Wie Alles Begann

Kapitel 71

Davids Ehebruch Und Mord

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2. Samuel 11,1 bis 12,25 und Psalm 51.

Die Bibel lobt Menschen relativ selten. Selbst bei den vortrefflichsten Männern, die je gelebt haben, wird der Aufzählung ihrer Tugenden nur wenig Raum gegeben. Dieses Schweigen ist kein Zufall sondern hat einen bestimmten Grund. Alle guten Eigenschaften, die ein Mensch besitzt, sind Gaben Gottes. Seine guten Taten werden durch die Gnade Gottes in Christus vollbracht. Da die Menschen alles Gott verdanken, gebührt ihm allein die Ehre für all das, was sie sind oder tun. Sie sind nur Werkzeuge in seiner Hand. Darüber hinaus lehrt die biblische Geschichte, dass es gefährlich ist, Menschen zu rühmen oder zu erheben. Denn wenn jemand seine völlige Abhängigkeit von Gott aus den Augen verliert und auf seine eigene Stärke vertraut, kommt er unweigerlich zu Fall. Der Mensch hat mit Feinden zu kämpfen, die stärker sind als er. "Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel." (Epheser 6,12) Es ist uns nicht möglich, in einer solchen Auseinandersetzung durch eigene Kraft zu bestehen. Alles, was unsere Gedanken von Gott ablenkt, alles was uns zur Selbsterhöhung führt oder dazu verleitet, dass wir uns auf uns selbst verlassen, bereitet den Weg zu unserem sicheren Niedergang. Durch die gesamte Bibel hindurch werden wir nachdrücklich dazu aufgefordert, nicht auf menschliches Können zu bauen, sondern auf Gottes Macht zu vertrauen.

Der Weg Zu Davids Fall

Selbstvertrauen und Selbsterhöhung bereiteten den Weg für Davids Fall. Schmeicheleien und die heimliche Verlockung von Macht und Luxus blieben nicht ohne Wirkung auf ihn. Auch die Beziehungen zu den benachbarten Völkern übten einen Einfluss zum Bösen aus. Nach dem Gewohnheitsrecht der orientalischen Herrscher blieben Verbrechen, die bei Untertanen nicht geduldet wurden, beim König ungestraft. Der Monarch war nicht verpflichtet, die gleiche Selbstbeherrschung zu üben wie die Untertanen. All dies trug dazu bei, Davids Empfinden für die außerordentliche Verwerflichkeit der Sünde zu schwächen. Und statt sich in Demut auf die Macht Jahwes zu verlassen, begann er, seiner eigenen Weisheit und Macht zu vertrauen. Sobald es aber Satan gelingt, den Menschen von Gott - seiner einzigen Kraftquelle - zu trennen, wird er versuchen, die sinnlichen Begierden in dessen gefallener Natur zu wecken. Der Feind geht nicht unvermittelt vor, er beginnt vorsichtig und ohne großes Aufsehen. Heimlich und schleichend untergräbt er das Fundament unserer Grundsätze. Das beginnt bei scheinbar unbedeutenden Dingen: Man vernachlässigt die Treue gegenüber Gott, verlässt sich nicht mehr ganz auf ihn und neigt immer mehr dazu, den Gewohnheiten und Gepflogenheiten der Welt zu folgen.

Noch bevor der Krieg gegen die Ammoniter beendet war, kehrte David nach Jerusalem zurück, nachdem er das Heereskommando an Joab abgegeben hatte. Die Syrer hatten sich den Israeliten bereits unterworfen, und die vollständige Niederlage der Ammoniter schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. David war umgeben von den Früchten seiner Siege und den Ehrungen für seine kluge und umsichtige Herrschaft. Jetzt, als er sich wohlfühlte und nicht wachsam war, ergriff der Versucher die Gelegenheit, sein Denken zu beeinflussen. Die Tatsache, dass Gott zu David eine so enge Beziehung aufgebaut und ihm solch große Gunst erwiesen hatte, hätte für David Anreiz genug sein sollen, seinen Charakter rein zu erhalten. Als David nun behaglich und selbstsicher lebte, ließ er Gottes Hand los, gab Satan nach und befleckte seine Seele mit Schuld. 36Er, der vom Himmel zum Führer des Volkes bestimmt und dazu erwählt worden war, Gottes Gesetz auszuführen, trat nun dessen Gebote mit Füßen. Er, den die Übeltäter hätten fürchten müssen, bestärkte sie nun durch sein eigenes Verhalten.

Dem Ehebruch Folgt Ein Mord

Inmitten der Gefahren seiner früheren Lebensjahre konnte David im Bewusstsein seiner Lauterkeit sein Schicksal Gott anvertrauen. Die Hand des Herrn hatte ihn sicher vor den zahllosen Fallstricken bewahrt, die ihm gelegt worden waren. Nun aber, schuldbeladen und unbußfertig, suchte er nicht nach Hilfe und Weisung von oben, sondern versuchte vielmehr, sich selbst aus den Komplikationen herauszuwinden, in die ihn die Sünde des Ehebruchs verstrickt hatte. Batseba, deren Schönheit dem König zum schrecklichen Verhängnis geworden war, war die Frau des Hetiters Uria, eines der tapfersten und treuesten Offiziere Davids. Niemand konnte die Folgen absehen, sollte Davids Vergehen bekannt werden. Nach dem Gesetz Gottes stand auf Ehebruch die Todesstrafe. Und der stolze Krieger, dem solch ein Unrecht angetan worden war, hätte sich selbst rächen können, indem er den König tötete oder das Volk zu einem Aufruhr anstiftete.

Doch alle Bemühungen Davids, seine Schuld zu verheimlichen, erwiesen sich als vergeblich. 37 Er hatte sich selbst betrogen und der Macht Satans ausgeliefert. Gefahr umlauerte ihn und Schande, bitterer als der Tod, stand ihm bevor. Er sah nur noch einen Ausweg. In seiner Verzweiflung ließ er sich dazu verleiten, dem Ehebruch noch den Mord an Uria hinzuzufügen. Derjenige, der schon Sauls Vernichtung herbeigeführt hatte, versuchte nun, auch David in den Untergang zu reißen. Obwohl die Versuchungen unterschiedlicher Art waren, führten beide zur Übertretung des Gesetzes Gottes. Würde Uria im Kampf durch Feindeshand fallen - so Davids Überlegung -, könnte man dem König keine Schuld an dessen Tod anlasten. Batseba wäre frei und könnte Davids Frau werden. Der Verdacht wäre ausgeräumt. Seine Ehre wäre gerettet.

Uria wurde zum Überbringer seines eigenen Todesurteils gemacht. Ein persönlicher Brief des Königs an Joab enthielt den Befehl: "Schick Uria in die vordersten Reihen, wo der Kampf am heftigsten ist. Dann zieht euch von ihm zurück, sodass er getötet wird." (2. Samuel 11,15 NLB) Joab, der schon mit der Schuld eines leichtfertigen Mordes beladen war, zögerte nicht, dieser Anweisung des Königs zu gehorchen. Uria fiel durch das Schwert der Ammoniter.

Nur wenige Monarchen können eine vergleichbare königliche Laufbahn vorweisen, wie David bis zu diesem Zeitpunkt. Die Heilige Schrift sagt über ihn: "Er schaffte Recht und Gerechtigkeit seinem ganzen Volk." (2. Samuel 8,15) Seine Redlichkeit hatte ihm das Vertrauen und die Treue der Nation verschafft. Als er aber von Gott abwich und sich Satans Einfluss überließ, wurde er zeitweilig dessen Werkzeug. Da er nach wie vor die Position und Vollmacht besaß, die Gott ihm gegeben hatte, gefährdete er das Leben jener, die sich seinem Befehl gehorsam unterstellten. Joab, der dem König mehr ergeben war als Gott, übertrat Gottes Gesetz, weil der König es befahl.

David hatte seine Macht von Gott empfangen, doch sollte er sie nur in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz ausüben. Als er etwas anordnete, was dem Gesetz Gottes widersprach, wurde der Gehorsam zur Sünde. "Alle Regierungen haben ihre Vollmacht von Gott" (Römer 13,1b NLB), wir dürfen ihnen jedoch nicht gehorchen, wenn sie von Gottes Gesetz abweichen. In seinem Brief an die Korinther legte der Apostel Paulus den Grundsatz dar, der unser Leben bestimmen sollte: "Folgt meinem Beispiel, so wie ich dem Vorbild folge, das Christus uns gegeben hat." (1. Korinther 11,1 Hfa)

Joab schickte David eine Meldung über die Ausführung seines Befehls, die so sorgfältig abgefasst war, dass weder der König noch er damit in Verbindung gebracht werden konnten. Joab trug dem Boten auf: "Wenn du dem König den Verlauf der Schlacht berichtet hast und er dann zornig wird ... dann sage ihm einfach: ›Auch dein Diener, der Hetiter Uria, wurde getötet.‹ Der Bote ging nach Jerusalem und berichtete David alles, was Joab ihm aufgetragen hatte." (2. Samuel 11,19-22 NLB)

Der König antwortete: "Richte Joab aus: ›Lass dich nicht entmutigen! Das Schwert tötet mal den einen, mal den anderen. Kämpfe entschlossen weiter gegen die Stadt und zerstöre sie!‹ So sollst du ihm Mut machen." (2. Samuel 11,25 NLB)

David Holt Batseba Zu Sich

Batseba hielt die übliche Trauerzeit für ihren Mann ein. Nach deren Ablauf "schickte David nach ihr und ließ sie in den Palast bringen. Sie wurde seine Frau." (2. Samuel 11,27 NLB) Einst hatte es ihm sein feines Gewissen und sein hohes Ehrgefühl auch nicht unter Lebensgefahr erlaubt, seine Hand gegen Saul, den Gesalbten des Herrn, zu erheben. Doch nun war er so tief gefallen, dass er einem seiner treuesten und tapfersten Soldaten Unrecht zufügen und ihn sogar ermorden konnte, in der Hoffnung, den Lohn seiner Sünde ungestört genießen zu können. Oh, "wie ist das Gold so ganz dunkel und das feine Gold so hässlich geworden!" (Klagelieder 4,1)

Von Anfang an hat Satan den Menschen vor Augen gemalt, was sie durch die Übertretung der Gebote angeblich gewinnen könnten. So hat er Engel verführt, Adam und Eva zur Sünde verleitet und so bringt er auch heute noch unzählige Menschen vom Gehorsam Gott gegenüber ab. Der Pfad der Übertretung wird dem Menschen als begehrenswert vorgestellt, "aber zuletzt bringt er ihn zum Tode." (Sprüche 14,12) Glücklich der Mensch, der, nachdem er sich einmal auf diesen Pfad gewagt und erlebt hat, wie bitter die Früchte der Sünde schmecken, sich rechtzeitig von ihr abwendet. Gott ließ es in seiner Gnade nicht zu, dass David - durch den betrügerischen Lohn der Sünde verlockt - völlig ins Verderben geriet.

Gottes Eingreifen Durch Einen Propheten

Auch wegen des Volkes Israel war ein Eingreifen Gottes notwendig. Im Lauf der Zeit wurde Davids Sünde mit Batseba bekannt. Es tauchte der Verdacht auf, dass er Urias Tod geplant hatte. Darunter litt die Ehre des Herrn, denn er hatte David bevorzugt und erhöht. Dessen Sünde stellte nun den Charakter Gottes falsch dar und brachte Schande über seinen Namen. Dies führte dazu, dass der Maßstab der Frömmigkeit in Israel gesenkt wurde und bei vielen die Abscheu vor der Sünde nachließ, während jene, die Gott nicht liebten und verehrten, in ihren Übertretungen ermutigt wurden.

Der Prophet Nathan erhielt von Gott den Auftrag, David zurechtzuweisen. Sie war hart und schrecklich. Nur wenige Herrscher hätten einen solchen Tadel hingenommen, ohne den Überbringer töten zu lassen. Unerschrocken überbrachte Natan das göttliche Urteil. Er tat dies jedoch mit solch himmlischer Weisheit, dass er das Mitgefühl des Königs weckte, sein Gewissen wach rief und ihn dazu brachte, sich mit eigenen Worten das Todesurteil zu sprechen. Er rief David als den von Gott über sein Volk gesetzten Hüter des Rechts an und legte ihm einen Fall von Unrecht und Unterdrückung vor, der Wiedergutmachung verlangte.

"In einer Stadt lebten zwei Männer. Der eine war reich, der andere arm. Der Reiche besaß viele Schafe und Rinder. Der Arme hatte nichts außer einem kleinen Lamm, das er gekauft hatte. Er zog es zusammen mit seinen Kindern auf. Es aß vom Teller des Mannes, trank aus seinem Becher und schlief in seinen Armen. Er behandelte es wie eine Tochter. Eines Tages kam ein Gast in das Haus des reichen Mannes. Doch statt ein Lamm oder ein Rind aus seiner eigenen Herde für den Gast zu schlachten, nahm er das Lamm des Armen, schlachtete es und setzte es seinem Gast vor." (2. Samuel 12,1-4 NLB)

Der König geriet in Zorn und rief aus: "So wahr der Herr lebt ... wer so etwas tut, verdient den Tod! Er muss dem Armen vier Lämmer für das eine geben, das er ihm, ohne auch nur das geringste Mitleid zu zeigen, geraubt hat." (2. Samuel 12,5.6. NLB)

Nathan richtete seinen Blick auf den König. Dann hob er die rechte Hand zum Himmel und erklärte feierlich: "Du bist dieser Mann!" Nachdem er ihn erinnert hatte, dass Gott ihn zum König gemacht hatte, fuhr er fort: "Warum hast du meine Gebote missachtet und getan, was mir missfällt?" (2. Samuel 12,7.9 GNB)

Wie David mögen Schuldiggewordene versuchen, ihre Sünde vor den Menschen zu verheimlichen. Sie mögen danach streben, die böse Tat für immer vor dem Blick oder dem Wissen anderer zu verbergen. Doch "alles ist nackt und bloß vor den Augen Gottes, dem wir für alles Rechenschaft ablegen müssen." (Hebräer 4,13b NLB) "Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was man nicht wissen wird." (Matthäus 10,26)

Nathan erklärte: "Du bist dieser Mann! So spricht der Herr, der Gott Israels: ›Ich habe dich zum König über Israel gesalbt und vor den Anschlägen Sauls gerettet. ... Warum also hast du das Wort des Herrn missachtet und etwas so Schreckliches getan? Denn du hast den Hetiter Uria durch die Am- moniter ermorden lassen und seine Frau gestohlen. Von jetzt an wird das Schwert eine ständige Bedrohung für deine Familie sein ... Ich werde deine eigene Familie gegen dich aufbringen. Ich werde deine Frauen einem anderen Mann geben ... Du hast es im Geheimen getan, ich werde es dir öffentlich, vor den Augen ganz Israels, antun.‹" (2. Samuel 12,7.9-12 NLB)

Die Zurechtweisung des Propheten berührte Davids Herz und sein Gewissen erwachte. Jetzt erkannte er seine Schuld in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit. Er beugte sich in tiefer Reue vor Gott und sagte mit bebenden Lippen: "Ich habe gesündigt gegen den Herrn." (2. Samuel 12,13) Jedes Unrecht, das anderen zugefügt wird, reicht über den Verletzen hinaus bis zu Gott. David hatte sich gegen Uria und gegen Batseba schwer versündigt. Er war sich dessen nun schmerzlich bewusst. Aber unendlich größer war seine Sünde gegen Gott.

Das Gezeugte Kind Stirbt

Obwohl sich niemand in Israel gefunden hätte, um am Gesalbten des Herrn das Todesurteil zu vollstrecken, zitterte David davor, dass ihn ein plötzliches Strafgericht Gottes hinwegraffen könnte, ohne dass seine Schuld vergeben wäre. Aber durch den Propheten erhielt er die Botschaft: "Der Herr hat dir vergeben und du musst wegen dieser Sünde nicht sterben." (2. Samuel 12,13 NLB) Doch die Gerechtigkeit musste aufrechterhalten werden. Das Todesurteil für David wurde auf das Kind seiner Sünde übertragen. 38Der König erhielt dadurch Gelegenheit zur Buße. Für ihn allerdings waren das Leiden und Sterben des Kindes als Teil seiner Bestrafung viel härter, als es der eigene Tod hätte sein können. Der Prophet erklärte: "Weil du den Feinden des Herrn durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, muss auch der Sohn, der dir geboren ist, sterben." (2. Samuel 12,14 Elb.)

Als das Kind erkrankte, bat David mit Fasten und in tiefer Demut um dessen Leben. Er legte seine königlichen Gewänder und seinen Stirnreif ab und bat, Nacht für Nacht auf dem Boden liegend, in herzzerreißender Trauer für das unschuldige Wesen, das um seiner Sünde willen litt. "Die vertrautesten unter seinen Hofleuten gingen zu ihm und wollten ihn aufheben und ins Bett bringen, aber er ließ es nicht zu." (2. Samuel 12,17 GNB) Oft hatte der Allbarmherzige, der immer zur Vergebung bereit ist, Urteile, die er bereits über Menschen oder Städte ausgesprochen hatte, aufgrund von Demut und Reue abgewendet und einen Friedensboten gesandt. Durch diesen Gedanken ermutigt, hielt David an seinem Flehen fest, solange das Kind noch lebte. Als er erfuhr, dass es gestorben war, beugte er sich still dem Urteil Gottes. Der erste Vergeltungsschlag, den er selbst als gerecht bezeichnet hatte, hatte ihn getroffen. Aber David vertraute auf Gottes Gnade und blieb nicht ohne Trost.

Warum Berichtet Die Bibel Von Sünden?

Viele haben sich beim Lesen der Geschichte von Davids Fall gefragt: Warum ist dieser Bericht veröffentlicht worden? Weshalb hat Gott es für gut befunden, diesen dunklen Abschnitt im Leben eines vom Himmel in so hohem Maß geehrten Menschen vor aller Welt offenzulegen? In seinem Tadel an David erklärte der Prophet zu dessen Sünde, er habe "den Feinden des Herrn durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben." (2. Samuel 12,14 Elb.) Durch alle nachfolgenden Generationen haben Ungläubige auf diesen dunklen Punkt in Davids Charakter hingewiesen und triumphierend gespottet: "Und dies soll der Mann nach Gottes Herzen sein!" (vgl. 1. Samuel 13,14). Dadurch geriet der Glaube in Verruf, Gott und sein Wort wurden verunglimpft, Menschen verhärteten sich im Unglauben, und viele haben seither unter einem religiösen Deckmantel umso leichtfertiger gesündigt.

Doch in Davids Lebensbeschreibung wird Sünde nicht gutgeheißen. Als er nach Gottes Rat lebte, wurde er "ein Mann nach dem Herzen Gottes" genannt. Als er sündigte, traf dies auf ihn nicht mehr zu, bis er reuevoll wieder zum Herrn zurückkehrte. Gottes Wort sagt unmissverständlich: "Dem Herrn missfiel, was David getan hatte." (2. Samuel 11,27b) Und durch den Propheten ließ der Herr David ausrichten: "Warum also hast du das Wort des Herrn missachtet und etwas so Schreckliches getan? ... Von jetzt an wird das Schwert eine ständige Bedrohung für deine Familie sein, denn du hast mich missachtet ..." (2. Samuel 12,9.10 NLB) Obwohl David seine Sünde bereute, Vergebung erlangte und vom Herrn wieder angenommen wurde, erntete er doch die unheilvollen Früchte der von ihm selbst ausgestreuten Saat. Die Gerichte über ihn und sein Haus bezeugen Gottes Abscheu vor der Sünde.

Bisher hatte Gottes Vorsehung David vor allen Anschlägen seiner Feinde geschützt und Saul in die Schranken gewiesen. Aber Davids Übertretung hatte seine Beziehung zu Gott verändert. Der Herr konnte auf keinen Fall Bosheit billigen. Er konnte seine Macht nicht einsetzen, um David vor den Folgen seiner Sünde zu bewahren, so wie er ihn vor Sauls Feindschaft bewahrt hatte.

In David selbst ging eine große Veränderung vor. Als ihm seine Sünde bewusst wurde, und er ihre weitreichenden Folgen sah, brach ihm das Herz. Er fühlte sich in den Augen seiner Untertanen gedemütigt. Sein Einfluss war geschwächt. Bis dahin hatte man seinen Wohlstand seinem gewissenhaften Gehorsam gegenüber den Geboten des Herrn zugeschrieben. Weil nun seine Untergebenen von seiner Sünde wussten, würden sie dazu verleitet werden, noch unbekümmerter zu sündigen. Seine Autorität in seiner eigenen Familie, sein Anspruch auf Respekt und Gehorsam seitens seiner Söhne war geschwächt. Das Bewusstsein seiner Schuld ließ ihn schweigen, wo er die Sünde hätte verurteilen müssen, und schwächte ihn derart, dass er in seinem eigenen Haus das Recht nicht mehr durchsetzen konnte. Sein schlechtes Beispiel wirkte sich auf seine Söhne aus, und Gott griff nicht ein, um die Folgen abzuwenden. Er ließ den Dingen ihren natürlichen Lauf und auf diese Weise wurde David hart bestraft.

Nach seinem Fall lebte David ein ganzes Jahr lang in vermeintlicher Sicherheit. Es gab keinen äußerlichen Beweis für Gottes Missfallen. Doch das göttliche Urteil hing über ihm. Rasch und gewiss näherte sich der Tag des Gerichts und der Vergeltung, den keine Reue aufhalten konnte - Seelenqualen und Schmach, die sein ganzes irdisches Leben verdüstern würden. Jene, die auf das Beispiel Davids als Entschuldigung für ihre eigene Schuld verweisen, sollten aus dem biblischen Bericht lernen, dass der Weg der Übertretung hart ist. Auch wenn sie sich wie David von ihrem bösen Lebenswandel abwenden, werden sie feststellen, dass die Folgen der Sünde schon in diesem Leben bitter und schwer zu tragen sind.

Gott wollte, dass die Geschichte von Davids Fall als warnendes Beispiel dafür dient, dass sich selbst jene, die er reichlich gesegnet und begünstigt hat, nicht sicher fühlen sollten und Wachsamkeit und Gebet nicht vernachlässigen dürfen. Damit hat sie sich als lehrreiches Beispiel für jene Menschen erwiesen, die sich demütig darum bemüht haben, das zu beherzigen, was Gott damit sagen wollte. Von Generation zu Generation sind sich dadurch Tausende ihrer Gefährdung durch die Macht des Versuchers bewusst geworden. Der Fall Davids - eines durch den Herrn so hoch geehrten Menschen - hat sie selbstkritisch werden lassen. Sie haben erkannt, dass allein Gottes Macht sie durch den Glauben bewahren kann. Im Bewusstsein, dass ihre Sicherheit und Stärke in Gott liegt, sind sie davor zurückgeschreckt, auch nur einen Fuß auf Satans Territorium zu setzen.

Davids Psalmen Über Seine Schuld Und Reue

Schon bevor das göttliche Urteil über David ausgesprochen wurde, hatte er die erste Frucht der Übertretung geerntet. Sein Gewissen fand keine Ruhe. Die Seelenangst, die er damals durchlitt, beschrieb er im 32. Psalm. Dort erklärt er:

"Freuen dürfen sich alle, denen Gott ihr Unrecht vergeben und ihre Verfehlungen zugedeckt hat! Freuen dürfen sich alle, denen der Herr die Schuld nicht anrechnet und deren Gewissen nicht mehr belastet ist! Herr, erst wollte ich meine Schuld verschweigen; doch davon wurde ich so krank, dass ich von früh bis spät nur stöhnen konnte. Ich spürte deine Hand bei Tag und Nacht; sie drückte mich zu Boden, ließ meine Lebenskraft entschwinden wie in der schlimmsten Sommerdürre." (Psalm 32,1-4 GNB)

Im 51. Psalm brachte David seine Schuld und Reue zum Ausdruck, nachdem Gott ihn durch den Propheten Nathan gerügt hatte (vgl. Vers 1):

"Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde; denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. ... Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich schneeweiß werde. Lass mich hören Freude und Wonne, dass die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast. Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden und tilge alle meine Missetat. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus. Ich will die Übertreter deine Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren. Errette mich von Blutschuld, Gott, der du mein Gott und Heiland bist, dass meine Zunge deine Gerechtigkeit rühme. Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige." (Psalm 51,3-5.9-17)

Mit diesen Worten schildert der König von Israel in einem geistlichen Lied seine Erfahrung mit der Sünde, seine Reue und seine Hoffnung auf die Vergebung durch Gottes Gnade. Dieser Psalm sollte in den öffentlichen Versammlungen seines Volkes in Gegenwart seines Hofstaates - der Priester und Richter, der Fürsten und Kriegsleute - gesungen werden. Er sollte die Kenntnis seiner Schuld bis in die letzte Generation bewahren. Anstatt zu versuchen, seine Schuld zu verbergen, wünschte er, dass andere aus der traurigen Geschichte seines Falls ihre Lehren ziehen.

Davids Reue war aufrichtig und tief. Er versuchte nicht, sein Verbrechen zu beschönigen. Sein Gebet entsprang auch nicht dem Wunsch, den angedrohten Strafgerichten zu entgehen. Aber er sah die Ungeheuerlichkeit seiner Missetat gegenüber Gott. Er erkannte die Befleckung seiner Seele. Er verabscheute seine Sünde. Nicht nur um Vergebung betete er, sondern auch um die Reinheit des Herzens. David gab nicht aus Verzweiflung das Ringen auf. In den Verheißungen Gottes für reuige Sünder sah er den Beweis für seine Vergebung und Annahme.

"Mit Schlachtopfern bist du nicht zufrieden, sonst hätte ich sie dir gebracht, und auch Brandopfer würdest du nicht annehmen. Das Opfer, das dir gefällt, ist ein zerbrochener Geist. Ein zerknirschtes, reumütiges Herz wirst du, Gott, nicht ablehnen." (Psalm 51,18.19 NLB)

Obwohl David gefallen war, richtete ihn der Herr wieder auf. Jetzt befand er sich in größerer Übereinstimmung mit Gott als vor seinem Fall. Er empfand auch mehr Mitgefühl für seine Mitmenschen.

In der Freude über seine Befreiung sang er:

"Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. ... Du bist mein Schirm, du wirst mich vor Angst behüten, dass ich errettet gar fröhlich rühmen kann." (Psalm 32,5-7)

Viele haben Gott als ungerecht bezeichnet, weil er David, dessen Schuld doch so groß war, verschont hat, während er Saul verwarf, dessen Sünde aus ihrer Sicht viel geringer war. Aber David demütigte sich und bekannte seine Sünde, während Saul Zurechtweisungen ablehnte und sein Herz in Unbußfertigkeit verhärtete.

Dieser Abschnitt aus Davids Lebensgeschichte ist für alle, die ihre Sünden bereuen, von großer Bedeutung. Wir erhalten damit eine der eindrucksvollsten Schilderungen von den Kämpfen und Versuchungen eines Menschen sowie von echter Reue gegenüber Gott und vom Glauben an die Erlösung durch unseren Herrn Jesus Christus. Davids Erfahrung hat sich zu allen Zeiten für Menschen, die in Sünde gefallen waren und sich unter der Last ihrer Schuld quälten, als eine Quelle der Ermutigung erwiesen. Tausende Kinder Gottes, die zur Sünde verleitet wurden und der Verzweiflung nahe waren, erinnerten sich daran, wie Gott Davids aufrichtiges Reuebekenntnis annahm, obwohl dieser für seine Übertretungen leiden musste. Das ermutigte auch sie zur Reue und motivierte sie, erneut den Geboten Gottes zu folgen.

Wer sich von Gott zurechtweisen lässt und sich durch Reue und Bekenntnis demütigt, wie es David tat, darf gewiss sein, dass es für ihn Hoffnung gibt. Wer Gottes Verheißungen im Vertrauen annimmt, wird Vergebung finden. Niemals wird der Herr auch nur einen einzigen aufrichtig bereuenden Menschen verwerfen. Er hat dazu aufgefordert: "Man müsste meinen Schutz ergreifen, Frieden mit mir machen, Frieden machen mit mir." (Jesaja 27,5 Elb.) "Der Gottlose soll seinen Weg verlassen und der Übeltäter von seinen Plänen absehen! Stattdessen soll er zum Herrn umkehren, damit er sich seiner erbarmt. Ja, bekehrt euch zu unserem Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung." (Jesaja 55,7 NLB)