Wie Alles Begann

Kapitel 73

Davids Letzte Lebensjahre

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2. Samuel 19,10 bis 20,22; 1. Chronik 21 und 28 bis 29; 1. Könige 1,1 bis 2,12.

Der Sieg über Absalom brachte dem Königreich nicht sofort Frieden. An der Revolte hatte sich ein so großer Teil der Nation beteiligt, dass David nicht ohne eine Aufforderung seitens der Stämme in seine Hauptstadt zurückkehren und seine Stellung als König wieder einnehmen wollte. In den Wirren nach Absaloms Niederlage fand man nicht zu einem raschen Entschluss, den König zurückzurufen. Und als der Stamm Juda endlich Bestrebungen zeigte, David in sein Amt zurückzuführen, weckte das die Eifersucht der anderen Stämme. Die Folge war eine Gegenrevolte. Diese wurde allerdings rasch niedergeschlagen. Danach kehrte in Israel wieder Friede ein.

Die Geschichte Davids liefert uns einen der eindrucksvollsten Berichte darüber, welche Gefahren dem Menschen durch Macht, Reichtum und weltliche Ehre drohen, alles Dinge, nach denen die meisten eifrig streben. Nur wenige sind wie David durch Erfahrungen gegangen, die sie besser darauf vorbereitet hätten, eine solche Prüfung zu bestehen. Als Hirte lernte er schon früh bescheiden zu sein, geduldig an der Arbeit zu bleiben und liebevoll für seine Herden zu sorgen. Die Verbundenheit mit der Natur in der Einsamkeit der Berge brachte seine Begabung für Musik und Dichtung zur Entfaltung und lenkte seine Gedanken auf den Schöpfer. Das lange Leben in der Wildnis war lehrreich und förderte seinen Mut, seine Kraft, seine Geduld und sein Vertrauen auf Gott. Die Vorsehung des Herrn bereitete ihn dadurch auf den Thron Israels vor. David hatte wertvolle Erfahrungen mit der Liebe Gottes gemacht und war in reichem Maß mit dessen Geist ausgestattet worden. Am Beispiel Sauls hatte er die Wertlosigkeit rein menschlicher Klugheit erkannt. Und doch schwächten Erfolg und weltliche Ehren seinen Charakter so stark, dass ihn der große Versucher wiederholt überwinden konnte.

Eine Verkehrte Volkszählung

Der Umgang mit heidnischen Völkern entfachte den Wunsch, deren nationalen Bräuchen zu folgen und weckte das Verlangen nach weltlicher Größe. Israel sollte eigentlich seine Ehre darin sehen, Gottes Volk zu sein. Doch mit wachsendem Stolz und Selbstbewusstsein gaben sich die Israeliten mit dieser Vorzugsstellung nicht zufrieden. Ihnen lag eher an einer angesehenen Stellung unter den Nationen. Diese Gesinnung würde unweigerlich Versuchungen mit sich bringen. Um Gebiete fremder Völker erobern zu können, beschloss David, sein Heer zu vergrößern, indem er von allen Männern geeigneten Alters den Wehrdienst forderte. Dies wiederum machte eine Volkszählung nötig. Der eigentliche Antrieb zu dieser Maßnahme des Königs waren Stolz und Ehrgeiz. Die Volkszählung würde zeigen, wie schwach das Reich bei Davids Thronbesteigung gewesen und wie stark es unter seiner Regierung gediehen war. Dies würde das bereits überhöhte Selbstvertrauen des Königs und seines Volkes noch weiter steigern. Die Heilige Schrift sagt: "Satan erhob sich gegen Israel und brachte David dazu, eine Volkszählung anzuordnen." (1. Chronik 21,1 NLB) Israel hatte seinen Wohlstand unter David dem Segen Gottes zu verdanken und nicht der Tüchtigkeit seines Königs oder der Stärke seiner Armee. Doch die Aufrüstung der königlichen Armee würde bei den umliegenden Nationen den Eindruck erwecken, dass Israel auf sein Heer und nicht auf die Macht Jahwes vertraute.

Obwohl die Israeliten auf ihre nationale Größe stolz waren, sahen sie Davids Plan, den Wehrdienst in so starkem Maß auszuweiten, keineswegs gern. Die beabsichtigte Registrierung verursachte viel Unzufriedenheit. Infolgedessen hielt man es für nötig, sie dieses Mal durch Armeeoffiziere vorzunehmen und nicht durch Priester und Richter, die zu früheren Zeiten solche Volkszählungen durchgeführt hatten. Der Zweck des Unternehmens stand im krassen Widerspruch zu den Grundsätzen einer Theokratie (Gottesherrschaft). Selbst Joab, der sich bislang als skrupellos erwiesen hatte, erhob Einwände: "›Der Herr lasse das Volk noch hundertmal zahlreicher werden, als es jetzt schon ist! Sie alle, mein Herr und König, sind schon jetzt deine treuen Untertanen. Also warum, mein Herr, verlangst du so etwas? Warum soll Israel schuldig werden?‹ Doch der König bestand gegenüber Joab darauf, die Volkszählung durchzuführen. Darum zog dieser durch das ganze Land Israel. Dann kehrte er nach Jerusalem zurück." (1. Chronik 21,3-5 NLB)

Die Zählung war noch nicht beendet, als David bereits seine Sünde einsah. Er bekannte sich vor Gott schuldig: "Ich habe schwer gesündigt, dass ich das getan habe. Nun aber nimm weg die Schuld deines Knechts; denn ich habe sehr töricht getan." (1. Chronik 21,8) Am nächsten Morgen überbrachte der Prophet Gad David eine Botschaft: "So spricht der Herr: ›Du kannst dich entscheiden zwischen drei Jahren Hungersnot, drei Monaten Flucht vor deinen Feinden, die dich schließlich zum Kampf fordern werden, oder drei Tagen, in denen eine schwere Plage, das Schwert des Herrn, in Israel wütet und der Engel des Herrn das ganze Land verwüstete Überleg es dir und lass mich wissen, welche Antwort ich dem geben soll, der mich gesandt hat." (1. Chronik 21,11.12 NLB)

Der König antwortete ihm: "Das macht mir Angst! ... Doch lieber möchte ich in die Hände des Herrn fallen, denn seine Barmherzigkeit ist groß. Lass mich nur nicht in die Hände von Menschen fallen!" (1. Chronik 21,13 NLB)

Gottes Strafe Für David Und Das Volk

Das Land wurde von einer Seuche heimgesucht, die 70.000 Menschen in Israel dahinraffte. Es war kurz bevor die Plage die Hauptstadt erreichte: "Als David seine Augen erhob, sah er den Engel des Herrn zwischen der Erde und dem Himmel stehen, sein Schwert gezückt in seiner Hand, ausgestreckt über Jerusalem. Da fielen David und die Ältesten, in Sacktuch gehüllt, auf ihr Angesicht." (1. Chronik 21,16 Elb.) David legte vor Gott Fürbitte für Israel ein: "Ich habe die Volkszählung befohlen. Ich allein also habe gesündigt und Unrecht getan! Diese Leute aber - was haben sie getan? Herr, mein Gott, dein Zorn soll mich und meine Familie treffen, aber verschone dein Volk.". (1. Chronik 21,17 NLB)

Die Zählung hatte bei den Israeliten Unzufriedenheit erzeugt. Aber hatten sie nicht dieselben Sünden gehegt, die David zu seiner Tat antrieben? Wie der Herr durch Absaloms Sünde das Gericht über David brachte, so bestrafte er durch das Unrecht des Königs Israels Sünden.

Vor den Toren Jerusalems hatte der Engel, der Verderben brachte, innegehalten. Er verweilte auf dem Berg Morija, "auf dem Dreschplatz des Jebusi- ters Arauna." (1. Chronik 21,15c GNB) Auf Geheiß des Propheten Gad ging David auf den Hügel, "baute . dort einen Altar für den Herrn, opferte darauf Brandopfer und Mahlopfer und rief zum Herrn. Und der Herr antwortete ihm durch Feuer, das vom Himmel fiel und das Brandopfer auf dem Altar verzehrte." (1. Chronik 21,26 GNB) "Und der Herr hörte auf die Bitten, die der König für sein Land vorbrachte, und machte der Seuche, die in Israel wütete, ein Ende." (2. Samuel 24,25b GNB)

Der Platz, auf dem der Altar errichtet wurde und der fortan für immer als heiliger Boden gelten sollte, wurde von Arauna dem König als Geschenk angeboten, doch das lehnte dieser ab: "Nein, ich möchte dir auf jeden Fall den rechtmäßigen Preis dafür zahlen. Ich will nicht dein Eigentum nehmen und dem Herrn geben und Opfer darbringen, die mich nichts gekostet haben." Und David gab Arauna 600 Goldschekel39 als Preis für die Tenne. (1. Chronik 21,24.25 NLB) Dieser denkwürdige Ort, an dem Abraham einen Altar gebaut hatte, um seinen Sohn zu opfern, wurde durch diese große Befreiung erneut geweiht. Später wurde er als Grundstück für den Bau des salomonischen Tempels ausgewählt.

Adonijas Verschwörung

Auf Davids letzte Lebenszeit sollte noch ein weiterer Schatten fallen. Er war nun 70 Jahre alt geworden. Die Beschwerlichkeiten und Entbehrungen seines früheren Wanderlebens, seine zahlreichen Kriege, sowie die Sorgen und Nöte der späteren Jahre hatten seine Lebenskräfte aufgezehrt. Obwohl sein Geist noch wach und lebendig war, machten sich doch Altersschwäche und ein Wunsch nach Zurückgezogenheit bemerkbar. Dies führte erneut dazu, dass er nicht immer sofort die Bedeutung dessen erfassen konnte, was im Königreich vor sich ging. Erneut keimte in nächster Nähe des Throns eine Rebellion. Und wieder zeigten sich die Folgen von Davids väterlicher Nachsicht. Diesmal strebte Adonija nach dem Thron, "ein sehr gut aussehender Mann" von Statur und im Auftreten, aber charakterlos und leichtsinnig. Schon in der Jugend durfte er sich fast alles erlauben: "Noch nie in seinem Leben war er von seinem Vater ermahnt worden; der König hatte ihn nie gefragt: ›Warum tust du das?‹" (1. Könige 1,6 NLB) Jetzt lehnte sich Adonija gegen die Autorität Gottes auf, weil Salomo zu Davids Nachfolger bestimmt worden war (vgl. 1. Chronik 28,5-7). Aufgrund seiner natürlichen Anlagen und seiner geistlichen Haltung eignete sich Salomo besser für das Herrscheramt in Israel als sein älterer Bruder. Obwohl Gott seine Entscheidung deutlich kundgetan hatte, gelang es Adonija, Anhänger um sich zu scharen. Joab, obschon vieler Freveltaten schuldig, war dem Thron bis dahin treu gewesen. Doch nun schloss er sich der Verschwörung gegen Salomo an und mit ihm auch der Hohepriester Abjatar.

Die Rebellion war herangereift. Die Verschwörer hatten sich zu einem großen Fest vor den Toren der Stadt versammelt, um Adonija zum König auszurufen. Aber ehe es so weit kam, wurden ihre Pläne durch das schnelle Handeln einiger Getreuer durchkreuzt, allen voran der Hohepriester Zadok, der Prophet Nathan und Batseba, die Mutter Salomos. Sie klärten den König über die Lage auf und erinnerten ihn daran, dass Salomo nach göttlicher Anweisung sein Thronfolger werden sollte. Daraufhin dankte David unverzüglich zu dessen Gunsten ab, und unmittelbar darauf wurde Salomo gesalbt und zum König ausgerufen. Damit war die Verschwörung niedergeschlagen. Die Anführer mussten mit der Todesstrafe rechnen. Abjatars Leben wurde mit Rücksicht auf sein Amt und seine frühere Treue zu David verschont, aber er wurde seines Amtes als Hoherpriester enthoben, das auf Zadoks Linie überging. Auch Joab und Adonija blieben vorläufig unbehelligt, aber nach Davids Tod büßten sie für ihr Verbrechen (vgl. 1. Könige 2,23-35). Mit der Hinrichtung von Davids Sohn war das vierfache Strafgericht vollendet, das die Abscheu Gottes vor der Sünde des Vaters zum Ausdruck brachte.

Davids Letzte Ansprache

Schon seit Beginn seiner Regierungszeit hatte der Bau eines Tempels für Gott zu Davids Lieblingsplänen gehört. Obwohl es ihm nicht erlaubt worden war, dieses Vorhaben auszuführen, bewies er diesbezüglich nicht weniger Eifer und Ernsthaftigkeit. Er beschaffte große Mengen wertvoller Materialien - Gold, Silber, Onyx und verschiedene anders getönte Steine, Marmor und die kostbarsten Hölzer. Nun mussten all diese wertvollen Schätze, die er gesammelt hatte, anderen anvertraut werden, denn andere Hände sollten das Haus für die Bundeslade - das Sinnbild der Gegenwart Gottes - bauen.

Im Bewusstsein, dass sich sein Leben dem Ende zuneigte, rief der König die Fürsten Israels samt Vertretern aus allen Teilen des Königreiches zu sich, um ihnen sein Vermächtnis anzuvertrauen. Er wollte ihnen seinen letzten Willen kundtun und sich ihrer Mitarbeit und Unterstützung bei der bevorstehenden großen Aufgabe versichern. In Anbetracht seiner körperlichen Schwäche hatte niemand erwartet, dass er dieser Übergabe persönlich beiwohnen würde. Aber der Geist Gottes kam über ihn, und mit ungewöhnlicher Leidenschaft und Kraft konnte er seine letzte Ansprache an sein Volk halten. Er erzählte von seinem sehnlichen Wunsch, den Tempel selbst bauen zu dürfen, und von der Anweisung des Herrn, diese Aufgabe seinem Sohn Salomo zu überlassen. Gott hatte ihm versichert: "Dein Sohn Salomo soll mein Haus und seine Vorhöfe bauen, denn ich habe ihn zu meinem Sohn erwählt, und ich will sein Vater sein. Und wenn er weiterhin meinen Geboten und Vorschriften gehorcht, wie er es bis jetzt tut, werde ich seinem Königtum für immer Bestand geben. Deshalb", sagte David, "bitte ich euch nun vor ganz Israel, der Gemeinde des Herrn, und vor Gott, der uns hört: Achtet sorgfältig darauf, die Gebote des Herrn, eures Gottes, einzuhalten, damit dieses gute Land in eurem Besitz bleibt und ihr es euren Kindern für alle Zeiten weitervererben könnt." (1. Chronik 28,6-8 NLB)

David hatte aus eigener Erfahrung gelernt, wie beschwerlich der Weg für den ist, der von Gott abweicht. Er hatte die Verurteilung zu spüren bekommen, die der Verletzung des Gesetzes folgt, und die Früchte der Übertretung geerntet. Das größte Anliegen seines Herzens war, dass die Leiter Israels Gott treu bleiben und dass Salomo dem Gesetz Gottes gehorcht und die Sünden seines Vaters meidet, die dessen Autorität geschwächt, sein Leben verbittert und Gott entehrt hatten. David wusste, dass Herzensdemut, beständiges Gottvertrauen und unablässige Wachsamkeit nötig sein würden, um den Versuchungen widerstehen zu können, denen Salomo in seinem hohen Amt sicher ausgesetzt sein würde. Denn gerade führende Persönlichkeiten sind ein besonderes Ziel für Satans Angriffe. An seinen Sohn gewandt, der bereits als Thronfolger bestätigt war, sagte David: "Und du, mein Sohn Salomo, lerne den Gott deines Vaters kennen. Diene ihm von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Denn der Herr sieht ins Herz der Menschen und versteht es; er kennt jeden unserer Gedanken. Wenn du ihn suchst, wirst du ihn finden. Wenn du ihn aber verlässt, wird er dich für immer verstoßen. Mach dir bewusst, dass der Herr dich erwählt hat, ihm ein Haus, ein Heiligtum, zu bauen. Sei stark und mach dich an die Arbeit!" (1. Chronik 28,9.10 NLB)

David gab Salomo genaue Anweisungen für den Tempelbau, mit Entwürfen eines jeden Teiles und aller Geräte zum Dienst, so wie es ihm der Geist Gottes offenbart hatte. Salomo war noch jung und schreckte vor der großen Verantwortung zurück, die mit dem Bau des Tempels und mit der Regierung des Volkes Gottes auf ihn zukommen würde. David aber ermutigte seinen Sohn: "Sei stark und tapfer und mach dich an die Arbeit! Hab keine Angst und verlier niemals den Mut! Denn Gott, der Herr, mein Gott, ist mit dir. Er wird dich nicht verlassen oder fallen lassen. Er wird dir zur Seite stehen, bis der Bau des Hauses des Herrn vollendet ist." (1. Chronik 28,20 NLB)

Die Vielen Gaben Für Den Tempelbau

Noch einmal wandte sich David an die Versammlung: "Mein Sohn Salomo, der Einzige, den Gott erwählt hat, ist noch jung und zart; das Werk aber ist groß, denn nicht für einen Menschen ist dieser Palast, sondern für Gott den Herrn. Und mit all meiner Kraft habe ich für das Haus meines Gottes bereitgestellt ..." (1. Chronik 29,1.2 Elb.) Dann zählte er all das bereits gesammelte Material auf. Darüber hinaus sagte er: "Weil mir der Tempel meines Gottes am Herzen liegt, spende ich darüber hinaus aus meinem eigenen Besitz noch 3000 Zentner reines Gold aus Ofir und 7000 Zentner reines Silber. Mit einem Teil davon sollen die Innenwände verkleidet werden; das Übrige ist für die goldenen und silbernen Gegenstände und alle sonstigen Arbeiten der Künstler bestimmt." "Wer ist bereit", fragte er die Versammelten schließlich, die ihre freiwilligen Gaben gebracht hatten, "dem Herrn heute eine Gabe zu bringen?" (1. Chronik 29,3-5 GNB)

Bereitwillig antworteten die Anwesenden. "Da bewiesen die Sippenoberhäupter, die Oberhäupter der Stämme, die Obersten und Hauptleute und die Beamten des Königs ihre Opferbereitschaft und spendeten für den Tempelbau 5000 Zentner Gold, dazu 10.000 Goldmünzen, 10.000 Zentner Silber, 18.000 Zentner Bronze und 100.000 Zentner Eisen. Wer Edelsteine besaß, stiftete sie für den Tempelschatz, der von Jehiel, einem Nachkommen Ger- schons, verwaltet wurde. Das ganze Volk freute sich über die Opferbereitschaft, weil diese reichen Gaben freiwillig und mit ungeteiltem Herzen für den Herrn gespendet worden waren. Auch König David freute sich sehr darüber." (1. Chronik 29,6-9 GNB)

"Darauf pries David vor der ganzen Versammlung den Herrn und betete: ›Gepriesen seist du, Herr, du Gott unseres Stammvaters Israel, vom Anfang der Zeiten bis in alle Zukunft! Dir, Herr, gehören Größe und Kraft, Ehre und Hoheit und Pracht! Alles im Himmel und auf der Erde ist dein Eigentum; dir gehört alle Herrschaft, du bist hoch erhoben als das Haupt über alles! Du teilst Reichtum und Ansehen aus und gibst Kraft und Stärke dem, den du groß und mächtig machen willst. Du bist der Herr über alles! Darum wollen wir dir, unserem Gott, danken und deinen herrlichen Namen rühmen. Ich bin nichts, Herr, und auch mein Volk ist nichts; aus eigenem Vermögen wären wir gar nicht in der Lage, dir solche Gaben zu bringen. Alles kommt von dir, auch diese Gaben haben wir erst von dir empfangen. Es geht uns nicht anders als allen unseren Vorfahren: Wir wohnen nur wie Gäste oder Fremde in diesem Land, das du uns gegeben hast, denn unser Leben auf der Erde ist vergänglich wie ein Schatten, ohne Hoffnung auf Dauer. Herr, unser Gott! Der ganze Reichtum, den wir jetzt zusammengebracht haben, um für dich, für deinen heiligen Namen, ein Haus zu bauen, kommt aus deiner Hand und darum gehört auch alles dir! Mein Gott, ich weiß, dass du den Menschen ins Herz siehst, und du freust dich, wenn sie aufrichtig sind. Ich habe dies alles mit aufrichtigem Herzen gegeben und ich habe voller Freude gesehen, welche Opferbereitschaft auch dein Volk hier bewiesen hat. Herr, du Gott unserer Vorfahren Abraham, Isaak und Israel! Erhalte deinem Volk für immer diese Gesinnung, dass es von Herzen dir zugewandt bleibt! Hilf auch meinem Sohn Salomo, dass er mit ungeteiltem Herzen deine Gebote, Weisungen und Vorschriften befolgt und alles tut, um den Tempelbau auszuführen, den ich vorbereitet habe.‹

Dann forderte David die ganze Versammlung auf: ›Preist den Herrn, euren Gott!‹ Da priesen alle den Herrn, den Gott ihrer Vorfahren. Vor dem Herrn und dem König warfen sie sich auf die Knie und beugten sich mit der Stirn zur Erde nieder." (1. Chronik 29,10-20 GNB)

Es war dem König ein Herzensanliegen gewesen, das kostbare Material zum Bau und zur Ausschmückung des Tempels zusammenzutragen. Er hatte die wunderbaren Loblieder komponiert, die später in den Vorhöfen erklingen sollten. Nun wurde sein Herz fröhlich in Gott, als Israels Stammeshäupter und Fürsten seinen Aufruf so großherzig beantworteten und ihre Hilfe für die wichtige Aufgabe, die ihnen bevorstand, anboten. Über ihren Dienst hinaus waren sie gewillt, noch mehr zu tun. Sie vermehrten die Gaben Davids, indem sie etwas aus ihrem eigenen Besitz in das Schatzhaus gaben. David hatte beim Zusammentragen des Baumaterials für Gottes Haus stark seine eigene Unwürdigkeit empfunden. Der Treuebeweis seiner Edelleute, der in ihrer spontanen Reaktion zum Ausdruck kam, ihre Schätze mit willigem Herzen Jahwe zu weihen und sich selbst in seinen Dienst zu stellten, erfüllte ihn mit Freude. Es war jedoch Gott allein, der seinem Volk diese Bereitschaft geschenkt hatte. Ihm, und nicht den Menschen, gebührte die Ehre. Er hatte ihnen die Reichtümer der Erde geschenkt, und sein Geist hatte sie willig werden lassen, ihre Kostbarkeiten für den Tempelbau einzubringen. Alles kam vom Herrn. Hätte seine Liebe nicht ihre Herzen bewegt, wären die Bemühungen des Königs vergeblich gewesen, und der Tempel wäre nie gebaut worden.

Alles, was der Mensch aus Gottes Fülle empfängt, bleibt Eigentum des Herrn. Was immer Gott an wertvollen und schönen Dingen auf Erden zur Verfügung gestellt hat, hat er in die Hände der Menschen gelegt, um sie zu prüfen - um der Tiefe ihrer Liebe zu ihm und ihrer Wertschätzung für seine Gnade Ausdruck zu verleihen. Ob es nun materielle oder intellektuelle Schätze sind - sie sollen als bereitwilliges Opfer Jesus zu Füßen gelegt werden, und der Geber soll wie David sagen: "Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir es dir gegeben." (1. Chronik 29,14)

Davids Letzte Worte

Als David erkannte, dass sein Tod nahte, spürte er immer noch die Verantwortung für Salomo und das Reich Israel, dessen Wohlergehen so sehr von der Treue seines Königs abhing. Da gebot er seinem Sohn Salomo und sprach: "Meine Zeit ist abgelaufen. Nun kommt es darauf an, dass du deinen Mann stehst! Achte stets darauf, dass du so lebst, wie der Herr, dein Gott, es haben will. Befolge alle seine Gebote und Anweisungen ... Dann wirst du Erfolg haben in allem, was du planst und unternimmst. Dann wird auch der Herr sein Versprechen halten, das er mir gegeben hat. Er sagte ja zu mir: ›Wenn deine Nachkommen mir treu bleiben und meine Gebote mit ganzem Herzen befolgen, dann wird auf dem Thron Israels stets einer aus der Familie Davids sitzen.‹" (1. Könige 2,1-4 GNB)

Davids "letzte Worte" sind uns in Form eines Liedes überliefert worden. Es ist ein Lied des Vertrauens, der höchsten Grundsatztreue und des unerschütterlichen Glaubens:

"Es spricht David, der Sohn Isais, es spricht der Mann, der hocherhoben ist, der Gesalbte des Gottes Jakobs, der Liebling der Lieder Israels: Der Geist des Herrn hat durch mich geredet . Wer gerecht herrscht unter den Menschen, wer herrscht in der Furcht Gottes, der ist wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, am Morgen ohne Wolken. Und wie das Gras nach dem Regen aus der Erde bricht, so ist mein Haus fest bei Gott; denn er hat mir einen ewigen Bund gesetzt, in allem wohl geordnet und gesichert. All mein Heil und all mein Begehren wird er gedeihen lassen." (2. Samuel 23,1-5)

David war tief gefallen, aber tief war auch seine Reue, innig seine Liebe und stark sein Glaube. Ihm war viel vergeben worden, deshalb liebte er viel (vgl. Lukas 7,47).

Davids Psalmen enthalten das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrung, von den Tiefen des Schuldbewusstseins und der Selbstverurteilung bis zum höchsten Glauben und dem ehrwürdigsten Umgang mit Gott. Seine Lebensgeschichte zeigt, dass Sünde nur Schande und Elend bringt, aber Gottes Liebe und Barmherzigkeit ins Innerste des Herzens vorzudringen vermag, dass der Glaube den schuldbewussten Menschen aufrichtet und ihn in die Familie der Gotteskinder aufnimmt. Von allen Zusicherungen, die Gottes Wort enthält, ist dies eines der stärksten Zeugnisse für die Treue, die Gerechtigkeit und den Gnadenbund Gottes.

Der Mensch "verschwindet wie ein Schatten und hat keinen Bestand", "aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich" (Hiob 14,2b NLB; Jesaja 40,8). "Die Güte Gottes bleibt für immer bestehen; bis in die fernste Zukunft gilt sie denen, die ihn ehren. Er hält auch noch zu ihren Kindern und Enkeln, wenn sie nur seinem Bund treu bleiben und nach seinen Geboten leben." (Psalm 103,17.18 GNB) "Alles, was Gott tut, das besteht für ewig." (Prediger 3,14)

Gottes Verheissungen Für David Und Sein Haus

Herrlich sind die Verheißungen, die David und seinem Haus gegeben wurden, die bis in die Ewigkeit reichen und ihre vollständige Erfüllung in Christus finden. Der Herr erklärte: "Ich habe David, meinem Knecht, geschworen ... Meine Hand soll ihn erhalten, und mein Arm soll ihn stärken ... Meine Treue und Gnade soll bei ihm sein, und sein Haupt soll erhöht sein in meinem Namen. Seine Hand lass ich herrschen über das Meer und seine Rechte über die Ströme. Er wird mich nennen: Du bist mein Vater, mein Gott und Hort, der mir hilft. Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen, zum Höchsten unter den Königen auf Erden. Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade, und mein Bund soll ihm festbleiben. Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt." (Psalm 89,4.22.25-30)

"Er soll den Elenden im Volk Recht schaffen und den Armen helfen und die Bedränger zermalmen. Er soll leben, solange die Sonne scheint und solange der Mond währt, von Geschlecht zu Geschlecht. . Zu seinen Zeiten soll blühen die Gerechtigkeit und großer Friede sein, bis der Mond nicht mehr ist. Er soll herrschen von einem Meer bis ans andere, und von dem Strom [Euphrat] bis zu den Enden der Erde. ... Sein Name bleibe ewiglich; solange die Sonne währt, blühe sein Name. Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker, und sie werden ihn preisen." (Psalm 72,4.5.7.8.17; vgl. Jesaja 61,1; Jeremia 23,5)

"Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens." (Jesaja 9,5 Elb.) "Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben." (Lukas 1,32.33; vgl. Jesaja 9,6)