Für die Gemeinde geschrieben -- Band 1

Kapitel 24

Das Alpha und das Omega

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Während des Sommers des Jahres 1904 hatte die Krise im Zusammenhang mit der Verbreitung von pantheistischen Ideen durch Dr. J.H. Kellogg einen Höhepunkt erreicht. Zu dieser Zeit trat er auch mit unguten Richtlinien für die Führung unseres medizinischen Werkes hervor. Ellen G. White ließ damals eine Anzahl von Warnungen ergehen, die in einer Broschüre von sechzig Seiten zusammengefaßt und "für den Autor gedruckt", als Special Testimonies, Serie B, Nr. 2, unter dem Titel "Testimonies for the Church Containing Letters to Physicians and Ministers Giving Messages of Warning and Words of Counsel and Admonition Regarding Our Present Situation" veröffentlicht wurden. In zweien dieser Mitteilungen bezieht sie sich auf das "Alpha" und das "Omega" (der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets). Hier folgen jetzt die beiden Aussagen in vollem Wortlaut, so wie sie in der Broschüre veröffentlicht wurden. Weitere Ratschläge, die sich auf den Pantheismus beziehen, finden sich in Testimoniesfor the Church VIII, 255-318 und in dem Buch The Ministry of Healing 427-438. Zum Kennenlernen des Hintergrundes der Erfahrung mit dem Pantheismus siehe A.G. Daniells, The Abiding Gift of Prophecy, Seite 330-342 und L.H. Christian, The Fruitage of Spiritual Gifts, Seite 277-296. Die Herausgeber.

Lehrt das Wort

Washington, D.C., 24. Juli 1904.

An unsere leitenden Ärzte: Liebe Mitarbeiter! Während der Nacht erwachte ich um elf Uhr. Die Vorgänge, die an mir vorüberzogen, sind so lebendig, daß ich nicht schlafen kann. Die Botschaft, die der Herr mir aufgetragen hat, besagt, daß unsere medizinischen Missionare in aller Entschiedenheit vor den sie umgebenden Gefahren gewarnt werden müssen.

Der Herr ruft alle auf, die mit unseren Sanatorien zu tun haben, einen höheren geistlichen Stand zu erreichen. Die Lüge hat mit der Wahrheit keine Gemeinschaft. Wenn wir schlau erdachten Fabeln folgen, verbinden wir uns mit den Kräften des Feindes gegen Gott und Christus. Gott ruft all jene, die ein menschliches Joch getragen haben, dazu auf, dieses Joch zu zerbrechen und nicht mehr der Menschen Knechte zu sein.

Der Kampf findet jetzt statt. Satan und seine Engel arbeiten mit allen trügerischen Mitteln der Ungerechtigkeit. Sie sind unermüdlich in ihrem Bemühen, Seelen von der Wahrheit und der Gerechtigkeit abzubringen, um das Verderben im ganzen Universum zu verbreiten. Sie arbeiten mit geradezu bewundernswertem Fleiß an einer Fülle von Täuschungen, um Seelen gefangenzunehmen. In ihrem Bemühen gibt es keinen Stillstand. Der Feind versucht ständig, Seelen zu Untreue und Skepsis zu führen. Er möchte, daß es mit Gott ein Ende hat und auch mit Christus, der Fleisch wurde und unter uns wohnte, um uns darüber in Kenntnis zu setzen, daß wir im Gehorsam gegenüber Gott den Sieg über die Sünde davontragen können.

Angriffe durch alle Formen des Bösen

Jede Form des Bösen wartet auf eine Gelegenheit, uns anzugreifen. Schmeicheleien, Bestechungen, Überredungen, Versprechungen wunderbarer Ehrungen werden unablässig angewandt werden.

Was tun Gottes Diener, um gegen dieses Böse die Barriere des "So spricht der Herr" aufzurichten? Die Sendboten des Feindes sind pausenlos an der Arbeit, um sich gegen die Wahrheit durchzusetzen. Wo sind die getreuen Wächter der Herde des Herrn? Wo sind seine Wächter? Stehen sie auf dem hohen Turm, um das Warnungszeichen zu geben? Oder lassen sie die Gefahr einfach passieren? Wo sind die ärztlichen Missionare? Arbeiten sie mit Christus zusammen? Tragen sie sein Joch? Oder tragen sie ein menschliches Joch?

Satan und seine Engel tun alles, um die Sinne der Menschen unter ihre Gewalt zu bekommen. Die Leute sollen durch Falschheit und angenehm klingende Märchen ins Wanken gebracht werden. Heben unsere Ärzte das Notsignal? Schlagen die Männer, die in den Sanatorien zu leitenden Aufgaben berufen wurden, Alarm? Oder schlafen viele der Wächter, während bösartige Zungen und kritisierende Geister, geschärft durch lange Übung im Umgehen der Wahrheit, unaufhörlich an der Arbeit sind, Verwirrung zu stiften und Pläne auszuführen, die der Feind angezettelt hat?

Lest bitte die Ermahnung des Paulus an die Kolosser. Er spricht über seinen ernsten Wunsch, daß die Herzen der Gläubigen "gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewißheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis". Kolosser 2,2.3. "Ich sage das", so erklärt er, "damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden ... Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar. Seht zu, daß euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig." Kolosser 2,4-9.

Werden die Männer in unseren Institutionen tatenlos schweigen und damit erlauben, daß heimtückische Irrtümer zum Schaden von Seelen verbreitet werden? Die Gedanken des Feindes werden überallhin ausgestreut. Samenkörner der Uneinigkeit, des Unglaubens, der Untreue werden weithin ausgesät. Werden unsere ärztlichen Missionare gegen dieses Übel keine Schranken aufrichten? Ist es nicht an der Zeit, daß wir uns fragen: Sollen wir dem Feind erlauben, uns so weit zu bringen, das Werk der Verkündigung der Wahrheit aufzugeben? Sollen wir es ihm erlauben, uns davon abzubringen, Kanäle zu sein, durch die die Segnungen des Evangeliums als ein Strom des Lebens in die Welt fließen? Jeder sollte jetzt unter Einsatz seiner Möglichkeiten an die Arbeit gehen. Er sollte notwendige Worte sagen, es sei zur Zeit oder Unzeit, und auf Christus blicken, um im Guten ermutigt und gestärkt zu werden.

Gefahren nehmen stetig zu

Die Gefahren, die über uns kommen, nehmen stetig zu. Es ist höchste Zeit, daß wir die volle Rüstung Gottes anlegen und ernstlich arbeiten, um Satan keinen weiteren Vorteil zu überlassen. Engel Gottes, die sich durch besondere Kraft auszeichnen, warten darauf, daß wir sie zu Hilfe rufen, damit unser Glaube nicht durch die Heftigkeit des Kampfes verdunkelt wird. Erneuerte Energie ist jetzt notwendig. Wachsames Handeln ist gefragt. Gleichgültigkeit und Trägheit werden zum Verlust des persönlichen Glaubens und des Himmels führen.

In dieser Zeit gilt es, die Botschaft an Laodizea zu verkünden, um eine schlafende Gemeinde aufzuwecken. Der Gedanke an die Kürze der Zeit sollte Euch Anlaß sein, mit allem Ernst unermüdlich tätig zu sein. Denkt daran, daß Satan mit großer Macht herabgekommen ist, um mit allem Lug und Trug an denen zu wirken, die verlorengehen.

Jahrelang haben sich unsere Ärzte darin geübt, auf keinen Fall etwas über ihre Gefühle verlauten zu lassen, sofern sie darin nicht mit ihrem Chef übereinstimmten. Oh, hätten sie doch dieses Joch abgeworfen! Oh, hätten sie doch die Sünde bei ihrem rechten Namen genannt! Dann würden sie in den himmlischen Höfen nicht als Männer betrachtet, die es trotz ihrer hohen Verantwortung verfehlt haben, die Wahrheit tadelnd über das auszusprechen, was Ungehorsam gegen Gottes Wort war.

Ihr Ärzte, habt Ihr im Dienste des Meisters gestanden, als Ihr den schwärmerischen und spiritualistischen Auslegungen der Schrift zuhörtet, Auslegungen, die die Grundlagen unseres Glaubens unterminieren? Konntet Ihr dabei ruhig bleiben? Gott sagt: "Ich werde nicht mehr mit euch sein, wenn ihr nicht wach werdet und euren Erlöser anerkennt."

Spitzfindigkeiten, die die Grundfesten unterminieren

Meine Botschaft an Euch ist: Seid nicht länger bereit, den Verdrehungen der Wahrheit ohne Protest zuzuhören. Entlarvt die hochtrabenden Spitzfindigkeiten, die, wenn sie einmal Anerkennung gefunden haben, Prediger, Ärzte und ärztliche Missionare dazu bringen, die Wahrheit unbeachtet zu lassen. Jeder sollte jetzt wachsam sein. Gott ruft Männer und Frauen dazu auf, unter dem blutbefleckten Banner des Fürsten Immanuel Tritt zu fassen. Mir ist aufgetragen worden, unser Volk zu warnen, denn viele stehen in der Gefahr, Theorien und Trugschlüsse anzuerkennen, die die tragenden Pfeiler des Glaubens unterminieren.

Manchmal geschieht es, daß unsere Ärzte sich stundenlang unterhalten, während sie schon müde und angeschlagen und nicht mehr in der Verfassung sind, miteinander besondere Fragen zu besprechen. Ärztliche Missionare sollten sich weigern, lange Nachtsitzungen mit Gesprächen zu verbringen. Im Laufe solcher nächtlichen Unterhaltungen hat Satan durch seinen verführerischen Einfluß dem einen oder anderen den Glauben gestohlen, der einst den Heiligen überliefert wurde. Glänzende, sprühende Gedanken entspringen oft einem Sinn, der unter dem Einfluß des großen Betrügers steht. Jene, die zuhören und sich mit diesen Gedanken identifizieren, werden davon bezaubert, wie einst Eva durch die Worte der Schlange bezaubert wurde. Sie können nicht bestrickenden philosophischen Spekulationen zuhören und gleichzeitig das Wort des lebendigen Gottes klar im Sinn behalten.

Unsere Ärzte haben viel von ihrer Autorität verloren, weil sie falsches Handeln gesehen und falsche Worte gehört haben, auch gesehen haben, wie falschen Grundsätzen gefolgt wurde, ohne ein Wort des Tadels zu äußern, weil sie sich vor Gegenmaßnahmen fürchteten.

Ich rufe alle auf, die an diese starken Einflüsse gebunden sind, doch dieses Joch abzuschütteln, dem sie sich lange unterworfen haben, und sich als freie Männer in Christus zu bewähren. Nur entschlossenes Handeln wird den Bann brechen, der auf ihnen liegt.

Das Alpha jetzt sichtbar

Laßt Euch nicht täuschen; viele werden vom Glauben abfallen, weil sie verführerischen Geistern und Lehren der Teufels Beachtung schenken. Wir haben jetzt das Alpha dieser Gefahr vor uns. Das Omega wird von überraschender und erschreckender Art sein.

Wir müssen die Worte Christi studieren, die er unmittelbar vor seinem Verhör und seiner Kreuzigung betete: "So redete Jesus, und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche; denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt." Johannes 17,1-6.

Christen sollen ihre Frömmigkeit ausleben

Die Gerechtigkeit Gottes gilt uneingeschränkt. Diese Gerechtigkeit charakterisiert seine Werke, alle seine Gesetze. Wie Gott ist, so muß auch sein Volk sein. Das Leben Christi soll im Leben seiner Nachfolger offenbar werden. In all seinem öffentlichen und privaten Auftreten, in jedem seiner Worte und in jeder seiner Taten wurden praktische Frömmigkeit sichtbar; und diese Frömmigkeit soll auch im Leben seiner Jünger erkennbar sein.

Jene, die das ihnen gegebene Licht beachten, werden die Tugenden des Charakters Christi in das tägliche Leben hineinbringen. Christus beging keine Sünde, denn es war keine Sünde in ihm. Gott hat mir gezeigt, daß die Lebensweise der Gläubigen die praktische Gerechtigkeit offenbaren soll.

Hat nicht Gott in seinem Wort von den feierlichen Ereignissen gesprochen, die in Kürze geschehen müssen? Wenn Ihr von diesen Dingen lest -- glaubt Ihr das, was er sagt? Oder habt Ihr, indem Ihr auf trügerische Philosophie hörtet, Euren Glauben an Gott aufgegeben? Kann irgendeine Macht die Strafe von Euch abwenden, wenn Ihr nicht Eure Herzen vor Gott demütigt und Eure Sünden bekennt? Wie steht es, meine Brüder, um das ärztliche Missionswerk? Spricht nicht der lebendige Gott aus seinem Wort zu Euch hinsichtlich der Ereignisse, die in Erfüllung dieses Wortes geschehen sollen? Bald wird die große Abrechnung mit den Menschen stattfinden. War Euer Leben so, daß Ihr auf der Waage des Heiligtums gewogen werden könnt, ohne zu leicht befunden zu werden? Oder wurde Euer Glaube so verändert und eingeschränkt, daß er zum Unglauben wurde? Wurde Euer Gehorsam gegenüber Menschen zur Rebellion gegen Gott? "Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben sieht; prüft euch selbst!" 2.Korinther 13,5. Special Testimonies, Serie B II, 12-17.

Nehmt euch in acht

Washington D.C., 7. August 1904

Mein lieber Bruder! Mir wurde eine Botschaft zuteil, die ich an Dich und die übrigen Ärzte, die mit der Medical Missionary Association verbunden sind, weitergeben soll. Trennt Euch von dem Einfluß, der von dem Buch Living Temple ausgeht, weil es trügerische Ansichten enthält. In ihm werden Gedanken vertreten, die vollkommen richtig sind; aber sie sind mit Irrtum vermischt. Schriftworte sind aus dem Zusammenhang gerissen und werden dazu benutzt, irrige Theorien zu stützen.

Der Gedanke an den Irrtum in diesem Buch hat mir großen Schmerz bereitet. Und die Erfahrung, die ich in Verbindung mit dieser Sache durchmachen mußte, hat mich fast mein Leben gekostet.

Es wird gesagt werden, das Buch Living Temple sei revidiert worden. Aber der Herr hat mir gezeigt, daß der Schreiber sich nicht geändert hat und daß es keine Übereinstimmung zwischen ihm und den Predigern des Evangeliums geben kann, wenn er seine gegenwärtigen Auffassungen weiterhin vertritt. Ich bin beauftragt worden, meine Stimme warnend zu erheben und unserem Volk zu sagen: "Irret euch nicht! Gott läßt sich nicht spotten." Galater 6,7.

Du hattest Zugang zu Testimonies for the Church, Band 7 und 8. In diesen Zeugnissen wird das Alarmsignal gezeigt. Aber das Licht, das für die Sinne derer, die nicht von trügerischen Ideen beeinflußt wurden, so klar scheint, wurde von einigen Leuten nicht mehr deutlich als solches erkannt. Solange sich unsere Ärzte mit diesen irreführenden Ideen identifizieren, kann es keine Übereinstimmung zwischen ihnen und den Predigern als den Verkündern der Evangeliumsbotschaft geben. Es sollte keine Gemeinschaft unter ihnen geben, bevor nicht ein Wandel eintritt.

Wenn die ärztlichen Missionare ihre Praxis und ihr Beispiel in Einklang mit dem Namen bringen, den sie tragen, und wenn sie ihr Bedürfnis spüren, mit den Predigern des Evangeliums eine feste Einheit zu bilden, dann kann es zur harmonischen Zusammenarbeit kommen. Aber wir müssen uns nachdrücklich weigern, von der Grundlage der ewigen Wahrheit weggezogen zu werden, die seit 1844 jeder Prüfung standgehalten hat.

Alpha in "Living Temple" dargestellt

Ich bin angewiesen worden, ganz deutlich zu sprechen. "Begegne ihm", heißt das Wort, das mir gesagt wurde. "Begegne ihm mit Festigkeit und ohne Zögern." Aber wir sollten ihm nicht dadurch begegnen, daß wir unsere Arbeitskräfte vom Felde wegnehmen, um die Unterschiede in der Lehre und in besonderen Punkten zu untersuchen. Solche Untersuchungen haben wir nicht durchzuführen. Im Buch Living Temple wird das Alpha der tödlichen Irrlehre dargeboten. Das Omega wird folgen und von jenen angenommen werden, die nicht willens sind, die von Gott gegebene Warnung zu beachten.

Unsere Ärzte, auf denen eine große Verantwortung ruht, sollten sich ein klares geistliches Unterscheidungsvermögen bewahren. Sie müssen ständig wachsam sein. Gefahren, die wir jetzt noch nicht erkennen, werden bald über uns hereinbrechen. Und ich wünsche so sehr, daß sie [die Ärzte] den Täuschungen nicht zum Opfer fallen. Ich wünsche mir sehr, sie frei vor dem Herrn stehen zu sehen. Ich bete darum, daß sie den Mut haben mögen, klar für die Wahrheit, die in Jesus ist, einzustehen, und ihr Vertrauen bis zum Ende festzuhalten. Special Testimonies, Serie B II, 49.50.