in eine schwierige Lage geraten, denn viele können sich die Wohngegend nicht aussuchen, in die sie gern ziehen möchten. Aber wohin uns auch die Pflicht rufen mag - Gott wird uns befähigen, rein zu bleiben, wenn wir wachen und beten und uns auf die Gnade, die in Christus ist, verlassen. Allerdings sollten wir uns nicht unnötigerweise Einflüssen aussetzen, die sich nachteilig auf die Entwicklung eines christlichen Charakters auswirken. Wenn wir uns freiwillig in einer weltlichen und ungläubigen Umgebung niederlassen, missfallen wir Gott und vertreiben die Engel aus unserem Haus.

Wer seinen Kindern weltlichen Reichtum und Ansehen auf Kosten von ewigen Werten sichern will, wird am Ende feststellen, dass diese Vorteile letztlich einen schrecklichen Verlust bedeuten. Wie Lot müssen viele mit ansehen, wie ihre Kinder verdorben werden, und retten mit Mühe die eigene Seele. Ihr Lebenswerk ist dahin, ihr Leben ein trauriger Fehlschlag. Hätten sich diese Eltern von der wahren Weisheit leiten lassen, hätten sie ihren Kindern möglicherweise weniger weltlichen Wohlstand bieten können, aber das Anrecht auf das ewige Erbe wäre ihnen gewiss gewesen.

Das Abraham Versprochene Erbe

Das Erbe, das Gott seinem Volk versprochen hat, befindet sich nicht in dieser Welt. Abraham besaß "kein Eigentum darin, auch nicht einen Fußbreit" (Apostelgeschichte 7,5). Er hatte zwar großen Besitz und gebrauchte ihn auch zur Ehre Gottes und zum Nutzen seiner Mitmenschen, aber er sah diese Erde nicht als seine Heimat an. Der Herr hatte ihm befohlen, seine götzendienerischen Landsleute zu verlassen. Er hatte ihm das Land Kanaan zum ewigen Besitz versprochen. Doch weder er noch sein Sohn noch seine Enkel erhielten es. Als Abraham einen Begräbnisplatz für seine verstorbene Frau brauchte, kaufte er ihn von den Kanaanitern (vgl. 1. Mose 23). Dieses Stück Land in Machpela mit einem Felsengrab in einer Höhle blieb sein einziger Besitz im Land der Verheißung.

Dennoch, Gottes Wort ist wahrhaftig! Auch als das Volk Israel Kanaan schließlich in Besitz nahm, fand die Verheißung noch keine endgültige Erfüllung. "Abraham aber wurden die Verheißungen zugesagt und seiner Nachkommenschaft." (Galater 3,16a Elb.) Er selbst sollte am Erbe teilhaben. Es mag scheinen, als würde sich die Erfüllung einer Zusage Gottes lange hinauszögern, da "ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag" (2. Petrus 3,8). Sie mag auf sich warten lassen, aber zur bestimmten Zeit wird sie "gewiss kommen und nicht ausbleiben" (Habakuk 2,3). Das Geschenk, das Abraham und seinen Nachkommen versprochen wurde, bezog sich nicht nur auf das Land Kanaan, sondern auf die ganze Welt. Der Apostel Paulus schrieb: "Denn die Verheißung, dass er der Erbe der Welt sein solle, ist Abraham oder seinen Nachkommen nicht zuteil geworden durchs Gesetz, sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens." (Römer 4,13) Und die Bibel lehrt eindeutig, dass die Zusagen, die Abraham erhielt, durch Christus erfüllt werden sollen. Alle, die zu Jesus Christus gehören, sind "Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben" (Galater 3,29). Sie sind berufen "zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe" (1. Petrus 1,4) - das ist die Erde, die einmal vom Fluch der Sünde befreit sein wird. Denn "das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden" (Daniel 7,27), und "die Sanftmütigen werden das Land besitzen und werden ihre Lust haben an Fülle von Heil" (Psalm 37,11; Elb.).

Gott gewährte Abraham einen Blick auf dieses unvergängliche Erbe, und mit dieser Hoffnung gab sich dieser zufrieden. "Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Land wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist." (Hebräer 11,9.10)

Von Abrahams Nachkommenschaft steht geschrieben: "Voll Glauben sind diese alle gestorben, ohne das Verheißene erlangt zu haben; nur von fern haben sie es geschaut und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Fremde und Gäste auf Erden sind." (Hebräer 11,13 EÜ) Wir müssen hier als Pilger und Fremde leben, wenn wir "nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen" (Hebräer 11,16), Verlangen haben. Wer zu Abrahams Kindern zählt, wartet "auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist" (Hebräer 11,10).