Wie Alles Begann

Kapitel 58

Die Schulen Der Propheten

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Der Herr selbst leitete die Erziehung Israels. Seine Aufsicht beschränkte sich nicht auf religiöse Belange. Die göttliche Vorsorge galt dem ganzen geistigen und körperlichen Wohlbefinden der Israeliten und gehörte zum Bereich des göttlichen Gesetzes.

Gott hatte den Israeliten geboten, ihren Kindern seine Forderungen beizubringen und ihnen davon zu erzählen, was er an ihren Vätern getan hatte (vgl. 5. Mose 4,9.10; 6,7). Dies gehörte zu den besonderen Aufgaben der Eltern, die sie niemand anderem übertragen sollten. Nicht Fremde, sondern der Vater und die Mutter sollten ihre Kinder in liebevoller Weise unterrichten. Alle Ereignisse des täglichen Lebens sollten mit den Gedanken an Gott verknüpft werden. Im Familienkreis sollte man oft von seinen machtvollen Taten bei der Befreiung seines Volkes und von der Verheißung des kommenden Erlösers sprechen. Durch Beispiele und Sinnbilder sollten die Lehren noch besser im Gedächtnis haften bleiben. Die wichtigen Wahrheiten über das Wirken Gottes und über das zukünftige Leben prägten sich dem jungen Verstand tief ein. Die Kinder lernten daraus, Gott ebenso im Naturgeschehen wie in den Worten der Offenbarung zu sehen. Die Sterne am Himmel, die Bäume und Blumen auf den Feldern, die hoch aufragenden Berge und die plätschernden Bäche - sie alle redeten von ihrem Schöpfer. Der feierliche Opferdienst, die Anbetung am Heiligtum und die Botschaften der Propheten waren eine Offenbarung über Gott.

So wurde Mose in der bescheidenen Hütte seiner Eltern in Goschen erzogen, Samuel durch die gläubige Hanna, David in der Bergwelt seiner Heimat in Bethlehem oder Daniel im Haus seiner Vorväter, ehe ihn die Gefangenschaft davon trennte. So verlief auch die Jugendzeit von Jesus in Nazareth, und so erfuhr Timotheus als Kind die Wahrheiten der Heiligen Schriften aus dem Mund seiner Großmutter Lois und seiner Mutter Eunike (siehe 2. Timotheus 1,5 und 3,15).

Die Unterweisung In Den Schulen Der Propheten

Für die weitere Unterweisung der Jugendlichen sorgten die Schulen der Propheten. Jedem Jugendlichen, der tiefer in die Wahrheiten des Wortes Gottes eindringen wollte und Weisheit von oben erstrebte, um ein Lehrer in Israel zu werden, standen diese Ausbildungsstätten offen. Die Schulen der Propheten wurden durch Samuel begründet, um als Schutzwehr gegen den weit verbreiteten Sittenverfall zu dienen, um das sittliche und geistliche Wohlergehen der Jugendlichen zu gewährleisten und um das künftige Wohlergehen der Nation zu fördern, indem sie Männer heranbildeten, die befähigt waren, der Nation als Leiter und Ratgeber zu dienen. Dazu versammelte Samuel Gruppen von jungen Männern, die fromm, klug und strebsam waren. Man nannte sie Prophetenjünger. Durch Zwiesprache mit Gott sowie durch das Studium seines Wortes und seiner Werke empfingen sie zu ihren natürlichen Begabungen Weisheit von oben. Ihre Lehrer waren nicht nur mit der göttlichen Wahrheit gut vertraut, sondern pflegten selbst Umgang mit Gott und hatten eine besondere geistliche Zurüstung empfangen. Sie genossen wegen ihrer Gelehrsamkeit und Frömmigkeit Anerkennung und Vertrauen im ganzen Volk.

Zur Zeit Samuels gab es zwei dieser Schulen, eine in Rama, der Heimat des Propheten, die andere in Kirjat-Jearim, wo damals die Bundeslade stand. Später kamen noch weitere hinzu.

Die Schüler bestritten ihren Lebensunterhalt selbst durch Landarbeit oder ein Handwerk. Das war für die Israeliten weder befremdlich noch erniedrigend. Man sah es geradezu als Frevel an, Kinder ohne Kenntnis einer nützlichen Arbeit aufwachsen zu lassen. Auf göttliche Anweisung erlernte jeder Jugendliche irgendeinen Beruf, selbst wenn er als Levit für den Dienst am Heiligtum ausgebildet werden sollte. Auch viele religiöse Lehrer lebten von ihrer Hände Arbeit. Selbst noch zur Zeit der Apostel waren Paulus und Aquila nicht weniger geachtet, weil sie ihren Lebensunterhalt durch die Zelttuchweberei verdienten (vgl. Apostelgeschichte 18,2.3)

Die Lehrfächer Und Ziele Der Prophetenschulen

Die wichtigsten Lehrfächer an diesen Schulen waren die Thora mit den Unterweisungen, die Mose von Gott erhalten hatte, die Heilsgeschichte, geistliche Musik und Dichtkunst. Der Unterricht unterschied sich wesentlich von den theologischen Lehrstätten der heutigen Zeit, wo viele Studenten beim Abschluss weniger echte Erkenntnis über Gott und die Wahrheit besitzen als bei ihrem Eintritt.

An jenen Schulen in alter Zeit war das wichtigste Studienziel, den Willen Gottes und die Pflichten des Menschen ihm gegenüber kennenzulernen. In den Berichten der Heilsgeschichte wurden die Spuren Jahwes verfolgt. Die großen Wahrheiten, die im schattenhaften Heiligtumsdienst verborgen lagen, wurden erklärt, und der Glaube konnte die zentrale Figur dieses Opferwesens erfassen: "Gottes Opferlamm, das die Sünde aller Menschen" wegnehmen sollte (Johannes 1,29 Hfa).

Man pflegte einen Geist der Andacht. Die Schüler lernten nicht nur, dass Beten eine Pflicht ist, sondern sie wurden belehrt, wie sie beten sollten, wie sie sich ihrem Schöpfer nahen durften, wie sie ihr Vertrauen auf ihn setzen konnten und wie man die Lehren seines Geistes verstehen und ihnen gehorchen konnte. Gebildete, geheiligte Männer zeigten ihnen Neues und Altes aus Gottes Schatzkammer, und Gottes Geist offenbarte sich in Weissagungen und heiligen Liedern.

Die Musik wurde eingesetzt, um einem heiligen Zweck zu dienen, die Gedanken auf das Reine, Edle und Erhabene zu richten und im Herzen Dankbarkeit gegenüber Gott und Hingabe an ihn zu erwecken. Was für ein Gegensatz zwischen dem alten Brauch und dem, wozu heute Musik allzu oft verwendet wird! Wie viele benutzen diese Gabe zum Selbstruhm, statt Gott damit zu verherrlichen! Die Liebe zur Musik verleitet manchen Unachtsamen dazu, sich mit denen, die die Welt lieben, zu vereinen und an Vergnügungen teilzunehmen, die Gott seinen Kindern untersagt hat. So wird das, was bei rechtem Gebrauch sehr segensreich sein kann, zu einem der erfolgreichsten Mittel Satans, die Gedanken von den Pflichten und der Besinnung auf ewige Dinge abzulenken.

Auch in den himmlischen Vorhöfen gehört Musik zur Anbetung Gottes. Darum sollten wir uns bemühen, in unseren Lobliedern dem Wohlklang der himmlischen Chöre so nahe wie möglich zu kommen. Eine gründliche Stimmausbildung ist ein wichtiger Teil der Unterweisung und sollte nicht vernachlässigt werden. Das Singen ist als Teil des Gottesdienstes ebenso ein Anbetungsakt wie das Gebet. Das Herz muss den Geist des Liedes spüren, um ihm den richtigen Ausdruck zu verleihen.

Was Wir Von Den Prophetenschulen Lernen Können

Wie groß ist doch der Unterschied zwischen jenen Schulen, in denen Gottes Propheten unterrichteten, und unseren heutigen Lehranstalten! Es gibt kaum noch Bildungsstätten, die nicht nach weltlichen Begriffen und Gewohnheiten geleitet werden. Äußerst beklagenswert ist der heutige Mangel an Selbstbeherrschung und an maßvoller Disziplin. Die Unwissenheit über Gottes Wort in sogenannten christlichen Ländern ist geradezu erschreckend. Oberflächliches Gerede und bloße Gefühlsduselei ersetzen den Unterricht in Moral und Religion. Die Jugendlichen erfahren nichts über die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes, über die Schönheit der Heiligkeit und den sicheren Lohn der Rechtschaffenheit, über das abscheuliche Wesen der Sünde und die Gewissheit ihrer schrecklichen Folgen. Schlechter Umgang lehrt die Jugendlichen die Wege der Ausschweifung, der Unzucht und des Verbrechens.

Könnten unsere heutigen Lehrer nicht manch Nutzbringendes von den alten Schulen der Israeliten lernen? Er, der den Menschen schuf, hat auch für seine körperliche, geistige und seelische Entwicklung Vorkehrung getroffen. Wirklicher Erfolg in der Erziehung hängt deshalb davon ab, wie gewissenhaft die Menschen die Pläne ihres Schöpfers ausführen.

Das wahre Ziel der Erziehung besteht darin, Gottes Bild im Menschen wiederherzustellen. Am Anfang schuf Gott den Menschen nach seinem Bild und rüstete ihn mit edlen Eigenschaften aus. Sein Verstand war ausgeglichen und alle Kräfte seines Wesens standen in einem harmonischen Verhältnis zueinander. Aber der Sündenfall und seine Folgen haben diese Gaben verdorben. Die Sünde hat das Bild Gottes im Menschen entstellt und nahezu ausgelöscht. Um es wiederherzustellen, wurde der Erlösungsplan erdacht und dem Menschen im Leben eine Probezeit gewährt. Das große Lebensziel, das allen anderen zugrunde liegt, besteht darin, ihn zur Vollkommenheit zurückzubringen, in der er am Anfang geschaffen wurde. Eltern und Lehrer haben die Aufgabe, bei der Erziehung der Jugend mit Gott zusammenzuarbeiten. Wenn sie das tun, sind sie "Gottes Mitarbeiter" (1. Korinther 3,9).

All die mannigfaltigen Fähigkeiten des Geistes, der Seele und des Leibes hat der Mensch von Gott empfangen, um mit deren Gebrauch den höchstmöglichen Stand zu erreichen. Das kann aber keine eigennützige, einseitige Bildung sein, denn Gottes Wesen, dem wir ähnlich werden sollen, ist Güte und Liebe. Jede Eigenschaft und Fähigkeit, mit der uns der Schöpfer ausgestattet hat, soll zu seiner Ehre und zur Förderung unserer Mitmenschen angewandt werden. Darin finden wir die reinste, edelste und beglückendste Erfüllung.

Wenn man diesem Grundsatz die gebührende Beachtung schenken würde, gäbe es in vielen gegenwärtigen Erziehungsmethoden einen gründlichen Wandel. Anstatt Stolz und selbstsüchtigen Ehrgeiz anzustacheln und ungesundes Wettbewerbsdenken zu entfachen, würden sich die Lehrer bemühen, die Liebe zur Güte, zur Wahrheit und zu echter Schönheit sowie den Wunsch nach Auszeichnung zu wecken. Die Schüler würden danach streben, Gottes Gaben in sich zu entwickeln - nicht, um andere zu übertreffen, sondern um die Absicht des Schöpfers zu erfüllen und seinem Bild ähnlicher zu werden. Anstatt mit rein irdischen Maßstäben zu messen oder vom Wunsch nach Selbstüberhöhung erfüllt zu sein, der alles andere herabsetzt und verachtet, würden sich die Gedanken auf den Schöpfer richten, um ihn zu erkennen und ihm ähnlich zu werden.

Die Bibel Als Mittel Der Bildung

"Alle Weisheit beginnt damit, dass man Ehrfurcht vor Gott hat. Den heiligen Gott kennen, das ist Einsicht!" (Sprüche 9,10 Hfa) Die große Aufgabe des Lebens heißt Charakterbildung. Eine Kenntnis Gottes ist das Fundament aller wahren Erziehung. Diese Kenntnis zu vermitteln und in Übereinstimmung damit den Charakter zu formen, sollte das Ziel jedes Lehrers sein.

Gottes Gesetz spiegelt seinen Charakter wider. Deshalb dichtete ein Psalmist: "Alle deine Gebote sind gerecht" und: "Deine Gebote machen mich einsichtig" (Psalm 119,172.104 NLB). Gott hat sich uns in seinem Wort und in den Werken der Schöpfung offenbart. Durch die Heilige Schrift und durch das Buch der Natur sollen wir ihn kennenlernen.

Es ist eine Gesetzmäßigkeit des Verstandes, dass er sich den Themen anpasst, mit denen er sich beschäftigt und worin er geschult ist. Sind das nur alltägliche Angelegenheiten, wird er geschwächt werden und verkümmern. Wenn von ihm nie verlangt wird, mit schwierigeren Problemen zu ringen, wird er allmählich die Fähigkeit zum Wachstum verlieren.

Als erzieherischer Einfluss ist die Bibel ohnegleichen. Im Wort Gottes findet der Verstand Stoff für die tiefsten Gedanken und die erhabensten Bestrebungen. Die Bibel ist das lehrreichste Geschichtsbuch, das die Menschen besitzen. Sie kommt frisch aus der Quelle ewiger Wahrheit, und die Hand Gottes hat ihre Reinheit durch alle Zeitalter bewahrt. Sie erleuchtet die weit zurückliegende Vergangenheit, in die menschliche Forschungen vergeblich einzudringen versuchen. Im Wort Gottes erkennen wir die Macht, die den Grund der Erde gelegt und die Himmel ausgebreitet hat. Nur hier finden wir eine Geschichte der Menschheit, die von menschlichem Vorurteil oder Stolz unberührt ist. Hierin finden wir Berichte von den Kämpfen, den Niederlagen und Siegen der größten Männer, die diese Welt jemals gekannt hat. Hier werden die großen Probleme von Pflicht und Bestimmung entfaltet. Der Schleier, der die sichtbare Welt von der unsichtbaren trennt, wird gelüftet, und wir erblicken den Kampf zwischen den gegensätzlichen Kräften von Gut und Böse vom Anbeginn der Sünde bis zum endgültigen Sieg der Gerechtigkeit und Wahrheit. Und in all dem offenbart sich das Wesen Gottes. Bei ehrfürchtiger Betrachtung der Wahrheiten, die in Gottes Wort dargestellt werden, kommt der Lernende in Zwiesprache mit dem Geist des Unendlichen. Ein solches Studium wird nicht nur den Charakter bilden und veredeln, sondern auch die geistigen Kräfte stärken und weiter entfalten.

Die Lehren der Bibel haben ganz wesentliche Auswirkungen auf das Wohlergehen der Menschen in allen Bereichen dieses Lebens. Die Bibel zeigt uns die Grundsätze, die das Fundament der Wohlfahrt eines Volkes sind - Grundsätze, die die Familie schützen und auf denen das Wohlergehen der Gesellschaft beruht. Ohne sie kann kein Mensch Nützliches leisten, glücklich sein, rechtschaffen leben oder auf das künftige, unvergängliche Leben hoffen. Es gibt keine Stellung im Leben und keinen Abschnitt menschlicher Erfahrung, für welche die Lehren der Bibel nicht eine wesentliche Vorbereitung wären. Würde man diese Lehren studieren und befolgen, würde das Wort Gottes der Welt mehr Menschen mit stärkerem und aktiverem Verstand schenken, als es eine noch so intensive Anwendung aller Themen der menschlichen Philosophie könnte. Es vermag Menschen Stärke und Festigkeit des Charakters, eine scharfe Auffassungsgabe und ein gesundes Urteilsvermögen zu verleihen. Diese Menschen wären eine Ehre für Gott und ein Segen für die Welt.

Das Buch Der Natur

Auch durch das Studium der Naturwissenschaften sollen wir eine Erkenntnis des Schöpfers erlangen, denn alle wahre Wissenschaft ist nur eine Deutung der Handschrift Gottes in der greifbaren Welt. Die Naturwissenschaft bringt aus ihrer Forschungsarbeit immer neue Beweise für Gottes Weisheit und Macht. Richtig verstanden macht sowohl das Buch der Natur als auch das geschriebene Wort mit Gott vertraut, indem sie uns die weisen und gütigen Gesetze, durch die er wirkt, verständlicher machen.

Die Schüler sollten dazu angeleitet werden, in allen Werken der Schöpfung Gott zu sehen. Die Lehrkräfte sollten sich den Meisterlehrer zum Vorbild nehmen: Aus den vertrauten Dingen der Natur nahm Jesus Gleichnisse, die seine Lehren vereinfachten und seinen Hörern tiefer in den Verstand einprägten. Die trillernden Vögel in den Zweigen, die Blumen im Tal, die hoch aufragenden Bäume, das fruchtbare Land, das sprießende Getreide, der unfruchtbare Boden, die untergehende Sonne, die den Himmel mit ihren Strahlen vergoldet - alles diente ihm als Lehrbehelf. Er verknüpfte die sichtbaren Werke des Schöpfers mit seinen Worten des Lebens. Die Gedanken seiner Zuhörer sollten sich dann jedes Mal jenen Wahrheiten zuwenden, die er damit in Verbindung brachte.

Der Stempel Gottes, der in seinem Wort offenkundig ist, zeigt sich auch an den hohen Bergen, den fruchtbaren Tälern, dem weiten, tiefen Meer. Die Dinge der Natur erzählen den Menschen von der Liebe des Schöpfers. Durch unzählige Zeichen am Himmel und auf der Erde hat er uns mit sich verbunden. Diese Welt ist keineswegs nur mit Leid und Elend erfüllt. "Gott ist Liebe" steht auf jeder sich öffnenden Knospe, auf jedem Blütenblatt und auf jedem Grashalm. Obwohl die Erde durch den Fluch der Sünde Dornen und Disteln hervorgebracht hat, haben die Disteln doch Blüten und die Dornen werden von den Rosen verborgen. Alle Dinge in der Natur zeugen von der gütigen, väterlichen Fürsorge unseres Gottes und von seinem Wunsch, seine Kinder glücklich zu machen. Seine Verbote und Anordnungen sind nicht dazu da, bloß seine Herrschaft unter Beweis zu stellen. Vielmehr hat er in allem, was er tut, das Wohlergehen seiner Kinder im Auge. Er verlangt von ihnen nicht, etwas aufzugeben, was zu ihrem Besten dienen könnte.

Die Ansicht, die in manchen gesellschaftlichen Gruppen vorherrscht, Religion sei der Gesundheit oder dem irdischen Lebensglück nicht förderlich, ist einer der schlimmsten Irrtümer. Die Heilige Schrift sagt: "Die Ehrfurcht vor dem Herrn schenkt Leben und Sicherheit." (Sprüche 19,23 NLB) "Wollt ihr ein glückliches Leben führen und gute Tage erleben? Dann hütet eure Zunge vor bösen Worten und verbreitet keine Lügen! Wendet euch ab vom Bösen und tut Gutes. Bemüht euch, mit anderen in Frieden zu leben." (Psalm 34,1315 NLB) Die Worte der Weisheit "schenken jedem, der ihren Sinn versteht, Leben und Gesundheit" (Sprüche 4,22 NLB).

Die Segnungen Der Wahren Religion

Die wahre Religion bringt Menschen in Übereinstimmung mit Gottes Gesetzen - körperlich, geistig und moralisch. Sie lehrt Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Mäßigkeit. Sie erhebt den Verstand, verfeinert den Geschmack und heiligt das Urteilsvermögen. Sie lässt den Menschen an der Reinheit des Himmels teilhaben. Der Glaube an die Liebe Gottes und an seine lenkende Vorsehung (vgl. Römer 8,28) nimmt die Last der Angst und Sorgen. Er macht das Herz fröhlich und zufrieden im großartigsten oder bescheidensten Los. Wahre Religion fördert im Allgemeinen die Gesundheit, verlängert das Leben und steigert unsere Freude an allen seinen Segnungen. Sie erschließt uns eine nie versiegende Quelle des Glücks. Wenn doch alle, die sich bisher noch nicht für Christus entschieden haben, einsehen würden, dass er ihnen weit Besseres zu bieten hat, als sie für sich selbst suchen! Wer im Gegensatz zum Willen Gottes denkt und handelt, schadet sich selbst am meisten und begeht großes Unrecht an sich. Es kann keine echte Freude geben auf Wegen, die der Herr verboten hat, der das Beste für uns kennt und auf das Wohl seiner Geschöpfe bedacht ist. Übertretung führt ins Elend, aber der Weisheit "Wege sind freundliche Wege, und alle ihre Pfade sind Frieden" (Sprüche 3,17 Elb.).

Der Nutzen Körperlicher Arbeit

Es lohnt sich, die körperliche wie die religiöse Ausbildung in den Schulen der Israeliten zu studieren. Der Wert einer solchen Erziehung wird heutzutage nicht geschätzt. Aber es besteht zwischen Körper und Geist eine enge Beziehung, und um einen hohen sittlichen und geistigen Stand zu erreichen, müssen die Gesetzmäßigkeiten, die unser körperliches Sein beherrschen, beachtet werden. Um einen starken, ausgeglichenen Charakter zu entwickeln, muss er sowohl seine geistigen als auch seine körperlichen Kräfte betätigen und entwickeln. Welches Studium kann für die Jugendlichen wichtiger sein als die Funktionsweise unseres Körpers und das Studium der Gesetzmäßigkeiten, durch die er gesund erhalten werden kann?

Wie zur Zeit Israels müssten heute alle Jugendlichen in den Pflichten des täglichen Lebens angeleitet werden. Jeder sollte irgendein Handwerk erlernen, mit dem er - wenn nötig - seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Dies ist nicht nur wichtig als Absicherung gegen die Unwägbarkeiten des Lebens, sondern dient auch der Förderung der körperlichen, geistigen und moralischen Entwicklung. Selbst wenn jemand genau weiß, dass er seinen Unterhalt nie durch Handarbeit zu verdienen braucht, sollte er zur Arbeit mit seinen eigenen Händen angeleitet werden. Ohne körperliche Betätigung kann niemand eine kräftige Statur und eine robuste Gesundheit bewahren. Und die Disziplin bei einer regelmäßigen Arbeit ist nicht weniger wichtig, um einen starken, aktiven Verstand und einen edlen Charakter zu erlangen.

Jeder Schüler sollte einen Teil des Tages der körperlichen Betätigung widmen. Auf diese Weise würden sich die Jugendlichen an Fleiß gewöhnen, an Selbstvertrauen gewinnen und vor vielen schlechten und erniedrigenden Praktiken bewahrt werden, die oft die Folge von Müßiggang sind. Das alles steht im Einklang mit dem vorrangigen Ziel der Erziehung, denn durch Arbeit, Fleiß und Reinheit stellen wir die Harmonie mit dem Schöpfer her.

Helft den Jugendlichen, die Absicht Gottes mit ihrer Erschaffung zu verstehen, nämlich ihn zu ehren und für ihre Mitmenschen segensreich zu wirken. Zeigt ihnen die zärtliche Liebe, die ihnen ihr himmlischer Vater erwiesen hat, die hohe Bestimmung, auf die sie in der Schule des Lebens vorbereitet werden sollen, und die Würde und Ehre der Gotteskindschaft, zu der sie berufen sind. So würden sich Tausende mit Verachtung und Abscheu von den niedrigen, selbstsüchtigen Zielen und leichtfertigen Vergnügungen abwenden, die sie bisher so gefesselt haben. Sie würden lernen, die Sünde zu hassen und zu meiden - nicht nur wegen der Aussicht auf Belohnung oder aus Angst vor Strafe, sondern weil sie sich der innewohnenden Niederträchtigkeit der Sünde bewusst sind, die zudem ihre von Gott verliehenen Kräfte schwächt und einen Makel für ihr gottähnliches Menschsein darstellt.

Gott wünscht nicht, dass die Jugendlichen weniger strebsam sind. Die Wesenszüge, die einen erfolgreichen, angesehenen Menschen ausmachen - das unbändige Verlangen nach Höherem, der unbezähmbare Wille, die Bereitschaft, sich anzustrengen, und unermüdliche Ausdauer -, sollen nicht unterdrückt werden. Mit der Hilfe Gottes sollten sie aber auf Ziele ausgerichtet werden, die weit höher sind als die eigensüchtigen irdischen Interessen - so wie der Himmel höher als die Erde ist.

Die Erziehung - Ein Prinzip Der Ewigkeit

Die Erziehung, die in diesem Leben begonnen hat, wird im künftigen fortgesetzt werden. Tag für Tag werden sich dann Gottes wunderbare Werke, die Beweise seiner Weisheit und Macht in der Erschaffung und Erhaltung des Universums und das unendliche Geheimnis seiner Liebe und Weisheit im Erlösungsplan dem Geist in neuer Schönheit auftun. "Was kein Auge jemals gesehen und kein Ohr gehört hat, worauf kein Mensch jemals gekommen ist, das hält Gott bereit für die, die ihn lieben." (1. Korinther 2,9 GNB) Doch wir können schon hier in diesem Leben flüchtige Blicke auf seine Gegenwart werfen und die Freude der Gemeinschaft mit dem Himmel schmecken. Aber die Fülle der Freude und Segnungen werden wir erst in der Zukunft erreichen. Nur die Ewigkeit kann die herrliche Bestimmung offenbaren, die der zum Bild Gottes wiederhergestellte Mensch erlangen kann.