------------------------Der bessere Weg zu einem neuen Leben 1995 BW 7 1 Kapitel 1 -- Gottes Liebe -- stärker als der Tod BW 15 1 Kapitel 2 -- Die einzige Brücke zum Leben BW 23 1 Kapitel 3 -- Reue, die keiner bereut BW 39 1 Kapitel 4 -- Bekennen macht frei! BW 45 1 Kapitel 5 -- Gott will keine Marionetten BW 53 1 Kapitel 6 -- Angenommen! Ohne Probezeit! BW 61 1 Kapitel 7 -- Wenn Gehorchen Freude macht BW 71 1 Kapitel 8 -- Ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten BW 81 1 Kapitel 9 -- Wer rastet, der rostet BW 89 1 Kapitel 10 -- Gottes Lehrbücher BW 97 1 Kapitel 11 -- Sprechstunde: Tag und Nacht! BW 109 1 Kapitel 12 -- Grenzen erkennen und bejahen BW 119 1 Kapitel 13 -- Gottes "Visitenkarten" ------------------------Kapitel 1: Gottes Liebe -- stärker als der Tod BW 7 1 Die Schöpfung und die Heilige Schrift bezeugen gleicherweise die Liebe Gottes. Unser Vater im Himmel ist die Quelle des Lebens, der Weisheit und der Freude. Man kann nur staunen, wie wunderbar die Werke der Schöpfung den Bedürfnissen der Menschen und aller anderen Lebewesen entsprechen! Sonnenschein und Regen sorgen für Wachstum und Gedeihen, Wälder, Wiesen und Meere bieten Schutz und Nahrung. Gott sorgt liebevoll für alle Geschöpfe und stillt täglich ihre Bedürfnisse. Der Psalmdichter David faßt diesen Gedanken so zusammen: BW 7 2 "Alle blicken voll Hoffnung auf dich, und jedem gibst du Nahrung zur rechten Zeit. Du öffnest deine Hand, und alles, was lebt, wird satt." Psalm 145,15.16. BW 7 3 Gott hat den Menschen vollkommen erschaffen. Als die Erde aus der Hand des Schöpfers hervorging, wies sie weder Spuren des Verfalls noch Anzeichen eines Fluches auf. Das änderte sich an dem Tag, als sich der Mensch gegen Gottes Willen auflehnte und das Gesetz der Liebe mißachtete. BW 7 4 Die Folgen des Ungehorsams waren schrecklich: Leid und Schmerz zogen in die einst vollkommene Welt ein -- schließlich gar der Tod. Doch selbst im Leid offenbarte sich noch Gottes Liebe. Zwar steht geschrieben, daß (1.Mose 3,17) Gott den Acker um des Menschen willen verfluchte, aber selbst die Dornen und Disteln -- wir könnten auch sagen: die Schwierigkeiten und Belastungen, denen wir auf Schritt und Tritt begegnen -- sind noch zu unserem Besten bestimmt. Im Heilsplan Gottes sollen sie dazu beitragen, die Menschheit herauszuführen aus Niedergang und Verderben, die durch die Sünde verursacht wurden. BW 8 1 Die ganze Welt leidet an der unheilbaren Krankheit "Sünde". Dennoch gibt es auf Erden nicht nur Leid und Elend. Wer die Natur aufmerksam betrachtet, entdeckt auch vieles, was tröstet und erfreut. Selbst Disteln tragen Blüten, und auf dornigen Stengeln wachsen wunderschöne Rosen. "Gott ist die Liebe!" So steht es geschrieben auf jeder sich öffnenden Knospe, auf jedem Grashalm. Vögel singen ihre Lieder; Blumen erblühen in schier unerschöpflicher Farbenpracht; Bäume prangen im üppigen Grün ihres Blätterschmucks -- und sie alle verkünden: Es gibt einen Vater im Himmel, der uns liebt und für uns sorgt. BW 8 2 Gott offenbart sich auch in seinem Wort.* Als Mose betete: "Laß mich doch deine Herrlichkeit sehen", antwortete ihm der Herr: "Ich werde in meiner ganzen Pracht und Hoheit vorüberziehen und meinen Namen ‚Der Herr' ausrufen." Und so stellte sich Gott selbst dar: "Ich bin der Herr! Herr ist mein Name. Ich bin ein Gott voll Liebe und Erbarmen. Ich habe Geduld, meine Güte und Treue sind grenzenlos. Ich erweise Güte über Tausende von Generationen hin, ich vergebe Schuld und Verfehlung; aber ich lasse nicht alles ungestraft hingehen." 2.Mose 34,5.6. Ähnlich äußerten sich die Propheten Jona und Micha: "Du bist voll Güte und Erbarmen, du hast Geduld mit den Menschen, deine Liebe hat keine Grenzen." Jona 4,2. "Güte und Liebe zu erweisen, macht dir Freude." Micha 7,18. BW 9 1 Durch unzählige Beweise seiner Liebe im Himmel und auf Erden will der Herr unsere Herzen zu sich ziehen. In den Werken der Schöpfung, in den innigsten und zartesten Bindungen, die das menschliche Herz kennt, möchte er sich uns offenbaren. Doch all das ist nur ein unvollkommenes Abbild seiner Liebe zu uns. BW 9 2 Trotz dieser vielen Beweise göttlicher Liebe versucht Satan, die Herzen der Menschen so zu verblenden, daß sie nur mit Furcht auf Gott schauen und in ihm einen unbarmherzigen Richter sehen, der auf Gerechtigkeit pocht und unerfüllbare Forderungen erhebt. Er stellt den Schöpfer so dar, als ob er nur darauf aus wäre, im Leben der Menschen Fehler zu finden, um dann über sie zu Gericht zu sitzen. Jesus kam auf die Erde und lebte unter uns, um dieses Zerrbild von Gott zu beseitigen und zu zeigen, wie Gott wirklich ist. BW 9 3 Darauf wiesen Johannes und Matthäus, zwei Jünger Jesu, nachdrücklich hin: "Kein Mensch hat Gott jemals gesehen. Nur der einzige Sohn, der ganz eng mit dem Vater verbunden ist, hat uns gezeigt, wer Gott ist." Johannes 1,18. "Nur der Vater kennt den Sohn, und nur der Sohn kennt den Vater -- und jeder, dem der Sohn ihn zeigen will." Matthäus 11,27. Als einer der Jünger die Bitte äußerte: "Zeige uns den Vater!", antwortete Jesus: "Nun bin ich so lange mit euch zusammengewesen, Philippus, und du kennst mich immer noch nicht? Jeder, der mich gesehen hat, hat den Vater gesehen." Johannes 14,8.9. BW 10 1 Jesus umriß seine Aufgabe mit den Worten: "Der Herr hat mich mit seinem Geist erfüllt. Er hat mich bevollmächtigt und mir den Auftrag gegeben, den Armen gute Nachricht zu bringen; den Gefangenen zu verkünden, daß sie frei sein sollen, und den Blinden, daß sie sehen werden." Lukas 4,18. BW 10 2 Darum ging es ihm also. Er zog umher, tat Gutes, heilte die Kranken und befreite alle, die unter der Herrschaft Satans stöhnten und frei werden wollten. Es gab Dörfer, wo kein Seufzen und Klagen mehr zu hören war; denn Jesus war hindurchgegangen und hatte die Kranken geheilt. Seine Werke waren der Beweis seiner göttlichen Sendung. Liebe, Barmherzigkeit und tiefes Mitgefühl zeigten sich in all seinem Tun. In liebevollem Erbarmen ging er jedem nach. Er nahm menschliche Gestalt an, um uns in unseren Nöten besser zur Seite stehen zu können. BW 10 3 Die Ärmsten und Geringsten scheuten sich nicht, zu ihm zu kommen; selbst die Kinder fühlten sich zu ihm hingezogen. Nie war er unfreundlich, nie sprach er ohne Grund ein hartes Wort, nie verletzte er ein empfindsames Herz. Er sagte die Wahrheit, aber stets in Liebe. Er verurteilte keinen seiner Schwäche wegen, aber wenn ihm Heuchelei, Unglaube und Bosheit begegneten, hielt er mit seinem Tadel nicht hinter dem Berg. BW 10 4 Er weinte über seine geliebte Stadt Jerusalem, die sich weigerte, ihn aufzunehmen als den, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Obwohl die Menschen in Jerusalem den Heiland verworfen hatten, blickte er doch mit liebevollem Erbarmen auf sie. In seinen Augen war jeder Mensch wertvoll. Seine göttliche Würde hinderte ihn nicht, sich um jeden einzelnen zu kümmern. Selbst im verstocktesten Menschen sah er bis zuletzt einen Sünder, den es zu retten galt. BW 10 5 So offenbarte sich im Leben Jesu das Wesen Gottes. Aus dem Herzen des Vaters strömt Barmherzigkeit, die in Christus für uns sichtbar wurde und die für jeden da ist. Jesus, der liebevolle, anteilnehmende Heiland, war Gott, "offenbart im Fleisch". BW 11 1 Jesus lebte, litt und starb, um uns zu erlösen. Er nahm unsere Schmerzen auf sich, damit wir ewige Freude genießen können. Mit Zustimmung des Vaters kam der Sohn Gottes aus einem Reich unbeschreiblicher Herrlichkeit in eine von Sünden verderbte und vergiftete Welt, die im Schatten des Todes und unter dem Fluch der Sünde lag. Er tauschte die Anbetung der Engel im Himmel gegen die Beleidigungen und Demütigungen auf dieser Erde -- bis hin zu Haß und Mord. "Die Strafe für unsere Schuld traf ihn, und wir sind gerettet. Er wurde verwundet, und wir sind heil geworden." Jesaja 53,5. BW 11 2 In der Wüste, in Gethsemane und am Kreuz lud der Gottessohn die Last der Sünde auf sich. Er, der eins war mit Gott, erlitt am eigenen Leibe die furchtbare Trennung, die durch die Sünde zwischen Gott und den Menschen entstanden war. Schmerz und Trauer darüber erschütterten ihn so sehr, daß er ausrief: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Matthäus 27,46. Das Gewicht der Sünde und das Wissen um ihre vernichtende Macht brachen ihm das Herz. BW 11 3 Doch Christus mußte die Liebe des Vaters zu uns Menschen nicht erst durch sein Opfer wecken. Er mußte ihn auch nicht gnädig stimmen; denn "Gott liebte die Menschen so sehr, daß er seinen einzigen Sohn hergab." Johannes 3,16. Der Vater liebt uns also nicht deshalb, weil sein Sohn für uns starb, vielmehr ist es gerade umgekehrt: Weil Gott uns liebt, opferte er seinen Sohn für uns am Kreuz. BW 11 4 In Christus überschüttete der Vater die sündige Welt mit seiner unendlichen Liebe. "Denn Gott hat durch Christus Frieden mit der Welt geschlossen." 2.Korinther 5,19 (Hfa). Gott litt mit seinem Sohn, als Jesus im Garten Gethsemane Todesängste ausstand und am Kreuz den hohen Preis für unsere Erlösung bezahlte. BW 12 1 Jesus sagte: "Der Vater liebt mich, weil ich bereit bin, mein Leben zu opfern." Johannes 10,17. Das heißt: Mein Vater hat euch so lieb, daß er mich um so mehr liebt, weil ich mein Leben gebe, um euch zu erlösen. Ich bin an eure Stelle getreten, habe für euch gebürgt, habe mein Leben für euch gegeben und eure Schuld auf mich genommen. Mein Opfer "berechtigt" den Vater, allen, die an mich glauben, ihre Schuld zu vergeben, ohne daß er dabei seine Gerechtigkeit aufgeben müßte. BW 12 2 Kein anderer als Gottes Sohn konnte unsere Erlösung vollbringen; denn nur er, der eins mit dem Vater ist, konnte Gottes Wesen und Liebe offenbaren. Und er tat es -- selbst um den Preis des eigenen Lebens. BW 12 3 "Gott liebte die Menschen so sehr, daß er seinen einzigen Sohn hergab." Johannes 3,16. Er gab ihn nicht nur, damit er unter den Menschen lebte, um ihre Sünden zu tragen und am Kreuz für sie zu sterben; er gab ihn der gefallenen Menschheit, damit Christus unsere Sorgen und Kümmernisse selbst kennenlernte. Er, der eins war mit Gott, wurde auch eins mit uns und schuf dadurch eine Verbindung, die niemand lösen kann. "Darum schämt er sich nicht, sie seine Brüder zu nennen." Hebräer 2,11. BW 12 4 Der Gottessohn wurde Mensch.* Weil er unsere menschliche Natur annahm und sich für immer mit uns verband, kann er nun als Fürsprecher und Bruder vor dem Thron des Vaters im Himmel für uns eintreten. Was er tat und tut, dient dazu, uns vom Verderben und von der Erniedrigung durch die Sünde zu befreien, damit wir uns seiner Reinheit und Heiligkeit erfreuen und die Liebe Gottes widerspiegeln können. BW 13 1 Gott bezahlte für unsere Erlösung einen unfaßbaren Preis. Und er zeigte uns, was aus sündigen Menschen werden kann, wenn sie sich von Christus erlösen lassen: Kinder Gottes! BW 13 2 Als der vom Heiligen Geist ergriffene Apostel Johannes über die Liebe Gottes nachdachte, erfüllte ihn Ehrfurcht und Anbetung. Es fehlten ihm die Worte, um die Größe und Bedeutung dieser Liebe auszudrücken. Deshalb rief er: "Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, daß er uns seine Kinder nennt. Und wir sind es wirklich!" 1.Johannes 3,1. BW 13 3 Welch hoher Wert wird da den Menschen beigemessen! Durch die Sünde gerieten sie unter die Herrschaft Satans. Im Glauben an das Versöhnungsopfer Christi aber können sie wieder Kinder Gottes werden. Solche Liebe ist einmalig! Kinder des himmlischen Vaters zu heißen -- welch ein Vorrecht! Je mehr wir im Lichte des Kreuzes über Gottes Wesen nachdenken, um so besser erkennen wir die Gerechtigkeit unseres himmlischen Vaters, aber auch seine Barmherzigkeit, Liebe und Vergebungsbereitschaft. Diese Gedanken sollten unsere Seele erfüllen und unser Herz für Gott öffnen.* ------------------------Kapitel 2: Die einzige Brücke zum Leben BW 15 1 An den ersten Menschen gab es nichts auszusetzen. Ihr Charakter war ohne Tadel, ihre Beziehung zu Gott ungetrübt, sie verfügten über erstaunliche Fähigkeiten, ihre Gedanken waren rein, ihre Ziele heilig. Erst der Ungehorsam ließ sie egoistisch und lieblos werden. Der moralische Niedergang war so gewaltig, daß die Menschen dem Bösen nicht mehr aus eigener Kraft widerstehen konnten. Sie wurden Satan hörig und wären es für immer geblieben, wenn Gott nicht eingegriffen hätte. BW 15 2 Gottes Widersacher war darauf aus, den Erlösungsplan zu vereiteln, um das Leid und die Hoffnungslosigkeit auf Erden zu verewigen. Deshalb versuchte er, Gott die Schuld am Einbruch der Sünde "in die Schuhe zu schieben". Er behauptete, Leid und Not in der Welt hingen damit zusammen, daß Gott schwerwiegende Fehler unterlaufen seien. Deshalb müsse der Schöpfer zur Verantwortung gezogen werden, nicht das Geschöpf. BW 15 3 Bevor sie in Sünde gerieten, waren die Menschen ganz eng mit Gott verbunden. Sie konnten direkt mit ihm sprechen und bekamen Antwort aus erster Hand -- von einem Gott, "in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis". Kolosser 2,3 (LB). Als sie sündigten, änderte sich das grundlegend. Plötzlich war ihnen die Nähe des Schöpfers unheimlich. Sie konnten Gottes Heiligkeit nicht mehr ertragen. Darum versteckten sie sich vor ihm. BW 16 1 Ähnlich geht es heute allen, die noch nicht durch den Glauben an Jesus Christus eine neue Beziehung zu Gott gewonnen haben. Wer nicht im Einvernehmen mit Gott lebt, dem ist der Kontakt mit ihm offenbar mehr Last als Freude. Selbst wenn ein Sünder in den Himmel käme, würde er sich in Gottes Gegenwart nicht wohl fühlen. Schon der Gedanke, heiligen Wesen in alle Ewigkeit Gesellschaft leisten zu müssen, wäre ihm wahrscheinlich unangenehm. Wie sollte er sich auf den Himmel freuen können, wenn ihm die selbstlose Liebe, die dort herrscht, zuwider ist? Worüber sollte er sich mit den himmlischen Bewohnern unterhalten, wenn er von ganz anderen Gedanken erfüllt ist als sie? Er würde sich wie jemand vorkommen, den man in ein Orchester steckt, ohne daß er ein Instrument spielt, oder wie ein falscher Ton im Schlußakkord eines Liedes. BW 16 2 Für den, der die Gemeinschaft mit Christus nicht mag, würde selbst der Himmel zur Hölle werden. Darum kommt er gar nicht erst dorthin!* Dabei ist es nicht Gott, der vor solchen Menschen die Tür zum Himmelreich verschließt, etwa aus Willkür oder zur Strafe, sondern sie selbst schließen sich vom Leben in Gottes Reich aus. Die Herrlichkeit des Allmächtigen würde sie verzehren. Und wäre das nicht der Fall, würden sie sich lieber den Tod wünschen, als ewig dem ins Angesicht schauen zu müssen, der vergeblich für sie gestorben ist! BW 17 1 Aus eigener Kraft können wir uns nicht aus der Fallgrube der Sünde befreien, denn das Böse steckt im Herzen, und das können wir nicht ändern. Der Gottesmann Hiob beschrieb das so: "Du mußt doch wissen, daß er [der Mensch] unrein ist, daß niemals etwas Reines von ihm ausgeht." Hiob 14,4. Im Brief an die Christen in Rom schrieb der Apostel Paulus: "Der Mensch, so wie er von sich aus ist, lehnt sich gegen Gott auf. Er gehorcht nicht dem Gesetz Gottes, ja er kann es gar nicht." Römer 8,7. BW 17 2 Erziehung und Bildung, Willensstärke und menschliche Anstrengungen haben zweifellos ihre Bedeutung, doch wenn es darum geht, unser Herz zu verändern, müssen sie allesamt kapitulieren. Es mag sein, daß sich mit ihrer Hilfe eine passable Fassade aufrechterhalten läßt, aber die Beschaffenheit des Herzens, unser Denken, Fühlen und Empfinden verändern sich dadurch nicht. Und darauf kommt es schließlich an! BW 17 3 Um einen Sünder in einen Heiligen zu verwandeln, reicht menschliche Kraft nicht aus. Das bringt nur einer zustande: Jesus Christus. Wenn unsere Seele zu geistlichem Leben erweckt wird, dann ist das seiner Gnade zu verdanken; und wenn ein Mensch zu Gott zurückfindet, dann hat Christus seine Hand im Spiel. BW 17 4 Neues Leben bleibt ein Wunschtraum, wenn wir nicht zulassen, daß Gott unser Herz erneuert. Wenn sich nach außen hin etwas verändern soll, muß sich zuerst unser Denken, Wünschen und Wollen ändern. Darum ging es Jesus, als er dem Juden Nikodemus sagte: "Ich versichere dir: nur wer von neuem geboren ist, wird Gottes neue Welt zu sehen bekommen." Johannes 3,3. BW 18 1 Wer meint, es genüge, das Gute im Menschen zu fördern, täuscht sich. "Wer sich auf seinen Verstand verläßt, lehnt ab, was der Geist Gottes enthüllt. Es kommt ihm unsinnig vor. Er kann nichts damit anfangen, weil man es nur mit Hilfe des Geistes begreifen kann." 1.Korinther 2,14. "Wundere dich nicht, wenn ich dir sage: Ihr müßt alle von neuem geboren werden." Johannes 3,7. Von Christus heißt es: "Allen Geschöpfen gab er das Leben, und für die Menschen war er das Licht." Johannes 1,4. "Jesus Christus und sonst keiner kann die Rettung bringen. Nirgends auf der ganzen Welt hat Gott einen anderen Namen bekannt gemacht, durch den wir gerettet werden könnten." Apostelgeschichte 4,12. BW 18 2 Es genügt nicht, Gottes Güte zu erkennen oder sein Wohlwollen und seine Fürsorge wahrzunehmen und zu verstehen. Es reicht auch nicht aus, die Weisheit und Gerechtigkeit seines Gesetzes zu begreifen und zu akzeptieren, daß es nicht Ausdruck des Machtwillens Gottes ist, sondern Zeichen seiner Liebe. BW 18 3 Der Apostel Paulus hatte das erkannt und schrieb: "Wenn wir aber das Schlechte, das wir tun, gar nicht wollen, dann erkennen wir damit an, daß das Gesetz gut ist." "Es steht aber fest, daß das Gesetz von Gott kommt. Seine Vorschriften sind heilig, gerecht und gut." Römer 7,12.16.* BW 19 1 Doch dann fügte er hinzu: "Aber wir sind schwache Menschen, als Sklaven an die Sünde verkauft." Römer 7,14. BW 19 2 Dieser energische Mann sehnte sich nach Reinheit und Rechtschaffenheit und wußte zugleich, daß sie mit menschlichen Mitteln nicht zu erlangen sind: "Es ist zum Verzweifeln! Wir haben nur noch den Tod zu erwarten. Wer kann uns aus dieser ausweglosen Lage retten?" Römer 7,24. Paulus war nicht der einzige, den diese Frage quälte. Gott sei Dank gibt es darauf eine Antwort: "Dieser [Jesus Christus] ist das Opferlamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt." Johannes 1,29. Gott scheut keine Mühe, denen, die von der Last der Sünde befreit werden möchten, diese Wahrheit verständlich zu machen. BW 19 3 Nachdem Jakob seinen Bruder Esau um das Erstgeburtsrecht betrogen hatte, floh er vor dessen Rache. Aber es war nicht nur die Angst vor Vergeltung, die ihn aus dem Vaterhaus trieb, sondern auch das schuldbeladene Gewissen. Auf der Flucht wurde ihm klar, daß er nicht nur an seinem Bruder, sondern auch an Gott gesündigt hatte. Von allem abgeschnitten, was sein Leben bisher ausgemacht hatte, fürchtete er, nun auch noch von Gott getrennt leben zu müssen. BW 19 4 Niedergeschlagen legte sich Jakob unter freiem Himmel zum Schlafen nieder. In dieser Nacht hatte er einen eigenartigen Traum. Er sah eine riesige Leiter, die Himmel und Erde miteinander verband. Engel stiegen auf und nieder. Schließlich hörte er eine Stimme, die ihn tröstete und ihm neue Hoffnung schenkte. Er begriff, daß da einer war, der ihm das geben konnte, wonach er sich sehnte -- Vergebung der Schuld. Die äußeren Verhältnisse hatten sich nicht geändert, dennoch war Jakob erfüllt von Freude darüber, daß er trotz allem nicht von der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen war. BW 19 5 Die geheimnisvolle Leiter in Jakobs Traum gab es zwar nicht wirklich, doch sie war ein Bild dafür, daß die Kluft zwischen dem sündigen Menschen und dem heiligen Gott durch Jesus Christus überbrückt werden sollte. BW 20 1 Vermutlich dachte Jesus an diese alttestamentliche Begebenheit, als er zu Natanaël sagte: "Ich versichere euch: ihr werdet sehen, wie sich der Himmel öffnet und die Engel zwischen Gott und dem Menschensohn auf der Erde hinauf- und heruntersteigen." Johannes 1,51. Der Sündenfall trennte Himmel und Erde voneinander und unterbrach die unmittelbare Verbindung der Menschen zu Gott. Im Laufe der Jahrtausende entfernte sich der Mensch immer mehr von seinem Schöpfer. BW 20 2 An Versuchen, diese Kluft mit menschlichen Mitteln zu überbrücken, hat es seitdem nicht gefehlt. Doch keinem ist das bisher geglückt. Keinem? Doch einem: Jesus Christus. Weil Gottes Sohn den Tod nicht scheute, gibt es eine neue Verbindung zwischen Himmel und Erde. Ihm ist es zu verdanken, daß die Engel wieder mit den Menschen in Kontakt treten können, so wie es Jakob im Traum gesehen hatte. BW 20 3 Abgeschnitten von der Quelle des Lebens, hat der Mensch den Tod vor Augen. Das möchte zwar niemand wahrhaben, denn die meisten Leute träumen immer noch vom Fortschritt und vom Heil, das sie selbst schaffen wollen; doch solche Träume sind und bleiben "Schäume". Die Heilige Schrift sagt unmißverständlich: "Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk" (Jakobus 1,17) kommt von Gott. BW 20 4 Vollkommenheit in jeder Form gibt es nur bei Gott. Wer Anteil an ihr haben will, muß zu ihm zurückkehren. Und da gibt es nur einen einzigen Weg: Jesus Christus. Er sagte von sich: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." Johannes 14,6 (LB). BW 20 5 Die Liebe, die Gott für seine Kinder auf Erden hegt, reicht über den Tod hinaus. Als Christus am Kreuz starb, wurde das für alle sichtbar. Jesu Leben und Sterben, seine Fürsprache im Himmel und der Dienst der Engel, die Fürbitte des Heiligen Geistes und das unermüdliche Wirken des Vaters -- all das hat nur den einen Zweck, die Menschen aus der Verlorenheit zum ewigen Heil zu führen. Für den, der begriffen hat, was der Himmel um unsertwillen einsetzt, gibt es nur eine Antwort: Dankbarkeit und Liebe! BW 21 1 Die Belohnung für rechtschaffenes Handeln, die Freuden des Himmels, die Gemeinschaft mit den Engeln, das Einssein mit Gott und seinem Sohn, das unbegrenzte Wachstum unserer geistigen Fähigkeiten -- sollte das alles nicht Ansporn sein, Gott unser Leben vorbehaltlos anzuvertrauen? BW 21 2 Sind andererseits ein belastetes Gewissen, Gottes Gericht über die Sünde und der Tag der Vergeltung für alles Böse nicht Warnung genug, Gottes Gnade zu mißachten und sich von Satan für seine Ziele einspannen zu lassen? BW 21 3 Gott hat alles getan, um uns vom Abgrund des Verderbens zurückzureißen. Nun wartet er auf unsere Antwort. Und die sollte geprägt sein von Staunen und Dankbarkeit. Schließlich hat er das alles nicht für sich getan, sondern für uns. Es wäre töricht, sein Heilsangebot abzulehnen. Laßt uns die Möglichkeiten nutzen, seinem Wesen ähnlicher zu werden und wieder in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn leben zu dürfen.* ------------------------Kapitel 3: Reue, die keiner bereut BW 23 1 Wie kann ein sündiger Mensch vor Gott gerecht werden? Die Antwort lautet: Nur durch Christus! Er allein kann die Beziehung zwischen Gott und Mensch neu knüpfen. BW 23 2 Wenn das so ist, müssen wir natürlich fragen: Wie kommt man zu Christus? Diese Frage ist nicht neu. Als seinerzeit zu Pfingsten in Jerusalem viele erkannten, daß sie nicht weiterleben konnten wie bisher, wollten sie wissen: "Brüder, was sollen wir tun?" Petrus antwortete: "Kehrt jetzt um und macht einen neuen Anfang! Laßt euch alle auf den Namen Jesu Christi taufen! Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch seinen heiligen Geist schenken." Apostelgeschichte 2,37.38. BW 23 3 Reue und Buße haben damit zu tun, daß jemand seine Sünde erkennt und von ihr loskommen möchte. Wir werden die Sünde erst ablegen, wenn uns klar wird, wie verwerflich unser Tun ist. Nur wenn wir bereit sind, der Sünde ganz und gar abzusagen, kann es zu einer wirklichen Umkehr in unserem Leben kommen. BW 23 4 Viele verstehen die wahre Bedeutung der Buße nicht. Mag sein, daß sie bekümmert sind über ihre Sünden; vielleicht vollzieht sich bei ihnen auch äußerlich ein gewisser Wandel. Aber wenn man genau hinschaut, dann fürchten sie sich im Grunde nur vor den Folgen ihrer Taten. Das entspricht nicht dem, was die Bibel unter Buße versteht. Wer nur die Folgen seines Tuns beklagt, ohne über die Sünde an sich bekümmert zu sein, sollte sich nicht für bußfertig halten. BW 24 1 Wie das zu verstehen ist, läßt sich gut an Beispielen aus der Heiligen Schrift zeigen. Bileam, ein recht fragwürdiger Prophet, fragte nicht immer nach Gottes Willen. Eines Tages trat ihm ein Engel mit gezogenem Schwert in den Weg, um ihn seiner Sünden willen zur Rechenschaft zu ziehen. Bileam erschrak und bekannte seine Sünden, weil er keine andere Möglichkeit sah, mit dem Leben davonzukommen. Solche Bekenntnisse haben meist nicht viel mit wahrer Bekehrung zu tun. Sie entspringen einer Notlage und nicht der Trauer über das falsche Verhalten. BW 24 2 Ähnliches könnte man von Judas Iskariot sagen, der Jesus um Geld verriet. Als er sah, was er angerichtet hatte, jammerte er: "Ich habe eine schwere Schuld auf mich geladen ... ein Unschuldiger wird getötet, und ich habe ihn verraten." Matthäus 27,4. BW 24 3 Auch hier liegt der Gedanke nahe, daß die Angst vor der Verdammnis und dem Gericht Gottes größer war, als die Reue über den Verrat. Es scheint so, als habe Judas die Konsequenzen seines Handelns bedauert, aber daß er die schändliche Tat an sich bereute, lassen die biblischen Berichte nicht erkennen.* BW 24 4 Bevor Mose Israel aus der Sklaverei befreien konnte, mußte Gott den ägyptischen Herrscher durch Plagen regelrecht "zwingen", seine Einwilligung zum Auszug zu geben. Immer, wenn Unheil hereinbrach, bekannte der Pharao seine Sünden und gelobte, die Hebräer ziehen zu lassen. War die Plage vorbei, brach er sein Versprechen. Offensichtlich "bereute" er nur, um weiteren Plagen zu entgehen. Auch er scheute mehr die Folgen als die Sünde selbst. BW 25 1 Anders dagegen, wenn der Mensch sein Herz dem Einfluß des Geistes Gottes öffnet. Wo das geschieht, erwacht das Gewissen, und der Schuldige begreift, daß Sünde immer auch ein Vergehen gegen Gottes heilige Ordnungen ist, unabhängig davon, welche Folgen sie sonst noch hat. BW 25 2 Von Jesus heißt es, daß er "in die Welt kam und in der Welt war, um allen Menschen Licht zu geben". Johannes 1,9. Diese bildhafte Aussage läßt sich auch so deuten, daß Christus bis in die entferntesten Winkel unseres Herzens leuchtet und die geheimsten Regungen unserer Seele ans Licht bringt. Der Mensch wird sozusagen von innen her erleuchtet und erschrickt im Lichte der Gerechtigkeit Gottes über seine eigene Ungerechtigkeit. Zugleich erkennt er, daß Gott nicht nur heilig ist, sondern auch voller Liebe. Und er wünscht sich nichts sehnlicher als die Vergebung seiner Schuld, um wieder in ungetrübter Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater leben zu können. BW 25 3 Ein Beispiel echter Reue findet sich in den Psalmen Davids. Als ihn der Prophet Natan wegen des Ehebruchs mit Batseba zur Rede stellte, sah der König seine Tat plötzlich im Lichte Gottes. Sein Gebet zeigt, daß der Kummer über die Sünde echt und die Reue aufrichtig war. BW 25 4 David versuchte nicht, die Schuld abzuschwächen oder zu verharmlosen. Er schüttete sich auch nicht "Asche aufs Haupt", um die Folgen der Sünde so gering wie möglich zu halten. Vielmehr scheint er über das Ausmaß seiner Schuld zutiefst erschrocken gewesen zu sein. Dabei ging es ihm nicht in erster Linie um die äußeren Folgen seiner Sünde, sondern um die innere Verdorbenheit. Deshalb bat er nicht nur um Vergebung, sondern um Reinheit des Herzens. Er sehnte sich nach Heiligkeit und wollte wieder in ungetrübter Gemeinschaft mit Gott leben. So ist sein Gebet bis auf den heutigen Tag ein bewegendes Zeugnis echter Reue: BW 26 1 "Gott, du bist reich an Liebe und Güte; darum erbarme dich über mich, vergib mir meine Verfehlungen! Nimm meine ganze Schuld von mir, wasche mich rein von meiner Sünde! Ich weiß, ich habe Unrecht getan, meine Fehler stehen mir immer vor Augen. Gegen dich selber habe ich mich vergangen, ich habe getan, was du verabscheust. Darum bist du im Recht, wenn du mich schuldig sprichst. Es wird sich zeigen, daß dein Wort gilt. Verfehlung und Schuld bestimmen mein Leben, seit meine Mutter mich in diese Welt hineingeboren hat. Das war mir verborgen; du hast es mir gezeigt. Dir gefällt es, wenn einer die Wahrheit erkennt. Nimm meine Schuld von mir, dann werde ich rein! Wasche mich, dann werde ich weiß wie Schnee! Laß mich wieder Freude erleben und mit deiner Gemeinde jubeln. Du hast mich völlig zerschlagen; richte mich doch wieder auf! Sieh nicht auf meine Verfehlungen, tilge meine ganze Schuld! Mach mich zu einem neuen Menschen, Herr, der fest und beständig zu dir hält! Vertreibe mich nicht aus deiner Nähe, entzieh mir nicht deinen göttlichen Geist! Mach mich doch wieder froh durch deine Hilfe, und gib mir ein gehorsames Herz!" Psalm 51,1-14. BW 26 2 Solche Reue kann kein Mensch aus sich selbst hervorbringen; sie ist ein Geschenk Christi, der bei Gott für die Menschen eintritt. Das kann nicht oft genug betont werden; denn viele Menschen haben in dieser Beziehung irrige Vorstellungen. Sie meinen, Christus erst um Hilfe bitten zu können, nachdem sie bereut und Buße getan haben, da Buße die Vorstufe zur Vergebung der Sünden sei. BW 27 1 Das ist ja auch richtig; denn wer seine Sünde nicht bereut, wird sich auch nicht nach Erlösung sehnen. Hier geht es eigentlich nur um die richtige Reihenfolge. Deshalb ganz konkret die Frage: Muß ein Sünder warten, bis er bereut hat, ehe er zu Jesus kommen darf? Soll denn die Buße als Hindernis zwischen dem Sünder und dem Erlöser stehen? BW 27 2 Die Bibel lehrt nirgends, daß der Sünder erst Reue empfinden müsse, ehe er der Einladung Christi Folge leisten kann: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." Matthäus 11,28 (LB). Das ist die Einladung; von Reue ist hier noch nicht die Rede. Das "Zu-Jesus-Kommen" ist also nicht an Vorleistungen wie Reue oder Buße gebunden; die erwachsen nämlich erst aus der Begegnung mit ihm. BW 27 3 Ähnlich äußerte sich Petrus vor dem Hohen Rat in Jerusalem, als man ihm verbot, öffentlich von Jesus zu sprechen: "Gott hat ihn als Herrscher und Retter zu dem Ehrenplatz an seiner rechten Seite erhoben. Durch ihn will er Israel dazu bringen, daß es umkehrt und ihm seine Schuld vergeben werden kann." Apostelgeschichte 5,31. BW 27 4 Ohne den Geist Christi, der das Gewissen weckt, können wir weder Buße tun, noch Vergebung der Sünden empfangen. Der Heilige Geist ist der Ursprung allen guten Wollens. Er allein läßt uns erkennen, wie verwerflich die Sünde ist, und schenkt die Kraft, sie zu überwinden. Erst wenn Gottes Geist unser Herz berührt, regt sich der Wunsch nach Rechtschaffenheit und Reinheit, weil wir in seinem Lichte sehen, wie wir wirklich sind. BW 27 5 Im Blick auf seine Kreuzigung sagte Jesus: "Wenn ich von der Erde erhöht werde, will ich alle zu mir holen." Johannes 12,32. Zuerst muß der Sünder Christus als seinen Heiland erkennen, der für die Sünden der Welt in den Tod ging. Wenn wir aufblicken zu dem gekreuzigten Sohn Gottes, dann fangen wir an, das Geheimnis der Erlösung zu begreifen. Indem Christus für uns starb, zeigte er, wie unfaßbar groß seine Liebe ist. Im Nachdenken über diese Liebe bricht das Herz des Sünders auf und öffnet sich der Reue. BW 28 1 Nun mag jemand einwenden, daß es auch Menschen gibt, die sich ihrer Charakterschwächen oder bösen Taten schämen, obwohl sie gar nicht an Christus glauben. Ist das nicht ein Beweis dafür, daß echte Reue auch aus anderen Quellen kommen kann? Ich glaube nicht! Wer um Erneuerung ringt und von dem Verlangen beseelt ist, rechtschaffen zu leben, steht bereits unter dem Einfluß Christi, ob er es weiß oder nicht. Wenn das Gewissen erwacht, geschieht das nicht, weil der Mensch es so will, sondern weil sich Gott durch den Heiligen Geist in sein Leben "einmischt". BW 28 2 Selbstverständlich kann sich der Mensch dem Einfluß Christi und seiner Liebe entziehen. Dann wird er das Ende des Weges, an dessen Anfang Reue und Buße stehen, nicht erreichen.* Verschließt er sich dem Werben Christi jedoch nicht, führt ihn der Heilige Geist Schritt für Schritt in den Erlösungsplan ein. Schließlich wird er am "Fuße des Kreuzes" erkennen, daß es auch seine Sünden waren, die den Gottessohn in den Tod getrieben haben. BW 29 1 Derselbe göttliche Geist, der in der Schöpfung wirkt, spricht auch zu den Herzen der Menschen. Er weckt in ihnen eine unerklärliche Sehnsucht, die zeigt, daß ihrem Leben das Entscheidende fehlt. Wo das geschieht, können alle Angebote dieser Welt das Verlangen der Seele nicht mehr stillen. Aber der Heilige Geist hilft, das zu finden, was allein Frieden und Ruhe geben kann: die Gnade Christi und die Freude, die der Gotteskindschaft entspringt. BW 29 2 Gott möchte, daß uns die zweifelhaften Freuden der Welt unwichtig werden, weil wir ausgefüllt sind von dem, was er anbietet. Deshalb ruft er allen, die nach Wahrheit dürsten, zu: "Wer durstig ist, soll kommen, und wer von dem Wasser des Lebens trinken möchte, wird es geschenkt bekommen." Offenbarung 22,17. BW 29 3 Wenn du dich nach etwas sehnst, was die Welt nicht geben kann, dann erkenne in diesem Verlangen die Stimme Gottes! Bitte ihn um echte Reue und darum, daß dir Christus in seiner Liebe und Reinheit offenbart werde. Sein Leben ist der beste Beweis dafür, daß sich Gottes Gesetz in dem Wort Liebe zusammenfassen läßt: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten. Und wenn wir auf ihn blicken und damit beginnen, seine Liebe in unser Leben hineinzunehmen, wird uns bewußt werden, wie unvollkommen wir noch sind. BW 29 4 Mag sein, daß wir uns bisher wie Nikodemus eingebildet haben, unser Lebenswandel sei einigermaßen rechtschaffen, unsere sittliche Haltung weise kaum Flecken auf, so daß es eigentlich nicht nötig sei, sich in dem Maße vor Gott zu demütigen, wie das bei anderen nötig ist. Doch wenn Christus uns erleuchtet, wird klar, daß unsere Gerechtigkeit nichts wert ist, daß allein Jesus uns von der Sünde reinwaschen und unser Herz erneuern kann. BW 30 1 Ein Strahl der Herrlichkeit Gottes, ein Schimmer der Reinheit Christi, die unser Innerstes durchdringen, lassen jeden Schmutzfleck deutlich hervortreten und legen unsere Fehler und Schwächen, unsere unheiligen Wünsche, die Untreue unseres Herzens und unsere Doppelzüngigkeit bloß. Der Geist des Herrn durchdringt alles und führt zur Demut. Wer seinen eigenen Charakter am Wesen Jesu mißt, muß erschrocken feststellen, daß er vor Gott nicht bestehen kann. BW 30 2 Als Daniel die Herrlichkeit Gottes sah, die den himmlischen Boten umgab, der zu ihm gesandt worden war, überwältigte ihn das Gefühl der eigenen Schwäche und Unvollkommenheit. Der Prophet beschrieb diese Erfahrung so: "Beim Anblick der gewaltigen Erscheinung verließ mich alle Kraft, und das Blut wich aus meinem Gesicht." Daniel 10,8. Wer so etwas erlebt, schämt sich seiner Selbstsucht und Eigenliebe. Er sehnt sich nach einem reinen Herzen und möchte in ungetrübter Gemeinschaft mit Gott leben. BW 30 3 Der Apostel Paulus schreibt im Blick auf seinen Lebenswandel, er sei "gemessen an dem, was das Gesetz vorschreibt ... ohne Fehler" (Philipper 3,6) gewesen. Als er aber den tieferen Sinn des Gesetzes verstanden hatte, erkannte er sich trotz allem als Sünder. BW 30 4 Gemessen am Buchstaben des Gesetzes, hatte sich Paulus nichts zu Schulden kommen lassen, aber dann sah er sich, wie Gott ihn sah, und gestand: "Wir wissen genau: In uns selbst, so wie wir von Natur sind, ist nichts Gutes zu finden. Wir bringen es zwar fertig, das Rechte zu wollen; aber wir sind zu schwach, es auch auszuführen. Wir tun nicht das Gute, das wir gern möchten, sondern das Böse, das wir verabscheuen." Römer 7,18.19. Paulus war klargeworden, daß das Gesetz von anderer Art ist, als er bisher angenommen hatte. Nun sah er das Böse in seiner ganzen Abscheulichkeit. Seitdem hatten Hochmut und Selbstgerechtigkeit keinen Platz mehr in seinem Leben. BW 31 1 Nicht jede Sünde wiegt gleich schwer. Auch Gott kennt Unterschiede hinsichtlich der Größe der Schuld, aber wie geringfügig diese oder jene unrechte Tat in unseren Augen auch sein mag: vor Gott ist keine Sünde so gering, daß er darüber hinwegsehen könnte. Unser menschliches Urteil ist einseitig und unvollkommen; Gott aber beurteilt alles so, wie es wirklich ist. BW 31 2 Da blickt man mit Verachtung auf einen Trunkenbold und denkt, daß ihn seine Sünde vom Reich Gottes ausschließen wird. Wie oft aber geht man über Hochmut, Eigenliebe, Habgier oder Klatschsucht hinweg, ohne ein Wort zu verlieren! Doch gerade diese Sünden sind vor Gott besonders verwerflich; denn sie stehen in schroffem Gegensatz zu seiner Selbstlosigkeit und Liebe. BW 31 3 Wer in grobe Sünden gefallen ist, kann seine Schande und Bedürftigkeit kaum übersehen; er weiß, daß er der Gnade Christi bedarf. Der Stolze dagegen ist sich seiner Sünde oft nicht einmal bewußt. Sein Herz verschließt sich vor Christus, und er kann den Segen, den Gott bereit hält, nicht empfangen. BW 31 4 Denkt an den Zolleinnehmer, von dem Jesus im Gleichnis erzählte. Der Mann wußte, wie die Leute über ihn dachten, und in seinem Herzen spürte er, daß sie recht hatten. Deshalb betete er eines Tages im Tempel: "Gott, hab Erbarmen mit mir, ich bin ein sündiger Mensch!" Lukas 18,13. Im Gegensatz zu dem selbstgerechten Pharisäer hatte der Zolleinnehmer sein Elend erkannt. Deshalb kam er mit der Last seiner Schuld und Schande zu Gott und bat um Vergebung. Sein Herz war offen für das Wirken des Heiligen Geistes, durch das er von der Macht der Sünde befreit werden konnte. BW 31 5 Ganz anders der Pharisäer. Seine eitle Selbstdarstellung zeigt, wie weit er innerlich von Gott entfernt war. Weil es in seinem Herzen keinen Platz für den Geist Gottes gab, begriff er auch nicht, wie verloren er in Wirklichkeit war. Statt um Vergebung zu bitten, rühmte er sich seiner vermeintlichen Vorzüge. Er spürte sein Elend nicht, deshalb konnte ihm auch nicht geholfen werden. BW 32 1 Wir halten fest: Sündenerkenntnis ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg des Heils. Allerdings lauert an dieser Stelle auch eine große Gefahr. Viele, die sich ihrer Schuld bewußt werden, meinen, jetzt müßten sie mit voller Kraft darangehen, sich selbst besser zu machen. Sie glauben, bevor sie zu Christus kommen können, müsse sich ihr Leben grundlegend ändern. BW 32 2 Wer so denkt, muß sich allerdings fragen lassen: Meinst du wirklich, du könntest aus eigener Kraft ein besserer Mensch werden? Gottes Wort hat diese Frage längst mit einem klaren Nein beantwortet: "Kann ein Schwarzer seine Hautfarbe wechseln oder ein Leopard sein geflecktes Fell? Genauso wenig seid ihr fähig, das Gute zu tun; zu sehr habt ihr euch an das Böse gewöhnt!" Jeremia 13,23. BW 32 3 Wenn es irgendwo Hilfe gibt, dann erwächst sie nicht aus der Kraft unseres Willens oder aus moralischen Anstrengungen, sondern kommt allein von Gott. Es ist auch töricht, erst auf einen stärkeren Glauben, bessere Gelegenheiten oder heiligere Gefühle zu warten. Wir können nichts aus uns selbst erreichen. Wir müssen zu Christus kommen, so wie wir sind. BW 32 4 Niemand aber betrüge sich selbst mit dem Gedanken, daß Gott in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit auch die noch retten werde, die seine Gnade verschmähen. Nur im Licht des Kreuzes erkennen wir die außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde. Wer da behauptet, Gottes Erbarmen sei zu groß, als daß er von ihm verdammt werden könnte, sollte nach Golgatha blicken. Es gab keinen anderen Erlösungsweg für die Menschen. BW 32 5 Ohne das Opfer am Kreuz kann keiner der Macht der Sünde entrinnen und in die Gemeinschaft der Heiligen gelangen. Die Liebe, das Leiden und der Tod des Sohnes Gottes sind ein Beweis für die furchtbare Macht der Sünde, der wir unentrinnbar unterworfen sind. Es gibt keine Hoffnung auf ewiges Leben, solange wir uns nicht Christus anvertraut haben. BW 33 1 Unbußfertige Menschen entschuldigen sich oft damit, daß sie von anderen Christen sagen: "So gut wie die bin ich längst. Bei denen ist auch nicht mehr Selbstverleugnung zu erkennen, sie beherrschen sich nicht mehr als ich und sind nicht gewissenhafter in ihrem Lebenswandel als ich. Sie lieben ebenso die Freuden und Vergnügungen dieser Welt." Das ist sicher nicht von der Hand zu weisen; aber dadurch, daß man sich mit den Fehlern anderer rechtfertigt und mit deren Versäumnissen entschuldigt, ist doch nichts gewonnen. BW 33 2 Wenn Gott unser Leben beurteilt, wird er nicht danach fragen, wie wir im Vergleich mit anderen abgeschnitten haben. Unser Maßstab sind nicht Menschen, die uns besser oder schlechter erscheinen als wir es sind, sondern wir haben uns an Christus zu messen. Er ist unser Vorbild. BW 33 3 Wer sich über den fragwürdigen Lebenswandel anderer Christen aufregt, setzt ein verkehrtes Zeichen. Viel besser wäre es, durch das eigene Verhalten deutlich zu machen, was gut und richtig ist. Wer andere kritisiert, will damit ja wohl zeigen, daß er es besser weiß. Nur, wenn "Besserwissen" nicht zum "Bessermachen" führt, nützt es nichts. Leider stellt sich oft gerade bei denen, die genau wissen, was richtig ist, heraus, daß sie selbst nicht bereit sind, es zu tun. BW 33 4 Hüten wir uns davor, die Bekehrung mit fadenscheinigen Begründungen auf die lange Bank zu schieben. Unzählige haben diesen Fehler begangen und dadurch ihr Heil verscherzt. Trennt euch von euren Sünden, indem ihr sie zu Jesus bringt. Er nimmt sie euch ab und reinigt eure Herzen von aller Schuld. BW 33 5 Ich will nicht viele Worte darüber verlieren, wie kurz unser Leben sein kann, und wie wenig wir die Zukunft in der Hand haben. Das wissen alle, auch wenn viele den Gedanken daran lieber verdrängen. Doch es ist gefährlich, an sündigen Gewohnheiten festzuhalten, weil man der mahnenden Stimme des Heiligen Geistes kein Gehör schenkt. Unbußfertigkeit birgt immer die Gefahr in sich, das ewige Leben zu verlieren, ganz gleich, ob die Schuld "groß" oder "klein" ist. Was wir nicht mit Christi Hilfe überwinden, das wird letztlich uns überwinden und ins Verderben reißen. BW 34 1 Adam und Eva verkannten das Ausmaß und die möglichen Folgen ihrer Sünde, als sie zur verbotenen Frucht griffen. Doch dann zeigte sich, daß dieser scheinbar geringfügige Ungehorsam die Sünder von Gott trennte und eine Lawine von Leid und Tod über die Menschheit hereinbrechen ließ. Seit jener Zeit steigt ein unaufhörliches Wehklagen von der Erde zum Himmel empor. Die ganze Schöpfung wurde durch die Sünde unserer Ureltern ins Unglück gestürzt. Selbst der Himmel hat die Folgen des Ungehorsams zu spüren bekommen. Das Kreuz auf Golgatha zeigt, welche Anstrengung nötig war, um die Mißachtung des Willens Gottes zu sühnen. Deshalb sollten wir Sünde niemals auf die leichte Schulter nehmen. BW 34 2 Jede Übertretung der Gebote, jede Geringschätzung oder Zurückweisung der Gnade Christi fällt auf uns zurück. Dadurch verhärtet sich das Herz, der Wille wird geschwächt, der Verstand beeinträchtigt und unfähig gemacht, der mahnenden Stimme des Heiligen Geistes zu folgen. BW 34 3 Viele suchen ihr Gewissen damit zu beruhigen, daß sie sich einreden, sie könnten zu jeder Zeit vom Weg der Sünde auf den des Gehorsams überwechseln. Manche verlassen sich darauf, daß Gott nicht nur einmal zur Umkehr mahnt, sondern immer wieder. Nicht zu vergessen diejenigen, die hoffen, ihr Leben noch in letzter Minute durch eine Bekehrung abrunden zu können. BW 34 4 Wer so denkt, treibt ein gefährliches Spiel. Er rechnet nicht damit, daß seine Erfahrungen und seine Lebensweise das Denken und den Charakter in einer Weise formen können, die schließlich gar nicht mehr den Wunsch zu einem Leben mit Christus aufkommen läßt. BW 35 1 Sünde, die wir hegen und pflegen, ist ein Nährboden, auf dem die Abneigung gegen Gott schneller wächst als uns lieb sein kann. Wer in ungläubigem Trotz oder störrischer Gleichgültigkeit gegen Gottes Willen beharrt, wird einst das ernten, was er gesät hat. In der ganzen Bibel findet sich kaum eine ernstere Warnung vor dem Spiel mit dem Bösen als die Worte Salomos: "Deine Sünde wird dir zur Schlinge, in der du dich selber fängst." Sprüche 5,22. BW 35 2 Christus ist bereit, uns von der Sünde zu erlösen; doch er wird uns niemals dazu zwingen. Wenn wir nicht den Wunsch haben, frei zu werden, und nicht den Willen, sein Gnadenangebot anzunehmen -- was kann er dann noch für uns tun? Wir selbst bringen das Verderben über uns, wenn wir Gottes Liebe hartnäckig abweisen. In der Heiligen Schrift heißt es: "Gebt acht, jetzt ist die Zeit der Gnade! Heute ist der Tag der Rettung!" 2.Korinther 6,2. Und an anderer Stelle: "Seid heute, wenn ihr meine Stimme hört, nicht so verstockt ..." Hebräer 3,7-8.* BW 35 3 Gott sagte zu Samuel: "Ein Mensch sieht, was in die Augen fällt; ich aber sehe ins Herz" (1.Samuel 16,7) -- in unser Herz, in dem Freude und Leid miteinander streiten; in das irrende, launische Herz, in dem so viel Unreinheit und Falschheit wohnt. Gott kennt die Beweggründe, die eigentlichen Ziele und Absichten des Menschen. Wende dich zu ihm mit deinem unreinen Herzen! Versuche gar nicht erst, Gott hinters Licht zu führen; denn ihm machst du nichts vor! Bitte ihn so wie einst David: "Durchforsche mich, Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken! Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf den Weg zu dir!" Psalm 139,23-24. BW 36 1 Bedauerlicherweise begnügen sich viele mit einem Verstandesglauben oder gar mit einer christlichen Fassade, ohne daß sie ihr Herz je von Gott hätten reinigen lassen. Bete deshalb: "Mach mich zu einem neuen Menschen, Herr, der fest und beständig zu dir hält!" Psalm 51,12. BW 36 2 Sei ehrlich zu dir selbst, denn davon hängt das ewige Leben ab. Wenn du Zukunft haben willst, muß zwischen dir und Gott alles in Ordnung gebracht werden. Du brauchst die Gewißheit, gerettet zu sein, Vermutungen helfen nicht. BW 36 3 Forscht unter Gebet in der Heiligen Schrift! Sie zeigt euch im Gesetz Gottes und im Leben Christi die wesentlichen Grundsätze der Heiligung, ohne die wir "den Herrn nicht zu sehen bekommen". Hebräer 12,14. Gottes Wort sagt uns, was Sünde ist, und zeigt zugleich den Weg der Rettung. Verzweifelt nicht, wenn euch das Ausmaß eurer Sündenschuld bewußt wird und ihr erkennt, wie ihr wirklich seid! BW 36 4 Wir müssen Gott nicht mit uns versöhnen, sondern Gott hat "in Christus selbst gehandelt und hat aus dem Weg geschafft, was die Menschen von ihm trennte". 2.Korinther 5,19. Er wirbt in inniger Liebe um seine Kinder. Irdische Eltern werden kaum mit ihren Kindern so geduldig sein, wie Gott mit denen, die er retten will. All seine Verheißungen, aber auch seine Warnungen haben nur das eine Ziel, seine verirrten Kinder wieder ins Vaterhaus zurückzubringen. Welch eine Liebe! BW 37 1 Wenn Satan dir einflüstert, daß du ein großer Sünder bist, dann blicke auf zu deinem Erlöser und berufe dich auf das, was er für dich getan hat. Bekenne deine Sünden und halte Satan entgegen: "Jesus kam in die Welt, um die Sünder zu retten." 1.Timotheus 1,15. Klammere dich daran, daß seine unbegreifliche Liebe dich gerettet hat. BW 37 2 Als Jesus eines Tages bei einem Pharisäer zu Gast war, erzählte er ein Gleichnis: "Zwei Männer hatten Schulden bei einem Geldverleiher, der eine schuldete ihm fünfhundert Silberstücke, der andere fünfzig. Weil keiner von ihnen zahlen konnte, erließ er beiden ihre Schulden. Welcher von ihnen wird wohl dankbarer sein?" Simon antwortete: "Ich nehme an, der Mann, der ihm mehr geschuldet hat." Lukas 7,41-43. BW 37 3 Keiner von uns kann sagen, ich stehe vor Gott schuldlos da. Deshalb wurde Gottes Sohn Mensch, um die "Schulden" zu tilgen. Was sein Opfer bewirkte, reicht aus, um uns mit Gott zu versöhnen. Und auch hier gilt: Je größer die Schuld war, desto intensiver werden Liebe und Dankbarkeit sein. BW 37 4 Je besser wir Gottes Liebe erkennen, um so deutlicher wird uns auch die Sündhaftigkeit der Sünde. Je fester wir Gottes Hand ergreifen, desto mehr wird sich ihm unser Herz in Liebe und Reue öffnen.* ------------------------Kapitel 4: Bekennen macht frei! BW 39 1 "Wer seine Verfehlungen verheimlichen will, dem gelingt nichts; wer sein Unrecht bekennt und aufgibt, der findet Gottes Erbarmen." Sprüche 28,13. BW 39 2 Einfach, gerecht und verständlich sind die Bedingungen, unter denen Gott uns Gnade und Vergebung gewährt. Wir brauchen keine beschwerlichen Wallfahrten zu unternehmen und müssen uns nicht mit Bußübungen quälen, um Gott gnädig zu stimmen. Jeder, der seine Sünden bekennt und läßt, soll Vergebung bekommen. BW 39 3 Der Apostel Jakobus schreibt: "Bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet." Jakobus 5,16 (LB). Wir werden aufgefordert, unsere Sünden vor Gott zu bekennen, der sie allein vergeben kann, und unsere Fehler einander einzugestehen. Wenn du deinem Mitmenschen Unrecht getan hast, mußt du ihm deine Schuld bekennen. Geschieht das, ist es an ihm, dir zu verzeihen. BW 39 4 Doch damit ist der Akt der Vergebung noch nicht abgeschlossen, denn immer ist auch Gott von der Sünde betroffen. Was wir anderen antun, trifft nicht zuletzt ihn, denn alle Menschen sind seine Geschöpfe und Kinder. Deshalb muß jede Verfehlung auch vor Jesus gebracht werden, der für uns als Fürsprecher bei Gott eintritt. BW 40 1 Wer sich nicht vor Gott demütigt, hat noch nicht einmal den ersten Schritt getan, um wieder mit ihm ins reine zu kommen. Wer seine Sünde nicht aufrichtig bereut und vor Gott zur Sprache bringt, kann nicht mit Vergebung rechnen. Er wird keinen Frieden finden. Wenn wir spüren, daß alte Schuld noch nicht bereinigt ist, dann liegt das in der Regel daran, daß wir uns nicht vor Gott beugen wollten und den von ihm vorgeschriebenen Weg zur Vergebung nicht gegangen sind. BW 40 2 Die Heilige Schrift macht klare Aussagen darüber, wie Vergebung zu erlangen ist. Ein Sündenbekenntnis, ob öffentlich oder unter vier Augen, muß ohne Beschönigung und aus eigenem Antrieb abgelegt werden. Niemals sollte es dem Sünder abgenötigt werden oder leichtfertig und sorglos erfolgen. Es darf auch nicht von jemandem gefordert werden, dem gar nicht klar ist, daß er gesündigt hat. Wenn aber ein Mensch begreift, daß er Schuld auf sich geladen hat, und seine Sünde bekennt, darf er sich der Gnade Gottes gewiß sein. Der Psalmdichter drückt das so aus: "Wenn die Seinen rufen, hört er sie und rettet sie aus jeder Bedrängnis." Psalm 34,18.* BW 40 3 Ein wahres Bekenntnis ist daran zu erkennen, daß der Mensch sich nicht in pauschalen Erklärungen ergeht, sondern die einzelne Sünde eingesteht. Dabei gibt es Vergehen, die wir nur Gott zu bekennen brauchen, aber auch Unrecht, über das wir mit denen sprechen müssen, die davon betroffen sind. Sünden, die in der Öffentlichkeit begangen wurden, sollten auch öffentlich und ohne Umschweife bekannt werden. BW 41 1 Zur Zeit Samuels fielen die Israeliten von Gott ab. Sie vertrauten ihm nicht mehr, wollten sich nicht länger von einem unsichtbaren Gott regieren lassen, sondern lieber von einem König, wie ihn die Nachbarvölker auch hatten. Erst dann, so meinten sie, würde sich das Volk entfalten können und Frieden finden. Doch sie täuschten sich, denn die Erwartungen erfüllten sich nicht. Frieden fand Gottes Volk erst wieder, nachdem es aufrichtig seine Schuld bekannt hatte. BW 41 2 Wichtig ist in diesem Zusammenhang, daß Israel sich nicht mit einem allgemein gehaltenen Sündenbekenntnis begnügte, sondern die eigentliche Sünde beim Namen nannte: "Wir sind sündige Menschen, und nun haben wir den Herrn auch noch damit erzürnt, daß wir einen König verlangt haben." 1.Samuel 12,19. BW 41 3 Ein Sündenbekenntnis ohne aufrichtige Reue und das Verlangen nach Erneuerung kann von Gott nicht angenommen werden. Wer Vergebung lediglich als himmlische Dienstleistung ansieht, ohne bereit zu sein, aus seinem Leben alles wegzuräumen, was Gott mißfällt, geht den falschen Weg. BW 41 4 Die Heilige Schrift drückt sich in dieser Beziehung unmißverständlich aus: BW 41 5 "Wascht euch, reinigt euch! Macht Schluß mit eurem üblen Treiben; hört auf, vor meinen Augen Unrecht zu tun! Lernt Gutes zu tun, sorgt für Gerechtigkeit, haltet die Gewalttätigen in Schranken, helft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht!" Jesaja 1,16-17. Oder: "Wenn ich zu einem bösen Menschen sage: Du mußt sterben!, und er wendet sich vom Unrecht ab, gibt dem armen Schuldner sein Pfand zurück, erstattet, was er widerrechtlich an sich gebracht hat, und hält sich an die Weisungen, die zum Leben führen, dann muß er nicht sterben." Hesekiel 33,15. BW 42 1 Wenn die Sünde erst einmal das sittliche Urteilsvermögen zerstört hat, wird der Übeltäter blind für seine Sünde und deren Folgen. Für ihn ist klar: Wenn jemand Schuld auf sich geladen hat, dann die anderen, keinesfalls ich! Und wenn er doch einmal gezwungen ist, Fehler einzugestehen, findet er tausend Entschuldigungen für sein Verhalten. BW 42 2 Nachdem Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatten, erfüllte sie Scham und Schrecken zugleich. Ihr erster Gedanke war, wie sie sich herausreden und dem drohenden Todesurteil entgehen könnten. BW 42 3 Als Adam vom Herrn zur Verantwortung gezogen wurde, versuchte er die Schuld teils auf Gott und teils auf seine Frau abzuwälzen: "Die Frau, die du mir gegeben hast, reichte mir eine Frucht, da habe ich gegessen." Eva aber schob die Schuld auf die Schlange und sagte: "Die Schlange ist schuld, sie hat mich dazu verführt." 1.Mose 3,12-13. BW 42 4 Wer genau hinhört, liest zwischen den Zeilen den Vorwurf: Warum hast du die Schlange geschaffen? Warum hast du sie ins Paradies kommen lassen? BW 42 5 So wollten die ersten Menschen Gott für den Sündenfall verantwortlich machen.* Seither ist Schuldverschiebung eine beliebte Taktik, um Schuld loszuwerden. Doch letztlich löst sie die Probleme nicht, sondern stößt den Menschen nur noch tiefer in den Sumpf der Sünde. BW 43 1 Bekenntnisse dieser Art sind nicht vom Heiligen Geist bewirkt und deshalb wertlos vor Gott. Wahre Buße dagegen führt den Menschen zum rückhaltlosen Eingeständnis seiner Schuld. Wie der Zöllner, von dem Jesus in einem seiner Gleichnisse erzählt, wird er ausrufen: "Gott, sei mir Sünder gnädig!" Wer sich so wie dieser Mann Gott zuwendet, wird gerechtfertigt werden, weil Jesus mit seinem Blut für ihn bittet. BW 43 2 In der Bibel ist an verschiedenen Stellen von Menschen die Rede, deren Verhalten zeigt, was echte Reue ist. Einer von ihnen ist der Apostel Paulus. Bevor er zur Gemeinde Jesu stieß, war er ein gefürchteter Christenverfolger. Als er Christ wurde, legte sich ihm die Erkenntnis seiner Schuld wie eine Last auf die Seele. BW 43 3 Paulus wußte, daß es jemand mit dieser Vergangenheit schwer haben würde in der Gemeinde. Dennoch versuchte er nie, seine Verfehlungen zu vertuschen oder wenigstens abzuschwächen. BW 43 4 Freimütig bekannte er: "Ausgestattet mit einer Vollmacht der führenden Priester, brachte ich viele Christen ins Gefängnis und gab meine Stimme gegen sie ab, wenn sie zum Tode verurteilt wurden. In allen Synagogen habe ich immer wieder versucht, sie durch Auspeitschen dahin zu bringen, ihren Glauben zu verleugnen. Mein Haß war so groß, daß ich sie sogar noch über die Grenzen des Landes hinaus verfolgen wollte." Apostelgeschichte 26,10-11. BW 43 5 Und als Paulus sich als einen der schlimmsten Sünder auf Gottes Erdboden bezeichnete, da war das alles andere als eine fromme Floskel. 1.Timotheus 1,15. BW 43 6 Ein demütiges und zerbrochenes Herz, von echter Buße erfüllt, weiß die Liebe Gottes und die Größe des Opfers auf Golgatha zu schätzen. Wer seine Schuld aufrichtigen Herzens zu Gott bringt, den wird der Vater im Himmel nicht enttäuschen. Denn wenn wir "unsere Schuld eingestehen, dürfen wir uns darauf verlassen, daß Gott Wort hält: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und alle Schuld von uns nehmen, die wir auf uns geladen haben." 1.Johannes 1,9.* ------------------------Kapitel 5: Gott will keine Marionetten BW 45 1 Gott sagt: "Ihr müßt mich mit ganzem Herzen suchen, dann lasse ich mich von euch finden." Jeremia 29,13. Das ist Aufforderung und Zusage zugleich. BW 45 2 Nur wenn unser Herz wirklich für Gott offen ist, kann die Umwandlung geschehen, durch die wir seinem Bilde gleich gestaltet werden. Von Natur aus entsprechen wir nicht mehr dem, was Gott vorhatte, als er den Menschen schuf. Die Sünde hat uns dem Schöpfer entfremdet. BW 45 3 Die Heilige Schrift beschreibt diesen Zustand so: "In der Vergangenheit wart ihr tot; denn ihr wart Gott ungehorsam und habt gesündigt." Epheser 2,1. "Ihr seid ja schon krank an Leib und Seele." Jesaja 1,5-6. "... kein heiler Fleck ist mehr an euch." Satan hält uns "gefangen, zu tun seinen Willen". 2.Timotheus 2,26 (LB). BW 45 4 Aber Gott gibt sich nicht mit dem zufrieden, was ist; er will uns heilen und dem Zugriff Satans entziehen. Das hat seinen Preis. Die Voraussetzung für dieses Neuwerden heißt: Hingabe. BW 45 5 Der Kampf gegen das eigene Ich ist der härteste, den es auszufechten gilt. Unser Ich hingeben und alles dem Willen Gottes unterordnen, kostet Überwindung. Aber ein Mensch kann erst dann zu einem geheiligten Leben geführt werden, wenn er dazu bereit ist und sich vor Gott beugt. BW 46 1 In diesem Zusammenhang muß allerdings einem Mißverständnis vorgebeugt werden. Hingabe an Gott hat nichts mit Zwang oder Unterwürfigkeit zu tun. Satan möchte uns zwar glauben machen, daß Gott gerade das verlangt, aber das ist nicht wahr. Gott setzt uns nicht unter Druck, sondern wendet sich an unsere Vernunft und unser Gewissen. "Kommt her, laßt uns prüfen, wer von uns recht hat, ihr oder ich!" (Jesaja 1,18) lautet seine Einladung. BW 46 2 Er will von uns keine Anbetung, die wir ihm nicht aus freien Stücken darbringen. Eine erzwungene Unterwerfung würde dem widersprechen, wozu der Mensch von der Schöpfung her bestimmt ist: zum Ebenbild Gottes. Zur Würde des Menschen gehört nicht nur die Vernunft, sondern auch die eigene Willensentscheidung. Wir sind nicht nur Geschöpfe, sondern auch Kinder Gottes; deshalb wird er uns nie zu bloßen Befehlsempfängern herabwürdigen. Zwang in jeder Form hindert den Menschen daran, sich so zu entfalten, wie Gott es möchte. BW 46 3 Gott will uns segnen und mit seiner Gnade beschenken. Dazu ist es nötig, für seine Gaben offen zu sein. Es liegt an uns, ob wir frei werden von der Herrschaft der Sünde und die wunderbare Freiheit der Kinder Gottes erlangen. BW 46 4 Hingabe an Gott bedeutet, alles aufzugeben, was uns von ihm trennen könnte.* Das meinte Jesus, als er sagte: "Keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht zuvor alles aufgibt, was er hat." Lukas 14,33. BW 47 1 Was unsere Herzen von Gott wegzieht, müssen wir loslassen. Für viele ist Wohlstand und Besitz zum Götzen geworden. Die goldene Kette, mit der Satan sie an sich gebunden hat, heißt Geld und Gut. Anderen wiederum sind Ansehen und Ehre so wichtig, daß sie dafür alles opfern. Manchem geht es vor allem um Bequemlichkeit oder um das Freisein von jeglicher Verantwortung. BW 47 2 All diese versklavenden Bindungen müssen zerrissen werden. Wir können nicht halb Gott und halb der Welt gehören. Wir sind nicht Gottes Kinder, wenn wir es nicht ganz sein wollen. BW 47 3 Viele, die vorgeben Gott zu dienen, verlassen sich in ihrem Bemühen, seine Gebote zu halten, ein rechtschaffenes Leben zu führen und die Seligkeit zu erlangen, zu sehr auf ihre eigene Kraft. Sie sind zwar fromm, aber ihr Herz ist nicht erfüllt mit der Liebe Christi. Trotzdem versuchen sie alles zu tun, was sie für die Pflicht eines Christen halten. Wenn man sie anschaut, gewinnt man den Eindruck, als hinge es nur von ihrem Tun ab, ob sie den Himmel gewinnen. Solche Art Frömmigkeit ist wertlos. BW 47 4 Ganz anders ist es, wenn Christus in unserem Herzen wohnt. Dann brauchen wir Liebe und Freude nicht vorzutäuschen, sondern sie erfüllen und bestimmen uns wirklich. Die innere Übereinstimmung mit ihm macht es uns leicht, unser Ich zu vergessen. Plötzlich bestimmen nicht mehr Dinge oder Menschen unser Tun, sondern die Liebe Christi. BW 47 5 Wer etwas von dieser Liebe verspürt hat, fragt nicht zuerst danach, was es ihn kostet, Gottes Willen zu erfüllen; er sucht auch nicht mehr den Weg des geringsten Widerstandes, sondern bittet: Herr hilf mir, deinen Weg zu gehen! Ein Bekenntnis zu Christus ohne die tiefe Liebe zu ihm ist nur leeres Gerede oder frommes Getue. BW 48 1 Vielleicht denkst du, es sei ein zu großes Opfer, sich ganz Gott hinzugeben. Dann solltest du dich fragen: Was gab Christus für mich? Alles -- sein Leben, seine Liebe, sich selbst -- setzte der Sohn Gottes für unsere Erlösung ein! Wie sollten wir dann unsere Herzen vor ihm verschließen? Gibt es überhaupt etwas, was wir ihm nicht zu verdanken hätten? BW 48 2 Ich weiß, daß wir das nicht immer so sehen; aber das bedeutet ja nicht, daß es nicht so ist, sondern zeigt nur, daß wir zuwenig darüber nachdenken, aus welchem Elend er uns errettet hat. Können wir zu dem, der für uns ans Kreuz ging, aufschauen und zugleich ein Leben führen, das seiner Liebe Hohn spricht? Sollten wir darüber murren, daß es auf dem Weg ins Reich Gottes nicht ohne Kampf und Selbstverleugnung abgeht, wo wir doch wissen, welchen Demütigungen Christus ausgesetzt war? BW 48 3 Mancher fragt in seinem Stolz: Warum muß ich mich erst demütigen und Buße tun, ehe ich ein Kind Gottes werden kann? Blicke auf Christus! Er war ohne Sünde, ja noch mehr, er war der Herr des Himmels, aber um unsretwillen nahm er alle Schuld auf sich. "Er ging in den Tod und ließ sich unter die Verbrecher zählen. Aber er trug die Strafe für viele und trat für die Schuldigen ein." Jesaja 53,12. BW 48 4 Was opfern wir schon, selbst wenn wir alles aufgeben? Doch nichts weiter als ein von Sünde beflecktes Herz, das Jesus durch sein Blut reinwäscht und durch seine Liebe erlöst. Trotzdem meinen viele, es wäre zu viel verlangt, dieses Opfer zu bringen! Eigentlich ist es beschämend, daß darüber überhaupt noch gesprochen werden muß. BW 48 5 Gott will, daß es uns gutgeht. Deshalb verlangt er auch nicht, daß wir etwas aufgeben, was zu unserem Besten dient. Wenn doch alle, die Christus noch nicht als Herrn angenommen haben, erkennen würden, daß er ihnen etwas weitaus Besseres anzubieten hat, als sie selbst jemals für sich gewinnen könnten! Sie würden sich nicht mehr so leichtfertig über Gottes Willen hinwegsetzen. Ob wir es glauben oder nicht: Wem Gott gleichgültig ist, der schadet sich schließlich selbst am meisten. Wirkliche Freude ist auf verbotenen Wegen nicht zu finden; denn der Weg der Sünde führt ins Verderben und endet im Nichts. BW 49 1 Wie unsinnig ist es zu meinen, Gott sehe seine Kinder gern leiden. Das Gegenteil ist der Fall: Der ganze Himmel wünscht, daß wir glücklich werden. Unser himmlischer Vater versperrt keinem seiner Geschöpfe den Zugang zur Freude. BW 49 2 Gott will, daß wir uns freuen. Freude gewinnt man jedoch nicht dadurch, daß man tun und lassen kann, was man will. Auch Freude und Glück brauchen einen Rahmen, innerhalb dessen sie sich entwickeln können. Ist der nicht gegeben, besteht die Gefahr, daß sie zum bloßen Vergnügen oder zur fragwürdigen Lust verkommen. Weil Gott das weiß, hat er dem Menschen Gebote und Ordnungen gegeben, die ihm helfen sollen, alles zu vermeiden, was Kummer und Enttäuschung nach sich zieht und den Weg zu wahrem Glück verbaut. BW 49 3 Weil wir das erst lernen müssen, nimmt Gott uns an wie wir sind. Aber wir werden nicht so bleiben, denn er reinigt uns von allen Sünden, hilft uns, Schwächen und Fehler zu überwinden und schenkt Hoffnung, Freude und Frieden. BW 49 4 Bleibt noch die Frage zu beantworten: Wie kann ich mich Gott ganz hingeben?* Oft wünschen wir zwar, ganz Gott zu gehören, doch wir sind zu schwach im Glauben, hegen Zweifel oder hängen immer noch am alten Leben. Wohl nehmen wir uns vor, endlich ernst zu machen, doch dann scheitert alles wieder daran, daß wir unsere Gedanken, Gefühle und unheiligen Wünsche nicht im Zaum halten können. Mit jedem neuen Anlauf und jeder neuen Niederlage, schwindet die Selbstachtung und wächst die Entmutigung. Wir fürchten, Gott könnte uns endgültig fallen lassen. BW 50 1 Wenn es dir so geht, dann laß dir sagen: Solange du wirklich zu Gott gehören willst, brauchst du wegen deines Versagens nicht zu verzweifeln. Vielleicht hast du nur eine falsche Vorstellung von der Bedeutung deines Willens. Es kommt darauf an, daß wir unseren Willen richtig einsetzen. BW 50 2 Gott hat den Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet, sich entscheiden zu können. Wir können ja sagen oder nein. Wer ja sagt zu Gott, hat eine Willensentscheidung getroffen. Das heißt nicht, daß diese Entscheidung bereits unser Herz verändert, aber für Gott ist sie ein Signal, daß wir uns "ein reines Herz und einen neuen, beständigen Geist" (Psalm 51,12, LB) schenken lassen möchten. BW 50 3 Mit der Liebe zu Gott ist es ähnlich. Niemand kann ihn aus eigenem Vermögen lieben. Liebe funktioniert nicht auf Knopfdruck. Es hat also keinen Sinn zu sagen: Ab heute liebe ich Gott! Doch es ist ungeheuer wichtig, sich für diese Liebe zu entscheiden und zu sagen: Herr, ich möchte für dich da sein! BW 50 4 Wenn wir Gott wirklich lieben und zu ihm gehören wollen, dann "belohnt" er das damit, daß er das Vollbringen schenkt. BW 50 5 Das Wollen ist unsere Sache, für die Verwirklichung sorgt Gott. Die notwendigen Veränderungen vollziehen sich zwar nicht ohne uns, doch immer ist er die treibende Kraft. Sein Geist weckt in uns die Liebe zu Gott und bringt unser Leben unter die Herrschaft Christi. Erstaunt werden wir feststellen, daß auch unsere Gedanken und Wünsche mehr und mehr mit dem übereinstimmen, was Gott will. BW 51 1 Das Verlangen nach Frömmigkeit und Heiligkeit ist nutzlos, solange es ein frommer Wunsch bleibt. Mancher wird verlorengehen, weil er zwar den Wunsch hatte, Jesus nachzufolgen, aber nie zu wirklicher Hingabe bereit war. Wer sich dagegen verbindlich für Gott entscheidet, wird erfahren, wie sich sein Leben verändert. Er hat sich nämlich mit einer Macht verbündet, für die nichts unmöglich ist. Aus diesem Bund mit Gott erwächst uns die Kraft, das neue Leben zu gestalten und Christus trotz aller Widerstände treu zu bleiben.* ------------------------Kapitel 6: Angenommen! Ohne Probezeit! BW 53 1 Wenn der Heilige Geist unser Gewissen wachrüttelt, spüren wir etwas von der Macht der Sünde und dem Elend, das sie in dieser Welt anrichtet. Sünde trennt von Gott und macht den Menschen unfrei. Jeder von uns hat das am eigenen Leibe erfahren. Und das Schlimme: Je mehr wir versuchen, uns der Sünde zu entziehen, desto deutlicher zeigt sich unsere Ohnmacht. BW 53 2 Es ist zum verzweifeln, wenn sich zeigt, wie sehr unser Denken und Tun von Selbstsucht und fragwürdigen Beweggründen bestimmt ist. Wer in die Abgründe seines Herzens geschaut hat, sehnt sich nach Vergebung, möchte rein und frei werden. Er fragt: Was muß ich tun, um wieder in Übereinstimmung mit Gott leben zu können? BW 53 3 Vergebung, Frieden und Liebe sind nicht für Geld zu haben. Auch Verstand und Weisheit können nicht verhelfen. Wir haben von uns aus nichts anzubieten, um diese Gaben zu erwerben. Das ist auch gar nicht nötig; denn Gott will sie uns schenken. Er bietet seine Gnadengaben "ohne Geld und umsonst" (Jesaja 55,1, LB) an. Wir müssen nur unsere Hände nach ihnen ausstrecken und sie ergreifen. BW 53 4 Der Herr verheißt: "Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden." Jesaja 1,18 (LB). "Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und schenke euch ein Herz, das fühlt." Hesekiel 36,26. BW 54 1 Gottes Part ist klar, doch was bleibt für uns zu tun? Wir müssen unsere Verfehlungen bekennen und uns innerlich von unseren Sünden lösen. Wir müssen fest entschlossen sein, ein neues Leben mit Gott zu beginnen. Wenn wir das wirklich wollen, können wir Gott bitten, all unsere Schuld zu tilgen und uns ein neues Herz zu geben. Und wir dürfen gewiß sein, daß er unsere Bitte erhört; denn er hat es zugesagt. BW 54 2 Jesus hat immer wieder betont, daß niemand enttäuscht wird, der auf Gottes Verheißungen vertraut. Unzählige Menschen sind von Krankheit und Gebrechen geheilt worden, weil sie an Jesu Vollmacht glaubten. Er half ihnen in den alltäglichen Dingen und machte ihnen dadurch Mut, ihm auch dort zu vertrauen, wo Sinne und Verstand an Grenzen stoßen. BW 54 3 Für den, der körperliche Heilung erfahren hatte, war es nicht schwer zu glauben, daß Jesus ihm auch die Schuld abnehmen konnte.* Diesen Gedanken betonte Jesus bei einer Heilung ausdrücklich: "‚Ihr sollt sehen, daß der Menschensohn von Gott die Vollmacht hat, hier auf der Erde Schuld zu vergeben.' Und er sagte zu dem Gelähmten: ‚Steh auf, nimm deine Bahre und geh nach Hause!'" Matthäus 9,6. BW 55 1 Ähnlich äußerte sich der Apostel Johannes über die Wunder Christi: "Was in diesem Buch steht, wurde aufgeschrieben, damit ihr daran festhaltet, daß Jesus der Sohn Gottes ist, der versprochene Retter. Wenn ihr euer Vertrauen auf ihn setzt, habt ihr durch ihn das Leben." Johannes 20,31. BW 55 2 Aus den Berichten der Bibel über die Krankenheilungen Jesu wird deutlich, wie wir an ihn glauben müssen, um Vergebung zu empfangen. Ich möchte in diesem Zusammenhang an das Geschehen am Teich Betesda erinnern. Dort begegnete Jesus einem Mann, der seit achtunddreißig Jahren gelähmt war. Er kam mit ihm ins Gespräch, hörte sich seine Geschichte an und befahl schließlich: "Steh auf, nimm deine Matte und geh!" Johannes 5,8. BW 55 3 Welch eine Zumutung! Der Kranke hätte sich verspottet und gedemütigt fühlen können; schließlich lag er nicht zum Spaß dort. Er hätte auch sagen können: Herr, wenn du mich gesund gemacht hast, werde ich tun, was du sagst. Doch nichts dergleichen geschah. Der Mann glaubte an die Vollmacht Jesu und handelte entsprechend. Obwohl er sich eigentlich nicht bewegen konnte, stand er auf. Seit Jahrzehnten hatte er keinen Fuß mehr vor den anderen setzen können, nun ging er geheilt nach Hause. BW 55 4 An dieser Heilungsgeschichte erscheint mir folgendes wichtig: Der Mann glaubte, stand auf und ging -- und das alles entgegen jeglicher Vernunft. Als er bereit war, zu tun, was Christus befohlen hatte, gab Gott ihm auch die Kraft dazu. Von einem Augenblick zum anderen war er geheilt. BW 55 5 Das trifft auch in übertragenem Sinne auf uns als Sünder zu. Keiner kann seine Schuld abbüßen und aus eigener Kraft ein geheiligter Mensch werden. Wer es dennoch versucht, wird scheitern. Gott weiß das und hat deshalb zugesagt, uns durch Christus von der "Krankheit der Sünde" zu heilen. Wir brauchen an diese Verheißung nur zu glauben. Sobald wir unsere Sünden bekennen und unser Leben unter Gottes Leitung stellen, tilgt er unsere Missetaten und reinigt unser Herz. Er macht uns gesund, wie einst den Gelähmten am Teich Betesda. BW 56 1 Wir sollten nicht warten, bis wir etwas von unserer "Heilung" fühlen, sondern sagen: Ich glaube, daß mir meine Sünden vergeben sind, denn der Herr hat es versprochen! Nicht umsonst heißt es: "Wenn ihr Gott um etwas bittet und darauf vertraut, daß die Bitte erfüllt wird, dann wird sie auch erfüllt." Markus 11,24. BW 56 2 Diese Zusage gilt grundsätzlich, allerdings ist sie an eine Bedingung geknüpft: Unsere Bitten müssen dem Willen Gottes entsprechen. Aber was läge Gott mehr am Herzen, als Sünden zu vergeben und uns die Kraft zu einem geheiligten Leben zu schenken? Deshalb dürfen wir getrost um diese Segnungen bitten und fest daran glauben, daß wir sie empfangen. BW 56 3 Für den, der im Vertrauen auf Christus Vergebung der Sünden empfangen hat, gilt das Wort des Apostels Paulus: "So gibt es keine Verdammnis für die, die in Christus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes." Römer 8,1-2 (LB). BW 56 4 Hinfort gehören wir nicht mehr uns selbst, denn Christus hat einen hohen Preis für uns gezahlt. "Nicht mit Silber oder Gold seid ihr freigekauft worden -- sie verlieren ihren Wert -- sondern mit dem kostbaren Blut eines reinen und fehlerlosen Opferlammes, dem Blut Christi." 1.Petrus 1,18. Weil wir an Gott glauben und zu ihm gehören, wächst in uns durch die Kraft des Heiligen Geistes ein neues, geistliches Leben. Wir gehören als Kinder zur Familie Gottes, und er liebt uns genauso wie seinen Sohn. BW 56 5 Manche Christen meinen, ehe sie Gottes Gnadengaben annehmen können, müßten sie eine Art Probezeit absolvieren, damit der Herr sieht, daß sie sich geändert haben. Das ist falsch! Gottes Verheißungen dürfen sofort in Anspruch genommen werden. Wäre das nicht so, würden wir unsere Fehler und Schwächen nie überwinden. Jesus liebt uns wie wir sind -- sündhaft, hilflos, abhängig. Er weiß, daß wir zu unserer Errettung nichts beitragen können. Deshalb dürfen wir mit unserer Schuld und unserem Versagen jederzeit zu ihm kommen. Er heilt unsere Wunden und reinigt uns von allen Sünden. BW 57 1 Doch gerade das halten viele für unmöglich. Sie können nicht glauben, daß Jesus sich um jeden einzelnen kümmert und ihm seine Sünden vergibt. Sie wagen nicht, Gott beim Wort zu nehmen. Wer aber vertrauensvoll zu ihm kommt, darf gewiß sein, daß ihm vergeben wird. BW 57 2 Wehre dich gegen den Gedanken, daß Gottes Verheißungen ausgerechnet dir nicht gelten könnten. Christus hält für jeden Gläubigen Kraft und Gnade im Überfluß bereit. BW 57 3 Niemand ist so sündig, daß er nicht Vergebung und Rechtfertigung in Christus finden könnte. Unser Herr ist nicht nur für Auserwählte gestorben, sondern für alle Menschen! Er wartet nur darauf, uns das sündenbefleckte Kleid abzunehmen und dafür das weiße Kleid der Gerechtigkeit zu verleihen. Er will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er lebe. BW 57 4 Gott handelt mit uns nicht so, wie wir oft mit unsern Mitmenschen. Wenn er an uns denkt, dann bewegen ihn Barmherzigkeit, Liebe und Mitgefühl. Er sagt: "Wer sich gegen den Herrn aufgelehnt hat, wer seine eigenen Wege gegangen ist, seinen eigenen Plänen gefolgt ist, der soll umkehren und zum Herrn kommen. Der Herr wird ihn wieder annehmen, denn er ist voll Güte und Erbarmen." Jesaja 55,7. BW 57 5 An anderer Stelle heißt es: "Ich habe eure ganze Schuld vergeben; sie ist verschwunden wie der Nebel vor der Sonne." Jesaja 44,22. Und schließlich läßt Gott uns sagen: "Ich habe keine Freude daran, wenn einer wegen seiner Vergehen sterben muß. Das sage ich, der Herr. Also ändert euch, damit ihr am Leben bleibt!" Hesekiel 18,32. BW 58 1 Satan tut alles, um uns Gottes Verheißungen fragwürdig erscheinen zu lassen. Zumindest redet er uns ein, daß wir viel zu sündig seien, als daß wir sie in Anspruch nehmen könnten. Damit will er uns den letzten Funken Hoffnung rauben. Das dürfen wir nicht zulassen. BW 58 2 Wenn der Verführer Zweifel sät, sollten wir ihm entgegnen: Jesus ist gestorben, damit ich lebe! Er liebt mich und will nicht, daß ich verlorengehe. Mein himmlischer Vater ist barmherzig. Es stimmt, daß ich seine Liebe oft mißachtet und seine Segnungen mißbraucht habe, aber ich bin trotz allem sein Kind. Und jetzt werde ich zu ihm gehen und sagen: "Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!" BW 58 3 Diese Sätze sind dem Gleichnis vom verlorenen Sohn entnommen.* Darin wird auch erzählt, wie der heimkehrende Sohn empfangen wurde: "Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küßte ihn." Lukas 15,18-20 (LB). Könnte Gottes Barmherzigkeit anschaulicher geschildert werden, als in diesem Gleichnis? Es bestätigt genau das, was Gott schon lange zuvor mitgeteilt hat: "Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben." Jeremia 31,3. "Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." Jeremia 31,3 (LB). BW 59 1 Der aufsässige Sohn im Gleichnis verschleuderte sein Erbe mit vollen Händen und war innerlich und äußerlich noch weit von Zuhause weg. Da sehnte sich der Vater schon -- oder noch immer? -- nach ihm. Diese bedingungslose Liebe muß es gewesen sein, die den Verlorenen zurückzog ins Vaterhaus. Wenn Menschen das Bedürfnis nach Gott spüren, dann ist das die Stimme des Heiligen Geistes, der sie zum Vater zurückbringen möchte. BW 59 2 Eigentlich müßte das Gleichnis vom verlorenen Sohn alle Zweifel an der Liebe Gottes zerstreuen. Es ist völlig ausgeschlossen, daß der Herr jemanden zurückweist, der der Sünde absagt und reumütig zu ihm zurückkommt. Also weg mit solchen Gedanken! Nichts ist schädlicher, als solche verkehrten Vorstellungen von Gott zu hegen. Gottes Es ist wahr: Gott verabscheut die Sünde; aber ebenso wahr ist, daß er den Sünder liebt. Den Beweis dafür hat er erbracht, als er sich selbst in Christus opferte, um seine verlorenen Söhne und Töchter wieder ins Vaterhaus zurückzubringen. BW 59 3 Wie sehr Gott uns liebt, hat der Prophet Jesaja in einem bewegenden Bild zum Ausdruck gebracht: "Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie geboren hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht!" Jesaja 49,15. BW 59 4 Wenn du zweifelst und verzagt bist, dann blicke auf Jesus, deinen Fürsprecher beim Vater. Danke Gott, daß Christus dein Geschick in die Hand genommen hat, und halte dich an ihn. "Ihn ließ er sterben zu unserer Rettung. Unsere ganze Schuld hat er uns vergeben, weil Christus sein Blut vergossen hat." Epheser 1,7. BW 60 1 Glaube fest, daß Gott dir hilft. Er will dir die Sünden vergeben und sein göttliches Bild in dir wiederherstellen. Du mußt nur an dieses Angebot glauben -- und es annehmen!* ------------------------Kapitel 7: Wenn Gehorchen Freude macht BW 61 1 "Wer zu Christus gehört, ist ein neuer Mensch geworden. Was er früher war, ist vorbei; etwas ganz Neues hat begonnen." 2.Korinther 5,17. BW 61 2 Manche Christen können die genaue Zeit, den Ort und die Umstände ihrer Bekehrung angeben, andere nicht. Daraus den Schluß zu ziehen, daß die Bekehrung der einen echt ist, die der anderen dagegen zweifelhaft, wäre völlig falsch. Christus sagte zu dem Pharisäer Nikodemus: "Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch bei denen, die vom Geist geboren werden." Johannes 3,8. BW 61 3 Der Wind an sich ist unsichtbar, aber man kann ihn spüren. Ähnlich ist es mit dem Heiligen Geist. Ihn selbst kann man nicht sehen, wohl aber das, was er im Herzen und Leben des Menschen bewirkt. Wer Gottes Geist an sich wirken läßt, wird mit neuem geistlichen Leben beschenkt; sein Wesen wird nach göttlichen Maßstäben umgestaltet. Das vollzieht sich zunächst im Verborgenen, doch irgendwann wird die innere Veränderung auch äußerlich sichtbar. BW 61 4 Ist das Herz durch den Geist Gottes erneuert, dann legt das Leben Zeugnis davon ab. Wir selbst können unser Herz nicht verändern, auch kein neues Verhältnis zu Gott schaffen. Aber wenn der Heilige Geist unser Wesen und Denken erneuert, bleibt das nicht verborgen. Der Charakter offenbart sich ja nicht in gelegentlichen guten oder bösen Taten, sondern in dem, was wir mit unseren Worten und Taten bewirken wollen. BW 62 1 Selbstverständlich kann jemand auch nach außen hin rechtschaffen erscheinen, ohne daß die erneuernde Kraft Christi an ihm gewirkt hat. Mitunter veranlaßt den Menschen nur das Streben nach Einfluß oder das Verlangen nach Anerkennung dazu, einen anständigen Lebenswandel zu führen. Selbst Eigennutz und Berechnung können der Beweggrund dazu sein, sich vom Bösen fernzuhalten. Mancher gibt sich edelmütig und großzügig, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, obwohl er in Wirklichkeit ichsüchtig und kleinlich ist. Daran, wie jemand auftritt, wie er redet und handelt, läßt sich nicht immer erkennen, wie er wirklich ist. BW 62 2 Das macht die Sache schwierig -- auch im Blick auf uns selbst. Wenn sogar das scheinbar Gute fragwürdige Beweggründe haben kann, muß man fragen: Woran soll ich erkennen, ob etwas echt ist oder nicht? Stehe ich wirklich unter dem Einfluß des Heiligen Geistes oder wirken ganz andere Kräfte in mir? Diene ich tatsächlich Gott oder nur mir selbst? BW 62 3 Solche Fragen sind schwer zu beantworten. Eins jedoch steht fest: Wer sich bewußt für ein Leben mit Christus entschieden hat, in dem wehrt Gottes Geist dem Bösen und schafft das Gute.* Ob wir zu Christus gehören, zeigt sich an der Frucht des Heiligen Geistes: "Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung." Galater 5,22.23. BW 63 1 Nachfolger Jesu haben keine Freude mehr an alten sündhaften Neigungen, sondern möchten ihrem Herrn ähnlich werden. Manches von dem, was ihnen früher wichtig war, ist ihnen jetzt gleichgültig; und vieles, was sie früher gehaßt haben, lieben sie nun. Stolze werden demütig und Hochmütige bescheiden; Trunkenbolde bleiben nüchtern und Zuchtlose verhalten sich anständig. Entscheidend sind für sie nicht mehr die Maßstäbe, die in der Welt gelten, sondern was Gott will. Sie versuchen sich auch nicht durch Äußerlichkeiten aufzuwerten, sondern halten sich an den Rat des Apostels Petrus: "Eure Schönheit soll von innen kommen: Freundlichkeit und Herzensgüte sind der unvergängliche Schmuck, der in Gottes Augen Wert hat." 1.Petrus 3,4. BW 63 2 Keine Buße ist echt, wenn sie nicht eine Neugestaltung des Lebens bewirkt. Wenn der Sünder zu dem steht, was er versprochen hat, wenn er zurückgibt, was er sich unrechtmäßig angeeignet hat, wenn er seine Verfehlungen bekennt und Gott und seinen Nächsten liebt, darf er gewiß sein, daß er auf dem Weg des Lebens ist. BW 63 3 Wer Vergebung empfängt, wird mit Liebe antworten. Für den Erlösten gibt es keine Last, die schwerer sein könnte als die Sünde. Pflichten machen ihm das Leben nicht mehr schwer, sondern werden mit Freuden erfüllt. Sein Weg, der vorher in Dunkel gehüllt war, wird nun von der Sonne der Gerechtigkeit erhellt. BW 63 4 Jesu Wesen soll sich im Leben seiner Jünger widerspiegeln. Christus erfüllte den Willen Gottes gern. Mit allem, was er tat, wollte er den Vater im Himmel ehren. Sein Leben war geprägt von Liebe zu Gott und den Menschen. BW 63 5 Zu solcher Liebe ist nur ein geheiligtes Herz fähig. Deshalb wird man sie auch nur dort finden, wo Jesus im Herzen des Menschen regiert. "Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat." 1.Johannes 4,19. In einem Menschen, der durch Gottes Gnade erneuert wurde, ist fortan die Liebe Triebkraft allen Tuns. Sie verändert den Charakter, bestimmt das Denken und Fühlen, überwindet Feindschaft und hält die Leidenschaften im Zaum. Wird diese Liebe in uns gepflegt, so bereichert sie das eigene Leben und wirkt wohltuend auf andere. BW 64 1 Vor zwei Irrtümern sollten sich Gottes Kinder allerdings hüten, besonders wenn sie noch jung im Glauben sind. BW 64 2 --Der erste Irrtum besteht darin, zu meinen, man könne aus eigener Kraft mit Gott ins reine kommen. Wer durch das Halten der Gebote gerecht werden will, versucht Unmögliches. Selbst wenn es jemandem gelänge, dem Buchstaben des Gesetzes zu genügen, dann bedeutet das noch nicht, daß er die Gebote im Sinne Christi erfüllt. Grundsätzlich gilt: Der Mensch wird durch den Glauben an die Gnade Christi gerecht, nicht durch das Halten der Gebote. Das heißt: Wenn es um die Erlösung und Rechtfertigung des Sünders geht, sind gute Taten nicht gefragt. BW 64 3 --Der andere, nicht weniger gefährliche Irrtum besteht darin, zu meinen, daß uns der Glaube an Christus vom Halten der Gebote befreie. Wie der Glaube zum Leben des Christen gehört, so auch der Gehorsam. Und der hat es mit dem Willen Gottes zu tun. Allerdings muß klar gesagt werden, daß mit Gehorsam nicht nur das äußerliche Erfüllen von Geboten, sondern der Dienst der Liebe gemeint ist. BW 64 4 Gottes Gesetz ist der Ausdruck seines Wesens; in ihm zeigt sich seine Liebe, und deshalb ist es die Grundlage seiner Herrschaft im Himmel und auf Erden. Wenn unser Leben von Gott her erneuert und seine Liebe in uns eingepflanzt ist, haben wir das Bedürfnis, das zu tun, was seinem Willen entspricht. Da heißt es nicht mehr: Ich muß!, sondern: Ich will! -- unabhängig davon, wie gut das im Einzelfall gelingt. BW 65 1 Hat diese Liebe in uns Wurzel gefaßt, dann ist die Verheißung des Neuen Bundes erfüllt: "Ich werde meine Gesetze in ihr Herz schreiben und sie ihrem Geist einprägen." Fortan wird unser Leben davon geprägt. Hebräer 10,16. BW 65 2 Gehorsam, der sich im Dienst der Liebe und in der Hingabe beweist, ist ein Zeichen der Gotteskindschaft. Deshalb sagt die Heilige Schrift: "Die Liebe zu Gott zeigt sich darin, daß wir tun, was er verlangt; und das ist nicht schwer." 1.Johannes 5,3. Und weiter: "Wer sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht." 1.Johannes 2,4 (LB). Der Glaube entbindet uns also nicht vom Gehorsam, sondern befähigt uns vielmehr dazu, Gottes Willen zu tun. BW 65 3 Gehorsam ist sozusagen die Frucht des Glaubens. Wir kommen nicht durch Gehorsam zum Glauben, sondern der Glaube an Christus wirkt den Gehorsam. "Ihr wißt, daß Christus gekommen ist, um die Sünden der Menschen wegzunehmen. In ihm hat die Sünde keinen Platz. Wer mit ihm verbunden bleibt, hört auf zu sündigen. Wer aber weiterhin sündigt, hat ihn weder gesehen noch verstanden." 1.Johannes 3,5.6. BW 65 4 Wenn wir in Christus bleiben und seine Liebe in uns wohnt, werden unsere Gefühle, unsere Gedanken und all unser Tun in Einklang mit Gottes Willen stehen, den er in seinen heiligen Geboten ausgedrückt hat. "Laßt euch von niemand irreführen, meine Kinder! Wer das Rechte tut, kann wie Christus vor Gottes Urteil bestehen." 1.Johannes 3,7. Was das Rechte ist, wird klar in den Zehn Geboten umrissen. BW 65 5 Die Behauptung, daß der Glaube an Christus den Menschen vom Gehorsam gegenüber Gott entbinde, ist ein Trugschluß. "Es ist tatsächlich reine Gnade, daß ihr gerettet seid" (Epheser 2,8), aber "wenn aus dem Glauben keine Taten hervorgehen, ist er tot." Jakobus 3,17. Der Psalmdichter David bekannte: "Herr, mein Gott! Du hast so viel für uns getan; niemand ist wie du! ... Darum sage ich: Mein Gott, ich bin bereit, zu tun, was du von mir erwartest, so wie es für mich aufgeschrieben ist im Buch des Gesetzes. Ich freue mich über dein Gesetz und trage es in meinem Herzen." Psalm 40,9. BW 66 1 Ähnlich äußerte sich Jesus, bevor er zu Gott zurückkehrte: "Ich halte meines Vaters Gebote und bleibe in seiner Liebe." Johannes 15,10 (LB). Weiter steht in der Heiligen Schrift: "Wenn wir Gott gehorchen, können wir gewiß sein, daß wir ihn kennen ... Wer behauptet, ständig mit ihm verbunden zu sein, muß so leben, wie Jesus gelebt hat." 1.Johannes 2,3-6. "Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben. Bleibt auf dem Weg, den er euch voranging; folgt seinen Spuren!" 1.Petrus 2,21. BW 66 2 Die Voraussetzungen für ewiges Leben in der Gemeinschaft mit Gott haben sich seit der Schöpfung nicht geändert: vollkommener Gehorsam und vollkommene Gerechtigkeit. Wäre uns das ewige Leben zu anderen Bedingungen zugänglich, widerspräche das dem Wesen Gottes und den von ihm festgelegten Prinzipien. Die Konsequenz daraus wäre nämlich, daß Gerechtigkeit und Sünde für immer nebeneinander existieren müßten. Das ist ausgeschlossen, weil es den Mißklang, der durch die Sünde in die Welt gekommen ist, verewigen würde. BW 66 3 Im Gehorsam vor Gott hätten die ersten Menschen ein Leben ohne Sünde führen können, doch sie versagten. Das hatte nicht nur schlimme Folgen für sie, sondern für die Menschheit schlechthin. Indem unsere Ureltern sündigten, sind auch wir unter die Herrschaft der Sünde geraten. Und das schlimmste: Wir sind unfähig, diese Knechtschaft aus eigener Kraft abzuschütteln. Seit dem Sündenfall ist kein Mensch mehr fähig, die Forderungen des Gesetzes so zu erfüllen, daß er dadurch vor Gott gerecht werden könnte. BW 66 4 Hätte Christus nicht einen Weg der Versöhnung und Rechtfertigung für uns gefunden, wären wir rettungslos verloren. Er wurde Mensch und setzte sich den gleichen Versuchungen aus, mit denen auch wir es zu tun haben; doch er blieb ohne Sünde. Am Kreuz von Golgatha hat er mit uns getauscht: Er nahm die Strafe für unsere Sünden auf sich und schenkte uns dafür seine Gerechtigkeit. Wenn wir von ganzem Herzen an ihn glauben und ihm unser Leben weihen, gelten wir um seinetwillen vor Gott als gerecht -- unabhängig davon, wie sündig wir gewesen sein mögen. Wenn Gott uns anschaut, sieht er in uns seinen Sohn. Christi untadeliges Wesen tritt an die Stelle unseres sündhaften Wesens; und wir werden von Gott angenommen, als hätten wir nie gesündigt. BW 67 1 Ja noch mehr: Christus erneuert unser Herz. Durch den Glauben wohnt er in uns. Nun ist es an uns, die Verbindung mit ihm aufrechtzuerhalten. Geschieht das, dann schenkt er uns die Kraft, das Gute nicht nur zu wollen, sondern auch zu vollbringen. BW 67 2 Wer das erlebt hat, kann sagen: "Darum lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Sofern ich noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sein Leben für mich gegeben hat." Galater 2,20. Seinen Jüngern hat Jesus zugesagt: "Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird aus euch sprechen." Matthäus 10,20. Wirkt Christus in uns, dann werden wir den gleichen Geist offenbaren und die entsprechenden Werke tun: nämlich Werke der Gerechtigkeit und des Gehorsams. BW 67 3 Von uns aus haben wir Gott nichts zu bieten, worauf wir stolz sein könnten. Unsere einzige Hoffnung besteht in der uns von Christus zugerechneten Gerechtigkeit. Und das schafft sein Geist, der in uns und durch uns wirkt.* BW 68 1 Wenn wir vom Glauben sprechen, dürfen wir etwas Wesentliches nicht übersehen. Zuweilen wird etwas als Glauben ausgegeben, was diesen Namen nicht verdient. Das Dasein und die Allmacht Gottes, die Wahrheit seines Wortes sind Tatsachen, die selbst Satan und seine Anhänger nicht ableugnen können: "Du glaubst, daß nur einer Gott ist? Gut! Das glauben die Dämonen auch -- und zittern vor Angst." Jakobus 2,19. Das ist aber kein lebendiger Glaube. Wahrer Glaube zeichnet sich nämlich durch Hingabe und liebenden Gehorsam aus. BW 68 2 Dem alten unbekehrten Wesen ist es unmöglich, Gottes Willen zu tun. Wo aber das Herz erneuert ist, findet es Freude an den Weisungen Gottes. Dann ist es so, wie der Psalmdichter sagt: "Ich habe dein Gesetz unendlich lieb! Den ganzen Tag beschäftigt es mein Denken." Psalm 119,97. Und wir erleben, daß die vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in uns erfüllt wird, "denn unser Leben wird jetzt vom Geist Gottes bestimmt und nicht mehr von unserer selbstsüchtigen Natur." Römer 8,4. BW 68 3 Manche haben die vergebende Liebe Gottes erfahren und sehnen sich aufrichtig danach, Kinder Gottes zu sein. Sie spüren die Unvollkommenheit in sich und sehen, daß ihr Leben voller Fehler ist. Zuweilen kommen ihnen sogar Zweifel, ob sie wirklich durch den Heiligen Geist erneuert worden sind. Wenn es dir so geht, dann laß dir zurufen: Verliere nicht den Mut! Gib die Hoffnung nicht auf! BW 68 4 Mag sein, daß du deines Versagens und deiner Sünden wegen immer wieder beschämt vor Christus niederfallen mußt; doch das ist kein Grund, entmutigt aufzugeben. Selbst wenn dich der Böse überwältigt hat, läßt dich Gott nicht fallen; denn Christus steht vor ihm und bittet für dich! So jedenfalls versichert es der Apostel Johannes: "Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr kein Unrecht tut. Sollte aber jemand schuldig werden, so haben wir einen, der ohne Schuld ist und beim Vater für uns eintritt: Jesus Christus." 1.Johannes 2,1. BW 68 5 Das sollte uns Mut machen, inniger zu beten und zuversichtlicher zu glauben. Je mehr wir unserer eigenen Kraft mißtrauen, um so fester bauen wir auf die Macht des Erlösers und preisen ihn. BW 69 1 Je inniger unser Verhältnis zu Jesus ist, um so schmerzlicher wird uns unsere Mangelhaftigkeit bewußt. Viele erschreckt das, vor allem jene, die es mit der Nachfolge Jesu ernstnehmen. Aber muß das nicht so sein? Je mehr wir mit Christus in Berührung kommen, desto klarer hebt sich seine Vollkommenheit von unserer Sündhaftigkeit ab. Aber gerade das ist ja ein Zeichen dafür, daß Satan uns nicht mehr über unseren wahren Zustand zu täuschen vermag. Es zeigt doch, daß Gottes Geist in uns wirkt. BW 69 2 Problematisch ist nicht das Erkennen der eigenen Unvollkommenheit, sondern das Nichterkennen. Dunkle Stellen sieht man nur im Licht. Wenn jemand seine Verlorenheit nicht erkennt, muß man fragen, ob er sich der Liebe Christi tatsächlich geöffnet hat. BW 69 3 Je weniger wir von uns selbst halten, desto höher werden wir die Reinheit und Liebe des Erlösers schätzen. Die Erkenntnis unserer Sündhaftigkeit sollte uns nicht von Jesus wegtreiben, sondern vielmehr zu ihm hinführen. Wenn es um Vergebung und Heiligung geht, gibt es nur eine Adresse in dieser Welt: Jesus Christus, der Sohn Gottes.* ------------------------Kapitel 8: Ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten BW 71 1 Die innere Erneuerung, durch die wir Kinder Gottes werden, vergleicht die Bibel mit einer Geburt oder mit dem Aufgehen der guten Saat. BW 71 2 Im Sinne dieser Bilder nennt die Heilige Schrift die Neubekehrten "neugeborene Kinder" (1.Petrus 2,2), die "im Glauben wachsen" (Epheser 4,15) müssen, um reife Christen zu werden. Sie sollen gleich dem guten Samen, der ausgesät wurde, aufgehen und Frucht bringen. Oder wie es der Prophet Jesaja ausdrückte: "Man wird sie mit prächtigen Bäumen vergleichen, mit einem Garten, den der Herr gepflanzt hat, um seine Herrlichkeit zu zeigen." Jesaja 61,3. Die Bibel verwendet häufig Bilder und Vergleiche aus dem Alltag, um geistliche Wahrheiten anschaulich zu machen. BW 71 3 Der Mensch hat im Laufe der Jahrtausende viel Wissen zusammengetragen und große Erkenntnisse gewonnen, aber das Geheimnis des Lebens hat er bisher nicht entschlüsselt. Zwar können wir das Wachsen und Gedeihen beeinflussen und in ganz bestimmte Bahnen lenken, aber Leben und Wachstum an sich kann der Mensch nicht schaffen. Allein aus der von Gott geschenkten Kraft können Pflanzen, Tiere und Menschen bestehen. BW 71 4 Ähnlich verhält es sich mit dem geistlichen Leben. Wer nicht "von neuem geboren" wird, kann nicht an dem Leben teilhaben, das Christus schenkt. Johannes 3,3. Mit dem geistlichen Wachstum ist es nicht anders. Gott allein bringt die Knospe zur Entfaltung und die Blume zum Blühen. Durch seine Kraft wachsen aus dem Samen "zuerst die Halme, dann bilden sich die Ähren, und schließlich füllen sie sich mit Körnern". Markus 4,28. BW 72 1 Der Prophet Hosea sagt vom Volk Israel: "Es wird blühen wie eine Lilie", und "sie werden blühen und gedeihen wie die berühmten Weinstöcke am Abhang des Libanons". Hosea 14,6; 14,8. Und Jesus fordert uns auf: "Seht, wie die Blumen auf den Feldern wachsen!" Lukas 12,27. Pflanzen und Blumen machen sich keine Gedanken über ihr Wachstum. Sie leben aus der Kraft, die sie vom Schöpfer empfangen haben; dabei bedienen sie sich der Lebenskräfte, die in der Luft, im Sonnenschein und in der Nahrung vorhanden sind. BW 72 2 Im übertragenen Sinne ist es ähnlich: Keiner kann geistliches Leben aus sich selbst hervorbringen. In dieser Beziehung sind wir auf das angewiesen, was Gott schafft und schenkt. Was die Gaben der Natur für Pflanze, Tier und Mensch sind, das ist Christus für den, der ihm vertraut. Er ist unser "ewiges Licht" (Jesaja 60,19, LB), "die Sonne" und "der Schild". Psalm 84,12. Er ist "für Israel wie der Tau". Hosea 14,5. "Er gleicht dem Regen, der auf die Wiesen fällt und das trockene Land durchfeuchtet." Psalm 72,6. Er ist das lebenspendende Wasser, "Gottes Brot, ... das vom Himmel kommt und der Welt das Leben gibt". Johannes 6,33. BW 72 3 Mit diesen Bildern zeigt die Bibel, was es bedeutet, daß Gottes Sohn einer von uns geworden ist. Wie die Atmosphäre schützend unseren Planeten umgibt, so hat uns Gott gleichsam durch Christus in seine Gnade gehüllt. Er schenkt geistliches Leben, Wachstum und Frucht. Wie sich die Blume der Sonne zuwendet, damit sich ihre Schönheit und Ebenmäßigkeit im strahlenden Licht entfalten kann, so sollten auch wir uns der Sonne der Gerechtigkeit zuwenden, um im himmlischen Licht unserem Herrn ähnlicher zu werden. BW 72 4 Und noch etwas können wir aus den Vorgängen in der Natur lernen: Die Pflanzen kehren sich stets dem Licht zu. Täten sie das nicht, müßten sie verkümmern oder wären zumindest im Wachstum behindert. Für uns heißt das: Wer geistlich wachsen will, muß Christus, der "Sonne der Gerechtigkeit", zugewandt leben. BW 73 1 Darüber hinaus sagt Jesus: "Bleibt mit mir vereint, dann werde auch ich mit euch vereint bleiben. Nur wenn ihr mit mir vereint bleibt, könnt ihr Frucht bringen, genauso wie die Rebe nur Frucht bringen kann, wenn sie am Weinstock bleibt. Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer in mir lebt, so wie ich in ihm, der bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts vollbringen." Johannes 15,4.5. BW 73 2 Um ein geheiligtes Leben führen zu können, sind wir von Christus ebenso abhängig wie ein Zweig vom Stamm. Von ihm getrennt, gibt es kein geistliches Leben und keine Kraft, den Versuchungen zu widerstehen oder in der Gnade und Heiligung zu wachsen. Bleiben wir dagegen in ihm, werden wir erstaunt sein über die Frucht, die in unserem Leben heranreift. Wer in Christus "verwurzelt" ist, gleicht einem Baum, der selbst in der Trockenzeit nicht verdorrt, weil er in der Nähe des Wassers steht. BW 73 3 Obwohl Jesus gesagt hat: "Ohne mich könnt ihr nichts vollbringen" (Johannes 15,5), meinen viele Christen, geistliches Wachstum hinge auch von der eigenen Leistung ab.* Wenn es um Vergebung der Sünden geht, verlassen sie sich zwar auf Christus, aber im Blick auf das geheiligte Leben fühlen sie sich gedrängt, "die Sache" selbst in die Hand zu nehmen. Laßt es mich unmißverständlich sagen: Solches Streben ist von vornherein zum Scheitern verurteilt! BW 74 1 Als Jesus erklärte, daß wir ohne ihn nichts tun können, meinte er es auch so. Unser Wachstum in der Gnade, unsere Freude und unsere Brauchbarkeit hängen von der Gemeinschaft mit Christus ab. In ihm bleiben heißt: sich jeden Tag neu der Herrschaft Christi zu unterstellen, mitten im Getriebe des Alltags auf ihn zu hören, um seinen Willen zu erkennen. Christus will nämlich nicht nur am Anfang und am Ende unseres Lebens bei uns sein, sondern auch in der Spanne dazwischen -- sozusagen auf Schritt und Tritt. BW 74 2 Von solcher Gemeinschaft mit Gott spricht David in einem seiner Psalmen: "Er ist mir nahe, das ist mir immer bewußt. Er steht mir zur Seite, darum fühle ich mich sicher." Psalm 16,8. BW 74 3 Mag sein, daß du jetzt fragst: "Wie kann ich in Christus bleiben?" Genauso wie du ihn angenommen hast! Der Apostel Paulus bringt das auf den Punkt, indem er sagt: "Ihr habt Jesus Christus als den Herrn angenommen. Lebt nun so, daß ihr in ständiger Verbindung mit ihm bleibt!" Kolosser 2,6. Und Gott selbst läßt uns sagen: "Wer mir vertraut und mir die Treue hält, wird leben. Wer aber mutlos aufgibt, mit dem will ich nichts zu tun haben." Hebräer 10,38. BW 74 4 Du hast dich für ein Leben mit Gott entschieden und willst seinen Willen tun und ihm dienen. Du hast Christus als deinen Erlöser angenommen, weil du erkannt hast, daß du dich weder selbst von deinen Sünden reinigen noch dein Herz erneuern kannst. Du glaubst, daß Gott um Christi willen alles getan hat, was zu deinem Heil nötig ist. BW 74 5 Durch diesen Glauben bist du Christi Eigentum geworden, und so wirst du auch in ihm wachsen, im Geben und Nehmen. Alles mußt du geben: dein Herz, deinen Willen, deinen Dienst, dein Ich, um in Zukunft seinem Willen zu gehorchen. Du mußt aber auch alles nehmen: Christus als den Ursprung des Segens, damit er in deinem Herzen wohne. Denn er ist deine Stärke, deine Gerechtigkeit, dein Helfer und die Quelle, aus der du die Kraft zum Gehorsam schöpfst. BW 75 1 Wenn du "in Christus" bleiben willst, dann vertraue dich ihm jeden Tag neu an. Bete: BW 75 2 "Nimm mich, o Herr, ganz als dein Eigentum. All meine Pläne lege ich in deine Hand. Laß mich wissen, was ich heute für dich tun kann. Bleibe in mir und gib mir die Kraft, die ich an diesem Tag brauche. Laß alles, was ich tue, Bestand haben vor dir." BW 75 3 Sprich mit Gott über deine Absichten und Wünsche, über deine Erwartungen und Besorgnisse. Sage ihm, was du vorhast, und frage ihn, ob auch er will, was du willst. Kurz: Lebe Tag für Tag mit Christus, dann wirst du erfahren, wie er dein Wesen seinem angleicht. BW 75 4 Wer ein Leben mit Christus führt, ist innerlich ausgeglichen. Er wird nicht immer in Hochstimmung sein, aber er fühlt sich geborgen und hat Vertrauen. Unsere Hoffnung gründet sich nicht auf das, was wir leisten, sondern entspringt dem Glauben an Christus. Unsere Schwachheit verbindet sich mit seiner Stärke, unsere Unwissenheit mit seiner Weisheit und unsere Hilflosigkeit mit seiner Überlegenheit. Deshalb sollten wir mehr auf Christus blicken als auf uns. BW 75 5 Laßt uns nachdenken über seine Liebe und Vollkommenheit, über seine Demut, Reinheit und Heiligkeit. Das bleibt nicht ohne Wirkung, sondern "färbt ab" auf unser Wesen und Leben. Liebe verändert! heißt es. Und wenn das schon unter Menschen der Fall ist, dann trifft das auf die Liebe zu Gott erst recht zu. BW 75 6 Christus fordert uns auf: "Bleibet in mir". Allein die Tatsache, daß Gottes Sohn uns nahe sein möchte, müßte uns freudig und dankbar stimmen. Aber er tut ja noch viel mehr: "Kommt doch zu mir; ich will euch eure Last abnehmen." Matthäus 11,28. BW 76 1 Der gleiche Gedanke ist in den Worten des Psalmsängers enthalten: "Werde ruhig vor dem Herrn, erwarte gelassen sein Tun!" Psalm 37,7. Und der Prophet Jesaja versichert: "Wenn ihr gelassen abwartet und mir vertraut, dann seid ihr stark." Jesaja 30,15. BW 76 2 Innere Ruhe oder gelassenes Abwarten sollte freilich nicht mit Trägheit oder Untätigkeit verwechselt werden. In der Einladung Jesu ist die verheißene Ruhe zugleich mit der Aufforderung zum Dienst verknüpft: "Nehmet auf euch mein Joch ... so werdet ihr Ruhe finden." Matthäus 11,29 (LB). Wer sich in Christus geborgen weiß, wird auch bereit sein, sich dem Herrn zur Verfügung zu stellen. BW 76 3 Wenn unsere Gedanken allerdings unentwegt um die eigenen Anliegen kreisen, haben wir weder Zeit noch Lust, uns mit Christus, der Quelle des Lebens und der Kraft, zu befassen. Satan weiß das und nutzt es, indem er uns rund um die Uhr zu beschäftigen versucht: mit Sorgen und Schwierigkeiten, mit eigenen Fehlern und mit den Schwächen anderer, nicht zuletzt mit fragwürdigem Zeitvertreib. BW 76 4 Lassen wir uns durch solche Machenschaften nicht täuschen. Alles, was unsere Beziehung zu Christus stört, nützt dem Satan. Vor allem sollten wir uns davor hüten, unser Ich in den Mittelpunkt allen Bemühens zu stellen oder ständig besorgt zu fragen, ob wir auch wirklich erlöst sind. Beides raubt uns die Kraft, die wir in der Nachfolge Jesu brauchen. Statt dessen wollen wir uns dem Schutz Gottes anbefehlen, ihm vertrauen, an Jesus denken und von ihm reden. Dann wird auch unser Ich in ihm aufgehen. BW 76 5 Schiebt eure Zweifel beiseite, gebt der Furcht keinen Raum. Dann werdet ihr die gleiche Erfahrung machen wie der Apostel Paulus: "Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Sofern ich noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sein Leben für mich gegeben hat." Galater 2,20. Wir sind in Gott geborgen. Wenn wir unser Leben in seine Hände legen, macht er uns stark im Kampf gegen das Böse und schenkt uns einen Sieg nach dem anderen. BW 77 1 Christus hat sich durch seine Menschwerdung so fest mit uns verbunden, daß keine Gewalt diese Bindung auflösen kann, es sei denn, wir trennen uns selbst von ihm. An dieser Stelle wittert Satan seine Chance. Deshalb ist es dringend notwendig, daß wir wachen und beten, damit uns der Teufel nicht dazu verführen kann, unsere Entscheidungsfreiheit zum eigenen Schaden zu gebrauchen. BW 77 2 Blicken wir fest auf Christus, so wird er uns bewahren. Und im Hinschauen zu ihm "sehen wir alle mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit des Herrn. Dabei werden wir selbst in das verwandelt, was wir sehen, und bekommen mehr und mehr Anteil an seiner Herrlichkeit. Das bewirkt der Herr durch seinen Geist." 2.Korinther 3,18. BW 77 3 So wurden auch die Jünger ihrem Heiland immer ähnlicher. Wenn Jesus zu ihnen sprach, spürten sie, wie dringend sie seine Worte brauchten. Sie suchten ihn, fanden ihn und folgten ihm. Tag für Tag waren sie mit ihm zusammen, teilten mit ihm Freud und Leid. Sie aßen gemeinsam, schliefen mit ihm unter einem Dach und hörten zu, wenn er predigte oder lehrte. Von ihm lernten sie, was es heißt Gott zu dienen. Diese Jünger "waren Menschen wie wir". Jakobus 5,17. Sie mußten genauso gegen die Sünde kämpfen wie unsereiner, und sie bedurften derselben Gnade wie wir, um ein geheiligtes Leben zu führen. BW 77 4 Selbst Johannes, der besonders eng mit Jesus verbunden war, fiel es schwer, seine Charakterschwächen zu überwinden. Er war von Natur aus anmaßend, ehrgeizig, aufbrausend und überaus empfindlich, wenn er sich angegriffen fühlte. BW 78 5 Aber im Blick auf Jesus wurde er sich seiner Schwächen bewußt, und die Kraft und Geduld, die Macht und Freundlichkeit, die Hoheit und Bescheidenheit, die er täglich im Leben des Gottessohnes erlebte, erfüllten ihn mit Bewunderung und Liebe. Und je enger seine Beziehung zu Christus wurde, desto mehr glich sich sein eigenes Wesen dem seines Herren an. In späteren Jahren waren Ehrgeiz, Unduldsamkeit und Empfindlichkeit im Leben des Johannes kein Problem mehr. Die Liebe Christi hatte ihn von Grund auf verändert. BW 78 1 Wenn Christus in uns wohnt, wenn er die Mitte unseres Lebens ist, kann Gottes Geist unser Herz und Leben völlig verändern. Wir müssen ihm nur die Gelegenheit dazu geben. BW 78 2 Als Christus nach seiner Auferstehung zu Gott zurückkehrte, hörte für die Jünger die sichtbare Gemeinschaft mit ihrem Herrn auf. Doch von dem, was sie mit ihm erlebt und von ihm empfangen hatten, zehrten sie bis ans Ende ihres Lebens. Seine Liebe und Fürsorge begleiteten sie und gaben ihnen Trost und Hoffnung, Kraft und Zuversicht. BW 78 3 Die Gewißheit, daß er bei Gott für sie eintrat, half ihnen, den Trennungsschmerz zu überwinden. Überdies hatte Jesus beim Abschied zugesagt: "Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt." Matthäus 28,20. Sie glaubten das und wußten, daß diese Verheißung nicht nur ihnen galt, sondern der Gemeinde Jesu zu allen Zeiten. Und noch ein Wort des Herrn ließ sie nicht mehr los: "Erschreckt nicht, habt keine Angst! Vertraut Gott und vertraut auch mir!* Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe jetzt, um dort einen Platz für euch bereitzumachen ... Dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin." Johannes 14,1-4. BW 79 1 Sooft die Jünger nach der Himmelfahrt Christi zusammenkamen, brachten sie ihre Bitten in seinem Namen vor den Vater. Denn der Herr hatte ihnen zugesagt: "Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, dann wird er's euch geben. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei." Johannes 16,23.24 (LB). Und die Kraft für ihr Glaubenszeugnis empfingen sie aus der Gewißheit: "Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt." Römer 8,34 (LB). BW 79 2 Als zu Pfingsten der Geist Gottes über die Jünger "ausgegossen" wurde, zeigte sich, daß auf Jesu Zusage Verlaß war. Vom Heiligen Geist hatte der Herr gesagt: "Er wird bei euch bleiben und in euch leben." Johannes 14,17. Und an anderer Stelle heißt es: "Es ist gut für euch, daß ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster [Heiliger Geist] nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden." Johannes 16,7 (LB). BW 79 3 Von da an wohnte Christus durch den Heiligen Geist in den Herzen seiner Kinder. Diese Gemeinschaft mit ihm war nun enger als vorher ihr persönlicher Kontakt. Der Glanz, die Liebe und Macht des in ihnen wohnenden Christus leuchteten aus ihren Gesichtern, so daß sich die Menschen wunderten, denn "sie wußten, daß sie mit Jesus zusammengewesen waren". Apostelgeschichte 4,13. BW 79 4 Alles, was Christus für seine ersten Jünger war, will er auch heute für seine Kinder sein. Als er zum letzten Mal die kleine Schar um sich geschart hatte, sagte er: "Ich bete nicht nur für sie, sondern für alle, die durch ihr Wort von mir hören und mir vertrauen werden." Johannes 17,20. BW 79 5 Jesus betete für uns, daß wir eins mit ihm werden, so wie er mit dem Vater eins ist. Was meinte der Herr damit, als er von seinem Einssein mit dem Vater sprach? Die Antwort hat er selbst gegeben: "Der Sohn kann nichts von sich aus tun. Er handelt nur nach dem Vorbild seines Vaters. Was dieser tut, das tut auch der Sohn." Johannes 5,19. Wohnt Christus in unsern Herzen, dann wird er es auch erreichen, daß "seine Gnade bei uns ihr Ziel erreicht". Philipper 2,13. Und wenn wir ihn lieben und in seiner Gemeinschaft bleiben, werden wir "in allem zu Christus emporwachsen, der unser Haupt ist". Epheser 4,15.* ------------------------Kapitel 9: Wer rastet, der rostet BW 81 1 Gott ist für das ganze Weltall die Quelle des Lebens, des Lichtes und der Freude. Wie die Sonne Helligkeit und Wärme ausstrahlt und die Quelle frisches Wasser spendet, so überschüttet Gott seine Geschöpfe mit Gnade und Güte. Wo aber göttliches Leben im Herzen wirksam wird, möchte der Mensch die empfangene Liebe weitergeben. BW 81 2 Für Christus war es eine Freude, die in Sünde geratene Menschheit wieder mit Gott zu versöhnen. Dafür opferte er alles, sogar sein Leben. Das war durchaus nicht selbstverständlich; denn es bedeutete, die Schande des Verbrechertodes und die Qualen der Kreuzigung auf sich zu nehmen. BW 81 3 Auch den Engeln Gottes ist sehr am Heil der Menschen gelegen. Eigentlich hätten sie es nicht nötig, sich um uns Sünder zu kümmern, dennoch tun sie es. Dagegen gibt es genügend hochmütige und selbstsüchtige Menschen, denen es nie in den Sinn käme, sich für einen Sünder einzusetzen. Wenn es ums Verurteilen geht, sind sie schnell bei der Hand, aber vom Helfen und Zurechtbringen halten sie nichts. Gottes Engel dagegen scheuen sich nicht, uns sündigen Menschen zu dienen. BW 81 4 Das ist einer der Unterschiede zwischen der himmlischen und der irdischen Welt. Im Himmel herrscht der liebevolle, opferbereite Geist Christi, auf Erden dagegen regieren vielfach Hochmut und Eigennutz. BW 82 1 Deshalb kann für Nachfolger Jesu nicht maßgebend sein, was in dieser Welt gang und gäbe ist, sondern was Gott will. Wir sind aufgerufen, unser Leben im Geiste Jesu zu führen. BW 82 2 Wenn die Liebe Christi im Herzen eines Menschen wohnt, bleibt das nicht verborgen. Ihren Einfluß sollten alle spüren, die uns begegnen. Liebe zu Jesus zeigt sich in dem Verlangen, so wie er zum Segen und zur Rettung von Menschen beizutragen. Sie drängt uns, allen Geschöpfen Gottes mit Liebe und Freundlichkeit zu begegnen. BW 82 3 Christus hat auf Erden kein ichbezogenes, bequemes Leben geführt. Von der Krippe bis zum Kreuz dachte er immer zuerst an andere. Dabei scheute er weder Arbeit, noch Sorge und Mühe. Deshalb konnte er von sich sagen: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für alle Menschen hinzugeben." Matthäus 20,28. BW 82 4 Diesem Ziel ordnete er alles andere unter. Gottes Willen zu tun und sein Werk zu vollenden, war ihm wichtiger als Essen und Trinken. Kein Wunder, daß in einem solchen Leben Ichsucht und Eigennutz keinen Platz hatten. BW 82 5 Wer Christi Gnade erfahren hat, wird alles tun, damit auch andere das Geschenk der Erlösung empfangen. Darüber hinaus wird er sich für das irdische Wohl seiner Mitmenschen einsetzen. Wer selbst zu Jesus gefunden hat, möchte, daß ihn auch andere als Erlöser und Freund annehmen. Das ist übrigens ein wichtiges Merkmal der Nachfolge Jesu. "Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über" (Matthäus 12,34, LB), hat Jesus gesagt. Das gilt im Guten wie im Bösen. BW 82 6 Wie könnten wir schweigen, wenn Gott uns mit seinen guten Gaben beschenkt! Philippus jedenfalls konnte und wollte es nicht. Als er in Jesus von Nazareth den Messias erkannt hatte, konnte ihn nichts davon abhalten, Freunde und Verwandte zu Christus zu führen. Und das tat er auf verblüffend einfache Weise: "Komm mit und überzeuge dich selbst!" Johannes 1,46. BW 83 1 Wir sollen andere nicht zum Glauben überreden und ihnen schon gar nicht das Heil aufnötigen, aber wir können bezeugen, was wir mit Christus erlebt haben und was unserem Leben Halt und Hoffnung gibt. Das wird nicht ohne Wirkung bleiben. Unzählige Menschen sind deshalb Nachfolger Jesu geworden, weil andere sie aufgefordert haben: "Komm mit und überzeuge dich selbst!" BW 83 2 Wem daran gelegen ist, anderen Gutes zu tun, der wird selbst reich gesegnet. Das kann jeder bestätigen, der sich von Gott im Dienst an anderen Menschen hat gebrauchen lassen. Je mehr wir von den empfangenen Gnadengaben weitergeben, desto reicher fließen sie uns aus Gottes Hand zu. Und ist es nicht Ehre und Freude zugleich, wenn der Herr uns in seinen Dienst nimmt, um andere auf den Weg zum Leben zu bringen? BW 83 3 Gewiß hätte Gott die Verkündigung des Evangeliums und alle damit verbundenen Aufgaben den Engeln im Himmel übertragen können. Er hätte auch noch ganz andere Wege gehen können, um seinen Heilsplan zu verwirklichen. Doch in seiner unbegreiflichen Gnade hat er uns dazu auserwählt, mit seinem Sohn und den Engeln zusammenzuwirken, damit wir den Segen, die Freude und den geistlichen Gewinn empfangen, die sich aus solchem selbstlosen Dienst ergeben. BW 83 4 In dem Maße, wie wir bereit sind, mit Jesus Freude und Leid zu teilen, gewinnt unsere Beziehung zu ihm an Qualität und Tiefe. Was das im einzelnen bedeuten kann, hat Christus selbst gezeigt. "Er war reich und wurde für euch arm; denn er wollte euch durch seine Armut reich machen." 2.Korinther 8,9. BW 83 5 Es ist schwer zu begreifen und dennoch wahr: Nicht dadurch wird unser Leben reich, daß wir möglichst viel für uns herausschlagen, sondern indem wir von uns wegsehen und tun, wozu wir von Gott berufen sind. BW 84 1 Wer im Auftrag Christi andere Menschen für Gottes Reich zu gewinnen sucht, sehnt sich nach mehr Erfahrungen und nach größerer Erkenntnis der göttlichen Wahrheit. Er hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit und betet zu Gott, daß sein Glaube gestärkt werde und er tiefer schöpfen kann aus dem Brunnen des Heils. Anfechtungen und Widerstand zerstören seinen Glauben nicht, sondern treiben ihn nur näher zum Wort Gottes und ins Gebet. Das wiederum läßt die Erkenntnis wachsen und führt zu neuen Erfahrungen mit Gott. BW 84 2 Selbstloses Wirken für andere bewahrt vor Oberflächlichkeit, schenkt Beständigkeit und ein liebevolles Wesen, bringt Freude und Glück. Man sehnt sich nach Höherem und verliert sich nicht so leicht im Getriebe des Alltags. Weil man ein Ziel hat, lassen sich Trägheit und Selbstsucht leichter überwinden. BW 84 3 Gott schenkt uns Gnadengaben, damit wir mit ihnen arbeiten. Je mehr wir das tun, desto besser kann er uns gebrauchen. Unsere geistliche Erkenntnis wächst, der Glaube wird stärker und das Gebetsleben intensiver. BW 84 4 Im Gefolge der tieferen Beziehung zu Gott wächst durch das Wirken des Heiligen Geistes im Herzen des Gläubigen die Übereinstimmung mit dem himmlischen Vater. Wer sich uneigennützig um das Wohlergehen anderer kümmert, dient damit nicht nur ihnen, sondern auch sich selber. BW 84 5 Auch in geistlicher Hinsicht gilt das Wort: Kraft gewinnt man durch Übung. Wer meint, er könne sein Glaubensleben dadurch bewahren, daß er lediglich Gottes Gaben annimmt, ohne für Jesus zu wirken, gleicht einem Menschen, der nur essen, aber nicht arbeiten will. Das führt im physischen wie im geistlichen Bereich zu Rückgang und Verfall. BW 84 6 Wer sich weigert, seine Gliedmaßen zu benutzen, büßt bald völlig die Kraft ein, sie zu gebrauchen. So wird auch ein Christ, der nicht bereit ist, die ihm von Gott gegebenen Fähigkeiten zu nutzen, bald aufhören, geistlich zu wachsen. Und dann verliert er auch noch das, was er schon besaß. BW 85 1 Gott will, daß seine Gemeinde sich für die Rettung von Menschen einsetzt. Deshalb ist es ihre Aufgabe, die Christusbotschaft in alle Welt zu tragen. Daran soll sich jeder Nachfolger Jesu seinen Gaben und Fähigkeiten entsprechend beteiligen. BW 85 2 Wer Gottes Liebe im eigenen Leben erfahren hat, schuldet es anderen einfach, diese Liebe weiterzugeben. Gott hat es in unseren Herzen hell werden lassen, aber er erwartet auch, daß wir das empfangene Licht zu Menschen tragen, die noch im Dunkel des Unglaubens und in der Finsternis der Sünde leben. BW 85 3 Hätte die Gemeinde Jesu diese Aufgabe stets ernst genommen, stünden heute Tausende in der Verkündigung des Evangeliums, wo jetzt nur einer zu finden ist. Wer selbst nicht mitarbeiten kann, sollte wenigstens für Gottes Werk beten und es finanziell unterstützen. Das würde dem Evangelium gerade in den sogenannten christlichen Ländern viele neue Türen öffnen. BW 85 4 Manche meinen, Mission habe es vorwiegend mit fernen Ländern zu tun, doch das ist falsch.* Wir brauchen nicht unbedingt die Heimat zu verlassen, um etwas für Christus tun zu können. Der Herr will uns vor allem zu Hause, in der Gemeinde, im Bekanntenkreis und in unserem gesellschaftlichen Umfeld als Zeugen seiner Gnade gebrauchen. Wir müssen das nur wollen. BW 86 1 Christus lebte etwas mehr als drei Jahrzehnte als Mensch auf Erden. Die meiste Zeit davon arbeitete er in einer kleinen Werkstatt in Nazareth, ohne daß die Menschen, mit denen er in Berührung kam, etwas von seiner Gottessohnschaft wußten. Als Handwerker erfüllte er seine Aufgaben genauso gewissenhaft, wie er später Kranke heilte, Wunder wirkte und die Botschaft vom Reich Gottes verkündigte. Deshalb sollten wir unser Handeln nicht davon abhängig machen, ob wir viel oder wenig bewirken können, ob man davon etwas sieht oder nicht, sondern wir sollten tun, was in der jeweiligen Situation nötig und möglich ist. BW 86 2 Der Apostel Paulus schreibt: "Jeder von euch, Brüder, soll an dem Platz bleiben, an dem er war, als Gott ihn rief, und er soll diesen Platz so ausfüllen, wie es Gott gefällt." 1.Korinther 7,24. Wer ein Geschäft hat, sollte es so führen, daß Gott dadurch geehrt wird. Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit sind heutzutage selten geworden. Deshalb sollten sich ihnen Nachfolger Christi um so mehr verpflichtet wissen. BW 86 3 Ganz gleich, welche Tätigkeit du ausübst, tue sie so, daß erkennbar wird, daß Gott der Herr deines Lebens ist. Ein wirksameres Glaubenszeugnis gibt es nicht. BW 86 4 Immer wieder trifft man auf Christen, die meinen, sie könnten nichts für Gott tun. Oft heißt es dann: Ich bin nicht so begabt wie die anderen! Mir fehlen die entsprechenden Voraussetzungen! Wahrscheinlich meinen sie, daß nur außergewöhnlich talentierte Menschen zum Dienst für Gott geeignet sind. BW 86 5 In der Bibel lesen wir davon nichts. Ganz im Gegenteil! Im Gleichnis vom anvertrauten Geld erzählt Jesus von einem reichen Mann, der eine lange Reise plante: "Er rief vorher seine Diener zusammen und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Zentner Silbergeld, dem anderen zwei Zentner und dem dritten einen, je nach ihren Fähigkeiten. Dann reiste er ab." Matthäus 25,14.15. Offenbar wollte der Herr mit dieser Geschichte dreierlei klarstellen: Wenn Gott Gaben austeilt, übergeht er keinen; die Gaben und Fähigkeiten sind unterschiedlich verteilt; Gott erwartet, daß mit dem anvertrauten Gut gearbeitet wird. BW 87 1 Es kommt nicht darauf an, welche Gaben wir empfangen haben, sondern wie wir mit dem umgehen, was uns anvertraut worden ist. Auch die geringsten Aufgaben sollten wir freudig erfüllen, als dienten wir allein dem Herrn. BW 87 2 Wenn Gottes Liebe in uns wohnt, zeigt sich das in unserem Leben, unabhängig davon, ob wir im Rampenlicht stehen oder nicht. Die Menschen in unserer Umgebung spüren sehr wohl, ob wir mit Gott leben oder nicht. BW 87 3 Warte nicht auf große Gelegenheiten oder besondere Befähigungen, ehe du anfängst, für Gott zu arbeiten. Mache dich nicht abhängig vom Urteil anderer, wenn der Herr dich zum Dienst ruft.* Wenn Menschen merken, daß dich der Glaube an Jesus Christus treibt, ihnen zu helfen, bleibt das nicht ohne Wirkung. BW 88 1 Mitunter sind es gerade die schlichten Jünger Jesu, die anderen zum Segen werden. Es liegt ihnen fern, Aufsehen zu erregen, und sie bilden sich auch nicht ein, etwas Besonderes zu leisten. Wichtig ist nur, daß getan wird, wozu sie sich von Gott berufen wissen. Oft ist ihnen nicht einmal bewußt, wie sehr sie anderen geholfen haben. Erst am Jüngsten Tag werden sie erstaunt feststellen, wieviel Frucht ihr bescheidener Dienst gebracht hat. Das ist ihnen Lohn genug.* ------------------------Kapitel 10: Gottes Lehrbücher BW 89 1 Es gibt viele Möglichkeiten, Gott kennenzulernen. Manchem sind die Wunder der Natur ein Beweis für die Existenz des Schöpfers. Er ist beeindruckt von der Allmacht und Liebe Gottes, die sich in der Schöpfung zeigen. BW 89 2 Jesus war davon überzeugt, daß sich in den Werken der Schöpfung die Handschrift Gottes offenbarte. Deshalb benutzte er häufig Bilder und Vergleiche aus der Natur, um die Wahrheit verständlich und seine Botschaft anschaulich zu machen. Er sprach von Blumen, Feldern, Vögeln, Seen oder von den Gesetzmäßigkeiten des Himmels und verband das mit dem Alltag der Zuhörer und mit geistlichen Lehren. BW 89 3 Gott will, daß wir die Schönheit der Natur schätzen lernen und uns an ihr erfreuen. Er selbst liebt das Schöne, denn sonst hätte er unsere Erde nicht so prächtig ausgestattet. Mehr als alles andere gefällt ihm allerdings ein reines Herz und ein geheiligtes Wesen. Deshalb werden wir an vielen Stellen der Heiligen Schrift aufgefordert, danach zu streben. BW 89 4 Wenn der Mensch darauf achten würde, könnte er den Werken Gottes wertvolle Hinweise entnehmen, die sein Vertrauen stärken und ihn Gehorsam lehren. Von den Sternen, die seit undenklichen Zeiten ihre vorbestimmte Bahn durch das Weltall ziehen, bis zum winzigen Atom folgen alle dem Willen des Schöpfers. Gott kümmert sich um alles und erhält, was er geschaffen hat. Er sorgt für die ungezählten Welten des Alls und denkt zugleich an die Bedürfnisse des Sperlings, der unbekümmert sein Lied singt. BW 90 1 Wenn die Menschen ihrer täglichen Arbeit nachgehen oder sich zum Gebet sammeln, wenn sie sich zur Ruhe legen oder am Morgen aufstehen -- über jeden einzelnen wacht der himmlische Vater in seiner Güte und Barmherzigkeit. Ihm entgeht keine heimlich vergossene Träne, kein Lächeln bleibt unbemerkt. BW 90 2 Wenn wir das nur glauben würden, dann schwänden alle unnötigen Sorgen. Es gäbe weniger Enttäuschungen in unserem Leben, und wir würden vertrauensvoll alle großen und kleinen Nöte in Gottes Hände legen, den diese Last nicht verwirren oder erdrücken kann. Wir könnten uns einer Geborgenheit erfreuen, die uns bislang unbekannt ist. BW 90 3 Wenn wir uns an der Schönheit dieser Erde erfreuen, dürfen wir zugleich an die von Gott verheißene zukünftige Welt denken, in der es weder Sünde noch Tod geben wird.* Aber in welch herrlichen Farben wir uns Gottes Reich auch ausmalen mögen, es wird schöner sein als wir es uns jemals vorstellen können. Denn die für uns sichtbare Schöpfung ist nur ein schwacher Abglanz der zukünftigen Herrlichkeit. Es steht geschrieben: "Was keiner jemals gesehen oder gehört hat, was keiner jemals für möglich gehalten hat, das hält Gott für die bereit, die ihn lieben." 1.Korinther 2,9. BW 91 1 Dichter und Naturforscher haben viel über die Natur mit ihrer Pflanzen- und Tierwelt zu sagen, aber ein Christ freut sich mehr als jeder andere über die Schönheiten dieser Erde; denn er erkennt in ihnen das Werk seines himmlischen Vaters, dessen Liebe aus jeder Blume, jedem Busch und Baum hervorleuchtet. Niemand kann die Bedeutung der Natur richtig verstehen, wenn er in ihr nicht einen Ausdruck der Liebe Gottes zu uns Menschen sieht. BW 91 2 Gott spricht zu uns durch seine Fürsorge für unseren Leib und unser Leben und durch das Wirken seines Geistes an unserem Herzen. Auch die Erlebnisse im Alltag können uns wichtige Lehren vermitteln, wenn das Herz dafür offen ist. In den Psalmen heißt es: "Von seiner Güte lebt die ganze Welt." Psalm 33,5. "Wer klug ist, achtet darauf und wird erkennen, wie der Herr seine Zusagen einlöst." Psalm 107,43. BW 91 3 Gott redet zu uns auch durch sein Wort. Darin offenbart sich sein Wesen und wir erfahren mehr über den Erlösungsplan und über sein Handeln an uns Menschen. In den heiligen Schriften liegt die Geschichte der Patriarchen, Propheten und anderer heiliger Männer aus alter Zeit aufgeschlagen vor uns. Sie waren "schwache Menschen wie wir", hatten mit Enttäuschungen zu kämpfen und erlagen Versuchungen, aber sie faßten wieder Mut und trugen durch Gottes Gnade den Sieg davon. Johannes 5,17. BW 91 4 Ihr Beispiel soll uns in unserem Streben nach Gerechtigkeit bestärken. Wenn wir von den Erfahrungen lesen, die Gottes Kinder machen durften, von der Erkenntnis, der Liebe und dem Segen, die sie empfingen, wenn wir hören, was sie durch Gottes Gnade vollbrachten, dann mag in uns der Wunsch entstehen, es ihnen in der Kraft Gottes gleichzutun. BW 92 1 Von der Heiligen Schrift sagt Jesus: "Sie ist's, die von mir zeugt" -- und zwar von ihm als dem Schöpfer und Erlöser, auf dem all unsere Hoffnungen ruhen. Überall in den heiligen Schriften finden sich Hinweise auf Christus. Das beginnt auf den ersten Blättern der Bibel mit dem Schöpfungsbericht -- denn durch Christus "ist alles geschaffen; nichts ist entstanden ohne ihn" (Johannes 5,39, LB) -- und reicht bis zu der letzten Verheißung: "Siehe, ich komme bald." Johannes 1,3; Offenbarung 22,12 (LB). Immer wieder lesen wir von seinen Werken und hören aus den uralten Texten seine Stimme. Wer Christus kennenlernen will, der studiere die Heilige Schrift! BW 92 2 Wenn es dich nach Heil und Frieden dürstet, dann greife zum Wort Gottes. Aus ihm fließt dir "lebendiges Wasser" zu, das diesen Durst löscht. Sein Wort ist auch das "lebendige Brot vom Himmel", das deine Seele sättigt. Jesus sagt: "Ihr habt keinen Anteil am Leben, wenn ihr den Leib des Menschensohns nicht eßt und sein Blut nicht trinkt." Johannes 6,53. Und ergänzend erklärt er: "Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind vom Geist erfüllt und bringen das ewige Leben." Johannes 6,63. BW 92 3 Unser Leib lebt von dem, was wir essen und trinken. Dieses Prinzip läßt sich auch auf das geistliche Leben anwenden. Nicht nur der Körper, sondern auch Geist und Seele wollen ernährt sein. Ob sie gesund oder krank sind, hängt davon ab, womit wir uns beschäftigen. BW 92 4 Das Wunder der Erlösung möchten selbst die Engel erforschen. Es wird einst Gegenstand des Nachdenkens und Inhalt des Lobliedes der Erlösten in der Ewigkeit sein. Sollten wir uns nicht heute schon gründlich damit befassen? BW 92 5 Die Barmherzigkeit und Liebe Jesu, das Opfer, das für uns gebracht wurde, all das fordert uns auf, ernstlich darüber nachzudenken. Unsere Gedanken sollten mehr bei unserem Erlöser und Fürsprecher und seiner Aufgabe verweilen. Je mehr wir uns damit beschäftigen, um so mehr werden das Vertrauen auf Jesus und die Liebe zu ihm wachsen. Je enger unsere Beziehung zu Christus ist, desto stärker das Verlangen, ihm ähnlich zu werden. Und je mehr wir unsere Gedanken auf ihn richten, um so mehr haben wir das Bedürfnis, mit anderen über ihn zu reden. BW 93 1 Die Bibel ist nicht für Fachleute geschrieben, sondern wendet sich an alle Menschen. Deshalb sind die grundlegenden Heilswahrheiten so formuliert, daß sie jeder verstehen kann. Niemand, der sich mit Gottes Wort befaßt, muß fürchten, sich im Gestrüpp unverständlicher Gedankengänge zu verlieren; es sei denn, er liest seine eigene Meinung in die Bibel hinein, anstatt darin Gottes Willen zu suchen. BW 93 2 Im Blick auf die Lehren der Heiligen Schrift dürfen wir uns nicht von dem abhängig machen, was Menschen sagen, sondern müssen selbst im Wort Gottes forschen. BW 93 3 Es ist immer fragwürdig, andere für sich denken zu lassen, ganz besonders dann, wenn es um den Glauben und das Heil geht.* Wer geistliche Wahrheit nur übernimmt, anstatt sich selbst um sie zu bemühen, verliert früher oder später die Fähigkeit, Gottes Wort zu verstehen. Wenn wir dagegen die Bibel studieren, indem wir sie im Zusammenhang lesen, Schriftstellen miteinander vergleichen und das Erkannte in die Tat umsetzen, wird unser Verständnis für die Wahrheit wachsen. BW 94 1 Im übrigen kommt uns geistige Arbeit, die wir beim Studium der Heiligen Schrift leisten, ganz allgemein zugute; sie schärft den Blick für das Wesentliche, erweitert den geistigen Horizont, formt den Charakter und hilft uns, richtige Entscheidungen zu treffen. Oberflächliches oder rein formales Lesen der Bibel ist dagegen kaum von Nutzen. BW 94 2 Du kannst die Bibel von vorn bis hinten durchlesen, ohne etwas von ihrem kostbaren Inhalt zu begreifen. Wenn du Gottes Wort mit Gewinn lesen willst, dann mußt du das Gelesene durchdenken, um seine Bedeutung zu verstehen und den Zusammenhang mit Gottes Heilsplan zu erkennen. Es ist besser, sich nur mit wenigen Bibeltexten zu befassen, als flüchtig viele Kapitel zu lesen, weil man sich vorgenommen hat, in einer bestimmten Zeit die ganze Bibel zu lesen. BW 94 3 Formales Bibellesen erfüllt vielleicht ein Soll oder gibt das trügerische Gefühl, man habe sich mit Gottes Wort beschäftigt, aber es bringt nicht weiter im Glauben und verändert auch nichts im Leben. BW 94 4 Manche Aussagen der Heiligen Schrift sind klar und unmißverständlich, so daß Fehldeutungen nicht zu befürchten sind. Doch es gibt auch Textstellen und Botschaften, deren Sinn sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Solche Texte bedürfen des gewissenhaften Studiums. Doch das, was man an Zeit und geistiger Arbeit einsetzt, zahlt sich letztlich in Form von neuer Erkenntnis und wachsendem Glauben aus. BW 94 5 Wie der Bergmann tief in die Erde eindringen muß, um bis zu den wertvollen Erzen vorzustoßen, so muß auch der Bibelleser mitunter tief graben, um die verborgenen Schätze des Wortes Gottes zu finden. Die Wahrheit liegt nicht auf der Straße; man kann sie nicht im Vorübergehen auflesen und mitnehmen. Sie will gesucht und "ausgegraben" werden. Wer das tut, gewinnt einen Schatz, der sonst nirgendwo zu finden ist. BW 95 1 Und vergiß nicht, daß zum Bibelstudium auch das Gebet gehört. Ehe wir Gottes Wort aufschlagen, sollten wir darum bitten, daß der Heilige Geist uns den Verstand und das Herz öffnet für das, was wir lesen werden. BW 95 2 Als Natanaël von Jesus hörte, konnte er sich nicht vorstellen, daß der Mann aus Nazareth der Messias sein sollte. Dennoch ging er zu ihm, um sich selbst ein Bild von ihm zu machen. Jesus begrüßte ihn mit den Worten: "‚Da kommt ein wahrer Israelit, ein Mann ohne Falschheit.' Natanaël fragte ihn: ‚Woher kennst du mich?' Jesus antwortete: ‚Bevor Philippus dich aufforderte mitzukommen, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.' Da sagte Natanaël: ‚Du bist der Sohn Gottes! Du bist der König von Israel!'" Johannes 1,47-49. BW 95 3 Der Bericht sagt nicht, was sich unter dem Feigenbaum zugetragen hat, aber wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, daß Natanaël dort im Gebet um die Erkenntnis der Wahrheit gerungen hat. Dieses Mit-Gott-Reden, in welcher Form das auch geschehen sein mag, und die Bereitschaft, sich von der Wahrheit zu überzeugen, veränderten das Leben Natanaëls von Grund auf. BW 95 4 Heute ist es nicht anders. Jesus übersieht keinen, der sich im Gebet an ihn wendet; selbst wenn das ganz im Verborgenen geschieht oder das "Gebet" eigentlich nur eine Regung des Herzens ist. Wer ernsthaft um die Erkenntnis der Wahrheit bittet, wird sie empfangen -- und wenn der Herr Engel schicken müßte, um sie zu vermitteln. BW 95 5 Wenn es darum geht, Christus zu erkennen und sein Wirken zu verstehen, dann brauchen wir die Hilfe des Heiligen Geistes. Von ihm sagte Jesus: "... wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in die ganze Wahrheit einführen. Was er euch sagen wird, hat er nicht von sich selbst, sondern er wird euch sagen, was er hört. Er wird euch in Zukunft den Weg weisen. Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen; denn was er an euch weitergibt, hat er von mir." Johannes 16,13.14. BW 96 1 Aus diesen Worten geht klar hervor, daß Erkenntnis der Wahrheit vom Wirken des Heiligen Geistes abhängt. Mag sein, daß wir ohne ihn religiöses Wissen zusammentragen können, aber geistliche Erkenntnis gewinnen wir ohne den Geist Gottes nicht. Wie groß muß Gottes Liebe zu uns Menschen sein, daß er seinen Sohn für uns sterben ließ und den Heiligen Geist als Lehrer und Beistand zu uns sandte!* ------------------------Kapitel 11: Sprechstunde: Tag und Nacht! BW 97 1 Gott redet zu uns durch die Schöpfung, durch sein Wort, durch seine Führung und das Wirken seines Geistes. Aber das alles nützt nichts, wenn wir darauf nicht reagieren. BW 97 2 Wir wissen, wie schwer es ist, zu jemandem Kontakt zu finden, der weder zuhören noch reden will. In bezug auf das Verhältnis zwischen Gott und Mensch ist es ähnlich. Es genügt nicht, daß Gott redet; wir müssen zuhören und ihm unser Herz öffnen. BW 97 3 Um unseres geistlichen Lebens und des Glaubens willen brauchen wir eine enge Beziehung zu Gott. Sein Dasein bejahen, sich zu ihm hingezogen fühlen oder über seine Barmherzigkeit und Güte staunen, ist nicht das, was die Bibel unter "Gemeinschaft mit Gott" versteht. Wenn wir die wollen, müssen wir auch von unserer Seite her mit Gott im Gespräch bleiben. Das biblische Wort dafür heißt: Beten. BW 97 4 Wer betet, öffnet sich Gott wie einem Freund. Nicht, daß wir ihm erzählen müßten, wie es um uns steht und was wir brauchen; das weiß er oft eher und besser als wir selbst. Beten heißt, Gott in unserem Denken, Fühlen und Wollen Platz einzuräumen und alles, was uns bewegt, mit ihm zu besprechen. Im Gebet kommt nicht Gott uns näher, sondern wir bewegen uns auf ihn zu. BW 98 1 Als Christus auf Erden lebte, lehrte er seine Jünger, wie sie beten sollten. Er forderte sie auf, Gott täglich ihre Bitten vorzutragen und alle Sorgen bei ihm abzuladen. Die Verheißung, daß er ihre Gebete erhören wird, gilt auch uns. BW 98 2 Jesus war ein Mann des Gebets. Obwohl er wie kein anderer von Satan angefochten wurde, nahm er auch noch unsere Not und Schwachheit auf sich und wurde unser Helfer und Fürsprecher. Die Kraft dazu holte er sich von Gott im Gebet. Manche meinen, für Jesus sei das alles nicht so schwer gewesen, da er als Gottessohn über all den Dingen stand. Wer so denkt, irrt! Gewiß, Christus war der Sohn Gottes, aber als Mensch war er zugleich auch einer von uns. Darum geht es, wenn die Bibel sagt, daß er "versucht worden ist in allem wie wir, und blieb doch ohne Sünde". Hebräer 4,15 (LB). BW 98 3 Was heißt das: "versucht wie wir"? Aus der vollkommenen Welt Gottes kommend, mußte sich Christus gegen die Sünde wehren wie jeder andere Mensch. Keine Versuchung blieb ihm erspart, kein Abgrund menschlicher Bosheit, in den er nicht hätte schauen müssen. Aber er widerstand allen Anfechtungen, denn er lebte in ständiger Verbindung mit Gott. BW 98 4 Wenn jemand weiß, wie lebenswichtig das Gebet ist, dann Jesus. Und wenn er, der Gottessohn, nicht auf das Gebet verzichten konnte, wievielmehr haben wir als schwache, sündige Menschen es nötig! BW 98 5 Der himmlische Vater hält für uns Segen in Fülle bereit. Wir dürfen aus dem Brunnen seiner Gnade schöpfen und aus der Quelle seiner Liebe trinken. Warum reden wir da so wenig mit ihm? Sollten wir nicht viel öfter mit Gott über unsere Bedürfnisse und Erwartungen, unsere Freuden und Kümmernisse, über unsere Schuld und die Sehnsucht nach Vergebung sprechen? Er ist doch unser Vater! Er freut sich, wenn wir vertrauensvoll wie Kinder zu ihm kommen. BW 98 6 Er ist bereit, uns mehr zu geben, als wir bitten und begreifen können. Aber wir glauben und beten zu wenig. Was müssen die Engel im Himmel über uns hilflose, der Versuchung ausgesetzte Menschen denken, wenn sich Gott uns in unendlicher Liebe zuwendet? Ihnen ist es eine Freude, sich vor Gott anbetend zu beugen und in seiner Nähe zu sein. Gemeinschaft mit dem Schöpfer ist ihr höchstes Glück. Aber seine irdischen Kinder, die seine Hilfe viel dringender brauchten, meinen oft, ohne ihn auskommen zu können. BW 99 1 Wer das Gebet vernachlässigt, riskiert, daß sich sein Leben durch die Sünde wieder verfinstert. Schon die geringsten Versuchungen bringen ihn zu Fall, weil er die Kraft Gottes nicht mehr betend in Anspruch nimmt. Eigentlich ist es unverständlich, daß sich gläubige Menschen immer wieder vom Beten abhalten lassen. Sie wissen doch, daß das Gebet der Schlüssel ist, mit dem sich die Türen zu den "himmlischen Schatzkammern" öffnen lassen. BW 99 2 Wer das Gebet nicht mehr pflegt, setzt die Verbindung zu Gott aufs Spiel. Er muß sich nicht wundern, daß ihm die Kraft zum Widerstand gegen die Sünde fehlt und er nach und nach vom Weg Gottes abkommt. Genau das wünscht sich Satan. Deshalb läßt er nichts unversucht, unser Gebetsleben zu stören. BW 99 3 Wer sich an Gott wendet, erwartet, daß der Herr auf sein Beten reagiert. Das geschieht auch. Allerdings müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, ehe Gott unsere Gebete beantworten kann. Wichtig ist zunächst, daß der Mensch erkennt, wie sehr er Gottes Hilfe braucht.* BW 100 1 Durch den Mund des Propheten Jesaja hat Gott verheißen: "Wie ich strömenden Regen über das durstige Land ausgieße, so gieße ich meinen Lebensgeist über dich aus, damit du wachsen und gedeihen kannst." Jesaja 44,3. Wer nach Gerechtigkeit hungert und dürstet und sich nach Gott sehnt, darf gewiß sein, daß sein Verlangen gestillt wird. Das Herz muß sich aber zuerst dem Einfluß des Heiligen Geistes öffnen; sonst kann es Gottes Segnungen nicht empfangen. BW 100 2 Unsere Not mag so groß sein, daß sie förmlich nach Gottes Eingreifen schreit; dennoch erwartet der Herr, daß wir ihn konkret um Hilfe bitten. Für Jesus hieß die Reihenfolge: "Bittet, und ihr werdet bekommen!" Matthäus 7,7. BW 100 3 Wenn wir Sünde in unserem Leben erkennen, aber nicht aufgeben wollen, kann uns Gott nicht erhören. Das Gebet eines reuigen und zerschlagenen Herzens dagegen wird immer von ihm angenommen. Wenn das erkannte Unrecht bereinigt ist, können wir gewiß sein, daß Gott unseren Bitten Gehör schenkt. BW 100 4 Manche Christen meinen, sich Gottes Gnade durch gute Werke sichern zu können. Das ist ein Irrtum! Unsere Errettung hängt nicht von unserer Leistung ab, sondern von dem, was Christus für uns getan hat. Sein Blut macht uns vor Gott rein, nicht unser Tun -- wie bedeutungsvoll und ehrenhaft es auch sein mag. Es kommt also nicht darauf an, wie wir Erlösung und Rechtfertigung erlangen möchten, sondern zu welchen Bedingungen Gott sie gewährt. BW 100 5 Eine weitere wichtige Voraussetzung für wirksames Beten ist der Glaube. "Wer zu Gott kommen will, muß sich darauf verlassen, daß Gott lebt und die belohnt, die ihn suchen." Hebräer 11,6. Jesus sagte zu seinen Jüngern: "Wenn ihr Gott um etwas bittet und darauf vertraut, daß die Bitte erfüllt wird, dann wird sie auch erfüllt." Markus 11,24. Ob das wahr ist, können wir nur erfahren, wenn wir Gott beim Wort nehmen! BW 100 6 Erstaunlich übrigens, daß Christus an dieser Stelle keinerlei Einschränkungen macht. Es ist, als wollte er sagen: Auf Gott könnt ihr euch voll und ganz verlassen! Mag sein, daß unsere Bitten nicht unmittelbar erhört werden, aber wir dürfen gewiß sein, daß Gott uns hört und zur richtigen Zeit antwortet. Manchmal tut er allerdings gut daran, nicht sofort auf unsere Wünsche einzugehen. Wer hätte nicht schon erlebt, daß er voreilig und kurzsichtig um etwas gebetet hat, aber später froh war, daß Gott die Bitte nicht erfüllt hat. BW 101 1 Gebete "erhören" heißt nicht, daß der Herr genau das tun muß, worum wir bitten, sondern lediglich, daß die Probleme gelöst werden, mit denen wir zu ihm kommen. Und mitunter hat Gott da seine eigenen Methoden; zumindest weiß er besser als wir, was für uns und andere gut ist. Deshalb gibt er uns manchmal nicht das, worum wir bitten, sondern das, worum wir bitten würden, wenn wir die Dinge mit seinen Augen sehen könnten. BW 101 2 Wenn also nicht geschieht, was wir erwartet und worum wir gebetet haben, sollten wir nicht an seiner Liebe zweifeln, sondern trotzdem an Jesu Zusage festhalten. Zur rechten Zeit wird Gott uns erhören, und wir werden die Segnungen empfangen, die wir am nötigsten brauchen.* BW 101 3 Gott ist zu weise, um Fehler zu begehen, und zu gut, als daß er dem Aufrichtigen auch nur etwas vorenthielte, was zu seinem Besten dient. Deshalb vertraue ihm auch dann, wenn keine Antwort auf deine Gebete in Sicht ist. Verlaß dich auf die Verheißung: "Bittet, so wird euch gegeben!" Matthäus 7,7 (LB). BW 102 1 Wenn wir dem Zweifel und der Sorge Raum geben oder gar versuchen, schwerwiegende Probleme ohne Gott zu lösen, geraten wir nur noch tiefer in Schwierigkeiten. Kommen wir aber vertrauensvoll zu ihm und sagen dem Herrn, was uns bedrückt, dann läßt er uns nicht allein, sondern hilft uns, die Probleme zu bewältigen. Wer betet, "schaltet" damit eine direkte Verbindung zum allmächtigen Gott. Mag sein, daß man trotz des Gebets nicht das Gefühl hat, Gott höre wirklich zu und reagiere entsprechend. Aber was sind schon Gefühle gegen die Zusage Jesu: "Bittet, so wird euch gegeben!" BW 102 2 Wer Gnade und Segen von Gott erbittet, muß selbst Liebe üben und Vergebung gewähren. Wie können wir bitten: "Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern" (Matthäus 6,12) und doch unversöhnlich sein? Und wie können wir erwarten, daß Gott mit unserer Schuld anders umgeht als wir mit den Verfehlungen unserer Mitmenschen? BW 102 3 Zum Gespräch mit Gott gehört auch Beständigkeit. Wenn wir im Glauben wachsen und Erfahrungen machen wollen, müssen wir "unermüdlich im Gebet" (Römer 12,12) sein. Im Kolosserbrief rät der Apostel Paulus: "Laßt nicht nach im Beten und werdet nicht müde, Gott zu danken!" Kolosser 4,2. Petrus fordert die Gläubigen auf: "Bleibt besonnen und nüchtern, damit ihr beten könnt." 1.Petrus 4,7. BW 102 4 Paulus ermutigt die Christen in Philippi: "Macht euch keine Sorgen, sondern wendet euch in jeder Lage an Gott und bringt eure Bitten vor ihn. Tut es mit Dank für das Gute, das er euch schon erwiesen hat." Philipper 4,6. Im Brief des Judas heißt es: "Betet in der Kraft des Heiligen Geistes! Verscherzt nicht die Liebe Gottes." Judas 20-21. BW 102 5 Wenn von "anhaltendem Gebet" die Rede ist, geht es um eine dauerhafte Verbindung mit Gott, im Gegensatz zu gelegentlichem Beten oder zur bloßen religiösen Pflichtübung. Wir sollten uns durch nichts vom Gespräch mit Gott abhalten lassen. Nutze jede Gelegenheit, dorthin zu gehen, wo das Gebet gepflegt wird. Ob uns wirklich etwas an der Gemeinschaft mit Gott liegt, zeigt sich auch daran, daß wir Gebetsgemeinschaft mit anderen suchen. BW 103 1 Zum Leben einer christlichen Familie gehört, daß in ihr gemeinsam gebetet wird. Doch das Gebet im Familienkreis kann das persönliche Gespräch mit Gott nicht ersetzen. Es genügt nicht, sich gemeinsam mit anderen vor dem himmlischen Vater zu beugen, denn geistliches Leben erwächst nicht zuletzt aus dem Stillewerden des einzelnen vor Gott. Deshalb sorge für Zeiten, in denen du ganz allein vor deinen Gott trittst. BW 103 2 Kein Ohr sollte hören, was du mit ihm zu besprechen hast. Im persönlichen Gebet bist du frei von Hemmungen und Ablenkung und kannst dem Herrn auch das sagen, was sonst unausgesprochen bliebe. Solche Begegnungen festigen deine Verbindung zu Gott und geben dir die nötige Kraft für die Auseinandersetzung mit den Mächten der Finsternis. Satan kann keinen überwinden, der sich auf Gott verläßt. BW 103 3 Keine Zeit, kein Ort ist ungeeignet, unsere Bitten vor Gott zu bringen. Nichts sollte uns davon abhalten, mit Gott zu reden. Selbst im Gedränge der Straßen oder bei unseren alltäglichen Aufgaben können wir ihn anrufen und um seine Führung bitten. Wer will, findet überall Gelegenheit, sich Gott zuzuwenden. BW 103 4 Sogar wenn jemand gezwungen ist, sich in einer gottfeindlichen oder fragwürdigen Umgebung zu bewegen, braucht er deren Geist nicht in sich aufzunehmen. Gerade in solchen Situationen sollte er darum bitten, daß der Herr allen unheiligen Einflüssen wehrt und ihn die reine Luft des Himmels atmen läßt. Wer sein Herz für Gott geöffnet hält, wird trotz widriger Umstände in einer geheiligten Atmosphäre leben. BW 103 5 Wir brauchen eine klare Vorstellung von Jesus und ein besseres Verständnis für den Wert des ewigen Lebens. Wenn wir wollen, daß uns seine Heiligkeit erfüllt, müssen wir den Herrn darum bitten, uns das Verständnis für die himmlischen Dinge zu öffnen. Nur wenn wir Herz und Hände für Gottes Gaben auftun, werden wir sie empfangen. BW 104 1 Wir können Gott innerlich so nahe kommen, daß sich unsere Gedanken immer zuerst ihm zuwenden, wenn wir in Schwierigkeiten geraten. All unsere Sorgen und Kümmernisse können wir zu ihm bringen, ohne befürchten zu müssen, ihm damit lästig zu werden. Und wenn wir uns freuen oder glücklich sind, dürfen wir ihm das erst recht sagen. BW 104 2 Alles, was uns betrifft, sei es Freude oder Leid, berührt auch Gott. Nichts, was unserem Frieden dienen kann, ist für ihn zu gering, daß er nicht darauf achtete. Kein Kapitel unserer Lebensgeschichte, das er nicht lesen könnte; keine Lebenssituation, die sich mit seiner Hilfe nicht meistern ließe. BW 104 3 Kein Schaden kann uns treffen, keine Angst uns quälen, keine Freude uns beglücken, kein Seufzer sich unserem Herzen entringen, ohne daß unser himmlischer Vater davon betroffen wäre und sich darum kümmerte. Deshalb jubelte der Psalmdichter: "Er heilt alle, deren Herz zerrissen ist, und verbindet ihre Wunden." Psalm 147,3. BW 104 4 Das Verhältnis zwischen Gott und dem Gläubigen ist so persönlich und stark, als ob nur diesem einen seine Fürsorge gelte und er seinen Sohn allein für ihn in den Tod gegeben habe. BW 104 5 Jesus sagt: "Dann werdet ihr unter Berufung auf mich bitten. Ich sage nicht, daß ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater liebt euch." Johannes 16,26. "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt ... Was ihr vom Vater unter Berufung auf mich erbittet, wird er euch geben." Johannes 15,16. BW 104 6 In Jesu Namen beten ist aber mehr, als nur seinen Namen am Anfang oder am Ende eines Gebetes zu erwähnen. Es bedeutet, im Geiste Jesu beten, sich an seine Verheißung halten, seiner Gnade vertrauen und in seinem Sinne handeln. BW 105 1 Gott erwartet nicht, daß wir uns wie Einsiedler von der Welt zurückziehen, weil wir meinen, ihn nur so richtig anbeten zu können. Vielmehr will er, daß wir uns am Leben Jesu orientieren. Christus nutzte jede Möglichkeit, mit Gott in Verbindung zu treten, ob er nun allein auf einem Berg war oder viele Menschen um sich hatte. BW 105 2 Wer nur beten will und sonst nichts tut, wird bald aufhören zu beten, oder seine Gebete werden zur bloßen Form. Wenn sich ein Mensch vom Leben der Gesellschaft zurückzieht und die Pflichten und Lasten des Christseins nicht auf sich nimmt, wird er bald nichts mehr haben, worum er den Herrn bitten kann. Nichts spornt ihn zum Gebet an; seine Bitten werden selbstsüchtig. Er ist gar nicht mehr fähig, für die Nöte seiner Mitmenschen oder um Kraft zur Mitarbeit beim Bau des Reiches Gottes zu beten. BW 105 3 Wenn es um den Dienst für Gott geht, brauchen wir die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen. Wer sie meidet, schadet sich selbst am meisten. Der heiligende Einfluß des Wortes Gottes wird geringer, weil man die biblischen Botschaften nur noch aus dem eigenen Blickwinkel sieht. Das geistliche Leben verkümmert, und das Verständnis für die Mitmenschen geht mehr und mehr verloren. BW 105 4 Gott will nicht, daß wir zu frommen Einzelgängern werden.* Unsere Aufgabe ist vielmehr, mitmenschliche Kontakte zu suchen und zu pflegen. Denn nur so finden wir Zugang zu anderen Menschen und können glaubwürdige Zeugen für Jesu sein. BW 106 1 Wenn Christen zusammenkommen, sollten sie miteinander über Gottes Liebe und sein Erlösungswerk sprechen. Wer mit Gott lebt, wird auch Erfahrungen mit ihm machen. Und wer Gott im Alltag begegnet, möchte darüber reden. Das macht Mut und stärkt den eigenen Glauben sowie den anderer. BW 106 2 Je mehr wir über Jesus nachdenken und von ihm sprechen, um so weniger werden wir uns mit uns selbst beschäftigen. Wer sich dagegen ständig um sich selbst dreht, spürt kaum etwas von der Nähe Gottes. BW 106 3 Wenn wir es uns zur Gewohnheit machen, Gott für jeden Beweis seiner Fürsorge zu danken, können wir ihn gar nicht aus den Augen verlieren. Das setzt natürlich voraus, daß wir seine Güte überhaupt wahrnehmen. BW 106 4 Wir sprechen viel von alltäglichen Dingen, weil sie uns nahe liegen; wir reden von unseren Angehörigen, weil wir sie lieben und Freud und Leid mit ihnen teilen. Dabei haben wir viel mehr Grund, Gott zu lieben, als unsere Freunde. Es sollte deshalb für uns selbstverständlich sein, zuerst an ihn zu denken, von seiner Güte zu sprechen und seine Macht zu preisen. BW 106 5 Die Gaben, mit denen er uns beschenkt, sollten uns nicht so in Anspruch nehmen, daß wir darüber den Geber vergessen. Gott ist wichtiger als alle Gaben. Das müssen sich auch Christen immer wieder sagen lassen, um nicht über dem Vorläufigen das Eigentliche zu vergessen. BW 106 6 In den Psalmen heißt es: "Nun sollen sie dem Herrn für seine Güte danken, ihn preisen für die wunderbare Rettung." Psalm 107,8. BW 106 7 Es ist wichtig, daß unsere Gebete nicht nur aus Bitten bestehen. Die Gefahr ist groß, daß wir Gott mehr an das erinnern, was wir von ihm erwarten, als daß wir ihm für das danken, was er uns täglich schenkt. Wir sollten uns in unseren Gebeten davor hüten, daß die Bitten den Dank verdrängen. BW 107 1 Einst gebot der Herr den Israeliten, wenn sie zum Gottesdienst zusammenkamen: "Dort sollt ihr vor dem Heiligtum des Herrn, eures Gottes, das Opfermahl halten. Feiert es zusammen mit euren Familien und genießt voll Freude, was eure Arbeit euch durch Gottes Segen eingebracht hat." 5.Mose 12,7. BW 107 2 Gott will, daß sich seine Kinder an den Früchten ihrer Arbeit erfreuen. Es entspricht keineswegs seiner Absicht, wenn Christen mit gequälter Miene herumlaufen. Aber wir sollten bei alledem nicht vergessen, daß Erfolg und Segen zusammengehören und Freude mit Dank gepaart sein muß. BW 107 3 Gott ist ein mitfühlender, barmherziger Vater. Unsern Dienst für ihn sollten wir darum nicht als erdrückende Last ansehen. Es sollte uns vielmehr eine Freude sein, ihn anzubeten und in seinem Werk mitzuhelfen. BW 107 4 Für Menschen, die wir lieben, ist uns ja auch kein Weg zu weit und keine Stunde zu spät, wenn es gilt, ihnen Gutes zu tun. Warum sollten wir uns Gott gegenüber anders verhalten? Er ist unser bester Freund und erwartet, daß wir ihm gern dienen. Alle, die ihn anbeten, sollten sich seiner Liebe und Fürsorge gewiß sein. Das schenkt ihnen Freude bei allen Aufgaben im Alltag und zugleich die Kraft, ehrlich und treu zu handeln. BW 107 5 Wir wollen uns unter das Kreuz stellen. Die Bibel sagt wiederholt, daß wir "mit Christus gekreuzigt" sind. Laßt uns mehr daran denken und darüber reden. Wenn wir nämlich begriffen haben, was das bedeutet, werden wir uns dem, der sich für uns ans Kreuz schlagen ließ, vorbehaltlos anvertrauen. BW 107 6 Im Lobpreis kommen wir dem Himmel am nächsten. Dort wird Gott mit Gesang und Musik verherrlicht. In dem Maße, wie wir ihm unsere Dankbarkeit darbringen, wird unsere Anbetung dem Lobpreis im Himmel immer ähnlicher. "Dank ist die Opfergabe, mit der man mich ehrt" (Psalm 50,23), heißt es. Deshalb laßt uns mit ehrfurchtsvoller Freude vor unseren Schöpfer hintreten, mit "Dank und Lobgesang". Jesaja 51,3 (LB).* ------------------------Kapitel 12: Grenzen erkennen und bejahen BW 109 1 Viele Christen fühlen sich von Zweifeln bedrängt, vor allem, wenn sie noch jung im Glauben sind. In der Bibel gibt es Aussagen, die wir weder erklären noch verstehen können. BW 109 2 Satan benutzt unser menschliches Unvermögen, um den Glauben an die Heilige Schrift als göttliche Offenbarungsquelle zu erschüttern. Man hört dann mitunter sagen: Wie kann ich den richtigen Weg erkennen? Wie soll ich mich verhalten, wenn Zweifel an der Echtheit oder Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift auftauchen? BW 109 3 Gott fordert niemals von uns Glauben, ohne eine ausreichende Grundlage dafür gegeben zu haben. Für sein Dasein und die Glaubwürdigkeit seines Wortes hat er genügend Beweise erbracht, die auch unseren Verstand zufriedenstellen. Wer die Bibel liest, wird das bestätigen müssen. Dennoch sind Zweifel nicht ausgeschlossen. BW 109 4 Auch Christen können nicht auf "blauen Dunst" hin glauben, sondern brauchen Gewißheit; selbst wenn die sich nicht immer auf sichtbare Beweise stützen kann. Wer zweifeln will, findet immer Anlaß dazu; wer aber die Wahrheit erkennen möchte, wird andererseits genügend Beweise entdecken, auf die er sich im Glauben stützen kann. BW 110 1 Aber selbst für den Glaubenden bleiben Fragen offen. Das kann auch nicht anders sein. Wir wollen uns doch nicht einbilden, daß unser begrenzter Verstand Gottes Wesen und Tun ergründen kann. Gott und seine Welt entziehen sich einfach dem verstandesmäßigen Zugriff des Menschen. Selbst die hervorragendsten Denker stoßen da an unübersteigbare Grenzen. BW 110 2 Zweifellos hat die Menschheit im Laufe der Jahrtausende einen enormen Wissensstand erreicht, dennoch gibt es Bereiche, in denen immer noch gilt, was im Buch Hiob steht: "Die Tiefen Gottes, kannst du sie ergründen? Kennst du die Größe des Allmächtigen? Gott reicht noch höher als der Himmelsdom, zu dessen Grenze du nie hingelangst. Gott reicht noch tiefer als die Totenwelt, von der du doch so gut wie gar nichts weißt." Hiob 11,7.8. BW 110 3 Der Apostel Paulus ruft aus: "Wie unerschöpflich ist Gottes Reichtum! Wie unergründlich tief ist seine Weisheit! Wie unerforschlich ist alles, was er tut! Ob er verurteilt oder Gnade erweist -- in beidem ist er gleich unbegreiflich." Römer 11,33. Mag es auch heißen, daß "dichtes Wolkendunkel den Herrn umgibt", so ist doch sein "Thron auf Recht und Gerechtigkeit gegründet". Psalm 97,2. BW 110 4 Wir können Gottes Handeln an uns und die Beweggründe dazu nur soweit verstehen, als wir seine Liebe und Barmherzigkeit, verbunden mit seiner Allmacht, erkennen. Wir erfassen soviel von seinen Plänen, wie für uns gut ist. Darüber hinaus müssen wir der Hand des Allmächtigen und seiner Liebe vertrauen. BW 110 5 Gottes Wort und Gottes Wesen bleiben für uns sterbliche Menschen in mancherlei Hinsicht geheimnisvoll und rätselhaft. Vieles läßt sich mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, nicht einleuchtend erklären: Das Eindringen der Sünde in die Welt, die Menschwerdung Christi, die Wiedergeburt, die Auferstehung und manches andere. BW 110 6 Aber unser Unvermögen, bestimmte Passagen oder Aussagen der Bibel zu verstehen, kann ja wohl kein Grund dafür sein, prinzipiell an der Glaubwürdigkeit des Wortes Gottes zu zweifeln. Im übrigen wäre das inkonsequent; denn selbst in unserer irdischen Welt und im Alltagsleben gibt es nach wie vor zahllose Rätsel und Geheimnisse. Dennoch käme keiner auf den Gedanken, an dem, was sich erklären läßt, zu zweifeln, nur weil es Dinge gibt, die sich dem Verstehen oder der Erfahrung entziehen. BW 111 1 Selbst die einfachsten irdischen Lebensformen bergen nach Aussagen der Fachleute noch unergründete Geheimnisse. Überall begegnen uns Wunder, die unser Begriffsvermögen übersteigen; man muß nur richtig hinschauen. Sollte es uns da wundern, daß wir auch im geistlichen Bereich -- dort, wo es der Mensch mit Gott und seiner unsichtbaren Wirklichkeit zu tun hat -- auf Dinge stoßen, die über unseren Horizont hinausgehen? BW 111 2 Die Schwierigkeit liegt nicht bei Gott oder in der Sache selbst, sondern in der Begrenztheit unseres Verstandes. Die Heilige Schrift enthält genügend Beweise dafür, daß sie nicht nur ein antikes religiöses Dokument ist, sondern Gottes Wort an uns Menschen. Deshalb gibt es keinen Grund, an ihrer Glaubwürdigkeit zu zweifeln. BW 111 3 Keine Frage, daß es in der Bibel schwer verständliche Texte gibt. Das wußte schon der Apostel Petrus. Im Blick auf die Briefe des Paulus schrieb er: "Doch gibt es in ihnen auch einige schwierige Stellen. Sie werden von unverständigen und haltlosen Leuten mißdeutet.* Aber so verfahren diese Leute ja auch mit den übrigen heiligen Schriften. Sie schaufeln sich damit ihr eigenes Grab." 2.Petrus 3,16. Der erste Teil dieser Textstelle wird von Zweiflern mitunter als Beweis für die Fragwürdigkeit biblischer Aussagen angeführt. Doch genau das Gegenteil trifft zu. Wenn die Bibel nur das von Gott berichtete, was zu verstehen ist, wenn sein Wesen und Tun von uns voll erfaßt werden könnte, müßte man viel eher fragen, ob sie wirklich göttlichen Ursprungs ist. Gerade die Texte und Aussagen, die über das Erfahrbare und Nachweisbare hinausgehen, sollten uns in der Überzeugung stärken, daß die Bibel Gottes Wort ist. BW 112 1 Wer die Heilige Schrift liest, wird bald feststellen, wie schlicht sie die göttliche Wahrheit darstellt. Selbst einfache und ungelehrte Menschen können in ihr den Weg zum Heil finden. Zugleich enthält sie Gedanken und Lehren von solcher Tiefe, daß selbst Gelehrte darüber staunen. Gottes Wort ist für alle da und spricht jeden in seiner Situation und seinen Bedürfnissen entsprechend an. BW 112 2 Der Erlösungsplan wird in der Bibel offen vor uns ausgebreitet, so daß jeder erkennen kann, welche Schritte er im Glauben an Gott und Jesus Christus zu gehen hat. Doch diese einerseits so leicht verständlichen Lehren bergen Geheimnisse in sich, die den forschenden Geist überwältigen und den aufrichtigen Wahrheitssucher mit Ehrfurcht und Glauben erfüllen. BW 112 3 Je eingehender wir uns mit der Bibel befassen, desto mehr gewinnen wir die Überzeugung, daß sie das Wort des lebendigen Gottes ist. Was macht es da schon aus, daß wir an bestimmten Stellen mit unserem Begriffsvermögen und unserer Erkenntnis an Grenzen stoßen? Niemand vergibt sich etwas, wenn er eingesteht, die göttliche Wahrheit trotz allen Bemühens nicht bis ins letzte begreifen zu können. Schließlich sind wir nur schwache, unvollkommene Menschen. BW 113 4 Zweifler und Ungläubige denken in dieser Hinsicht jedoch anders. Sie argumentieren, man könne nur solchen biblischen Botschaften Glauben schenken, die der Mensch verstehen kann, und von denen sich nachweisen läßt, daß sie wahr sind. Solchen Skeptikern gilt das Wort: "Achtet darauf, liebe Brüder, daß keiner von euch ein widerspenstiges, ungehorsames Herz hat und sich von dem lebendigen Gott abwendet." Hebräer 3,1. BW 113 1 Keine Frage, daß Gott uns nicht in all seine Pläne einweiht, warum sollte er auch? Doch über das, was er von uns erwartet, läßt er keinen im unklaren: "Seinen verborgenen Plan kennt der Herr, unser Gott, allein; aber seinen Willen hat er uns und unseren Nachkommen für alle Zeiten klar und deutlich verkündet." 5.Mose 29,28. BW 113 2 Satan sieht es nicht gern, daß wir uns mit Gottes Wort befassen. Deshalb nutzt er jede Gelegenheit, uns die Heilige Schrift zu verleiden. Gelingt ihm das nicht, versucht er wenigstens, uns in die Irre zu führen. BW 113 3 Mancher ist stolz auf die gewonnene Erkenntnis oder wird gar überheblich. Ein anderer ist ungeduldig oder enttäuscht, wenn er nicht jede Stelle der Heiligen Schrift zu seiner Zufriedenheit erklären kann. Es kränkt ihn, zugeben zu müssen, daß er den Sinn mancher Bibeltexte nicht versteht. Andererseits ist er nicht gewillt, geduldig zu warten, bis Gott ihn die Wahrheit erkennen läßt. So beginnt er an dem zu zweifeln, was er nicht versteht. BW 113 4 Manche Zweifel haben ihre Ursache auch darin, daß religiöse Lehren als Botschaft der Bibel ausgegeben werden, obwohl sie im Widerspruch zur Heiligen Schrift stehen. Das hat bei vielen Verwirrung ausgelöst und manchen regelrecht in den Zweifel getrieben. Das darf man freilich nicht der Heiligen Schrift anlasten, sondern muß diejenigen dafür verantwortlich machen, die Gottes Wort falsch ausgelegt oder gar bewußt verdreht haben. BW 113 5 Wäre es uns möglich, Gott und sein Wirken uneingeschränkt zu verstehen, dann gäbe es kein tieferes Eindringen in die Wahrheit, kein Wachstum in der Erkenntnis, keine Entfaltung von Verstand und Gemüt. Gott wäre dann nicht mehr der Allerhöchste, und die Menschen kämen über eine bestimmte Grenze der Erkenntnis und des Wissens nicht hinaus. BW 114 1 Laßt uns Gott dafür danken, daß er es anders bestimmt hat, und uns bis zum Ende unseres Lebens im Glauben und in der Erkenntnis wachsen läßt. Denn "in ihm sind alle Schätze der göttlichen Weisheit verborgen". Kolosser 2,3. Und bis in alle Ewigkeit werden wir damit zu tun haben, diese Schätze zu heben. BW 114 2 Beginnen sollen wir damit allerdings jetzt und hier. Es kann auch ein Zeichen von Gleichgültigkeit oder geistlicher Trägheit sein, wenn man sich stets damit beruhigt: Im Reich Gottes werden wir es erfahren! BW 114 3 Jesus hat gesagt: "Aber wenn der Geist der Wahrheit kommt, wird er euch in die ganze Wahrheit einführen ... Denn was er an euch weitergibt, hat er von mir." Johannes 16,13.14. Und Paulus erklärt: "Wie die Gedanken eines Menschen nur seinem eigenen Geist bekannt sind, so weiß auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht ... Denn dieser Geist erforscht alles, auch die geheimsten Gedanken Gottes." 1.Korinther 2,10.11. Auf uns bezogen heißt das: Ein tieferes Verständnis des Wortes Gottes erlangen wir nur durch Vermittlung des Heiligen Geistes. BW 114 4 Selbstverständlich erwartet Gott nicht, daß wir in Glaubensdingen den Verstand ausschalten. Wie kaum etwas anderes kann das Forschen in der Heiligen Schrift unsere geistigen und seelischen Fähigkeiten aufblühen lassen. Aber wir sollten uns davor hüten, die Vernunft zum Maßstab dafür zu machen, was man glauben kann und was nicht. Vor allem anderen erwartet Gott von den Seinen Ehrfurcht, Demut und kindliches Vertrauen. BW 114 5 Ohne Führung und Leitung durch den Geist Gottes laufen wir Gefahr, die Schrift zu verdrehen. Es gibt sogar ein Bibellesen, das nicht nur nutzlos ist, sondern geradezu schädlich ist. Wenn wir Gottes Wort ohne Ehrfurcht und Gebet aufschlagen, wenn unsere Gedanken nicht auf Gott gerichtet sind oder gar im Widerspruch zu seinem Willen stehen, bleiben Zweifel nicht aus. Während Gottes Geist sich zurückzieht, gewinnt Satan immer mehr Einfluß auf unsere Gedanken und verleitet uns zu falschen Deutungen des Wortes Gottes. BW 115 1 Sobald der Menschen -- wie gebildet und gelehrt er auch sein mag -- nicht mehr um die persönliche Gemeinschaft mit Gott bemüht ist, steht er in der Gefahr, die Worte der Schrift mißzuverstehen. Und wer von falschen Voraussetzungen ausgeht, wird selbst da Gründe für Zweifel und Unglauben finden, wo die biblischen Aussagen eigentlich unmißverständlich sind. Niemand soll meinen, er könne geistliche Erkenntnis gewinnen, wenn er in der Heiligen Schrift nur Widersprüche und Ungereimtheiten sucht. BW 115 2 Genaugenommen geht es beim Zweifel am Wort Gottes gar nicht um unverständliche Texte oder Widersprüche. Das sind meist nur vorgeschobene Gründe, die einen viel tiefer liegenden Defekt verdecken sollen. Die wahre Ursache des Zweifels ist die Liebe zur Sünde. Gottes Weisungen können einem Herzen, das die Sünde liebt, nicht gefallen. BW 115 3 Wer den Forderungen der Heiligen Schrift nicht nachkommen will, muß sie abschwächen oder die Autorität des Wortes insgesamt oder wenigstens in Teilbereichen in Frage stellen. Vielen scheint das leichter zu fallen, als von der Sünde zu lassen. Wer die Wahrheit finden will, muß im Wort Gottes forschen und ihm gehorchen. Sobald wir das tun, finden wir genügend Beweise dafür, daß die Bibel wirklich Gottes Wort ist, und gewinnen ein besseres Verständnis für die Heilsbotschaft. BW 115 4 Christus sagte: "Wer bereit ist, Gott zu gehorchen, wird merken, ob meine Lehre von Gott ist oder ob ich meine eigenen Gedanken vortrage." Johannes 7,17. Anstatt spitzfindige Fragen zu stellen nach dem, was uns unverständlich ist, sollten wir mehr auf das achten, worüber wir schon Klarheit erlangt haben. Der Weg zu neuer Erkenntnis führt über das Tun dessen, was man bereits erkannt hat. Kurz: Einsicht und Gehorsam gehören zusammen. BW 116 1 Ein Beweis für den göttlichen Ursprung der Heiligen Schrift steht jedem offen, dem Gelehrten wie dem einfachen Menschen. Das ist der Beweis der Erfahrung. Gott fordert uns regelrecht dazu auf, die Wahrhaftigkeit seines Wortes und seiner Verheißungen zu prüfen: "Erprobt es doch selbst und erlebt es: Der Herr ist gütig!" Psalm 34,9. BW 116 2 Anstatt uns auf die Meinung anderer zu verlassen, sollen wir uns selbst überzeugen. Der Herr hat verheißen: "Bittet, und er wird euch beschenken." Johannes 16,24. Seine Verheißungen werden sich erfüllen. Je enger unsere Verbindung mit Jesus ist, je mehr wir uns seiner Liebe öffnen, um so mehr werden Vorbehalte und Zweifel schwinden. BW 116 3 Der Apostel Paulus schreibt: Gott "hat uns aus der Gewalt der dunklen Mächte gerettet und uns unter die Herrschaft seines geliebten Sohnes gestellt. Durch ihn hat er uns befreit. Seinetwegen vergibt er uns unsere Schuld."* Wer vom Weg des Todes auf den Pfad des Lebens übergewechselt ist, kann bestätigen, daß "Gott die Wahrheit sagt". Kolosser 1,13.14; Johannes 3,33. BW 117 1 Er wird bezeugen: Ich brauchte Hilfe und fand sie in Jesus. Er hat den Hunger meiner Seele gestillt. Die Bibel ist für mich jetzt mehr als ein Buch; sie ist die Offenbarung Jesu Christi. Du fragst, weshalb ich ihr vertraue? Weil ich erfahren habe, daß in ihr Gott zu mir spricht. Ich weiß nun, daß Jesus Christus wirklich Gottes Sohn ist und daß ich nicht einer bloßen religiösen Idee nachlaufe. BW 117 2 Petrus fordert uns auf: "Lebt mehr und mehr aus der Gnade unseres Herrn und Retters Jesus Christus und lernt ihn immer tiefer erkennen." 2.Petrus 3,18. BW 117 3 Wenn wir im Wirkungsbereich der Gnade Gottes bleiben, werden wir immer tiefer in sein Wort eindringen und dabei auf geistliche Kostbarkeiten stoßen, von denen wir bisher nichts geahnt haben. Das hat sich in der Geschichte der Gemeinde Jesu immer wieder bestätigt und wird so bleiben bis ans Ende der Zeiten. "Das Leben derer, die auf Gott hören, gleicht dem Sonnenaufgang: es wird heller und heller, bis völlig Tag geworden ist." Sprüche 4,18. BW 117 4 Gläubig dürfen wir in die Zukunft schauen und der Verheißung Gottes vertrauen, die uns Wachstum in der Erkenntnis zusichert. Beglückt werden wir feststellen, daß es auch dort hell wird, wo wir bisher nur undurchdringliches Dunkel gesehen haben. Unsicherheit und Zweifel verschwinden wie Nebelschwaden vor der Sonne. Was uns bisher verworren und unbegreiflich erschien, wird uns endlich klar sein. Widersprüche klären sich auf und scheinbar Gegensätzliches erweist sich als Teil der vollkommenen Einheit. BW 117 5 Das meinte der Apostel Paulus, als er schrieb: "Jetzt kennen wir ihn nur unvollkommen; dann aber werden wir ihn völlig kennen, so wie er uns jetzt schon kennt."* 1.Korinther 13,12. ------------------------Kapitel 13: Gottes "Visitenkarten" BW 119 1 Gottes Kinder sollen Botschafter der Güte und Barmherzigkeit Gottes sein. Wie Jesus das Wesen des Vaters offenbarte, so sollen andere durch uns erfahren, wie Christus ist. BW 119 2 Jesus betete: "Ich sende sie in die Welt, wie du mich in die Welt gesandt hast ... Ich lebe in ihnen, und du lebst in mir; so sollen sie zu einer vollkommenen Einheit werden, damit die Welt erkennt, daß du sie ebenso liebst wie mich." Johannes 17,18.23. Und Paulus schrieb den Christen in Korinth: "Ist doch offenbar geworden, daß ihr ein Brief Christi seid ... erkannt und gelesen von allen Menschen." 2.Korinther 3,2.3 (LB). BW 119 3 Christen werden mit einem Brief verglichen, weil sie eine Botschaft Jesu weiterzugeben haben an die Menschen, denen sie täglich in Familie und Gesellschaft begegnen. BW 119 4 Wenn Christus in euch wohnt, möchte er gern durch euch zu denen sprechen, die ihn noch nicht kennen. Mag sein, daß diese Menschen noch nie Gottes Stimme aus der Heiligen Schrift gehört haben, weil ihnen die Bibel unbekannt ist. Vielleicht haben sie auch kein Gespür dafür, daß Gott durch die Wunder der Schöpfung zu ihnen sprechen möchte. Dann sind wir manchmal Gottes einzige Möglichkeit, solche Menschen zu sich zu rufen. BW 120 1 Wir sollen das von Christus empfangene Licht an unsere Umgebung weitergeben. Das heißt, wenn andere uns begegnen, sollen sie spüren, daß wir zu Gott gehören und daß unser Leben von seiner Liebe bestimmt wird. BW 120 2 Das ist eine hohe Verantwortung, denn entweder machen wir anderen "Appetit" auf die Nachfolge Jesu, oder wir stoßen sie ab. Unzufriedene, nörgelnde und klagende Christen sind keine Werbung für Gott. Sie erwecken eher den Anschein, als gäbe es im Leben des Christen statt Freude und Glück nur Entsagung, Anstrengung und Leidensdruck. Wer möchte sich auf solch ein Leben einlassen? Das ist nicht die Botschaft, die wir anderen weitergeben sollen. BW 120 3 Keine Frage, daß andere aus der Art, wie wir als Christen leben, Rückschlüsse ziehen auf das Wesen Gottes. Deshalb versucht Satan ständig, die Botschaft, die von uns ausgeht, zu verfälschen. Das geschieht, indem er Zweifel sät, Unzufriedenheit schürt, mutlos macht oder zum Fanatismus verleitet. Es gefällt ihm, wenn wir und andere den Eindruck gewinnen, Gott sei gefühllos, unbarmherzig und herrschsüchtig. BW 120 4 Satan entstellt die Wahrheit und versucht, falsche Vorstellungen über Gott in Umlauf zu bringen. Und anstatt uns an die biblischen Aussagen über den Vater im Himmel zu halten, leihen wir Satan nur zu oft das Ohr. Unzufriedenheit, Mißtrauen und Nörgelei machen unser Zeugnis unglaubwürdig und entehren Gott.* BW 121 1 Wenn unser Christsein den Eindruck von Freudlosigkeit oder Verbissenheit vermittelt, stimmt etwas nicht! Wie kommt das? Viele von uns beschäftigen sich zu sehr mit ihren Fehlern, Versäumnissen und Enttäuschungen. Kein Wunder, daß sie einen bekümmerten und freudlosen Eindruck machen. Ich möchte diesen Gedanken durch ein Beispiel anschaulich machen: BW 121 2 Während meines Aufenthalts in Europa, schrieb mir eine Frau, wie enttäuscht sie sei. Offenbar hoffte sie, daß ich ihr Mut machen könnte. Aber was sollte ich ihr schreiben? BW 121 3 In der folgenden Nacht träumte ich von einem wunderschönen Garten. Der Hausherr führte mich herum und erlaubte mir, Blumen zu pflücken. Ich war ganz beglückt über die herrlichen Farben und den lieblichen Duft. Da gesellte sich die Frau zu uns, die mir den Brief geschrieben hatte. Sie schien die Blumen gar nicht zu sehen, sondern jammerte: "Ist es nicht schlimm, daß es in diesem schönen Garten so viele Dornen und Disteln gibt?" Die gab es wirklich, aber ich hatte sie nicht bemerkt, weil ich mit den Blumen beschäftigt war. Ehe ich etwas erwidern konnte, sagte mein Begleiter: "Laß doch die Dornen sein, sie verletzen dich nur. Pflücke lieber ein paar Nelken oder Lilien." Plötzlich wußte ich, was ich der Briefschreiberin antworten sollte. BW 121 4 Mitunter geht es uns ähnlich wie dieser Frau. Wir sehen vor Dornen die Blumen nicht mehr. Wenn du in diese Gefahr gerätst, dann rufe dir all die guten Erlebnisse und Erfahrungen deines Lebens ins Gedächtnis. Die gibt es ja auch! BW 121 5 Erinnerst du dich nicht mehr an die Zeiten, da dein Herz Gott freudig entgegenschlug? Hast du nicht in der Vergangenheit trotz allen Gestrüpps auch die Blumen der Verheißungen Gottes pflücken dürfen? Sollte dich deren Schönheit und Duft nicht mit Freude und Zuversicht erfüllen? Kümmere dich um die Blumen, nicht um die Dornen und Disteln. Dornen reißen Wunden und verursachen Schmerzen. Also sammle sie nicht und reiche sie auch nicht weiter. BW 122 1 Es führt zu nichts, sich immer wieder mit unangenehmen Erinnerungen abzugeben oder über erlittenes Unrecht zu grübeln. Wenn du ständig über Enttäuschungen klagst und dem nachhängst, was längst vergangen ist, wird dich aller Mut verlassen. Im Herzen des Verzagten macht sich Finsternis breit. Er verschließt sich nicht nur dem Licht und der Liebe Gottes, sondern wirft auch noch Schatten auf den Lebensweg anderer. BW 122 2 Gott aber sei Dank für jeden ermutigenden Ausblick. Laßt uns an das denken, was Zuversicht schenkt und Hoffnung weckt. Gottes Sohn wurde Mensch, um uns aus der Gewalt Satans zu befreien. Er bot dem Widersacher die Stirn und besiegte ihn! Und sein Sieg ist unser Sieg. Einst verloren, nun gerettet; ehemals mit Sünde befleckt, jetzt mit dem Kleid der Gerechtigkeit beschenkt. Damit sollten sich unsere Gedanken beschäftigen, anstatt sich am eigenen Versagen aufzureiben. BW 122 3 Wenn wir seine Liebe bezweifeln oder seinen Verheißungen mißtrauen, entehren wir Gott und betrüben seinen Geist. Wie würden Eltern, die alles für das Wohl ihrer Familie tun, empfinden, wenn ihre Kinder sich ständig beklagten oder an ihrer Liebe zweifelten? Was soll der Vater im Himmel von uns denken, wenn wir bei jeder Prüfung an seiner Liebe zweifeln, obwohl er in der Dahingabe seines Sohnes ein für allemal bewiesen hat, wie viel wir ihm wert sind? BW 122 4 Der Apostel Paulus schreibt: "Er verschonte nicht einmal seinen eigenen Sohn, sondern ließ ihn für uns alle sterben. Wird er uns dann mit ihm nicht alles schenken?" Römer 8,32. Und doch: wie viele gibt es, die, wenn schon nicht mit Worten, so doch durch ihr Verhalten zum Ausdruck bringen: Für mich scheint das nicht zuzutreffen. Er liebt vielleicht andere, aber nicht mich. BW 122 5 Durch solche Gedanken schaden wir am meisten uns selbst, denn sie machen es Satan leicht, Mißtrauen und Zweifel in unser Herz zu pflanzen. Deshalb sollten wir uns davor hüten, daß sie sich in uns festsetzen oder gar auf andere überspringen. Denn dem zerstörerischen Einfluß des Zweifels ist schwer beizukommen. Mag sein, daß wir selbst wieder zum Vertrauen zurückfinden, aber was wird aus denen, die wir negativ beeinflußt haben? BW 123 1 Bei allem, was wir sagen und tun, sollten wir rechtzeitig fragen: Fördert es den Glauben oder schadet es ihm? Was einmal geäußert worden ist, kann kaum mehr zurückgeholt werden. Laßt uns also mehr von dem reden, was auferbaut, als über das, was niederreißt. BW 123 2 Die himmlische Welt achtet auf das Zeugnis, das wir von Gott geben. Sollten wir nicht viel mehr von Christus reden, der für uns als Fürsprecher bei Gott eintritt? Wenn wir mit Freunden zusammen sind, dürfen die Gedanken an Jesus nicht ausgeklammert werden. Auch im privaten Bereich ist es wichtig, Gott zu ehren. Leider vergessen wir das oft. BW 123 3 Keiner bleibt verschont von Anfechtung, Leid und Schmerz. Oft haben wir auch mit Versuchungen zu tun, denen schwer zu widerstehen ist. Rede mit Gott über diese Dinge, aber belaste damit nicht deine Mitmenschen. Auch sie sind angefochten und brauchen eher Zuspruch, als daß du ihnen Klagelieder vorsingst. BW 123 4 Menschen, die anderer Leute Probleme noch verschlimmern, gibt es genug; Christen sind dazu berufen, Mut zu machen und Hoffnung zu wecken. Denn "keiner von uns lebt für sich selbst". Römer 14,7. Wir sollten uns der Tatsache bewußt sein, daß wir durch unserer Verhalten -- ob gut oder schlecht -- Einfluß auf andere ausüben. Es hängt also nicht unwesentlich von uns ab, ob Menschen zu Jesus finden oder sich von ihm abwenden. BW 123 5 Viele haben falsche Vorstellungen vom Leben und Wesen Christi. Sie schließen aus der Lebensweise mancher Christen, daß auch Christus hart und streng war und weder Herzlichkeit noch Freude kannte. Bei vielen ist das ganze Leben von solch düsteren Vorstellungen geprägt. Sie meinen sogar, gute Gründe dafür zu haben. Man hört dann so merkwürdige Argumente wie: Daß Jesus geweint hat, ist mehrfach bezeugt, doch nirgendwo steht geschrieben, daß er auch gelacht oder auch nur gelächelt hätte! Solch absurde Überlegungen müssen einfach zu falschen Vorstellungen führen. Es ist wahr, daß unser Herr Leid und Schmerz kannte, aber das machte ihn nicht zum ungenießbaren Sonderling, sondern ließ sein Herz weit werden für die Kümmernisse seiner Nachfolger. BW 124 1 Die Evangelien zeichnen von Jesus keineswegs das Bild eines mürrischen Gottessohnes, der sich notgedrungen durch drei Jahrzehnte Erdendasein quälte. Im Gegenteil! Wer ihm begegnete, traf nicht auf einen weltfremden Eigenbrötler oder grimmigen Fanatiker, sondern auf einen jungen Mann, der Zuversicht, Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte. Wohin er auch kam, brachte er Heil und Frieden mit und verbreitete Freude und Frohsinn. BW 124 2 Wer sich Christus zum Vorbild nimmt, wird den Glaubensweg treu und verantwortungsbewußt gehen. Oberflächliche Frömmigkeit, zweifelhafter Zeitvertreib oder gar Zügellosigkeit haben keinen Platz mehr in seinem Leben. Aber der Glaube an Christus schließt Freude und Frohsinn keineswegs aus, sondern gibt ihnen erst die richtige Qualität. Sich an Christus orientieren heißt auch, dem Mitmenschen zugewandt leben -- und das nicht gezwungenermaßen, sondern aus Liebe. BW 124 3 Vertraue auf Gott! Kein Tag vergeht ohne Anfechtungen und Schwierigkeiten. Wie leicht verführt das zum Murren und Klagen. Wieviele unnötige Sorgen drängen sich uns auf, wieviele Ängste machen uns das Leben schwer -- so, als gäbe es keinen barmherzigen und liebevollen Gott. Deshalb laßt uns einander Mut machen mit den Worten des Psalmdichters David: "Vertrau dem Herrn und tu, was recht ist; dann bleibst du im Land und wohnst in Sicherheit." Psalm 37,3. BW 125 1 Es gibt Menschen, die leben dauernd in Furcht und machen sich unnötige Sorgen. Dabei empfangen sie Tag für Tag Beweise der Liebe Gottes. Doch die nehmen sie gar nicht wahr, weil sie nur noch das Bedrohliche und Angstmachende sehen können. In solchen Situationen sollte der Gläubige sich bewußt der Wohltaten Gottes erinnern und dafür danken, anstatt sich in Sorgen und Befürchtungen zu verlieren. BW 125 2 Warum sind wir oft so undankbar und mißtrauisch? Jesus ist doch unser Freund, und der ganze Himmel steht auf unserer Seite. Deshalb sollten wir nicht dulden, daß die Sorgen und Nöte des Alltags uns in ihren Bann schlagen. BW 125 3 Geben wir dem Sorgengeist Raum, so wird sich stets etwas finden, was uns bedrückt. Wirf deine Sorgen auf Gott und bitte ihn um die Weisheit und Kraft, das zu tun, was dir in der jeweiligen Situation möglich ist. Alles andere kannst du getrost ihm überlassen! BW 125 4 Keine Frage, daß es Dinge in dieser Welt gibt, die uns Angst einflößen können. Nirgends steht geschrieben: Fürchtet euch nicht, denn auf eurem Glaubensweg gibt es keine Gefahr mehr! Christus machte seinen Jüngern nichts vor: "In der Welt wird man euch hart zusetzen. Verliert nicht den Mut: Ich habe die Welt besiegt!"* Johannes 16,33. Aber er ließ sie nicht allein mit ihrer Angst, sondern betete zu Gott: "Ich bitte dich nicht, sie aus der Welt wegzunehmen; aber ich möchte, daß du sie vor dem Bösen in Schutz nimmst." Johannes 17,15. BW 126 1 In der Bergpredigt lehrte Jesus seine Jünger, wie wichtig es ist, Gott zu vertrauen. Diese Hinweise gelten auch uns und können Zuversicht und Hoffnung schenken. Am Beispiel der Vögel zeigte Jesus, wie Gott für seine Geschöpfe sorgt. Zwar läßt er ihnen die Nahrung nicht in den Schnabel fallen, aber er sorgt dafür, daß sie satt werden. Schließlich stärkte er das Vertrauen der Jünger mit den Worten: "Ihr seid doch viel mehr wert als alle Vögel!" Matthäus 6,26. BW 126 2 Aus solchen und anderen Vergleichen geht hervor, daß Gott seine Kinder glücklich und zufrieden sehen möchte. Wenn es anders wäre, hätte Christus nicht betont: "Ich habe euch dies gesagt, damit meine Freude euch erfüllt und an eurer Freude nichts mehr fehlt." Johannes 15,11. BW 126 3 Selbstverständlich ist hier nicht von dem Glück die Rede, das man sich von der Erfüllung selbstsüchtiger Wünsche erhofft oder dadurch zu erreichen sucht, daß man unangenehmen Pflichten aus dem Wege geht. Solche Art Glück hinterläßt immer einen schalen Geschmack und endet letztlich in Enttäuschung und Einsamkeit. BW 126 4 Wahre Freude und Zufriedenheit finden wir im Dienst für Gott. Christen laufen nicht ins Ungewisse und sind den Enttäuschungen und Kümmernissen des Lebens nicht schutzlos ausgeliefert. Weil sie unterwegs sind zum Reich Gottes, ist ihnen vieles von dem, was für andere das Leben ausmacht, nicht so wichtig. Mehr noch als über Erfolg und Wohlergehen, freuen sie sich über die Gemeinschaft mit Christus. Deshalb wäre es töricht, den Glauben aufzugeben und das Vertrauen wegzuwerfen. BW 126 5 Laßt uns zuversichtlich nach vorn schauen. "Bis hierher hat uns der Herr geholfen", und er wird nicht von unserer Seite weichen, bis wir am Ziel angekommen sind. Wenn wir bedenken, was er getan hat, um uns aus der Hand Satans zu erretten, brauchen wir für die Zukunft nicht besorgt zu sein. BW 127 1 Laßt uns die Wohltaten Gottes nicht vergessen. Er hat Tränen getrocknet, Schmerzen gelindert, Sorgen und Ängste verscheucht, unsere Bedürfnisse befriedigt und seinen Segen über uns ausgeschüttet. Das macht uns Mut für den noch vor uns liegenden Glaubensweg. Auch in Zukunft werden wir nicht von Sorge und Not verschont bleiben, doch wir dürfen gewiß sein, daß diese Prüfungen niemals die uns von Gott zugesagte Kraft übersteigen werden. BW 127 2 Laßt uns getrost ans Werk gehen und darauf vertrauen, daß Gott uns die Kraft schenkt, allen Versuchungen zu widerstehen. Bald wird sich der Himmel für Gottes Kinder öffnen. Alle, die Gott treu geblieben sind, werden den König der Herrlichkeit sagen hören: "Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt Gottes neue Welt in Besitz, die er euch von Anfang an zugedacht hat." Matthäus 25,34. BW 127 3 Dann wird Jesus die Seinen in der Heimat willkommen heißen. Durch die Gnade Gottes haben sie Satan und die Sünde überwunden und sind zur Vollkommenheit hindurchgedrungen. Alles Sündhafte, was ihnen auf Erden anhaftete, ist durch Christi Blut abgewaschen. Nun haben sie für immer Anteil am Wesen ihres Herrn und stehen frei von Sünde gemeinsam mit den Engeln anbetend vor Gottes Thron.*