Die Engel

Kapitel 4

Der Ursprung des Bösen

[AUDIO]

Der Ursprung des Bösen ist ein Geheimnis

Die Engel wurden gut und liebevoll erschaffen. Ihre Liebe untereinander war vorurteilsfrei und gerecht, Gott liebten sie über alles, und es fiel ihnen deshalb nicht schwer, seinen Willen zu tun. Sie hatten Freude daran, und es erschien ihnen nicht wie ein schweres Joch, sich seinen Geboten unterzuordnen und auf sein Wort zu hören. Aber in diesen friedlichen Zustand der Unverdorbenheit kam die Sünde durch ihn, der in jeder Hinsicht vollkommen war.

Der Prophet schreibt über ihn: "Dein Herz erhob sich, wegen deiner Schönheit; und deine Weisheit ging verloren, weil du dachtest klug zu sein." Die Sünde ist eine geheimnisvolle, unerklärbare Angelegenheit. Es gab keine Ursache für ihre Existenz, und wollte man sie erklären, käme das einer Rechtfertigung gleich. Die Sünde kam in ein vollkommenes Universum, und sie ist nicht entschuldbar. The Signs of the Times, 28. April 1890.

Schon vor der Erschaffung der Welt kannte Gott die Ereignisse, die in Zukunft geschehen würden. Er unternahm keine Bemühungen, sie den Umständen anzupassen, sondern ließ die Dinge sich entwickeln. Er schuf diese Bedingungen nicht, aber er wußte, daß es so kommen würde. Es gab einen Plan, für den Fall, daß eines der himmlischen Wesen fallen würde -- das ist das große, unverständliche Geheimnis, das seit Ewigkeit besteht. Und es wurde ein Opfer ausgewählt, damit der Plan Gottes für die gefallene Menschheit ausgeführt werden konnte. The Signs of the Times, 25. März 1897.

Wie die Sünde in den Himmel kam, kann nicht erklärt werden, denn wenn dieser Vorgang erklärbar wäre, gäbe es einen Grund für die Sünde, aber es gibt absolut keinen, und sie ist nicht entschuldbar. Ihre Entstehung wird immer ein Geheimnis bleiben. The Review and Herald, 9. März 1886.

Gott erschuf das Böse nicht. Er schuf nur Gutes, das seinem Wesen entsprach ... Das Böse, die Sünde und der Tod ... sind das Ergebnis des Ungehorsams, der seinen Ursprung in Satan hat. The Review and Herald, 4. August 1910.

Die ersten Anzeichen des Bösen

Es gab eine Zeit, in der Satan im Einklang mit Gott lebte und Freude daran hatte, seinen Willen zu tun. Sein Herz war mit Liebe zu seinem Schöpfer erfüllt und er diente ihm gerne, bis er sich einzubilden begann, daß seine Klugheit nicht von Gott käme, sondern in ihm selbst ihren Ursprung habe und ihm deshalb die gleiche Ehre und die gleiche Macht wie Gott zustünde. The Signs of the Times, 18. September 1893.

Obwohl Gott Luzifer sehr schön erschaffen hatte und ihm unter den Engeln große Ehre zuteil werden ließ, machte er ihn nicht erhaben über das Böse. Es stand in Satans Macht, zu wählen, und er entschied sich dafür, seine Gaben negativ einzusetzen. Er hätte weiterhin zu Gottes Wohlgefallen leben können, geliebt und geehrt vom ganzen Engelsheer. Er hätte weiterhin seine hervorragenden Aufgaben erfüllen und seine Fähigkeiten zum Segen anderer und zu Gottes Ehre einsetzen können. Aber nach und nach strebte er immer mehr nach eigener Ehre und benutzte seine Macht, um Aufmerksamkeit zu erregen und Lob zu gewinnen. Außerdem veranlaßte er die Engel, die er anzuleiten hatte, dazu, daß sie ihm dienten, anstatt sich ganz dem Willen Gottes unterzuordnen. The Spirit of Prophecy IV, 317.

Aber nach und nach keimte in Luzifer das Verlangen nach Selbsterhöhung ... Obwohl alle seine Pracht von Gott war, betrachtete dieser mächtige Engel sie schließlich als ihm zukommend. Patriarchen und Propheten 10.

Gott bestätigt die Rangstellung Christi

Ehe der große Streit begann, sollten alle eine klare Vorstellung vom Willen Gottes haben, dessen Weisheit und Güte die Quelle ihrer Freude war ...

Vor den Bewohnern des Himmels erklärte der König, daß außer Christus, dem Eingeborenen Gottes, niemand seine Absicht ganz begreifen könne und daß ihm die Durchführung seiner Vorhaben übertragen sei. Patriarchen und Propheten 12.

Der große Schöpfergott versammelte die Bewohner des Himmels, um in der Gegenwart aller Engel seinen Sohn in einer besonderen Weise zu ehren. Der Sohn wurde neben den Vater auf den Thron gesetzt und das Heer der heiligen Engel Gottes scharte sich um den Thron. Dann gab der Vater bekannt, daß er bestimmt habe, daß sein Sohn ihm gleichwertig sein soll, so daß die Gegenwart des Sohnes gleichbedeutend sein würde mit der Gegenwart Gottes. Das Wort des Sohnes galt ebenso viel wie das Wort des Vaters, und man mußte ihm genauso gehorchen.

Gott setzte seinen Sohn in die Herrschaft über die himmlischen Engel ein. Außerdem sollte der Sohn in einer ganz besonderen Weise bei der Erschaffung der Erde mit dem Vater zusammenwirken ...

Satan war neidisch und eifersüchtig auf Jesus Christus, aber als sich die Engel vor Christus verneigten, um zu zeigen, daß sie seine Überlegenheit und seine hohe Autorität anerkannten und in ihm den rechtmäßigen Herrscher sahen, verneigte sich auch Satan; sein Herz aber war voll Neid und Haß. Christus wurde von Gott in seine Pläne eingeweiht, während Satan sie nicht erfuhr. Er hätte sie nicht verstanden und es war ihm nicht erlaubt, Gottes Absichten zu kennen. Aber Christus war der anerkannte Herrscher des Himmels, der mit genau so viel Macht und Autorität ausgestattet war, wie Gott selbst.

Satan dachte, daß er bei den Engeln sehr beliebt sei. Er hatte eine hohe Position; aber ... er strebte danach, wie Gott selbst zu sein. Er gefiel sich in seinen hochgesteckten Zielen. Er wußte, daß er bei den Engeln hohes Ansehen genoß. Er war mit einer besonders wichtigen Aufgabe betraut. Er hatte sich immer in Gottes Nähe aufgehalten, und ein besonders Licht vom Thron Gottes umgab ihn. Mit großem Vergnügen dacht Satan darüber nach, daß die Engel seinen Befehlen gehorchten. Waren seine Kleider nicht auch hell und wunderschön? Warum also sollte Christus ihm vorgezogen werden? The Spirit of Prophecy I, 17.18.

Die Engel anerkannten freudig Christi Vorherrschaft, fielen vor ihm nieder und brachten ihm ihre Liebe und Anbetung dar. Luzifer beugte sich mit ihnen, aber in seinem Herzen tobte ein seltsamer, heftiger Kampf. Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeitssinn und Treue lagen im Widerstreit mit Neid und Eifersucht ... Aber wieder überkam ihn der Stolz. Das Verlangen nach Oberherrschaft kehrte zurück, und abermals gab er dem Neid auf Christus Raum. Patriarchen und Propheten 12-13.

Luzifer beginnt mit seinen Machenschaften gegen Christus

Satan ... begann seine Rebellion mit den Engeln, die seiner Befehlsgewalt unterstanden, indem er versuchte, sie zu verunsichern. Und es gelang ihm, sie so zu täuschen, daß er viele Engel für sich gewinnen konnte, bevor seine Ziele ganz zu erkennen waren. The Review and Herald, 28. Januar 1909.

Satan ... hatte den Ehrgeiz, genauso viel Ansehen und Ehre zu erreichen, wie Gott sie seinem Sohn gegeben hatte.

Er wurde eifersüchtig und neidisch auf Christus und versuchte, den Engeln, die ihn als beschirmenden Cherub verehrten, einzureden, daß er nicht in dem Ausmaß geehrt würde, wie es ihm aufgrund seiner hohen Position zukäme. The Review and Herald, 24. Februar 1874.

Durch hinterhältige Bemerkungen, in denen er andeutete, daß ihm eigentlich die Position zugestanden hätte, die man Christus gegeben hatte, säte Luzifer Zweifel in den Herzen vieler Engel. The Educational Messenger, 11. September 1908.

Luzifer arbeitete bei seinen Täuschungsmanövern dermaßen geheim, daß die Engel, die sich nicht in hohen Positionen befanden, glauben konnten, daß er der Regent des Himmels sei. This Day With God 256.

Die treuen und wahrhaftigen Engel versuchten, diesen mächtigen, abtrünnigen Engel wieder mit seinem Schöpfer zu versöhnen. Sie rechtfertigten das Handeln Gottes an Jesus Christus und versuchten Satan mit vernünftigen Argumenten davon zu überzeugen, daß ihm jetzt nicht weniger Ehre zuteil wurde als zu der Zeit, bevor der Vater bekanntgegeben hatte, mit welchen Ehren er seinen Sohn bedachte. Sie machten ihm klar, daß Christus Gottes Sohn war, der bereits mit ihm existierte, bevor die Engel erschaffen wurden; und daß er schon immer zur Rechten Gottes gestanden und bisher noch nie jemand seine sanfte, liebevolle Autorität angezweifelt habe. Außerdem habe er noch nie Befehle erteilt, die von den Himmelsbewohnern nicht mit Freude ausgeführt werden konnten. Sie argumentierten auch, daß die besondere Ehre, die Christus in Gegenwart der Engel erhalten hatte, in keiner Weise von der Verehrung ablenkte, die Satan bisher zuteil wurde. The Spirit of Prophecy I, 19.

Er (Luzifer) gewann die Sympathie einiger seiner Mitgeschöpfe, indem er an der Regentschaft Gottes Kritik übte. Diese böse Saat wurde auf eine sehr unauffällige Weise ausgestreut, und als sie aufgegangen war und in den Gedanken vieler Wurzeln geschlagen hatte, sammelte er die Beschwerden und trug sie dem Ältestenrat der Engel als die Kritik anderer an der Herrschaft Gottes vor. The S.D.A. Bible Commentary IV, 1143.

Luzifer verhielt sich bei seinen Versuchungen anfänglich so, daß er in keiner Weise bloßgestellt wurde. Den Engeln, die er nicht ganz auf seine Seite ziehen konnte, warf er Gleichgültigkeit gegenüber den Belangen der himmlischen Wesen vor. Genau das, was er selbst tat, legte er den treuen Engeln zur Last. Seine Verfahrensweise bestand darin, Gottes Absichten mit heimtückischen Beweisgründen zu verwirren. Alles Einfache umgab er mit Geheimnis, und mit geschickter Verdrehung zog er die klarsten Darlegungen Jahwes in Zweifel. Und seine hohe Stellung, die mit der Herrschaft Gottes so eng verbunden war, verlieh seinen Schilderungen nur um so größeres Gewicht. Patriarchen und Propheten 17-18.

Den Versuch, Gottes Gesetz zu beseitigen, unternahm Satan bei den sündlosen Bewohnern des Himmels. Damit schien er eine Zeitlang Erfolg zu haben. Viele Engel ließen sich verführen; aber sein scheinbarer Triumph endete mit Niederlage und Verlust, mit der Trennung von Gott und der Verbannung aus dem Himmel. Patriarchen und Propheten 305.

Zu Gottes Herrschaftsbereich gehörten nicht nur die Bewohner des Himmels, sondern die Bewohner aller geschaffenen Welten, und Satan dachte, wenn es ihm gelänge, die intelligenten Wesen des Himmels in die Rebellion zu stürzen, müßte ihm dies auch mit allen anderen Welten gelingen. The Review and Herald, 9. März 1886.

Satan hatte gegenüber den Engeln und sogar gegenüber Gott insofern einen Vorteil, der ihn zu arroganter Überheblichkeit veranlaßte, ... daß er sich durch Falschheit sehr gut tarnen konnte. Für einige Zeit war es unmöglich, ihm die Maske herunterzureißen, so daß die abstoßende Veränderung seines Charakters nicht gleich zu erkennen war. Er mußte sich selbst offenbaren durch seine grausamen, ausgeklügelten, bösartigen Werke. The Spirit of Prophecy IV, 319.

Luzifer bekommt Zeit, um seine teuflischen Grundsätze zu entwickeln

Gott handelte weise und warf Satan nicht sofort aus dem Himmel, denn das hätte nichts an seiner Grundeinstellung geändert. Im Gegenteil, dadurch wäre seine Rebellion nur gestärkt worden, weil er so Sympathien für sich gewinnen hätte können, weil es so ausgesehen hätte, als habe man ihn ungerecht behandelt. So hätte er noch eine viel größere Anzahl Engel mit sich nehmen können. Er mußte abgesetzt werden und Zeit bekommen, damit er seine Grundsätze deutlicher entwickeln konnte. The Review and Herald, 9. März 1886.

Satan beklagte die angeblichen Fehler in der Führung der himmlischen Angelegenheiten und bemühte sich darum, die Herzen und Gedanken der Engel mit seiner Abneigung zu erfüllen. Weil er nicht der Größte sein konnte, säte er Zweifel und Unglauben. Weil er nicht sein konnte wie Gott, strebte er danach, die Gedanken der Engel mit seinem eigenen Neid und seiner Unzufriedenheit zu durchdringen. So wurde die Saat der Feindschaft ausgestreut, um dann vor den himmlischen Höfen als die Unzufriedenheit der Engel und nicht als Satans Machenschaften dargestellt zu werden. So wollte der Betrüger beweisen, daß die Engel genau so dachten wie er ...

Das, was Satan den Engeln einzureden versuchte -- hier ein Wort und da ein Wort -- begründete eine lange Reihe von Vermutungen. Auf sehr gekonnte Weise leitete er daraus scheinbar berechtigte Zweifel ab. Als er dann zur Rede gestellt wurde, beschuldigte er diejenigen, die er dazu verleitet hatte. Seine ganze Unzufriedenheit lastete er ihnen an. The Review and Herald, 7. September 1897.

Aber er (Luzifer) deutete Zweifel über die Gesetze an, durch die die Engel als himmlische Wesen regiert wurden. Er gab zu verstehen, daß solche wohl notwendig seien für die Bewohner der Welten, aber nicht für die Engel, deren Weisheit ihnen hinlänglich Ratgeber sei. Patriarchen und Propheten 13.

Luzifer ... strebte danach, Gottes Gesetz abzuschaffen. Er behauptete, daß die nicht in Sünde gefallenen himmlischen Wesen kein Gesetz nötig hätten, sondern fähig wären, sich selbst zu regieren und treu zu bleiben. The Signs of the Times, 28. April 1890.

Als Satan, der Betrüger, im Himmel sündigte, durchschauten selbst die Engel auf Gottes Seite nicht völlig seinen schlechten Charakter. Deshalb vernichtete Gott ihn nicht sofort; die heiligen Engel hätten sonst seine Beweggründe nicht verstanden und an seiner Gerechtigkeit und Liebe gezweifelt. Das wäre eine üble Saat gewesen, die als bittere Frucht Sünde und Leid hervorgebracht hätte. Deshalb verschonte Gott den Urheber des Bösen, damit sein Charakter für alle offenbar werden konnte. Bilder vom Reiche Gottes 56.

Die Engel beraten über die Angelegenheit

Während sich einige Engel Satans Rebellion anschlossen, debattierten andere mit ihm und versuchten, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, indem sie sich für die Ehre Gottes einsetzten und klarzustellen versuchten, daß Gott weise gehandelt habe, indem er seinem Sohn die Macht gab. Satan hielt dagegen, daß es keinen Grund gab, weshalb Christus mit einer solch uneingeschränkten Macht und einer solchen Befehlsgewalt ausgestattet sei und er nicht! Spiritual Gifts III, 37.

Satan weigerte sich, zuzuhören, und dann wandte er sich von den treuen und wahrhaftigen Engeln ab und beschimpfte sie als Sklaven. Die Engel, die Gott treu geblieben waren, standen da und sahen mit Erstaunen, daß Satan mit seinen Bemühungen, eine Rebellion heraufzubeschwören, Erfolg hatte. Er versprach ihnen eine neue und bessere Regierung, als sie bisher hatten, in der die große Freiheit herrschen sollte. Eine große Anzahl gab zu erkennen, daß sie Satan als ihren Anführer anerkennen und sich unter seinen Befehl stellen wollten. Als er seinen Erfolg sah, schmeichelte er sich selbst, daß er mit der Zeit noch alle Engel auf seine Seite bringen könnte, daß er dann Gott gleich sei und seine Befehlsgewalt von allen Engeln des Himmels anerkannt würde.

Noch einmal warnten ihn die treuen Engel vor den Konsequenzen, wenn er auf seiner Rebellion bestünde; daß der, der die Engel erschaffen hatte, ihm all seine Macht nehmen und seiner schrecklichen Rebellion ein Ende setzen konnte. Wie konnte ein Engel sich dem Gesetz widersetzen, das ebenso heilig war wie Gott selbst! Sie rieten den Aufrührern, nicht mehr auf Satans verführerische Argumente zu hören, und empfahlen Satan und allen Betroffenen, zu Gott zu gehen und ihr Unrecht, das darin bestand, daß sie auch nur mit einem Gedanken Gottes Herrschaft in Frage gestellt hatten, einzugestehen. The Spirit of Prophecy I, 20.

Satan war sehr erfinderisch, wenn er seine Seite der Angelegenheit darstellte. Sobald er merkte, daß ein Argument durchschaut wurde, wechselte er das Thema. Bei Gott war das anders, er gebrauchte nur die Wahrheit und Gerechtigkeit als Waffen. Satan konnte Mittel einsetzen, die Gott nicht zur Verfügung standen: Unehrlichkeit und Betrug. The Review and Herald, 9. März 1886.

Die Machenschaften Satans waren so subtil, daß von den Engeln nicht erkannt wurde, was wirklich dahintersteckte ... Unter diesen Umständen dauerte es eine lange Zeit, bis Satan demaskiert wurde. The S.D.A. Bible Commentary IV, 1143.

Gott trug Luzifer lange mit großer Barmherzigkeit. Er enthob ihn nicht sofort seiner hohen Stellung, als er begann, sich dem Geist der Unzufriedenheit zu ergeben, selbst dann noch nicht, als er seine falschen Ansprüche den getreuen Engeln unterbreitete. Gott duldete ihn noch lange Zeit im Himmel. Immer wieder wurde ihm unter der Bedingung, daß er bereute und sich unterwarf, Vergebung angeboten. Der große Kampf 498.

Der Geist der Unzufriedenheit war bisher im Himmel unbekannt gewesen. Er war ein neues Element, fremd, geheimnisvoll, unerklärlich. Luzifer kannte anfangs die wahre Natur seiner Gefühle selbst nicht. Eine Zeitlang hatte er sich gescheut, solche Gedankengänge zu äußern. Aber er wies sie auch nicht von sich. Er sah nicht, wohin er trieb. Mit unendlicher Liebe und Weisheit wollte man ihn von seinem Irrtum überzeugen. Man wies ihm die Grundlosigkeit seiner Unzufriedenheit nach und zeigte ihm, welches die Folgen sein würden, wenn er in Empörung verharrte. Luzifer war von seinem Unrecht überzeugt. Er erkannte: "Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken." Psalm 145,17. Er empfand, daß die göttlichen Gesetze gerecht sind und er das vor dem gesamten Himmel bekennen sollte.

Hätte er es getan, hätte er sich und viele Engel retten können. Zu der Zeit gab er seine Gehorsamspflicht Gott gegenüber noch nicht völlig auf. Obgleich er seine Stellung als deckender Cherub verließ, hätte er wieder in sein Amt eingesetzt werden können, wenn er nur bereit gewesen wäre, zu Gott zurückzukehren und des Schöpfers Weisheit anzuerkennen. Wäre er doch damit zufrieden gewesen, den Platz auszufüllen, der ihm in Gottes großem Plan zugewiesen worden war! Nun war die Zeit für eine endgültige Entscheidung gekommen. Entweder mußte er Gottes Oberhoheit uneingeschränkt anerkennen oder sich in offener Empörung gegen ihn erheben. Patriarchen und Propheten 15.

Gott stellt sich Satans Herausforderung

In den Beratungsgremien des Himmels wurde beschlossen, daß man Maßnahmen ergreifen mußte, die die Macht Satans nicht sofort zerstören würden, denn Gott verfolgte das Ziel, mit dem was geschah, für endgültige Sicherheit zu sorgen. Man mußte Satan Zeit geben, die Grundlagen seiner Herrschaft voll zu entwickeln. Das himmlische Universum sollte genau erkennen können, welcher Art die Grundsätze waren, von denen Satan behauptete, daß sie Gottes Grundsätzen überlegen seien. Gottes Anordnungen mußten den Forderungen Satans gegenübergestellt werden. Die verdorbenen Grundlagen der Herrschaft Satans mußten offenbar werden. Die Grundsätze der Gerechtigkeit, die sich in Gottes Gesetz ausdrücken, sollten dargestellt werden -- unveränderlich, vollkommen, ewig. The Review and Herald, 7. September 1897.

Die treuen Engel eilen zu Gott und berichten ihm, was da unter den Engeln stattfand. Sie finden den Vater bereits in der Beratung mit seinem Sohn. Sie beraten darüber, welche Maßnahmen für die treuen Engel am besten sind, um Satans angemaßte Macht für immer zu beseitigen. Der große Gott hätte diesen Erzbetrüger sofort aus dem Himmel werfen können. Aber das lag nicht in seiner Absicht. Er wollte den Rebellen die Möglichkeit geben, sich unter fairen Bedingungen mit der Macht seines Sohnes und der treuen Engel zu messen. In dieser Auseinandersetzung konnte jeder Engel die Seite wählen und offen erkennen lassen, wohin er gehörte. The Spirit of Prophecy I, 21.

Luzifer wird zu Satan

Satan ... beschloß, daß er sich selbst zum Mittelpunkt allen Einflusses machen würde, denn wenn er schon nicht die Herrschaft des Himmels an sich reißen konnte, wollte er wenigstens unter den Rebellen im Kampf gegen die Regierung des Himmels die Vorherrschaft ausüben. Jedenfalls wollte er herrschen und nicht beherrscht werden. The Review and Herald, 16. April 1901.

Viele von Satans Mitläufern waren geneigt, auf den Rat der treuen Engel zu hören. Sie bereuten ihre Unzufriedenheit und wollten gerne das Vertrauen Gottes und seines lieben Sohnes zurückgewinnen.

Der große Rebell redete ihnen dann ein, daß er Gottes Gesetz genau kenne und wisse, daß, wenn sie klein beigeben und sich unterordnen würden, ihnen ihre Ehre genommen werde. Man würde ihnen nie mehr eine wichtige Aufgabe anvertrauen. Und er sagte ihnen, daß sie ebenso wie er bereits zu weit gegangen seien, aber er sei wenigstens bereit, die Konsequenzen zu tragen, nämlich sich niemals in unterwürfiger Anbetung vor dem Sohn Gottes zu beugen. Gott würde ihnen niemals vergeben, und nun läge es an ihm, die Macht zu erzwingen, die man ihnen freiwillig nicht zugestanden habe. The Spirit of Prophecy I, 20.21.

Für Satan traf es zu, daß er schon zu weit gegangen war, aber nicht für jene, die durch seine Täuschungen verführt worden waren. Sie durften aufgrund des Rates und der Bitten der treuen Engel noch hoffen. Und hätten sie die Warnung beachtet, wären sie aus Satans Schlinge entkommen. Aber Liebe zu ihm, Stolz und der Wunsch nach unbegrenzter Freiheit gewannen die Oberhand. Sie wiesen die Angebote der göttlichen Liebe und Gnade zurück. Patriarchen an Propheten 17.

Die Engel erscheinen vor dem Vater

Alle Engel mußten vor dem Vater erscheinen, damit jeder einzelne Fall entschieden werden konnte. Ohne rot zu werden, äußerte Satan seine Unzufriedenheit darüber, daß Christus ihm vorgezogen worden sei. Er stand stolz da und forderte, daß er Gott gleichgestellt und in die Beratungen mit dem Vater einbezogen werden sollte, und er wollte genau wissen worum es ging. Gott ließ ihn wissen, daß er nur seinem Sohn seine geheimen Absichten mitteilen würde und von der gesamten himmlischen Familie, auch von Satan, uneingeschränkten Gehorsam verlange. Wer seine Autorität in Frage stelle, beweise damit, daß er eines Platzes im Himmel nicht würdig sei.

Da zeigte Satan überheblich auf seine Anhänger, die fast die Hälfte der Engel ausmachten, und rief aus: "Sie gehören alle zu mir! Willst du sie auch alle hinauswerfen und solch eine Lücke im Himmel schaffen?" Und dann erklärte er, daß er bereit sei, gegen die Herrschaft Christi zu kämpfen und seinen Platz im Himmel mit Macht zu verteidigen, Mann gegen Mann! The Spirit of Prophecy I, 22.

Bis zum Ende des Streites im Himmel fuhr der große Aufrührer fort, sich zu rechtfertigen. Als angekündigt wurde, daß er mit allen seinen Anhängern aus den Stätten der Wonne ausgestoßen werden müsse, erklärte der Rädelsführer kühn, er verachte des Schöpfers Gesetz. Er wiederholte immer wieder seine Behauptung, daß die Engel keiner Aufsicht bedürften, sondern frei sein müßten, ihrem eigenen Willen zu folgen, der sie allezeit richtig führen werde. Er schmähte die göttlichen Satzungen als eine Beschränkung ihrer Freiheit und erklärte, daß es seine Absicht sei, das Gesetz abzuschaffen, damit die Heerscharen des Himmels, von diesem Zwang befreit, zu einem erhabeneren, herrlicheren Dasein gelangen möchten.

In völligem Einverständnis legten Satan und seine Scharen die Verantwortung für ihre Empörung gänzlich Christus zur Last und behaupteten, sie hätten sich niemals aufgelehnt, wenn sie nicht gerügt worden wären. Der große Kampf 502.503.

Die Erkenntnis, die Satan und seine Anhänger über das Wesen Gottes, seine Barmherzigkeit, Weisheit und Herrlichkeit besaßen, machte ihre Schuld unentschuldbar. The Review and Herald, 24. Februar 1874.