Das Sabbatschulwerk

Kapitel 9

Dringt in das Wesen der Sache ein!

[AUDIO]

"Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und dir vertrauet ist, sintemal du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt."

Es gibt noch viele köstliche Wahrheiten, die dem Volke Gottes in dieser gefahrvollen und finsteren Zeit offenbart werden sollen. Satan hingegen verfolgt die Absicht, zu verhindern, daß das Licht der Wahrheit in die Herzen der Menschen gelangt. Trügen wir Verlangen nach dem Licht, das uns zugedacht ist, so würden wir das dadurch zum Ausdruck bringen, daß wir eifrig im Worte Gottes forschen. Köstliche Wahrheiten, die lange verborgen lagen, sollen in einem Licht erscheinen, daß wir ihren hehren Wert erkennen; denn Gott wird sein Wort verherrlichen und in einem Licht erscheinen lassen, wie wir es früher noch nicht wahrgenommen haben. Wer die Wahrheit zu lieben vorgibt, muß seine Kräfte anspannen, damit er die Tiefen des Wortes Gottes begreift, Gott verherrlicht und sein Volk gesegnet und erleuchtet werde. Demütigen Herzens, von der göttlichen Gnade bewegt, müssen wir uns ans Durchforschen der Schrift begeben. Wir müssen bereit sein, jeden göttlichen Lichtstrahl aufzufangen und auf heiligem Wege zu wandeln.

Forschst du in der Schrift, so unterfange dich nicht, ihre Aussagen deinen vorgefaßten Ansichten anzupassen, sondern sei ein Schüler, der die Grundgedanken des Glaubens Christi verstehen will. Du wirst nur dann erkennen, was Wahrheit ist, wenn dich heißes Verlangen und inbrünstiges Gebet zum Worte Gottes führen, wenn du denselben Geist offenbarst wie Nathanael, als er den Herrn ernstlich um Aufschluß über die Wahrheit bat. Jeder aufrichtige Wahrheitssucher wird wie Nathanael erleuchtet werden. Jesus sah ihn, als er unter dem Feigenbaum betete, und während er noch um Licht flehte, nahte sich ihm der Bote mit dem Ruf zur Quelle alles Lichts. "Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesum, Josephs Sohn von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth Gutes kommen?" Vorurteil und Unglauben kamen im Herzen Nathanaels auf. Philippus machte indessen nicht den Versuch, sie zu bekämpfen. Er sagte einfach: "Komm und sieh es! Jesus sah Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm: Siehe, ein rechter Israeliter, in welchem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich. Nathanael antwortete und spricht zu ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!"

Wie leicht wurde Nathanael überzeugt, und mit welcher Freude sah Jesus seinen aufrichtigen, arglosen Glauben. "Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; du wirst noch Größeres denn das sehen. Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn." Gott ehrt niemals Unglauben, spitzfindige Fragen und Zweifel. Spricht er, so heischt sein Wort Anerkennung und Befolgung in unserm täglichen Handeln. Schlägt das Herz des Menschen lebendig für Gott, so wird die Stimme von oben Gehör finden.

Vermeidet Wortstreit!

So notwendig auch gründliches Forschen im Worte Gottes ist, damit köstliche Wahrheiten entdeckt und ans Licht gebracht werden, müssen wir uns doch davor hüten, daß die Sabbatschulbetrachtungen zu streithaften Auseinandersetzungen werden. Kommen wir auf Dinge zu sprechen, über die man verschiedener Meinung sein kann, so muß die Gnade Christi bei allen bleiben, die das Wort Gottes zu verstehen suchen. Zum Erforschen der Wahrheit muß Freiheit gewährt werden, damit jeder selbst erkenne, was Wahrheit ist. Die Schüler müssen von Forschungseifer beseelt sein, und wer die nötige Urteilsreife besitzt, soll ermuntert werden, in neue Erkenntnis einzudringen und allem zur Aufnahme zu verhelfen, was Gott seinen Kindern schicken mag. Das Licht, das Gott seinem Volke senden will, wird nicht eher erscheinen, bis wir anfangen, eifrig im Worte der Wahrheit zu schürfen.

Die Welt ist voller Irrtümer und Verführungen. Darum ist es wichtig, daß sich sowohl Helfer als auch Schüler der Wahrheit gewiß sind. Wir müssen vor dem Worte Gottes Ehrfurcht haben und in seinem lebendigen Zeugnis Gottes Stimme erkennen. Dann wird sein Wille in unserm Wandel lebendige Wirklichkeit, und wir leben von jeglichem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt. Wer Gottes Willen tun will, wird erfahren, ob die in Frage stehende Lehre von Gott ist; denn keine Täuschung wird seinen Verstand umwölken. Alt und jung sind berufen, in seinem Wort sorgfältig zu suchen, um seine reichen Wahrheitsschätze zu entdecken. An Prediger und Gemeinden, Helfer und Schüler ergeht der Ruf: Forscht in der Bibel!

Aus der Heiligen Schrift wird uns herrliche Erleuchtung kommen. Niemand maße sich die Entscheidung darüber an, welche der lichtvollen Botschaften Gottes vor die Gemeinde gebracht werden soll, und dämpfe dadurch den Geist Gottes. Niemand hat das Recht, der Gemeinde irgendwelche Erkenntnis vorzuenthalten, ganz gleich, welche Stellung er in ihr einnimmt. Wird den Kindern Gottes im Namen Gottes eine Botschaft ausgerichtet, so darf niemand es unterlassen, ihre Forderungen zu erwägen. Niemand darf gleichgültig oder stolz beiseite stehen und sagen: "Ich weiß, was Wahrheit ist. Ich stehe richtig. Mein Standpunkt liegt fest, und ich habe nicht die Absicht, ihn auf irgendwelche Einflüsse hin zu wechseln. Ich mag die Botschaft dieses Sendlings nicht hören; denn ich weiß, daß es nicht die Wahrheit sein kann!" Infolge ähnlichen Verhaltens sind die großen Kirchen zum Teil im Finstern geblieben, und die himmlischen Botschaften hatten ihnen nichts zu sagen.

Entwickelt euch zu Lehrern!

Gott ruft alle auf, die verantwortliche Stellungen im Sabbatschulwerk einnehmen, jegliche Selbstsucht, alles Selbstvertrauen und allen Meinungsstolz abzulegen. Erreicht euch eine Botschaft, die ihr zunächst nicht versteht, so gebt euch doch Mühe, die Gründe des Sendboten anzuhören. Dann vergleicht die Schriftstellen miteinander, um festzustellen, ob er sich auf das Wort Gottes berufen kann. Denkt ihr, daß sich die Behauptungen nicht auf Gottes Wort gründen und eure Einstellung keiner Berichtigung bedarf, so bringt eure Gründe vor; denn eure Überzeugung wird nicht erschüttert, wenn sie sich mit irrigen Ansichten mißt. Es zeugt nicht von Tugend oder Mannhaftigkeit, ständig einen versteckten Kampf zu führen. Warum die Augen und Ohren vor der Wahrheit verschließen, das Herz mit Torheit und Unglauben verhärten, nur um sich nicht demütigen und nicht anerkennen zu müssen, daß sich die eigene Erleuchtung lediglich auf wenige Einzelwahrheiten erstreckt? Wer die Erforschung der Wahrheit scheut, kommt nicht der Anweisung des Heilandes nach: "Suchet in der Schrift." Heißt das nach verborgenen Schätzen graben, wenn ihr eines andern Arbeitsertrag als minderwertig bezeichnet und euch in keiner Weise ernstlich mit der Frage abgebt, ob in dem von euch verworfenen Gedankengut vielleicht doch köstliche Wahrheitsschätze enthalten sind? Wird es noch dazu kommen, daß diejenigen, die in jeder Hinsicht zu lernen haben, von allen Versammlungen fernbleiben, wo Gelegenheit ist, die an die Gemeinde gerichteten Botschaften zu beleuchten? Und das nur, weil sie daran Anstoß nehmen, daß die von den Helfern behaupteten Ansichten nicht mit dem übereinstimmen, was sie für Wahrheit halten? Genau so haben es die Juden in den Tagen Christi gemacht, und wir werden gewarnt, es ihnen nachzutun und dahin zu kommen, die Finsternis mehr zu lieben als das Licht. Die Ursache solchen Verhaltens war ihr ungläubiges Herz, das sich vom lebendigen Gott mehr und mehr entfernte. Keiner von denen, die meinen, sie wüßten alles, ist zu alt oder zu klug, von den geringsten Boten des lebendigen Gottes zu lernen.

Forschen unter Gebet

Wir sollten beim Studium der Bibel alle unsere Geisteskräfte anwenden und den Verstand anstrengen, die tiefen Dinge Gottes, soweit dies Sterblichen möglich ist, zu erfassen; doch dürfen wir nicht vergessen, daß die Lenksamkeit und Unterwerfung eines Kindes der richtige Geist zum Lernen ist. Biblische Schwierigkeiten können nie auf dieselbe Weise überwunden werden, welche in der Ergründung philosophischer Fragen Anwendung findet. Wir dürfen uns nicht mit jenem Selbstvertrauen an das Studium der Bibel machen, mit dem so viele das Gebiet der Wissenschaft betreten, sondern mit einem andächtigen Vertrauen auf Gott und einem aufrichtigen Verlangen, seinen Willen zu erkennen. Wir müssen mit einem demütigen und gelehrigen Geist kommen, um Erkenntnis von dem großen I c h b i n zu erlangen; sonst werden böse Engel unsern Verstand so verblenden und unsre Herzen so verhärten, daß die Wahrheit ohne Eindruck auf uns bleibt.

Mancher Teil der Heiligen Schrift, den gelehrte Männer als ein Geheimnis hinstellen oder als unwichtig übergehen, ist voller Trost und Unterweisung für den, der in der Schule Christi gelehrt worden ist. Ein Grund dafür, daß viele Theologen kein klareres Verständnis des Wortes Gottes haben, ist darin zu finden, daß sie vor den Wahrheiten, die sie nicht ausleben wollen, die Augen verschließen. Ein Verständnis der Bibelwahrheiten hängt nicht so sehr von dem angestrengten Begriffsvermögen ab, als von der Aufrichtigkeit der Absicht, dem ernsten Verlangen nach Gerechtigkeit.

Nie sollte die Bibel ohne Gebet studiert werden. Der Heilige Geist kann uns die Wahrheit der leichtverständlichen Teile einprägen und uns von der Mißdeutung schwerverständlicher Wahrheiten abhalten. Durch das Werk himmlischer Engel werden die Herzen zubereitet, Gottes Wort so zu verstehen, daß wir von dessen Schönheit entzückt, durch seine Warnungen ermahnt oder durch die Verheißungen ermutigt und gestärkt werden. Wir sollten des Psalmisten Bitte: "Öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetz", zu unsrer eigenen machen. Die Versuchungen erscheinen oft unwiderstehlich, weil sich der Versuchte wegen der Vernachlässigung des Gebets und des Studiums der Bibel nicht gleich der Verheißungen Gottes zu erinnern und Satan mit den biblischen Waffen entgegenzutreten vermag. Engel lagern sich um die her, die willig sind, sich in göttlichen Dingen belehren zu lassen, und werden sie in der Zeit großer Not gerade an die Wahrheiten erinnern, deren sie bedürfen.