Die Engel

Kapitel 16

Engel während der Leidensgeschichte Christi bis zu seinem Tod

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Jesus und seine Jünger gehen nach Gethsemane

Langsam wanderte der Heiland mit seinen Jüngern nach dem Garten Gethsemane. Der Passa-Mond stand hell und voll am wolkenlosen Himmel ...

Als sie den Garten erreichten, bemerkten die Jünger die Veränderung, die mit ihrem Herrn vor sich gegangen war; sie hatten ihn noch nie so über alle Maßen traurig und still gesehen. Je weiter er ging, desto tiefer wurde diese ungewöhnliche Betrübnis ...

In der Nähe des Eingangs zum Garten ließ Jesus seine Jünger bis auf drei zurück und forderte sie auf, für sich selbst und für ihn zu beten. Mit Petrus, Jakobus und Johannes ging er an jenen Ort der Abgeschiedenheit ...

"Bleibt hier", sagte er ihnen, "und wacht mit mir!" Matthäus 26,38.

Er ging einige Schritte abseits, gerade so weit, daß sie ihn noch sehen und hören konnten, und fiel auf die Erde nieder. Die Sünde trennte ihn von seinem Vater, das fühlte er. Der Abgrund war so breit, so dunkel und so tief, daß sein Geist davor zurückschauderte ...

Als der Heiland fühlte, daß sein Einssein mit dem himmlischen Vater unterbrochen war, fürchtete er, in seiner menschlichen Natur unfähig zu sein, den kommenden Kampf mit den Mächten der Finsternis zu bestehen. Schon in der Wüste der Versuchung hatte das Schicksal des Menschengeschlechts auf dem Spiel gestanden -- doch Jesus war Sieger geblieben.

Jetzt war der Versucher zum letzten schrecklichen Kampf gekommen, auf den er sich während der dreijährigen Lehrtätigkeit des Herrn vorbereitet hatte. Alles hing von dem Ausgang dieses Kampfes ab. Verlor Satan, dann war seine Hoffnung auf die Oberherrschaft gebrochen; die Reiche der Welt würden schließlich Christus gehören; er selbst würde überwältigt und ausgestoßen werden. Ließe sich Christus aber überwinden, dann würde diese Erde Satans Reich werden und das Menschengeschlecht für immer in seiner Gewalt bleiben.

Die Folgen dieses Streites vor Augen, war Christi Seele erfüllt von dem Entsetzen über die Trennung von Gott. Satan sagte dem Herrn, daß er als Bürge für die sündige Welt ewig von Gott getrennt wäre; er würde dann zu Satans Reich gehören und niemals mehr mit Gott verbunden sein ...

In härtesten Zügen schilderte Satan dem Herrn die Lage: Alle jene, die für sich in Anspruch nehmen, ihre Mitmenschen in zeitlichen und geistlichen Dingen zu überragen, haben dich verworfen ... Einer deiner eigenen Jünger, der diesen Unterweisungen gelauscht hat, der einer der ersten deiner Mitarbeiter gewesen ist, wird dich verraten; einer deiner eifrigsten Nachfolger wird dich verleugnen, ja, alle werden dich verlassen! ...

In seiner Angst krallt er sich fest in die kalte Erde, als ob er verhindern wolle, seinem Vater noch ferner zu rücken. Der frostige Tau der Nacht legt sich auf seine hingestreckte Gestalt, aber er merkt es nicht. Seinen bleichen Lippen entringt sich der qualvolle Schrei: "Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber." Und er fügt hinzu: "Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!" Matthäus 26,39. Das Leben Jesu 682-685.

Engel in Gethsemane

Das ganze himmlische Universum beobachtete das Leben Jesu mit außerordentlich großem Interesse, jeden seiner Schritte, von der Krippe bis hin zu dieser grauenhaften Szene. Welch ein Anblick war das für die tausendmal zehntausend Engel, Seraphim, wie Cherubim! The Signs of the Times, 9. Dezember 1897.

Engel schwebten über Gethsemane und beobachteten, was dort geschah. Spiritual Gifts I, 47.

Sie sahen den Sohn Gottes, ihren geliebten Herrn, wie er unmenschlich litt und offensichtlich sterben würde im Kampf um die Errettung einer verlorenen und zugrunde gerichteten Welt. Der ganze Himmel hörte das Gebet Christi.

Seine entsetzliche Seelenangst, die ihn dazu veranlaßte, dreimal zu bitten: "Mein Vater, wenn es möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe!", erschütterte den ganzen Himmel. Sie sahen ihren Herrn, eingeschlossen von Legionen von Satans Helfern, und in seiner Menschlichkeit wurde er furchtbar niedergedrückt von dieser schrecklichen, mysteriösen Bedrohung. The Signs of the Times, 9. Dezember 1897.

Die Engel, die Christus im Himmel gedient hatten, hätten ihn sehr gerne getröstet, aber es stand nicht in ihrer Macht, ihm in seinem Leid beizustehen. Sie hatten die Auswirkungen der Sünden dieser zugrunde gerichteten Welt niemals verspürt, und sie beobachteten mit Staunen, wie der, den sie angebetet hatten, einer solch unbeschreiblich großen Traurigkeit unterworfen wurde. Auch wenn die Jünger in der Stunde der Not und Versuchung ihres Herrn versagten und ihm nicht beistanden, so nahm doch der ganze Himmel Anteil an diesem Geschehen und wartete mit schmerzlichem Interesse auf dessen Ausgang. The Present TRut, 3. Dezember 1885.

Dreimal hatte Jesus im Gebet um Erlösung gefleht, und im Himmel konnte man diesen Anblick nicht mehr länger ertragen. So sandte man einen Boten des Trostes zu dem niedergeschmetterten Sohn Gottes, der ohnmächtig war und unter der Last der Schuld der ganzen Welt zu sterben drohte. The Present TRut, 18. Februar 1886.

Als die Krise den Höhepunkt erreicht und die Seele und das Herz unter der Last der Sünde zu zerbrechen droht, wird Gabriel gesandt, um dem göttlichen Leidenden Kraft zu vermitteln für den blutbefleckten Weg, der vor ihm liegt. The Signs of the Times, 9. Dezember 1897.

In dieser furchtbaren Krise, da alles auf dem Spiel stand, da der geheimnisvolle Kelch in den Händen Jesu zitterte, öffnete sich der Himmel, und ein Licht durchbrach das unruhige Dunkel dieser entscheidungsschweren Stunde; der Engelfürst, der anstelle des ausgestoßenen Satans in der Gegenwart Gottes seinen Platz hat, trat an Jesu Seite. Der Engel kam nicht, um Christus den Leidenskelch aus der Hand zu nehmen, sondern um ihn durch die Versicherung der Liebe des Vaters zu stärken, den Kelch zu trinken ...

Die schlafenden Jünger waren durch das helle Licht, das den Heiland umstrahlte, plötzlich aufgeweckt worden. Sie sahen den Engel sich über ihren hingestreckt liegenden Meister beugen, dessen Haupt gegen seine Brust lehnen und die Hand zum Himmel erheben. Sie hörten den wundersamen Wohllaut seiner Stimme, die Worte des Trostes und der Hoffnung sprach ...

Doch wieder überlassen sich die Jünger in ihrer Müdigkeit jenem ungewöhnlichen Dämmerzustand, und Jesus findet sie abermals schlafend ...

Traurig blickt er auf die Schlafenden und spricht zu ihnen: "Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist hier, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird."

Noch während er diese Worte sprach, hörte er die Schritte derer, die ihn suchten, und er fügte hinzu: "Stehet auf, laßt uns gehen. Siehe, er ist da, der mich verrät!" Matthäus 26,45.46.

Jesus zeigte keinerlei Spuren mehr des eben überstandenen inneren Ringens, als er dem Verräter entgegentrat. Allein vor seinen Jüngern stehend, sagte er: "Wen sucht ihr?" Sie antworteten: "Jesus von Nazareth." Da sprach Jesus zu ihnen: "Ich bin's!" Johannes 18,4.5. Das Leben Jesu 689-691.

Es hätte in der Macht Christi gestanden, sich selbst zu befreien; denn als er die Worte "Ich bin's" sprach, scharten sich sofort Engel um ihn, und dieses Heer wußte sehr genau, daß Christus die Macht Gottes war. This Day With God 267.

Es fiel den Engeln schwer, diesen Anblick zu ertragen. Sie wollten Jesus befreien, aber die befehlenden Engel verboten es ihnen ... Jesus wußte, daß Engel seine Demütigung beobachteten ... Der schwächste Engel hätte die Menschenmenge kraftlos zu Boden fallen lassen und Jesus befreien können. Spiritual Gifts I, 50.51.

In diesem Augenblick trat der Engel, der Jesus kurz zuvor erst gedient hatte, zwischen ihn und die Schar der Häscher. Göttliches Licht erhellte Jesu Angesicht, und ein taubenähnlicher Schatten fiel auf seine Gestalt. Die Gegenwart dieser himmlischen Herrlichkeit konnten die Mordgesellen nicht ertragen; sie wichen zurück, und Priester, Älteste, Soldaten, selbst Judas sanken wie tot zu Boden.

Der Engel zog sich zurück, und das Licht verblaßte. Das Leben Jesu 691.

Der Engel verschwand und ließ Jesus zurück, der ruhig und selbstsicher dastand. Das helle Mondlicht leuchtete in sein blasses Gesicht. Er war noch immer umgeben von den niedergestürzten, hilflosen Männern, und die Jünger waren so erstaunt, daß sie kein einziges Wort herausbrachten. Als sich der Engel zurückzieht, springen die harten römischen Soldaten auf ihre Füße, und gemeinsam mit den Priestern und Judas bewegen sie sich auf Jesus zu, so als schämten sie sich ihrer Schwäche und als fürchteten sie, er könnte ihnen doch noch entkommen. The Signs of the Times, 21. August 1879.

Die Jünger hatten nicht gedacht, daß sich ihr Meister gefangennehmen ließe. Die gleiche Macht, die die Verfolger wie tot zu Boden gestreckt hatte, konnte diese doch so lange zur Hilflosigkeit verurteilen, bis sie und ihr Meister gerettet wären. Sie waren enttäuscht und aufgebracht, als sie die Stricke sahen, mit denen die Hände dessen gebunden werden sollten, den sie liebten. Petrus zog in seinem Zorn rasch sein Schwert und wollte seinen Meister verteidigen; er traf den Diener des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Als Jesus sah, was geschehen war, befreite er seine Hände aus der Gewalt der römischen Soldaten und sagte: "Haltet ein! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn." Lukas 22,51.

Dann sagte er zu dem heftigen Petrus: "Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel?" Matthäus 26,52.53. Das Leben Jesu 692.

Als er (Christus) diese Worte sprach, nahmen die Gesichtszüge der Engel einen entschlossenen Ausdruck an. Sie wünschten sich, daß sie ihren Herrn auf der Stelle umringen und diesen aufgebrachten Pöbel verjagen dürften.

Aber es breitete sich wieder Traurigkeit auf ihren Gesichtern aus, als Jesus hinzufügte: "Wie aber sollte sich dann die Schrift erfüllen, die sagt, daß es so geschehen muß?" Das Herz der Jünger wurde schwer vor Verzweiflung und bitterer Enttäuschung, als Jesus sie (den Mob) aufforderte, ihn abzuführen. Spiritual Gifts I, 48.

Christus im Gerichtshof vor Hannas und Kaiphas

Nach der Voruntersuchung durch Hannas sollte Jesus vor dem Hohen Rat verhört werden ...

Als der Rat in der Gerichtshalle versammelt war, nahm Kaiphas seinen Platz als Vorsitzender dieser Versammlung ein ... Doch als Kaiphas ... auf den Gefangenen blickte, konnte er eine in ihm aufsteigende Bewunderung für dessen edles und würdiges Verhalten nicht unterdrücken. Es ging ihnen auf, daß dieser Mann göttlicher Herkunft sein mußte. Doch schon im nächsten Augenblick wies er diesen Gedanken verächtlich von sich. Das Leben Jesu 694.698.699.

Der ganze Himmel sah die Grausamkeiten, die Christus angetan wurden. Mit diesen schrecklichen Szenen, die sich in dem Gerichtssaal abspielten, zeigte Gott dem beobachtenden Universum, welch ein Geist sich in Menschen zeigt, die nicht gewillt sind, sich den Geboten Gottes zu beugen. Manuscript Releases XII, 412.

Für die Engel war es schwer, diesen Anblick zu ertragen, und sie hätten Jesus sofort aus den Händen seiner Richter befreit, aber die befehlenden Engel verboten es ihnen ... Jesus wußte, daß die Engel Zeugen seiner Demütigung waren.

Jesus stand bescheiden und demütig vor der aufgebrachten Menge, die ihn auf die gemeinste Weise beleidigte. Sie spuckten ihm ins Gesicht -- in das Gesicht, von dem sie sich einmal wünschen werden, sie könnten sich davor verstecken, das die Lichtquelle der heiligen Stadt sein und heller leuchten wird als die Sonne --, aber kein zorniger Blick streifte diese Beleidiger. Er hob bescheiden seine Hand und wischte sich ab. Sie bedeckten seinen Kopf mit einem alten Kleidungsstück, verbanden ihm die Augen, schlugen ihm ins Gesicht und schrien dann: "Wenn du ein Prophet bist, dann sag uns doch, wer dich geschlagen hat!"

Das brachte Bewegung unter die Engel. Sie hätten ihn sofort gerettet, aber die befehlenden Engel hielten sie zurück. Spiritual Gifts I, 50.51.

Bei Pilatus

Als die Menschen sich dafür entschieden, Barrabas, einen Dieb und Mörder, dem Sohn Gottes vorzuziehen, wurden sie von einem satanischen Geist beeinflußt. Die dämonischen Mächte triumphierten über die Menschheit; von Legionen böser Engel total beherrscht, kreischten sie auf die Frage des Pilatus, wen er ihnen freigeben solle: "Fort mit diesem Menschen, gib uns Barrabas frei!" Und als ihnen Pilatus noch einmal Jesus nahelegte, überschlugen sich ihre Stimmen, als sie schrien: "Kreuzige ihn, kreuzige ihn!" Indem sie den dämonischen Mächten nachgaben, wurden die Menschen dazu verleitet, sich auf die Seite des großen Widersachers zu schlagen.

Die nicht in Sünde gefallenen Welten sahen diese Szenen mit Erstaunen und konnten nicht fassen, welches Ausmaß an Niedertracht die Sünde verursacht hatte. Legionen böser Engel beherrschten die Priester und Schriftgelehrten, und diese liehen ihre Stimme den Einflüsterungen Satans und überzeugten und verführten die Leute durch Falschheit und Bestechung dazu, den Sohn Gottes abzulehnen und sich an seiner Stelle für einen Räuber und Mörder zu entscheiden ... Was für ein Anblick für Gott und für die Seraphim und Cherubim! Der eingeborene Sohn Gottes, der König des Himmels, die herrliche Majestät Gottes, wurde verhöhnt und verspottet, beleidigt, abgelehnt und zuletzt gekreuzigt von denen, die er retten wollte, weil sie sich der Herrschaft Satans überlassen hatten. The Review and Herald, 14. April 1896.

Die Engel waren Zeugen dieses ganzen Geschehens. Sie bemerkten die Überzeugung des Pilatus und seine Sympathie für Jesus ...

Satan und seine Engel versuchten, Pilatus zu verführen und ihn in seinen Untergang zu treiben. Sie redeten ihm ein, wenn er Jesus nicht verurteilte, würde es eben ein anderer tun. Spiritual Gifts I, 54.56.

Sogar jetzt noch brauchte Pilatus nicht unbesonnen zu handeln. Eine von Gott gesandte Botschaft warnte ihn vor der Tat, die er im Begriff war zu vollziehen. Auf Christi Gebet hin war die Frau des Pilatus von einem himmlischen Engel aufgesucht worden, und in einem Traum hatte sie Jesus erblickt und mit ihm gesprochen ... Sie sah ihn beim Verhör im Gerichtshaus; sie sah seine Hände gefesselt wie die eines Verbrechers. Sie sah Herodes und seine Soldaten ihr entsetzliches Werk tun; sie hörte die neiderfüllten, heimtückischen Priester und Obersten ihn hartnäckig anklagen und vernahm die Worte: "Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben." Johannes 19,7.

Sie sah auch, wie Pilatus ihn geißeln ließ, nachdem er erklärt hatte: "Ich finde keine Schuld an ihm." Johannes 18,38. Sie hörte, wie Pilatus das Todesurteil sprach, und sah, wie er Christus den Mördern übergab. Sie sah das Kreuz auf Golgatha und die Erde in Finsternis gehüllt, und sie hörte den geheimnisvollen Schrei: "Es ist vollbracht!" Johannes 19,30. Dann schaute sie noch ein anderes Bild. Sie erkannte Jesus auf einer großen, weißen Wolke sitzend, während die Erde im Weltraum hin und her taumelte und seine Mörder vor der Offenbarung seiner Herrlichkeit flohen. Mit einem Schrei des Entsetzens erwachte sie, und unverzüglich schrieb sie Pilatus eine Warnungsbotschaft.

Während Pilatus noch überlegte, was er tun solle, drängte sich ein Bote durch die Menge und übergab ihm das Schreiben seiner Frau, in dem es hieß: "Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel erlitten im Traum seinetwegen." Matthäus 27,19.

Pilatus erbleichte. Einander widerstrebende Empfindungen verwirrten ihn. Doch während er noch entschlußlos zögerte, schürten die Priester und Obersten noch weiter die Erregung des Volkes ...

Pilatus hätte Jesus gern freigegeben. Anderseits erkannte er, daß er seine Freilassung nicht durchsetzen durfte, wenn er seine Stellung und sein Ansehen behalten wollte. Lieber opferte er ein unschuldiges Leben, als daß er seine irdische Machtstellung verlöre ...

Pilatus gab den Forderungen des Volkes nach. Er übergab den Heiland lieber dem Kreuzestode, als Gefahr zu laufen, seine Stellung zu verlieren. Das Leben Jesu 731.738.739.

Christi Kreuzigung

Der Sohn Gottes wurde an die Menschen ausgeliefert, damit man ihn kreuzigte ... Sie legten ihm das schwere Kreuz auf ... aber Jesus brach unter der Last zusammen. Sie holten ... einen Mann, der sich bisher zwar nicht öffentlich zu Jesus bekannt hatte, aber an ihn glaubte. Sie legten das Kreuz auf ihn, damit er es an den tödlichen Ort trage. Große Gruppen von Engeln wurden dorthin befohlen und schwebten über dem Geschehen in der Luft. Spiritual Gifts I, 57.

Wer war Zeuge des Geschehens? Das himmlische Universum, Gott der Vater, Satan und seine Engel. The Bible Echo, 29. Mai 1899.

Himmlische Engel ... hörten den Hohn und den Spott und sahen das Kopfschütteln. Wie froh wären sie gewesen, aus ihren Reihen auszubrechen, um dem Sohn Gottes in dieser Demütigung und körperlichen Not zu helfen, aber es war ihnen nicht erlaubt.

"Andern hat er geholfen; sich selbst aber kann er nicht helfen!" wurde Christus während seines Todeskampfes am Kreuz verhöhnt. Er hätte sich jeder Zeit selbst helfen können und nur vom Kreuz herunterzusteigen brauchen. Hätte er dies jedoch getan, wäre die Welt unter die Herrschaft des großen Widersachers gefallen. Für die Engel war es ein Wunder, daß Christus den Spöttern nicht durch den Tod die Lippen verschloß. The Youth's Instructor, 14. Juni 1900.

Die Menschen, die Christus verspotteten, als er am Kreuz hing, waren Stellvertreter Satans und seiner Engel. Er erfüllte sie mit gemeinen, ordinären Reden und gab ihnen ihre Lästerungen ein. Manuscript Releases XVIII, 72.

Die Anführer und Mächtigen der Finsternis versammelten sich um das Kreuz. Der Erzfeind, der sich noch immer eine überhebliche Haltung anmaßte, führte dieses abgefallene Heer, das sich in seinem Angriff gegen Gott mit Menschen vereinigt hatte, an. The Signs of the Times, 14. April 1898.

Er (Christus) mußte sich mit der Macht Satans auseinandersetzen, der behauptete, daß er Christus in seiner Gewalt habe, ihm, dem Sohn Gottes, an Kraft überlegen sei und Gott seinen Sohn verstoßen habe und dieser bei Gott jetzt auch nicht besser angesehen sei als er selbst. Testimonies for the Church II, 214.

Christus ging nicht auf den quälenden Feind ein, auch nicht in seinem bittersten Leid. Legionen von Engeln hielten sich in seiner Umgebung auf, aber sie waren dazu angehalten, nicht aus ihren Reihen auszubrechen und sich nicht auf eine Auseinandersetzung mit dem höhnenden, schimpfenden Gegner einzulassen. Ebenso wenig war es ihnen erlaubt, der gequälten Seele des göttlichen Leidenden beizustehen. Es war in dieser schrecklichen dunklen Stunde, in der er zwar von einer Legion Engeln umgeben war, aber das Angesicht seines Vaters nicht mehr sehen konnte und die Last der Sünde der ganzen Welt tragen mußte, daß Christus mit bleichen Lippen ausrief: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" The Bible Echo, 1. Januar 1887.

Die Dunkelheit, die die Erde bei seiner Kreuzigung umhüllte, verbarg die Menge der himmlischen Mächte, aber die Erde erbebte angesichts ihrer großen Zahl. Die Felsen wurden bewegt; drei Stunden lang wurde die Erde von undurchdringlicher Dunkelheit eingehüllt; das dunkle Gewand der Natur verbarg die Leiden des Sohnes Gottes. Manuscript Releases V, 353.

Der Vater war mit seinen Engeln verborgen in dieser tiefen Dunkelheit, aber Gott war nahe bei seinem Sohn, auch wenn er sich nicht zu erkennen gab, weder ihm, noch irgend einem Menschen. Wenn auch nur ein Strahl seiner Herrlichkeit und Macht die Wolke, die ihn verbarg, durchdrungen hätte, wären alle Zuschauer ausgelöscht worden. Manuscript Releases XII, 385.

Wie konnte der Himmel schweigen? Müssen wir uns wundern über die unnatürliche Dunkelheit, die das Kreuz umgab? Müssen wir uns wundern, daß es blitzte und donnerte, die Berge erzitterten und die Erde bebte unter den Tritten der himmlischen Heerscharen, die mit ansehen mußten, wie ihr geliebter Herr eine solche Entwürdigung erfuhr? The Review and Herald, 1. September 1891.

Als Christus ausrief: "Es ist vollbracht!", waren die Welten, die nicht gefallen waren, in Sicherheit. Für sie war der Kampf ausgefochten und der Sieg errungen. Von nun an hatte Satan keine Rechte mehr im Universum. The Review and Herald, 12. März 1901.

Die heiligen Engel waren entsetzt, daß einer aus ihren Reihen so tief fallen konnte, daß er zu solcher Grausamkeit, wie sie gegen den Sohn Gottes auf Golgatha ausgeübt wurde, fähig war. Das geringste Gefühl des Bedauerns und Mitleids, das sie jemals für Satan in seinem Exil empfunden hatten, war nun in ihren Herzen ausgelöscht. The Signs of the Times, 23. September 1889.

Nicht durch die Hand des Priesters wurde der wunderbare Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten trennte, zerrissen, sondern von der Hand Gottes. Als Christus ausrief: "Es ist vollbracht!", sprach der heilige Beobachter, der auch als ungesehener Gast auf Belsazars Festgelage anwesend war, daß die jüdische Nation in Zukunft ein Volk ohne einigende Religion sein werde. Es war die gleiche Hand, die die Buchstaben an die Wand schrieb, durch die der Untergang Belsazars und das Ende des Babylonischen Reiches angekündigt wurde, die jetzt den Vorhang im Tempel von oben nach unten zerriß. The S.D.A. Bible Commentary V, 1109.

Sie (die jüdischen Anführer) nahmen den Leichnam Christi ab und legten ihn in Josephs frisches Grab, und sie rollten einen großen Stein davor. Sie begründeten dies damit, daß seine Jünger kommen könnten, um den Leichnam bei Nacht zu stehlen. Die bösen Engel frohlockten in der Nähe des Grabes, weil sie dachten, daß sie Christus überwältigt hätten. Eine Anzahl römischer Soldaten wurde vor das Grab gestellt, um es zu bewachen, und es wurden von den Juden die größten Vorsichtsmaßnahmen angeordnet, damit ihr Triumph vollkommen würde. Aber himmlische Engel bewachten den Ort, an dem ihr geliebter Herr schlief. The Review and Herald, 9. Oktober 1888.

Erst beim Tod Christi wurde den Engeln und den ungefallenen Welten der wahre Charakter Satans offenbar. Erst dann sahen sie seine Verlogenheit und seine Anschuldigungen im richtigen Licht. The Signs of the Times, 27. August 1902.

Der Tod Christi am Kreuz besiegelte die Zerstörung dessen, der die Macht des Todes besitzt und der Urheber der Sünde war. Wenn Satan zerstört ist, wird es keinen mehr geben, der zum Bösen verführt; die Versöhnung muß nie wiederholt werden; und es besteht keine Gefahr einer neuen Rebellion im Universum Gottes. Das, was alleine vor Sünde in dieser dunklen Welt bewahren kann, wird Sünde im Himmel verhindern.

Die Bedeutung des Todes Christi wird von den Erlösten und Engeln erkannt. Die gefallenen Menschen könnten nicht im Paradies Gottes leben, ohne das Lamm Gottes, das ausgewählt war vor der Grundlegung der Welt ... Die Engel loben und preisen Christus, denn auch sie könnten sich nicht sicher sein, es sei denn sie sehen auf die Leiden des Sohnes Gottes. Durch die Auswirkungen des Kreuzes werden die Engel des Himmels vor Abtrünnigkeit bewahrt. Ohne das Kreuz wären sie genauso wenig gegen das Böse geschützt wie jene Engel vor dem Abfall Satans. Die Vollkommenheit der Engel versagte im Himmel. Menschliche Vollkommenheit reichte auch in Eden nicht aus ...

Der Erlösungsplan, der die Gerechtigkeit und Liebe Gottes offenbarte, ist für alle Ewigkeit ein Schutz für die Welten, die nicht gefallen sind ... Der Tod Christi am Kreuz von Golgatha ist unsere einzige Hoffnung in dieser Welt und wird auch in der kommenden Welt unsere Gedanken beherrschen. The Signs of the Times, 30. Dezember 1889.

Durch Christi Leben und Tod wurde für immer die tiefgreifende und umfangreiche Frage geklärt, ob Gott zur Selbstverleugnung bereit sei und ob Gott Licht und Liebe ist. Das war die Frage, mit der die Auseinandersetzung im Himmel angezettelt wurde, der Anfang der Feindschaft Satans gegen Gott. Er forderte die Veränderung oder die Abschaffung der Gebote der Herrschaft Gottes im Himmel als Liebesbeweis Gottes. The Review and Herald, 21. Oktober 1902.