Für die Gemeinde geschrieben -- Band 2

Kapitel 9

Die Kennzeichen falscher Lehren

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Weitere Mitteilungen an J. M. Garmire

Seit meinem Besuch in Deinem Heim (23. August 1890) ist mir eine Reihe von Gedanken durch den Kopf gegangen. Ich zögere nicht, Dir offen zu sagen, daß Annas Visionen nicht von Gott sind. Die Träume, die man in Deiner Familie hat, sind satanische Eingebungen ...

Satan hat Euch umgarnt und unter seinen Einfluß gebracht, indem er Eure lebhafte Phantasie für seine Zwecke nutzte. Meinst Du wirklich, Gott habe Dir die bewußte Zeitweissagung anvertraut? Ich sage ganz entschieden: Nein! Aus göttlicher Quelle kommt diese Botschaft nicht. Im übrigen hat sich inzwischen herausgestellt, daß Du ein falscher Prophet bist; und Annas Visionen zeigen, daß Gott nicht auf diese Weise wirkt. Aber damit gibt sich Satan noch nicht zufrieden. Als nächstes wirst Du -- gestützt auf Annas Visionen -- behaupten, Gott habe Dir einen Dienst zugewiesen, der dem des mächtigen Engels entspricht, dessen Herrlichkeit die ganze Erde erleuchtet. Satan wird Dir ein schreckliches Ende bereiten, es sei denn, Du streifst im Namen des Herrn diese Fesseln ab ...

Du hast während unseres Gespräches an entscheidenden Stellen mehrmals ausgerufen: "O Konsequenz, du Kleinod!" Ich möchte Dir dieses Wort ebenfalls zurufen. Du behauptest, daß laut Annas Visionen das "Bild des Tieres" erst nach Abschluß der Prüfungszeit erscheinen wird. Dem ist nicht so. Da Du immer betont hast, den Zeugnissen Gottes Glauben zu schenken, müßtest Du Dich auch durch sie in Deiner Meinung korrigieren lassen. Der Herr hat mir zweifelsfrei gezeigt, daß das "Bild des Tieres" vor Abschluß der Prüfungszeit erscheinen wird. Wie könnte es sonst für die Gemeinde Gottes zum Prüfstein werden, an dem sich ihr ewiges Schicksal entscheidet? Du verkündigst eine Reihe von Dingen, die nicht zusammenpassen, und führst damit andere in die Irre ...

Du hast damals die alttestamentliche Geschichte von dem ungehorsamen Propheten zitiert und auf mich angewendet. Du meintest, ich sei zwar eine ehrenwerte Frau, aber eine irregeleitete Prophetin. Deshalb können Botschaften, die wirklich von Gott kommen, Dich nicht erreichen. Hat Gott Dir, Deiner Tochter oder sonst jemandem aus Deiner Familie offenbart, daß ich eine ungehorsame Dienerin des Herrn bin? Wenn ich Gottes Wege verlassen haben sollte, dann belege das bitte ganz konkret. Im übrigen möchte ich Dir zu bedenken geben: Du legst das mir Offenbarte falsch aus und verdrehst seinen Sinn. Wenn es Dir nützlich erscheint, zitierst Du mich, um Deinen Ideen Glaubwürdigkeit zu verleihen. Wenn aber meine Botschaften nicht mit Deinen Anschauungen übereinstimmen, bin ich plötzlich eine falsche Prophetin. Wer die Wahrheit umgehen will, findet dafür immer einen Weg.

Anscheinend hast Du auch gegen Uriah Smith und einige andere leitende Brüder eine ausgesprochene Abneigung und sprichst in Deiner Familie darüber. Gewiß, Bruder Smith befand sich im Irrtum, so daß Gott ihn tadeln mußte. Aber wenn Du daraus schließt, daß der Herr ihn fallengelassen hat, irrst Du. In der Schrift heißt es: "Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße!" Offenbarung 3,19.

Ja, Gläubige können irren; selbst in der Gemeinde finden sich Irrtümer, und Gott muß sie demzufolge ermahnen. Aber das heißt noch lange nicht, daß Gott sie verstößt. Im Gegenteil! Zurechtweisung ist eher ein Beweis dafür, daß der Herr den Getadelten liebt und vom Weg des Verderbens zurückreißen möchte.

Weil das so ist, hat mir Gott auch für Dich eine Botschaft gegeben. Was Du als himmlische Erleuchtung bezeichnest, nennt er Finsternis. Eure Visionen bezeichnet er als Täuschung. Bist Du bereit, diesem göttlichen Zeugnis zu glauben? Wirst Du auf das hören, was Dir der Herr durch mich sagen läßt, oder wirst Du sein Wort verwerfen? Wirst Du diese meine Worte ebenso eilfertig zitieren wie die tadelnden Botschaften, die an jene Glaubensbrüder gerichtet waren, die sich in einigen Dingen geirrt hatten? Nun ist es an mir, Dir zuzurufen: "O Konsequenz, du Kleinod!" Brief 11, 1890.

Vom falschen und richtigen Gebrauch geistgewirkter Botschaften

Mein Bruder, Du hast Dich selbst und andere auf den Weg des Irrtums geführt. Du hast die Heilige Schrift nicht aufrichtigen Herzens erforscht. Du liest Gottes Wort vom Blickwinkel eigener Anschauungen her und bemühst Dich, Deine eigenen Ideen biblisch zu untermauern. Texte, die Deinen Aussagen entgegenstehen, übergehst Du einfach. Dennoch behauptest Du, daß die Bibel das Fundament Deines Glaubens ist. Ist das wirklich so? Ich sage Dir, daß die Bibel Deine Anschauungen nicht stützt. Wahrscheinlich wirst Du mir entgegenhalten, ich solle Dir aus der Bibel nachweisen, daß Du im Unrecht bist, dann würdest Du Deine Ansichten korrigieren. Aber solange Du biblische Aussagen aus dem Zusammenhang reißt und mißbrauchst, würde Dir auch das nichts nützen. Damit verstopfst Du selbst den einzigen Kanal, über den Gott Dich erreichen und des Irrtums überführen könnte.

Wenn jemandem daran gelegen ist, Gottes Wort wirklich zu erforschen, dann sind zwei Dinge nötig. Zuerst müssen Vorurteile und vorgefaßte Meinungen fallengelassen werden. Dann gilt es, allein Gottes Ehre im Auge zu haben, sich von ihm in die Wahrheit hineinführen zu lassen und von Herzen zu glauben, was der Herr sagt.

Menschliche Meinungen, wie man die Heilige Schrift auslegen sollte, gibt es wie Sand am Meer. Aber Gottes Wort bleibt fest und unbeweglich. Es wird sich auch nicht den Meinungen der Menschen anpassen. Nicht umsonst heißt es in der Schrift: "Es steht geschrieben!"

Auch aus den Offenbarungen, die Gott mir zum Wohl der Gemeinde gegeben hat, hast Du Teile herausgerissen, um damit Deine irrigen Anschauungen zu belegen. Auf diese Weise hast Du sowohl die Heilige Schrift als auch die Zeugnisse des Geistes Gottes in die Nähe des Irrtums gerückt. Andere tun es Dir nun gleich. Du glaubst ja gar nicht den mir geschenkten Zeugnissen. Tätest Du das wirklich, hättest Du angenommen, was Dich auf deine Irrtümer aufmerksam machen wollte. Statt dessen schöpfst Du lieber aus einer verschmutzten Quelle.

Du schenkst den Einflüsterungen des Bösen Gehör und meinst, der Welt etwas Neues und Aufsehenerregendes verkündigen zu müssen, auch wenn es dem widerspricht, was wir seit langem als Wahrheit erkannt haben. Die falschen Offenbarungen Deiner Tochter haben Dich in Deinem Vorhaben bestätigt. Das hat Dir geschmeichelt. So bist Du zum Sachwalter des Bösen geworden, ohne die Folgen dieser Entwicklung recht zu überschauen. Du hast Irrlehren verbreitet, die nur Zwietracht gesät haben. Die Auswirkungen auf Eure Familie und alle, die mit Euch in Berührung kommen, sind beklagenswert. Lieber Bruder Garmire, wenn Du zum Herrn zurückkehren willst, dann beuge Dich vor Gott und bekenne Deine Schuld. Das kann Dir niemand abnehmen.

Kritik und ihre Folgen

Der Herr bleibt der Führer seiner Gemeinde, auch wenn es in ihr Verhaltensweisen gibt, die nicht gutzuheißen sind. Dich jedenfalls hat Jesus nicht zum Aufseher über sein Volk bestellt. Wenn sich Deine Einstellung nicht ändert, kann es sogar eher geschehen, daß Du verlorengehst. "Tue Buße und tue die ersten Werke!" (Offenbarung 2,5) ruft der Herr Dir zu. Das ist die Bedingung, wenn Du wieder seine Gnade erfahren möchtest. Ehe jemandem vergeben werden kann, muß er seine Schuld bereuen. Auch an Deinem Herzen muß Gottes Geist wirken, damit Du Dich aus dem Netz Satans befreien kannst. Allerdings habe ich angesichts Deines Verhaltens wenig Hoffnung auf Änderung -- auch wenn Du selbst viel von Dir hältst.

Satan macht Dich glauben, Gott habe Dir im Blick auf die Botschaft des dritten Engels aus Offenbarung 14 besondere Verantwortung übertragen. Dein Verhalten entspricht aber nicht dem Willen Gottes. Du siehst die Fehler bei den verantwortlichen Brüdern in der Gemeinschaft, nur weil sie nicht mit Deinen Anschauungen übereinstimmen und Deine angeblichen Glaubenserfahrungen nicht als von Gott gewirkt anerkennen. Wer hat Dich eigentlich zum Richter über andere gesetzt? Gott nicht!

Du scheinst davon zu leben, andere zu verdammen. Laß Dir deshalb sagen: Unsere geistliche Erfahrung hängt davon ab, welche Nahrung unsere Seele bekommt. Du trägst Deine irrigen Anschauungen Deiner Familie vor und behelligst damit jeden, der Dir nur zuhört. Hast Du schon daran gedacht, welche unheilvolle Frucht aus dieser Saat wachsen wird? Bezeichne meinetwegen das, was ich Dir schreibe, als gotteslästerlich dennoch sind es Worte, die Gott Dir durch mich sagen läßt ... Brief 12, 1890.

Irrlehren und Fanatismus wird es immer geben

Es wird innerhalb der Gemeinde immer Gruppierungen geben, die mit fanatischem Eifer Irrtümer feilbieten. Sie meinen, Gott habe sie dazu berufen, Zeit und Stunde der Erfüllung noch ausstehender Prophezeiungen zu enthüllen. Darüber kann Satan sich nur freuen; denn ihre ständigen Fehldatierungen schaffen Verwirrung und führen letztlich zum Unglauben. Brief 28, 1897.