Die Engel

Kapitel 10

Engel in der Zeit der Richter und der frühen Könige

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Christus als der "Engel des Herrn"

Wenn Gott in alter Zeit seine Engel sandte, damit sie einzelnen Menschen dienten, und diese dann merkten, daß es Engel waren, die sie gesehen und mit denen sie gesprochen hatten, waren sie von Ehrfurcht überwältigt und fürchteten, sterben zu müssen. Sie hatten eine solch beeindruckende Vorstellung von der furchtbaren Majestät und Allmacht Gottes, daß sie glaubten, zerstört zu werden, wenn sie mit einem Wesen, das direkt aus seiner heiligen Gegenwart zu ihnen kam, so engen Kontakt hatten ... Richter 6,22.23; Richter 13,21.22; Josua 5,13-15. Spiritual Gifts IVb, 152.

Nach dem Tod ihres Anführers (Josua) und der Ältesten, die mit ihm zusammengearbeitet hatten fiel das Volk nach und nach wieder in den Götzendienst zurück ...

Der Herr sah dem Volk diese Sünden nicht nach, sondern ermahnte es. Es gab immer noch treue Gläubige in Israel, und viele nahmen auch noch nach wie vor aus Gewohnheit am Gottesdienst in der Stiftshütte teil. Anläßlich eines religiösen Festes hatte sich eine große Volksmenge eingefunden, als sich ein Engel Gottes, der zuerst in Gilgal erschienen war, der Versammlung in Silo offenbarte ...

Dieser Engel, derselbe, der Josua bei der Einnahme Jerichos erschienen war, war kein anderer als der Sohn Gottes ... Er zeigte ihnen, daß nicht er die Versprechen, die er ihnen gegeben hatte, brach, sondern daß sie selbst es waren, die den Bund mit Gott nicht einhielten.

"Und als der Engel des Herrn diese Worte zu den Israeliten gesprochen hatte, erhob das Volk seine Stimme und weinte. Und sie opferten dem Herrn". Aber ihre Reue war nicht von Dauer. The Signs of the Times, 2. Juni 1881.

Gideon

Gideon war der Sohn Joas' aus dem Stamm Manasse. Das Geschlecht, zu dem diese Familie gehörte, hatte keine führende Stellung, aber es zeichnete sich durch Mut und Redlichkeit aus ... An Gideon erging nun Gottes Ruf, sein Volk zu befreien. Er war gerade beim Weizendreschen ... Während Gideon still und verborgen arbeitete, sann er bekümmert über Israels Lage nach und wie das Joch der Unterdrücker abzuschütteln sei.

Plötzlich erschien "der Engel des Herrn" und sprach ihn an mit den Worten: "Der Herr mit dir, du streitbarer Held!" Patriarchen und Propheten 530.

Der Engel hatte seine göttliche Herkunft verschleiert, aber es war kein anderer als Christus, der Sohn Gottes. Wenn ein Prophet oder ein Engel eine Botschaft Gottes übermittelt, sagte er üblicherweise: "Der Herr spricht, ich werde dieses oder jenes tun." Aber von der Gestalt, die mit Gideon sprach, ist uns übermittelt, daß sie sagte: "Der Herr ist mit dir, du starker Held!"

Gideon wollte seinem vornehmen Besucher eine besondere Ehre erweisen, und nachdem er sich vergewissert hatte, daß der Engel warten würde, eilte er zu seinem Zelt und bereitete aus seinen knappen Vorräten ein Zicklein und ungesäuertes Brot und brachte es ihm ...

Aber der Engel Gottes sprach zu ihm: "Nimm das Fleisch und die Brote und lege es hin auf den Fels hier und gieß die Brühe darüber." Richter 6,20.

Gideon tat dies, und dann gab ihm der Herr das Zeichen, das er sich gewünscht hatte. Mit dem Stab, den er in seiner Hand hielt, berührte der Engel das Fleisch und die ungesäuerten Brote, und ein Feuer fuhr aus dem Felsen und verzehrte alles wie ein Opfer und nicht wie ein Gastmahl, denn er war kein Mensch, sondern Gott. Nach diesem Beweis seiner göttlichen Herkunft verschwand der Engel.

Als er überzeugt war, daß er den Sohn Gottes gesehen hatte, war Gideon mit Angst erfüllt, und er rief aus: "Ach, Herr, Herr! Habe ich wirklich den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen!"

Da erschien der Herr Gideon ein weiteres Mal und sagte: "Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht! Du wirst nicht sterben." Diese wohlwollenden Worte sprach derselbe mitfühlende Erlöser, der den Jüngern im Sturm auf dem See zurief: "Ich bin es, fürchtet euch nicht!" Und es war ebenfalls er, der den Trauernden im oberen Saal erschien und sie mit den gleichen Worten begrüßte wie Gideon: "Friede sei mit dir!" Richter 6,22.23. The Signs of the Times, 23. Juni 1881.

Simson

Inmitten des weit verbreiteten Abfalls flehten die gläubigen Anbeter Gottes unaufhörlich um Israels Befreiung. Er schien sie nicht zu hören; mit jedem Jahr lastete die Gewaltherrschaft der Unterdrücker schwerer auf dem Land. Dennoch hatte Gottes Vorsehung Hilfe bereit. Gerade in den ersten Jahren der Bedrängnis durch die Philister wurde ein Kind geboren, durch das Gott diese mächtigen Feinde demütigen wollte.

Am Rande des Hügellandes, von dem man die Philisterebene gut überschauen konnte, lag die kleine Stadt Zora. Hier wohnte die Familie Manoahs aus dem Stamme Dan, eine der wenigen Familien, die bei dem allgemein herrschenden Abfall Jahwe treu geblieben waren. Eines Tages erschien Manoahs kinderloser Frau der "Engel des Herrn" mit der Botschaft, sie würde einen Sohn bekommen, durch den mit Gottes Hilfe Israels Befreiung anfangen sollte. Im Hinblick darauf unterwies sie der Engel über die künftige Lebensweise und auch über die Behandlung des Kindes ...

Die Frau ging zu ihrem Mann und beschrieb ihm den Engel und wiederholte dessen Botschaft. Voller Sorge, sie könnten bei der wichtigen Aufgabe etwas falsch machen, betete Manoah: "Ach Herr, laß den Mann Gottes wieder zu uns kommen, den du gesandt hast, damit er uns lehre, was wir mit dem Knaben tun sollen, der geboren werden soll." Richter 13,8.

Als der Engel daraufhin nochmals erschien, erkundigte sich Manoah genau: "Wie sollen wir's mit dem Knaben halten und tun?" Und der Engel wiederholte: "Vor allem, was ich der Frau gesagt habe, soll sie sich hüten: sie soll nicht essen, was vom Weinstock kommt, und soll keinen Wein oder starkes Getränkt trinken und nichts Unreines essen; alles, was ich ihr geboten habe, soll sie halten." Richter 13,12-14. Patriarchen und Propheten 542.543.

Manoah und seine Frau wußten nicht, daß der, der mit ihnen sprach, Jesus Christus war. Sie erkannten ihn zwar als Boten Gottes, waren sich aber nicht im klaren, ob es sich um einen Propheten oder um einen Engel handelte. Da sie gerne gastfreundlich sein wollten, nötigten sie ihn zu bleiben, damit sie ein Zicklein für ihn zubereiten könnten, aber da sie nicht wußten wer er war, wußten sie auch nicht so recht, ob sie ihm ein Opfer darbringen sollten oder nur ein übliches Gastmahl.

"Aber der Engel des Herrn antwortete Manoah: ‚Wenn du mich auch hier hältst, so esse ich doch von deiner Speise nicht. Willst du aber dem Herrn ein Brandopfer bringen, so kannst du es opfern.' Manoah aber wußte nicht, daß es der Engel des Herrn war."

Nach diesen Worten fragte Manoah den Engel des Herrn: "Wie heißt du? Denn wir wollen dich ehren, wenn nun eintrifft, was du gesagt hast."

Die Antwort lautete: "Warum fragst du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?" Als Manoah das göttliche Wesen seines Gastes erkannte, "nahm er ein Ziegenböcklein und Speisopfer und brachte es auf einem Feld dem Herrn dar, der geheimnisvolle Dinge tut".

Feuer kam aus dem Felsen und verzehrte das Opfer, "und als die Flammen aufloderten vom Altar gen Himmel, fuhr der Engel des Herrn auf in der Flamme des Altars. Als das Manoah und seine Frau sahen, fielen sie zur Erde auf ihr Angesicht." Jetzt gab es keine Frage mehr bezüglich der Herkunft des Besuchers. Sie wußten, daß sie den Heiligen Gottes gesehen hatten; den, der, seine Herrlichkeit in einer Wolkensäule verschleiernd, Israels Anführer und Helfer in der Wüste gewesen war.

Ehrfürchtiges Erstaunen und Angst erfüllten Manoahs Herz und er konnte nur ausrufen: "Wir werden sicher sterben, weil wir das Angesicht Gottes gesehen haben!" Aber seine Partnerin in dieser ernsten Stunde hatte einen größeren Glauben als er. Sie erinnerte ihn daran, daß der Herr ihr Opfer angenommen habe und daß er ihnen einen Sohn versprochen hatte, der mit der Befreiung Israels beginne sollte. Das war nicht ein Zeichen des Zorns, sondern der Annahme. Richter 13,16-22. The Signs of the Times, 15. September 1881.

Gottes Ankündigung an Manoah erfüllte sich, als ihm zur vorbestimmten Zeit ein Sohn geboren wurde, der den Namen Simson erhielt. Aufgrund des Befehls des Engels wurde diesem Kind niemals das Haupthaar geschnitten, und er wurde von Geburt als Nasiräer an Gott geweiht. The Signs of the Times, 6. Oktober 1881.

Samuel und Eli

Samuel war in seiner Kindheit von den verderblichsten Einflüssen umgeben. Er sah und hörte Dinge, die ihn sehr betrübten. Die Söhne Elis, die ein heiliges Amt versahen, wurden von Satan beherrscht. Sie verunreinigten ihren ganzen Einflußbereich. Männer und Frauen wurden täglich von Sünde und Unrecht gefesselt, doch Samuel blieb rein. Sein Charakter war untadelig. An den Sünden, die ganz Israel mit schrecklichen Gerüchten erfüllten, hatte er weder Anteil noch das geringste Wohlbehagen. Samuel liebte Gott. Seine Seele stand in so enger Verbindung mit dem Himmel, daß ein Engel ausgesandt wurde, um mit ihm über die Sünden der Söhne Elis zu sprechen, die Israel verderbten. Aus der Schatzkammer der Zeugnisse I, 364.

Die Übertretungen der Söhne Elis waren dermaßen frech und anmaßend, ... daß kein Opfer ausreichte, um diese wissentlich begangenen Sünden zu sühnen ... Diese Sünder brachten die Bundeslade in das Zeltlager der Israeliten ...

Gott ließ zu, daß seine Bundeslade in die Hände der Feinde fiel, um den Israeliten zu zeigen, wie nutzlos es war, auf sie als Hilfsmittel zu vertrauen. Sie war doch nur ein Symbol seiner Gegenwart und sinnlos, wenn sie die Gebote, die in ihr aufbewahrt wurden, mißachteten ...

Die Philister triumphierten, weil sie dachten, daß sie den berühmten Gott der Israeliten, der so große Wunder für sie vollbracht und sie zum Schrecken ihrer Feinde gemacht hatte, erbeutet hätten. Sie brachten die Lade Gottes nach Asdod und stellten sie in einen Tempel, den sie zu Ehren ihres wichtigsten Gottes, Dagon, erbaut hatten. Sie stellten sie direkt neben das Götzenstandbild. Als die Priester dieses Gottes am Morgen in den Tempel kamen, erschraken sie sehr, als sie sahen, daß ihr Gott von seinem Sockel gefallen war und mit dem Gesicht auf dem Boden vor der Lade des Herrn lag ... Die Engel des Herrn, die die Bundeslade immer begleiteten, hatten den nutzlosen Götzen heruntergeworfen und verunstaltet, um zu erkennen zu geben, daß der lebendige Gott über allen Göttern stand und ein Heidengötze vor ihm nichts war. Spiritual Gifts IVa, 106.107.

Schnell verbreiteten die Leute von Beth-Schemesch die Nachricht, daß die Lade bei ihnen sei, und aus der ganzen Umgebung strömten die Menschen herbei, ihre Rückkehr zu begrüßen. Sie stellten sie auf den Stein, der zuvor als Altar gedient hatte, und brachten dem Herrn zahlreiche Opfer dar ... Statt einen geeigneten Ort für ihre Unterbringung vorzubereiten, ließen sie sie auf dem Erntefeld stehen. Als sie die heilige Truhe so betrachteten und sich darüber unterhielten, auf welch wunderbare Weise sie doch zu ihnen gekommen war, fingen sie an, Vermutungen drüber anzustellen, worin ihre wunderbare Macht eigentlich läge. Schließlich packte sie die Neugier, sie entfernten die Decken und wagten es, sie zu öffnen ...

Nicht einmal die heidnischen Philister hatten gewagt, die Decken abzunehmen, denn himmlische Engel begleiteten die Lade ungesehen auf allen Wanderungen. Die unehrerbietige Dreistigkeit der Einwohner von Beth-Schemesch wurde schnell bestraft. Viele ereilte der Tod. Patriarchen und Propheten 572.

Saul und Jonathan

Gott hatte Samuel zum Richter über Israel gemacht. Er wurde vom ganzen Volk verehrt. Gott wollte von ihnen als Herrscher anerkannt werden, aber er bestimmte Menschen, die sie regierten, rüstete sie mit seinem Geist aus und vermittelte ihnen seinen Willen durch seine Engel. Spiritual Gifts IVa, 67.

Saul hatte mit seinem vermessenen Opfer gesündigt, darum verwehrte ihm der Herr den Siegesruhm über die Philister. Jonathan, der gottesfürchtige Sohn des Königs, war zur Befreiung Israels ausersehen ... Engel beschützten Jonathan und seinen Waffenträger. Engel kämpften an ihrer Seite, und vor ihnen wichen die Philister zurück. Patriarchen und Propheten 605.606.

Engel Gottes kämpften mit Jonathan Seite an Seite, und die Philister fielen um ihn herum. Das Heer der Philister, das im Kampf lag, und auch die Soldaten im Lager bekamen große Angst. Die Erde bebte unter ihnen, so als seien Unmengen von Reitern und Kriegswagen bereit zum Kampf. Jonathan, sein Waffenträger und sogar das Heer der Philister erkannten, daß der Herr sich für die Befreiung der Israeliten einsetzte. Spiritual Gifts IVa, 70.

Davids frühe Jahre

Samuel kam nicht mehr mit Anweisungen Gottes zu Saul. Der Herr konnte ihn zur Ausführung seiner Ziele nicht gebrauchen. Aber er sandte Samuel in das Haus Jesses, damit er David salbe, den er sich anstelle von Saul, den er verworfen hatte, als Regent über Israel auserwählt hatte.

Als ihm die Söhne Jesses vorgestellt wurden, hätte Samuel Eliab gewählt, der groß und stattlich war und eine vornehme Ausstrahlung hatte, aber der Engel Gottes stand neben ihm und leitete ihn in dieser wichtigen Entscheidung. Er machte ihn darauf aufmerksam, daß er nicht nach dem äußeren Erscheinungsbild urteilen dürfe. Eliab war nicht gottesfürchtig. Er hatte in seinem Herzen keine tiefe Beziehung zu Gott. Er wäre ein stolzer, sehr bestimmender König geworden. Keiner unter den Söhnen paßte für das hohe Amt, außer David, dem Jüngsten, dessen einfache Aufgabe es war, die Schafe zu hüten. Spiritual Gifts IVa, 77.78.

David war nicht sehr groß, sah aber sehr gut aus. Seine ganze Erscheinung strahlte Demut, Ehrlichkeit und echten Mut aus. Der Engel Gottes wies Samuel darauf hin, daß David derjenige war, den er salben sollte, denn er war der Auserwählte Gottes. Von diesem Augenblick an schenkte der Herr David ein kluges und verständiges Herz. The Spirit of Prophecy I, 368.

Davids ältester Bruder Eliab ... war eifersüchtig auf David, weil er ihm vorgezogen wurde. Er verachtetete David und dachte, daß er ihm überlegen sei. Er beschuldigte ihn vor den anderen, daß er heimlich von seinem Vater fortgelaufen sei, um den Kampf zu beobachten ... David widersprach dieser ungerechten Anschuldigung und antwortete: "Was habe ich denn getan, gibt es denn keinen Grund dafür, daß ich gekommen bin?" David macht sich nicht die Mühe, seinem Bruder zu erklären, daß er gekommen sei, um Israel zu helfen, daß Gott ihn gesandt hatte, damit er Goliath besiege.

Gott hatte ihn zum Regenten Israels erwählt, und jetzt, da die Armeen des lebendigen Gottes in einer so schlechten Lage waren, wurde er von einem Engel dorthin gelenkt, um Israel zu erretten. The Spirit of Prophecy I, 371.

Saul begegnet einem Engel

Saul ließ sich von seinen Gefühlen leiten, bis er ein Opfer seines Jähzorns und seiner Leidenschaften wurde. Er litt an Tobsuchtsanfällen und Depressionen, und er war so weit gekommen, daß er jeden umbringen wollte, der sich seinem Willen widersetzte ... Davids einwandfreier Lebenswandel und seine Gewissenhaftigkeit hatten den Zorn des Königs erregt, und er bildete sich ein, die bloße Gegenwart Davids sei ein Angriff auf ihn ...

Er kam nach Rama und rastete an einem großen Brunnen in Sechu. Die Leute kamen dorthin, um Wasser zu schöpfen und er erkundigte sich nach dem Aufenthaltsort von David und Samuel. Als man ihm sagte, daß er in Naioth war, beeilte er sich, dorthin zu kommen. Aber der Engel des Herrn begegnete ihm auf dem Weg und beeinflußte ihn.

Gottes Macht lag auf ihm, er ging seines Wegs, betete Gott an, weissagte und sang geistliche Lieder. Er weissagte über das Kommen des Herrn als Erlöser der Welt. Als er nach Naioth in Rama kam, legte er seinen äußeren Mantel ab, der das äußere Zeichen seiner Königswürde war, und den ganzen Tag und die ganze Nacht verbrachte er unter dem Einfluß des Geistes Gottes bei Samuel und den Prophetenschülern. The Signs of the Times, 24. August 1888.

Sauls spiritistische Sitzung und sein Tod

Wieder einmal kam es also zum Krieg zwischen Israel und den Philistern ... Saul hatte inzwischen erfahren, daß David mit seinen Leuten bei den Philistern war und rechnete stark damit, daß Isais Sohn die Gelegenheit wahrnehmen würde, sich für alles erlittene Unrecht zu rächen. Der König war in großer Sorge ...

Am nächsten Morgen mußte Saul zum Kampf gegen die Philister antreten. Immer dunkler zogen sich die Schatten des drohenden Verhängnisses über ihm zusammen. Ihn verlangte nach Hilfe und Weisung. Doch vergeblich suchte er Rat bei Gott. "Der Herr antwortete ihm nicht, weder durch Träume noch durch das Los ‚Licht' noch durch Propheten." 1.Samuel 28,6 ...

Er sprach zu seinen Getreuen: "Sucht mir ein Weib, das Tote beschwören kann, daß ich zu ihr gehe und sie befrage." 1.Samuel 28,7 ...

Man berichtete dem König, daß solch eine Frau mit einem Wahrsagegeist heimlich in Endor lebte. Sie hatte einen Bund mit Satan geschlossen und sich ihm ausgeliefert, um seine Pläne vollbringen zu helfen. Als Lohn wirkte der Fürst der Finsternis Wunder für sie und ließ sie geheime Dinge wissen.

Verkleidet machte sich Saul mit nur zwei Dienern nachts auf den Weg zu dem Schlupfwinkel der Zauberin ... Im Schutze der Dunkelheit suchten Saul und seine Begleiter ihren Weg über die Ebene, kamen unversehrt am Heer der Philister vorbei und überquerten den Bergsattel zu dem einsamen Haus der Zauberin von Endor ... Nachdem sie ihre Zaubersprüche gemurmelt hatte, sagte sie: "‚Ich sehe einen Geist heraufsteigen aus der Erde ... Es kommt ein alter Mann herauf und ist bekleidet mit einem Priesterrock.' Da erkannte Saul, daß es Samuel war, und neigte sich mit seinem Antlitz zur Erde und fiel nieder." 1.Samuel 28,13.14. Der da auf die Zauberformel der Frau hervorkam, war nicht Gottes heiliger Prophet. Samuel befand sich nicht an diesem Aufenthaltsort böser Geister. Eine derartige übernatürliche Erscheinung brachte einzig Satan hervor. Patriarchen und Propheten 654.655.657.

Die ersten Worte der Frau unter dem Zauber ihrer Beschwörung waren an den König gerichtet: "Warum hast du mich betrogen? Du bist Saul." Somit warnte der böse Geist, der scheinbar den Propheten verkörperte, diese gottlose Frau zuerst vor der Täuschung, die man ihr zugedacht hatte. Die Botschaft des vorgeblichen Propheten an Saul hieß: "‚Warum hast du meine Ruhe gestört, daß du mich heraufsteigen lässest?' Saul sprach: ‚Ich bin in großer Bedrängnis, die Philister kämpfen gegen mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht, weder durch Propheten noch durch Träume; darum hab ich dich rufen lassen, daß du mir kundtust, was ich tun soll.'" 1.Samuel 28,12.15.

Zu Samuels Lebzeiten hatte er Samuels Rat verschmäht und seine Zurechtweisung übel vermerkt. Aber jetzt, in der Not und im Unglück, hielt er ihn für seine einzige Hoffnung, und um sich des Gesandten Gottes zu versichern, nahm er vergeblich seine Zuflucht bei dem Botschafter der Hölle. Saul hatte sich Satan ganz und gar ausgeliefert, der nun die Gelegenheit ausnutzte, den unglücklichen König völlig zugrunde zu richten. Sauls angstvolle Bitte wurde -- angeblich aus Samuels Munde -- mit dem schrecklichen Bescheid beantwortete:

"Warum willst du mich befragen, da doch der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Der Herr hat dir getan, wie er durch mich geredet hat, und hat das Königtum aus deiner Hand gerissen und David, deinem Nächsten, gegeben. Weil du der Stimme des Herrn nicht gehorcht und seinen grimmigen Zorn nicht an Amalek vollstreckt hast, darum hat der Herr dir das jetzt getan. Dazu wird der Herr mit dir auch Israel in die Hände der Philister geben." 1.Samuel 28,16-19. Patriarchen und Propheten 657.

Als Saul nach Samuel fragte, ließ der Herr nicht Samuel erscheinen. Er sah nichts. Es war Satan nicht gestattet, die Grabesruhe Samuels zu stören und ihn tatsächlich bei der Hexe von Endor erscheinen zu lassen. Gott gibt Satan nicht die Macht, Tote auferstehen zu lassen, aber Satans Engel nehmen das äußere Erscheinungsbild toter Menschen an und sprechen dann wie sie und verhalten sich wie sie, damit er durch diese vermeintlichen toten Freunde seinen Betrug an den Menschen noch besser ausführen kann. Satan kannte Samuel gut, und er wußte genau, wie er ihn vor der Hexe von Endor nachmachen und wie die richtige Aussage über das Schicksal von Saul und seinen Söhnen lauten mußte. The Spirit of Prophecy I, 376.

Der Bericht vom Besuch Sauls bei der Hexe von Endor bereitet vielen Bibellesern Schwierigkeiten. Manche meinen, Samuel habe tatsächlich an der Unterhaltung mit Saul teilgenommen. Aber die Bibel selbst begründet hinreichend den gegenteiligen Schluß. War Samuel im Himmel, wie einige behaupten, muß er entweder durch Gottes oder Satans Macht von dorther gerufen worden sein. Aber niemand wird auch nur einen Augenblick glauben, daß Satan die Macht hatte, Gottes heiligen Propheten vom Himmel um der Zaubereien einer verlorenen Frau willen herbeizuzwingen. Wir können auch nicht annehmen, daß Gott ihn in die Höhle der Hexe schickte. Denn der Herr hatte es bereits abgelehnt, auf Sauls Fragen durch Träume, durchs "Licht" oder durch Propheten zu antworten. Das waren die von Gott vorgesehenen Möglichkeiten, mit den Menschen umzugehen, und er hob sie nicht auf, um Botschaften durch ein Werkzeug Satans zu übermitteln.

Die Botschaft beweist ihren Ursprung. Ihr Zweck war nicht, Saul zur Umkehr zu bewegen, sondern ihn ins Verderben zu treiben; doch das ist nie Gottes Absicht, sondern Satans Ziel. Weiter wird in der Schrift Sauls Befragung einer Zauberin mit als Grund dafür angeführt, daß Gott ihn verwarf und dem Untergang preisgab: "So starb Saul um seines Treuebruchs willen, mit dem er sich an dem Herrn versündigt hatte, weil er das Wort des Herrn nicht hielt, auch weil er die Wahrsagerin befragt, den Herrn aber nicht befragt hatte. Darum ließ er ihn sterben und wandte das Königtum David, dem Sohn Isais, zu." 1.Chronik 10,13.14.