Für die Gemeinde geschrieben -- Band 2

Kapitel 33

"Keine anderen Götter neben mir"

[AUDIO]

Nachdem das Korn gedroschen worden ist, muß zum Schluß der Weizen von der Spreu getrennt werden. Solch einem Sichtungsprozeß wird im übertragenen Sinne auch jedes Gotteskind unterworfen. Alles, was von Gott ablenken oder von ihm trennen könnte, muß ausgeschieden werden. In vielen Familien werden Fotos, Bilder, Kunstgegenstände und Zierrat jeglicher Art zur Schau gestellt, um die Aufmerksamkeit von Besuchern zu erregen. So kann es geschehen, daß sich die Gedanken der Menschen vergänglichen Dingen zuwenden, obwohl sie eigentlich auf Gott gerichtet sein sollten. Könnte das nicht auch zu einer Art Götzendienst führen? Sollte das Geld, das für solche Dinge ausgegeben wird, nicht besser dazu dienen, die Not leidender Menschen zu lindern, Bedürftige zu kleiden und Hungernde zu speisen? Oder sollten wir es nicht lieber in Gottes Schatzkammer bringen, damit sein Reich auf Erden gebaut werden kann?

Es ist dringend nötig, daß ihr euch von allem löst, was Götzendienst sein oder werden könnte. Es wäre ein großer Segen, wenn ihr beherzigen würdet, was Gott im Gebot fordert: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir." 2.Mose 20,3.

Bei vielen drehen sich die Gedanken fast ausschließlich darum, was sie noch zur Verschönerung ihres Hauses anschaffen könnten. Sie merken gar nicht, daß sie damit Götzendienst treiben. Es bedarf der Kraft Gottes, um aus dieser Abhängigkeit herauszukommen.

Gott möchte uns von jeder Art Götzendienst befreien. Dort, wo jetzt überflüssiger Zierrat die Tische füllt, sollte besser die Heilige Schrift liegen. Gebt das Geld lieber für Literatur aus, die euch den Blick für die Wahrheit öffnet, als irgendwelchen Schnickschnack zu kaufen.

Die Zeit, die ihr braucht, um den ganzen Zierrat im Haus sauber und in Ordnung zu halten, solltet ihr lieber verwenden, um Freunden zu schreiben oder Menschen durch Artikel, Broschüren und Bücher mit der Wahrheit bekannt zu machen.

Nichts von dem, was ihr euch anschafft, kann so wertvoll sein wie Gottes Wort. Was anders als die Bibel könnte uns den Weg ins Reich Gottes weisen? Woher sollten wir etwas über den Erlöser und die Erlösung erfahren, wenn nicht aus der Heiligen Schrift? "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" Johannes 1,29.

Wenn ihr doch die Schrift mit betendem Herzen und hingebendem Geist erforschen würdet! Wenn ihr doch euer Inneres bis in den hintersten Winkel prüfen würdet, um alles zu entdecken, was euch an die Welt bindet und von Gott trennt! Bittet Gott, er möge euch auf jede Gewohnheit aufmerksam machen, die euer Denken und Fühlen von ihm wegzieht. Gott hat sein heiliges Gesetz als Maßstab in diese Welt gegeben, damit der Mensch sich in seinem Verhalten daran messen kann. Anhand der Gebote Gottes können wir unsere Charakterschwächen erkennen. Dann werdet ihr euch von euren Götzen trennen und euch durch die goldene Kette der Gnade und Wahrheit fest an den Thron Gottes binden. The Review and Herald, 14. Mai 1901.

Hütet euch vor extremen Standpunkten

Es gibt unter uns Leute, die viel für die Gemeinde tun könnten, wenn es ihnen nur gelänge, Ordnung in ihren eigenen Herzen zu schaffen. Manche haben ihre eigenwilligen Anschauungen zur allgemeingültigen Norm erhoben und sich selbst für ihre Mitgeschwister zum Maßstab christlicher Nachfolge gemacht. Indem sie Zweitrangiges zur Hauptsache machten, haben sie anderen unerträgliche Lasten aufgebürdet. Das hat dazu beigetragen, daß in der Gemeinde Kritiksucht und Uneinigkeit um sich greifen und großen Schaden anrichten. Außenstehenden bietet sich die Gemeinde manchmal als eine Gesellschaft von Fanatikern oder Schwärmern dar, deren seltsamer Glaube seine Anhänger unfroh, unnüchtern und unchristlich macht. Wenn man genau hinschaut, sind es nur wenige, die diesen Eindruck erwecken, aber sie fallen am meisten auf und sind am Ende dafür verantwortlich, daß viele Menschen von der Wahrheit nichts wissen wollen.

Ich kenne Leute, für die gibt es nur eine wichtige Frage: Welche Kleidung dürfen Christen tragen und welche nicht? Sie stellen einen Katalog von Forderungen auf und verdammen jeden, der ihren Vorstellungen nicht entspricht.

Andere gefallen sich als Bilderstürmer, weil sie der Meinung sind, das zweite Gebot verböte jede Art bildlicher Darstellung. Diese "Ein-Ideen-Menschen" können nichts anderes sehen als nur ihre "Glaubenssache". Vor Jahren mußten wir solchen Tendenzen in unserer Gemeinschaft schon einmal entgegentreten. Damals tauchte eine Gruppe von Männern mit dem Anspruch auf, Gott habe ihnen befohlen, alles zu zerstören, was irgendwie an Bilder erinnerte. Sie gingen in ihrem Unverstand sogar so weit, Uhren mit Skulpturen oder figürlicher Bemalung zu verdammen.

In der Bibel lesen wir von einem "guten Gewissen", aber es gibt natürlich auch "schlechte Gewissen". Ich glaube, daß es sogar eine Art von "Gewissen"-haftigkeit gibt, die jede christliche Äußerung so extrem verzerren kann, daß sie zu einer schrecklichen Last wird; ähnlich wie das zur Zeit Jesu bei der pharisäischen Sabbatheiligung zu beobachten war. Das, was Jesus an den damaligen Pharisäern und Schriftgelehrten tadelte, kennzeichnet die "Pharisäer" von heute gleichermaßen: "Denn ihr gebt den Zehnten von Minze und Raute und allerlei Gemüse, aber am Recht und an der Liebe Gottes geht ihr vorbei." Lukas 11,42. Niemand kann mehr Schaden anrichten als ein Fanatiker, der mit Haarspalterei und radikalen Forderungen die Gewissen derer belastet, die rechtschaffen leben möchten. Die Gemeinde muß sich von solchen Einflüssen klar abgrenzen.

Bilder, die Gott gebraucht

Es ist wahr: Gott verbietet im zweiten Gebot die Anbetung von Bildern. Es ist aber auch wahr, daß Gott selbst Bilder und Symbole benutzte, um seinen Propheten Erkenntnisse zu vermitteln, die sie später ihren Zuhörern weitergeben sollten. Gott weiß, daß Bilder und Vergleiche am ehesten dazu geeignet sind, seine Wahrheit "anschaulich" zu machen. Über das Auge spricht der Herr den Verstand an. Daniel und Johannes beispielsweise wurden prophetische Abläufe anhand von Bildern und Symbolen übermittelt, die sich ohne Schwierigkeiten auf Bildtafeln darstellen lassen und somit leichter verständlich und einprägsamer werden.

Es trifft zu, daß auch von Gläubigen eine Menge Geld für Bilder und Gemälde ausgegeben wird. Und ich bin davon überzeugt, daß die Summen, die man Kunstmalern zahlen muß, lieber in die Schatzkammern Gottes fließen sollten. Aber der Schaden, den diese bilderstürmerischen Fanatiker anrichten, ist bei weitem größer als alles, wogegen sie Sturm laufen.

Manchmal ist es nicht leicht, eine Grenzlinie zu ziehen, jenseits derer beispielsweise das Bildermalen zur Sünde wird. Aber wer Gott liebt und von ganzem Herzen nach seinem Willen fragt, dem wird der Herr ganz sicher den richtigen Weg zeigen. Gott will nicht, daß wir andere Leute zu unserem Gewissen machen. Das würde nur dazu führen, daß wir uns der Diktatur eigenwilliger und unausgeglichener Leute unterwerfen und schließlich in die Irre geführt werden. Dem Satan könnte es recht sein, wenn es ihm gelänge, unsere Aufmerksamkeit durch Nebensächlichkeiten von der Botschaft der drei Engel abzulenken. Ihm liegt daran, unsere Herzen und Gedanken, die eigentlich in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen sollten, zu verwirren und am Wachstum zu hindern, so daß Gott nicht mehr verherrlicht werden kann. Historical Sketches of the Foreign Missions of the Seventh-day Adventists 211.212.