Wie Alles Begann

Kapitel 30

Das Heiligtum Und Sein Dienst

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2. Mose 25 bis 30, 35 bis 40; 3. Mose 4 und 16.

Als Mose auf dem Berg war, erhielt er von Gott den Auftrag: "Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich unter ihnen wohne" (2. Mose 25,8). Dazu wurden ihm ausführliche Anweisungen für dessen Bau erteilt. Wegen ihres Abfalls hatten die Israeliten den Segen der göttlichen Gegenwart verloren, und das machte eine Zeit lang die Errichtung eines Heiligtums in ihrer Mitte unmöglich. Aber nachdem Gott sie in Gnaden wieder angenommen hatte, machte sich Mose daran, Gottes Befehl auszuführen.

Für die Errichtung dieses Heiligtums stattete Gott ausgewählte Männer mit besonderem Geschick und großer Weisheit aus. Gott selbst übergab Mose den Bauplan mit genauen Anweisungen in Bezug auf Größe und Form, die zu benutzenden Materialien und alle Einrichtungsgegenstände, die sich darin befinden sollten. Die von Menschenhand angefertigte heilige Stätte sollte "ein Abbild des wahren Heiligtums" sein, "Abbilder der himmlischen Dinge" (Hebräer 9,24.23) - gleichsam eine verkleinerte Darstellung des himmlischen Tempels, in dem Christus als unser großer Hoherpriester für die Sünder eintritt, nachdem er sein Leben als Opfer dargebracht hat. Auf dem Berg eröffnete Gott Mose einen Blick auf das himmlische Heiligtum und befahl ihm, alles nach dem Muster anzufertigen, das ihm gezeigt worden war. Mose schrieb alle diese Anweisungen sorgfältig auf und gab sie an die Obersten des Volkes weiter.

Die Freiwilligen Gaben Des Volkes

Für diese Arbeit waren umfangreiche Vorbereitungen zu treffen. Eine große Menge sehr wertvollen, kostbaren Materials wurde benötigt, aber Gott wollte nur freiwillige Gaben annehmen. "Sie sollen mir eine freiwillige Abgabe leisten. Jeder, der etwas geben möchte, soll es herbringen", lautete der göttliche Befehl, den Mose dem Volk vorlegte (2. Mose 25,2 GNB, vgl. 35,4.5). Hingabe an Gott und Opfersinn waren die ersten Erfordernisse für die Errichtung eines Wohnplatzes des Allerhöchsten.

Das Volk reagierte darauf einmütig. "Alle, die freiwillig etwas geben wollten, kamen wieder und brachten dem Herrn eine Gabe für das Zelt Gottes, für den Priesterdienst und für die heiligen Gewänder. Sowohl Männer als auch Frauen kamen, alle, die aus freien Stücken etwas gaben: Sie brachten dem Herrn Spangen, Ohrringe, Fingerringe und Halsketten. Goldene Gegenstände aller Art brachten sie als Weihegaben zum Herrn. Und jeder, der violettes, purpur- und karmesinfarbenes Garn, feines Leinen, Ziegenhaar, rot gefärbte Widderfelle oder Tachasch-Haut besaß, brachte es her. Jeder, der Silber oder Bronze oder Akazienholz besaß, gab es her. Alle Frauen, die gute Spinnerinnen waren, spannen violettes, purpur- und karmesinfarbenes Garn und feines Leinen und brachten es herbei. Alle Frauen, die dazu begabt waren, spannen das Ziegenhaar. Die Stammesfürsten spendeten Onyx-Steine und andere Edelsteine für den Priesterschurz und die Brusttasche. Sie spendeten auch Gewürze und Öl für die Lampen, für das Salböl und für das wohlriechende Weihrauchgemisch" (2. Mose 35,21-28 NLB).

Während das Heiligtum im Bau war, brachte das Volk - Alt und Jung, Männer, Frauen und Kinder - auch weiterhin seine Opfergaben, bis die Verantwortlichen befanden, dass genug vorhanden war, ja sogar mehr, als sie benötigten. Deshalb ließ Mose im ganzen Lager ausrufen: "Niemand, weder Mann noch Frau, soll hinfort noch etwas bringen als Opfergabe für das Heiligtum. Da brachte das Volk nichts mehr" (2. Mose 36,6).

Das Murren und die Unzufriedenheit der Israeliten sowie Gottes Strafgerichte, die sie wegen ihrer Sünden heimsuchten, sind als Warnung für spätere Generationen überliefert worden. Aber ihre Hingabe, ihr Eifer und ihre Freigebigkeit sind ein nachahmenswertes Beispiel. Wer Gott gern anbetet und den Segen seiner Gegenwart schätzt, wird den gleichen Opfergeist an den Tag legen, um ein Haus zu errichten, in dem ihnen Gott begegnen kann. Sie sind vom Wunsch erfüllt, dem Herrn gerade das Beste von dem zu bringen, was sie besitzen. Auf einem Gotteshaus sollten keine Schulden liegen, denn damit wird der Herr entehrt. Freiwillig sollte man einen ausreichenden Betrag zur Vollendung des Bauwerks geben, damit die Arbeiter - wie einst die Erbauer des Heiligtums - sagen können: Ihr braucht keine Gaben mehr zu bringen.

Entwurf Und Einrichtung Des Heiligtums

Das Heiligtum war so gebaut, dass es zerlegbar war und die Israeliten es auf ihren Wanderzügen mitführen konnten. Es war deshalb klein, nur 15 Meter lang und jeweils 5 Meter breit und hoch. Dennoch sah es prachtvoll aus. Das Holz für die Wände und die Einrichtung stammte von der Akazie, weil es gegen Fäulnis weniger anfällig war als alles andere, was am Sinai zur Verfügung stand. Die Wände bestanden aus aufgerichteten Brettern auf silbernen Sockeln, die von Pfeilern und Querbalken festgehalten wurden. Alles war mit Gold überzogen, sodass es wie aus massivem Gold aussah. Das Dach bestand aus vier Lagen von verschiedenen Zeltdecken. Die innerste sollte hergestellt sein "aus feinem Leinen und violettem [bzw. blauem], purpur- und karme- sinfarbenem Garn ... Die Bahnen sollen mit Cherub-Bildern verziert werden" (2. Mose 26,1 NLB). Die drei anderen Zeltdecken bestanden aus Ziegenhaar, rot gefärbten Widderfellen und Dachsfellen - so angeordnet, dass sie vollständigen Schutz boten.

Ein kostbarer, schöner Vorhang teilte das Heiligtum in zwei Räume. Er hing an vergoldeten Säulen. Ein ähnlicher Vorhang schloss den Eingang zur ersten Abteilung. Wie die unterste Zeltdecke trugen auch diese in schöner Abstimmung die wunderbarsten Farben: violett, purpur- und scharlachrot. Aus Gold- und Silberfäden waren in beide Vorhänge Cherubim eingewoben, die die Engel darstellten, die mit dem Dienst im himmlischen Heiligtum zu tun haben und "dienstbare Geister" für Gottes Volk auf der Erde sind (Hebräer 1,14).

Das heilige Zelt war ringsum von einem offenen Raum umschlossen, dem sogenannten Vorhof. Dieser wurde von Vorhängen aus feiner Leinwand abgegrenzt, die an Messingsäulen aufgehängt waren. Der Eingang lag an der Ostseite und war durch Vorhänge aus kostbarem und kunstvoll verarbeitetem Stoff verschlossen - allerdings von geringerem Wert als die beiden anderen am Heiligtum. Da die Vorhänge des Vorhofs nur etwa halb so hoch waren wie die Wände des Heiligtums, konnte man von draußen das heilige Zelt deutlich sehen. Nahe am Eingang stand der Brandopferaltar, der mit Bronzeblech überzogen war. Darauf wurden Gott alle Opfer dargebracht, die vom Feuer verzehrt werden sollten. Die Hörner des Altars an den vier Ecken wurden mit dem sühnenden Blut der Opfertiere besprengt.

Zwischen dem Altar und dem Eingang zum Heiligtum befand sich das Waschbecken, ebenfalls aus Bronze gefertigt, und zwar aus den Bronzespiegeln, welche die israelitischen Frauen aus freien Stücken gespendet hatten. An diesem Becken mussten sich die Priester Hände und Füße waschen, sooft sie in die heiligen Räume hineingingen oder an den Altar traten, um dem Herrn Brandopfer darzubringen.

In der ersten Abteilung des Zeltes, dem "Heiligen", standen der Tisch für die Schaubrote, der Leuchter und der Altar für die Räucheropfer (Hebräer 9,2). Der Schaubrottisch an der Nordseite besaß eine Leiste ringsherum und war mit reinem Gold überzogen. Jeden Sabbat mussten die Priester zwölf Brote darauf legen - in zwei Stapeln nebeneinander -, die mit Weihrauch besprengt wurden. Die Brote, die man entfernte, galten als heilig und mussten von Priestern gegessen werden.

An der Südseite stand der siebenarmige Leuchter mit seinen sieben Lampen. Er bestand aus massivem Gold; seine Arme waren mit ausnehmend fein gearbeiteten Blumen geschmückt, die Lilien glichen. Da das Bundeszelt keine Fenster hatte, wurden nie alle Lampen gleichzeitig gelöscht, sodass der Leuchter Tag und Nacht Licht spendete.

Der Räucheropferaltar stand dicht vor dem zweiten Vorhang, der das Heilige von der zweiten Abteilung, dem Allerheiligsten (Hebräer 9,3), und damit von der unmittelbaren Gegenwart Gottes trennte. Auf diesem Altar sollte der Priester jeden Morgen und jeden Abend Weihrauch verbrennen. Die Hörner des Altars wurden mit dem Blut des täglichen Sühnopfers bestrichen und am großen Versöhnungstag mit Blut besprengt (3. Mose 16,14). Das Feuer auf diesem Altar wurde von Gott selbst entzündet und als heilig angesehen. Ununterbrochen verbreitete der Weihrauch seinen Wohlgeruch in den heiligen Räumen und weit über das Heiligtum hinaus.

Hinter dem zweiten Vorhang befand sich das Allerheiligste, der Mittelpunkt des symbolischen Sühnungs- und Mittlerdienstes, das als Bindeglied zwischen Himmel und Erde fungierte. Hier stand die Bundeslade, eine Truhe aus Akazienholz, die innen und außen mit Gold überzogen und oben mit einer goldenen Leiste verziert war. Sie diente als Aufbewahrungsort für die Steintafeln, auf die Gott selbst die Zehn Gebote geschrieben hatte. Sie wurde deshalb "Lade des Zeugnisses" (2. Mose 25,21.22 Elb.) oder "Lade des Bundes" genannt (4. Mose 10,33b), weil die Zehn Gebote die Grundlage des Bundes zwischen Gott und Israel bildeten.

Die Deckplatte der heiligen Lade wurde "Gnadenthron" genannt (2. Mose 25,17a). Sie war aus einem einzigen massiven Stück Gold gearbeitet und wurde an beiden Enden von zwei goldenen Cherubim überragt. Ein Flügel jedes Engels war nach oben gerichtet, während der andere den Körper als Zeichen der Ehrfurcht und Demut umhüllte (vgl. mit Hesekiel 1,11). Die Haltung der Cherubim, die sich einander zuwandten und auf die Lade hinabschauten, zeigt die Ehrfurcht, mit der die himmlischen Heerscharen Gottes Gesetz betrachten. Sie verrät auch ihr Interesse am Erlösungsplan.

Über dem Gnadenthron ruhte die "Schechina"20, das Zeichen der Gegenwart Gottes. Von hier, zwischen den Cherubim, verkündete Gott seinen Willen. Hin und wieder teilte eine Stimme aus der Wolke dem Hohenpriester Botschaften von Gott mit. Manchmal fiel ein Licht auf den Engel zur Rechten, um Gottes Billigung und Annahme anzuzeigen, oder ein Schatten ruhte auf dem Engel zur Linken, um Missfallen oder Ablehnung zu offenbaren.

Das Gesetz Gottes, das in der Lade aufbewahrt wurde, war der zentrale Maßstab für Gerechtigkeit und Gericht. Dieses Gesetz verurteilte den Übertreter zum Tod, aber über dem Gesetz befand sich der Gnadenthron, auf dem sich Gottes Gegenwart offenbarte und von dem aus - aufgrund des Sühnopfers - der reumütige Sünder Vergebung erhielt. Auf diese Weise zeigen schon die symbolischen Gegenstände und Handlungen im Heiligtum, was für die Erlösung gilt, die Christus vollbracht hat: "Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst" (Psalm 85,11 Elb.).

Keine Sprache kann die Herrlichkeit beschreiben, die im Heiligtum zu sehen war: die mit Gold überzogenen Wände, die das Licht des goldenen Leuchters widerspiegelten, die glänzenden Farbschattierungen der reich bestickten Vorhänge mit ihren strahlenden Engeln, der Tisch und der Räucheraltar, beide in funkelndem Gold. Hinter dem zweiten Vorhang stand die heilige Bundeslade mit ihren geheimnisvollen Cherubim. Und darüber schwebte die heilige Schechina, die sichtbare Bekundung der Gegenwart Jahwes. Aber dennoch war alles nur ein matter Abglanz der Herrlichkeit des Tempels Gottes im Himmel, des wahren Zentrums des Erlösungsdienstes für die Menschen.

Der Bau des Heiligtums dauerte etwa ein halbes Jahr. Nach der Vollendung überprüfte Mose die geleistete Arbeit. Er verglich sie mit dem Muster, das ihm auf dem Berg gezeigt worden war, und den Anweisungen Gottes. "Nachdem Mose ihr Werk begutachtet hatte, segnete er sie, weil sie alles gemäß den Anweisungen des Herrn ausgeführt hatten." (2. Mose 39,43 NLB) Mit großem Interesse drängten sich die Israeliten um das heilige Bauwerk und bestaunten es. Während sie sich noch das Ganze mit ehrfürchtiger Genugtuung anschauten, schwebte die Wolkensäule über dem Heiligtum, ließ sich darauf nieder und hüllte es ein. "Und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung." (2. Mose 40,34) Gott offenbarte seine Majestät. Eine Zeitlang konnte nicht einmal Mose eintreten. Tief bewegt sah das Volk darin ein Zeichen, dass Gott die Arbeit ihrer Hände angenommen hatte. Man hörte aber keine lauten Freudenausbrüche. Eine heilige Scheu lag über allen. Ihre Freude trieb ihnen die Tränen in die Augen, und leise dankten sie Gott, der sich herabgelassen hatte, bei ihnen zu wohnen.

Die Diener Und Priester Am Heiligtum Und Ihre Kleidung

Auf Gottes Anweisung wurde der Stamm Levi abgesondert, um am Heiligtum zu dienen. In frühester Zeit war der Mann Priester seiner Familie. In den Tagen Abrahams sah man das Priestertum als das ererbte Recht des ältesten Sohnes an. Jetzt setzte Gott anstelle der Erstgeborenen aus dem Volk Israel den Stamm Levi zum Dienst am Heiligtum ein. Mit dieser Ehre erkannte er an, dass ihm die Leviten treu geblieben und seine Gerichte vollstreckt hatten, als Israel mit der Anbetung des goldenen Kalbes von ihm abgefallen war. Das Priesteramt selbst blieb allerdings auf Aarons Familie beschränkt. Nur er und seine Söhne durften vor dem Herrn dienen. Die übrigen Leviten waren mit der Pflege des Heiligtums und dessen Einrichtungsgegenständen beauftragt und sollten den Priestern bei deren Dienst zur Seite stehen. Sie durften aber selbst weder opfern noch Weihrauch anzünden und die heiligen Gegenstände nur im bedeckten Zustand sehen.

In Übereinstimmung mit ihrem Amt wurde den Priestern eine besondere Kleidung vorgeschrieben. "Du sollst Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien", lautete der göttliche Befehl an Mose (2. Mose 28,2). Das Gewand des gewöhnlichen Priesters war aus weißem Leinen und in einem Stück gewoben. Es reichte fast bis zu den Füßen und wurde um die Hüfte von einem violetten, purpurfarbenen und rot bestickten weißen Leinengürtel zusammengehalten. Eine hohe Mütze bzw. ein Turban aus Leinen ergänzte das äußere Gewand.

Am brennenden Busch war Mose befohlen worden, seine Schuhe auszuziehen, weil der Boden, auf dem er stand, heilig war. Dementsprechend durften auch die Priester das Heiligtum nicht mit Schuhen betreten. Schmutz, der daran haften könnte, hätte den heiligen Ort entweiht. Deshalb mussten die Priester ihre Schuhe im Vorhof lassen. Bevor sie im Heiligtum oder am Brandopferaltar ihrem Dienst nachkamen, mussten sie außerdem Hände und Füße waschen. Dadurch wurde ihnen ständig klargemacht: Wer sich in Gottes Gegenwart begeben will, muss alle Unreinheit ablegen.

Die Gewänder des Hohenpriesters waren aus kostbarem Stoff und kunstvoll ausgeführt, wie es seiner hohen Stellung entsprach. Über dem leinenen Gewand des gewöhnlichen Priesters trug er ein violettes Obergewand, das ebenfalls aus einem Stück gewebt war. Rund um den Saum war es abwechselnd mit goldenen Glöckchen und blauen, purpur- und scharlachfarbenen Granatäpfeln verziert. Darüber trug er einen Schurz aus goldener, blauer, purpurfarbener, scharlachroter und weißer Farbe. Ein schön gearbeiteter Gürtel aus demselben Stoff hielt ihn zusammen. Der Priesterschurz war ärmellos gearbeitet. Auf seinen beiden goldbestickten Schulterteilen waren zwei Onyxsteine mit den Namen der zwölf Stämme Israels eingearbeitet.

Über dem Schurz befand sich die Brusttasche, das heiligste Stück der priesterlichen Kleidung. Sie bestand aus demselben Stoff wie der Schurz. In Form eines Vierecks von etwa 20 cm Seitenlänge hing sie an goldenen Ketten von den Schultern herab und war mit einer violetten Schnur an goldenen Ringen befestigt. Verschiedene kostbare Edelsteine bildeten den Saum. Die gleichen Edelsteine bilden auch die zwölf Grundsteine der Stadt Gottes, des himmlischen Jerusalems (vgl. Offenbarung 21,19.20 mit 2. Mose 28,17-20). Die Brusttasche war mit zwölf goldgefassten Edelsteinen besetzt, in vier Reihen zu je drei Steinen angeordnet. Wie auch auf den Schulterteilen waren sie mit den Namen der Stämme versehen, auf jedem ein Name. Die Anweisung des Herrn lautete: "So soll Aaron die Namen der Söhne Israels in der Brusttasche auf seinem Herzen tragen, wenn er in das Heiligtum geht, zum gnädigen Gedenken vor dem Herrn allezeit" (2. Mose 28,29). So ist es auch bei Christus, dem großen Hohenpriester, der unter Berufung auf sein Blut für die Sünder vor dem Vater eintritt. Er trägt den Namen jedes bereuenden Gläubigen auf seinem Herzen. Der Psalmist sagt: "Ich aber bin elend und arm, der Herr denkt an mich" (Psalm 40,18a Elb.).

Rechts und links neben der Brusttasche befanden sich zwei große Edelsteine von besonderer Leuchtkraft. Sie wurden als "Urim" und "Tummim" bezeichnet (2. Mose 28,30a Elb.). 21Durch sie verkündete Gott über den Hohenpriester seinen Willen, wenn ihm Fragen zur Entscheidung vorgelegt wurden. Leuchtete um den Edelstein rechts ein Lichthof auf, zeigte das an, dass er der Sache zustimmte oder sie billigte. Eine Wolke, die den linken Stein überschattete, bedeutete dagegen Ablehnung oder Missfallen.

Als Kopfbedeckung trug der Hohepriester einen weißen Leinenturban. Daran war mit violetter Schnur ein goldenes Schild mit der Inschrift "Heilig dem Herrn" befestigt (2. Mose 28,36b). Alles, was mit der Kleidung und dem Verhalten der Priester zusammenhing, sollte beim Betrachter einen bestimmten Eindruck hinterlassen: Er sollte etwas von der Heiligkeit Gottes und seiner Verehrung verstehen sowie von der Reinheit, die von jedem gefordert wird, der in seine Gegenwart kommt.

Der Dienst Der Priester

Nicht nur das Heiligtum selbst, auch der Dienst der Priester sollte "dem Abbild und Schatten des Himmlischen" dienen (Hebräer 8,5). Darum hatte auch er eine große Bedeutung. Der Herr gab durch Mose sehr bestimmte und genaue Anweisungen über jede Einzelheit dieses typologischen Dienstes. Dieser gliederte sich in zwei Bereiche: in einen täglichen und einen jährlichen Dienst. Der tägliche fand am Brandopferaltar im Vorhof und im Heiligen statt, der jährliche im Allerheiligsten.

Mit Ausnahme des Hohenpriesters durfte kein Mensch die innere Abteilung des Heiligtums sehen. Nur einmal im Jahr ging der Hohepriester dort hinein, und das nur nach einer äußerst ernsten und sorgfältigen Vorbereitung. Mit Zittern trat er dort vor Gott, während das Volk in ehrfürchtigem Schweigen und in ernstem Gebet um Gottes Segen seine Rückkehr erwartete. Vor dem Gnadenthron vollbrachte der Hohepriester die Sühnung für das Volk Israel (vgl. 3. Mose 16,15-17), und in der Wolke der Herrlichkeit begegnete ihm Gott. Hielt er sich dort länger als gewohnt auf, befiel die Israeliten die Angst, er könne ihrer oder seiner eigenen Sünden wegen von der Herrlichkeit des Herrn getötet worden sein.

Der tägliche Dienst bestand aus dem Brandopfer am Morgen und am Abend, der Darbringung wohlriechenden Weihrauchs auf dem goldenen Altar und den besonderen Opfern für die Sünden Einzelner. Außerdem wurden anlässlich der Sabbate, der Neumonde und der besonderen Feste weitere Opfer dargebracht.

Jeden Morgen und jeden Abend wurde ein einjähriges Lamm mit einem angemessenen Speisopfer auf dem Altar verbrannt. Es symbolisierte die tägliche Weihe des Volkes an Jahwe und die ständige Abhängigkeit vom Versöhnungsblut, das Christus vergießen sollte. Gott befahl ausdrücklich, dass an jedem Tier, das als Opfer dargebracht wird, "kein Fehler" sein dürfe (2. Mose 12,5b). Die Priester mussten alle Tiere prüfen, die als Opfer vorgesehen waren, und jedes zurückweisen, an dem sie einen Fehler entdeckten. Nur ein Opfer, an dem "kein Fehler" war, konnte ein Sinnbild für die vollkommene Reinheit dessen sein, der sich einst als "unschuldiges und unbeflecktes Lamm" (1. Petrus 1,19) opfern sollte.

Der Apostel Paulus wies auf diese Opfer hin, um zu veranschaulichen, was jeder, der Christus nachfolgt, tun soll. Er schrieb: "Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst" (Römer 12,1). Wir sollen uns selbst dem Dienst für Gott hingeben; und dieses Opfer soll so vollkommen wie möglich sein. Gott wird nicht mit weniger als dem Besten, das wir ihm bieten können, zufrieden sein. Wer ihn von ganzem Herzen liebt, ist vom Wunsch erfüllt, ihm den bestmöglichen Dienst zu erweisen. Er wird ständig versuchen, alle seine Kräfte mit den Geboten in Übereinstimmung zu bringen, die die Fähigkeit fördern, Gottes Willen auszuführen.

Der Dienst am Räucheraltar brachte den Priester näher in Gottes Gegenwart als jede andere Handlung im täglichen Opferdienst. Da der innere Vorhang nicht bis zur Decke des Heiligtums reichte, war die Herrlichkeit Gottes, die sich über dem Gnadenthron offenbarte, teilweise auch von der vorderen Abteilung aus sichtbar. Brachte der Priester ein Räucheropfer vor den Herrn, blickte er in Richtung der Bundeslade. Stieg dann die Weihrauchwolke auf, senkte sich Gottes Herrlichkeit auf den Gnadenthron herab und erfüllte das Allerheiligste. Oft aber füllte sie beide Abteilungen so sehr, dass sich der Priester gezwungen sah, sich zum Eingang des Heiligtums zurückzuziehen. Wie im typologischen Dienst der Priester im Glauben zum Gnadenthron schaute, obwohl er ihn nicht sehen konnte, muss das Volk Gottes heute seine Gebete an Christus, seinen großen Hohenpriester richten, der für das menschliche Auge unsichtbar im himmlischen Heiligtum für die Gläubigen eintritt.

Der Weihrauch, der mit den Gebeten Israels aufstieg, stellte die Verdienste und Vermittlung von Christus dar - seine vollkommene Gerechtigkeit, die seinem Volk durch den Glauben zugerechnet wird und die allein die Anbetung sündiger Wesen vor Gott annehmbar macht. Vor dem Vorhang zum Allerheiligsten stand der Altar, von dem ständig Fürbitte emporstieg. Im Vorhof vor dem Heiligtum befand sich der Altar, an dem ständig Sühne vollzogen wurde. Man konnte sich nur über Blut und Weihrauch Gott nähern - Symbole, die auf den großen Vermittler hinwiesen, durch den sich Sünder Jahwe nähern dürfen und durch den allein der reumütige, gläubige Mensch Gnade und Errettung erfahren kann.

Wenn die Priester morgens und abends zur Zeit des Räucheropfers das Heilige betraten, wurde auch das tägliche Opfer auf dem Altar im Vorhof dargebracht. Diese Zeit verfolgten die Anbeter, die sich am Heiligtum versammelt hatten, mit großem Interesse. Bevor sie durch den Dienst des Priesters in Gottes Gegenwart traten, mussten sie sich einer ernsten Selbstprüfung unterziehen und ihre Sünden bekennen. Sie vereinten sich zum stillen Gebet, wobei sie das Gesicht dem Heiligen zuwandten. So stiegen ihre Gebete mit der Weihrauchwolke empor. Im Glauben hielten sie sich an die Verdienste des zugesagten Erlösers, der im Sühnopfer versinnbildlicht wurde.

Die festgesetzten Zeiten für das Morgen- und Abendopfer wurden als heilig betrachtet. Später wurden daraus im ganzen Volk Israel festgesetzte Anbetungszeiten. Selbst als die Juden in späteren Zeiten als Gefangene in fernen Ländern verstreut lebten, richteten sie zur vorgeschriebenen Stunde ihre Gesichter nach Jerusalem und legten dem Gott Israels ihre Bitten vor. Diese Gewohnheit dient den Christen als Vorbild für ihre Morgen- und Abendandacht. Wohl missbilligt Gott Zeremonien ohne eine innere Haltung der Anbetung, aber er sieht mit Wohlgefallen auf die, die sich aus Liebe zu ihm morgens und abends vor ihm beugen, um die Vergebung ihrer Sünden zu erhalten und ihn um die notwendigen Segnungen zu bitten.

Die Schaubrote lagen als ständiges Opfer vor dem Herrn. Auf diese Weise bildeten auch sie einen Teil des täglichen Opfers. Man nannte sie Schaubrote, weil sie beständig vor dem Angesicht des Herrn lagen (vgl. 2. Mose 25,30). Sie veranschaulichten, dass der Mensch seine Abhängigkeit von Gott in Bezug auf irdische wie geistliche Nahrung anerkannte und beides nur durch die Vermittlung von Christus erhalten werden kann. Gott hatte sein Volk in der Wüste mit Brot vom Himmel versorgt, und auch jetzt hing es immer noch von seinen großzügigen Gaben an körperlicher Nahrung und geistlichem Segen ab. Sowohl das Manna als auch die Schaubrote wiesen voraus auf Christus, das lebendige Brot, das immer in Gottes Gegenwart für uns da ist. Jesus sagte von sich: "Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist" (Johannes 6,51). Auf die Schaubrote wurde Weihrauch gelegt. Jedes Mal, wenn die Brote am Sabbat durch frische ersetzt wurden, ließ man diesen Weihrauch auf dem Altar verbrennen und zum Gedächtnis vor Gott aufsteigen.

Die Opfer Für Einzelne Personen

Der wichtigste Teil des täglichen Opferdienstes bestand in den Opferhandlungen, die zugunsten Einzelner durchgeführt wurden. Der reuige Sünder brachte das Opfertier an den Eingang des Heiligtums, legte die Hand auf dessen Kopf und bekannte seine Sünden. Damit übertrug er sie symbolisch von sich auf das unschuldige Tier. Dann musste er dem Tier eigenhändig die Kehle durchschneiden. Der Priester ging mit dem aufgefangenen Blut in die erste Abteilung des Heiligtums und sprengte es vor den zweiten Vorhang, hinter dem die Bundeslade mit dem Gesetz stand, das der Sünder übertreten hatte. Mit diesem feierlichen Brauch wurde die Sünde durch das Blut sinnbildlich auf das Heiligtum übertragen. In manchen Fällen wurde das Blut nicht in das Heilige gebracht. Dann aber musste der Priester das Fleisch essen. Das hatte Mose den Söhnen Aarons geboten, als er sagte: "Der Herr hat [das Sühnopfer] euch gegeben, dass ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und sie vor ihm entsühnen sollt" (3. Mose 10,17). Beide Zeremonien veranschaulichten die Übertragung der Sünde vom reumütigen Sünder auf das Heiligtum.

So geschah es Tag für Tag das ganze Jahr hindurch. Weil Israels Sünden auf diese Weise auf das Heiligtum übertragen wurden, entweihten sie die heiligen Stätten. Das machte einen besonderen Dienst notwendig, um diese Sünden vom Heiligtum zu entfernen. Gott gebot, dass für jeden der heiligen Räume und auch für den Brandopferaltar im Vorhof eine Sühnung stattfinden müsse, um sie "von den Verunreinigungen der Israeliten" zu "reinigen und [zu] heiligen" (3. Mose 16,19).

Der Dienst Des Hohenpriesters Am Grossen Versöhnungstag

Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, betrat der Hohepriester das Allerheiligste, um die Reinigung des Heiligtums zu vollziehen. Was an diesem Tag geschah, vollendete den jährlichen Dienstzyklus.

Am Versöhnungstag wurden zwei Ziegenböcke zum Eingang des Heiligtums gebracht und Lose über sie geworfen, "ein Los dem Herrn und das andere dem Asasel" (3. Mose 16,8). Der Bock, auf den das erste Los fiel, sollte als Sündopfer für das Volk dargebracht werden. Der Hohepriester musste das Blut hinter den zweiten Vorhang bringen und es auf den Gnadenthron sprengen. Auf diese Weise sollte er "das Heiligtum entsühnen wegen der Verunreinigungen der Israeliten und wegen ihrer Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben. So soll er tun der Stiftshütte, die bei ihnen ist inmitten ihrer Unreinheit" (3. Mose 16,16).

"Wenn Aaron so das Allerheiligste, das Zelt Gottes und den Altar gereinigt hat, soll er den lebenden Ziegenbock holen. Er soll ihm beide Hände auf den Kopf legen und alle Verfehlungen und alle Schuld der Israeliten über ihm bekennen. Auf diese Weise soll er dem Ziegenbock die Sünden der Israeliten auferlegen. Dann soll er den Ziegenbock von einem für diese Aufgabe ausgewählten Mann in die Wüste bringen lassen. Wenn der Mann den Ziegenbock in der Wüste freigelassen hat, soll der Bock die Sünden des Volkes in das Ödland tragen." (3. Mose 16,20-22 NLB) Erst nachdem das Tier auf diese Weise aus dem Lager fortgebracht worden war, sah sich das Volk von seiner Sündenlast befreit. Während des Versöhnungsdienstes sollte sich jeder vor Gott demütigen ("seine Seele erniedrigen", 3. Mose 16,29b Elb. Anm.). Alle Tätigkeit hatte zu unterbleiben, und das ganze Volk Israel verbrachte den Tag in Demut vor Gott, mit Gebet, Fasten und ernster Selbstprüfung (vgl. 3. Mose 23,27.28).

Diese Zeremonien, die jedes Jahr nur einmal stattfanden, lehrten die Israeliten wichtige Wahrheiten über die Sühne der Schuld. Bei den Sündopfern, die während des ganzen Jahres täglich dargebracht wurden, ist zwar ein Ersatz an Stelle des Sünders akzeptiert worden, aber das Blut des Opfertieres konnte keine vollständige Sühnung der Sünde bewirken. Es war nur das Mittel, mit dem die Sünde auf das Heiligtum übertragen wurde. Mit der Darbringung von Blut erkannte der Sünder die Autorität des Gesetzes an, bekannte seine Schuld, die er durch die Übertretungen auf sich geladen hatte, und bekundete seinen Glauben an den, der einst die Sünde der Welt wegnehmen sollte (vgl. Johannes 1,29b Elb.). Aber der Opfernde war noch nicht völlig von der Verurteilung durch das Gesetz befreit. Am Versöhnungstag brachte der Hohepriester ein Opfer für die Gemeinde, ging mit dem Blut in das Allerheiligste und sprengte es auf den Gnadenthron über den Gesetzestafeln. Damit wurde der Anspruch des Gesetzes erfüllt, das den Tod des Sünders verlangte. Dann nahm der Hohepriester in seiner Eigenschaft als Vermittler die Sünden Israels auf sich. Wenn er das Heiligtum verließ, trug er die Last der gesamten Schuld Israels mit sich. Am Eingang des Heiligtums legte er seine Hände auf den Kopf des Sündenbocks und bekannte über ihm "alle Missetat der Israeliten und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt" hatten (3. Mose 16,21). Als der Bock, der diese Sünden trug, dann aus dem Lager weggeführt wurde, betrachtete man sie als für immer vom Volk getrennt. Auf diese Weise lief der Dienst nach "dem Abbild und Schatten des Himmlischen" ab (Hebräer 8,5).

Das Himmlische Heiligtum Und Der Dienst Dort

Wie erwähnt, war das irdische Heiligtum von Mose nach dem Muster errichtet worden, das ihm Gott auf dem Berg Sinai gezeigt hatte. Es war "ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit [der Apostel], nach dem sowohl Gaben als auch Schlachtopfer dargebracht werden" (Hebräer 9,9 Elb.). Die beiden heiligen Räume waren "Abbilder der himmlischen Dinge" (Hebräer 9,23). Christus, unser Hoherpriester, aber ist der "Diener des Heiligtums und des wahrhaftigen Zeltes, das der Herr errichtet hat, nicht ein Mensch" (Hebräer 8,2 Elb.). Einst wurde dem Apostel Johannes in einer Vision ein Blick in den himmlischen Tempel Gottes gewährt. Dort sah er, dass "sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron" (Offenbarung 4,5). Er sah einen Engel, der "hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er es für die Gebete aller Heiligen auf den goldenen Altar gebe, der vor dem Thron ist" (Offenbarung 8,3 Elb.). Dort durfte der Prophet in die erste Abteilung des himmlischen Heiligtums sehen. Dort sah er die "sieben Fackeln mit Feuer" und den "goldenen Altar", die im irdischen Heiligtum durch den goldenen Leuchter und den Rauchopferaltar dargestellt wurden. Bei einer anderen Gelegenheit wurde "der Tempel Gottes im Himmel ... aufgetan", und Johannes blickte hinter den inneren Vorhang in das Allerheiligste. Dort sah er "die Lade seines Bundes" (Offenbarung 11,19), dargestellt durch die heilige Truhe, die Mose gebaut hatte, um darin Gottes Gesetz aufzubewahren.

Mose baute das irdische Heiligtum "nach dem Muster ..., das er gesehen hatte" (Apostelgeschichte 7,44 Elb.). Paulus erklärte, dass "das Zelt und alle Geräte, die beim Gottesdienst gebraucht werden ... Nachbildungen der himmlischen Wirklichkeit" waren (Hebräer 9,21a.23a GNB). Und Johannes berichtete, dass er das Heiligtum im Himmel sah. Dieses Heiligtum, in dem Jesus für uns seinen Dienst versieht, ist das große Original, von dem Mose eine Nachbildung baute.

Der himmlische Tempel ist die Wohnstätte des Königs der Könige, wo ihm "tausendmal Tausende" dienen, und "zehntausendmal Zehntausende" vor ihm stehen (Daniel 7,10a Elb.). Dieser Tempel ist von der Herrlichkeit des ewigen Thrones erfüllt. Dort verbergen die Seraphim, seine strahlenden Wächter, ihr Angesicht in Anbetung (vgl. Jesaja 6,2). Kein irdisches Bauwerk könnte die unermessliche Größe und Herrlichkeit dieses Tempels wiedergeben. Dennoch sollte das irdische Heiligtum mit seinem Opferdienst wichtige Wahrheiten über das himmlische Heiligtum und das große Erlösungswerk, das dort für die Menschheit vor sich geht, vermitteln.

Nach seiner Himmelfahrt sollte Christus seinen Dienst als unser Hoher- priester antreten. Paulus erklärte: "Christus ist nicht eingegangen in das Heiligtum, das mit Händen gemacht und nur ein Abbild des wahren Heiligtums ist, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen" (Hebräer 9,24). Dieser Dienst sollte aus zwei großen Teilen bestehen, von denen für jeden eine gewisse Zeit und ein besonderer Platz im himmlischen Heiligtum vorgesehen war, ähnlich wie der typologische irdische Heiligtumsdienst aus zwei Teilen bestand - dem täglichen und dem jährlichen Dienst, denen jeweils eine Abteilung des Heiligtums gewidmet war.

Nach seiner Himmelfahrt erschien Christus in der Gegenwart Gottes, um auf sein Blut zugunsten von Menschen zu verweisen, die Reue zeigen und an ihn glauben. Das wurde dadurch veranschaulicht, dass der Priester im täglichen Dienst das Blut des Opfertieres für den Sünder im Heiligen versprengte.

Das von Christus vergossene Blut sollte zwar den reuevollen Sünder von der Verurteilung durch das Gesetz befreien, seine Sünde aber nicht endgültig austilgen. Bis zum Abschluss der Sühne wird der Bericht darüber im Heiligtum verzeichnet bleiben. So war es im Opferdienst vorgeschattet: Das Blut des Sündopfers befreite den Reumütigen von seiner Sünde, aber bis zum großen Versöhnungstag ruhte sie im Heiligtum.

Am großen Tag des Jüngsten Gerichts werden die Toten "nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken" gerichtet (Offenbarung 20,12). Dann werden aufgrund der Verdienste des sühnenden Blutes von Christus die Sünden all jener, die sie aufrichtig bereut haben, aus den Büchern des Himmels gelöscht. So wird das Heiligtum von den Sündenregistern befreit oder gereinigt. Im typologischen Opferdienst wurde dieses große Versöhnungswerk, nämlich die endgültige Tilgung der Sünden, durch die Zeremonien vorgeschattet, die am großen Versöhnungstag stattfanden. Da erst wurde das irdische Heiligtum durch das Blut des Bocks als Sündopfer von den Sünden gereinigt, die es das Jahr über verunreinigt hatten.

Beim Abschluss der Sühnung werden die Sünden aller, die wahrhaft reumütig waren, aus den Büchern des Himmels gelöscht, um nie wieder ins Gedächtnis zurückgerufen zu werden, so wie sie im typologischen Dienst in die Wüste hinausgetragen und für immer von Gottes Volk entfernt wurden.

Da Satan der Urheber der Sünde ist - der wahre Anstifter zu allen Unrechtstaten, die den Tod des Sohnes Gottes verursacht haben -, fordert die Gerechtigkeit, dass Satan letztlich seiner Bestrafung zugeführt wird. Das Erlösungswerk durch Christus zur Errettung der Menschen und zur Reinigung des Universums von der Sünde findet daher mit der Entfernung aller Sünden aus dem himmlischen Heiligtum und deren Übertragung auf Satan, der für sie die endgültige Strafe erleiden muss, seinen Abschluss. Entsprechend wurde im typologischen Dienst die jährliche Runde der Dienste abgeschlossen, indem das irdische Heiligtum gereinigt und die Sünden auf den Kopf des Sündenbocks übertragen wurden.

So wurden dem Volk Israel jeden Tag am Heiligtum und später bei den Diensten im Tempel in Jerusalem die großen Wahrheiten veranschaulicht, die sich auf den Tod und den Vermittlerdienst von Christus bezogen. Und einmal im Jahr wurden ihre Gedanken auf die Ereignisse gelenkt, die die große Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan abschließen werden: die endgültige Reinigung des Universums von aller Sünde und den Sündern.