Für die Gemeinde geschrieben -- Band 1

Kapitel 2

Ellen G. White und ihr Schrifttum

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Ein Brief an Dr. Paulson, St. Helena, Kalifornien, 14.Juni 1906.

Lieber Bruder, Dein Brief erreichte mich während meines Aufenthaltes in Südkalifornien. Für einige Wochen wurden meine Zeit und meine Kraft durch die Beschäftigung mit Dingen, die im Zusammenhang mit der Entwicklung unseres dortigen Gesundheitswerkes stehen, und der Niederschrift der Botschaften, die mir hinsichtlich des Erdbebens und seiner Lehren gegeben wurden, beansprucht.

Nun aber muß ich die Briefe beantworten, die ich von Dir und anderen erhalten habe. In Deinem Brief sprichst Du davon, daß man Dich schon früh dazu erzogen hat, unbedingtes Vertrauen in die Zeugnisse zu haben, und führst aus: "Ich wurde zu der Schlußfolgerung und dem felsenfesten Glauben geführt, daß jedes Wort, welches Du jemals privat oder öffentlich gesprochen hast, und jeder Brief, den Du, unter welchen Umständen auch immer, geschrieben hast, ebenso inspiriert waren wie die Zehn Gebote."

Mein Bruder, Du hast meine Schriften mit Sorgfalt studiert, aber Du hast nie gefunden, daß ich jemals einen solchen Anspruch erhoben hätte, noch wirst Du finden, daß die Pioniere unseres Werkes zu irgendeiner Zeit diesen Anspruch erhoben haben.

In meiner Einführung zu Der große Kampf kannst Du meine unmißverständliche Aussage hinsichtlich der Zehn Gebote und der Bibel nachlesen, die Dir helfen sollte, in dieser Frage zu einem korrekten Verständnis zu kommen. Hier ist sie:

"Die Bibel bezeichnet Gott als ihren Urheber, doch sie wurde von Menschenhand geschrieben und zeigt auch in dem verschiedenartigen Stil ihrer einzelnen Bücher die wesenseigenen Züge der jeweiligen Verfasser. Ihre offenbarten Wahrheiten sind alle von Gott eingegeben (2.Timotheus 3,16), werden aber in menschlichen Worten ausgedrückt. Der Unendliche hat durch seinen Heiligen Geist den Verstand und das Herz seiner Diener erleuchtet. Er hat Träume und Gesichte, Symbole und Bilder gegeben, und alle, denen die Wahrheit auf diese Weise offenbart wurde, haben die Gedanken mit ihren Worten zum Ausdruck gebracht.

Die Zehn Gebote sprach und schrieb Gott selbst. Sie sind göttlichen und nicht menschlichen Ursprungs. Die Heilige Schrift aber, mit ihren von Gott eingegebenen, in menschlichen Worten ausgedrückten Wahrheiten, stellt eine Verbindung des Göttlichen mit dem Menschlichen dar. Eine solche Verbindung bestand in Christus, der der Sohn Gottes und eines Menschen Sohn war. Mithin gilt von der Heiligen Schrift, was auch von Christus geschrieben steht: ‚Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.' Johannes 1,14.

In verschiedenen Zeitaltern von Menschen geschrieben, die ihrer gesellschaftlichen Stellung, ihrem Beruf, ihren geistigen und geistlichen Fähigkeiten nach sehr ungleich waren, sind die Bücher der Heiligen Schrift nicht nur besonders unterschiedlich in ihrem Stil, sondern auch mannigfaltig in der Art des dargebotenen Stoffes. Die verschiedenen Schreiber bedienen sich verschiedener Ausdrucksweisen-, oft wird die gleiche Wahrheit von dem einen nachdrücklicher betont als von dem andern. Und wo mehrere Schreiber denselben Fall unter verschiedenen Gesichtspunkten und Beziehungen betrachten, mag der oberflächliche, nachlässige oder vorurteilsvolle Leser da Ungereimtheiten oder Widersprüche sehen, wo der nachdenkende, gottesfürchtige Forscher mit klarer Einsicht die zugrunde liegende Übereinstimmung erblickt.

Da verschiedene Persönlichkeiten die Wahrheit dargelegt haben, sehen wir sie auch unter verschiedenen Gesichtspunkten. Der eine Schreiber zeigt sich von der einen Seite des Gegenstandes stärker beeindruckt; er erfaßt die Dinge, die mit seiner Erfahrung oder mit seinem Verständnis und seiner Vorstellung übereinstimmen. Ein zweiter nimmt sie unter einem andern Blickwinkel auf, aber jeder stellt unter der Leitung des Geistes Gottes das dar, was sein Gemüt am stärksten beeindruckte. So hat man in jedem eine bestimmte Seite der Wahrheit und doch eine vollkommene Übereinstimmung in allem. Die auf diese Weise offenbarten Wahrheiten verbinden sich zu einem vollkommenen Ganzen, das den Bedürfnissen der Menschen in allen Verhältnissen und Erfahrungen des Lebens angepaßt ist.

Es war Gottes Wille, der Welt die Wahrheit durch menschliche Werkzeuge mitzuteilen. Er selbst hat durch seinen Heiligen Geist die Menschen befähigt, diese Aufgabe durchzuführen. Was zu reden oder zu schreiben war, zu dieser Auswahl hat er die Gedanken geleitet. Der Schatz war irdischen Gefäßen anvertraut worden, aber nichtsdestoweniger ist er vom Himmel. Das Zeugnis wird mit Hilfe unvollkommener menschlicher Worte mitgeteilt und ist dennoch das Zeugnis Gottes. Das gehorsame, gläubige Gotteskind sieht darin die Herrlichkeit einer göttlichen Macht voller Gnade und Wahrheit." Der große Kampf 7-9.

Die Echtheit der Zeugnisse

In völliger Übereinstimmung damit befinden sich meine Aussagen in dem Artikel "Die Zeugnisse werden geringgeschätzt", verfaßt am 20. Juni 1882 und veröffentlicht in Testimonies for the Church V, 62-84. Daraus zitiere ich einige Abschnitte, die Du überdenken magst:

"Viele schauen voller Selbstzufriedenheit auf die langen Jahre, während derer sie für die Wahrheit eingetreten sind. Sie haben nun das Gefühl, für die Prüfungen und den Gehorsam der Vergangenheit eine Belohnung verdient zu haben. Aber gerade diese tiefgreifende Erfahrung hinsichtlich des Werkes Gottes in der Vergangenheit läßt sie vor ihm schuldiger werden, weil sie ihre Unbescholtenheit nicht bewahrt und nicht zur Vollkommenheit vorangeschritten sind. Die Glaubenstreue des vergangenen Jahres wird niemals das Versäumnis dieses Jahres entschuldigen. Die Treue, die ein Mensch gestern gezeigt hat, wird seine heutige Falschheit nicht entschuldigen.

Viele entschuldigten ihre Mißachtung der Zeugnisse, indem sie sagten: ‚Schwester White wird von ihrem Ehemann beeinflußt; die Zeugnisse sind von seinem Geist und Urteil erfüllt.' Andere suchten nach einer Aussage von mir, die sie zur Rechtfertigung ihres Verhaltens und zur Erlangen persönlichen Einflusses verwenden konnten. Da entschied ich, daß nichts mehr aus meiner Feder kommen sollte, bevor nicht die umwandelnde Kraft Gottes in der Gemeinde zu sehen wäre. Aber der Herr hat diese Last auf meine Seele gelegt. Ich habe ernstlich für euch gearbeitet. Wieviel dies meinen Mann und mich gekostet hat, wird die Ewigkeit erweisen. Habe ich nicht Kenntnis über den Zustand der Gemeinde, nachdem der Herr ihn mir über Jahre immer wieder vor Augen geführt hat? Wiederholt wurden Warnungen gegeben, aber es gab keine entschiedene Wandlung ...

Wenn ich euch nun eine Botschaft der Warnung und des Tadels sende, erklären viele von euch, dies sei nur die Meinung von Schwester White. Dadurch habt ihr den Geist Gottes beleidigt. Ihr wißt, wie der Herr sich durch den Geist der Weissagung offenbart hat. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zogen an mir vorbei. Mir wurden Gesichter gezeigt, die ich nie zuvor gesehen hatte, und Jahre später erkannte ich sie, als ich sie sah. Ich wurde aus dem Schlaf geweckt, erfüllt mit einem lebendigen Empfinden hinsichtlich der Dinge, die meinem Geist kurz zuvor offenbart worden waren, und ich schrieb um Mitternacht Briefe, die von einem Ende des Kontinents zum anderen gingen und großen Schaden von Gottes Sache abgewandt haben, weil sie mitten in einer Krisensituation ihr Ziel erreichten. Dies ist für viele Jahre meine Aufgabe gewesen. Eine Macht drängte mich, Fehler anzuprangern und zu tadeln, von denen ich keine Kenntnis besaß. Ist dieses Werk der letzten 63 Jahre von oben oder von unten?

Als ich nach Colorado ging, trug ich eine solche Last für euch, daß ich in meiner Schwachheit viele Seiten schrieb, die auf eurer Lagerversammlung vorgelesen werden sollten. Schwach und voller Unruhe erwachte ich um drei Uhr morgens, um euch zu schreiben. Gott sprach durch Ton (Lehm). Ihr mögt sagen, dies war ja nur ein Brief. Ja, es war ein Brief, aber vom Geist Gottes eingegeben, um euch Dinge zum Bewußtsein zu bringen, die mir gezeigt wurden. In den Briefen, die ich schreibe, in den Zeugnissen, die ich vortrage, stelle ich euch das vor Augen, was der Herr mir gezeigt hat. Ich schreibe nicht einen Artikel in der Zeitschrift, der ausschließlich meine eigenen Gedanken enthält. Sie sind das Ergebnis dessen, was Gott mir im Gesicht offenbart hat -- herrliche Strahlen des Lichtes, das vom Thron leuchtet ...

Welche Stimme werdet ihr als die Stimme Gottes akzeptieren? Welcher Macht hat es der Herr vorbehalten, eure Fehler zu korrigieren und euch euren Zustand zu zeigen, wie er ist? Welche Macht wirkt in der Gemeinde? Wenn ihr euch weigert zu glauben, bis jeder Schatten der Ungewißheit und jede Möglichkeit des Zweifels beseitigt ist, werdet ihr niemals glauben. Der Zweifel, der vollkommene Erkenntnis begehrt, wird sich niemals zum Glauben wandeln. Der Glaube fußt auf dem Zeugnis, nicht auf dem Beweis. Der Herr fordert uns auf, der Stimme der Pflicht zu gehorchen, wenn andere Stimmen um uns her uns drängen, einen entgegengesetzten Weg einzuschlagen. Es erfordert ernste Wachsamkeit von uns, die Stimme, die von Gott kommt, zu erkennen. Wir müssen unserer Neigung widerstehen, sie zu bekämpfen, und der Stimme unseres Gewissens ohne Wenn und Aber oder Kompromisse gehorchen, damit der Einfluß unserer Neigungen aufhört und nicht unseren Willen und unsere Triebe beherrscht.

Das Wort des Herrn kommt zu uns allen, die wir seinem Geist nicht widerstanden haben, indem wir beschlossen, nicht zu hören und zu gehorchen. Diese Stimme wird in Warnungen, Ratschlägen und Tadel gehört. Es ist des Herrn Botschaft des Lichts für sein Volk. Warten wir auf lautere Rufe oder bessere Gelegenheiten, mag das Licht von uns genommen und wir in Dunkelheit gelassen werden ...

Es schmerzt mich, sagen zu müssen, meine Brüder, daß eure sündige Weigerung, im Licht zu wandeln, euch in Dunkelheit gehüllt hat. Ihr mögt nun ehrlich sein in eurer Unfähigkeit, das Licht zu erkennen und ihm zu gehorchen; die Zweifel, die ihr gepflegt habt, und eure Weigerung, die Forderungen Gottes zu beachten, haben eure Wahrnehmungsfähigkeit verdunkelt, so daß Dunkelheit für euch Licht zu sein scheint und Licht Dunkelheit. Gott hat euch geboten, zur Vollkommenheit voranzuschreiten. Der christliche Glaube ist eine Religion des Fortschritts. Welche Segnungen der Herr auch schenken mag, er besitzt darüber hinaus die Fülle, einen unermeßlichen Vorrat, von dem wir nehmen dürfen. Der Skeptizismus mag die heiligen Forderungen des Evangeliums mit Spott, Verachtung und Ablehnung betrachten. Mag der Geist der Weltlichkeit viele vergiften und wenige unter seiner Kontrolle haben; mag Gottes Sache nur unter ständiger Anspannung und fortgesetztem Opfer bestehen, sie wird schließlich dennoch siegen.

Das Wort lautet: Geht voran; erfüllt eure persönliche Pflicht und legt alle Folgen in Gottes Hände. Wenn wir vorangehen, wo Jesus den Weg weist, werden wir auch seinen Triumph erleben und seine Freude teilen. Wir müssen an den Kämpfen teilhaben, wenn wir die Krone des Sieges tragen möchten. Wie Jesus, so müssen auch wir durch Leiden zur Vollkommenheit gelangen.

Hätte Christus ein Leben der Bequemlichkeit geführt, so könnten auch wir gefahrlos träge sein. Da sein Leben jedoch von ständiger Hingabe, Leid und Selbstaufopferung gekennzeichnet war, sollten wir nicht klagen, wenn wir daran Anteil erhalten. Wir können auch auf dem dunkelsten Pfad sicher wandern, wenn wir das Licht der Welt zum Führer haben ...

Als der Herr kürzlich eure Sache vor mich brachte und mir davon Kenntnis gab, daß ihr das Licht nicht angenommen hattet, das euch gegeben war, wurde ich aufgefordert, offen in seinem Namen zu euch zu sprechen, weil sein Zorn gegen euch entbrannt war. Diese Worte wurden zu mir gesprochen: ‚Dein Werk ist dir von Gott aufgetragen worden. Viele werden nicht auf dich hören, weil sie es ablehnten, auf den Großen Lehrer zu hören; viele werden nicht zurechtgebracht werden, weil sie die eigenen Wege für richtig halten. Trage trotzdem die Warnungen und Tadel, die ich dir geben werde, zu ihnen, ob sie sie hören werden oder nicht'"

Studiere in Verbindung mit diesen Zitaten erneut den Artikel "Natur und Einfluß der Zeugnisse" in Testimonies for the Church V, 654-691.

Die Aussage, die Du aus Zeugnis Nr. 31 [Band V, 67] zitierst, ist korrekt: "In den Briefen, die ich schreibe, in den Zeugnissen, die ich vortrage, stelle ich euch das vor Augen, was der Herr mir gezeigt hat. Ich schreibe nicht einen Artikel in der Zeitschrift, der ausschließlich meine eigenen Gedanken enthält. Sie sind das Ergebnis dessen, was Gott mir im Gesicht offenbart hat -- herrliche Strahlen des Lichtes, das vom Thron leuchtet." Dies trifft zu hinsichtlich der Artikel in unseren Zeitschriften und der zahlreichen Bände meiner Bücher. Ich erhielt meine Unterweisungen in Übereinstimmung mit dem Wort und den Verordnungen des Gesetzes Gottes. Ich wurde unterwiesen in der Auswahl der Lehren Christi. Befinden sich die Standpunkte, die in meinen Schriften vertreten werden, nicht in Übereinstimmung mit den Lehren Jesu Christi ?

Die Gefahr täuschender Darstellungen

Einige der Fragen, die Du gestellt hast, kann ich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Ich darf keine Aussagen machen, die falsch ausgelegt werden könnten.

Ich sehe und fühle, in welcher Gefahr jene stehen, die sich, wie ich unterwiesen wurde, gelegentlich dadurch in Gefahr bringen, daß sie auf trügerische Darstellungen hinsichtlich der Botschaften, die Gott mir gegeben hat, hören. Durch viele Drehungen und Wendungen und fehlerhafte Beweisführungen hinsichtlich dessen, was ich geschrieben habe, suchen sie ihren persönlichen Unglauben zu rechtfertigen. Meine Brüder, die ihren Weg im Nebel des Zweifels, des Skeptizismus und der fehlerhaften Beweisführungen gegangen sind, tun mir leid. Ich weiß, daß einige von ihnen durch Botschaften der Wegweisung gesegnet werden könnten, wenn die Wolken, die ihr geistliches Blickfeld verdunkeln, beiseite geschoben würden und sie wieder richtig sehen könnten. Aber sie sehen nicht klar. Deshalb wage ich nicht, mit ihnen in Kontakt zu treten. Wenn der Geist Gottes das Dunkel beseitigt, werden vollkommener Trost, Zuversicht und Hoffnung in den Botschaften, die zu geben ich beauftragt wurde, heute ebenso gefunden werden, wie sie in den vergangenen Jahren in ihnen gefunden wurden.

Die Wahrheit wird gewiß den Sieg davontragen. Der Eine, der sein Leben dahingab, um die Menschen aus Satans Täuschungen zu befreien, schläft nicht, sondern wacht. Wenn seine Schafe sich davon abwenden, der Stimme eines Fremden zu folgen, dessen Schafe sie nicht sind, werden sie sich der Stimme erfreuen, der sie aus Liebe folgen.

Wir können kostbare Lehren aus dem Studium des Lebens Christi empfangen. Die neidischen Pharisäer mißverstanden die Taten und Worte Christi, welche, in der richtigen Weise angenommen, sich segensreich auf ihr geistliches Verständnis ausgewirkt hätten. Statt seine Göttlichkeit zu bewundern, beschuldigten sie ihn in Gegenwart seiner Jünger der Gottlosigkeit: "Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?" Matthäus 9,11. Statt unseren Erlöser selbst anzusprechen, dessen Antwort ihnen sofort ihre Bosheit zum Bewußtsein gebracht hätte, sprachen sie mit den Jüngern und brachten ihre Anschuldigungen dort vor, wo sie als ein Sauerteig des Bösen großen Schaden anrichten konnten. Wäre Christus ein gottloser Mensch gewesen, hätte er seinen Platz in den Herzen seiner gläubigen Nachfolger verloren. Aber weil sie ihr Vertrauen in Christus setzten, liehen die Jünger den Einflüsterungen seiner bösen Verkläger nicht ihr Ohr.

Mit der Absicht, die Jünger zu tadeln, kamen diese bösen Verkläger immer erneut mit der Frage zu Christus: Warum tun deine Jünger das, was vor dem Gesetz nicht recht ist?

Und wenn sie unseren Herrn der Übertretung beschuldigten, redeten sie darüber nicht mit ihm selbst, sondern mit seinen Jüngern, um die Saat des Unglaubens in die Herzen seiner Nachfolger zu säen.

Auf diese Weise suchten sie Zweifel und Zwietracht zu bringen. Jede Methode wurde ausprobiert, um in den Herzen der kleinen Herde Zweifel zu säen, damit sie veranlaßt würde, den Blick auf etwas zu richten, welches das gute und gnadenreiche Werk des Evangeliums von Jesus Christus hindern würde.

Ein Werk dieser Art werden auch die wahren Gläubigen von heute zu ertragen haben. Der Herr Jesus liest die Herzen. Er erkennt die Interessen und Absichten der Gedanken aller Menschen, was ihn und seine gläubigen Nachfolger betrifft. Er antwortet auf die Gedanken jener, die nach Fehlern suchen: "Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken." Matthäus 9,12. Die anmaßenden Pharisäer hatten eine außerordentlich hohe Meinung von ihrer eigenen Frömmigkeit und Heiligkeit, während sie gleichzeitig bereit waren, das Leben anderer zu tadeln. Brief 206, 1906.

Botin des Herrn

In der vergangenen Nacht stand ich in einer Vision vor einer Versammlung unserer Geschwister, um ihnen ein bestimmtes Zeugnis über die gegenwärtige Wahrheit und Aufgabe zu geben. Nach diesen Ausführungen versammelten sich viele um mich, um Fragen zu stellen. Sie wünschten so viele Erklärungen über diesen und jenen Punkt, daß ich sagte: "Einer nach dem anderen, sonst bringt ihr mich noch völlig durcheinander."

Dann appellierte ich an sie mit folgenden Worten: "Über Jahre habt ihr viele Beweise dafür erhalten, daß der Herr mir ein Werk aufgetragen hat. Diese Beweise konnten kaum zahlreicher sein, als sie es waren. Werdet ihr all diese Beweise nur wegen des Unglaubens eines Mannes wie ein Spinngewebe wegwischen? Was mein Herz schmerzt, ist die Tatsache, daß viele, die nun verunsichert und versucht werden, zu jenen gehören, die unermeßlich viele Beweise und Möglichkeiten erhalten haben, darüber nachzudenken, zu beten und zu verstehen. Trotzdem erkennen sie nicht den Ursprung der Wortklaubereien, die vorgebracht werden, um sie zu beeinflussen, die Warnungen abzulehnen, die Gott gegeben hat, um sie vor den Täuschungen dieser letzten Tage zu bewahren."

Einige sind über die Tatsache gestolpert, daß ich gesagt habe, ich beanspruche nicht, eine Prophetin zu sein; und sie haben gefragt: Warum das?

Ich habe keinerlei Ansprüche erhoben außer jenem, daß ich angewiesen wurde, des Herrn Botin zu sein; daß er mich in meiner Jugend gerufen hat, seine Botin zu sein, sein Wort entgegenzunehmen und im Namen des Herrn Jesus eine klare und entschiedene Botschaft zu verkündigen.

Früh in meiner Jugend wurde ich mehrfach gefragt: Bist du eine Prophetin? Ich habe immer geantwortet: Ich bin die Botin des Herrn. Ich weiß, daß viele mich eine Prophetin genannt haben, aber ich habe nie einen Anspruch auf diesen Titel erhoben. Mein Erlöser hat mich zu seiner Botin erklärt. "Deine Aufgabe", wies er mich an, "besteht darin, mein Wort weiterzutragen. Seltsame Dinge werden geschehen, und in deiner Jugend sondere ich dich aus, um den Irrenden die Botschaft zu bringen, den Ungläubigen das Wort vorzulegen und durch Feder und Stimme Taten zu tadeln, die Unrecht sind. Ermahne aus dem Wort. Ich werde dir mein Wort öffnen. Es wird nicht wie eine fremde Sprache sein. In der wahren Beredsamkeit der Einfachheit, durch Stimme und Feder, werden die Botschaften, die ich gebe, von jenen gehört werden, die niemals eine Schule besucht haben. Mein Geist und meine Kraft werden mit dir sein. Fürchte dich nicht vor Menschen, denn mein Schild wird dich schützen. Nicht du bist es, der spricht; es ist der Herr, der die Botschaften der Warnung und des Tadels gibt. Weiche niemals von der Wahrheit, unter keinen Umständen. Gib das Licht weiter, das ich dir geben werde. Die Botschaften für diese letzten Tage werden in Bücher geschrieben werden und unsterblich dastehen, um gegen jene zu zeugen, die sich einst des Lichtes erfreut haben, aber durch verführerische Einflüsse des Bösen veranlaßt wurden, es aufzugeben."

Warum habe ich nicht beansprucht, eine Prophetin zu sein? Weil in diesen Tagen viele, die nachdrücklich beanspruchen, Propheten zu sein, eine Schande für die Sache Christi darstellen; und weil mein Werk weit mehr einschließt, als der Begriff "Prophet" ausdrückt.

Als mir dieses Werk zuerst übertragen wurde, bat ich den Herrn, die Last auf jemand anderen zu legen. Das Werk war so groß und umfassend und tief, daß ich fürchtete, es nicht tun zu können. Aber durch seinen Heiligen Geist hat mich der Herr befähigt, das Werk auszuführen, welches er mir zu tun aufgetragen hat.

Ein vielfältiges Werk

Gott hat mir offenbart, auf welch vielfältige Weise er mich gebrauchen würde, um ein besonderes Werk voranzubringen. Mir sind Visionen gegeben worden verbunden mit der Verheißung: "Wenn du die Botschaften treu weitergibst und bis zum Ende aushältst, wirst du von der Frucht des Lebensbaumes essen und vom Wasser des Lebens trinken."

Der Herr gab mir viel Licht über die Gesundheitsreform. Zusammen mit meinem Mann sollte ich ein ärztlicher Missionar sein. Ich wurde aufgefordert, der Gemeinde ein Beispiel zu geben, indem ich Kranke in meinem Hause aufnahm und für sie sorgte. Dies habe ich getan, indem ich Frauen und Kindern eine intensive Behandlung zuteil werden ließ. Als in besonderer Weise beauftragte Botin des Herrn hatte ich auch über das Thema der christlichen Mäßigkeit zu sprechen. Von ganzem Herzen habe ich dieses Werk getan, indem ich über das Thema Mäßigkeit in seinem umfassendsten und letzten Sinn vor großen Versammlungen sprach.

Ich wurde angewiesen, diejenigen, die angeblich der Wahrheit glauben, immer wieder auf die Notwendigkeit hinzuweisen, die Wahrheit auch auszuleben. Dies bedeutet Heiligung, und Heiligung meint die Ausbildung und den ständigen Gebrauch jeglicher Fähigkeit zum Dienst des Herrn.

Ich wurde ermahnt, diejenigen nicht zu vernachlässigen und links liegen zu lassen, die vom Weg abgekommen waren. Ich wurde in besonderer Weise ermahnt, gegen jede anmaßende Aktion oder Entscheidung zu protestieren, die von seiten derjenigen, die die Autorität eines Amtes besitzen, gegenüber den Verkündigern des Evangeliums vorgenommen wird. So unerfreulich diese Pflicht auch sein mag, muß ich doch den Unterdrücker tadeln und für Gerechtigkeit eintreten. Ich muß deutlich machen, daß es nötig ist, in allen unseren Institutionen Unparteilichkeit und Gerechtigkeit zu üben.

Wenn ich sehe, wie Leute in Vertrauensstellungen betagte Mitarbeiter vernachlässigen, habe ich diese Sache jenen vorzutragen, deren Pflicht es ist, für diese zu sorgen. Prediger, die treu ihren Dienst getan haben, dürfen nicht vergessen oder geringgeschätzt werden, wenn ihre Kräfte nachlassen. Unsere Vereinigungen dürfen nicht die Bedürfnisse jener mißachten, die die Last des Werkes getragen haben. Der Apostel Johannes wurde nach Patmos verbannt, nachdem er im Dienst des Herrn alt geworden war. Und auf dieser einsamen Insel erhielt er mehr Botschaften vom Himmel, als er je während seiner vorherigen Lebenszeit erhalten hatte.

Nach meiner Heirat wurde ich beauftragt, mein besonderes Interesse mutterlosen und vaterlosen Kindern zuzuwenden und einige von ihnen selbst zu versorgen, um schließlich Heime für sie zu finden. Auf diese Weise gab ich anderen ein Beispiel dafür, was sie selbst tun könnten.

Obwohl ich gerufen wurde, oft zu reisen und viel zu schreiben, habe ich Kinder im Alter von drei und fünf Jahren zu mir genommen, für sie gesorgt, sie erzogen und für verantwortungsvolle Aufgaben vorbereitet. Von Zeit zu Zeit habe ich Jungen im Alter von 10 bis 16 Jahren in meinem Hause aufgenommen, ihnen mütterliche Fürsorge und eine Ausbildung zum Dienst angedeihen lassen. Ich habe es als meine Pflicht empfunden, unserem Volk dieses Werk nahezubringen, wofür jede Gemeinde eine besondere Verantwortung empfinden sollte.

Während ich in Australien weilte, habe ich dieses Werk fortgesetzt, indem ich Waisenkinder in meinem Hause aufnahm, die in der Gefahr standen Versuchungen ausgesetzt zu werden, die zum Verlust des Heils führen konnten.

In Australien arbeiteten wir auch als christliche ärztliche Missionare. Gelegentlich wurde mein Heim in Cooranbong zu einer Heimstätte für Kranke und Leidende. Meine Sekretärin, die eine Ausbildung am Battle Creek Sanatorium erhalten hatte, stand mir zur Seite und tat das Werk einer Missionskrankenschwester. Sie erhielt keinen Lohn für ihre Dienste, aber wir gewannen das Vertrauen der Menschen durch das Interesse, das wir den Kranken und Leidenden entgegenbrachten. Etwas später wurde das Erholungsheim in Cooranbong errichtet, und diese Last wurde uns dann abgenommen.

Keine prahlerischen Ansprüche

Zu beanspruchen, eine Prophetin zu sein, ist etwas, was ich nie getan habe. Wenn andere mich so bezeichnen, streite ich nicht mit ihnen. Aber mein Werk ist so umfangreich, daß ich mich nicht anders als eine Botin des Herrn nennen kann, beauftragt, eine Botschaft des Herrn zu seinem Volk zu tragen und das Werk in jeder Weise zu tun, die er für richtig hält.

Als ich kürzlich in Battle Creek war, sagte ich vor einer großen Versammlung, daß ich nicht beanspruche eine Prophetin zu sein. Zweimal bezog ich mich auf diesen Sachverhalt: "Ich beanspruche nicht, eine Prophetin zu sein." Sollte ich anderes als dies gesagt haben, so mögen nun alle verstehen, daß meine Aussage in dem Sinn zu verstehen war, daß ich nicht den Titel eines Propheten oder einer Prophetin beanspruche.

Ich verstand, daß einige sehr begierig waren zu erfahren, ob Schwester White noch dieselben Ansichten vertrat, die sie Jahre zuvor auf dem Gelände des Sanatoriums, im Gotteshaus und auf den Lagerversammlungen rund um Battle Creek gehört hatten. Ich versicherte ihnen, daß die Botschaft, die sie heute verkündigt, dieselbe ist, die sie während der 60 Jahre ihres öffentlichen Wirkens verkündigt hat. Sie hat denselben Dienst für den Herrn zu tun, der ihr schon als junges Mädchen aufgetragen wurde. Sie erhält Unterweisungen von demselben Lehrer. Ihre Anweisungen lauten: "Mache anderen bekannt, was ich dir offenbart habe. Schreibe die Botschaften nieder, die ich dir mitteile, damit Menschen sie besitzen können." Dies ist es, was sie sich bemüht zu tun.

Ich habe viele Bücher geschrieben, und sie fanden eine weite Verbreitung. Aus mir selbst konnte ich die Wahrheit, die in diesen Büchern steht, nicht hervorbringen, aber der Herr hat mir die Hilfe seines Heiligen Geistes zuteil werden lassen. Diese Bücher, durch welche die Weisungen des Herrn, die er mir während der vergangenen 60 Jahre erteilt hat, weitergegeben werden, enthalten Licht vom Himmel und werden jeglicher Prüfung standhalten.

Auch im Alter von nun 78 Jahren bin ich immer noch tätig. Wir alle sind in der Hand des Herrn. Ich vertraue ihm; denn ich weiß, daß er jene niemals verläßt oder versäumt, die auf ihn trauen. Ich habe mich seinem Schutz anvertraut.

"Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt." 1.Timotheus 1,12. The Review and Herald, 26. Juli 1906.

Das Werk eines Propheten und mehr

Während meiner Ausführungen sagte ich, ich beanspruche nicht, eine Prophetin zu sein. Einige waren über diese Aussage überrascht, und weil so viel darüber gesprochen wird, möchte ich eine Erklärung abgeben. Andere haben mich eine Prophetin genannt, aber ich habe diesen Titel nie beansprucht. Ich hielt es nie für meine Pflicht, mich in dieser Weise zu bezeichnen. Jene, die in unseren Tagen mit Nachdruck beanspruchen, Propheten zu sein, sind oft eine Schande für die Sache Christi.

Mein Werk umfaßt weit mehr als dieser Name bezeichnet. Ich betrachte mich selbst als eine Botin, der der Herr Botschaften für sein Volk anvertraut hat. Brief 55, 1905.

Ich wurde nun angewiesen, mich in meinem Werk nicht durch jene behindern zu lassen, die sich in Vermutungen darüber ergehen, deren Gedanken mit so vielen schwierigen Problemen zu kämpfen haben, die mit dem vermeintlichen Werk eines Propheten verbunden sind. Mein Auftrag umfaßt das Werk eines Propheten, aber er endet nicht damit. Er umfaßt weit mehr als die Gedanken jener, die die Saat des Unglaubens gesät haben, erfassen können. Brief 244, 1906.

Der Erhalt und die Mitteilung des Lichts

Häufig werden Fragen nach meinen Zustand während einer Vision und danach gestellt. Darauf möchte ich antworten, daß ich, wenn der Herr es für nötig hält, eine Vision zu geben, in die Gegenwart Jesu und der Engel versetzt und von irdischen Dingen völlig gelöst werde. Ich kann nicht weiter sehen, als der Engel mir zeigt. Oft wird meine Aufmerksamkeit auf Szenen gerichtet, die sich auf der Erde ereignen.

Gelegentlich werde ich weit in die Zukunft getragen, und es wird mir gezeigt, was einmal stattfinden wird. Dann werden mir wieder Dinge gezeigt, die in der Vergangenheit stattgefunden haben.

Wenn ich aus der Vision komme, erinnere ich mich nicht sofort an alles, was ich gesehen habe, und die Dinge stehen nicht völlig klar vor mir, bis ich schreibe, dann erscheint die Szene vor mir, die mir in der Vision gezeigt wurde, und ich kann sie ungehindert niederschreiben.

Manchmal werden die Dinge, die ich gesehen habe, wieder von mir genommen, nachdem ich aus der Vision gekommen bin, und ich kann sie nicht in mein Gedächtnis zurückrufen, bis ich vor eine Gruppe gebracht werde, auf die sich diese Vision bezieht. Dann kommen mir die Dinge, die ich gesehen habe, wieder mit Macht zum Bewußtsein. Ich bin gleichermaßen vom Geist des Herrn abhängig, wenn ich eine Vision berichte oder niederschreibe, wie wenn ich sie habe. Es ist mir unmöglich, mich an Dinge zu erinnern, die mir gezeigt wurden, wenn der Herr sie mir nicht dann, wenn er es für richtig hält, zum Bewußtsein bringt, damit ich sie berichte oder niederschreibe. Spiritual Gifts II, 292.293 (1860).

Obwohl ich gleichermaßen beim Erhalt wie bei der Niederschrift meiner Visionen vom Geist des Herrn abhängig bin, sind doch die Worte, die ich verwende, um das zu beschreiben, was ich gesehen habe, meine eigenen; es sei denn, sie wurden von einem Engel gesprochen, was ich dann immer durch Anführungszeichen kenntlich mache. The Review and Herald, 8. Oktober 1867.

Die Frage wird gestellt: Wie kann Schwester White hinsichtlich der Dinge Bescheid wissen, von denen sie so überzeugt spricht, als habe sie selbst die Autorität, diese Dinge zu sagen? Ich kann in dieser Weise sprechen, weil sie plötzlich in der Unklarheit meiner Gedanken aufleuchten wie der Blitz aus einer dunklen Wolke während eines Gewittersturms. Einige Szenen, die mir Jahre zuvor gezeigt wurden, kehrten nicht in mein Gedächtnis zurück, aber wenn die Weisung, die damals gegeben wurde, nötig ist, manchmal sogar, während ich vor einer Versammlung stehe, kehrt die Erinnerung scharf und deutlich wie ein Blitz zurück, indem mir diese besondere Weisung zum Bewußtsein gebracht wird. Bei diesen Gelegenheiten kann ich es nicht unterlassen, die Dinge zu sagen, die in meinen Gedanken aufleuchten -- nicht weil ich etwa eine neue Vision gehabt hätte, sondern weil mir das, was mir vielleicht Jahre zuvor gezeigt wurde, wieder nachdrücklich zum Bewußtsein gekommen ist. The Writing and Sending Out of the Testimonies to the Church 24.

Kein Anspruch auf Unfehlbarkeit

Wir haben viele Lektionen zu lernen und viele, viele zu verlernen. Gott und der Himmel allein sind unfehlbar. Jene, die meinen, sie würden niemals eine liebgewordene Ansicht aufgeben müssen oder Anlaß haben, eine Meinung zu revidieren, werden enttäuscht werden.

Solange wir mit unbeweglicher Beharrlichkeit an unseren eigenen Ideen und Überzeugungen festhalten, können wir nicht zu der Einheit kommen, um die Christus betete. The Review and Herald, 26. Juli 1892.

Was Unfehlbarkeit betrifft, so habe ich sie niemals beansprucht; Gott allein ist unfehlbar. Sein Wort ist wahr, und in ihm ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts. Brief 10, 1895.

Das Heilige und das Gewöhnliche

Sanatorium, Kalifornien, 5. März 1909.

Ich mache mir Sorgen um Bruder A., der für einige Jahre ein Mitarbeiter in Südkalifornien war. Er hat einige seltsame Aussagen gemacht, und es schmerzt mich zu sehen, wie er die Zeugnisse insgesamt verwirft wegen einer Sache, die ihm ein Widerspruch zu sein scheint -- einer Aussage, die von mir über die Anzahl der Zimmer im Paradise Valley Sanatorium gemacht wurde. Bruder A. sagt, daß ich in einem Brief an einen Bruder in Südkalifornien geäußert hätte, das Sanatorium umfasse 40 Räume, während es in Wirklichkeit nur 38 Zimmer waren. Dies nennt Bruder A. mir gegenüber als den Grund dafür, daß er sein Vertrauen in die Zeugnisse verloren habe ...

Die Information über die Anzahl der Räume im Paradise Valley Sanatorium wurde nicht als eine Offenbarung vom Herrn gegeben, sondern einfach als eine menschliche Meinung. Niemals wurde mir die exakte Anzahl der Räume in irgendeiner unserer Gesundheitseinrichtungen offenbart; und die Kenntnis, die ich über diese Dinge erlangt habe, wurde mir durch den Umgang mit jenen zuteil, bei welchen man diese Kenntnis voraussetzen konnte. Wenn ich über diese allgemeinen Dinge spreche, wollen meine Worte nicht zu dem Glauben verleiten, daß ich meine Kenntnisse in einer Vision vom Herrn erhalte und sie als solche ausgebe ...

Wenn der Heilige Geist irgend etwas über die Institutionen offenbart, die mit dem Werk des Herrn verbunden sind, oder etwas, was Gottes Werk an menschlichen Herzen und Gedanken betrifft, wie er dies in der Vergangenheit durch mich getan hat, so soll die Botschaft, die gegeben wurde, als gottgegebenes Licht von jenen anerkannt werden, die sie brauchen.

Wenn jemand das Heilige mit dem Gewöhnlichen vermischt, ist dies ein großer Fehler. In dieser Neigung, können wir das Werk des Feindes sehen, Seelen zu zerstören.

Gott hat jedem Menschen, den er erschaffen hat, Fähigkeiten verliehen, ihm zu dienen, aber Satan sucht dieses Werk des Dienstes zu erschweren, indem er ständig versucht, Menschen zu verführen. Ständig ist er bestrebt, die geistliche Wahrnehmungsfähigkeit zu schwächen, damit der Mensch nicht mehr zwischen dem, was heilig ist, und dem, was gewöhnlich ist, unterscheiden kann. Durch ein Leben des Dienstes für meinen Herrn und Meister ist mir dieser Unterschied deutlich gemacht worden ...

Die Botschaft kam zu mir: Weihe dich dem höchsten Werk, das jemals Sterblichen übertragen wurde. Ich werde dir meinen Geist und meine Kraft schenken und ein klares Verständnis des Werkes Jesu. Du bist nicht dein Eigentum, denn du bist durch einen Preis erkauft: durch das Leben und Sterben des Sohnes Gottes. Gott wünscht das Herz und den Dienst deiner Kinder unter dem Einfluß des Heiligen Geistes.

Ich gab mich selbst und mein ganzes Sein Gott hin, um seinem Ruf in allem zu gehorchen, und seit dieser Zeit bestand mein Leben darin, die Botschaft durch meine Feder und durch das Sprechen vor großen Versammlungen weiterzugeben. Nicht ich bin es dann, der meine Worte und Taten bestimmt.

Aber zu gewissen Zeiten müssen ganz gewöhnliche Dinge besprochen werden, gewöhnliche Gedanken müssen durchdacht, gewöhnliche Briefe geschrieben und Informationen gegeben werden, die von einem Mitarbeiter an den anderen weitergegeben wurden. Solche Worte und Informationen sind nicht unter dem besonderen Einfluß des Geistes Gottes gegeben worden. Gelegentlich werden Fragen gestellt, die in keiner Weise religiöse Dinge betreffen, und diese Fragen müssen beantwortet werden. Wir sprechen über Häuser und Ländereien, Geschäfte, die abgewickelt werden müssen, und Standorte für unsere Institutionen, ihre Vorteile und Nachteile.

Ich erhalte Briefe, in denen ich wegen zahlreicher seltsamer Dinge um Rat gefragt werde, und ich erteile meinen Rat in Übereinstimmung mit dem Licht, das mir gegeben wurde. Menschen haben immer wieder meinem Rat nicht folgen können, weil sie das gegebene Licht nicht haben wollten, und solche Erfahrungen haben mich dazu veranlaßt, den Herrn noch ernster zu suchen. Manuskript 107, 1909.