Für die Gemeinde geschrieben -- Band 2

Kapitel 1

Warnung vor spekulativen Lehren und Gefühlsfrömmigkeit

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Die Gefahr spekulativer Gedankengänge

Gottes Volk steht vor einer Zeit großer Schwierigkeiten. Aber das soll nicht ständiges Thema unserer Verkündigung sein! Die Sichtung innerhalb der Gemeinde wird geschehen, und zwar dort, wo die Wahrheit nicht angenommen wird. Das ist aber nicht die Botschaft, die unsere Gemeinden jetzt brauchen! Die Prediger sollen sich deshalb hüten, daraus Sonderlehren zu machen, mit deren Hilfe sie alle aussieben, die ihren Ideen nicht zustimmen, um dann mit denen, die übrig bleiben, als einzig wahrem Volk Gottes dem Sieg entgegenzuschreiten.

Menschen, die eifriger sein wollen als Christus und Aufgaben an sich reißen, die ihnen niemals übertragen wurden, sind Satan ebenso nützlich wie Menschen, die gleichgültig und selbstzufrieden leben.

Manche Eiferer wollen um jeden Preis Aufmerksamkeit erwecken und verfallen in den Fehler, nur Aufsehenerregendes verkündigen zu wollen, ohne wirklich zu wissen, wovon sie reden. So machen sie das Wort Gottes zum Objekt müßiger Spekulationen. Sie verbreitern sich über Fragen, die ihnen und der Gemeinde nichts nützen. Am Ende werden die Auseinandersetzungen zu einem Hindernis für den Glauben. Achtet darauf, daß die klaren und einfachen Aussagen des Wortes Gottes eure geistliche Speise bleiben. Es ist gefährlich, über Dinge zu spekulieren, die im Wort Gottes nicht klar dargelegt sind. Manuskript 82, 1894.

Unsere Gemeinden stehen in der Gefahr, von fragwürdigen Gedanken überschwemmt zu werden. Solche Spekulationen verwirren und machen kraftlos in einer Zeit, in der wir geistliche Stärke nötig hätten. Wir brauchen ein klares Unterscheidungsvermögen, um diese neuen Anschauungen nicht mit der Wahrheit zu verwechseln. Die Welt braucht die unverfälschte Botschaft. An Appeal for Canvassers 1.2.

Der Reiz neuer Anschauungen

Gottes Volk wird sich mit fanatischen und irreführenden Anschauungen aller Art auseinandersetzen müssen, die wohl Gehör finden, aber nichts mit der gegenwärtigen Wahrheit zu tun haben.

Versucht nicht, die Welt allein mit Hilfe eurer intellektuellen Fähigkeiten aus den Angeln zu heben. Ihr werdet sonst sehr schnell vor dem Scherbenhaufen eurer Bemühungen stehen.

Gott hat mir gezeigt, daß immer wieder Menschen mit selbsterdachten Lehren auftreten werden. Ja, sie sind schon am Werk und reden von Dingen, die Gott niemals offenbart hat. Die Botschaft Gottes wird auf die Ebene gewöhnlicher Spekulationen herabgezogen. Es geht nicht mehr um die Wahrheit, sondern um phantastische Hirngespinste. Man wird Maßstäbe für die Wahrheit ersinnen, die gar keine sind, und dadurch läßt sich Wahrheit kaum mehr von Täuschung unterscheiden. Nur durch die Kraft aus der Höhe sind wir in der Lage, Göttliches und Menschliches auseinanderzuhalten.

Niemals ist der Wahrheit durch Verdrehung und Verharmlosung so zugesetzt worden wie durch die üble Diskutiersucht unserer Tage. Menschen drängen sich mit den seltsamsten Irrlehren in den Vordergrund und bieten den Menschen ihr Geschwätz als der Weisheit letzten Schluß feil.

Die Masse war für Neues und Außergewöhnliches schon immer anfällig, ohne daß sie genau unterscheiden konnte, was wahr und was unwahr ist. Eine Botschaft als wichtig hinzustellen und mit Bibelstellen zu garnieren, ist noch kein Wahrheitsbeweis. Wie sehr zeugt solches Verhalten von einem bedauerlich niedrigen geistlichen Stand einer Gemeinde!

Menschen, die um jeden Preis Aufmerksamkeit erregen wollen, benutzen bedenkenlos jedes sensationsträchtige Thema und errichten darauf schwindelerregende Gedankengebäude, die sie am Ende auch noch zur "Seligkeitsfrage" erheben. Brief 136a, 1898.

Klares Unterscheidungsvermögen tut not

Wenn die Zeit kommt, in der sich Fürsten und Gewaltige gegen die Wahrheit erheben und die verführerischen Kräfte Satans so mächtig wirken, daß sogar die Auserwählten in Gefahr geraten, verführt zu werden, muß unser Unterscheidungsvermögen von Gott her so geschärft sein, daß wir durchschauen können, was von Gott kommt und was Satans Werk ist. Menschliches Bemühen muß sich mit der Macht Gottes verbinden, damit sein Werk in dieser Zeit vollendet werden kann.

Christus benutzte den Wind als ein Bild für den Geist Gottes. Wie der Wind bläst, wann und woher er will, so ist es mit dem Geist Gottes. Wir wissen nicht, durch wen er spricht. Ich bin nicht die erste, die sagt, daß Gottes Geist auch an Menschen vorbeiziehen kann, wenn sie seine Stimme nicht erkennen und seinen Weisungen nicht folgen wollen. "Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß man zugleich ackern und ernten, zugleich keltern und säen wird." Amos 9,13.

Es werden sich eines Tages Bekehrungen in einer Schnelligkeit vollziehen, die selbst die Gemeinde überrascht. Allein Gottes Name wird dann verherrlicht werden. Brief 43, 1890.

Fanatismus in den eigenen Reihen

Fanatismus wird auch in unseren eigenen Reihen auftreten. Die damit verbundenen Anschauungen werden so verführerisch sein, daß selbst die Auserwählten in der Gefahr stehen, irregeführt zu werden. Wenn solche Bewegungen auffällige Widersprüche und Unwahrheiten aufweisen würden, wären sie wenig zu fürchten, und der Herr müßte nicht vor ihnen warnen. Ich erhebe meine Stimme nur deshalb, weil ich durch Vermittlung des Heiligen Geistes Dinge sehe, die meine Glaubensgeschwister nicht erkennen. Ich werde die Aufmerksamkeit nicht auf jeden einzelnen Aspekt der Täuschung lenken. Es genügt, euch zu sagen: Seid auf der Hut und sorgt als treue Wächter dafür, daß eure Herde nicht alles kritiklos annimmt, was den Anspruch erhebt, in Namen Gottes gesprochen zu sein. Wer religiöse Gefühle anheizt, wird bald merken, wie schnell diese außer Kontrolle geraten. "Predigt das Wort" besonnen und klar. Es ist nicht unsere Aufgabe, religiöse Gefühle zu erregen. Der Geist Gottes allein schafft gesunde Begeisterung. Laßt Gott arbeiten. Es ist das beste, seine Beauftragten folgen behutsam seinen Schritten, warten, beten und sehen auf Jesus. Sie werden gute Arbeit leisten, wenn sie sich durch Gottes Geist, der Licht und Leben ist, leiten lassen. Brief 68, 1894.

Das Ende ist nahe, die Kinder des Lichts sollen ausdauernd daran arbeiten, Menschen auf das große Ereignis hinzuweisen, das vor uns liegt. Wir müssen in der Lage sein, dem Feind zu widerstehen. Das wird um so besser gelingen, je mehr wir dem Heiligen Geist Raum geben in unserem Leben. Es wird im Volk Gottes immer wieder zu fragwürdigen religiösen Erweckungen kommen. Erweckungen sind jedoch nur echt, wenn sie den Blick der Menschen auf Jesus Christus, das Licht der Welt, lenken. Er wird jeden aufrichtigen, standhaften und bußfertigen Menschen den richtigen Weg führen. Brief 45, 1899.

Verstand vor Gefühl

Häufig gerät eine Wahrheit schon dann auf den Weg des Irrtums, wenn Nebenfragen zur Hauptsache erhoben werden. Nehmen sich dieser Dinge starke Persönlichkeiten an, wird schnell Fanatismus um sich greifen. An die Stelle wohlgeordneter, segensreicher Bemühungen, das Werk voranzubringen, tritt blinder Eifer ...

Gefährlich ist nicht nur, daß unreife Menschen zu Fanatikern werden, sondern auch, daß diese Leute aus unkontrollierten Gefühlsaufwallungen persönlichen Nutzen zu ziehen suchen ...

Ich ermahne unsere Glieder, Christus nicht vorauszueilen, sondern ihm zu folgen. Überlaßt in dieser Zeit nichts dem Zufall. Ich warne auch vor übertriebenen Äußerungen, denn so etwas wird leicht als Licht von Gott mißverstanden. Wer der Gemeinde eine Botschaft Gottes bringt, muß selbst unter seinem Einfluß bleiben. Er muß wissen, daß Anmaßung und Glaube nahe beieinander liegen können ...

Wenn Eingebungen und Gefühle die Oberhand gewinnen über ausgewogenes Urteilen, wird euch alles aus den Händen gleiten. Wer mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs ist, begibt sich in Gefahr, vom richtigen Weg abzukommen und sich in einem Gestrüpp von Irrungen zu verfangen. Ihr solltet dem Gefühl nie den Vorrang vor klarem Denken einräumen. Wenn wir nicht in jeder Hinsicht verantwortungsbewußt arbeiten, werden wir Menschen ins Verderben stürzen. Brief 6a, 1894.1

Gehorsam ist besser als Gefühlsaufwallung und Verzückung

Viele von uns haben falsche Vorstellungen über das Erfülltwerden mit dem Heiligen Geist. Sie meinen, Gefühlserregung oder Ekstase seien ein Beweis für die Gegenwart des Geistes Gottes. Echte Gefühle werden nicht erkannt, und Christi Wort "... und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe" (Matthäus 28,20) verliert seine Bedeutung. Eigene Wunschvorstellungen treten an die Stelle der Weisungen Gottes. Sagt deshalb Gottes Volk: Wenn ihr neue Wege geht, bleibt nahe bei Christus ...

Christus hat uns den Auftrag gegeben, sein Wort allen Menschen zu predigen. Der Heilige Geist segnet diesen Dienst. Die Kraft Christi macht Gottes Wort wirksam, erweckt Menschen zu einem lebendigen Glauben und macht sie bereit, alles zu tun, was der Herr ihnen befiehlt. Brief 105, 1900.

Ruf nach den bewährten Predigten

Offenbar hat sich in das Predigtamt ein neues Verhalten eingeschlichen. Man orientiert sich mehr und mehr an anderen Kirchen. Einfachheit und Demut sind kaum noch gefragt. Manche jungen Prediger möchten unter allen Umständen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, produzieren viele neue Ideen und führen einen modernen Arbeitsstil ein. Einige organisieren Erweckungsversammlungen und ziehen viele Menschen an. Aber wo sind die angeblich Bekehrten, wenn die Begeisterung vorüber ist? Wahrer Buße und echtem Sündenbekenntnis begegnet man nur noch selten. Zwar wird der Sünder aufgefordert, an Christus zu glauben und ihn anzunehmen, aber das hat kaum Auswirkungen auf das bisherige Leben in Sünde und Auflehnung gegen Gott. Viele der angeblich Bekehrten haben sich nicht wirklich dem Herrn übergeben. Sie zeigen keine echte Demut, weil sie innerlich noch nicht an dem Eckstein Christus zerschellt sind.

Die Schriften des Alten und Neuen Testaments weisen den einzigen Weg, wie sich echte Erneuerung vollzieht: Tut Buße, tut Buße, tut Buße! Das war die eindringliche Botschaft Johannes des Täufers in der Wüste. Christus selbst mahnte: "... wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen." Lukas 13,5. Auch die Apostel predigten unermüdlich Buße.

Der Herr will auch heute, daß seine Diener von dieser Botschaft nicht abweichen. Ja, wir brauchen die alte Predigt, die zur Bekehrung und zum Sündenbekenntnis ermutigt. Wir wollen auch die Art der Verkündigung und die Gesinnung, wie sie unsere Glaubensväter an den Tag legten. Nach wie vor ist es unsere Aufgabe, beharrlich, aber verständnisvoll für den Sünder zu arbeiten, bis er erkennt, daß sein Leben dem Willen Gottes entgegensteht und er sich zu Gott bekehrt und zum Glauben an Jesus Christus findet. Manuskript 82, 1894.

Fanatismus und kalter Formalismus

Vielen erscheinen Formalismus, weltliche Weisheit, menschliche Voraussicht und geschickte Diplomatie schon als Kraft Gottes, aber wenn man sich ihrer bedient, erweisen sich solche Dinge oft als Hindernis für Gottes Wirken in dieser Welt. Satan wendet jedes nur mögliche Täuschungsmanöver an, um die Menschen von der Botschaft der drei Engel abzulenken. Wenn Satan sieht, wie Gott sein Volk segnet, setzt er seine Verführungskraft dagegen und sät den Samen des Fanatismus oder des Formalismus in die Reihen des Volkes Gottes. Weil wir das wissen, sollten wir bereits den Anfängen wehren und dem Widersacher keine Möglichkeit geben, in unserer Gemeinde Fuß zu fassen. Wir müssen gegen Gefahren von allen Seiten gewappnet sein. Besonders denen, die neu zum Glauben gekommen sind, muß durch positive Vorbilder Mut gemacht werden. Die Lehre von der Gerechtigkeit aus Glauben wird immer wieder zu einseitig verstanden. Die einen sagen, gute Werke seien die Voraussetzung für unsere Erlösung, die anderen behaupten, daß Werke gar keine Bedeutung mehr haben. Echter Glaube zeigt sich selbstverständlich in Werken der Liebe.

Wir blicken nicht nach Golgatha, um dann doch nach eigenem Gutdünken zu handeln oder uns zu beruhigen, sondern schauen auf den gekreuzigten Christus, um das Leben im Glauben zu lernen. Im Blick auf das Kreuz entfaltet sich in uns der Glaube, der uns von Selbstsucht und Selbstgefälligkeit freimacht und die Bereitschaft weckt, das Richtige zu tun. Jedem Menschen haften sündige Gewohnheiten an, die überwunden werden müssen. Jeder muß den Kampf des Glaubens kämpfen. Ein Nachfolger Christi wird im Umgang mit anderen nicht hartherzig und gefühllos sein. Er wird in seinem Reden weder gemein noch anmaßend sein. Er wird weder rücksichtslos reagieren, noch unbarmherzig tadeln oder verdammen.

Diese Art der Liebe entspringt dem Glauben. Biblischer Glaube schließt richtiges Handeln ganz selbstverständlich ein: "So laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,16.

Müht euch um euer Heil mit "Furcht und Zittern", und wißt, daß es Gott ist, der in euch beides wirkt: den Willen zum Guten und das Tun des Guten. Richtiges Handeln sollte für uns schon deshalb wichtig sein, weil Jesus sagt: "Ich kenne deine Werke ..." Offenbarung 2,2.

Freilich ist es unstreitig, daß die Erlösung nicht aus unseren guten Werken erwächst, es ist aber ebenso wahr, daß der Glaube an Jesus den Menschen zur Tat führt. Wer nicht auf die tägliche Führung Gottes achtet, wird sich bald den Einflüsterungen Satans öffnen. Satan versucht gerade jetzt, sich durch Täuschungen mehr und mehr Einfluß auf das Werk Gottes zu verschaffen. Manuskript 16, 1890.

Falsche Vorstellungen von Gottes Segnungen

Viele Menschen sind verunsichert und verwirrt, weil ihnen das Vertrauen zu Gott fehlt. Für andere ist Religiosität ein Mittel, um sich innerlich wohlzufühlen. Wenn sie einen bestimmten Grad frommer Erregung erreicht haben, meinen sie, Gottes Segen hautnah zu verspüren. Ohne solche Gefühlsbewegungen sind sie nicht zufrieden. Sie brauchen diesen Rausch der Erregung geradezu. Wenn sie keine intensiven Gefühlswallungen empfinden, meinen sie, daß mit ihrem Glaubensleben etwas nicht in Ordnung ist.

Wir dürfen die Leute nicht zu einem vorwiegend emotional bestimmten Christsein erziehen. Solch gefühlsorientierter Glaube gerät allzu leicht in Gefahr, in Fanatismus abzugleiten. Unter dem Einfluß überspannter Erwartungen fordert man von Predigern, daß sie in der Evangeliumsverkündigung alle Mittel der Gefühlsbeeinflussung einsetzen. Man erwartet eine stimmungsvolle, gefühlsgeladene Predigt, die das Verlangen der Zuhörer befriedigt. Manche meinen, daß sie ohne solche Gefühlsbewegung nur sorglos und unaufmerksam bleiben würden. Brief 89, 1902.

Wir brauchen Einsicht und Besonnenheit

Der Feind versucht die ganze Welt durch seine Wunder wirkende Macht zu beeindrucken. Eine seiner Täuschungen besteht darin, sich für Jesus Christus auszugeben oder sich als Engel des Lichts darzustellen. Verkündiger der Wahrheit müssen sich in solchen Zeiten gewissenhaft an Gottes Wort halten. Das wird sie davor bewahren, durch ungesicherte Aussagen über Prophetie, durch Träume und Visionen Satan die Tür zu öffnen.

Solche trügerischen Erscheinungen hat es seit den Anfängen unserer Bewegung immer wieder gegeben ... Sie werden mehr und mehr zunehmen. Als treue Wächter müssen wir ständig auf der Hut sein. Immer wieder erhalte ich Briefe von Gemeindegliedern, in denen sie mir von ihren Visionen schreiben, die sie weitergeben möchten. Möge der Herr seinen Dienern helfen, vorsichtig zu sein. Sobald sich Gott nämlich Werkzeuge zum Empfang und zur Weitergabe seiner Wahrheit erwählt, erscheinen auch Nachahmer auf der Bildfläche. Satan wird durch jede Tür eintreten, die wir ihm öffnen. Er wird Wahrheit mit Lüge vermischen und die Leute verführen, auf Menschen zu sehen, anstatt zu fragen: "Was sagt der Herr?"

Wenn Gott zu den Menschen spricht, geschieht alles in ordentlicher und besonnener Weise. Wer mit Christus lebt, ist still und bescheiden; er wird Gottes Wort vertrauen und als Hörer und Täter des Wortes leben. Da ist nüchternes, ernstes, empfangsbereites Warten auf Gott. Brief 102, 1894.

Das Beispiel Christi

Wer sich eingehend mit dem Wort Gottes befaßt und demütig ist, braucht keine Angst zu haben, in Extreme zu verfallen. Wichtig ist, daß Christus durch den Glauben in ihm lebt. Er, unser Vorbild, war demütig und beherrscht und in seinem Verhalten voller Würde und Geduld. Wer durch Christus gerechtfertigt ist, wird entsprechend zu leben versuchen und nicht in extreme Verhaltensweisen abgleiten.

Christus zeigt unmißverständlich, wie Evangelium und Gesetz miteinander verbunden werden können -- sie sind untrennbar. Deshalb bemüht euch in eurer Lebensführung um Ausgewogenheit und Selbstbeherrschung, denn das war auch das Wesen Christi.

Manche Gemeindeglieder geben mit anmaßender Selbsteinschätzung vor, heilig und sündlos zu sein, obwohl ihrem Glauben jede Grundlage fehlt. Lautstarke Glaubenskundgebungen, die oft mit ekstatischen körperlichen Phänomenen einhergehen, kennen wir von Christus, dem Ursprung aller Wahrheit, nicht. Dennoch heißt es: In ihm wohnte die ganze Fülle der Gottheit!

Wenn Christus durch den Glauben in uns wohnt, werden wir bestrebt sein, seinem geheiligten und untadeligen Wesen ähnlich zu werden. Das ist auch der Weg, auf dem Jesu Art durch uns anderen Menschen sichtbar werden kann. Wir werden sein Licht nicht nur erhalten und aufnehmen, sondern auch ausstrahlen. Mehr und mehr werden wir erkennen, was Christus eigentlich für uns bedeutet. Die Ausgewogenheit, Schönheit und Güte des Wesens Christi wird unser Leben erleuchten und hell machen. Manuskript 24, 1890.

Über die Fragwürdigkeit spekulativer Lehren

Anstatt ständig auf der Suche nach spektakulären religiösen Höhepunkten zu sein, sollten wir lieber jede Gelegenheit nutzen, Menschen zu Christus zu führen. Anstelle müßiger Spekulationen über Zeiten und Dinge, die nur der Herr kennt, sollten wir uns vom Heiligen Geist führen lassen, der uns sagt, was im Augenblick zu tun ist: nämlich das Brot des Lebens, unverfälscht durch menschliche Meinungen, denen zu geben, die danach hungert ...

Nur zu oft machen wir das Evangelium komplizierter, als es in Wahrheit ist. Viele meinen, ihre Verkündigung müsse bei den Zuhörern neue, bislang unbekannte Erfahrungsbereiche erschließen. Es ist wahr: Wir wollen reicher werden an persönlichen Erfahrungen, denn die einzigartige Wahrheit wird in unserem Leben noch lange nicht so verwirklicht, wie es möglich wäre. Was uns vor allem nottut, ist eine Erneuerung des Herzens. Aber die vollzieht sich nur, wenn wir Gott suchen und ihn inständig um seinen Segen bitten. Nur inniges Gebet um seine Gnade wird dazu führen, unser Wesen zu verändern. Wir brauchen eine geistliche Erneuerung und sollten alles daransetzen, sie zu empfangen. The Review and Herald, 22. März 1892.

Gegen Übertreibung und Überspanntheit

Wer Gottes Wort predigt, sollte sich vor ausgefallenen und überspannten Äußerungen hüten. Sie mindern nur den Eindruck, den Gottes Wort machen sollte. Wir müssen gerade in dieser Hinsicht wachsam sein, weil Satan seinen Einfluß auch in unseren Gottesdiensten geltend machen will. Laßt keine eitle Selbstdarstellung zu, denn das wird der Glaubwürdigkeit des Wortes Gottes nur abträglich sein und zieht die Aufmerksamkeit lediglich auf den Verkündiger. Brief 352, 1908.

Gottes Wort soll nicht mit menschlichen Ideen vermischt werden

Mitten in die verwirrenden Rufe "Seht, hier ist Christus! Seht, dort ist Christus!" wird eine besondere Botschaft gegeben werden, die der gegenwärtigen Zeit angemessen ist und angenommen, geglaubt und befolgt werden muß. Die Wahrheit allein hat bleibende Bedeutung, nicht irgendwelche phantastischen Gedanken. Die zeitlose Wahrheit des Wortes Gottes wird letztlich über alle verführerischen Irrlehren und vergeistigenden Interpretationen, auch über alle Lieblingsideen und verlockenden Bilder triumphieren. Gottes Volk wird immer wieder falschen Lehren ausgesetzt sein, aber die Wahrheit wird sich durchsetzen. Das Wort Gottes, unersetzlich in seinem veredelnden Einfluß, darf nicht mit allgemeinen, alltäglichen Dingen vermischt werden. Schon gar nicht sollte es auf die Ebene satanischer Trugbilder herabgewürdigt werden. The Review and Herald, 13. Oktober 1904.

Gottes Kinder sollen so handeln, daß die Welt erkennt, sie gehören zu einer Gemeinde von geistig und geistlich reifen Menschen, deren Glaube auf sicherem Grund steht. Viele Menschen hungert nach dem Brot des Lebens, wir dürfen sie nicht mit Steinen abspeisen! Manuskript 101, 1910.