Für die Gemeinde geschrieben -- Band 2

Anhang 1

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Krankheit und ihre Ursachen

(Artikel von Ellen G. White aus der Heftreihe "How to Live")

Einführung

Die folgenden sechs Artikel unter dem Titel "Krankheit und ihre Ursachen" gelten als das Früheste, was Ellen G. White in ihren zahlreichen Schriften zum Thema Gesundheit geschrieben hat. Den Hintergrund bildet die historische Vision vom 6. Juni 1863 über gesunde Lebensweise. Im Jahre 1864 wurde in Spiritual Gifts (Band 4) ein längerer Artikel mit dem Titel "Gesundheit" abgedruckt. Ein Jahr später (1865) schrieb Ellen G. White für sechs Folgen einer Heftreihe Artikel, die sich mit Gesundheitsfragen beschäftigten. Die einzelnen Hefte waren aus Beiträgen verschiedener Verfasser zusammengestellt worden und erschienen unter dem Titel Health, or How to Live.

Um ein möglichst genaues Bild von den frühen Veröffentlichungen Ellen G. Whites zum Thema Gesundheit zu ermöglichen, werden die sechs Artikel hier wiedergegeben. Diese Beiträge wurden in den Jahren 1899 und 1900 fortsetzungsweise im Review and Herald nachgedruckt. Spätere Veröffentlichungen zum Thema Gesundheit -- vor allem das Werk The Ministry of Healing (1905) -- traten danach an die Stelle der frühen Artikel.

Beim Lesen der Kapitel müssen die Gegebenheiten jener Zeit auf medizinischem Gebiet berücksichtigt werden. Das gilt besonders für den letzten Artikel. Wer Informationen über die damaligen Verhältnisse sucht, findet sie in The Story of Our Health Message 112-130.166-169.427-431 (1955); Ellen G. White and her Critics 136-160; Believe His Prophets 253-267. Die Herausgeber

Kapitel 1

Nach dem Sündenfall machten sich in der Menschheit mehr und mehr Verfallserscheinungen bemerkbar. Mißbildungen, Geistesschwäche, Krankheiten und menschliches Leid sind zu einer bedrückenden Last geworden, aber nur wenige Menschen haben begriffen, welche Gründe das hat. Die meisten wissen nicht, daß sie häufig selbst Schuld sind an ihrem Elend. Wenn es ihnen schlecht geht, machen sie das Schicksal dafür verantwortlich oder schieben Gott die Schuld in die Schuhe.

Eva konnte im Garten Eden ihre Begierde nach der verbotenen Frucht nicht zügeln. Seither hat der Genuß bei vielen Menschen einen hohen Stellenwert. Sie lassen sich in ihren Eßgewohnheiten nicht von der Vernunft leiten, sondern von der Eßlust. Obwohl die ersten Menschen alles hatten, was sie brauchten, griffen sie zu dem, was verboten war. Sie nahmen den Ungehorsam in Kauf, um ihre Gelüste zu befriedigen. Das wiederholt sich bis zum heutigen Tage in der Geschichte der Menschheit. Was den Augen gefällt und dem Gaumen schmeckt, wird bedenkenlos gegessen. Kaum jemand fragt danach, ob das richtig und vernünftig ist. Wahrscheinlich denken die meisten Menschen heute ähnlich wie damals Eva: Nur immer zugreifen, die Folgen werden schon nicht so schlimm sein!

Niemand sollte meinen, er könne Gottes Lebensordnungen mißachten, ohne daß sich das auf seine Gesundheit und sein Wohlbefinden auswirken würde. Wer sich seine Eßgewohnheiten allein vom Gaumen diktieren läßt, muß früher oder später den Preis dafür zahlen. Nichts ist der Gesunderhaltung abträglicher, als maßloses Essen und der Griff zu ungesunder Nahrung. Selbst leichte Kost überfordert die Verdauungsorgane, wenn sie im Übermaß genossen wird. Wie belastend muß sich da erst ungesunde Ernährung auf den Körper auswirken.

Im Laufe der Jahrtausende haben die Menschen ihre Gesundheit mehr und mehr auf dem Altar der Eßlust geopfert. Schon die vorsintflutliche Menschheit war unmäßig im Essen und Trinken. Die Menschen ernährten sich von Fleisch, obwohl Gott das damals noch nicht gestattet hatte. Sie wollten keine Einschränkungen mehr akzeptieren und hatten bald jedes Maß verloren. Hinzu kam, daß sie abartigen Götzendienst betrieben und gewalttätig und grausam waren. Die Verderbtheit nahm schließlich solche Ausmaße an, daß Gott nicht mehr zuschauen konnte und fast die ganze Menschheit durch eine Flut vom Erdboden vertilgte. Das Gericht war furchtbar, aber der Erfolg nur von kurzer Dauer. Je zahlreicher die nachsintflutliche Menschheit wurde, desto mehr wandte sie sich von Gott ab und verfiel in die alten Sünden, vor allem in die Sünde der Maßlosigkeit.

Viele Jahrhunderte später führte Gott sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei heraus. Während der Wüstenwanderung erlebte das Volk wiederholt, wie Gott es begleitete und vor Feinden schützte. Er knüpfte seine Hilfe nur an eine Bedingung: Israel sollte sich an seine Ordnungen halten. Gott verbot den Menschen während der Wüstenwanderung zwar nicht, Fleisch zu essen, aber er versorgte sie in dieser Zeit mit einer Nahrung, die wesentlich gesünder war. Er speiste sie mit "Brot vom Himmel" und gab ihnen reines Wasser zu trinken. In dem Bund, den er mit dem Volk schloß, heißt es ausdrücklich, daß Israel von vielen Krankheiten verschont bleiben sollte, solange es Gott gehorchen würde.

Dennoch wurden die Israeliten schnell unzufrieden. Sie verachteten das von Gott geschenkte Brot und sehnten sich zurück nach den Fleischtöpfen Ägyptens. Sie wollten lieber wieder Sklaven sein oder gar sterben, als weiterhin ohne Fleisch leben zu müssen. Gott ergrimmte über diesen Unverstand, aber er gab ihnen das gewünschte Fleisch. Vielen Israeliten wurde das zum Verhängnis, denn die Gier nach Fleisch brachte ihnen den Tod.

Ein weiteres warnendes Beispiel sind die beiden Priester Nadab und Abihu. Sie traf die Strafe Gottes wegen ihrer Unmäßigkeit im Weintrinken. Israel sollte lernen, wie sich Gehorsam auswirkt und welche Folgen Ungehorsam nach sich zieht. Dennoch schwoll die Flut von Verbrechen und Krankheit von Generation zu Generation immer mehr an. Unmäßigkeit im Essen und Trinken und das Ausleben aller möglichen Leidenschaften verzehrten die Lebenskräfte immer schneller. Die Menschen gehorchten nicht mehr der Vernunft, sondern überließen sich ihrer hemmungslosen Genußsucht.

Auch heute bevorzugen viele Menschen schwer verdauliche Speisen. Vor allem, wenn gefeiert wird, lassen sie ihren Gelüsten freien Lauf. Da werden spätabends stark gewürztes Fleisch, fette Soßen, Kuchen, Pasteten und Eiscreme aufgetischt.

Nicht selten sind es gerade gläubige Christen, die sich bei solchen Anlässen auch noch hervortun. Ich möchte nicht wissen, wieviel Geld den Götzen Mode und Genußsucht geopfert wird. Man steckt Kraft und Mittel in die Vorbereitung von Wohltätigkeitsveranstaltungen, die am Ende in ungesunde Schlemmerei ausarten. Und das Schlimmste dabei: All das geschieht unter einem religiösen Vorwand, indem man die Teilnehmer zu Spenden für eine gute Sache aufruft. Anstatt sich direkt an die Vernunft, den guten Willen und die Mitmenschlichkeit zu wenden, geht man den scheinbar erfolgreicheren Weg über die Eßlust der Leute. Ist es nicht traurig, daß viele nichts für eine gute Sache geben würden, wenn das nicht mit Essen und Trinken verbunden wäre? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Gott Freude an solchen "Opfern" hat. Sie können sich jedenfalls nicht messen mit den wenigen Pfennigen, die damals die arme Witwe in den Opferstock am Tempel warf.

Nicht selten sind Frauen und Männer, die Jesus ernsthaft nachfolgen wollen, Sklaven der Mode oder ihres Gaumens. Manche Stunde, die dem Vorbereiten ungesunder Speisen geopfert wird, könnte an anderer Stelle besser eingesetzt werden. Mitunter werden sogar aufwendige Festlichkeiten ausgerichtet, obwohl die finanziellen Möglichkeiten das gar nicht zulassen. Anstatt das Geld für notwendige Kleidung aufzuwenden, verschleudert man es für teures Essen. Die Zeit, die man für das Zubereiten aufwendiger und ungesunder Speisen braucht, sollte lieber den Kindern gewidmet werden.

Heutzutage dienen viele Einladungen der Schlemmerei, die am Ende nur die Verdauung belastet und die Menschen krank macht. Was zur Geselligkeit beitragen könnte, geht dabei verloren. Unter Christen sollte sich so etwas nicht einbürgern. Wenn sie beieinander sind, sollte man sich später eher an das erinnern, was gesprochen worden ist, als an das, was man gegessen hat.

Wer sich Gäste einlädt, sollte ihnen ein möglichst vollwertiges und nahrhaftes Essen anbieten. Das läßt sich am besten verwirklichen, wenn man einfache Speisen aus Früchten, Getreide und Gemüse zubereitet. Das verursacht geringeren Aufwand und ist dazu noch gesund. Wer Zeit, Geld und Gesundheit der Eßlust opfern will, wird davon nicht abzuhalten sein, aber er wird früher oder später auch die Folgen tragen müssen. Christen sollten hier klar Stellung beziehen und ihren Einfluß zum Guten hin nutzen.

Viele Menschen haben es sich angewöhnt, noch kurz vor dem Schlafengehen zu essen. Sie haben zwar schon drei Mahlzeiten hinter sich, verspüren aber noch ein gewisses Hungergefühl. Man kann sich an eine zusätzliche Mahlzeit so gewöhnen, daß man meint, ohne sie nicht einschlafen zu können. Häufig kommt dieses Hungergefühl einfach dadurch zustande, daß der Magen durch zu große Mengen nicht vollwertiger Nahrung überlastet worden ist und der Körper nun nach den Stoffen verlangt, die ihm vorenthalten worden sind. Aber die Verdauungsorgane haben nur ein begrenztes Leistungsvermögen. Wenn sie auch noch nachts arbeiten müssen, fehlt ihnen die dringend notwendige Erholungsphase. Die zweite Mahlzeit des Tages beispielsweise sollte erst eingenommen werden, wenn der Magen das Frühstück wirklich verdaut hat und sich einige Zeit erholen konnte. Die Abendmahlzeit sollte grundsätzlich leicht verdaulich sein und einige Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden.

Leider achten die wenigsten Menschen auf die wirklichen Bedürfnisse ihres Körpers. Sie zwingen ihren Magen, mehr Nahrung aufzunehmen, als gebraucht wird, und nötigen ihn, bis spät in die Nacht hinein zu arbeiten. Sie bestrafen sich dadurch selbst mit wirren Träumen und wachen am Morgen unausgeschlafen auf, fühlen sich wie zerschlagen und haben keinen Appetit. Wer seinen Körper und seine Verdauung so strapaziert, muß sich nicht wundern, wenn der Magen schließlich streikt und sich "krank meldet". Aber die meisten Leute kümmern sich nicht um diese Zusammenhänge, sondern fragen dann noch: Wieso widerfährt ausgerechnet mir so etwas?

Wer seinen Magen ständig überlastet, wird bald feststellen müssen, daß sich sein Gesamtbefinden verschlechtert. Das Blutbild verändert sich, die Gesichtsfarbe verliert ihre Frische und der Mensch leidet häufig unter Übelkeit. Die Arbeit geht einem nicht mehr richtig von der Hand, weil man ständig mit Müdigkeit oder Schwäche zu kämpfen hat, ohne recht zu wissen, wo die Ursachen dafür liegen.

Wer sein Verdauungssystem entlasten möchte und deshalb am Tag nur zwei Mahlzeiten einnimmt, wird anfangs auch mit einer Art Schwächegefühl zu tun haben, das sein Wohlbefinden beeinträchtigt -- vor allem zu der Zeit, in der sonst die dritte Mahlzeit eingenommen wurde. Aber diese Symptome verschwinden sehr schnell, wenn man sich konsequent daran hält.

Wichtig ist in jedem Fall, daß der Magen seine Arbeit getan hat, bevor man sich zum Schlafen niederlegt. Verdauung und Schlaf sollten nichts miteinander zu tun haben. Wie alle anderen Organe braucht auch der Verdauungstrakt regelmäßige Zeiten der Ruhe und Entspannung. Wenn der Magen überlastet wird, vor allem durch reichlichen Verzehr von Fleischspeisen, reagiert er nach mühsam getaner Arbeit mit Erschlaffung und erzeugt im Körper eine Art Mangelgefühl. Viele halten das fälschlicherweise für Hunger, den sie daraufhin mit einer zusätzlichen Mahlzeit zu stillen suchen. So entsteht ein verhängnisvoller Kreislauf, der obendrein noch angeheizt wird durch einen allgegenwärtigen Appetit.

Was läßt sich dagegen tun? Das einfachste "Heilmittel" ist: weniger essen, einfache Kost bevorzugen, zwei oder drei Mahlzeiten am Tag einnehmen. Außerdem ist es wichtig, sich an feste Mahl-"Zeiten" zu halten. Der Magen muß wissen, wann er zu arbeiten hat und wann er ruhen kann. Unregelmäßiges Essen und Essen zwischen den Mahlzeiten, stören den Verdauungsrhythmus. Durch regelmäßige Mahlzeiten und geeignete Kost wird sich der Magen wieder erholen.

Leider essen die meisten Menschen nicht das, was gesund ist, sondern das, worauf sie gerade Appetit haben oder was die anderen essen: Kuchen, Pasteten, Süßspeisen aller Art und ähnliches. Die Folge ist, daß sie morgens mit einem schlechten Geschmack im Mund und mit belegter Zunge aufwachen. Sie fühlen sich nicht erholt, sondern klagen über Kopfschmerzen oder andere Beschwerden. Das alles müßte nicht sein, wenn sie sich nur an etwas Mäßigkeit gewöhnen könnten. Und zwar an Mäßigkeit im weitesten Sinne: bei der Arbeit und im Essen und Trinken. Leider haben die meisten Leute dafür kein Gespür. Sie opfern lieber ihre Gesundheit und setzten ihr Leben aufs Spiel, als sich in dieser Hinsicht irgendwelchen Beschränkungen zu unterwerfen. Manche würden vielleicht ihre Gewohnheiten ändern, wenn sie etwas von den Zusammenhängen zwischen Gesundheit und Ernährung wüßten. Sie würden sich dadurch eine Menge gesundheitlicher Probleme ersparen.

Wir sollten alles tun, was den Körper vor Überbelastung und vorzeitigem Verschleiß bewahrt. Es kann sein, daß ein bereits geschädigter Magen nicht wieder völlig gesund wird, aber eine vernünftige Lebensweise hilft dann wenigstens, weiteren Schaden zu vermeiden.

Wer an seiner unvernünftigen Ernährungsweise festhält, ruiniert nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist. Denn unsere Geistes- und Verstandeskraft wird entscheidend von unseren Gewohnheiten beeinflußt.

Ich wundere mich, daß die Menschheit nicht schon längst ihrem Unverstand und ihrer Entartung zum Opfer gefallen ist, etwa wie in der Vorzeit die Leute von Sodom und Gomorra. Wo die Vernunft der blinden Leidenschaft weichen muß und die Einsicht vom Lustprinzip und der ungezügelten Eßlust verdrängt wird, besteht kaum Hoffnung für eine bessere Zukunft.

Schon immer war die Unmäßigkeit im Essen und Trinken eins der größten Übel. Heute wird beispielsweise viel Schweinefleisch gegessen, obwohl es eins der schädlichsten "Nahrungsmittel" ist. Als Gott den Israeliten den Genuß von Schweinefleisch verbot, ging es ihm nicht um seine Autorität, sondern um die Gesundheit seines Volkes. Der Herr hat das Schwein einfach nicht dazu bestimmt, dem Menschen als Nahrung zu dienen. Wer das unbeachtet läßt, setzt seine Gesundheit aufs Spiel. Dabei wirkt sich der Genuß von Schweinefleisch in wärmeren Gegenden noch schädlicher aus als in den gemäßigten oder kalten Zonen. Für Menschen, die viel Bewegung haben, ist es wiederum nicht in gleicher Weise schädlich wie für solche, die einer sitzenden Beschäftigung in geschlossenen Räumen nachgehen. Das alles kann aber kein Grund dafür sein, Schweinefleisch heute ebenso hemmungslos zu genießen, wie es früher die nichtjüdischen Völker taten ... Wie sollte das Fleisch von Tieren auch gesund sein, die sich zum großen Teil von Abfällen ernähren. Im Gegenteil, es verursacht eine Fülle von Krankheiten und ist wohl auch an mancher Krebserkrankung nicht unbeteiligt. Im übrigen bewirkt es nicht nur körperliche Schäden, sondern zieht auch die geistigen Kräfte in Mitleidenschaft.

Merkwürdigerweise haben viele Menschen gerade auf das am meisten Appetit, was ihrer Gesundheit besonders schadet. Der Fluch der Sünde, der schwer auf der Erde und auf der Menschheit lastet, und die Degenerationserscheinungen haben auch vor der Tierwelt nicht haltgemacht. Es gibt nur noch wenige Schlachttiere, die wirklich gesund sind. Schuld daran ist nicht zuletzt die Tierhaltung in dunklen, engen, schlecht gelüfteten Ställen. Das muß die Tiere ja krank machen und kann nicht ohne schädliche Auswirkungen auf die bleiben, die später deren Fleisch essen.

Daß die negativen Folgen solch einer ungesunden Ernährung sich nicht sofort zeigen, ist kein Grund dafür, später auftretende Erkrankungen auf andere Ursachen zurückzuführen.

Man sollte auch daran denken, unter welchen Umständen die Tiere oft in die Schlachthäuser gebracht werden. Mit einem Minimum an Licht, Bewegung, Futter und Wasser müssen sie oft tagelange Transporte in fürchterlicher Enge und im eigenen Kot überstehen, bevor sie krank oder halbtot vor Angst am Bestimmungsort ankommen. Das beeinträchtigt natürlich die Qualität des Fleisches, das auf den Markt und schließlich auf den Tisch kommt. In vielen Fällen sind die Tiere auch schon krank, ehe sie verkauft werden. Besonders in den großen Städten wird immer wieder minderwertiges Fleisch angeboten, ohne daß der Verbraucher davon etwas ahnt. Wen wundert es da, daß solche Ernährung am Ende auch den Menschen krank macht! Dennoch wird der Fleischgenuß nach wie vor nur von wenigen als die eigentliche Ursache vieler Krankheiten erkannt. Spiritual Gifts IVa, 147.

Kapitel 2

Viele Leute haben im Laufe der Zeit schädliche Eßgewohnheiten angenommen. Sie essen gern fette und stark gewürzte Speisen, sind an Fleischgerichte mit schweren Soßen gewöhnt und kennen kaum noch andere Getränke als Bohnenkaffee und Schwarzen Tee. Daß solche Ernährung den Organismus belastet, klares Denken erschwert und mancherlei Begierden weckt, bedenken sie dabei nicht. Wichtig ist ihnen nur, daß sie essen und trinken können, wonach es sie verlangt. Sie rauchen, trinken Bier oder "härtere Sachen" -- einfach weil sie Appetit darauf haben. Daß der Verstand benebelt wird, Ehre und Würde beschmutzt werden und die Gesundheit der Genußsucht geopfert wird, scheint ihnen nicht bewußt zu sein. Natürlich vollzieht sich dies nicht von heute auf morgen, sondern Schritt für Schritt, aber unaufhaltsam. Und wenn man den Ursachen nachspürt, beginnt das alles meist mit der Vorliebe für ungesunde Speisen und mit unvernünftigen Eßgewohnheiten.

Viele gehen übereilt eine Ehe ein, ohne die notwendigen Voraussetzungen dafür zu besitzen. Sie haben keine Ahnung davon, welche Verantwortung eine Ehe den Partnern auferlegt; oft wissen sie nicht einmal, wie sie eine eigene Familie finanziell unterhalten sollen. Oft kommt noch hinzu, daß gerade solche Ehepaare, die den Anforderungen gar nicht gewachsen sind, mehr Kinder in die Welt setzen, als sie versorgen können. So werden bedenkenlos Nachkommen gezeugt, selbst auf die Gefahr hin, daß sie vernachlässigt werden müssen. Leidtragende sind in jedem Fall die Kinder, weil sie in armseligen Verhältnissen aufwachsen. Meist fehlt es an der nötigen Nahrung und Kleidung, von der nötigen Pflege und Erziehung gar nicht erst zu reden.

Eltern sollten nicht mehr Kinder haben, als sie versorgen und erziehen können. Sie sollten sich fragen, ob sie auch in der Lage sind, ihre Kinder so zu erziehen, daß diese einmal brauchbare Glieder der Gesellschaft werden.

Als Gott die Ehe als Lebensform einführte, sollte sie den Menschen Glück und Segen bringen. Wenn man heute sieht, wie sich Ehe in vielen Fällen darbietet, könnte man denken, sie sei eher ein Fluch. Wenn junge Leute meinen, Verliebtheit sei bereits Grund genug, eine Ehegemeinschaft einzugehen, täuschen sie sich. Das Zusammenleben von Mann und Frau bringt Verantwortung mit sich, der man nicht bloß mit dem Argument "Wir lieben uns ja" gerecht werden kann. Man muß sich vorher fragen: Sind wir den Anforderungen, die Ehe und Elternschaft an uns stellen werden, überhaupt gewachsen? Sind wir fähig, Kindern ein wirkliches Zuhause zu bieten und sie zu brauchbaren Menschen zu erziehen? Was aus einem Volk oder einer Gesellschaft wird, entscheidet sich in den Familien. Deshalb kann niemand sagen: Was in meinem Haus geschieht, geht keinen etwas an. Niemand hat das Recht, einfach Kinder in die Welt zu setzen, die dann in unzumutbaren Verhältnissen heranwachsen und sich darüber hinaus noch mit körperlichen, seelischen und geistigen Defekten herumschlagen müssen, die ihre verantwortungslosen Eltern ihnen vererbt haben. Manche Frauen wären wohl kaum eine Ehe mit einem zuchtlosen, trunksüchtigen oder nikotinabhängigen Partner eingegangen, wenn sie bedacht hätten, welch katastrophalen Folgen das für die nachfolgenden Generationen haben würde.

Auch heute kann man nur raten: Laßt die Finger von Männern, die sich nicht beherrschen können und üblen Gewohnheiten frönen. Seid euch zu schade für einen Partner, dessen Lebenssinn im Essen, im Trinken und im Ausleben seiner Begierden besteht. Solltet ihr keinen besseren finden, dann bleibt lieber allein. Macht euch nicht mitschuldig an dem Leid und Elend von Nachkommen, die aus solch unseligen Verbindungen hervorgehen.

Nicht selten kommt es auch vor, daß Frauen über ihre Kräfte gehen müssen, weil sie sich an kranke Männer gebunden haben. Während die umsorgten Männer sich wohlfühlen, verzehren sich ihre Frauen und haben weder Kraft noch Zeit, sich um etwas anderes als die Pflege zu kümmern. Gehen aus solchen Verbindungen Kinder hervor, häufen sich die Schwierigkeiten.

Ein anderes Problem sind Partnerschaften mit sehr großem Altersunterschied zwischen den Eheleuten. Oft heiraten ältere Männer junge Frauen. Für sie mag das anregend sein, aber das geht fast immer auf Kosten der Frau, die am Ende Opfer bringen muß, die eigentlich unzumutbar sind. Noch schlimmer ist es, wenn junge Männer wesentlich ältere Frauen heiraten, weil sich bei der Nachkommenschaft körperliche Behinderungen, geistige Defekte und Persönlichkeitsstörungen häufen können.

Oft sind in solchen Fällen die Väter unfähig, ihre Kinder angemessen zu erziehen. Weil sie einmal zu nachgiebig und dann wieder überstreng sind, läuft in der Entwicklung der Kinder kaum etwas so, wie es sein müßte. Schließlich werden sie zu einer drückenden Last für die Gesellschaft ...

Kinder sollten so gesund wie möglich ernährt werden. Speisen, die dem Organismus schaden und den Verdauungstrakt überlasten, haben nichts auf dem Tisch zu suchen. Mütter müssen bedenken, daß Kinder nicht unmittelbar nach großen körperlichen Anstrengungen essen sollten. Die Mahlzeiten sollten regelmäßig und zu bestimmten Zeiten eingenommen werden. Richtige Ernährung hat auch nichts mit dem Grundsatz zu tun: "Viel hilft viel".

Im Übermaß genossen, ist selbst die gesündeste Nahrung ungesund. Manchmal erlebt man es, daß Leute sich mehr Gedanken über die Fütterung ihres Viehs machen als über die Ernährung ihrer Kinder, die doch Geschöpfe nach dem Bilde Gottes sind. Dabei muß die Zubereitung gesunder Nahrung gar nicht aufwendig sein; im Gegenteil, oft braucht man nur die Hälfte der Zeit, die man in das Vorbereiten ungesunder Mahlzeiten stecken muß.

Ein schwieriges Kapitel ist auch die Zeit der Schwangerschaft. Ich sehe oft, wie Frauen während der Schwangerschaft so hart arbeiten müssen, daß sie fast zusammenbrechen. Niemand nimmt auf ihren Zustand Rücksicht, obwohl sie gerade jetzt der Schonung bedürften. Weil sie sich körperlich und seelisch völlig verausgaben müssen, empfängt auch das Ungeborene nicht die Nahrung, die es eigentlich bräuchte. Dadurch werden viele Kinder schon für ihr ganzes Leben geschädigt, bevor sie überhaupt geboren sind.

In dieser Zeit ist die Schwangere besonders auf die Liebe und Fürsorge ihres Mannes angewiesen. Meint ihr Männer etwa, es täte eurer Frau gut, wenn ihr verärgert nach Hause kommt, sie mit geschäftlichen Problemen belastet, ihr gleichgültig begegnet oder sie anfahrt, wenn etwas nicht so läuft, wie ihr es euch vorstellt? Vergeßt nicht, daß sich solches Verhalten negativ auf die Schwangere auswirkt und auch dem Kind schadet ...

Wenn eine Frau Mutterfreuden entgegensieht, sollte sie sich um innere Ausgeglichenheit und positive Gefühle bemühen. Ein heiteres Gemüt beeinflußt nicht nur die Seele zum Guten, sondern auch den Körper. Davon profitiert die ganze Familie nicht zuletzt das noch ungeborene Kind ...

Wenn Mütter, die ihre Kinder stillen, nicht die erforderliche Schonung erfahren oder sich falsch ernähren, hat das über die Muttermilch Auswirkungen auf die Säuglinge. Auch seelische Belastungen der Mutter beeinflussen das Wohlbefinden und die Gesundheit des Kindes. Ist die Mutter unglücklich, ständig gereizt oder unbeherrscht, kann es beim Kind zu Krämpfen, Verdauungsstörungen und anderen krankhaften Erscheinungen kommen. Die körperliche und seelische Entwicklung des Neugeborenen wird entscheidend vom Wesen und Verhalten der Mutter mitbestimmt.

Im übrigen werden Säuglinge oft falsch behandelt. Wenn das Baby schreit, wird es gefüttert, obwohl vielfach gerade eine Überbelastung des Magens der Grund dafür ist, daß es sein Unbehagen herausschreit. Es ist verhängnisvoll, wenn Kinder durch die ihnen anerzogenen Ernährungsgewohnheiten den Eindruck gewinnen, daß sie leben, um zu essen. Wenn Frauen für ihre Familie dreimal am Tag aufwendige Mahlzeiten zubereiten müssen, haben sie kaum Zeit, sich um die Probleme ihrer Kinder zu kümmern. Sie sind dann schnell dabei, den Kleinen etwas zu Essen oder Süßigkeiten in die Hand zu drücken, um sie loszuwerden. Manchmal werden Kinder auch einfach sich selbst überlassen, weil die Mutter ihre Ruhe haben möchte. Dadurch beraubt sie sich der Möglichkeit, zur rechten Zeit schlichtend oder korrigierend einzugreifen. Kinder, die sich selbst überlassen sind, gewöhnen sich ans Herumtreiben und geraten nur zu oft in schlechte Gesellschaft ... Kinder lieben Geselligkeit; sie brauchen den mitmenschlichen Kontakt, um glücklich sein zu können. Darauf sollten Mütter sich einstellen. Ein aufmunterndes Wort, ein freundlicher Blick, ein Lob können ein Kind für einen ganzen Tag glücklich machen. Wirkliche Erziehung ist nur möglich, wenn menschliche Nähe zwischen Eltern und Kindern gewahrt bleibt. Wenn Kinder einmal brauchbare Mitglieder der Gesellschaft sein sollen, müssen sie frühzeitig Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung lernen. Sie müssen einfach begreifen, daß Leben nicht heißt, ständig nur seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.

Es ist verhängnisvoll, wenn Mütter ihre Kinder vor der Zeit zur Schule schicken, um sie für eine gewisse Zeit am Tag los zu sein. Die Klassenzimmer sind nicht nach gesundheitlichen, sondern nach finanziellen Gesichtspunkten eingerichtet. Meist ist die Belüftung schlecht, die Bänke entsprechen nicht den körperlichen Anforderungen, und oft sind die Klassenräume Brutstätten für alle möglichen Krankheiten ... Eine zu frühe Einschulung wirkt sich nicht nur negativ auf die geistige und körperliche Gesundheit der Kinder aus, sondern schädigt auch die moralische und charakterliche Entwicklung ...

Besonders in den ersten sechs bis sieben Jahren brauchen Kinder die Nähe der Eltern, um ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu entwickeln. Das ist die Periode, in der sie viele Fragen stellen und in der Eltern geduldig Rede und Antwort stehen müssen. Was den Kindern in dieser Zeit an Belehrung und Charakterbildung vermittelt wird, ist von weitreichender Bedeutung für die Heranwachsenden ... Letztlich geht es in der Erziehung ja nicht nur darum, daß die Kinder später einmal ihren Platz in der Gesellschaft ausfüllen, sondern daß sie vorbereitet werden für Gottes neue Welt ...

Mir scheint, daß manche Mütter für die Einrichtung ihrer Wohnung und die Zubereitung der Mahlzeiten mehr Sorgfalt aufwenden, als für die Gesunderhaltung und Erziehung ihrer Kinder. Eltern, speziell Mütter, sollten so oft wie möglich mit ihren Kindern zusammensein und sie so zeitig wie möglich an gute Lebensgrundsätze gewöhnen. Kinder, die ständig überfüttert oder ungesund ernährt werden, lernen niemals Selbstbeherrschung und Verzicht. Wenn sie heranwachsen, sind sie kaum noch zu bändigen, halten nicht viel von Moral, weil sie ihre Unmäßigkeit auf alle Lebensbereiche ausdehnen, und sind nicht selten schon als Jugendliche gesundheitlich geschädigt. Muß man sich da noch wundern, daß bei vielen jungen Leuten die Bereitschaft zum Gehorsam und zum Respektieren göttlicher Lebensordnungen kaum noch vorhanden ist? Wie wird Gott die "Ernte" bewerten, die aus dem "schlechten Samen" heranwächst, den manche Eltern aus Unverstand, Gleichgültigkeit oder Eigennutz gesät haben?

Die Männer sollten ihre Frauen und Kinder nicht um des Geldverdienens und der Jagd nach Wohlstand willen vernachlässigen. Überlegt bitte, ob es sich wirklich auszahlt, bis an die Grenzen der Kraft zu gehen, nur um einen aufwendigen Lebensstil führen und die Gelüste des Gaumens befriedigen zu können? Das Streben nach Besitz und Wohlstand ist nicht von vornherein Sünde, aber es kann dazu werden, wenn der Mensch darüber Gott und den Mitmenschen vergißt. Wer sich allerdings aus solchen Gründen überfordert, versündigt sich gleich in doppelter Hinsicht: Er verstößt gegen Gottes Gesundheitsordnungen und kann so gut wie nichts mehr für den Herrn tun. Kein Besitz kann so wertvoll sein, daß er mit dem Glück und der Gesundheit von Frau und Kindern erkauft werden dürfte.

Im Zusammenleben der Eheleute ist es geradezu eine Pflicht, aufeinander Rücksicht zu nehmen und die Gefühle des anderen zu achten. Jeder sollte herauszufinden versuchen, was den anderen erfreut und ihn glücklich macht. Oft genügt schon ein freundliches Wort, eine liebevolle Geste, eine kleine Hilfeleistung, um dem anderen zu zeigen, daß er geliebt wird. Besonders die Männer sollten sich immer wieder daran erinnern lassen, daß die beste Medizin für ihre Frauen "Freundlichkeit" und "Liebe" heißt. Und wer geliebt wird, strahlt auch Liebe zurück ... How to Live 25-48.

Kapitel 3

Viele der Krankheiten, unter denen die Menschheit zu leiden hat, sind selbstverschuldet. Wer die natürlichen Lebensgesetze mißachtet, muß sich nicht wundern, wenn das irgendwann auf seine Gesundheit durchschlägt. Allerdings werden heutzutage nur wenige Krankheiten auf die eigentliche Ursache, den falschen Lebensstil, zurückgeführt. Wir brauchen nur an die Ernährung zu denken. Die meisten Menschen lassen sich in dieser Beziehung allein von ihrem Appetit leiten und fragen nicht danach, ob die Speisen gesund sind, die sie zu sich nehmen. Wenn ihr Organismus mit Krankheit reagiert, machen sie am Ende noch Gott für ihre Leiden verantwortlich. Um die Beschwerden wieder loszuwerden, laufen sie zum Arzt, schlucken blindlings die stark wirkenden Arzneimittel, die ihnen verordnet werden, und vergiften damit ihren Körper nur noch mehr. Dadurch blockieren sie endgültig die natürlichen Heilmechanismen, über die der menschliche Körper normalerweise verfügt.

Mütter, die infolge von Überbeanspruchung krank geworden sind, könnten schnell wieder gesund werden, wenn sie kurze Zeit fasten, ihre Ernährungsgewohnheiten ändern oder sich etwas mehr Ruhe und Schlaf gönnen würden. Statt dessen laufen sie zum Arzt, der sie mit stark wirkenden Arzneimitteln vollstopft, die er selbst im Krankheitsfall niemals einnehmen würde. Wenn der Zustand sich verschlechtert, wird die Dosierung der Mittel erhöht. Manche Frau wäre nicht gestorben, wenn man die natürlichen Heilungskräfte genutzt hätte. Verwandte und Nachbarn rätseln dann vielleicht noch lange Zeit über die verschlungenen Wege der Vorsehung, die eine Mutter aus dem Leben gerissen hat, die so dringend gebraucht würde. Nicht selten hört man in solchen Fällen den Vorwurf: "Wie kann Gott so etwas zulassen?" Aber in Wirklichkeit ist nicht Gott der Schuldige, sondern häufig haben sich die Menschen das Unglück wegen ihrer falschen Lebensgewohnheiten selbst zuzuschreiben.

Nicht immer geht Krankheit tragisch aus. Manche Menschen verfügen über soviel Abwehrkräfte, daß sie sich trotz der unheilvollen Wirkung bestimmter Medikamente wieder erholen. Sie mögen die Genesung zwar der Arznei zuschreiben, aber in Wirklichkeit waren es die natürlichen Heilkräfte des Körpers, die sie gesunden ließen. Dennoch können in solchen Fällen die verordneten starken Medikamente schädliche Neben- oder Langzeitwirkungen haben, die die Widerstandskraft auf die Dauer gesehen untergraben und das Leben verkürzen.

Wären die Betroffenen die einzigen Leidtragenden, hielte sich das Übel ja noch in Grenzen. Aber so einfach ist das nicht. Eltern schädigen nicht nur sich selbst, sondern geben unter Umständen bestimmte durch Medikamente hervorgerufene Schädigungen an ihre Nachkommen weiter. So hat sich im Laufe der Zeit der gesundheitliche Zustand der Menschheit in körperlicher, seelischer und moralischer Hinsicht ständig verschlechtert. Ursache dafür sind nicht selten stark wirkende Medikamente. Das Ergebnis: Die schädlichen Langzeitwirkungen sind oft schlimmer als das ursprüngliche Leiden.

Wer dagegen vernünftig ist, kümmert sich rechtzeitig um die natürlichen Bedürfnisse seines Körpers. Fragen der Gesunderhaltung sollten auch in der Erziehung unserer Kinder ihren festen Platz haben. Wer etwas von dem natürlichen Zusammenspiel der Kräfte in seinem Körper weiß, kann in vielen Fällen sein eigener Arzt sein. Wenn die Menschen sich mehr Gedanken darüber machen würden, daß auch im körperlichen und seelischen Bereich das Ursache-Wirkung-Prinzip gilt, und wenn sie sich darüber hinaus an das hielten, was Gott in Sachen Gesunderhaltung offenbart hat, würde es weniger Kranke und Sterbende geben. Leider wollen die meisten davon nichts wissen; manchmal hat man den Eindruck, daß die Leute lieber sterben würden, als sich Gedanken über einen vernünftigen Lebensstil zu machen. Vielleicht denken sie: Wenn es gar nicht mehr geht, ist ja der Arzt noch da!

Laßt mich das bisher Gesagte durch verschiedene Beispiele erhärten. Im ersten Fall handelte es sich um einen Vater, dessen Tochter erkrankt war. In großer Sorge ließ er einen Arzt kommen. Nachdem die Patientin gründlich untersucht worden war, erzählte der Vater dem Arzt, daß er innerhalb kurzer Zeit seine Frau, einen Sohn und eine Tochter verloren hatte. Die kranke Tochter wäre die einzige, die ihm noch geblieben sei, und er habe große Angst, auch sie zu verlieren. Als der Arzt nach den näheren Umständen der Todesfälle fragte, erzählte der Vater: "Mein Sohn wurde von einem heftigen Fieber überfallen. Der herbeigerufene Arzt verabreichte ihm ein schnell wirkendes Mittel, das die Temperatur senken sollte. Das Fieber wich auch tatsächlich, aber der Zustand unseres Sohnes besserte sich nicht. Nun mußte der Junge über einige Zeit stärkere Medikamente schlucken, aber auch das half nicht. Trotz immer neuer und stärkerer Arzneimittel verschlechterte sich sein Zustand ständig, bis er starb.

Sein Tod war für uns alle schmerzlich, besonders aber für meine Frau. Ihre Sorge um den kranken Sohn, die Überforderung durch die Pflege und schließlich der Kummer über seinen Tod haben sie so mitgenommen, daß sie selber erkrankte. Da ich das Vertrauen in den behandelnden Arzt verloren hatte, wandte ich mich an einen anderen. Er gab meiner Frau Opiumpräparate, weil er meinte, das würde ihre Schmerzen lindern, ihre Nerven beruhigen und sie für eine gewisse Zeit ruhigstellen. Die Medikamente versetzten sie in einen tiefen Schlaf, so daß sie nicht mehr wahrnahm, was um sie herum vorging. Ihr Puls war ziemlich unregelmäßig; manchmal ging er ganz schnell, manchmal war er kaum zu spüren. Das ging so lange, bis ihr Herz zu schlagen aufhörte. Das Opium hatte ihre Sinne so benebelt, daß sie starb, ohne uns als Familie überhaupt noch einmal wahrgenommen zu haben. Dieser zweite Todesfall ging weit über das hinaus, was wir zu tragen vermochten. Wir waren untröstlich und vor Trauer und Schmerz wie gelähmt.

Das nächste Opfer war die eine meiner Töchter. Trauer, Angst und die Pflege der Mutter hatte sie so mitgenommen, daß auch sie bettlägerig wurde. In meiner Not wandte ich mich an einen dritten Arzt, der zwar weit entfernt von uns wohnte, den man mir aber wärmstens empfohlen hatte. Er kam und meinte, daß er helfen könne. Auch er versuchte zunächst, das Fieber herunterzudrücken. Das gelang, dennoch verschlimmerte sich der Zustand meiner Tochter dramatisch. Der Arzt sah nur noch eine Möglichkeit, das Mädchen zu retten, indem er ihm ein Medikament mit Namen ‚Calomel' verabreichte. Tagelang schwebte meine Tochter zwischen Leben und Tod und wurde von Krämpfen geschüttelt. Langsam erholte sie sich wieder, aber dann stellten wir entsetzt fest, daß sie eine geistige Behinderung zurückbehalten hatte. Sie blieb leidend, konnte ihre Glieder vermutlich wegen der starken Nebenwirkungen der Medikamente -- nicht mehr richtig benutzen, bis sie nach einigen qualvollen Jahren starb."

Nach dieser Schilderung blickte der Vater den Arzt besorgt an, der sein letztes Kind retten sollte. Der war sehr betroffen-, er stand auf und versprach, am nächsten Tag wiederzukommen. Ein Medikament hatte er nicht verschrieben.

In einem anderen Fall stand ein Arzt am Krankenbett einer 30jährigen Frau. Seine Diagnose lautete: zerrüttete Nerven, krankhaftes Blut, unzureichende Magenfunktion. Er sagte, die Kranke müsse aktivierende Mittel einnehmen und verordnete ihr ein Medikament mit dem Namen "Nux vomica". Ich war gespannt, wie die Arznei auf die Kranke wirken würde. Sie schien anzuschlagen, denn der Zustand der Patientin besserte sich.

Meine Aufmerksamkeit wurde auf einen anderen Fall gelenkt. Ein Arzt behandelte einen jungen Mann, der hohes Fieber hatte, mit dem Medikament "Calomel". Auch da zeigte sich eine Wirkung, aber sie schien nicht zum Guten auszuschlagen.

Dann sah ich eine Frau, die große Schmerzen zu ertragen hatte. Der Arzt hatte ein Medizinfläschchen in der Hand, auf dem stand: Opium. Zuerst schien es, als ob das Mittel das Gehirn beeinflussen würde, denn die Frau redete wirr durcheinander. Dann fiel sie in einen tiefen Schlaf

Plötzlich sah ich wieder vom ersten Fall den Vater, der bereits drei seiner Lieben verloren hatte, am Bett des kranken Mädchens. Der Doktor verließ das Zimmer wieder, ohne ein Medikament verordnet zu haben. Der Vater fragte ihn, ob er denn gar nichts unternehmen wolle, seiner Tochter zu helfen. Der Arzt antwortete: "Ich habe mir die Leidensgeschichte Ihrer Frau und Ihrer beiden Kinder angehört. Die Ärzte haben die Kranke damals nicht retten können; vielmehr scheint es so, daß die Medikamente mehr geschadet als genützt haben. Jedenfalls haben sie Ihren Lieben nicht geholfen. Ich bin sogar fest davon überzeugt, daß keiner der Patienten hätte sterben müssen, wenn die Medikamente nicht die natürlichen Heilkräfte behindert hätten. Deshalb werde ich Ihrer Tochter auch keine Arzneimittel geben, sondern versuchen, ihre natürlichen Heilkräfte zu unterstützen." Bevor er ging, übergab er dem Vater einen Zettel mit Anweisungen: "Alle Aufregung von der Patientin fernhalten; nichts an sie herankommen lassen, was Niedergeschlagenheit auslösen könnte; einfache Kost verabreichen und viel Wasser trinken lassen; die Kranke häufig baden, viel Licht und Luft in das Krankenzimmer lassen und auf Ruhe achten."

Als der Vater die einfachen Anweisung las, war er skeptisch, ob das Erfolg haben könnte. Der Arzt sagte daraufhin: "Sie haben Vertrauen bewiesen, als Sie mich rufen ließen, vertrauen Sie nun auch meinen Anordnungen. Ich werde Ihre Tochter täglich besuchen und von Fall zu Fall weitere Anweisungen geben. Wenn Sie alles genau befolgen, wird Ihre Tochter in wenigen Wochen gesund sein." Obwohl der Vater der ganzen Sache nicht recht traute, hielt er sich an die Anweisungen des Arztes.

Wieder wechselte vor meinem inneren Auge die Szene. Ich sah die Frau, deren Befinden sich nach Verabreichen von "Nux vomica" scheinbar gebessert hatte. Sie konnte sich wieder aufrichten. Obwohl das Zimmer überheizt war und man alle Ritzen verstopft hatte, um nur ja keinen Luftzug hereinzulassen, legte sie sich einen Schal um, weil ihr kalt war. Jedes Lüftchen verursachte der Patientin unerträgliche Schmerzen im Nackenbereich. Neben dem Bett sah ich jemanden stehen, der voller Mitleid auf die Kranke schaute und schließlich zu den Anwesenden sagte: "Was Ihr jetzt seht, ist die Nebenwirkung von Nux vomica. Das Mittel wirkt zunächst anregend auf das Nervensystem, aber dann stellen sich Kältegefühl und Erschlaffung ein. In dem Maße, wie es anregt, kann es auch schädigen und sogar zum Tod führen."

Und wieder wechselte die Szene. Der gleiche Mann stand am Bett des jungen Patienten, der mit "Calomel" behandelt worden war. Der Kranke schien sehr zu leiden, jedenfalls waren seine Lippen ganz dunkel und geschwollen; sein Gaumen war entzündet, seine Zunge lag dick und unförmig im Mund, und aus den Mundwinkeln lief der Speichel. Der Mann am Krankenbett sagte mit traurigem Blick: "Das sind die Auswirkungen von quecksilberhaltigen Präparaten. Glücklicherweise hat dieser junge Mann noch genügend Abwehrkräfte, so daß sein Körper mit dem giftigen Medikament fertig wird. Aber viele schaffen das nicht und sterben."

Plötzlich sah ich wieder die Frau, der man Opium gegeben hatte. Sie war aus dem Dämmerzustand erwacht, reagierte aber abwechselnd aggressiv oder verwirrt. In lichten Momenten warf sie ihren Verwandten vor, sie täten nichts, um ihr die Schmerzen zu lindern; dann wieder schlug sie wild um sich und gebärdete sich wie eine Wahnsinnige. Der geheimnisvolle Mann stand auch an ihrem Krankenbett und sagte: "Das ist die andere Wirkung von Opium."

Wegen des Tobsuchtsanfalls wurde der behandelnde Arzt wieder gerufen. Er gab der Patientin eine höhere Dosis Opium. Die Kranke beruhigte sich, wurde fröhlich und gesprächig. Sie schloß mit denen, die sie vorher beschimpft hatte, wieder Frieden und freute sich über den Besuch. Aber nach kurzer Zeit verfiel sie wieder in eine Art benebelten Zustand und nahm kaum noch etwas wahr.

Der Mann am Krankenbett sagte: "Laßt Euch nicht täuschen, der Gesundheitszustand der Kranken ist jetzt nicht besser als zu der Zeit, da sie wild um sich schlug. Im Gegenteil, es steht bedeutend schlechter um sie. Opium ist eine Droge, die lediglich kurzfristig Schmerzlinderung verschafft, aber die Ursache der Krankheit nicht behebt. Es hilft nur so lange, wie es die Schmerzempfindung ausschaltet. Dadurch werden aber nicht nur die Schmerzen gelindert, sondern auch das Gehör, der Geschmackssinn und die Sehfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen. Sobald die Wirkung des Medikaments nachläßt, kehren die Schmerzen zurück und müssen durch immer höhere Gaben an Betäubungsmitteln eingedämmt werden. Dadurch wird die Gesundung immer unwahrscheinlicher, denn der Körper muß sich nun nicht nur gegen die Krankheit wehren, sondern auch gegen die Gifte, die durch die Medikamente noch zusätzlich eingeschleust worden sind."

Noch einmal zurück zu dem ersten Fall. Ich sah Vater und Tochter glücklich beieinander sitzen. Offensichtlich war dem Mann sein letztes Kind erhalten geblieben. Bevor der Arzt aus dem Haus wegging, sagte er zu dem Vater des Mädchens: "Nun haben sie Ihre Tochter gesund wieder. Ich habe ihr keine Medikamente gegeben, um ihre Abwehrkräfte nicht noch zusätzlich zu schwächen. Arzneimittel zerstören leider oft die körpereigenen Heilkräfte und schaden dann mehr, als daß sie nützen. Häufig ist nur die Natur selbst in der Lage, Heilung zu bewirken und die Gesundheit wiederherzustellen. Dabei sollte man sie so wenig wie möglich stören." Als der Arzt den Vater fragte, ob er mit seiner Behandlungsmethode einverstanden sei, anwortete der: "Ich habe unter Schmerzen etwas gelernt, was ich nie vergessen werde. Heute denke ich, daß meine Frau und die beiden Kinder noch leben könnten, wenn man sie damals nicht mit diesen Medikamenten noch kränker gemacht hätte, als sie es ohnehin waren."

Bei der Patientin, der man "Nux vomica" verabreicht hatte, sah es ganz anders aus. Sie konnte sich kaum noch bewegen, weil ihre Glieder keine Kraft mehr hatten, das Gewicht des Körpers zu tragen. Zwei Helfer hoben sie vom Stuhl und legten sie ins Bett. Die Frau hustete stark, atmete schwer und verlor ihr Gehör und das Augenlicht -- dann starb sie. Der geheimnisvolle Mann sagte traurig: "Nun sehen Sie, wie wenig das Medikament ‚Nux vomica' tatsächlich bewirkt hat. Am Anfang hat es zwar die Abwehr des Körpers gegen die giftigen Substanzen mobilisiert, aber dem folgten nur allzu schnell Schwäche und Lähmung. Wenn dieses Mittel auch nicht bei allen Menschen gleich wirkt, weil die körperliche Konstitution unterschiedlich ist, so ist es doch insgesamt schädlich. Manchmal reicht eine einzelne Dosis aus, um Lähmungen, Verkrüppelungen und andere schwere Gesundheitsschäden zu hinterlassen. Mitunter führt die Einnahme sogar zum Tod. Dieses Mittel heilt nicht, sondern zerstört."

Als ich den jungen Mann wiedersah, der mit "Calomel" behandelt worden war, sah ich, daß seine Glieder verkrümmt waren. Er beschrieb sein Leiden selbst als unerträglich. Der Mann neben seinem Bett schaute ihn an und sagte: "So wirk ‚Calomel'. Es zerstört den Organismus, solange sich auch nur das kleinste Partikelchen im Körper befindet: die Gelenke entzünden sich, die Knochen werden angegriffen, und noch Jahre nachdem es eingenommen worden ist, können sich Geschwülste, Tumore und Krebs bilden."

Zuletzt wurde mir noch einmal die Kranke gezeigt, der man Opium verabreicht hatte. Ihr Gesicht war leichenblaß, die Augen glasig aber ruhelos und ihre Hände zitterten. Sie war sehr aufgebracht, weil angeblich alle Leute um sie herum gegen sie seien. Körperlich und geistig war sie ein Wrack. Der Arzt verschrieb ihr immer mehr Opium, aber ihr Zustand besserte sich nicht. Schließlich versank sie wieder in einer Art Betäubung. Der Mann an ihrem Bett, den wir bereits kennen, sagte: "Die Tage dieser Frau sind gezählt. Ihr Körper hat den Kampf gegen das Gift aufgegeben."

Mir scheint, daß mehr Leute an sogenannten Medikamenten sterben als aus anderen Gründen. Manchmal drängt sich einem geradezu der Gedanke auf: Wenn es weniger Ärzte gäbe, würde es auch weniger vorzeitige Todesfälle geben.

Unvernünftige Ernährungsgewohnheiten tun dann noch ein übriges. Wer zu häufig und zuviel ißt, überlastet seine Verdauungsorgane, überschwemmt sein Blut mit schädigenden und schwer abbaubaren Substanzen und bereitet dadurch einer Fülle von Erkrankungen den Weg. Wenn dann noch Ärzte kommen, die mit Medikamenten zwar die Symptome behandeln, aber der Ursache nicht auf den Grund gehen, wird alles nur noch schlimmer. Der Organismus würde sich oft selbst helfen, wenn man ihn nur ließe. Durch eine Umstellung des Lebensstils, durch reine Luft und sauberes Wasser könnte manche Krankheit schnell und dauerhaft geheilt werden ...

Bei Verdauungsbeschwerden würde manchmal schon eine kurze Zeit des Fastens helfen, die dem Magen eine Verschnaufpause beschert. Reichliche Zufuhr von Wasser hilft dem Körper, mit fiebrigen Erkrankungen schneller fertig zu werden. Leider sind die meisten Menschen zu ungeduldig, um dem Körper die Zeit zu lassen, sich selbst zu helfen -- und zu träge, ihn in diesem Bemühen auf natürliche Weise zu unterstützen. Sie möchten möglichst von einem Tag auf den anderen gesund werden und greifen deshalb sofort zu Medikamenten. Damit wirft man aber dem Selbstheilungsbemühen des Körpers nur "Knüppel zwischen die Beine". Plötzlich muß er sich nicht nur gegen die Krankheit wehren, sondern bekommt es auch noch mit Arzneimittelgiften zu tun. Diesem Zweifrontenkrieg ist der Organismus nicht immer gewachsen. Heilung bewirken in der Regel nicht die Medikamente, sondern die Natur selber. Allerdings sehen das die meisten Menschen nicht. Schafft der Körper es, trotz der Belastung durch Arzneimittel gesund zu werden, heißt es: Die Medizin hat geholfen! Schafft er es nicht, heißt es: Die Vorsehung hat es so gewollt!

Heute leben die meisten Menschen nicht im Einklang mit den Grundsätzen einer gesunden Lebensweise. Sie wissen gar nicht, daß ein Zusammenhang besteht zwischen Lebensgewohnheiten und Ernährung auf der einen Seite und Gesundheit auf der anderen. Selbst wenn sie schon die Folgen ihrer unvernünftigen Lebensweise zu spüren bekommen, ließe sich vieles noch zum Guten wenden, wenn sie die Signale des Körpers verstünden und ihren Lebensstil umstellen würden.

Medikamente helfen da normalerweise nicht, sondern bewirken eher das Gegenteil. Es mag sein, daß kurzzeitig bestimmte Symptome verschwinden oder Schmerzen gelindert werden, aber die Gefahr ist groß, daß die eigentlichen Ursachen nur verschleiert werden und die Krankheit an anderer Stelle und in anderer Form wieder auftaucht: als Hautleiden, in Form von Magengeschwüren oder in irgendwelchen anderen Bereichen.

Oft werden auch Leber, Herz und Gehirn geschädigt. Es muß nicht immer gleich das Leben kosten, aber verminderte Leistungsfähigkeit, körperliche Beschwerden oder Invalidität sind ein hoher Preis, den man für Gleichgültigkeit oder Unvernunft zu zahlen hat ...

Oft sind auch die Patienten selber Schuld daran, daß Ärzte so freizügig Arzneimittel verschreiben. Sie erwarten einfach, daß der Arzt sofort und möglichst ohne Einschränkungen für den Patienten hilft. Kann er das nicht, zweifelt man an seiner Kompetenz. Welcher Arzt kann sich das leisten? Also verschreiben heutzutage viele schon Arzneimittel, bevor sie überhaupt eine zutreffende Diagnose gestellt haben oder stellen konnten. Wenn die Kranken dann merken, daß die Mittel nicht den gewünschten Erfolg bringen, wechseln sie unter Umständen den Arzt -- und die ganze Prozedur beginnt wieder von vorn. Daß so etwas auf die Dauer nicht gutgehen kann und mancher Patient auf der Strecke bleibt, liegt auf der Hand ...

Viele Menschen könnten heute noch leben, wenn sie nur etwas mehr Verstand hätten walten lassen und ihr Heil nicht in Medikamenten gesucht, sondern die natürlichen Heilmittel wie Wasser und frische Luft angewandt hätten ... Statt dessen preist man Medikamente an, die angeblich so wirksam sind, und drängt sie anderen geradezu auf. Von den unzähligen Kranken, denen solche Mittel zum Verhängnis geworden sind, spricht man natürlich nicht ...

Wir, die wir zu Gott gehören und in seinem Dienst stehen, sollten unsere Zuflucht nicht bei Arzneimitteln suchen. How to Live 49-64.

Kapitel 4

Wenn in einer Familie Krankheit auftritt, dann sind sorgfältige Hygiene und eine gesunde Ernährung besonders wichtig, um die Abwehrkräfte des Patienten zu stärken. Darüber hinaus sollte dafür gesorgt werden, daß das Krankenzimmer immer gut gelüftet wird und die Temperatur einigermaßen konstant ist. Die Zimmertemperatur sollte nicht den Bedürfnissen der Gesunden angepaßt werden, sondern muß sich nach dem richten, was für den Kranken gut ist. Wenn die Pflegenden beispielsweise nachts aufstehen, um nach dem Patienten zu sehen, frieren sie meist und meinen, es müsse noch tüchtig Feuerung nachgelegt werden. Große Temperaturschwankungen können zu einer ernsten Gefahr für das Leben des Kranken werden. Bei gutem Wetter sollte der Patient viel frische Luft einatmen können, ohne allerdings direktem Luftzug ausgesetzt zu sein. Können die Fenster im Krankenzimmer nicht genügend weit geöffnet werden, dann sollte man zumindest die angrenzenden Räume gut lüften. Frische Luft braucht der Kranke oft dringender als Essen und Medikamente. Mitunter müssen kranke Leute wochen- und monatelang in schlecht gelüfteten Räumen zubringen; als ob frische Luft der ärgste Feind des Patienten wäre. Dabei sind Luft, Licht und Sonne die beste Medizin. Mancher könnte heute noch leben, wenn es ihm gestattet gewesen wäre, frische Luft zu atmen und reines Wasser zu trinken. Aber man ließ die Kranken in stickigen Räumen liegen und stopfte sie mit Medikamenten voll, die die natürlichen Abwehrkräfte des Patienten noch zusätzlich lähmten. Viele, die schon jahrelang dahinkränkeln, könnten gesund und glücklich sein, wenn sie sich mehr in der freien Natur bewegen würden und in ihre Häuser Sommer wie Winter mehr frische Luft hineinließen.

An dieser Stelle auch ein Wort an diejenigen, die Kranke pflegen. Sie sollten nicht nur auf die Gesundheit des Patienten achten, sondern auch auf ihre eigene. Das ist besonders wichtig, wenn der Kranke vom Fieber geplagt ist oder eine ansteckende Krankheit wie etwa Lungentuberkulose hat. Wenn irgend möglich, sollten sich mehrere Personen in die Pflege teilen, damit nicht ständig ein und derselbe mit dem Kranken zu tun hat. Auch die Pflegepersonen sollten sich so oft wie möglich an der frischen Luft aufhalten. Das ist besonders wichtig, wenn die Angehörigen sich aus falsch verstandener Fürsorge weigern, das Krankenzimmer ausreichend lüften zu lassen. Die meisten Leute wissen nichts davon, daß verbrauchte Luft mit Krankheitserregern angereichert ist und so zur Gefahr für den Kranken, für das Pflegepersonal und für die Besucher werden kann.

Nicht selten stecken sich Angehörige durch den Kontakt mit dem Kranken an. In vielen Fällen müßte das nicht sein, wenn die Leute auf mehr Sauberkeit achten, ihre Eßgewohnheiten verändern und mehr Licht und Luft in die Räume lassen würden. Niemand sollte sich in die Gefahr bringen, selber krank zu werden, nur weil die Angehörigen eines Kranken aus Unwissenheit oder Eigensinn an gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen festhalten.

Besonders tragisch ist es, wenn Mütter sich bei der Krankenpflege durch unzureichende Gesundheitsvorsorge und schlechte hygienische Verhältnisse selbst anstecken und dahinsiechen oder gar sterben ... Es gibt eine Reihe von Krankheiten, die ihren Ausgangspunkt im Krankenzimmer haben, die aber sehr einfach hätten vermieden werden können.

Oft wird der Genesungsprozeß auch dadurch gestört, daß der Kranke durch zu viele Besuche überfordert wird. Eigentlich brauchte er Ruhe, aber sie wird ihm durch wohlmeinende Besucher geraubt, die annehmen, ihn durch viel Reden aufmuntern zu müssen. Manche Leute sind aufs Krankenlager geworfen worden, weil sie sich überarbeitet und Raubbau an ihrer Gesundheit getrieben haben. Sie brauchen nichts weiter als Entspannung, Ruhe, Abstand von den Sorgen des Alltags, Licht, Luft, reines Wasser und eine entsprechende Diät. Was sie nicht gebrauchen, ist das ständige Gestörtwerden durch Besucher, die es gut mit ihnen meinen. Natürlich kann es dem Kranken helfen, wenn er weiß, daß er nicht vergessen ist. Kranken sollte die Wertschätzung ihrer Angehörigen oder Freunde aber auf eine Weise gezeigt werden, die den Genesungsprozeß nicht behindert, sondern fördert.

Es ist nicht immer zum Besten, unbedingt nachts bei einem Kranken wachen zu wollen. Das ist wohl nur in besonders kritischen Fällen nötig. Zum einen wird die Luft durch die Anwesenheit weiterer Personen im Krankenzimmer und durch brennendes Kerzen- oder Petroleumlicht nicht besser, zum anderen stören selbst die leisesten Gespräche den Schlaf des Kranken, den er so dringend zur Genesung braucht. In der Regel brauchen Kranke frische Luft dringender als wohlgemeinte Nachtwachen. Wenn Angehörige auch nachts auf den Patienten achten müssen, sollten sie sich in einem angrenzenden Raum aufhalten, um nach dem Kranken schauen zu können ...

Viele Leiden ließen sich verhindern, wenn eine vernünftige Gesundheitsvorsorge getroffen würde. In diesem Zusammenhang kommt der Hygiene große Bedeutung zu. Leider halten viele ihren Körper und ihre Kleidung nicht so sauber, wie es nötig wäre, um Krankheiten vorzubeugen ...

Viele wissen gar nicht, wie wichtig es ist, sich selbst, das Haus und das ganze Anwesen sauberzuhalten. Sie lassen auf ihren Grundstücken alles mögliche herumliegen und setzen sich damit selbst Verwesungsgerüchen und Fäulnisdünsten aus, die die Luft verpesten und der Gesundheit schaden.

Wenn jemand durch die eigene Nachlässigkeit krank wird oder gar stirbt, macht man am Ende noch Gott dafür verantwortlich. Wem seine Gesundheit lieb ist, der sollte in Haus und Hof Ordnung halten und dafür sorgen, daß Abfälle sachgerecht beseitigt werden.

Gott befahl schon den Israeliten, ihren Körper und ihre Kleidung sauberzuhalten. Er duldete nicht, daß in der Nähe des Wohnbereichs Abfälle und Unrat gelagert wurden. Sollte der Herr von seinem Volk heute weniger erwarten als damals von den Kindern Israel? Wenn heute Menschen erkranken, weil der Hygiene und Sauberkeit zu wenig Gewicht beigemessen wird, dann ist das nicht nur nachlässig, sondern geradezu fahrlässig. Daß Abfall entsteht, läßt sich nicht vermeiden, aber man muß damit auch entsprechend umgehen. Abfallplätze sollten saubergehalten und besonders im Sommer mit Kalk, Asche oder Erde abgedeckt werden.

Manche Häuser sind zwar kostspielig eingerichtet, entsprechen aber nicht den gesundheitlichen Bedürfnissen der Bewohner. Die besten Räume werden abgedunkelt und kaum gelüftet, damit die teuren Möbel nicht leiden, die kostbaren Teppiche nicht ausbleichen und die Bilderrahmen ihren Glanz nicht verlieren. Wenn schon mal Besucher die gepflegten Räume betreten dürfen, dann setzen sie sich der Gefahr aus, sich in der kellerartigen Luft zu erkälten. In bezug auf die Schlaf- und Gästezimmer halten es viele Leute ähnlich. Die Luft ist schnell verbraucht und die Betten und das Bettzeug sind klamm, weil eifersüchtig darüber gewacht wird, daß kein Strahl Sonne und kein Luftzug in die Zimmer dringt. Wer in solchen Räumen übernachtet, erweist seiner Gesundheit keinen guten Dienst. Öffnet die Fenster, damit frische Luft in eure Häuser strömt, wenn nötig, den ganzen Tag über. Die Gesundheit eurer Familie sollte euch wichtiger sein als die Bewunderung irgendwelcher Besucher. Wer zuerst danach fragt, was gerade modern ist, wird am Ende das ernten müssen, was er gesät hat, und sich Krankheit einhandeln.

Viele Leute leiden an Halsbeschwerden und Lungenkrankheiten, weil sie jahrelang in Räumen schlafen, die nicht einmal dafür geeignet sind, eine Nacht darin zu verbringen. Wer jeden Lichtstrahl aussperrt und alle Ritzen verstopft, muß sich nicht wundern, wenn er krank wird, weil er Nacht für Nacht die verbrauchte Luft seines Schlafzimmers einatmet. Luft und Licht sind überaus kostbare Gaben unseres Schöpfers; warum behandeln wir sie dann, als wären sie unsere ärgsten Feinde? ...

Es ist auch nicht gut, wenn Bäume zu nahe an Wohnhäusern stehen. Sie verhindern die notwendige Luftzufuhr und halten das Sonnenlicht fern. Das führt zu Feuchtigkeit in den Räumen, die Erkrankungen wie Rheuma, Neuralgien, Lungenleiden und manches andere auslöst oder begünstigt. Bäume sind für ein Anwesen wichtig, aber in einem angemessenen Abstand von Wohn- und Schlafräumen ...

Viele erwarten, daß Gott sie vor Krankheit bewahrt, einfach deshalb, weil sie darum beten. Aber Gott erhört diese Gebete nicht, weil die Beter "nur beten", aber nichts dafür tun, sich gesund zu erhalten. Niemand sollte sich dem Trugschluß hingeben, daß Gott den eigenen Unverstand dadurch auffängt, daß er dauernd Wunder vollbringt, um den Menschen gesund zu erhalten. Wer Gottes Gesundheitsordnungen mißachtet, muß auch die Folgen tragen. Wenn wir allerdings zur Gesunderhaltung das tun, was uns möglich ist, dürfen wir darauf vertrauen, daß Gott auch das Seine tut.

Kapitel 5

Viele Eltern wundern sich über die angewachsene Säuglings- und Kindersterblichkeit. Es scheint so, als wären die Kinder heute anfälliger und weniger widerstandsfähig als früher. Tatsächlich kommen manche Kinder bereits in geschwächter körperlicher Verfassung zur Welt. Aber in den meisten Fällen liegen die Ursachen für Krankheit und Tod nicht im Erbgut, das den Kindern mit auf den Weg gegeben worden ist, sondern haben etwas mit dem falschen Verhalten der Eltern zu tun.

Es steht außer Zweifel, daß Eltern ihre Kinder lieben, aber diese Liebe äußert sich oft in falscher Weise. Es ist beispielsweise ein großer Fehler, wenn manche Mütter ihre Babies ängstlich vor frischer Luft "schützen". Manche Neugeborenen müssen mit bedecktem Kopf in überheizten Räumen schlafen, deren stickige Luft für Lunge und Herz eines Säuglings äußerst ungesund ist. Viele Kinder, die unter solchen Bedingungen heranwuchsen, sind für ihr ganzes Leben geschädigt worden.

In Sachen Kinderkleidung fragen viele Mütter mehr danach, was modern ist, als danach, was gesund ist. Hübsch soll alles sein, ob es auch angemessen und bequem ist, steht auf einem anderen Blatt. Manche Mütter sitzen Stunde um Stunde mit gebeugtem Rücken und überanstrengten Augen da, um für ihr Baby zu nähen oder zu sticken. Aber an die gesundheitlichen Folgen unzweckmäßiger Kleidung verschwenden sie keinen Gedanken. Nicht selten hindern überlange und viel zu eng geschnürte Kleider die Kinder am freien Atmen und an der Bewegung. Außerdem müssen die Kleinen unnötig viel an zusätzlichem Gewicht mit sich herumschleppen. Wenn Mütter den Körper ihrer Kinder so schrecklich einschnüren, dann tun sie das in guter Absicht, weil sie meinen, dadurch für eine spätere gute Figur vorzusorgen. Sie wissen nicht, daß das völlig überflüssig ist, weil die Natur solch eine "Hilfestellung" gar nicht braucht. Sind Kinder nicht von Natur aus wunderbare und vollkommene Geschöpfe? Ganz gewiß, aber sie sind auch sehr verletzlich. Deshalb sollten Mütter in allem genau wissen, was sie tun. Kinderkleidung darf nicht einengen, schon gar nicht nach dem Essen.

Eine besonders gefährliche Modetorheit ist es, die Kinder so zu kleiden, daß Schultern und Arme frei bleiben. Die ständig darüber hinwegstreichende kalte Luft bewirkt oft eine Unterkühlung der ungeschützten Körperteile. Dadurch können die Lunge oder der Blutkreislauf schwer geschädigt werden. Manche Babies oder Kleinkinder sind von Natur aus widerstandsfähig und überstehen so etwas unbeschadet, aber viele haben diese mütterliche Torheit mit Krankheit oder Tod bezahlen müssen. Wem die Gesundheit seines Kindes wichtiger ist als alle Modezwänge, der wird darauf achten, daß die Schultern und Arme seines Kindes warm gehalten werden.

Wenn die Glieder kalt werden, verlangsamt sich der Blutkreislauf, und das Kind fühlt sich unwohl. Babies können ihr Mißbehagen nicht anders als durch Geschrei äußern. Viele Mütter meinen dann, das Kind habe Hunger und füttern es. Das verschlimmert alles nur noch, denn Kältegefühle, einschnürende Kleidung und ein übervoller Magen passen überhaupt nicht zusammen. Weil das Baby sich eingeengt fühlt und kaum Luft zum Atmen hat, wird es weiterhin schreien. Wenn die Mutter sich um die wahren Ursachen kümmern würde, könnte dem Übel leicht abgeholfen werden; statt dessen schickt sie zum Arzt. In gutem Glauben verabreicht sie ihrem Kind die verordneten Medikamente, ohne nach eventuellen Nebenwirkungen zu fragen, die das kleine Herz, das Hirn oder andere Organe schädigen können.

Am Ende weint manche Mütter verzweifelt am Bett ihres sterbenden Kindes und fragt sich, warum Gott seine kleinen Geschöpfe so leiden läßt. In Wahrheit war es aber ihr eigener Unverstand, der das alles heraufbeschworen hat. Krankheit hat immer eine natürliche Ursache. Oft hängt sie leider auch mit Unwissenheit oder leichtfertiger Mißachtung der Gesundheitsgrundsätze zusammen. Gott hat Müttern und Vätern Kinder anvertraut, damit sie diese für das Leben hier auf Erden erziehen und auf das Leben in seinem Reich vorbereiten. Er will nicht ihren vorzeitigen Tod. Wenn Kinder krank werden, weil wichtige Regeln der Gesunderhaltung nicht beachtet wurden, ist es nicht selbstverständlich, daß Gott die Folgen elterlichen Fehlverhaltens durch ein Wunder rückgängig macht.

Mütter, die kränkliche Kinder haben, sollten nach den Ursachen dafür suchen. Oft wird sich herausstellen, daß die Schuld bei ihnen selbst liegt, weil das Kind sich eingeengt fühlt, weil es nicht warm genug gekleidet oder weil es so zugedeckt ist, daß es schwitzt und kaum noch Luft bekommt.

Leider kommt es häufig vor, daß es Kindern, die als Baby gesundheitswidrig behandelt worden sind, auch später nicht viel besser geht, weil ihre Eltern nichts dazugelernt haben. Viele Mädchen werden in Reifröcke gesteckt, die den Stoff weitgehend vom Körper fernhalten. Dadurch ist der Unterleib ständig der Kälte ausgesetzt. Zu allem Überfluß stecken die Beine auch noch in dünnem Baumwollstoff und die Füße in viel zu leichten Schuhen. Wenn der Oberkörper zusätzlich durch enge Mieder oder straffe Bänder eingeschnürt wird, ist auch noch der Blutkreislauf behindert. Niemand braucht sich zu wundern, wenn solche Kinder Herz-, Kreislauf- oder Lungenbeschwerden bekommen ...

Liebe Mütter, die ihr euch Sorgen über den Gesundheitszustand eurer Kinder macht, die ihr euch fragt, warum eure Kinder so blaß sind und ständig unter Erkältung oder Atemnot leiden, informiert euch über die wahren Ursachen dieser Beschwerden. Habt ihr auf eine einfache und gesunde Ernährung geachtet, frei von schwer verdaulichen Soßen und scharfen Gewürzen? Geht es euch bei der Kleidung mehr um die Mode als um die Gesundheit eurer Kinder? Denkt ihr daran, daß ihr eure Jungen selbst zu Opfern der Erkältung macht, wenn ihr sie in der Kälte mit ungeschützten Armen, Beinen und Füßen herumlaufen laßt? Und bei den Mädchen ist es nicht viel anders. Sie müssen sich in überheizten Räumen aufhalten und frieren natürlich, wenn sie nach draußen gehen, weil sie die Kälte nicht gewöhnt und obendrein unzweckmäßig gekleidet sind.

Achtet darauf, daß ihre Taillen nicht eingeschnürt werden und die Kleider möglichst bequem sind. Bei kaltem Wetter sollten sie warme Flanell- oder Baumwollunterwäsche und wärmende Strümpfe anziehen. Auch die Sohlen der Schuhe sollten so dick sein, daß sie wirklich Kälte abhalten können.

Es ist schlimm, daß viele Eltern die Gesundheit ihrer Kinder auf dem Altar der Mode opfern. Wer das tut, versündigt sich an ihnen. How to Live 66-74.

Kapitel 6

Christliche Frauen täten gut daran, ihre Kleidung nicht nur nach modischen Gesichtspunkten auszuwählen. Fehlverhalten auf diesem Gebiet geht viel häufiger zu Lasten der Gesundheit, als man sich das gemeinhin vorstellt. Ich denke zum Beispiel an die zur Zeit viel getragenen Korsetts, die den Oberkörper und die Taille so einschnüren, daß eine normale Blutzirkulation kaum noch möglich ist. Wer so etwas trägt, riskiert Schäden an inneren Organen wie Herz, Lunge und Leber und belastet seinen Kreislauf. Dabei hängen Gesundheit und Wohlbefinden gerade von der Leistungsfähigkeit dieser Organe ab. Tausende von Frauen haben ihre Gesundheit untergraben, weil sie sich in bezug auf ihre Kleidung nicht nach den natürlichen Bedürfnissen des Körpers gerichtet haben. Meist liegt das daran, daß sie mit ihrem Aussehen oder ihrer Figur unzufrieden sind und das mit aller Gewalt durch entsprechende Kleidung korrigieren möchten.

Viele Frauen belasten ihr Becken und die Lendenwirbel über Gebühr, weil sie ständig schwere Röcke anziehen. Das Gewicht der Kleidung sollte möglichst von den Schultern getragen werden; das würde die Hüftregion entlasten. Gott möchte, daß es unter Gläubigen eine größere Übereinstimmung im Blick auf gesunde und zweckmäßige Kleidung gibt. Ich halte die Art Kleidung, wie sie früher bei der "Gesellschaft der Freunde" (Quäker) üblich war, für recht akzeptabel. Allerdings ist man heute selbst in diesen Kreisen weit entfernt von der ursprünglichen Einfachheit und Zweckmäßigkeit. Nur die Farbgebung hat man noch in etwa beibehalten.

Bei den Israeliten war es nach dem Auszug aus Ägypten üblich, daß sie ihre Kleidung an den Rändern blau absetzten. Das sollte sie schon rein äußerlich von den heidnischen Völkern unterscheiden und war gleichzeitig ein Zeichen der Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Die Gemeinde Jesu kennt keine verbindliche Kleiderordnung. Allerdings wird im Neuen Testament häufig ganz allgemein auf das Beispiel Israels hingewiesen. Deshalb müssen wir auch im Blick auf unsere Kleidung fragen: Sollte es Gott gleichgültig sein, was wir anziehen, wenn ihm die Kleidung der Israeliten so wichtig war, daß er diesbezüglich ganz konkrete Anweisungen gab? Erwartet der Herr vielleicht, daß sich unsere Kleidung positiv von vielem unterscheidet, was heute getragen wird? Auf jeden Fall sollen wir auch in dieser Hinsicht Gott ehren, anstatt uns und unsere Modewünsche in den Mittelpunkt zu rücken.

Hütet euch jedoch vor extremen Verhaltensweisen. Es gibt unter uns Leute, die sich um ihr Äußeres überhaupt nicht kümmern, weil sie ständig argwöhnen, sie könnten vom Stolz übermannt werden. Laßt es mich einmal etwas hart ausdrücken: Manche halten es für eine christliche Tugend, ungepflegt und schmutzig zu sein. Sie machen den Fehler, daß sie guten Geschmack und Schönheitssinn mit Eitelkeit und Stolz verwechseln. Wären sie damals bei der Gesetzgebung am Sinai dabei gewesen, hätte man sie wegen ihrer ungepflegten Erscheinung und ihrer schmutzigen Kleidung nicht in der Volksversammlung geduldet.

Ich glaube, daß unordentliche Christen mit schlechten Gewohnheiten überhaupt nicht begriffen haben, was Nachfolge Jesu bedeutet und worum es beim Gehorsam geht. Ganz zu schweigen davon, daß sie ein abschreckendes Beispiel für Nichtchristen sind. Es wäre besser, wenn solche Leute nicht in unsere Versammlungen kämen.

Wenn unsere Gemeindeglieder sich am Sabbat zum Gottesdienst versammeln, sollten sie sauber und geschmackvoll gekleidet sein. Es mag vorkommen, daß es Geschwister unter uns gibt, die sich gute Sabbatkleidung nicht leisten können. Wo das der Fall ist, sollten andere ihnen helfen. Wir haben genügend Gläubige in unseren Reihen, die dazu in der Lage wären, wenn sie weniger Geld in den eigenen "Staat" stecken würden.

Laßt mich noch einmal auf diejenigen unter uns zurückkommen, die meinen, sie müßten sich besonders ärmlich oder altmodisch kleiden, um sich von der Welt abzuheben. Ich kenne Schwestern, die zum Gottesdienst mit demselben zerschlissenen Sonnenhut und denselben Kleidern kommen, die sie in der Woche bei der Arbeit tragen. Und manche Männer verhalten sich nicht anders. Sie erscheinen in der Gemeinde in fleckigen und zerrissenen Anzügen. Wären sie bei angesehenen Freunden eingeladen, würden sie sich nie so zeigen, um die Gastgeber nicht zu beleidigen. Warum, in aller Welt, muten sie dann Gott und den Engeln ihren nachlässigen Aufzug zu?

Zu ihrer Rechtfertigung behaupten diese Leute, daß sie aller Eitelkeit abgesagt hätten. Ich kann nicht sehen, was fadenscheinige Hosen und verschossene Kleider mit Demut zu tun haben sollen. Guten Geschmack und Ordnungssinn anderer verketzern solche Frommen als Eitelkeit, und sie regen sich über den angeblichen Stolz ihrer Mitgeschwister auf. Merkwürdig ist allerdings, daß sie nicht nur in ihrer Kleidung ungepflegt sind, sondern auch in ihren Gesprächen und ihrem Verhalten.

Jesus hat seine Nachfolger als Salz der Erde und als Licht der Welt bezeichnet. Ohne ihren guten Einfluß würde die Welt noch schneller entarten, als das ohnehin der Fall ist. Allerdings bezweifle ich, daß Gläubige, die ihre Kleidung vernachlässigen, ungepflegt herumlaufen und sich in geschäftlichen Dingen unkorrekt verhalten, wirklich "Licht" oder "Salz" sein können. Meist verrät ihr Aufzug mehr über ihren Charakter, als ihnen lieb sein kann. Können wir uns vorstellen, daß Christus von Menschen, die sich unhöflich und grob verhalten oder bei jeder Gelegenheit fluchen, sagen würde: Seht sie euch an, das ist mein "Licht" und mein "Salz" auf Erden? Völlig ausgeschlossen! Wahre Christen sind freundlich, höflich und von gewinnendem Äußeren. Ihre Gespräche plätschern nicht nur an der Oberfläche, sondern haben Tiefgang. Man kann sich auf ihr Wort verlassen. Im Umgang mit ihren Glaubensgeschwistern und mit Außenstehenden bemühen sie sich um Rechtschaffenheit. Sie kleiden sich geschmackvoll, aber nicht aufwendig -- vor allem am Sabbat. Gott ist ein Gott der Ordnung, dem Nachlässigkeit und Unordnung mißfallen.

Christen sollten nicht meinen, sie müßten sich in ihrer Kleidung und ihrem Äußeren auf Biegen und Brechen von den anderen unterscheiden. Der Herr verlangt nicht, daß wir uns selbst zu Sonderlingen machen. Wenn es allerdings um die Gesundheit geht, sollten wir den Mut aufbringen, uns nicht von der gängigen Mode abhängig zu machen. Wir müssen uns unter allen Umständen die innere Unabhängigkeit erhalten, sonst passen wir uns bald in jeder Beziehung der Mehrheit an. Wenn jedoch das, was modern ist, den gesundheitlichen Anforderungen und unseren christlichen Maßstäben nicht entgegensteht, sollten wir es getrost tragen. Christen müssen nicht aus Prinzip gegen die Mode sein. Vor allem sollten sie sich vor Extremen jeder Art hüten.

Frauen müssen sehr darauf achten, daß sie Kleidung tragen, die ihren Körper wirklich warm hält, so wie das in der Regel bei den Männern der Fall ist. Aber nicht alles, was auf den ersten Blick wie warme Kleidung aussieht, ist es auch wirklich. Ich denke da zum Beispiel an die langen Kleider, die heute Mode sind. Es ist überspannt und unzweckmäßig, Kleider oder Röcke zu tragen, deren Saum im Straßenstaub schleift. Bei Regen werden sie unten herum besonders schnell naß, lassen die Gelenke feucht werden und sorgen auf die Dauer für Schwellungen, rheumatische Erkrankungen und Beschwerden aller Art. Solche Kleidungsstücke sind schwerer als zuträglich und behindern obendrein das Gehen. Kleider sollten oberhalb der Schuhe enden. Wegen der Bewegungsfreiheit im Haus und bei der Arbeit könnten sie gern noch kürzer sein. Wie lang oder kurz ein Rock auch sein mag, er sollte den Körper warmhalten. Das würde viele der Beschwerden von vornherein vermeiden, über die Frauen heute so häufig klagen.

An dieser Stelle noch einige Worte zu einer anderen Unsitte, die von sogenannten Modereformern propagiert wird. Sie möchten die Leute glauben machen, daß die modebewußte Frau heutzutage am besten Männerkleidung trägt. Ich halte das für einen Auswuchs, der die allgemeine Verwirrung nur noch vergrößert. Wer seinen Kleidungsstil dem der Männer angleicht, verkehrt offensichtlich Gottes Ordnung, der gesagt hat: "Eine Frau soll nicht Männersachen tragen, und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel." 5.Mose 22,5. Offenbar möchte Gott, daß es einen erkennbaren Unterschied zwischen Frauen- und Männerkleidung gibt, sonst hätte er diese Anweisung nicht gegeben.

Wäre der Apostel Paulus in unserer Mitte, hätte er sicher auch einiges zum augenblicklichen Stil unserer Kleidung zu sagen. Damals schrieb er: "Desgleichen, daß die Frauen in schicklicher Kleidung sich schmücken mit Anstand und Zucht, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand." 1.Timotheus 2,9. Viele christliche Frauen von heute halten von diesen Aussagen des Apostels nichts und behängen sich mit Gold, Perlen und anderem teuren Schmuck.

Christen sollen Licht der Welt und Salz der Erde sein, das heißt: sie sollen ihren Einfluß zum Guten einsetzen. Das ist nur möglich, wenn sie nicht von einem Extrem ins andere fallen, sondern Gediegenheit und Verläßlichkeit ausstrahlen. Es wäre irrig, wollte man aus dem weiter oben Gesagten folgenden Schluß ziehen: Wenn es falsch ist, lange Kleider zu tragen, dann muß es also richtig sein, die Röcke möglichst kurz zu halten. Wir können die Menschen nicht dadurch von der Wahrheit überzeugen, daß wir immer gerade das Gegenteil von dem tun, was die anderen machen. Darum geht es ja auch nicht. Die Frage muß lauten: Ist die Kleidung gesund und fühlt man sich in ihr wohl? Um das zu erreichen, gibt es viele Möglichkeiten jenseits jeden Extrems.

Viele von euch werden jetzt aufbegehren und sagen: "Warum sollen wir uns so anziehen? Ist das nicht altmodisch?" Ich denke, daß wir nicht fragen sollten: "Ist etwas altmodisch oder modern?", sondern: "Ist es gesund oder nicht?" In mancher Hinsicht wünschte ich mir wirklich, daß unsere Glaubensschwestern etwas "altmodischer" wären. Es wäre auch gut, wenn sie etwas von der inneren und äußeren Stärke der Frauen hätten, die Gottes Werk in früherer Zeit getragen haben. Wir sollten wahrhaftig nicht jede Modetorheit mitmachen. Ihr könnt mir glauben, daß ich weiß, wovon ich rede, wenn ich von den Risiken ungesunder Kleidung spreche. How to Live 57-64.