Wie Alles Begann

Kapitel 41

Der Abfall Am Jordan

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4. Mose 25 und 31,1-18.

Israels siegreiche Scharen waren voller Freude und mit neuem Vertrauen zu Gott aus Baschan zurückgekehrt. Sie hatten bereits wertvolles Gebiet in Besitz genommen und rechneten zuversichtlich mit der baldigen Eroberung Kanaans. Zwischen ihnen und dem Gelobten Land lag nur noch der Jordan. Jenseits des Flusses befand sich eine fruchtbare Ebene. Sie war mit frischem Grün bedeckt, von Bächen aus zahlreichen Quellen bewässert und durch üppige Palmen beschattet. Am Westrand der Ebene erhoben sich die Türme und Paläste Jerichos - derart in Palmenhaine eingebettet, dass man sie die "Palmenstadt" nannte (5. Mose 34,3b).

Auch auf der Ostseite des Jordan zwischen dem Fluss und dem hohen Tafelland, das sie gerade durchquert hatten, lag eine mehrere Kilometer breite Ebene, die sich dem Fluss entlangzog. Dieses geschützte Tal verfügte über ein tropisches Klima. Hier wuchs die Schittim oder Akazie, die der Ebene den Namen "Tal von Schittim" gab (vgl. 4. Mose 25,1a). An diesem Ort schlugen die Israeliten ihr Lager auf. Die Akazienhaine am Flussufer boten ihnen dabei einen angenehmen Rückzugsort.

Abfall Durch Hurerei

Aber mitten in dieser reizvollen Umgebung begegneten sie einem Übel, das tödlicher war als mächtige, bewaffnete Heere oder die Raubtiere der Wüste. Die Einwohner hatten das Land, dessen Natur so zahlreiche Vorzüge bot, entweiht. Bei der öffentlichen Verehrung Baals, des Hauptgottes, spielten sich ständig entwürdigende, schändliche Szenen ab. Überall gab es Stätten, die für ihre Götzenverehrung und Ausschweifung bekannt waren. Allein schon deren Namen ließen auf die Niederträchtigkeit und Verderbtheit der Leute schließen.

Diese Umgebung übte einen schädlichen Einfluss auf die Israeliten aus. Sie wurden mit den abscheulichen Gedanken vertraut, die ihnen fortwährend nahegelegt wurden. Ihr bequemes, untätiges Leben untergrub ihre Moral, und ohne dass es ihnen recht bewusst wurde, wichen sie von Gott ab und gerieten in eine Verfassung, die sie zur leichten Beute der Versuchung machte.

Während die Israeliten am Jordan lagerten, bereitete Mose die Einnahme Kanaans vor. Diese Aufgabe nahm ihn voll und ganz in Anspruch. Für seine Landsleute aber waren dieser Schwebezustand und die Wartezeit schwer zu ertragen. Schon nach wenigen Wochen hatten sie ihrer Geschichte einen weiteren Schandfleck hinzugefügt, weil sie in entsetzlichster Weise vom Pfad der Tugend und Rechtschaffenheit abgewichen waren.

Anfangs bestanden nur wenige Kontakte zwischen den Israeliten und ihren heidnischen Nachbarn. Aber nach einiger Zeit schlichen sich midiani- tische Frauen ins Lager. Ihr Erscheinen beunruhigte zunächst niemanden, denn sie gingen bei ihrem Vorhaben so unauffällig vor, dass nicht einmal Mose etwas davon bemerkte. Diese Frauen verfolgten bei ihren Begegnungen mit den Israeliten das Ziel, sie zur Übertretung der Gebote Gottes zu verleiten, ihnen ihre heidnischen Riten und Bräuche nahezubringen und sie zur Anbetung ihrer Götter zu führen. Dabei wurden diese Absichten sorgfältig unter dem Deckmantel der Freundschaft verborgen, sodass auch die Aufseher Israels keinen Verdacht schöpften.

Auf Bileams Anregung veranstaltete der König der Moabiter ein großes Fest zu Ehren ihrer Götter. Nach geheimer Absprache sollte Bileam die Israeliten veranlassen, daran teilzunehmen. Da sie ihn für einen Propheten Gottes hielten, fiel es ihm nicht schwer, sein Ziel zu erreichen. Ein großer Teil des Volkes schloss sich ihm an, um den Festlichkeiten zuzuschauen. Damit wagten sie sich auf verbotenes Gebiet und verfingen sich schnell in Satans Schlingen. Bezaubert von Musik und Tanz und angelockt von der Schönheit der heidnischen Priesterinnen, brachen sie Jahwe die Treue. Beim fröhlichen gemeinsamen Festmahl umnebelte der getrunkene Wein bald ihre Sinne. Daraufhin brachen alle Schutzmauern der Selbstbeherrschung zusammen. Die Leidenschaft beherrschte sie völlig. Nachdem sie ihr Gewissen mit Unzucht verunreinigt hatten, ließen sie sich dazu überreden, die Götzen anzubeten. Auf heidnischen Altären brachten sie Opfer dar und beteiligten sich an den äußerst entwürdigenden Zeremonien.

Es dauerte nicht lange, bis sich das Gift wie eine tödliche Seuche im ganzen Lager ausgebreitet hatte. Sie, die ihre Feinde auf dem Schlachtfeld besiegt hätten, wurden von der List heidnischer Frauen überwunden. Das Volk schien betört zu sein. Zu den Ersten, die Gottes Gesetz übertraten, gehörten Oberhäupter und Anführer. Vom Volk waren so viele schuldig geworden, dass es zu einem nationalen Abfall kam. "Israel hängte sich an den Baal-Peor." (4. Mose 25,3)

Als Mose darauf aufmerksam wurde und das Übel wahrnahm, waren die Pläne der Feinde schon so erfolgreich, dass die Israeliten nicht nur am zügellosen Gottesdienst am Berg Peor teilnahmen, sondern die heidnischen Riten sogar im eigenen Lager vollzogen. Der betagte Führer war außer sich vor Entrüstung, und der Zorn Gottes war entfacht.

Das lasterhafte Treiben bewirkte bei den Israeliten, was alle Zauberei Bileams nicht vermocht hatte: Es trennte sie von ihrem Gott. Durch ein Strafgericht, das schnell über sie hereinbrach, kamen sie zur Besinnung und begriffen die Abscheulichkeit ihrer Sünde. Eine schreckliche Seuche brach im Lager aus, der Zehntausende zum Opfer fielen. Gott befahl, die Anführer des Abfalls durch die Richter zum Tod zu verurteilen. Das geschah prompt. Die Schuldigen wurden getötet, ihre Leichen vor den Augen ganz Israels aufgehängt. An der strengen Bestrafung ihrer Leiter sollte dem Volk zutiefst bewusst werden, wie sehr Gott ihre Sünde verabscheute und wie schrecklich sein Zorn auf sie war.

Ein Dreistes Oberhaupt

Alle empfanden diese Strafe als gerecht und eilten zum heiligen Zelt, um unter Tränen und in tiefer Demut ihre Sünden zu bekennen. Als sie am Eingang des Heiligtums vor Gott weinten - die tödliche Seuche wütete noch und die Richter führten gerade ihren furchtbaren Auftrag aus -, betrat Simri, einer der Oberhäupter Israels, dreist das Lager in Begleitung einer midiani- tischen Hure und führte sie in sein Zelt. Sie war eine Prinzessin, die "Tochter Zurs, des Hauptes eines Geschlechtes unter den Midianitern" (4. Mose 25,15b). Nie zuvor war das Laster so schamlos und trotzig aufgetreten. Vom Wein beflügelt, verglich Simri seine Sünde mit jener Sodoms und rühmte sich dieser Schande. Die Priester und Anführer hatten sich in Trauer und Demütigung auf den Boden geworfen. Sie weinten "zwischen Vorhof und Altar" (Joel 2,17) und baten den Herrn, das Volk zu schonen und es nicht der Schmach und Schande preiszugeben, als dieser Fürst von Israel seine Sünde vor den Augen der Versammelten stolz zur Schau stellte, als wollte er sich der Vergeltung Gottes widersetzen und die Richter des Volkes verspotten. Da erhob sich Pinhas, der Sohn des Hohenpriesters Eleasar, trat aus der Versammlung heraus, griff nach einem Speer, "folgte den beiden in den innersten Raum des Zeltes und durchbohrte sie. Sofort hörte die Seuche, die unter dem Volk wütete, auf." (4. Mose 25,8 GNB) Der Priester aber, der das göttliche Urteil vollstreckt hatte, wurde in Gegenwart des ganzen Volkes geehrt und ihm und seinem Haus das Priestertum für immer bestätigt. "Pinhas ... hat meinen Grimm von den Israeliten gewendet", lautete die Botschaft Gottes. "Darum sage: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens, und dieser Bund soll ihm und seinen Nachkommen das ewige Priestertum zuteilen, weil er für seinen Gott geeifert und für die Israeliten Sühne geschafft hat." (4. Mose 25,11-13)

Im Strafgericht, das in Schittim über Israel verhängt wurde, kamen alle Überlebenden aus der großen Schar um, die beinahe 40 Jahre zuvor das Urteil heraufbeschworen hatte: "In dieser Wüste sollen sie aufgerieben werden und dort sterben." (4. Mose 14,35) Die Volkszählung, die Gott während ihres Feldlagers in der Jordanebene anordnete, offenbarte, dass unter den Israeliten keiner mehr war "von denen aus Israel, die Mose und Aaron, der Priester, gezählt hatten in der Wüste Sinai . Und so blieb keiner von ihnen übrig als Kaleb, der Sohn Jefunnes, und Josua, der Sohn Nuns." (4. Mose 26,64.65)

Gottes Strafe Über Die Midianiter

Gott hatte dieses Strafgericht über Israel kommen lassen, weil es den Verlockungen der Midianiter nachgegeben hatte. Aber auch die Verführer sollten dem gerechten Zorn Gottes nicht entrinnen. Die Amalekiter, die Israel bei Refidim angegriffen hatten und über die schwachen, müden Nachzügler hergefallen waren, wurden erst viel später bestraft. Doch die Midianiter, die das Volk zur Sünde verführten, bekamen Gottes Gericht als die gefährlicheren Feinde Israels schnell zu spüren. "Übe Rache für die Israeliten an den Midia- nitern", lautete Gottes Befehl an Mose, "Danach wirst du im Tod mit deinen Vorfahren vereint." (4. Mose 31,2 NLB) Mose führte diesen Auftrag sofort aus. Von jedem Stamm wurden 1000 Mann erwählt und unter der Führung von Pinhas ausgesandt. "Sie zogen aus zum Kampf gegen die Midianiter, wie der Herr es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war. Samt diesen Erschlagenen töteten sie auch ... die fünf Könige der Midianiter. Auch Bileam, den Sohn Beors, töteten sie mit dem Schwert." (4. Mose 31,7.8) Auch die Frauen, welche die angreifende Armee gefangen genommen hatte, wurden auf Moses Befehl hingerichtet. Sie waren die Hauptschuldigen und dazu die gefährlichsten Feinde Israels gewesen.

So endeten alle, die Böses gegen Gottes Volk im Schild geführt hatten. Der Psalmist dichtete: "Die Heiden sind versunken in der Grube, die sie gegraben, ihr Fuß ist gefangen im Netz, das sie gestellt hatten." (Psalm 9,16) "Der Herr wird sein Volk nicht verstoßen noch sein Erbe verlassen. Denn Recht muss doch Recht bleiben, und ihm werden alle frommen Herzen zufallen. Sie rotten sich zusammen wider den Gerechten ... Aber der Herr ... wird ihnen ihr Unrecht vergelten und sie um ihrer Bosheit willen vertilgen." (Psalm 94,14.15.21-23)

Als man Bileam aufforderte, die Israeliten zu verfluchen, konnte er mit all seinen Zauberformeln nichts Böses gegen sie ausrichten, denn der Herr sah "kein Unheil ... und kein Verderben in Israel" (4. Mose 23,21). Als sie aber der Versuchung erlagen und Gottes Gesetz übertraten, verloren sie seinen Schutz. Ist Gottes Volk seinen Geboten treu, gibt es "keine Zauberei gegen Jakob und keine Wahrsagerei gegen Israel" (4. Mose 23,23 Elb.). Deshalb setzte Satan auch alle Macht und Arglist ein, um die Israeliten zur Sünde zu verführen. Wenn jene, die beteuern, Gottes Gesetz zu bewahren, zu dessen Übertretern werden, trennen sie sich selbst von Gott und werden nicht gegen ihre Feinde bestehen können.

Die Macht Von Verführerinnen

Die Israeliten, die weder durch Waffen noch durch die Zauberkünste Midians zu überwinden waren, wurden die Beute seiner Huren. So groß ist die Macht einer Frau im Dienst Satans, dass sie Menschen eine Falle stellt und zugrunde richtet. "Sie hat schon viele Männer ruiniert, und nicht wenige sind ihretwegen ums Leben gekommen." (Sprüche 7,26 GNB) Auf diese Weise wurde Sets Nachkommenschaft um ihre Unbescholtenheit gebracht und das heilige Geschlecht verdorben. Auf eben diese Weise wurde Josef versucht. In gleicher Weise verriet Simson seine Kraft, die zum Schutz Israels dienen sollte, an die Philister. Auf diesem Gebiet strauchelte auch David. Und Salomo, der weiseste aller Könige, der dreimal als der von Gott Geliebte bezeichnet wurde, wurde zum Sklaven seiner Leidenschaft und opferte dieser betörenden Macht seinen guten Ruf.

"Dies alles geschah mit ihnen in vorausdeutender Weise. Es ist zu unserer Warnung aufgeschrieben worden; denn wir leben in der letzten Zeit. Du meinst sicher zu stehen? Gib Acht, dass du nicht fällst!" (1. Korinther 10,11.12 GNB) Satan kennt die Neigungen des menschlichen Herzens gut. Er kennt die verwundbarsten Stellen in jedem Charakter, denn er hat sie Jahrtausende lang mit boshafter Gründlichkeit studiert. So gelang es ihm auch bei späteren Generationen, die stärksten Männer - Fürsten in Israel - mit den gleichen Versuchungen zu Fall zu bringen, mit denen er bei Baal-Peor Erfolg hatte.

Die Felsklippen der sinnlichen Leidenschaft sind übersät von charakterlichen Wracks, die durch alle Zeitalter hindurch an ihnen zerschellt sind. Während wir uns dem Ende der Zeit nähern und Gottes Volk an der Grenze zum himmlischen Kanaan steht, wird Satan - wie damals - seine Anstrengungen verdoppeln, um es am Einzug in das wahre Gelobte Land zu hindern. Er legt seine Schlingen nach allen Menschen aus. Nicht nur die Unwissenden und Ungebildeten müssen auf der Hut sein. Er versucht auch Menschen in höchster Stellung und in heiligsten Ämtern. Kann er sie dazu verführen, ihr Gewissen zu verunreinigen, kann er durch sie wieder viele andere zugrunde richten. Und er wendet heute dieselben Mittel an wie vor drei Jahrtausenden. Durch weltliche Freundschaften, den Reiz der Schönheit, durch Vergnügungssucht, ausgelassene Fröhlichkeit, Festgelage oder Alkohol verleitet er zur Übertretung des siebten Gebots.

Satan verführte Israel erst zur Zügellosigkeit, dann zur Götzenanbetung. Wer Gottes Ebenbild entehrt und dessen Tempel entweiht - d.h. seine eigene Person (vgl. 1. Korinther 6,19) - wird auch keine Bedenken haben, Gott auf jedwede Art zu entehren, wenn er seine verdorbenen Begierden befriedigen kann. Übermäßiger sinnlicher Genuss schwächt den Verstand und erniedrigt die Seele. Die sittlichen und geistigen Kräfte stumpfen ab und erlahmen durch die Befriedigung niederer Leidenschaften. Wer Sklave einer Leidenschaft ist, kann unmöglich die heiligen Verpflichtungen der Gebote Gottes erkennen, das Angebot der Versöhnung mit Gott schätzen oder den rechten Wert eines Menschen ermessen. Güte, Reinheit, Treue, Ehrfurcht vor Gott und Liebe zu geistlichen Dingen - alle diese edlen Eigenschaften und noblen Bestrebungen, die den Menschen mit dem Himmel verbinden, werden im Feuer der Sinneslust verzehrt. Schließlich wird die Seele zur dunklen, öden Wüste, zur Wohnstätte böser Geister und zum "Gefängnis aller unreinen Vögel" (Offenbarung 18,2). Wesen, die zum Bild Gottes geschaffen sind, werden so auf eine Stufe mit Bestien heruntergezogen.

Die Gefahr Der Verbindung Mit Gottlosen

Weil die Israeliten mit Götzendienern Gemeinschaft hatten und an deren Festen teilnahmen, begannen sie Gottes Gesetz zu übertreten. Deshalb brach sein Strafgericht über sie herein. So ist Satan auch heute höchst erfolgreich, die Nachfolger von Jesus zur Sünde zu verführen - durch den Umgang mit Gottlosen und die Teilnahme an deren Vergnügungen. "Geht aus von ihnen und sondert euch ab", spricht der Herr, "und rührt nichts Unreines an." (2. Korinther 6,17) Gott verlangt auch heute von seinem Volk, dass es sich - wie seinerzeit Israel - in seinen Gepflogenheiten, Gewohnheiten und Grundsätzen deutlich von der Welt unterscheidet. Wenn es gewissenhaft befolgt, was Gottes Wort lehrt, wird ein Unterschied bestehen. Es kann gar nicht anders sein. Die Warnungen an die Israeliten vor der Anpassung an die Heiden waren nicht deutlicher oder klarer als jene, die den Christen untersagen, sich der Einstellung und den Gewohnheiten der Gottlosen anzugleichen. Christus redet zu uns: "Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters." (1. Johannes 2,15) "Wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein." (Jakobus 4,4) Wer Christus nachfolgt, soll sich von Sündern fernhalten und deren Gemeinschaft nur suchen, wenn sich Gelegenheit bietet, ihnen Gutes zu tun. Wir können gar nicht entschieden genug das Zusammensein mit denen meiden, die uns durch ihren Einfluss von Gott abbringen. Wenn wir beten: "Führe uns nicht in Versuchung" (Matthäus 6,13), müssen wir auch jeder Versuchung soweit wie möglich aus dem Weg gehen.

Gerade als die Israeliten in einem Zustand äußerer Ruhe und Sicherheit lebten, wurden sie zur Sünde verleitet. Sie versäumten es, Gott immer vor Augen zu haben. Sie vernachlässigten das Gebet und pflegten einen Geist falschen Selbstvertrauens. Muße und Nachgiebigkeit gegenüber sich selbst ließen die Tore ihres Herzens unbewacht, und erniedrigende Gedanken fanden Einlass. Verräter aus den eigenen Reihen rissen das Bollwerk ihrer Grundsätze ein und lieferten Israel der Macht Satans aus. Mit derselben Masche versucht Satan noch immer, Menschen ins Verderben zu stürzen. Eine lange Vorbereitung geht - von der Welt unbemerkt - im Innern eines Christen vor sich, bevor er eine offene Sünde begeht. Der Geist wandelt sich nicht auf einmal von Reinheit und Heiligkeit zu Verruchtheit, Verdorbenheit und Verbrechen. Es vergeht einige Zeit, bevor Wesen, die zu Gottes Bild geschaffen wurden, rücksichtslos oder satanisch werden. Durch Anschauen werden wir verändert. Wenn jemand unreine Gedanken hegt, kann er dadurch seinen Verstand so prägen, dass er an der Sünde, die ihm einst zuwider war, Gefallen findet.

Satan Macht Sunde Populär

Satan benutzt jedes Mittel, um Verbrechen und entwürdigende Laster populär zu machen. Man kann kaum durch die Straßen der Großstädte gehen, ohne auffallenden Hinweisen auf Verbrechen zu begegnen, von denen manch ein Roman handelt oder die auf einer Bühne [oder im Kino] dargestellt werden. Der Verstand wird darauf getrimmt, mit Sünde vertraut zu werden. Heutige Zeitschriften führen ihren Lesern andauernd Niedriges und Gemeines vor Augen. Alles, was irgendwie Leidenschaft erregt, wird ihnen in spannenden Geschichten nahegebracht. Die Leute hören und lesen so viel über entwürdigende Verbrechen, dass ihr einst empfindsames Gewissen, das vor solchen Handlungen mit Entsetzen zurückzuschrecken pflegte, verhärtet wird und sie diese Dinge nun mit gierigem Interesse aufsaugen.

Viele der heute populären Vergnügungen sind selbst bei jenen beliebt, die sich Christen nennen. Doch sie verfolgen dasselbe Ziel wie die der Heiden damals. Es gibt tatsächlich darunter nur wenige, die Satan nicht benutzt, um Seelen zu Fall zu bringen. Über Jahrhunderte hat er durch Theaterstücke Leidenschaften geweckt und Laster verherrlicht. Satan benutzt Opern mit ihren eindrücklichen Darstellungen und ihrer verwirrenden Musik, Maskenbälle, Tanzvergnügen und Glücksspiele, um moralische Schranken niederzureißen und sinnlichen Ausschweifungen die Tür zu öffnen. Wo immer man zu Vergnügungen zusammenkommt, bei denen der Stolz gefördert oder der Schlemmerei gefrönt wird, wo man schließlich Gott vergisst und ewige Interessen aus dem Blickfeld verschwinden, legt Satan seine Ketten um einen Menschen.

"Behüte dein Herz mit allem Fleiß", rät der weise Mann, "denn daraus quillt das Leben." (Sprüche 4,23) Das Innere des Menschen muss durch Gottes Gnade eine Erneuerung erfahren, sonst bemüht man sich vergeblich um ein reines Leben. Wer ohne diese Gnade einen edlen, tugendhaften Charakter heranbilden will, baut sein Haus auf Treibsand. In den heftigen Stürmen der Versuchung, wird es gewiss einstürzen. Wie David sollte jeder Mensch beten: "Gott, erschaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen, aufrichtigen Geist." (Psalm 51,12 NLB) Wenn wir Teilhaber dieser himmlischen Gabe geworden sind, sollen wir auf dem Weg zur Vollkommenheit weitergehen, "aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt" (1. Petrus 1,5).

Wie Man Versuchungen Widerstehen Kann

Doch wir müssen selbst etwas tun, um der Versuchung zu widerstehen. Wer den Schlichen Satans nicht zum Opfer fallen will, muss die Zugänge zu seinem Innenleben gut bewachen. Er muss vermeiden, das zu lesen, sehen oder hören, was unmoralische Gedanken hervorruft. Man darf die Gedanken nicht wahllos umherwandern und auf jedem Thema, das einem Satan vorsetzt, ruhen lassen. "Umgürtet die Lenden eures Gemüts", sagte der Apostel Petrus, "seid nüchtern und ... gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher in der Zeit eurer Unwissenheit dientet; sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel." (1. Petrus 1,13-15) Paulus riet: "Richtet eure Gedanken auf das, was ... als rechtschaffen, ehrbar und gerecht gilt, was rein, liebenswert und ansprechend ist, auf alles, was Tugend heißt und Lob verdient." (Philipper 4,8 GNB) Das erfordert ernstes Gebet und unaufhörliche Wachsamkeit. Uns muss ständig der Einfluss des Heiligen Geistes zu Hilfe kommen. Er wird die Gedanken aufwärts richten und sie daran gewöhnen, sich mit reinen, heiligen Dingen zu beschäftigen. Und wir müssen fleißig das Wort Gottes studieren. "Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte. Ich behalte dein Wort in meinem Herzen", sagt der Psalmist, "damit ich nicht wider dich sündige." (Psalm 119,9.11)

Israels Sünde bei Baal-Peor brachte Gottes Strafgericht über das Volk. Auch wenn dieselben Sünden heute nicht sofort bestraft werden mögen, werden sie trotzdem ganz gewiss ihre Vergeltung finden. "Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben." (1. Korinther 3,17) Die Natur hat an derlei Freveltaten schlimme Strafen geknüpft - Folgen, die früher oder später jeder Übertreter erleidet. Mehr als andere haben gerade diese Sünden die schreckliche Entartung der Menschheit und die Last von Krankheiten und Elend, unter denen die Welt leidet, verursacht. Manchem mag es gelingen, seine Sünden vor den Mitmenschen zu verbergen, aber er wird bestimmt die Folgen ernten, seien es Leiden, Krankheit, Geistesschwäche oder Tod. Und nach dem Tod kommt das Gericht am Jüngsten Tag mit Strafen, die ewige Folgen haben. "Wer so lebt, wird niemals in Gottes neue Welt kommen" (Galater 5,21c Hfa), sondern mit Satan und den bösen Engeln seinen Teil haben im "Feuersee", der auch "der zweite Tod" 22 genannt wird (Offenbarung 20,14 Elb.).

Die Bibel warnt: "Die fremde Frau lockt dich mit honigsüßen Worten, glatt wie Öl fließen sie von ihren Lippen. Doch am Ende ist sie bitter wie Galle und tödlich wie ein beidseitig geschliffenes Schwert. ... Geh dieser Frau aus dem Weg! Komm der Tür ihres Hauses nicht zu nahe! Sonst bist du deine Ehre los, und ein erbarmungsloser Rächer bringt dich um alles, was du in langen Jahren erworben hast. Dann leben Fremde von deinem Vermögen, und der Ertrag deiner Mühe kommt einem Unbekannten zugute. Wenn du schließlich bis auf die Knochen abgemagert bist, dann stöhnst du." (Sprüche 5,3.4.8-11 GNB) "Wer zu ihr geht, der geht in den Tod ... Wer sie aufsucht, kommt nicht mehr zurück." (Sprüche 2,18.19 GNB) "Doch die Menschen erkennen nicht, dass ihre früheren Gäste jetzt alle im Reich des Todes sind." (Sprüche 9,18 NLB)