Wie Alles Begann

Kapitel 59

Saul Wird Der Erste König

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1. Samuel 8 bis 12.

Israel wurde im Namen und durch die Autorität Gottes regiert. 32 Die Aufgabe von Mose, der 70 Ältesten, der Obersten und der Richter war es lediglich, den Gesetzen Geltung zu verschaffen, die Gott gegeben hatte. Sie besaßen keine Befugnis, Gesetze für das Volk zu erlassen. Das war und blieb die Bedingung für Israels Existenz als eine Nation unter Gott. In jedem Zeitalter sandte ihnen Gott erleuchtete Männer, um das Volk zu unterrichten und die Durchsetzung der Gesetze zu gewährleisten.

Das Volk Wünscht Einen König

Der Herr sah voraus, dass sich sein Volk einen König wünschen werde, aber er willigte in keine Änderung der Grundsätze ein, auf denen der Staat beruhte. Der König sollte der Statthalter des Höchsten sein. Als Oberhaupt der Nation sollte Gott anerkannt werden, und sein Gesetz sollte als das höchste Recht im Land gelten.

Als sie sich in Kanaan ansiedelten, bekannten sich die Israeliten zu den Grundsätzen der Theokratie (Gottesherrschaft), und unter Josuas Regentschaft gedieh die Nation. Aber die Zunahme der Bevölkerung und der Umgang mit anderen Völkern änderten das. Das Volk übernahm viele Gewohnheiten seiner heidnischen Nachbarn und büßte damit weitgehend seinen eigenen heiligen Charakter ein. Allmählich verloren die Israeliten die Ehrfurcht vor Gott und wussten ihre Ehre als sein auserwähltes Volk nicht mehr zu schätzen. Angezogen vom Prunk und Aufwand, den die heidnischen Fürsten betrieben, wurden sie ihrer Einfachheit überdrüssig. Zwischen den Stämmen keimten Eifersucht und Neid, und innere Streitigkeiten schwächten sie. Zudem waren sie ständig den Angriffen ihrer heidnischen Feinde ausgesetzt. Das Volk glaubte allmählich, dass sich die Stämme Israels unter einer starken Zentralregierung vereinigen müssten, um ihre Stellung unter den Völkern behaupten zu können. Als sie sich vom Gehorsam gegen Gottes Gesetz abwandten, wollten sie auch von der Herrschaft ihres göttlichen Souveräns frei werden. Auf diese Weise verbreitete sich in Israel weithin das Verlangen nach einer Monarchie.

Seit Josuas Zeit war die Regierung nie mit so viel Umsicht und Erfolg geführt worden wie unter Samuel. Er hatte von Gott ein dreifaches Amt erhalten: Als Richter, Prophet und Priester hatte er unermüdlich und selbstlos für das Wohl seines Volkes gewirkt. Unter seiner weisen Führung war die Nation gediehen. Die Ordnung war wiederhergestellt. Die Frömmigkeit im Volk wurde gefördert. Der Geist der Unzufriedenheit konnte eine Zeitlang in Grenzen gehalten werden.

Samuels Söhne Als Zusätzliche Richter

Mit zunehmendem Alter allerdings war der Prophet genötigt, die Regierungsgeschäfte mit anderen zu teilen. Er bestimmte seine beiden Söhne zu Assistenten. Während Samuel seine Amtspflichten weiterhin in Rama versah, wies er den beiden jungen Männern Beerscheba als Sitz zu. Von dort aus sollten sie unter dem Volk nahe der Südgrenze des Landes Recht sprechen.

Samuel hatte seine Söhne mit der uneingeschränkten Zustimmung des Volkes mit diesem Dienst betraut, aber sie erwiesen sich der väterlichen Wahl nicht würdig. Der Herr hatte durch Mose den Obersten seines Volkes genaue Anweisungen gegeben, wie sie Israel gewissenhaft richten, vor allem Witwen und Waisen gerecht behandeln und sich nicht bestechen lassen sollten (vgl.

5.Mose 16.18. 19). Aber Samuels Söhne "suchten sich zu bereichern. Sie ließen sich durch Bestechung in ihrem Urteil beeinflussen" (1. Samuel 8,3 GNB). Sie beachteten die Vorschriften nicht, die ihnen Samuel einzuprägen versucht hatte. Sie hatten sich das reine, selbstlose Leben ihres Vaters nicht zum Vorbild genommen. Die an Eli gerichtete Warnung hatte bei Samuel nicht die Wirkung erzielt, die sie haben sollte. Auch er war in gewisser Weise zu nachsichtig mit seinen Söhnen gewesen. Die Folgen zeigten sich jetzt in ihrem Charakter und Lebenswandel.

Die Ungerechtigkeit dieser Richter rief viel Unzufriedenheit hervor und bot einen Vorwand dafür, auf die Veränderung zu drängen, die sich viele insgeheim schon lange gewünscht hatten. Da kamen alle Ältesten Israels zusammen und gingen zu Samuel nach Rama. Sie sagten zu ihm: "Du bist alt geworden, und deine Söhne folgen nicht deinem Beispiel. Setze deshalb einen König über uns ein, der bei uns für Recht sorgt, wie es bei allen Völkern üblich ist!" (1. Samuel 8,4.5 GNB) Die Fälle von Rechtsbruch waren Samuel nie mitgeteilt worden. Wäre ihm das üble Verhalten seiner Söhne bekannt gewesen, hätte er sie sofort abgesetzt. Aber das war nicht die Absicht der Bittsteller. Samuel erkannte, dass ihre wahren Beweggründe Unzufriedenheit und Stolz waren und ihr Begehren einer wohlüberlegten, entschlossenen Absicht entsprang. Sie erhoben keinerlei Klage gegen ihn selbst. Alle erkannten die Rechtschaffenheit und Weisheit seiner klugen Verwaltung an. Doch der alternde Prophet betrachtete ihre Forderung als Kritik an seiner Person und als einen Versuch, ihn beiseitezuschieben. Er ließ sich jedoch seine Gefühle nicht anmerken und machte ihnen auch keine Vorwürfe. Er trug die Angelegenheit dem Herrn im Gebet vor und erbat sich Rat von ihm allein.

Israel Verwirft Den Herrn Als König

Der Herr sagte zu Samuel: "Erfülle ihnen nur ihren Wunsch! Nicht dich lehnen sie ab, sondern mich. Ich soll nicht länger ihr König sein! Seit ich sie aus Ägypten herausgeführt habe, sind sie mir immer wieder untreu geworden und haben sich anderen Göttern zugewandt. Das ist bis heute so geblieben. Jetzt ergeht es dir ebenso." (1. Samuel 8,7.8 GNB) Das war eine Zurechtweisung des Propheten, weil er das Verhalten des Volkes als persönliche Kränkung empfunden hatte. Es hatte jedoch nicht ihm gegenüber mangelnden Respekt gezeigt, sondern gegenüber Gott, der die Herrscher über sein Volk eingesetzt hatte. Wer einen treuen Diener Gottes ablehnt, verachtet nicht nur ihn, sondern den Herrn, der ihn gesandt hat. Es sind die Worte Gottes, seine Zurechtweisungen und Ratschläge, die beiseitegesetzt werden. Seine Autorität wird damit verworfen.

Die Zeiten ihres größten Wohlstands hatten die Israeliten erlebt, als sie Jahwe als ihren König anerkannten - als Gottes Gesetze und die von ihm eingerichtete Regierungsform höher geachtet wurden als die aller anderen Völker. Mose hatte ihnen bezüglich der Gesetze des Herrn erklärt: "Beachtet sie also und handelt danach! Dann werdet ihr unter den Völkern für eure Weisheit berühmt werden. Denn wenn die anderen Völker hören, nach was für Geboten ihr lebt, werden sie voll Achtung auf euch blicken und sagen: "Wie klug und einsichtig ist doch dieses große Volk!" (5. Mose 4,6 GNB) Aber indem die Israeliten von Gottes Gesetz abwichen, versagten sie darin, zu dem Volk zu werden, das Gott aus ihnen machen wollte. Und dann schrieben sie die üblen Folgen ihrer eigenen Sünden und Dummheiten der Herrschaft Gottes zu. So verblendet waren sie durch die Sünden geworden.

Der Herr hatte durch seinen Propheten Mose zuvor gesagt, dass Israel einmal von einem König regiert werden würde (vgl. 5. Mose 17,14). Aber daraus folgt nicht, dass diese Regierungsform die beste für sie war oder dem Willen Gottes entsprach. Weil sich das Volk aber nicht von seinem Rat leiten lassen wollte, erlaubte ihm Gott, der eigenen Entscheidung zu folgen. "Voller Zorn habe ich euch einen König gegeben", ließ der Herr später durch Hosea verkündigen (Hosea 13,11a Hfa).

Wenn Menschen ihre eigenen Wege gehen wollen, entgegen Gottes offenbartem Willen oder ohne seinen Rat zu suchen, gewährt ihnen Gott oft ihren Wunsch, damit sie aus den bitteren Erfahrungen, die daraus folgen, ihre Torheit erkennen und ihre Sünde bereuen. Hochmut und menschliche Klugheit erweisen sich oft als gefährliche Führer. Was das Herz gegen den Willen Gottes begehrt, wird sich zuletzt als Fluch statt als Segen erweisen.

Gott wünschte, dass sein Volk in ihm allein den Gesetzgeber und die Quelle der Kraft sehen sollte. Im Bewusstsein seiner Abhängigkeit von Gott würde es sich ständig näher zu ihm hingezogen fühlen. Es würde erhoben und geadelt werden, tauglich für die hohe Bestimmung, zu der Gott es als sein auserwähltes Volk berufen hatte. Sobald aber ein Mensch auf dem Thron säße, würde dies die Gedanken der Israeliten eher von Gott abwenden. Sie würden mehr auf menschliche Stärke als auf Gottes Macht bauen. Und durch die Fehler ihres Königs würden sie zur Sünde verleitet werden und sich als Nation von Gott trennen.

Das Volk Wird Vor Den Folgen Gewarnt

Samuel erhielt die Anweisung, ihrer Bitte zu entsprechen, aber die Missbilligung Gottes bekanntzumachen und ihnen die Folgen ihres Verlangens darzulegen. "Samuel sagte alle Worte des Herrn dem Volk, das von ihm einen König forderte." (1. Samuel 8,10) Er erklärte ihnen genau, welche Lasten ihnen auferlegt würden, und zeigte ihnen den Gegensatz auf zwischen solch einem Zustand der Unterdrückung und ihrer gegenwärtigen, relativ freien und wohlhabenden Lage. Ihr König würde den Prunk und Luxus anderer Monarchen nachahmen, was zum Unterhalt schmerzliche Forderungen an sie persönlich und ihren Besitz zur Folge hätte. Die stattlichsten jungen Männer würde er für seinen Dienst verlangen. Er würde sie zu Wagenlenkern, Reitern und Läufern machen, sie müssten die Reihen seines Heeres füllen, seine Felder bestellen, seine Ernte einbringen und Kriegsgeräte zu seiner Verfügung herstellen. Israels Töchter würden im königlichen Haushalt als Salbenmischerinnen, Köchinnen und Bäckerinnen gebraucht. Zur Bestreitung seines Hofstaates würde er ihre besten Ländereien beschlagnahmen, die ihnen Jahwe selbst verliehen hatte. Auch ihre tüchtigsten Knechte und ihr Vieh würde er ihnen wegnehmen und in seinen Dienst stellen. Außerdem würde er einen Zehnten all ihres Einkommens, ihrer Arbeitserzeugnisse oder Bodenfrüchte einfordern. "Ihr werdet seine Knechte sein", schloss der Prophet, aber "wenn dieser Tag kommt, werdet ihr um Hilfe schreien wegen eures Königs ... aber der Herr wird euch dann nicht erhören." (1. Samuel 8,16-18 NLB) Wie belastend sie die Forderungen des Königs dann auch empfinden würden, war die Monarchie erst einmal errichtet, könnten sie sie nicht nach Belieben wieder abschaffen.

Aber das Volk gab wieder zur Antwort: "Nein, wir wollen einen König! Es soll bei uns genauso sein wie bei den anderen Völkern! Ein König soll uns Recht sprechen und uns im Krieg anführen!" (1. Samuel 8,19.20 GNB)

"Wie bei den anderen Völkern." Die Israeliten begriffen nicht, welch ein außergewöhnlicher Segen und Vorzug es war, in dieser Hinsicht nicht so zu sein wie andere Nationen. Gott hatte die Israeliten von allen anderen Völkern abgesondert, um sie zu seinem besonderen Eigentum zu machen. Aber sie verwarfen diese hohe Ehre und forderten ungeduldig, das Vorbild der Heiden nachahmen zu dürfen. Dieses Bestreben, sich weltlichen Gepflogenheiten und Gewohnheiten anzupassen, besteht auch heute noch unter den Gläubigen, die sich als Volk Gottes bekennen. Wenn sie dem Herrn den Rücken zukehren, sind sie erpicht darauf, den Gewinn und die Ehre der Welt zu erlangen. Christen versuchen dauernd, die Lebensweise derer nachzuahmen, die den Gott dieser Welt anbeten. Viele betonen dann, sie könnten auf Ungläubige einen viel stärkeren Einfluss ausüben, wenn sie mit ihnen mehr Gemeinschaft pflegen und sich ihren Gebräuchen anpassen würden. Doch wer solche Wege geht, trennt sich damit von der Quelle seiner Kraft. "Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein." (Jakobus 4,4). Um weltlicher Anerkennung willen opfert er die unbeschreibliche Ehre, zu der Gott ihn berufen hat, nämlich den Charakter dessen bekanntzumachen, der ihn "aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat" (1. Petrus 2,9b Elb.).

Die Gründe Für Die Ablehnung Samuels

Tieftraurig hörte Samuel den Worten des Volkes zu. Aber der Herr sagte zu ihm: "Gib ihrer Forderung nach und setze einen König über sie ein!" (1. Samuel 8,22 GNB) Der Prophet hatte seine Pflicht erfüllt. Gewissenhaft hatte er die Warnung verkündet, aber sie war zurückgewiesen worden. Schweren Herzens entließ er das Volk und brach auf, um die grundlegende Änderung der Regierungsform vorzubereiten.

Samuels Leben in Reinheit und selbstloser Treue war ein dauernder Vorwurf für selbstsüchtige Priester und Älteste und für die stolze, auf Äußerlichkeiten bedachte Gemeinde Israels. Auch ohne Prunk und Aufwand trug seine Arbeit das Siegel des Himmels. Ihn ehrte der Erlöser der Welt, unter dessen Leitung er die israelitische Nation regierte. Aber das Volk war der Frömmigkeit und Treue Samuels überdrüssig geworden. Es verachtete seine demütige Haltung und lehnte ihn ab. Es verlangte nach einem Mann, der es als König regieren sollte.

Samuels Charakter -- Ein Abbild Von Jesus

Im Charakter Samuels spiegelt sich das Bild von Jesus wider. Es war die Reinheit des Lebens des Erlösers, die den Zorn Satans erregte. Dieses Leben war das Licht der Welt, das die im Herzen der Menschen verborgene Bosheit aufdeckte. Seine Heiligkeit löste bei den Pharisäern, die sich unaufrichtig zu ihrer angeblichen Frömmigkeit bekannten, die heftigsten Angriffe gegen ihn aus. Christus trat nicht mit dem Reichtum und den Würden dieser Erde auf, aber seine Werke zeigten, dass er größere Macht besaß als irgendein menschlicher Herrscher. Die Juden erwarteten einen Messias, der das Joch ihrer Unterdrücker zerbrechen sollte, und doch hegten sie die Sünden, die das Joch auf ihrem Nacken verursacht hatten. Hätte Christus ihre Schuld bemäntelt und ihre Frömmigkeit gelobt, hätten sie ihn als ihren König angenommen. Aber sie konnten es nicht ertragen, dass er ihre Laster furchtlos rügte. Sie verachteten die Schönheit eines Charakters, in dem vor allem Güte, Reinheit und Heiligkeit regierten und der keinen Hass hegte - außer gegenüber der Sünde.

So ist es zu allen Zeiten gewesen. Das Licht vom Himmel verurteilt jeden, der nicht darin wandeln will. Das Vorbild derer, die die Sünde verabscheuen, empfinden Heuchler als Vorwurf und werden dann zu Werkzeugen Satans, um die treuen Gläubigen zu unterdrücken und zu verfolgen. "Jeder, der an Christus Jesus glaubt und ein Leben zur Ehre Gottes führen will, wird Verfolgung erleben", erklärte Paulus (2. Timotheus 3,12 NLB).

Die Erwählung Sauls Als König

Obwohl eine monarchische Regierungsform für Israel prophetisch vorhergesagt war, hatte sich Gott das Recht vorbehalten, den König zu bestimmen. Die Israeliten erkannten Gottes Herrschaftsanspruch noch insoweit an, als sie ihm die Wahl allein überließen. Sie fiel auf Saul, einen Sohn des Kisch, aus dem Stamm Benjamin.

Die äußere Erscheinung des künftigen Monarchen war derart, dass sie den Stolz befriedigen konnte, der nach einem König rief. "Es war niemand unter den Israeliten so schön wie er." (1. Samuel 9,2) Er war von edler Gestalt, würdevoll, gut aussehend und hochgewachsen und stand in der Blüte seines Lebens. Er schien ein geborener Herrscher zu sein. Doch trotz aller äußerlicher Anziehungskraft mangelte es Saul an jenen höheren Werten, die die wahre Weisheit ausmachen. Er hatte in jungen Jahren nicht gelernt, seine unbesonnenen, heftigen Leidenschaften zu beherrschen. Er hatte die erneuernde Kraft der göttlichen Gnade nie erfahren.

Saul war der Sohn eines mächtigen und wohlhabenden Stammesfürsten, doch verrichtete er - den einfachen Verhältnissen jener Zeit entsprechend - mit seinem Vater die bescheidenen Pflichten eines Bauern. Als sich eines Tages einige von ihren Tieren im Bergland verirrt hatten, begab sich Saul mit einem Knecht auf die Suche. Drei Tage lang suchten sie vergeblich nach ihnen. Als sie in die Nähe von Rama, Samuels Wohnort, kamen, schlug der Knecht vor, den Propheten nach dem vermissten Eigentum zu fragen. "Ich habe noch einen Viertel Silberschekel", sagte er, "das will ich dem Mann Gottes geben, damit er uns den Weg sagt." (1. Samuel 9,8 NLB) Das entsprach der Sitte der Zeit: Wenn man eine im Rang oder Amt höhere Person ansprach, überreichte man ihr als Ausdruck der Hochachtung ein kleines Geschenk.

Als sie sich der Stadt näherten, begegneten ihnen einige junge Mädchen, die unterwegs waren, um Wasser zu schöpfen. Sie fragten diese nach dem Propheten. Sie erwiderten, es werde gleich ein Gottesdienst stattfinden, und er sei schon angekommen. Auf der Anhöhe werde ein Opfer dargebracht, und danach finde ein Fest statt.

Unter Samuels Amtsführung hatte sich einiges grundlegend verändert. Als Gott Samuel zum Dienst berief, war der Heiligtumsdienst bei den Priestern verpönt. "Sie verachteten das Opfer des Herrn." (1. Samuel 2,17) Aber jetzt wurde die Anbetung Gottes im ganzen Land hochgehalten, und das Volk nahm regen Anteil an den religiösen Diensten. Da es damals keinen Opferdienst am Heiligtum mehr gab, wurden die Opfer anderswo dargebracht. Die Städte der Priester und Leviten, wo das Volk zur Belehrung zusammenkam, wurden für diesen Zweck ausgesucht. Gewöhnlich wählte man die höchsten Erhebungen der Gegend als Opferstätte aus. Daher nannte man sie "Höhen" (1. Samuel 9,12b).

Saul Wird Zum König Gesalbt

Am Stadttor wurde Saul vom Propheten selbst begrüßt. Gott hatte Samuel offenbart, dass sich der erwählte König Israels um diese Zeit bei ihm einfinden werde. Als sie sich nun Auge in Auge gegenüberstanden, sprach der Herr zu Samuel: "Das ist der Mann, den ich dir angekündigt habe! Er wird über mein Volk herrschen."

Auf Sauls Bitte: "Kannst du mir bitte sagen, wo ich das Haus des Sehers finde?", erwiderte Samuel: "Ich bin der Seher." Er versicherte ihm, dass die verlorenen Tiere gefunden seien, und drängte ihn, zu bleiben und am Fest teilzunehmen. Gleichzeitig deutete er ihm seine bevorstehende hohe Bestimmung an: "Und wem gehört alles Wertvolle in Israel? Gehört es nicht dir und deiner ganzen Familie?" Diese Worte des Propheten berührten Sauls Herz. Er ahnte etwas von ihrer Bedeutung, denn die Forderung nach einem König fesselte das Interesse der ganzen Nation. Doch in bescheidener Selbsteinschätzung erwiderte Saul: "Aber ich stamme doch nur aus Benjamin, dem kleinsten Stamm in Israel, und meine Familie ist die unbedeutendste von allen Familien dieses Stammes! Warum sagst du so etwas zu mir?" (1. Samuel 9,17-21 NLB)

Samuel führte den Fremden zu dem Platz, wo die wichtigsten Männer der Stadt versammelt waren. Auf seine Anordnung hin räumte man Saul den Ehrenplatz ein und setzte ihm beim Festmahl das erlesenste Stück vor. Nach dem Gottesdienst nahm Samuel seinen Gast mit nach Hause. Dort unterhielt er sich lange mit ihm auf der Dachterrasse. Er erklärte ihm die wichtigsten Grundsätze, auf denen Israels Regierung beruhe, und versuchte ihn in gewissem Maß auf seine hohe Stellung vorzubereiten.

Als Saul am anderen Morgen in der Frühe aufbrach, begleitete ihn der Prophet. Nachdem sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, gebot Samuel dem Diener vorauszugehen, Saul aber bat er stillzustehen und eine Botschaft von Gott zu empfangen. "Dann nahm Samuel ein Fläschchen Öl und goss es über Sauls Kopf aus. Er küsste ihn und sagte: ›Ich tue das, weil der Herr dich zum Anführer seines Volkes Israel gesalbt hat.‹" (1. Samuel 10,1 NLB) Zum Beweis, dass dies aus göttlicher Vollmacht geschah, sagte er ihm voraus, was sich auf dem Heimweg ereignen werde. Er gab Saul die Zusicherung, dass ihn der Geist Gottes für das zu erwartende Amt befähigen werde. "Der Geist des Herrn wird über dich kommen", sagte der Prophet, "da wirst du umgewandelt und ein anderer Mensch werden. Wenn bei dir nun diese Zeichen eintreffen, so tue, was dir vor die Hände kommt; denn Gott ist mit dir." (1. Samuel 10,6.7)

Als Saul seines Weges zog, traf alles so ein, wie der Prophet es gesagt hatte. Im Grenzgebiet von Benjamin bekam er die Nachricht, dass die verlorenen Tiere gefunden wurden. Dann traf er in der Ebene von Tabor drei Männer, die zur Anbetung Gottes nach Bethel unterwegs waren. Einer von ihnen trug drei Böcklein, der zweite trug drei Laibe Brot und der dritte einen Krug mit Wein für das Opferfest. Sie entboten Saul den üblichen Gruß und schenkten ihm zwei von den drei Broten. Bei Gibea, seiner Heimatstadt, kehrte eine Schar von Propheten von der Anhöhe zurück und sang Loblieder mit Begleitung von Flöte und Harfe, Psalter und Pauke. Als sich Saul ihr näherte, kam der Geist des Herrn auch über ihn. Er stimmte in ihren Lobgesang ein und weissagte wie sie. Er redete so gewandt und voller Weisheit und gab sich dem Dienst so inbrünstig hin, dass jene, die ihn kannten, erstaunt ausriefen: "Was ist mit dem Sohn des Kisch geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?" (1. Samuel 10,11)

Während Saul gemeinsam mit den Propheten anbetete, ging durch die Wirkung des Heiligen Geistes eine große Veränderung in ihm vor. Das Licht göttlicher Reinheit und Heiligkeit strahlte in die Dunkelheit des von Natur sündigen Herzens. Er sah sich so, wie er vor Gott dastand. Er erkannte die Schönheit der Heiligkeit. Nun war er dazu berufen, den Kampf gegen die Sünde und Satan zu führen. Er wurde sich bewusst, dass in dieser Auseinandersetzung seine Stärke nur von Gott kommen konnte. Ihm wurde ein Verständnis des Erlösungsplanes gegeben, der ihm zuvor unklar und ungewiss erschienen war. Der Herr gab ihm Mut und Weisheit für sein hohes Amt. Er offenbarte ihm die Quelle der Kraft und Gnade und schenkte ihm Erleuchtung über die göttlichen Forderungen und seine eigenen Pflichten.

Sauls Öffentliche Einsetzung

Bis dahin wusste das Volk noch nichts von Sauls Salbung zum König. Gottes Wahl sollte öffentlich durch das Los bekannt werden. Dazu berief Samuel das Volk nach Mizpa. Mit einem Gebet um Gottes Leitung begann die Versammlung, dann erfolgte die feierliche Zeremonie des Loswerfens. Schweigend wartete die Menge auf das Ergebnis. Nacheinander wurden der Stamm, das Geschlecht und die Familie bezeichnet, und dann traf das Los Saul, den Sohn des Kisch, als den Erwählten. Aber Saul war nicht anwesend. Angesichts der großen Verantwortung, die er künftig tragen sollte, hatte er sich unauffällig zurückgezogen. Man führte ihn zurück in die Versammlung, die mit Stolz und Genugtuung seine königliche Haltung und die edle Gestalt bemerkte, denn er "war einen Kopf größer als alle". Sogar Samuel rief aus, als er ihn vorstellte: "Hier ist der Mann, den der Herr ausgewählt hat! Seht ihn euch an! Keiner im ganzen Volk ist wie er." Die riesige Volksmenge antwortete mit einem langen, lauten Jubelruf: "Es lebe der König!" (1. Samuel 10,23.24 GNB)

Dann machte Samuel "dem Volk die Rechte des Königs bekannt" (1. Samuel 10,25a GNB), die Grundsätze, auf denen die monarchische Regierung beruhte und von denen sie getragen werden sollte. Der König war kein absoluter Herrscher, sondern sollte seine Macht in Unterordnung unter den Willen des Allerhöchsten ausüben. Seine Ansprache hielt Samuel in einem Buch fest, in dem die Vorrechte des Fürsten und die Rechte des Volkes aufgezeichnet waren. Obwohl sich die Menschen vom treuen Propheten nicht hatte warnen lassen und er gezwungen war, ihren Wünschen nachzugeben, bemühte er sich dennoch, ihre Freiheit soweit wie möglich zu schützen.

Die Opposition Gegen Saul

Während das Volk im Allgemeinen bereit war, Saul als König anzuerkennen, gab es auch eine große Oppositionspartei. Ein König aus Benjamin, dem kleinsten Stamm Israels, unter Missachtung der größten und mächtigsten Stämme Juda und Ephraim, war eine Beleidigung, die sie nicht dulden konnten. Sie lehnten es ab, Saul ihre Treue zu bekunden oder ihm die üblichen Geschenke zu überreichen. Diejenigen, die vorher am heftigsten auf einen König gedrängt hatten, weigerten sich nun, den Mann der Wahl Gottes in Dankbarkeit anzuerkennen. Die Mitglieder jeder Gruppe hatten einen Favoriten, den sie auf dem Thron sehen wollten, und mancher der Stammesobersten hatte diese Ehre für sich selbst erstrebt. In vielen entbrannten Neid und Eifersucht. Die Bemühungen, die aus Stolz und Ehrgeiz geboren waren, hatten nun zu Enttäuschung und Unzufriedenheit geführt.

Unter diesen Umständen sah sich Saul nicht in der Lage, die Königswürde anzunehmen. Er überließ es Samuel, die Regierung wie bisher zu führen, und kehrte nach Gibea zurück. Eine Schar, die in seiner Erwählung die Hand Gottes sah und entschlossen war, ihn zu unterstützen, gab ihm das Ehrengeleit. Aber Saul machte keinen Versuch, sein Recht auf den Thron mit Gewalt durchzusetzen. Still ging er daheim im Bergland des Stammes Benjamin den Pflichten eines Landwirts nach und überließ die Errichtung seines Königtums völlig Gott.

Die Bedrohung Von Jabesch Durch Die Ammoniter

Bald nach Sauls Berufung fielen die Ammoniter unter ihrem König Nahasch in das Gebiet der Stämme östlich des Jordan ein und bedrohten die Stadt Jabesch in Gilead. Die Bewohner versuchten Frieden zu erlangen, indem sie den Ammonitern anboten, ihnen tributpflichtig zu werden. Aber der grausame König wollte nur unter der Bedingung darauf eingehen, dass er ihnen allen das rechte Auge ausstechen dürfe, damit sie ein dauerndes Zeichen seiner Macht an sich trügen.

Die Einwohner der belagerten Stadt baten um einen Aufschub von sieben Tagen. In der Meinung, den erwarteten Triumph noch zu vergrößern, stimmten die Ammoniter zu. Sofort wurden Boten von Jabesch ausgesandt, um Hilfe bei den Stämmen westlich des Jordan zu erbitten. Diese trugen die Nachricht nach Gibea, wo sie überall Schrecken verbreitete. Als Saul abends "mit seinen Rindern von der Feldarbeit heim" kam, hörte er ein lautes Wehklagen, das von einem großen Unglück kündete. Er fragte: "Warum weinen sie alle?" Als man ihm die schmachvolle Geschichte wiederholte, erwachten alle schlummernden Kräfte in ihm. "Als Saul das hörte, nahm der Geist Gottes von ihm Besitz ... Er nahm zwei von den Rindern, zerhackte sie und sandte die Stücke in alle Gegenden Israels. Die Überbringer sollten überall ausrufen: "Wer nicht mit Saul und Samuel in den Kampf zieht, dessen Rindern wird es ebenso ergehen!" (1. Samuel 11,5-7 GNB)

Darauf versammelten sich in der Ebene Besek 330 000 Männer unter Sauls Befehl. Dann sandte man Boten zur belagerten Stadt mit dem Versprechen, dass sie am nächsten Morgen Hilfe erwarten könnten - genau an dem Tag, an dem sie sich den Ammonitern unterwerfen sollten. In einem nächtlichen Eilmarsch überschritten Saul und sein Heer den Jordan und erreichten Jabesch "vor Anbruch der Morgendämmerung". Wie einst Gideon teilte er seine Streitmacht in drei Abteilungen und überfiel das Lager der Ammoniter zu sehr früher Stunde, als diese keine Gefahr vermuteten und auch nicht im Geringsten gewappnet waren. Bei der nun folgenden Panik wurden sie unter großen Verlusten in die Flucht geschlagen. "Die wenigen, die entkamen, wurden in alle Winde zerstreut." (1. Samuel 11,11 GNB)

Die Entschlossenheit und Tapferkeit Sauls und auch seine Feldherrenkunst, die er bei der erfolgreichen Führung einer solch großen Streitmacht gezeigt hatte, waren Eigenschaften, die man in Israel von einem König erwartete, um mit anderen Nationen fertig werden zu können. Nun begrüßten sie ihn als König und schrieben die Ehre des Sieges menschlichen Fähigkeiten zu. Darüber vergaßen sie, dass all ihre Anstrengungen ohne den besonderen Segen Gottes vergeblich gewesen wären.

In ihrer Begeisterung hatten einige vor, all diejenigen zu töten, die Sauls Herrschaft anfangs nicht anerkennen wollten. Aber der König erhob Einspruch: "Am heutigen Tag soll niemand getötet werden! Denn heute hat der Herr sein Volk Israel gerettet." (1. Samuel 11,13 GNB) Hier bewies Saul den Wandel, der in seinem Wesen vor sich gegangen war. Anstatt den Ruhm für sich zu beanspruchen, gab er Gott die Ehre. Statt ein Verlangen nach Rache zu zeigen, erwies er Mitgefühl und Vergebungsbereitschaft. Eine solche Haltung beweist unmissverständlich, dass Gottes Gnade im Herzen wohnt.

Samuels Abschiedsbotschaft

Samuel machte nun den Vorschlag, eine Volksversammlung nach Gilgal einzuberufen, um Sauls Königtum öffentlich zu bestätigen. So geschah es; und sie "schlachteten Opfertiere, und Saul feierte mit allen Männern Israels ein großes Fest." (1. Samuel 11,15 GNB).

Gilgal war das erste Lager Israels im verheißenen Land gewesen. Hier hatte Josua auf göttliche Anweisung zur Erinnerung an den wunderbaren Übergang über den Jordan die zwölf Steine aufgerichtet. Hier war die Beschneidung erneuert worden, und hier hatten sie nach dem Abfall bei Kade- sch und am Ende der Wüstenwanderung das erste Passafest gefeiert. Hier hatte das Manna zu fallen aufgehört. Hier hatte sich der Fürst über das Heer des Herrn als oberster Feldherr der Heere Israels offenbart. Von hier aus waren sie aufgebrochen, um Jericho zu bezwingen und Ai zu erobern. Hier hatte Achan die Strafe für seine Sünde erhalten. Hier war der Vertrag mit den Gi- beonitern geschlossen worden, wobei Israel leichtfertig versäumt hatte, Gott um Rat zu fragen. In dieser Ebene, die mit so vielen bewegenden Erinnerungen verknüpft war, stand Samuel mit Saul. Als die Begrüßungsrufe für den König verklungen waren, richtete der greise Prophet als abtretender Führer des Volkes ergreifende Abschiedsworte an die Zuhörer.

"Ich habe eure Bitte erfüllt", sagte er, "und euch einen König gegeben. Hier steht er vor euch; er ist von jetzt an euer Anführer. Ich selbst bin schon alt ... Von meiner Jugend an bis heute habe ich euch geführt. Ich stelle mich jetzt eurem Urteil. Erhebt vor dem Herrn und seinem gesalbten König Anklage gegen mich, wenn ich irgendein Unrecht begangen habe. Wem habe ich ein Rind oder einen Esel weggenommen? Wen habe ich erpresst, wen unterdrückt? Von wem habe ich mich durch Bestechung dazu bringen lassen, als Richter ein Auge zuzudrücken? Ich bin bereit, für alles Wiedergutmachung zu leisten." Einstimmig antworteten sie: "Du hast keinen von uns unterdrückt oder erpresst und von niemand etwas angenommen." (1. Samuel 12,1-4 GNB)

Samuel suchte nicht bloß sein eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Er hatte ihnen bereits früher die Grundsätze dargelegt, die den König und das Volk leiten sollten, und nun wollte er seinen Worten das Gewicht des eigenen Beispiels hinzufügen. Von Kind auf war er mit dem Werk Gottes verbunden gewesen, und während seines langen Lebens hatte ihm nur ein Ziel vor Augen gestanden: die Ehre Gottes und das Beste für Israel.

Ehe die Israeliten aber auf Wohlergehen hoffen konnten, mussten sie zur Reue vor Gott geführt werden. Infolge ihrer Sünden hatten sie ihren Glauben an Gott und an die Erkenntnis seiner Macht und Weisheit, das Volk zu regieren, verloren. Sie hatten das Vertrauen in seine Fähigkeit eingebüßt, seine Sache zu verteidigen. Ehe sie echten Frieden finden konnten, mussten sie dahin geführt werden, die Sünde, derer sie sich schuldig gemacht hatten, einzusehen und zu bekennen. Sie hatten erklärt, der Zweck ihres Verlangens nach einem König sei, "ein König soll uns Recht sprechen und uns im Krieg anführen!" (1. Samuel 8,20 GNB) Samuel erzählte ihnen noch einmal Israels Geschichte von dem Tag an, als Gott sie aus Ägypten führte. Jahwe, der König der Könige, war vor ihnen hergezogen und hatte ihre Kämpfe ausgefoch- ten. Oft waren sie um ihrer Sünden willen in die Gewalt der Feinde geraten, aber sobald sie sich von ihren bösen Wegen abwandten, erweckte ihnen Gott in seiner Barmherzigkeit einen Befreier. Der Herr sandte Gideon und Barak, "Jiftach und schließlich mich selbst und half euch gegen alle Feinde rings um euch her, sodass ihr in Frieden und Sicherheit in eurem Land leben konntet." Aber als Gefahr drohte, erklärten sie: "›Nein, ein König soll uns regieren!‹, obwohl", sagte der Prophet, "doch der Herr, euer Gott, euer König ist." (1. Samuel 12,11.12 GNB)

"›Darum tretet her‹, fuhr Samuel fort, ›und gebt Acht, was für ein großes Wunder der Herr jetzt vor euren Augen tun wird! Es ist gerade Weizenernte, und ihr wisst, dass zu dieser Zeit niemals Regen fällt. Ich aber werde zum Herrn rufen und ihn bitten, dass er ein Gewitter schickt. Dann werdet ihr einsehen, was für ein großes Unrecht gegen den Herrn ihr begangen habt, als ihr einen König verlangtet.‹ Samuel rief zum Herrn, und der Herr ließ es donnern und regnen." (1. Samuel 12,16-18 GNB) Zur Zeit der Weizenernte, im Mai und Juni, fiel im Nahen Osten kein Regen. Der Himmel war wolkenlos, die Luft klar und mild. Ein solch heftiges Unwetter in dieser Jahreszeit erfüllte alle mit Angst. Nun bekannte das Volk in Demut jene Sünde, derer es sich schuldig gemacht hatte: "Bitte den Herrn, deinen Gott, für uns, dass wir nicht sterben müssen! Wir sind sündige Menschen, und nun haben wir auch noch die Untat begangen, einen König zu verlangen." (1. Samuel 12,19 GNB)

Samuel ließ das Volk aber nicht entmutigt zurück, denn damit wären alle Bemühungen um ein besseres Leben zunichte gewesen. Satan hätte sie so weit gebracht, Gott als streng und unversöhnlich anzusehen, und sie damit mannigfachen Versuchungen ausgesetzt. Gott ist gnädig und vergebungsbereit und möchte seinem Volk stets seine Gunst erweisen, wenn es ihm gehorchen will. "Habt keine Angst!", lautete Gottes Botschaft durch seinen Diener. "Ihr habt zwar all dieses Unrecht getan, aber haltet von jetzt an treu zum Herrn und gehorcht ihm von ganzem Herzen. Lauft nur nicht den ohnmächtigen Götzen nach! Sie können euch nicht helfen und euch nicht retten, weil sie nichts sind. Der Herr ... wird euch nicht verstoßen." (1. Samuel 12,20.21 GNB)

Mit keinem Wort erwähnte Samuel die geringschätzige Behandlung, die er selbst erfahren hatte. Er äußerte auch keinen Vorwurf über die Undankbarkeit, mit der das Volk Israel seine lebenslange Hingabe vergolten hatte. Vielmehr sicherte er ihnen seine unaufhörliche Anteilnahme zu: "Auch ich werde weiter wie bisher mit meinen Gebeten beim Herrn für euch eintreten und euch den guten und geraden Weg weisen. Ich würde ja Schuld auf mich laden, wenn ich damit aufhörte. Aber ihr müsst den Herrn ehren und ihm in Treue und von ganzem Herzen gehorchen. Denkt doch daran, was für gewaltige Dinge er für euch getan hat! Wenn ihr trotz alledem weiter Unrecht tut, werdet ihr samt eurem König weggefegt werden." (1. Samuel 12,23-25 GNB).