Für die Gemeinde geschrieben -- Band 2

Kapitel 43

Aufsehenerregende Heilungen

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Verworrene Vorstellungen

Im Blick auf das Gebet für Kranke gibt es eine Menge unvernünftiger Vorstellungen. Manche behaupten, wenn für jemanden um Heilung gebetet worden sei, müsse sich das Vertrauen auf Gott auch darin zeigen, daß er danach auf jegliche Heilmittel oder Medikamente verzichtet. Sollte er Patient einer Klinik sein, müsse er sie unverzüglich verlassen.

Solche Vorstellungen sind nicht nur falsch, sondern geradezu gefährlich, weil sie den Kranken ins Unglück stürzen können.

Wenn ich das hier äußere, soll das niemand so deuten, als wollte ich die Kraft des Gebets in Frage stellen. Aber echter Glaube und bloße Anmaßung liegen manchmal nicht weit auseinander. Satan ist ständig bemüht, uns irrezuleiten. Er weiß, daß irrige Vorstellungen vom Glauben normalerweise in Verwirrung und Enttäuschung enden. Deshalb sind ihm falsche Denkansätze in Glaubensfragen nur recht. Wenn ich für Kranke bete, kann ich das nicht anders als in diesem Sinne tun: "Herr, wenn es deinem Willen entspricht, dem Wohl des Leidenden dient und zu deiner Verherrlichung beiträgt, dann schenke dem Kranken Heilung. Indem wir dich darum bitten, möchten wir, daß dein Wille geschieht, nicht unserer."

Nehemia war offensichtlich nicht der Meinung, daß er mit seinem Gebet schon alles getan hatte, was ihm möglich und was nötig war. Warum hätte er sich sonst noch mit einem Bittgesuch an den König gewandt und all die Strapazen auf sich genommen, die sein Eintreten für Juda mit sich brachte?

Im Blick auf die Heilung von Krankheit ist es keine Verleugnung des Glaubens, wenn man dem Leidenden auch durch vernünftige Anwendung natürlicher Heilmittel zu helfen versucht. Manuskript 31, 1911.

Manches sieht nicht aus wie ein Wunder

Manche Wunder erkennt man nicht auf den ersten Blick, weil es so aussieht, als ginge alles ganz natürlich zu. Unser Eintreten für Kranke sollte sich nicht nur auf die Fürbitte beschränken. Wir können ihnen auch empfehlen, natürliche Heilmittel gegen ihre Krankheit einzusetzen. Wasseranwendungen sind zum Beispiel eine hervorragende Behandlungsmöglichkeit. Gott hat uns den Verstand auch deshalb gegeben, daß wir die Heilkräfte der Natur erkennen und zweckentsprechend einsetzen. Was würde es dem Hungernden beispielsweise nützen, wenn wir zwar für ihn beten, aber keine Hand rühren würden, um seinen Hunger zu stillen? Wenn wir notleidenden Menschen helfen wollen, dann sollten wir alle Möglichkeiten nutzen, die sich uns bieten. Wie oft hat sich gezeigt, daß ganz einfache Mittel erstaunliche Wirkung hatten, wenn man sie im Sinne Gottes benutzte. Es könnte sogar sein, daß wir um ein Wunder bitten und das Wunder darin besteht, daß Gott uns die Augen für ein entsprechendes Heilmittel öffnet. Wir bitten vielleicht darum, daß der Herr uns vor einer Seuche oder ansteckenden Krankheit bewahren möge, obwohl es eigentlich nur nötig wäre, längst bekannte Lebensregeln und Gesundheitsordnungen zu beachten. Manchmal wäre es sogar richtiger, erst das uns Mögliche zu tun und sich dann vertrauensvoll mit der Bitte um Genesung an Gott zu wenden. Wir dürfen Gott jederzeit um Hilfe bitten, aber wir sollten nicht erwarten, daß er auch noch das tut, was uns zukommt. Gottes Wort fordert uns auf: "Schaffet, daß ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen." Philipper 2,12.13. Wir können die Ordnungen der Natur nicht mißachten, ohne uns damit gleichzeitig gegen den Willen Gottes zu vergehen. Es wäre falsch, von Gott Heilungswunder zu erwarten, gleichzeitig aber an den Heilkräften vorbeizugehen, die er in die Natur hineingelegt hat. Laßt mich meine Überzeugung in einem Satz zusammenfassen: Deshalb bete, glaube und tue, was du kannst. Brief 66, 1901.

Eine seltsame Heilung

Ich erinnere mich an eine Erfahrung, die Prediger ... machte. Er galt als vertrauenswürdiger Mann und wurde eines Tages zu einer Kranken gerufen, obwohl er fast 130 Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt wohnte. Die Ärzte hatten die Schwester wegen ihrer fortgeschrittenen Lungentuberkulose bereits aufgegeben. Der Prediger wurde gebeten, an ihr nach den Hinweisen im Jakobusbrief durch Gebet und Salbung zu handeln. Er betete für sie und salbte sie-, und auch die kranke Schwester betete ernstlich zu Gott. Danach stand sie vom Krankenbett auf und war geheilt. Sie bereitete sogar ein Essen, was sie seit zehn Jahren nicht mehr hatte tun können.

Der Prediger verdiente allerdings nicht das in ihn gesetzte Vertrauen, er war ein nichtswürdiger, innerlich verdorbener Mensch, der die Heilung zur Ehre seines Namens mißbrauchte. Dennoch war hier etwas Außerordentliches geschehen. Ich fragte mich, wie so etwas möglich ist! Es kann nur der Glaube der Kranken gewesen sein, der dieses Wunder ermöglicht hat. Sie war eine treue Nachfolgerin Jesu. Zwei Leute hatten zu Gott gebetet. Das Gebet des einen war unehrlich und verschlagen, so daß es wohl kaum etwas bewirkt haben konnte. Das Gebet der anderen war aufrichtig und voller Vertrauen, und "der Rauch des Räucherwerkes stieg mit den Gebeten der Heiligen hinauf vor Gott". Die Antwort des Herrn auf das Gebet der Kranken war in diesem Fall: spontane Heilung. Gott ist keine Bitte zu gering, die ihm vertrauensvoll vorgelegt wird. Solche Gebete sind ihm kostbarer als alles andere, und er wird sie nicht unbeantwortet lassen. Es mag sein, daß Gott mit Menschen, die sich in heuchlerischer Frömmigkeit gefallen, lange Geduld hat, aber eines Tages wird er offenbar machen, was echt und was nur Schein ist. Brief 2, 1851.

Wenn Heilung nicht zum Besten ist

Ich weiß von Fällen, wo Gott der Gemeinde durch die Krankheit eines Gliedes eine große Last aufgelegt hatte. Man betete einmütig und aufrichtig für die Genesung des Kranken und meinte, Gottes Verheißungen voll in Anspruch nehmen zu können. Dennoch starb der Kranke. Da Gott Anfang und Ende eines Menschenlebens zugleich sieht, geht er auf Bitten, die seinem Willen zuwiderlaufen, nicht ein.

Nicht immer ist die Genesung eines Menschen für ihn, seine Verwandten oder die Gemeinde die beste Lösung. Vor allem Wunderheilungen peitschen oft die Gemüter auf, nähren den Fanatismus oder verleiten zu der irrigen Annahme, der Glaube sei von Gefühlen abhängig. In Wirklichkeit ist es so, daß der Christ sich nur da auf sicherem Boden bewegt, wo er sich auf das geschriebene Wort Gottes stützt.

Wenn du für einen Leidenden alles dir mögliche getan hast, dann lege sein Geschick in Gottes Hand. Es kann nämlich sein, daß selbst der Tod eines Menschen Gott verherrlicht. Wenn Gott es zuläßt, daß Menschen trotz intensiver Fürbitte nach kurzer oder längerer Krankheit sterben, dann entspricht das seinem Ratschluß. Manuskript 67, 1899.