Ein Tempel des Heiligen Geistes

Kapitel 7

Wie man Abhängigen helfen kann

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Ratschläge für die Durchführung dieser Arbeit -- Diese Arbeit ist etwas Lebendiges

Jede echte Lebensreform ist ein Teil der Evangeliumsarbeit und dient dazu, dem Menschen zu einem neuen, besseren Leben zu verhelfen. Besonders die Mäßigkeitsarbeit bedarf der Unterstützung unserer evangelistischen Mitarbeiter. Sie sollten überall auf dieses Anliegen aufmerksam machen und das Interesse daran lebendig erhalten.

Die Menschen müssen von den Grundsätzen einer maßvollen, gesunden Lebensweise erfahren, und dann sollten sie dazu aufgerufen werden, schriftlich zu versprechen, daß sie in Zukunft abstinent und gesund leben wollen. Man sollte sich intensiv für Menschen einsetzen, die durch ihre schlechten Gewohnheiten abhängig geworden sind.

Überall gibt es Arbeit an Menschen, die durch ihre unbeherrschte Lebensweise gefallen sind. In den Kirchen, in religiösen Institutionen und in angeblich christlichen Elternhäusern wählen viele der jungen Leute den Weg der Selbstzerstörung. Durch ihre ungesunde und unbeherrschte Lebensweise geraten sie in Abhängigkeiten und machen sich krank. Wenn sie dann dringend Geld brauchen, um ihre Süchte zu finanzieren, gleiten sie in die Beschaffungskriminalität ab. Gesundheit und Charakter werden ruiniert. Gott entfremdet und gesellschaftlich geächtet, glauben diese armen Menschenkinder, daß sie weder in diesem Leben noch im kommenden eine Zukunft haben.

Den Eltern bricht das Herz. Die Allgemeinheit betrachtet solche verlorenen Jugendlichen als hoffnungslose Fälle, doch Gott sieht sie mit anderen Augen. Er kennt die Umstände, die sie zu dem gemacht haben, was sie geworden sind, und er hat Verständnis und Mitgefühl. Diese Menschengruppe braucht Hilfe. Niemand soll sagen können: "Keiner kümmert sich um mich!"

Zuerst auf den körperlichen Zustand achten

Unter den Opfern der Unmäßigkeit befinden sich Menschen aller Klassen und Berufsgruppen. Äußerst begabte Männer, die sich in hohen Positionen befanden, haben ihren Gelüsten nachgegeben, bis sie jetzt ihren Süchten hilflos ausgeliefert sind.

Manche, die früher reich waren, sind obdachlos geworden. Sie haben keine Freunde mehr. Sie leiden, fühlen sich elend und krank und sind völlig heruntergekommen. Sie haben ihre Selbstbeherrschung verloren. Wenn sich ihnen keine helfende Hand entgegenstreckt, werden sie immer tiefer sinken. In ihrem Fall ist die Nachgiebigkeit gegenüber der Sucht nicht nur eine moralische Sünde, sondern eine körperliche Krankheit.

Wenn wir diesen Süchtigen helfen wollen, dann müssen wir -- wie Christus es häufig tat -- zuerst einmal ihren körperlichen Zustand beachten. Sie brauchen gesunde Nahrung und Getränke, die frei von Reizstoffen sind, sie brauchen saubere Kleidung und einen Ort, an dem sie sich regelmäßig waschen können. Sie müssen in eine Umgebung gebracht werden, wo eine hilfsbereite, aufbauend christliche Atmosphäre herrscht. In jeder Stadt sollte es ein Zentrum geben, in dem Süchtigen geholfen werden kann, die Ketten zu zerreißen, die sie binden. Viele greifen in ausweglosen Situationen zu alkoholischen Getränken, weil sie meinen, das sei ihr einziger Trost. Das kann anders werden, wenn bekennende Christen nicht mehr die Rolle des Priesters und des Leviten spielen, sondern dem Beispiel des barmherzigen Samariters folgen.

Im Umgang mit Süchtigen braucht man viel Geduld

Wenn man mit Opfern der Unmäßigkeit zu tun hat, muß man daran denken, daß man es nicht mit geistig gesunden Menschen zu tun hat, sondern mit solchen, die zeitweise unter der Gewalt eines Dämonen stehen. Seid geduldig und barmherzig.

Laßt euch nicht durch das Äußere abschrecken, sondern denkt an das kostbare Leben, das Christus durch seinen Tod erlöst hat. Wenn dem Trinker bewußt wird, wie tief er gesunken ist, dann zeigt ihm mit allen Mitteln, daß ihr ihm wohlgesonnen seid. Sprecht kein Wort der Kritik und bringt auf keinen Fall durch Gesten oder Blicke Abscheu oder Zurückweisung zum Ausdruck. Wahrscheinlich verflucht sich der arme Kerl selbst schon genug. Helft ihm auf die Beine.

Redet in einer Weise mit ihm, die ihn zum Glauben ermutigt. Versucht, jeden guten Charakterzug in ihm zu stärken. Helft ihm, sich Gott zuzuwenden, und zeigt ihm, daß er durchaus ein Leben führen kann, das ihm den Respekt seiner Mitmenschen einbringt. Helft ihm, den Wert der Talente zu erkennen, die Gott ihm gab, die er selbst aber bisher nicht entwickelt und gefördert hat.

Obwohl er willensschwach und verdorben ist, gibt es in Christus Hoffnung für ihn. Christus wird in seinem Herzen edlere Impulse und heiligere Wünsche wecken. Ermutigt ihn, die Hoffnung zu ergreifen, die ihm im Evangelium angeboten wird. Öffnet gemeinsam mit dem versuchten und kämpfenden Menschen die Bibel und lest ihm immer wieder die Verheißungen Gottes vor.

Diese Verheißungen werden ihm wie Blätter vom Lebensbaum vorkommen. Setzt eure Bemühungen geduldig fort, bis die zitternde Hand endlich mit dankbarer Freude die Hoffnung auf Erlösung durch Christus ergreift.

Ständiger Einsatz ist nötig

Wenn ihr helfen wollt, müßt ihr alles tun, um die Leute festzuhalten, sonst könnt ihr nicht gewinnen. Sie werden ständig zum Bösen versucht. Immer wieder werden sie von ihrer Gier nach Alkohol beinahe überwältigt, und immer wieder werden sie versagen. Aber hört deshalb nicht auf, euch um sie zu bemühen.

Sie haben sich entschlossen, für Christus zu leben, und strengen sich auch an, aber ihre Willenskraft ist geschwächt, und Menschen, die sich für sie verantwortlich fühlen, müssen gut auf sie achten und sie vor sich selbst schützen. Sie haben ihre Menschenwürde eingebüßt und müssen sie erst wieder zurückgewinnen. Viele müssen gegen mächtige ererbte Neigungen zum Bösen ankämpfen. Unnatürliche Begierden, sinnliche Impulse waren schon vor der Geburt in ihnen angelegt. Man muß ihnen helfen, sich davor zu schützen. Von innen und von außen kämpfen das Gute und das Böse um die Herrschaft.

Wer so etwas nie erlebt hat, kann die fast überwältigende Macht der Genußsucht nicht verstehen, kann nicht nachfühlen, wie heftig der Konflikt zwischen der Sucht und dem Entschluß, in allen Dingen mäßig zu sein, toben kann. Immer wieder neu muß diese Schlacht ausgetragen werden.

Laßt euch durch Rückfälle nicht entmutigen

Viele, die zu Christus gezogen werden, haben nicht die moralische Kraft, den Kampf gegen die Genußsucht und ihre Leidenschaften durchzuhalten. Davon darf sich der Mitarbeiter aber nicht entmutigen lassen. Jeder kann rückfällig werden, nicht nur die, die aus der Gosse gerettet wurden!

Denkt daran, daß ihr nicht allein an ihnen arbeitet. Helfende Engel vereinen sich im Dienst mit jedem aufrichtigen Gotteskind. Und Christus ist derjenige, der alles wieder gut machen kann. Der große Arzt steht seinem treuen Mitarbeiter zur Seite und sagt zu dem reumütigen Menschen: "Kind, deine Sünden sind dir vergeben." Markus 2,5.

Viele werden in den Himmel kommen

Viele sind gesellschaftlich geächtet und werden trotzdem die Hoffnung ergreifen, die ihnen im Evangelium angeboten wird. Sie werden das himmlische Königreich betreten, während andere, die große Chancen und viel Erkenntnis hatten, aber nichts daraus machten, draußen im Dunkeln zurückbleiben. The Ministry of Healing 171-174.

Positive Regungen trotz des abstoßenden Äußeren

Wir lassen uns zu leicht entmutigen, wenn Menschen nicht sofort auf unsere Bemühungen reagieren. Niemals sollten wir aufhören, für einen Menschen zu arbeiten, wenn es noch einen Hoffnungsschimmer gibt. Diese wertvollen Menschen haben unseren Erlöser zu viel gekostet, als daß man sie einfach aufgeben und der Macht des Versuchers überlassen könnte.

Wir müssen uns in diese versuchten Menschen einmal hineinversetzen. Bedenkt, wie stark die Macht der Vererbung ist, der Einfluß schlechter Kameraden und einer ungünstigen Umgebung, die Kraft schlechter Gewohnheiten! Ist es da verwunderlich, daß unter solchen Einflüssen viele in der Gosse landen? Wundern wir uns darüber, daß sie nur zögernd auf alle Anstrengungen reagieren, sie aufzurichten?

Dabei sind oft gerade diejenigen am treusten und einsatzfreudigsten, die vorher grob und ungehobelt wirkten, und von denen man nichts erwartete, wenn sie erst einmal für das Evangelium gewonnen wurden. Sie sind nicht durch und durch verdorben. Unter dem abstoßenden Äußeren verbergen sich viele positive Regungen, die man wecken kann.

Ohne eine helfende Hand würden sich viele nie wieder erholen, doch wenn man sich geduldig und ausdauernd um sie bemüht, können sie wieder auf die Beine kommen. Sie brauchen freundliche Worte, Einfühlsamkeit und konkrete Hilfe. Sie brauchen eine Beratung, die den schwachen Hoffnungsschimmer in der Seele anfacht und nicht auslöscht. Alle Mitarbeiter, die mit solchen Menschen in Kontakt kommen, sollten das bedenken.

Was das Wunder der Gnade bewirkt

Es werden sich einige finden, die schon so lange in der Gosse gelebt haben, daß sie in diesem Leben nie mehr das erreichen werden, was sie unter günstigeren Umständen hätten erreichen können. Doch die hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit scheinen in ihre Seelen hinein.

Sie bekommen das Vorrecht, ein Leben zu führen, das vor Gott bestehen kann. Prägt ihnen aufbauende, gute Gedanken ein. Zeigt ihnen durch euer Leben, worin sich das Laster von der Reinheit und die Dunkelheit vom Licht unterscheiden. Sie sollen von eurem Vorbild ablesen, was Christsein bedeutet. Christus kann auch die sündigsten Menschen wieder auf die Beine bringen und sie dorthin versetzen, wo sie als Kinder Gottes anerkannt sind und als Miterben Christi das unvergängliche Erbe bekommen.

Durch das Wunder der Gnade Gottes können viele für ein nützliches Leben tauglich werden. Vorher wurden sie verachtet und ignoriert und waren deshalb total entmutigt; deshalb mögen sie gleichgültig und stur wirken. Doch unter dem Einfluß des Heiligen Geistes wird die Trägheit, die sie als hoffnungslose Fälle erscheinen ließ, verschwinden. Ihr betäubter, abgestumpfter Geist wird wieder erwachen.

Der Sklave der Sünde wird befreit werden. Das Bösartige wird verschwinden und die Unwissenheit überwunden werden. Durch den Glauben, der durch die Liebe tätig wird, wird das Herz gereinigt und das Denken erleuchtet. The Ministry of Healing 168-169.

Der Suchthelfer und Gesundheitsberater -- Persönlicher Einsatz ist nötig

Missionsarbeit besteht nicht nur aus Verkündigung, sondern es gehört auch persönlicher Einsatz für Menschen dazu, die ihre Gesundheit mißachten und keine Kraft mehr haben, ihre Triebe und Gelüste zu beherrschen.

Für diese Menschen soll man sich genauso einsetzen wie für andere, die sich in einer besseren Lage befinden. Unsere Welt ist voll von Leidenden. Evangelism 265.

Ein Beispiel an Selbstbeherrschung

Wer sich selbst beherrschen kann, der ist auch tauglich, für schwache und irregeführte Menschen zu arbeiten. Er wird freundlich und geduldig mit ihnen umgehen. Durch sein Beispiel wird er zeigen, was recht ist. Er wird versuchen, die irrenden Menschen dorthin zu bringen, wo sie guten Einflüssen ausgesetzt sind.

"Ihr seid von eurer Väter Zeit an immerdar abgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. So bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich auch zu euch kehren, spricht der Herr Zebaoth. Ihr aber sprecht: ‚Worin sollen wir uns bekehren?'" Maleachi 3,7.

Wenn ihr auf Menschen stoßt, die nicht genau wissen, was sie tun sollen, dann zeigt es ihnen. Jeder sollte sich für die Rettung anderer einsetzen. Jeder sollte den Erlösungsplan so gut kennen, daß er ihn anderen erklären kann. Manuskript 38, 1905.

Seid barmherzig und habt Mitleid

Wir sollten darüber nachdenken, wie man die anderen erreichen kann. Dazu gibt es keinen besseren Weg als Barmherzigkeit und Mitleid. Wenn du Menschen kennst, die krank sind und Hilfe brauchen, dann hilf ihnen.

Versuche ihnen die schwere Lage zu erleichtern. Während du praktische Hilfe leistest, wird der Herr dadurch den Menschen ansprechen. General Conference Bulletin, 23. April 1901.

Gewinne sie durch Sympathie und Liebe

Jeder wird von Sympathie und Liebe angezogen. Dadurch können viele für Christus und einen veränderten Lebensstil gewonnen werden, aber man kann sie nicht zwingen und bedrängen. Wenn wir zu allen, die die Wahrheit noch nicht so sehen wie wir, so nachsichtig sind, wie Christus es war, wenn wir offen, besonnen und höflich mit ihnen umgehen, dann wird das viel Gutes bewirken und sie positiv beeinflussen.

Wir müssen lernen, nicht zu schnell voranzugehen. Wir dürfen nicht zu viel von Menschen erwarten, die sich gerade erst der Wahrheit zugewandt haben. Manuskript 1, 1878.

Ermutigung durch kleine Aufmerksamkeiten

Wenn wir mit anderen zusammenkommen, dann dürfen wir nie vergessen, daß es in ihren Lebenserfahrungen Kapitel gibt, die sterblichen Augen versiegelt sind. Im Buch der Erinnerung gibt es traurige Seiten, die man lieber vor der Neugier anderer verbergen möchte. Da stehen lange und schwere Kämpfe gegen Versuchungen verzeichnet, vielleicht familiäre Probleme, die sich täglich wiederholen, den Lebensmut verringern, die Zuversicht und den Glauben schwächen.

Wer in der Schlacht des Lebens gegen große Widerstände zu kämpfen hat, kann durch kleine Aufmerksamkeiten gestärkt und ermutigt werden. Diese Dinge kosten nur ein wenig Überlegung. Der starke, stützende Griff einer Hand, die ihnen ein echter Freund entgegenstreckt, ist ihnen kostbarer als Silber und Gold. Freundliche Worte werden wie das Lächeln eines Engels empfunden. The Ministry of Healing 158.

Nicht angreifen, sondern etwas Besseres anbieten

Es bringt wenig, wenn wir andere zur Veränderung motivieren wollen, indem wir das angreifen, was wir für eine schlechte Angewohnheit halten. Das schadet oft mehr als es nützt.

Als Jesus mit der Samariterin sprach, setzte er den Jakobsbrunnen nicht herab, sondern bot ihr etwas Besseres an. "Wenn du wüßtest, was Gott schenken will und wer dich jetzt um Wasser bittet, dann hättest du ihn um Wasser gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben." Johannes 4,10 (GN).

Er lenkte das Gespräch auf den Schatz, den er zu geben hatte. Er bot der Frau etwas Wertvolleres an, als sie besaß, nämlich lebendiges Wasser -- die Freude und Hoffnung des Evangeliums. Dieses Gespräch macht uns deutlich, wie wir vorgehen sollten. Wir müssen den Menschen etwas Besseres anbieten als sie haben, nämlich den Frieden Christi, der über unsere intellektuellen Fähigkeiten weit hinausreicht.

Wir müssen ihnen vom heiligen Gesetz Gottes erzählen, das seinen Charakter umschreibt und das Ziel schildert, zu dem er die Menschen gerne führen möchte.

Zeigt ihnen, daß die unvergängliche Herrlichkeit des Himmels den flüchtigen Freuden und Vergnügungen der Welt unendlich überlegen ist. Erzählt ihnen von der Freiheit und der Ruhe, die man im Heiland finden kann. "Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm schenke, wird niemals mehr Durst haben", sagte Jesus. Johannes 4,14 (GN).

Weist sie auf Jesus hin: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" Johannes 1,29. Er allein kann den Hunger des Herzens stillen und der Seele Frieden schenken.

Selbstlos, freundlich, höflich sein

Wenn wir andere zur Lebensänderung motivieren wollen, dann sollten wir selbstloser, freundlicher und höflicher sein als alle anderen. In unserem Leben sollte sich echte Güte durch uneigennütziges Handeln zeigen. Wer aber unhöflich ist, auf die Unwissenheit oder den Eigensinn anderer ungeduldig reagiert, wer unbedacht oder gedankenlos daherredet, schlägt sich selbst die Tür zu und erreicht den anderen möglicherweise nie mehr.

Wie der Tau und der sanfte Regen auf die ausgedörrten Pflanzen fallen, so sollen freundliche Worte fallen, wenn wir Menschen von ihrem Irrweg abbringen und gewinnen wollen. Gottes Plan sieht vor, daß wir zuerst ihr Herz gewinnen. Wir sollen ihnen liebevoll von der Wahrheit erzählen und darauf vertrauen, daß Gott ihr die nötige Kraft verleiht, damit andere ihr Leben ändern. Der Heilige Geist wird das Wort, das in Liebe gesprochen wurde, dem Menschen nahe bringen, so daß er es auf sich persönlich bezieht.

Von Natur aus sind wir selbstsüchtig und voreingenommen. Doch wenn wir lernen, was Christus uns gerne lehren möchte, bekommen wir Anteil an seinem Wesen und leben fortan sein Leben. Das wunderbare Beispiel Christi, die unvergleichliche Freundlichkeit, mit der er sich in die Empfindungen anderer hineinversetzte, mit den Weinenden weinte und mit den Fröhlichen froh war, muß einen tiefen Einfluß auf all seine aufrichtigen Nachfolger ausüben und ihren Charakter prägen. Durch freundliche Worte und Taten werden sie den Müden und Entmutigten den Weg ebnen. The Ministry of Healing 156-158.

Die verlorene Münze ist immer noch wertvoll

Die verlorene Münze, von der der Heiland im Gleichnis erzählte, lag beim Abfall auf dem schmutzigen Boden, doch sie war immer noch ein Stück Silber. Ihr Eigentümer suchte nach ihr, weil sie wertvoll war. So ist auch jeder Mensch in den Augen Gottes kostbar, auch wenn er durch Sünde heruntergekommen ist. Wie die Münze das Bild und die Inschrift der Regierung trug, so trug der Mensch bei der Schöpfung das Bild und den Stempel Gottes. Obwohl diese Inschrift durch den Einfluß der Sünde verwischt und verzerrt worden ist, sind Spuren davon in jedem Menschen verblieben. Gott möchte, daß sich die Seele wieder erholt und durch Rechtfertigung und Heiligung wieder zu seinem Ebenbild wird.

Wie selten identifizieren wir uns mit Christus in dem, was uns eigentlich am stärksten mit ihm verbinden sollte -- im Mitgefühl mit Menschen, die heruntergekommen und schuldig geworden sind, die leiden oder in ihren Sünden und Vergehen völlig abgestumpft sind! Die Unmenschlichkeit im Umgang mit anderen ist unsere größte Sünde. Viele meinen, sie seien ein Beispiel für die Gerechtigkeit Gottes, obwohl sie total versäumen, seine Freundlichkeit und seine große Liebe auszuleben.

Oft stehen die Menschen, denen sie mit unerbittlicher Strenge begegnen, unter einem großen Streß, weil sie schweren Versuchungen ausgesetzt sind. Satan kämpft um diese Menschen; harte und erbarmungslose Worte entmutigen sie, so daß sie schließlich der Macht des Versuchers zum Opfer fallen. The Ministry of Healing 163.

Verirrte Schafe sollten nicht getadelt werden

Das Gleichnis vom verirrten Schaf zeigt in einem beeindruckenden Bild, wie sehr der Heiland auch die Menschen liebt, die vom rechten Weg abgekommen sind. Der Hirte läßt 99 Schafe im sicheren Pferch zurück, während er geht, um das eine verlorene, verirrte Schaf zu suchen. Wenn er es gefunden hat, trägt er es auf seiner Schulter nach Hause und freut sich, daß er es wiedergefunden hat.

Er suchte nicht nach seinen Fehlern und er sagte auch nicht: "Laßt es doch laufen, wenn es unbedingt will." Er ging hinaus in die Kälte und den Sturm, um das eine verlorene Schaf zu retten. Und er gab nicht auf, bis er mit seiner einsamen Suche Erfolg hatte.

Genauso sollen wir Menschen behandeln, die sich verlaufen und verirrt haben. Wir sollten bereit sein, auf unsere Bequemlichkeit zu verzichten, wenn ein Mensch, für den Christus gestorben ist, sich in Gefahr befindet. Jesus sagte: "Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen." Lukas 15,7.

So wie sich im Gleichnis die Freude über das wiedergefundene Schaf deutlich zeigte, so werden echte Diener Christi auch ihre große Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, wenn ein Mensch vom Tod errettet wird. Manuskript 1, 1878.

Christus zeigt uns, wie es geht

Wir sind dazu aufgerufen, nicht nur mit unserer menschlichen Kraft zu arbeiten, sondern mit der Kraft, die in Jesus Christus ist. Der Eine, der herabstieg, um die menschliche Natur auf sich zu nehmen, wird uns auch zeigen, wie man erfolgreich kämpft.

Christus hat sein Werk in unsere Hände gelegt, und wir sollen Gott Tag und Nacht darum bitten, daß er uns mit dieser unsichtbaren Kraft ausrüstet. Wenn wir uns dabei mit der Hilfe Jesu fest an Gott halten, werden wir den Sieg erringen. Testimonies for the Church VI, 111.

Dankbarkeit der Erlösten

Den Wert einer geretteten Seele können wir mit unserer begrenzten Denkfähigkeit kaum ermessen. Wie dankbar werden die erlösten, geheiligten Menschen an jene denken, die die Werkzeuge ihrer Rettung waren!

Keiner von uns wird dann seine aufopfernden Bemühungen bedauern oder seine ausdauernde Arbeit, seine Geduld, seine Barmherzigkeit und seinen intensiven Einsatz für diese Menschen bereuen, die verloren gewesen wären, wenn er seine Pflicht vernachlässigt und versäumt hätte, ihnen Gutes zu tun. Manuskript 1, 1878.

Schutzschild für die Mitarbeiter

Die Versuchungen, denen wir täglich ausgesetzt sind, machen das Gebet zu einer Lebensnotwendigkeit. Jeder Weg ist von Gefahren gesäumt. Wer versucht, andere vor Verderben und Ruin zu retten, ist diesen Versuchungen besonders stark ausgesetzt.

Wer ständig im Kontakt mit dem Bösen ist, braucht einen festen Halt in Gott, damit er nicht selbst verdorben wird. Es sind nur wenige Schritte, die den Menschen von einem festen, geheiligten Boden in die Tiefe führen. In einem einzigen Augenblick können Entscheidungen gefällt werden, die das ewige Schicksal bestimmen.

Ein Sieg, der nicht errungen wurde, ein einziges Versagen läßt die Seele ohne Schutz zurück. Eine schlechte Gewohnheit, der man nicht fest widersteht, kann sich in stählerne Ketten verwandeln, die den ganzen Menschen binden.

Der Grund dafür, daß so viele in der Versuchung sich selbst überlassen bleiben, besteht darin, daß sie den Herrn nicht ständig vor Augen haben. Wenn wir die Verbindung zu Gott abreißen lassen, dann haben wir keinen Schutz mehr. Unsere guten Vorsätze und unsere edlen Absichten allein werden uns nicht dazu befähigen, dem Bösen zu widerstehen. Wir müssen Männer und Frauen des Gebets sein.

Wenn wir beten, dann sollte das niemals allgemein und gleichgültig geschehen, auch nicht nur dann, wenn es uns gerade einmal paßt und wir etwas brauchen, sondern ernst, ausdauernd und beständig. Es ist nicht immer nötig, sich zum Beten niederzuknien. Gewöhnt euch an, immer mit dem Heiland zu sprechen, ob ihr allein seid, ob unterwegs oder mitten in eurer täglichen Arbeit. Laßt euer Herz beständig im stillen Gebet Gott um Hilfe bitten, um Licht und Kraft und um Erkenntnis. Jeder Atemzug soll ein Gebet sein.

Schutz für alle, die auf Gott vertrauen

Als Gottes Mitarbeiter müssen wir die Menschen dort erreichen, wo sie sind, mitten in ihrer Dunkelheit, versunken in ihren Lastern und von Verdorbenheit beschmutzt. Aber wenn wir unsere Gedanken fest auf Gott richten, der unsere Sonne und unser Schutzschild ist, kann uns das Böse, das uns umgibt, in keiner Weise beflecken.

Wir werden in unserer Arbeit an Menschen, die kurz vor dem Verderben stehen, nicht scheitern, wenn wir auf Gott vertrauen. Mit Christus im Herzen und Christus in unserem ganzen Leben sind wir sicher und geschützt. Seine Gegenwart wird die Seele mit Abscheu vor allem Bösen erfüllen. Unser Geist kann so mit ihm eins werden, daß wir seine Gedanken denken und seine Zielen verfolgen. The Ministry of Healing 509-511.