Wie Alles Begann

Kapitel 33

Unterwegs Vom Sinai Nach Kadesch

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4.Mose 10,33 bis 12,16.

Der Bau des Heiligtums begann erst einige Zeit nach der Ankunft Israels am Sinai. Zu Beginn des zweiten Jahres nach dem Auszug war es fertig. Dann folgten die Weihe der Priester, die Feier des Passa-Festes und die Volkszählung. Auch wurden verschiedene organisatorische Dinge ergänzt, die zum bürgerlichen und religiösen Leben notwendig waren, sodass die Israeliten fast ein Jahr in ihrem Lager am Sinai verbrachten. In dieser Zeit nahm ihr Gottesdienst festere Formen an, und sie erhielten bürgerliche Gesetze, nach denen das Volk regiert werden sollte. Auch eine besser funktionierende Organisation wurde aufgebaut, die das Volk auf den Einzug in das Land Kanaan vorbereitete.

Die Regierung Israels zeichnete sich durch eine äußerst gründliche Verwaltung aus, die bezüglich Vollständigkeit und Einfachheit wunderbar ablief. Dieselbe Ordnung, die bereits in der Vollendung und Anordnung aller von Gott geschaffenen Werke deutlich zu erkennen war, zeigte sich nun auch bei den Israeliten. Gottes Autorität und Regierung standen im Mittelpunkt. Er war der Herrscher über Israel. Mose war von Gott zum sichtbaren Führer bestimmt worden, um die Gesetze im Namen Gottes umzusetzen. Später wurde ein Rat von 70 Stammesältesten eingesetzt, der ihn in den allgemeinen Regierungsangelegenheiten unterstützen sollte. Dazu kamen die Priester, die den Herrn im Heiligtum um Rat fragten. Oberhäupter oder Fürsten regierten die Stämme. Unter ihnen standen "Oberste über tausend, über hundert, über fünfzig und über zehn" und zuletzt gab es Amtsleute (5. Mose 1,15), die für besondere Aufgaben zur Verfügung standen.

Die Ordnung Im Lager Der Israeliten

Das Lager der Israeliten war genau angeordnet. Es war in drei große Teile gegliedert. Jeder Bereich hatte seinen zugewiesenen Platz. In der Mitte stand das Heiligtum, der Wohnsitz des unsichtbaren Königs. Darum herum lebten die Priester und Leviten. Dahinter lagerten sich ringsum die anderen Stämme.

Den Leviten war die Aufsicht über das Heiligtum anvertraut und über alles, was im Lager und auf der Wanderung damit verbunden war. Zog man weiter, brachen sie das heilige Zelt ab. War ein Rastplatz erreicht, mussten sie es wieder aufbauen. Kein Angehöriger eines anderen Stammes durfte sich dem Zelt nähern - unter Androhung der Todesstrafe (vgl. 4. Mose 1,51). Gemäß den drei Söhnen Levis wurden die Leviten in drei Arbeitsgruppen eingeteilt. Jede von ihnen erhielt eine besondere Stellung und Aufgabe. Vor dem Heiligtum und ihm am nächsten standen die Zelte von Mose und Aaron vgl. 4. Mose 3,38). Im Süden lagerten die Kehatiter. Sie hatten sich um die Bundeslade und die anderen Einrichtungsgegenstände zu kümmern. Nördlich davon lagerten die Merariter, zu deren Aufgabenbereich die Säulen, Sockelhülsen, Bretter und ähnliche Dinge gehörten. Den Gersonitern, die im Westen auf der Rückseite des Heiligtums lagerten, war die Sorge für die Vorhänge an den Eingängen und alle Umhänge des Vorhofes anvertraut (vgl.4.Mose 4,15-33).

Auch der Standort jedes Stammes war genau festgelegt. Jeder musste bei seiner Fahne wandern und lagern, wie es der Herr befohlen hatte: "Die Israeliten sollen in einiger Entfernung rings um das Zelt Gottes lagern. Jeder soll beim Banner seiner Heeresabteilung und dem seiner Sippe lagern." (4. Mose 2,2 NLB) "Wie sie lagern, so sollen sie aufbrechen, jeder an seiner Stelle, Feldzeichen um Feldzeichen." (4. Mose 2,17 ZÜ) Alle Nichtjuden, die sich Israel beim Auszug aus Ägypten angeschlossen hatten, waren von den Lagerplätzen der Stämme ausgeschlossen. Diese Menschen sollten in den Außenbezirken des Lagers wohnen. Ihre Nachkommen durften erst ab der dritten Generation in die Volksgemeinschaft aufgenommen werden (vgl.5.Mose 23,8.9).

Überall im Lager und in dessen Umgebung waren peinliche Sauberkeit und strikte Ordnung vorgeschrieben. Strenge hygienische Vorschriften wurden erlassen. Niemand, der aus irgendeinem Grund unrein geworden war, durfte das Lager betreten (vgl. 4. Mose 5,2.3). Diese Maßnahmen waren unbedingt erforderlich, um eine so große Ansammlung von Menschen vor Krankheiten zu schützen. Außerdem musste auf makellose Ordnung und Reinheit geachtet werden, um sich der Gegenwart des heiligen Gottes zu erfreuen. Er hatte gesagt: "Der Herr, euer Gott, zieht selbst mit euch, um euch zu beschützen und um eure Feinde in eure Hand zu geben. Deshalb soll er nichts Anstößiges bei euch sehen." (5. Mose 23,15 NLB)

Die Wanderungen Des Volkes Israel

Auf allen Wanderungen Israels ging "die Lade des Bundes des Herrn ... vor ihnen her ... um ihnen zu zeigen, wo sie ruhen sollten" (4. Mose 10,33). Getragen von den Söhnen Kehats bildete die heilige Lade mit dem Gesetz Gottes die Vorhut. Vor ihr her gingen Mose und Aaron. In ihrer Nähe gingen die Priester mit den silbernen Trompeten. Sie gaben die Anweisungen, die sie von Mose erhielten, mit ihren Instrumenten an das Volk weiter. Jeder Gruppenführer hatte die Pflicht, gemäß diesen Signalen genaue Anweisungen über alle Marschbewegungen weiterzugeben. Wer es unterließ, diesen Befehlen nachzukommen, wurde mit dem Tod bestraft.

Gott ist ein Gott der Ordnung. In allem, was mit dem Himmel in Zusammenhang steht, herrscht vollkommene Ordnung. Unterordnung und völlige Disziplin kennzeichnen das Handeln der Engelscharen. Nur Ordnung und harmonisches Zusammenwirken bringen Erfolg. Genau wie zur Zeit Israels verlangt Gott auch heute in seinem Werk Ordnung und gezieltes Vorgehen. Wer in Gottes Diensten steht, muss seine Arbeit klug verrichten - nicht in einer unüberlegten, planlosen Weise. Gott möchte, dass wir in Bezug auf sein Werk Treue und Sorgfalt walten lassen, damit er diesem Werk das Siegel seiner Anerkennung aufdrücken kann.

Er selbst führte die Israeliten auf allen ihren Wanderzügen. Die Wolkensäule zeigte ihnen den Lagerplatz an, indem sie sich niederließ. Solange sie über dem heiligen Zelt schwebte, musste das Volk im Lager bleiben. Sollten sie ihren Wanderzug fortsetzen, erhob sich die Wolke hoch über das Heiligtum. Wenn das Volk anhielt oder weiterzog, wurde Gott feierlich angerufen. "Wenn die Lade aufbrach, sagte Mose: Steh auf, Herr, dass deine Feinde sich zerstreuen und deine Hasser vor dir fliehen. Und wenn sie ruhte, sagte er: Kehre zurück, Herr, zur großen Menge der Tausendschaften Israels!" (4. Mose 10, 35.36 Elb.)

Elf Tage nur dauerte der Weg vom Sinai nach Kadesch an der Grenze Kanaans (vgl. 5. Mose 1,2). Mit der Aussicht, bald in das Gelobte Land einzuziehen, setzten Israels Scharen ihren Wanderzug fort, als die Wolke endlich das Zeichen zum Aufbruch gab. Jahwe hatte Wunder getan, als er für ihren Auszug aus Ägypten sorgte. Mit welchen Segnungen durften sie jetzt rechnen, wo sie doch inzwischen einen Bund mit Gott geschlossen und ihn als ihren Herrscher angenommen hatten sowie als auserwähltes Volk des Allerhöchsten anerkannt waren?

Doch viele verließen den Platz, an dem sie so lange gelagert hatten, mit Zögern. Sie betrachteten ihn schon beinahe als ihr Zuhause. Im Schutz dieser Felsmauern hatte Gott sein Volk versammelt und ihnen - abgeschieden von allen anderen Völkern - sein heiliges Gesetz wiederholt. Sie schauten gern auf diesen heiligen Berg, auf dessen ehrwürdigem Gipfel und kahlen Felsgraten sich Gottes Herrlichkeit wiederholt offenbart hatte. Die ganze Landschaft war für sie so eng mit Gottes Gegenwart und der Anwesenheit seiner heiligen Engel verbunden, dass sie ihnen zu heilig erschien, um sie gedankenlos oder gar gern zu verlassen.

Auf das Zeichen der Trompeter setzte sich das ganze Lager in Bewegung. Das Heiligtum wurde in der Mitte getragen. Jeder Stamm hatte seinen zugewiesenen Platz eingenommen und zog hinter seinem eigenen Banner her. Aller Augen schauten gespannt danach aus, in welche Richtung sie die Wolke führen würde. Als sie sich nach Osten wandte, wo sich nur schwarze, öde Bergmassen befanden, kam in so manchen ein Gefühl von Trauer und Zweifel auf.

Je weiter sie kamen, desto beschwerlicher wurde der Weg. Es ging durch steinige Hohlwege und unfruchtbares Ödland. Um sie herum erstreckte sich nur große Wildnis. Sie waren "im Land der Steppen und Schluchten, im dürren und düsteren Land, im Land, das keiner durchwandert und niemand bewohnt" (Jeremia 2,6 EÜ). Soweit das Auge reichte, waren die felsigen Bergschluchten gedrängt voll von Männern, Frauen und Kindern, von Tieren, Wagen und langen Reihen von Groß- und Kleinvieh. Zwangsläufig kamen sie nur langsam und mit Mühe vorwärts. Nach der langen Zeit im Lager waren die Israeliten nicht mehr auf die Gefahren und Unannehmlichkeiten des Weges eingestellt.

Nach drei Tagen hörte man offene Beschwerden. Sie stammten von der gemischten Menge, von der sich viele noch nicht wirklich mit Israel verbunden hatten und ständig einen Grund zum Nörgeln suchten. Den Beschwerdeführern gefiel die Marschrichtung nicht. Fortwährend schimpften sie über den Weg, den Mose sie führte, obwohl sie genau wussten, dass er doch ebenso wie sie der vorausziehenden Wolkensäule nachging. Unzufriedenheit ist ansteckend. Bald griff sie im ganzen Lager um sich.

Ein Erneuter Aufruhr

Wieder verlangten sie danach, Fleisch zu essen. Obwohl sie reichlich mit Manna versorgt wurden, waren sie nicht zufrieden. Während ihres Sklavenlebens in Ägypten hatten sich die Israeliten gezwungenermaßen mit einfachster Nahrung begnügen müssen. Entbehrungen und schwere Arbeit hatten sie so hungrig gemacht, dass sie ihnen schmackhaft erschien. Aber viele Ägypter, die jetzt unter ihnen lebten, waren eine üppige Kost gewohnt. Sie waren die Ersten, die sich beklagten. Als der Herr ihnen unmittelbar vor dem Sinai Manna schickte, bekamen sie auf ihr Jammern auch Fleisch, aber nur für einen Tag (vgl. 2. Mose 16,13. 14).

Gott hätte sie genauso leicht mit Fleisch versorgen können, wie mit Manna. Aber diese Einschränkung geschah zu ihrem Besten. Er wollte sie mit einer Nahrung versorgen, die besser ihren Bedürfnissen entsprach als die Fieber erregende Kost, an die sich viele von ihnen in Ägypten gewöhnt hatten. Ihr verdorbener Geschmack sollte sich gesünderen Dingen anpassen, damit sie sich an der Nahrung erfreuten, die Gott ursprünglich für die Menschen vorgesehen hatte - die Früchte, die der Herr Adam und Eva im Garten Eden gab (vgl. 1. Mose 1,29). Deshalb hatte Gott den Israeliten die Fleischnahrung weitgehend vorenthalten.

Satan verführte sie dazu, diese Einschränkung als ungerecht und hart anzusehen. Er weckte in ihnen die Gier nach verbotenen Dingen, denn er wusste, dass es Sinnlichkeit erregt, wenn man der Esslust ungezügelt nachgibt. Dadurch konnte er das Volk viel leichter unter seine Kontrolle bringen. Der Urheber von Krankheit und Elend greift die Menschen immer da an, wo er sich den größten Erfolg verspricht. Seitdem er Eva dazu verführte, von der Frucht des verbotenen Baumes zu essen, hat er viele Menschen durch die Esslust in Versuchung geführt und zur Sünde verleitet. Auf gleiche Weise stiftete er Israel an, gegen Gott aufzubegehren. Unmäßigkeit im Essen und Trinken verlockt dazu, sich den niedrigen Trieben hinzugeben, und bereitet den Weg, dass Menschen alle moralischen Verpflichtungen außer Acht lassen. Wenn dann Versuchungen auf sie einstürmen, verfügen sie nur über geringe Widerstandskraft.

Gott hatte die Israeliten aus Ägypten ausgeführt, damit sie als reines, heiliges und glückliches Volk im Land Kanaan wohnten. Um dieses Ziel zu erreichen, unterzog er sie einem Lehrgang in Sachen Disziplin und Selbstbeherrschung - ihnen selbst und ihren Nachkommen zum Nutzen. Wären sie bereit gewesen, im Gehorsam gegenüber seinen weisen Einschränkungen ihre Esslust zu bezähmen, wären ihnen Schwäche und Krankheiten unbekannt geblieben. Ihre Nachkommen hätten sowohl körperliche als auch verstandesmäßige Stärke besessen. Sie hätten eine klare Vorstellung von Wahrheit und Pflicht, ein scharfes Unterscheidungsvermögen und eine gesunde Urteilsfähigkeit gehabt. Aber ihre mangelnde Bereitschaft, sich den Beschränkungen und Forderungen Gottes zu unterwerfen, hinderte sie weitgehend daran, den hohen Stand zu erreichen, den Gott für sie vorgesehen hatte, und die Segnungen zu empfangen, die er für sie bereithielt.

Der Psalmist Asaf erklärte: "Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, als sie Speise forderten für ihr Gelüste, und redeten wider Gott und sprachen: Kann Gott wohl einen Tisch bereiten in der Wüste? Siehe, er hat wohl den Felsen geschlagen, dass Wasser strömte und Bäche sich ergossen; kann er aber auch Brot geben und seinem Volk Fleisch verschaffen? Da der Herr das hörte, entbrannte er im Grimm." (Psalm 78,18-21) Auf der Wanderung vom Roten Meer zum Sinai hatte es bereits häufig Unzufriedenheit und Aufruhr gegeben. Doch aus Mitleid mit ihrer Unwissenheit und Verblendung hatte Gott ihre Sünde bis dahin nicht mit Strafgerichten geahndet. Inzwischen aber hatte er sich ihnen am Sinai offenbart. Sie hatten große Erkenntnis gewonnen, als sie Zeugen seiner Majestät, Macht und Barmherzigkeit wurden. Deshalb luden sie jetzt mit ihrem Unglauben und Aufbegehren größere Schuld auf sich. Außerdem hatten sie sich per Bundesbeschluss dazu verpflichtet, Jahwe als ihren König anzunehmen und ihm zu gehorchen. Jetzt war ihr Aufbegehren eine Rebellion, die schnell und spürbar bestraft werden musste, um Israel vor Gesetzlosigkeit und Untergang zu bewahren. "Das Feuer des Herrn loderte auf unter ihnen und fraß am Rande des Lagers." (4. Mose 11,1) Die schlimmsten Aufwiegler unter ihnen wurden von Blitzen aus der Wolke erschlagen.

Entsetzt flehte das Volk Mose an, sich bei Gott für sie einzusetzen. Als er das tat, verloschen die Flammen. Zur Erinnerung an dieses Gericht nannte er "den Ort Tabera" - ein Brand (4. Mose 11,3 GNB).

Doch das Übel war bald schlimmer als zuvor. Statt die Überlebenden zur Demut und Reue zu leiten, schien dieses schreckliche Gericht ihr Aufbegehren nur noch zu steigern. Überall versammelten sie sich am Eingang ihrer Zelte, weinten und jammerten. "Unter dem bunt zusammengewürfelten Haufen von Fremden, die sich dem Volk angeschlossen hatten, brach ein unwiderstehliches Gelüst nach Fleisch aus. Die Israeliten ließen sich davon anstecken und fingen wieder an zu jammern: Wenn uns doch nur jemand Fleisch verschaffen würde! Wie schön war das doch in Ägypten! Da konnten wir Fische essen und mussten nicht einmal dafür bezahlen. Wir hatten Gurken und Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch. Aber hier gibt es tagaus, tagein nichts als Manna. Das bleibt einem ja allmählich im Hals stecken!" (4. Mose 11,4-6 GNB) Damit brachten sie ihre Unzufriedenheit über die Nahrung zum Ausdruck, die ihnen der Schöpfer bereitstellte. Dabei erlebten sie ständig den Beweis, dass die Nahrung ihren Bedürfnissen entsprach, denn trotz der beschwerlichen Umstände, denen sie ausgesetzt waren, gab es in all ihren Stämmen keinen einzigen Schwachen oder Kranken.

Da verlor Mose den Mut. Er hatte Gott angefleht, Israel nicht zu vernichten, obwohl seine eigene Nachkommenschaft ein großes Volk hätte werden können. In seiner Liebe zu den Israeliten hatte er darum gebeten, lieber seinen Namen aus dem Buch des Lebens zu streichen, als sie untergehen zu las- sen. Er hatte alles für sie aufs Spiel gesetzt - und das war nun die Antwort. Alle beschwerlichen Umstände, selbst ihre eingebildeten Probleme bürdeten sie Mose auf. Ihr böses Aufbegehren machte ihm die Last seiner Fürsorge und Verantwortung doppelt schwer. In seinem Kummer geriet er sogar in die Versuchung, Gott zu misstrauen. Sein Gebet war fast eine Klage: "Warum bekümmerst du deinen Knecht? Und warum finde ich keine Gnade vor deinen Augen, dass du die Last dieses ganzen Volkes auf mich legst? ... Woher soll ich Fleisch nehmen, um es all diesem Volk zu geben? Sie weinen vor mir und sprechen: Gib uns Fleisch zu essen. Ich vermag all das Volk nicht allein zu tragen, denn es ist mir zu schwer." (4. Mose 11,11.13.14)

Die Berufung Der 70 Ältesten

Der Herr erhörte sein Gebet und beauftragte ihn, 70 Männer aus den Ältesten Israels zu berufen. Es sollten Männer sein, die nicht nur in einem reifen Alter waren, sondern auch Würde, ein gesundes Urteilsvermögen und Erfahrung besaßen. "Bring sie zum Offenbarungszelt", sagte er. "Dort sollen sie sich mit dir zusammen aufstellen. Dann komme ich herab und rede dort mit dir. Ich nehme etwas von dem Geist, der auf dir ruht, und lege ihn auf sie. So können sie mit dir zusammen an der Last des Volkes tragen, und du musst sie nicht mehr allein tragen." (4. Mose 11,16.17 EÜ)

Der Herr erlaubte Mose, sich die treuesten und tüchtigsten Männer auszusuchen, die mit ihm die Verantwortung teilen sollten. Ihr Einfluss sollte mithelfen, die Gewalt im Volk unter Kontrolle zu halten und Aufstände zu unterdrücken. Doch ihre Erwählung zeitigte schließlich böse Folgen. Diese Leute wären nie auserwählt worden, wenn Mose das notwendige Vertrauen aufgebracht hätte, das den Offenbarungen der Macht und Güte Gottes, die er selbst erlebt hatte, entsprach. Aber er hatte seine eigenen Belastungen und Dienste aufgebauscht und dabei fast die Tatsache aus den Augen verloren, dass er nur das Werkzeug war, durch das Gott gewirkt hatte. Es gab keine Entschuldigung dafür, dass er auch nur im Geringsten dieser aufrührerischen Haltung, die Israel zum Fluch wurde, nachgab. Hätte er sich voll und ganz auf Gott verlassen, hätte dieser ihn ständig geleitet und ihm für jede Notlage die erforderliche Kraft verliehen.

Mose erhielt die Anweisung, das Volk darauf vorzubereiten, dass Gott etwas Besonderes tun würde. "Heiligt euch für morgen, so sollt ihr Fleisch zu essen haben; denn euer Weinen ist vor die Ohren des Herrn gekommen, die ihr sprecht: Wer gibt uns Fleisch zu essen? Denn es ging uns gut in Ägypten. Darum wird euch der Herr Fleisch zu essen geben, nicht nur einen Tag, nicht zwei, nicht fünf, nicht zehn, nicht zwanzig Tage lang, sondern einen Monat lang, bis ihr's nicht mehr riechen könnt und es euch zum Ekel wird, weil ihr den Herrn verworfen habt, der unter euch ist, und weil ihr vor ihm geweint und gesagt habt: Warum sind wir aus Ägypten gegangen?" (4. Mose 11,18-20) "600 000 Mann Fußvolk sind es, mit denen ich lebe", rief Mose aus, "und du sprichst: Ich will ihnen Fleisch geben, dass sie einen Monat lang zu essen haben. Kann man so viele Schafe und Rinder schlachten, dass es für sie genug sei? Oder kann man alle Fische des Meeres einfangen, dass es für sie genug sei?" (4. Mose 11,21.22) Sein Misstrauen brachte ihm Gottes Tadel ein: "Ist denn die Hand des Herrn zu kurz? Aber du sollst jetzt sehen, ob sich dir mein Wort erfüllt oder nicht." (4. Mose 11,23)

Mose gab der Gemeinde die Worte des Herrn weiter und kündigte die Einsetzung der 70 Ältesten an. Dann erteilte er den ausgewählten Männern ihren Auftrag. Der Inhalt könnte heute noch Richtern und Gesetzgebern als Vorbild juristischer Rechtschaffenheit dienen: "Hört eure Brüder an und richtet recht, wenn einer etwas mit seinem Bruder hat oder mit dem Fremdling, der bei ihm ist. Beim Richten sollt ihr die Person nicht ansehen, sondern sollt den Kleinen hören wie den Großen und vor niemand euch scheuen; denn das Gericht ist Gottes." (5. Mose 1,16.17)

Nun ließ Mose die 70 zum Heiligtum kommen. "Der Herr aber fuhr in der Wolke herab und sprach zu ihm, und er nahm von dem Geist, der auf ihm ruhte und legte ihn auf die siebzig Männer, die Ältesten. Und als der Geist sich auf ihnen niederließ, gebärdeten sie sich wie Propheten, aber nur für kurze Zeit." (4. Mose 11,25 ZÜ) Wie die Jünger zu Pfingsten erhielten sie "Kraft aus der Höhe" (Lukas 24,49). Der Herr wollte sie auf diese Weise für ihre Arbeit vorbereiten und sie in der Gegenwart des Volkes ehren, damit Vertrauen zu ihnen entstand als zu von Gott auserwählten Männern, die gemeinsam mit Mose die Regierung Israels übernehmen sollten.

Erneut gab Mose ein Beispiel seiner vornehmen und selbstlosen Gesinnung. Zwei von den 70 hielten sich aus Bescheidenheit einer so verantwortungsvollen Stellung nicht für würdig und hatten sich nicht mit den anderen am Heiligtum eingefunden. Aber der Geist Gottes kam über sie dort, wo sie sich gerade befanden, sodass auch sie die prophetische Gabe ausübten. Als Josua davon erfuhr, versuchte er diese Uneinheitlichkeit zu unterbinden, weil er befürchtete, dass es zu einer Aufspaltung führen könnte. Besorgt um die Ehre seines Meisters sagte er: "›Lass das nicht zu!‹ Aber Mose erwiderte: ›Hast du Angst um mein Ansehen? Ich wäre froh, wenn alle Israeliten Propheten wären. Wenn doch der Herr seinem ganzen Volk seinen Geist gegeben hätte!‹" (4. Mose 11,28.29 GNB)

Plötzlich erhob sich vom Meer her ein starker Wind und trieb riesige Scharen von Wachteln heran. "Er warf sie im Umkreis von einem Tagesmarsch rings um das Lager zur Erde. Die Tiere lagen fast einen Meter hoch." (4. Mose 11,31 GNB) Den ganzen Tag über, in der Nacht und am folgenden Tag sammelte das Volk die Nahrung ein, mit der sie auf so wunderbare Weise versorgt worden waren. Jeder sammelte eine immense Menge. "Jeder hatte hinterher mindestens zehn große Körbe voll." (4. Mose 11,32 Hfa) Was nicht sofort verzehrt zu werden brauchte, wurde getrocknet, sodass der Vorrat einen ganzen Monat lang reichte, wie es versprochen war.

Gott gab den Israeliten etwas, was nicht zu ihrem Besten diente, weil sie beharrlich darauf bestanden hatten. Sie wollten sich nicht mit dem zufriedengeben, was ihnen zuträglich gewesen wäre. Nun war ihr rebellisches Verlangen befriedigt, aber die Folgen mussten sie tragen. Als sie hemmungslos schlemmten, wurde ihre Maßlosigkeit schnell bestraft. Der Herr "schlug sie mit einer sehr großen Plage" (4. Mose 11,33). Eine große Anzahl wurde von einem verzehrenden Fieber dahingerafft. Die Rädelsführer der Rebellion wurden davon schon befallen, sobald sie von der Speise kosteten, nach der ihnen gelüstet hatte.

Aarons Und Mirjams Eifersucht

Bei Hazerot, der nächsten Lagerstätte nach Tabera, erwartete Mose eine noch schmerzlichere Prüfung. Aaron und Mirjam hatten hoch angesehene Führungsämter in Israel übernommen. Beide waren mit der prophetischen Gabe ausgestattet, beide hatten auf Gottes Anordnung hin Mose bei der Befreiung der Israeliten zur Seite gestanden. "Ich habe Mose, Aaron und Mirjam vor dir hergesandt", lauteten des Herrn Worte durch den Propheten Micha (Micha 6,4b Elb.). Mirjams Charakterstärke war schon früh zum Ausdruck gekommen. Als Kind hatte sie am Ufer des Nils auf das Körbchen aufgepasst, in dem der Säugling Mose versteckt war. Gott hatte damals ihre Selbstbeherrschung und ihr Feingefühl benutzt, um den künftigen Befreier seines Volkes zu bewahren. Da sie dichterisch und musikalisch sehr begabt war, hatte sie am Ufer des Roten Meeres die Frauen Israels bei Gesang und Tanz angeführt. In der Zuneigung des Volkes und der Ehrerweisung des Himmels kam sie gleich nach Mose und Aaron. Aber dasselbe Übel, das am Anfang im Himmel Zwietracht verursachte, keimte auch in dieser Frau Israels. Es war ihr nicht schwer, jemanden zu finden, der mit ihrer Unzufriedenheit sympathisierte.

Bei der Ernennung der 70 Ältesten waren Mirjam und Aaron nicht zu Rate gezogen worden. Das machte beide auf Mose eifersüchtig. Als die Israeliten noch auf dem Weg zum Sinai waren und Jitro sie besuchte, war in beiden die Sorge wach geworden, dass dessen Einfluss auf Mose vielleicht ihren eigenen übersteigen könnte, weil er den Rat seines Schwiegervaters so bereitwillig annahm. Nun meinten sie, bei der Bildung des Ältestenrates seien ihre Stellung und ihr Ansehen unbeachtet geblieben. Mirjam und Aaron hatten nie die Schwere der Belastung und Verantwortung erfahren, die auf Mose ruhte. Doch weil sie ihm zur Seite gestellt worden waren, meinten sie, im gleichen Umfang wie er die Last der Führung Israels zu tragen. Sie hielten die Berufung weiterer Helfer für unnötig.

Mose spürte die Bedeutung der großen Aufgabe, die ihm anvertraut war, wie kein anderer. Er war sich seiner eigenen Schwäche bewusst und machte Gott zu seinem Ratgeber. Aaron besaß ein größeres Selbstbewusstsein und vertraute weniger auf Gott. Als ihm Verantwortung übertragen worden war, hatte er versagt. Am Sinai war seine Charakterschwäche sichtbar geworden, als er dem Götzendienst aus niedrigen Beweggründen zustimmte. Aber blind vor Eifersucht und Ehrgeiz verloren Mirjam und Aaron das alles aus den Augen. Aaron war hoch geehrt worden, als Gott seine Familie zum heiligen Priesterdienst berief. Doch leider steigerte gerade dies sein Verlangen nach Selbsterhöhung. Mirjam und er fragten: "Redet denn der Herr allein durch Mose? Redet er nicht auch durch uns?" (4. Mose 12,2) Sie hielten sich von Gott in gleicher Weise bevorzugt und meinten, ihnen stünden die gleiche Stellung und das gleiche Ansehen zu.

Weil Mirjam ihrer Unzufriedenheit freien Lauf ließ, beschwerte sie sich über Dinge, die Gott eigens übergangen hatte. Sie hatte an Moses Heirat Anstoß genommen. Dass sich Mose eine Frau aus einem anderen Volk statt aus Israel genommen hatte, war in ihren Augen eine Beleidigung ihrer Familie und ihres Nationalstolzes. Darum behandelte Mirjam Zippora mit unverhohlener Verachtung.

Obwohl man Moses Frau eine "Kuschiterin" nannte (4. Mose 12,1), war sie eine Midianiterin und gehörte somit zu den Nachkommen Abrahams. Aber vom Äußeren her unterschied sie sich von den Israeliten durch eine etwas dunklere Hautfarbe. Auch wenn Zippora keine Israelitin war, betete sie doch den wahren Gott an. Sie war von Natur aus schüchtern und zurückhaltend, freundlich und sanft. Der Anblick von Leid berührte sie äußerst schmerzlich. Deshalb hatte Mose auf dem Weg nach Ägypten eingewilligt, dass sie nach Midian zurückkehrte. Er wollte ihr die Qual ersparen, Augenzeuge der göttlichen Strafgerichte zu werden, die Ägypten treffen sollten.

Als Zippora ihrem Mann in der Wüste wieder begegnete, sah sie ihm an, dass die Belastung an seinen Kräften zehrte. Sie teilte Jitro ihre Befürchtungen mit, der dann die Maßnahmen zu Moses Unterstützung anregte. Hier lag der Hauptgrund für Mirjams Abneigung gegen Zippora. Sie litt unter der vermeintlichen Vernachlässigung, die sie und ihr Bruder Aaron erfuhren. Sie sah Moses Frau als Ursache dafür an, denn sie schlussfolgerte, dass Zipporas Einfluss Mose bewogen habe, sich nicht mehr wie früher bei ihnen Rat zu holen. Wäre Aaron an dieser Stelle standhaft für das Recht eingetreten, hätte er dem Bösen Einhalt gebieten können. Aber statt Mirjam das Sündhafte ihres Verhaltens deutlich zu machen, war er mit ihr einig. Er hörte auf ihre Beschwerden und teilte bald ihre Eifersucht.

Schweigend ertrug Mose ihre Beschuldigungen. Während der langen Jahre in Midian, die mit schwerer Arbeit und Warten ausgefüllt waren, hatte er eine bescheidene und langmütige Einstellung entwickelt. Sie hatte ihn darauf vorbereitet, den Unglauben und das Aufbegehren des Volkes und den Stolz und Neid derer zu ertragen, die eigentlich seine zuverlässigsten Helfer hätten sein sollen. "Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden", heißt es von ihm (4. Mose 12,3). Deshalb erhielt er mehr Weisheit und Beistand von Gott als andere. Die Heilige Schrift sagt: "Er lässt die Demütigen gehen im Recht, er lehrt die Demütigen seinen Weg." (Psalm 25,9 ZÜ) Der Herr führt die Demütigen, weil sie lernwillig sind und sich belehren lassen. Sie haben den aufrichtigen Wunsch, Gottes Willen zu erkennen und zu befolgen. Jesus Christus versprach: "Wer seinen Willen tun will, wird erkennen, ob diese Lehre aus Gott ist." (Johannes 7,17 ZÜ) Durch den Apostel Jakobus erklärte er: "Wem es unter euch aber an Weisheit fehlt, der erbitte sie von Gott, der allen vorbehaltlos gibt und niemandem etwas zum Vorwurf macht: Sie wird ihm zuteilwerden." (Jakobus 1,5 ZÜ) Aber seine Zusage gilt nur denen, die bereit sind, dem Herrn in allem zu folgen. Gott beugt den Willen keines Menschen. Darum kann er auch niemanden führen, der zu stolz ist, sich belehren zu lassen, und unbedingt seinen eigenen Weg gehen will. Von innerlich gespaltenen Menschen, die ihrem eigenen Willen folgen, aber vorgeben, Gottes Willen zu tun, schrieb Jakobus: "Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde." (Jakobus 1,7)

Mirjams Bestrafung

Gott hatte Mose erwählt und seinen Geist auf ihn gelegt. Mirjam und Aaron machten sich mit ihrer Auflehnung daher nicht nur an ihrem Führer, den Gott berufen hatte, der Untreue schuldig, sondern auch an Gott selbst. Die aufrührerischen Gerüchtestreuer wurden zum Heiligtum bestellt und Mose persönlich gegenübergestellt. "Dann kam der Herr in der Wolkensäule herab und stellte sich in den Eingang des Zeltes Gottes. Er rief Aaron und Mirjam zu sich und die beiden traten vor." (4. Mose 12,5 NLB) Ihr Anspruch, die Gabe der Weissagung zu besitzen, wurde nicht bestritten. Gott mochte tatsächlich in Gesichten und Träumen zu ihnen gesprochen haben. Aber Mose, dem nach den Worten des Herrn sein "ganzes Haus anvertraut" (4. Mose 12,7) war, gewährte er eine persönlichere Verbindung. Mit ihm sprach Gott "von Mund zu Mund". Deshalb richtete er die Frage an sie: "Warum habt ihr euch denn nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht Mose zu reden? Und der Zorn des Herrn entbrannte gegen sie, und er wandte sich weg." (4. Mose 12,8.9) Zum Zeichen seines Missfallens wich die Wolke vom Heiligtum, und Mirjam wurde geschlagen. Sie wurde "aussätzig wie Schnee" (4. Mose 12,10). Aaron blieb zwar verschont, aber Mirjams Bestrafung war auch für ihn eine harte Zurechtweisung.

Als nun ihr Hochmut bestraft worden war, bekannte Aaron, dass er und seine Schwester gesündigt hatten. Er flehte, Mirjam nicht an dieser abscheulichen und tödlichen Geißel sterben zu lassen. Als Antwort auf Moses Gebete wurde der Aussatz geheilt. Mirjam wurde allerdings sieben Tage lang vom Lager ausgeschlossen. Erst als sie die Gemeinschaft verlassen hatte, ließ sich das Zeichen der Gunst Gottes wieder auf das heilige Zelt nieder. Mit Rücksicht auf ihre hohe Stellung und aus Trauer über ihre schwere Strafe blieben die Israeliten in Hazerot und warteten auf Mirjams Rückkehr.

Diese Äußerung göttlichen Missfallens sollte für ganz Israel eine Warnung sein. Es sollte dem wachsenden Geist der Unzufriedenheit und des Aufbegehrens Einhalt gebieten. Hätte Gott Mirjams Neid und Missfallen nicht mit einem deutlichen Zeichen bestraft, wären schlimme Folgen daraus entstanden. Neid ist einer der teuflischsten Züge, die ein Mensch besitzen kann, und in den Auswirkungen einer der unheilvollsten. Der weise Mann sagt: "Zorn ist grausam und Wut wie überschäumendes Wasser; doch noch unerträglicher ist Eifersucht." (Sprüche 27,4 GNB) Neid und Eifersucht verursachten die erste Uneinigkeit im Himmel. Wo man sie gewähren ließ, haben sie unsägliches Elend über die Menschen gebracht. "Wo Neid und Streit ist, da sind Unordnung und lauter böse Dinge." (Jakobus 3,16)

Es sollte nicht als geringfügig gewertet werden, wenn jemand schlecht über andere spricht oder sich zum Richter ihrer Beweggründe oder ihres Verhaltens aufspielt. "Wer seinen Bruder verleumdet oder verurteilt, der verleumdet und verurteilt das Gesetz. Verurteilst du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter." (Jakobus 4,11) Es gibt nur einen Richter, nämlich den, "der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und ... das Trachten der Herzen offenbar machen" wird (1. Korinther 4,5). Wer es unternimmt, seine Mitmenschen zu richten und zu verurteilen, maßt sich ein Recht an, das nur dem Schöpfer zusteht.

Die Bibel lehrt ausdrücklich, dass wir uns vor leichtfertigen Anklagen gegen jene hüten sollen, die Gott als seine Botschafter berufen hat. Der Apostel Petrus beschrieb gewisse Menschen, die verkommene Sünder sind, mit den Worten: "Verwegen und frech, wie sie sind, fürchten sie sich nicht, Majestäten zu lästern, wo doch Engel, die an Stärke und Macht größer sind, kein lästerndes Urteil gegen sie bei dem Herrn vorbringen." (2. Petrus 2,10.11 Schl.) Und Paulus schrieb in einer Unterweisung für jene, die als Gemeindeleiter eingesetzt sind: "Nimm keine Klage gegen einen Ältesten entgegen, es sei denn, sie stützt sich auf zwei oder drei Zeugen." (1. Timotheus 5,19 ZÜ) Gott hat manchen Menschen die große Verantwortung übertragen, Leiter und Lehrer seines Volkes zu sein. Er wird die Gemeindeglieder dafür verantwortlich machen, wie sie mit seinen Dienern umgehen. Wir sollen denen Ehre erweisen, die Gott geehrt hat. Das Gericht, das über Mirjam verhängt wurde, ist eine ernste Warnung. Sie ist an alle gerichtet, die Eifersucht hegen und gegen die murren, denen Gott die Last für sein Werk aufgetragen hat.