Das Sabbatschulwerk

Kapitel 1

Das Wirkungsfeld der Sabbatschule

[AUDIO]

Unsre Sabbatschulen sind regelrechte Bibelkreise. Es ist eine heilige Betätigung, Unterricht in der göttlichen Wahrheit zu erteilen. Die Möglichkeiten, die die Sabbatschule in dieser Hinsicht bietet, sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft worden. Richtig geleitet, kann sie große Macht entfalten und ein beachtliches Werk vollbringen. Aber noch ist sie nicht, was sie sein kann und werden muß. Ihr Einfluß soll die Gemeinde aufbauen und mehren; sie darf keinen Bestrebungen dienen, die ihrem Wohl abträglich sind. Welch herrliches Missionsfeld ist doch die Sabbatschule! Die hier und da erkenntlichen Fortschritte zeigen die Richtung an, in der wir uns erfolgreich weiterbemühen können.

Dadurch daß heute die Heilige Schrift im Brennpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit steht, kommt der Sabbatschule erhöhte Bedeutung zu. An die Sabbatschullehrer müssen somit besondere Anforderungen gestellt werden, sowohl hinsichtlich ihrer Schriftkenntnis und des Vermögens, das Wort der Wahrheit recht zu teilen, als auch hinsichtlich ihres Lebens.

Die Bibel liegt nicht mehr an Ketten. Sie kann den Menschen ins Haus gebracht und ihre Wahrheit jedem zur persönlichen Entscheidung vorgetragen werden. Viele von ihnen werden gleich den edlen Beröanern täglich in der Schrift forschen, wenn ihnen die Wahrheit nahegebracht wird; denn sie wollen sich selbst davon überzeugen, ob sich alles so verhält. Christus sagte: "Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeuget." Der Erlöser der Welt fordert die Menschen auf, nicht nur in der Schrift zu lesen, sondern sie auch zu durchforschen. Uns ist wahrlich eine große und wichtige Aufgabe übertragen worden, deren Durchführung jedem einzelnen reichen Segen vermitteln wird. Christus wird pflichttreue Befolgung der aus dem Wort erkannten Wahrheit mit besonderen Zeichen seiner Huld krönen.

Tiefe Erkenntnis als Lohn ernsten Suchens

Dem Wahrheitssucher, der die Bibel aufschlägt, mit Ehrfurcht in ihr liest und den ernsten Wunsch hat, den Willen Gottes zu erfahren, wird Licht und Gnade zuteil, und er wird die Wunder des göttlichen Gesetzes erkennen. Der aufrichtig Suchende wird das Gesetz Gottes nicht als ein schweres Joch, sondern als Ausdruck der Liebe dessen betrachten, der alles weiß und der uns versteht. Gerne wird er seine Forderungen erfüllen. Lange vernachlässigte und nicht gewürdigte Wahrheiten werden ihm durch den Geist Gottes klar, wohlbekannte Schriftstellen erscheinen ihm in neuem Licht. Der Geist der Wahrheit beleuchtet jedes Blatt seiner Bibel; sie ist ihm kein versiegeltes Buch mehr. Die köstlichsten Wahrheiten liegen offen zutage. Mit Staunen vernimmt der Leser lebendige Botschaften, sein Gewissen wird aufgerüttelt und mahnt ihn zur Tat.

Unmündige Kinder, junge Leute und reife Menschen werden fähig, Geheimnisse zu erfassen, die Klugen und Weltweisen verborgen bleiben. Die wuchtigen Wahrheiten des Gotteswortes gelten besonders denen, die demütig und willens sind, zu den Füßen des göttlichen Lehrers zu lernen. Jesus freute sich dieser Tatsache im Geist und sagte: "Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir."

Wir dürfen nicht zulassen, daß engherzige Gedanken unsre Arbeit beeinträchtigen und behindern. "Unser Feld ist die Welt!" Die Wahrheit ist auf jedem Blatt des Wortes Gottes offenbar und klar. Wer jedoch nichts zu bedürfen glaubt, dem verdunkelt der Feind den Verstand, so daß er die klarsten und einfachsten Bibelworte nicht mehr versteht. Wir wollen unsern Kindern die Wahrheit nahebringen. Die göttliche Offenbarung sei ihr Schutz und Trutz. Sie müssen imstande sein, von der Schriftwahrheit zu zeugen. Des Predigers Lippen müssen mit der Kohle vom himmlischen Altar berührt sein. Dann kann er Lebensworte sprechen, die in Herz und Seele derer brennen, die mit Weltweisheit erfüllt sind, aber die Weisheit Gottes nicht zu begreifen vermögen.

Die Frage: "Was ist Wahrheit?" muß uns eine Herzensfrage sein. Entspricht unsre Haltung den göttlichen Forderungen, dann gelangen wir von einer Klarheit zur andern. Für Streiter Christi gibt es weder Stillstand, Gleichgültigkeit noch Tatenlosigkeit, sondern nur Fortschritt. Die Vorsehung Gottes verknüpft den Fortschritt mit der Erfüllung seines Willens. Wenn doch Eltern und Lehrer den Kindern recht klarzumachen verstünden, daß der Herr sie in diesem Leben prüft, um zu erweisen, ob sie ihm in Ehrfurcht und Liebe Gehorsam zu zollen bereit sind. Wer Christus schon in diesem Leben nicht gehorcht, würde es auch auf der neuen Erde nicht tun können. Der Herr will sie zu Bewohnern der ewigen Heimstätten vorbilden, die Jesus allen bereithält, die ihn lieben.

Was gelehrt werden soll

Der Unterricht in der Sabbatschule darf nicht trocken und geistlos sein. Jeder muß den tiefen Eindruck haben, daß allein die Bibel Richtschnur unsres Glaubens ist. Was Menschen sagen oder tun, kann für unsre Lehre und unser Leben nicht maßgebend sein. Die Jugend muß vor allen Dingen gelehrt werden, frei von Eigensucht und Heuchelei zu werden. Man zeige ihr, daß Christus starb, Sünder zu erretten, und daß wir für solche, die nicht unsres Glaubens sind, mit viel Geduld und Nachsicht zu arbeiten haben. Denn bei Gott sind solche Menschen wertgeachtet. Wir dürfen niemand geringschätzen. Pharisäertum und Selbstgerechtigkeit haben keine Daseinsberechtigung in unserm Leben.

Zuweilen kommen wir mit guten Christen in Berührung, die zwar andre Glaubensanschauungen haben als wir, aber nach dem Maß ihrer Erkenntnis leben. Sie stehen bei Gott in größerem Ansehen als solche, die mehr Erkenntnis besitzen, deren Leben aber nicht ihrem Wissen um Glaubensdinge entspricht. Die Jünger begegneten eines Tages einem Mann, der in Christi Namen wirkte. Johannes berichtete dem Herrn darüber und fügte hinzu: "Wir verboten's ihm, darum daß er uns nicht nachfolgt." Doch Jesus verwarf solche Gesinnung und stellte für seine Nachfolger den Grundsatz auf: "Wer nicht wider uns ist, der ist für uns." In Wort, Wandel und Gesinnung derer, die an Jesus glauben und von ihm lernen, wird sich d e r Weg, d i e Wahrheit und d a s Leben deutlich offenbaren. Von Eltern und Lehrern darf herzlichste Teilnahme und innigstes Mitgefühl für alle erwartet werden, die sich noch nicht zur Wahrheit bekennen. Weder durch Worte noch durch Taten darf irgendein Mensch verletzt werden; denn Christus hat ihn mit seinem Blute erkauft. Legen reife Menschen ein kaltes, barsches Wesen ohne Mitgefühl an den Tag, dann machen es die Kinder ebenso; sie werden sich innerlich nicht nach dem göttlichen Vorbild entwickeln. Wir müssen an unseren Jugendlichen geduldige Erziehungsarbeit leisten, damit sie einen Sinn dafür entwickeln, daß Gott sie zu seinen Boten bestimmt hat und daß sie als solche nicht selbstsüchtig, engherzig und unaufrichtig sein dürfen, sondern eine großherzige Gesinnung und edle Gefühle zu pflegen haben. Liebevolle Arbeit im Geiste Christi wird Seelen gewinnen und so dem Herrn kostbare Garben zuführen.

In unsern Reihen herrscht zu wenig Liebe. Das trifft sowohl auf die Gemeinde als auch auf die Sabbatschule zu. Helfer und Schüler haben sich ihr Ziel nicht hoch genug gesetzt. Ihr Denken und Trachten muß höher gerichtet sein. Sie müssen Höhenluft atmen. Unsre Sabbatschulen und Missionsschulen müssen uns eine Jugend schenken, die uns Botschafter Gottes stellt. Für unsre jungen Leute ist die beste Unterweisung und religiöse Erziehung gerade gut genug. Sie brauchen jene Kraft aus Gott, die sie im Verein mit den erworbenen Kenntnissen befähigt, schwierige und verantwortliche Stellungen einzunehmen. Das geistige und geistliche Leben muß ein ähnliches Wachstum aufweisen wie das des Körpers. Der junge Mensch muß den Trieb in sich haben, nicht nur geistig, sondern auch geistlich stark und zuverlässig zu werden.

Und doch verfügen nur wenige über diese Kraft, nicht etwa, weil sie sie nicht hätten erwerben können, sondern weil sie nicht entschieden und fleißig genug darum gerungen haben. Sie dürfen keine Gelegenheit ungenutzt lassen, sondern müssen achtsam werden, damit sie einmal Lasten und Verantwortungen von denen übernehmen können, die abgekämpft und müde sind. Die wichtigste Missionsaufgabe besteht in der Ausbildung von Sendboten, die allen Menschen die Heilsbotschaft predigen können.

Der Sabbatschulhelfer sei ein Vorbild in Glauben, Liebe, Lebensführung und Lehre. Er kleide sich einfach. Im Gegensatz zu allem Unechten und Künstlichen gebe er sich schlicht und natürlich. In seinen Schülern erwecke er die Liebe zu Gott, indem er ihnen nach und nach durch wiederholte Anregung und Wegweisung allmählich ein abgerundetes Bild der Wahrheit gibt, das in seiner Anziehungskraft und Schönheit vor ihren Augen ersteht. Er bete und arbeite, bis seine Schüler die Wahrheit herzlich lieben und die Liebe Gottes erworben haben, die alle Erkenntnis übertrifft.