Wie Alles Begann

Kapitel 25

Der Auszug

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2.Mose 12,33 bis 15,21.

Mit gegürteten Lenden, Sandalen an den Füßen und einem Stab in der Hand, erwarteten die Israeliten ehrfürchtig schweigend den Befehl des Pharao zum Auszug. Noch vor Tagesanbruch waren sie auf dem Weg. Als die Plagen die Macht Gottes offenbarten, war das Vertrauen der Versklavten in ihren Gott gewachsen. Ihre Unterdrücker dagegen waren in Angst und Schrecken versetzt worden, während sich die Israeliten allmählich in Goschen sammelten. Auch wenn ihre Flucht sehr plötzlich geschah, waren bereits notwendige Vorkehrungen zur Organisation und Kontrolle der ausziehenden Menschenmenge getroffen worden. Man hatte sie in Gruppen eingeteilt und Leiter über sie gesetzt.

Und sie zogen aus, "600.000 Männer, dazu Frauen und Kinder. Auch viele Nichtisraeliten zogen mit ihnen" (2. Mose 12,37.38 NLB). Dazu zählten aber nicht nur solche, bei denen der Glaube an den Gott Israels die treibende Kraft war. Die meisten wollten einfach den Plagen entrinnen oder folgten der aufbrechenden Menge aus Begeisterung und Neugier. Diese Leute bildeten immer ein Hindernis und eine Gefahr für Israel.

Das Volk nahm auch "Schafe und Rinder, sehr viel Vieh" (2. Mose 12,38) mit. Das war Eigentum der Israeliten, die ihren Besitz nie an den König verkauft hatten, wie dies die Ägypter hatten tun müssen. Jakob und seine Söhne hatten ihre Herden mit nach Ägypten gebracht, wo sie sich außerordentlich vermehrten. Bevor nun das Volk Ägypten verließ, verlangte es auf Moses Rat hin eine Entschädigung für die unbezahlte Arbeit. Und die Ägypter waren so sehr darauf aus, sie endlich loszuwerden, dass sie bereitwillig darauf eingingen. So kam es, dass die bisherigen Sklaven mit Beute beladen von ihren Unterdrückern fortzogen.

An jenem Tag ging der Zeitabschnitt zu Ende, der Abraham Jahrhunderte zuvor in einer Vision offenbart worden war: "Das sollst du wissen, dass deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem Land, das nicht das ihre ist; und da wird man sie zu dienen zwingen und plagen 400 Jahre. Aber ich will das Volk richten, dem sie dienen müssen. Danach sollen sie ausziehen mit großem Gut." (1. Mose 15,13.14) Die 400 Jahre hatten sich erfüllt. "Als diese um waren, an eben diesem Tage zog das ganze Heer des Herrn aus Ägyptenland." (2. Mose 12,41) Bei ihrem Auszug aus Ägypten nahmen die Israeliten auch ein kostbares Erbe mit, das so lange auf die Erfüllung der Zusagen Gottes hatte warten müssen: die Gebeine Josefs. Während der dunklen Jahre der Sklaverei waren sie stets ein Hinweis auf Israels kommende Befreiung gewesen.

Die Leitung Durch Die Wolken- Und Feuersäule

Anstatt den direkten Weg nach Kanaan zu nehmen, der durch das Land der Philister führte, lenkte der Herr die Israeliten nach Süden zur Küste des Roten Meeres. Denn er dachte, "es könnte das Volk gereuen, wenn sie Kämpfe vor sich sähen, und sie könnten wieder nach Ägypten umkehren" (2. Mose 13,17). Hätten sie versucht, durch das Land der Philister zu ziehen, wäre ihr Vormarsch bestimmt aufgehalten worden, denn die Philister hätten in ihnen nur entlaufene Sklaven gesehen und nicht gezögert, mit ihnen Krieg zu führen. Auf einen Zusammenstoß mit diesem mächtigen, kriegerischen Volk waren die Israeliten aber nicht vorbereitet. Sie besaßen noch eine zu geringe Gotteserkenntnis und zu wenig Vertrauen zu Gott. Daher wären sie in Panik geraten und entmutigt worden. Sie waren unbewaffnet, ohne Kriegserfahrung, von der langen Gefangenschaft entmutig und die Frauen, Kinder, das Kleinvieh und die Herden waren ihnen hinderlich. Indem der Herr sie den Weg zum Roten Meer führte, offenbarte er sich ihnen als ein Gott der Barmherzigkeit und des Gerichts.

"So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste. Und der Herr zog vor ihnen her, am Tag in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tag noch die Feuersäule bei Nacht." (2. Mose 13,20-22) Der Psalmist sagt: "Er breitete eine Wolke aus, sie zu decken, und ein Feuer, des Nachts zu leuchten." (Psalm 105,39) Das Banner ihres unsichtbaren Führers war immer bei den Israeliten. Am Tag gab ihnen die Wolke die Richtung vor, in die sie ziehen sollten, oder sie breitete sich wie ein Baldachin über die Menge. Sie diente als Schutz vor der sengenden Hitze und spendete mit ihrer Kühle und Feuchtigkeit in der ausgedörrten Wüste wohltuende Erfrischung. Nachts wurde sie zu einer Feuersäule, die das Lager erleuchtete und ihnen ständig Gottes Gegenwart zusicherte.

An einer der schönsten und tröstlichsten Stellen der Weissagungen Jesajas bezog sich der Prophet auf die Wolken- und Feuersäule, die Gottes Fürsorge für sein Volk im großen Endkampf mit den Mächten des Bösen darstellt: "Dann wird der Herr über der ganzen Stätte des Berges Zion und über ihren Versammlungen eine Wolke schaffen am Tage und Rauch und Feuerglanz in der Nacht. Ja, es wird ein Schutz sein über allem, was herrlich ist, und eine Hütte zum Schatten am Tage vor der Hitze und Zuflucht und Obdach vor dem Wetter und Regen." (Jesaja 4,5.6)

So zogen sie durch öde, wüstenhafte Gebiete und wunderten sich, wohin der Weg wohl führte. Allmählich wurden sie vom beschwerlichen Marsch müde. Einige bekamen Angst, die Ägypter könnten sie verfolgen. Aber die Wolke zog vorwärts, und sie folgten ihr. Nun wies der Herr Mose an, in einen felsigen Engpass abzubiegen und das Volk am Meer lagern zu lassen. Es wurde ihm auch offenbart, dass sie der Pharao verfolgen werde. Aber Gott werde durch ihre Befreiung geehrt werden.

Die Ägypter Auf Der Verfolgungsjagd

In Ägypten machte die Nachricht die Runde, dass die Israeliten zum Roten Meer zogen, anstatt zum Gottesdienst in der Wüste zu bleiben. Die Ratgeber des Pharao sagten dem Monarchen, dass die Sklaven geflohen seien, um nie wieder zurückzukehren. Das ägyptische Volk bedauerte nun seine Torheit, den Tod der Erstgeborenen der Macht Jahwes zugeschrieben zu haben. Auch die Großen des Landes erholten sich von ihrer Angst und erklärten, die Plagen seien als Folge natürlicher Ursachen aufgetreten. "Warum haben wir das getan und haben Israel ziehen lassen, sodass sie uns nicht mehr dienen?" (2. Mose 14,5), riefen sie erbittert aus.

Der Pharao sammelte seine Streitkräfte, "nahm 600 der besten ägyptischen Streitwagen sowie alle übrigen verfügbaren Streitwagen Ägyptens mit" (2. Mose 14,7 NLB), dazu Reiter, Hauptleute und Fußsoldaten. Der König selbst, von den führenden Männern seines Reiches begleitet, führte das angreifende Heer. Auch Priester waren dabei, um die Gunst der Götter zu sichern und damit den Erfolg des Unternehmens zu garantieren. Der König war entschlossen, die Israeliten mit einem großartigen Machtaufgebot einzuschüchtern. Die Ägypter befürchteten, ihre erzwungene Unterwerfung unter den Gott Israels werde sie zum Gespött anderer Völker machen. Würden sie aber jetzt mit einer großen Zurschaustellung ihrer Stärke aufwarten und die Flüchtenden zurückbringen, wäre ihre Ehre nicht nur gerettet, sondern sie hätten sich auch wieder die Dienste ihrer Sklaven gesichert.

Die Israeliten lagerten sich am Meer, dessen Wasser ein scheinbar unüberwindliches Hindernis darstellte. Und im Süden versperrte ein zerklüfteter Gebirgszug ihren Vormarsch. Plötzlich bemerkten sie in der Ferne blitzende Waffen und rollende Wagen, die auf die Vorhut eines großen Heeres hindeuteten. Als die Streitmacht näher rückte, erkannten sie, dass das gesamte ägyptische Heer zur Verfolgung aufgebrochen war. Panik ergriff die Israeliten. Einige schrien zum Herrn, aber die meisten liefen zu Mose und beschwerten sich: "Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir's dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben." (2. Mose 14,11.12)

Mose war tief bekümmert, dass sein Volk so wenig Vertrauen zu Gott zum Ausdruck brachte, obwohl es wiederholt erlebt hatte, wie Gott seine Macht zu ihren Gunsten offenbarte. Wie konnten die Israeliten Mose die Gefahren und Schwierigkeiten ihrer Lage zum Vorwurf machen, wo er doch dem ausdrücklichen Befehl Gottes gefolgt war? Gewiss gab es für sie keine Möglichkeit der Rettung - es sei denn, Gott selbst greift ein, um sie zu befreien. Da Mose in diese Lage gekommen war, weil er die göttliche Anweisung befolgt hatte, fürchtete er sich nicht vor den Konsequenzen. Seine gelassene und beruhigende Antwort war: "Habt keine Angst! Wartet ab und seht, wie der Herr euch heute retten wird. Denn ihr werdet diese Ägypter dort nie wiedersehen. Der Herr selbst wird für euch kämpfen. Bleibt ganz ruhig!" (2. Mose 14,13.14 NLB)

Es war keine Kleinigkeit, Israels Scharen dazu zu bringen, vor dem Herrn in Ruhe abzuwarten. Weil es ihnen an Disziplin und Selbstbeherrschung fehlte, wurden sie gewalttätig und unvernünftig. Sie rechneten damit, bald wieder in die Hände ihrer Unterdrücker zu fallen. Deshalb jammerten und klagten sie laut und durchdringend. Sie waren der wunderbaren Wolkensäule als einem Zeichen Gottes gefolgt, um vorwärtszuziehen. Doch nun fragten sie sich untereinander, ob sie ihnen nicht ein großes Unglück ankündigte. Hatte die Wolke das Volk nicht auf der falschen Seite des Berges in eine Sackgasse geführt? Auf diese Weise schien durch ihr verkehrtes Denken der Engel Gottes ein Unglücksbote zu sein.

Als nun das ägyptische Heer anrückte und meinte, leichte Beute machen zu können, erhob sich die Wolkensäule majestätisch zum Himmel, schwebte über die Israeliten hinweg und senkte sich zwischen ihnen und der Armee der Ägypter wieder zur Erde. Eine dunkle Wand legte sich zwischen die Verfolgten und ihre Verfolger. Die Ägypter konnten das Lager der Hebräer nicht mehr sehen und waren gezwungen haltzumachen. Als aber die Dunkelheit der Nacht zunahm, wurde die Wolkenwand für die Hebräer zu einer großen Leuchte und tauchte das ganze Lager in helles Tageslicht.

Da kehrte in Israel wieder Gottvertrauen ein. Mose betete zum Herrn, aber der sagte zu ihm: "Warum schreist du zu mir? Sag den Israeliten, dass sie aufbrechen sollen! Halte deinen Hirtenstab hoch, strecke ihn über das Meer aus und teile es. Dann sollen die Israeliten trockenen Fußes hindurchgehen." (2. Mose 14,15.16 NLB)

Der Durchzug Durch Das Rote Meer

Der Psalmist Asaf schilderte Israels Durchzug durch das Meer, indem er sang: "Dein Weg ging durch das Meer und dein Pfad durch große Wasser; doch niemand sah deine Spur. Du führtest dein Volk wie eine Herde durch die Hand des Mose und Aaron." (Psalm 77,20.21) Als Mose seinen Wanderstab ausstreckte, teilte sich das Wasser. Da ging das Volk Israel auf trockenem Boden mitten durch das Meer, während die Wassermassen auf beiden Seiten wie eine Mauer stehenblieben. Das Licht der Feuersäule beleuchtete die mit Schaum gekrönten Wogen. Es schien auch auf den Weg, der wie eine riesige Schneise durch das Meer führte und sich in der Unbekanntheit des jenseitigen Ufers verlor.

"Die Ägypter verfolgten sie; und alle Streitwagen des Pharao mit den Pferden und Wagenkämpfern jagten hinter ihnen her ins Meer hinein. Kurz vor Morgengrauen sah der Herr aus der Feuer- und Wolkensäule auf das Heer der Ägypter und stürzte es in Verwirrung." (2. Mose 14,23.24 GNB) Vor ihren überraschten Blicken verwandelte sich die geheimnisvolle Wolke in eine Feuersäule. Donner krachten, Blitze zuckten. "Wasser ergossen sich aus dem Gewölk, die Wolken donnerten, und deine Pfeile fuhren einher. Dein Donner rollte, Blitze erhellten den Erdkreis, die Erde erbebte und wankte", schrieb Asaf (Psalm 77,18.19).

Die Ägypter packte Verwirrung und Entsetzen. Mitten im zornigen Toben der Elemente, in dem sie die Stimme eines erzürnten Gottes hörten, versuchten sie, umzukehren und zum Ufer zu fliehen, von dem sie gekommen waren. Aber Mose streckte seinen Stab aus, und die aufgestauten Wassermassen stürzten donnernd, zischend und gierig nach Beute über ihnen zusammen und rissen das ägyptische Heer mit sich in die schwarze Tiefe.

Moses Lobgesang

Als der Morgen anbrach, sahen die vielen Israeliten, was von ihren mächtigen Feinden übrig geblieben war: gepanzerte Leichen, die am Ufer verstreut umherlagen. Eine einzige Nacht hatte genügt, um sie aus der überaus schrecklichen Gefahr völlig zu befreien. Diese riesige, hilflose Schar aus kampfungeübten Sklaven, Frauen, Kindern und Viehherden hatte - als vor ihnen das Meer und hinter ihnen das mächtige Heer Ägyptens war - erlebt, wie sich ein Weg mitten durchs Wasser auftat und ihre Feinde im Augenblick des erwarteten Triumphs verschlungen wurden. Jahwe allein hatte sie gerettet! Deshalb wandten sie nun ihre Herzen in Dankbarkeit und Vertrauen ihm zu. In Lobgesängen brachten sie ihre Gefühle zum Ausdruck. Der Geist Gottes ruhte auf Mose, als er das Volk bei einem Siegeslied anführte, das dessen Danksagung zum Ausdruck brachte - das älteste und eines der erhabensten Lieder, die die Menschen kennen:

"Ich will dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan, Ross und Mann hat er ins Meer gestürzt. Der Herr ist meine Stärke, und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das ist mein Gott, ich will ihn preisen, er ist meines Vaters Gott, ich will ihn erheben. Der Herr ist der rechte Kriegsmann, Herr ist sein Name. Des Pharaos Wagen und seine Macht warf er ins Meer, seine auserwählten Streiter versanken im Schilfmeer. Die Tiefe hat sie bedeckt, sie sanken auf den Grund wie die Steine. Herr, deine rechte Hand tut große Wunder; Herr, deine rechte Hand hat die Feinde zerschlagen. ... Herr, wer ist dir gleich unter den Göttern? Wer ist dir gleich, der so mächtig, heilig, schrecklich, löblich und wundertätig ist?. Du hast geleitet durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du erlöst hast, und hast es geführt durch deine Stärke zu deiner heiligen Wohnung. Als das die Völker hörten, erbebten sie . Es fiel auf sie Erschrecken und Furcht; vor deinem mächtigen Arm erstarrten sie wie die Steine, bis dein Volk, Herr, hindurchzog, bis das Volk hindurchzog, das du erworben hast. Du brachtest sie hinein und pflanztest sie ein auf dem Berg deines Erbteils, den du, Herr, dir zur Wohnung gemacht hast ..." (2. Mose 15,1-6,11.13.14.16.17)

Wie eine Stimme aus der Tiefe stieg dieser erhabene Lobgesang aus den Kehlen der hebräischen Männerscharen auf. Die Frauen Israels griffen das Lied auf. Mirjam, Moses Schwester, führte sie dabei an, begleitet von Pauken und Reigentanz. Der frohe Kehrreim erscholl über Wüste und Meer, und die Berge warfen das Echo ihres Lobpreises zurück: "Lasst uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche Tat getan." (2. Mose 15,21)

Dieses Lied und die wunderbare Rettung, an die es erinnert, hinterließen einen tiefen Eindruck, der für alle Zeiten im Gedächtnis des Volkes Israel blieb. Von einem Zeitalter zum anderen wiederholten es die Propheten und Sänger Israels und bezeugten damit, dass Jahwe die Stärke und Rettung aller ist, die ihm vertrauen. Dieses Lied gehört nicht dem jüdischen Volk allein. Es weist weit voraus auf die Vernichtung aller Feinde der Gerechtigkeit und auf den endgültigen Sieg des Volkes Gottes. Johannes, der Prophet auf Patmos, sah die weiß gekleidete Menge derer, "die den Sieg behalten hatten". Sie standen am "gläsernen Meer", das mit "Feuer vermengt" war, und "hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes" (Offenbarung 15,2.3).

"Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deiner Gnade und Treue willen!" (Psalm 115,1) Von diesem Geist war Israels Hymne über seine Befreiung erfüllt. Derselbe Geist sollte in allen zu finden sein, die Gott lieben und verehren. Gott hat uns aus der Sklaverei der Sünde befreit. Diese Erlösung ist noch größer als die, welche er damals für die Israeliten am Roten Meer vollbrachte. Wie ihre Scharen sollen auch wir den Herrn mit Herz, Gemüt und Stimme lobpreisen "für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut" (Psalm 107,8; vgl. V. 15.21.31). Wer oft über Gottes große Barmherzigkeit nachdenkt und auch seine geringeren Gaben nicht übersieht, umgibt sich gleichsam mit einem Gürtel von Freude und singt dem Herrn in seinem Herzen (vgl. Kolosser 3,16c). Die täglichen Segnungen, die wir aus Gottes Hand erhalten, vor allem aber das Opfer von Jesus, durch das er uns Glückseligkeit und den Himmel in Reichweite gebracht hat, sollten uns stets dankbar stimmen. Wie viel Mitgefühl und welch unvergleichliche Liebe hat Gott doch uns verlorenen Sündern entgegengebracht, indem er sich in Jesus mit sich verbunden und uns zu seinem besonderen Schatz gemacht hat! Was für ein Opfer hat unser Erlöser gebracht, damit wir Gottes Kinder werden konnten! Wir sollten den Herrn loben für die "selige Hoffnung" (Titus 2,13), die uns mit dem großartigen Erlösungsplan angeboten wird, ihn loben für das himmlische Erbe und seine zahlreichen Verheißungen, ihn rühmen, weil Jesus lebt und als Fürsprecher für uns eintritt.

"Wer Dank opfert, der preiset mich", sagt der Schöpfer (Psalm 50,23). Alle Himmelsbewohner vereinen sich zum Lob Gottes. Lasst uns jetzt schon das Lied der Engel lernen, damit wir es singen können, wenn wir uns ihren herrlich glänzenden Reihen anschließen dürfen. Lasst uns mit dem Psalmisten sagen: "Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, und meinem Gott lobsingen, solange ich bin." (Psalm 146,2) "Gott, die Völker sollen dir danken, alle Völker sollen dich loben." (Psalm 67,6 NLB)

Eine Lehre Des Glaubens

In seiner Vorsehung hatte Gott die Israeliten an die Bergfeste am Meer geführt, damit er ihnen durch ihre Erlösung seine Macht offenbaren und den Stolz ihrer Unterdrücker sichtbar demütigen konnte. Er hätte sie auch auf andere Weise retten können, aber er wählte diesen Weg, um ihren Glauben auf die Probe zu stellen und ihr Vertrauen zu ihm zu stärken. Die Leute waren müde und fürchterlich erschrocken. Sie wären zurückgeblieben, als ihnen Mose gebot, vorwärtszugehen, wenn ihnen Gott nicht diesen Weg geöffnet hätte. "Durch den Glauben gingen sie durchs Rote Meer wie über trockenes Land." (Hebräer 11,29) Als sie geradewegs zum Wasser hinunterstiegen, bewiesen sie, dass sie dem Wort Gottes glaubten, das ihnen Mose gesagt hatte. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand, und dann teilte der mächtige Gott Israels das Meer und bereitete ihren Füßen den Weg.

Diese wichtige Lehre gilt für alle Zeiten. Ein Christ sieht sich oft Gefahren ausgesetzt, und es scheint schwer, seine Pflicht zu erfüllen. In seiner Fantasie sieht er den drohenden Untergang vor sich, sogar Gefängnis oder den Tod. Doch die Stimme Gottes sagt deutlich: Geh voran! Wir sollten diesem Befehl nachkommen, selbst wenn unsere Augen das Dunkel nicht durchdringen können und wir die kalten Wellen an unseren Füßen spüren. Die Hindernisse, die unseren Fortschritt hemmen, werden nie verschwinden, falls wir unentschlossen sind und zweifeln. Wer mit dem Gehorsam wartet, bis jeder Schatten der Ungewissheit gewichen ist und kein Risiko des Misserfolges oder der Niederlage besteht, wird Gott niemals gehorchen. Der Unglaube flüstert: Lass uns warten, bis die Schwierigkeiten beseitigt sind und wir unsere Lage besser einschätzen können, aber der Glaube ermutigt uns voranzugehen. Er hofft auf alles und glaubt alles (vgl. 1. Korinther 13,7b).

Die Wolke, die den Ägyptern als dunkle Wand erschien, war für die Israeliten ein helles, flutendes Licht. Es erleuchtete ihr ganzes Lager und erhellte den Weg, der vor ihnen lag. So bewirkt Gottes Handeln bei den Ungläubigen Finsternis und Verzweiflung, bei den vertrauenden Menschen aber Klarheit und Frieden. Gottes Weg mag durch die Wüste oder das Meer führen, dennoch ist er ein sicherer Weg.