Für die Gemeinde geschrieben -- Band 1

Kapitel 5

Eine Erklärung früherer Aussagen

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Eine Antwort auf einen Vorwurf

Im Jahre 1882 wurden die drei ersten Bücher Ellen G. Whites wiederveröffentlicht. Es handelte sich dabei um A Sketch of the Christian Experience and Views of Ellen G. White, A Supplement to Experience and Views und Spiritual Gifts, Bd. 1. Heute sind alle drei in dem Buch Early Writings zusammengefaßt. Schon kurz nach der Wiederveröffentlichung kamen Fragen auf: Waren alle Texte vollständig wiedergegeben? Welche Bedeutung hatten bestimmte Aussagen, von denen einige erst in dieser Ausgabe, andere bereits in früheren Artikeln erschienen waren? Ellen G. White beantwortete diese Fragen im Jahre 1883 mit den folgenden Ausführungen. Dabei bezieht sie sich auf die Lehre von der "geschlossenen Tür". Weitere Aussagen zur Bedeutung der "geschlossenen Tür" finden sich in Der große Kampf 430-433.

Die Herausgeber

Vor kurzem wurde ich auf ein 16seitiges Heft aufmerksam gemacht, das von C. aus Marion, Iowa, veröffentlicht wurde. Es trägt den Titel Comparison of the Early Writings of Mrs. White With Later Publications. Der Verfasser behauptet, Teile meiner früheren Visionen, die in der ersten Ausgabe enthalten waren, seien in dem kürzlich unter dem Titel Early Writings of Mrs. E.G. White erschienenen Buch weggelassen worden. Und er äußert die Vermutung, diese Abschnitte seien gestrichen worden, weil sie Lehren enthielten, die unsere Gemeinschaft heute nicht mehr vertritt.

Er wirft uns sogar Betrug vor, weil wir so täten, als sei Early Writings eine vollständige Wiederauflage meiner frühesten Visionen und weiche nur im Wortlaut manchmal von der Originalveröffentlichung ab.

Bevor ich im einzelnen auf die angeblich gestrichenen Textabschnitte eingehe, halte ich es für angebracht, auf einige Tatsachen hinzuweisen. Als meine frühesten Visionen zum erstenmal als Broschüre veröffentlicht wurden, war die Auflage klein und schnell vergriffen. Ein paar Jahre später, genauer gesagt 1851, folgte ein etwas dickeres Buch, The Christian Experience and Views of Mrs. E.G. White. Dieses enthielt bereits viel ergänzendes Material.

In den Anfangsjahren unseres Verlagswerkes zogen wir sehr häufig um. Später war ich sogar fast ununterbrochen unterwegs. Meine Arbeit führte mich von Maine bis Texas, von Michigan bis Kalifornien, wobei ich nicht weniger als 17mal die Prärie durchquerte. Dabei habe ich jede Spur meiner ersten veröffentlichten Arbeiten verloren. Als in Oakland im Herbst letzten Jahres beschlossen wurde, Early Writings herauszugeben, mußten wir zunächst nach Michigan schreiben, um uns von dort eine Abschrift von Experience and Views auszuleihen. Dabei gingen wir davon aus, wir würden eine genaue Abschrift der Erstausgabe der Visionen erhalten. Diese legten wir neu auf, wobei wir nur wenige sprachliche Formulierungen änderten. Auf diese Änderungen haben wir im Vorwort zu Early Writings hingewiesen.

An dieser Stelle eine kleine Bitte: Alle Geschwister, die noch Druckexemplare von einzelnen oder auch allen meinen ersten Visionen besitzen, die vor 1851 veröffentlicht wurden, täten mir einen großen Gefallen, wenn sie mir diese Exemplare unverzüglich zuschickten. Ich verspreche, sie ihnen sofort nach Anfertigung einer Abschrift wieder zurückzugeben.

Ich bin weit davon entfernt, euch auch nur einen Text, den ich jemals veröffentlicht habe, vorzuenthalten. Daher wäre ich sehr froh, wenn jede einzelne Zeile meiner Schriften, die jemals gedruckt wurde, an die Öffentlichkeit gelangte.

Zeugnisse, die Eli Curtis verdreht hat

Noch etwas muß hier erwähnt werden. Ich bin nicht für alles verantwortlich, was unter meinem Namen veröffentlicht wurde. Etwa zu der Zeit, als meine frühesten Visionen zum erstenmal herausgegeben wurden, erschien eine Reihe von Artikeln, die angeblich von mir geschrieben worden waren und wiedergaben, was der Herr mir gezeigt hatte. Sie bestätigten jedoch Lehren, an die ich nicht glaubte. Diese Artikel erschienen in einem Blatt, das von einem Mr. Curtis herausgegeben wurde. An den Namen dieses Blattes kann ich mich nicht genau erinnern. In den Jahren voller Sorge und Arbeit, die seither vergangen sind, habe ich einige unwichtige Einzelheiten vergessen, aber die wichtigsten Punkte sind mir noch in Erinnerung.

Dieser Mann nahm Texte aus meiner Feder, veränderte sie völlig und verdrehte sie, indem er hier und da einen Satz herausgriff, ohne den Zusammenhang wiederzugeben. Nachdem er diese Texte dann auch noch durch eigene Gedanken ergänzt hatte, setzte er meinen Namen darunter, so daß der Eindruck entstand, ich allein hätte sie geschrieben.

Als wir diese Artikel zu Gesicht bekamen, schrieben wir ihm, brachten unsere Überraschung und unsere Mißbilligung zum Ausdruck und untersagten ihm, meine Zeugnisse auf diese Weise zu verdrehen. Er antwortete uns, er könne veröffentlichen, was er wolle. Außerdem wisse er, daß die Visionen eigentlich genau das sagen sollten, was er veröffentlicht habe. Seiner Meinung nach hätten sie das auch getan, wenn ich mich bei der Niederschrift an das gehalten hätte, was der Herr mir gezeigt habe. Er behauptete weiter, daß er das Recht habe, die Visionen nach seinem Gutdünken zu verwenden, wenn sie zum Wohl der Gemeinde gegeben seien.

Einige dieser Blätter existieren vielleicht noch und werden mir zugeschrieben. Aber ich bin nicht für ihren Inhalt verantwortlich. Die Texte für das Buch Early Writings haben mir alle vorgelegen. Da die 1851er Ausgabe von Experience and Views die früheste war, die wir besaßen, und wir nichts von irgendwelchen Texten wußten, die in noch früher erschienenen Blättern oder Broschüren enthalten sind, trage ich keine Verantwortung für die angeblichen Auslassungen.

Die erste Auslassung

Der erste Text, den C. zitiert, stammt aus einer 1847 veröffentlichten 24seitigen Broschüre mit dem Titel A Word to the Little Flock. Hier die Zeilen, die in Experience and Views nicht zu finden sind:

"Es war für sie [die Menschen, die ihren Glauben an die Erweckung von 1844 verloren hatten] genauso unmöglich, wieder auf diesen Weg zurück- und in die Stadt zu gelangen, wie für die gottlose Welt, die von Gott verworfen worden war. Sie stürzten einer nach dem anderen ab, überall am Wege."

Ich möchte den Text in den Gesamtzusammenhang stellen, damit die ganze Bedeutung klar wird:

"Als wir während der Familienandacht gemeinsam beteten, kam der Heilige Geist auf mich, und mir schien, als würde ich höher und höher über die dunkle Welt emporgehoben. Ich wandte mich um und schaute nach den Adventgläubigen in der Welt, konnte sie aber nicht entdecken. Da sagte eine Stimme zu mir: ‚Schau noch einmal, und schau diesmal ein bißchen höher.' Ich hob daraufhin meinen Blick und entdeckte einen geraden, schmalen Pfad, der sich hoch über der Welt hinzog. Auf diesem Pfad wanderten die Adventgläubigen zur Stadt, die am äußersten Ende des Pfades lag. Ein helles Licht leuchtete hinter ihnen am Anfang des Pfades. Ein Engel sagte mir, das sei der Mitternachtsruf. Dieses Licht erleuchtete den gesamten Pfad, damit sie nicht im Dunkeln stolperten und fielen. Solange sie ihren Blick auf Jesus gerichtet hielten, der ihnen voranging und sie in die Stadt geleitete, waren sie in Sicherheit. Aber schon bald wurden einige müde und klagten, die Stadt sei noch so weit und sie hätten erwartet, sie früher zu erreichen. Da machte Jesus ihnen wieder Mut. Er hob seinen rechten Arm und ließ dadurch ein herrliches Licht aufleuchten, das sich über die Adventgläubigen ergoß, und alle riefen: ‚Halleluja!' Andere lehnten unbesonnen das Licht hinter ihnen ab und sagten, nicht Gott habe sie hierher geführt. Da erlosch das Licht hinter ihnen, und sie blieben in völliger Dunkelheit, so daß sie stolperten, sich nicht mehr orientieren konnten und Jesus aus den Augen verloren. Sie stürzten von dem Pfad herab in die Finsternis und in die gottlose Welt unter ihnen."

An dieser Stelle folgt der Textabschnitt, der angeblich in der Originalveröffentlichung enthalten ist, aber weder in Experience and Views noch in Early Writings zu finden ist:

"Es war für sie [die Menschen, die ihren Glauben an die Erweckung von 1844 verloren hatten] genauso unmöglich, wieder auf diesen Weg zurück- und in die Stadt zu gelangen, wie für die gottlose Welt, die von Gott verworfen worden war. Sie stürzten einer nach dem anderen ab, überall am Wege."

Was bedeutet die "geschlossene Tür"?

Es wird behauptet, diese Aussagen bestätigten die Lehre von der geschlossenen Tür und seien deshalb in späteren Ausgaben weggelassen worden. Tatsächlich sagen sie aber nichts anderes, als was von uns als Glaubensgemeinschaft gelehrt wurde und auch heute noch gelehrt wird.

Nach der großen Enttäuschung im Jahre 1844 glaubte ich eine Zeitlang genau wie die übrige Adventgemeinde, daß der Welt damals die Gnadentür für immer verschlossen worden wäre. Davon war ich überzeugt, bevor ich meine erste Vision erlebte. Wir verdanken also der Erkenntnis, die Gott geschenkt hat, daß unser Irrtum berichtigt wurde und wir sehen konnten, was in Wirklichkeit geschehen war.

Ich glaube immer noch an die Lehre von der geschlossenen Tür, allerdings nicht in dem Sinne, in dem wir diesen Ausdruck zunächst verwendeten bzw. in dem er jetzt von meinen Gegnern verwendet wird.

Zur Zeit Noahs gab es eine geschlossene Tür. Damals wurde der sündigen Menschheit der Geist Gottes entzogen, und sie ging in den Wassern der Sintflut unter.

Auch zur Zeit Abrahams gab es eine geschlossene Tür. Gottes Gnade redete den Einwohnern Sodoms nicht länger ins Gewissen. Außer Lot, seiner Frau und seinen beiden Töchtern kamen sie alle im Feuer um, das vom Himmel fiel.

Zur Zeit Christi gab es eine geschlossene Tür. Der Sohn Gottes erklärte den ungläubigen Juden seiner Zeit: "Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden." Matthäus 23,38.

Dieselbe unendliche Macht, die den Strom der Zeit bis in die letzten Tage überblickt, ließ durch Johannes verkünden: "Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf." Offenbarung 3,7.

Mir wurde in einer Vision gezeigt, was ich auch heute noch glaube, daß nämlich im Jahre 1844 eine Tür geschlossen wurde. Alle, die das Licht der ersten und der zweiten Engelsbotschaft sahen und ablehnten, blieben in der Dunkelheit zurück. Und alle, die dieses Licht zunächst annahmen und den Heiligen Geist empfingen, der die Verkündigung der Botschaft vom Himmel begleitete, die dann aber hinterher ihren Glauben aufgaben und behaupteten, sie seien einer Täuschung erlegen, wiesen dadurch den Geist Gottes zurück. Deshalb bemühte er sich von da an nicht länger um sie.

Wer dagegen das Licht gar nicht gesehen hatte, war auch nicht schuldig geworden, denn er hatte es ja nicht abgelehnt. Nur die Menschen, die das Licht vom Himmel mißachtet hatten, konnte der Geist Gottes nicht mehr erreichen. Bei diesen Menschen handelte es sich, wie ich schon sagte, um zwei Gruppen: zum einen um die Personen, die die Botschaft nicht annehmen wollten, als sie ihnen überbracht wurde, und zum anderen um die, die ihren Glauben leugneten, nachdem sie die Botschaft zunächst akzeptiert hatten. Diese Leute mögen eine gewisse Frömmigkeit an den Tag legen und sich als Nachfolger Christi betrachten. Sie stehen aber in keiner lebendigen Verbindung zu Gott und fallen daher auf die Täuschungen Satans herein. Diese Menschen wurden mir in der Vision gezeigt: einerseits die, die das Licht, dem sie gefolgt waren, eine Täuschung nannten, und andererseits die Gottlosen dieser Welt, die das Licht von vornherein verwarfen und deshalb selbst von Gott verworfen wurden. Von den Menschen, die das Licht gar nicht gesehen hatten und sich deshalb auch nicht schuldig gemacht hatten, indem sie es ablehnten, ist dagegen überhaupt nicht die Rede.

Um zu beweisen, daß ich an die Lehre von der geschlossenen Tür glaubte und sie auch verbreitete, zitiert C. folgende Aussage aus dem The Review and Herald vom 11. Juni 1861, die von neun führenden Gemeindegliedern abgezeichnet ist:

"Unsere Vorstellungen von der Arbeit, die vor uns lag, waren damals größtenteils vage und unbestimmt. Einige hielten immer noch an dem Gedanken fest, der von den Adventgläubigen mit William Miller an ihrer Spitze 1844 vertreten wurde: daß nämlich unsere Arbeit für ‚die Welt' beendet war und die Botschaft nur den Anhängern des ursprünglichen Adventglaubens galt. So fest war diese Überzeugung verankert, daß einem von uns die Botschaft beinah verweigert worden wäre, denn derjenige, der sie weitergeben sollte, bezweifelte, daß für diesen Menschen eine Erlösung überhaupt noch möglich wäre. Schließlich hätte er nicht zur ‚Bewegung von 1844' gehört."

Dazu kann ich nur sagen, daß mir während der Versammlung, in der darauf gedrungen wurde, diesem Bruder die Botschaft nicht anzuvertrauen, eine Vision zuteil wurde. Darin wurde mir gesagt, ich solle diesem Bruder Mut machen, seine Hoffnung auf Gott zu setzen und sich Jesus anzuvertrauen. Genau das tat er denn auch sofort und auf der Stelle.

Eine unsinnige Vermutung

In einem anderen Abschnitt des Buches A Word to the Little Flock beschreibe ich Szenen auf der neuen Erde. Dabei erwähne ich, dort heilige Männer aus früheren Zeiten gesehen zu haben: "Abraham, Isaak, Noah, Daniel und viele andere wie sie".

Daraus, daß ich geschrieben habe, ich hätte diese Männer gesehen, folgern unsere Gegner, ich hätte damals an die Unsterblichkeit der Seele geglaubt. Weil ich inzwischen aber meine Meinung in dieser Frage geändert hätte, hätte ich es für nötig gehalten, diesen Abschnitt zu streichen. Ihre Schlußfolgerung entspricht genausowenig den Tatsachen wie ihre übrigen Vermutungen.

Im Jahre 1844 akzeptierte ich die Lehre von der Sterblichkeit der Seele so, wie wir sie heute noch vertreten. Das zeigt ein Blick in das Buch Life Sketches of James White and Ellen G. White 170.171.. Ich habe niemals, weder mündlich noch schriftlich, eine andere Ansicht vertreten. Wenn wir diesen Abschnitt gestrichen hätten, weil er die Unsterblichkeit der Seele lehrt, dann hätten wir auch noch andere Abschnitte streichen müssen.

Im Bericht von meiner ersten Vision auf Seite 13 in Early Writings erwähne ich, Glaubensbrüder gesehen zu haben, die kurz zuvor in Jesus verstorben waren. Und auf Seite 14 schreibe ich, daß mir sehr viele Menschen gezeigt wurden, die für ihren Glauben den Märtyrertod gestorben waren.

Ebensowenig wie in diesen beiden Abschnitten wird in dem "gestrichenen" Abschnitt die Unsterblichkeit der Seele gelehrt.

Tatsächlich wurde ich in diesen Visionen in eine Zeit entrückt, in der die auferstandenen Heiligen im Reich Gottes versammelt werden.

Genauso wurden mir das Gericht, die Wiederkunft Christi und die Ansiedlung der Heiligen auf der Neuen Erde gezeigt. Nimmt etwa irgend jemand deshalb an, auch dies alles sei bereits geschehen? Das zeigt doch, welcher Geist meine Widersacher dazu bringt, mich aufgrund einer bloßen "Vermutung" des Betrugs zu bezichtigen.

Ein irreführendes Zitat

In dem zitierten Textabschnitt stehen auch die Worte: "Ich sah zwei lange goldene Ruten, an denen silberne Drähte hingen, und an den Drähten hingen herrliche Trauben."

Meine Gegner machen sich lustig über das "wenig überzeugende und kindische Bild von herrlichen Trauben, die an silbernen Drähten wachsen, die wiederum an goldenen Ruten befestigt sind".

Was mag den Schreiber dieser Worte dazu gebracht haben, meine Aussage so zu verdrehen? Ich behaupte nicht, daß Trauben an silbernen Drähten wachsen. Ich habe lediglich das, was ich gesehen habe, so beschrieben, wie es auf mich wirkte. Daraus ist nicht zu schließen, daß Trauben an Silberdrähten oder Goldruten hingen, sondern daß es so aussah. Jeder Mensch verwendet täglich in ganz normalen Unterhaltungen ähnliche Wendungen. Wenn wir von goldenen Früchten sprechen, nimmt doch auch niemand an, daß wir sagen wollen, die Früchte beständen aus diesem kostbaren Metall, sondern lediglich, daß sie so aussehen, als wären sie aus Gold. Wer meine Aussage in diesem Licht liest, kann sie nicht mißverstehen.

Das Siegel Gottes

Eine andere "Auslassung" lautet wie folgt: "Gelobt sei der Herr, Brüder und Schwestern, dies ist eine besondere Versammlung für alle, die das Siegel des lebendigen Gottes tragen."

In dieser Aussage steht nichts, was wir nicht auch noch heute vertreten. Ein Blick in unsere Veröffentlichungen beweist unseren Glauben daran, daß die lebenden Gerechten vor Abschluß der Gnadenzeit das Siegel Gottes empfangen werden und daß ihnen im Reich Gottes besondere Ehren zuteil werden sollen.

Abkehr von der Sabbatheiligung

Der folgende Abschnitt wurde angeblich in der Vision, die in Early Writings auf den Seiten 25-28 niedergeschrieben ist, gestrichen: "Wenn jemand glaubte, den Sabbat hielt, den damit verbundenen Segen erlebte -- und dann den Sabbat aufgab und das heilige Gebot brach, so verschloß er sich selbst den Zugang zur Heiligen Stadt. Das ist so sicher, wie ein Gott im Himmel regiert."

Wer die Wahrheit über das vierte Gebot klar erkannt, vollständig akzeptiert und den Segen, der mit dem Gehorsam verbunden ist, empfangen, inzwischen aber seinen Glauben aufgegeben und es gewagt hat, das Gesetz Gottes zu brechen, der wird -- sofern er in seinem Ungehorsam beharrt -- den Zugang zur Stadt Gottes verschlossen finden.

"Die Zeit ist fast verstrichen"

Eine Aussage, die im Jahre 1851 in Experience and Views veröffentlicht wurde und die heute auf Seite 49 in Early Writings zu finden ist, wird als Beweis dafür angeführt, daß meine Zeugnisse falsch sind:

"Ich sah, daß der Dienst Jesu im Allerheiligsten bald beendet ist und nur noch kurze Zeit dauern wird."

Als dies gezeigt wurde, schien die Zeit, in der Christus seinen Dienst [im Heiligtum] verrichtete, fast verstrichen zu sein. Kann man mir eine Irreführung unterstellen, nur weil alles länger währt, als aus meinen Zeugnissen herauszulesen schien? Wie steht es denn mit den Zeugnissen Christi und seiner Jünger? Haben auch sie sich getäuscht?

Paulus schreibt an die Korinther:

"Die Zeit ist kurz. Fortan sollen auch die, die Frauen haben, sein, als hätten sie keine; und die weinen, als weinten sie nicht; und die sich freuen, als freuten sie sich nicht." 1.Korinther 7,29.30.

In seinem Brief an die Römer sagt er:

"Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts." Römer 13,12.

Und von Patmos aus spricht Christus zu uns durch seinen geliebten Jünger Johannes:

"Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe." Offenbarung 1,3. "Der Herr, der Gott des Geistes der Propheten, hat seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muß. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch bewahrt." Offenbarung 22,6.7.

In ihren Botschaften an die Menschen stellen die Engel Gottes die Zeit als sehr kurz dar. Genauso wurde es auch mir stets gezeigt. Es ist wahr, daß inzwischen mehr Zeit verstrichen ist, als wir in den Anfangstagen der Botschaft angenommen hatten. Unser Erlöser kam nicht so bald, wie wir gehofft hatten. Aber heißt das, daß Gottes Wort nicht wahr ist? Niemals! Wir sollten uns bewußtmachen, daß Gottes Versprechen genauso an Bedingungen geknüpft sind wie seine Strafandrohungen.

Gott hatte seinem Volk auf Erden eine Aufgabe übertragen, die erledigt werden sollte. Die Botschaft des dritten Engels sollte übermittelt werden. Die Gläubigen sollten auf das himmlische Heiligtum hingewiesen werden, in das Christus eingetreten war, um sein Volk zu versöhnen. Die Reform des Sabbats sollte vorangetrieben, die Lücke im Gesetz Gottes geschlossen werden. Die Botschaft muß laut und deutlich verkündet werden, damit alle Bewohner der Erde die Warnung hören können. Gottes Volk muß sich reinigen, indem es gehorsam zur Wahrheit hält. Es muß sich vorbereiten lassen, damit es bei seiner Wiederkunft fehlerlos vor dem Herrn stehen kann.

Wenn die Adventisten nach der großen Enttäuschung von 1844 an ihrem Glauben festgehalten und Einigkeit bewahrt hätten, wenn sie weiter vorangegangen wären, während sich die Vorsehung Gottes vor ihren Augen entfaltete, wenn sie die Botschaft des dritten Engels angenommen und in der Kraft des Heiligen Geistes an die Welt weitergegeben hätten -- dann hätten sie die Erlösung durch Gott bereits erlebt. Dann hätte der Herr mächtig durch sie und mit ihnen zusammen gewirkt, das Werk wäre vollendet worden, und Christus wäre längst gekommen, um sein Volk zu belohnen.

Aber in den Tagen des Zweifels und der Verunsicherung, die auf die Enttäuschung folgten, gaben viele Adventgläubige ihre Hoffnung auf. Es kam zu Meinungsverschiedenheiten und Spaltungen. Die Mehrheit wandte sich mündlich und schriftlich gegen die wenigen, die der Vorsehung Gottes folgten, die Sabbatwahrheit akzeptierten und begannen, die Botschaft des dritten Engels zu verkündigen. Viele, die ihre Zeit und ihre Fähigkeiten für das eine Ziel hätten einsetzen sollen, die Welt zu warnen, waren vollauf damit beschäftigt, die Lehre vom Sabbat zu bekämpfen. Das führte notgedrungen dazu, daß die Verkündiger des Sabbats in erster Linie auf die Sabbatgegner eingingen und die Wahrheit verteidigten. Dadurch aber wurde das Werk behindert, und die Welt blieb im Dunkel. Hätten alle Adventgläubigen Einigkeit bewahrt, um die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus zu halten, wie anders wäre unsere Geschichte verlaufen!

Gott wollte nicht, daß Christi Wiederkunft so verzögert würde. Gott hatte auch nicht geplant, sein Volk Israel vierzig Jahre durch die Wüste ziehen zu lassen. Er hatte versprochen, sie unmittelbar ins Land Kanaan zu führen und sie dort als ein heiliges, gesundes, fröhliches Volk anzusiedeln. Aber die Israeliten, denen dies zunächst versprochen worden war, gelangten nicht nach Kanaan "wegen des Unglaubens". Hebräer 3,19. Sie waren unzufrieden, rebellisch und haßerfüllt, und deshalb konnte Gott sein Versprechen, das er ihnen gegeben hatte nicht einlösen.

Vierzig Jahre lang schlossen Unglaube, Unzufriedenheit und Auflehnung das alte Israel aus dem Land Kanaan aus. Der Einzug des heutigen Israel ins himmlische Kanaan ist durch dieselben Sünden verzögert worden. Dennoch hat Gott in beiden Fällen kein falsches Versprechen gegeben. Schuld sind Unglaube, Weltlichkeit, mangelnde Hingabe und Streitigkeiten unter den Menschen, die sich als Gottes Volk betrachten. Dies alles hat uns so lange in dieser Welt der Sünde und der Sorge festgehalten.

Angeblich sind noch zwei weitere Abschnitte aus meinem ersten Buch in meinen späteren Schriften nicht mehr enthalten. Dazu kann ich im Augenblick nur sagen: Wenn mir ein Buch in die Hände fallen sollte, das tatsächlich diese Abschnitte enthält, so werde ich mich davon überzeugen, ob sie richtig zitiert sind und in welchem Zusammenhang sie stehen. Erst dann werde ich mich auch dazu äußern können.

Spötter der letzten Tage

Seitdem ich meine Arbeit begonnen habe, bin ich Haß, Vorwürfen und Lügen ausgesetzt gewesen. Gemeine Anschuldigungen und Verleumdungen wurden begierig aufgegriffen und von Rebellen, Formalisten und Fanatikern weit verbreitet. Prediger von sogenannten orthodoxen Gemeinden reisen von Ort zu Ort, um die Siebenten-Tags-Adventisten zu bekämpfen. Dazu benutzen sie vor allem meine Schriften. Die Spötter der letzten Tage werden von diesen Predigern geführt, die behaupten, Gottes Wachposten zu sein.

Die ungläubige Welt, die Prediger der gefallenen Kirchen und die Adventisten vom ersten Tage greifen mich mit vereinten Kräften an. Dieser Krieg gegen mich tobt jetzt seit fast vierzig Jahren, aber ich habe mich bisher nicht frei gefühlt, das niederträchtige Gerede, die Vorwürfe und versteckten Anspielungen auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Ich würde das auch jetzt nicht tun, wenn nicht die Gefahr bestände, daß einige ehrliche Menschen von den Feinden der Wahrheit irregeführt werden, die mich nun triumphierend als Betrügerin abstempeln. Deshalb gebe ich diese Erklärungen ab, in der Hoffnung, den aufrichtig Gläubigen damit helfen zu können.

Ich erwarte nicht, daß ich die Menschen überzeugen kann, die das Licht der Wahrheit zwar gesehen haben, es aber nicht beachten wollen, oder die Menschen, die sich von Vorurteilen beherrschen lassen und die sich dem Unglauben verschrieben haben.

Jesus, der Herrscher des Himmels, der Gott gleich war, lebte 33 Jahre in der Welt. Trotzdem erkannten nur wenige seine Göttlichkeit an. Wie kann ich, die ich nur ein schwacher, unwürdiger, sündhafter Mensch bin, größeren Erfolg erwarten, als dem Erlöser der Welt zuteil wurde?

Als ich mich dieser Arbeit widmete und beschloß, immer dorthin zu gehen, wohin Gott mich schickte, seinem Volk immer die Botschaften zu übermitteln, die er mir auftrug, da wußte ich, daß mich Widerstand, Vorwürfe und Verfolgung erwarteten. Ich bin nicht enttäuscht worden. Wäre ich vom Beifall der Menschen abhängig gewesen, hätte ich längst den Mut verloren. Aber ich sah auf Jesus und erkannte, daß auch er, der keinen Fehler hatte, von Verleumdern angegriffen worden war.

Menschen, die den Anspruch erhoben, ganz besonders fromm zu sein, spionierten ihm nach und taten alles, was in ihrer Macht stand, um ihn zu behindern. Doch trotz seiner Allmacht suchte er seine Gegner nicht so heim, wie sie es aufgrund ihrer Sünden verdient hätten. Er hätte es ihnen vergelten können, aber er tat es nicht. Statt dessen wies er sie wegen ihrer Heuchelei und Falschheit scharf zurecht, und wenn sie seine Botschaft mißachteten und sein Leben bedrohten, wechselte er ruhig zu einem anderen Ort, um dort Worte des Lebens zu sagen. Schwach, wie ich bin, habe ich versucht, dem Vorbild meines Erlösers zu folgen.

Feindschaft gegen Verkündiger der Wahrheit

Wie eifrig bemühten sich doch die Pharisäer, Christus als Betrüger zu entlarven! Wie genau achteten sie auf jedes seiner Worte, um es verdrehen und mißdeuten zu können. Stolz, Vorurteil und Wut verschlossen sie völlig dem Zeugnis des Sohnes Gottes. Wenn er deutlich ihre Sündhaftigkeit rügte und sagte, ihre Werke bewiesen, daß sie Kinder Satans seien, drehten sie zornig den Spieß um und erklärten: "Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter bist und einen bösen Geist hast?" Johannes 8,48.

Alle Argumente, die gegen Christus vorgebracht wurden, beruhten auf Lügen. So war es auch bei Stephanus und Paulus. Aber selbst die dümmsten und unglaubwürdigsten Behauptungen, die von der falschen Seite aufgestellt wurden, zeigten Wirkung. Es gab nämlich sehr viele ungeheiligte Menschen, die wünschten, diese Behauptungen wären wahr. Solche Leute sind immer schnell dabei, sich auf vermeintliche Irrtümer oder Fehler von Menschen zu stürzen, die ihnen eine unangenehme Wahrheit sagen.

Es sollte nicht überraschen, daß Menschen, die auf Lüge aus sind, böswillige Unterstellungen gierig in unzweifelhafte Tatsachen ummünzen. Die Gegner Christi wurden wieder und wieder durch die Weisheit seiner Worte verblüfft und zum Schweigen gebracht. Und dennoch stürzten sie sich bereitwillig auf jedes Gerücht und fanden immer wieder Vorwände, um ihm erneut mit feindseligen Fragen zuzusetzen. Sie waren fest entschlossen, ihr Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren. Sie wußten genau: Wenn Jesus sein Werk fortsetzen würde, dann würden viele Menschen an ihn glauben. Und dann würden die Schriftgelehrten und Pharisäer ihre Macht über das Volk verlieren. Deshalb waren sie zu jeder Niedertracht bereit, um ihre bösen Ziele ihm gegenüber zu erreichen. Sie haßten die Herodianer. Dennoch machten sie gemeinsame Sache mit ihren Erzfeinden und entwickelten einen Plan, um Christus loszuwerden.

Auf diese Gesinnung stieß der Sohn Gottes bei den Menschen, die zu retten er gekommen war. Kann jemand, der Gott gehorchen und der Welt die Botschaft von seiner Wahrheit bringen möchte, erwarten, daß er freundlicher empfangen wird als Christus?

Ich hege keinen Groll gegen die Menschen, die sich gegen die Botschaften wenden, die Gott gegeben hat, um sein Volk zurechtzuweisen, zu warnen und zu ermutigen. Aber als Gesandte Christi muß ich die Wahrheit verteidigen. Wer sind denn die Leute, die sich so eifrig gegen mich zusammentun? Sind sie reine, heilige Glaubenskinder? Sind sie Wiedergeborene? Haben sie Anteil an der göttlichen Natur? Lieben sie Jesus? Legen sie seine Sanftmut und Demut an den Tag? "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,20. Wem ähneln sie mehr: den ersten Jüngern oder den heimtückischen Schriftgelehrten und Pharisäern, die Christus eine Falle nach der anderen stellten? Seht euch an, wie scharf jene alten Gegner des Glaubens vorgegangen sind -- wie Rechtslehrer, Priester, Schriftgelehrte und Herrscher sich zusammengetan haben, um irgend etwas gegen den zu finden, der das Licht der Welt ist.

Und warum war ihnen so sehr daran gelegen, Christus zu verdammen? Seine Lehren und Gebote gefielen ihnen nicht. Und sie waren alles andere als erfreut, als sie sahen, daß die Menschen sich ihm zu- und von ihren alten Führern abwandten.

Die menschliche Natur hat sich nicht geändert. Laßt die Leute, die mich behindern und die gegen den Einfluß meiner Worte ankämpfen, nicht irrigerweise glauben, daß sie Gott einen Dienst erweisen. Sie dienen einem anderen Herrn, und sie werden dafür ihren Lohn empfangen.

Solange es Satan gibt, wird es auch Rebellion geben. Wer von seinem Geist getrieben wird, wird weder den Geist Gottes wahrnehmen noch seine Stimme hören, bis der Befehl ergeht: "Wer Böses tut, der tue weiterhin Böses, und wer unrein ist, der sei weiterhin unrein, aber wer gerecht ist, der übe weiterhin Gerechtigkeit, und wer heilig ist, der sei weiterhin heilig." Offenbarung 22,11. Die Gehässigkeit der Menschen, die das Licht mißachten, das Gott mir geschenkt hat, trifft mich nicht unerwartet.

Genügend Beweise für aufrichtig Glaubende

Gott hat die Absicht, all den Menschen, die ernstlich die Wahrheit erkennen wollen, zu beweisen, daß sein Werk göttlich ist. Dennoch räumt er niemals alle Möglichkeiten zu zweifeln aus dem Wege. Wer grundsätzlich alles in Frage stellt und nach spitzfindigen Einwänden sucht, wird immer Gelegenheit dazu finden.

Ich bedaure die Menschen, die den Weg des Zweifels und des Unglaubens eingeschlagen haben. Ich würde ihnen gern helfen, wenn ich nur könnte. Die Erfahrungen, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, geben mir aber wenig Hoffnung, daß sie je das Licht sehen werden. Wer nicht bereit ist, seinen Stolz aufzugeben, seine sündige Natur in den Griff zu bekommen und von Christus zu lernen, dem können noch so viele Beweise geliefert werden -- er wird sich nicht von der Wahrheit überzeugen lassen.

Eigensinn und Rechthaberei führen viele Menschen dazu, das Licht vom Himmel zurückzuweisen. Sie halten an Lieblingsvorstellungen, spitzfindigen Auslegungen der Bibel und gefährlichen Irrlehren fest. Wenn sie dann eine Botschaft erhalten, die sie auf ihre Irrtümer aufmerksam machen soll, werden sie sich, genau wie viele zur Zeit Christi auch, verärgert abwenden.

Es spielt keine Rolle, wie untadelig Charakter und Leben derer sind, die ihnen Gottes Worte sagen; das macht diese Menschen in ihren Augen nicht glaubwürdiger. Und warum ist das so? Weil Gottes Boten ihnen die Wahrheit sagen! Das, liebe Glaubensgeschwister, ist mein Vergehen. Aber wenn ein verleumderisches Gerücht die Runde macht, wenn durch irgendwelche Schlußfolgerungen oder Vermutungen dem Boten Gottes ein Charakterfehler angehängt werden kann, dann sind diese Leute merkwürdig schnell bereit, alles zu glauben, ja sogar die Verleumdungen noch beliebig auszuschmücken und weiterzutragen. Damit zeigen sie ihren wahren Charakter. "Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid." Johannes 8,47.

Falsche Anschuldigungen und Vorwürfe warten auf jeden, der für die Wahrheit in Jesus einsteht. "Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden." 2.Timotheus 3,12. Wer sich eindeutig gegen Sünde wendet, wird ganz sicher genauso gehaßt werden wie sein Lehrmeister, der ihm aufgetragen hat, diese Arbeit in seinem Namen zu tun. Wie Christus wird er als Feind der Gemeinde und des Glaubens bezeichnet werden. Und je ernsthafter und aufrichtiger er sich bemühen wird, Gott zu ehren, desto heftiger wird er von Gottlosen und Heuchlern angefeindet werden. Wir sollten aber nicht den Mut verlieren, wenn man uns so behandelt.

Ich werde weiterhin meine Arbeit tun

Man mag uns "wenig überzeugend und kindisch" nennen, überdreht, ja sogar verrückt. Man mag von uns sagen, was man auch von Jesus sagte: "Er hat einen bösen Geist" Johannes 10,20. Aber die Aufgabe, die der Herr uns gegeben hat, bleibt dennoch unsere Aufgabe. Wir müssen auf Jesus hinweisen, ohne Anerkennung und Ehre von Menschen zu erwarten, und uns ganz ihm anvertrauen, der gerecht richten wird. Er weiß denen zu helfen, die ihm folgen und dabei in begrenztem Maße die Schande zu erleiden haben, die auch er ertragen mußte. Er ist versucht worden in allem wie wir, um zu lernen, den Menschen zu helfen, die in Versuchung geraten.

Menschen, die sich als fromm bezeichnen, ohne Gott wirklich zu kennen, mögen mein Zeugnis noch so falsch auslegen, ich werde trotzdem demütig weiter meine Arbeit tun. Ich werde weiterhin ermutigen, tadeln und warnen, so wie Gott es von mir verlangt. Mein Leben hier auf Erden wird bald zu Ende gehen. Mit Gottes Hilfe werde ich bis zum Schluß treu die Aufgabe erfüllen, die mein Vater mir aufgetragen hat. Denn ich weiß, daß alles, was ich tue, seiner Prüfung standhalten muß. Manuskript 4, 1883.

Zur Frage der geschlossenen Tür

Battle Creek, Michigan, 24. August 1874.

Lieber Bruder Loughborough, ich versichere hiermit in der Furcht Gottes, daß die Anschuldigungen, die von Miles Grant, Mrs. Burdick und anderen in "Crisis" veröffentlicht wurden, nicht der Wahrheit entsprechen. Ihre Behauptungen bezüglich meiner Ansichten im Jahre 1844 sind falsch.

Genau wie meine Glaubensbrüder und -schwestern glaubte ich 1844, nachdem die Zeit verstrichen war, daß kein Sünder mehr bekehrt würde. Aber ich hatte nie eine Vision, die besagte, kein Sünder würde mehr bekehrt werden. Und ich kann völlig ruhigen Gewissens behaupten, daß niemand je eine Aussage von mir gehört oder gelesen hat, die die Beschuldigungen, die jetzt in dieser Angelegenheit gegen mich vorgebracht werden, rechtfertigen könnte.

Auf der ersten Reise nach Osten, die ich unternahm, um von meinen Visionen zu berichten, wurde mir die kostbare Erkenntnis über das himmlische Heiligtum geschenkt. Dabei wurden mir auch die offene und die geschlossene Tür gezeigt. Wir glaubten damals, daß der Herr bald in den Wolken des Himmels kommen würde. Da wurde mir gezeigt, daß noch eine gewaltige Aufgabe vor uns lag: Wir sollten in der Welt für die Menschen wirken, die das Licht weder gesehen noch zurückgewiesen hatten. Unsere Glaubensbrüder konnten das nicht begreifen, glaubten wir doch, die Wiederkunft Christi stände unmittelbar bevor. Einige beschuldigten mich sogar, ich würde behaupten, der Herr zögere sein Kommen hinaus. Das sagten besonders die Fanatiker. Ich sah, daß Gott 1844 eine Tür geöffnet hatte, die kein Mensch wieder schließen konnte, und daß er eine Tür geschlossen hatte, die kein Mensch wieder öffnen konnte. Wer das Licht, das der Welt mit der Botschaft des zweiten Engels gebracht worden war, ablehnte, stand plötzlich im Dunkeln, in völliger Finsternis.

Ich habe nie gesagt oder geschrieben, die Welt sei verloren oder verdammt. Ich habe niemals und unter keinen Umständen irgend jemandem gegenüber Derartiges behauptet, auch nicht dem größten Sünder gegenüber. Im Gegenteil, ich habe die Menschen, die sich so drastisch äußerten, immer dafür getadelt. Brief 2, 1874.

Aussage zu Tag und Stunde der Wiederkunft Christi

Liebe Schwester, Du sagst: "Manche Leute erklären unter anderem, du seist unehrlich, weil du deine früheren Schriften unterdrückst." Würden die Leute, die so etwas behaupten, bitte auch Beweise dafür liefern? Ich weiß, daß Derartiges wieder und wieder gesagt wird, bewiesen wurde es aber noch nie. "Es wird behauptet, daß du in der Originalausgabe deiner Zeugnisse, Band 1, die sie aufbewahrt haben, ausdrücklich erklärst, dir seien Tag und Stunde der Wiederkunft Christi genannt worden. Dazu sagen sie, diese Aussage halte einer biblischen Prüfung nicht stand. Denn Christus selbst habe ja gesagt, kein Mensch kenne Tag oder Stunde, nicht einmal die Engel Gottes ..."

In meinem ersten Buch wirst Du die einzigen Aussagen über Tag und Stunde der Wiederkunft Christi finden, die ich seit Verstreichen der Zeit im Jahre 1844 gemacht habe. Sie stehen in Early Writings auf den Seiten 11.27.145.146. Sie alle beziehen sich auf die Ankündigung, die unmittelbar vor der Wiederkunft Christi erfolgen wird.

Wenn Du Seite 145 aufschlägst und das Kapitel von Anfang an liest, wirst Du sehen, daß sich diese Aussagen auf die Befreiung der Heiligen durch Gottes Stimme in der Zeit der Trübsal beziehen. Besorge Dir doch bitte dieses Buch, wenn Du es nicht hast, und lies darin die entsprechenden Aussagen. Sie sind alle wörtlich so wiedergegeben worden wie im ersten veröffentlichten Artikel. "Der Himmel öffnete und schloß sich und war in Bewegung. Die Berge schwankten wie ein Schilfrohr im Wind, und gezackte Felsen flogen durch die Luft. Das Meer kochte wie in einem Topf und schleuderte Steine an Land. Als Gott den Tag und die Stunde des Kommens Jesu ankündigte und seinem Volk den ewigen Bund bestätigte, sprach er jeweils einen Satz und hielt dann inne, während seine Worte über die Erde rollten."

Das ist ein Teil dieses Textabschnittes. Die Aussagen auf den Seiten 11 und 27 beziehen sich auf dieselbe Zeit. Darin steht alles, was mir jemals über den konkreten Zeitpunkt der Wiederkunft des Herrn mitgeteilt wurde. Ich habe nicht die geringste Ahnung, welche Zeit die Stimme Gottes genannt hat. Ich hörte, wie die Stunde verkündet wurde. Aber als ich aus der Vision kam, konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Bilder von so großartiger, feierlicher Bedeutung zogen an mir vorüber, daß menschliche Worte sie einfach nicht beschreiben können. Für mich war alles lebendige Wirklichkeit, denn kurz nach dieser Szene erschien die große weiße Wolke, auf der der Menschensohn saß. Brief 38, 1888.

Eine frühe Vision über Ströme von Licht

Als ich noch ein junges Mädchen war, gefiel es dem Herrn, mir die Herrlichkeit des Himmels zu offenbaren. In einer Vision wurde ich in den Himmel entrückt, und der Engel sagte zu mir: "Schau!" Ich blickte auf die Welt herab, und sie lag in tiefer Dunkelheit. Die Qual, die mich überfiel, als ich diese Dunkelheit sah, war unbeschreiblich.

Wieder kam die Aufforderung: "Schau!" Und ich schaute noch einmal genau über die Welt und begann Lichter zu sehen, die wie Sterne überall in der Finsternis aufleuchteten. Und dann sah ich, wie ein Licht nach dem anderen dazukam und immer mehr sternengleiche Lichter die moralische Finsternis durchdrangen. Und der Engel sagte: "Dies sind die Menschen, die an den Herrn Jesus Christus glauben und seinen Worten gehorchen. Sie sind das Licht der Welt. Wenn diese Lichter nicht wären, würde das Gericht Gottes sofort über die Übertreter des Gesetzes Gottes kommen." Dann sah ich, wie die kleinen Lichter immer heller wurden. Sie leuchteten im Osten und im Westen, im Norden und im Süden auf und erhellten die ganze Welt.

Manchmal wurde eines der Lichter schwächer. Andere erloschen ganz. Und jedesmal, wenn dies geschah, herrschten im Himmel Trauer und Tränen. Einige der Lichter wurden immer heller. Sie leuchteten weithin, und immer mehr Lichter kamen hinzu. Dann herrschte Freude im Himmel. Ich sah, daß die Lichtstrahlen, die diese kostbaren Lichter in der Welt entzündeten, unmittelbar von Jesus ausgingen. Gospel Workers 378.379 (1892).