Wie Alles Begann

Kapitel 23

Die Plagen Ägyptens

[AUDIO]

2. Mose 4,27 bis 10,29.

Von Engeln angewiesen, machte sich Aaron auf, um seinem Bruder zu begegnen, von dem er schon so lange getrennt war. Sie trafen sich in der Einsamkeit der Wüste in der Nähe des Berges Horeb. Hier unterhielten sie sich, "und Mose teilte Aaron alle Worte des Herrn mit, der ihn gesandt, und all die Zeichen, die er ihm aufgetragen hatte" (2. Mose 4,28 Elb.). Zusammen wanderten sie dann nach Ägypten. Nachdem sie in Goschen angekommen waren, luden sie die Ältesten Israels zu einer Versammlung. Aaron erzählte ihnen alles, was Mose mit Gott erfahren hatte. Dann ließen sie das Volk die Zeichen sehen, zu denen Gott Mose die Vollmacht gegeben hatte. "Und das Volk glaubte. Und als sie hörten, dass der Herr sich der Israeliten angenommen und ihr Elend angesehen habe, neigten sie sich und beteten an." (2. Mose 4,31)

Mose war auch mit einer Botschaft an den König beauftragt worden. Die beiden Brüder betraten den Palast der Pharaonen als Gesandte des Königs aller Könige und verkündigten in seinem Namen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: ›Lass mein Volk ziehen, damit es in der Wüste mir zu Ehren ein Fest feiern kann‹". "Wer ist dieser Herr ... wieso sollte ich ihm gehorchen und das Volk der Israeliten ziehen lassen?", fragte der Herrscher. "Ich kenne diesen Herrn nicht und ich werde die Israeliten auf keinen Fall gehen lassen." Ihre Antwort lautete: "Der Gott der Hebräer ist uns erschienen. Majestät, lassen Sie uns nur drei Tagesreisen weit in die Wüste ziehen, damit wir dort dem Herrn, unserem Gott, Opfer bringen können. Sonst wird er uns mit Seuchen und Tod strafen." (2. Mose 5,1-3 NLB)

Die Nachricht über diese beiden Männer und über die Begeisterung, die sie bei ihrem Volk geweckt hatten, war schon bis zum König gedrungen. Zorn stieg in ihm hoch. "Mose und Aaron, was fällt euch eigentlich ein, dass ihr die Leute von ihrer Arbeit abhaltet?", sagte er. "Geht wieder an die Arbeit!" (2. Mose 5,4 NLB) Sein Königreich hatte bereits durch die Einmischung dieser Fremden einen Verlust zu verzeichnen. Als der Pharao daran dachte, fügte er hinzu: "Es gibt schon genug von euch hier in Ägypten, und nun haltet ihr die anderen auch noch von der Arbeit ab." (2. Mose 5,5 NLB)

In der Sklaverei hatten die Israeliten das Wissen um Gottes Gesetz zum Teil verloren und waren von den Geboten abgewichen. Der Sabbat wurde allgemein missachtet, denn die übermäßigen Anforderungen der Aufseher machten seine Einhaltung scheinbar unmöglich. Aber Mose hatte sein Volk darauf hingewiesen, dass der Gehorsam Gott gegenüber die erste Bedingung für eine Befreiung sei. Nun war aber das Bestreben, den Sabbat wieder einzuführen, ihren Unterdrückern bekannt geworden.

Die Zwangsarbeit Wird Verschärft

Der König war empört und verdächtigte die Israeliten, einen Aufstand wegen ihrer Zwangsarbeit zu planen. Da Unzufriedenheit meistens die Folge von Müßiggang ist, wollte er dafür sorgen, dass ihnen keine Zeit für gefährliche Pläne blieb. Sofort ordnete er Maßnahmen an, um die Zügel noch straffer anzuziehen und jeglichen Drang nach Unabhängigkeit im Keim zu ersticken. Noch am selben Tag wurden Befehle ausgegeben, die die Dienstpflicht noch härter und grausamer machten. Das im ganzen Land übliche Baumaterial waren sonnengetrocknete Ziegel. Die Mauern der schönsten Gebäude wurden damit errichtet und dann mit Steinplatten verkleidet. Die Ziegeleien beschäftigten dazu eine große Anzahl Sklaven. Zu ihrer Arbeit brauchten sie riesige Mengen geschnittenes Stroh, das man mit Lehm vermischte, um das Ganze zusammenzuhalten. Nun befahl der König, ihnen kein Stroh mehr zu liefern. Die Arbeiter sollten es selbst herbeischaffen. Aber die Anzahl der hergestellten Ziegel durfte nicht verringert werden.

Dieser Befehl brachte die Israeliten im ganzen Land in große Bedrängnis. Die ägyptischen Sklavenaufseher hatten ihrerseits hebräische Vorarbeiter dazu bestimmt, das Volk bei der Arbeit zu überwachen. Und diese Israeliten waren für die Arbeit derer verantwortlich, die ihnen unterstellt waren. Als nun die verschärfte Verordnung des Königs in Kraft trat, zerstreute sich das Volk Israel über das ganze Land, um an Stelle von Stroh die Stoppeln vom Feld zu sammeln. Dadurch war es ihnen aber unmöglich geworden, dasselbe Arbeitspensum zu leisten wie bisher. Für diesen Ausfall wurden die hebräischen Aufseher grausam geschlagen.

Die Vorarbeiter waren der Meinung, die Härte komme von den ägyptischen Aufsehern und nicht vom König persönlich. Darum beschwerten sie sich bei ihm. Aber der Pharao wies ihren Vorwurf höhnisch zurück: "Ihr seid einfach nur faul! Deshalb sagt ihr: ›Lass uns ziehen, damit wir dem Herrn Opfer bringen können.‹" (2. Mose 5,17 NLB) Man befahl ihnen, wieder an die Arbeit zu gehen, allerdings nicht ohne zu betonen, dass ihre Auflagen in keinem Fall erleichtert würden. Auf dem Rückweg trafen sie Mose und Aaron und schrien sie an: "›Der Herr soll euch dafür strafen, dass ihr uns beim Pharao und seinem Hofstaat in Verruf gebracht habt‹, beklagten sie sich. ›Ihr habt ihnen einen Grund geliefert, uns zu töten!‹" (2. Mose 5,21 NLB)

Als Mose diese Vorwürfe hörte, wurde er sehr bekümmert. Das Leid seines Volkes war inzwischen sehr viel größer geworden. Im ganzen Land erhob sich ein Verzweiflungsschrei von Jung und Alt. Alle waren sich darin einig, ihn für die unheilvolle Verschlechterung ihrer Lage verantwortlich zu machen. Voll Erbitterung wandte sich Mose an Gott und flehte ihn an: "Herr, warum tust du so übel an diesem Volk? Warum hast du mich hergesandt? Denn seitdem ich hingegangen bin zum Pharao, um mit ihm zu reden in deinem Namen, hat er das Volk noch härter geplagt, und du hast dein Volk nicht errettet." (2. Mose 5,22.23) Er bekam zur Antwort: "Nun sollst du sehen, was ich dem Pharao antun werde; denn durch eine starke Hand gezwungen, muss er sie ziehen lassen, ja er muss sie, durch eine starke Hand gezwungen, aus seinem Lande treiben." (2. Mose 6,1) Erneut wies Gott auf den Bund hin, den er mit den Vorvätern des Volkes geschlossen hatte, und sicherte Mose zu, dass er ihn erfüllen werde.

Der Glaube Der Israeliten Auf Dem Prüfstand

In all den Jahren, die die Israeliten als Sklaven in Ägypten verbrachten, hatte immer eine Anzahl von ihnen an der Anbetung Jahwes festgehalten. Diese waren tief beunruhigt, als sie bemerkten, dass ihre Kinder täglich heidnische Abscheulichkeiten mit ansehen mussten, und sich sogar vor ihren falschen Göttern verbeugten! In ihrer Not schrien sie zum Herrn und baten um Erlösung von der ägyptischen Knechtschaft, um von dem verderblichen Einfluss des Götzendienstes befreit zu werden. Sie hielten ihren Glauben nicht geheim, sondern erklärten gegenüber den Ägyptern, dass sie den Schöpfer des Himmels und der Erde anbeteten, den einzig wahren und lebendigen Gott. Sie zählten ihnen die Beweise seines Daseins und seiner Macht von der Schöpfung bis zu den Tagen Jakobs auf. Auf diese Weise erhielten die Ägypter Gelegenheit, den Glauben der Israeliten kennenzulernen. Aber da sie es verschmähten, sich von ihren Sklaven belehren zu lassen, versuchten sie, die Anbeter des Herrn zu verführen, indem sie ihnen Belohnungen versprachen. Als das nichts half, griffen sie zu Drohungen und Grausamkeiten.

Die Ältesten Israels bemühten sich, den schwindenden Glauben ihrer Brüder zu stärken, indem sie die Zusagen wiederholten, die Gott ihren Vorvätern gegeben hatte. Sie erinnerten auch an Josefs prophetische Worte vor seinem Tod, der ihre Befreiung aus Ägypten vorausgesagt hatte. Einige hörten darauf und glaubten es. Andere achteten auf die aktuellen Umstände, die ihnen die Hoffnung nahmen.

Als die Ägypter vernahmen, was unter ihren Sklaven die Runde machte, lachten sie nur über deren Hoffnungen und stellten die Macht ihres Gottes verächtlich in Abrede. Sie wiesen auf ihre Lage als versklavtes Volk hin und spotteten: "Wenn euer Gott gerecht und barmherzig ist und Macht besitzt über die ägyptischen Götter, warum macht er euch nicht zu einem freien Volk?" Dann machten sie auf ihre eigene Lage aufmerksam: Sie verehrten Gottheiten, welche die Israeliten falsche Götter nannten, und doch seien sie eine reiche und mächtige Nation! Sie behaupteten, ihre Götter hätten sie mit Wohlstand gesegnet und ihnen die Israeliten als Sklaven überlassen. Sie prahlten mit ihrer Macht, die Anbeter Jahwes zu unterdrücken und zu vernichten. Der Pharao selbst rühmte sich, dass der Gott der Hebräer sie nicht aus seiner Hand befreien könne.

Solche Worte machten die Hoffnungen vieler Israeliten zunichte. Ihre Lage schien tatsächlich in vieler Hinsicht so zu sein, wie die Ägypter sie beschrieben. Es stimmte ja, dass sie Sklaven waren und über sich ergehen lassen mussten, was immer ihnen die grausamen Aufseher zufügten. Ihre Kinder wurden aufgespürt und umgebracht, und ihr eigenes Leben war eine Last - und das, obwohl sie den Gott des Himmels verehrten. Wenn Jahwe wirklich über allen Göttern stünde, hätte er gewiss nicht zugelassen, dass sie Sklaven von Götzendienern wurden! Doch alle, die Gott treu geblieben waren, verstanden, warum er das nicht verhindert hatte: Weil das Volk Israel von ihm abgewichen war, weil es dazu neigte, in heidnische Völker einzuheiraten, und sich dadurch zum Götzendienst verleiten ließ. Voll Zuversicht versicherten sie ihren Brüdern, dass Jahwe die Fesseln des Unterdrückers bald lösen werde.

Die Israeliten hatten erwartet, ihre Freiheit ohne besondere Glaubensprüfungen und ohne Leiden oder Entbehrungen erlangen zu können. Sie waren noch nicht auf ihre Befreiung vorbereitet. Sie hatten nur wenig Vertrauen zu Gott und waren nicht bereit, ihre Anfechtungen so lange geduldig zu ertragen, bis die Zeit für sein Eingreifen gekommen war. Viele wollten sogar lieber in der Sklaverei bleiben, als die Schwierigkeiten auf sich zu nehmen, die der Auszug in ein fremdes Land mit sich bringen würde. Andere hatten sich so stark den ägyptischen Sitten angepasst, dass sie es vorzogen, in Ägypten zu bleiben. Deshalb befreite sie der Herr nicht gleich beim ersten Mal, als er seine Macht vor dem Pharao offenbarte. Er wendete die Ereignisse so, dass sich der tyrannische Geist des ägyptischen Königs voll entfalten und Gott sich seinem Volk offenbaren konnte. Wenn die Israeliten die Gerechtigkeit, Macht und Liebe ihres Gottes erlebten, würden sie Ägypten gern verlassen, um ihm zu dienen. Moses Aufgabe wäre wesentlich leichter gewesen, wenn nicht viele Israeliten so verdorben gewesen wären, dass sie nicht willens waren, Ägypten zu verlassen.

Der Herr gebot Mose, wieder vor das Volk zu treten und die Zusage seiner Befreiung zu bekräftigen. Erneut sollte er ihnen Gottes Gunst und Gnade zusichern. Er ging, wie ihm befohlen war, aber die Israeliten wollten nicht auf ihn hören. Die Heilige Schrift berichtet: "Aber aus Verzagtheit und wegen [ihrer] schweren Arbeit hörten sie nicht auf Mose." (2. Mose 6,9 Elb.) Wieder erging Gottes Botschaft an Mose: "Geh hin und rede mit dem Pharao, dem König von Ägypten, dass er Israel aus seinem Land ziehen lasse." Mutlos geworden erwiderte er: "Siehe, die Israeliten hören nicht auf mich; wie sollte denn der Pharao auf mich hören!" Nun wurde ihm gesagt, er solle Aaron mitnehmen, zum Pharao gehen und wieder von ihm verlangen, "Israel aus seinem Land ziehen" zu lassen (2. Mose 6,11.12).

Mose wurde darüber informiert, dass der Monarch nicht nachgeben werde, bis Gott Ägypten mit Strafgerichten heimsuchen und Israel durch eine deutliche Bekundung seiner Macht wegführen wird. Bevor eine Plage verhängt wurde, sollte Mose deren Art und Wirkung beschreiben, sodass der Pharao die Möglichkeit erhielt, die Plage abzuwenden, wenn er wollte. Auf jede Züchtigung, die er zurückwies, sollte eine härtere folgen, bis sich sein stolzes Herz demütigen und er den Schöpfer des Himmels und der Erde als den wahren und lebendigen Gott anerkennen würde. Der Herr wollte den Ägyptern Gelegenheit geben zu erkennen, wie eingebildet die Weisheit ihrer Mächtigen war und wie schwach die Macht ihrer Götter wäre, wenn sie sich den Befehlen Jahwes widersetzten. Er wollte sie wegen ihres Götzendienstes bestrafen und ihre Prahlereien bezüglich der Segnungen, die sie ihren leblosen Göttern zuschrieben, zum Schweigen bringen. Gott wollte seinen eigenen Namen verherrlicht sehen, damit andere Völker von seiner Macht hörten und vor seinen mächtigen Taten erzitterten. Er wollte damit sein Volk Israel veranlassen, sich von seinem Götzendienst abzuwenden und ihm allein zu dienen.

Mose Und Aaron Erneut Vor Dem Pharao

Wieder betraten Mose und Aaron die stattlichen Hallen des ägyptischen Königspalastes. Sie waren umgeben von hohen Säulen mit glitzernden Verzierungen, von kostbaren Gemälden und in Stein gemeißelten Darstellungen der heidnischen Götter. Da standen die beiden Vertreter des versklavten Volkes vor dem Herrscher des damals mächtigsten Reiches und wiederholten den Befehl Gottes, das Volk Israel freizulassen. Als Beweis ihres göttlichen Auftrags verlangte der König ein Wunder. Beide wussten, was sie nun zu tun hatten, denn sie waren unterwiesen worden, wie sie in einem solchen Fall reagieren sollten. Aaron nahm den Stab und warf ihn vor dem Pharao auf die Erde. Da wurde der Stab zur Schlange. Der Herrscher ließ nun seine "Weisen und Zauberer" rufen, von denen auch jeder seinen Stab hinwarf, "da wurden Schlangen daraus; aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe" (2. Mose 7,11.12). Darauf erklärte der König entschiedener als zuvor, seine Zauberer hätten ebenso viel Macht wie Mose und Aaron. Er beschuldigte die Diener des Herrn, Betrüger zu sein, und fühlte sich in seinem Widerstand gegen ihre Forderungen völlig sicher. Doch obwohl er ihre Botschaft verachtete, wurde er durch Gottes Macht daran gehindert, ihnen persönlich zu schaden.

Die Wunder vor den Augen des Pharao geschahen durch die Hand Gottes - nicht durch irgendeinen Einfluss oder eine Macht, die Mose und Aaron besaßen. Diese Zeichen und Wunder sollten den König davon überzeugen, dass der große "Ich bin" (2. Mose 3,14 Elb.) Mose gesandt hatte und es seine Pflicht und Schuldigkeit war, die Israeliten ziehen zu lassen, damit sie dem lebendigen Gott dienen konnten. Auch die Zauberer ließen Zeichen und Wunder geschehen. Aber das vollbrachten sie nicht nur aufgrund eigener Geschicklichkeit, sondern durch die Kraft ihres Gottes, nämlich Satans, der ihnen half, das Wirken Jahwes nachzuahmen.

Die Nachgemachten Wunder Satans

Die Magier konnten nicht wirklich aus ihren Stöcken Schlangen machen, aber durch Magie konnten sie mithilfe des großen Betrügers diesen Anschein erwecken. Es überstieg Satans Macht, die Stäbe in lebende Schlangen zu verwandeln. Wohl besitzt der Fürst des Bösen alle Weisheit und Macht eines abgefallenen Engels, doch er verfügt über keine Schöpferkraft und kann kein Leben verleihen. Das ist allein Gottes Vorrecht. Aber Satan tat alles, was in seiner Macht stand, und vollzog eine Fälschung. Für das menschliche Auge wurden die Stäbe zu Schlangen. Das glaubten auch der Pharao und alle, die am Hof waren. Nichts im Aussehen unterschied diese Gegenstände von der Schlange, die Mose hervorgebracht hatte. Obwohl Gott die vorgetäuschten Schlangen von der echten verschlingen ließ, wurde das vom Pharao nicht als Wirken der Macht Gottes angesehen, sondern als Ergebnis einer Art Zauberei, die der seiner Diener überlegen war.

Der Pharao wollte seine Halsstarrigkeit gegenüber dem göttlichen Befehl rechtfertigen und suchte deshalb nach einem Vorwand, um die Wunder, die Gott durch Mose vollbrachte, abzuwerten. Satan lieferte ihm genau das, was sich der Pharao wünschte. Mit den Schlangen, die Satan durch die Zauberer hervorbrachte, veranlasste er die Ägypter zu glauben, Mose und Aaron seien auch nur Magier und Zauberer. Ihre Botschaft verdiene keine Beachtung, da sie nicht von einem höheren Wesen stamme. Satans Fälschung erfüllte somit ihren Zweck: Sie bestärkte die Ägypter in ihrer Rebellion gegen Gott und verhärtete das Herz des Pharao wider jede bessere Erkenntnis. Satan hoffte außerdem, Moses und Aarons Glauben an den göttlichen Ursprung ihres Auftrags zu erschüttern. Dann könnten seine Handlanger die Oberhand behalten. Er wollte auf keinen Fall, dass Israel aus der Sklaverei befreit werde, um dem lebendigen Gott zu dienen.

Aber der Fürst des Bösen hatte noch einen tieferen Grund, warum er seine Wunder durch die Magier wirkte. Er wusste genau: Wenn Mose die Fesseln der Sklaverei lösen und die Israeliten befreien könnte, würde er ein Bild für Christus werden, der einmal die Herrschaft der Sünde durchbrechen und die menschliche Familie erlösen sollte. Satan wusste, dass machtvolle Wunder geschehen werden, wenn Christus auf die Erde kommt. Das wäre für die Welt der Beweis, dass ihn Gott gesandt hatte. Darum bangte er um seine Macht. Indem er die Werke nachahmte, die Gott durch Mose vollbrachte, hoffte er, nicht nur Israels Befreiung zu verhindern, sondern auch über künftige Zeiten hinweg seinen Einfluss auszuüben, um den Glauben an die Wunder, die Christus wirken werde, zu vernichten. Satan versucht ständig, dessen Werk nachzuahmen und seine eigene Macht und seine Ansprüche durchzusetzen. Er bringt Menschen dazu, göttliche Wunder als das Ergebnis menschlicher Geschicklichkeit und Macht anzusehen. Auf diese Weise zerstört er in vielen den Glauben an Christus als den Sohn Gottes und verleitet sie, die durch den Erlösungsplan angebotene Gnade zurückzuweisen.

Die Ersten Plagen Über Ägypten 16

Mose und Aaron wurden angewiesen, am nächsten Morgen das Flussufer aufzusuchen, wohin sich der König gewöhnlich begab. Weil die Überschwemmung des Nils für ganz Ägypten die Quelle der Nahrung und des Reichtums war, wurde der Fluss als Gott verehrt. Der Herrscher ging täglich hinaus, um ihm seine Huldigung zu erweisen. Hier trugen ihm die beiden Brüder ihre Botschaft noch einmal vor. Dann streckten sie den Stab aus und schlugen damit auf das Wasser. Und plötzlich führte der heilige Fluss Blut. Die Fische starben, und der Fluss fing an, übel zu riechen. Auch das Wasser in den Häusern sowie in den Zisternen wurde in Blut verwandelt. Aber "wieder brachten die ägyptischen Zauberer mit ihren Zauberkünsten dasselbe fertig. ... Der Pharao kehrte in seinen Palast zurück und nahm sich auch dies nicht zu Herzen" (2. Mose 7,22.23 NLB). Sieben Tage lang dauerte die Plage, aber sie blieb ohne Wirkung.

Danach wurde der Stab erneut über das Wasser ausgestreckt. Es kamen Frösche aus dem Fluss, die sich im ganzen Land ausbreiteten. Sie drangen in die Häuser ein und füllten die Schlafzimmer, ja selbst die Backöfen und Backtröge. Weil die Ägypter den Frosch für ein heiliges Tier hielten, wollten sie keine Frösche töten. Doch nun wurde die widerliche Plage unerträglich. Sogar im Palast des Pharao wimmelte es von Fröschen. Der König verlangte ungeduldig ihre Beseitigung. Die Zauberer hatten vorgegeben, Frösche hervorbringen zu können, aber beseitigen konnten sie keine. Als der Pharao das sah, fühlte er sich leicht gekränkt. Er rief Mose und Aaron und sagte: "Bittet den Herrn für mich, dass er die Frösche von mir und von meinem Volk nehme, so will ich das Volk ziehen lassen, dass es dem Herrn opfere." (2. Mose 8,4) Nachdem sie den König an seine frühere Prahlerei erinnert hatten, forderten sie ihn auf, eine Zeit zu bestimmen, wann sie um die Beendigung der Plagen bitten sollten. In der geheimen Hoffnung, die Frösche würden inzwischen von selbst verschwinden, ordnete er dies für den nächsten Tag an. Dies würde ihm vielleicht die bittere Demütigung ersparen, sich dem Gott Israels fügen zu müssen. Aber die Plage dauerte genau bis zur festgesetzten Zeit. Zwar starben die Frösche in ganz Ägypten, aber nun verpesteten ihre herumliegenden, verwesenden Körper die Luft.

Der Herr wäre imstande gewesen, die Frösche augenblicklich in Staub zu verwandeln, aber er tat es nicht. Denn der König und sein Gefolge hätten das leicht als Ergebnis von Zauberei und Hexerei auslegen können, so wie die Magier es taten. Die toten Frösche wurden zu Haufen zusammengetragen. Damit wurde dem König und ganz Ägypten bewiesen, was ihre eingebildete Philosophie nicht leugnen konnte: Dieses Geschehen war nicht durch Zauberei bewirkt worden, sondern war ein Gericht vom Gott des Himmels.

"Als der Pharao merkte, dass die Froschplage vorbei war, wurde sein Herz wieder hart." (2. Mose 8,11 NLB) Auf Gottes Befehl streckte Aaron nun seine Hand aus, und der Staub in ganz Ägypten wurde zu Stechmücken. Der Pharao forderte die Zauberer auf, das Gleiche zu tun, aber sie konnten es nicht. Dadurch war erwiesen, dass Gottes Wirken demjenigen Satans überlegen war. Selbst die Zauberer gaben zu: "Hier hat Gott seine Hand im Spiel." (2. Mose 8,15) Aber der König blieb ungerührt.

Weil Appelle und Warnungen erneut erfolglos geblieben waren, wurde ein weiteres Gericht verhängt. Diesmal ließ Gott ankündigen, wann es eintreffen werde, damit keiner sagen konnte, es sei zufällig gekommen. Stechfliegen füllten die Häuser und überzogen in Schwärmen das Land. Es "wurde verheert von den Stechfliegen" (2. Mose 8,20). Sie waren groß und giftig, und ihr Stich war für Mensch und Tier äußerst schmerzhaft. Wie angekündigt, dehnte sich diese Heimsuchung aber nicht über den Landesteil Goschen aus.

Nun bot der Pharao den Israeliten an, in Ägypten opfern zu dürfen, aber diese Einschränkung lehnten sie ab. "Das geht nicht an", sagte Mose, "denn ... wenn wir vor ihren Augen opfern, was ihnen ein Gräuel ist, werden sie uns dann nicht steinigen?" (2. Mose 8,22.23). Die Tiere, die von den Israeliten geopfert werden sollten, gehörten zu denen, die den Ägyptern als heilig galten und so sehr verehrt wurden, dass sogar eine unabsichtliche Tötung als todeswürdiges Verbrechen galt. Es war daher für die Israeliten unmöglich, in Ägypten anzubeten, ohne ihre Unterdrücker zu beleidigen.

Wieder schlug Mose vor, sie drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen zu lassen. Der Herrscher stimmte nun zu und flehte Gottes Diener an, darum zu bitten, dass die Plage aufhöre. Sie versprachen es, warnten ihn aber davor, sie wieder zu betrügen. Die Plage hörte auf, doch der König hatte sich als Folge seines fortgesetzten Widerstands verhärtet. Daher weigerte er sich immer noch, die Israeliten ziehen zu lassen.

Daraufhin folgte ein Schlag, der noch furchtbarer war. Eine Viehseuche befiel alle ägyptischen Herden auf den Weiden. Sowohl die heiligen Tiere als auch die Lasttiere - Ochsen, Schafe, Pferde, Kamele und Esel - wurden hinweggerafft. Es war ausdrücklich erwähnt worden, dass die Israeliten verschont bleiben sollten. Als der Pharao Boten in das Wohngebiet der Israeliten schickte, erwies sich als wahr, was Mose angekündigt hatte: "Aber der Herr wird einen Unterschied machen zwischen dem Vieh der Israeliten und dem der Ägypter, dass nichts sterbe von allem, was die Israeliten haben." (2. Mose 9,4) Gleichwohl blieb der König halsstarrig.

Als Nächstes erhielt Mose die Anweisung, Ruß aus einem Ofen zu nehmen und "ihn vor den Augen des Pharao in die Luft [zu] werfen" (2. Mose 9,8 NLB). Diese Handlung war höchst bedeutungsvoll. Rund 400 Jahre zuvor hatte Gott Abraham die zukünftige Unterdrückung seines Volkes durch das Sinnbild eines rauchenden Ofens und einer brennenden Lampe vorausgesagt und ihm erklärt, dass er über ihre Unterdrücker Gerichte kommen lassen und dafür sorgen werde, dass die Geknechteten mit großem Vermögen ausziehen können (vgl. 1. Mose 15,13.14). Die Israeliten hatten in Ägypten lange im Schmelzofen des Elends geschmachtet. Diese Handlung von Mose war für sie die Versicherung, dass Gott auf seinen Bund bedacht und die Zeit für ihre Befreiung gekommen war.

Als Mose den Ruß himmelwärts schleuderte, verbreiteten sich die feinen Teilchen über ganz Ägypten. Wo immer sie niedersanken, erzeugten sie Entzündungen. "Da entstanden an Menschen und Tieren Geschwüre." (2. Mose 9,10 GNB) Bisher hatten die Priester und Zauberer den Pharao in seiner Halsstarrigkeit bestärkt, aber von diesem Gericht waren sie selbst betroffen. Der Befall von der widerlichen, schmerzhaften Krankheit ließ ihre gepriesene Macht erbärmlich erscheinen, und sie konnten nicht länger gegen den Gott Israels kämpfen. Dem ganzen Volk wurde vor Augen geführt, wie töricht es war, Zauberern zu vertrauen, die nicht einmal fähig sind, sich selbst zu schützen.

Der Törichte Starrsinn Des Pharao

Aber der Pharao wurde noch hartherziger. Nun sandte ihm der Herr die Botschaft: "Der Herr, der Gott der Hebräer, spricht: Lass mein Volk ziehen, damit es mir dienen kann! Denn dieses Mal werde ich so schwere Plagen über dich, deine Minister und dein Volk kommen lassen, dass du erkennen musst, dass niemand auf der ganzen Erde mir gleich ist." (2. Mose 9,13.14.16 NLB) Nicht dass Gott ihm für diesen Zweck das Leben gegeben hätte, aber in seiner Vorsehung wendete er die Ereignisse so, dass der Monarch gerade zu der Zeit auf dem Thron saß, die für Israels Befreiung bestimmt war. An sich hatte dieser hochmütige Tyrann durch seine Verbrechen die Gnade Gottes bereits verwirkt, aber sein Leben war erhalten worden, damit sich durch seine große Halsstarrigkeit Gott in Ägypten durch Wunder offenbaren konnte. Den Ablauf der Ereignisse lenkte Gott nach seiner Voraussicht. Er hätte auch einen barmherzigeren König auf den Thron setzen können, der es nicht gewagt hätte, sich den gewaltigen Offenbarungen der Macht Gottes zu widersetzen. Aber dann wären seine Absichten nicht verwirklicht worden. Er ließ zu, dass sein Volk von der zermürbenden Grausamkeit der Ägypter gequält wurde, damit es sich nicht über den so erniedrigenden Einfluss des Götzendienstes täuschen ließ. Der Herr machte durch seinen Umgang mit dem Pharao deutlich, wie sehr er den Götzendienst hasste, und dass er entschlossen war, Grausamkeit und Unterdrückung zu bestrafen.

Gott hatte über den Pharao gesagt: "Ich will sein Herz verstocken, dass er das Volk nicht ziehen lassen wird." (2. Mose 4,21) Um das Herz des Königs zu verhärten, war aber keine übernatürliche Macht am Werk. Gott gab ihm außerordentlich überzeugende Beweise seiner Macht, aber der Herrscher wehrte sich hartnäckig gegen jede bessere Einsicht. Jedes Mal, wenn er einen bemerkenswerten Beweis der unendlichen Macht Gottes zurückwies, wurde sein Widerstand gegen Gott umso entschiedener. Schon mit der Ablehnung des ersten Wunders streute er eine Saat der Rebellion aus, die ihre Ernte brachte. Als er es weiterhin wagte, seinen eigenen Kurs beizubehalten und er von einem Grad der Starrköpfigkeit zum nächsten überging, wurde sein Herz immer mehr versteinert, bis man ihn rief, sich die kalten, toten Gesichter der Erstgeborenen anzusehen.

Gott spricht die Menschen durch seine Diener an, rät zur Vorsicht, lässt sie warnen und wegen ihrer Sünden zurechtweisen. Er gibt jedem die Gelegenheit, seine Fehler auszumerzen, bevor sie im Charakter zu Tage treten. Lehnt es aber jemand ab, korrigiert zu werden, greift Gott nicht ein, um einer bedenklichen Handlungsweise entgegenzuwirken. Für solche Menschen wird es immer leichter, den einmal eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Aber damit verhärten sie sich gegen den Einfluss des Heiligen Geistes. Eine erneute Ablehnung des Lichts führt dazu, dass selbst ein weit stärkerer Einfluss Gottes unwirksam bleibt und keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Wer der Versuchung einmal nachgegeben hat, wird es ein zweites Mal bereitwilliger tun. Jede Wiederholung der Sünde schwächt die Widerstandskraft, stumpft die Sinne ab und erstickt das Schuldbewusstsein. Jedes ausgesäte Samenkorn der Nachgiebigkeit wird Frucht bringen. Gott wirkt kein Wunder, um eine solche Ernte zu verhindern. "Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten." (Galater 6,7b Elb.) Wer ungläubigen Starrsinn oder eine stumpfe Gleichgültigkeit gegenüber Gottes Wahrheit offenbart, erntet die Früchte seiner eigenen Saat. Aus diesem Grund hören viele nur noch mit stoischer Gleichgültigkeit den Wahrheiten zu, die sie doch einst so aufgerüttelt haben. Sie haben Vernachlässigung und Widerstand gegen die Wahrheit gesät, und das ist nun die Ernte, die sie einbringen.

Wer sein schlechtes Gewissen mit dem Gedanken beruhigt, er könne seinen bösen Lebenswandel ändern, wann immer er es wolle, und er könne mit den gnadenvollen Einladungen Gottes spielen und dennoch immer wieder davon beeindruckt werden, geht diesen Weg auf eigene Gefahr. Solche Menschen meinen, dass sie - nachdem sie all ihren Einfluss zugunsten des großen Aufrührers eingesetzt haben - noch am Schluss, wenn ihnen Gefahr droht, die Seite wechseln können. Aber das ist nicht leicht getan. Die Erfahrung, die Einübung und Gewöhnung an ein Leben der Nachgiebigkeit gegenüber der Sünde hat den Charakter so vollständig geprägt, dass sie dann nicht mehr das Abbild von Jesus in ihr Wesen aufnehmen können. Hätten die Menschen bisher kein himmlisches Licht erhalten, läge der Fall anders. Dann könnte der gnädige Gott eingreifen und ihnen die Möglichkeit geben, sein Angebot anzunehmen. Wenn sie aber die Erkenntnis der Wahrheit über lange Zeit zurückgewiesen und verachtet haben, wird diese schließlich zurückgezogen.

Zerstörung Durch Schweren Hagel

Die siebte Plage, die dem Pharao angedroht wurde, war Hagel. Die Warnung lautete: "Nun sende hin und verwahre dein Vieh und alles, was du auf dem Felde hast. Denn alle Menschen und das Vieh, alles, was auf dem Felde gefunden und nicht in die Häuser gebracht wird, muss sterben, wenn der Hagel auf sie fällt." (2. Mose 9,19) Regen oder Hagel waren in Ägypten ganz ungewöhnlich. Solch ein Unwetter, wie es angekündigt worden war, hatte man noch nie erlebt. Die Nachricht breitete sich rasch aus, und alle, die dem Wort des Herrn glaubten, brachten ihr Vieh in Sicherheit. Wer aber die Warnung missachtete, beließ es auf dem Feld. So zeigte sich mitten im Gericht noch Gottes Gnade. Das ägyptische Volk wurde auf die Probe gestellt, und es zeigte sich, wie viele aufgrund der Offenbarung seiner Macht Gott fürchten gelernt hatten.

Der Sturm kam wie vorhergesagt, Donner und Hagel mit Feuer vermischt. "Noch nie in der Geschichte Ägyptens hatte es einen solch schweren Hagelsturm gegeben. Der Hagel zerstörte in ganz Ägypten alles, was sich im Freien befand - er erschlug Menschen und Tiere, vernichtete die Pflanzen auf den Feldern und zerschmetterte die Bäume." (2. Mose 9,24.25 NLB) Verwüstung und Vernichtung kennzeichneten den Weg des Todesengels. Nur die Landschaft Goschen wurde wieder verschont. Damit wurde den Ägyptern vor Augen geführt, dass die Erde der Herrschaft des lebendigen Gottes untersteht, die Elemente seiner Stimme Folge leisten und die einzige Sicherheit darin besteht, Gott zu gehorchen.

Ganz Ägypten zitterte beim schrecklichen Ausbruch des göttlichen Gerichts. Eilig ließ der Pharao die beiden Brüder herbeiholen und rief aus: "Diesmal bekenne ich mich schuldig", sagte er. "Der Herr ist im Recht, mein Volk und ich sind im Unrecht. Bittet doch den Herrn, diesem schrecklichen Donner und Hagel ein Ende zu machen. Ich will euch auch gehen lassen, und ihr müsst nicht länger hier bleiben." (2. Mose 9,27.28 NLB) Moses Antwort lautete: "Wenn ich zur Stadt hinauskomme, will ich meine Hände ausbreiten zum Herrn, so wird der Donner aufhören und kein Hagel mehr fallen, damit du innewirst, dass die Erde des Herrn ist. Ich weiß aber: Du und deine Großen, ihr fürchtet euch noch nicht vor Gott, dem Herrn." (2. Mose 9,29.30)

Mose wusste, dass die Auseinandersetzung noch nicht beendet war. Die Bekenntnisse des Pharao und seine Versprechungen entsprangen keineswegs einer grundlegenden Sinnesänderung, sondern wurden ihm durch schreckliche Angst und Leiden abgepresst. Trotzdem versprach Mose, seiner Bitte nachzukommen, denn er wollte ihm keinen Anlass zu weiterer Halsstarrigkeit geben. Ohne Rücksicht auf das tobende Unwetter ging der Prophet hinaus. Der Pharao wurde mit seinem ganzen Gefolge Zeuge der Macht Jahwes, der seinen Boten bewahrte. "Mose verließ den Pharao und ging zur Stadt hinaus. Er erhob die Hände und betete zum Herrn. Da hörten Donner, Hagel und Regen auf." (2. Mose 9,33 NLB) Aber kaum hatte sich der König von seinen Ängsten erholt, verfiel er wieder in seinen Eigensinn.

Darauf sprach der Herr zu Mose: "Geh hin zum Pharao; denn ich habe sein und seiner Großen Herz verhärtet, auf dass ich diese meine Zeichen unter ihnen tue und auf dass du verkündigest vor den Ohren deiner Kinder und deiner Kindeskinder, wie ich mit den Ägyptern verfahren bin und welche Zeichen ich unter ihnen getan habe, damit ihr wisst: Ich bin der Herr." (2. Mose 10,1.2) Gott bekundete seine Macht, um den Glauben Israels an ihn als den einzig wahren und lebendigen Gott zu stärken. Er gab ihnen einen unmissverständlichen Beweis für den Unterschied, den er zwischen ihnen und den Ägyptern machte. Zugleich wollte er alle Völker wissen lassen, dass die von ihnen verachteten, unterdrückten Israeliten unter dem Schutz des Gottes im Himmel standen.

Verwüstung Durch Heuschrecken

Mose warnte den Herrscher, Gott werde eine Heuschreckenplage senden, wenn er weiter hartnäckig bleibe. Sie würden den ganzen Erdboden bedecken und alles Grüne fressen, das übrig geblieben war. Sie würden die Häuser und sogar den Palast füllen und eine Plage sein, "wie es nicht gesehen haben deine Väter und deiner Väter Väter, seit sie auf Erden waren bis auf diesen Tag" (2. Mose 10,6).

Pharaos Ratgeber waren entgeistert. Die Ägypter hatten bereits durch den Tod ihres Viehs große Verluste erlitten. Viele Menschen waren vom Hagel erschlagen worden. Die Wälder waren zugrunde gerichtet und die Ernte war vernichtet. Sie waren dabei, alles, was sie durch die Zwangsarbeit der Israeliten gewonnen hatten, wieder zu verlieren. Das ganze Land war vom Hungertod bedroht. Fürsten und Höflinge drängten sich um den König und forderten zornig: "Wie lange soll dieser Mann uns Verderben bringen? Lass die Leute ziehen, dass sie dem Herrn, ihrem Gott, dienen. Willst du erst erfahren, dass Ägypten untergegangen ist?" (2. Mose 10,7)

Wieder wurden Mose und Aaron gerufen. Der Pharao sagte ihnen: "Geht hin und dient dem Herrn, eurem Gott. Wer von euch soll aber hinziehen?" (2. Mose 10,8) Die Antwort lautete: "Wir wollen Junge und Alte mitnehmen ... unsere Söhne und Töchter, unsere Schafe und Rinder. Wir sollen alle zusammen ein Fest für den Herrn feiern." (2. Mose 10,9 NLB)

Wutentbrannt schrie der König: "O ja, der Herr sei mit euch, so gewiss wie ich euch und eure Kinder ziehen lasse! Ihr seht doch selbst, dass ihr Böses vorhabt! Nein, nur ihr Männer zieht hin und dient dem Herrn! Denn das ist es doch, was ihr begehrt habt." (2. Mose 10,10.11) Danach jagte man sie vom Angesicht des Pharao. Der Herrscher hatte zunächst mit allen Mitteln versucht, die Israeliten durch harte Arbeit zu vernichten. Nun aber tat er so, als habe er ein großes Interesse an ihrem Wohlergehen und tiefes Mitgefühl mit ihren Kindern. Doch sein wahres Ziel war es, Frauen und Kinder als Bürgen für die Rückkehr der Männer zurückzubehalten.

Mose streckte nun seinen Stab über das Land. Ein Ostwind erhob sich und brachte Heuschrecken. "Sie ließen sich in ganz Ägypten nieder. Solch eine schlimme Heuschreckenplage hatte Ägypten nie zuvor heimgesucht und wird es auch nie wieder geben." (2. Mose 10,14 NLB) Sie bedeckten den Himmel, bis es im Land dunkel wurde, und verschlangen alles an Grünem, was noch übrig geblieben war.

Schnell ließ der Pharao die Propheten herbeirufen und sagte: "Ich habe gegen den Herrn, euren Gott, und gegen euch gesündigt ... Vergebt mir meine Sünde nur noch dieses eine Mal und bittet doch den Herrn, euren Gott, diese tödliche Plage zu beenden." (2. Mose 10,16.17 NLB) Als sie seinem Wunsch entsprachen, kam ein starker Westwind auf, der die Heuschrecken zum Roten Meer hin trieb. Doch noch immer verharrte der König bei seinem starrsinnigen Entschluss.

Die Ägypter waren am Verzweifeln. Die Plagen, die sie getroffen hatten, schienen ihnen schon unerträglich genug; deshalb fürchteten sie sich vor der Zukunft. Bisher hatte das Volk den Pharao als einen Vertreter ihrer Gottheit verehrt. Aber nun waren viele davon überzeugt, dass er sich einem Gott widersetzte, dessen Willen alle Naturgewalten zur Verfügung standen. Die so wundersam verschonten hebräischen Sklaven dagegen begannen zuversichtlich auf ihre Befreiung zu warten. Ihre Aufseher wagten nicht mehr, sie wie bisher zu unterdrücken. In ganz Ägypten ging die geheime Angst um, diese Sklaven könnten sich erheben und für das angetane Unrecht Rache nehmen. Überall fragte man sich mit angehaltenem Atem: Was wird als Nächstes kommen?

Finsternis Im Ganzen Land

Plötzlich senkte sich eine Finsternis auf das Land, so dicht und unheilvoll, als könne "man sie greifen" (2. Mose 10,21). Dem Volk war aber nicht nur das Licht genommen. Auch die Luft war so drückend, dass das Atmen schwer wurde. "Die Ägypter konnten einander nicht sehen, und drei Tage lang verließ niemand sein Haus. Nur wo die Israeliten wohnten, blieb es hell." (2. Mose 10,23 GNB) Die Ägypter beteten Sonne und Mond an. Aber mit dieser rätselhaften Finsternis wurden das Volk und seine Götter von der Macht heimgesucht, die sich zum Anwalt der Sklaven gemacht hatte. Wie schrecklich dieses Gericht auch war, bewies es doch Gottes Mitleid. Er wollte sie nicht vernichten, sondern ihnen Zeit zur Besinnung und Umkehr geben. Erst danach würde er die letzte und schrecklichste Plage über sie bringen.

Die Angst zwang den Pharao schließlich zu einem weiteren Zugeständnis. Nachdem die Finsternis drei Tage lang angehalten hatte, ließ er Mose rufen. Er stimmte nun dem Aufbruch des Volkes zu, vorausgesetzt, dass sie ihre Herden zurückließen. "Nein, auch unser Vieh muss mit uns gehen! Kein einziges Tier bleibt zurück", erwiderte Mose entschieden, "erst wenn wir an Ort und Stelle sind, können wir wissen, welche Tiere wir zum Opfer für den Herrn, unseren Gott, brauchen." (2. Mose 10,26. GNB) Da verlor der König völlig die Beherrschung: "Geh weg von mir!", schrie er vor Wut. "Hüte dich, mir nochmals unter die Augen zu treten! Denn an dem Tag, an dem du mir wieder unter die Augen trittst, musst du sterben." Mose antwortete: "Du hast recht geredet, ich werde dir nicht mehr unter die Augen treten." (2. Mose 10,28.29 Elb.)

"Mose war ein sehr angesehener Mann in Ägyptenland vor den Großen des Pharao und vor dem Volk." (2. Mose 11,3) Die Ägypter betrachteten ihn mit Ehrfurcht. Der König wagte es nicht, ihn anzutasten, denn das Volk sah in ihm den Einzigen, der die Macht besaß, die Plagen abzuwenden. Sie wünschten sich, dass dem Volk Israel erlaubt werde, Ägypten zu verlassen. Aber der König und die Priester widersetzten sich Moses Forderungen bis zuletzt.